Die Tiara am Opernball

Ein bissel ätzen über den heute stattfindenden Opernball muss ich schon. Ich hab‘ ja schon mehrmals an dieser Stelle über diesen Ball geschrieben, jenen 1956 (Der (mein) erster Opernball), über „mein Rundherum“ bei späteren Opernbällen (unter „Opernballsplitter“) bzw. über einen, den ich im Fernsehen gesehen habe.

Heute möchte ich über Voraussetzungen und Vorbereitungen schreiben – „sehr kompetent“ natürlich, weil ich ja nicht dabei bin, aber ich habe einiges darüber vernommen. Gegenüber den früheren, und es war ja nicht nur der erste, bei dem ich dabei war, sondern auch jene, bei denen mein Mann berichten musste, scheint der heurige Opernball viel glamouröser zu werden als damals.  Wir alle lebten „einfacher“ als heute (auch mittels Handys ist „Berichten“ für Journalisten einfacher geworden, als in ein eine freie Telephonzelle zu hetzen). Ich glaube wir würden mit unseren damaligen Kleidern ein bissel armselig wirken, gegenüber den heutigen.  Etwas ist gleichgeblieben, und das sind die Würstel, die am Ball gegessen werden, aber die Verpflegung in den Logen und wahrscheinlich auch an den Tischen ist weitaus reichhaltiger, erlesener geworden, als bei jenen Bällen, an denen ich noch teilgenommen habe.

Neu ist auch, dass der Bundespräsident samt Gemahlin den Umbau der Oper zu einem Ballsaal besucht hat. Mir hat diese Geste gut gefallen, denn sie rückt einmal die präzisen, perfekt koordinierten in sehr kurzer Zeit zu erledigenden Arbeiten und ihre Ausführenden ins rechte Licht.

Besonders möchte ich diesmal auf den Kopfschmuck der Debütantinnen eingehen. Jener, den ich trug und dann lang aufgehoben habe, bis es zu schäbig geworden war und entsorgt wurde war aus vergoldetem Pappendeckel mit Tüll und Goldfäden. Und frisiert haben wir uns auch selber. Na heute ist das schon anders. Es wurde (angeblich) verfügt, dass nur jene Damen eröffnen durften, deren Haare lang genug zum Aufstecken wären. Bei uns waren nur gutes Walzertanzen und anständige Manieren erforderlich. Denn nur wenn alle Debütantinnen aufgesteckte Haare trügen, wäre das Eröffnungsbild (einheitlich) und damit schön. Ich hatte damals meine Haare selbst aufgesteckt, aber heute wird das einheitlich von einem sehr renommierten Friseur gemacht, der auch den Kopfschmuck fixiert. Er steht auch in einem kleinen Salon während der ganzen Ballnacht allen jenen – nicht nur Debütantinnen – zur Verfügung, deren Frisur in Unordnung geraten ist. Auch eine Schneidersalon gibt es, für herabgetretene Säume, geplatzte Corsagen und gerissenen Träger. Naja, früher hat man noch einander geholfen oder sich an die Garderobierinnen gewendet.

Ein Knusperhäuschen, wie es heute zur Verfügung steht, hat es früher auch nicht gegeben.

Nun zu dem Kopfschmuck: waren es anfänglich wirklich Krönchen, die schon bald von der Firma Swarovski hergestellt worden waren, wurden diese seit dem 50-Jahr Jubiläum der Oper zu Diademen. Heuer wurde der Kopfschmuck von Versace entworfen und wieder von Swarovski hergestellt, aber wurde weder zu einem Krönchen noch zu einem Diadem, sondern zu einer Tiara. Ich hatte Gelegenheit, sie ganz genau anzuschauen und ich finde, dass sie eher zu einer Königinwitwe (Dowager Queen) als zu einem jungen Mädchen passt. Für mich ist eine Tiara eigentlich die Papstkrone, die ihren Ursprung im byzantinischen Hofzeremoniell hat. Die Tiara war im Altertum eine Kopfbedeckung, die zur typischen Bekleidung der Herrscher in orientalischen Staaten, darunter im Perserreich und Achämenidenreich gehörte.

Die Opernball Tiara ist mehrfarbig: weiße, blaue und gelbe Steinchen bilden das Muster, ein großer schwerer brauner (die Farbe heißt in dem Zusammenhang: „Crystal Golden Shadow“) Kristall „schmückt“ die Mitte (wenigstens weist er kein V für Versace auf). Die Tiara ist angeblich inspiriert durch Wagners „Rheingold“, wenn ein plötzlicher Sonnenstrahl die Tiefe des Rheins durchdringt, um das Gold zu enthüllen, welches von den drei Rheintöchtern beschützt wird. Es erweckt die Aufmerksamkeit des Zwerges Alberich, der ihnen den Schatz daraufhin stiehlt.  Dazu kann man lesen: „So wie in Wagners Oper tosen auch auf dem Diadem schillernde Wellen, bestehend aus Kristallen in unterschiedlichen Blautönen. Und genau wie die Sonnenstrahlen den Schatz der Rheintöchter zum Glänzen bringen, erweckt das Licht die 380 Kristalle jeder Swarovski-Tiara zum Leben.“ Frühere Namen der Krönchen/Diademe waren z. B. Electra, Supernature, out of the blue, auf den Schwingen der Poesie, snow storm, Sissis blue dream, fly by night, Swift, Rising Star, le beau Danube bleu, Giovani lieti – fiori spargete  (Muntere Jugend, streue Blumen!),

Etwas, das jedenfalls gleichgeblieben ist, ist der Einzug der Jungdamen und Herren zur Fächerpolonaise. Das Ballett wird zum Morgenblätter Walzer tanzen, singen werden einzeln aber auch zusammen Anna Netrebko und Yusif Eyvazov aus Turandot und Boheme. Und schließlich werden die jungen Damen und Herren noch zum Kaiser Franz Josef I. Rettungs-Jubel-Marsch, von Johann Strauß (Sohn) tanzen.

Die Eröffnung abschließen  wird traditionell der Donauwalzer – auch „wie immer“.

Ich werde mir das Spektakel wahrscheinlich heute abends im Fernsehen zumindest teilweise ansehen.

Die Tiara am Opernball

Der Jemen, früher, damals 2006 und heute!

Heute nahm mich meine Freundin wieder mit auf eine Reise durch Jemen, ein wunderbares unzerstörtes Jemen mit, die sie um die Jahreswende 2006/2007 unternommen hat. Ich war begeistert, konnte aber die Gedanken nicht verdrängen, dass dort jetzt überall Kämpfe, Hunger, Not und Cholera herrschen.  Laut UN-Agenturen sind ungefähr 20 Millionen Jemeniten von Hunger bedroht. Der Konflikt, der das verarmte Land plagt, ist der Hauptgrund für den Anstieg der Hungerrate.

Angeführt von Kronprinz Mohammed bin Salman argumentieren die Saudis, sie kämpften darum, den Jemen vor einer vom Iran unterstützten feindlichen Fraktion zu retten. Um dies zu tun, hat Saudi-Arabien seinen riesigen Ölreichtum für die Auslagerung des Krieges genutzt, vor allem durch die Rekrutierung von – wie sudanesische Soldaten sagen – Zehntausenden Kämpfern, die verzweifelte Überlebende des Konflikts in Darfur sind, viele von ihnen Kinder. Seit fast 4 Jahren kämpften nahezu 14.000 sudanesische Milizsoldaten im Jemen zusammen mit der lokalen Miliz, die mit den Saudis verbündet ist.

Auf der Geberkonferenz für das Bürgerkriegsland Jemen, die derzeit stattfindet, sind weit weniger Hilfen zusammengekommen als benötigt. Die größten Geberländer sind aber noch dazu an dem Konflikt beteiligt. Allerdings brauchen die Vereinten Nationen dieses Jahr 4,2 Milliarden Dollar (knapp 3,7 Milliarden Euro) für den Jemen. Damit sollen 24 Millionen Menschen – 80 Prozent der Bevölkerung – unterstützt werden. In diesem Bürgerkrieg stehen auf der einen Seite die von Saudi-Arabien und anderen arabischen Staaten unterstützten Truppen von Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi, auf der anderen die Huthi-Rebellen. In diesem Konflikt sind bereits mehr als 10.000 Menschen getötet worden, unter ihnen Tausende Zivilisten, darunter viele Kinder.  Derzeit sind elf Millionen Kinder im Jemen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Das sind etwa 80 Prozent aller Jungen und Mädchen. Im ganzen Land leiden zwei Millionen Kinder an akuter Mangelernährung. 360.000 von ihnen seien so schwer unterernährt, dass sie jederzeit sterben könnten.

Auf den Reisebildern, die ich heute gesehen habe, schienen die Menschen damals zufrieden, niemanden schien es am Nötigstem zu mangeln, die Märkte waren voll mit Fleisch, Fischen, Gemüse und Obst.

Diese Reise führte auch weit in die Vorislamische Zeit zurück, unter den Minäern und Sabäern (ab dem 2. Jahrtausend v. Chr.) entwickelte sich das Gebiet des heutigen Jemen als Drehscheibe des Fernhandels als Hauptlieferant begehrter Erzeugnisse wie Edelsteine, Gewürze, Weihrauch und Myrrhe zum politischen und kulturellen Zentrum Arabiens. Die wirtschaftliche Grundlage bildete eine hochentwickelte Bewässerungstechnik, die den Regen aus dem Gebirge nutzbar machte. Die bedeutendste Anlage war der (heute als Großprojekt neu konstruierte) Staudamm von Ma’rib (8. Jahrhundert v. Chr.). Meine Freundin konnte den alten und den neuen Damm besichtigten und hielt die Bewässerungsanlagen, wie sie noch heute funktionieren auf ihrem Film fest.  Die Römer nannten den Jemen wegen seiner Reichtümer Arabia Felix (glückliches Arabien). Ihr Versuch, das Land zu erobern, scheiterte jedoch.

Juden wanderten nach Auseinandersetzungen mit den Römern in den Jemen ein, der aber 525 vom äthiopischen Königreich Aksum erobert wurde. Unter äthiopischem Einfluss verbreitete sich in Teilen Südarabiens das Christentum. Von ca. 570 bis 627 war der Jemen eine Provinz des persischen Sassanidenreichs. Im Rahmen der Ausbreitung der Lehre Mohammeds fiel der Jemen in den Herrschaftsbereich des Islams und gehörte ab 661 zum Reich der umayyadischen Kalifen. Im 10. Jahrhundert bildete sich im Jemen ein zaiditisches Imamat, das mit Unterbrechungen bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts weiterbestand. Daneben herrschten zeitweise verschiedene andere Dynastien über weite Teile des Jemen, von 1538 bis 1630 die Osmanen. Im 16. Jahrhundert besetzten die Portugiesen zeitweise Aden und Sokotra. 1839 besetzten die Briten Aden, das zum Stützpunkt auf dem bedeutenden Seeweg nach Indien wurde. 1905 legten das Osmanische Reich und Großbritannien die Grenze zwischen ihren Protektoraten fest. Nach dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches im Ersten Weltkrieg wurde der Norden Jemens 1918 ein unabhängiges Königreich. Dies führte zu einem Territorialkonflikt mit Saudi-Arabien, der sich 1934 in einem Krieg zwischen den beiden Monarchien entlud. 1944 gründeten im Adener Exil Kaufleute, Intellektuelle und religiöse Führer die Oppositionsbewegung der „Freien Jemeniten“ gegen das Königreich. Diese wurden  1948 besiegt. Ein weiterer Aufstand scheiterte 1955.

Allerdings war es den konservativen Imamen im Nordjemen nicht gelungen, das Land zu modernisieren. 1962 stürzte eine Gruppe nationalistischer, sunnitischer Offiziere die zaiditische Monarchie und proklamierte im Norden die Jemenitische Arabische Republik. Im darauf ausbrechenden achtjährigen Bürgerkrieg zwischen Royalisten und Republikanern unterstützten in einem Stellvertreterkrieg Großbritannien und Saudi-Arabien die gestürzte Monarchie, während Ägypten den Republikanern mit einer Expeditionsarmee half, die schließlich die Oberhand behielt. Der Krieg zwischen den Republikanern und den Royalisten, bei dem durch ägyptische Truppen auch chemische Waffen eingesetzt wurden, hatte 200.000 Tote und die totale Zerrüttung des Nordens zur Folge. 1970 endete der Bürgerkrieg mit einem Kompromiss, der keine Seite zufriedenstellte und vor allem die Autonomie der Stämme stärkte.

Auch der Süden wurde von politischen Unruhen erschüttert. 1967 reiste der letzte Britische Hochkommissar Humphrey Trevelyan aus. Die neue Regierung verfolgte von Beginn an einen sozialistischen Kurs und lehnte sich eng an die Sowjetunion an.

1972, 1979 und 1981 kam es immer wieder zu Grenzzwischenfällen zwischen dem Norden und dem Süden, die beide aber auch intern extrem unruhig waren.  Parallel dazu fanden Verhandlungen statt, die eine politische Union der beiden Staaten zum Ziel hatten. 1990 schlossen sich die Arabische Republik Jemen und die Demokratische Volksrepublik Jemen zur Republik Jemen zusammen. Im Golfkrieg von 1990 hatte Jemen noch den Irak unterstützt, was sich für den Jemen insofern katastrophal auswirkte, als sie nunmehr den Kürzungen, oft Streichungen der Entwicklungshilfemaßnahmen der arabischen Öl-Staaten ausgesetzt waren. Zudem wiesen die Golfstaaten alle jemenitischen Arbeitsmigranten, mithin etwa 800.000 Menschen aus ihren Ländern aus, was zum Ausfall von Rücküberweisungen von rund einer Milliarde Dollar führte und den Staatshaushalt extrem belastete. Seit der Abschiebung jemenitischer Wanderarbeiter aus Saudi-Arabien 1991 nahmen Anschläge auf westliche Einrichtungen und Touristen im Jemen zu. Seit die aus dem ehemaligen Nordjemen kommenden schiitischen Huthi-Rebellen neben der Hauptstadt Sanaa auch die wichtige Hafenmetropole al-Hudaida eingenommen haben, stießen sie nun mit den von Osten kommenden Al-Qaida-Kämpfern in den Küstenregionen zusammen.

2015 begann eine Militärintervention mit saudi-arabischen Luftangriffen im Jemen unter der Bezeichnung Sturm der Entschlossenheit. Anfang Juli 2015 rief die UNO aufgrund der eskalierenden humanitären Notlage während des Krieges die höchste Notstandsstufe der UN für den Jemen aus, während die UNESCO zwei Weltkulturerbestätten im Jemen für bedroht erklärte.

Manche dieser Kulturerbestätten konnte ich in dem Film noch bewundern. Die großartigen Moscheen mit den herrlichen Minaretten, die Lehmziegelhochhäuser dekoriert, mit herrlichen Holztüren und Balkonen, diese wunderbar in die bizarre Landschaft eingebetteten Burgen und Altstädte, die dekorierten Imamate.  Ich kann nicht beurteilen, was noch besteht.

Aber dennoch: die höchste Priorität hat die Rettung der Menschen vor Hunger und Not!

Der Jemen, früher, damals 2006 und heute!

Ein kurzer Ausflug in den noch ein wenig kahlen Botanischen Garten

Heute am Vormittag war so ein wunderschöner, sonniger Frühlingstag, aber selber schuld, ich schaffte es nicht, vor halb vier wegzugehen (alte Brodlerin). Also wurde nichts aus meinem Plan, am Schottenring in die erste Straßenbahn zu steigen, die kam, um entweder nach Pötzleinsdorf oder Grinzing oder Sievering zu fahren.

Es musste etwas Näherliegendes sein, wohin ich nicht so lange fahren musste.

Gut, ich entschied mich für den Botanischen Garten um Belvedere – nicht gerade eine optimale Jahreszeit, aber dafür komme ich dort zu Fuß hin.  Die Homepage teilte mir mit, dass der Garten bis 18 Uhr offen hätte. Naja, beim Eingang stand dann 17 Uhr. Aber inzwischen war die Sonne nicht mehr heraußen, es hatte zwar 16° aber ein starker Wind wehte – und ich hatte keinen Mantel genommen – es ist ja schon Frühling, und somit störte mich die frühe Schließzeit wiederum nicht so besonders.

Das zwischen 1700 und 1721 von Eugen von Savoyen gebaute Schloss Belvedere wurde 1726 um eine Menagerie und einen Küchengarten erweitert. Nach dem Tod von Prinz Eugen im Jahr 1736 verkauften dessen Nachfahren die Anlage an Kaiserin Maria Theresia. Der Botanische Garten wurde 1754 als ein „Hortus Medicus“ (Medizinalpflanzengarten) auf 1 ha Fläche gegründet. Hierzu ließ Maria Theresia – auf Anregung ihres Leibarztes Gerard van Swieten – am Rennweg ein 2 ha großes Grundstück ankaufen. Man schlug 1792 dem Kaiser Franz II. vor, auf dem Gelände des ehemaligen Küchengartens einen Garten Flora austriaca vivia (Garten der Kronländer) anzulegen. Diese Idee wurde vom Kaiser 1793 umgesetzt. Der Garten umfasste zunächst Bäume und Arzneipflanzen aus den privaten Sammlungen, wurde aber im Laufe der Zeit immer weiter ausgebaut. Vor allem Pflanzen aus Tirol, der Steiermark, Kärnten sowie Istrien und Dalmatien fanden hier ihren Platz. In der Folge entwickelte er sich zu einem wissenschaftlich orientierten Botanischen Garten, die Pflanzen wurden nach dem Linnéschen System angeordnet. Damals beherbergte der Garten etwa 8.000 Arten, das Areal wurde auf rund 7,8 ha vergrößert. 1918 wurde die Republik Österreich Besitzer des Belvederes und der Garten der Kronländer wurde ab diesem Zeitpunkt vom Botanischen Garten verwaltet. 1930 wurde der Botanische Garten um den so genannten Host’schen Garten am südlichen Ende erweitert; dadurch erreichte der Garten seine heutige Größe von rund 8 ha. Der angrenzende Alpengarten verblieb beim Belvederegarten. Bombenschäden während des Zweiten Weltkrieges, aufgrund der Nähe zum Südbahnhof (über 40 Treffer), machten den Abriss des Botanischen Museums und die Fällung von über 200 Bäumen notwendig.

Der Garten erwies sich heute doch noch als recht kahl, aber dennoch: ich konnte einige Leberblümchen entdecken, manche Wiesen waren schon voll von Schneeglöckchen, dazwischen blaue Krokusse. Einige wenige gelbe Krokusse steckten auch schon ihre Köpfchen hervor. Ja, und an zwei Sträuchern blühten schon rosa bzw. weiße Schneeballen. Auch eine Ginkobaum hab‘ ich gesichtet, er scheint schon bald auszutreiben.

Das ist ja wirklich hilfreich beim Spazierengehen durch diesen ruhigen Garten, dass jede noch so kleine Pflänzchen angeschrieben steht. Und es gibt Gruppen, in denen bestimmte Pflanzenarten versammelt sind. Noch sehr leer z.B. das Alpinum, jetzt – und auch sonst – sehr eindrucksvoll das Koniferetum, dort werden nacktsamige Gehölze, vor allem Nadelhölzer, gezeigt. Sie sind schon sehr mächtig, die Sequoia-Bäume dort und haben mich an meine Zeit in Kalifornien erinnert. Es gibt auch einen ganz dichten Bambus Wald, ich hätte gerne in unserem Garten Bambus gepflanzt, aber kundige Leute haben mich davor gewarnt, denn Bambus verbreitet sich sehr rasch, und zerstört den Lebensraum anderer Pflanzen, so meinten sie.  In der Sukkulentengruppe war noch wenig zu sehen: 150 Arten aus der Alten Welt und der Neuen Welt werden gezeigt. In der Schaugruppe können daher häufig miteinander verwechselte Taxa, wie Aloen und Agaven oder Kakteen und Sukkulente, verglichen werden. Die Pflanzen sind nur im Sommer im Freiland zu sehen.

Die meisten Wasserbecken sind nur im Sommer besetzt und im Winter mit Laub aufgefüllt.

Wenn der Winter nicht heftig zurückkehrt, werde ich sicher bald hierher zurückkommen, vielleicht sogar mit den kleinen Enkelkindern, und jetzt kann ich nur empfehlen, dass Sie das während des Frühlings und Sommers, sobald dort vieles blühen wird, ebenfalls tun. Denn dann ist der Garten auch bis 18 Uhr geöffnet!

Ein kurzer Ausflug in den noch ein wenig kahlen Botanischen Garten

Joseph Roth und die dramatisierte Aufführung von Hiob

Das Burgtheater bietet eine Bühnenfassung des Buches Hiob von Joseph Roth an. Ich habe es mir angesehen.

Und jetzt habe ich mir das Buch bestellt (ist schon eingetroffen) und habe den zugrundeliegenden Bibeltext gelesen. Auch mit dem Leben Joseph Roths habe ich mich ein bissel auseinandergesetzt.  Vielleicht hätte ich das alles vor dem Besuch der Aufführung tun sollen.

Moses Joseph Roth (* 1894 in Brody, Ostgalizien, Österreich-Ungarn; † 1939 in Paris) war ein österreichischer Schriftsteller und Journalist. Er durchlebte die Urtragödie des 20. Jahrhunderts. Roth war anfänglich tief eingebettet in die Habsburger-Monarchie. Geboren wurde er in einem galizischen Schtetl an der Grenze zu Russland. Seine mütterlichen Vorfahren und ihre Familie waren Kaufleute.  Sein Vater stammte aus orthodox-chassidischem Umfeld. Auch der Vater, anfangs Händler, kam in kommerzielle Schwierigkeiten und wurde zunehmend „unzurechnungsfähig.“ Roth verschleierte seine Herkunft gerne. Trotz widriger Umstände besuchte er ein Gymnasium und studierte dann in Lemberg und später in Wien. In Lemberg hatte er den Nationalitätenkonflikt kennen gelernt, aber auch das Judentum, das in sich gespalten war in Chassidismus, Haskala (Aufklärung) und der immer stärker werdenden zionistischen Bewegung. Außerdem war in Lemberg Polnisch als Unterrichtssprache eingeführt worden und Roth sah seine literarische Heimat in der deutschen Literatur. Deshalb ging er nach Wien um zu studieren. Im ersten Weltkrieg lebte er in prekären Verhältnissen in Wien. Er begann zu schreiben und konnte sich als Hauslehrer materiell über Wasser halten.

Aber dann begann der Erste Weltkrieg – er meldete sich 1916 freiwillig, erlebte den Tod von Kaiser Franz Joseph und dessen Begräbnis „live“.  Der Tod des 86-jährigen Kaisers wird für Roth zu einem zentralen Symbol für den Untergang des Habsburgerreiches und den Verlust von Heimat und Vaterland, das äußert sich mehrfach in Roths Werken, unter anderem in den Romanen Radetzkymarsch und Die Kapuzinergruft.  Nach Kriegsende musste Joseph Roth sein Studium abbrechen und sich auf den Erwerb des Lebensunterhalts konzentrieren. Noch während seiner Militärzeit begann Roth, Berichte und Feuilletons für die Zeitschriften zu schreiben. Es erschienen seine Gedichte und Prosa. Im April 1919 wurde er Redakteur bei Tageszeitungen, die auch Alfred Polgar, Anton Kuh und Egon Erwin Kisch zu ihren Mitarbeitern zählte. In diesem beruflichen Umfeld gehörte es dazu, Stammgast im Café Herrenhof zu sein, wo Roth im Herbst 1919 auch seine spätere Frau kennenlernte.

Er wurde zu einem Journalisten, der in und für Wien und Berlin arbeitete. Nachdem er geheiratet hatte, gab es bald Ehekrisen, ob seines unsteten Lebenswandels und seiner Eifersucht, aber dann wurde seine Frau geisteskrank. Letztlich musste sie in einer Pflegeanstalt untergebracht werden, von wo sie in die NS-Tötungsanstalt Hartheim verbracht wurde. Sie wurde dort in der Gaskammer getötet.

Am 30. Januar 1933, dem Tag von Hitlers Ernennung zum Reichskanzler, verließ Roth Deutschland. Seine Bücher wurden Opfer der Bücherverbrennungen durch die Nationalsozialisten. Wie viele seiner Leidensgenossen zog es ihn zuerst nach Paris, dann auch an die französische Riviera. Verarmt starb er 1939 in Paris, wo er auch bestattet wurde. Im Zentrum wichtiger Werke Roths der 1930er Jahre steht der Untergang Österreichs als Metapher für den Verlust von Heimat schlechthin, so in Radetzkymarsch (1932) und (an diesen erzählerisch anschließend) Die Kapuzinergruft (1938), sowie in der Erzählung Die Büste des Kaisers (1934). Dieses Gefühl von Verlorensein und Entwurzelung geht möglicherweise auf den frühen Verlust des Vaters zurück. Roth gestaltet Werke, die das Lebensgefühl der galizischen Juden und der Juden überhaupt zum Inhalt haben, etwa in dem Essay Juden auf Wanderschaft. Als explizit jüdische bzw. sich primär mit jüdischer Thematik befassende Werke gelten die Erzählung Der Leviathan und der Roman Hiob.

Roth transformierte in seinen letzten Lebensjahren die Sehnsucht nach einer Heimkehr in die (auch religiöse) Geborgenheit der jüdischen Kultur des „Schtetl“ ins Katholische, etwa in der Legende vom Heiligen Trinker, wo ein von Wundern und Gottesgnade geradezu verfolgte obdachlose Trinker im Tod Erlösung und Heimkehr findet.

Noch eine Bemerkung: ich bin keine Freundin von Romanen, die zu Bühnenstücken umgewandelt werden. Dennoch hier scheint dies gelungen zu sein. All dies bedenkend hat mich das Theaterstück dennoch nur teilweise sehr beeindruckt. Vorauszuschicken ist, dass ich den (doch so wesentlichen) Text besonders anfänglich schlecht verstanden habe. Kann es darauf zurückzuführen sein, dass diesmal – im Gegensatz zu anderen Aufführungen hier – ohne Mikrophone gesprochen wurde?  Eine Tatsache, die ich allerdings grundsätzlich begrüße.

Die Bühne war extrem karg, was ich aber nicht als störend empfunden habe. Die immer anwesenden Gepäcksstücke weisen wohl auf die immer wieder stattfindende Vertreibung von Juden hin. Die Schauspieler waren durchwegs grandios. Das Stück empfand ich als dreigeteilt – der erste Teil, noch im Stetl spielend, zeigte noch die gesamte Familie vor und gerade beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Die Familie – ich würde sie nicht als heil bezeichnen – der Vater, der sich ausschließlich mit der Bibel befasst, die Mutter frustriert aufgrund der Nichtbeachtung durch den Ehemann und die Krankheit des jüngsten Kindes, die Tochter, die bereits nymphomanische Züge zeigt und die beiden eher brutalen Söhne(sie wollen den kranken Jüngsten immerhin umbringen), von denen einer dann auf Seiten der Russen in den Krieg zieht, der andere nach Amerika auswandert. Man beschließt, später, aufgrund eines Briefes des erfolgreichen Sohnes in Amerika dorthin auszuwandern und den kranken Sohn zurückzulassen. Für mich erscheint diese Entscheidung sehr unglaubwürdig.

Dann in Amerika sind Mutter und Tochter eher glücklich und zufrieden, der Vater wirkt verloren, seiner Heimat beraubt. Doch dann bricht das Unglück herein, Der amerikanische Sohn zieht ebenfalls in den Krieg (Amerika ist ja erst 1917 in diesen Krieg eingetreten) und fällt. Die Tochter wird wahnsinnig und die Mutter stirbt.

Nun kommt der dritte (wohl eindrucksvollste) Teil: Mendel Singer (dessen Bekleidung das ganze Stück hindurch gleichbleibt – mich stört sie nicht, obwohl das in Kritiken negativ erwähnt wurde), dieser arme jüdische Lehrer klagt nun Gott an.  Er will seinen Gebetsschal und sonstige Utensilien ins Feuer werfen, schafft es aber nicht.  Für mich bedeutete dieses Feuer eher den brennenden Dornbusch, also doch die Anwesenheit Gottes? Freunde versuchen Mendel Singer positiv zu beeinflussen, was ihnen aber nicht gelingt. Erst der jetzt auftretende – damals zurückgelassene – Sohn, inzwischen geheilt und zum erfolgreichen Musiker geworden kann dem Vater durch Bilder seiner Frau und Kinder die Lebensfreude und Gottgläubigkeit zurückgeben. Manche nennen’s Kitsch, aber mich hat’s schon sehr berührt.

Wenn es sich für mich auch streckenweise „gezogen hat“, sehenswert ist die Aufführung allemal.

 

Joseph Roth und die dramatisierte Aufführung von Hiob

Der West-Östliche Diwan: Gedanken zum Islam in Europa heute

Anzahl der Muslime in Europa projiziert in die Zukunft

Europas muslimische Bevölkerung wächst – und wie sich das auswirken wird, darüber teilen sich die Meinungen. Die einen versuchen damit Angst zu schüren, das ist grundsätzlich abzulehnen! Dazu wurden drei Szenarien bis in das Jahr 2050 entworfen, die von unterschiedlichen Voraussetzungen ausgehen. Diese hängen jeweils vom Verlauf der Migration während der kommenden Jahrzehnte ab.

Grundlage für alle drei Szenarien ist der muslimische Bevölkerungsanteil Europas (EU-Länder plus Norwegen und die Schweiz), wie er sich Mitte des Jahres 2016 darstellte. Da es keine konkreten Zahlen gibt, werden 25,8 Millionen Mio. (4,9 Prozent der Gesamtbevölkerung) geschätzt.

Das erste Szenario rechnet mit einer „Nullmigration“: Selbst wenn es zu einem sofortigen und totalen Stillstand jeglicher Migration von Muslimen nach Europa käme, würde die Zahl der sich zum Islam bekennenden Menschen vermutlich dennoch ansteigen, und zwar von 4,9 auf geschätzte 7,4 Prozent bis zum Jahr 2050. Gründe dafür sind das niedrige Durchschnittsalter bei Muslimen (13 Jahre unter dem anderer Europäer), was zu einer höheren Geburtenanzahl führt, und die allgemein höhere durchschnittliche Geburtenrate (ein Kind mehr pro Frau).

Das zweite Szenario setzt voraus, dass große Flüchtlingsbewegungen zwar gestoppt werden, aber weiterhin eine „reguläre“ Migration nach Europa stattfindet. Unter dieser Voraussetzung könnte der Anteil der Muslime an der Bevölkerung im Jahr 2050 11,2 Prozent erreichen.

Das dritte Szenario rechnet mit weiteren Flüchtlingsbewegungen nach Europa auf Grundlage von Zahlen aus dem Zeitraum 2014 bis 2016. Das könnte dazu führen, dass Muslime im Jahr 2050 14 Prozent von Europas Gesamtbevölkerung stellen könnten. Das wäre fast das Dreifache des derzeitigen Stands, aber noch immer deutlich weniger als der christliche Bevölkerungsanteil und jener ohne religiöses Bekenntnis.

Verhaltensmuster der Muslime in Europa

Das sagt aber noch nichts über das Verhalten der Muslime in Europa aus. Hier werden vier verschiedene Verhaltensmuster vorgestellt:

Die so genannte salafistische Verhaltensweise: Deren Glaube ist traditionell, die Angehörigen tragen islamische Kleidung, und bereits in den Schulen werden Geschlechter segregiert. Man orientiert sich am Koran – den man für das Wort Gottes hält. Die Anhänger dieser Richtung benötigen keine Imame. Ihnen dienen die ersten Muslime in Mekka als Vorbild, diese hatten auch „ungläubige“ Verwandte. Sobald es zur Verfolgung kam, wanderte man aus. Es gibt aber bereits die „Post-Salafisten“ in dieser Gruppe, die nicht länger am wörtlichen Text des Korans (besonders die Scharia betreffend) hängen, sondern bereits – im Extremfall“ darüber debattieren, ob es Gott überhaupt gibt.

Die zweite Gruppe besteht aus Anhängern des politischen Islam, das sind meist Anhänger der Muslim Bruderschaft. Diese hatte als bewaffnete anti-kolonialistische Bewegung im Nahen Osten (Ägypten) in den Zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts begonnen. Die Führer dieser Bewegung wurden verjagt und gründeten eine Reihe von Nachfolgeorganisationen in verschiedenen Ländern. Diese bekennen sich zu westlichen Werten und schätzen die Demokratie (im Gegensatz zu den Regimen, vor denen sie geflohen sind). Sie handeln meist sehr pragmatisch, verteidigen aber die Rechte der Umma (die Gemeinschaft der Gläubigen). Frauen können leitende Positionen in der Lehre einnehmen und die Flexibilität der Scharia wird weit diskutiert. Bei ihren Diskussionen über die Scharia spielt die maslaha (öffentliches Interesse) eine bedeutende Rolle. Eine Institution der Bruderschaft besteht in Irland: den Rat für Fatwa und Forschung, der gerade dabei ist, orthodoxe Grundsätze umzuschreiben:  Z.B. werden jetzt trotz Zinsverbotes Hypothekarkredite zugelassen.

Dann gibt es noch die dritte Gruppe: die liberalen, sie geben ihrem westlichen Lebensstil einen islamischen Anstrich. Ihr Hauptvertreter ist Bassam Tibi, der in Göttingen lehrt und einen Euro-Islam vertritt, der auf den Prinzipien der Renaissance, der Aufklärung und der Französischen Revolution beruht. Der Glaube passt sich seiner Umgebung an, es gibt einen afrikanischen oder indonesischen Islam. Der Islam ist flexibel und er kann auch europäisch sein.

In diesem Sinne sind einige Moscheen entstanden, die von weiblichen Imamen geleitet werden. Die Hauptpredigt wird jetzt öfter auch an Sonntagen abgehalten, für solche, die am Freitag ihren Arbeitsplatz nicht verlassen können. Diese „neuen Muslimas“ gründeten einen „Islamischen Liberalen Bund“ ähnlich jenen der liberalen Juden. Sie versuchen, die patriarchalische Last abzuwerfen und Geschlechtergerechtigkeit und Rechte für Homosexuelle einzuführen.

Und es besteht noch eine vierte Gruppe: das sind säkulare Muslime. Das ist vorläufig eine recht kleine Gruppe. Aber sie wird wachsen, denn die Hälfte der Männer in Frankreich, die algerische Wurzeln haben, heiraten „außerhalb ihres Glaubens“, und 60% von diesen meinen, dass sie keine religiöse Zugehörigkeit hätten.

Wesentlich ist auch, dass Muslime zwischen diesen vier Gruppen wechseln.

Und was bedeutet das?

Die muslimische Jugend kann ein wesentlich freieres Leben führen.  Es gibt bereits muslimische Partnerbörsen. Die Veränderungen kommen auch daher, dass muslimische Frauen wesentlich besser (aus)gebildet sind, als frühere Generationen (besonders in ihren früheren Heimatländern). Damit kommen Frauen in den Moscheen von den Galerien herunter. Selbstverständlich gibt es noch Enklaven, in denen Ehrenmorde stattfinden – aber, so meinen Optimisten, Gewalt sei ein Zeichen von Verzweiflung. Nun werden Prediger, die meinen, dass der Prophet Homosexuelle verdammt hat oder dass man Frauen nicht die Hand geben darf, aus den Moscheen gejagt.

Immer mehr Muslime nehmen an Wahlen teil, besonders bei den Jungen gelten Ethnizität und religiöse Zugehörigkeit für weniger wichtig. Den Islam nur durch die Brille der „Sicherheit“ zu sehen, stört die Beziehungen zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen im Westen. Vielleicht würde es helfen, die „islamische Geschichte“ stärker in die eigene Geschichte einzubinden. Es gibt Länder deren Geschichte über lange Zeit muslimisch war, was aber im Unterricht weitgehend „ausgelassen“ wird (z.B. Griechenland war 450 Jahre muslimisch)

Nun haben sich Muslime zum dritten Mal in der Geschichte in Europa niedergelassen. Dieses Mal in einer anderen nicht-militärischen Rolle, und der Islam scheint hier zu bleiben. Die Integration bisher hat sich als recht schwierig erwiesen, aber es scheint, dass beide Seiten gelernt haben und toleranter gegenüber den „Anderen“ geworden zu sein.

Hoffen wir, dass sich diese positive Entwicklung fortsetzt und nicht von Innen oder Außen gestört wird.

 

 

 

Der West-Östliche Diwan: Gedanken zum Islam in Europa heute

Meine Meinung

Zu Venezuela

Ich gebe zu, ich weiß zu wenig über dieses Land, aber was derzeit geschieht finde ich abscheulich. Da gibt es einen Präsidenten, der sich an die Macht klammert, der das Land in eine Krise getrieben hat, das Volk hungert, hat keine Medikamente und muss ins Nachbarland fliehen um zu überleben.

Da werden Lebensmittel geliefert – ja, vom „Erzfeind“ -, und an der Grenze wird ihre Einfuhr militärisch verhindert, sie werden angezündet (!!!) und auf die Menschen, die sie dringend brauchen würden, wird geschossen.

Eine derartige Regierung gehört abgewählt, wenn sie nur Wahlen erlauben würde. Ob das Problem durch eine Intervention von außen sinnvoll lösbar ist, wage ich allerdings zu bezweifeln? Wie sonst?

Ich stelle zur Diskussion, dass unsere Informationen möglicherweise einseitig sind. Und dass wir sehr stark der US-Propaganda unterliegen, die ja in Venezuela eine eigene Agenda hat. Natürlich haben die Russen auch die ihre.

Dennoch: die Menschen hungern, ihnen fehlt das Nötigste! Sieht das Maduro nicht?

 

Zur Sicherungshaft

Einen Freiheitsentzug ohne nachgewiesene Straftat finde ich in unserem Rechtsstaat als nicht zulässig. Für niemanden! Ich glaube auch nicht, dass sich dadurch Straftaten, wie sie der Anlass dafür zu sein scheinen, verhindern lassen. Wenn sie nun von „Migranten/Ausländern/Flüchtlingen“ auf alle in Österreich Lebende ausgedehnt werden sollen, macht das die Sache nicht wirklich besser. (Man soll ehemalige Polizisten keine Gesetzgebungskompetenz geben!!!)

 

Meine Meinung

Die Liechtensteins und ihre Ausstellung in der Albertina

Gestern war ich in der Albertina und habe mir die Ausstellung „Rubens bis Makart“ angeschaut. Mir fehlt noch der zweite Teil, nämlich die Biedermeiermalerei, die ich mir demnächst ansehen werde. Der erste Teil war bereits so vielfältig, dass ich mit weiteren Bildern einfach überfordert gewesen wäre. Es handelt sich dabei um die fürstlichen Sammlungen Liechtenstein.  Zusätzlich zu den Bildern ist mir so einiges durch den Kopf gegangen.

Zeitlich zuerst kommt für mich der Liechtensteinpark. Dort spielte ich im Kindergarten- und Volksschulalter. Viel später, als das Sommerpalais der Liechtensteins im 9. Bezirk wieder hergerichtet worden war, konnte ich von zu Hause zu meinem Arbeitsplatz durch diesen wunderbaren, schön angelegten Park spazieren. Als das Sommerpalais dem Publikum geöffnet worden war, war ich einige Male dort und konnte wahrscheinlich bereits einen Teil der jetzt gezeigten Ausstellung dort sehen. Ich finde es wirklich sehr schade, dass dieses Palais jetzt nur für Events vermietet wird und nicht mehr als „öffentliches Museum“ dient. Mir haben die Räumlichkeiten dort wirklich gut gefallen.

Das Winterpalais der Liechtensteins in der Bankgasse konnte ich auch einmal bei einer Führung besichtigen. Es ist grandios, mit welcher Liebe und Akribie dieses Gebäude wieder in seiner ursprünglichen Form entstanden ist. Diese Restaurierung muss auch Unsummen verschlungen haben. Auch dort waren Gemälde zu sehen gewesen, ich weiß aber nicht, ob auch diese jetzt in der Albertina ausgestellt sind. Auch hier kann man Räumlichkeiten für diverse Events mieten (sei es Firmenpräsentationen oder auch Hochzeiten). Teile dieses Palais‘ sind atemberaubend schön, manche sind – für meinen Geschmack etwas zu überladen.

Und noch etwas ist mir bei dieser Ausstellung durch den Kopf gegangen. Ich lese derzeit einiges über den 30-jährigen Krieg. Eine fürchterliche Zeit. Damals herrschte das Prinzip „cuius regio, eius religio“ (der Herrscher eines Landes ist berechtigt, die Religion für dessen Bewohner vorzugeben). Es ist Teil des Augsburger Religionsfriedens, eines Reichsgesetzes des Heiligen Römischen Reichs aus 1555, das den Anhängern der Confessio Augustana (eines grundlegenden Bekenntnisses der lutherischen Reichsstände) dauerhaft ihre Besitzstände und freie Religionsausübung zugestand. Das Haus Liechtenstein, das zu den ältesten Adelsfamilien gehört, hat sich meist sehr geschickt in den Konflikten rechtzeitig auf die Seite des Siegers gestellt. Sie stellten sich gegen Ottokar auf die Seite der Habsburger und die Liechtensteiner konvertierten auch noch knapp vor Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges  zum Katholizismus.  Letztlich blieben sie Habsburg-treu, spielten eine erhebliche Rolle in Böhmen, wo es auch – wie in Österreich – zahlreiche Besitzungen und Schlösser gibt, und dienten im Habsburgerreich in hohen Positionen.

Aber nun zur Ausstellung: Anlass für dieses Gastspiel ist das 300-Jahr-Jubiläum des Fürstentums. Am 23. Jänner 1719 erhebt Kaiser Karl VI. die Reichsherrschaft Schellenberg und die Reichsgrafschaft Vaduz zum Reichsfürstentum Liechtenstein. Zum ersten Landesherrn wird damit Fürst Anton Florian I. von Liechtenstein. Dieses nun 300 Jahre zurückliegende Ereignis zelebriert die Albertina Wien, in der Stadt, in der die Familie bis 1938 lebte, mit einer großen Ausstellung. Gezeigt werden Skulpturen, Gemälde und Aquarelle. Die Werke wurden seit 300 Jahren von der Fürstenfamilie Liechtenstein zusammengetragen. Manche der ausgestellten Werke haben die Palais Liechtenstein noch nie verlassen: z.B. Die Venus vor dem Spiegel, Rubens größtes Hauptwerk, eines der raffiniertesten Gemälde, in dem eine schwarze Dienerin der goldenen Venus das Haar kämmt und sie über den Spiegel Kontakt aufnimmt mit dem Betrachter. Man mag nun die die eher opulenten Rubensdamen mögen oder auch nicht, aber dieses Gemälde ist wirklich besonders eindrucksvoll. Und – ein Vorteil in der Albertina: man kann ganz nahe herangehen (das tun andere zwar auch, aber es dauert dann nicht allzu lange). Ich war am Samstag zu Mittag dort und es war eigentlich kein Gedränge. Aber Rubens hat nicht nur üppige Damen gemalt, sondern auch ein bezauberndes Bild seiner Tochter.

Sehr beeindruckt hat mich auch ein vergoldeter Marc Aurel Kopf, Marc Aurel, den wir Wiener ja gerne vereinnahmen, der mir aber erst kürzlich z.B. in Libyen „über den Weg gelaufen ist“.  Die Büste zeigt ihn als sehr schönen Mann.  Wie schon erwähnt: die Sujets der Bilder sind höchst unterschiedlich, sehr berührend die Bilder und Plastiken von „Christus im Elend“, ein Terminus der mir halt neu ist.

Endlos betrachten kann man auch „die Erde“ von Guiseppe Arcimboldo, den Kopf eines Menschen aus lauter Tieren. Auch Breughels sind zu sehen, diesmal kann man sie wirklich genau studieren, aber wie üblich bei diesem Maler sind die Hauptfiguren nicht prominent hervorgehoben, sondern in der Mitte des Bildes angesiedelt. Bei der Volkszählung in Bethlehem habe ich zwar Maria auf dem Esel gefunden, konnte aber den Josef nicht entdecken (wahrscheinlich war er auf Herbergssuche). Auf „dem Frühstück mit der Zinkanne“ von Jan Jansz den Uyl habe ich lange nach der Eule gesucht.

Besonders eindrucksvoll habe ich das Bild der Steuereintreiber gefunden, besonders der eine wirkt wie ein Sadist und man kann sich diese Person in allen Jahrhunderten in einer derartigen Position – mit anderen Kleidern – vorstellen.

Die gerade sich selbst mordende Kleopatra (Sie wissen schon: mit einer Giftschlage) von Makart steht anderen ausgestellten Bildern kaum nach.

Ich kann Ihnen diese Ausstellung nur empfehlen, ich gehe sicher noch einmal hin, schon um mir den Biedermeierteil anzusehen. (Und weil’s ja auch viele andere Ausstellungen in der Albertina gibt, die mich z.T. auch interessieren habe ich mir gleich eine Jahreskarte besorgt.)

Die Liechtensteins und ihre Ausstellung in der Albertina

Adieu, liebe I.

In meinem Alter bekommt man öfter Parten. Ich fürchte sie, sie bedeuten immer wieder einen neuerlichen Verlust. Wenn ich eine dieser Parten im Postkastl finde, schaue ich sofort, wer der Absender ist. Oft gibt es keinen oder er/sie ist mir unbekannt, dann renne ich in die Wohnung, reiße das Kuvert auf, um festzustellen, wer schon wieder aus meinem Kreis (heute würde man vielleicht sagen Blase) von uns gegangen ist.

Diesmal hat es mich besonders getroffen. Für mich völlig unerwartet ist eine (jüngere) Freundin gestorben. Sofort hat sich das schlechte Gewissen gemeldet, wir wollten einander doch treffen – vor gar nicht so langer Zeit – Weihnachten – haben wir E-Mails ausgetauscht, wollten einerseits tratschen und andererseits  eine theologische Meinungsverschiedenheit diskutieren. Wir haben’s nicht mehr getan – das tut mir sehr leid!

Und außerdem sind eine Fülle von Erinnerungen auf mich hereingestürmt aus unser beider gemeinsamer Vergangenheit. Wir haben einander lange gekannt und zwar aus dem journalistischen Milieu meines Mannes. Wir waren beide „angeheiratet“.

Es war eines der berühmten journalistischen Faschingsfeste. Wir waren alle verkleidet, Journalisten, Politiker, auf engstem Raum bei lauter Musik. Meine (spätere) Freundin kam, wurde gesehen und siegte. Sie war die Fescheste, sie war sexy, sie war schlagfertig und alle Männer waren fasziniert. Naja, ich war schon ein bissel eifersüchtig – damals. Später lernte ich, dass I. immer der Mittelpunkt eines Festes sein musste, wenn das einmal – Gott behüte – nicht so war, wurde sie ziemlich grantig. Sie betrat einen Raum und hatte im Mittelpunkt zu stehen.

Da unsere Männer – ihr erster und zweiter – mit meinem Mann befreundet waren, trafen wir einander öfter, ich akzeptierte meine Rolle und sie lebte die ihrige aus.

Das sie und ihr Mann eine große, wunderschöne Wohnung in Rom hatten, waren wir eingeladen, dort ein paar Tage zu wohnen. Ich nahm das Angebot dankbar während der Semesterferien an. Mein Mann war irgendwo auf Reisen, meine Tochter mit einer jugendlichen Gruppe in Rom und außerdem fand damals gerade der „Wiener Opernball in Rom“ statt, den meine Freundin organisierte. Meine Tochter war im Eröffnungskomitee. Aber ich war nicht wegen dieses Balles hingefahren, natürlich hatte ich gegen jede Hoffnung gehofft, dass meine Tochter Zeit für mich haben würde, was naheliegender Weise nicht der Fall war, sondern viel mehr, weil ich Rom „auf meine Art“ besichtigen wollte. Dass bedeutete für mich, dass ich mich auf die Spurensuche nach den frühen Christen im Rom machte. Sehr unterstützt mit Literatur und Tipps durch I.‘s Mann streifte ich genüsslich durch das schon frühlingshafte Rom.  Natürlich entging ich den Cocktails und Einladungen nicht, die im Zusammenhang mit dem Ball stattfanden. An ein Ereignis erinnere ich mich besonders: zu einem dieser „Festln“ war auch ein Kollege aus der Creditanstalt – der damals in Italien arbeitete – eingeladen, mit dem ich mich ausgiebiger als mit anderen Teilnehmern unterhalten hatte. Er war damals ein recht fescher junger Mann -und wir redeten über Bankgeschäfte. Naja, I. fand, dass er zu ihren Verehrerkreis gehörte, und sich daher nicht so lange mit mir beschäftigen sollte. Sie legte einen ihrer „Auftritte“ hin, und schon saß ich wieder alleine da. Mich kränkte das nicht sehr, ich wusste, dass es ihr wichtig war, immer im Mittelpunkt zu stehen, und auf allen Gebieten die Attraktivste zu sein. Der Ball war dann ein prächtiges Ereignis, bei dem ich grandios langweilte, na klar, selber schuld, ich spreche ja nicht italienisch. Aber für I. war es dann wieder ein großer Erfolg.

Besonders in Erinnerung ist mir einer unserer gemeinsamen Urlaube.  Ihr damaliger Mann war in Rom stationiert und sie hatten das Hotel ausgesucht: es war in Tropea, in Kalabrien. Es war ein traumhaft schönes Hotel, einzelne Bungalows auf einem Hügel, eigentlich ein Weinberg, ein traumhafter Sandstrand, absolut, vollkommen sicher, weil von der Mafia bewacht und hinreißendes Essen. Schon beim Frühstück kam der Chef und sagte “abbiamo oggi“ und zählte die Spezialitäten auf, die beim Diner zu erwarten waren … I. ihr Mann und eine Tochter bleiben ziemlich lange im Sommer dort, sie hatten alles Notwendige mitgebracht, unter anderem eine Waage, denn I. schaute sehr genau auf ihre Figur. Dort kam auch eine Masseurin zu ihr, denn so sagte sie, man müsse ja seine Jugendlichkeit bewahren.  Ihre Schwester – auch inzwischen schon verstorben – und deren Mann waren – so wie wir, auch mit unserer Tochter – ca. 14 Tage an diesem herrlichen Ort. Wir genossen die sonnigen Tage. I. sorgte immer dafür, „dass was los war“. Vor allem liebte sie es, „einkaufen“ zu fahren. Ich blieb lieber im Schatten unseres kleinen Bungalows. Also zog sie mit ihrer Schwester los. Die Männer wollten mich motivieren mitzufahren, denn ich galt – im Gegensatz zu den beiden andere – als vernünftig, verlässlich und gute Gesprächspartnerin. Sexy zu sein, spontan, überraschend überließ ich den beiden Schwestern. Das blieb zeitlebens so, manche meiner Freudinnen waren sexy, attraktiv und unvorhersehbar – ich galt als die Beständige, halt auf dem Sektor wahrscheinlich als die etwas Langweilige – aber Vernünftige und Verlässliche.

Über ein Leben nach dem Tode, darüber waren wir eher nicht einer Meinung. Aber jetzt weißt Du es, liebe I., wer von uns Beiden recht hatte.

Adieu, liebe I., Du wirst mir fehlen.

 

Adieu, liebe I.

Noch zu „Esche in Not“

Ein Freund, der in Puchberg am Schneeberg wohnt, kommentierte dazu Folgendes:

„In den Wäldern bei uns, wo sehr viele Fichten wachsen, sieht man schon recht beträchtliche Lücken, die der Schlägerung wegen des Borkenkäfers anheimfielen.

Einige Waldbesitzer meinen schon, dass die Fichtenwälder ersetzt werden müssen, da diese Sorte die zunehmende Trockenheit im Sommer nicht vertragen wird. Man denkt z.B. an Eichenwälder.

Der Klimawandel macht sich schon bemerkbar.“

Vielleicht sollten wir uns einmal vorstellen, wie unsere Landschaft durch alle diese Veränderungen in Zukunft aussehen könnte!

Noch zu „Esche in Not“

Esche in Not

Städtern fällt manches nicht gleich auf. Dann gibt es Meldungen über die Medien, dass z.B. Fichten vom Borkenkäfer bedroht sind oder der Insektenbestand (einschließlich der Ameisen) erheblich zurückgeht. Man denkt vielleicht kurz darüber nach, aber fühlt sich noch nicht wirklich bedroht, vor asllem, wenn man ein Blumengeschäft sieht, das Blumentöpfe im Freierin stehen hat, von denen Bienen fleissig Honig sammeln. Aber dann bei einem Spaziergang durch den wieder eröffneten Lainzer Tiergarten fallen viele, viele Baumleichen auf, man fühlt sich an apokalyptische Zustände erinnert. Nun fängt man doch endlich an, über dieses Phänomen nachzudenken. Ist es der Klimawandel, gibt es andere Ursachen? Und was kommt sonst noch auf uns zu? Werden ausreichende Vorkehrungen getroffen?

Aber zurück zu den Baumleichen im Lainzer Tiergarten: Vor rund zehn Jahren wurde eine tödliche Bedrohung für den Eschenbestand in Österreich erkannt. Das derzeit grassierende und schon stark sichtbare Eschensterben kann theoretisch durch drei unterschiedliche Ursachen ausgelöst werden:

  • die Infektion mit Chalara fraxinea (Eschentriebsterben)
  • den Befall des Asiatischen Eschenprachtkäfers
  • den Befall des Bunten Eschenbastkäfers; kann gelegentlich auch zum Absterben führen

Heimische Eschen werden durch den Pilz Hymenoscyphus pseudoalbidus derzeit massiv in ihrer Verbreitung und Entwicklung beeinträchtigt. Der Verursacher des Eschentriebsterbens, auch – putzig – „Falsches Weißes Stängelbecherchen“ genannt, hat sich mittlerweile in 22 Ländern Nord-, Ost- und Mitteleuropas etabliert. Im Frühstadium der Erkrankung treten an der Mittelrippe der Blätter bräunliche Flecken auf. Ab Mitte Juli sind dann an den infizierten Eschen auffällige Welkeerscheinungen zu beobachten, die einen vorzeitigen Blattfall und Verdünnung in der Krone zur Folge haben. Besonders charakteristisch sind die lange am Trieb verbleibenden Blattstiele, die von der Esche nicht auf natürliche Weise abgestoßen werden.  Die befallenen Triebe weisen gelblich-ockerfarbene bis rostrote Rindenverfärbungen auf.

Befallen werden zunächst vor allem die Leit- und Seitentriebe, die in der Folge rasch absterben. Durch Austrieb an der Pflanzenbasis oder durch schlafende Knospen, versucht die Pflanze auf die Infektion zu reagieren. Beim Fortschreiten des Krankheitsverlaufs sterben später auch diese Seitentriebe ab.

Der Pilz, der 1992 erstmals in Europa und 2005 in Österreich entdeckt wurde, stammt übrigens aus Asien. Das Stängelbecherchen stellt im Ursprungsland keine Gefahr dar. Dort hat es sich über Jahrhunderte gemeinschaftlich mit den asiatischen Eschen entwickelt. Es erfüllt sogar eine Funktion, indem er das abgefallene Laub zersetzt.

Das Falsche weiße Stängelbecherchen, wurde vermutlich durch Holztransporte aus Nordostasien eingeschleppt. Während dort die Flora dagegen resistent ist, entfalten die vom Wind verbreiteten Pilzsporen in den Wäldern Mitteleuropas ihre tödliche Wirkung. Treffen sie auf Eschen, gelangen sie in deren Wasserbahnen, wachsen dort heran und verstopfen sie. Woran der Baum je nach Vitalität innerhalb von ein bis vier Jahren zugrunde geht – in 100 Prozent der Fälle. Die Blätter fallen ab, die Wurzeln trocknen aus. Nicht betroffene Eschen gibt es nicht.

Während im restlichen Bundesgebiet der über Fichten herfallende Borkenkäfer derzeit das Hauptproblem in den Wäldern darstellt, rangiert in Wien (mangels Fichten) das Eschensterben auf Platz eins der Baumschäden. Nicht nur Eschen sind gefährdet. Erlen und Ulmen sind ebenso von Pilzen befallen. Das ist besonders für Auwälder gefährlich. Die Esche ist Heimat mancher Tiere, wie des Maivogels. Dieser Schmetterling lebt ausschließlich auf Eschen. Stirbt der Baum aus, bedeutet das auch das Ende des Falters. Das sogenannte Eschentriebsterben hat inzwischen in fast ganz Europa eingesetzt.

In den Wiener städtischen Wäldern hat das eingeschleppte „Falsche weiße Stängelbecherchen“ 250.000 Bäume befallen. Kranke Bäume müssen aus Sicherheitsgründen gefällt werden. Diese rund 250.000 betroffenen Eschen in Wien machen etwa sieben Prozent des gesamten Waldbestands aus. Zwar müssen nicht ausnahmslos alle gefällt werden – aber zumindest jene, die innerhalb von eineinhalb Baumlängen neben öffentlichen Wegen oder Einrichtungen, wie Schulen, Kindergärten oder Stationen des Öffentlichen Verkehrs, stehen. Würden sie umstürzen, könnte jemand verletzt werden.

Die gefällten Eschen – Jungbäume, wie 100 Jahre alte – werden nicht immer veräußert. Ein Teil wird als Brennholz oder Hackschnitzel verkauft. In 10 bis 15 Prozent lässt man das sogenannte Totholz im Interesse des Ökosystems aber auch bewusst zurück. Darin finden etwa Käfer einen Lebensraum vor. Im Nationalpark bleiben die gefällten Bäume ohnehin liegen. Dort werden auch keine neuen Eschen ausgepflanzt. Das regelt die Natur ganz allein.

Doch es gibt Ausnahmen, denn einzelne Exemplare der verschiedenen heimischen Eschenarten können sich gegen den Schädling behaupten. Ein beträchtlicher Teil der Resistenz ist durch Umweltfaktoren zu erklären: An den verschiedenen Standorten gibt es etwa eine unterschiedliche Wasser- und Nährstoffversorgung.

Was kann nun gegen das Eschensterben getan werden? Ein Mittel, das den Pilz unmittelbar bekämpft, gebe es nicht: Man könnte höchstens Chemikalien versprühen, aber das würde auch den Menschen schädigen. Zur Auslese der überlebensfähigen Eschen müssen Pflanzen unter standardisierten Umweltbedingungen dem Schädling ausgesetzt werden – und das geschieht im Versuchsgarten bei Tulln. Hier wird ein künstlicher, aber kontrollierter starker Infektionsdruck erzeugt und dann eine Rangfolge der Überlebensfähigkeit der Pflanzen aufgestellt. Von diesen wurde dann das Saatgut für den weiteren Anbau geerntet. Für die „Resistenzprüfung“ ist eine Anzahl von 50 bis 60 Nachkommen pro Mutterbaum vorgesehen. Im nächsten Schritt müssen dann männliche „Paarungspartner“ gefunden werden. Dazu muss noch einmal der Standort der jeweiligen „beernteten“ Mutterbäume aufgesucht werden, wo man im Umkreis den Pollenspender der resistenten Esche suchen muss. Hat man einen Baum, der infrage kommt, nimmt man von diesem eine Probe, um einen „Vaterschaftstest“ zu machen. Dann erst kann man von den „Elternbäumen“ mittels kleiner Astzweige endlich neue Jungbäume auf einer Erhaltungsplantage pflanzen, die dann später einmal resistentes Saatgut produzieren sollen. Letzteres wird laut Experten 15 bis 20 Jahre dauern. Das Ziel des europaweit größten derartigen Projekts ist es, langfristig eine künstliche Eschen-Population zu züchten, die resistent gegen das Stängelbecherchen ist. Als Zwischenlösung werden in zwei bis drei Jahren aus den kontrollierten Sämlingen die besonders überlebensfähigen per Stecklingsvermehrung dupliziert und können so schon vorher wieder in das Ökosystem Eingang finden.

Es ist mühsam und aufwändig, diese Arterhaltung zu betreiben. Wird sie auch Früchte bringen, wenn die Erderwärmung anhält und ganze Landstriche aufgrund der dann herrschenden Trockenheit unbewohnbar sein werden? Wir alle sollten uns verstärkt um die Verminderung des Kohlenstoffausstoßes und Verbrennung fossiler Brennstoffe kümmern. Wir, jeder von uns, sollte seinen Beitrag leisten.

Esche in Not