Diesmal hat es Bürgermeister Häupl erwischt. Michael Häupl (*1949) ist seit dem 7. November 1994 Bürgermeister und Landeshauptmann von Wien. Während seines Studiums engagierte sich Häupl beim Verband Sozialistischer StudentInnen Österreichs (VSStÖ), dessen Bundesvorsitzender er von 1975 bis 1978 war. Seit 1978 ist er Mitglied des SPÖ-Bezirksparteiausschusses von Wien Ottakring. Von 1983 bis 1988 war er Mitglied des Wiener Gemeinderats und Landtags, anschließend bis 1994 Stadtrat und Landesrat für Umwelt und Sport. 1993 folgte er Hans Mayr als Landesparteivorsitzender der SPÖ und am 7. November 1994 Helmut Zilk als Bürgermeister und Landeshauptmann nach. Häupl verlor die absolute Mehrheit in Wien 1996, 2001 errang aber wieder die absolute Mandatsmehrheit im Gemeinderat, 2005 konnte die SPÖ bei der Landtags- und Gemeinderatswahlen noch einmal zulegen. 2010 verlor die SPÖ abermals die absolute Mehrheit, die neue Stadtregierung wurde von der SPÖ in einer Koalition mit den Wiener Grünen gebildet. 2015 waren nur mehr 39,6 Prozent für die Wiener SPÖ. Die Stadtregierung wurde von SPÖ und den drittplatzierten Wiener Grünen gebildet. Am 5. April 2017 kündigte Häupl an, sich nach der nächsten Nationalratswahl als Bürgermeister und Wiener SPÖ-Landesparteivorsitzender zurückzuziehen. Häupl war 3 Mal verheiratet, seit 2011 ist er mit der aktuellen ärztliche Direktorin der WienerGebietskranklenkasse verheiratet. In seinen jungen Jahren war die heutige amtsführende Stadträtin und frühere Vizebürgermeisterin Renate Brauner seine Lebensgefährtin. Die enge vertrauensbasierte Freundschaft blieb bis heute bestehen.
Häupls große Ziele waren und sind Arbeitsplatzsicherung, Bildung, er ist stolz darauf, dass es in Wien keine Ghettobildung gibt, dass Wien sicher ist, eine hervorragende Infrastruktur hat. Besonders begeistert ihn, dass Wien „Kultur“ hat. Nicht durchgebracht hat er z.B. den Lobautunnel. Durch seine Mindestsicherungspolitik hat er eine große Zahl von Flüchtlingen nach Wien gezogen, ein Faktum, das von vielen Wienern und Wienerinnen gar nicht geschätzt wird.
Beim Landesparteitag April 2017 erreichte der SPÖ-Chef und Wiens Bürgermeister Michael Häupl nur rund 77,4 Prozent bei seiner Wiederwahl als Parteivorsitzender bekommen. Bei seiner letzten Kandidatur 2015 waren es noch 95,8 Prozent gewesen.
Aber Häupl ist nicht er einzige, der „abgestraft“ wurde. Mir fällt dazu in Österreich Julius Raab ein. Raab war Chef der Bundesregierung, die 1955 den Staatsvertrag und damit den Abzug der Besatzungstruppen erreichte. Raab war Leiter der Regierungsdelegation, die im April 1955 auf Einladung der Sowjetunion in Moskau die abschließenden Verhandlungen führte. Der Staatsvertrag beendete die alliierte Besetzung Österreichs und gab dem Land damit seine volle Souveränität zurück. Einer Krankheit zum Trotz trat Raab aus Pflichtbewusstsein für die ÖVP zur Bundespräsidentenwahl an, bei der er am 28. April 1963 dem Amtsinhaber Adolf Schärf unterlag. Er war sehr enttäuscht.
Auch Josef Klaus verließ entmutigt das Bundeskanzleramt. Seine politische Karriere umfasste Landeshauptmann von Salzburg, Finanzminister und österreichischer Bundeskanzler. Bei der Nationalratswahl 1966 gewann die ÖVP mit 85 Mandaten erstmals seit 1945 wieder die absolute Mehrheit. Die Regierung Klaus begann ambitionierte Reformen, vor allem im Budgetvollzug und in der Kooperation zwischen Wissenschaft, Kunst und Politik. Nach einem von Zeitungen forcierten Rundfunkvolksbegehren gegen den „Proporzfunk“ wurde im Juni 1966 gegen den Willen der SPÖ ein neues Rundfunkgesetz beschlossen und damit der ORF für einige Jahre in die Unabhängigkeit entlassen. Im März 1967 wurde das Südtirol-Paket mit Italien ausverhandelt, im Juni wurden erste Schritte zur Mitgliedschaft in der EWG gesetzt, gegen die die SPÖ auftrat (und die daher erst 28 Jahre später realisiert werden konnte). Letztlich gelang es Klaus jedoch nicht, seine Politik der Sachlichkeit nachhaltig zu etablieren. Der Kanzler erwies sich im neuen Medienzeitalter, in dem TV-Auftritte immer mehr zählten, als zu geradlinig, spröde und wenig eloquent. Seine positiven Seiten waren medial nicht leicht zu vermitteln. Im Wahlkampf 1070 wurde die SPÖ stärkste Partei. Josef Klaus legte auch den ÖVP-Vorsitz zurück, und zog sich enttäuscht vollständig aus der Politik zurück.
Auch Bruno Kreisky, der Klaus abgelöst hatte, und als erfolgreichster Kanzler Österreichs so vielen im Gedächtnis bleibt, wurde am Ende nicht verschont: er konnte mehrere Wahlen bravourös für die SPÖ entscheiden. Kreiskys Regierungszeit gilt als eine „Hochphase sozialer und politischer Zufriedenheit in den siebziger Jahren“ in Österreich. Ihm gelang es eine Transformation von Neutralität in einen Code für Wohlstand, Sicherheit und internationale Reputation im Bewusstsein der Österreicher zu verankern. Pionierleistungen habe Kreisky als internationaler Kommunikator und innenpolitischer Garant für sozialen Ausgleich und stillen österreichischen Patriotismus erbracht. Als Kommunikator ist Kreisky im Vergleich mit den anderen Bundeskanzlern seit 1945 der absolute Superstar gewesen.
Kreisky trat wie seine Partei für den Bau von Kernkraftwerken in Österreich ein; die Atomenergie wurde für die modernste Form der Energieerzeugung gehalten. In der Zivilgesellschaft waren aber Atomkraftgegner sehr erfolgreich. Um diesen den Wind aus den Segeln zu nehmen und in Erwartung der Zustimmung der Mehrheit, entschloss sich Kreisky zu einer Volksabstimmung über die Inbetriebnahme des vom Parlament beschlossenen und bereits gebauten Kernkraftwerks Zwentendorf. Bei dieser ersten Volksabstimmung in der Geschichte Österreichs stimmten allerdings 50,47 % der Abstimmenden gegen die Inbetriebnahme, womit die Atomenergie für Österreich erledigt war.
Kreisky war stets der Meinung, dass Österreich durch aktive Außenpolitik besser geschützt werden könne als durch das Bundesheer. Der UNO wurde während des 1973–1979 erfolgten Baus der Wiener UNO-City in Aussicht gestellt, der Staat würde neben dem exterritorialen internationalen Amtssitz- und Konferenzzentrum ein allgemein zugängliches österreichisches Konferenzzentrum errichten, das von der UNO für Tagungen, die in der UNO-City keinen Platz fänden, benützt werden könne. Die ÖVP initiierte 1982 das Volksbegehren dagegen, das von 1 361 562 Projektgegnern unterzeichnet wurde. Kreisky ließ das Zentrum dennoch bauen und büßte dadurch an Popularität ein.
Gemeinsam mit dem deutschen Bundeskanzler Willy Brandt und dem schwedischen Ministerpräsidenten Olof Palme, beide wie Kreisky Sozialdemokraten, förderte Kreisky den Nord-Süd-Dialog und setzte sich für eine aktive Friedens- und Entwicklungspolitik ein.
Nach Installierung der Kleinen Koalition zog sich Kreisky aus der Innenpolitik zurück. Als Kanzler wurde er am 24. Mai 1983 abgelöst, im Oktober auch als Parteivorsitzender. Am 28. September 1983 schied er aus dem Nationalrat aus, dem er seit 1956 angehört hatte. Er schien dennoch verbittert.
Das sind nur einige wenige Beispiele- aus Österreich – international gäb’s noch viele. Jedenfalls muss davon ausgegangen werden, dass Dankbarkeit keine politische Dimension ist.