Seit Kurzem ist viel die Rede von Fake News. Z.B. Flüchtlinge urinieren gegen eine Kirche, Hillary Clinton leitet einen Kinderporno-Ring und es gehen Koran-CDs mit Gift um. Das sind Fake News – also Lügenmärchen, die gezielt verbreitet werden. Sie beeinflussen das gesellschaftliche Klima und können sich auf Wahlen auswirken.
Sogenannte Fake News sind im Internet verbreitete Falschmeldungen, die mitunter auch von Journalisten aufgegriffen werden. Gründe dafür können unter anderem schlechte Recherche, Irrtümer und/oder fehlerhafte Darstellung von Zusammenhängen sein. Oftmals werden hier Journalisten durch gezielte Fakes (wie falsche Webseiten, Pressemitteilungen oder Pressesprecher) zu falscher Berichterstattung verführt.Falschmeldungen können aber auch eine Spielart von Satire sein, wie beim Postillion (eine deutschsprachige Website, die täglich satirische Beiträge im Stil von Zeitungsartikeln und Agenturmeldungen veröffentlicht) oder The Onion (eine Satirezeitschrift in englischer Sprache, die wöchentlich im Internet und in verschiedenen US-amerikanischen Städten auch im Druck erscheint. Zusätzlich gibt es mit The Onion News Network einen Videokanal im Web, der teilweise eine Zeit lang von Kabelsendern übernommen wurde). Insbesondere bei Aktionen der Kommunikations- und Medienguerilla gehören Falschmeldungen zur Tagesordnung.
Im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen in den USA 2016 wurden zahlreiche frei erfundene Falschmeldungen (also fake news) auf Facebook unter den Nutzern verbreitet. Nach einer Studie des Pew Research Centers nutzen 44 % der erwachsenen amerikanischen Bevölkerung Facebook als Nachrichtenquelle. Die Nutzerkonten von angeblichen Nachrichtenredaktionen teilten ihren Lesern auf Facebook etwa mit, dass beispielsweise Papst Franziskus oder die Amische Gemeinde der USA den Kandidaten und späteren Präsidenten Donald Trump unterstützen würden. Über die demokratische Kandidatin Clinton wurden dagegen zahlreiche Falschmeldungen verbreitet, die sie mit Satanismus, Pädophilie (Pizzagate: Demnach sei Hillary Clinton der Kopf eines Kinderpornorings, den sie von der Pizzeria „Comet Ping Pong“ in Washington DC aus betreibe. Trotz offizieller Dementi stürmte am 4. Dezember ein Mann das Lokal, bedrohte Angestellte und schoss um sich. Und das nur, weil er die Fake News um Pizzagate glaubte.), Morden, und anderen Themen in Verbindung bringen sollten.
Die Stadt Veles in Mazedonien erlangte 2016 internationale Bekanntheit, weil Bürger dieser Stadt das Betreiben von Webseiten mit Fake News beim US-Wahlkampf zu einen Geschäft gemacht hatten. Möglich war das, weil das Unternehmen Facebook zwar den Nachrichtenfluss zwischen seinen Nutzern überwacht, aber die Inhalte keiner redaktionellen Kontrolle unterzieht. Verschärfend kam hinzu, dass spektakuläre Falschmeldungen mehr Leser anziehen, was von Facebook automatisch registriert wurde und den Stellenwert der Falschmeldung bei den Nachrichtenvorschlägen für andere Nutzer künstlich erhöhte. Durch die Ausschüttungen von Werbeeinnahmen an die Urheber populärer Falschmeldungen durch die Netzwerke scheint der überwiegende Teil des Phänomens auf solche Meldungen zurückzuführen zu sein, die von Personen ohne politisches Interesse, allein mit der Absicht, Gewinn zu erzielen, verfasst wurden. Ähnliche Probleme zeigten sich beim Internetkonzern Google, bei dem Falschmeldungen mit Wahlkampfbezug als empfohlene Nachrichteninhalte angezeigt wurden. Das heißt, dass insbesondere in sozialen Netzwerken auch kommerzielle Gesichtspunkte maßgebend sind.
Nach den Enthüllungen zur möglichen Rolle von Falschmeldungen im US-Wahlkampf forderten verschiedene Politiker Konsequenzen, sowohl für die Verfasser von Falschmeldungen als auch für die Sozialen Netzwerke, die für ihre Verbreitung sorgten. Bei übler Nachrede und Verleumdung einer Person des öffentlichen Lebens können drastische Strafen drohen. Der Präsident des Europäischen Parlaments warnte vor einer entsprechenden europäischen Gesetzgebung, sollten die Konzerne die Verbreitung von Falschmeldungen nicht von sich aus stoppen. Seit Neuestem wird einen Staftatbestand für Desinformationskampagnen oder „Fake-News-Abwehrzentren“, „liebevoll Wahrheitsministerium (Anspielung auf eine entsprechende Institution in George Orwells Roman „1984“). genannt“, befürwortet.
Absichtlich in Umlauf gebrachte Falschmeldungen können verschiedenen Zwecken dienen. Falsche Wirtschaftsnachrichten beeinflussen die Aktienkurse einzelner Unternehmen oder ganzer Branchen oder andere volkswirtschaftlicher Daten, die zum Nutzen von unehrlichen Spekulanten dienen. Falsche politische Nachrichten können gegebenenfalls eine schwache politische Position stärken oder eine auf aufrichtigem Wege unangreifbare Position unterminieren. Falsche Meldungen über einzelne Personen können beispielsweise den politischen Gegner diskreditieren.
Bei der gegenwärtigen Tagung des Computer Chaos Clubs werden diese Themen besprochen. Fake News über Flüchtlinge, „Südländer“ und Nordafrikaner, die derzeit recht gern in einen Topf geworfen werden, egal warum und wie lange sie schon in Europa sind, sind besonders häufig . In Deutschland werden diese Fälle auf einer Landkarte verzeichnet, im Internet einsehbar unter hoaxmap.org.. Ihr Ziel, so wird beim Chaos Communication Congress erklärt, sei die Schaffung einer Datenbank sowie der Anstoß einer Debatte über Medienkompetenz. Denn Fake News werden zwar vor allem auf privaten Facebookprofilen geteilt, aber auch Parteien wie AfD und FPÖ und auch die CDU mischen ganz vorne mit. Rechte Facebookseiten sind oft Urheber von Falschmeldungen, aber auch Leserbriefe in lokalen Medien streuen Gerüchte, die nicht verifiziert werden und sich dann unkontrolliert ausbreiten.
Das Problem solcher Fälle liegt vor allem darin, dass sie deutlich weitere Verbreitung finden als die Richtigstellungen. Bei den allermeisten Falschmeldungen lässt sich nicht zurückverfolgen, wer sie ursprünglich in die Welt gesetzt hat und wie sie sich dann verbreitet haben.
Jeder einzelne sollte wachsam sein und Nachrichten, die er/sie erhält auch verifizieren, bevor sie weiterverbreitet werden. Wir alle können durch Falschmeldungen manipuliert werden.