Jetzt ist Marillenblütenzeit in der Wachau. Je nach Wetter kann das blühende Naturschauspiel bis zu 3 Wochen lang bestaunt werden (heuer wahrscheinlich nicht). Zur Zeit der Marillenblüte bereisen viele Schaulustige die Wachau, um das Naturschauspiel zu betrachten. Spazieren am Wachauer Marillen Erlebnisweg ist ein Genuss. Viele Marillenbauern öffnen ihre Marillengärten von 10:00 – 17:00 Uhr für Besucher, die sind sehr zahlreich, wenn nicht zu zahlreich, wenn sie jetzt in die Wachau pilgern.
Aber denken alle diese Besucher auch daran, dass diese Marillenblüte möglicherweise in Zukunft ganz anders genutzt werden könnte? Im Reich der Mitte beispielsweise zeigen sich die Auswirkungen des Bienensterbens bereits so deutlich, dass die Tiere und deren Bestäubungsleistung mittlerweile von Menschen simuliert werden müssen. In Scharen schwärmen hier nicht mehr Insekten, sondern Menschen in Richtung Obstplantagen aus und bestäuben dort die Blüten per Hand! Wer würde das bei uns dann eigentlich tun und wie würde sich das auf die Kosten der Marillen auswirken?
Aber auch bei uns sind die Bienen bedroht: Die Zahl der Bienenvölker sinkt dramatisch und auch die Hälfte der über 700 bei uns ansässigen Wildbienenarten ist bedroht. Vor allem die industrielle Landwirtschaft, Monokulturen und der Einsatz von Pestiziden machen den Bienen das Überleben schwer. In ausgeräumten, monotonen Agrarlandschaften ohne Kräuter, Blühpflanzen und vor allem Hecken finden die Bienen keine Nahrung. Im konventionellen Getreideanbau und in Maisfeldern für Biogasanlagen blüht nichts. Früher wurden in der Landwirtschaft viele verschiedene Nutzpflanzen angebaut. Heute sind es nur noch wenige, die in großflächigen Monokulturen mit verkürzter Fruchtfolge wachsen. Sind diese Pflanzen verblüht, finden die Bienen keine Nahrung mehr. Die konventionelle Landwirtschaft setzt massiv Dünger und Gülle ein. Pflanzen, die nährstoffarme Standorte bevorzugen, werden verdrängt. Doch gerade diese Pflanzen sind wichtige Nahrungsquellen für viele Wildbienenarten. Immer mehr Boden wird versigelt, und darauf „wächst kein Kraut und fliegt keine Biene mehr“. In den Gärten wird eifrig gemäht, obwohl in Österreich ein englischer Rasen ohnedies nur ein Wunschtraum bleiben kann (hier spricht die eigene Erfahrung). Der massenhafte Einsatz von Pestiziden, wie zum Beispiel Neonicotinoide, hat schwerwiegende Auswirkungen auf die Bienen und ihre Larven. Die Mengen an Pestiziden, welche die Bienen aufnehmen, sind zwar oft nicht unmittelbar tödlich. Werden die Pestizide aber in die Bienenstöcke eingeschleppt, so schwächen sie das ganze Volk. Neonicotinoide schädigen auch das Orientierungsvermögen und die Kommunikationsfähigkeit der Bienen. So geschädigt können sie Futterquellen nicht mehr an andere Bienen „weitererzählen“ oder sie sind so desorientiert, dass sie nicht mehr in den Bienenstock zurück finden und kläglich verenden. In der Häufung kann das zum Tod ganzer Bienenvölker führen.
Das Bienensterben führt zu weiterem Artenverlust! Zuletzt sank die Biodiversität der Insekten innerhalb von zehn Jahren um 25 Prozent. Die Folgen eines Aussterbens wären dramatisch. Insekten sind die artenreichste Tierklasse, 40% könnten in den kommenden Jahrzehnten aussterben. Die Ursachen liegen in der industrialisierten Landwirtschaft, deren Pflanzenschutzmittel, die Überdüngung, den erhöhten Stickstoffgehalt des Bodens, der auch zum Verlust von Biotopen führt, und im städtischen Raum die starke Lichtverschmutzung. Insekten brauchen Dunkelheit und natürliches Licht, um sich orientieren zu können und vor Fressfeinden sicher zu sein. Auch Insekten sind Berstäuber von Pflanzen, nicht nur Bienen, sondern auch Wespen, Käfer, Fliegen und Schmetterlinge. Und wenn die Insekten fehlen, fehlt auch anderen Lebewesen die Nahrung – ich denke da primär an die Vögel.
Und der Klimawandel bringt auch die globale Erwärmung mit sich und diese führt wiederum dazu, dass der Chytrid-Pilz Batrachochytrium dendrobatidis Frösche und Lurche bedroht, denn er beeinträchtigt den Wasser- und Elektrolyt-Haushaltes bei diesen Tieren. Man sagt mir, dass es bereits weniger Frösche und Kröten in unseren Gewässern gibt. Ich selber habe festgestellt, dass die von mir so geschätzten Feuersalamander, die es bei uns im Piestingtal nach einem Sommerregen so häufig gab – einfach ausgestorben sind. All das macht traurig.
Unser Herr Bundespräsident warb in New York in einer Rede beim Klimaschutztreffen der UNO um gemeinsame Anstrengungen für den Klimaschutz. Allerdings meinte er hinterher, sehr zum Schrecken seiner Zuhörer, „Das Klima ist mir völlig egal“, um den nächsten Halbsatz dazuzufügen: „es geht mir um den Schutz der Menschheit“. Wenn nur alle Präsidenten so einsichtig wären.
Und jetzt werden sie fragen: „Was kann ich tun?“, weil wir doch alle wissen, dass die Zeit des Redens eigentlich schon längst vorbei ist! Achten Sie verstärkt auf Ihren „ökologischen Fußabdruck“. Es ist mir klar, dass Leben ist teurer, wenn man versucht, „ökologisch „richtig“ zu handeln. Überlegen Sie bei Ihrer nächsten Dienstreise nicht, ob Sie mit Ihrem Auto, dem Flugzeug oder der Bahn fahren sollen, sondern versuchen Sie Teleconferencing. Essen Sie Lebensmittel die bei uns wachsen, halt keinen Spargel aus Ecuador oder keine Erdbeeren aus Spanien (selbst wenn unsere noch nicht reif sind und dann noch dazu viel teurer sind). Ich gebe zu, ich bin auch versucht, das Falsche zu tun. Essen Sie das vielleicht von ihnen sehr geliebte saftige Steak etwas weniger häufig, und das Hendl lieber, wenn es „bio“ ist. Natürlich fürchte auch ich, dass mit „bio“ zuweilen Schindluder getrieben wird, aber in den meisten Fällen ist es doch ein guter Hinweis. Und sollten Sie ein Suppen- oder Paprikahuhn zubereiten, greifen Sie nicht zu dem billigsten Stücken, die kommen wahrscheinlich aus Massentierhaltung. Lassen Sie ein Stück Wiese ich ihrem sonst so gepflegten Rasen stehen und essen Sie viel (österreichischen) Honig, dass die Bienenzüchter angespornt werden, neue Völker aufzuziehen. Aber das wissen Sie ohnedies alles schon – aber tun Sie’s auch!