Probleme der EU – innen und außen
Großbritannien
Großbritannien tritt aus der EU aus. Entschieden darüber wurde zwar mit sehr geringer Mehrheit, aber Mehrheit ist Mehrheit. Nur ganz so schnell soll das nun auch nicht gehen – aus britischer Sicht, denn da hat man ja die Möglichkeit, noch immer mit zu bestimmen oder zumindest alles zu verhindern, von dem man meint, dass es den Briten schaden könnte. Der eigentliche Austrittsprozess wird gemäß Art.50 des Vertrags über die Europäische Union durch die Mitteilung der britischen Regierung an den Europäischen Rat rechtlich wirksam in die Wege geleitet. Dies ist bislang noch nicht geschehen. Noch nicht einmal ein Zeitpunkt dafür würde bestimmt.
die Visegrád-Gruppe
Die Visegrád-Gruppe ist eine lose Kooperation der mitteleuropäischen Staaten Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn. In Visegrád wurde 1991 das Abkommen von den damaligen Gründerstaaten Polen, Ungarn und der Tschechoslowakei beschlossen, um nach dem Ende von Ostblock und Kaltem Krieg die gemeinsamen Probleme möglichst kooperativ zu lösen. Das teils angespannte Verhältnis zu Russland ist ein Themenfeld der Visegrád-Gruppe. Auch Probleme wie der Terrorismus und die Regelung des Grenzverkehrs werden diskutiert.
Im Oktober 2015, damals strömten auf der Balkanroute hunderttausende Flüchtlinge Richtung Deutschland und Nordeuropa, einigten sich die Mitglieder dieser Gruppe die gemeinsame Migrations- und EU-Außengrenzenpolitik, den dauerhaften Verteilungsautomatismus von Migranten auf alle EU-Staaten mittels einer Verteilungsquote nicht mitzutragen.
Das wird von den anderen Mitgliedern als fehlende Solidarität interpretiert, da die Mitglieder der Visegrad Gruppe von der EU finanziell noch stark unterstützt werden.
Die Nord-Süd-Auseinandersetzung innerhalb der EU ist noch nicht beigelegt.
Die wachsende soziale Kluft zwischen den Mitgliedstaaten und zwischen den Generationen kann zu Spannungen und einem erheblichen Vertrauensverlust führen, wird befürchtet. Sollte diese Entwicklung andauern, drohe das europaweite Integrationsprojekt in Gefahr zu geraten. Daher sollte das Thema soziale Gerechtigkeit in der EU stärker in den Vordergrund gestellt werden. .
Hier sind jene Länder vertreten, die den Sparkurs nicht weiter mittragen wollen, und Griechenland, das sein Finanzkrise noch nicht überwunden hat und zusätzlich mit dem wohl größten Flüchtlingsstau betroffen ist.
Die Rechten, die die EU eigentlich zerstören wollen
Ein Jahre nach der letzten Europawahl gründen Rechtsextreme und Rechtspopulisten die Fraktion „Europa der Nationen und der Freiheiten“.25 Abgeordnete aus mindestens sieben Ländern sind dafür nötig. Als Fraktion bekommen die Rechtsextremisten im Parlament damit deutlich mehr Rechte – und mehr Geld.
Teilnehmer der Fraktion „Europa der Nationen und der Freiheiten“ (ENF) sind Michal Marusik und Stanislaw Zoltek von der euroskeptischen KNP-Partei aus Polen sowie die frühere Abgeordnete der britischen rechtspopulistischen Partei UKIP, Janice Atkinson, die italienische Lega Nord, die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) und die fremdenfeindliche belgische Partei Vlaams Belang, genauso wie Wilders PVV und Le Pens Front National (FN). Le Pen, Initiatorin der neuen Fraktion. sagte: „Jeden Tag erleben wir, dass die EU eine Sackgasse ist.“ Sie und die anderen Politiker der neuen Fraktion eint ihre Ablehnung der Zuwanderung und des EURO. Die FPÖ hat inzwischen ihren Kurs geändert und strebt keine Abkehr vom EURO an. Dann gibt es auf der rechten Seite noch die Fraktion der Europa der Freiheit und der direkten Demokratie.
EU-Abgeordnete der rechtsextremen NPD, der ungarischen Jobbik-Partei oder der Goldenen Morgenröte aus Griechenland gehören dem ENF nicht an. Die Alternative für Deutschland (AfD) hatte sich der EU-skeptischen Fraktion der Europäischen Konservativen und Reformer (EKR) angeschlossen, zu der auch die britischen Tories von Premierminister David Cameron zählen.
Das ungelöste Flüchtlingsproblem und das Schließen von Grenzen
Trotz aller Risiken machen sich weiterhin täglich Tausende Menschen auf den Weg nach Europa. Die Balkanroute ist weitgehend gesperrt. Seit Jahresbeginn sind bereits 224.000 Flüchtlinge über das Mittelmeer nach Europa gelangt. Allein 124.000 Migranten seien zwischen Anfang Januar und Ende Juli in Griechenland eingetroffen. Aus Afrika oder auch aus dem Bürgerkriegsland Syrien.
In Griechenland z.B. herrschen wegen der schwierigen Finanzlage chaotische Zustände für die Migranten. Schätzungen In ihrer Mehrheit stammen sie aus Syrien. Sie kommen aber auch aus Somalia, Afghanistan, Pakistan und allen Staaten des Nahen Ostens. Auf den griechischen Inseln ist die Lage dramatisch
Der einzige Punkt, in dem sich alle EU-Staaten immer schnell einig sind, ist die Verschärfung der Flüchtlingsabwehr. Die europäische Grenzschutzagentur Frontex, vor zehn Jahren gegründet, wurde in den letzten Jahren immer weiter aufgerüstet, um Flüchtlinge etwa im Mittelmeer schon weit vor den europäischen Küsten aufzuhalten und zurückzuschicken.
Abspaltungstendenzen einzelner Regionen
Auf Korsika, im Baskenland, in Belgien, (Schottland) oder Katalonien: Viele Europäer wollen einen eigenen Staat. Dabei geht es um Identität und Sprache, aber immer häufiger auch um Geld.
Fehlen einer starken Führung
Es ist schwierig geworden, innerhalb und außerhalb Europas: unerwartet trafen Krim- und Ukraine-Krise die EU. Das islamistisches Kalifat in Syrien/Irak bedroht auch Europa. In der Türkei wird weiterhin Ausnahmezustand herrschen. Europa ist in einer Zwickmühle, es benötigt die Türkei in der Flüchtlingsproblematik, will aber die Türkei eigentlich nicht in der Union und ist mit der autokratischen Regierung dort überhaupt nicht einverstanden.
Die Europa-Integration treibenden Länder wie Deutschland und Frankreich (wo ebenfalls derzeit ein Ausnahmezustand herrscht) sind weitgehend mit sich selbst beschäftigt und Brüssel allein schafft es nicht, alle diese Probleme zu lösen.
Europa – wir haben ein Problem!