Das verklärte „Früher“?

Schauen wir zu sehr in die Vergangenheit, verklären wir das „früher“? Bevor ich auf diese wesentliche Frage antworte, möchte ich sie kurz umformulieren: schaue ICH zu sehr in die Vergangenheit, verkläre ICH sie?

Ich gebe zu, ich schaue viel in meine Vergangenheit, ich bin alt, ich habe eine lange Vergangenheit. Es gibt viele Fragen: habe ich alles richtig gemacht, bin ich bei Wegkreuzungen in die richtige Richtung abgebogen, habe ich andere Menschen willentlich und unwillentlich verletzt? Habe ich überhaupt, oder vielleicht einigermaßen „ausreichend“ dazu beigetragen, dass „es besser wird“? Diese Fragen sind schwer zu beantworten und vielleicht fallen manche Antworten auch etwas schmerzhaft und ernüchternd aus. Ich bin also nicht ganz so großartig, wie ich gerne gesehen würde!

Dennoch stelle ich fest, dass ich gerne über das „Früher“ schreibe, und dass es auch gerne gelesen wird, viel lieber, als über die Gegenwart, oder gar die Zukunft. Meine persönliche Zukunft ist nicht mehr sehr lange, aber unsere Zukunft, die unseres Landes und die Europas, die ist mir schon wichtig. Es ist die Zukunft unserer Kinder, Kindeskinder und meiner Urenkel.

Und ich habe das Gefühl, dass wir als Gesellschaft hier in Österreich viel in die Vergangenheit blicken, aber nur in eine bestimmte Periode unserer Vergangenheit. Und zwar in die so genannte Nazi- Vergangenheit. Aber einerseits haben wir als Österreicher eine viel längere Vergangenheit und selbst zeitgeschichtlich betrachtet, ist in Österreich und Europa im 20. Jahrhundert vieles geschehen, wovon besonders junge Menschen wenig Ahnung haben. Ich stell das an meinen Enkeln fest, das ist natürlich nicht die allgemeine Situation, aber man kann doch von deren Lehrplänen auf die Allgemeinheit Schlüsse ziehen.

Über den Ersten Weltkrieg und das Jahr 1918 haben wir relativ viel gehört, anlässlich der „100-Jahre“ Veranstaltungen. Ich erwarte mir auch viel vom heurigen Jahr, hier werden hoffentlich die Pariser Vororteverträge entsprechend „gewürdigt“ werden, vor allem aber ihre verheerende Wirkung auf die folgende Zeit.

Aber die „abwechslungsreiche“ Zwischenkriegszeit, darüber wird wenig kommuniziert, über Verarmung breiter Bevölkerungsschichten, aber auch über die „roaring twenties“, die so genannten „Goldenen Zwanziger Jahre“.  Einerseits sind wir damals in das Zeitalter der Massenkommunikation eingetreten, der Rundfunk hat eine zunehmende Rolle gespielt. Andererseits hat es politische Unruhen gegeben (Probleme der Weimarer Republik). In Österreich war diese Zeit politisch beherrscht von einem Prälaten, katholischen Theologen und Politiker der Christlichsozialen Partei. Er war zweimal Bundeskanzler (1922–1924 und 1926–1929). Seipel konnte zwar die Staatsfinanzen sanieren und die Bundesverfassungsnovelle 1929 durchbringen, andererseits bekämpfte er besonders in seiner zweiten Amtszeit die Sozialdemokratische Arbeiterpartei sowie den Austromarxismus und unterstützte die Militarisierung von paramilitärischen Milizen wie der Heimwehr. In Wien hingegen waren „die Roten“ stark: die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Deutschösterreichs erreichte bei den Wahlen zu Landtag und Gemeinderat wiederholt die absolute Mehrheit. Die sozialdemokratische Kommunalpolitik dieser Jahre war geprägt von umfassenden sozialen Wohnbauprojekten und von einer Finanzpolitik, die neben dem Wohnbau auch umfangreiche Reformen in der Sozial-, Gesundheits- und Bildungspolitik unterstützen sollte. Das „Rote Wien“ endete 1934, als Bürgermeister Karl Seitz infolge des österreichischen Bürgerkrieges seines Amtes enthoben und verhaftet wurde.

Die Goldenen Zwanziger Jahre endeten abrupt mit der Weltwirtschaftskrise 1929 und der darauffolgenden Arbeitslosigkeit. Das daraus resultierende soziale Elend führte auch – sowohl in Deutschland als auch in Österreich – zu politischen Krisen und Bürgerkrieg. In Österreich kam es zum Ständestaat und in Deutschland konnte Hitler groß werden. Vielleicht wäre gerade diese Epoche einer näheren und möglichst objektiven Untersuchung wert, um zu erkennen, welche Faktoren zu den unseligen Nazijahren führen konnten. Dazu reicht es für Schüler nicht, nach Mauthausen oder Auschwitz zu fahren!

Auch die Nachkriegszeit bedürfte einer objektiveren Untersuchung. Eine ganze Generation „Heutigen“ verdammt die Haltung vieler Menschen dieser Zeit, man bezichtigt sie, zu wenig „aufgearbeitet“ zu haben, zu tolerant mit „Nazis“ gewesen zu sein. Vielleicht ist es schwer, sich als Heutiger, eigentlich im Überfluss Lebender, sich in diese Zeit hineinzudenken, wo es Tag für Tag ums nackte Überleben ging. Vielleicht sehen manche diese Zeit als „verkrustet“ an, für mich waren sie es nicht!

Aber es gibt auch Ereignisse in dieser Periode ab 1945, Kriegsende, die einer Betrachtung auch im Hinblick auf die heutige Zeit, würdig wären. Ich denke da z.B. über den Koreakrieg. Aber auch unsere eigene europäische Geschichte weist Episoden auf, derer man sich heute erinnern sollte, über die aber die heute knapp Erwachsenen in der Schule nie etwas gehört haben: mir fallen dazu die Roten Brigaden in Italien ein aber auch die Aktivitäten der Roten Armee Fraktion in Deutschland, sowie die Studentenproteste auch in Frankreich oder in den USA ein.

Wer hat unseren Jugendlichen je etwas von den Roten Khmer in Kambodscha erzählt, oder von dem großen verlustreichen Vietnam Krieg.  Ich weiß nicht wie viel von der Staatengründung Israels kommuniziert wurde und damit von den Wurzeln des Konflikts mit den Palästinensern. Ich habe jedenfalls festgestellt, dass in der Generation bis 30 kaum noch jemand weiß, was ein Kibbuz ist, die doch wesentlich für den Beginn Israels waren.

Das sind nur einige, wenige Beispiele, worüber Jugendliche unterrichtet werden könnten, ergänzend zu erschöpfenden weiteren Details über die „Nazizeit und den Holocaust“. Es gibt diese hervorragenden Filmdokumentationen von Hugo Portisch über die Geschichte des 20 Jahrhunderts in Österreich – sollten sie nicht auch Bestandteil des Unterrichts werden. Ich weiß schon, Kinder können nicht nur über Geschichte unterrichtet werden, aber die Zeit, die dafür zur Verfügung steht, sollte m.E. „breiter“ genutzt werden.

Aber besonders sollten Jugendliche auf die Zukunft vorbereitet werden, sie sollten möglichst viel von Globalisierung, Digitalisierung und Roboterisierung lernen. Sie sollten aber auch darüber unterrichtet werden, wie man Fakten von Fake News unterscheiden kann, denn das wird einmal ihr Leben bestimmen, wenn sie wiederum auf Sirenentöne extremer Gruppen (auch in den sozialen Medien) hineinfallen, oder klug sich ihre eigene Meinung bilden können, um ihre Zukunft selbst positiv zu gestalten.

Das verklärte „Früher“?

Die geringgeschätzten Wiener Künstlerinnen

Gestern war ich in einer großartigen, interessanten Ausstellung: „die Stadt der Frauen“ im Unteren Belvedere. Ich kann nur empfehlen, sie anzuschauen. Sie läuft noch bis 19. Mai 2019. Mit einer Eintrittskarte kann man gleich auch in der Orangerie eine Schiele Ausstellung anschauen. Ich gebe zu, dass ich das nicht getan habe, weil ich mich bei Ausstellungsbesuchen auf ein Thema konzentrieren möchte.

Das Thema der Ausstellung ist: Künstlerinnen in Wien 1900 – 1938. Es sind mehr als fünfzig Künstlerinnen, die vorgestellt werden, zu Beginn der Ausstellung sind Photos von ihnen zu sehen. Ich bin kein besonderer Experte für bildnerische Kunst, aber ich habe nur zwei der Malerinnen mit Namen gekannt.  Das sind Tina Blau und Olga Wisinger-Florian. Ich wusste auch nicht, dass es Bildhauerinnen zu dieser Zeit gab.

Es waren nicht besonders viele Besucher in den Sälen des Belvedere – also man stand einander nicht im Weg. Manche Ausländer „schauten hier noch nach der Schiele Ausstellung vorbei. Es waren hauptsächlich Frauen , junge und alte, unter diesen Besuchern. Das finde ich auch wieder schade – aber leider sehr typisch. Ich empfinde das als abwertend. Aber vielleicht sind Frauen insgesamt kunstinteressierter?

Mich stört diese Ausstellung schon allein deshalb, weil es zu Beginn des 21. Jahrhunderts noch immer notwendig ist, zu betonen, dass es auch Frauen gibt, die Künstlerinnen sind!  Könnten diese Bilder, statt in Depots ihr Dasein zu fristen, nicht bei entsprechenden Ausstellungen über diese Zeit, über diese Kunstrichtungen – und es sind viele, wie z.B.  Impressionismus, Expressionismus, Secessionismus, Kinetismus und neue Sachlichkeit – zusammen mit den Werken von Männern ausgestellt werden? Sie waren am Rande (ich sage das bewusst, denn sie konnten – weil sie Frauen waren – nicht Mitglieder werden) des Hagenbundes tätig.   Diese Frauen leisteten mit ihren Werken einen wesentlichen Beitrag zur Wiener Moderne und den künstlerischen Strömungen nach dem Ersten Weltkrieg. Zu jener Zeit wurden Frauen, die Künstlerinnen werden wollten, immer noch massiv benachteiligt. Der Zugang zu Ausbildung und Künstlervereinigungen, und damit zu Ausstellungsmöglichkeiten, war ihnen verwehrt. Eine Männergesellschaft hat den Frauen wenig Raum gelassen: Kinder, Küche, Kirche trifft es, Kunst war kaum vorgesehen. Trotz dieser Hürden gelang es einigen von ihnen, erfolgreich eine Karriere aufzubauen. Im vorwiegend männlichen Kunstbetrieb mussten sie sich ihren Weg hart erkämpfen. Sie fanden Ausbildungsmöglichkeiten und entwickelten Strategien zur Eigenvermarktung. Über die Gründung eigener Künstlerinnenvereinigungen vernetzten sie sich und waren in der Kunstszene aktiv. Viele von ihnen konnten in der Secession, im Hagenbund, zumindest ausstellen. Vieles wurde ihnen verwehrt, aber diese Frauen waren – notgedrungener Weise – sehr findig, sie fanden Mittel und Wege, dennoch auszustellen, etwa indem sie eigene Vereinigungen wie die „Acht Künstlerinnen“ gründeten. Aber ihre Arbeiten werden bis heute in ihrer Bedeutung unterschätzt und kaum wahrgenommen.

Waren Frauen zunächst auf Bereiche wie Blumen- oder Landschaftsmalerei reduziert gewesen, besetzten sie seit der Jahrhundertwende neue Themen und Genres. Es gibt schöne Frauen die gemalt wurden, realistische Frauenbilder, auch weniger schöne Darstellungen (die bereits an Maria Lassnig erinnern), und für mich etwas verstörende wie in Adolescentia.  So wurde es schließlich gesellschaftlich anerkannt, dass Frauen Akte malten! Viele von ihnen bearbeiteten sozialkritische Themen und waren in ihren Werken äußerst politisch.

Ende der 1920er-, Anfang der 1930er-Jahre war ein Niveau der Emanzipation erreicht, das nach dem Zweiten Weltkrieg erst mühsam wieder erarbeitet werden musste. Das NS-Regime und der Zweite Weltkrieg führten dazu, dass die Arbeiten von Frauen aus Museen, Galerien und der Kunstgeschichte generell verschwanden. Viele waren jüdischer Herkunft und mussten flüchten. Andere wurden durch den eingebrochenen Kunstmarkt ins Exil gezwungen.

Die Bilder dieser großartigen Frauen waren bisher teils auf Dachböden gelagert oder in Depots versteckt, ohne dass es jemand wusste!

Dennoch waren es Frauen, die in ihrer Zeit sehr sichtbar waren und auf Augenhöhe mit männlichen Kollegen gearbeitet haben.  Manchmal bekamen sie sogar öffentliche Aufträge. Später, in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde eine von ihnen noch als malende Hausfrau bezeichnet. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden sie unbewusst oder auch bewusste geringgeschätzt, ihre Bedeutung wurde einfach geleugnet. Man konzentrierte sich einfach auf Klimt, Schiele, Kokoschka und Hoffmann. Noch 1986, als das New Yorker Museum of Modern Art bei der Übernahme der Schau Wien 1900 – Traum und Wirklichkeit wurden alle Künstlerinnen aus der Ausstellung getilgt. Es wurde erklärt, die Mission des Hauses sei, die Geschichte der modernen Kunst zu erzählen, und die sei eben ein Unterfangen weißer europäischer Männer gewesen.

Die meisten dieser 56 Frauen waren nicht nur sehr durchsetzungsfähig, sondern auch hochgebildet, sie waren belesen und kannten die Mythologie genauso wie die Literatur, Musik – und setzten auch diesbezügliche Themen um. Diese Künstlerinnen trugen anfangs noch ein Korsett, aber geistig waren ihnen keine Grenzen gesetzt.

Es sind nicht nur gemalte Bilder, die ausgestellt sind, es sind auch beeindruckende Skulpturen, aber auch bedrückende Holzschnitte. Bei den Skulpturen scheint mir die Hexe besonders provokant: Es ist die „Hexe bei der Toilette für die Walpurgisnacht“, die von der russischen, lange in Wien tätigen Künstlerin Teresa Feodorowna Ries 1895 geschaffen wurde.

Unterstützt werden die Exponate durch eine Dokumentation, die im Saal gezeigt werden, wo die Originale des Donnerbrunnens aufgestellt sind, wo man sehen kann, welche der Werke damals – bei Entstehung – bzw. jetzt noch zu sehen waren bzw. sind. Manchmal ist es das ein oder andere Denkmal, an dem wir des Öfteren achtlos vorbeigehen. Meist sind es Grabdenkmäler, die auf den Friedhöfen Wiens (z.B. Brahms) zu finden sind. An alle potentiellen Besucher: gehen Sie in diese Ausstellung, an Museumsleitungen: stellen Sie Bilder und Objekte  von Frauen gemeinsam mit jenen von Männern aus und hören Sie auf, zu diskriminieren!

Die geringgeschätzten Wiener Künstlerinnen

Probleme mit dem „Dinner for one“

Nein, nein – ich habe keinen Butler, der serviert und über einen Kopf eines auf dem Boden ausgebreiteten Felles eines erlegten Tigers stolpert. Wie man das Jahr für Jahr zu Silvester im Fernsehen sieht.

Es geht um die Probleme, die ich neuerdings habe, in einem Einpersonenhaushalt zu leben. Ich möchte‘ ja nicht klagen, es geht mir eh gut, es passiert so viel Positives. Aber da gibt’s doch eine recht ärgerliche Schwachstelle. Die Versorgung eines „Ein-Personen-Haushalts“, heute sagt man wohl besser „Single-Haushalt“.

Ich geb’s ja zu: ich esse gerne aber ich koche auch gerne. Vorgefertigtes zu bestellen, kommt mir nicht in den Sinn. Aber dieser Aufwand nur für eine Person? Das scheint mir unproportional. Meine Kochbücher z.B. enthalten Rezepte für meist 6, manchmal 4 und ganz selten zwei Personen. Im Internet Nachschauen bringt diesbezüglich auch nicht viel bessere Erfolge.  Sie werden sagen: „dividier‘ halt“, natürlich geht das, aber wie dividiert man z.B. ein Ei?

Hat man endlich seine Einkaufsliste beisammen, was man so für’s Kochen braucht, geht man meist in den Supermarkt, denn der ist in der Nähe. Hier ist ein Paradies für solche, die viel brauchen: „Nehmen Sie Zwei“ – allenthalben. Das geht ja zur Not bei dauerhaften Gütern, aber bei allem anderen muss man als Ein-Personen-Haushaltseinkäuferin – also Single – NEIN sagen und mehr ausgeben. Ärgerlich. Es sind ja sogar die Normalpackungen für eine Person viel zu groß!

Es fängt ja schon beim Brot an. Vorauszuschicken ist, dass ich Brot einfach nicht wegwerfen kann.  Weißes Brot kann man ja wiederverwenden, z.B. im Faschierten, oder als Suppe, vielleicht als „Schlosserbuben“ (alias French Toast), manchmal auch für Scheiterhaufen – aber das ist halt aufwändig. Meine Mutter hat das noch zu Bröseln gerieben, aber so weit gehe ich doch nicht. Aber bei hart gewordenem Schwarz- und Vollkornbrot wird’s schon schwieriger. Ich sammle es (da besteht aber die Gefahr der Motten) und füttere es den Möwen, aber die sind in Wien nicht sehr hungrig, wahrscheinlich bleibt dann viel für die Ratten und das will ich eigentlich auch nicht. Ich esse aber gerne Brot, dunkles, weißes Vollkorn, wenn möglich abwechselnd. Aber daran ist gar nicht zu denken. Man kann bestenfalls ein halbes Brot kaufen, bei großen Laiben bekommt man ein Viertel, aber daran esse ich dann schon ziemlich lange. Und am Ende ist es dann immer hart. Ich habe schon einmal eine Brotschneidemaschine mit hartem Brot ruiniert! Ich könnte es natürlich z.B. in den Kaffee „eintunken“, wie das mein Großvater mit allem und jedem gemacht hat, aber dann schmeckt mir der Kaffee nicht mehr.

Es ist nicht nur gesund, ich esse Gemüse auch gerne. Naja, nehmen Sie z.B. den Karfiol. An so einem Häuptel esse ich drei Tage. Das ist grundsätzlich eher fad. Man kann ihn zwar unterschiedlich zubereiten (Suppe, mit Nudeln und Sardellen, Püree, mit Butterbröseln). Aber drei Mal hintereinander Karfiol. Wenn man darüber klagt, kommt doch gleich der Einwand: so frier‘ doch Deine Restln ein und iss sie später. Würde Sie das freuen? Bei Kohl und Kraut bekommt man in manchen Geschäften halbe Häupteln, das hilft. Selbst die geteilten Zeller- oder Kürbisstücke sind für einen Singlehaushalt viel zu viel. Ich hab‘ schon sehr lange (leider) keinen Kochsalat mit Erbsen gegessen.  Der gefrorene Kochsalat kommt im 400g Paket, das kann ich nicht teilen und wieder einfrieren – so ess‘ ich halt zwei Tage hintereinander Kochsalat ohne Erbsen, sonst wird‘s wieder zu viel. Der Spinat kommt noch in 225 Gramm Packerln, das wäre gerade richtig. Und die Blattspinat „Zwutschgerln“ kann man gut teilen.

Neulich habe ich mir Pastinaken gekauft, das ist ein sehr gutes Gemüse, aber mit dem gekauften Paket komme ich wieder zwei- bis drei Mal aus, und da kenn‘ ich keine unterschiedlichen Zubereitungsarten. Und selbst wenn es beim ersten Mal schmeckt, beim dritten Mal geht’s auch Ihnen sicher auf die Nerven.

Aus dem bisherigen könnten Sie vielleicht ableiten, dass ich Vegetarierin wäre. Stimmt nicht. Ich esse gerne Fisch und Fleisch (aber in Maßen!) Im Supermarkt bin ich da nicht gut bedient. Selbst bei den Hühnern muss man zwei Hendlhaxn nehmen. Ich ess‘ aber pro Mahlzeit nur einen. Vorgepackten gefrorenen Fisch kaufe ich eh nicht, aber nicht alle Verkäuferinnen „freuen“ sich, wenn man nur 15 Deka von einem Fischfilet kauft. Das reicht mir aber für eine Mahlzeit.

Zum Glück habe ich noch einen Fleischhauer in „Geh-Distanz“. Das ist gar nicht mehr so selbstverständlich in Wien. Dort kann ich „portionsweise“ einkaufen, aber meist wird es „darf’s eh ein bisserl mehr sein“. Aber der Weg dorthin ist dennoch weiter, als zum Supermarkt und dann versuche ich schon für zwei Mahlzeiten einzukaufen. Dann gibt’s halt zwei Mal hintereinander Fleisch, und dann wieder ein Weilchen keines.

Natürlich esse ich auch gerne „Süßes“, besonders die alten Wiener warmen Mehlspeisen haben es angetan. Aber da ist es besonders schwer, für eine Person z.B. Kaiserschmarrn zu backen oder Palatschinken zu produzieren. Ja, stimmt, ich könnte aus den restlichen Palatschinken Frittaten machen … Aber dann – so finde ich – wird der Küchenaufwand zur Versorgung einer Person einfach zu hoch – es gibt ja auch einiges anderes zu tun (nicht zuletzt Geschichten zu schreiben!)

Meine Enkel würden sagen: Du klagst auf recht hohem Niveau – oder ein „Erste-Welt“ Problem. Stimmt schon. Ich habe als Kind nicht gerade gehungert aber sehr eintönig gegessen, einfach weil nichts da war, aus dem man abwechslungsreich hätte kochen können. Wahrscheinlich freut mich Essen halt jetzt besonders. Und darum bin ich auch froh, wenn Familienmitglieder zum Essen kommen, denn da „kann ich dann aus dem Vollen schöpfen“.

Jetzt rinnt mir schon das Wasser im Mund zusammen. Ich geh‘ kochen.

Mahlzeit!

 

Probleme mit dem „Dinner for one“

Das unglückliche Jahr 1919 für Rest-Österreich

Anfänglich war es noch Deutschösterreich; und die ersten beiden Artikel der Bundesverfassung lauteten: Artikel 1.: „Deutschösterreich ist eine demokratische Republik. Alle öffentlichen Gewalten werden vom Volke eingesetzt.“ Artikel 2.: „Deutschösterreich ist ein Bestandteil der Deutschen Republik. Besondere Gesetze regeln die Teilnahme Deutschösterreichs an der Gesetzgebung und Verwaltung der Deutschen Republik sowie die Ausdehnung des Geltungsbereiches von Gesetzen und Einrichtungen der Deutschen Republik auf Deutschösterreich“.

Man sprach zwar von Restösterreich für die deutlich verkleinerte Gebiete, die schon vor 1918 als „Österreich“ im engeren Sinne bezeichnet wurden, also den Habsburgischen Erblanden ohne der Böhmischen Krone. Das umfasste Nieder- und Oberösterreich (mit Wien: das eigentliche Kernherzogtum Österreich), Innerösterreich (Steiermark und Kärnten, die Krain war unstrittig hauptsächlich slowenisch/italienisch), Tirol mit Vorarlberg, sowie Salzburg (erst 1803 an Österreich). Insbesondere die Grenzgebiete Böhmens zum Deutschen Reich waren besonders strittig.

Am 16. Februar fand die Wahl der konstituierenden Nationalversammlung in Österreich: erste freie und gleiche Wahl in der Geschichte Österreichs (erstmals dürfen Frauen wählen): Stimmen- und mandatsstärkste Partei wird die SDAPÖ (Sozialdemokratische Partei Österreichs) unter Staatskanzler Karl Renner.

Die Provisorische Nationalversammlung erhob Anspruch auf „die Gebietshoheit über das geschlossene Siedlungsgebiet der Deutschen innerhalb der im Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder“ (also im ganzen „österreichischen“ Landesteil Cisleithanien der Doppelmonarchie ab 1867). Nach diesen Definition würden auch  folgende Gebiete zu Österreich gehören: der  südmährischen Kreis Znaim, das deutschen Südböhmen um Krumau, Marburg an der Drau (Noch im Jänner 1919 wird eine Demonstration von Sloweniendeutschen in Marburg an der Drau am Marburger Blutsonntag durch Soldaten der SHS-Armee, Staat der Slowenen, Kroaten und Serben, gewaltsam zerschlagen), jedoch ohne die slowenische Untersteiermark, das dreisprachige Kanaltal, Südtirol und ganz Ladinien, jedoch ohne das Trentino, Provinz Deutschböhmen (mit den Städten Eger, Karlsbad, Aussig und Reichenberg), die Provinz Sudetenland (Nordost-Böhmen, Nord-Mähren sowie Österreichisch-Schlesien), die „Einschlussgebiete“ Iglau, Olmütz und Brünn (Sprachinseln mehrheitlich deutscher Städte in tschechischem Gebiet). Im März demonstrieren in der Tschechoslowakei Sudetendeutsche für das Selbstbestimmungsrecht der Völker. Militäreinheiten lösen die Kundgebungen gewaltsam auf. Auf Deutsch-Westungarn (später Burgenland) wurde im Sinne des Selbstbestimmungsrechts der Völker politisch, nicht aber rechtlich Anspruch erhoben.

Es stellte sich bereits im Frühjahr 1919 heraus, dass das Staatskonzept Deutschösterreichs nicht realisierbar war. Es gelang dem neuen Staat nicht, all jene Gebiete des früheren kaiserlichen Österreich mit einer deutschen Bevölkerungsmehrheit in einem Staatsverband zusammenzufassen, auf die er Anspruch erhob. Südtirol, bereits seit dem 3. November 1918 italienisch besetzt, wurde schließlich von Italien formell annektiert; die mehrheitlich deutsch besiedelten Gebiete Böhmens und Mährens waren von der Tschechoslowakei besetzt worden und fielen letztendlich ihr zu.

Am 10. September nimmt die österreichische Nationalversammlung des Friedensvertrags von Saint-Germain-en-Laye an. Dadurch wird Südtirol italienisch. Der rechtliche Anspruch Österreichs am Burgenland entstand erst im Oktober 1919 mit dem Staatsvertrag von Saint-Germain-en-Laye und wurde 1921 weitgehend eingelöst

Am 23. März verlässt der letzte Monarch Österreich-Ungarns, Karl I. mit seiner Familie Österreich und begibt sich ins Exil in der Schweiz. Im Feldkircher Manifest widerruft er vor dem Grenzübertritt seinen Verzicht auf die Ausübung der Regierungsgeschäfte, was alsbald Anlass für das Habsburger-Gesetz wird.

Auch der Zusammenschluss mit der Weimarer Republik, der unter anderem unter Berufung auf das von US-Präsident Woodrow Wilson formulierte Selbstbestimmungsrecht der Völker angestrebt wurde, konnte nicht realisiert werden.

Am 10. September 1919 unterzeichnete Staatskanzler Renner den Vertrag von Saint-Germain, der als „Diktat der Siegermächte“ bezeichnet wurde und die größtenteils bereits erfolgte Auflösung der österreichischen Reichshälfte juristisch regelte. Mit der Ratifizierung des Vertrages durch die Nationalversammlung am 21. Oktober wurde der Name des Landes gemäß den Vertragsbestimmungen von Staat Deutschösterreich auf Republik Österreich geändert.

Den Bestrebungen zum Zusammenschluss mit dem republikanischen Deutschen Reich stand das „Anschlussverbot“ entgegen, das sowohl im Vertrag von Saint-Germain für Österreich (Art. 88: „Die Unabhängigkeit Österreichs ist unabänderlich, es sei denn, dass der Rat des Völkerbundes einer Abänderung zustimmt. […]“) als auch im Versailler Vertrag für das Deutsche Reich (Art. 80: „Deutschland erkennt die Unabhängigkeit Österreichs innerhalb der durch Vertrag zwischen diesem Staate und den alliierten und assoziierten Hauptmächten festzusetzenden Grenzen an und verpflichtet sich, sie unbedingt zu achten […]“) festgehalten wurde. Die Siegermächte des Ersten Weltkrieges wollten damit ein neues übermächtiges Deutschland verhindern.

Abgesehen von den nicht erreichten Zielen wurden im Friedensvertrag die Kärntner Gebiete Mießtal und Unterdrauburg Slowenien und das seit November 1918 von Italien besetzte Kanaltal mit Tarvis Italien zugesprochen, Feldsberg und Gmünd-Böhmzeil in Niederösterreich der Tschechoslowakei. Die Untersteiermark, der südlichste Teil der historischen Steiermark, schloss sich – vom steirischen Landtag mit Bedauern zur Kenntnis genommen – Ende Oktober 1918 dem neu entstandenen Staat der Slowenen, Kroaten und Serben an. Andererseits wurde im Vertrag Deutsch-Westungarn Österreich zugesprochen und im Herbst 1921 angeschlossen; das Gebiet von Ödenburg, natürliche Hauptstadt des Gebiets, blieb auf Grund der Volksabstimmung 1921 im Burgenland, deren Seriosität von den deutschösterreichischen Politikern sehr stark bezweifelt wurde, bei Ungarn. Ohne Abstimmung verblieben deutschsprachige Gebiete des Komitats Wieselburg sowie des Komitats Eisenburg bei Ungarn.

Niederösterreich war 1918 mit über drei Millionen Einwohnern das bei weitem bevölkerungsstärkste und außerdem das flächengrößte Bundesland Österreichs. Die politischen Absichten der im ländlichen Raum stark vertretenen Konservativen und der vor allem in Wien sehr starken Sozialdemokraten waren schwer zu harmonisieren, außerdem bedrückte das niederösterreichische Übergewicht die anderen Bundesländer. Daher wurde allerdings erst 1920 in Kraft getretenen Bundesverfassung als eigenes – achtes – Bundesland definiert.

Die Wirtschaft des neuen Staates lag aufgrund der Kriegsfolgen (Gebietsverluste, neue Zollgrenzen) darnieder. Die galoppierende Inflation hatte begonnen, die allerdings erst 1922 ihren Höhepunkt erreichen sollte.

Aber die Universität Wien lässt Frauen als ordentliche Hörerinnen an der Rechts- und staatswissenschaftlichen Fakultät zu. Carl Sternbergs Drama 1913 fand seine Uraufführung. In der Enzyklika Paterno iam diu beklagt Papst Benedikt XV. die Not von Kindern in Zentraleuropa. Er ordnet das Sammeln von Geld- oder Sachspenden am 28. Dezember 1919 an. Endlich endet die Influenza-Pandemie („Spanische Grippe“), die 1918 begonnen hatte. Am 23. März erfolgt die Gründung des österreichischen Fußballclubs SK Vorwärts Steyr.

Vielleicht ist es noch erwähnenswert, dass Woodrow Wilson 1919 den Friedensnobelpreis erhalten hat! Jedenfalls ist durch die sogenannten „Friedens“verträge die Basis für den nächsten Kreig gelegt.

Das unglückliche Jahr 1919 für Rest-Österreich

Vor hundert Jahren – in Deutschland; eine Chronolologie

Es ist hundert Jahre her. 1919 war für viele in furchtbares Jahr, vor allem diejenigen, die den Krieg verloren hatten und nun die Schuld an seinem Beginn tragen mussten. Das waren Deutschland, Österreich-Ungarn und seine Nachfolgestaaten, das war aber auch Russland.

Zu Deutschland habe ich einen sehr plakativen (spannenden) historischen Roman gelesen, er heißt 1919 und wurde von Markus Willinger geschrieben. Hier wird besonders die Spaltung des Landes in Kommunisten einerseits und Rechte andererseits gezeigt, und welchen Einfluss hier Versailles hatte und wo die Wurzeln des Faschismus liegen.

Ein Faktum, das für spätere Zeit sehr bedeutend ist, war die Tatsache, dass der Priester und spätere Papst Pius XII, Eugenio Maria Giuseppe Giovanni Pacelli vom 20. April 1917 bis 22. Juni 1920 als päpstlicher Nuntius (Botschafter des Staates Vatikan) in München residierte, und ll die Unruhen selbst erlebt hat.

Jänner

Schon zu Beginn des Jahres zeigen sich Erfolge für die Arbeiterschaft: der 8-Stundentag tritt in Kraft. Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg gründen die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD). Aber die Entlassung des Berliner Polizeipräsidenten durch noch-nicht Reichspräsident Friedrich Ebert führt umgehend zum Spartakusaufstand in Berlin. Aber nicht nur dort, sondern auch in anderen Städten werden Räterepubliken (nach dem Vorbild Russlands und mit dessen Unterstützung) ausgerufen. Mitte Jänner werden Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg von Soldaten der Garde-Kavallerie-Schützen-Division in Berlin ermordet; kurz darauf findet die Wahl zur Nationalversammlung in Deutschland statt. Zum ersten Mal erhalten Frauen das aktive und passive Wahlrecht.

Die Rheinlandbesetzung ruft viel Unmut in Deutschland hervor: Truppen der Siegermächte besetzten die linksrheinischen Gebiete und vier rechtsrheinische „Brückenköpfe“ mit je 30 Kilometer Radius um Köln, Koblenz, Mainz und 10 Kilometer Radius um Kehl. Ferner wurde das linksrheinische Gebiet sowie ein 50 km breiter Streifen östlich des Rheins zur entmilitarisierten Zone erklärt.

Februar

Anfang Februar wird Friedrich Ebert von der Nationalversammlung zum ersten Reichspräsidenten der Weimarer Republik gewählt und bleibt dies bis 1925. In München scheitert der von Matrosen initiierte Lotter-Putsch gegen den bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner. Der Student Anton Graf von Arco auf Valley verübt auf den bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner ein Attentat. An den zwei Schüssen in Rücken und Kopf verstirbt der sozialistische Politiker.

März

Die Berliner Märzkämpfe beginnen, die mit Hinrichtungen von mehr als 1.200 Menschen verbunden sind. Das Gesetz über die Bildung einer vorläufigen Reichswehr tritt in Kraft

April

In München wird die Räterepublik Bayern ausgerufen. Die bayerische Regierung des Ministerpräsidenten Johannes Hoffmann flieht und ruft Truppen des Reichs und aus Württemberg zur Niederschlagung der Rebellion zu Hilfe. Nach der Vereitelung des Palmsonntagsputsches wird die zweite – kommunistische – Phase der Münchner Räterepublik eingeleitet. Der Vollzugsrat der Betriebs- und Soldatenräte ruft in München zur Bewaffnung auf. Die revolutionären „Roten“ gewinnen quasi kampflos die „Schlacht“ bei Dachau.

Mai

Reichswehrtruppen besetzen nach heftigen Kämpfen gegen Kommunisten und Anarchisten München. In Versailles erhält die deutsche Delegation den Entwurf des Friedensvertrages der Alliierten zur Beendigung des Ersten Weltkriegs ausgehändigt. Die quasi unabänderbaren Vertragsbedingungen bewirken im Juni den geschlossenen Rücktritt des amtierenden Kabinetts Scheidemann. Das Bekanntwerden der Vertragsbedingungen wird zu einem riesigen Schock der Bevölkerung.

Juni

Auf Befehl von Konteradmiral Ludwig von Reuter erfolgt kurz vor Unterzeichnung des Friedensvertrages von Versailles die Selbstversenkung der Kaiserlichen Hochseeflotte in Scapa Flow. Sülzeunruhen (Auslöser war die Annahme der Bevölkerung, dass verfaulte Kadaver zu Sülze verarbeitet und verkauft würden) in Hamburg. In ihrer Folge besetzen Reichswehr und Freikorps die Stadt. Die deutsche Delegation unterschreibt unter Protest den ihr vorgelegten Friedensvertrag von Versailles, welcher formell den Ersten Weltkrieg abschließt. Zugleich wird im Vertragswerk die Satzung des entstehenden Völkerbundes akzeptiert.

August

Die Weimarer Nationalversammlung gibt Deutschland eine demokratisch-parlamentarische Verfassung. Das Reichssiedlungsgesetz (zur Erleichterung der landwirtschaftlichen Landbeschaffung und Ansiedlung wird die Bildung gemeinnütziger Siedlungsunternehmen vorgesehen) wird erlassen. Mit der angenommenen Bamberger Verfassung erhält Bayern die erste demokratische Verfassung seiner Geschichte. Das bayerische Kriegsministerium wird aufgelöst, die Soldaten in die Reichswehr integriert. Die Weimarer Verfassung behält die Landesverteidigung allein den Aufgaben des Reichs vor. Das Innenministerium der Weimarer Republik erklärt, es werde keine Sedan Feiern mehr geben. Diese Feiern gedachten zuvor des Sieges in der Schlacht von Sedan am 2. September 1870 (Deutsch-Französischer Krieg)

Oktober

Das Reichsland Elsass-Lothringen des deutschen Kaiserreiches wird von Frankreich aufgelöst.

November

Gründung der Lausitzer Volkspartei als politischer Interessenvertretung des sorbischen Volkes.  In der ersten freien Volksabstimmung in Deutschland votieren über 88 % der Stimmberechtigten im Freistaat Coburg gegen den Zusammenschluss mit den thüringischen Staaten. Daraufhin kommt es 1920 zur Vereinigung mit dem Freistaat Bayern.  Der Berliner Stadtkommandant Otto Wels bildete Soldatenwehren zum Schutz vor Plünderungen und Bürgerkrieg in Berlin.

Dezember

Die Curzon-Linie entsteht in Paris als Vorschlag für die polnisch-russische Demarkationslinie. In Deutschland wird innerhalb der SPD die die Arbeiterwohlfahrt gegründet. In Deutschland wird die Reichsabgabenordnung verabschiedet. Das Mantelgesetz fasst die verschiedenen Steuerregelungen zusammen, bringt die Einführung der Finanzgerichte und schafft ein einheitliches Steuerstrafrecht.  Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge wird in Berlin gegründet. Ein Gesetz zur Verfolgung von Kriegsverbrechen und Kriegsvergehen zur Verfolgung von Straftaten, „die ein Deutscher im In- und Ausland während des Krieges“ begangen hat. Rote Garden besetzen den Münchner Hauptbahnhof. Während der Friedensverhandlungen in Versailles tritt der britische Delegierte Keynes aus Empörung über die Höhe der Reparationsforderungen an Deutschland zurück.

Ein Jahr der Demütigungen, der Gebietsverluste, der der inneren Unruhen für Deutschland. All das bleibt längerfristig nicht ohne Folgen

Vor hundert Jahren – in Deutschland; eine Chronolologie

Um das Jahr 1819 in Europa

Das Jahr 1819 könnt man politisch als ein Jahr in Europa bezeichnen, in dem vor allem Zensur verschärft, Vorkehrungen gegen „staatsgefährdende Bestrebungen“ getroffen, Bekämpfung liberaler und nationaler Tendenzen eingeleitet wurden.  Die Periode (davor) war durch Napoleon stark geprägt und die Länder dann durch den Wiener Kongress befriedet worden.

Frankreich

In Frankreich war Napoleon vom mit diktatorischen Vollmachten ausgestattete Ersten Konsul der Republik und ab 1804 als durch Volksabstimmung formal legitimierten Kaiser gewesen. Napoleon Bonaparte war 1810 zum Herrscher vom größten Teil Europas geworden. Napoleon baute ein Empire mit einem Frankreich im Zentrum auf, dessen Departements sich von Nordspanien bis an die Elbmündung erstreckten. Die Iberische Halbinsel sowie Italien und vor allem die Konkursmasse des auf Druck Napoleons 1806 untergegangenen Heiligen Römischen deutscher Nation, der Rheinbund, gehörten am Anfang der 1810er Jahre zum napoleonischen System von Satellitenstaaten. Auch Preußen und Österreich waren in dieses System eingebunden. Allerdings nach der Schlacht von Waterloo 1815 war er zum zweiten Mal und nun endgültig nach St. Helena verbannt worden.  Ab 1815 herrschte Ludwig XVIII. Der König hatte das Parlament aufgelöst.

Großbritannien

In der Auseinandersetzung mit Napoleon Bonaparte hatten die Briten in der Schlacht von Trafalgar 1805 die Oberhand behalten und mit ihr jede französische Handlungsfähigkeit zur See beendetet. Die Regierung hatte 1807 den Sklavenhandel verboten. 1809 waren Truppen unter Arthur Wellesley, 1. Herzog von Wellington, dem bedeutendsten britischen Heerführer dieser Zeit, auf der Iberischen Halbinsel gelandet und führten dort gemeinsam mit Aufständischen einen zähen Kampf gegen die Truppen Napoleons und erzielten erst 1813 den auf diesem Kriegsschauplatz entscheidenden Sieg. Aufgrund der industriellen Revolution hatte sich bereits um 1800 bereits ein Proletariat an den wichtigsten Industriestandorten entwickelt. Der König war bis 1810 der geistig umnachteten König Georg III. gewesen, für den ab 1810 sein Sohn regierte, der erst 1820 als Georg IV. offiziell die Krone übernahm. Wirtschaftlich stieg die Unzufriedenheit mit der Regierung spürbar an. Im ganzen Land begannen sich politische Clubs zu bilden, Petitionsbewegungen und Demonstrationen zu formieren. 1819 wurde im Peterloo-Massaker eine Massenversammlung in Manchester blutig niedergeschlagen.

Deutschland

Deutschland war damals noch nicht geeint.  Burschenschaften verursachten Schlagzeilen. Allen voran der radikale Burschenschafter Karl Ludwig Sand (1795-1820), der 1819 den Schriftsteller und russischen Generalkonsul August von Kotzebue (1761-1819) ermordete. Er wurde vor den Augen seines vierjährigen Sohnes am 23. März 1819 niedergestochen. Sand hatte ihn als Feind der Einheit Deutschlands angesehen. Karl Ludwig Sand wurde im Mai des Folgejahres wegen des Mordes an Kotzebue hingerichtet. In der Folge war es zu den „Karlsbader Beschlüssen“ und letztendlich zur Turnsperre gekommen. Die „Karlsbader Beschlüsse“ kamen zustande, weil in jener Zeit an verschiedenen deutschen Höfen Revolutionsangst herrschte. Es kam auch zu den Hep-Hep-Unruhen, bei denen antijüdische Demonstrationen und Ausschreitungen auf zahlreiche Städte in Deutschland übergriffen. Erstmals seit dem Mittelalter war es zu überregionalen antisemitischen Gewaltausbrüchen gekommen. Daraufhin wurden die Freiheiten an den Universitäten auf Empfehlung an den deutschen Bundestag drastisch eingeschränkt, besonders die Pressefreiheit war davon betroffen. Demagogenverfolgung wurde angestrebt und das monarchische Prinzip wurde gefestigt. 1819 erhielten Württemberg und Hannover jeweils eine Verfassung. Arthur Schopenhauer (1788-1860) veröffentlichte sein Hauptwerk, „Die Welt als Wille und Vorstellung“.

Habsburger Reich

Franz Joseph Karl hatte 1804 den Titel eines erblichen Kaisers von Österreich angenommen, aber führte bis 1806 den Titel des Erwählten Römischen Kaisers weiter. Seine Abdankungserklärung vom 6. August 1806, mit der er „die deutsche Kaiserkrone und das Reichsregiment“ niederlegte und „die Churfürsten, Fürsten und übrigen Stände, wie auch alle Angehörige und die Reichsdienerschaft, ihrer bisherigen Pflichten“ entband, stand unter der Sorge, die Reichskrone könne in französische Hände und seine österreichischen Länder im Reich könnten de jure unter napoleonische Herrschaft gelangen. De facto wurde das Reich, ohnedies nur mehr ein sehr loser Zusammenschluss, durch den 1806 auf Betreiben Napoleons gegründeten Rheinbund gesprengt, dessen Fürsten aus dem Reich austraten. Bis zu seinem Tode 1835 blieb Kaiser Franz außerdem König von Böhmen, Kroatien und Ungarn. Seine Hausmacht blieben nach wie vor die habsburgischen Erblande. Die Regentschaft des „guten Kaisers Franz“ war geprägt von Auseinandersetzungen mit Napoleon. Im Amt gefolgt ist ihm Ferdinand.  Der führungsschwache Ferdinand stand während seiner Regentschaft im Schatten seines Staatskanzlers Fürst Metternich und der sogenannten Geheimen Staatskonferenz, die zu seiner „Entlastung“ eingerichtet worden war. Metternich war 1819 allerdings noch Außenminister. Im Habsburgerreich herrschten große wirtschaftliche und industrielle Rückstände. Jedoch war in der im Rahmen dessen Österreich immer fortschrittlicher als Ungarn. Im Habsburgerreich war Verwaltung, Bildung und Handel am Stärksten rund um die Alpen vorhanden. Zuständig für die Agrarwirtschaft waren daher Ungarn und die Karpatenländer. Diese Aufgabenteilung sorgte dafür, dass das Länder des Habsburgerreiches voneinander abhängig wurde und somit eine geschlossene Gesellschaft darstellte. Daher war das Habsburgerreich unabhängig von den anderen europäischen Ländern. Große Teile des Reiches wurden für militärische Zwecke genutzt. Entstehung von Industriegebieten am Land durch das Bauen einer Bahnstrecke. Es entstanden große Industrielandschaften und Siedlungen, die die Industrie mit ungelernten und daraus folgend billigen Arbeitern versorgen. Die Ansiedlungen entstanden meist entlang der Bahnstrecke, da diese weitgehend die einzige Verbindung zu anderen Orten war.

In Russland herrschte Alexander I. Pawlowitsch Romanow, weich und sentimental, zeigte er sich wohlwollend und für Ideale begeistert, aber auch schwach und unbeständig und schon früh begann seine Bereitschaft, alles Unangenehme beiseitezuschieben. Er war sein Leben lang stark durch seine Mutter Katharina II. beeinflusst. Seiner Persönlichkeit entsprechend, war sein Bemühen vornehmlich auf die innere Entwicklung Russlands gerichtet. In der ersten Hälfte seiner Regierung, namentlich während der ersten Jahre, war er eifrig bestrebt, das Finanzwesen seines Reichs zu ordnen, die geistige Bildung zu fördern und das harte Los der Leibeigenen zu mildern. Er war anfangs bemüht, kriegerische Einmischung in die europäischen Angelegenheiten zu vermeiden. Aber auch sein Leben wurde durch Napoleon beeinflusst.  1814 bemühte sich der Kaiser beim Wiener Kongress für die Eintracht unter den Fürsten und für die Herstellung einer festen Ordnung. In Russland wurden die Zensur und die strengste Überwachung der Büchereinfuhr wieder eingeführt, die Wissenschaft, Literatur und der Unterricht behindert, Untersuchungen wegen demagogischer Umtriebe eingeleitet, die Missionsgesellschaften unterdrückt und allmählich alle Pläne für Reformen und Fortbildung aufgegeben. Über das ganze Reich breitete sich das Netz einer offenen und geheimen Polizei, welche allen Verkehr hemmte. Die Erfahrung, dass durch alle diese Maßregeln der Geist des Widerstandes nicht zu verbannen war, verbitterte den Kaiser. Unter ständigem Druck Metternichs wandte sich der Kaiser gegen seine eigenen Freunde, und am 6. August 1822 erging der Befehl, alle geheimen Gesellschaften und auch die Freimaurerlogen aufzulösen.

Viel hat sich auch in anderen Teilen der Welt getan, aber es ist unmöglich, in einem Blog alles dazustellen.

 

Um das Jahr 1819 in Europa

Die 19’er Jahre: 1519 und 1619

Je näher wir der Jetztzeit kommen, desto mehr wird über die Zeit berichtet. Diese beiden Jahre sind höchst unterschiedlich. Es zeigt sich, dass aus der Jahreszahl allein keinerlei Schlüsse gezogen werden können.

1519: Kaiser Maximilian I. stirbt auf dem Weg von Innsbruck zum Landtag nach Linz in der Burg Wels. Mit seinem Tod wird sein Enkel Karl, der bereits König von Spanien ist, auch Erzherzog von Österreich. Maximilian wird gemäß seinem Testament in seiner Taufkirche, der St.-Georgs-Kapelle der Burg in Wiener Neustadt, im Ornat des St.-Georg-Ritterordens unter den Stufen des gotischen Hochaltars beigesetzt.

Der Regensburger Stadtrat ordnet die Vertreibung der Juden aus der Stadt an, nachdem christliche Handwerker die gefordert haben. Die Regensburger nutzen damit das Machtvakuum nach dem Tode Kaiser Maximilians I. Das alte Judenviertel wird zerstört und es entsteht die lukrative Wallfahrt „Zur schönen Maria“. Binnen zweier Wochen müssen alle Juden die Stadt verlassen. Das Ghetto wird samt Synagoge und Schule niedergebrannt, Pfänder werden beschlagnahmt, kostbare Pergamenthandschriften als Einbindematerial für Akten und Bücher missbraucht. Der Friedhof wird geschändet, die über viertausend Grabsteine meist zerstört, teilweise aber auch von Regensburger Bürgern mit Billigung des Rates entwendet und als sichtbare makabre Trophäe des „Sieges“ über die Juden in Hauswände eingemauert.

Der spanische König Karl I. gewinnt gegen Franz I. von Frankreich die Wahl zum römisch-deutschen König. Kurz vor der Wahl ist Friedrich III. (der Weise) als Kandidat zurückgetreten.

Cortés bricht mit 11 Schiffen und 670 Mann von Havanna aus auf. Wenig später landet die Flottille auf der vor Yucatán gelegenen Insel Cozumel.  Der spanische Konquistador Hernán Cortés landet dann auch an der Küste Mexikos in der Nähe der heutigen Stadt Veracruz, er lässt in der aztekischen Stadt Cholula mehrere hundert Einwohner massakrieren.

Von Sevilla aus beginnt Ferdinand Magellan seine geplante Weltumsegelung. Seine Flotte, bestehend aus den Schiffen Trinidad, San Antonio, Concepción, Victoria und Santiago, segelt unter der kaiserlichen Flagge des Heiligen Römischen Reiches den Guadalquivir hinab in Richtung Ozean. Magellan nimmt auf den Kanarischen Inseln Proviant auf, die Flotte erreicht die Kapverden, die Flotte überquert den Äquator. Endlich erreicht die Flotte Südamerika und geht in einer Bucht vor Anker, die Magellan Bahia de Santa Lucía nennt, die heutige Bucht von Rio de Janeiro. Die dortige indigene Bevölkerung hält die Weißen für Götter, da gleichzeitig mit ihrer Ankunft zum ersten Mal seit langer Zeit Regen fällt.

Die großen Reformatoren sind aktiv: Zwingli in der Schweiz und Martin Luther in Deutschland. Luther meint, dass nicht alle Thesen des Jan Hus ketzerisch seien. Dies bedeutet den endgültigen Bruch zwischen Luther und Rom.

In Europa breitet sich seit dem Vorjahr eine neuerliche Pestwelle aus.

In diesem Jahr ist Lucretia Borgia, eine italienisch-spanische Renaissancefürstin und die uneheliche Tochter Papst Alexanders VI. mit seiner Geliebten, gestorben.  Ebenso hat Leonardo das Vinci 1519 seinen Tod gefunden.

Nach dem ereignisreichen Jahr mit großen Umwälzungen, wie Umbruch im Heiligen Römischen Reich („in dem die Sonne nicht untergeht“),  den erfolgreichen Konquistadoren und Reformatoren, in dem auch der endgültige Beweis erbracht wurde, dass die Erde eine Kugel ist, herrscht 1619 Krieg! Der dreißigjähriger Krieg hat begonnen.

1619:  Kaiser Matthias stirbt in Wien. Sein Cousin Ferdinand II. wird sein Nachfolger als Erzherzog von Österreich.

Wallenstein unternimmt den Versuch, sein mährisches Regiment nach Wien zu bringen, um es dem Einfluss der böhmischen Aufständischen zu entziehen und mit der kaiserlichen Armee zu vereinigen, er wurde von den mährischen Ständen für immer des Landes verwiesen und verliert alle seine Güter und Besitztümer in Mähren.

Mit der „Sturmpetition“ in der Wiener Hofburg versuchen die von Paul Jakob von Starhemberg geführten niederösterreichischen protestantischen Ständevertreter von Erzherzog Ferdinand vergeblich einen Verzichtfrieden mit den aufständischen Böhmen und Zugeständnisse hinsichtlich der Ausübung des evangelischen Glaubens zu erwirken. Böhmen wird in eine Wahlmonarchie umgewandelt und Protestanten den Katholiken gleichgestellt. Der Ständeaufstand in Böhmen führt zur Absetzung des böhmischen Königs Ferdinand II. aus dem Haus Habsburg. Hierauf wird Friedrich V. von der Pfalz in der Prager Wenzelskapelle zum König von Böhmen gekrönt.

Ferdinand II. wird dennoch als Nachfolger des verstorbenen Matthias zum römisch-deutschen Kaiser gewählt. Bei der Wahl übt Ferdinand das Stimmrecht Böhmens aus, was zur Einstimmigkeit bei der Wahl führt.

In Jamestown findet die erste Generalversammlung von Virginia (damals Kolonie von Großbritannien) und damit die erste gesetzgebende Versammlung von Bürgern in der Geschichte der Vereinigten Staaten statt. Der atlantische Sklavenhandel erreicht den nordamerikanischen Kontinent. Die ersten 20 schwarzen Sklaven treffen auf einem niederländischen Schiff in Jamestown (Virginia) ein.

In Ulm findet ein wissenschaftliches Kolloquium zur Frage statt, ob Kometen wunderbare Zeichen Gottes über Unheil oder natürliche Erscheinungen sind. Johannes Kepler gibt sein Buch Harmonice Mundi heraus. Es enthält das dritte Keplersche Gesetz (Die drei Keplerschen Gesetze sind die fundamentalen Gesetzmäßigkeiten des Umlaufs der Planeten um die Sonne)

Der deutsche Barockkomponist Heinrich Schütz war Hofkapellmeister am Hof des Kurfürsten Johann Georg I. Das Manneken Pis in Brüssel entstand.

In diesem Jahr wurde Cyrano de Bergerac geboren, ebenso wie Jean-Baptiste Colbert; gestorben ist Matthias, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, sowie Markus Sittikus von Hohenems, Fürsterzbischof von Salzburg.

Viele der Geschehnisse dieser Zeit haben auch Auswirkungen auf unser Heute!

Die 19’er Jahre: 1519 und 1619

Benötigt Europa wirklich einen Studienplatz für extreme Rechte?

Die Kartause Trisulti liegt am Fuß der Monti Ernici in der Provinz Frosinone, knapp hundert Kilometer östlich von Rom. Dominikus von Sora hatte hier 996 ein erstes Benediktinerkloster gegründet. 1204 wurde das Kloster von den Kartäusern übernommen und neu aufgebaut. Es wurden Pflanzen und Wurzeln aus den umliegenden Wäldern gesammelt, sowie Kräutergärten angelegt.  Das Kloster wurde, wie man heute sagt, ein Kompetenzzentrum der pflanzlichen Medizin. Einer Legende nach soll hier auch den bekannten Anislikör Sambuca erfunden worden sein. 1947 übernahmen dann Zisterziensermönche das Kloster. Auch ihr Orden ist nun vom Aussterben bedroht. Vor zwei Jahren mussten drei Brüder wegen hohen Alters verlegt werden, seither lebt nur noch der 83-jährige Prior in dem 15 000 Quadratmeter großen Komplex, der inmitten von Eichen- und Tannenwäldern auf rund 850 Meter Höhe gelegen. Der Ausblick auf die umliegenden Berge des Apennins ist überwältigend.

Was kann und soll mit einem derartigen Juwel geschehen?  Ohne Nutzung würde der Komplex zweifellos früher oder später verfallen. Nun ist Benjamin Harnwell dort eingezogen und plant eine Ausbildungsstätte: Bis zu 350 Studierende sollen hier in Zukunft Blockkurse in Philosophie, Wirtschaft, Geschichte und Theologie besuchen. Der Brite hat mit seiner katholischen Denkfabrik, dem Dignitatis Humanae Institute, Anfang 2017 die Ausschreibung des Kulturministeriums zur Nutzung der Kartause gewonnen und einen Mietvertrag für neunzehn Jahre unterzeichnet. Dieses bestehende Institut ist eine Denkfabrik, die „auf der Grundlage der Erkenntnis, dass der Mensch im Ebenbild Gottes geschaffen“ sei, die Erhaltung der Menschenwürde fördern will.

Nun scheint das eine äußerst begrüßenswerte In Initiative zu sein. Aber Benjamin Harnwell ist ein glühender Anhänger des ehemaligen Ideologen der amerikanischen Tea Party und Chefstrategen von Präsident Trump, der sich seit seiner Entlassung in den USA um „die „Europäische Rechte“ kümmert. Harnwell meint, dass diese Kartause in Zukunft das spirituelle Zuhause des Bannonismus sein wird. Er glaubt, dass die westliche Kultur durch zunehmenden Atheismus von innen und „islamischen Faschismus“ von außen existenziell bedroht sei und man ihr mit einer Rückkehr zum Nationalismus und zu christlichen Werten neuen Halt verschaffen müsse.

In der Kartause sollen nun „künftig Gladiatoren zur Verteidigung der christlich-jüdischen Basis der westlichen Zivilisation ausgebildet werden“, meint Harnwell. Das Ziel ist Kampf gegen radikale Säkularisten, gegen die korrupte, globalisierte Elite, gegen Massenzuwanderung aus Afrika und gegen die zunehmende Islamisierung des Westens. Hier wird gelehrt werden, dass sich Europa in einem kulturellen Krieg befinde. Auf der einen Seite stünden der christlich-jüdische Grundsatz, dass der Mensch nach dem Vorbild Gottes geschaffen worden ist, auf der anderen Darwins monströse Evolutionstheorie. Die Initiatoren der Theorie meinen, dass Politiker, die christliche Werte verteidigten, in Europa heute als Rechtsextremisten beschimpft und marginalisiert würden.

Während Bannons politische Organisation, „Die Bewegung“, euroskeptische nationalistische Parteien vor den Europawahlen stärken und zusammenbringen soll, ist das Ziel dieser neu gegründeten Akademie längerfristig ausgerichtet. Sie soll laut dem umstrittenen amerikanischen Ideologen die nächste Generation von Kulturkämpfern und Anti-Establishment-Politikern rüsten. Es wird sich zeigen, ob sie erfolgreicher sein wird als Bannons Brüsseler Projekt, die Bewegung. Dieses krankt daran, dass die nationalistischen Bewegungen in verschiedenen europäischen Ländern wenig gemein haben und sich zudem auch nicht von einem Amerikaner anführen lassen wollen. Außerdem gilt „der Bewegung“ der aus Ungarn stammende US-Milliardär George Soros als Hauptfeind. Konkret soll „die Bewegung“ Rechtspopulisten in der EU, die nicht über einen großen Apparat verfügen, in Form von Umfragen, Analysen und Beratung unter die Arme greifen. Die FPÖ will bei der Europawahl 2019 aber nicht mit der neu gegründeten Bewegung des früheren US-Präsidentenberaters Steve Bannon zusammenarbeiten, meinte Generalsekretär Harald Vilimsky.

Aber zurück zur Kartause: die Renovierung des denkmalgeschützten Klosterkomplexes wird sehr viel Zeit in Anspruch nehmen. Es müssen Aulen und Unterkünfte für die Studierenden gebaut werden. Die Arbeiten haben noch nicht begonnen, weil die nötigen Verträge und Bewilligungen noch fehlen. Die ersten Kurse sollen in diesem Sommer deshalb noch in Rom stattfinden. 2020 will man dann den Betrieb in der Kartause eröffnen. Auch dieser Zeitplan erscheint jedoch ziemlich optimistisch.

Das Angebot soll sich an Politiker, Beamte, Akademiker und Journalisten aus aller Welt richten. Die Kursteilnehmer könnten ihr Wissen über die westliche Zivilisation erweitern und lernen, wer ihre Feinde seien und wie sie gegen diese ankämpfen könnten. Bannon werde dabei selbstverständlich auch einen Kurs über den Umgang mit den modernen Medien geben.

Neben Bannon sollen weitere private Geldgeber das Projekt unterstützen. Wer sie sind, wird nicht bekannt gegeben. Die Miete für das Kloster beträgt 100 000 Euro pro Jahr. Was in Renovierungsarbeiten investiert wird, kann angeblich abgezogen werden. Damit könnte man fast gratis hier agieren.

Die Kartause mit ihrer historischen Apotheke und der großen alten Bibliothek zählt zu Italiens nationalen Monumenten und liegt an einem großen Pilgerweg, dem Benediktweg. Im Jahr zieht sie bis zu 50 000 Besucher an. Für die Bewohner der umliegenden Gemeinden hat es zudem eine große emotionale Bedeutung. Einige der Anwohner sind über die geplante Nutzung aber gar nicht glücklich, die Kartause wäre für Pilger, Kulturinteressierte, Kranke und Mediziner über Jahrhunderte hinweg ein Ort des Zusammentreffens und des Dialogs gewesen, es sollte kein obskures Trainingslager für Nationalisten werden, meinen sie. Und ich stimme dem zu.

 

 

Benötigt Europa wirklich einen Studienplatz für extreme Rechte?

Ein Blick auf „19er“ Jahre (bis 1419)

Wenn man so die „19er“ Jahre durchgeht, stößt man auf durchaus interessante Fakten, wobei meist jene besonders auffallen (und hier übernommen wurden), von denen man irgendwann gehört oder gelesen hat.  Meine „Auswahl“ bestätigt wieder einmal meine eurozentrische Sicht der Dinge. Leider sind es zumeist kriegerische Handlungen, über die berichtet wird, es wird um Macht und Einfluss gekämpft:

719: hat der austrasischen Hausmeiers Karl Martell über Neustrien bei Soissons gesiegt. Er erkennt auch den Merowinger Chilperich II. als König des Frankenreichs an, dieser aber bleibt ein Schattenkönig, denn Karl Martell bleibt eigentlicher Machthaber im Reich.

Zeitgleich erobern die Mauren Lissabon und dringen von der iberischen Halbinsel aus nach Septimanien vor: Narbonne ist die erste Stadt des Frankenreichs, die von ihnen erobert wird.

Die Kirche in Nubien wechselt von der orthodoxen Kirche zur koptischen Kirche.

Der angelsächsische Mönch Bonifatius wird von Papst Gregor II. mit der Missionierung der heidnischen Germanen beauftragt.

919: Herzog Heinrich I. von Sachsen wird von den Franken, Sachsen und Thüringern zum König des Deutschen Reiches (Regnum theutonicum) gewählt.

Im Byzantinischen Reich entmachtet der Flottenführer Romanos Lakapenos die Altkaiserin Zoe Karbonopsina. Er verheiratet den 13-jährigen Kaiser Konstantin VII. mit seiner Tochter Helena und übernimmt als Basileopator die Regentschaft.

Zar Simeon I. der Große proklamiert die Autokephalie (Unabhängigkeit) der bulgarisch-orthodoxen Kirche und erhebt sie zur Patriarchalkirche.

1019: Knut der Große, König von England wird auch König von Dänemark und herrscht nun über ein Anglo-Skandinavisches Reich.

Jaroslaw wird unumstrittener Herrscher der Kiewer Rus und Großfürst von Kiew.

1119: Syrische Seldschuken schlagen das Heer der Kreuzfahrer aus Antiochia in der Schlacht von Ager Sanguinis.

In der Schlacht von Brémule wehrt König Heinrich I. von England eine Invasion des französischen Königs Ludwigs VI. des Dicken auf die Normandie ab.

Papst Calixt II. beruft das Konzil zu Reims ein, um im Investiturstreit Unterstützung für die päpstliche Position gegenüber Kaiser Heinrich V. zu erhalten. Heinrich wird gebannt.

1219: Unter dem Vorwand, den Fünften Kreuzzug in Palästina zu unterstützen, siegt in der Schlacht von Lyndanisse ein königlich-dänisches Kreuzfahrerheer unter Waldemar II. über ein Aufgebot der heidnischen Esten und errichtet um die Festung Castrum Danorum die Stadt Tallinn

Der Albigenserkreuzzug unter seinem neuen Anführer, dem französischen Kronprinzen Ludwig, erleidet bei Baziège eine schwere Niederlage gegen die okzitanischen Truppen der Grafen Raimund VI. von Toulouse und Raimund Roger von Foix. Die Kreuzzugstruppen erreichen Toulouse. Nach einer mehrwöchigen Belagerung bricht Ludwig am 1. August den Kreuzzug ab und tritt die Rückreise nach Nordfrankreich an. Raimund VI. und sein Sohn Raimund VII. greifen daraufhin die verbliebenen Kreuzfahrer an und machen sich an die Rückeroberung des Languedoc.

Sultan Al-Kamil Muhammad al-Malik legt den Kreuzfahrern, die die ägyptische Stadt Damiette belagern, mehrfach ein Friedensangebot vor, das unter anderem die Rückgabe Jerusalems und der umgebenden Gebiete sowie einen 30-jährigen Waffenstillstand beinhaltet. Doch der neue Anführer des Kreuzzuges von Damiette, Kardinal Pelagius von Albano, lehnt eine Verhandlung mit den Sarazenen aus prinzipiellen Gründen ab. Während des Kreuzzugs von Damiette predigt Franz von Assisi im Lager des Sultans Malik al-Kamil.

Herzog Leopold VI. von Österreich verlässt den Kreuzzug und tritt die Heimreise an.

Nach 19-monatiger Belagerung erobert der Fünfte Kreuzzug die ägyptische Hafenstadt Damiette. Die meisten Einwohner der Stadt sind während der Belagerung an Hunger und Krankheiten gestorben, die Verbliebenen werden nun getötet oder versklavt.

Beginn des Krieges der Mongolen gegen das Choresmische Reich. Dschingis Khan erobert Kirgisistan und Kasachstan.

Eine schwere Sturmflut trifft die Nordseeküste: Es kommen rund 36.000 bis 50.000 Menschen ums Leben. In Westfriesland durchbricht die Nordsee einen natürlich entstandenen Sanddeich, wodurch die Meeresbucht Zuiderzee entsteht, das heute künstlich von der Nordsee getrennte IJsselmeer. das Naturereignis wird von einem Mönch als „Sintflut“ als Strafe „für unsere Verbrechen“ bezeichnet.

1419: Im Hundertjährigen Krieg mit Frankreich nimmt der englische König Heinrich V. nach sechsmonatiger Belagerung die Stadt Rouen ein. Die Normandie wird der englischen Krone unterstellt.

Mit dem ersten Prager Fenstersturz beginnen die Hussitenkriege: Anhänger des vier Jahre zuvor beim Konzil von Konstanz auf dem Scheiterhaufen als Ketzer hingerichteten Jan Hus stürmen das Neustädter Rathaus am Karlsplatz in Prag, um dort gefangene Glaubensgenossen zu befreien. Dabei werfen sie zehn Personen aus dem Fenster, die anschließend mit Hiebwaffen getötet werden.

Nach dem Tod von Wenzel wird sein Halbbruder Sigismund, König von Ungarn und Kroatien seit 1387 und römisch-deutscher König seit 1411, auch König von Böhmen. Dieser gilt für die Hussiten als Mörder von Jan Hus und ist als Herrscher daher inakzeptabel. Hussitische Truppen erobern den Prager Stadtteil Vyšehrad. Nach schweren Kämpfen um die Prager Kleinseite kommt es schließlich zu einem Friedensschluss, nachdem Wenzels Witwe Sophie von Bayern versprochen hat, die Hussiten überall in Böhmen zu schützen. Eine königlich-katholische Einheit erleidet in der Nähe von Pilsen eine erste Niederlage gegen ein kleines hussitisches Kontingent.

Portugiesischen Seefahrer entdecken von Porto Santo aus die Insel Madeira und gehen in der Bucht von Machico erstmals an Land. An dieser Reise nimmt auch Bartolomeu Perestrelo teil, der spätere Schwiegervater von Christoph Kolumbus. In den nächsten Jahren wird die Insel auf Befehl von Heinrich dem Seefahrer kolonialisiert und ist somit die erste Insel außerhalb Europas, die dauerhaft von Europäern besiedelt wird.

In der Hansestadt Rostock wird die erste Universität im gesamten Ostseeraum gegründet.

Der Begriff „Hexereye“ taucht in einem Prozess in Luzern erstmals auf.

 

Die Liste wird fortgesetzt.

Ein Blick auf „19er“ Jahre (bis 1419)

Zum Koran, Vers 34, Sure 4: Die Männer stehen den Frauen in Verantwortung vor, …

Ich möchte hier nicht auf die Frauenmorde zu sprechen kommen, denn da sind nun Polizei und Gerichte zuständig, die die Fälle aufzuklären haben. Ich möchte zu den Integrationsverweigerern kommen, die mitten in unserer Gesellschaft leben. Sie fühlen sich wohl, in ihrem kleinen Ghetto, sie möchten keine „andere“ Sprache benützen, sie möchten keine „fremden“ Leute kennen lernen, sie möchten die Sitten und Gebräuche ihrer Heimat hier weiterleben. Wenn ein Mann heiraten soll, wird die Braut lieber aus dem Dorf der früheren Heimat importiert. Wenn ein Mädchen heiraten soll, wird sie in möglichst frühem Alter zurück in die alte Heimat geschickt um dort mit einem möglichst (entfernten) Verwandten verheiratet zu werden, den sie dann in die neue Heimat bringt. Man kauft meist nur in jenen Geschäften ein, die von einem „Landsmann“ betrieben werden und möglichst jene Produkte, die es auch im „zu Hause“ gab. Deren Präsident ist sicher nicht der österreichische, sondern jener der „Heimat“. Wenn dieser auf Staatsbesuch kommt, wird er begeistert mit den Fahnen der „alten Heimat“ begrüßt. In diesem Umfeld werden Buben zu patriarchalischen Männern erzogen, die sich „von Frauen“ (z.B. Lehrerinnen in der Schule) nichts sagen lassen wollen. Mädchen, die oft zum ersten Mal seit Generationen die Möglichkeit haben, zur Schule zu gehen und Bildung zu erwerben, und diese auch fortsetzen möchten, werden von den Eltern davon abgehalten. Diese Integrationsverweigerer sind wahrscheinlich nicht die Mehrheit, aber sie bilden Parallelgesellschaften, die sehr schwer aufzubrechen sind.

Ja, auch diese Zuwanderer, die in ihren Parallelgesellschaften verweilen wollen,  gibt es. Hier wird versucht, über Generationen hinweg, die verlassene dörfliche Struktur auch in der Großstadt weiterhin aufrecht zu erhalten. Und diesen circulus vitiosus (Teufelskreis, in dem mehrere Faktoren sich gegenseitig verstärken und so einen Zustand immer weiter verschlechtern) gilt es durch Integration zu durchbrechen. Eine schwierige Aufgabe!

Es ist nämlich nicht so lange her, als auch bei uns noch das Patriarchat herrschte. Es waren die Broda’schen Reformen der 70er Jahre, die das vorher gültige Recht der Männer (stammend von 1811) ablöste. Es gibt auch in unserer Gesellschaft genug (alte) Männer die diesem vergangenen Recht nachtrauern.

Dennoch Integration bedeutet grundsätzlich einmal Vermittlung guter Sprachkenntnisse und gute Schulen für die Jungen. Und hier setze ich eher auf die Mädchen als auch die Burschen. Denn diese Mädchen sind lernwillig, diese Mädchen erkennen die Chance, die sich ihnen durch Bildung bietet und sie sind in der Lage (aber auch nur wenn sie von außen gestützt werden) diesen Teufelskreis zu überwinden,  und dann – hoffentlich neben einen Beruf, der ihnen ein eigenes Einkommen verschafft, selbst Mütter zu werden, die ihren Kindern Bildung und freie Entfaltung in unserer Gesellschaft ermöglichen.  Unterstützend sollten bereits die jetzigen Mütter – eben jene, die „nur“ den Haushalt führen und von ihren Männern zu Hause gehalten werden – in den Sprachunterricht einbezogen werden, und dabei (vielleicht so ein bisserl nebenbei) bei uns gültige Regeln vor Augen zu geführt werden.

Parallelgesellschaften sind gesamtgesellschaftlich ein Unglück, wir sehen ja laufend, welche Auswirkungen das in den französischen Banlieues hat! Bei uns ist die Situation nicht so ausgeprägt, aber eine kleine Schicht der Integrationsverweigerer gibt es dennoch! Und sie dienen aber jenen, die Flüchtlinge verdammen, als Vorwand.

Eine weitere Maßnahme, die allerdings von der islamischen Gemeinde bzw. den Muslimen in Europa ausgehen sollte, wäre, den Islam und den säkularen Staat miteinander in Einklang zu bringen. Das ist schwierig, weil es zwar in Europa durchaus derartige Entwicklungen an den Universitäten gibt, aber die führenden Köpfe des Islam alleweil noch in Kairo (al Azhar-Universität) für Sunniten und Ghom (Theologische Hochschule) für Schiiten den Ton für theologische Fragen angeben. Und ja, es stimmt, der Koran enthält Verse und Suren, die das Patriachat stärken. Das ist beispielsweise der Vers 34 in der Sure 4: „Die Männer stehen den Frauen in Verantwortung vor, weil Gott die einen vor den anderen ausgezeichnet hat und weil sie von ihrem Vermögen hingeben.“ Es wird auch in der muslimischen Community über die Bedeutung dieses Verses diskutiert: Es wird versucht zu klären, ob der Vers eine gesellschaftlich determinierte Führungsrolle empfiehlt oder ob irgendwelche Vorrangstellungen der Männer gemeint sind. Liegt die Begründung darin, dass der Mann sich um die Angelegenheiten der Frau kümmert, weil er ihren Unterhalt aus seinem Vermögen bestreitet? Das bedeutet für eine patriarchalische Gesellschaft, dass Männern die die Ausgaben für ihre Frauen übernehmen, Gott Vorrang gegeben und ihnen eine Weisungsbefugnis eingeräumt hat. Weil nun den Männern eine solche bevorzugte Rolle gegeben worden sei, verlangt Gott von ihnen, dass sie sich auch wie Männer verhielten. Das heißt, sie müssen Frauen würdevoll, bescheiden und ehrwürdig behandeln. Sollten sie dazu nicht in der Lage sein, werde ihnen der bevorzugte Status in der Beziehung zu den Frauen entzogen. Wer entzieht das dann da?

Aus dieser Haltung heraus haben moderne Koranausleger sogar schon geschlossen, da eine Frau in den gegenwärtigen Wirtschaftssystemen bisweilen mehr verdiene als ihr Mann und damit de facto die Ernährerin der Familie sein könne, und damit müsste die Weisungsbefugnis eigentlich ihr zufallen.

Nun, solche Überlegungen finden in Gelehrtenkreisen statt, aber der Imam „um die Ecke“, der für die Mitglieder der Parallelgesellschaften zuständig ist, predigt einfach den Koranvers, „Die Männer stehen den Frauen in Verantwortung vor, weil Gott die einen vor den anderen ausgezeichnet hat und weil sie von ihrem Vermögen hingeben“. Basta!

Das bedeutet aber auch, dass die säkulare Gesellschaft auch Verantwortung für derartige Imame übernehmen sollte und (endlich) für eine angemessene Ausbildung in Österreich sorgen müsste.

Was nun Verminderung der patriarchalischen Macht und Integration angeht, haben wir alle miteinander noch einen weiten Weg zu gehen. Und der wird leider lange dauern.

 

 

Zum Koran, Vers 34, Sure 4: Die Männer stehen den Frauen in Verantwortung vor, …