Wieder eine Ausstellungsempfehlung

Eine dringende Empfehlung: Gehen Sie in das Hofmobiliendepot und schauen Sie sich dort die Sonderausstellung „Bruch und Kontinuität 1918, das Schicksal des habsburgischen Erbes nach 1918 an. Dort wird in sehr anschaulicher Form „Geschichte“ vorgeführt. Auch diese Ausstellung könnte Teil eines großen (!) Hauses der Geschichte/der Republik sein, genauso wie die Ausstellung 1848/49 im Palais Niederösterreich oder die Ausstellung 1818/1919 im Wien Museum.

Ich interessiere mich für Geschichte, in dieser Ausstellung habe ich wieder viel dazugelernt, und ich habe über vieles nachgedacht, das uns heute selbstverständlich erscheint, aber damals rasch unter Druck geregelt werden musste. Man muss sich vor Augen halten: der Krieg war verloren, der Kaiser hat mit seiner Familie das Land verlassen. Die Kronländer waren weggebrochen und die Lieferung lebensnotwendiger Güter von dort fiel weg.  Die Versorgung war zusammengebrochen. Es herrschten Hunger, Krankheit (die spanische Grippe), und Mangel an fast allem (auch Heizmaterial). Die Soldaten kehrten aus dem Krieg zurück, viele davon verwundet, die Spitäler überfüllt, sie fanden keine Anstellungen. An die kleine Republik Deutsch-Österreich wurden von allen Seiten Forderungen gestellt, sie hatte die „Schuld am Krieg“ zu tragen.

Schwierig war es, dieses habsburgische Erbe zu klassifizieren und dann aufzuteilen. Was durfte sich die junge Republik durch Enteignung überantworten, was war kaiserlicher Privatbesitz? Worauf erhob die ehemalige Herrscherdynastie also zu Recht Ansprüche? Was gehörte den Nachfolgestaaten der Monarchie? Rechtlich geregelt wurde das Problem in zwei Schritten: Im Friedensvertrag von Saint-Germain (September 1919) setzte sich das Territorialprinzip durch. Die Vermögenswerte fielen demjenigen Staat zu, in dessen Staatsgebiet sie sich befanden. Die klugen Beamten in Österreich hatten das vorhergesehen und die Verhandlungen mit den Nachbarstaaten durch bürokratische Ausreden verzögert. Damit waren „Raubzüge“, wie jener Italiens nicht mehr möglich, die Schlösser hingegen etwa in Böhmen gingen an die Nachfolgestaaten.

Die Dynastie verlor alles, was im sogenannten habsburgischen Familienfonds war, ausgenommen war nur das, was eindeutig Privateigentum der habsburgischen Familie war. Das war im Fall Kaiser Karls nicht viel, die Villa Wartholz in Reichenau gehörte dazu und Schloss Eckartsau, sein letzter Aufenthaltsort in Österreich. Für die Erben des Kaisers Franz Joseph I. hatte dieser wesentlich besser vorgesorgt. Seine Enkelin, die so genannte „Roten Erzherzogin“, die Tochter Kronprinz Rudolfs, vermachte später, als bekennende Sozialdemokratin, ihr Erbe, Kunstwerke aus dem Privatbesitz Kaiserin Elisabeths und ihres Vaters, der Republik.

Die Nachfolgestaaten und die Siegermächte forderten ihren Anteil an der Erbmasse der Monarchie ein – der „Raub“ von 66 kostbaren Gemälden der italienischen Militärkommission aus dem Kunsthistorischen Museum ist hier nur der spektakulärste Fall. Das geschah, bevor internationale Regelungen getroffen worden waren, was diesen Besitz angeht. Ein Photo zeigt die leeren Bilderrahmen im Kunsthistorischen Museum und den Abtransport der Gemälde. Aber es waren nicht die einzigen Kunstgegenstände, die die Italiener „genommen“ hatten. Leider war ich nicht in der Lage festzustellen, ob diese Kunstwerke je zurückgegeben (restituiert) worden waren. Ich hoffe, im Katalog, der erst im Februar erscheinen wird, diese Informationen zu finden.

Auch andere Nachfolgestaaten versuchten, noch an das Erbgut der Habsburger zu kommen. Da man die bittere Not der Menschen in klein gewordenen Österreich kannte, bot man Lebensmittel für Kunstgegenstände, Möbel und Teppiche an. Aber Österreich ließ sich nicht erpressen.

Regelungen mussten getroffen werden: das sogenannte Habsburgergesetzwurde am 3. April 1919 in Kraft gesetzt. Im Paragraph 5 steht dort zu lesen: „Die Republik Deutschösterreich ist Eigentümerin des gesamten in ihrem Staatsgebiete befindlichen beweglichen und unbeweglichen hofärarischen sowie des für das früher regierende Haus oder für eine Zweiglinie desselben gebundenen Vermögens.“ Die tatsächliche Inbesitznahme der ehemals kaiserlichen Hofämter, Kunstsammlungen, Schlösser und Liegenschaften war jedoch deutlich wesentlich komplizierter. Aber dieses Österreich verfügte über eine äußerst kompetente, weise agierende Bürokratie, die auch nichts überhastete – und damit vieles vor Verkauf retten zu können. Die Abwicklung nahm drei Jahre in Anspruch. Bis November 1921 existierte der „Hof ohne Kaiser“ unter republikanischen Vorzeichen weiter. Eine gewachsene Organisation wie den Hofstaat eliminiert man nicht in wenigen Wochen oder Monaten, das dauert Jahre. Bis zum November 1921 existierte ein „Hof ohne Kaiser“. Diese Personen, mit sehr eindrucksvollen Titeln und in strenger Hierarchie waren im Kaiserhaus nicht hoch bezahlt gewesen, aber sie genossen hohes Ansehen und empfingen viele Sozialleistungen. Und dann?  Auch sie reihten sich in Schlangen der Arbeitslosen ein – nur wenige konnten von der Republik übernommen werden.

Den Schmuck der Angehörigen des Herrscherhauses kann man auf deren Gemälden bewundern, besonders „Sisi“ ist oft mit äußerst prächtigem Schmuck zu sehen, ausgestellt ist die Vitrine, in dem dieser Schmuck „aufbewahrt“ worden war (Schatzkammer) und die leeren Etuis. Diese Stücke waren heiß umstritten, aber das Herrscherhaus hatte sie vor der Abreise an sich gebracht. Vieles musste von den Mitgliedern unter seinem Wert verkauft werden um den Lebensunterhalt im Exil zu decken. Damals verkauften viele Adelige ihre Schmuckstücke, daher war der Gegenwert, den man erzielen konnte eher, sehr gering.

Etwas enttäuscht hat mich der Thronsessel, er hat – für mich – so gar nichts mit einem Thron zu tun. Er scheint wie ein etwas aufwändiger gestalteter Sessel auf einem Podest. Er wurde auch sehr selten benutzt.

Interessant war auch die „Nachnutzung“ verschiedener Liegenschaften. Schönbrunn z.B. Ich wusste zwar, dass dort nach dem Ersten Weltkrieg hungernde Waisenkinder untergebracht waren, nicht aber wusste ich das Kriegsinvaliden aus überfüllten Spitälern flohen und sich in lichten, luftigen Räumen in Schönbrunn niederließen. Und nicht nur dorthin gingen sie. Gerührt hat mich ein Gedicht, vorgetragen von einem kleinen Mädchen, das Dankbarkeit für amerikanische Lebensmittel ausdrückte.

Und Vieles mehr –

Lassen Sie sich informieren, belehren, überraschen, verärgern, rühren …. Das alles bietet diese Ausstellung. Sic transit gloria mundi.

Wieder eine Ausstellungsempfehlung

Die Großmutter besorgt einen Helm und sinniert über ihre Schikarriere

Die Großmutter kauft den kleinen Enkeln ihre Weihnachtsgeschenke nach Weihnachten, da haben sie einen Überblick, welche ihrer Wünsche von erfüllt sind und was noch offen ist.  Das dürfen sie dann selbst aussuchen.

Also diesmal war es ein Helm zum Schifahren mit eingebauter Brille für den 7-Jährigen. Wo wird so etwas feilgeboten? Die Mutter des Knaben befragte das Internet und empfahl in Geschäft in Wien Mitte – The Mall. Ich holte den Buben von zu Hause ab und wir fuhren in diese Mall. Ausgestiegen aus der U-Bahn, suchte ich eine Anzeigentafel mit Angaben wo sich dieses Sportgeschäft denn befände. Sofort nahm sich eine ältere Dame (wahrscheinlich war sie jünger als ich) unser an. Nach dem Geschäft befragt, meinte sie, dass es dieses hier nicht gäbe, sondern wir in eine andere Shopping City fahren müssten, draußen führe ein Bus (4. Haltestellen) dorthin. Ich traute eher dem Internet als der freundlichen Dame, suchte und fand die Anzeigentafel und wir begaben uns in das ziemlich große Sportgeschäft.

Wir gingen schnurstracks  zu den „Schihelmen“, wurden aber sofort umdirigiert zu den Kinderhelmen. Schon von der Ferne sah ich ein Exemplar dieser Spezies leuchten – in rosa. Ich dachte umgehend an die kleine Schwester des Buben, deren Lieblingsfarbe – für alles – rosa ist. Zum Glück gab es auch einen in schwarzer Farbe.  Nun gings ans Probieren. Man benötigt dazu eine eigene Mütze – eine Helmmütze. Sie bedeckt nicht nur den Kopf und den Hals, sondern auch die Stirn und den Mund. Da wir ein derartiges Exemplar nicht mitgenommen haten, wurde umgehend eine neues herbeigeschafft. Der Helm wurde nun aufgesetzt und darüber geklagt, dass die Fütterung unter der Brille die Sicht behinderte. Ein größeres Exemplar wurde „angekarrt“ (aus dem Lager). Das Problem war auch damit nicht behoben. Der nächstgrößere Helm war aber dann doch zu groß für den Kopf … Was tun? Ich schlug vor, die Fütterung zu verkürzen. Die Verkäuferin empfahl, sie nach außen zu schlagen – eine „Kletzelarbeit“, aber das Resultat war dann zufriedenstellend. Der mattschwarze Helm mit eingebauter Brille war jetzt doch der Richtige.

Am Weg erzählte mir mein Enkel, dass er sehr gerne schwarze Pisten fahren würde, wenn ihm die roten auch am liebsten wären. Ich musste zugeben, nie schwarze Pisten gefahren zu sein. Ich sank wieder einmal in der Achtung und begann über meine relativ kurze, wenig erfolgreiche Schikarriere nachzudenken. Meine erste Ausrüstung war „zusammengestoppelt“ aus Teilen, die diversen Verwandten gehört hatten. Eine Windjacke, ein paar Schi mit Stöcken sowie mit Lederriemenbindung und einfache hohe Schuhe. Später wurde es dann etwas besser, ich bekam meine ersten eigenen Schi – Eschenholz mit Stahlkanten, einer damals modernen Bindung mit Stahlfeder, vorne herunterzuklappen und einen echten Anorak aus US-Army-Überschussgütern. Auf letzteren war ich sehr stolz, ersten war er zweiseitig zu tragen (beige und weiß), zweitens war er lang (bis zum Oberschenkel )und drittens hatte er eine Kapuze mit Pelzumrandung. Meine Mutter hatte mir einen knallroten Pullover gestrickt. Kopfbedeckung trug ich – wohl eher keine, ich hatte ja die Kapuze.

Und Schifahren bedeutete anfangs hauptsächlich lange – entweder im Scherenschritt oder mit Seehundfellen an den Schiern hinaufzugehen und dann meist durch Tiefschnee oder durch Hohlwege herunterzufahren.  Aufstiegshilfen gab es anfänglich nur spärlich. Meine Ausbildung erhielt ich – im Rahmen der Schulschikurse (jährlich ab der dritten Klasse) meist von Turnlehrerinnen bzw. älteren „Kollegen“ in der Jugendgruppe des Alpenvereins. Mein Fahrstil – Stemmbogen fahren – war zweifelsohne verbesserungsfähig.

Während meines Studienaufenthaltes in Kalifornien erwartete man von mir als Österreicherin hervorragendes Schifahren.  Das war zu jener Zeit, als Toni Sailer seine großen Siege einfuhr.  Wieder mit ausgeborgtem Schuhen und Schiern blieb mir nichts übrig als (im Yosemite Park) mich einfach so schnell als möglich den Hang hinunterzustürzen. Das Ergebnis war ein gebrochener Knöchel aber mein Ruf als österreichische Schifahrerin blieb unbeschädigt.

Während des Studiums arbeitete ich meist in den Ferien und es blieb zum Schifahren wenig Zeit. Der Fahrstil entwickelte sich weiter (ich aber nicht), alle wedelten. Später, als es dann schon meine Kinder gab, fuhr ich mit Ihnen zusammen – sie zwischen meinen gespreizten Beinen – am Schlepplift hinauf und dann genauso hinunter. Na, da verbessert sich der Stil nicht wesentlich – ich blieb endgültig beim Stemmbogenstil hängen. Bald schon fuhren mir die Kinder davon. Ihnen und mir war es peinlich, wie miserabel ich fuhr. Das war meine unspektakuläre Schikarriere.

Daher überredete ich meinen Mann all dies doch an den Nagel zu hängen und statt einer neuen Ausrüstung und einem Schilehrer einfach eine interessante Urlaubsreise zu machen – wir fuhren nach Israel.

Mein Enkel hinwieder hat seinen Schihelm bereits ausprobiert – sein Berufsziel steht  damit derzeit fest: Schirennfahrer. Man wird sehen (von mir hat er’s nicht!).

 

 

 

 

 

 

Die Großmutter besorgt einen Helm und sinniert über ihre Schikarriere

Eine besondere Zeit

Irgendwie hat diese Zeit jetzt – Weinachten – Neujahr – Heilige Drei Könige – irgendetwas Besonderes. Zuallererst: ich meine schon das Längerwerden der Tage zu spüren! Mir scheint, dass sich in dieser Periode „die Zeit verlangsamt!“ Menschen erscheinen mir weniger hektisch und – für Wien eher seltener – weniger grantig.

Jedenfalls: die Kinder haben Ferien. Nicht alle sind auf die Landsitze ihrer Eltern verfrachtet worden, nicht alle machen große Reisen in dieser Zeit. Die meisten sind da, genießen ihre Ferien. Sie haben die gewünschten Geschenke bekommen – egal, ob sie das Christkind unter den Baum gelegt hat oder doch schon die Eltern dafür verantwortlich sind. Zuallererst wollen diese Geschenke ausprobiert und eingesetzt werde. Manche haben halt (meist wunschgemäß) Geld bekommen und kaufen sich jetzt selbst jene Dinge, die sie sich wirklich wünschen (oder sparen auf „Größeres“). Jetzt gibt’s Zeit zum Lesen, Schnee ist in der fast näheren Umgebung von Wien auch vorhanden, somit kann das neu erhaltene Equipment gleich ausprobiert werden. Oder die großen Wiesen am Rande vom Wiener Wald eigenen sich doch prächtig, die heiß ersehnte Drohne endlich einsetzten zu können. (Bis Schwechat, bis zum Flugplatz, wird sie schon nicht fliegen). Früher musste eventuell die Eisenbahn „aufgestellt“ werden, aber ich glaube, die rangiert nicht mehr sehr hoch bei den Wünschen der heutigen Generation.

Aber auch Eltern haben sich oft in dieser Zeit Urlaub genommen, man kann eine relativ lange Periode auf Grund der vielen Feiertage herausschinden. Manche Firmen sperren sogar von Weihnachten bis zu den Heiligen Drei Königen zu. In meiner Umgebung merkt man das schon, es gibt auch z. B. untertags freie Parkplätze. Und wenn man nicht Hals-über-Kopf gleich eine Urlaubsdestination aufgesucht hat, dann hat man Muße! Ein seltenes Geschenk! Sind Kinder vorhanden, wird mit ihnen gespielt, die neuen Spiele ausprobiert.

Manche müssen in dieser Zeit allerdings hart arbeiten.  Und das gilt in unserer Gesellschaft noch für viele, die z.B.  die Infrastruktur aufrechterhalten. Ihnen können wir anderen nur DANKE sagen, das sind unter vielen z.B. die Straßenbahnfahrer, die Zugsführer und Schaffner, die Ärzte und Schwestern in den Spitälern und Ambulanzen, die Leute in den Versorgungsbetrieben unserer Energie, aber auch jener die die Computer warten, damit wir z.B. jederzeit und überall Geld abheben können. Dabei denke ich auch an das Personal, das unser Fliegen möglich macht, jene in den Lüften aber auch die anderen, wie z.B. die Fluglotsen. Ich bin auch dankbar, in einer Stadt zu leben, an dem die Mistwagen ab dem 27. Dezember verstärkt fahren, um all das Verpackungsmaterial und die Küchenreste etc. abzuholen, die bei unseren Festen anfallen. Ich denke auch an Leute wie die Feuerwehr, die ausrücken müssen, wenn wieder irgendwo nicht nur die Kerzen, sondern der ganze Christbaum samt Wohnzimmer brennen.

Aber in vielen Arbeitsstätten gibt es nur den so genannten „Journaldienst“. Ich selbst hatte vor meiner Pensionierung nicht ungern an solchen Tagen gearbeitet, weil es dabei meist eher ruhig zuging, man mit den anwesenden Kollegen plaudern konnte – über die Weihnachtsgeschenke, die mühsamen Verwandten, die zu Besuch gekommen waren. Man tauschte Kekse aus, die ja im eigenen Haushalt nach Weihnachten einfach nicht mehr so gut schmecken wie vorher.

Diese Zeit hat natürlich auch ihre Höhepunkte, an denen es nicht ganz so gelassen zugeht. Da kommt nun Silvester. In meiner Umgebung gibt es seit 1990/91 den Silvesterpfad. Die Standln werden jetzt schon aufgestellt, man kann Schweinderln, Rauchfangkehrer, Vierblattklee, Schwammerln und andere Glücksbringer in jeglicher Form, Größe und Preiskategorie jetzt schon kaufen.  Auch entsprechende Mützen werden gerne angeboten. Es werden 700 000 bis 800 000 Besucher erwartet. Der Silvesterpfad ist ca. 2 km lang, an sieben Plätzen werden unterschiedliche Unterhaltungen für groß und klein geboten. Das Unterhaltungsprogramm auf dem Wiener Silvesterpfad beginnt um 14 Uhr und endet um 2 Uhr früh. Am Nachmittag bietet eine Bühne ein Kinderprogramm, eine andere erst einen Schnellsiedekurs im Walzertanzen und später Walzer- und Operettenmusik. Auf einer Glücksmeile können sich die Gäste über ihr persönliches Schicksal in Beruf, Gesundheit und Liebe im neuen Jahr informieren. Geboten wird Musik fast aller Stilrichtungen auf den einzelnen Plätzen. Und natürlich gibt es etwas zu Essen und zu trinken: Zum Punsch werden den entsprechenden Häferln verkauft, die man dann mehrmals nachfüllen lassen kann. Bei mindestens 70 Ständen werden kalte und warme österreichische und internationale Spezialitäten zum Essen ebenso anbieten wie Getränke angeboten (Sekt, Glühwein, Punsch, aber auch alkoholfrei).

Ich selbst mag diesen Silvesterwirbel gar nicht so gerne. In früheren Tagen habe ich noch am 31. am Abend „den Kalender umgetragen“, d.h. die Adressen und Telephonnummern in den neuen Kalender geschrieben, bevor man den alten entsorgte. Aber das ist schon lange her. Schön war einmal ein Konzert im Konzerthaus, Beethovens Neunte wurde geboten. Eine schöne Form, das alte Jahr ausklingen zu lassen. Mein Mann ist – so lange das noch möglich war – in die Augustiner Kirche zum „Alt-Jahres-Segen“ gegangen, dort wurde seine geliebte Krönungsmesse gespielt. Eine Zeitlang haben mein Mann und ich gerne die Fledermaus im Fernsehen am 31. abends angesehen. Jetzt reizt mich eigentlich meist nur das „Dinner for one“. Ja, auch bei uns muss das Fenster aufgemacht werden, um das Neue Jahr hereinzulassen, es müssen Biskuitfischerln gegessen werden (entweder von hinten nach vorne, damit in Neuen Jahr etwas weiter geht – oder von vorne nach hinten). Wir haben immer versucht, die Pummerin „live“ zu hören, aber bei dem Krach ist das fast unmöglich – daher lieber doch „nur“ im Fernsehen. Und das Schaumweingetränk darf natürlich nicht fehlen.

Am Ersten musste ich für meinen Mann immer einen Saurüssel zubereiten (den werde ich mir heuer sparen), den Linsensalat werd‘ ich schon essen, (damit im kommenden Jahr das Geld nicht ausgeht). Und gemeinsam haben wir uns das Neujahrskonzert im Fernsehen angeschaut. Vor langer, langer Zeit waren wir einmal im Musikverein es live zu hören.

Die restlichen freien Tage bis zum 6.1. (an dem mein Vater Geburtstag hatte) leiteten langsam wieder zum Alltag zurück. In meiner Kindheit war ich meist um diese Zeit Schifahren, aber das haben wir schon lange aufgegeben gehabt.

Heuer wird‘ ein bisserl anders für mich!

 

Eine besondere Zeit

Wer ist jetzt frömmer, Muslime oder Christen

Sind Muslime wirklich frömmer als Christen in unseren Landen? Fast könnte man meinen ja. Zumindest scheinen sich viele an die fünf Säulen des Islam zu halten.

  1. Schahāda (islamisches Glaubensbekenntnis)
  2. Salāt (Pflichtgebet)
  3. Zakāt (Almosengabe)
  4. Saum (Fasten im Ramadan)
  5. Haddsch (Pilgerfahrt nach Mekka)

Wenn wir versuchen einen Vergleich anzustellen: Pflichtgebete kenne ich nur bei Priestern und Mönchen bzw. Nonnen, eine Kirchensteuer sind wir seit der Nazizeit staatlich verpflichtet, zu entrichten. Gefastet wird zwar schon, aber weniger aus religiösen Gründen als aus gesundheitlichen bzw. zum Zwecke des guten Aussehens. Gepilgert wird schon, aber das wird nicht von allen Christen durchgeführt und wenn, dann findet es nur bei wenigen aus spirituellen Gründen statt. Die eigentlich verpflichtende Teilnahme an den Sonntagsmessen findet auch nicht bei allen Christen Beachtung. Die wenigsten von uns kennen den genauen Inhalt des Katechismus, und sehen auch keine Verpflichtung darin, sich danach zu richten. Daran gemessen -so scheint es – dass wir Christen allesamt weniger fromm sind.

Ich bin nicht einmal sicher, ob alle Christen die zehn Gebote aufzählen können,

  1. Du sollst den Herrn, deinen Gott anbeten und ihm dienen
  2. Du sollst den Namen Gottes nicht verunehren
  3. Du sollst den Tag des Herrn heiligen
  4. Du sollst Vater und Mutter ehren
  5. Du sollst nicht töten
  6. Du sollst nicht die Ehe brechen
  7. Du sollst nicht stehlen
  8. Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen
  9. Und 10. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Gut. Du wirst nicht das Haus deines Nächsten begehren. Du wirst nicht die Frau deines Nächsten, seinen Sklaven und seine Sklavin, sein Rind und seinen Esel und alles, was deinem Nächsten gehört, begehren.

geschweige denn die sieben Sakramente (Taufe; Firmung; Eucharistie; Bußsakrament; Krankensalbung; Weihesakrament in den drei Stufen der Diakon-, Priester- und Bischofsweihe; Ehe), die von Christus eingesetzt wurden, oder gar die sieben Todsünden (außer sie hätten den hervorragenden Film zu diesem Thema gesehen). Früher waren dies:  Stolz, Habsucht, Neid, Zorn, Unkeuschheit, Unmäßigkeit, Trägheit oder Überdruss. Heute nennt man sie eher: Hochmut oder Hybris; Neid oder Eifersucht; Zorn, Groll und Bitterkeit; Geiz und Enge; Unkeuschheit, Nebenabsichten in der Liebe; Unmäßigkeit und Gier; Trägheit oder Akedia (Sorglosigkeit, Nachlässigkeit, Nichtsmachenwollen).

Dann gibt es noch die so genannten Kardinaltugenden: drei göttlichen Tugenden Glaube, Liebe und Hoffnung, sie werden ergänzt durch Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Mäßigung.

Es gibt im Koran keine eigentliche Entsprechung der 10 Gebote, sehr wohl aber inhaltliche Übereinstimmungen, besonders in der Sure 17: 22-39. Dort wird zunächst bekräftigt, dass Gott Moses die Schrift zur Führung für das ersterwählte Bundesvolk gab.

  1. Setze Allah keinen anderen Gott zur Seite…
  2. Und dein Herr hat bestimmt, … dass man die Eltern gut behandeln soll.
  3. Lass deinem Verwandten sein Recht zukommen, ebenso dem Bedürftigen und dem Reisenden; aber handle nicht verschwenderisch.
  4. Tötet nicht eure Kinder aus Furcht vor Verarmung…
  5. Nähert euch nicht der Unzucht. (oder dem Ehebruch)
  6. Tötet nicht den Menschen, den Gott für unantastbar erklärt hat, es sei denn bei vorliegender Berechtigung.
  7. Nähert euch nicht dem Besitz des Waisenkindes, es sei denn zu seinem Besten, bis es seine Vollkraft erreicht hat.
  8. Erfüllt eingegangene Verträge…und gebt volles Maß, wenn ihr messt.
  9. Verfolge nicht das, wovon du kein Wissen hast….
  10. Wandle nicht hochmütig (oder unbekümmert) auf Erden umher.

Theologen werden sicher erhebliche Unterschiede finden, aber mir scheinen diese 10 Gebote so verschieden nicht zu sein.

Um jetzt noch einmal auf die Frömmigkeit der Angehörigen beider Religionsgemeinschaften zu kommen: viele Angehörige der christlichen Religionen sind dies nur dem Standesregister nach. Eigentlich sind sie oftmals Atheisten (bezeichnet die Abwesenheit oder Ablehnung des Glaubens an Gott bzw. Götter) oder Agnostiker (für sie ist die Existenz oder Nichtexistenz einer höheren Instanz, beispielsweise eines Gottes, ungeklärt oder nicht klärbar).

Weiters ist dazu zu bemerken, dass z.B. Prof. Zulehner meint, dass eine moderne Kultur die innere Struktur der islamischen Religiosität verändert. Muslime der zweiten (und weiteren) Generation verabschieden immer mehr von einem autoritär geprägten Islam. Die Abnahme der Autoritätsgläubigkeit geht aber nicht mit einer Abnahme der Religiosität an sich einher.

Aber auch bei den Christen, besonders bei den – in Österreich mehrheitlich vertretenen Katholiken gibt es nun mehr kritische Stimmen, die besonders Fragen wie die Diskriminierung von Frauen die Verfolgung von Häretikern, die Haltung zu religiöse bedingten bzw. durch Religion gerechtfertigte Kriege thematisieren.

Vor allem ist jetzt bei Christen viel höher als früher die so genannte strukturelle Sünde bewertet. Darunter versteht man – grob gesagt – MITSCHULD an „inhumanen gesellschaftlichen Verhältnissen“, davon zu profitieren, anstatt sie zu beheben

Vielleicht sollten man nicht zu sehr auf Ge- und Verbote in den Religionen beschränken. Ich persönlich glaube noch immer, dass sich alle an die so genannte goldene Regel halten sollte:  Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu!

Wer ist jetzt frömmer, Muslime oder Christen

Zu einigen Krippenbesuchen und Gedanken zu Jesu Geburt im Islam

Gestern, so habe ich mir gedacht, ist doch der ideale Tag zum Kripperlschauen. Also habe ich ein paar Kirchen in meiner Umgebung aufgesucht. Ich werde dies aber noch fortsetzen.

Jedenfalls war ich in der Annakirche, in der Malteserkirche, in der Michaeler Kirche und in der Augustiner Kirche. Vorher, nach der Messe hab‘ ich mir auch noch die Krippe in der Franziskaner Kirche angeschaut. Hinterher wurde ich gefragte, welche mir davon am besten gefallen hat. Schwer zu sagen! Jedenfalls hab‘ ich der Familie meines Sohnes geraten in die Minoriten Kirche zu gehen, dort, so sagt an mir -wäre die schönste Krippe. Er hat sie mit seiner Familie angeschaut – und auch Bilder davon gepostet. Dorthin wird‘ ich dann demnächst gehen.

Die Krippe in der Franziskaner Kirche – also eigentlich die Kirche zum Heiligen Hieronymus – steht in einem Seitenaltar. Die Figuren sind zahlreich, fast lebensgroß, wunderschön bekleidet, teilweise sogar vergoldet. Auch der Stall ist sehr lebendig dargestellt, die Hirten kommen mit Schafen und ganz in der Ecke sind schon die Drei Weisen aus dem Morgenlande im Anmarsch.  Meist verweilen Besucher andächtig vor dieser Krippe – auch außerhalb der Messzeiten. Besonders Eltern mit Kindern kommen gerne hierher, hier ist das Weihnachtsgeschehen sehr anschaulich dargestellt.

Die Krippe in der Annakirche ist dagegen puristisch. Es ist „nur“ ein relativ kleiner Flügelaltar in einer Seitenkapelle, die ansonsten zur Anbetung Marias dient, es befinden sich nur die eher primitiv gehaltenen Hauptfiguren der Krippenszene als Halbplastiken drauf. Nix mit Ochs und Esel, oder gar Schafen. Eine Krippe eher für Asketen. Von den dort Betenden weiß ich nicht, ob sie nicht doch eher Maria anbeten als die Krippe.

In der Malteser Kirche habe ich die Krippe eher lang gesucht. Dabei ist diese Kirche nicht groß oder verwinkelt.  Es waren gerade zwei Personen am Altar beschäftigt, die Kerzen ausgetauscht und Blumen gegossen haben. Dann habe ich endlich das Jesuskind in der Krippe entdeckt – ein armes kleines Kind sogar ohne Eltern, ohne irgendeinen Engel, gar nicht zu reden vom Ochs und Esel, oder von den Hirten auch keine Schafe weit und breit. Nur ein kleines eher verlassen wirkendes Kind. Vielleicht ein Symbol für die Situation mancher junger Flüchtlinge?

In der Michaeler Kirche war ich anfänglich leicht verstört. Die Krippe dort mag ich wirklich gerne – aber heuer war sie nicht an ihrem Platz. Das Seitenschiff ist abgesperrt, es müssen dort Restaurierungsarbeiten vorgenommen werde. Also ging ich auf die Suche. In einem Seitenaltar fand ich dann die sehr lebensnahe Krippe, aber „abgespeckt“ gegenüber den früheren Jahren (glaube ich). Na jedenfalls, die „wesentlichen“ Akteure waren alle vorhanden: ein Engel weist dem Besucher den Weg, das Jesuskind liegt in der Krippe, in  reinlichen Windeln, wie es in einem Weihnachtslied heißt, hier umsorgt von seinen Eltern, Ochs und Esel schauen – zugegeben etwas teilnahmslos – zu, Heu und Stroh bedeckt den Boden, Hirten (redlich, werden sie in diesem Lied genannt) kommen zuhauf und bringen auch Geschenke, gefolgt von ihren Schafen.  Ich war zufrieden.

Am gestrigen Tag hatte ich nur mehr Zeit für eine Kirche: das war dann die Augustiner Kirche. Auch hier kenne ich die Krippe, sie ist etwas klein, für diesen großen repräsentativen Raum. Aber in der Loretokapelle, die um diese Zeit zugesperrt war, gibt es noch eine sehr hübsche Krippe. Die Augustiner Kirche ist unsere Pfarrkirche, ich mag dieses Grabdenkmal für Erzherzogin Marie Christine, Gattin Albrechts von Sachsen-Teschen, einer Tochter Maria Theresias besonders gerne, es ist von Alberto Canova und die Aufschrift „Uxori Optimae“ rührt mich immer wieder.

Beim Verlassen er Augustiner Kirche kommen grad ein paar Muslime herein, die Damen erkennbar am Kopftuch. Ich denke mir, was wollen die denn da in „meiner“ Kirche. Dann reiße ich mich am Riemen und sage mir: wir gehen ja auch in die Moscheen in islamischen Ländern, warum sollen Muslime nicht unsere Kirchen anschauen.

Und außerdem: Der Koran stellt die Geburt Jesu sehr bewegend dar und bewertet dies als eine der herausragenden Zeichen und Wunder Gottes. Und da Jesus im Islam den Status eines großen Propheten (nicht Gottes Sohn) einnimmt, könnten auch Muslime an den Weihnachtstagen seiner gedenken. Aber Weihnachten findet in der Kategorie der islamischen Festlichkeiten keinen Platz. Jesus (für Muslime) ist das Ergebnis eines schöpferischen Aktes Gottes, entstanden durch das Wort „sei!“ (Sure 3,47). Darin „ist er vor Gott gleich wie Adam“ (Sure 3,59). Die Geburt Jesu ohne einen biologischen Vater, seine jungfräuliche Geburt, ist auch aus islamischer Sicht ein Wunder. Maria wurde durch Gottes Macht schwanger. Der Heilige Geist (der im Koran oft als Erzengel Gabriel erscheint) brachte Maria diese Botschaft: Auch im Koran, in der 19. Sure „Maria“ in den Versen 16-36 ist von einer Begegnung Marias mit dem Erzengel Gabriel die Rede, der ihr einen lauteren Sohn beschert. Auf die Frage Marias, wie sie denn als Jungfrau einen Sohn bekommen solle, erklärt der Engel, dass es für Gott leicht zu bewerkstelligen sei. Ihr Sohn soll zu einem Zeichen für die Menschen gemacht werden. Daraufhin bringt sie ihn an einem entlegenen Ort unter einer Dattelpalme zur Welt. Das Kind ist schon in der Wiege des Redens mächtig und verteidigt die Ehre seiner Mutter vor dem verblüfften Volk, indem er ihnen erklärt, dass er ein Diener und Gesandter Gottes sei. Im Allgemeinen misst der Koran Jesu einen bedeutenden Stellenwert bei. Er wird, über 93 Verse verteilt, in 15 Suren namentlich erwähnt und neben seiner wundersamen Geburt werden unter anderem seine Gaben, wie etwa die Heilung von Kranken und die Erweckung von Toten zum Leben geschildert.

Unser öffentliches Weihnachtsgehabe (der Weihnachtsbaum, die Lichterketten, der Geschenke verteilende Weihnachtsmann und die Jingle Bells- Melodie) sind der islamischen Welt gut bekannt. Doch diese „weihnachtlichen“ Merkmale verbinden Muslime mehr mit den Feierlichkeiten des Jahresabschlusses als mit der Geburt Jesu an den drei Weihnachtstagen. So verteilt der „muslimische“ Coca-Cola Weihnachtsmann seine Geschenke unter den Kindern zu Silvester und nicht zu Weihnachten.

In muslimischen Ländern, in denen auch Christen wohnen, werden am Heiligen Abend zuweilen Gottesdienste aus diversen Kirchen in manchen Fernsehkanälen live ausgestrahlt wird. Besonders beliebt ist hierbei die Nachtmesse in der Geburtskirche in Bethlehem. Manchmal werden verschiedene Beiträge zu Jesu Geburt und Leben ausgestrahlt und den christlichen Mitbürgern zu ihrem Fest gratuliert. Hohe muslimische Würdenträger, wie etwa im Libanon, Ägypten oder auch Palästina besuchten diese Gottesdienste. Vielleicht besuchen auch manche Muslime ihre christlichen Freunde und wünschen ihnen ein frohes Fest, aber Weihnachten ist das Fest der Christen.

Im Sinne von weihnachtlichem Frieden sollten wir alle das Gemeinsame herausstreichen und nicht die Unterschiedlichkeiten suchen. In diesem Sinne: Ihnen allen schöne Festtage, wofür auch immer sie Ihnen dienen.

Zu einigen Krippenbesuchen und Gedanken zu Jesu Geburt im Islam

Christtagserinnerungen

Als ich ein Kind war, brachte mir meine Mutter das Frühstück ans Bett: Kakao und ein rosiniges Weihnachtsgebäck. Und am Christtag musste ich unbedingt ein vom Christkind erhaltenes neues Stück „ausführen“. Daher wünschte ich mir meist (auch) ein neune Kleidungsstück vom Christkind. Das wurde dann gnadenlos wo auch immer hin ausgeführt. Einmal, es war schon im Krieg, war das kein Kleidungsstück, sondern eine schwarze Notenmappe aus Kunstleder.  Unter den Arm geklemmt wurde das neue Stück Spazieren geführt.

Naja, schon in Pregarten, noch immer im Krieg, hatte meine Mutter aus einer alten Knickerbocker meines Vaters für mich einen Wollrock verfertigen lassen. Als wir eine andere Wiener Familie, die einen ziemlichen Fußmarsch entfernt wohnte, besuchten, gab es zum Mittagessen dort einen fetten Schweinebraten und dessen Sauce schwappte auf meinen Rock. Dieser Fettfleck ließ sich nicht mehr beseitigen. Es war auch in Pregarten, als ich eine braune Handtasche, genäht aus einem Stück zufällig verfügbaren Leders, als Weihnachtsgeschenk bekam. Das war das einzige Geschenk, nicht einmal Bücher waren unter dem zugegeben mickrigen Christbaum. Aber wir hatten ja auch keinen Platz in unserer damaligen Einzimmerwohnung. Ich war enttäuscht – und zeigte es auch, das war nicht sehr verständnisvoll meinen Eltern gegenüber.

In der Nachkriegszeit war alles rar, aber irgendwie hatte es meine Mutter geschafft, für Weihnachten einen Nierenbraten aufzutreiben, der dann am Christtag feierlich verspeist worden war. Ich erinnere mich wohl deshalb daran, weil mich das Wort „Nierenbraten“ so faszinierte.

Bei uns war es Tradition, dass am Nachmittag des Heiligen Abend ein Nuss- und ein Mohnstrudel gebacken wurde. Und den gab’s dann am Christtag in der Früh.

Später waren dann doch die Gänse an der Reihe, meine Mutter briet sie auch für uns, als ich schon verheiratet war. Die Gans zu guter Konsistenz zu braten ist gar nicht so einfach. Meine Mutter stand sehr früh auf, damit die Gans auch rechtzeitig weich sein würde. Vorher musste sie ja auch gefüllt werden. Meine Mutter, die gerne am Brunnenmarkt einkaufte, der damals weit davon entfernt war „schick“ zu sein, klagte immer, dass die Leber bei den mitgekauften Innereien der Gans fehlte. Die wäre für die Fülle unerlässlich. Es wurde dann Hühnerleber verwendet. Die Beilagen zur Gans waren Rotkraut und Knödel. Vorher eine Ganslsuppe mit Bröselknödel und hinterher eine Buttercremetorte. Naja, damals war ich jünger!

Einmal ist das Gansl schiefgegangen. Es war hart und fasrig, ich glaube, dass das nicht an der Zubereitung lag, sondern am Gans selbst. Meine Mutter war am Boden zerstört. Naja, dann aßen wir halt nur die Suppe, Beilagen und Torte (war ohnedies mehr als genug) und meine Mutter faschierte das Ganslfleisch. Die Gansllaberln am Stephanitag waren dann wirklich köstlich.

Hunger hatte jedenfalls niemand, denn für „zwischendurch“ standen Teller mit Keksen – und vor allem Vanillekipferln – herum.  Und zum Kaffee gab’s ja ohnedies diesen mit viel Schlagobers.

Am liebsten wäre ich ja die ganze Zeit zu Hause geblieben, um all die neuen Bücher zu lesen, die ich bekommen hatte. Aber das galt natürlich nicht. Die Tradition befahl „Kripperl-Schauen“ zu gehen. Und diese Tradition halte ich auch heute noch aufrecht. Das bedeutet, während der Weihnachtsfeiertage in verschiedene Kirchen zu gehen, um dort die unterschiedlichen Krippen zu bewundern. Als Kind hat mir jene in der Alserkirche immer am besten gefallen. Aber dort war ich schon lange nicht mehr. Jetzt konzentriere ich mich auf die Krippen der Kirchen im Ersten Bezirk und deren gibt’s ja viele, sehr unterschiedliche.

Mein Mann legte großen Wert darauf, immer mittags am Christtag die Übertragung aus dem Vatikan zu sehen. Da wir immer in die Mette gegangen sind, blieben wir am 25. zu Hause. Der Segen urbi et orbi war ihm immer wichtig. Ich gebe zu, mich belustigten die Weihnachtswünsche in den vielen unterschiedlichen Sprachen, die Johannes Paul II. aussprach, schon sehr. Zum Glück wurde dann unter Benedikt XVI. Schluss damit gemacht.

Als ich dann verheiratet war, stand am Christtag immer Verwandtenbesuch am Programm. Zuerst bei den Verwandten, dann später bei uns, anfänglich in Wien und dann später in Pernitz. Als ich dann einmal „revoltierte“, weil es immer nur bei uns stattfand, wurde beschieden, dass es abwechselnd bei uns und bei meinem Schwager stattfinden sollte. Das „Speiseangebot“ war jedes Jahr dasselbe und durfte auch nicht gewechselt werden. Es musste immer ein Schinkenbein geben (denn wenn nicht, würde jemand im folgenden Jahr sterben!) und unabhängig von allen verfügbaren Leckereien musste es hinterher Schokobananen geben. Einmal versuchte ich abzuweichen, ich wollte besonders originell sein und servierte ein Gänseconfit, bei dessen Zubereitung ich mich irgendwie geirrt hatte. Naja, das Ergebnis war jedenfalls nicht so spektakulär, als ich es erhofft hatte, ganz im Gegenteil.  Pech gehabt!

Als dann die Kinder verheiratet waren und es Enkelkinder gab, die anderen Eltern und Großeltern auch Anspruch auf die Familien erhoben, haben wir unsere Familienfeier dann auf den 27. verlegt. Da gab es dann keine Termin- Konflikte.

Und jetzt? Am Christtag bin ich auf den Friedhof gefahren. Anfänglich hat es ziemlich stark geregnet. Aber als ich am Grab stand und versuchte, die mitgebrachte Kerze anzuzünden (was meinen Vorrat an Zündhölzern ziemlich dezimierte) kam plötzlich ein Sonnenstrahl durch. Ich habe‘ ihn für einen Weihnachtsgruß von meinem Mann gehalten.

Christtagserinnerungen

Ein etwas anderer 24. Dezember

Da mein Mann im vergangenen Jahr gestorben ist, wollte ich Weihnachten „anders feiern“.  Denn ich fürchtete, mich in einer festlich gestimmten Gruppe besonders allein zu fühlen. Als ich dann erfuhr, dass einer meiner Enkel eine Möglichkeit suchte, am Heiligen Abend „Obdachlose zu betreuen“, fragte ich ihn, ob er mich mitnehmen wolle. Er sagte zu, und versprach einen „geeignete Gruppe“ zu finden. Auch mein Sohn steuerte ein paar Adressen bei.

Ich gebe zu, dass wir das nicht sehr langfristig geplant hatten. Jedenfalls erfuhren wir vorige Woche, dass wir nicht die einzigen wären, die derartige Pläne heckten. Es wurde uns beschieden, dass viele diesbezüglichen Möglichkeiten schon ausgebucht wären, ja, dass sogar Wartelisten bestünden, sollte jemand kurzfristig ausfallen. Damit hatten wir nicht gerechnet. Hinter vorgehaltener Hand hörten wir, dass die fest dort angestellten Betreuer fürchteten, dass sie – und dann vielleicht sogar die Obdachlosen gezwungen wären, sich um irgendwelche hilflose „Do-Gooders“ am Heiligen Abend zu kümmern. Das sehe ich ja durchaus ein.

Aber grundsätzlich ist es doch erfreulich, dass meine Landsleute nicht nur für viele karitative Organisationen spenden, sondern sich auch um solche, denen es weniger gut geht, zu mindestens zu Weinachten kümmern wollen. Es ist gut, dass ich in einem solchen Land lebe.

Aber nun abgesehen davon, nahm ich jetzt doch – auch eher spät – die Einladung an, Weihnachten mit der Familie meiner Tochter bei einer meiner Enkelinnen zu verbringen. Ganz  allein zu Hause, das fürchtete ich doch.

Aber dann rief mein Enkel an, er hätte doch etwas für uns gefunden. Unterstützung bei einer Weihnachtsfeier am Nachmittag (von 3 – 5 Uhr) im Tageszentrum der Zweiten Gruft der Caritas. Also gut, das ließ noch immer den Abend in der Familie zu.

Nun von der Zweiten Gruft hatte ich noch nie etwas gehört. Die Gruft hinter der Mariahilfer Kirche war mir wohlbekannt, dafür hatte mein Mann auch regelmäßig gespendet. Was ich auch nicht wusste: Die Gruft betreut nur Österreicher. Die Zweite Gruft ist für EU-Bürger, die keine Österreicher sind, zuständig. Es handelt sich um ein Tageszentrum, mit drei-maligem Essen, Duschgelegenheiten, monatlich Friseurinnen, Möglichkeit in all EU-Länder, aber auch Drittstaaten zu telephonieren. W-LAN ist verfügbar. Bei Bedarf gibt es Kleider, aber auch Schlafsäcke oder auch Lesebrillen. Ca. 210 Personen haben einer Hauptwohnsitzbestätigung, ca. 70 Personen nur eine Postadresse. Vor allem aber treffen Menschen zusammen, die dieselbe Sprache sprechen, die miteinander auch Karten spielen können.

Bis zu 70 Frauen können als Notnächtigerinnen beherbergt werden.  Dazu kommen ca. 25 Klientinnen als Kurzzeitbewohnerinnen nach Spitalsaufenthalt und/oder Tuberkulose dazu.

Wir beide, mein Enkel und ich,  sind zusammen mit einem kleinen Chor und Gitarre-Spielern eingetroffen, die für Unterhaltung während der Feier sorgen sollten. Als wir ankamen, war eigentlich alles vorbereitet. Auf den Tischen im großen Speisesaal standen Teller mit allerhand köstlich aussehendem Gebäck (wir trauten uns allerdings nicht zuzugreifen), die Punsch-Ausgabe war in vollem Gange. Auch wir bekamen ein Häferl zugeteilt. Sinnvoll wäre es gewesen, wenn wir für die Vorbereitung eingetroffen wären, aber das würden wir das nächste Mal machen, nach vorheriger direkter Absprache. Also setzten wir uns an einen Tisch, an dem noch zwei Plätze frei waren. Unsere Versuche, ein Gespräch anzufangen scheitertn, da wir halt keine osteuropäische Sprache sprechen. Die Menschen kommen vorwiegend aus Ungarn, der Slowakei, Tschechien, Polen, Bulgarien und Rumänien. Jedenfalls können sie besser Deutsch – oder Englisch, als wir ihre Muttersprache. Das hat die Kommunikation einigermaßen eingeschränkt.

Aber schon startete das Programm, zuerst sang die oben erwähnte Gruppe Weihnachtslieder, hauptsächlich internationaler Provenienz, wie z.B. Jingle Bells oder Feliz Navidad – auch um die Teilnehmer dieser Weihnachtsfeier zum Mitsingen zu bewegen, aber nur wenige klatschen den Rhythmus mit. Einer der jüngeren Teilnehmerinnen wollte tanzen, auch um die anderen zum Tanzen anzuregen. Sie bleib mit einem Herrn aus dem Publikum alleine, aber die beiden tanzten wirklich professionell, sie könnten an einer ORF-Show teilnehmen.  Nun wurden Brötchen serviert, die aber bei den Teilnehmern keinen besonders großen Anklang fanden. Zum Abschluss wurde Stille Nacht gesungen, nicht ohne Hinweis, dass dieses Lied nun 200 Jahre alt wäre, Die Teilnehmer wurden aufgefordert, in ihrer Muttersprache mitzusingen, was einige auch taten. Mir fiel auf, dass eine der Anwesenden, sie war eher jünger, hatte lange schöne Haare aber nur mehr „einzelnstehende“ Zähne, einfach die Tränen dabei herunterliefen. Da hätte ich am liebsten mitgeheult, aber nicht aus eigenem Kummer.

Jetzt konnten auch wir aktiv werden: die Weihnachtsgeschenke wurden verteilt: z.B. für Herren: Unterhosen in passender Größe. Jeder der Anwesenden bekommt dazu ein volles Stoffsackerl: darin finden sich eine Dose Bohnensuppe, Mannerschnitten und sonstiges Verzehrbares. Einer der Beschenkten murret: er meinte, dass andere Tabak bekommen hätten, er aber nicht. Ihm wurde versichert, niemand hätte Tabak bekommen. Jedem wird sein Geschenk persönlich in die Hand gedrückt, jedem wird ein Lächeln geschenkt und frohe Weihnachten gewünscht.  Für mich war der Danke-Händedruck mein Geschenk!

Mein Enkel spielte Hintergrundmusik, wie er es nennt, auf seiner mitgebrachten Gitarre. Manche hörten ihm zu, andere plauderten weiter. Gut so. Nur einer schaut ihm wirklich gebannt zu; Mein Enkel bot ihm die Gitarre an und schlug vor, doch nun solle er spielen. Lange zögerte er. Dann griff er zu. Er spielt und singt fast möchte man sagen inbrünstig. Niemand im Saal, und die meisten kennen ihn schon länger, hatte geahnt, dass er so ein begnadeter Sänger und Gitarrenspieler ist. Beim Spielen und Singen ist er richtig aufgeblüht. Ihm könnte eine Gitarre beim Gestalten seiner Zukunft wirklich helfen.

Wir verabschieden uns besonders von den freundlichen, kompetenten Helfern. Wir vereinbaren wieder zu kommen, aber es vorher rechtzeitig zu planen.

Jetzt geht’s zum Familienfest. Aber ich war nicht einsam dort!

 

 

 

Ein etwas anderer 24. Dezember

Joseph – der vergessene Mann der Weihnachtsgeschichte

In dem Städtchen Nazareth in Galiläa lebte einst ein Tischler namens Joseph aus dem Geschlecht des israelitischen Königs David. Er hatte vier Söhne, Jakobus, Joses, Judas, Simon und auch einige Töchter. Aber als seine Kinder erwachsen geworden waren, das Haus verlassen hatten, seine geliebte Frau gestorben war, blieb Josef allein und einsam zurück. So ein leeres Haus gefiel ihm gar nicht. Also fing er an, sich um eine neue Frau umzusehen. Er war sich dessen bewusst, dass er kein strahlender Jüngling mehr war, der auf Frauen eine große Anziehungskraft ausüben würde und so begann er andere Überlegungen anzustellen. Was er gar nicht wollte, war, dass es Zwist zwischen seiner neuen Frau und seinen Kindern geben sollte.

Er hatte gehört, dass in Jerusalem ein reicher Priester lebte, der eine eher scheue Tochter hatte, die dieser nicht jedem stürmischen Jüngling anzuvertrauen dachte. Außerdem scheuten sich einige Familie davor, ihre Söhne mit Maria, dieser Tochter, zu verheiraten, denn es gab da Gerüchte, dass diese Maria, Tochter Joachims und der Anna, bei einer Umarmung unter der Goldenen Pforte von Jerusalem gezeugt worden wäre! Das erachtet Joseph für ihn nicht als wichtig.

Nun machte sich Joseph auf, um Joachim und dessen Frau Anna heimzusuchen. Nachdem er sich ehrlich vorgestellt hatte, wurde ihm Maria versprochen. Gegen die Zusicherung, die Ehe mit ihr noch nicht bald zu vollziehen, wurde ihm sogar zugestanden, dass ihm Maria bald nach Nazareth folgen würde. Und so geschah es auch dann. Die Braut erhielt eine standesgemäße Mitgift von ihren Eltern und lebte fortan still – wie auch schon in Jerusalem – bei ihrem Bräutigam in Nazareth. Sie ging kaum aus, sie erhielt auch keinen Besuch.

Gerade, als sich Joseph zu überlegen anfing, Maria doch endlich zu heiraten, kam sie zu ihm. Er freute sich, dass doch auch Maria ihn aufsuchte und nicht immer mehr oder minder teilnahmslos am Fenster saß. Sie hatte ihm eine Mitteilung zu machen, so begann sie das Gespräch. Joseph ermunterte sie, ihr Anliegen vorzubringen, sie zögerte, senkte den Blick und platzte dann heraus, dass sie schwanger sei. Joseph konnte es nicht fassen, zuerst war er sprachlos. Dann, als es ihm dämmerte, dass es doch ein Faktum wäre wurde er wütend und schickte Maria vorerst einmal weg, um zu überlegen, was zu tun wäre.

Er bedachte, wie es doch dazu gekommen wäre, da Maria ja kaum das Haus verlassen und auch sonst niemandem bei sich empfangen hatte, und er beschloss sie dazu zu befragen, um sie nicht unschuldigerweise zu bestrafen. Gesagt getan, etwas verweint kam sie wieder zu ihm zurück. Eigentlich tat sie ihm leid, selbst ihre Erklärung, ein Engel hatte ihr angekündigt, sie würde ein Kind gebären, wirkte wirr auf ihn. Er beschloss, um weder ihr noch sein Ansehen zu beschädigen, sie still zu ihren Eltern zurückzusenden. Diese Mitteilung wollte er erst später machen, wenn sie sich wieder gefasst hatte.

Josef schlief schlecht, viele Gedanken gingen ihm durch den Kopf, er wälzte sie hin und her, bis er dann endlich doch einschlief Un dann hatte Joseph einen Traum.  Es war eigentlich kein Traum, sondern ein Auftrag: Maria zu behalten und zu beschützen. Besonders erfreut darüber war Joseph zwar nicht, aber er dankte für die göttliche Inspiration – für die er den Traum hielt – und hielt sich daran. Er ließ Maria als Braut bei sich wohnen und ließ sie weitgehend in Ruhe – was verband ihn eigentlich mit ihr?

Dann kam irgendwann dieser – für Joseph höchst überflüssige – Auftrag sich in seinem Geburtsort registrieren zu lassen. Wieder einmal drangsalierten die Römer die Juden. Was gingen sie der ferne Kaiser Augustus und seine Wünsche an. Aber als braver Untertan widersetzt man sich der Obrigkeit nicht. Also begann er die Reisevorbereitungen für die Reise von Nazareth nach Bethlehem, wo er geboren worden war. Für Maria, die schon hochschwanger war, wurde jedenfalls ein Reittier besorgt, ein Maulesel, für zwei Tiere reichte das Geld dann doch nicht. Auch Essensvorräte wurden eingepackt. Warme Kleidung durfte nicht fehlen. Denn im Dezember kann es in dieser Gegend durchaus schon kalt sein. Da dieser Weg, der nicht eben verläuft, sondern auf und ab geht, ca. 160 km beträgt, so wird diese Reise mindestens 10 Tage gedauert haben. Das berücksichtigt nicht die Tatsache, dass di misstrauischen Römer auf diesem Weg auch Kontrollen eingerichtet hatte, die die Menschen aufgehalten haben.  Außerdem: Joseph und Maria haben vielleicht länger gebraucht, als diese 10 Tage, denn Hochschwangere ermüden bald.

Jedenfalls kamen sie völlig erschöpft und übermüdet, durchnässt und durchfroren in Bethlehem an. Durch diese Registrierungspflicht waren viele Menschen unterwegs – und als Joseph und Maria endlich in Bethlehem angekommen waren, waren alle Herbergen bereits überfüllt. Alles Nachfragen, alles Bitten und Betteln, selbst der Hinweis auf Marias fortgeschrittene Schwangerschaft konnten keinen Stein, geschweige denn Herbergsgeber erweichen. Ein zufällig vorbeikommender Hirte hatte Erbarmen mit den Verzweifelten und nahm sie mit in seinen Unterschlupf, eine Höhle, die er mit seinen Tieren teilte.

Er machte ihnen Feuer, bot Ihnen Milch und Käse an. Maria konnte endlich von ihrem Maultier heruntersteigen und sich im Stroh, das der freundliche Hirte aufgeschüttet hatte, niederlassen.  Erschöpft schlief sie gleich ein. Joseph unterhielt sich noch ein Weilchen mit dem Hirten. Doch dann begab auch er sich relativ zufrieden zur Ruhe. Der Hirte machte sich in seine Hütte auf. Aber lang konnten Maria und Joseph nicht schlafen. Die Wehen setzten ein. Joseph war relativ hilflos, was er nun tun sollte, bei seinen Kindern aus erster Ehe waren immer Frauen um die Gebärende versammelt gewesen und hatten ihm dann berichtet, ob ein Sohn oder eine Tochter geboren worden war, ob das Kind lebensfähig wäre. Aber hier war er mit Maria allein. Maria hatte schon vorsorglich Windeln auf die Reise mitgenommen, die Geburt verlief dann doch rasch und mit geringen Schmerzen. Das Neugeborene, ein Knabe, wurde in Windeln gewickelt und in eine Futterkrippe gelegt. Aber wenn sie glaubten, sich jetzt endlich ausruhen zu können, täuschten sie sich. Denn Engel verkündeten lautstark die Geburt des Heilandes, die Hirten der Umgebung wurden davon geweckt, sie eilten herbei, um das Kind anzubeten, die Engel sangen fröhlich Halleluja. An Ausruhen war nicht zu denken. Die Hirten brachten Gaben: Fladenbrot, Eier, Käse, getrocknetes oder eingesalztes Lammfleisch …. Joseph bedankte sich herzlich, Maria, beobachtete alles.

Da eine Rückreise nach der Geburt und für das Neugeborene nicht denkbar war, erledigte Joseph in der Zwischenzeit die Formalitäten und Maria kümmerte sich halt so gut es ging um das Kind und kochte das Essen.

Nach ein paar Tagen kamen einige Hirten angelaufen, die inzwischen zu ihren Freunden geworden waren, und erzählten ihnen, dass bedeutende Leute auf dem Weg zu ihnen waren. Man war verdutzt, aber schon wurde eine prächtige Karawane sichtbar. Auf ihren Kamelen ritten edel gekleidete Herren mit ihren Dienern herbei, stiegen vor der Höhle ab, verneigten sich und brachten dem Kind Geschenke: Weihrauch, Myrrhe und Gold. Maria und Joseph konnten es nicht fassen.  Aus Babylon waren diese Weisen gekommen, in ein Land, in das man seine Vorväter verbannt hatten. Joseph wunderte sich, dass Feinde nunmehr Freunde sein wollten.

Gemäß dem Gesetz, mussten die Eltern eines erstgeborenen Jungen diesen zum Tempel bringen und vor dem Herrn darstellen sowie auch 5 Silberstücke bringen, um den Erstgeborenen „auszulösen“, da alle Erstgeburt dem Herrn gehörte. Dieses Geld zur Auslösung bzw. Erlösung erinnerte die Israeliten an ihre Befreiung durch Gottes Wirken in Ägypten, als ihre Erstgeborenen durch das Passahlamm vor dem Tod bewahrt wurden. Außerdem brachten Josef und Maria noch ein Paar Turteltauben als Opfer zum Abschluss der Zeit der Reinigung der Maria nach der Geburt ihres ersten Sohnes.

Nun, Joseph war schon ungeduldig und wollte zurück nach Hause, so beschloss man am nächsten Tag schon früh aufzubrechen um die Heimreise anzutreten. Aber da hatte Joseph wiederum einen Traum, schon wieder, dachte er, ein Engel gebot ihm, nicht über Bethlehem zurückzukehren, da Herodes plante alle Erstgeborenen dort umbringen zu lassen, sondern sich Richtung Ägypten aufzumachen. Engelsgebote musste man einhalten. Ausgerechnet Ägypten, dachte sich Joseph. Dort waren doch die Juden lange Zeit Sklaven gewesen, bevor sie von Moses herausgeführt worden waren. Maria war ohnedies noch zu überwältigt von all diesem Ereignissen, dass sie Joseph einfach folgte, wohin er sie auch führen sollte.

Es war für die kleine Familie nicht einfach, jetzt eine Flüchtlingsfamilie zu sein. Nicht überall, aber an den meisten Orten kam man ihnen freundlich entgegen, die heilige Familie wurde aber dennoch aufgenommen, übrigens sehr oft von Armen, von Witwen; dadurch, dass Ägypten reich war, konnte sich die Familie unterwegs auch ernähren, nicht üppig, aber es reichte zum Überleben. Josef wurde auf dieser Flucht von drei Knaben begleitet und Maria von einem Mädchen. Drachen fielen huldigend vor Jesus nieder und eine Dattelpalme beugte sich vor Maria und gab danach an ihrem Stamm eine Quelle frei. Die Bibel berichtet uns nichts, wo sich die Heilige Familie in Ägypten niedergelassen hat.

Als nun Herodes gestorben war, kam wieder ein Engel im Traum zu Joseph, und befahl ihm nach Israel zurückzukehren. Joseph hatte sich schon an diese Träume gewöhnt und umgehend packte die Familie ihre Habe wieder zusammen und ging zurück nach Nazareth. Joseph fand seine Zimmermannswerkstätte etwas verlassen vor, aber er konnte sie wiederherrichten, und erhielt auch wieder Aufträge. Einer davon ehrte ihn sehr, denn er wurde beauftragt die Türen für den Tempel in Jerusalem zu zimmern.

Jesus war inzwischen 12 Jahre alt geworden, so machte sich die Familie wie jedes Jahr zum Passah- Fest auf die lange Reise nach Jerusalem. Die Stadt war voller Menschen. Sie waren alle gekommen, um das Passah-Fest zu feiern. Danach machen sich Joseph und Maria wieder auf den Heimweg. Sie dachten, Jesus wäre bei der Reisegruppe. Aber als sie ihn bei ihren Verwandten suchten, konnten sie ihn nirgends finden. So viele Menschen – und ein Kind fehlt. Die Eltern erfasste Panik. Was blieb den Eltern anderes übrig, als zurück nach Jerusalem zu gehen, alles am Weg abzusuchen und dort angekommen mit der Suche in der Stadt zu beginnen. Sie waren verzweifelt, was kann dem Kind, ihrem einzigen, zugestoßen sein? Drei Tage lang suchten Joseph und Maria. Sie wurden immer hektischer. Dann gingen sie in den Tempel, eigentlich um Gott anzuflehen, ihnen ihr Kind wiederzugeben.  Dort fanden sie nun Jesus endlich. Er saß mitten unter den Lehrern. Er hörte ihnen aufmerksam zu und stellte gute Fragen. Die Lehrer waren von Jesus sehr beeindruckt und sie begannen, ihm auch Fragen zu stellen. Sie staunen über seine Antworten und merkten, dass er das Gesetz Jehovas gut verstand. Die Freude der Eltern über das gefundene Kind überwog ihren Ärger. Sie rügten Jesus nicht. Jesus ging dann mit seinen Eltern zurück nach Nazareth und Joseph bildet ihn zum Zimmermann aus.

Und sollte die Geschichte nicht damit enden: wenn sie nicht gestorben sind … aber wo war es nicht:

Später wird Joseph in den Evangelien und allen übrigen neutestamentlichen Schriften nicht mehr erwähnt. Dem Kirchenvater Hieronymus zufolge starb Josef bereits vor der Taufe Jesu, nach apokryphen Schriften vor der Kreuzigung Jesu, und zwar im Beisein Jesu.

Soviel zu Joseph, dem vergessenen Mann in der Weihnachtsgeschichte.

 

 

 

 

www.christachorherr.wordpress.com                                                                                                                                  Weinachten 2018

Joseph – der vergessene Mann der Weihnachtsgeschichte

Mein abwechslungsreiches Leben als Bloggerin

Wenn ich richtig gezählt habe, ist das jetzt mein 1 000. Blogeintrag. Begonnen habe ich im Jänner 2016. Wie ich dazu gekommen bin, ich war es einfach müde, verschiedenen Verlagen Buchvorschläge zu unterbreiten, mit Themen, die ich für relevant gehalten habe, die sie aber abgelehnt haben.

Dann habe ich beschlossen, dass acht Bücher ohnedies genug wären; mein Sohn hat mir geraten, mit einem Blog zu beginnen. „Da bist Du auf niemanden angewiesen und kannst schreiben, was Du für richtig hältst. Aber es wird am Anfang zäh werden“.

Also, da ich weiterschreiben wollte, habe ich mich entschlossen, eben einen Blog zu beginnen. Mein lieber Computer-Guru hat mir das nötige Werkzeug auf meinem Computer installiert. Ich habe mit einem Thema begonnen, das mir sehr am Herzen liegt: Integration.  Die Interessenten haben sich wirklich außerordentlich in Grenzen gehalten. Und jetzt versteh‘ ich, warum die Verlage meine Themen vielleicht doch nicht wollten, besser gesagt, die Themen schon, aber nicht mein „nicht-aggressives Herangehen an diese Themen, weil ich zu wenig kontroversiell schreibe, nicht, wie z.B. Sarrazin.

Aufgeben wollte ich das Schreiben jedenfalls nie und gab mich halt mit einer recht geringen Anzahl von Interessenten zufrieden. Ich kann mich noch erinnern, wie stolz ich war, als ich mein erstes „like“ bekam. Kommentare blieben selten (sind es auch heute noch). Aber von 90 pro Monat (Basis Tagesdurchschnitt) im Jänner 2016 ging es langsam eher stetig bergauf, im Jänner 2017 war die Zahl auf immerhin 1,1K geklettert. In dieser Höhe blieb es dann mehr oder minder weiterhin, ich lernte, dass man Wochenenden weniger gelesen wird, und dass manche Themen erheblich populärer waren als andere. Aber ich wollt mich nicht einschränken lassen, denn den Blog schreibe ich wohl in erster Linie für mich selber. Ich bin ja dabei nicht auf irgendeine Bezahlung angewiesen. Der „große Durchbruch“ ist mit meinen Geschichten über den Verlust meines Mannes eingetreten (4,1K). Seither ist es wieder leicht abgesunken und hält bei  ca.3,0 K.

Wie ich zu meinen Themen komme: das ist manchmal gar nicht so leicht. Ich lese Zeitungen teilweise auf Papier und teilweise im Netz. Auch Zeitschriften, nationale und internationale sind eine Quelle. Jedenfalls, sollte mir nicht ein besonderes Thema unter dem Nagel brennen, denke ich in Früh drüber nach, was ich so schreiben könnte. In der Früh denke ich aber auch drüber nach, was ich kochen könnte – früher, als mein Mann noch lebte, intensiver, jetzt nur mehr, um häufiges Einkaufen zu vermeiden. Wenn ich mich dann auf ein Thema mit mir selber geeinigt hatte, schaue ich einmal nach, welche Unterlagen ich dazu finden kann. Denn oft stelle ich fest, dass es Themen gibt, die mich sehr interessieren, von denen ich aber zu wenig weiß, dann fange ich an zu recherchieren. Das tu‘ ich jedenfalls sehr gerne. Und dieses Ergebnis meiner Recherchen schreibe ich dann, weil ich davon ausgehe, dass das auch andere Leute interessieren könnte, was allerdings nicht immer stimmt. Früher hat mir mein Mann dann immer gesagt, dass diese oder jenes Thema wohl kaum jemand interessieren könnte. Meist hat er Recht gehabt.

Dann setze ich mich an den Computer und fange an zu schreiben, nicht immer habe ich ein Konzept (so wie wir das in der Schule gelernt haben: für Deutschaufsätze). Ich hoffe, ausreichend Zeit zu haben um etwas fertig zu machen, weil Unterbrechungen den Geschichten schaden. Aber das geht halt nicht immer.

Mein Mann hat auch jeden Tag meine Blogtexte gelesen, bevor ich sie veröffentlicht habe. Ich war daher sehr vorsichtig und habe Schlampereien im Text möglichst vorher ausgebessert -weil ich mich ja vor ihm nicht blamieren wollte. Er hat immer noch einiges gefunden (das Sie jetzt wahrscheinlich feststellen). Besonders geärgert hat er sich über meine Beistrich-Setzung oder Nicht-Setzung. Er hat gemeint, „ich tue das wie ein Hendl seine Notdurft verrichtet“. Die Beistriche hat er daher nie ausgebessert. Zum Inhalt hat er sich meist nur freundlich geäußert, die schärfste Kritik war: “Das wird wohl kaum jemand lesen“. Er war wahrscheinlich mit mir milder, als früher mit den Publikationen in der Redaktion. Mein Mann geht mir nicht nur dabei sehr, sehr ab.

Jetzt muss ich halt alleine zurechtkommen. Aber da mir das Gespräch mit meinem verstorbenen Mann wohl am meisten abgeht, müssen Sie, meine lieben Blogleser halt – als meine virtuellen – Gesprächspartner einspringen.

Ich habe gelernt, welche Themen am meisten bringen: sind Themen über meine „Befindlichkeit“, meine Gefühle, meine Emotionen; da fallen auch jene Einträge hinein, in denen ich mich über mein Schicksal doch etwas beklage (wofür ich ja eigentlich wirklich keinen Grund habe)! Gerne gelesen werden Geschichten über mein Verhalten als Großmutter, aber auch Beiträge über meine eigene Kindheit, über meine Verwandtschaft. Überhaupt, „wie’s früher war“, sind Themen, die viele meiner Leser mögen.   Meine Empfehlungen über Theaterstücke oder Ausstellungen werden zuweilen befolgt, etwas, das mich sehr freut. Auch meine öfters aufgemachte „Ärgernisgreislerei“ findet Anklang. „Longrunner“, wie man in der Buchbranche sagt, sind meine Darstellungen über Aspekte des Islam, leider – aus meiner Sicht – weniger jene, die Vergleiche zwischen Islam und Christentum zeigen. Ähnlich wie diese werden die Geschichten über Erdogan und die Türkei aufgenommen.

Aber noch einmal, ich schreibe im Wesentlichen für mich selber, und daher ist es mir wichtig, auch über Themen zu schreiben, die mir relevant erscheinen, egal wie sie aufgenommen werden, schlecht – wenn es z.B. über Äthiopien oder den Jemen geht, oder gar die Christen in Pakistan. Auch weltanschauliche Themen sind nicht immer willkommen. Über Trump oder den Brexit schreibe ich halt einfach kaum mehr, das liest jeder täglich in allen Zeitungen und sehen die meisten von uns im Fernsehen.

Mehr Aufmerksamkeit muss ich den Titeln (die früher mein Mann vergeben hat, und darin war er großartig) widmen, weil die eine große Rolle spielen, ob etwas gelesen wird oder nicht. Naja, man lernt ja bekanntlich nie aus.

Jetzt kann ich nur hoffen, dass Sie mir weiterhin die Treue halten, manches verzeihen, hoffentlich öfter kommentieren und manchmal liken.

Auf morgen dann!

 

Mein abwechslungsreiches Leben als Bloggerin

Der verschwundene Knecht Ruprecht

Manche Figuren, die in meiner Kindheit meine Vorweihnachtszeit bevölkert haben, gibt es jetzt nicht mehr. Dazu gehört für mich Knecht Ruprecht.

Dazu muss ich etwas ausholen. Zu Weihnachten musste ich immer – zu meinem großen Missvergnügen – irgendetwas auf dem Klavier vorspielen und mindestens ein Gedicht vortragen. Klaviergespielt habe ich nie gerne – vor allem das Üben von Tonleitern war mir zutiefst zuwider – dementsprechend holprig fiel auch mein „Vorspielen“ aus.

Mit den Gedichten, das gefiel mir schon etwas besser, aber „ohne Patzer“ durchzukommen war auch nicht einfach.  Und eines der Gedichte, das ich auswendig lernen und zum Besten geben musste, war Knecht Ruprecht“, von Theodor Storm, verfasst 1862 in Heiligenstadt, nicht jenem Ort in Wien, sondern in Thüringen.  Es beginnt, und ich glaube, die erste Zeile ist bis heute weitgehend bekannt:

Von drauß’ vom Walde komm ich her;

Ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr!

Allüberall auf den Tannenspitzen

Sah ich goldene Lichtlein sitzen;

Und droben aus dem Himmelstor

Sah mit großen Augen das Christkind hervor,

Und wie ich so strolcht’ durch den finstern Tann,

Da rief’s mich mit heller Stimme an:

„Knecht Ruprecht“, rief es, „alter Gesell,

Hebe die Beine und spute dich schnell!

Die Kerzen fangen zu brennen an,

Das Himmelstor ist aufgetan,

Alt’ und Junge sollen nun

Von der Jagd des Lebens einmal ruhn;

Und morgen flieg’ ich hinab zur Erden,

Denn es soll wieder Weihnachten werden!

Aus diesem Grund hatte ich geschlossen, dass Knecht Ruprecht ein Helfer des Christkindes wäre, der den schweren Sack mit den Geschenken für die Kinder trägt. Auch das Wort Knecht war in meiner Jugend nicht anstößig, ich kannte genügend Knechte, die auf Bauernhöfen arbeiteten, daher war – für mich – ein Knecht eine Art Bediensteter in diesem Fall des Christkindes.

Aber ich entnehme heute gelehrten Unterlagen, dass Knecht Ruprecht eigentlich der Gegenspieler des Nikolaus ist. Während der Nikolaus im Brauch eine eindeutig positiv besetzte Rolle spielt, erscheinen die Personen, die ihn begleiten, in allen bekannten Quellen als Gegenspieler. Er entspricht – in meiner Vorstellung damit eher dem Krampus meiner Kindheit. Dieser hat allerdings keinen Sack getragen, sondern eine Butte, in Niederösterreich einen Buckelkorb, in die schlimme Kinder gesteckt werden sollten. Er hatte eine eiserne Kette, mit der er laut rasselte, und natürlich eine Rute, mit der er zuweilen zuschlug. Während der eine, also der Nikolo, als Himmelsbote agiert, steht der andere als Höllenvertreter oder geradezu „gezähmter Teufel“, der die drohende und strafende Rolle übernimmt.

Der Name Rupert leitet sich neueren Forschungen nach von „der raue Percht“, und Perchten sind ja bei uns vielerorts vertreten. Und so stellt auch von mir dieser in der Erinnerung gebliebene Gedicht den Knecht Ruprecht dar.

„Hast denn die Rute auch bei dir?“

 

Ich sprach: „Die Rute, die ist hier:

Doch für die Kinder nur, die schlechten,

Die trifft sie auf den Teil den rechten.“

 

Christkindlein sprach: „So ist es recht;

So geh mit Gott, mein treuer Knecht!“

 

Von drauß’ vom Walde komm ich her;

Ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr!

Nun sprecht, wie ich’s hier innen find’!

Sind’s gute Kind’, sind’s böse Kind’?

 

Wenn ich meinen kleineren Enkelkindern von meinen Krampus-Erlebnissen erzähle, werde ich von deren Eltern gerügt. Das wäre „schwarze Pädagogik“. Aber irgendwo war es doch auch schaurig schön, wenn der kettenrasselnde Krampus mit seiner Rute drohte. Im Gegensatz zu heute, fand der Nikolo auch mahnende Wort und sprach Fehlverhalten an. Ich wurde belehrt, dass er heute nur das Positive zu erwähnen hätte. Denn Forschungen hätten gezeigt, dass negative Ermahnungen viel länger und intensiver im Gedächtnis blieben, als das Lob für gute Taten.

Das heißt natürlich nicht, dass ich Loben ablehne. Ganz im Gegenteil, mein lieber verstorbener Mann hat sogar ein Buchgeschrieben, mit dem Titel „Lob des Lobens“, dessen Inhalt ich mir sehr zu Herzen genommen habe. Aber auch bei Bewertungsgesprächen im Berufsleben über die Arbeit der vergangenen Periode kann nicht nur Lobenswertes erwähnt werden – finde ich halt.

Für mich ist hiermit, trotz aller akribischer Forschung der treue Knecht Ruprecht ein Begleiter des Christkindes und ungleich freundlicher als der Krampus in meiner Erinnerung.

Nun gerade heute ist es schwer, in dieses Gedicht einzustimmen, denn bei 12° weihnachtet es für mich nicht sehr, oder hänge ich dabei allzu sehr an Fakten und bin nicht mehr kindlich genug?

Aber jedenfalls muss ich zu Weinachten kein Gedicht mehr aufsagen und nicht Klavier spielen.

 

Der verschwundene Knecht Ruprecht