April, April

Heute möchte ich versuchen, Sie in den April zu schicken. Es wird mir wahrscheinlich nicht gelingen, denn Sie werden meine Scherze leider bald durchschauen.

Als Aprilscherz bezeichnet man den Brauch, seine Mitmenschen am 1. April durch erfundene oder verfälschte, meist spektakuläre oder fantastische Geschichten, Erzählungen oder Informationen in die Irre zu führen („hereinlegen“) und so „zum Narren zu halten“. Erstmals überliefert ist die Redensart „in den April schicken“ in Deutschland 1618 in Bayern.

  • Donald Trump hat verkündet, dass er sich aus dem Präsidentenamt zurückzieht und seiner Tochter Ivanka die Staatsgeschäfte überlässt.
  • Recep Tayyip Erdogan versöhnt sich mit den Kurden, ernennt Abdulla Öcalan zu seinem Vize und zieht sich aus allen syrischen Gebieten zurück.
  • Vladimir Putin ruft Theresa May an bekennt, dass er den Giftmord an Sergej Skripal und seine Tochter Julia angeordnet hat, entschuldigt sich und bittet, alle ausgewiesenen Diplomaten wieder zurückzuschicken
  • Theresa May erklärt die Abstimmung zum Brexit als Null und Nichtig – sie war durch Cyberattacken gefälscht – Großbritannien bleibt Mitglied der EU
  • Victor Orban ersucht die EU, Flüchtlinge aus Griechenland nach Ungarn zu schicken.
  • Horst Seehofer verzichtet auf Abschiebezentren und will die betroffenen Personen besser integrieren.
  • Carles Puigdemont wird aus dem Gefängnis in Deutschland entlassen, kehrt nach Barcelona zurück und wird Präsident des Staates Katalonien
  • Israel gibt seinen Anspruch auf, ein jüdischer Staat zu sein, verleiht allen Bürgern der Besetzen Gebiete und des Gazastreifens das volle israelische Bürgerrecht und gestattet den 1948 (noch lebenden) Vertriebenen, zurückzukehren.
  • Sämtliche Länder (z.B. Russland) ziehen ihre Truppen aus Syrien ab, alle Länder stellen ihre Waffenlieferungen nach Syrien ein, Präsident Assad tritt zurück und ruft vorher noch Neuwahlen aus. Die EU verspricht Hilfe beim Wiederaufbau des Landes. Die geflohenen Syrer kehren heim.
  • Bei einer internationalen Konferenz wird den Kurden ein eigenes Land versprochen, dass sich über Teile der Türkei, Syriens, des Irak und des Iran erstreckt. Und es bleibt nicht nur bei diesem Versprechen, sondern das Projekt wird auch umgesetzt.
  • Die UNO wird reformiert! Der Sicherheitsrat wird umgebaut, für Europa ist nur die EU vertreten, und große, erfolgreiche Schwellenländer erhalten permanente Sitze im Sicherheitsrat. Das Einstimmigkeitsprinzip wird aufgegeben.
  • Kim Jong-un verspricht ein atomwaffenfreies Korea, einigt sich mit Südkorea und es beginnen faire Verhandlungen zu einem vereinten Korea.
  • Griechenland und Mazedonien haben sich geeinigt, beide dürfen diesen Namen verwenden, die einen mit Z die anderen mit K geschrieben.
  • Die Ostukraine gibt ihre Unabhängigkeitswünsche auf, bekennt sich wieder dazu, ein Teil der Ukraine zu sein. Der Abriss der Grenze findet unter OSZE Aufsicht statt. Der Westen verpflichtet sich, beim Wiederaufbau zu helfen die dort befindliche Industrie zu modernisieren.
  • In China und in der Türkei wird die Zensur des Internets aufgehoben.
  • Die chinesische Raumstation „Tiangong-1“ ist wieder unter Kontrolle und wird zwischen 1. Und 2. April sicher in China landen
  • Alle Rohingya können aus Bangladesch in ihre Heimat Myanmar zurückkehren und werden dort willkommen geheißen
  • Die Truppen aller fremden Länder werden aus Afghanistan abgezogen, die Anführer von IS, Taliban und Al-Qaida versprechen, ihre Terrorakte einzustellen, sich zu demokratischen Prinzipien zu bekennen und sich Wahlen zu stellen.
  • Die Präsidenten von Ägypten (Abd al-Fattah as-Sisi ), von Weißrussland (Präsident Aljaksandr Lukaschenka), Kasachstan (Nursultan Äbischuly Nasarbajew) stellen sich demokratischen Neuwahlen, bei denen auch Gegenkandidaten zugelassen sind.
  • Die Harakat al-Shabaab al-Mujahideen und die Boko Haram schwören dem Terror ab, verwandeln sich in demokratische Parteien und stellen sich den nächsten Wahlen
  • Johannes Kopf (AMS) wird von der Regierung für seine hervorragende Arbeit belobigt, es wird ihm zugesagt, dass er seine Arbeit wie bisher weitermachen kann
  • Peter Gridling (BVT) wird voll rehabilitiert, ebenso für seine bisherige Arbeit belobigt und kehrt in sein Amt zurück
  • Die Landeshautleute einigen sich mit dem Bund auf die Zusammenführung aller Krankenkassen
  • Herbert Kickl bekommt eine Pferdeherde (Altersteilzeit für Lipizzaner)
  • Das Rauchverbot in Gaststätten wird umgehend eingesetzt, da bereits über eine halbe Million Bürger unterzeichnet haben
  • Das Frauenpensionsalter wird umgehend jenem der Männer angeglichen. Beider Pensionsantrittsalter wird mit dem Anstieg des Lebensalters parallelisiert.
  • Frauen werden in der katholischen Kirche zuerst zur Diakonie und etwas zeitverzögert zum Priesteramt zugelassen.
  • Alle öffentlichen und privaten Stellen bekennen sich dazu, die Bezahlung für Frauen den von Männern gleichzuziehen
  • Johann Gudenus bekennt sich dazu, ein russischer Spion zu sein du geht nach Russland zurück

Sie sind mir nicht hineingefallen? Das habe ich befürchtet!

Dann bleibt mir nur noch Ihnen frohe Ostern, mit vielen bunten Eiern, Schokoladehasen etc. zu wünschen (auf das Wetter habe ich leider keinen Einfluss)!

 

 

 

 

 

April, April

Gedanken am Karfreitag

Heute, am Karfreitag, möchte ich wieder einmal an die verfolgten Christen erinnern.

Zuerst vielleicht: es gibt auch gute Nachrichten. Im Irak konnten Christen nach der Vertreibung des IS wieder in die Ninive-Ebene zurückkehren. Daher war es ihnen ein besonderes Anliegen z.B. den Palmsonntag aufwändig zu feiern. Nachdem in den vergangenen Monaten immer mehr Familien einen Neuanfang in ihren oftmals geplünderten und teils zerstörten Häusern gewagt haben, zogen tausende Menschen Palmwedel und Olivenzweige schwingend durch die Straßen. Zweieinhalb Jahre lang waren diese Menschen vertrieben und hatten fast jede Hoffnung verloren, jemals zurückzukehren. Auf dem Platz vor der Johanneskirche in Karakosch, wo ein Freiluftgottesdienst gefeiert wurde, diente das Kirchendach den Geistlichen als Kanzel. Irak steht ab er noch immer auf dem Platz 8 des Weltverfolgungsindexes 2018.

Aber nicht aus allen Gegenden, die sich auf dem Weltverfolgungsindex befinden, gibt es so gute Nachrichten.  Afghanistan ist von Platz drei auf Platz zwei gerutscht. Da Afghanistan laut Verfassung ein islamischer Staat ist, werden alle anderen Religionen als dem Land fremd angesehen. Die Stammesgemeinschaft ist in Afghanistan sehr viel stärker und wichtiger als der Staat. Wenn jemand diese Gemeinschaft verlässt, beispielsweise indem er seine Religion verlässt und den christlichen Glauben annimmt, gilt er als Abtrünniger, der zurückgebracht werden muss. Für die meisten Familien stellt ein Glaubenswechsel eine große Schande dar, und die Familienmitglieder werden alles in ihrer Macht Stehende tun, um den Konvertiten zum Islam zurückzubringen oder für die Schande büßen zu lassen. Zusätzlich erweitern extremistische Gruppierungen wie die Taliban und der „Islamische Staat“ (IS), der erst seit kurzer Zeit in Afghanistan aktiv ist, ihre Gebiete und kontrollieren bereits mehr als 40 Prozent des Landes.

Auch aus Afrika kommen keine guten Nachrichten: Die Verfolgung in Somalia geht hauptsächlich von der extremistisch-militanten Gruppe Al Shabaab und dem im Land vorherrschenden Stammessystem aus. Al Shabaab stützt sich auf Stammesstrukturen, um Informationen zu sammeln, Mitglieder zu rekrutieren und ihre Ideologie zu verbreiten. Scheichs und Imame werden über diese Strukturen gezwungen, den Dschihad zu lehren – ansonsten drohen ihnen Vertreibung oder Tod. Zusätzlich gibt es organisierte kriminelle Netzwerke, durch die extremistische Gruppen wie Al Shabaab finanziert werden. Die Gesellschaft erwartet, dass jeder Somalier ein Muslim ist. Öffentlich wird erklärt, dass in Somalia kein Platz für den christlichen Glauben, Christen und Kirchen sei. In der Verfassung des Landes ist der Islam als Staatsreligion festgeschrieben und die Regierung verbietet z.B. jegliche Weihnachtsfeiern. Christen werden von Al-Shabaab-Kämpfern als hochrangiges Ziel angesehen und wer von ihnen bisher entdeckt wurde, wird oft auf der Stelle getötet.

Aber Somalia ist nicht das einzige Land in Afrika, in dem Christen bedroht werde. Im Sudan geht die Verfolgung sowohl von der Regierung sowie auch extremistischen Muslimen aus, wird systematisch durchgeführt und erinnert an eine Politik der ethnischen Säuberung. Unter der autoritären Herrschaft von Präsident al-Bashir und seiner Partei gibt es im Sudan keine Rechtsstaatlichkeit. Die Presse- und Mediengesetze sind restriktiv, und die Meinungsfreiheit wurde stark eingeschränkt. Historisch betrachtet ist der Islam tief in der sudanesischen Gesellschaft verankert, und die Regierung setzt die Politik einer einzigen Religion, einer einzigen Kultur und einer einzigen Sprache strikt um. Seit der Südsudan 2011 seine Unabhängigkeit erklärte, sind tausende Christen in den Südsudan gezogen – wohl geflohen. Christen haben ihre Kirchengebäude verloren, in denen sie sich jahrelang versammelt hatten, viele christliche Leiter wurden verhaftet oder einschüchtert.

Auch Eritrea ist schwer betroffen. Seit 1993 übt das autoritäre Regime unter der Führung von Präsident Isaias Afewerki uneingeschränkte Macht in Eritrea aus. Die Regierung tut alles, um ihre Macht zu erhalten und hat Christen verhaftet, angegriffen und getötet, weil sie sie als „Agenten des Westens“ und damit als eine Bedrohung für den Staat und die Regierung ansieht. Ungefähr die Hälfte der eritreischen Bevölkerung besteht aus Muslimen. Diese wohnen zum großen Teil in der Tiefebene entlang der Küste des Roten Meeres und der Grenze zum Sudan. Viele von ihnen zeigen (zum Teil auch aufgrund der wachsenden Präsenzen des militanten Islam in der Region) eine Tendenz zum Extremismus. Christen in diesen Teilen des Landes sind somit in einer besonders schwierigen Lage. Eritreische Muslime verstehen sich zuerst als Muslime, dann als Eritreer. Eine Hinwendung zum christlichen Glauben gilt als Verrat der Gemeinschaft, der Familie und des islamischen Glaubens. Auch Christen untereinander sind sich nicht einig. Die Eritreisch-Orthodoxe Kirche (EOC) hat eine lange Tradition im Land und setzt Christen anderer Konfessionen und Gemeinden manchmal unter Druck.

Der Jemen ist zu einem „failed state“ geworden. Regierungsbeamte erschaffen und erhalten ein streng islamisches System, welches alle Einwohner als Muslime behandelt. In vielen Regionen sind durch die saudisch geführte Militärintervention Machtvakuen entstanden, welche es Gruppierungen wie dem Islamischen Staat (IS) und Al-Kaida-Ablegern ermöglichen, ihren Aktionsradius zu vergrößern und Christen umzubringen (sowohl jemenitische Christen mit muslimischem Hintergrund als auch ausländische Christen). Auch Entführungen kommen vor, wobei sich finanzielle und christenfeindliche Motive mischen.

Das sind nur einige Streiflichter aus den „Top-Ten“ der Liste der verfolgten Christen. Wir hier dürfen an jeglichen religiösen Feierlichkeiten unbehindert teilnehmen. Viele tun es nicht. Die verfolgten Christen werden daran gehindert.  Wir dürfen ihr Schicksal nicht vergessen! Es sind auch nicht nur die Christen, die in diesen Ländern leiden und dann letztlich die Flucht vorziehen. Machen wir es ihnen nicht schwer, wenn sie zu uns kommen!

(Sehr viel mehr Informationen zu verfolgten Christen finden sich in meinem Buch: „Im Schatten des Halbmonds – Christenverfolgung in islamischen Ländern“, erschienen bei Styria Premium)

Gedanken am Karfreitag

Metamorphosen

Manchmal kommt mir ein Wort in den Sinn, ich kann nicht sagen warum, aber es geht nicht weg. Heute sind es „Metamorphosen“. Vielleicht wurde das durch die vielen Veränderungen in meiner Stadt ausgelöst. Damit meine ich jetzt nicht so sehr die neuen Stadtteile die entstehen, auch nicht die Fassadenneovierungen oder Dachausbauten die allenthalben sprießen, ich meine wie oft die Geschäfte ihren Besitzer und damit ihr Angebot verändern. Konkret heißt das: ich brauche einen neuen Pass und dafür benötigt man ein Photo, ohnedies jenes, auf dem man letztendlich ausschaut, wie ein Kettenhund, die grad einen Angriff startet. Dafür eignet es sich dann für die Gesichtserkennung, ich weiß nicht mir das gefällt. Na jedenfalls, in dem Geschäft, ein kleiner Laden ganz in meiner Nähe hier, in dem bisher derartige Photos gemacht worden waren, ist jetzt ein schickes Modegeschäft. Dafür steht ein Apparat in der Nähe, wo man seine Abbildung selber machen kann, dass wollte ich aber nicht. Der kleine Handy-Tandler, der alle Art von Reparaturen durchführt, die die Hersteller Firmen ablehnen, damit man ein neues Handy kauft, und der auch solche Photos gemacht hat, hat seinen Laden auch dichtgemacht. Eine Kette, wohin man sich früher wenden konnte, ist inzwischen in die Pleite gerutscht. Ich habe dann ein Photogeschäft gefunden, bei dem zwar eher erotische Photos ausgestellt sind, daher betrat ich das Geschäft eher zögerlich – aber die Passphotos wurden gemacht.

Heute ging ich an einem ehemaligen Geschirrgeschäft vorbei, wo man wirklich alles bekommen konnte, was man so in der Küche braucht, eine Fundgrube, sogar ein „ehem. k. und k. Hoflieferant“ (steht noch über der Tür), jetzt ist alles zugeklebt und steht leer (wahrscheinlich war die Miete bei Besitzerwechsel zu hoch). Dabei bin ich auch durch das elegant umgestaltete Viertel um die Tuchlauben gegangen, das so genannte Goldene Quartier, aber da ist es recht still, es fehlt die äußerst zahlungskräftige Kundschaft. Neulich habe ich über die Bank Austria geschrieben – das ehemalige CA-Gebäude. Der wunderschöne Kassensaal wird die Filiale eines Lebensmittelgeschäftes (Spar). Mir blutet das Herz!

Zurück zu den Metamorphosen: das kann eine Menge bedeuten (nicht nur Veränderungen in der Stadt).

  • Metamorphose (Botanik), evolutionäre Anpassung einer Pflanze an ihre jeweiligen Umweltbedingungen. Sogar Goethe hat sich mit dem Thema befasst: Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären
  • Metamorphose (Geologie), Umwandlung der mineralogischen Zusammensetzung eines Gesteins durch geänderte Temperatur- und/oder Druckbedingungen
  • Metamorphose (Glaziologie), Metamorphose des Schnees hin zu Gletschereis
  • Metamorphose (Musik), komplexe Verwandlungen eines musikalischen Themas
  • Metamorphose (Mythologie), in der Mythologie den Gestaltenwechsel oder die Verwandlung einer Gottheit, eines mythischen Wesens oder eines Menschen, seltener von Tieren oder Objekten

Vielen von uns sind die Metamorphosen des Ovid vertraut aus dem Lateinunterricht, geschrieben vermutlich ab dem Jahr 1 oder 3 n. Chr. bis um 8 n. Chr., sie sind ein in Hexametern verfasstes mythologisches Werk über Metamorphosen („Verwandlungen“). Sie beschreiben die Entstehung und Geschichte der Welt in den Begriffen der römischen und griechischen Mythologie. Ovid wählt die in Mythen häufig anzutreffenden Verwandlungsgeschichten zum Thema, in denen meist ein Mensch oder ein niederer Gott in eine Pflanze, ein Tier oder ein Sternbild verwandelt wird. Das Werk beginnt mit der Entstehung der Welt aus dem Chaos und einer großen Flut, die nur ein Menschenpaar (Deukalion und Pyrrha) überlebt, und es endet mit der Verwandlung von Caesars Seele in einen Stern.

Das Buch „Die schönsten Sagen des klassischen Altertums“ von Gustav Schwab habe ich mehrmals und mit Vergnügen gelesen. In meiner Jugend bewunderte ich die starken Helden, z.B. Achilles, von dem ich nun meine, dass er eigentlich ein eitler, eigensinniger Kerl gewesen sein muss.

Aus heutiger Sicht, jetzt bin ich schon alt geworden, gefällt mir die Sage von Philemon und Baucis wohl am besten:

„In einem Dorfe voll wohlhabender Einwohner lebte ein armes, aber zufriedenes und durch Eintracht und Liebe glückliches Ehepaar, Philemon und Baucis. Zu jenem Dorfe wandelten einst in Menschengestalt Zeus und Hermes, wie bisweilen die Himmlischen taten, um die Sterblichen zu versuchen. Die Götter klopften an alle Türen, bittend um Aufnahme für eine Nacht, doch keine öffnete sich. Nur die Ärmsten des Orts nahmen die Fremdlinge auf, und trugen willig herbei, was ihre Dürftigkeit vermochte. Dankbar segneten die Götter das frugale Mahl, und immer von Neuem füllte sich von selbst der Weinkrug. Da erkannten die Gatten, dass ihre Gäste Unsterbliche seien, und beteten sie an. Nun offenbarte sich der Gott der Götter gnädig und zürnend zugleich. Er führte die alternden Gatten auf einen Hügel, von dem sie sahen, wie schwellende Wasserfluten heranbrausten und alle Häuser des Ortes und alle Bewohner verschlangen. Nur die Hütte des gastlichen Paares blieb stehen, und wölbte sich zum säulengetragenen Göttertempel. In diesem ferner den Göttern dienen zu dürfen und dann vereint zu sterben, ist Alles, was Philemon und Baucis erflehen, und gnädig gewährte der Göttervater diese fromme Bitte. Lange Jahre lebten als treue Hüter des Tempels die beiden Treuverbundenen, bis ihnen im hohen Greisenalter das Ende nahte. Aber Keines von beiden sah das Andere sterben, sondern zugleich wurden beide in starke Bäume, Philemon in eine Eiche, Baucis in eine Linde verwandelt, die vor dem Tempeleingang standen; und so umfingen sie einander mit dem Gezweig noch liebend nach der Verwandlung, und es rauschte das Lob der Gottheit durch die flüsternden Blätter.“

Die Sage entspricht zwar nicht den christlichen Vorstellungen von der Sintflut und vom Leben nach dem Tode, sie berührt dennoch!

So viel heute zu den Metamorphosen!

Metamorphosen

Fröhliche Ostern

Viele Ostern habe ich schon erlebt. Ein Osterfest ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Ostern 1945. Der Ostersonntag fiel, genauso wie heuer, auf den Ersten April.  Das Wetter war schon frühsommerlich und warm. Die Bäume waren schon in voller Blüte. Der krieg neigte sich dem Ende zu. Deutsche Soldaten warfen ihre Waffen weg, verließen Fahrzeuge, bei denen der Treibstoff ausgegangen war, man versuchte zivile Kleidungsstücke von der Bevölkerung zu erbetteln und bot Uniformen dafür. Wesentlich war für die fliehenden Soldaten nicht in russische Kriegsgefangenschaft zu geraten, sondern zu den Amerikanern durchzukommen um sich dort zu ergeben. Das liebste Ziel der Soldaten war es, nach Hause zu kommen und sich dort zu verstecken. Das konnte ich damals im Mühlviertel ich war gerade 10 Jahre alt, verfolgen.

Die Bombardierungen hatten aufgehört, die Tiefflieger, die so gefürchtet waren, flogen jetzt woanders. Es war Ostersonntag, ich hatte mein sehr gehütetes Sonntagsgewand angezogen (einen Schottenrock mit weißer Bluse, alles schon ein bisserl knapp und kurz und wollte in den Ort (Pregarten) gehen. Wir wohnten etwas außerhalb in einer Hammerschmiede an der Aist. Meine Mutter erlaubte mir nicht, das Haus zu verlassen, das „warum“ verstand ich damals nicht – und war ziemlich enttäuscht.  Ostereier hatten wir ein paar (sie waren mit Zwiebelschalen gefärbt worden). Dann wäre ich gerne an den Fluss spielen gegangen – auch das wurde mir verboten. Ich begriff einfach nicht, worin eine Gefahr bestehen könnte.

Ein paar Jahre später verbrachte ich die Osterferien bei meiner Tante in Pernitz. Damals fand die Auferstehungsprozession schon am Samstag am Nachmittag statt. Vorher musste noch der Kies im Vorgarten ordentlich gerecht werden, dann wurden die Kinder in der Waschküche gebadet und erst dann durften wir an der Prozession teilnehmen. Jeder trug sine neues Gewand, man musterte einander eher streng. In Pernitz gab es meine um 4 Jahre ältere Cousine.  Auch damals war das Wetter zu Ostern warm und sonnig. Die Freunde und Freundinnen meiner Cousine Erna hatten eine Wanderung auf das Waxeneck geplant. Sehr zu ihrem Missvergnügen musste meine Cousine mich mitnehmen, ich allerdings war begeistert.

Dann kam meine Alpenvereinszeit. Da wurden zu Ostern noch einmal die Schier ausgepackt, wir fuhren eher ins Hochgebirge, denn dort war die Schneelage noch gut. Entweder waren wir in einer der Hütten stationiert oder wir hatten eine Selbstversorgerhütte gemietet. Dorthinauf musste alles mitgenommen werden, was benötigt wurde, Essen vor allem, aber auch Holz zum Heizen. Am häufigsten gab‘s dann dort Erbswurstsuppe und Ostereier. Wasser wurde durch Schneeschmelzen gewonnen. Tagsüber wurden Touren unternommen – mit den Fellen an den Schien stiegen wir an, um dann bereits etwas erschöpft herunter zu fahren.

Während meiner Studienzeit hatte ich ein Jahr in Kalifornien in den USA verbracht. In der Karwoche hatten wir – einige ausländische Studentinnen – spanische Missionen im südlichen des Staates besucht.  Sie waren zwischen 1769 und 1823 von Franziskanern errichtet worden. Nach europäischen Maßstäben noch nicht sehr alt! Die Missionsstationen waren die ersten europäischen Niederlassungen in Alta California und ein Meilenstein im Vordringen der europäischen Kolonialmächte im amerikanischen Nordwesten. Am Ostersonntag war ich dann schon zurück in Fresno, im ziemlich leeren Studentenheim, und da, bei der Ostermesse, packte mich dann zum ersten und einzigen Mal wirkliches Heimweh.

Ein andermal fuhr ich über Ostern nach Paris, Ich kann mich erinnern, dass es heiß und sonnig war. Alle die Museen, die ich mir vorgenommen hatte, habe ich nicht besucht, weil es so schön war, die Zeit im Freien zu verbringen. Die Kastanienbäume blühten, jeder der Parks und Gärten war eine Pracht. Museen kamen dann bei späteren Besuchen zum Zug.

Während meines Semesters in Nancy fuhr ich während der Osterferien nach Luxembourg. Damals wollte ich mich schon erkundigen, ob ich eine Chance hätte, nach dem Abschluss meines Studiums für Europäische Behörden zu arbeiten, es war nach dem Abschluss der Römischen Verträge und die Europäische Gemeinschaft (der Sechs) begann sich zu entwickeln.   Da Österreich kein Mitglied wein würde, gab es für mich auch Chance. Das war zwar einigermaßen enttäuschend, aber Luxembourg – Überreste der Festung, großherzoglicher Palast, Kathedrale – haben mir dennoch gut gefallen. Als Ostergeschenk hatte mir meine Mutter einen handgestrickten Mantel nach Nancy geschickt.

Als unser Häusl in Pernitz errichtet wurde und gerade im Rohbau stand, sind wir zu Ostern dorthin gefahren – es war alles verschneit. Die meisten Ostern haben wir in den vielen darauffolgenden Jahren mit den Kindern in Pernitz verbracht. Mich hat immer schon fasziniert, dass die Glocken zu Ostern nach Rom fliegen – aber dafür kamen dann die Ratschenbuben. „Wir ratschen, wir ratschen zum englischen Gruß, damit ein jeder Christ beten muss. Fallet nieder auf eure Knie, betet ein Vaterunser, drei Ave Marie“, so „sangen“ sie und erhielten am Ende kleine Geschenke. Jetzt kommen sie leider nicht mehr, meine Enkelkinder kenne diesen Brauch nicht mehr!

Jetzt werden die Altäre nicht mehr mit lila Tüchern verhängt, sondern es sind z.T. wunderschöne (alte und neue) Fastentücher im Einsatz. Besonders die Michaelerkirche in Wien überrascht jedes Jahr damit. Die Auferstehungsfeiern wurden zuerst in den Abend verlegt und dann später in die frühen Morgenstunden. Jetzt werden die Ostereier nach den Messen an die Gläubigen verteilt.

Auch Ostern hat sich verändert. Jedenfalls: Fröhliche Ostern!

Fröhliche Ostern

Was ein Alt-Wiener Spaziergang so alles lehrt

Wenn ich so durch die Straßen der Stadt schlendere (naja, schlendern vielleicht nicht, aber Einkaufswagerl ziehend, gehe) denke ich über die Straßennamen nach. Sehr oft sind Straßen nach jenen Gewerben benannt, die ursprünglich dort ausgeführt wurden.

Ich selbst wohne in der Gegend des Philosophenviertels, das die Kant-, Fichte-, Hegel- und Schellinggasse umfasst. Die Mehrzahl der Gebäude dürfte ab der zweiten Hälfte dies 19 Jahrhunderts errichtet worden sein, in der Gegend hinter dem Schubertring in der Gegend der abgerissenen Stadtmauer.  Da wurden dann rasch Straßennahmen benötigt und man griff auf die deutschen Philosophen (naja, nicht grad ein Gewerbe) zurück. Dort befand sich früher einmal die Redaktion der „Neuen Freien Presse“ (Fichtegasse 9-11), die von 1848 bis 1939 existierte.

Auch der naheliegende Schwarzenbergplatz entging der Umbennnungswut der Nachkriegszeit nicht. Der hintere Teil hieß damals Stalinplatz. Dort dominiert das von der Roten Armee errichtete Befreiungsdenkmal. Im Haus Nr. 4, dem Sitz der Industriellenvereinigung, war von 1945 bis 1955 der Alliierte Rat untergebracht, das eigentliche Machtzentrum des Landes. Dort ist am 20. Oktober 1945 die Regierung Renner von allen vier Großmächten anerkannt worden und am 14. Mai 1955 hat in diesen Räumen Außenminister Leopold Figl die Vertragspartner noch dazu überredet, die Klausel über die Mitschuld Österreichs am 2. Weltkrieg aus dem am nächsten Tag im Belvedere zu unterzeichnenden Staatsvertrag zu streichen.

Am anderen Ende der Schwarzenbergstrasse beginnt die Seilerstätte.  Entlang der heute ungerade numerierten Häuserfronten verlief die mittelalterliche Ringmauer; die gerade numerierte Zeile führte in einzelnen Abschnitten unterschiedliche Namen. Nach der zweiten Türkenbelagerung hatten hier die Seiler ihre Arbeitsplätze; sie stellten die Seile und das Tauwerk für die Donau-, Save- und Draukriegsschiffe her. Ursprünglich hieß die Straße „Auf der Seil“, später Seilerspinnstatt. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts etablierte sich auf der Seilerstätte ein Markt für Obst, Grünwaren, Butter und Geflügel, der jedoch 1871, als die Detailmarkthalle in der Zedlitzgasse eröffnet wurde, verschwand. Auf Nummer 21, im ehemaligen Lambertischen Haus wohnte Ludwig van Beethoven von Herbst 1815 bis April 1817. Bekannt ist hier vielen Touristen und ich glaube wenig Wienern, die Nummer 30: ehemals kaiserliches altes Gießhaus, ab 1707 Sitz des Versatz- und Fragamts (Dorotheum), ab 1805 im Besitz von Erzherzog Carl (Erzherzog-Carl-Palais); Otto Nicolai  wohnte hier 1841-1847); 1965 erfolgte durch den Umbau zu einem Internationalen Kulturzentrum (mit „Theater im Palais Erzherzog Carl“) und Studentenheim. Seit 2000 Haus der Musik, u. a. mit dem Museum der Wiener Philharmoniker.

Aber was ist dann mit der Seilergasse, unweit von hier? Die Seilergasse wird als Reifstraße (mittelhochdeutsch reif = Seil) schon 1363 als Sitz der Seiler erwähnt. Also zwei Gassen, in denen Seiler gewerkt haben, das muss früher doch ein lukratives Gewerbe gewesen sein.

Gleich parallel dazu findet sich die Spiegelgasse – ich verwechsle die beiden Seilergasse/Spiegelgasse zuweilen – der Name kommt vom Spieglerhaus, und die Spiegler waren Hersteller von Spiegeln.  Auf Nummer 6: Auersperghof, wohnte Friedrich Schlegel während seines Wiener Aufenthalts. Die Schlegelgasse befindet sich aber im Philosophenvierte! Auf Nummer 9 hinwieder wohnte Schubert.

Aber auch Goldschmiede versammelten sich in einer Gasse: Die Goldschmiedgasse ist ein sehr alter Verkehrsweg und geht bis auf die Zeit der Babenberger zurück. Zu dieser Zeit gab es am Ausgang der Gasse am Stephansplatz ein Stadttor. 1305-1309 hieß die Verlängerung des Salzgrieses über den Tiefen Graben (bis 1863 Zeughausgasse) „Auf der alten Goldschmieden“ („auf der goltsmit“). Um diese Zeit ergab sich jedoch bereits die Notwendigkeit, die Standorte des vornehmen Goldschmiedgewerbes weiter ins Zentrum zu verlegen. 1300 wird die Gasse, in der sich die Werk- und Verkaufsstätten der Goldschmiede befanden und die vom Stephansfreithof direkt zum Petersfreithof führte, erstmals grundbücherlich erwähnt („Unter den Goldschmieden“; vormals Unter den Brotläden, 1547 so erwähnt). 1366 wurde den Goldschmieden von den Herzögen Albrecht III. und Leopold III. ein eigener Orden verliehen. 1563 und 1664 findet sich die Bezeichnung Flaschnergassel (nach den Standorten von Flaschenerzeugern), 1776 wird die Goldschmiedgasse zum Schlossergassel gerechnet; ein Jahrzehnt später wird für das Teilstück vom Stephansplatz zur Freisinger Goldschmiedgasse wieder die Bezeichnung Goldschmiedgasse gebräuchlich, wogegen die Fortsetzung zum Petersplatz zum Eisgrübel gerechnet wurde. Auf Nummer lag das ehemals „Zum goldenen Rebhuhn“ genannte Gasthaus (1780-1879); hier trat ab 1820 das Tanzmusikquintett Josef Lanners auf (mit Johann Strauß Vater als Violaspieler); Schubert besuchte nachweislich die Gaststätte.

Es gibt aber auch eine Goldschlagstraße in Wien – allerdings in Penzing und Rudolfsheim. Diese war aber nicht nach Goldbearbeitern benannt, sondern nach der bereits 1375 erwähnten Weingartenried „Goldschlagen“.

Auch die Bäcker hatten „ihre“ Straße in Wien. Sie geht auf einen frühmittelalterlichen Marktplatz zurück und besitzt heute die besterhaltenen Renaissance-Bürgerhäuser der Wiener Innenstadt. Vor dem Ungartor der römisch-babenbergischen Lager- beziehungsweise Stadtmauer entstand um 1100 eine mittelalterliche Handelsvorstadt. In dieser Vorstadt ließen sich vor allem fremde Kaufleute nieder (Kölner Hof, Regensburger Hof), die ihre Waren von Westen (über Mariahilfer Straße und Kohlmarkt, dann außerhalb der Stadtmauer) hierher brachten, um sie zu lagern und zu verkaufen, vielleicht auch nach Osten weiterzuverkaufen. In der Bäckergasse übten schon Anfang 14. Jahrhundert einige Bäcker ihr Gewerbe aus; jedenfalls reicht der Straßenname bis in diese Zeit zurück. Kürzlich eröffnete ein französischer Bäcker sein Geschäft in der Bäckerstraße! Jedenfalls gibt es 10 Restaurants in dieser Straße.

Dann gibt es auch noch die Bognergasse, benannt (1563 erstmals erwähnt) nach den im Mittelalter hier ansässigen Bognern, Pfeilschnitzern und Schwertfegern. Bogner waren Handwerker, die Bögen als Waffe herstellten, Pfeilschnitzer lieferten die zugehörigen Geschoße. Schwertfeger waren Schmiede, die die Endmontage von Schwertern, Degen, Säbeln, Dolchen und ähnlichen Waffen vornahmen. Die Gasse hieß zeitweise auch Unter den Bognern; der östliche Teil hieß bis 1732 Am Peilertor.

Von manchen oft übersehen, weil schmal, wird die Essiggasse, benannt (1908) aufgrund einer alten Überlieferung (erstmals erwähnt 1821), die sich auf einen hier ansässigen bürgerlichen Essighändler (Ferdinand Pichler) beruft.

Bei Spaziergängen durch Wien lernt man auch eine Menge über die Geschichte dieser Stadt. In den Straßen, die nach Gewerben benannt sind, findet man nur mehr selten Geschäfte die sich mit den ursprünglichen Gewerben beschäftigen. Aber dennoch kann man dort gut einkaufen, gut essen, trinken und – sinnieren!

Was ein Alt-Wiener Spaziergang so alles lehrt

Frühlingsgedankensplitter

„Veronika, der Lenz ist da, die Mädchen singen trallala …“ (wirklich?) sangen die Comedian Harmonists in der Zwischenkriegszeit. Ja, der Frühling hat verschiedene Namen, manche sagen Frühjahr, andere Lenz (eher selten), anderswo heißt er VER, wozu einem als Österreich gleich Ver Sacrum einfällt. Mit ihren sechs Jahrgängen (1898–1903) gilt die Zeitschrift Ver Sacrum (lateinisch für „heiliger Frühling“), offizielles Organ der Vereinigung bildender Künstler Österreichs, als aufschlussreichster und künstlerisch anspruchsvollster Begleiter durch die frühe Geschichte der Wiener Secession. Oder ver sacrum war ein Brauch bei den antiken Italikern, bei dem eine Gruppe junger Männer, oft ein gesamter Jahrgang, aus dem Stammesverband ausgestoßen oder auch nur ausgesandt wurde, um neues Land für ihren eigenen Unterhalt zu erobern und so einen neuen Stamm zu gründen. Dabei wurden alle Lebewesen, die im kommenden Frühjahr (März, April) geboren wurden, den Göttern geweiht. Tiere wurden geopfert, die männlichen Neugeborenen wurden, sobald sie erwachsen waren, als Kolonisten ausgeschickt.

Astronomisch beginnt der Frühling mit der Tag-und-Nacht-Gleiche (im Norden am 19. oder 20. März), meteorologisch und biologisch wird er meist auf Anfang März angesetzt. Der Frühlingsbeginn kann entweder astronomisch, also nach Lage der Erde zur Sonne, phänologisch nach dem Entwicklungsstadium der Pflanzen oder meteorologisch festgelegt werden. Der Frühling sorgt ein allgemein besseres Befinden und bewirken eine leichte Euphorie. Auch der Wunsch nach einem Partner ist bei den meisten Menschen im Frühling stärker. Im Gegensatz zu diesen sogenannten Frühlingsgefühlen stellt sich bei manchen Menschen die Frühjahrsmüdigkeit ein. Naja, das kann man sich dann aussuchen.

Woran denke ich, wenn jemand Frühling sagt: ich denke an Leberblümchen und Buschwindröschen im Wiener Wald, an Kuhschellen und duftenden Seidelbast im südlichen Niederösterreich. Ich denke an Ostern. Dabei geht es nicht nur um gefärbte Eier und Schokoladeosterhasen.  Am Sonntag vor dem Osterfest findet die Palmweihe statt. Ich sah einige, nicht viele Passanten, mit den Palmkatzerl-Sträusserl in der Hand in der Umgebung von Kirchen eilen. Da Leiden, Sterben und Auferstehung Christi laut Neuem Testament in eine Pessach Woche fielen, bestimmt der Termin dieses beweglichen jüdischen Hauptfestes auch das Osterdatum. Es wird über einen Lunisolarkalender bestimmt und fällt in der Westkirche immer auf den Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond, also frühestens auf den 22. März und spätestens auf den 25. April. Danach richten sich auch die Daten der beweglichen Festtage des Osterfestkreises.

Meist erfolgt auch gegen Ende März die Umstellung auf Sommerzeit. Mit der Umstellung kommt die innere Uhr aus dem Takt, was gerade bei älteren Menschen oder Menschen mit Vorerkrankungen gravierende Probleme verursachen kann. Da fragt man sich schnell: Warum eigentlich? Eingeführt wurde die Zeitumstellung in Europa erstmals zu Zeiten des Ersten Weltkriegs. Damals ging es darum, für den Krieg durch eine bessere Ausnutzung des Tageslichts Kohle zu sparen. Erneut eingeführt wurde sie in den späten 1970er Jahren unter dem Eindruck der Ölkrise – ebenfalls um Energie zu sparen. Doch die Energieeinsparungen konnten nie nachgewiesen werden. Das ist ja auch naheliegend: Heutzutage kommt ein Großteil des Energieverbrauchs nicht vom Licht, sondern durch eine Vielzahl an technischen Geräten. Im Vergleich zu den nicht bekannten Einsparungen sind die Kosten gravierend: Zunächst ist da der schon genannte Schlafentzug, der zu einem Anstieg an Autounfällen, Herzinfarkten und Suiziden in den Tagen nach der Zeitumstellung im Frühjahr führt. Dazu kommt der Produktivitätsverlust bei modernen Wissensarbeitern. Auch unsere Haustiere müssen sich in der Regel an unseren neuen Rhythmus anpassen – und kommen aus dem Takt. In Umfragen spricht sich eine Mehrheit (dazu gehöre auch ich) für die Beibehaltung der Sommerzeit als neue Normalzeit aus.

Was nun auch den Energieverbrauch betrifft: Im Frühling werden in Wien die so genannten Schanigärten eröffnet. Ein Schanigarten ist ein direkt vor einem Gastronomiebetrieb auf öffentlichem Grund liegender Bereich, in dem Tische zur Konsumation aufgestellt sind. Es handelt sich nicht um einen Garten oder Grünbereich. Oft sind Schanigärten mit Blickschutzwänden eingezäunt, auf einem Podium errichtet oder mit Topfpflanzen geschmückt. Aber es ist doch noch recht frisch, wie wir in Wien sagen, daher müssen die Schanigärten beheizt werden – daher der zusätzliche Energieverbrauch. Manche Gastronomen heizen nicht, sondern überlassen den Gästen dicke Decken. Zur Geschichte des Schanigartens: Johann Jakob Tarone, († 22. Jänner 1777 im Alter von 71 Jahren), der dem durch allgemeine Änderungen der Ausschankgenehmigungen verarmten Stand der „Wasserbrenner“ (Branntweiner)  angehörte, eröffnete 1748 am belebten Graben (Ecke Habsburgergasse) ein Kaffeehaus. Am 6. Mai 1754 wurde ihm außerdem bewilligt, ein Zelt zur Ausschank der „Erfrischungswasser“ aufzuschlagen, wie sie schon von Vinzenz Zandonati seit 1728 Am Hof und in der Brandstätte betrieben wurden. Wohl dazwischen, also um 1750, erhielt er die Erlaubnis Tische und Stühle vor dem Kaffeehaus aufstellen zu dürfen. Dies wird als Geburtsstunde des Wiener Schanigarten angesehen. Da es sich für Frauen nicht schickte ins Kaffeehaus zu gehen, sondern nur in die Konditorei, konnten sie durch den Gastgarten erstmals am Kaffeehausleben teilnehmen. Und der Name „Schanigarten“: In früheren Jahren wurden Knaben häufig auf die Namen Hans, Johann oder Johannes getauft. Der Rufname von vielen Kellnern war, als das Französische noch modern war, Jean, auf wienerisch „Schani“. So kam es häufig vor, dass die Nachbarn am Morgen den Ruf des Oberkellners vernahmen: „Schani, trag den Garten ausse!“, und am Abend: „Schani, trag den Garten eine!“

Als Schanigarten-Prinzip bezeichnet man die Eselsbrücke um sich die richtige Uhreinstellung bei der Umstellung auf Sommerzeit zu merken:

  • „Wird der Schanigarten vor das Haus geräumt, so wird auch die Uhr vorgestellt
  • Wird der Schanigarten hineingeräumt, so wird auch die Uhr wieder zurückgestellt zur Winterzeit“

Auch manche Eisgeschäfte haben schon geöffnet, und das erste Eis der Saison ist doch das allerbeste. Aber wenn die Hände noch klamm vor Kälte sind, schmeckt auch das Eis nicht besonders gut.

Jetzt muss es noch ein Alzerl (ein klein Weniges) wärmer werden, die Säcke von den Rosen im Volksgarten entfernt werden und die Forsythien (vulgo Eierspeis-) Sträucher zu blühen beginnen – dann wird es Frühling in Wien.

 

Frühlingsgedankensplitter

Gehört der Islam zu Europa? Ja, aber ……

Allenthalben wird neuerlich die Frage gestellt: Gehört der Islam zu Europa. Ich meine, dass da differenziert werden muss. Denn „der Islam“ ist weit mehr als eine Religion.  Enthalten sind z.B. auch eine Staatsform (Kalifat), aber auch rechtliche Aspekte (Scharia), der Dschihad, die Dawa (Missionierung) und das gehört nun nicht so sehr zu Europa. Wir können auch das Konzept des Dar al-Islam (Haus des Islams) und seinen Gegenbegriff Dar al-Harb („Haus des Krieges“) nicht als europäisch akzeptieren. Gebiete, die nicht von der Umma kontrolliert werden, gelten als Dar al-Harb. Aus politischen und ideologischen Gründen wird der Dar al-Islam auch als Dar as-Salam („Haus des Friedens“) bezeichnet. Die Bewohner des Dar al-Islam sind entweder Muslime oder aber so genannte Dhimmis, Schutzbefohlene minderen Rechts. Nichtmuslime aus dem Dar al-Harb müssen einen zeitweiligen Schutzvertrag (Aman) abschließen, wenn sie den Dar al-Islam betreten wollen, da sie als so genannte Ḥarbis sonst keine Rechte hätten, nicht einmal das Recht auf Leben. Nach klassischer Lehre dürfen Polytheisten im Dar al-Islam dazu gezwungen werden, den Islam anzunehmen.

Ich glaube, dass wir uns alle einig sind, dass auch der Islamismus (wobei ich zugebe, dass die Abgrenzung schwer ist) in seiner extremen Form ebenfalls nicht zu Europa gehören darf.

Daher kann es keine einfache Antwort auf die Frage:“ Gehört der Islam zu Europa“ geben.  Heute möchte ich nur einen Aspekt des Islam herausgreifen, die meines Erachtens auch nicht zu Europa gehören soll:

Taqiyya (Furcht, Vorsicht) ist ein bei verschiedenen schiitischen Gruppen geltendes Prinzip, wonach es bei Zwang oder Gefahr für Leib und Besitz erlaubt ist, rituelle Pflichten zu missachten und den eigenen Glauben zu verheimlichen. Taqiyya gilt Schiiten auch als das „Gute“, mit dem man laut 28:54 Böses abwehrt. Die Notwendigkeit der schiitischen Gruppen, ihren Glauben zu verheimlichen, erklärt sich aus den Verfolgungen durch sunnitische Herrscher, unter denen sie standen. So entwickelten die Schiiten schon früh ihre Doktrin von Taqiyya. Der erste Muslim, der nach schiitischer Auffassung Taqiyya betrieben hatte, war der Schwiegersohn des Propheten. Mit seiner Anerkennung der ersten drei Kalifen, die ihm nach schiitischer Auffassung fälschlicherweise das Amt des Kalifen vorenthielten, habe er Taqiyya begangen.

Der elfte Imam wird mit dem Ausspruch zitiert: „Ein Gläubiger, der die Taqiyya nicht übt, ist wie ein Gläubiger ohne Kopf.“ Aber schiitische Minderheiten im Nahen Osten sehen sich mit Verweis auf Taqiyya noch immer schnell der Lüge bezichtigt.

Im sunnitischen Islam ist das Konzept zwar ebenfalls bekannt, doch hat es nicht in der Allgemeinheit Anwendung gefunden und wurde oft auch abgelehnt. Verheimlichung des eigenen Glaubens in Gefahrensituation gilt jedoch meist als zulässig. Der große Unterschied ist, dass Taqiyya im schiitischen Islam eine „unerlässliche Pflicht“ darstelle, während es im Sunnitentum  „als Konzession für die Schwächeren“, gelte.

Die nachfolgenden Koranstellen werden stets unter dem Vorbehalt einer Gefahr für das Leben eines Muslims gedeutet:

„Die Gläubigen sollen sich nicht die Ungläubigen anstatt der Gläubigen zu Freunden nehmen. Wer das tut, hat keine Gemeinschaft (mehr) mit Gott. Anders ist es, wenn ihr euch vor ihnen (d.h. den Ungläubigen) wirklich fürchtet.“

Und

„Diejenigen, die an Gott nicht glauben, nachdem sie gläubig waren außer wenn einer (äußerlich zum Unglauben) gezwungen wird, während sein Herz (endgültig) im Glauben Ruhe gefunden hat, nein, diejenigen, die (frei und ungezwungen) dem Unglauben in sich Raum geben, über die kommt Gottes Zorn (w. Zorn von Gott) und sie haben (dereinst) eine gewaltige Strafe zu erwarten.“

Ist Taqiyya eine Strategie, mit welcher das islamfeindliche Milieu Muslime außerhalb des demokratischen Dialogs stellen und in Anspruch nehmen, erklären zu können, was die wahre Absicht von Muslimen sei. Damit würden Islamfeinde die Stimmen von Muslimen in einer demokratischen Gesellschaft ersticken und die Macht über Muslime an sich reißen. Denn der Vorwurf von Taqiyya könnte nämlich davon zeugen, dass überhaupt kein Interesse besteht, Muslime anzuhören.

Muslime dürfen nur in äußersten Notsituationen ihren Glauben verheimlichen, ein Beispiel dafür findet sich in der Reconquista: im Zuge derer Muslime unter Zwang das Christentum annahmen, Schweinefleisch aßen oder – wenn überhaupt – im Geheim ihre Rituale durchführten, um ihr Leben zu retten. Damit wäre Taqiyya keine Strategie, sondern Notwehr. Da Islamfeinde in Europa behaupten, dass Islam in ihrer Gesellschaft keinen Platz hätte, werfen sie jedem Muslim, der dem widerspricht oder den Islam nicht extremistisch auslebt, vor, Taqiyya zu betreiben. Die Tatsache, dass diese gezielte Missinterpretation von Taqiyya Einzug in die Mehrheitsgesellschaft hält, ist alarmierend. Im islamfeindlichen Diskurs wird die Taqiyya oft als „Pflicht zur Lüge“ und Verstellung interpretiert, die Muslimen angeblich geboten sei. Eine demokratische Gesellschaft muss sich gegen die „Diffamierung“ einer religiösen Minderheit genauso wehren, wie sie sich gegen fundamentalistische Feinde wehrt.

„Wisse, dass die Lüge in sich nicht falsch ist. Wenn eine Lüge der einzige Weg ist, ein gutes Ergebnis zu erzielen, ist sie erlaubt. Daher müssen wir lügen, wenn die Wahrheit zu einem unangenehmen Ergebnis führt.“ Meinte schon Al Ghazzali (1059-1111), einer der bedeutendsten Theologen des Islam.

Daher: Muslime leben in Europa, sie haben das Recht ihre Religion auszuüben, aber nicht jene Teile des Islam, die in Konflikt mit der jeweiligen Ordnung in den einzelnen Staaten in Europa sind.

Gehört der Islam zu Europa? Ja, aber ……

Das Posten-Karussell im Weißen Haus

Das Posten-Karussell im Weißen Haus könnte ja amüsant sein, aber leider betrifft es uns direkt oder indirekt.

Der letzte Streich des irrationalen Präsidenten war es, den nationalen Sicherheitsberater auszutauschen. Es ist ein wichtiges Amt: Der Nationale Sicherheitsberater der Vereinigten Staaten ist ein Regierungsbeamter der Vereinigten Staaten von Amerika. Er gehört dem Executive Office of the President (EOP) an. Das Amt wurde während der Präsidentschaft von Harry S. Truman 1947 geschaffen. Im Zweiten Weltkrieg hatte Harry Hopkins (*1890; † 1946) bereits eine vergleichbare Funktion als Berater des Präsidenten, ohne dass es offiziell das Amt gab. 1944 wurde das State-War-Navy Coordinating Committee (SWNCC), ein Gremium zur Koordinierung der Aktivitäten des Außen-, Verteidigungs- und Department of the Navy der USA, geschaffen. Der Sicherheitsberater ist Chefberater des National Security Council, eines Gremiums, das unter Leitung des Präsidenten zusammentritt, wenn dieser außen- und sicherheitspolitische Rat braucht. Organisatorisch gehört der Sicherheitsberater (ebenso wie seine Mitarbeiter) zum Executive Office of the President, ist dem Präsidenten also direkt unterstellt; der Präsident braucht bei einer Ernennung nicht die Zustimmung des Senats.

Es waren bekannte und berühmte Männer und Frauen die diesen verantwortungsvollen Posten innehatten: z.B. Henry Kissinger, er spielte in der Außenpolitik der Vereinigten Staaten zwischen 1969 und 1977 eine zentrale Rolle; er war Vertreter einer harten Realpolitik wie auch einer der Architekten der Entspannung im Kalten Krieg. Von 1969 bis 1973 war Kissinger Nationaler Sicherheitsberater, von 1973 bis 1977 Außenminister der Vereinigten Staaten. Zbigniew Kazimierz Brzeziński (*1928; † 2017). Er war von 1966 bis 1968 Berater Lyndon B. Johnsons und von 1977 bis 1981 Sicherheitsberater von US-Präsident Jimmy Carter. Brzeziński wird zur realistischen Schule der internationalen Politik gerechnet, er wurde oft gegen seinen konservativen „Rivalen“ Kissinger abgegrenzt, obwohl die Gemeinsamkeiten größer sind als die Unterschiede. Brzeziński wurde ein konsequenter Unilateralismus zugeschrieben.  Colin Luther Powell (*1937) ist ein ehemaliger Vier-Sterne-General der US Army. Von 1987 bis 1989 war er Nationaler Sicherheitsberater und anschließend von 1989 bis 1993 Vorsitzender der Joint Chiefs of Staff. Nach seiner Pensionierung ging er in die Politik und war in der ersten Amtszeit von US-Präsident George W. Bush (2001–2005) Außenminister der Vereinigten Staaten. Der als gemäßigt geltende Powell wurde im Kabinett der Bush-Regierung als Gegenspieler des Verteidigungsministers Donald Rumsfeld gesehen. Im Sommer 2002 kam es zu offenen Differenzen in der Irak-Frage. Letztlich unterstützte Powell jedoch den US-Angriff auf den Irak im März 2003. Am 5. Februar 2003 folgte Powells denkwürdiger Auftritt vor dem Weltsicherheitsrat der Vereinten Nationen. Condoleezza Rice (*1954) war von 2005 bis 2009 Außenministerin der Vereinigten Staaten unter George W. Bush und die erste afro-amerikanische Frau in diesem Amt. Von 2001 bis 2005 war sie dessen Nationale Sicherheitsberaterin.

Unter Präsident Trump blieben die Nationalen Sicherheitsbereiter deutlich kürzer im Amt. Weniger als einen Monat nur schaffte es Michael Thomas „Mike“ Flynn (*1958). Er war Lieutenant General der United States Army, Direktor der Defense Intelligence Agency (DIA), Kommandeur der Joint Functional Component Command for Intelligence, Surveillance and Reconnaissance (JFCC-ISR) und Mitglied des Military Intelligence Board. Am 22. Januar 2017 wurde Flynn Nationaler Sicherheitsberater des US-Präsidenten Donald Trump, trat aber bereits am 13. Februar 2017 unter Druck von dem Amt zurück, weil ihm Kontakte mit ausländischen Stellen nachgewiesen werden konnten, die er zuvor nicht angegeben hatte, es ging um „Vorwürfe geheimer Absprachen mit russischen Behörden“.

Ihm folgte – wenn auch nur in kommissarischer Form – Keith Kellogg (*1944). Er blickt ebenfalls auf eine militärische Karriere zurück. Dabei erwarb er sich den Ruf eines „Expediter“ (eigentlich Terminüberwacher), der sich nicht durch bürokratische Regelns behindern ließ. Bald wurde er dann von Herbert Raymond „H. R.“ McMaster (*1962), einem US-amerikanischen Offizier der US Army, abgelöst. Er ist seit dem 15. März 2017 Nationaler Sicherheitsberater für Präsident Donald Trump. McMaster musste vom US-Senat bestätigt werden, da er den aktiven Militärdienst für sein neues Amt nicht quittieren wollte. Zwischen McMaster und Trump entwickelte sich kein enges Verhältnis. Noch vor dem Antritt McMasters im Weißen Haus verspottete Trump dessen Aussehen als das eines Bierverkäufers. McMaster pflegte dem Präsidenten bei der Darlegung der Sicherheitslage die Vor- und Nachteile von Entscheidungen zu erläutern, was Trump irritierte, der nur eine Option bevorzugte, der er zustimmen oder die er ablehnen konnte. Komplexe Themen langweilen Trump eben sehr bald. McMaster verärgerte Trump insbesondere mit der Bemerkung bei der Münchner Sicherheitskonferenz Mitte Februar 2018, es sei „unwiderlegbar korrekt“, dass Russland in die Präsidentschaftswahl 2016 eingegriffen habe. Am 22. März 2018 gab US-Präsident Donald Trump über seinen Twitter-Account bekannt, dass H. R. McMaster zum 9. April 2018 zurücktreten wird.

Als Nachfolger ist John R. Bolton (* 1948) vorgesehen, der unter Präsident George W. Bush US-Botschafter bei den Vereinten Nationen gewesen war. Bolton wird oft als ein Neokonservativer beschrieben, obwohl er diese Bezeichnung ablehnt. Während der Amtszeiten der Präsidenten Ronald Reagan und George H. W. Bush arbeitete Bolton zunächst für die US Agency for International Development (USAID) (1981–1983) sowie im Anschluss als Assistant Attorney General für das US-Justizministerium (1985–1989) und als Unterstaatssekretär für internationale Organisationen beim US-Außenministerium (1989–1993). 2001 wurde Bolton als Staatssekretär für Rüstungskontrolle und Internationale Sicherheit vereidigt. In dieser Funktion war er 2003 Delegationsmitglied der Sechsparteiengespräche zum nordkoreanischen Atomprogramm. Aus dieser Delegation wurde er entlassen, nachdem er Kim Jong-il einen „tyrannischen Diktator“ eines Landes, in dem für viele „das Leben ein höllischer Albtraum“ sei, genannt hatte. Dem hatte ein nordkoreanischer Sprecher entgegnet: „Solch ein menschlicher Abschaum (scum) und Blutsauger ist für die Teilnahme an diesen Gesprächen ungeeignet.“ 2005 wurde Bolton von Bush per Dekret ohne Bestätigung des Senates zum UN-Botschafter ernannt. Dies war der erste Fall, dass ein US-Botschafter bei der UNO auf diese Weise eingesetzt wurde. Bolton ist Vorsitzender des International Affairs Subcommittee der National Rifle Association (NRA). Seine Nominierung gilt als Zeichen dafür, dass die Regierung Trump vor den anstehenden Gesprächen über das iranische und nordkoreanische Atomprogramm eine harte Linie ansteuere. Passt nun Boltons „rigider Nationalismus“ zu Trumps Politik des America First?

Ob dieser nationalistische Hardliner, der sich schon den Unmut Nord-Koreas zugezogen hat, eine friedliche Lösung bei den anstehenden Gesprächen Bushs mit Kim Jong Un herbeiführen wird, kann bezweifelt werden. Aber vielleicht soll es gar keine friedliche Lösung geben – aber wenn Bomben fallen sollten – dann Gnade uns allen Gott!

Das Posten-Karussell im Weißen Haus

Reiseerlebnisse gestern – und heute?

Gestern – als ich über den Nil geschrieben habe – habe ich daran gedacht, wie unbeschwert meine Generation eigentlich noch reisen konnte. Wir haben persönlich das Glück gehabt, viele Länder besucht zu haben. Jetzt habe ich mir die Liste „Reisewarnungen“ des Außenministeriums (bitte um Entschuldigung: BMEIA) angesehen.

Eine Warnung Stufe 6 – höchst-mögliche Stufe – besteht z.B. für Syrien. Wir waren mehrmals dort. Bei einem Besuch im Libanon (ebenfalls auf der Reisewarnungsliste, allerdings „nur eine partielle“ Warnung), mietete man sich einfach ein Taxi und fuhr nach Damaskus. Die Bekaa Ebene war prächtig im Frühjahr, die Wiesen grün, die Lämmer mit den Lämmchen weideten darauf, es gab gute Restaurants entlang des Weges. Und in Damaskus hatte man gerade so viel Zeit, dass man einen ausgedehnten Spaziergang durch den Basar machen konnte, der einfach bot, was das Herz begehrte. Jetzt hausen Flüchtlinge in Notunterkünften im der Bekaa Ebene. Wir sollten nie vergessen, dass ein Viertel bis ein Drittel der Bewohner des Libanon Flüchtlinge ist. Oder man konnte auch mit dem Miettaxi einen Ausflug in das damals noch unzerstörte Palmyra machen. Beim ersten Mal waren wir weitgehend allein, die Unterkunft war noch eher einfach, aber man konnte überall dazu, die Hirten trieben ihre Ziegenherden durch. Vereinzelt sah man ein paar Russen – die bauten damals in Syrien, gerufen vom dem damals herrschenden Baath-System. Leider ging’s mir damals nicht so gut – ich hatte in Beirut wahrscheinlich etwas Falsches gegessen (diverse Mezze, darunter auch junge knackige Radieschen und das darf man halt gar nicht) aber angesichts des überwältigenden Anblicks von Palmyra war auch das bald vergessen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, auf dem Hinweg sind wir durch die Wüste gefahren und wir hatten das Glück, dass es gerade geregnet hatte und sofort war die Wüste zu einem Blütenteppich geworden.

Das zweite Mal waren wir mit einer Reisegruppe dort, schon unter vielen Touristen, man konnte nicht mehr alles betreten, das Hotel war ungleich luxuriöser geworden. Aber och immer übte die Königin Zenobia ihren Bann auf uns aus. Septimia Zenobia (* um 240; † 272/73) war von 267/68 bis 272 n. Chr. die Herrscherin Palmyras und des römischen Orients. Sie war die zweite Gemahlin des Exarchen der Oasenstadt Palmyra, Septimius Odaenathus. Nach Odaenathus’ Ermordung (267) dehnte Zenobia das palmyrenische Reich durch Eroberungen von unter römischer Herrschaft stehenden Ländern, so Arabien und Ägypten, weiter aus. Dies führte zum Konflikt mit Kaiser Aurelian, der sie in einem Feldzug 272 n. Chr. besiegte. Aufgrund widersprüchlicher Quellenangaben ist unklar, ob sie auf dem Transport nach Rom starb oder die Reise dorthin überstand und in Italien weiterlebte. Dass Zenobia Palmyra zu einer für Rom bedrohlichen Größe und wirtschaftlichen Blüte entwickeln konnte, macht sie zu einer der bekanntesten antiken Frauengestalten.

Was Syrien so faszinierend macht(e), ist die Tatsache, dass es Kulturdenkmäler aus vielen Epochen, gab und gibt. Unerhört faszinierend sind in dem Zusammenhang die Spuren der Kreuzritter, wie der hervorragend erhaltene Krak des Chevaliers. Ganz anders die christlichen Spuren: in Maaloula, wo z.T. noch aramäisch gesprochen wurde. Es ist das Thekla Kloster dort, dessen Wundertaten von Christen und Muslimen gesucht wurden. Zerstört, die Christen vertrieben. Großartig auch die St. Simeon Zitadelle. Ich glaube es handelt bei diesem Simeon (es gibt deren mehrere) um den Säulenheiligen. Dieses Konzept ist mir etwas unverständlich.  Dieser wurde 389 in Sisan, heute vermutlich Samandağ im Grenzgebiet zwischen Syrien und Kilikien geboren; gestorben ist er am 2. September 459 in Qal’at Sim’an). Er ging als erster christlicher Säulenheiliger in die Kirchengeschichte ein. Er lebte als Anachoret über mehrere Jahrzehnte auf einer Säule, um durch strenge Askese zu ständiger Gemeinschaft mit Gott zu finden. Simeon selbst hat keine Schriften verfasst; er konnte wahrscheinlich nicht lesen und schreiben.  Simeon war zunächst ein Schafhirte. Nach seinem Konversionserlebnis in einer Kirche lebte er zwei Jahre bei Asketen und ging dann in ein Kloster bei Tell ‚Ada. Dort lebte er zehn Jahre, verließ das Kloster dann, weil er durch zu extreme asketische Praktiken negativ aufgefallen war. Er ging nach Norden in die Gegend von Aleppo.  Dort verbrachte er drei Jahre auf dem Gipfel eines nahegelegenen Berges in einer Hütte. Daraufhin beschloss er, an derselben Stelle fortan unter freiem Himmel zu leben. Dort wurde ihm auch seine erste Säule errichtet, die er wohl gestiftet bekam. Sie war zunächst nur 2-5 Meter hoch, wurde jedoch bald erhöht, bis sie am Ende angeblich 40 Ellen (ca. 18 Meter) hoch war. Auf ihrer Spitze befand sich eine ca. 2 m² große Plattform. Die Quellen stimmen darüber überein, dass Simeon seine Säule nie wieder verließ und auf ihr lebte bis zu seinem Tode. Nach Simeons Tod (459) wurden dort 476-490 eine große Pilgerkirche und ein Baptisterium erbaut, genannt Qal’at Sim’an (die Festung Simeons).  Simeon galt als Heiliger, der durch konsequente Übung zu Gott gefunden hatte. Das Können und Wissen, über das er infolge dieser Übung verfügte, zeigte sich z. B. in seiner Fähigkeit zu heilen sowie darin, dass er zweimal täglich von der Säule herab lehrte, Fragen beantwortete, Segen erteilte und dergleichen mehr. Kaiser Theodosius II. stieg sogar auf die Säule, um sich von Symeon beraten zu lassen. Auf diese Weise hatte Symeon der Stylit erheblichen Einfluss auf Politik und Gesellschaft. Für die verfolgten Christen im Perserreich war er ein Symbol der Rettung, denn er trat für die Armen und Unterdrückten ein. Eine seine Forderungen war eine Zinsbeschränkung auf sechs Prozent.

An Aleppo habe ich nur schöne und gute Erinnerungen. Die Zitadelle, die Altstadt und wieder der Basar. Unwiederbringlich verloren.

In Damaskus: Die Umayyaden-Moschee, sie ist (war) eine der ältesten Moscheen der Welt. In vorislamischer Zeit wurde sie als eine Johannes dem Täufer geweihte, frühbyzantinische Kathedrale errichtet. Im späten 4. Jahrhundert n. Chr. wurde hier ein dem Gott Jupiter geweihter römischer Tempel durch eine christliche Basilika ersetzt, in der gemäß der Überlieferung der Kopf Johannes‘ des Täufers aufbewahrt wurde. Nachdem sich während der arabischen Eroberung Damaskus im Jahr 636 den Muslimen ergeben hatte, diente das Gebäude noch ungefähr 70 Jahre sowohl Christen als auch Muslimen als religiöse Kultstätte.  Zerstört! So wie die Altstadt von Damaskus, wo wir noch die Derwische tanzen sahen!

 

Reiseerlebnisse gestern – und heute?

Ein Black-Hole-Dam und die Probleme für Ägypten

Der Nil ist mit Ägypten untrennbar verbunden. Und das Nilhochwasser ist in Gefahr, bedroht durch einen Damm in Äthiopien: „GERD“, den „Grand Ethiopian Renaissance Dam“.  Es ist ein Stauprojekt der Superlative. Es handelt sich um ein  Talsperren Projekt mit einer knapp zwei km langen sowie 145 m hohen Haupt-Gewichtsstaumauer am Blauen Nil etwa 40 km östlich der sudanesischen Grenze in der abgelegenen west-äthiopischen Region Benishangul-Gumuz. Mit den erwarteten 6.000 Megawatt wird das angeschlossene Wasserkraftwerk das größte Afrikas sein. Der Stausee wird mit 63 Milliarden Kubikmetern Stauvermögen ebenfalls einer der größten des Kontinents sein.

GERD soll Symbol sein für die „Auferstehung“ der äthiopischen Nation sein. Die äthiopische Regierung braucht Fortschritte – angesichts eines rasant wachsenden 100-Millionen-Volkes. Wobei noch mehr als 70 Prozent der Bevölkerung ohne Strom seien, so heißt es. Damit soll die Armut überwunden werden – denn Energie ist die Grundlage für weitere Entwicklungen. Das erinnert mich ein wenig an unsere eigene Euphorie beim Entstehen von Kaprun.

Aber für Ägypten ist Wasser Angelegenheit der nationalen Sicherheit, die dürfe nicht angetastet werden. Es wird befürchtet, dass die Wassermenge, die der Nil in Ägypten bekommt, durch diesen Damm reduziert wird. Äthiopien hingegen meint, dass der Damm das Wasser für die Bewässerung sogar besser regulieren werde.

Die äthiopische Regierung will die gesamten Kosten für die Talsperre selbst tragen. Sie hat Anleihen für Äthiopier im Inland und im Ausland aufgelegt, Staatsbedienstete müssen jährlich ein Monatsgehalt zur Finanzierung von GERD abgeben, andere nationale Projekte werden zurückgestellt. Die Turbinen und die übrige elektrische Ausstattung für etwa 1,8 Milliarden US$ sollen Berichten zufolge von chinesischen Banken finanziert werden. Das würde bedeuten, dass 3 Milliarden US$ von der äthiopischen Regierung auf andere Art finanziert werden müssten. Die geschätzten 4,8 Milliarden US$ Baukosten, offensichtlich ohne die Kosten für die Übertragungsleitungen, bedeuten mehr als 15 % des äthiopischen Bruttosozialprodukts von 31 Milliarden US$ im Jahr 2009 sowie etwa 60 % des Staatshaushalts.

Das gesamte Projekt stellt sich jedoch als eine gigantische Hochrisikowette auf einen sehr viel stärkeren Monsun und auf viel ausgiebigere jährliche Regenfälle dar als sie üblicherweise auftreten. Die Monsunregen sind von ungleicher Menge, was ein großer Damm durch mehrjährige Speicherung ausgleichen kann. Experten gehen davon aus, dass das Projekt statt der geplanten 6000 MWe bei gleichbleibender Auslastung im Durchschnitt des Jahres nur bis etwa 3000 MWe wird nutzen können.

Der Hauptnutzen der Talsperre wird (für Äthiopien) die Energieproduktion aus Wasserkraft und die Stabilisierung der Verfügbarkeit von Elektrizität im Stromnetz sein. Die im Wasserkraftwerk erzeugte Elektrizität soll in Äthiopien und den Nachbarstaaten einschließlich Sudan und möglicherweise Ägypten verkauft werden. Der Verkauf des Stroms würde den Bau von starken Übertragungsleitungen zu den Verbrauchszentren wie der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba und der sudanesischen Hauptstadt Khartum erfordern, die beide mehr als 400 km entfernt liegen.

Schon der ägyptische Ex-Präsident Husni Mubarak und auch sein Nachfolger Muhammad Morsi waren gegen den Damm und drohten mit Raketenbeschuss. Mit Fortschreiten des Bauprojekts wuchsen die Sorgen. Ägypten mit seinen ebenfalls 100 Millionen Menschen ist fast vollständig vom Nil abhängig. Es beharrt auf alten Verträgen, die dem Land große Mengen Wassers garantieren. Seit alters her bedingt die Überschwemmung durch den Nil die Fruchtbarkeit des Landes.

Äthiopien hält die Sorgen für unbegründet: Der Damm solle doch nur Energie produzieren. Er selbst verbraucht kein Wasser. Dazu kann man nur „ja, aber“ sagen. „GERD“ soll Ende 2018 fertig gestellt sein. Absehbar ist, dass Äthiopien bald damit beginnen wird, das Wasser zu stauen. Und genau dieser Vorgang versetzt die Menschen am Unterlauf in Angst und Schrecken. Denn: Offen ist, wie schnell das zu erfolgen hat. Je schneller gestaut wird, desto tiefer der Wasserstand in Ägypten. Und bei einem Stausee wird erheblich mehr Wasser verdunsten, als bei fließendem Wasser. Das sind alles offene Fragen. Dazu kommt: Äthiopien hat bis heute keine Verträglichkeits-Studien vorgelegt – und akzeptiert auch keine anderen. Externe Experten bezeichnen „GERD“ als sogenannten „Black-Hole-Dam“, einen Damm, der alles am Weiterfließen hindert –  also auch Sedimente – die für die Fruchtbarkeit des Überschwemmungsgebietes um den Nil verantwortlich sind -, Fische, alles, was lebt. Das dürfte immense Schäden zur Folge haben, die technisch abgemildert werden könnten, wenn auch unter hohen Kosten.

Die strittigen Punkte sollten in Verhandlungen geklärt werden. Doch die Verhandlungen zogen sich hin, ergebnislos, über Jahre. Eine Zeit, in denen Äthiopien weiterbaute, dabei versicherte, keiner Partei zu schaden. Jüngste Vorschläge Kairos, die Weltbank einzubinden, den Konflikt zu internationalisieren, wurden von Addis Abeba abgelehnt.

Dennoch hat sich Kairo nun entschieden, eine militärische Lösung auszuschließen, dafür auf Kooperation und Integration zu setzen.

Es wäre eine Katastrophe, wenn auch in Ägypten weiter Unruhen aufkämen. (Es reicht ja schon die Bedrohung durch den IS am Sinai – den übrigens auch Israel bekämpfen hilft). Aber ein Aufstand der Bauern entlang des Nils hätte wohl unabsehbare Folgen, für Ägypten, für die ohnedies schon instabile Region und auch für den Rest der Welt.

Viele möchten auch in Zukunft die wunderbaren Baudenkmäler Ägyptens besuchen können, die Mehrzahl davon liegt am Nil. Hoffen wir, dass sie das ohne Gefährdung  erleben dürfen.

 

 

 

Ein Black-Hole-Dam und die Probleme für Ägypten