Am 20. Dezember 1989 begann eine US-Invasion in Panama. Es war zu dem Zeitpunkt die größte Luftlandeoperation der Vereinigten Staaten nach dem Zweiten Weltkrieg. Wir, hier in Europa, waren noch sehr mit den Konsequenzen des Falles der Berliner Mauer – am Abend des 9. November 1989 – beschäftigt. Dennoch beunruhigte uns diese Invasion. Der Name Noriega war politisch Interessierten meiner Generation damals im Zusammenhang mit Panama vertraut.
Es ging um General Noriega. Nun, 1989, hieß es in den USA: Die Geschichte von Panamas General Manuel Antonio Noriega stellt einen der schwersten außenpolitischen Misserfolge für die Vereinigten Staaten dar. Während der 1970er und 1980er Jahre war Noriega in der Lage, die U.S.-Politik gegenüber seinem Land zu manipulieren, während er in Panama geschickt die nahezu absolute Macht ansammelte. Es ist klar, dass jede US-amerikanische Regierungsbehörde, die eine Beziehung zu Noriega hatte, Korruption und Drogenhandel wissentlich ignorierte.
Wer war Manuel Antonio Noriega, der jetzt verstorben ist? Selbst sein Geburtsjahr ist nicht eindeutig nachgewiesen. Als uneheliches Kind kam er im Alter von ca. fünf Jahren in ein kirchliches Pflegeheim und konnte später die High School besuchen. Nach deren Abschluss schlug er eine militärische Karriere ein und absolvierte die Militärakademie in Lima, Peru. Ab 1964 diente er in der Nationalgarde und wurde auch in den USA an der School of the Americas ausgebildet. Sein Alias-Name war: „Cara de Piña“, „Pineapple Face“(in Lateinamerika eine pejorative Bezeichnung für pockennarbiges oder pickliges Gesicht), Ende 1969 unterstützte er den General und späteren Präsidenten Omar Torrijos (* 1929; † 1981) im Kampf um die Macht in Panama und wurde dafür mit dem Posten des Chefs des militärischen Geheimdienstes belohnt. Er arbeitete eng mit der CIA zusammen und half, die Drogenkartelle unter anderem in Kolumbien zu infiltrieren, wofür ihm zeitweise 200.000 Dollar pro Jahr gezahlt wurden. Im August 1983 wurde er Kommandeur der Nationalgarde. Er unterstützte im Mai 1984 die Wahl von Nicolas Ardito Barletta Vallarino (geboren 1938) zum Präsidenten Panamas, wobei massive Vorwürfe von Wahlfälschung laut wurden.
Mitte der 1980er Jahre geriet Noriega ins Visier der US-amerikanischen Drogenfahndung. Zudem wollte Noriega die Politik Omar Torrijos’ fortsetzen. So verweigerte er die Verlängerung des Betriebs des militärischen Trainingscamps School of the Americas..
Die Drug Enforcement Administration (DEA), wichtigste Drogenbekämpfungsbehörde der Vereinigten Staaten, warf Noriega vor, maßgeblich im Drogenhandel und -import in die Vereinigten Staaten beteiligt gewesen zu sein, indem er Panama als scheinbar neutrale Basis für unkontrollierte Einfuhr von Drogen in die Vereinigten Staaten bereitgestellt hatte und sich das entsprechend bezahlen ließ. 1986 enthüllten US-Medien, dass Noriega seit mindestens zehn Jahren auf der Gehaltsliste der CIA stand. Da Waffen über Panama an die Contra-Rebellen in Nicaragua gingen, die die linksgerichteten Sandinisten stürzen sollten, verschloss die CIA im Gegenzug die Augen davor, dass Noriega Geschäfte mit dem Medellin-Kartell machte. Das Medellín-Kartell war neben dem Cali-Kartell Anfang der 1980er bis Mitte der 1990er Jahre der größte Kokain-Exporteur weltweit. Es wurde unter anderem von Pablo Escobar (Vorbild für viele Filmhelden über dieses Milieu) geführt und konzentrierte seine Aktivitäten von der kolumbianischen Stadt Medellin bis zu den Absatzmärkten in den USA mit dem Schwerpunkt in Miami und Florida überhaupt. Die Organisationen aus Medellín bestanden de facto aus 200 einzelnen Gruppierungen, welche untereinander an gemeinsamen Gewinnen beteiligt waren, jedoch nicht von einer Einzelperson beherrscht wurden. Die Organisation trug maßgeblich zur industriellen Herstellung und weltweitem Vertrieb der Droge bei.
Es war die Zeit des Endes der Legislaturperiode Reagans, der eine konsequente Unterstützung von antikommunistischen Militärdiktaturen betrieben hatte. Mit der offiziellen Begründung, den kommunistischen Einfluss in Lateinamerika bekämpfen zu müssen, führte die Regierung Reagan über ihre gesamte Amtszeit hinweg einen verdeckten Krieg gegen die sandinistische Regierung in Nicaragua. 1983 hatten amerikanische Truppen mit der Begründung, einer kubanischen Intervention zuvorzukommen, die Karibik-Insel Grenada besetzt.
Noriega stellte sich am 3. Januar 1990 den US-Invasionstruppen, nachdem er sich elf Tage lang ungebeten in der Nuntiatur des Heiligen Stuhls aufgehalten hatte. Während seines Aufenthalts in der Botschaft wurde das Gelände von den US-Marines mit überlauter Rockmusik beschallt, um ihn so zur Aufgabe zu bewegen.
Am 10. Juli 1992 wurde er von einem US-amerikanischen Gericht in Miami zu 40 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Später wurde das Strafmaß wegen guter Führung auf 17 Jahre reduziert. Nach der Entscheidung eines US-amerikanischen Bundesrichters erhielt Noriega den Status eines Kriegsgefangenen. Er saß bis zu seiner Auslieferung an Frankreich in einem Bundesgefängnis in Miami, Dade County in Florida, ein, in dem er ein Appartement mit Büroräumen bewohnte.
Im September 2007, nach der amerikanischen Haft, wurde entschieden, dass Noriega an Frankreich ausgeliefert werden solle. Am 7. Juli 2010 verurteilte ein Pariser Strafgericht Noriega wegen Geldwäsche zu sieben Jahren Haft. Panama beantragte ebenfalls die Auslieferung von Frankreich, die ein französisches Gericht am 23. September 2011 anordnete. Am 11. Dezember 2011 wurde er nach Panama überstellt, um sich dort vor Gericht zu verantworten. Er wurde im Gefängnis „El Renacer“ direkt am Panamakanal inhaftiert.
Ende Januar 2017 wurde er bis zu einer Tumorbehandlung in Hausarrest entlassen. Er verstarb an den Folgen seiner Erkrankung in der Nacht vom 29. auf den 30. Mai 2017.
Noriega war nicht der einzige Mitarbeiter der CIA, der fallen gelassen wurde und Panama war nicht das einzige Land, in das die USA eingefallen sind. Ob diese Vorgangsweise nun unter Trump fortgesetzt werden wird, muss sich erst zeigen!