Schön war’s im Schlosspark Schönbrunn. Vorauszuschicken ist, dass der Schlosspark um 17:30 schließt, verständlicherweise, denn da ist es schon ziemlich finster. Daher muss ich jetzt, da wir wieder „Normalzeit“ haben, meinen Tag anders einteilen. Vorher bin ich erst weggegangen, sobald ich meine Arbeit (also Schreiben) erledigt hatte, das geht sich jetzt nicht mehr aus, dazu wird es zu früh finster: Schreiben muss ich nach einem eventuellen „Ausflug“.
Schönbrunn ist wirklich riesig und bietet viel. Ich war heute aber weder im Zoo, noch im Schloss, noch in der Wagenburg, noch im Palmenhaus. Und selbst den Park kann man bei einem Ausflug nur teilweise durchwandern. Ich bin beim Meidlinger Tor hineingegangen und wollte eigentlich nur durch die langen Allen bis zum Schönbrunner Tor gehen. Ursprünglich hatte ich geplant, dies an einem nebeligen Tag machen, wenn die geraden Alleen im Nichts zu verschwimmen scheinen. Aber es war schön, sonnig, warm und der Sturm war schon etwas abgeebbt. Als ich an der Orangerie vorbei ging, überlegte ich mir, dass früher alle Herrenhäuser am Land über Orangerien verfügten in denen seltene Pflanzen gesammelt wurden. Naja, durch den Klimawandel werden viele dieser damals exotischen Pflanzen bei uns jetzt langsam heimisch. Aber Orangerien haben für mich doch etwas ungeheuer Luxuriöses an sich!
Ich stellte fest, dass Schönbrunn schon im „Wintermodus“ war. Die (Spring-)Brunnen waren abgestellt, die Blumen aus den Rabatten entfernt. Aber dem Reiz des Parks tut das keinen Abbruch. Zugegeben: der Obeliskenbrunnen schaut ohne sprudelndes Wasser schon ein bisserl seltsam aus. Die römische Ruine passt – im Hinblick auf die Vergänglichkeit – recht gut zur Jahreszeit. Die meisten Alleebäume tragen noch ihr Laub (mit Ausnahme der Kastanienbäume) und das leuchtet im Sonnenschein golden. Nur langsam rieseln diese Blätter ab.
Eigentlich wollte ich nur um das Parterre vor dem Schloss einerseits und dem Neptunbrunnen andererseits herumgehen und mir die verschiedenen Figuren anschauen, aber dann habe ich daran gedacht, wie lange ich schon nicht bei der Gloriette oben gewesen bin. Ich glaube, das letzte Mal war in meiner Studentenzeit, als ich noch Ausländer führte. Es war eine Gruppe von Australiern, die aus Tasmanien kamen (ich musste nachschauen, wo Tasmanien liegt) die ich dorthin führte.
Unter zu gehen, wäre bequemer gewesen, aber mit einer Menge Touristen bin ich dann doch den Zickzack Weg hinaufgegangen. Ein wunderbarer Blick auf das teilweise noch durch die Sonne beschienene Schloss im dem wunderbaren Schönbrunnergelb hat mich dann belohnt. Oben angekommen ist der Rundblick über Wien schon spektakulär. Selbstverständlich sieht man auch eine ganze Reihe von hässlichen Blöcken, aber dann blitzt die goldene Kuppel der Kirche von Steinhof auf, in der Ferne sieht man den Kahlen- und den Leopoldsberg. Die Touristen photopraphieren eifrig, primär allerdings sich selber.
Es steht da eine „Bahn“ bei ihrer Haltestelle, die eine Rundfahrt durch Schönbrunn anbietet. Aber ich finde, ich gehe doch lieber zu Fuß zum Schönbrunner Tor. Ich bin ja auch unten nicht in das Pferdefuhrwerk, das ebensolche Rundfahrten anbietet, eingestiegen. Und in einer Kutsche herumzufahren, bedürfte eines Partners, dann wär’s vielleicht romantisch.
Also mach ich mich auf den Weg hinunter. Noch einmal den Zickzackweg zu gehen, erscheint mir etwas fad, also begebe ich mich auf den Waldweg, er führt nur sanft bergab. Ich komm zum Tiroler Hof – hier war ich überhaupt noch nie, der eher sehr urig ausschaut. Die Straße, die weiter hinunterführt, ist abgesperrt. Aber ein Waldweg führt daneben – in die richtige Richtung. Jetzt wird’s langsam steiler, aber es gibt auch ein Bankerl unterwegs. Der Weg schlängelt sich ein wenig, hier gehen und laufen nur noch wenige. Ringsherum ist Mischwald, man wähnt sich im Wiener Wald. Plötzlich, vorbei an einer Mauer, kommt man dann wieder in einer Parklandschaft. Man befindet sich an der Außenseite des Tiergartens. Hier sind Pflanzen teilweise beschriftet, es scheint sich um den Botanischen Garten zu handeln. Bald kommt man zum Tor des Zoos, hier strömen schon die Leute heraus. Viele Kinder – inländische und ausländische – haben ihn besucht.
Jetzt kommen wir vorbei am Palmenhaus. Als ich noch ein Kind war, sind meine Eltern im Winter mit mir hierhergegangen, um einen Husten oder einen Schnupfen zu heilen. Ob das immer geglückt ist, daran kann ich mich nicht erinnern, aber mir gefielen die riesigen Pflanzen besonders gut.
Langsam komme ich zum Ausgang, aber hier steht ein Maronibrater. Eigentlich ist es noch nicht kalt genug, aber ich kann nicht widerstehen, es ist ja auch schon dunkel geworden. In der U-Bahn hab‘ ich mich dann ein bisserl geschämt, dass ich gegessen habe, die Maroni natürlich. Aber Essen in der U-Bahn ist ja jetzt ein Tabu. Geschmeckt haben sie mir sehr, die Maroni, es waren die ersten, und genauso wie das erste Schleckeis im Frühling sind die ersten Maroni im Herbst die Besten.