Terrorismus und Medien

Terroristen brauchen Öffentlichkeit. Im stillen Kämmerlein Touristen, Journalisten, „Ungläubige“ zu enthaupten oder zu erschießen, bringt kaum den gewünschten Effekt, der da lautet: weltweit Angst und Schrecken zu verbreiten, um die eigene Macht zu vergrößern und weitere Anhänger zu gewinnen. Ohne Berichterstattung kein – falscher – Ruhm, ohne ständige Liveticker zu jedem neuen Attentat wäre zumindest weniger Stilisierung zu „Helden“ innerhalb der Terroristen-Szene möglich. Je mehr Berichterstattung über terroristische Anschläge stattfindet, desto mächtiger werden die Täter und Strippenzieher. Meinen sie.

„Die Qualität der medialen Behandlung eines Terroranschlags ist wesentlich. Es geht darum, zu informieren – ohne zu verherrlichen. Die Glorifizierung und die Terrorisierung sind die beiden Ziele des Attentäters.“ Das ist der Inhalt einer medialen Diskussion in Frankreich.

Die Zeitungen wollen keine Bilder von Attentätern mehr veröffentlichen. Aber heutzutage gibt es die sozialen Netzwerke. Der 25-jährige Kleinkriminelle, der im April westlich von Paris in Magnanville ein Polizistenpaar erstach, filmte sich bei der Geiselnahme minutenlang selbst, um das Video via Facebook gleich in Umlauf zu bringen. Auch vom Attentäter von Nizza, der 84 Menschen zu Tode gefahren hatte, zirkulierten bald Selfies von einer Probefahrt mit dem Lastwagen. Brauchen die Terroristen die Massenmedien noch? Selbst wenn diese sich also darauf einigen würden, überhaupt nicht mehr über Anschläge zu berichten, oder aber nur noch in kleineren Meldungen, so wie es etwa bei Selbstmorden der Fall ist, um keine Nachahmer zu inspirieren: Der Terror hat längst andere Wege gefunden, sich zu verbreiten.

Wenn nach einem erfolgten Mord gesagt wird, wer der Täter war, wie seine Geschichte lautete und wie er aussah, dann gibt man dem Verbrechen eine Resonanz. Macht man sich dadurch zum objektiven Verbündeten von IS? Soll man diese Individuen in den Schatten und das Nichts verweisen, wie vorgeschlagen wird?

Seit dem jüngsten Mord an einem Priester in der Normandie hat sich die Berichterstattung in Frankreich erstmals geändert. Nur wenige Medien zeigten eine Szene, in der die zwei Attentäter neben einer IS-Flagge ihre irren Bekennersprüche von sich geben. Werden in Zukunft weniger Bilder veröffentlicht werden?  Manche wollen sogar auf die Nennung der Namen der Täter verzichten.

Die Welt besteht aber nicht nur aus Terroristen, und Medien sind nicht immer automatisch Handlanger von irgendwem, nur weil sie berichten. Mediennutzer möchten Bescheid wissen. Auch damit es kein so genanntes Herrschaftswissen gibt – in einem Krieg, der von Deutungshoheiten lebt. Die Medien sind angehalten, über Terror zu informieren. In welchem Ausmaß und Umfang, in welcher Form das geschieht, ist eine andere Frage.

Aber nach jedem neuen Terrorakt, vor allem den spektakulären und denen im eigenen oder Nachbarland, schnellen die Klickzahlen der Online-Nachrichtenseiten in die Höhe, und auch die Printmedien steigern in den darauffolgenden Tagen ihre Absatzzahlen. Auch das Fernsehen begegnet dem gesteigerten Zuschauerinteresse regelmäßig mit Sondersendungen. Das belegt auf der einen Seite das gesteigerte Informationsbedürfnis zum Zeitpunkt solcher Anschläge und den Wunsch nach Einordnung sowie Hintergrundinformationen.

Auf der anderen Seite zeigt es aber auch, dass die Medien sich durchaus darüber bewusst sind, dass schockierende Taten immer wieder eine Faszination des Bösen hervorrufen, die mit einer ausufernden Berichterstattung bedient werden kann. Und es gibt Trittbrettfahrer!

Nicht nur das Publikum, auch Wissenschaftler kritisieren regelmäßig Medien für ihre Berichterstattung zum Thema Terrorismus.  Die einen meinen, Berichterstattung sei unverzichtbar für eine Demokratie – der Gefallen, den die Medien den Terroristen tun würden, fange da an, wo über die Nachricht hinaus das menschliche Leid der Opfer thematisiert würde. Andere kritisieren genau andersrum eine zu breite nachrichtliche Berichterstattung und fordern, anstelle über Taten und Täter fast nur noch über die Opfer und die politischen Hintergründe zu berichten.

Dass allerdings über Terrorismus gar nicht mehr berichtet werden sollte, ist eine naive Forderung. Sie steht der Freiheit der Presse, dem Informationsbedarf und -recht der Bürger, dem Wettbewerb unter den Medien und dem Zeitgeschehen entgegen.

Im Übrigen müssen wir uns immer bewusst machen, dass eine Angst schürende Darstellung in der Öffentlichkeit genau das Ziel ist, das Terroristen verfolgen. Vor diesen Karren perfider Stimmungsmache dürfen sich Medien nicht spannen lassen.

Terroranschläge in europäischen oder westlichen Metropolen können ungleich mehr mediale Aufmerksamkeit erzeugen, als vergleichbare Anschläge im Irak, in Afghanistan oder einem afrikanischen Staat. Selbst die Terroranschläge von Ankara und Istanbul verursachen in der westlichen Welt nicht annähernd das mediale Echo, wie die Anschläge in Brüssel oder Paris.

Journalisten und Medien müssen sich mit der Frage auseinandersetzen, ob und inwieweit ihre Berichterstattung geeignet ist, den Terrorismus noch zu befeuern. Darüber hinaus besteht die journalistische Verantwortung auch darin, Fakten einzuordnen und nicht nur Ängste zu schüren. Denn wie Angela Merkel sagt: Angst darf nicht unser Ratgeber sein!

Terrorismus und Medien

Über Gegenstrategien zum Terror Nachzudenken als Ersatz von Pokémon-Go?

Ist es Ihnen auch schon aufgefallen? Es dauert manchmal ein Weilchen, bis der sogenannte Islamische Staat die Verantwortung für die Terrorangriffe in Europa (Afghanistan, Irak, USA etc.) übernimmt? Kann das daher kommen, dass auch dort erst analysiert wird, ob diese Attacke vom sogenannten Islamischen Staat kommen könnte. Und erst wenn diese Analyse positiv verlaufen ist, wird die „Verantwortung“ dafür übernommen. Meist sind die Attentäter/Amokläufer tot und können sich dieser Vereinnahmung nicht entziehen. Eine billige, aber letztlich sehr effektive Methode. Natürlich gibt es auch solche Attentate, die vom IS „beauftragt“ wurden, da kommt dann die Bestätigung wesentlich prompter.

Schon 2013 hatte Scheich Abu Mohammed al-Adnani, der Sprecher der Terrormiliz IS, mit einer auf Englisch, Französisch und Hebräisch übersetzten Botschaft zu Anschlägen aufgerufen: „Töte einen ungläubigen Amerikaner oder Europäer, speziell die dreckigen Franzosen, oder einen Australier, oder einen Kanadier. Töte ihn, egal auf welche Art und Weise. Du brauchst niemanden um Rat oder Urteil zu fragen. Töte den Ungläubigen, egal, ob er Zivilist oder Soldat ist. Wenn Du dir keine Bombe oder Patrone beschaffen kannst, dann schlag ihm mit einem Stein den Schädel ein, oder erstich ihn mit einem Messer, oder überfahre ihn mit deinem Auto, oder stürze ihn irgendwo hinunter, oder erwürge ihn, oder vergifte ihn.“

Denn dem eigentlichen Staat, dem Kalifat, geht es nicht so gut, er hat auch heuer wieder an Territorium verloren. Z.B. Falludscha: Die Ende Mai gestartete Offensive auf die Hochburg der islamistischen Terrormiliz wurde von Luftangriffen der westlichen Koalitionstruppen unter US-Führung unterstützt. Die Offensive hat nach UN-Angaben mehr als 85.000 Menschen aus Falludscha und dem Umland in die Flucht getrieben. Eine große Zahl erschöpfter Flüchtlinge muss bei hohen Temperaturen in der Wüste zu versorgt werden, es fehlen dafür Geld, Wasser, Zelte und Medikamente. Es war nicht ganz einfach gewesen, den IS zu vertreiben, aber letztlich ist es gelungen; die Stadt ist nun vom IS befreit. Die Offensive gegen Falludscha hat jedoch die Spannungen zwischen Schiiten und Sunniten verschärft. An den Kämpfen im sunnitischen Kernland des Iraks sind auch mehrere berüchtigte schiitische Milizen beteiligt. Sunnitische Politiker und Menschenrechtler werfen ihnen Vergeltungsakte gegen Sunniten im Umland von Falludscha vor. Viele Sunniten im Irak sehen sich von der schiitischen Mehrheit diskriminiert, was als wichtige Ursache für die Stärke des IS gilt.

Auch im Nachbarland Syrien steht das von der Terrormiliz ausgerufene Kalifat unter Druck. Im Norden des Landes rückten kurdische Truppen mithilfe von Luftangriffen der US-geführten internationalen Koalition tiefer in die Stadt Manbidsch vor, wie das Militärbündnis mitteilte. Die Stadt nahe der türkischen Grenze wird seit 2014 von den Dschihadisten beherrscht und liegt an einer wichtigen Versorgungsroute des IS aus dem Nachbarland.

Manche spekulieren, dass der IS das gesamte Territorium in Syrien und im Irak verlieren könnte, das wäre aber sicher nicht das Ende des „Islamischen Staates“. Das heißt, dass man für das Überleben die Strategie ändern muss. Und ein Netzwerk ist dafür die ideale Organisationsform. Und so könnte der IS in „Ablegerstaaten“, wie z.B. Libyen, Nigeria weiterleben, aber auch nur durch seine Mitglieder weltweit, die weiterhin Terrorangriffe durchführen könnten.

Nicht nur militärisch ist der IS auf dem Rückzug, er hat auch das „tolerante Verhalten“ der Türkei verloren, die willigen Kämpfer aus Europa sind ihrer Wege beraubt und können (oder wollen nicht mehr) kommen. Bis zur Regierungsübernahme der islamisch-konservativen AKP im Jahr 2002 war die Türkei ein laizistischer Staat, oft nationalistisch, halbwegs demokratisch. Das hat den konservativen Muslimen in der Türkei wie in anderen Ländern nicht gefallen. Aber seitdem die AKP regiert, gibt es Bemühungen, die Türkei von innen zu islamisieren. Die heutige Türkei geht auf den Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk zurück, und damals, in den Zwanzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts, wurde das Kalifat abgeschafft und eine laizistischen Republik ausgerufen. Das galt jahrzehntelang als Ursünde, weshalb die Türkei unter radikalen Muslimen als Feind galt. Jedenfalls trauern die Islamisten dem untergangenen Kalifat nach und wollen es restaurieren. Den ersten Schritt dazu hat der IS in den Nachbarländern getan. Es zu erweitern auf die Türkei, führt zwangsläufig zum Konflikt. Vermutlich wird es künftig auch mehr Anschläge in der Türkei geben.

2014 ließ der NATO-Mitgliedsstaat Türkei lange Zeit dschihadistische Gruppen gewähren, möglicherweise um Baschar al-Assad zu schwächen. Die Türkei galt als wichtigstes Transitland für Angehörige des IS. Die Staatsspitze bezeichnete den IS zwar als „reaktionär“, vermied aber die direkte Verurteilung seiner Taten als Terrorismus. In türkischen Krankenhäusern wie dem städtischen Krankenhaus in der türkisch-syrischen Grenzstadt Kilis sollen radikalislamische Syrienkämpfer, bis zur Rückkehr ins Kriegsgebiet medizinisch behandelt worden sein, ohne festgenommen worden zu sein. Auch Waffen sollen durch die Türkei geliefert worden sein. Angeblich nahmen 60 % der IS-Kämpfer die Route ins Krisengebiet über die Türkei, welche eine knapp 1.000 km lange Grenze zu Syrien und dem Irak hat.

Durch diese „Lage“ im Nahen Osten bleibt Europa bedroht, sei es durch „angeordnete“ Terroranschläge, sei es durch Taten der so genannten „einsamen Wölfe“. Es wäre sinnvoll, Gegenstrategien in die Wege zu leiten, auf allen Ebenen. Darüber nachzudenken, wäre vielleicht ein Ersatz für das Pokemon-Go-Spielen?

Über Gegenstrategien zum Terror Nachzudenken als Ersatz von Pokémon-Go?

Wie beginnt ein Krieg?

Der spanische Bürgerkrieg, Ausgangslage

Bei all den blutigen Ereignissen in Deutschland und Frankreich werden fast die „runden Jahrestage“ vergessen. Dabei könnten Informationen darüber vielleicht auch bei der heutigen Situation helfen.

Fakten: Im Juli 1936 begann der Spanische Bürgerkrieg. Er wurde von Juli 1936 bis  April 1939 zwischen der demokratisch gewählten Volksfrontregierung der Zweiten Spanischen Republik und den rechtsgerichteten Putschisten unter General Francisco Franco ausgetragen. Er endete mit dem Sieg der Anhänger Francos und der bis zum Tode Francos 1975 anhaltenden Diktatur in Spanien.

Ursachen: für den Ausbruch des Krieges sind in den extremen sozialpolitischen und kulturellen Verwerfungen in der spanischen Gesellschaft sowie in regionalen Autonomiebestrebungen zu finden, etwa im Baskenland und in Katalonien. Spanien erlitt seit Mitte des 19. Jahrhunderts zahlreiche gewalttätige Konflikte, die ungelöst blieben. Den wenigen Anhängern der Zweiten Spanischen Republik war es weder gelungen, die gravierenden sozialen Missstände zu beheben, noch den Verfechtern einer autoritären Staatsordnung etwas entgegenzusetzen.

Wenn man das so überlegt: sozialpolitische und kulturelle Verwerfungen in der Gesellschaft haben wir auch heute in Europa, ebenso wie regionale Autonomiebestrebungen. Und Spanien ringt seit Monaten um eine Regierung!

Die Ausgangslage: Die traditionellen Eliten fürchteten eine Gefährdung ihrer Privilegien und ihres kulturellen Selbstverständnisses. Die laizistische  Orientierung der ersten Regierung und die von einem radikalen Antiklerikalismus  inspirierten Übergriffe gegen kirchliche Einrichtungen bestärkten sie in dieser Haltung. Sie wandten sich gegen sämtliche Reformen, die eine Verbesserung der allgemeinen Lebensumstände in Aussicht stellten. Rasch wandte sich daher die Arbeiterschaft gegen die Republik. Nachdem sich die sozialen Reformen als nicht durchsetzungsfähig erwiesen und 1934 die neue Rechtsregierung einen harten Kurs eingeschlagen hatte, sahen die organisierten Arbeiter in der neuen parlamentarischen  Staatsform nichts weiter als eine Fortsetzung der alten Politik der Unterdrückung.

1932 fand ein erster Militärputsch statt, der nur schlecht ausgeführt und durch einen anarchistischen Generalstreik vereitelt wurde. 1935 bildeten Sozialisten, Republikaner, liberale Katalanisten, der stalinistische Partido Comunista de Espana (PCE) und der linkskommunistische Partido Obrero de Unificacion Marxista (POUM) ein Volksfront-Bündnis: die Frente Popular. Unterstützt wurden sie von den baskischen Nationalisten und den Anarchisten, die diesmal keinen Wahlboykott formulierten. Dagegen stand die Frente Nacional aus CEDA (die katholizistische Sammlungsbewegung, die in Teilen mit dem europäischen Faschismus sympathisierte), Monarchisten, einer Grundbesitzer-Partei und den Karlisten (monarchistische Bewegung, favorisierte Thronprätendenten dem Haus Bourbon-Parma) aus. Dazwischen standen die Parteien der Mitte, die kaum mehr Bedeutung besaßen. Am 16. Februar 1936 gewann die Volksfront die Wahlen; auch die parlamentarische Opposition erkannte ihren Sieg an. Allerdings war der Sieg sehr knapp gewesen, und es kam zu einer neuerlichen Wahl. Stimmauszählungsergebnisse wurden damals nicht verlautbart, es kam zu folgender Sitzverteilung: Volksfront 301 Sitze, Nationale Front 124 ), andere 71. Durch den Sieg der Volksfront hatte für Teile der Rechten die Republik aufgehört zu existieren. Ungeachtet des moderaten Reformprogramms der neuen Regierung kam es zu spontanen Landbesetzungen, die Streikaktivität stieg stark an und Straßenkämpfe zwischen Extremisten beider politischer Lager, die von bewaffneten Ordnungskräften zum Teil gewaltsam unterdrückt wurden, nahmen deutlich zu. Die faschistische Falange übte gezielten Terror aus, gegen den der Staat sich machtlos zeigte.

Währenddessen planten die Offiziere nahezu öffentlich den Putsch. Als der Aufstand begann, leisteten vor allem die Arbeiter Widerstand. Wo sie erfolgreich waren, reagierten sie mit einer Revolution, die hauptsächlich von den Anarchisten getragen wurde. Dies rettete der Republik vorläufig die Existenz. Aus dem Putsch wurde ein Bürgerkrieg, der schon bald in das internationale Beziehungsgeflecht Europas geriet, was den Verlauf der Ereignisse entscheidend beeinflussen sollte.

Der internationale Einfluss: Der Spanische Bürgerkrieg besaß einen gewichtigen internationalen Aspekt. Die europäischen Mächte bildeten unter der Ägide des Völkerbundes das Nichteinmischungskomitee, welches bereits am 9. September 1936 zum ersten Mal zusammentrat. Aber das Prinzip der Nichteinmischung wurde nicht ernsthaft verfolgt.

Auf der einen Seite unterstützten die faschistischen Mächte Italien und Deutschland offen die Putschisten, während die liberalen Demokratien Frankreich und Großbritannien eine Nichteinmischungspolitik praktizierten und damit den Siegeszug der Aufständischen begünstigten. Die Sowjetunion dagegen belieferte die Republik bis 1938 mit Waffen und Beratern. Dadurch konnte sie die Madrider Regierung maßgeblich beeinflussen und die Stellung der zuvor unbedeutenden spanischen Partido Comunista des Espana (PCE) ausbauen. Spanien wurde zu einem militärischen und politischen Labor für die schwelende Systemkonkurrenz in Europa, die in den Zweiten Weltkrieg mündete.

Am 16. November 1936 trafen die ersten 5.000 deutschen Soldaten und am 26. November 1936 weitere 7.000 der Legion Condor in Cadiz ein. Die Legion Condor, die nach Spanien entsandt wurde, verfügte bereits nach einigen Monaten über 100 Flugzeuge. Trotz der deutschen Unterzeichnung einer Nicht-Interventions-Vereinbarung im September 1936 griff die Legion Condor in alle wichtigen Schlachten ab 1937 ein. Von besonderer – auch symbolischer – Tragweite war der Luftangriff auf Guernica am 26. April 1937, bei dem die religiöse Hauptstadt des Baskenlandes fast vollständig zerstört wurde.

Guernica war eine der schutzlosen Stadt, völlig unvorbereitet auf einen Luftangriff. Die Stadt ist wieder aufgebaut, aber es gibt dort ein eindrucksvolles Museum, das die Schrecken dieses Angriffs vor Augen führt. Wir waren dort und sind sehr betroffen wieder herausgegangen. Vielleicht hatte auch das Gemälde Pablo Picasssos „Gernika“, das wir in Madrid gesehen hatten, zu diesem unseren Gefühl beigetragen.

Möglicherweise wäre es sinnvoll, sich jetzt wieder einmal mit dem Spanischen Bürgerkrieg zu beschäftigen.

Wie beginnt ein Krieg?

Welche Sprachen sollten unsere Kinder heute lernen?

Wie ich ein Kind war, ließen Eltern ein Kind meist Französisch oder Englisch lernen. Manchmal begann dieser Unterricht schon in frühem Alter, aber spätestens zu Beginn des Gymnasiums musste entschieden werden, Französisch oder Englisch. In der Besatzungszeit stand noch Russisch – meist in der russischen Zone – zur Auswahl. Später lernten wir noch Latein, manche auch Griechisch. Dazu kam noch Spanisch bzw. Italienisch in der Oberstufe.

Wo bleibt die große österreichische Tradition des Verhältnisses zum Orient? Schon 1674 begann J. Podesla an der Wiener Universität mit Kursen für orientalische Sprachen und über das Koranrecht. Die 1754 gegründete Orientalische Akademie  pflegte ebenfalls das Studium östlicher Sprachen. Neben den Universitäten förderte die 1847 gegründete Akademie der Wissenschaften die Orientalistik in allen Zweigen, ab den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts vor allem durch Gründung von Kommissionen für Spezialunternehmungen und Expeditionen. In den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts bahnte sich an der Wiener Universität die Spezialisierung einzelner Disziplinen der Orientalistik an: Ägyptologie (in der für die Wiener Schule charakteristischen Verbindung mit der Afrikanistik), Semitistik und Arabistik, Indologie und Sinologie, Assyrologie, Turkologie; Hochschulinstitute und Vereine: Wien: Orientalisches Institut, gegründet 1887; Institut für Ägyptologie und Afrikanistik, gegründet 1923; Indologisches Institut, gegründet 1955; Graz: Institut für vergleichende Sprachwissenschaft, Institut für Indo-iranische Philologie, gegründet 1901; Institut für Orientkunde, gegründet 1908. Innsbruck: Institut für Orientalistik, gegründet 1907; Institut für Vergleichende Sprachwissenschaft (Sonderabteilung Indische Sammlung), gegründet 1928. Orientalische Gesellschaft, Wien, gegründet 1952.

Die Hammer-Purgstall-Gesellschaft und das Afro-asiatische Institut  in Wien bemühten sich um die Erforschung die orientalischen Kulturkreise Die Hammer-Purgstall-Gesellschaft (später Österreichische Orient-Gesellschaft Hammer-Purgstall) wurde 1958 in Wien gegründet, benannt nach dem Orientalisten Joseph von Hammer-Purgstall, Vereinigung zur Pflege der kulturellen Beziehungen mit dem Vorderen Orient. Joseph Freiherr von Hammer-Purgstall (*1774  † 1856) war ein österreichischer Diplomat  und Orientalist.  Er wurde bekannt als Übersetzer  orientalischer Literatur und gilt als der Begründer der wissenschaftlichen Osmanistik und als österreichischer Pionier der Orientalistik.

Heute wächst in Österreich (hoffentlich) einen Generation heran, die mehrsprachig ist: es sind die Kinder von Migranten und Flüchtlingen. Wird dieses Potential ausreichend genutzt? Werden diese Schüler beim Schreiben und Lesen in ihrer Muttersprache und in Deutsch unterstützt? Haben die österreichischen Kinder ebenfalls die Möglichkeit, diese Sprachen parallel mit ihren Mitschülern zu erlernen? Ich erinnere mich nur an die Probleme und Aufschreie, die es gab, als die „Türkisch-Matura“ eingeführt werden sollte. Wenn die Schüler ihre sprachliche Identität besser kennen, könnten sie sich leichter integrieren, und gute Kenntnisse der Muttersprache würden das Lernen weiterer Sprachen erleichtern. Allerdings fehlt noch eine entsprechende Lehrerausbildung für Türkisch (Lehramt). In Türkisch anstatt in Deutsch zu maturieren, also das Maturafach Deutsch zu ersetzen oder die Matura gänzlich auf Türkisch abzulegen, ist nicht vorgesehen.

Im Gegensatz zu anderen Migrantensprachen wie Russisch, Polnisch oder Bosnisch/Kroatisch/Serbisch gibt es eine Türkischmatura derzeit nur als Schulversuch. Insgesamt sprechen laut Statistik Austria 6.300 Schüler in Oberstufenklassen an maturaführenden Schulen (AHS, berufsbildende höhere Schulen) neben Deutsch auch Türkisch.

Wie ich kein Bildungsexperte bin, bin ich auch kein Literaturkenner, aber eines fällt mir schon auf: es gibt viele Bücher, die von Personen mit Migrationshintergrund geschrieben wurden und werden, Romane und Sachbücher. Und manche dieser Bücher finden sich nicht nur in die Bestsellerlisten, sie werden auch vielfach mit Literaturpreisen bedacht, kürzlich z.B. wurde der Ingeborg Bachmann Preis 2016 an die in Berlin lebende britische Autorin Sharon Dodua Otoo für ihren Text „Herr Gröttrup setzte sich hin“.

So, und welche Sprachen sollte man heute Kinder lernen  lassen? Wo werden sie studieren, wo werden sie arbeiten?

Welche Sprachen sollten unsere Kinder heute lernen?

Die undurchschaubaren Terroristen

oder sind es Amokläufer?

Insgesamt sind nach Angaben des Innenministeriums bis November 2014 rund 160 mutmaßliche Dschihadisten aus Österreich nach Syrien oder in den Irak gereist, beziehungsweise auf dem Weg dorthin gestoppt worden. Es handelte sich dabei überwiegend um junge Männer mit schlechter Ausbildung, rund die Hälfte stammte aus Tschetschenien, etliche aus dem ehemaligen Jugoslawien.

Die Terrormiliz IS nutzte Kommunikationsmittel geschickt, um Kämpfer in Syrien, im Libanon, in Bahrain und im Irak anzuwerben. Mehr als 3000 IS-Kämpfer aus Europa sollten bereits rekrutiert worden sein. Man meinte, dass die westlichen Gesellschaften mehr Geld in De-Radikalisierungsprogramme investieren sollten, um dem Terrorismus vorzubeugen. Notwendig seien solche Programme besonders in Gefängnissen. Liegen die Gründe für die Radikalisierung von Dschihadisten in der Religion? Viel eher geht es um eine Entfremdung von der Gesellschaft und persönliche Krisen. In Österreich kämen Dschihadisten hauptsächlich aus Bevölkerungsgruppen, die selbst in ihrer Kindheit eine Kriegs-Traumatisierung erlebt hätten wie Tschetschenen oder Bosnier. Der Dschihadismus in Europa hat auch Elemente einer Jugend-Subkultur, etwa Pop-und Rap-Songs oder Comic-Strips, in denen die Ideologie transportiert werde. Die potentiellen Dschihadisten waren auf der Suche nach Abenteuer, bei dem sie Spaß haben, für ihre Verhältnisse viel Geld bekommen und sich letztlich auch noch in einem hierarchisch strukturierten Gesellschaftsverband als Held profilieren wollen. Der IS galt bisher als die derzeit personell, finanziell und militärisch stärkste Terrorgruppe weltweit. Die sunnitische Terrormiliz hat inzwischen rund 15.000 überwiegend gut ausgebildete Kämpfer (diese Zahlen variieren je nach angebender Stelle), die sich durch ein Verhalten von äußerster Brutalität auszeichnen. Das Internet und die sozialen Medien sind für den IS das wichtigste Propagandawerkzeug. Jene, die rekrutieren, versprechen genau das, was vielen potenziellen Bewerbern fehlt: ein Sinn im Leben und das Versprechen nach Erfüllung.

Etwa 60 Personen sind laut Innenministerium bereits wieder nach Österreich zurückgekehrt, 30 sind wahrscheinlich im Kampf gestorben. Gegen rund 100 Personen wurden Ermittlungsverfahren wegen Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung (§278b) eingeleitet.

Mittlerweile sind rund 10 Prozent Frauen, die immer öfter als potenzielle Ehepartnerinnen für Dschihadisten angeworben werden. Ursprünglich hat der „weibliche Dschihad“ ausschließlich häusliche Pflichten wie Kochen, Näharbeit, Kranken- und Kinderpflege für Frauen vorgesehen, obwohl längst viele Frauen in den „heiligen Krieg“ ziehen, um Märtyrerinnen zu werden. Die Extremisten scheinen die nützlichen Seiten einer möglichen Beteiligung am Krieg gegen die „Nicht-Gläubigen“ erkannt zu haben. Frauen erwiesen sich als perfekte Terroristen: Sie würden aus ethischen Gründen nicht so streng von Sicherheitskräften durchsucht, trügen öfter weite Kleidung, seien weniger auffällig als Männer.

Eine französische Journalistin namens Anna Erelle hat sich zu Recherchezwecken mit einem wie sich später herausstellte hochrangigen Dschihadisten „eingelassen“ (alles nur im Internet), sie hat darüber ein verstörendes Buch geschrieben: „Undercover Dschihadistin, Wie ich das Rekrutierungsnetzwerk des Islamischen Staats ausspionierte“, Droemer Verlag, 2015, Originalausgabe ebenfalls 2015, „Dans la peau d’une djihadiste“. Sie hat versucht, die Methoden und Wege zu ergründen, wie Jugendliche in die Kampfzonen geraten. Sie wurde mit dieser Engstirnigkeit, diesem Fanatismus konfrontiert, die viele Jugendliche erst kennen lernen, wenn sie am Kriegsschauplatz eingetroffen sind. Sie sehen sich dann plötzlich als Kanonenfutter verwendet! Und gegen die Autorin wurde eine Fatwa verhängt, in dem alle Muslime aufgefordert werden, sie zu foltern und zu töten. Sie musste ihre Wohnung wechseln, an ihrem Arbeitsplatz sind die Sicherheitsvorkehrungen drastisch verstärkt worden. Ihre Themenwahl für Publikationen in Zeitungen ist drastisch eingeschränkt worden …. Sie bezahlt einen hohen Preis für die Informationen, die sie öffentlichen Stellen aber auch anderen Menschen, wie Eltern potentiell gefährdeter Kinder, zur Verfügung stellte.

Aber im Moment scheint es, dass der so genannte Islamische Staat seine Anziehungskraft auf europäische Jugendliche zu verliert?

Warum? Der IS verliert Territorium, es steht weniger Geld für neue Rekruten zur Verfügung? Oder schließt man sich eher einem Sieger an als einen Verlierer? Oder hat sich der Schwerpunkt der Strategie des IS geändert: man unterstützt junge Männer in Europa, die nun hier ihre Terroranschläge mit sehr einfachen Mitteln durchführen? Oder nützt man diese Amokläufe nur hinterher, um sich ihrer rühmen zu können.

Oder hat sich die soziale Lage in Österreich, in Deutschland oder in Frankreich etwa so geändert, dass es nicht so anziehend ist, nach Syrien zu pilgern? War es falsch, was immer an sozialen Gründen für die Anwerbung angegeben wurde?

Woher kommt dann der Hass? Wollen manche dieser Terroristen, dass unsere Städte genau so aussehen, wie jene, aus denen sie oder ihre Eltern geflohen sind?

Viele Fragen sind offen, es wird noch dauern, bis sie beantwortet werden können. Erst dann können wir vielleicht wieder in Sicherheit leben.

Die undurchschaubaren Terroristen

Die Staatsoperette

Im Fernsehen habe ich den Bericht über die Eröffnung der Bregenzer Festspiele gesehen. Eröffnungen sind manchmal recht langweilig, diese war es jedenfalls nicht. Und zwar aufgrund des Conférenciers, Nikolaus Habjan, der mithilfe einer Puppe namens Heidelore Schädelknecht durch die Veranstaltung geführt hat. Diese Dame agierte recht respektlos, dem Publikum gefiel es.

Es wurden Ausschnitte aus den Opern gebracht, die heuer auf dem Programm stehen. Nikolaus Habjan trat dann auch mit deiner anderen Puppe auf, sie sollte Engelbert Dollfuß darstellen und trug Teile aus der „Staatsoperette“ von Otto M. Zykan vor, die ebenfalls auf dem Bregenzer Festspielprogramm steht. Die Aufführung dieses Stückes hatte schon 1977 zu einem handfesten Skandal geführt, in der Folge kam es sogar zu einem Kirchenbann und zu Debatten im Parlament. Leider kann ich nicht nachvollziehen, was mit dieser Darstellung bei der Eröffnung der Bregenzer Festspiele 2016 bezweckt werden sollte. Die Aufarbeitung der politischen Geschichte der so genannten Zwischenkriegszeit spaltet noch immer die österreichische Gesellschaft. Für die eine Gruppe stand Dollfuß dem italienischen Faschismus und der Katholischen Kirche nahe, er lehnte die durch die Verfassung garantierte pluralistische Demokratie, den demokratischen Rechtsstaat und die Sozialdemokratie ab. Am 12. Februar 1934 wurde die Sozialdemokratische Partei verboten. Die Führer des Republikanischen Schutzbundes wurden verhaftet und einige am Aufstand unmittelbar Beteiligte hingerichtet, was Dollfuß unter Sozialdemokraten die bis heute verwendete Bezeichnung „Arbeitermörder“ eintrug. Für die andere Gruppe war er ein österreichischer Patriot, der dem Nationalsozialismus zum Opfer fiel, er wurde im Bundeskanzleramt von Nazis ermordet. Im Parlament hängt noch immer sein Bild.

Nun was soll diese einseitig negative Darstellung von Dollfuß bei der Eröffnung der Bregenzer Festspiele, die auch internationales Interesse wecken? Sollen Assoziationen zu derzeitigen Gegebenheiten in Österreich hergestellt werden? Soll neuerlich Zwietracht gesät werden?

Ich habe es nicht so recht verstanden aber recht unpassend gefunden!

Die Staatsoperette

Schutz vor Terror – leider unmöglich!

Nun ist es soweit: die Regierungen geben endlich zu, dass sie nicht in der Lage sind, uns zu schützen. Lange wurde weltweit sehr viel „in Sicherheit“ investiert, lange Zeit wurden Bürgerrechte im Namen der Sicherheit ausgehebelt, jetzt muss zugegeben werden, dass kompletter Schutz unmöglich ist.

Seien es die „einsamen Wölfe“ die uns bedrohen, oder Terrororganisationen, seien es Trittbrettfahrer, seien es Amokläufer, egal wie sie bezeichnet werden, sie scheinen möglichst viele Leute, Zivilisten, „Ungläubige“ töten zu wollen. Die Waffe: es bedarf keiner Bomben mehr, es reichen schon ein Messer und eine Axt, oder auch ein schwerer Lastwagen, den man mieten kann. Die Europäer, der Westen soll sehen und fühlen können, wie es im Irak, in Syrien zugeht. Und ob der IS – Al Qaida, die al Nusra Front – das angeordnet haben, ist für die Betroffenen nicht wirklich relevant, vielleicht für den Täter, weil er sich als Teil eines größeren Ganzen fühlen kann.

Wenn man uns schon nicht schützen kann, informiert man uns, welch geringer Prozentsatz der Bevölkerung nun wirklich vom Terror betroffen ist, dass z.B. Autofahren viel größere Risiken birgt und das täten wir nun jederzeit und freiwillig.

Stumpfen wir eigentlich ab, durch diese vielen Terrormeldungen? Was bedeuten sie für uns: ein kurzes Nachdenken, halten sich Familienmitglieder in dieser Gegend auf, könnten Freunde dort auf Urlaub sein? Ich bin es manchmal schon leid, die Blumen, die Kerzen, die Trauerminuten, die Fahnen auf Halbmast, man will lieber nichts mehr davon sehen oder hören. Sollten wir nicht ebenso trauern, auch wenn wir diese Menschen nicht gekannt haben, sollten wir nicht mehr Mitleid mit den Hinterbliebenen haben?

Viele haben es im Internet gesehen, für andere ist es in Buchform erschienen. Antoine Leiris, ein französischer Journalist, hat seine Frau bei dem Bataclan Anschlag im November 2015 verloren. Und erst jetzt werden Details bekannt, welche Schandtaten die Dschihadisten während dieses Anschlages ausgeführt haben: Sie sollen einigen Opfern die Augen ausgestochen und die Körper ausgeweidet haben. Die Männer sollen kastriert worden sein. Die Geschlechtsteile hätte man ihnen danach in den Mund gesteckt. Frauen soll in den Genitalbereich gestochen worden sein. All das hätten die islamischen Mörder aufgezeichnet, da sie die Taten gefilmt hätten, so Überlebende gegenüber der Polizei.

Aber Leiris schreibe nicht darüber, er schreibt, wie er sein Leben mit einem 17 Monate alten Sohn nun ohne Frau und Mutter einrichten muss. Das Buch heißt „Meinen Hass bekommt ihr nicht“ und ist im blanvalet Verlag erschienen. Es ist immer das Schicksal des „Einzelnen“ das uns letztlich rührt. Wie bringt man einem Kind mit 17 Monaten bei, dass die Mutter nicht wiederkommt? Wie organisiert ein Vater sein Leben mit diesem Sohn, den bisher weitgehend die Mutter betreut hat. Wie verhält sich die Umwelt?

Ich meine, dass dieses Buch von allen gelesen werden sollte, die dabei sind von dem vielen Leid durch den Terror abzustumpfen.

 

Schutz vor Terror – leider unmöglich!

Der „gescheiterte Putsch“ und seine Auswirkungen in Österreich

Nach dem gescheiterten Putschversuch vom Wochenende befindet sich die Türkei auf dem Weg in einen noch repressiveren, undemokratischeren Staat. Die augenblicklichen umfangreichen Entlassungen von Richtern und Staatsanwälten bereits am Samstag, dem 16.7.2016 sowie die Massenverhaftungen auch von Zivilisten, lassen nach Einschätzung der IGFM nur den Schluss zu, dass diese Maßnahmen bereits zuvor geplant waren. „Die Regierung nutzt die Gunst der Stunde, um sich ihrer Gegner zu entledigen. Der Weg ist frei in den totalen „Erdogan-Staat“. Um zu diesem Schluss zu kommen muss man keine Anhänger von Verschwörungstheorien sein. Die Bevölkerung ist sogar von Moscheen aus mobilisiert und zum Protest aufgerufen worden. Der Staat scheint bestens auf diesen Putsch vorbereitet gewesen zu sein und nutzt ihn optimal für seine Zwecke.

Denn der Ausstieg der Türkei aus der Rechtsstaatlichkeit hat schon früher begonnen, unter anderem mit der schrittweisen Aushebelung der Pressefreiheit einschließlich der Übernahme ganzer Medien, der Aufhebung der Immunität eines erheblichen Teils der Abgeordneten des türkischen Parlaments und durch die Praxis bei den sogenannten Anti-Terror-Gesetzen. Mit der Niederschlagung des Putsches einhergehend wurden fast 3000 Richter landesweit im Zuge einer „Säuberungsaktion“ umgehend verhaftet, ohne dass ihnen eine Beteiligung an den Umsturzplänen nachgewiesen werden kann. Dass nun sogar Verfassungsrichter verhaftet wurden, legt nahe, dass schon vorher „gewisse Listen“ mit möglicherweise der Bewegung Gülens nahestehenden Personen existiert hätten.  Dieser islamische Prediger, der seit 1999 im US-amerikanischen Exil lebt, wurde schon wiederholt zum  Sündenbock gemacht. Auch diesmal vermutet Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan seinen Erzfeind Fethullah Gülen hinter dem Putschversuch und fordert, dass die USA den 75- jährigen Prediger festnehmen oder gleich an die Türkei ausliefern solle. Gülen bestreitet jegliche Verwicklung. Er gab aber bekannt, dass er sich einem Auslieferungsbeschluss fügen würde, allerdings nur, wenn Ankara richtige Beweise gegen den Prediger vorlegen könnte.

Aber das wäre weitgehend die Sache der Türkei, wenn nicht Europa durch die Flüchtlingskrise die Türkei benötigte, wenn nicht die Türkei der nach den USA höchst gerüstete NATO-Partner wäre, wenn nicht die USA den Flugplatz Incerlik in der Türkei für ihre Flüge gegen den IS benötigten. Und wenn nicht Präsident Erdogan „seine“ Auslandtürken aufriefe, sich nicht zu integrieren. Kaum waren die ersten Nachrichten über den später missglückten Putschversuch von türkischen Militärs verbreitet worden, demonstrierten rund 4.000 Anhänger des türkischen Präsidenten vor der türkischen Botschaft in Wien. Am Samstagnachmittag, dem 16.7. versammelten sich rund 1.200 Sympathisanten auf Wiens Straßen: Die als Erdogan-nah geltende „Union Europäischer Türkischer Demokraten“ rief zu einer „Demonstration gegen den Militärputsch in der Türkei“ auf. Die österreichische Politik hingegen erwartet sich von den Menschen, die hier leben, dass sie ihrem neuen Heimatland gegenüber loyal sind. Aber viele der hier lebenden Türken folgen viel eher Befehlen aus Ankara als Aufrufen der österreichischen Politik. Ein höherer Prozentsatz dieser Menschen in Österreich hat Präsident Erdogan gewählt als der Durchschnitt in der Türkei. Wie kommt es, dass sich so viele in Österreich lebende Türken überhaupt an türkischen Wahlen beteiligen können? Wenn man die österreichische Staatsbürgerschaft erhält, hat man umgehend die Staatsbürgerschaft des Herkunftslandes abzulegen. Das wird auch ordnungsgemäß eingehalten. Aber hinterher verleiht die türkische Botschaft angeblich umgehend wieder die türkische Staatszugehörigkeit.

Österreichischen Türken sind „erdoganisiert“, wie die Wiener Zeitung schreibt. Das kommt wohl auch daher, dass die in Österreichischen Türken über ihre Vereine organisiert sind. Die österreichische Politik regelt die Integration über diese Islamverbände. Und eine Reihe dieser Vereine wird aus der Türkei über die Botschaft in Wien gesteuert. Diese Vereine sind „konservativ“ dominiert und erheben immer mehr Ansprüche: Zusätzlich ist es wieder geglückt, dass ein früherer Vertreter eines derartigen Vereines zum Präsidenten der Islamischen Glaubensgemeinschaft geworden ist. Nun sehen sich weder Kurden noch Araber, die ebenfalls in Österreich leben, durch „diese“ Glaubensgemeinschaft vertreten.

Die „Einheimischen“ sind nicht gerade glücklich, wenn am Heldenplatz Allahu Akbar geschrieen und türkische Fahnen gewedelt werden.

Zur Beurteilung dieses Putsches sollte man sich einer althergebrachten Methode bedienen: man frage sich cui bono, wem dient es!

Der „gescheiterte Putsch“ und seine Auswirkungen in Österreich

Wofür wir Österreicher noch aufkommen müssen

Ich bin froh in Österreich zu leben, besonders wenn ich unser Umfeld mit jenen in anderen Ländern vergleiche, aber Grund zum Ärger besteht dennoch.

Ich bin Steuerzahlerin wie so viele andere auch, in diesem Land. Wir müssen für vieles gerade stehen, für Verantwortungslosigkeit und Fehler von anderen. Warum eigentlich, könnten nicht Verantwortliche ausgemacht werden und diese zur Schadensabgeltung herangezogen werden?

Besonders verärgert bin ich über die Tatsache, dass die Steuerzahler für die Kunden der AvW Gruppe aufkommen muss. Mehr als 12.500 Anleger haben bei der Pleite in Summe an die 500 Millionen Euro verloren – der AvW-Gründer ist ins Gefängnis gewandert. Der Staat muss im Rahmen der Amtshaftung für den Schaden der klagenden Anleger zahlen! Der Grund dafür: Die damalige Finanzmarktaufsichtsbehörde habe ihre Beaufsichtigungspflichten bei der AvW nicht erfüllt. Ich war immer der Ansicht, dass „der Anleger“ eigentlich wissen sollte, wie „risikoreich“ seine Veranlagung ist. Aber als Steuerzahler dafür in die Pflicht genommen werden, das sehe ich gar nicht ein!

Dass wir und wahrscheinlich unsere Kinder und Kindeskinder für die Hypo-Schulden und Haftungen des Landes Kärnten aufkommen müssen, ist ein weiterer Grund für meine Verstimmung. Vor allem hier wurde die Verantwortung so hin- und hergeschoben, dass es unmöglich scheint, jemand zu finden, auf den man diese Kosten oder zumindest Teile davon abwälzen könnte.

Nun kommt etwas Neues dazu. Durch die Wahlwiederholung entstehen sowohl dem Staat auch als auch den Kandidaten zusätzliche Kosten: Das Innenministerium rechnet mit insgesamt zehn Mio. Euro für Vorbereitung und Abwicklung der Wahl, davon 2,2 Mio. Euro beim Bund (etwa für den Druck der Stimmzettel), der Rest bei den Gemeinden. Den Gemeinden wurde zwar bereits eine Kostenteilung zugesagt, fixiert wurde sie aber noch nicht. Der Gemeindebund nennt die 92 Cent Bundesbeteiligung als Mindestmaß, zumal neben den Kosten der regulären Urnenwahl in 10.300 Sprengeln auch die Ausgaben für die zahlreichen Briefwähler von fünf bis acht Euro pro Wahlkarte anfielen.

Seitens der Wahlwerber kommen die Wahlkampfkosten für den de facto dritten Wahlgang dazu. Ansprüche gegen den Bund geltend machen könnten die beiden Kandidaten Norbert Hofer und Alexander Van der Bellen, die nun Geld für einen de facto dritten Wahlgang benötigen. Es könnte der Wählerwille verfälscht werden, wenn eine wahlwerbende Gruppe finanziell ausgeblutet wird, meinen Experten.

Ob das Innenministerium Regressansprüche gegen die für die Wahlwiederholung verantwortlichen Personen anmelden wird, ist noch unklar.

Nicht nur müssen wir jetzt ein drittes Mal wählen, auch für die Kosten dafür müssen wir Steuerzahler neuerlich aufkommen. Ich bin ergrimmt. Vielleicht sollten nun endlich doch die Verantwortlichen für diesen dritten Wahlgang bezahlen müssen. Sonst könnte jeder Verantwortliche den Eindruck haben, „es ist eh wurscht“, wie richtig oder falsch ich arbeite, es hat ja doch keine Konsequenzen.

Und vielleicht könnte von seiten des Staates ja einmal vorgeschlagen werden, welche Einsparungen erforderlich sind, damit wir uns derartige Extravaganzen leisten können – oder machen wir einfach noch mehr Schulden?

Ich wüsste schon ein paar Verantwortliche, die ohne Rücksicht auf diese Steuerzahler gehandelt haben:

  • Jene schlampigen Pragmatiker, die sich nicht an die Gesetze gehalten haben
  • aber auch jene Gruppierung, die die Wahl angefochten hat
  • Jenes Gremium, das die Wahlwiederholung angeordnet hat

Vielleicht sollte ihre „Mitverantwortung “ für diese Kosten noch vor der Wahl aufgezeigt und die Schuldfrage diskutiert  werden?

Wie lange lassen wir Staatsbürger und Steuerzahler uns all das noch gefallen?

 

 

Wofür wir Österreicher noch aufkommen müssen

Als der Europa Gedanke und wir noch jung waren!

Das war die Zeit, als Europa der 6 gegründet wurde, damals die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG), ein Zusammenschluss europäischer Staaten zur Förderung der gemeinsamen Wirtschaftspolitik im Rahmen der europäischen Integration. Am 25.März 1957 wurde die EWG mit der Unterzeichnung der Römischen Verträge durch Belgien, Frankreich, Italien, Luxemburg, die Niederlande und die Bundesrepublik Deutschland gegründet.

Da sprangen die „Europa-Colleges“ aus dem Boden: es gab sie in Brüssel, wohl damals das renommierteste, aus dem viele Europa Politiker und Beamte hervorgingen, das Collège d’Europe. Es gab sie in Nancy, Centre Européen Universitaire! Man studierte auch am Bologna  Center der Johns Hopkins University.

Und wir Studenten waren begeistert und bewarben uns! Ich fuhr mit großen Hoffnungen und einem nach damaligen Standard großzügigem Stipendium nach Nancy und verbrachte dort ein faszinierendes Semester, 1956! Natürlich dominierten unter den Teilnehmern die Franzosen – auch von Outre-Mer und den ehemaligen Kolonialgebieten in Südostasien  (Französisch-Indochina). Viele Deutsche nahmen an den Kursen teil, aber es waren auch Polen dort, Jugoslawen, viele Niederländer, einige wenige Engländer, ein Südafrikaner (natürlich ein Weißer), eine Reihe von Italienern und Schweden, ein paar Spanier. Und ich halt als die einzige aus Österreich. Wir Mädchen waren eindeutig eine Minderheit. Wir wohnten auch getrennt von den jungen Männern, diese bezogen ihre Zimmer im so genannten Schloss mit prächtigem Park, wo auch eine Reihe von Veranstaltungen stattfand, wo es eine Mensa gab. Die Mädchen hatten ihre Bleibe in einem kleinen, einfachen „Hotel“, nicht weit vom Schloss, zwei von uns teilten sich ein Zimmer, Bad und Toilette am Gang. Zuerst teilte ich das Zimmer mit einer Italienerin, die aber krankheitshalber zurück nach Hause fahren musste, darauf mit einer recht resoluten Schwedin. Die größeren Gastvorlesungen, die auch Studenten anderer Fakultäten offen standen, fanden in einem historischen Gebäude auf der wunderschönen Place Stanislas, ein klassizistisches Ensemble, statt. Der Platz war eine der wichtigsten städtebaulichen Maßnahmen im Nancy des 18. Jahrhunderts; die Idee dazu stammt von Stanislaus I. Leszczyński, dem Herzog von Lothringen und ehemaligen König von Polen.

Aber nicht nur die Studenten kamen aus vielen Ländern, auch die Lehrenden, dennoch waren die meisten Franzosen, Gastvortragende eher aus den „EG-Ländern“. Gesprochen wurde nur französisch, da hatte ich anfänglich ein ziemliches Defizit. Etwas Französisch hatte ich mir nur in einem ungeliebten Freigegenstand in der Oberstufe etwas widerwillig „angeeignet“, ich hätte es nämlich vorgezogen Altgriechisch zu lernen, das erschien meinen Eltern wieder zu unpraktisch. Mein damaliger Berufswunsch war Archäologin gewesen, auch dagegen hatten die Eltern damals wahrscheinlich berechtigte Einwände vorgebracht: „was willst du später damit anfangen“? Dieses Gebiet ist dann nur ein Hobby geblieben. Verstanden habe ich die meisten Vorträge ja dann ganz gut, bei Diskussionen „bin ich bald ausgestiegen“ und im Gespräch war ich eher „behindert. Aber konsequenterweise habe ich mit niemand Deutsch gesprochen (die Deutschen habe ich aus dem Grund anfänglich gemieden) und nach relativ kurzer Zeit habe ich es geschafft „mitreden“ zu können: mein Ziel! Wenn auch holprig.

Das Curriculum war eher geisteswissenschaftlich orientiert. Ich erinnere mich, dass wir lange über Kosmopolitismus diskutiert haben, ein großer Schwerpunkt war auch die europäische (eher französische) Aufklärung. Hier hat einer unserer etwas älteren Kommilitonen aus Polen erheblich beigetragen, die jüngeren aus diesem damals kommunistischen Land waren eher dogmatisch ausgerichtet und wesentlich weniger gebildet. Der Kollege aus Jugoslawien hätte gerne etwas „konkretere“ Hilfestellung erwartet, er war im Justizdienst tätig.

Was nun die Zukunft anging: es wurde nicht nur die Politik beleuchtet, sondern es ging auch um wissenschaftliche Aspekte: damals hörte ich zu ersten Mal über künstliche Intelligenz . Ich war sofort fasziniert. Leider hörte ich zu diesem Thema bei meinem weiteren Studium in Österreich gar nichts, wie auch meine Ideen mit Ökonometrie (in meiner Doktorarbeit) kurz entschlossen zu streichen waren.

Es waren nicht nur die Vorträge, die uns faszinierten, es war auch genügend Zeit und Raum, um zu diskutieren und darüber zu reden, wie „die Zukunft“ aussehen würde. Vom universitären „Establishment“ in Nancy wurden die Studenten freundlichst aufgenommen, es wurden Willkommensveranstaltungen für uns ausgerichtet, damit wir möglichst viele „Einheimische“ kennen lernen konnten. Damit war auch gesichert, dass wir in Nancy „integriert“ waren. Sonntag zu Mittag waren wir alle bei verschiedenen Familien zum Essen eingeladen, man absolvierte dann gemeinsam mit der Familie den obligaten „Sonntagsspaziergang“.

Es blieb nicht nur bei Sonntagsspaziergängen: Nancy liegt ja Lothringen – Österreichern besonders naheliegend durch Franz von Lothringen, Gemahl der Maria Theresia. Wir erkundeten auch die nähere und weiter „Umgebung“, doch vielleicht dazu ein andermal.

Es war diese Verbindung aus gemeinsamer Geschichte, Gegenwart und Zukunft, die aus uns Teilnehmern dort so begeisterte Europäer machte. Wir sahen unsere Zukunft nur ein einem gemeinsamen Europa!

Als der Europa Gedanke und wir noch jung waren!