Zur Kaaba

Vom 19. – bis 24. August hat heuer der Haddsch stattgefunden.

Ein Teil der Haddsch besteht aus dem Umrunden der Kaaba (‚Kubus; Würfel‘), sie ist ein quaderförmiges Gebäude im Innenhof der Heiligen Moschee in Mekka und bildet als „Haus Gottes“ das zentrale Heiligtum des Islams. Wir – die wir keine Muslime sind – dürfen nicht nach Mekka und werden die Kaaba daher nie sehen.

Die Kaaba steht auf einem 25 cm hohen Marmorsockel, der um 30 cm hervorspringt. Das Gebäude ist 13,10 m hoch und hat eine Grundfläche von 11,03 m × 12,62 m. Die vier Ecken zeigen ungefähr in die vier Himmelsrichtungen.

Im Osten befindet sich die schwarze Ecke, benannt nach dem (Heiligen) Schwarzen Stein, der hier auf ca. 1,5 m Höhe angebracht ist. Von hier aus beginnt das Umrunden als eine der obligaten Riten der Wallfahrt. Im Norden der Kaaba liegt die irakische Ecke, im Westen liegt die levantinische Ecke, im Süden die jemenitische Ecke. An der Nord-Ost-Wand befindet sich zur Schwarzen Ecke hin auf 2 m Höhe der Eingang zum Inneren der Kaaba. Er wird durch eine Holztreppe auf Rädern erreicht, die gewöhnlich zwischen dem bogenförmigen Banu-Schaiba-Tor und dem Zamzam-Brunnen gelagert wird.

Zamzam ist der Name eines Brunnens im Hof der großen Moschee in Mekka in Saudi-Arabien. Dem Wasser des Brunnens wird ein Ursprung im Paradies und somit heilende Wirkung nachgesagt. Der islamischen Überlieferung zufolge handelt es sich um die Quelle, die Gott für Hagar und ihren Sohn Ismail (den ersten Sohn Abrahams) entspringen ließ, als sie in der Wüste dem Verdursten nahe waren. Erschöpft und ängstlich soll Hagar zwischen den Hügeln Safa und Marwa hin und her gelaufen sein, um etwas Wasser zu finden. Nach dem siebten Lauf sah sie das Wasser zu den Füßen ihres Sohnes sprudeln. Infolge der neuen Quelle siedelten sich Menschen in dem sonst dürren Tal an, was den Anfang der Stadt Mekka dargestellt haben soll. In Erinnerung an diese Suche und Anstrengung laufen auch heute noch die Pilger während der Pilgerfahrt Haddsch sieben Mal zwischen den beiden Hügeln – die sich heute im Inneren der großen Moschee befinden – hin und her.

Das Innere der Kaaba ist verschlossen. Nur zweimal im Jahr wird das Gebäude für ein Reinigungsritual geöffnet. Im Inneren der Kaaba befinden sich drei Säulen, welche die Decke stützen, und ein kleiner Raum, der als „Buße-Raum“ bezeichnet wird. Die Innenwände sind bis zur halben Höhe mit Marmor verkleidet, der mit Duftöl parfümiert wird. Tafeln mit Koraninschriften sind im Marmor eingelassen. Der obere Teil der Wände ist mit einem grünen Tuch bedeckt, das wiederum mit Koranversen in Goldstickereien verziert ist.

Die äußeren Wände der Kaaba werden von einem schwarzen Brokatvorhang bedeckt, der in ⅔ Höhe mit goldbestickter Kalligraphie koranischer Verse verziert ist. Der Brokatvorhang wird jährlich erneuert.

Außerhalb der Kaaba, gegenüber der Nord-Ost-Wand, liegt die Abrahamstätte. Es handelt sich dabei um einen Felsen, den Abraham bestiegen haben soll, um Teile des Gebäudes zu vervollständigen. Dieser Felsen wird heute von einem goldfarbenen sechsseitigen Gitterschrein umfasst.

In den Suren der mekkanischen Periode wird beschrieben, wie Abraham zum Verkünder des monotheistischen Glaubens wird, gegen den Widerstand seines Vaters Azar, dessen Götzenbilder er zerstört. Daraufhin wird er von seinem eigenen Volk ins Feuer geworfen, aber auf wunderbare Weise gerettet. Dieses Wunder veranlasst einige der Landsleute, darunter auch Lot, sich zum Glauben an Gott zu bekehren. Abraham ist es auch, der Gott darum bat, Mekka zu einem geschützten Ort zu machen, damit seine Nachkommen als künftige Bewohner des an sich unfruchtbaren Gebietes im Schutz des Gottesfriedens ihren Lebensunterhalt finden können. Ähnlich wie in der Genesis wird berichtet, dass Abraham von Gott einer schweren Prüfung unterzogen wird, indem ihm aufgetragen wird, seinen Sohn zu opfern. Als Abraham die Bereitschaft zu diesem Opfer erkennen lässt, greift Gott ein; Abrahams Sohn wird durch ein Schlachtopfer abgelöst.

In der medinischen Periode wird Abraham zum Prototyp der neuen Religionsgemeinschaft. Es wird betont, dass Abraham kein Jude, Christ oder Muschrik (einer, der Gott andere Gottheiten beigesellt) war, sondern ein Muslim und Hanīf (vorislamische Monotheisten, die weder Juden noch Christen waren), der schon lange vor Mohammed erkannte, dass es nur einen einzigen Gott gibt. Es wird erklärt, dass schon Abraham zusammen mit seinem Sohn Ismael die Grundmauern dieses „Hauses“ aufgerichtet habe. Dieses mekkanische Heiligtum wird als der „Standplatz Abrahams“ bezeichnet. Abraham wird aufgefordert, unter den Menschen zum Haddsch aufzurufen, damit sie von überall her zu Fuß oder auf Kamelen reitend zu ihm kommen.

Gegenüber der Nordwestwand befindet sich eine halbkreisförmige weiße Marmormauer, die Hatīm genannt wird. Sie ist 90 cm hoch und 1,50 m breit. Der Raum zwischen Hatīm und Kaaba, der als Hidschr bezeichnet wird, gilt als Teil der Kaaba und wird während des Tawāf, der rituellen Umrundung, nicht betreten. Hier sollen die Gräber Ismails und seiner Mutter Hagar liegen. In den Hidschr ergießt sich die Regenrinne, mīzāb, der Kaaba.

Hagar ist im Alten Testament die ägyptische Magd Saras, Nebenfrau Abrahams und Mutter Ismaels. Die Geschichte von Hagar und Ismael war für christliche Theologen genauso wie die von Kain und Abel und die von Esau und Jakob ein Beispiel dafür, wie der jüngere Sohn dem Erstgeborenen vorgezogen wird. Sie verstanden unter dem benachteiligten Älteren das Judentum und unter dem glücklicheren Jüngeren das Christentum.

In der islamischen Tradition ist Hagar ebenfalls die zweite Frau von Abraham/Ibrahim. Abweichend von der biblischen Erzählung bringt er Hagar und Ismael nach Mekka. Dort entdeckt Ibrahim, dass die Kaaba, das erste Gotteshaus, erbaut durch den ersten Propheten Adam, in Vergessenheit geraten und zu einer Ruine verkommen ist. Ibrahim wird angekündigt, er solle Hagar und seinen Sohn an diesem Ort zurücklassen.

Schon In vorislamischer Zeit wurde die Kaaba von arabischen Stämmen als Heiligtum des Gottes Hubal verehrt. Zum vorislamischen Kaaba-Kult gehörte, neben der Verehrung von Allah, die Verehrung der Göttinnen al-Lat, Manat und Uzza. Schon damals gab es ein spezielles Priesteramt, das mit der Kaaba verbunden war.

Im frühen 7. Jahrhundert wurde die Kaaba durch einen Brand zerstört. Der junge Mohammed soll am Wiederaufbau beteiligt gewesen sein.

Nach der Einnahme Mekkas im Januar 630 ließ sich Mohammed den Schlüssel der Kaaba bringen, betrat die Kaaba und gab ihm anschließend den Schlüssel zurück. Hierbei soll er folgende Worte gesprochen haben: „Nehmt ihn als anvertrautes Gut Gottes. Geht damit bis in alle Ewigkeit in geziemender Weise um. Nur ein Gewalttäter wird ihn euren Händen entreißen.“ Seit 632 ist die Kaaba ein rein islamisches Heiligtum.

(Am 30.8.2017 habe ich einen Blog- Eintrag zum Haddsch geschrieben).

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