Auch im Osten hatten die Verträge nach dem 1.Weltkrieg nachhaltige Schäden gebracht

Nach dem Ersten Weltkrieg ist nicht nur das Habsburger Reich zerfallen, sondern auch das Russische Reich, Deutschland verlor seine Kolonien und auch Gebiete innerhalb Europas, sondern auch das Omanische Reich hat aufgehört zu bestehen. Und das hat nicht nur zu Konsequenzen in Europa in der Zwischenkriegszeit und zum Zweiten Weltkrieg geführt, sondern die Konsequenzen der Auflösung des Osmanischen Reiches betreffen die gesamte Region und die Auswirkungen spüren wir auch heute.

Denn die von den Siegermächten betriebene Aufteilung des osmanischen Reiches folgte in erster Linie den Eigeninteressen der westeuropäischen Mächte, England und Frankreich, und berücksichtigte weder über Jahrhunderte gewachsene ethnische, regionale und kulturelle Zusammenhänge, noch die Interessen der arabischen Verbündeten der Entente. Die aus dieser Aufteilung entstandenen Konflikte prägen noch immer die politische und soziale Geschichte des Nahen Ostens.

Schon während des Krieges hatten die Entente-Mächte eine Reihe von Vereinbarungen über eine zukünftige Aufteilung des Reichsgebiets getroffen. Aus Sorge vor einer möglichen russischen Kriegsmüdigkeit angesichts der deutschen und osmanischen militärischen Erfolge in Polen und Ostanatolien sah die Vereinbarung von Konstantinopel vom März 1915 vor, dem Zarenreich im Falle des Sieges die Besetzung Konstantinopels sowie die Kontrolle über den Bosporus und die Dardanellen zu überlassen. Mit der Aufkündigung der Verträge mit den Alliierten nach der russischen Oktoberrevolution von 1917 wurde dieses Abkommen hinfällig. 1916 hatte der Emir von Mekka, Hussein ibn Ali, die osmanische Oberhoheit für aufgehoben erklärt und sich zum König von Arabien ausgerufen. Er wurde schließlich als König des Hedschas anerkannt.

Im Sykes-Picot-Abkommen vom Mai 1916 wurde das osmanische Reich in europäische Interessensphären aufgeteilt. Dieses Abkommen diente im Wesentlichen der Absicherung des französischen Anspruchs auf das osmanische Syrien, indem es Frankreich die „direkte Kontrolle“ über eine Zone entlang der syrischen Küste über den Südlibanon bis nach Anatolien hinein einräumte. Im Gegenzug konnte Großbritannien die direkte Kontrolle über das südliche Mesopotamien sowie eine ausgedehnte Zone indirekter Kontrolle von Gaza bis Kirkuk für sich beanspruchen. In der Balfour-Deklaration von 1917 hinwieder wurde den Juden eine „nationale Heimstätte“ in Palästina versprochen. Dies stand im Widerspruch zu den britischen Versprechen an die arabischen Verbündeten. Die Einhaltung der Balfour-Deklaration setzte eine andauernde militärische Präsenz Großbritanniens in Palästina voraus. Die teils widersprüchlichen Abmachungen führten dazu, dass eine Lösung letztlich nur durch Kompromisse oder gewaltsam erreicht werden konnte.

Nachdem der  Katholikos-Patriarch der Assyrischen Kirche des Ostens im Ersten Weltkrieg ein Kriegsbündnis mit Russland geschlossen hatte, um die Unabhängigkeit der Assyrer-Stämme vom zerfallenden Osmanischen Reich zu erreichen, musste er mit zahlreichen Assyrern fliehen. In den Kämpfen und Flüchtlingstrecks verloren Tausende ihr Leben. Der Katholikos-Patriarch der Assyrischen Kirche des Ostens und ein Teil der assyrischen Anführer forderten, unter anderem vor dem Völkerbund in Genf, ein geschlossenes Siedlungsgebiet für ihr Volk mit weitreichender Autonomie, kamen mit ihrer Forderung jedoch nicht durch. Die eine andere Politik verfolgende Chaldäisch-katholische Kirche wurde von den Ereignissen in Mitleidenschaft gezogen, konnte sich in ihren traditionellen Siedlungsgebieten jedoch weithin halten.

Von Wilsons Ideen der Selbstbestimmung der Völker sind diese Lösungen meilenweit entfernt.  Die meisten der Versprechungen gegenüber Alliierten waren nach dem Kriegt gebrochen worden.

Der Vertrag von Sèvres von 1920 sah zwar den Erhalt der osmanischen Monarchie und Verwaltung vor, schränkte das Staatsgebiet jedoch stark ein: Die Meeresstraßen des Bosporus und der Dardanellen unterstanden demnach der Kontrolle einer internationalen Kommission. Griechenland erhielt mit Thrakien die letzte europäische Provinz des Reiches, und sollte die Kontrolle über die westanatolische Hafenstadt İzmir bekommen. Ein unabhängiger armenischer Staat sollte in Ostanatolien und dem russischen Kaukasus entstehen, die kurdischen Gebiete Südostanatoliens sollten eine Halbautonomie genießen.

Die Beschlüsse der Konferenz von San Remo (1920) trennte die arabischen Reichsprovinzen von der osmanischen Souveränität und teilten sie in westeuropäische Interessensphären auf: Frankreich erhielt das Völkerbundmandat für Syrien und Libanon, Großbritannien das Mandat für Palästina beiderseits des Jordanflusses und das Mesopotamien. Aus den drei osmanischen Vilâyets Bagdad, Mossul und Basra einschließlich des kurdischen Nordiraks entstand der heutige Irak. Ein weiterer arabischer Staat entstand in Transjordanien. Der Wunsch der ehemaligen arabischen Verbündeten nach Unabhängigkeit wurde durch das Abkommen von San Remo zerschlagen. Ein „Pan-Syrischer Kongress“ hatte am 8. März 1920 die Unabhängigkeit der Gebiete Syrien, Palästina, Libanon und Teilen des Nordiraks erklärt und Faisal I. zum König ernannt. Mit der Niederlage Faisals in der Schlacht am Pass von Maysalun, am 23. Juli 1920 zwischen syrischen und französischen Truppen, rund zwölf Kilometer westlich von Damaskus) gegen französische Truppen wurden diese Pläne vereitelt. Faisals Bruder Abdallah wurde zum König von Transjordanien ausgerufen, während Faisal 1921 die Herrschaft über das Königreich Irak antrat.

Die Aufteilung der arabischen Provinzen des im Ersten Weltkrieg besiegten Osmanischen Reiches in britische und französische Mandatsgebiete traf die arabischen Länder des Nahen Ostens weitgehend unvorbereitet. Fast ein Vierteljahrhundert lang waren die ohne Rücksicht auf historische oder ethnische Zusammengehörigkeit entstandenen Staaten danach damit beschäftigt, ihre volle Unabhängigkeit von Europa zu erlangen und neue Identitäten für ihre Länder zu finden. Die 1918 von den Siegermächten gezogenen Grenzen verlieren nun im Bürgerkrieg in Syrien – unter türkischer Beteiligung – sowie im Irak ihre Gültigkeit.

Und weil die Türkei unter Atatürk nicht das Erbe des Osmanischen Reiches annehmen wollte, kam es zum Vertrag von Lausanne, 1923 zwischen der Türkei sowie Großbritannien, Frankreich, Italien, Japan, Griechenland, Rumänien und dem Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen. Mit diesem Vertrag konnte die Türkei, nachdem sie 1922 den Griechisch-Türkischen Krieg gewonnen hatte, die Bestimmungen des nach dem Ersten Weltkrieg abgeschlossenen Vertrags von Sèvres teilweise nach ihren Vorstellungen revidieren. Das Abkommen legalisierte die bereits vollzogene Vertreibung von Griechen bzw. Türken nachträglich. Die aktuellen Grenzen der Türkei und Griechenlands haben ihren Ursprung in diesem Vertrag. Laut Vertrag erhielt die Türkei Ost- und Südostanatolien (Ostanatolien war im Vertrag von Sèvres für Armenien vorgesehen gewesen), Ostthrakien (seitdem der europäische Teil der Türkei) sowie Izmir (griechisch Smyrna). Griechenland behielt Westthrakien. Zudem stimmte die Türkei der von Großbritannien 1914 proklamierten Annexion Zyperns zu, das bis zu dieser Zustimmung formal zur Türkei gehört hatte, und gab ihre Ansprüche gegenüber Ägypten und dem Sudan auf. Des Weiteren wurde die italienische Besetzung rund um Antalya revidiert. Im Gegenzug erkannte der türkische Staat die italienische Souveränität über den Dodekanes und Libyen an, die als Ergebnis des Osmanisch-Italienischen Krieges an Italien gefallen waren.

Wenn man nun heute die Konfliktlinien im Nahen und Mittleren Osten sowie Trouble-Spots im Mittelmeer (z.B. geteiltes Zypern) betrachtet, kann man die Ursache leicht in den Verträgen nach dem Ersten Weltkrieg erkennen.

Auch im Osten hatten die Verträge nach dem 1.Weltkrieg nachhaltige Schäden gebracht

Was hat der Friedensvertrag von Versailles mit dem Völkerrecht zu tun?

Viel und auch viel Gescheites ist über die so genannten Pariser Vororte-Verträge schon geschrieben und gesagt worden.  Auch in den letzten Tagen, als sich der Versailler Friedensvertrag betreffend Deutschland sich zum 100 Mal jährte. Vor allem die politischen Auswirkungen auf das 20. Jahrhundert wurden ausreichend diskutiert. (Ausgezeichneter Artikel in der Sonntagspresse vom 30. Juni von Günther Haller.)

Im Zusammenhang mit diesem „Friedensvertrag“ habe ich neulich eine Äußerung (ich glaube es war im Radio) gehört, die mich aufhorchen ließ.  Diesen Verträgen, so meinte der Sprecher, verdanken wir das Völkerrecht. Ja, es hat schon früher Verträge geben, die waren längst nicht so umfang- und detailreich. Z.B. enthielten die Wiener Kongressakte von 1815 nur 120 Artikel; der Versailler Vertrag insgesamt vierzehn Teile mit 440 Artikel; und zusätzlich umfangreiche Anhänge und Anlagen.  Auch der Völkerbund, so wenig nützlich er sich auch in der Zukunft dann erwies, ist als Ergebnis der Pariser Friedenskonferenz nach dem Ersten Weltkrieg entstanden.

Denn einer der entscheidenden Aspekte des modernen Völkerrechts, das Gewaltverbot, war durch den Ersten Weltkrieg lange Zeit so zurückgetreten, dass es erst nach dem Ende dieses Krieges zum ersten Mal im Briand-Kellogg-Pakt (1928, Kriegsächtungspakt) zwischen den beteiligten Staaten vereinbart wurde. Die historische Bedeutung dieses Kriegsächtungsvertrages liegt darin, dass man ihn nach 1945 heranzog, um die Kriegsverbrechen Deutschlands und Japans juristisch zu verurteilen. Das Ende des Zweiten Weltkriegs führte jedenfalls dann dazu, dass Weichen für eine internationale Gerichtsbarkeit geschaffen wurden: der Präzedenzfall war waren die Nürnberger Prozesse.

Zuvor beschränkte sich das Völkerrecht, was den Krieg angeht, darauf, zu versuchen, Grausamkeiten einzudämmen und die Zivilbevölkerung zu schützen. Mit dem Völkerbund (gegründet 1919) und seiner Nachfolgeorganisation, den Vereinten Nationen (seit 1945), wurde erstmals eine gemeinsame internationale Ebene geschaffen, die auf die Sicherung eines für alle Staaten verbindlichen Völkerrechts abzielt.

Als Vorläufer völkerrechtlichen Pakten in der Antike können Parlamentärsverhandlungen gesehen werden, um Schlacht- und Kriegsfolgen zu mindern. Als erste „völkerrechtliche“ Vereinbarung lässt sich das Kriegsverbot zu Zeiten der Olympischen Spiele verstehen, die als panhellenischer Wettkampf verstanden wurden. Als bisher ältester „völkerrechtlicher“ Vertrag, der im Wortlaut überliefert worden ist, gilt das zur Mitte des dritten Jahrtausends vor Christus geschlossene Freundschafts- und Handelsabkommen zwischen den Königen von Ebla (antiker Stadtstaat im Norden Syriens, etwa 55 km südwestlich von Aleppo) und Assur ( Stadt im Norden des heutigen Irak, am rechten Ufer des Tigris, namensgebend für die Kultur der Assyrer).

Die Eroberungen Alexanders des Großen schufen eine hellenistische Welt, die durch kunstvolle Diplomatie mittelmeerische Rechtsgrundlagen schufen, die durch das Römische Reich adaptiert und entwickelt wurden und im Codex Iustinianus (528) ihren Höhepunkt fanden. 1625 fasste Hugo Grotius in seinem Werk „De jure belli ac pacis“ (Über das Recht des Krieges und des Friedens) die bis dahin entwickeltes Regeln zusammen. 1899 und 1907 wurden in den Haager Friedenskonferenzen kriegsvölkerrechtliche Regelungen festgelegt und der Haager Schiedsgerichtshof eingerichtet. Die Haager Landkriegsordnung wurde zur völkerrechtlichen Doktrin der zwei Weltkriege des 20. Jahrhunderts. Sie wurde aber seither oft gebrochen – auch in unserer heutigen Zeit.

Heute heftig umstrittene und für die zukünftige Entwicklung des Völkerrechts entscheidende Gebiete sind: die humanitäre Intervention als Ausnahme vom Gewaltverbot und (aus aktuellem Anlass) die präventive Selbstverteidigung. Welche Normen dazu gehören, ist im Einzelnen umstritten, jedoch zählen in jedem Fall der Kern des Gewaltverbots und elementare Menschenrechte zum unabdingbaren Bestand des Völkerrechts mit absoluter Wirkung. Weitere von der Völkerrechtskommission (ILC) als denkbar genannte Beispiele umfassen Handlungen wie Sklavenhandel, Piraterie und Völkermord, die Verletzung der Gleichheit der Staaten sowie des Selbstbestimmungsrechts der Völker.

Die Völkerrechtskommission (International Law Commission, daher ILC) ist ein Nebenorgan der UNO. Sie wurde 1947 von der UN-Generalversammlung zur Weiterentwicklung und Kodifizierung des Völkerrechts eingesetzt. Vorwiegend ist sie mit der Ausarbeitung von Konventionsentwürfen befasst. Viele dieser Entwürfe gehören heute zu den Fundamenten des Völkerrechts und bilden die Arbeitsgrundlage der meisten Menschenrechtsorganisationen und weiterer Neben- und Sonderorgane der UNO.

Der Kommission gehören 34 unabhängige Rechtsexperten an. Sie werden jeweils für die Dauer von 5 Jahren gewählt und repräsentieren die wichtigsten Rechtssysteme der Welt. Die von der Kommission verfassten Berichte und Entwürfe werden zum Teil von ihr selbst ausgewählt. Die meisten Themen werden aber von der Generalversammlung oder vom UN-Wirtschafts- und Sozialrat an sie herangetragen.

Die Arbeit der Kommission erstreckt sich auf nahezu alle internationalen Rechtsfragen, wie etwa zur staatlichen Souveränität, den Menschenrechten, diplomatischen und konsularischen Beziehungen, wirtschaftlichen Beziehungen, dem Vertragsrecht, dem Seerecht und dem internationalen Strafrecht.

Zar haben die meisten Mitglieder der UNO solche Menschenrechtskonventionen unterzeichnet. Die Problematik besteht jedoch in der Durchsetzung des Völkerrechts. Eine Durchsetzung ist kaum möglich: Als historisches Beispiel war Belgien während des Zweiten Weltkriegs völkerrechtlich als neutraler Staat anerkannt und respektiert, dennoch konnte diese Neutralität bei der Verletzung durch den deutschen Angriff im Mai 1940 von niemandem gewährleistet werden. Ebenso können die Folterungen in Guantánamo betrachtet werden. Völkerrechtliche Normen können somit nur in bestimmtem Umfang durchgesetzt werden.

Die Menschheit hat als solche auch einen Anspruch gegen jeden Staat, dass dieser seine Rechtsordnung so einrichtet, dass jeder einzelne Mensch gleich welcher Herkunft Rechtsschutz genießt, und zwar im Rahmen gewisser unveräußerlicher Mindestgrundsätze: unparteiische Richter, Gewährung rechtlichen Gehörs, Zügigkeit des Verfahrens usw.

Rechtlich scheint vieles sinnvoll geregelt, aber in der Realität sterben Menschen im Mittelmeer, werden Flüchtlinge in Kriegsgebiete zurückgeschickt, werden Menschen aufgrund ihrer Religion verfolgt- man muss nur die tägliche Zeitung aufschlagen um das dokumentiert zu sehen.

 

Was hat der Friedensvertrag von Versailles mit dem Völkerrecht zu tun?

Rund um ein Konzert im Turm

Ich wurde zu einem „Konzert im Turm“ eingeladen. Das kam so: eine Freundin meiner Freundin lud dazu in ihr Haus in Senftenberg ein. Da ich ja über kein Auto verfüge, lehnte ich dankend ab. Aber meine Freundin blieb hartnäckig, organisierte eine weitere Freundin von uns allen, die dann auch anbot, mich mit ihrem Auto nach Senftenberg mitzunehmen.

Um 11 Uhr sollten wir uns dort einfinden. Wir fuhren also bei herrlichem Wetter – es war noch nicht wirklich heiß – Richtung Krems. Die Schnellstraße dorthin führt ja teilweise durch eine wunderschöne Gegend, mit herrlichem Wald. Anfänglich sieht man noch den Kahlenberg, länger den Leopoldsberg, man kann einen Blick auf Klosterneuburg werfen. Munter plaudernd kamen wir zur Abzweigung nach Horn, die wir nehmen sollten um bei einem Schnitzel-Drive-in (was es alles schon gibt) abzubiegen. Wir fanden alles, wie angekündigt, nur dann wurden wir auf eine Umleitung geschickt, die uns ein bissel aus dem Konzept brachte. Aber die im Auto vorhandene Karte bestätigte unseren Weg und in einer veränderten Landschaft – Hügel und Wald auf Granitboden – kamen wir in Senftenberg – mit seiner Burgruine – an.

Zufrieden stellten wir fest, uns in der Oberen Marktstraße zu befinden, jetzt galt es nur mehr auch die „Untere“ zu finden. Auf meinen (Schlangen)-rat fuhren wir Richtung Bach, wo ich die Adresse vermutete. Dort war sie nicht. Also wurde eine Ortskundige befragt (gibt’s dort‚ leicht a Konzert?), die uns dann den richtigen Weg wies. Das angekündigte Tor stand offen, wir konnten dort das Auto abstellen und uns der Hausfrau – die uns beiden Anreisenden bis dahin unbekannt – mit Hilfe unserer gemeinsamen Freundin vorstellen. Wir spazierten durch einen schattigen Garten, das ist dafür wohl das falsche Wort – Park wäre angemessener – mit wunderschönen alten Nussbäumen, meinem Lieblingsbaum, einer großen Platane, blühenden Rosen und Akanthus (den ich leider – oh Schande – nicht erkannte, obwohl er doch so häufig in Säulenkapitellen abgebildet ist), Feigenbäumen, Quittensträuchern, Oleander – und vieles mehr. In einem solchen Garten muss man eigentlich lustwandeln. Überall gab es schattige Plätzchen mit Tischen und Sesseln – wirklich ein herrlicher Ort um zu verweilen. Auch Bänke waren aufgestellt. Ich bekam sofort meinen um diese Zeit dringend benötigten Kaffee – der in der Küche -einem herrlich altmodischen Ort (mit richtigem Herd, mit Holz zu heizen) zubereitet wurde.

Dann begaben wir uns wieder in Garten, wo nach und nach die anderen Gäste eintrudelten.  Freunde waren nicht dabei, wohl aber Bekannte aus alten Zeiten, als ich noch nicht allein zu Festivitäten gehen musste. Man war sehr elegant – ich überlegte kurz, ob ich wohl für den Anlass richtig angezogen war – beschloss aber dann, diesem Thema keine Aufmerksamkeit zu schenken. Ich besitze halt kein buntes Sommerkleid. Und ich war nicht die einzige mit Hose – mit Ausnahme der wenigen Herren natürlich. Einer davon trug eine knielange Lederhose – Dirndl war keines vertreten.

Nun wurde Champagner gereicht – dazu gab es hervorragende „ländliche“ Brötchen. Man machte artig Small-Talk. Die Mehrzahl der Gäste war eher in meiner Alterskategorie. Die Hausfrau rief zum Konzert. Man stieg in den alten Turm (noch älter als das Haus) über steile Stiegen, zum Glück mit Handlauf, und fand sich in einer Turmstube, in der Sessel für 35 Gäste aufgestellt waren. Dort stand auch das Cembalo, auf dem das Bach-Programm dargebracht werden sollte. An den Wänden hingen die neuesten Gemälde und Fotomontagen jener Freundin, die uns beide eingeladen hatte (Helga Pasch). Die Bilder und die Bach-Musik regten zur Meditation an. Der Vortrag des Pianisten Robert Pobitschka (sagt man so, wenn er Betreffende Cembalo spielt?)  entsprach – so meine ich halt als Musikbanause – den Intentionen des Komponisten. Die Musik wurde virtuos vorgetragen. Bach in Reinkultur!  Über Musik zu schreiben – das kann ich nicht, das kann man nur hören und fühlen.

Nachdem wir alle aus dem Musikhimmel wieder auf die Erde zurückgekommen waren, verließen wir die Turmstube um speisen zu gehen – Stiegen hinunter – Stiegen hinauf – wo aber schon die gedeckten Tische und das Buffet auf uns warteten. Und weil wir ja im südlichen Waldviertel eingeladen waren gab es: gekochte Saumaisen. Schon lange habe ich keine gegessen, sie waren auch besonders köstlich, nicht zu fett, mit köstlichen Saucen (die „grüne Sauce“ war von exquisiter Qualität). Der dazu gereichte Wein war aus eigener Produktion – also ein richtiger Hauswein. Und auch für ein (eigentlich zwei) köstliche Desserts war gesorgt, eine hinreißende Rote Grütze (ich mag das Zeug wirklich gerne, nur den Namen sollte man ändern) und ebenfalls der Gegend entsprechend: einen Mohnkuchen.

Wir verabschiedeten uns und plauderten noch ein wenig mit der Gastgeberin, es stellte sich nicht nur heraus, dass wir in dieselbe Schule gegangen waren sondern auch, dass sie dieses Haus, in dem wir heute so viel erleben durften, zusammen mit einer weiteren – leider schon verstorbenen-  Freundin von mir erworben hatte.  Das war wirklich eine Überraschung.

Vergnügt und beschwingt traten wir beide wieder den Heimweg an. Ein bissel haben wir uns verfahren (meine Schuld), aber es war kein großer, aber wunderschöner Umweg durch die Kellergassen von Hadersdorf (Weinstraße von Krems) um dann wieder über die Schnellstraße nach Wien zurückzukehren. Von dieser Seite sieht man wenigstens Burg Kreuzenstein, sonst ist sie von Schallmauern verdeckt.

Ein bissel haben wir über die Erlebnisse dieses Tages bei einem Kaffee noch geplaudert – wir waren eigentlich recht begeistert.

(Sollten Sie sich bei den verschiedenen Freundinnen nicht mehr auskennen, macht nix, sie sind alle großartig)

Rund um ein Konzert im Turm

Schnuppern in der geplanten Sommerfrische

Als es noch recht kühl war, aber ein langer heißer Sommer zu erwarten war, machte ich mir Gedanken, wie ich diese Zeit etwas angenehmer als in der Großstadt verbringen könnte. Das ist gar nicht so einfach, wenn man über kein Auto mehr verfügt. Ich suchte einen Ort, wo man im halbwegs natürlichen Wasser schwimmen kann, der nicht zu weit von Wien entfernt ist, damit man “pendeln kann“. Außerdem wollte ich dort auch wandern können, in meinen geliebten – gut riechenden – Föhrenwäldern.

So schwer war es nicht, diese Destination zu finden: meine Wahl fiel auf Baden bei Wien. Die Badner Bahn hat ihre Station fast vor meine Haustüre. Nun wollte ich damit beginnen, mir eine kleine Pension zu suchen, als ich lieben Freunden von meiner Idee berichtete. Diese boten mir ihr ständiges Quartier in Baden an.  Ich war überwältigt. Einmal nahmen sie mich mit ihrem Auto mit, um mir das Quartier zu zeigen … Nun verfüge ich über die Schlüssel zu dem Domizil.

Und heute früh habe ich mich entschlossen, “die Saison zu eröffnen“. Fahrplan der Badner hatte ich mir schon vor ein paar Tagen besorgt, und einen Stadtplan von Baden aus dem Internet ausgedruckt. Zur Station benötige ich maximal 7 Minuten – ich musste mir nur noch die Fahrkarte besorgen, die eigentlich besonders billig ausfiel, auf Grund meines Alters, meiner Netzkarte für Wien und meiner ÖBB Vorteilskarte.  Die Fahrt dauert etwas mehr als eine Stunde, aber ich hatte vorsorglich en Buch mitgebracht (darauf würde ich nicht vergessen, aber auf die Wasserflasche schon). So ab Schedifkaplatz (den Namen las ich zum ersten Mal) achtete ein bissel mehr auf die Umgebung. Bei dieser Haltestelle waren ziemlich viele Leute eingestiegen, die, wie sich später herausstellte, ziemlich alle zur Shopping City Süd wollten.  Lange fuhr die Bahn noch im 23: Bezirk, bis sie dann endlich nach Niederösterreich kam. Zuerst vorbei an eher kleinen Häusern und Handwerksbetrieben, mehrfach die Straßen kreuzend, bis sie dann endlich fast neben der Bundesstraße Eins verlief. Nach „Speckgürtel schaut das für mich jedenfalls nicht aus. Aber nicht lange und mir fielen mir Äcker (Mais) und auch Weingärten ins Auge.

Und nur noch ein kleines Weilchen und ich stand bei der Endstation am Josefsplatz. Es war doch gut gewesen, dass ich mir vorher einen Stadtplan ausgedruckt hatte, denn wie wir damals mit dem Auto hingefahren waren, daran konnte ich mich nicht mehr erinnern. Aber auch hier sind es nur ein paar Minuten von der Endstation ins Quartier. An das Wohnhaus hatte ich mich erinnert, nicht aber an das Stockwerk, aber letztlich war das dann kein Problem. Ich lüftete ein wenig, machte mir einen Kaffee – Maschine und Kapseln dankenswerter Weise vorhanden -und hörte mir, bequem in einem Fauteuil sitzend, das Mittagsjournal an.

Dazu war ich aber nicht nach Baden gekommen, also machte ich mich auf, um vorerst einmal einen ordentlichen Stadtplan zu erobern. Durch die Fußgängerzoen schlendernd, nahm ich gleich ein Handy Vertriebsgeschäft wahr und erkundigte mich, wie ich in der Wohnung am besten das Internet nutzen könnte. Man empfahl mir eine Lösung mit einem Stick, der mir aber ziemlich teuer erschein. Da ein anderer Anbieter in derselben Gasse sein Geschäft hat, fragte ich dort noch nach. Man empfahl mir eine wesentlich schlauere Lösung, die mir noch dazu wesentlich billiger schient. Also, beim nächsten Besuch in Baden, werde ich mir die Variante kaufen. Ich kam zu dem sehr schönen Rathausplatz, der aber leider sehr in der Sonne lag. Das Bürgerservice im Rathaus, wo ich mir einen Stadtplan und eventuell Literatur über Baden holen wollte, hatte schon geschlossen – es ist ja Freitag.

Also begab ich mich zur „Information“. Dabei kam ich bei ein paar sehr einladend aussehenden Gasthäusern vorbei, aber die schienen mir alle ziemlich voll zu sein, also verschob ich das Essen auf später. Nicht nur Gasthäuser lagen auf dem Weg, sondern auch ein Haus mit einer Gedenktafel an Beethoven, leicht erkennbar an den ausländischen Touristen, die davorstanden. Ich kam auch zum Grünmarkt, wo ich feststellen musste, dass auch hier schon Restaurants in der Mehrzahl sind. Der dahinter stattfindende Wochenmarkt „packte gerade ein“.  Zuerst fand ich eine Informationsstelle über Wein und Heurige, bis ich dann endlich zur eigentlichen Informationsstelle kam. Besonders freundlich war man dort nicht grad, aber ich konnte mir einen Plan nehmen, der nur wenig besser war, den mir als der, den das Internet geliefert hatte. Nach Informationsmaterial über die Stadt fragend, verwies man mich auf eine Buchhandlung.

Von dort war’s nicht weit zur Römertherme. Ich durfte „hineinschauen“. Ganz so begeistert hat mich das doch nicht, das große Becken ist unter einem Glasdach, die Becken im Freien eher klein und die wenigen schattigen Stellen waren recht dicht besetzt. Also beschoss ich, mir noch das Strandbad anzusehen. Ich spazierte über einen hübschen – zum Glück schattigen – Weg entlang der noch recht kleinen Schwechat, es war inzwischen doch schon wieder recht heiß geworden. Das letzte Stück des Weges führte durch den Doblhoffpark, in dem die Rosen wunderbar blühten.   Auch dort durfte ich einen Blick ins Bad werfen, die Becken schienen mir groß, der Sand halt weniger einladend, aber ich konnte in ein schattiges Rasenstück blicken, wo ich mir dann den zu mietenden Liegestuhl aufstellen könnte. Die Eintrittspreise liegen auch unter jenen der Römertherme.

Ich beschloss, dass ich für’s Erste genug gesehen hatte und wollte mit dem Bus zum Josefsplatz zurückfahren, aber die Frequenzen waren nicht besonders entgegenkommend, also ging ich zu Fuß zurück. Eigentlich durch eine wunderschöne Villengegend – aber halt nicht sehr schattig. Ich war dann ganz froh, als ich wieder in der Badner Bahn saß, um nach Hause zu fahren.

Demnächst werde ich mit meinem Laptop und den Badsachen ausgerüstet, wieder nach Baden fahren und – wie geplant – schwimmen gehen.

 

 

 

Schnuppern in der geplanten Sommerfrische

Badefreuden meiner Kindheit und Jugend

Meine frühesten Bade-Erinnerungen betreffen in Wien das Gänsehäufel. Ähnlich verschwommen sind meine Erinnerungen an das das so genannte Strombad oder Badeschiff im Donaukanal. Ob ich es damals wahrgenommen habe oder es mir später erzählt wurde kann ich nicht sicher sagen, aber es gab damals eine getrennte Damenabteilung. Ins Familienbad durfte man nur wenn man verheiratet war.  Woran ich mich sicher erinnern kann – damals im Gänsehäufel – war „viel Sand“.  Dem Gänsehäufel bin ich lange treu geblieben, es war einfach zu erreichen: ich musste nur am Schottenring in den C-Wagensteigen, und der brachte mich direkt vor die Brücke, die zum Bad führte. Als ich später allein dorthin ging, mietete ich ein „Kastl“, wo ich meine Sachen unterbringen konnte, dort verstaute ich auch die Jause, die mir meine Mutter mitgegeben hatte (ein Brot und ein Eckerlkäs). Allerdings, die Straßenbahnen waren meist sehr voll, es war heiß und recht unangenehm – aber das war halt der Preis, um ins Bad zu kommen.

Eine Zeitlang wurde ich dem Gänsehäufel untreu, denn mit den Freundinnen und Freunden trafen wir einander im Arbeiterstrandbad, auch an der Alten Donau.  Wenn da etwas „nicht klappte“ kehrte ich umgehend in Gänsehäufel zurück. Dort gab’s dann zeitweilig einen Verehrer, der recht „anhänglich“ war, aber wer wollte schon – wenn man Gymnasiastin war – einen Verehrer, dessen Berufsziel es war, Bahnhofsvorstand zu werden. Ich war diesbezüglich schon einigermaßen arrogant. Später wanderte ich dann ins Krapfenwaldlbad aus, als es nach dem Krieg im Jahr 1952 wiedereröffnet worden war.

Da ich aber als Kind oft den Sommer ein Pernitz verbrachte, war auch dort „das Wasser“ recht anziehend: war es zuerst das sogenannte „Wasserbachl“, das neben der Straße, an dem das Haus lag, indem wir wohnten, vorbeirann. Dort konnten wir Dämme bauen, Wasserräder ausprobieren und zuweilen zur Unzeit hineinfallen. Jetzt rinnt dieses Wasserbachl in einem Kanal …. Pernitz bot aber auch – die Piesting. Vor allem war dort das Gebiet um Wehren bliebt, dort war das (bitterkalte) Wasser gestaut und man konnte schwimmen.  An anderen Stellen blieb als Unterhaltung meist nur eine Gatschknödelschlacht …

Kriegsbedingt verbrachten wir mehrere Sommer in Pregarten. Da wir in einer Hammerschmiede wohnten, die Wasser als Antrieb für die großen Hämmer benötigte, stand das Haus direkt an der Aist. Die war wesentlich wärmer als die Piesting, die ja aus dem Gebirge kam, allerdings waren die Zugänge leider sehr oft schlammig und in diesem Schlamm lebten Blutegel, schon grausliche Viecher. Damals waren die Bäche und Flüsse noch recht fischreich, und als die russischen Besatzungssoldaten kamen, wollten sie Fische essen. Fischen mit Angel oder Netz war nicht ganz so ihre Sache, sie warfen einfach Handgranaten in den Fluss, die Fische starben und schwammen an der Wasseroberfläche mit dem Bauch nach oben – den Bach hinunter.   Dort konnten dann auch wir von dieser Fangmethode profitieren. Ansonsten fand ich es herrlich, nach einem heißen Tag, an dem ich mit Austragen der Jausen an die Arbeiter in den Feldern beschäftigt gewesen war, von einem Stein ins kühle Wasser zu gleiten und sich den Fluss hinuntertreiben lassen.

In meine Jugendzeit fällt auch noch der Keutschacher See. Wie bereits öfter berichtet, haben mich die Eltern einer Freundin nach Kärnten mitgenommen. Wir wohnten in einem Bauernhaus und wir liebten auch den waldigen Weg zum Keutschacher See, dort wuchsen Heidelbeeren, die man unterwegs essen konnte, und die schmutzigen Hände wurden dann im See ohnedies wieder sauber. Davon, dass 1864 hier eine Pfahlbausiedlung aus der Jungsteinzeit entdeckt wurde, wussten war gar nichts. Seit 2011 gehört sie zum UNESCO-Welterbe.

Manchmal gingen wir auch in die Donau baden. Z.B. in Greifenstein, da wurde zuerst gewandert und dann in die doch recht frische Donau gesprungen. Klosterneuburg war auch sehr beliebt, aber da war man wieder abhängig, ob der Zugang nicht überschwemmt war. Dorthin fuhren wir mit der Franz-Josefs-Bahn mit dem Zug. Außerdem erinnere ich mich, gab es dort zuweilen eine echte Gelsenplage.  Und manchmal, aber eher selten, begaben wir uns auch in die Kuchelau. Aber diese Gegend war eher den Ruderern vorbehalten. Die Donau überquert habe ich nie. Aber ich habe es genossen, zu schwimmen und das Grollen der mitgeführten Steine am Grund zu hören – klang manchmal bedrohlich. Immer wieder wurden wir vor Strudeln gewarnt, erlebt habe ich keinen.

Das waren die herrlichen langen, in der Erinnerung immer sonnigen Sommer meiner Kindheit und Jugend.

 

Badefreuden meiner Kindheit und Jugend

Frieden für Israel-Palästina: zum wirtschaftlichen Teil des Kushner Planes

Ein Teil des Friedensplanes vom Präsident Trump wurde nun in Bahrain, Manama, durch den Berater und Schwiegersohn des Präsidenten Jared Kushner verkündet. Der zweite Teil wurde verschoben, weil in Israel eine Wahlwiederholung stattfinden muss.

Vorausgegangen ist bereits ein starker Druck, der auf die Palästinenser durch Donald Trump ausgeübt worden war:

  • Zuerst erkannte er kurz vor Weihnachten 2017 Jerusalem als Hauptstadt Israels an.
  • Dann entzog er der palästinensischen Vertretung in Washington die Akkreditierung und schloss die amerikanische Vertretung für die Palästinenser in Ostjerusalem.
  • Zuletzt strich das Weiße Haus auch noch seine Zahlungen für die UNWRA, das UN-Flüchtlingshilfswerk für palästinensische Flüchtlinge, das primär Schulen und Krankenhäuser in den besetzten Gebieten unterhält.
  • Vielleicht kann man auch noch die Anerkennung der Rechte Israels auf den Golan dazu zählen.

Die Konferenz, zu der Wirtschafts- und Regierungsvertreter aus 39 Staaten anreisen, ist als Auftakt des lang erwarteten amerikanischen Friedensplans gedacht. Sie steht unter dem Motto: „Peace to Prosperity“. Jared Kushner stellt in Bahrain seinen Nahostfriedensplan vor. Politische Fragen klammert er aus, es geht um Investitionen. Doch zwei Schlüsselworte tauchen in dem Exposé kein einziges Mal auf: israelische Besatzung und Palästinenserstaat. Dieser „Deal des Jahrhunderts“ soll den politischen Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern lösen.  Der Plan, so führt Kushner aus, habe „die Fähigkeit, das Westjordanland und den Gazastreifen grundlegend zu verändern und ein neues Kapitel in der palästinensischen Geschichte zu eröffnen – eines, das nicht von Widrigkeiten und Verlusten bestimmt wird, sondern von Freiheit und Würde“. Gern würde man ihm glauben.

Kushner meint, dass in den kommenden zehn Jahren insgesamt 50 Milliarden Dollar in 179 Entwicklungsprojekte investiert werden, um eine Million neue Arbeitsplätze für Palästinenser zu schaffen, die Armutsrate zu halbieren und Hunderttausende Touristen in die Region zu locken. Geberstaaten (welche, und gibt’s die schon?) sollen 500 Millionen Dollar in eine neue palästinensische Universität investieren, die zu den „150 besten akademischen Einrichtungen der Welt“ gehören soll. Andere Projekte sollen die Infrastruktur, Wasserversorgung, Elektrizität, Telekommunikation und die medizinische Versorgung der Palästinenser aufbessern.

Kushner aber fordert von den Palästinensern neue Gesetze gegen Korruption, eine unabhängige Justiz, effizientere Bürokratie. Dabei funktioniert das Parlament der PA seit Jahren nicht mehr. Neuwahlen sind unmöglich, solange die Spaltung der Palästinenser andauert. Abbas regiert per Dekret und hält sich durch Vetternwirtschaft an der Macht.

Wenn es aber das Ziel ist, das palästinensische Volk von diesem Plan – unter Umgehung ihrer Führung – zu überzeugen und an einen möglichen Frieden zu glauben, hätte die Broschüre über den Plan ins arabische übersetzt werden sollen, was allerdings unterlasen worden war.

Die palästinensische Führung boykottiert das Treffen. Die dort regierende Fatah-Bewegung hat zu „Tagen des Zorns“ aufgerufen, organisierte bereits vergangene Woche eine Konferenz unter dem Motto „der Holocaust des Jahrhunderts in Bahrain“. Deren Grundaussage: Die USA schickten sich an, die „grundlegenden arabischen Prinzipien und Rechte der Palästinenser“ in Manama zu verletzen. Mahmud Abbas kritisierte den Plan folgendermaßen: „Die wirtschaftliche Situation kann nicht getrennt von der politischen Lage erörtert werden“. Die Palästinenser brauchten keine Entwicklungshilfe: „Laut der Weltbank lassen die Beschränkungen der israelischen Besatzung die palästinensische Wirtschaft um 35 Prozent schrumpfen“, meint man auf palästinensischer Seite. Die Grundlage für einen Wohlstand der Palästinenser wäre ihre Freiheit!

Saudi-Arabien, Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate werden lediglich mit Finanzministern vertreten sein. Marokko, Ägypten und Jordanien schicken Beamte. Israel schickt nur eine kleine Wirtschaftsdelegation. Denn statt über eine Gesamtlösung zu sprechen, bleibt es in Manama nur bei einer Blaupause für enorme Investitionen. Die lehnt die gesamte arabische Welt aber fast einstimmig ab. Das Gipfeltreffen, bei dem wichtige politische Weichen gestellt werden sollten, wird nun lediglich ein Zusammenkommen von Beamten und Geschäftsleuten ohne Rang und Namen. Arabische Medien bezeichnen die Konferenz in Bahrain deshalb als „Hochzeit ohne Bräutigam“.  Israel schickt nur eine kleine Wirtschaftsdelegation.

Aber dieser Plan ist nicht ganz einseitig: Mehrere Punkte dürften auch Israels Regierung nicht gefallen, allen voran der Plan, für fünf Milliarden Dollar eine Landverbindung zwischen dem Gazastreifen und dem Westjordanland zu schaffen. Das läuft der Strategie von Premierminister Benjamin Netanjahu zuwider, die Spaltung der Palästinenser aufrechtzuerhalten. Gaza wird seit 2007 von der radikal-islamischen Hamas regiert. Die erkennt Abbas’ Führung nicht an und will Israel vernichten. Dennoch will Kushner bedeutende Investitionen in Gaza sehen, samt Ausbau der Strom- und Wasserversorgung. Kushner will mit diesem Plan viele der Einrichtungen finanzieren, denen US-Präsident Trump im vergangenen Jahr das Budget gestrichen hat.

Warten wir also einmal auf den politischen Teil, bevor wir uns über diesen wirtschaftlichen Plan eine endgültige Meinung bilden.

Frieden für Israel-Palästina: zum wirtschaftlichen Teil des Kushner Planes

Hitze in den Städten

Es wird jetzt so viel von den versigelten Flächen gesprochen, die es in den Städten gibt. Es wird so vieles versucht, um den Städtern Kühlung zu verschaffen – aber wie wäre es, wenn die Innenhöfe der Häuser begrünt werden? Ich weiß, dass das schwierig ist, weil die ja weitgehend in Privatbesitz sind, aber entsprechende Anregungen und „Prämierung der schönsten Höfe“ könnte ja diesbezüglich anregen!

Hitze in den Städten

Geschehnisse des Jahres 1951

Neulich war ich wieder einmal bei meiner Freundin, die mir ihre Reisefilme zeigt, derzeit besonders von jenen Ländern, in die ich nicht gekommen bin und in die ich wahrscheinlich aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr kommen werde. Beim letzten Mal „besuchten“ wir beide den Oman.

Aber darüber möchte ich heute nicht berichten, sondern von einer ganz anderen Geschichte. Meine Freundin hat in ihren alten Photoalben gekramt und Bilder von einem unserer gemeinsamen Schikurse herausgesucht. Im Jahr 1951 waren wir in Spital am Semmering auf Schulschikurs. Und davon gab’s einige Photos. Natürlich versuchten wir uns gemeinsam der Namen zu erinnern, bei jenen, die wir auch jetzt häufiger (mindestens 2 Mal pro Jahr) sehen können fiel uns das leichter – einige erkannten wir, konnten uns aber an deren Namen nicht erinnern, und manche sind dort abgebildet, die nicht mehr bei uns weilen.

Eines der abgebildeten Mädchen hat mich besonders betroffen gemacht, es war meine damals sehr gute, wenn nicht beste Freundin Christl, die im Sommer darauf – gestorben ist. Und davon habe ich lange nichts erfahren.

Und das kam so: Im Sommer 1951 – ich war gerade 16 Jahre alt geworden, fuhr ich auf ca. 6 Wochen zu meiner Brieffreundin nach England. (Im Sommer darauf kam dann Anne zu uns nach Wien). Die Reise war schon recht lang gewesen, mit dem Zug bis Dover, dann auf die Fähre und mit einem anderen Zug weiter nach London selbst, wo mich die Familie meiner Brieffreundin abholte. Sie lebten nicht in London, sondern in Ilford (Essex), heute ein Vorort von London.  Der Name Ilford war mir von der Firma Kodak bekannt, der damals auf den Photorollen erschien, die man jeweils austauschen musste. Die Eltern meiner Brieffreundin Anne hatten dort ihre Wohnung und ein Zuckergeschäft. Da die Ferien dort noch nicht begonnen hatten, nahm mich Anne in ihre Schule mit, wo ich einige Mädchen kennengelernt habe, die mir wesentlich sympathischer waren, als die mir sehr fad erscheinende Anne.  Diese war sogar ein bissel eifersüchtig, aber die Ferien begannen recht bald und somit bestand ja zu den Schulkolleginnen ohnedies kein Kontakt mehr.

Ich kann mich nicht an sehr viel erinnern, außer dass es mir auffiel, dass die Lebensmittelversorgung in England schlechter als bei uns war, dass noch immer Lebensmittelmarken im Einsatz waren, die bei uns schon nicht mehr erforderlich waren, dass noch mehr Bombenschäden zu sehen waren, als bei uns, und das in einem „Siegerland“ Das wunderte mich eigentlich. Es gab auch wenig Sonne und regnete oft. Wir fuhren manchmal nach London, um zu besichtigen. An einen Ausflug nach Brighton kann ich mich auch erinnern.

Ich wartete nicht nur ungeduldig auf Post von meinen Eltern und verstand auch nicht, warum mir meine Freundin Christl nicht wenigstens eine Postkarte schickte. Einen Freund, der mit hätte schreiben können, gab’s damals noch nicht für mich.

Nach diesem endlosen Sommer (Ferien in Österreich vergingen immer sehr viel schneller) erfuhr ich Ende August von meinen Eltern, dass Christl am 13. Juli verunglückt war. Ich war sehr betroffen, hatte doch der Tod mir aus meinem eigenen “Kreis“ bis dann nur meine geliebte Großmama im Jahr 1946 entrissen. Was meine Postkarte aus Ilford bei Christls Eltern angerichtet hatte, die nach dem Tod ihrer Tochter eingetroffen ist, möchte ich mir gar nicht vorstellen.

Erst nachher erfuhr ich die näheren Umstände von der Mutter von Christl. Ich war in deren Haus in Gersthof sehr oft anwesend gewesen, Christl und ich hatten die Aufgaben gemeinsam gemacht, mit ihren Eltern und ihrer Schwester gemeinsam eine Jause eingenommen. Manchmal hatten mich die Eltern auf einen Ausflug in deren Auto am Sonntag mitgenommen (Samstag war ja noch ein halber Arbeitstag – und wir hatten auch Schule). Ein Auto hatte damals noch nicht jeder, wir jedenfalls nicht. Christls Vater war ein sehr beliebter, praktischer  Arzt.

Nun, um auf den Tod von Christl zurückzukommen. Wie jedes Jahr war die Familie in den Ferien gemeinsam an den Mondsee gefahren. Man wohnte dort in einer „Sommerfrische“. Als das Wetter halbwegs einladend geworden war (der See möglicherweise noch ein bissel kalt war, die Sommer waren damals nicht so heiß, sie sie es jetzt sind) ging man gemeinsam baden.  Christl sagte zu ihrem Vater: „schau, wie gut ich schon tauchen kann“ und verschwand unter den Fluten des Mondsees – und tauchte nimmermehr auf. Der Vater war dann doch nach einem Weilchen beunruhigt – man holte Christl aus dem See, man versuchte sofort sie wieder zu beleben, aber es gelang nicht mehr. Wie sich später herausstellte, hatte sie einen Herzfehler, den bis dahin niemand bemerkt hatte, dem sie im See zum Opfer gefallen war. Ihr Vater machte sich schreckliche Vorwürfe, er war nach dem Tod seiner Tochter nie mehr derselbe und starb dann auch verhältnismäßig früh.

Ich hatte noch lange Kontakt, besonders mit der Mutter Christls aber auch mit ihrer „kleinen“ Schwester Hannerl. Die Mutter sprach gerne über Christl, dass man ihr versprochen hätte, dass sie sich im Herbst die Zöpfe abschneiden lassen dürfte, bevor sie „zum Elmayer“ gehen würde …

Christl war ein sehr ausgleichender ruhiger Mensch gewesen, die uns allen, besonders aber mir, sehr abging.

R.I.P.

Geschehnisse des Jahres 1951

Welche Rolle Frauen schon vor 500 Jahren spielten: Lucrezia Borgia

Bekanntlich faszinieren mich Jubiläen. Am 24.6. jährte sich der 500 Todestag von Lucrezia Borgia. Das ist für mich Anlass, mich über diese jeweilige Person näher zu informieren. Nun will ich Sie nicht mit einem Ausschnitt aus der Biographie dieser Dame langweilen, aber einige Fakten herausgreifen, die für mich schon faszinierend sind. Möglicherweise wissen Sie ja ohnedies vieles über die Borgias ziemlich genau, da ja die Serie „Borgia“ in mehreren Folgen im Fernsehen auf verschiedenen Kanälen gezeigt worden war.

Sie war eines der vier Kindern des spanischen Kardinals und Vizekanzlers der Kirche, mit dessen Geliebten, der später Papst werden sollte: Alexander der VI. Anfänglich hatte er die Tatsache seiner Familie geheim gehalten, aber als er Papst wurde, stand er dann offen zu seiner Geliebten und den gemeinsamen Kindern.

Schon von frühester Jugend an wurde sie verkuppelt, war z.B. zeitweilige mit zwei Männern verlobt, bis sich dann herausstellte welcher der „Opportunere“ für eine Verheiratung war. Alexander VI. Er verheiratete Lucrezia dreimal in politisch motivierte Ehen, um die Macht der Borgia zu festigen. Lucrezias erste Ehe mit Giovanni Sforza wurde aufgelöst, als sie für die Borgia ihren Nutzen verlor, ihr zweiter Ehemann, Alfonso von Aragon (1481–1500), Herzog von Bisceglie, wurde vermutlich auf Befehl ihres Bruders Cesare ermordet. In dritter Ehe heiratete sie schließlich Alfonso d’Este, Herzog von Ferrara, mit dem sie bis zu ihrem Tod verheiratet blieb und mehrere Kinder hatte. Es war zu dieser Zeit – oder überhaupt lange besonders in adeligen Kreisen üblich, Töchter zur Macht-, Einfluss- und Landvermehrung zu verheiraten. Sie mussten herhalten, um eventuell neu vereinbarten Frieden zu festigen. Später war es nicht mehr nur in adeligen Kreisen üblich, auch reiche Familien suchten ihren Reichtum zu vermehren, indem die Töchter mit reichen Partnern verheiratet wurden.

Lucrezia war angeblich sehr schön, sie wird folgendermaßen beschrieben: „Sie ist von mittlerer Größe und anmutiger Gestalt, ihr Gesicht ist eher lang, die Nase schön geschnitten, das Haar golden, die Augen haben keine besondere Farbe, ihr Mund ist ziemlich groß, die Zähne sind strahlend weiß, ihr Hals ist schlank und schön, ihr Busen bewundernswürdig geformt. Immer ist sie fröhlich und lächelt.“ Sie scheute auch nicht davor zurück, während des Hauptgottesdienstes in St. Peter im nur für Prälaten und Kanoniker vorgesehenen Chorgestühl im Chorraum Platz zu nehmen. Und da sie eine Borgia war, galt sie bald auch als verrucht – z.B. als Giftmischerin, Ehebrecherin und Blutschänderin – dies ist aber historisch nicht nachweisbar. Ihre Brüder waren zweifelsfrei äußerst gewalttätig, mit ihnen wird ihr auch Blutschande vorgeworfen.

Was mich aber am meisten faszinierte war die Tatsache, dass ihr Vater, der mehrere Söhne hatte, schon als Papst ihr mehrfach während seiner Abwesenheit die Regierungsgeschäfte im Vatikan übergeben hatte. Diesbezüglich wird folgendes berichtet: „Vor der Abreise aus Rom übergab er (Papst Alexander VI.) seine Räume, den ganzen Palast und die laufenden Geschäfte seiner Tochter Lucrezia, die während seiner Abwesenheit die päpstlichen Gemächer bewohnte. Auch gab er ihr den Auftrag, die an ihn gerichteten Briefe zu öffnen, und sie solle, wenn eine Schwierigkeit vorläge, den Rat des Kardinals Costa und der anderen Kardinäle einholen, die sie zu diesem Zwecke zu sich rufen könne.“

Auch als Regentin von Ferrara erwarb sie sich später große Anerkennung und wurde auch von ihrem Mann mit Staatsangelegenheiten betraut. So erließ sie im Mai 1506 ein Gesetz, das den Schutz der Juden in Ferrara und eine Bestrafung der Schuldigen sicherstellen sollte.

Im Gegensatz zu ihrem schlechten Ruf scheint Lucrezia Borgia eine sehr kompetente Frau gewesen zu sein, wenn sie imstande war sowohl den Vatikan und auch das Herzogtum Ferrara zu lenken. Und wir – heutzutage – dürfen nicht einmal Diakoninnen werden. Ein Umdenken wäre dringend erforderlich!

Welche Rolle Frauen schon vor 500 Jahren spielten: Lucrezia Borgia

Karl V. und Mechanismen innerhalb der EU

Ist 1519 Lucrezia Borgia gestorben, so ist Karl V. 1519 römisch deutscher König geworden,  denn im Jahr 1519 erbte er das Erzherzogtum Österreich und wurde als Karl V. zum römisch-deutschen König gewählt, nach seiner Krönung 1520 trug er (wie sein ungekrönt gebliebener Großvater Maximilian I. und seine künftigen Nachfolger) zunächst den Titel „erwählter Kaiser des Heiligen Römischen Reiches“, Sacrum Romanum Imperium. 1520 wurde er im Kaiserdom zu Aachen zum „erwählten“ Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gekrönt. Im Jahre 1530 wurde er offiziell, als letzter römisch-deutscher König, durch Papst Clemens VII. zum Kaiser gekrönt und ist damit nach Friedrich III. der zweite und letzte Habsburger, der von einem Papst gekrönt wurde.

Zuvor allerdings war Karl  nach dem frühen Tod seines Vaters Philipp I. von Habsburg und Kastilien, ab 1515 Herzog der Burgundischen Niederlande und ab 1516 als Carlos I. der erste König von Spanien, genauer von Kastilien, León und Aragón in Personalunion, geworden.

Begonnen hatte das alles mit seinem Großvater: Durch die Ehe Maximilians von Österreich mit Maria von Burgund begann 1477 der Aufstieg des Hauses Habsburg zur europäischen Großmacht. Als Erbin des Herzogtums Burgund war Maria die reichste Braut ihrer Zeit und die Beteiligten erhofften sich durch die Verbindung mit dem Kaiserhaus Unterstützung im Konflikt gegen Frankreich (Burgundischer Erbfolgekrieg) sowie großen Machtgewinn für beide Dynastien. Aus der Ehe gingen mit Philipp (* 1478) und Margarete (* 1480) zwei Nachkommen hervor, ehe Maria 1482 an den Folgen eines Reitunfalls verstarb.

Maximilian, ab 1486 als Maximilian I. römisch-deutscher König, war nun Vormund und Regent seines minderjährigen Sohnes in den burgundischen Territorien. Erst mit dem Vertrag von Senlis (1493) gelang es ihm, den Anspruch seiner Dynastie auf die Erbfolge in Burgund gegenüber Frankreich durchzusetzen und seinem Sohn die Regierung des Herzogtums zu übertragen.

Durch die Heiratspolitik seiner Großeltern vereinigte Karl die Erblinien vier eigenständiger Territorien in seiner Person:

  • von Maximilian I.: das Erzherzogtum Österreich
  • von Maria von Burgund: das Herzogtum Burgund, die burgundischen Niederlande
  • von Ferdinand II.: das Königreich Aragón mit den Nebenländern Neapel, Sizilien und Sardinien
  • von Isabella I.: das Kastilien und die eroberten Überseegebiete

Karl, geboren in den Niederlanden, verfolgte den Reichsgedanken der Universalmonarchie, wonach dem Kaiser Vorrang vor allen Königen zukam. Er verstand sich als Friedenswahrer in Europa, Beschützer des Abendlandes vor der Expansion des Osmanischen Reiches unter Süleyman I. und als Verteidiger sowie Reformator der römisch-katholischen Kirche. Bei seinen (kriegerischen) Aktivitäten konnte sich Karl finanziell auf seine kolonialen Besitzungen in Amerika (Vizekönigreich Neuspanien, Vizekönigreich Peru) stützen. Karl konnte wahrhaft sagen: „in meinem Reich geht die Sonne niemals unter“.

Die Reformation mache dem katholischen Herrscher sehr zu schaffen. Zeitweise versuchte er die drohende konfessionelle Spaltung des Reiches durch die Einberufung des Konzils von Trient (1545 bis 1563) zu verhindern, welches jedoch nicht zur Versöhnung der Religionsparteien führte, sondern nach Karls Tod zum Ausgangspunkt der katholischen Gegenreformation wurde. Nach dem Scheitern seiner Bemühungen um einen Ausgleich mit den Protestanten versuchte Karl im Zuge des gewonnenen Schmalkaldischen Krieges den Reichsständen mit dem Augsburger Interim (1548) eine Lösung des Religionskonflikts aufzuzwingen.

Sein Glaube führte auch dazu, dass Karl V. 1556 von seinen Herrscherämtern zurücktrat und seine heterogenen Herrschaftsgebiete zwischen seinem ältesten Sohn Philipp II., der die spanischen Besitzungen erbte, und seinem jüngeren Bruder Ferdinand I., der die österreichischen Erblande bereits 1521 erhalten hatte und dem nun auch der Kaisertitel zufiel, aufteilte. Durch diese Teilung spaltete sich das Haus Habsburg in eine spanische (Casa de Austria) und eine österreichische Linie (Haus Habsburg-Österreich). Karl verstarb 1558 in der Abgeschiedenheit des Klosters San Jerónimo de Yuste.

Und was hat das alles mit unserem Heute zu tun? Der Economist (Ausgabe 22. Juni 2019) schreibt, dass drei Länder – unabhängig von ihrer Größe und Bevölkerungsanzahl innerhalb der EU stark an Bedeutung gewonnen haben:

  • Dazu wird Spanien unter Pedro Sanchez gezählt. Einerseits hat er gute Beziehungen zu Frankreich, aber auch mit den südlichen Ländern Italien und Griechenland. Und Sanchez konnte eine gute Gesprächsbasis mit Angela Merkel aufbauen.
  • Ein anderes Land das beiden derzeitigen Verhandlungen als Vermittler auftritt sind die Niederlande unter Mark Rutte. Er konnte gute Beziehungen sowohl zu Merkel und Macron entwickeln. Rutte postuliert eine hanseatische Verbindung gegen eine fiskalische Integration, die wiederum Macron und Sanchez wünschen. Das schuf ihn Verbindungen zu skandinavischen und baltischen Ländern.
  • Das dritte Land, das in Vermittlungen eher bedeutend ist, ist Österreich unter Sebastian Kurz. Österreich hat in ihm eine starke Stimme im europäischen Konzert, die Einwanderung betreffend, und ist gleichzeitig ein guter Verhandler von Kompromissen zwischen den liberalen westlichen europäischen Staaten und den konservativen osteuropäischen.

Alle drei Länder weisen Ähnlichkeiten auf. Alle drei haben enge Beziehungen sowohl zu Frankreich als auch zu Deutschland. Alle sind in der Lage Koalitionen mit gleichgesinnten Staaten in Europa aufzubauen. Und alle drei können sich Habsburger nennen, da ihre Länder zu gewissen Zeiten von dieser Dynastie beherrscht wurden. Die Herrscher konnten damals wie heute die anderen Staaten gegeneinander ausspielen. Kürzlich konnten diese drei Staaten durch ihr Handeln einen Vorschlag, der ursprünglich nur von 8 Staaten unterstützt gewesen ist, zu einer Unterstützung durch 18 bringen.

Spanien, die Niederlande und Österreich sind zu unterschiedlich, um als Block aufzutreten. Aber einzeln, oder in verschiedenen Kombinationen, können sie Frankreich und Deutschland dazu verhelfen, doch wieder eine Koalition zu bilden. Ob das so bleibt, lässt sich nicht vorhersagen, Europa ist „instabil“ geworden, indem Koalitionen zusammenkommen und sich kurz drauf wieder auflösen.

Karl V. mit seiner Idee der Universalmonarchie könnte ein Patron Europas sein! Es muss ja keine Monarchie sein!

Karl V. und Mechanismen innerhalb der EU