Mein erstes Gehalt habe ich noch bar, in einem Sackerl bekommen. Und heute? „I must to the Bank”, lautete eine Fernseh-Werbung und man sah die üblichen Werbeträger in der Natur ihr Smart Phone zücken.
Als ich zu arbeiten anfing, gab es noch keine „Gehaltskonten“, die wurden erst im Laufe der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts eingerichtet. Bis dann gab es Geschäftskonten und Privatkunden (für Vermögende).
Gehaltskunden war ein neues Geschäftsfeld für Banken, man nannte es intern auch Massengeschäft. „Kleine“ Privatkunden hatten bis dahin bestenfalls ein Sparbuch aber kein Girokonto bei einer Bank gehabt. Anfang war nur zögerlich eingestiegen worden, aber dann alsbald begann ein scharfer Wettbewerb um diese Gehaltskonten. Dieser Geschäftszweig war nur möglich geworden, weil Computer eingesetzt werden konnten, denn rein händisch war keine Bank in der Lage, diese Konten zu verwalten. Noch wurde mit den Firmen verhandelt, in welcher Form die Überweisungen der Gehaltszahlungen an die Banken erfolgen sollten. Meist wurde ein Band übermittelt, das dann bei der Bank eingelesen wurde, die Beträge konnten den einzelnen Konten zugeordnet werden. Später konnte dann eine Direktübertragung von den Firmen zur Bank erfolgen.
Und der Angestellte erhielt z.B. nur ein Teil seines Gehalts auf ein Konto, den Rest erhielt er oder sie noch immer in bar – im Sackerl. Das war zumindest bei uns Bankangestellten so, damit die Kollegen nicht aus der Überweisung am Monatsende – Gott behüte – die Höhe der Gehälter der anderen Mitarbeiter ermitteln konnten. Von diesem am Monatsanfang erhaltenen barem Geld musste man auch alle Rechnungen bar bezahlen. Sollte dies nicht möglich sein, musste man eine Überweisung bei der Post aufgeben, d.h. dort das Geld einzahlen und es wurde überwiesen – das konnte ganz schön lang dauern. Es gab anfangs keine Daueraufträge, keine Einziehungsaufträge, keine Abschöpfungsaufträge oder ähnliche Möglichkeiten.
Als Angestellter hatte man dann sein Konto bei jener Bank in jener Filiale, die der Arbeitgeber ausgesucht hatte. Dort holte man dann sein Geld ab. Das war nicht immer einfach, weil die Banköffnungszeiten meist mit den Dienstzeiten der Firmen zusammenfielen – d.h. es war wiederum einfacher, sein ganzes Geld am Monatsanfang abzuholen. Bei großen Firmen (wichtigen Kunden der Bank) wurden kleine Filialen im Gebäude dieser Firma eingerichtet. Viele Bankangestellte waren es nicht gewohnt, mit „Massenkunden“ umzugehen. Sie waren sehr streng, besonders wenn sie eine Überziehung des Kontos (oder eingeräumten Kontorahmens) feststellen mussten. Dann wurde der Kunde, die Kundin zuweilen recht barsch, vor allen anderen Anwesenden, auf diese Tatsache hingewiesen. Naja, es liefen dann auch Schulungen für Bankangestellte um dieses Verhalten auszubügeln.
Und es gab auch noch keine Bankomaten, im Englischen ATM (Automated Teller Machine). 1980 wurde für Kunden österreichischer Geldinstitute der Bankomat-Service eingeführt. Es wurde vorerst für die jeweiligen Kunden der Bank angeboten. Die ersten Bankomaten wurden von IBM in Wien in der Schottengasse, am Graben und am Stock-im-Eisen-Platz installiert. In der Folge setzte sich dieser Service immer mehr durch. Anfangs konnte bei der Abhebung noch nicht auf das Konto des Kunden zugegriffen werden, das war dann eine spätere Funktion dieses Systems. Wie Marktforschungen zeigen, können sich heute die meisten Österreicher ihr Leben ohne Bankomaten nur mehr schwer vorstellen. Denn vorher war „Geld-Abheben“ ein zweistufiger Prozess gewesen, zuerst zu einem Bankangerstellten, der dann den Kassier aufforderte, die Auszahlung vorzunehmen – das hatte natürlich gedauert, besonders da in der Bank das Zwei-Augen-Prinzip galt, und immer alles kontrolliert werden musste.
Dann wurden den Kunden Kreditkarten angeboten. Diese Entwicklung kam aus den USA. Die ersten diesbezüglich auch in Österreich verwendeten Karten waren die Diners Club Karten. Am weitesten verbreitet sind heute die MasterCard mit etwa 35 Mio. Akzeptanzstellen weltweit und rund 2 Mio. Geldautomaten weltweit, sowie Visa mit etwa 20 Mio. Akzeptanzstellen und 1,6 Mio. Geldautomaten weltweit. Kreditkarten werden von Vertragsunternehmen sowohl im Inland als auch an Akzeptanzstellen weltweit akzeptiert. Das Land mit der höchsten Akzeptanzrate sind aber noch immer die Vereinigten Staaten von Amerika.
Dass nun pro Kunde weniger Personal benötigt wurde, schlug sich damals nicht im Personalstand nieder, da die Anzahl der Kunden noch ständig wuchs. Aber mit den Angestelltenkonten konnte man bei den Banken nicht sehr viel Geld verdienen, daher musste laufend und immer mehr Funktionen, die früher ein Bankangestellter durchgeführt hatte, den Kunden selbst übertragen werden.
Und das war erst der Anfang! Jetzt führen wir unsere Überweisungen entweder über dafür bereitgestellte Maschinen selbst durch – oder wir verwenden on-line Banking, früher – etwas kompliziert – vom Computer zu Hause durchzuführen, jetzt von seinem Smart Phone, wie verschiedene Werbeträger im Fernsehen für verschiedenen Banken vorstellen. Die Banken haben eigene Foyers eingerichtet, indem sich alle die benötigten Maschinen für die Selbstbedienung stehen, die 24 Stunden, 7 Tage die Woche geöffnet sind. In diesem Sinne braucht der „Standardkunde“ kaum mehr eine Bankfiliale betreten, es sei denn er benötigt einen Kredit (aber das kann schon on-line gehen) oder er verfügt über ein Bankschließfach.
Dass alle diese on-line-transfers auch bösen Menschen die Möglichkeit zu Malversationen geben, ist hinlänglich bekannt – sowohl der Kunde als auch die Banken müssen Vorsicht walten lassen. Aber auch das Bargeld unter der Matratze kann gestohlen werden! Und eigentlich benötigt man kaum mehr Bargeld – man kann auch kleine Beträge äußerst bequem mit Karten abwickeln.
Das alles hat nun zu Schließung vieler Bankfilialen geführt aber auch zu erheblichem Rückgang von Bankmitarbeitern. Ein Trend, der sich wahrscheinlich weiter fortsetzen wird.
Ja, und in diesem Sinne wird jetzt auch die Abschaffung des Bargeldes (hoffentlich weit in der Zukunft) diskutiert.