Der Völkische Beobachter und der Volksempfänger

In der letzten Zeit habe ich zwei Bücher über den Zweiten Weltkrieg gelesen. Das eine hatte die Situation in Frankreich zum Inhalt, mit besonderer Betonung der Verhältnisse der in der Resistance und ihrer Unterstützung durch England. Spione lebten gefährlich damals. Angst regierte das Dasein der Menschen. (Nightflight to Paris von David Gilman)

Das andere Buch ist eigentlich ein Klassiker, geschrieben 1946 von Hans Fallada (*1893; † 1947) – und jetzt wieder aufgelegt. Manchen wird sein Welterfolg „Kleiner Mann, was nun“ vielleicht in Erinnerung sein. Ich lese aber jetzt: „Jeder stirbt für sich allein“.

Beim Lesen – und auch nachher – habe ich darüber nachgedacht, was mir aus dieser Kriegszeit in Erinnerung geblieben ist. Als der Krieg zu Ende war, war ich gerade 10 Jahre alt geworden.  Sicher sind mir „Der völkische Beobachter“, der „Volksempfänger“ (Radio) im Gedächtnis geblieben, ebenso wie die Organisation „Kraft durch Freude“ und auch der Volkswagen. Ich muss aber bei all den Erinnerungen trennen, was ich damals wirklich wahrgenommen habe und was ich nachher gehört, gelesen und gesehen habe. Das ist nicht einfach.

Ob z.B. der Völkische Beobachter von uns regelmäßig bezogen wurde, kann ich nicht mehr sagen, aber gesprochen wurde sicherlich darüber und das optische Bild der Titelseite ist mir auch bekannt. Der Völkische Beobachter (VB) war von Dezember 1920 bis zum 30. April 1945 das publizistische Parteiorgan der NSDAP. In scharfer Abgrenzung zu bürgerlichen Zeitungen bezeichnete sich der VB als „Kampfblatt“ und war programmatisch mehr an Agitation als an Information interessiert. Zunächst erschien der VB zweimal wöchentlich, ab dem 8. Februar 1923 täglich in München. Er wurde nach den Anfangsjahren reichsweit vertrieben. Am 17. Dezember 1920 hatte die NSDAP das damals marode Blatt für 120 000 Mark erworben. Hauptteilhaber waren nach dem Eintrag ins Handelsregister Adolf Hitler. Bis 1929 stagnierte die Auflage unter 20.000, wuchs bis 1930 auf knapp 40.000 und erreichte zu den Reichstagswahlen vom 14. September 1930 die Marke von 100.000 Exemplaren, womit der VB zu den größten deutschen Zeitungen gehörte. 1932 wurde in Berlin eine eigene Druckerei eingerichtet, in der ab 1. Januar 1933 zwei weitere Regionalausgaben hergestellt wurden: Eine norddeutsche und eine Berliner. Des Weiteren gab es eine süddeutsche und ab 1938 eine Wiener Ausgabe (Redaktion: Seidengasse 3–11, Wien-Neubau). Die Auflage steigerte sich mit dem Erfolg der nationalsozialistischen Bewegung enorm, 1931 erreichte sie über 120.000, überschritt 1941 die Millionen-Grenze und soll 1944 1,7 Millionen Exemplare betragen haben. Die Einnahmen aus dem Verkauf allein trugen das Blatt nicht. Es hielt sich durch den Verkauf unverzinslicher Schuldscheine an Parteimitglieder am Leben und erhielt Darlehen und Zuschüsse von wohlhabenden Gönnern. Finanzielles Rückgrat war später der ausgebaute Buchverlag. Auch der 1926 gegründete „Illustrierte Beobachter“ war ein Erfolg. Daneben wurde die Anhängerschaft immer wieder an ihre Pflicht erinnert, Abonnent zu werden und solche zu werben. Einige Tage vor der deutschen Kapitulation stellte der Völkische Beobachter Ende April 1945 sein Erscheinen ein. Die letzte Ausgabe vom 30. April 1945 wurde nicht mehr ausgeliefert.

Der Wahrheit sah sich der Völkische Beobachter nicht verpflichtet, wohl aber der Propaganda. Medien und Kultur waren im System Hitlers von großer Wichtigkeit. Das lag an der Eigenschaft der beiden gewaltigen Machtinstrumente, Menschenmassen zu beeinflussen, Feinde im Inneren des Landes zu neutralisieren und die Meinung des Auslandes über das Dritte Reich zum Nutzen der NSDAP zu steuern. Eine sogenannte Gleichschaltung (Vereinheitlichung und somit Ausschaltung NS-fremder Elemente) begann schon am fünften Tag nach der Machtübernahme der NSDAP und endete für die Presse am 1. Januar 1934 mit dem Erlass des Schriftleitergesetzes und der Entstehung eines neuen, vom Staat gelenkten Nachrichtenbüros. “Redakteur“ durfte man ja damals nicht sagen, es mussten alle „ausländischen“ Begriffe eingedeutscht werden – daher Schriftleiter.

Andere Zeitungen im Dritten Reich“ waren mir damals nicht bekannt, über „den Stürmer“ habe ich erst später vieles gehört.

Aber das Radio – Volksempfänger war schon interessanter. Ich mochte die Musik, aber auch die Nachrichten, obwohl ich nicht immer alles verstand (vieles sollte man ja auch nicht verstehen, vor allem so Dinge wie „Rückzug unserer Truppen“). Z.B. unter dem Wort „gewährleisten“ stellte ich mir immer ein Gewehr mir einem Leisten (?) vor. Dann gab es z.B. den „Kuckucksruf“ der ankündigte, dass Bombereinheiten aus wo auch immer (z.B. Ungarische Tiefebene) im Anflug waren. Ab dann sollte man Luftschutzkeller aufsuchen. Aber am Interessantesten war es doch, wenn „der Feindsender“ (BBC) gehört wurde. Da wir damals in Pregarten in einem Zimmer wohnten, in dem alles stattfand (Essen, Kochen, Schlafen, Arbeiten) merkte ich selbstverständlich, wenn der Feindsender gehört wurde. Alles musste verdunkelt sein und um mich zu schonen, wurde noch eine Decke über das Radio – eben den Volksempfänger und meine Mutter, gebreitet. Schnell hatte sich die Londoner BBC zum stärksten ausländischen Feindsender entwickelt. Mit Kriegsbeginn 1939 waren vom NS-Regime zahlreiche neue Gesetze und Verbote eingeführt worden. Eines der neuen Gesetze war die „Verordnung über außerordentliche Rundfunkmaßnahmen“ vom 1. September 1939. Sie bedrohte das Hören ausländischer Rundfunksender mit hohen Strafen. Hörer satirischer Beiträge oder Musiksendungen wie Jazz und Swing kamen oft mit einer Verwarnung durch die Gestapo davon, mussten aber auch mit dem Einzug des Rundfunkgerätes oder gar einer Gefängnisstrafe rechnen. Verbreitung von abgehörten Nachrichten der Feindsender konnte mit Zuchthaus oder sogar mit dem Tode bestraft werden. Der Wehrkraftzersetzungs-Paragraph wurde im Laufe des Krieges immer weiter ausgelegt. Also, dass ich über dieses Abhören den Mund zu halten hatte, war mir strengstens eingeschärft worden. Man verheimlichte mir auch wohlweislich den Inhalt dieser Sendungen.

Ich wusste, dass es den Volkswagen gab, ich wusste auch, wie er aussah, aber dass einer erworben werden könnte, war jenseits meiner Vorstellungskraft.

Ich wusste von der „Kraft durch Freude“ Maßnahmen, aber in den Genuss solcher Benefizien wie z.B. Schiffsreisen sind wir nie gekommen. Die Vergnügungsschiffe wurden ja auch im Krieg für den Transport von erst Truppen dann Verwundeten eingesetzt, oder zur Rettung von Menschen die aus Ostpreußen flüchten wollten. Dabei ist die „Gustloff“ ja dann gesunken – und hat ungefähr 9 000 Menschen in den Tod gerissen.

Der Völkische Beobachter und der Volksempfänger

Networking: es kommt nicht darauf an, was man weiß, sondern wen man kennt?

Heute „netzwerkt“ man. Das ist neu – aber eigentlich auch nicht. Die Namen für dieses Verhalten haben sich geändert.

Das findet sich dazu im Netz: Networking (deutsch Netzwerken) bedeutet den Aufbau und die Pflege von persönlichen und beruflichen Kontakten. Ziel ist ein Netzwerk aus einer Gruppe von Personen, die zueinander in Beziehungen stehen und sich privat, vor allem aber beruflich unterstützen, helfen oder kooperieren, ohne dass dabei Leistung und Nutzen für Dritte (wie Kunden, Unternehmen, Gesellschaft oder Staat) relevant ist. Meist wird in der Wertigkeit ein Unterschied zwischen Kontakt und Beziehung herausgestellt. Beziehung meint eine „wechselseitige, verfestigte Interaktion“, während ein Kontakt auch einen einfachen Visitenkartenaustausch bedeuten könne.

Facebook oder Twitter z.B. zählen zu den „Sozialen Netzwerken“ von online-communities. Aber soziale Netzwerke können auch aus „off-line-Gruppierungen von Personen“ bestehen. Den Begriff „Freund“ möchte ich nur sehr vorsichtig verwenden, da er durch „Facebook-Freunde“ in meinen Augen entwertet ist.

Zur Definition des beruflichen Networkings wird gerne „Business Networking“ verwendet, wobei dies eigentlich die Nutzung privater Beziehungen für den Beruf ausklammert, was in der Praxis selten trennbar ist. Umgangssprachlich wird für Networking häufig auch „Vitamin B“ (B für Beziehung) verwendet. Der Begriff ist neben den Synonymen „Seilschaft“, „Klüngel“ oder „Vetternwirtschaft“ negativ besetzt, da in den Medien zuweilen damit missbräuchlich betriebenes Networking oder Korruption beschrieben wird.

Networking gilt als wichtiger Faktor für die Karriere. Oft wird betont, dass „es nicht unbedingt darauf ankomme, was man weiß, sondern wen man kennt.“ Studenten werden für die Jobsuche im Sinne der Vermittelbarkeit dazu angehalten, Kontakte zu knüpfen und Beziehungen zu pflegen. Einige Studenten treten aus diesem Grund Verbindungen bzw. Burschenschaften, aber auch Jugendorganisationen von so genannten Service-Clubs bei. Aber auch im Job wird Networking dazu genutzt, die Karriere voranzubringen. Studien im deutschsprachigen Raum zeigen, dass 25 % aller Stellen aufgrund von Empfehlungen besetzt werden. Viele Arbeitnehmer haben dennoch Skrupel, „Vitamin B“ für die Jobsuche oder auch Vergabe zu nutzen. Es gilt als allgemein akzeptiert, wenn „über die Empfehlung eines Bekannten eine Stelle mit einem qualifizierten Bewerber besetzt wird.“

Eine Zeitlang, aber es ist schon ein Weilchen her, wurde auch Netzwerk-Marketing betrieben: ich erinnere mich n die Tupperware Partys.

Im Londoner Westend entstanden Mitte des 18. Jahrhunderts die ersten Business-Clubs moderner Prägung. Hier kamen Geschäftsmänner aus unterschiedlichen Berufsgruppen in geschlossenen Zirkeln zusammen, tauschten Informationen aus, sprachen sich ab, bahnten Kooperationen an und schmiedeten gemeinsam Pläne. Von Großbritannien aus verbreitete sich die Clubkultur über die gesamte Welt. Begünstigt durch die damals globale Verbreitung englischer Kultur entstanden im ganzen britischen Kolonialreich Clubs nach Londoner Vorbild. Neben dem Aspekt wirtschaftlicher Vorteile durch die Pflege des persönlichen Netzwerks wurde der Aspekt des „home away from home“ immer wichtiger. Die Gründungen der meisten, auch heute noch weltweit erfolgreichen, „Social“ oder Service-Clubs fallen in die Endphase der Industrialisierung: Im beginnenden 20. Jahrhundert entstanden sowohl Rotary (1905),  Kiwanis (1915), Lions (1917), Zonta (1919), Soroptimists (1921) und zahlreiche andere Gruppen. Die Freimaurer hatten also „Kinder“ bekommen, die sich weniger um mythologische Hintergründe und inneres Wachstum kümmerten, sondern das alltägliche Leben in einer schnellen Welt im Blick hatten. Die heutige Clubstatistik ist beeindruckend: Es gibt weltweit circa 70.000 Clubs dieser Art mit insgesamt etwa 3 Millionen Mitgliedern.

Viele dieser Clubs sind als reine Männer Organisationen entstanden. Die angetrauten Frauen hatten ihre eigenen Unterorganisationen, die sich anfänglich mehr mit „hausfraulichen“ bzw. auch kulturellen Aspekten befassten. Eine entstanden reine Frauen Clubs (wie Zonta und Soroptimist), später – oft gegen heftigen Widerstand der „Herren“ – wurden in vielen der Clubs auch Frauen aufgenommen.

Networking kann auch online stattfinden. Über Facebook werden mittlerweile nicht mehr nur privat Kontakte geknüpft. Aber es gibt auch Communitys, die hauptsächlich professionell genutzt werden: Zum Beispiel LinkedIn (2003), XING (2003 als openBC) und Viadeo (2004). LinkedIn hat heute 80 Millionen, XING 14 Millionen und Viadeo drei Millionen Mitglieder. Der Titan dieser Revolution ist bisher Facebook (eine Milliarde Mitglieder). Inzwischen versuchen immer mehr der etablierten Netzwerke, den online-Weg zu gehen und sich damit an die neuen Zeiten anzukoppeln.

Allerdings kommt es zu immer mehr Unzufriedenheit der Nutzer von z.B. Facebook, die Cambridge Analytica Affäre hat einiges dazu beigetragen, aber auch die Algorithmen, die von Facebook verwendet werden und bestimmen, welche Postings der Nutzer sieht und vor allem, welche er nicht sieht.

Was, um Himmels Willen, haben wir vor dieser glorreichen Zeit gemacht, ohne Internet, ohne Clubs, etc.?  Es stimmt: Netzwerke des 20. und 21. Jahrhunderts erstrecken sich über alle Bereiche der Gesellschaft und sind oft nicht klar erkennbar. Unsere moderne Gesellschaft ist auf unzähligen Netzwerkstrukturen aufgebaut. Aber ich glaube nicht, wie ebenfalls postuliert wird, dass wir heute so vernetzt wie noch keine Generation vor uns sind.

Wir waren doch immer „vernetzt, nur nannten wir es nicht so. Wir hatten Freunde (jetzt nicht im „Facebook-Sinn“), wir hatten Bekannte, wir hatten Kollegen. Das Internet hatten wir nicht. Aber z.B. der Ausdruck „Vitamin B“ ist mir seit meiner (lange zurückliegenden) Jugend vertraut. Damals nutzte auch ein Parteibuch – vor allem bei staatlichen Stellen, oder auch in der damals verstaatlichten Industrie (die z.B. auch Banken umfasste) viel. Manche versuchten auf der „sicheren Seite“ zu stehen, und hatten zwei Parteibücher, (damals ein rotes und schwarzes), das sie je nach Bedarf herausziehen konnten. Manchmal reichte auch nur eine Referenz einer „wichtigen Persönlichkeit“ um eine Stelle zu bekommen. Allerdings, das muss man ergänzen, dass man damals Anstellungen möglichst auf Lebenszeit anstrebte.

Ich muss heute nicht netzwerken! Welchem Netzwerk sollte ich angehören? Vielleicht einem Netzwerk der Witwen? Das klingt schrecklich, man erinnert sich an die Schwarze Witwe, eine giftige Spinne! Ich freue mich auf alle Freunde, denn jetzt ist auch der Zeitpunkt gekommen, an dem sich herausstellt, wer nur ein Freund meines Mannes gewesen ist, oder wer auch mir jetzt die Treue hält. Ich freue mich auch auf Bekannte, die ich dann nur manchmal sehe, ich freue mich über frühere Kollegen, die sich zu so genannten formalen oder informellen Pensionistentreffs zusammentun. Ich freue mich auch auf Klassentreffen!  Neue Freunde findet man im Alter schwer! Ich freue mich aber auch über jene Menschen, zu denen ich nur Internet Kontakt habe und zu denen ich mittels dieses Blogs eine Art Beziehung aufbauen konnte.

 

Networking: es kommt nicht darauf an, was man weiß, sondern wen man kennt?

Romantik in Zeit der Digitalisierung?

Ja, die Zeiten haben sich geändert. Wie lernte man einander kennen, als ich noch jung war?  Späterer Partner, die sich schon früh getroffen hatten, gehörten gemeinsamen Gruppierungen an – eine dieser Gruppierungen war z.B. der Alpenverein. Man wanderte miteinander, man fuhr Schi und lernte einander auch in Extremsituationen kennen. Es gibt auch (Ehe-)Partner, die einander in der Tanzschule kennenlernten.

Man war damals schulisch noch getrennt, und da gab es dann“ Cliquen“ in Mädchenschulen, die Cliquen in Bubengymnasien entsprachen. Und dann gab es eine Reihe von gemeinsamen Unternehmungen, man machte Sonntagsausflüge miteinander, man ging gemeinsam Eislaufen, man ging gemeinsam ins Kino. Auch im Rahmen von kirchlichen Veranstaltungen und Institutionen fanden Partner einander – nicht zu reden vom Kirchenchor. Und die braven Eltern (meist der Mädchen) veranstalteten zu Hause so genannte „Kränzchen“, also ein Äquivalent von Hausbällen. Dabei wurde großer Einfluss von Seiten der Eltern ausgeübt, es wurden nur „gesellschaftlich passende“ Jugendliche zu solchen Veranstaltungen eingeladen (ich war nicht dabei, mein Mann als vielversprechender Jüngling aber durchaus). Man lernte einander auch beim Studium kennen, aber nicht immer erwies es sich als langfristiger Vorteil, wenn beide Partner das selbe Ziel verfolgten. Es gab auch ausreichend Mädchen, die eigentlich nur inskribierten und zu Vorlesungen (nicht zu Prüfungen) gingen, um dort die passenden Partner zu finden. Dafür beliebt war die juridische Fakultät. Auch am Arbeitsplatz traf man einander. Viele Frauen arbeiteten dann meist nur bis zu ihrer Heirat bzw. spätestens bis zum ersten Kind. Man fand seinen Partner in seiner Umgebung.

Früher, also noch vor meiner Zeit, da gab es noch den oder die Schadchen, den jüdischen Heiratsvermittler oder Vermittlerin. Ich wusste von der Institution, im „Fiddler on the Roof“ spielt sie eine prominente Rolle. Nach dem Talmud, einem der wichtigsten Werke des Judentums, werden Ehen schon vor der Geburt geschlossen: Ja, 40 Tage vor der Zeugung verkündet eine Stimme im Himmel, wer der Partner oder die Partnerin sein wird. Auf Jiddisch nennt man diese Person „Beschert“ – denn wie der Name sagt, wird sie einem von Gott beschert. Um bei der schwierigen Suche zu helfen, bietet in jüdischen Gemeinden seit Urzeiten ein Heiratsvermittler seine Dienste an.

Heutzutage, so lese ich, geht man davon aus, dass 200 Millionen Menschen Partner-Dienstleistungen regelmäßig in Anspruch nehmen. In den USA nehmen mehr als ein Drittel aller Ehen „on-line“ ihren Anfang. Damit ist die lokale Begrenzung der Partnersuche weitgehend aufgehoben.  Die Amerikaner nutzen überhaupt die diversen Internet-Möglichkeiten, um „Freunde“ zu machen, das ersetzt das frühere Treffen des Freundes vom Freund.  Ich erinnere mich noch mit Schrecken an die so genannten „blind dates“, als in den USA studiert habe. Das heißt dabei sah man sich einem Unbekannten gegenüber, meist keine sehr anziehende Persönlichkeit, denn die hätte ja auf anderen Wegen eine Beziehung aufbauen können.

Nun hat man in den USA herausgefunden, dass Ehen, die aufgrund von on-line Bekanntschaften geschlossen werden, länger halten, als jene, die auf konventionellen Treffen beruhen. Die „moralische Panik“ betreffend on-line Plattformen scheint maßlos übertrieben. Es gibt keine Anzeichen, dass on-line Möglichkeiten Untreue nach sich ziehen. In den USA die sind Scheidungsraten bis zum Aufkommen des Internet angestiegen. Seither fallen sie.  Diese Korrelation scheint mir zwar nicht sehr plausibel.

Die Partnersuche ist mit den entsprechenden Diensten im Internet viel effizienter geworden. Der Vorteil einer on-line Partnersuche besteht für jene, die besondere Wünsche haben. Es kann nämlich aufgrund von detaillierten Angaben von Vor- und Nachlieben bereits ein großer Teil von Personen ausgefiltert werden. Andererseits wird es auch als großer Nachteil empfunden, weil körperliche Nachteile von präsumtiven Partnern oft brutal hervorgehoben werden. Daher kann on-line-dating bei manchen Personen zu Depressionen führen. Ein weiterer Nachteil ist, dass geschätzte 10% aller neu eingetragenen Profile nicht zu echten Menschen gehören.

Und es gibt auch massive gesellschaftliche Auswirkungen: Menschen, die ihre Partner on-line suchen, haben eine wesentlich größere Auswahl und durchbrechen ihre gewohnten Kreise. In den USA sind dabei die Eheschließungen zwischen Personen unterschiedlicher „Rassen“ angestiegen. Andrerseits können Partner gesucht werden, die „ähnlich“ sind, z.B. anhand von Merkmalen wie Ausbildung, Einkommen. Das wird in neu entstehenden möglichen Partnerschaften außerhalb des Netzes anfänglich nicht thematisiert.

Aber diese Heiratsvermittlung ist in der Hand von wenigen großen Firmen. Damit werden Eheschließungen doch ziemlich zentralisiert. Aber wollen wir eigentlich, dass wir durch Algorithmen, die von einigen Technikern entwickelt (und laufend) verbessert werden, zusammengeführt werden, wenn auch der Data-Pool durch immer mehr Interessenten immer größer wird?  Diesen Technikern haben wir eine gewaltige Macht in die Hände gegeben. Wenn wir nun gleichzeitig feststellen, dass immer mehr Länder zu autoritären Führungen neigen, kann das doch zur zwangsweisen Partnersuche führen. Noch gibt es, wie wir alle die (leider) Werbung im TV sehen, durchaus auch Konkurrenz auf diesem Gebiet.

Anerkennen wir, dass „Digital Dating“ vielen Menschen (Millionen weltweit) eine effizientere Möglichkeit gibt, deinen guten Partner zu finden.

Aber wo bleibt die Liebe?

 

Romantik in Zeit der Digitalisierung?

Zum Drei-Päpste-Jahr 1978

Es war im August des Jahres 1978 – also vor 40 Jahren. Wir waren auf Urlaub und hörten Im Radio, dass Papst Paul VI am 6. August gestorben war. Wir alle hatten große Hoffnungen in seine Amtszeit gesetzt, hatten wir doch erwartet, dass er die Konzilsaktivitäten fortsetzen würde. Im Verlauf des Zweiten Vatikanischen Konzils, bei dem Montini, der spätere Paul VI., damals  Mitglied der Kommission für die außerordentlichen Aufgaben war, hielt er sich (im Bewusstsein der Risiken dieser Zusammenkunft) in der Öffentlichkeit und in der Konzilsaula auffallend zurück und sprach nur zweimal zu den versammelten Bischöfen. Hinter den Kulissen entfaltete der Kardinal jedoch eine rege Überzeugungstätigkeit, was die programmatische Gestaltung des Konzils anging. Paul VI. verwirklichte eine Reihe der von dem Zweiten Vatikanischen Konzil angestoßenen Maßnahmen, wie die Liturgiereform. Liberale Theologen bemängeln zwar, dass Montini einer durchgreifenden Demokratisierung der Kirche energischen Widerstand entgegensetzte. Damit folgte er dem „petrinischen Prinzip“ seiner Vorgänger, begriff den Gehorsam gegenüber dem kirchlichen Amt also als Voraussetzung des Dialogs. Ferner reformierte der Papst 1965 das Heilige Offizium und schuf daraus die Kongregation für die Glaubenslehre. Außerdem leistete er einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung der katholischen Soziallehre. Umstritten ist in der Öffentlichkeit bis heute die Enzyklika Humanae vitae von 1968, in der Paul VI. zwar die Eigenverantwortung der Eltern billigte, die Verurteilung künstlicher Methoden der Empfängnisverhütung aber aufrechterhielt. Das Schreiben erhielt insofern eine besondere Aufmerksamkeit, als die Markteinführung der Antibabypille wenige Jahre zurücklag. Daher bekam der Papst von Gegnern der Enzyklika den spöttischen Beinamen „Pillen-Paul“. (Dazu siehe meinen Blogeintrag vom 19. Juli 2018, 50 Jahre „Pillenenzyklika“). Von weiblicher Seite wurde ihm vorgeworfen, nicht die diesbezüglichen Ideen der Zulassung von Frauen zum Diakonieamt weiterzuführen. Er erließ auch Bestimmungen zum Konklave: alle Kardinäle, die während des Eintritts einer Sedisvakanz ihr 80. Lebensjahr vollendeten, nicht mehr wahlberechtigt waren. Zudem bekräftigte er, dass die Zahl der wahlberechtigten Kardinäle 120 nicht übersteigen solle.

Am 16. März 1978 wurde der christdemokratische Politiker Aldo Moro von den Roten Brigaden entführt. Dieser und Montini waren seit Moros Studienzeit befreundet, er war ab 1939 in der Leitung des katholischen Studentenverbands FUCI aktiv, dessen geistlicher Leiter der spätere Papst einmal war. Paul VI. setzte sich persönlich für die Freilassung Moros ein, indem er sich mit einem handschriftlichen Brief an die Entführer wandte. Doch trotz dieser Bemühungen wurde der Politiker schließlich ermordet; Montini selbst hielt später die Messe im Rahmen des Staatsaktes für Moro.

Am 6. August 1978 starb Paul VI.  Im Dezember 2012 stellte Papst Benedikt XVI. den heroischen Tugendgrad fest und erhob Montini zum ehrwürdigen Diener Gottes. Im Dezember 2013 bestätigte der Heilige Stuhl die Anerkennung einer medizinisch nicht erklärbaren Heilung auf Fürsprache Pauls VI. Mitte Februar 2014 erkannte die Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse die Heilung eines ungeborenen Kindes als Wunder an. Paul VI. wurde am 19. Oktober 2014 seliggesprochen.

Johannes Paul I., mit bürgerlichem Namen Albino Luciani (*1912; † 28. September 1978), wurde am 26. August 1978 als Nachfolger Pauls VI. nach einem nur eintägigen Konklave, an dem 111 Kardinäle teilnahmen, im vierten Wahlgang, angeblich mit 99 Stimmen, zum Papst gewählt. Seinen Papstnamen wählte er, da er das Erbe seiner beiden Vorgänger Johannes XXIII. und Paul VI., nämlich die Ergebnisse des Zweiten Vatikanischen Konzils (an dem er als Bischof auch teilgenommen hatte), wahren wollte. Es ging ihm darum, den Gegensatz, der in der öffentlichen Meinung zwischen beiden konstruiert wurde, zu mildern. Am 3. September 1978 wurde er feierlich ins Amt eingeführt.  Als erster Papst der Neuzeit verzichtete er auf die traditionelle prunkvolle Krönung mit der Tiara und ließ sich mit der Feier einer Messe ins Amt einführen. Ebenso lehnte er die Verwendung der Sedia gestatoria (der traditionellen Sänfte der Päpste) zunächst ab, nutzte sie nach Überredung durch die Kurie jedoch fortan doch. Der Papst gewann durch sein freundliches Auftreten („Der lächelnde Papst“) sofort auch bei Nichtkatholiken Sympathie. Als erster Papst verwendete er in offiziellen Schreiben und Ansprachen für sich selbst nicht mehr die Anrede „Wir“ (Pluralis majestatis), sondern „ich“. Mit dem Verzicht auf die Papstkrönung und den Majestätsplural gab er auch seinen Nachfolgern das Maß vor. Überhaupt rückte er von vielen „kleinen“ Traditionen und Gepflogenheiten ab und hob damit die Distanz des hohen Amtes zugunsten größerer Nähe zu den Menschen seiner Umgebung auf. Er war der erste Papst, der selbst ein Telefon bediente und auf den Kniefall der Schweizergarde bei seinem Vorübergehen im Vatikan verzichtete. In seinem kurzen, nur 33 Tage dauernden Pontifikat bekannte er sich in seinen wenigen Ansprachen jedoch ohne Einschränkung zu den Lehren seiner Vorgänger. Am 10. September 1978 sprach er in einer Angelus-Ansprache von Gott als Vater (Papa), „aber noch mehr ist er Mutter“. Am 28. September wurde er angeblich tot aufgefunden. Eine Obduktion seines Leichnams wurde sowohl von seiner Familie als auch vom Vatikan verweigert. Sein Tod ließ rasch zahlreiche Verschwörungstheorien aufkommen.

Wir glaubten einer Sinnestäuschung aufzusitzen (wie in dem Film „täglich grüßt das Murmeltier), als wir vom Tod dieses Papstes hörten.

Johannes Paul II. (bürgerlich Karol Józef Wojtyla; * 1920 in Polen; † 2. April 2005) war vom 16. Oktober 1978 bis zu seinem Tod 26 Jahre und 5 Monate lang Papst der römisch-katholischen Kirche. Johannes Paul II. war der erste Slawe auf dem Papstthron. Ihm wird eine maßgebliche Rolle bei der Beendigung des Sozialismus in seinem Heimatland Polen zugeschrieben. Am 1. Mai 2011 sprach ihn Benedikt XVI. in Rom selig. Am 27. April 2014 wurde Johannes Paul II. von Papst Franziskus heiliggesprochen (Santo subito).

Er war in vielem ein ungewöhnlicher Papst, in seiner Jugend hatte er viel Fußball gespielt, hatte sich auch als Schauspieler versucht. Während des Zweiten Weltkriegs wurde er zu Zwangsarbeit verpflichtet.  Sein Verhältnis zum Judentum war Zeit seines Lebens sehr positiv. Später lehrte e an einer Universität. Am 28. September 1958 wurde Karol Wojtyla zum Bischof geweiht. Er nahm 1962 bis 1965 am Zweiten Vatikanischen Konzil teil; sein Hauptaugenmerk lag dabei auf den Gebieten Religionsfreiheit und einer zeitgemäßen Verkündigung der kirchlichen Lehre. Am 13. Januar 1964 trat er das Amt des Erzbischofs von Krakau an. Sein Episkopat in Krakau war vor allem durch eine „sanfte“ Konfrontation mit dem kommunistischen Regime Polens geprägt. Sein Beharren auf dem Bau der Kirche der Mutter Gottes, der Königin von Polen in der neuen Arbeiterstadt Nowa Huta, und seine Predigten, in denen er oft die freie Ausübung der Religion für alle Polen forderte, zeigten ihn als unerschrockenen Antikommunisten. 1965 war er maßgeblich am Aufruf der polnischen Bischöfe an ihre deutschen Amtsbrüder zur Versöhnung beteiligt.

In seine Amtszeit fielen weltgeschichtlich das Ende des Kalten Krieges, der Zusammenbruch des Kommunismus in Osteuropa mit der Entstehung neuer Nationalstaaten sowie die Kriege in Afghanistan, im ehemaligen Jugoslawien und im Irak.

Johannes Paul II. suchte stärker als seine Vorgänger die Öffentlichkeit und scheute die Massenmedien nicht, was ihm teils die Bezeichnung „Medienpapst“ eintrug. Bei seinen öffentlichen Auftritten vor großen Menschenversammlungen wirkte er als charismatische Persönlichkeit.

Zwei Mal durfte ich diesen Papst persönlich sehen, erstmals als starken Mann und dann noch einmal als er schon schwer von seinen Krankheiten gezeichnet war.

 

 

Zum Drei-Päpste-Jahr 1978

Die sehr geforderte Großmutter

Mein Sohn hatte mich kurzfristig gefragt, ob er für den Nachmittag seine Tochter vorbeibringen könnte. Na klar sagte ich ja. Wir aßen gemeinsam zu Mittag, ich hatte ein Gazpacho vorbereitet und mein Sohn brachte Sushi mit. Meine Enkeltochter lehnte das Gazpacho ab – naja, kann man auch nichts machen.

Ich hatte hin- und her überlegt, was man denn tun könnte, kurz hatte ich das „Museum der Illusionen“ im Auge, das ich selbst noch nicht kannte. Und grad deswegen habe ich mich dann für das Naturhistorische Museum entschieden – weil das Mädchen eigentlich in den Zoo hatte gehen wollen.

Ich gestattete mir noch eine kurze Ausruhpause. Und dann zogen wir los, ausgerüstet mit Wasserflaschen. Es ist zwar nicht weit bis zum Naturhistorischen Museum, aber erstens war es wirklich heiß und zweitens, meine Enkeltochter wollte alle paar Schritte aus der Wasserflasche trinken. Außerdem hatte sie ein großes Mitteilungsbedürfnis, und musste stehenbleiben, um den jeweiligen Redeschwall zu absolvieren. Dazu kommt, dass die Großmutter einigermaßen terrisch ist und ihre Hörgeräte nicht montiert hatte. Terrisch heiß: ich höre hohe Töne schlecht und Kinderstimmen sind bekanntermaßen hoch. Also musste der Redeschwall dann noch wiederholt werden. Nicht der gesamte – immer länger werdende – Weg konnte im Schatten zurückgelegt werden. Nach der Querung des Museumsplatzes war mir dann schon ziemlich heiß – heute hatte es hier 35°.

Das Museum – das nicht gekühlt war – war ziemlich stark frequentiert, ich glaube fast jeder Tourist mit Kindern war ins „Naturhistorische“ gekommen. Nachdem ich schon ewig lange nicht hier gewesen bin, erkundigte ich mich nach Attraktionen für ca. 4-Jährige. Man empfahl mir den Vulkan. Aber um dorthin zu gelangen, mussten wir den Dinosauriersaal queren. Meine Enkeltochter war anfangs weniger fasziniert als vielmehr ängstlich. Erst als wir uns geeinigt hatten, dass die Figur nur eine Puppe wäre, ging sie dann doch  vorbei, nicht ohne auf die kurze „Ruhepause“ der Installation zu warten, während derer das „Tier“ sich nicht bewegte oder brüllte. Interessant für mich war, dass sich das Kind sich am meisten für Videos interessierte, die jene Tiere darstellte, die ausgestellte Steinabdrücke simulierten. Manche Objekte, wie vor allem Muscheln interessierten sie viel mehr als andere Schaustücke. Nachdem wir auf dieser Ebene doch vieles angesehen hatten, z.B. auch die Landschaften mit den „frühen Menschen“ kamen wir dann endlich zum Vulkan. Der interessierte allerdings fast alle Kinder, so mussten wir uns anstellen, bis auch meine Enkeltochter die Lava heraufgepumpt hatte, die den Vulkan zum Ausbruch brachte. Das war so ein Erfolg, dass er gleich wiederholt werden musste. Dann allerdings drängten schon andere Kinder zu der Pumpe. Leider gab es nur wenige freie Sitzplätze in den Ausstellungsräumen, jene, bei offenen Fenstern lagen, waren besonders begehrt.

Wir hatten beim Eingang einen Folder erhalten, der schematisch die Tiere anzeigt mit den Orten, wo sie zu finden wären. Das Mädchen konnte erstaunlicherweise viel damit anfangen und drängte zu den Pferden. Dabei dürfte es sich aber nur um Pferdeskulpturen handeln, denn diese Darstellung fand sich im anthropologischen Teil.  Na jedenfalls stiegen wir noch in die weitere Ebene hinauf und kamen zu den ausgestopften Tieren. Dort war es leider noch heißer – aber dafür waren weniger Leute. Meine Enkeltochter zeigte auf alle Tiere, die sie (mit Namen) kannte, und wollte von allen anderen die Namen wissen. Die waren oft nur in lateinischer Form angegeben.

Bei den Vögeln gebe ich zu, schon etwas erschöpft zu sein. Vor allem weil sich das Mädchen bei allen Vogeleiern die Namen der Vögel vorlesen ließ. Ich war es dann leid, und drängte aufs nach Hause-Gehen, vor allem den Weg in der Hitze bedenkend.

Sonst meine sonst sehr kommunikative kleine Enkeltochter zeigte schon Anzeichen von Müdigkeit und während des Heimwegs hatte das Reden weitgehend eingestellt. Das beschleunigte denselben. Wir hielten uns nur mehr bei in paar Fiakern auf. Aber wir konnten nicht direkt nach Haus gehen, denn es war ihr versprochen worden, dass ich mit ihr in ein Schokoladegeschäft gehen würde, da es bei mir zu Mittag keine Schokolade gegeben hatte. Beim Durchqueren des Burggartens wurden gerade schattige Teile des Parks bewässert. Ich schlug dem Mädchen vor, einfach einmal unter diesen Sprühregen durchzulaufen. Sie tat dies nicht, ohne ihre Kleid und ihre Schuhe auszuziehen. Das Problem bestand dann nur darin, das Kleid – ein Schlauchkleid – richtig wieder anzuziehen, das gelang nur nach einem Telephongespräch mit der Mama. Um die Schuhe wieder anzuziehen, hätten wir uns eigentlich auf eine Bank setzen müssen, die waren aber ziemlich nass, also ließen wir uns auf die Stufen des Goethedenkmals nieder. Als die Sandalen endlich wieder richtig angezogen waren, hatte ich so meine Probleme mit dem Aufstehen.  Es wäre mir peinlich gewesen, jemand zu bitten, mir aufzuhelfen, so schaffte ich es nach einigem Gewurstel doch selber, nach dem Motto meines Enkels: „nicht alte Frau spielen!“.

Dann, nach einer gewissen Durststrecke, kamen wir endlich in das Schokoladegeschäft, wo das Kind dann die Schokolade nach der Farbe der Verpackung beglückt mit beiden Händen ausgewählt hatte. Als dann, zu Hause bei mir, die Mama wieder gekommen war setzte sich der Redefluss umgehend wieder in Gang.

Es war ein lustiger Ausflug – aber ich gebe zu ziemlich erschöpft zu sein. Hoffentlich ist es bei nächster Gelegenheit dann nicht mehr so heiß!

 

Die sehr geforderte Großmutter

Gedanken zum Wochenende

Das Wort Wochenende tauchte im frühen 20. Jahrhundert als Übersetzung des englischen Wortes weekend auf. Gebräuchlich war dieser Begriff in England seit Einführung des freien Samstagnachmittags in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts geworden, politisch durchgesetzt von Lord Shaftesbury. In der Londoner Times taucht der Begriff erstmals 1830 in einer Kleinanzeige und dann verstärkt ab 1833 auf. Weekend wurde von vielen Sprachen als Fremdwort oder als Lehnwort übernommen.

Die Fachzeitschrift für Autofahrer „Der Herrenfahrer“ betitelte in ihrer ersten Ausgabe 1924 einen Reisebericht mit „Weekend um Berlin“:  „Weekend – bleiben wir bei dem englischen Wort: der Engländer hat es, der Deutsche muss es erst lernen – bedeutet lebendiges Ausruhen. Erholung nicht durch Untätigkeit, die ein negatives Vorzeichen hat und für den, der das Leben bejaht, der Langeweile gleichzusetzen ist, sondern durch Ausübung einer anderen Tätigkeit, als die Werktage verlangen. Werktagsarbeit ist gebundene Tätigkeit zur Erzielung wirtschaftlichen Nutzens, Weekendruhe ist freie Tätigkeit, die von jedem wirtschaftlichen Nutzeffekt bewusst absieht, und auf die Erfüllung der Muße mit reinen Lebenswerten gerichtet ist. Wundervollstes Instrument zur Weekendfreude ist das Automobil. Es bedeutet das sanfte, reibungsfreie Sich Loslösen von der Wochenpflicht.“

Christen sehen den Sonntag als den ersten Tag der Woche an, da Jesus Christus „am frühen Morgen des ersten Wochentages“ (Mk 16,9 EU) von den Toten auferstanden sei. Während das Judentum den Sabbat als Ruhetag Gottes nach der Erschaffung der Welt feiert, versammeln sich die Christen am Sonntag. Nachdem das Christentum Staatsreligion (27. Februar 380) geworden war, wurden die alttestamentlichen Vorschriften über die Heiligung des Sabbats als Ruhetag auf den Sonntag übertragen.

Alle abrahamitischen Religionen haben einen Tag in der Woche, an dem die Arbeit ruhen soll. Im Islam ist der Freitag der wöchentliche Feiertag, an dem das Mittagsgebet in der Gemeinschaft verrichtet wird und der Prediger zur Gemeinde spricht. In vielen islamisch geprägten Staaten ist der Freitag arbeitsfrei, wobei die Regelungen von Land zu Land und manchmal sogar innerhalb eines Landes für Angehörige verschiedener Religionsgemeinschaften unterschiedlich sind.

Seit der Übernahme der Wochentagszählung nach ISO 8601 durch die UNO im Jahre 1978 wird jedoch in den Kalendern weltweit überwiegend der Sonntag als der siebte Tag gezählt. Der Samstag gehört im Allgemeinen zum Wochenende, da er in vielen Branchen arbeitsfrei ist.

Als ich zu arbeiten begann, umfasste das Wochenende nur dem Samstagnachmittag und den Sonntag – eine Änderung trat erst mit der Einführung der 40-Stunden-Woche ein. Diese gilt in Österreich seit 1975 als maximale Normalarbeitszeit des Kollektivvertrags für alle Arbeitnehmer (wenn auch mit Ausnahmen), in Deutschland (West) galt sie 1965–1984 und gilt für die meisten Beamten.

Das Wochenende wird von vielen arbeitenden Menschen herbeigesehnt. In diesem Zusammenhang spielt das so genannte Arbeitsleid eine große Rolle, von dem man an Wochenenden erlöst ist. Andererseits gibt es viele Berufe, die kein Wochenende kennen: Ärzte, Straßenbahnführer, Polizisten, etc. Das beeinträchtigt dann das Familienleben, da z.B. die Kinder am Wochenende frei haben.  Besonders beliebt sind verlängerte Wochenende, die gibt es beispielsweise zu Ostern und Pfingsten oder auch mithilfe von Fenster- oder Zwickel- oder Brückentagen, wenn Feiertage auf z.B. Donnerstage fallen. Manche schaffen durch so genannte „Urlaubsmathematik“ ihre jeweiligen Urlaube zu verlängern.

Aber mit der Pensionierung verblasst der Reiz des Wochenendes dann zunehmend. Viele halten aus reiner Gewohnheit an ihren früheren Verhaltensweisen fest, z.B. nur am Wochenende ins Ferienhaus zu fahren. Andere vermissen die Einkaufsmöglichkeiten an Sonntagen.

Aber noch einmal ändert sich der Reiz des Wochenendes, wenn man allein lebt. Ich habe das schon festgestellt, als ich z.B. während meines Studiums im Ausland gearbeitet habe. Das habe ich in Madrid, noch in der restriktiven Franco-Zeit gespürt, wo z.B. – damals – eine Frau allein nicht in ein Restaurant gehen konnte. Das war dann schwierig, weil ich dort, wo ich wohnte, mir auch nichts kochen konnte. Heiß war’s außerdem und Gefrierschrank hatte meine Vermieterin (eine arme Witwe aus dem Bürgerkrieg) auch keinen. Also blieb‘s an Wochenenden bei Obst und Brot. Natürlich besichtigte ich die Stadt und auch die Umgebung – Toledo, Escorial, Valle de Caidos, Aranjuez … Aber allein, auch ohne „einkehren“ zu können, war das nicht besonders lustig. Die Ausflüge in die Umgebung mussten allesamt mit dem Zug unternommen werden. Und in Madrid bin ich gerne in Prado Museum gegangen. Aber einen ganzen Tag kann man dort auch nicht wirklich verbringen. Partys oder Ähnliches gab es für Alleinstehende nicht.

Und jetzt sind halt meine Wochenenden auch recht lang – und manchmal etwas leer. Unter der Woche gibt es immer etwas zu erledigen, einzukaufen, etc. Viele andere verbringen das „schöne Wochenende“ möglichst fern von Wien und denken nicht daran, anzurufen. Es gibt löbliche Ausnahmen. Für mich gilt auch noch immer, nicht allein in ein Restaurant essen zu gehen. Das heißt, ich muss mich besser organisieren und ein Netzwerk von ebenso Alleinstehenden aufbauen, mit denen man dann gemeinsam etwas unternehmen kann. Jetzt geht das noch nicht so leicht, weil viele aufgrund der Hitze Wien möglichst fernbleiben.

Wie sich zeigt, gibt es aufgrund der Lebenssituation das „schöne“ Wochenende, aber auch zuweilen das „leere“ Wochenende, das ich möglichst niemandem wünsche.

 

Gedanken zum Wochenende

Afghanistan, Zina und das österreichische Fremdenrecht

Die Taliban terrorisieren wieder ganze Städte und kontrollieren immer größere Gebiete des vom Terror gezeichneten Afghanistan. Dieser Tage waren die Taliban über Ghazni hergefallen. Es war nicht das erste Mal. Die Stadt zwischen den Taliban-Hochburgen im Süden und der afghanischen Hauptstadt Kabul ist seit Jahren umkämpft, zwischen den radikal-islamistischen Rebellen und Regierungstruppen. Mehrfach stießen Taliban-Kämpfer in den vergangenen Jahren ins Zentrum vor, griffen den Sitz des Geheimdienstes an und befreiten Gefangene im örtlichen Gefängnis. Das Umland ist fest in ihrer Hand. 15 der 18 Provinzdistrikte kontrollieren sie. Der Orts- und Häuserkampf forderte seinen Tribut. Laut Regierungsangaben verloren bis zu 100 Sicherheitskräfte ihr Leben. Die Vereinten Nationen schätzen am Mittwoch die Zahl der zivilen Opfer auf 110 bis 150. Auch aus anderen Ecken des Landes wurden am Mittwoch Angriffe der Taliban gemeldet.

Diese Meldung ist nur das jüngste Glied einer Kette von Großangriffen, die die Taliban seit Monaten auf Militärbasen und Kontrollposten verüben. Die zarte Hoffnung auf Frieden, als sich Regierungssoldaten und Aufständische während der ersten Waffenruhe seit dem Ende des Taliban-Regimes 2001 aufkeimte, wurden Tage später bereits wieder zertreten. Vorbei sind die Zeiten, in denen sich die Islamisten angesichts weit überlegener internationaler Streitkräfte zurückgedrängt sahen. Vorbei sind die Zeiten, in denen sich die Aufständischen immer stärker darauf beschränkten, improvisierte Sprengfallen zu verlegen. Bewaffnete Zusammenstöße zwischen Regierungstruppen und Aufständischen machen inzwischen 64 Prozent aller Zwischenfälle aus. Das Gros davon gehen auf das Konto der Taliban. Langsam aber sicher entgleitet Kabul die Kontrolle.

Standen im Mai 2016 noch zwei Drittel des Landes unter Kontrolle der Regierung, waren es zwei Jahre später nur noch 56 Prozent. Ein knappes Drittel aller Gebiete ist inzwischen umkämpft. 14 Prozent beherrschen die Aufständischen, das sind fünf Prozent mehr als noch vor zwei Jahren.

Nun sind aber die afghanischen Sicherheitskräfte schwach und die Zeit der internationalen Kampftruppen ist vorbei. Afghanistan, so scheint es, wird noch lange das bleiben, was schon lange ist: Der zweittödlichste Konflikt der Welt, nach Syrien.

Was bedeutet das aber für die Zivilbevölkerung. Nicht nur sind sie von Kämpfen bedroht, sondern auch durch die besonders hart ausgelegte Scharia der Taliban. Das führt z. B. dazu, dass Gesundheitszentren und Mädchenschulen niedergebrannt werden, dass Impfungen gegen Kinderlähmung und die Ausbildung von Frauen als unislamische Neuerungen (bida) gelten. „Sünder“ müssen sich in Schauprozessen verantworten. Jeder dem von nicht besonders in Rechtsfragen ausgebildeten Islamisten unterstellt wird, gegen die islamische Rechtsauffassung der Taliban zu verstoßen, kann nun wieder ausgepeitscht, gesteinigt, geköpft oder (gnadenhalber) erschossen werden.

Und besonders gerne bestraft wird wegen Zina: Zina bezeichnet im Islam den Geschlechtsverkehr zwischen Menschen, die nicht verheiratet sind und auch nicht in einem Konkubinatsverhältnis (Herr und Sklavin) zueinanderstehen. Zina gilt als Verbrechen. Es wird mit einer sogenannten Hadd-Strafe belegt. Diese Strafen werden zum Schutz des Eigentums, der öffentlichen Sicherheit und der öffentlichen Moral verhängt und gelten als „Rechtsansprüche Gottes“. Delikte, die diesen Strafen unterliegen, sind außerehelicher Geschlechtsverkehr, falsche Bezichtigung des außerehelichen Geschlechtsverkehrs, Alkoholkonsum, Diebstahl  und Straßenraub. Die Strafen reichen von Verbannung und Geißelung bis zur Todesstrafe. Diese wird gegenwärtig für Zina in Pakistan, Afghanistan, Sudan, Jemen, Saudi-Arabien und Iran vollzogen. In letzteren beiden Ländern wird die Steinigung (radschm) praktiziert. Auch Prostitution und homosexueller Verkehr werden als Zina geahndet. Im Koran kann man dazu lesen: „Wenn eine Frau und ein Mann Unzucht begehen, dann verabreicht jedem von ihnen hundert Peitschenhiebe! Und lasst euch im Hinblick darauf, dass es (bei dieser Strafverordnung) um die Religion Gottes geht, nicht von Mitleid mit ihnen erfassen, wenn (anders) ihr an Gott und den jüngsten Tag glaubt! Und bei ihrer Bestrafung soll eine Gruppe der Gläubigen (als Zeugen) anwesend sein.“ Im Gegensatz zum Koran berichten die überlieferten Aussprüche und Taten des Propheten Mohammed (Sunna) von der Steinigung als Strafe für Zina. Demnach verurteilte Mohammed bei einem Fall den Mann zur Auspeitschung und Verbannung und ließ die Frau steinigen. Weitere Überlieferungen berichten von einem Steinigungsvers, der ursprünglich Bestandteil des Korans gewesen sein soll.

Aber Die Strafe für die „Verleumdung wegen angeblicher Unzucht“ (qadhf) beträgt 80 Peitschenhiebe. Das islamische Recht unterscheidet bei der Festlegung des Strafmaßes zwischen Personen, die muḥṣan sind oder nicht. Unter muḥṣan versteht das Gesetz eine Person, die mündig und zurechnungsfähig ist.

Bei homosexuellem Geschlechtsverkehr treffen die Rechtsschulen unterschiedliche Regelungen. Schafiiten und Hanbaliten unterscheiden zwischen dem aktiven und dem passiven Partner. Die hanafitische Rechtschule sieht die sogenannte taʿzīr-Strafe vor, die im Ermessen des Richters liegt. Die übrigen Rechtsschulen legen Steinigung, Auspeitschung und Verbannung als Strafen fest. Ob diese rechtlichen Raffinessen bei den Taliban zu Anwendung kommen, wage ich allerdings zu bezweifeln.

Diese Rechtslage in Gebieten der Taliban beeinflusst nun auch das österreichische Fremdenrecht: eine Rückführung nach Afghanistan eines Homosexuellen ist für diesen lebensbedrohend. Die Verantwortung jener, die Asylbescheide erlassen, ist daher erheblich!

Afghanistan, Zina und das österreichische Fremdenrecht

Dschingis Khan – der 18. August ist sein Todestag

Heute früh habe ich im Radio gehört, dass der 18. August, also heute, der Todestag von Dschingis Khan ist. Dabei ist mir eingefallen, dass es auch das Geburtsdatum Kaiser Franz Joseph I gewesen ist. Aber darüber wird ja jetzt viel und ausgiebig im Rahmen des „Gedenkjahres“ berichtet, sodass ich keinen Grund sehe, auch noch meinen Kren dazu zugeben. Das einzige, was ich bemerken möchte: das Denkmal Kaiser Franz Josephs – im Burggarten – ist zwar sehr sympathisch, aber im Hinblick auf seine Bedeutung doch etwas mickrig, vor allem im Vergleich zu jenem seiner Frau Elisabeth – Sisi – im Volksgarten. In der Otto-Wagner-Ausstellung im Wien Museum habe ich mir viel trefflicher erscheinende Entwürfe für ein solches Standbild gesehen.

Aber zurück zu Dschingis Khan (* wahrscheinlich um 1155, 1162 oder 1167), hier im Westen die „Geißel Gottes“ genannt. Sein Reich war angeblich das bisher größte in der Geschichte, größer als jenes von Alexander dem Großen und größer als jenes der Habsburger (AEIOU) mitsamt ihren Überseekolonien. Aber es dauerte nicht besonders lange. Seine Regierungszeit als erster Großkhan der Mongolen dauerte von 1206 bis 1227. Sein Reich umfasste das Gebiet im Osten bis an das Japanische Meer und im Westen bis zum Kaspischen Meer. Seine Weitsicht zeigte sich aber darin, dass er, um dieses Reich zu verwalten, eine eigene Schrift entwickeln ließ und schriftliche und für alle verbindliche Gesetze durchsetzte. Nach seinem Tod wurde das Reich unter seinen Söhnen aufgeteilt und noch weiter vergrößert, fiel aber zwei Generationen später wieder auseinander. Einer der vielen Gründe für den Zerfall war die große Zahl der Unterworfenen im Gegensatz zur Minderheit der Oberherren. Erst der grausame Tamerlan wollte es ca. 200 Jahre später wiedererrichten.

Die Mongolen siedelten ursprünglich im Nordosten der heutigen Mongolei. Sie setzten sich aus nomadischen Hirtenstämmen der Steppe sowie Jägern und Fischern der Waldgebiete zusammen und waren in zahlreiche kleinere Gruppierungen zersplittert. Es bestand eine frühfeudale Ordnung innerhalb der einzelnen Stämme. Stammesübergreifend wurden die Führer für Kriegs-, Raub- und Jagdzüge um 1200 noch von den Stammesfürsten auf einer Kurultai frei gewählt, aber es bildete sich in den Einigungskämpfen jener Zeit eine Militäraristokratie heraus, die im Laufe der Entwicklung der mongolischen Kriegführung sehr viel Macht erlangte und deren Führungspositionen unter Dschingis Khan schließlich erblich wurde.

Der mongolischen Legende nach standen am Anfang des Stammbaums von Dschingis Khan (und auch aller Mongolen) ein Wolf und eine Hirschkuh. Zu dieser Zeit waren die Clans der Steppe in ständige Kämpfe untereinander verwickelt. 1190 vereinte der damals sehr junge Mann, noch Temüdschin genannt, die mongolischen Sippen, welche danach unter seiner Führung begannen, die benachbarten Steppenvölker zu unterwerfen. Als Anreiz für den unbedingten Gehorsam seiner Kämpfer versprach er ihnen reiche Beute auf den noch kommenden Kriegszügen.

1201 gelang ihm ein Sieg über seinen umtriebigsten Rivalen und ehemaligen Schwur- bzw. Blutsbruder, den Gurkhan Dschamucha. 1202, nach einem Sieg über die Merkiten im Norden, fühlte Temüdschin sich stark genug, um an den Tataren im Osten Vergeltung für den Tod seines Vaters zu üben. In blutigen Kämpfen besiegte er die vier Stämme der Tataren. 1203 schlug er die Keraiten und 1204 die Naimanen im Westen. Damit waren die letzten Hürden auf dem Weg zur uneingeschränkten Macht überwunden.

Im Jahr 1206 berief Temüdschin einen Reichstag ein, den sogenannten Kuriltai. Dort wurde er von den anwesenden Schamanen und Stammesfürsten zum „Dschingis Khan“, dem Großkhan aller Mongolen, ernannt und mit dem Titel „ungestümer Herrscher“ (ozeangleicher Herrscher) ausgezeichnet. Durch den Beschluss des Reichstags entstand ein neuer Staat mit Dschingis Khan als unumschränktem Herrscher und alleinigem Gesetzgeber. Die Regierung bildeten seine Mutter, Brüder und Söhne. Er befahl, die alten und neuerlassenen Gesetze in Form eines mongolischen Grundgesetzes, der Jassa, aufzuschreiben. Als nächstes etablierte er eine allgemeine Wehrpflicht. Erst um 1220 kamen genügend ausländische Beamte in mongolische Dienste, sodass man auch an eine Art Zivilverwaltung der unterworfenen Völker denken konnte. Dschingis Khan war selbst Analphabet, erkannte aber trotzdem die Bedeutung des Schriftwesens und ließ darum für die Verwaltung seines Reiches eine eigene Schrift entwickeln.

Im Anschluss an die Einigung des Reiches wandte sich Dschingis Khan der Eroberung Chinas zu. In der Folge eroberte das Heer der Mongolen die reichen muslimischen Königreiche im heutigen Kasachstan, Usbekistan, Iran, Afghanistan und der Türkei; kleine Reiche unterwarfen sich ihm als Vasallen. Es wird geschätzt, dass bei den gewaltsamen Einfällen des mongolischen Heeres etwa 30 % der Bevölkerung ums Leben kam. Dschingis Khan legte Wert darauf, dass bei den Massakern Künstler, Architekten und Verwalter verschont wurden, weil er diese für den Aufbau seines eigenen Reiches benötigte. 1219 zahlte auch Korea an ihn Tribut. Im Jahre 1218 unterwarf der Khan das Kara-Khitai-Reich, das letzte verbliebene Steppenreich am Balchaschsee. Im Westen wurde mit dem islamischen Choresmischen Reich in Persien ein Freundschaftsvertrag geschlossen, doch der Friede währte nur kurz. Bald darauf wurde dort eine mongolische Karawane überfallen und die Reisenden ermordet. 1219/20 besiegten die Mongolen in Transoxanien die Truppen des Choresm-Schahs. Buchara und Samarkand wurden erobert. Etwa zur selben Zeit (1220) griffen die Mongolen den Kaukasus und Südrussland an, und 1223 drangen die Truppen bis in die Ukraine vor. Dort besiegten sie die Ruthenen und Kiptschaken in der Schlacht an der Kalka. Bei all diesen Eroberungen ließ Dschingis Khan seine Krieger ganz besonders grausam vorgehen, was ihren Ruf als Geißel der Menschheit begründete. Andererseits legte Dschingis Khan höchsten Wert auf die persönliche Treue und Loyalität der Menschen gegenüber ihrem Herren oder ihren Freunden.

Als Dschingis Khan 1227 gestorben war, wurden alle Lebewesen in seiner Umgebung, inklusive 2000 Menschen, die am Begräbnis teilgenommen hatten, getötet. Nach mongolischer Tradition wurde der Ort der Grabstätte geheim gehalten und bis heute wurde das Grab von Dschingis Khan nicht gefunden. Seinen Bestattungsort haben angeblich tausend Reiter mit den Hufen ihrer Pferde eingeebnet, und sie sollen nach ihrer Rückkehr sofort hingerichtet worden sein, damit sie den genauen Ort niemandem verraten konnten. Als Dschingis Khan starb, hatte sein Reich eine Größe von 19 Millionen km² erreicht und war damit in etwa doppelt so groß wie das heutige China. Es ist bis heute der einzige Nomadenstaat der Welt, der 200 Jahre lang Bestand hatte. Doch erst unter Dschingis Khans Nachfolgern sollte er seine endgültige Ausdehnung erreichen und zum größten Weltreich in der bisherigen Geschichte der Menschheit werden. Dschingis Khan gilt bis heute als einer der größten Massenmörder in der Geschichte der Menschheit. Dennoch brachte sein gewaltiges Reich seinen Bewohnern für eine lange Zeitspanne Sicherheit und Frieden. Außerdem war er in religiösen Dingen sehr tolerant und bereit, jeder Glaubensrichtung und jeder Staatsphilosophie sein Ohr zu leihen. Dschingis Khan zeugte mit einer Vielzahl von Frauen zahlreiche Kinder, und mehrere seiner Söhne und Enkel taten es ihm darin gleich. Nach einigen Schätzungen leben daher heute etwa 16 Millionen Männer, die Nachfahren des Mongolenherrschers sind.  Hoffentlich haben sie keine politischen Ambitionen.

Parallel dazu führte in Europa eine religiöse Reformbewegung zur Stärkung des Papsttums, dessen Herrschaftsansprüche mit denen des Kaisers im Investiturstreit kollidierten. Damals wurden die Eroberung muslimisch beherrschter Territorien auf der iberischen Halbinsel (Reconquista) als auch die Einnahme Jerusalems durch den ersten Kreuzzug religiös legitimiert. Im Gegensatz dazu begründeten die Normannen ihre Eroberungen Englands und Süditaliens vor allem machtpolitisch. Von Zentralasien aus eroberten die muslimischen Seldschuken ein Gebiet bis nach Anatolien. Die Gebietsverluste in Anatolien schwächten das byzantinische Reich dauerhaft.

Blutige Zeiten!

Dschingis Khan – der 18. August ist sein Todestag

100 Jahre Otto Wagner

Wenn Ihnen zu heiß ist, habe ich einen guten Tipp für Sie: gehen sie ins Wien Museum am Karlsplatz, aber vergessen Sie nicht, eine Weste mitzunehmen!

Aber Spaß beiseite: die Ausstellung über Otto Wagner ist wirklich großartig und sehenswert!  Bis 7.10 2018 haben Sie noch dafür Zeit. Reservieren Sie mindestens zweieinhalb Stunden für diese Besichtigung.

Bevor ich hingegangen bin, habe ich gemeint, viele Otto Wagner Bauten in Wien zu kennen. Das stimmt teilweise auch, aber wie vieles mehr hat er geplant, das leider nie verwirklicht worden ist. Und es sind von all diesen Entwürfen interessante Zeichnungen in dieser Ausstellung zu sehen.

Besonders gefreut hat mich, dass auch die Harmoniegasse gezeigt wird: Nummer 1 bis 9, 2 bis 10 sind ein Ensemble von Otto-Wagner-Häusern aus der frühen Schaffensperiode des Architekten (1864); auch das Harmonietheater (das nicht mehr steht) ist ein Werk von ihm. In der Harmoniegasse haben meine Eltern und ich auf Nr. 3 bis ca. 1941 gewohnt, meiner Großeltern auf Nummer 5, bis dieses Haus einem Hotelbau weichen musste und das Ensemble damit eigentlich zerstört war.

Otto Koloman Wagner wurde am 13. Juli 1841 in Penzing bei Wien in großbürgerlichen Verhältnissen geboren; am 11. April 1918 ist er dann auch in Wien an den Folgen der Unterernährung durch den Ersten Weltkrieg gestorben. Er besuchte ab 1850 zwei Jahre das Wiener Akademische Gymnasium (wo auch mein Mann 8 Jahre Schüler war) , anschließend das Stiftsgymnasium Kremsmünster der Benediktiner in Oberösterreich und von 1857 bis 1859 das Polytechnikum in Wien, wo er die Matura ablegte und danach Mathematik, Physik, Darstellende Geometrie, Technologie und Zeichnen studierte.

1860/1861 studierte Wagner an der Königlichen Bauakademie in Berlin, 1861/1862 an der Akademie der bildenden Künste in Wien unter anderem bei August Sicard von Sicardsburg und Eduard van der Nüll, die 1861 den Auftrag zum Bau des k.k. Hofoperntheaters erhalten hatten; parallel absolvierte er eine Maurerlehre bei einem Wiener Stadtbaumeister. Das finde ich eine großartige Idee, die viele heutige Architekten aufgreifen sollten.  1862 trat der 21-Jährige ins Atelier Ludwig von Försters (1797–1863) ein. Er gehörte damit zum Kreis um die Förersters sowie Theophil von Hansen und begann ab 1864 selbständig noch im Stil des Historismus zu bauen. Er konzentrierte sich damals weitgehend auf Wohnhäuser, in den 1870er und 1880er Jahren konnte er vor allem Wohn- und Geschäftshäuser und Villen realisieren. Teilweise stehen sie noch heute und erfüllen ihre Funktion noch immer hervorragend.

1867 heiratete er auf Drängen seiner Mutter Josefine Domhart. Mit ihr hatte er zwei Töchter. Kurz nach dem Tod seiner Mutter 1880 ließ er sich von Josefine scheiden. 1884 heiratete Wagner Louise Stiffel. Mit ihr hatte er drei Kinder, Stefan, Louise und Christine. Wagners Verehrung seiner Mutter scheint er auf seine 18 Jahre jüngere zweite Frau übertragen zu haben. Auch die Braumeisterstochter Sophia Paupie (1840–1912) spielte in seinem Leben eine Rolle. Er heiratete sie zwar nicht, hatte aber mit ihr zwei Söhne, Otto (1864–1945) und Robert (1865–1954), die er beide 1882 adoptierte. All das kann man in der Ausstellung verfolgen.

Mit den Wohnhäusern wurde er noch nicht sonderlich berühmt: aber 1879 entwarf Otto Wagner die Dekorationen für das vor dem Äußeren Burgtor an der Ringstraße aufgebaute Hofzelt beim Wiener Festzug zur Feier der Silberhochzeit des Kaiserpaars, der als Makart-Festzug in die Stadtgeschichte eingegangen ist. Damit imponierte man in Wien. Hier, aber auch im restlichen Europa reichte er immer wieder interessante Entwürfe ein.

Aber er konzentrierte sich nicht nur aufs Bauen, auch Möbel hat dieser Architekt entworfen, silberne Geräte für den Haushalt. Besonders angetan hat mir ein Kaffeeservice. Er war ein Hygienefanatiker – das zeigt sich in einem ausgestellten Waschtisch und einem abgebildeten Badezimmer mit gläserner Wanne. Er baute auch Häuser für sich und seine Familie – nicht immer bewohnte er sie lang, aber z.B. das Haus in Hütteldorf kann man noch heute bewundern.

Er trat auch der „Wiener Secession“ bei und sagte sich dem Historismus los, das ihn viele Aufträge aber auch Freunde kostete.

Wirklich eindrucksvoll dargestellt, Wagners Glanzleistung – die Wiener Stadtbahn. Er hat sich dabei wirklich um jedes Detail bemüht, um die Dekoration der Stationen (die Station Meidling wurde in den siebziger Jahren leider abgerissen, bevor noch der „Jugendstil-Boom“ eingesetzt hat), die so genannten Sonnenblumengeländer, die man jetzt noch überall sehen kann, die verschieden langen Bögen um alle Unebenheiten richtig überbrücken zu können. Das war noch solide Arbeit – da ist nichts eingestürzt (wie derzeit in Genua).

Amüsant fand ich auch, dass einer der Löwen an der Nussdorfer Wehr- und Schleusenanlage – auch von Wagner gebaut – angeblich dem Antlitz Wagners nachempfunden sein soll.

Ein Besuch in der Stadtbahnstation für den Kaiser vor Schönbrunn, die der Kaiser nur zwei Mal betreten hat, ist im Eintrittspreis hier enthalten. Der Besuch ist allerdings nur an Wochenenden möglich – ich werde das Gebäude aber ganz sicher anschauen. Gezeichnet kann man es hier bewundern. Das Modell der Lokomotive und eines Waggons der Stadtbahn führt den Entwurf vor Augen (mir ist nur aufgefallen, dass Behinderte damals nicht mit der Stadtbahn hätten fahren können!)

Aber das „Genie Wagner“ zeigt sich besonders in der Stadtplanung. Wien war damals – wie heute – im Aufbruch, die Bevölkerung wuchs explosiv an und es bedurfte sinnvoller Pläne um Wohnung für alle diese zuwandernden Menschen zu schaffen – wie es auch heute der Fall ist.

Besonders bedauerlich – für mich – ist, dass die in den Jahren bis 1910 Entwürfe für ein Kaiser-Franz-Josef-Stadtmuseum nicht verwirklicht wurden. Die Wiener Stadtverwaltung konnte sich aber erst in den 1950er Jahren zu einem Neubau entschließen. Auch Vorschläge zur Gestaltung des Karlsplatzes, unter anderem für einen Monumentalbrunnen, blieben unausgeführt. Schade. Um den Platz und das Museum wird ja heute noch gerungen. Ein großer Verhinderer seine Bauten war Kronprinz Franz Ferdinand, der ebenso wie Kaiser Franz Joseph eher dem historistischen (neobarocken) Baustil bevorzugte.

Vieles gibt es in dieser Ausstellung zu entdecken, mindestens einen Besuch ist sie – meines Erachtens wert! In Wagners Leben und Werk spiegelt sich eine ganze Epoche der Wiener Kultur und Geschichte: von der Ringstraße über das Fin de Siècle bis zum Ersten Weltkrieg. Einzigartige Objekte – kostbare Zeichnungen, Möbel, Modelle, Gemälde und persönliche Gegenstände – veranschaulichen die internationale Strahlkraft des Architekten. Hoffentlich findet sich auch ein Otto Wagner für unsere Zeit.

PS: die Ehepaarte, die gemeinsam diese Ausstellung besuchten und miteinander über die diversen Objekte diskutierten, habe ich – ich gebe es zu – beneidet. Und weil ich mit niemanden reden konnte, schreibe ich das halt jetzt.

 

100 Jahre Otto Wagner

Ich bin dankbar

Ich bin für vieles dankbar – für Vieles, für Großes und für Kleines, für Öffentliches und Privates. Z.B. bin ich für das derzeitige Wetter dankbar – es ist (noch) sommerlich, es kühlt in der Nacht dennoch ab. Herrlich! Der Herbst mit „grau in grau“ und Nebel, Wind und Kälte kommt bestimmt – hoffentlich nicht so bald!

Aber besonders dankbar bin ich für meine Familie! Ich freue mich riesig über meine zweite Urenkeltochter. Meine Generation hatte in ihrer Kindheit kaum zwei vollständige Großelternpaare! Ich darf mich über zwei Kinder und dazugehörige Schwiegerkinder, sieben Enkelkinder und ab jetzt zwei Urenkel freuen. Ein Teil der Enkelkinder ist schon erwachsen und daher gibt es Schwiegerenkel bzw. Schwiegerverlobte und Schwiegerfreunde.  Um von dieser Generation anerkannt zu werden, muss man mehr als nur „alt-sein“. Manchmal fühlt man sich natürlich dann schon alt, wenn sie über Musik oder Filme reden oder wenn man sie beobachtet, wie sie mit elektronischen Geräten und Techniken umgehen (zuweilen recht nützlich, wenn man selber wieder einmal Probleme mit seinem Handy oder seinem PC hat)

Und das bedeutet auch Kontakte über die Generationen hinweg – man darf sich somit als Oldie nicht wirklich gehen lassen. Wir „picken“ nicht pausenlos zusammen, aber wir treffen einander auch ohne „besondere Anlässe“, wie Geburtstage etc. Und diese Kontakte führen auch zu Überdenken von Standpunkten, denn die „Kinder“ heute, sind ganz anders gefordert als wir es waren.

Wir sind in der Nachkriegszeit aufgewachsen, in einer Zeit, als Österreich noch besetzt war. Als wir dann erwachsen und Österreich wieder frei und selbstständig war, herrschte der Kalte Krieg. Aber es war auch die Zeit des Aufbruches (68 Jahr) und des Wirtschaftswachstums.  Jobs zu finden war zwar nicht einfach, aber doch in kurzer Zeit möglich. Und hatte man einmal einen Job, dann hatte man die Aussicht, ihn bis zur Pensionierung zu behalten, man konnte aufsteigen, der Gehalt stieg laufend an, die Inflation wurde ausgeglichen. Es war eher selbstverständlich, dass man, Arbeit in großen Firmen vorausgesetzt, mit einer späteren ergänzenden Firmenpension rechnen könnte. Wir wurden laufend, von den Firmen finanziert, weitergebildet, sowohl im Inland, wie auch im Ausland. Wir mussten nicht um unseren Job bangen, wir hatten keine zeitlich begrenzten Verträge und die Firmen expandierten.

Wir konnten relativ bald eine eigene Wohnung finden und auch die Miete bezahlen. Wir konnten auf Urlaub fahren (der anfänglich recht kurz war – 14 Tage!) die Firmen (oder die Gewerkschaft) stellten z.B. sehr preisgünstige Heime in wunderschönen Gegenden zu äußerst günstigen Preisen für Familien zur Verfügung (z.B. in Gastein, am Klopeiner See) . Wir konnten uns neben der Wohnung auch noch ein eigenes Auto leisten, mit dem wir stolz in ganz Europa herumfuhren. Das war halt mühsamer als heute, es gab noch keine zusammenhängenden Autobahnen, und in weniger entwickelten Ländern des Südens waren manche Straßen nur Pisten – aber wen hinderte das schon am Reisen.  Wir sahen Sehenswürdigkeiten (z.B. die Alhambra) noch ohne Touristenmassen, oder Zerstörung (Palmyra).

Relativ bald war es möglich, irgendeine alte Keusche im Umland von Wien zu kaufen (manchmal sogar zu bauen) und die Kinder hatten die Möglichkeit dort ihre Ferien zu verbringen. Wir verschuldeten uns zwar dafür, aber die Kredite wurden laufend „billiger“, da die Inflation die Raten leistbarer machte.

Der Haushalt wurde „einfacher“, wir mussten nicht mehr „Teppich-klopfen“, Fußboden-reiben, einlassen und -bürsten, wir hatten ja jetzt einen Staubsauger.  Nach und nach installierten wir Geräte wie eine Waschmaschine, eine Geschirrwaschmaschine, eine Küchenmaschine, später dann noch eine Mikrowelle. Es gab mehr „vorgefertigte“ Speisen, die von den Älteren damals verachtet wurden. Wir konnten uns es leisten, ab und zu Essen zu gehen. (Essen und Trinken auf der Straße galt als ungezogen!) Das Fernsehen revolutionierte das Familienleben, denn um halb acht, da war „Zeit im Bild“, die gesehen werden musste. Wir kamen trefflich ohne Handy und Internet aus. Wenn wir recherchieren wollten, ging man in die Bibliothek, konsultierte dort den „Zettelkatalog“, bestellte dann die erforderlichen Bücher, was aber eine Weile dauern konnte.

Natürlich, vieles ist heute besser – vor allem die Situation für Frauen, die Arbeitszeit ist kürzer (wir mussten anfangs noch am Samstag am Vormittag arbeiten), es gibt mehr und bessere Kinderbetreuung (wir waren weitgehend noch auf die Familie angewiesen).

Möglicherweise verkläre ich auch die Vergangenheit, denn es war auch meine Jugendzeit.  Dennoch bin ich dankbar für alles, wie es war, aber auch wie es geworden ist. Ein Leben ohne Internet z.B. kann auch ich mir heute kaum mehr vorstellen, dagegen ein Leben ohne eigenes Auto schon!

Die Familie jedenfalls ist ein wunderbares Netz, das mich jederzeit auffängt, wenn es mir schlecht geht – sogar vorbeugend. Heute, nur als Beispiel, habe ich mit meiner Tochter telephoniert, und ein gemeinsames Wochenende vereinbart. Mein Enkel, der heute seinen 17. Geburtstag feiert, war zum Mittagessen hier und am Nachmittag, hat eine Enkelin angerufen, dass sie gerne dieses gemeinsame Wochenende mit uns verbringen möchte. Könnte man sich mehr wünschen? Sicher nicht!

Ich bin dankbar für mein früheres (mit meinem Mann) und mein jetziges (mit meiner Familie) Leben. Dieses Leben, das in Friedenszeiten verlaufen ist, in einem wunderschönen Land, in einer Stadt mit höchster Lebensqualität, in einer Familie, für die ich unendlich dankbar bin.

Ich bin dankbar