Da sich manche bei dem derzeitigen Shitstorm fragen, wie es eigentlich zu diesem Projekt ITHUBA gekommen ist, möchte ich dazu einiges aus meinem eigenen Erleben beitragen.
1991 wurden Schritte unternommen, in Südafrika die Apartheid abzuschaffen. Bereits 1990 war Nelson Mandela freigelassen worden. Es folgten lange Verhandlungen zwischen de Klerks National Party und dem von Nelson Mandela angeführten ANC über Machttransfers, Machtteilung, die politische Zukunft und das politische System des neuen Südafrikas. Dabei stand de Klerk unter dem Druck rechter weißer Nationalisten, die sich nicht mit dem Ende der Apartheid abfinden wollten. Doch in einem nur weißen Bürgern vorbehaltenen Referendum im März 1992 sprachen sich zwei Drittel für de Klerks Weg und eine neue Verfassung aus. Deren vorläufige Version wurde 1993 verabschiedet und trat am 27. April 1994 in Kraft, zeitgleich zu den ersten freien Wahlen Südafrikas.
Bei diesen ersten freien Wahlen in Südafrika bildeten sich lange Schlangen von Bürgern vor den Wahllokalen und es herrschte eine Aufbruchsstimmung im Land. Die Erwartungshaltung der Schwarzen war hoch! All dies wurde auch im österreichischen Fernsehen übertragen und es wurde klar, dass es zumindest kurzfristig aufgrund des lokalen BIP‘s diese hohen Erwartungen kaum erfüllbar sein würden.
Das veranlasste Christoph Chorherr, den Wiener Grün-Politiker, seine Ideen, dort zu helfen an den damaligen Wiener Bürgermeister Helmut Zilk heranzutragen. Anfänglich wurde dann in der so genannten Orange Farm gebaut und ein College in Betrieb genommen. Aus dieser Zeit stammen viele Kontakte, die Christoph in SA knüpfen konnte. Anlass für die spätere Bautätigkeit in Südafrika war eine Wiener Architekturausstellung, bei dem fiel Christoph ein Projekt eines amerikanischen Professors aufgefallen war, der Wegwerfmaterialien (recycled material) zum Bauen verwendete. Christoph wollte diesen Professor für die Wiener Projekte begeistern, der Professor lehnte ab und da beschloss der Wiener Grünpolitiker, dass man das ja auch selber könnte. Und man konnte!
Dabei entstand die Idee mit Universitäten – Fach Architektur – international zusammen zu arbeiten. Studenten sollten Gebäude entwerfen, planen, lokal verfügbare (billige) Materialien verwenden, und dann selbst diese Gebäude in SA errichten. So entstanden in der Township Orange Farm eine Bibliothek und ein Kindergarten.
Und nun fragte sich Christoph, ob es nicht sinnvoll wäre, nicht nur Gebäude aufzustellen, sondern auch Bildungskonzepte selbst zu verbreiten. So kam es zu Ithuba – zuerst wurde eine Klasse gegründet, eine Klasse einer High-School (ähnlich einer HTL, mit Schwerpunkt Berufsausbildung), vielleicht anders als bei uns, nämlich in der Form eines „Skills-College“. Dort sollten die Kinder nicht nur Wissen ansammeln, sondern auch praktisch in Tätigkeiten unterwiesen werden, die ihnen und ihren Familien später einen Lebensunterhalt bieten würden. Z.B. wurden auch Handwerker – hier in Österreich vielleicht schon in Pension – angeworben, die ihre Kenntnisse an diese Kinder in einer Township in Südafrika weitergeben konnten. Jedes Jahr kam eine weitere Klasse dazu, dazu mussten auch Räumlichkeiten und Infrastruktur (z.B. Wasserversorgung) geschaffen werden.
Es stellte sich heraus, dass sich viele Kinder um eine Aufnahme in das Skills College bewarben, die nicht ordentlich lesen, schreiben und rechnen konnten, daher kam noch eine Volksschule dazu, um die Kinder vorzubereiten. Das Projekt wuchs, Gruppen aus Wien kamen, um zu helfen, beim Bau aber auch, z.B. Gärten um Gärten anzulegen …
Parallel zu diesem Projekt „Ithuba“ wurde an der Wild Coast in einer sehr armen Gegend,eine zweite Schule begonnen, da die Kinder dort oft nicht ausreichend Englisch konnten, um überhaupt in eine Volksschule zu gehen, wurde ein Kindergarten eingerichtet, um die Kinder auf die Schule vorzubereiten. Es werden in Österreich noch immer Leute gesucht, die bereit sind, dort die jetzt 500 Kinder zu unterrichten.
Sollten die Spenden versiegen, wird derzeit 500 Kindern und ihren Familien die Perspektive auf ein besseres Leben geraubt.
Durch den derzeitigen Shitstorm werden sich viele Spender möglicherweise zurückziehen, es werden kaum neue dazu kommen. Die „social responsibility“, die sich erst langsam in Österreich ausbreitet wird – auch zulasten anderer Projekte – wird einen herben Rückschlag erleben, da man diesen Spender-Firmen unterstellt, nur wegen eine „monetären Vorteils wegen“ gespendet zu haben.
Schade, dass ein derartiges Projekt – auch aus Gründen die wenig damit zu tun haben – sondern z.B. wegen der nicht gelungenen Verhinderung eines Baus am Heumarkt und dem Verlust des Canaletto-Blicks – zunichtegemacht werden soll.
Über das Architektur-Projekt hat Prof. Dietmar Steiner referiert: (www.facebook.com/dietmar.steiner/posts/10208698692698236)