Mein Hochzeitstag

Mein Mann und ich hatten schon unsere Feste für die Zukunft geplant – 2019 unsere diamantene Hochzeit, 2020 mein 85. Geburtstag und 2022 der 90. Geburtstag meines Mannes …. Es ist anders gekommen, wir konnten – gerade noch fröhlich – den 85. Geburtstag meines Mannes feiern, aber dann im Juni 2018 ist er leider von uns gegangen.

Und heute wäre nun unser, bzw. ist jetzt mein 60. Hochzeitstag. Und er wird mit der Familie – die es ja sonst nicht gäbe – und wenigen langjährigen Weggefährten gefeiert, kein lautes, großes Fest, aber doch – auch ein Gedenken, bei mir, zu Hause.

Wir haben am 30. April 1959 geheiratet. Dass an diesem Tag die Walpurgisnacht gefeiert wird, ist uns erst später aufgefallen.  Die standesamtliche Trauung hat zwar schon am 29.April stattgefunden, im Magistratischen Bezirksamt für den 9. Bezirk, wo ich ja gewohnt hatte, damals noch in der Währinger Straße. Anwesend waren nur die Mutter meines Mannes (sie war schon lange Witwe), meine Eltern, und die beiden Trauzeugen. Mein Mann hatte beide Trauzeugen ausgewählt, das fand wiederum mein Vater unpassend, einen hätte doch ich auswählen sollen, mir aber war das damals völlig egal. Für dieses Fest war für mich ein neues Kleid angeschafft worden, das aber „praxistauglich“ für viele andere Anlässe gestaltet war. Nachher hatte meine Mutter für uns in unserer Wohnung in der Währinger Straße einen kleinen Imbiss vorbereitet. Ich kann mich nur an Weniges erinnern. Einmal, dass wir nicht genug Sessel hatten und aus Matratzen, über die eine Decke gelegt wurde, eine kleine Bank gebastelt worden war. Sie hielt! Und dass meine Mutter gefüllte Eier und Schinkenrollen, dazu Jour Gebäck serviert hatte.

Aber am 30. April fand dann unsere kirchliche Hochzeit statt! Mein Brautkleid hatte eine Schneiderin genäht – es war weißer Samt gewählt worden, weil es ja um diese zeit noch kühl sein würde. War es dann auch – und es hat zeitweilig genieselt.  Das Braukleid war so gemacht, dass man problemlos hinterher die Ärmel heraustrennen konnte und flugs war ein Ballkleid daraus geworden. Auf dem Kopf trug ich einen Kranz mit einem eher kurzen Schleier, den wieder der Mann einer Cousine von mir in seinem Geschäft gefertigt hatte, es war eine Schleierstickerei. Dieses Geschäft ging kurz darauf – mangels Aufträge – ein. Ich glaube nicht, dass es derartiges in Wien noch gibt. Weiße Schuhe waren auch angeschafft worden – aber die braucht man ja im Sommer immer. Tommy trug einen Stresemann. Es ist noch zu erwähnen, dass unsere kirchliche Hochzeit von Willy Elmayer – DEM Rittmeister Elmayer-Vestenbrugg begleitet worden war. Wieso es dazu gekommen war, weiß ich nicht. Aber sicher ging der Stresemann auf ihn zurück, und das elegante große Auto.

Mein Mann hatte für einen wunderbaren, eleganten Brautstrauß gesorgt, ein lang herunterhängendes Bukett aus weißen Lilien. Kinder (Neffe und Nichte aus den jeweiligen Familien) streuten Blumen. Die beiden Mütter trugen schicke Hüte ebenso wie die meisten weiblichen Verwandten.

Auch die Kirche hatte mein Mann ausgewählt, weil er dort als Bub ministriert hatte, ebenso den Priester – den wortgewaltigen Dominikaner-Pater Diego Hanns Götz, bekannt als Künstlerseelsorger.  Die Hochzeit begann um 11 Uhr am Vormittag. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich mir von seiner Predigt anlässlich unserer Brautmesse absolut nichts gemerkt habe.

Nach der Messe, in der Sakristei, nachdem wir unterschrieben hatten, blieben wir dort – und es wurde gratuliert. Eine Agape war damals noch nicht üblich. Ich bekam viele, viele Blumen, aber die wurden gleich wieder verteilt, weil wir ja noch am selben Abend unsere Hochzeitsreise begannen. Ich glaube auch nicht, meinen Brautstrauß geworfen zu haben, entweder war dieser Brauch aus den USA noch nicht herübergeschwappt oder war der Brautstrauß zu groß und schön, um ihn umher zu werfen, das kann ich nicht sagen.

Die nächste Destination war dann das Hotel Austria, am Fleischmarkt, nicht weit von der Jesuitenkirche. Es gab ein dreigängiges Menu für die engere Familie und die Trauzeugen, den Priester und Willy Elmayer. Dafür hatte mein Vater zu sorgen gehabt. Hochzeitskosten waren damals vom Vater der Braut zu tragen gewesen. Getanzt wurde sicher nicht und auch, so glaub ich, dass es keine Reden gab.

Jedenfalls ich fuhr nach Haus – in die Währinger Straße, mein Mann in sein zu Hause in die Schönbrunner Straße, wir zogen uns um, legten die letzten Objekte in die ohnedies schon gepackten Koffer und mein Mann holte mich mit seinem damals noch recht kleinen Auto ab. Alles konnten wir nicht hineinbringen, die Strandsessel mussten zurückbleiben – und wir fuhren los.

Damals war die Autobahn wirklich noch Stückwerk und es dauerte ein gutes Weilchen, bis wir nach Linz in das vorbestellte Hotel gekommen waren. Von dort ging dann die Hochzeitsreise weiter – über Ulm, Nancy nach Paris, und von dort nach Spanien – an die Südküste. Aber darüber vielleicht ein anderes Mal.

Heute ist ja noch Hochzeitstag!

 

Mein Hochzeitstag

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