Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt – Bauhaus und Jaffa

Wir wollten eigentlich nach Jaffa gehen, aber – vorher – sollten wir uns doch unbedingt noch die „weißen Häuser“- also die Häuser im Bauhausstil ansehen. Wir machten uns auf den Weg, unterwegs blieben wir bei einem Kunsthandwerksmarkt hängen, wirklich hübsche, lustige Dinge gab es dort zu erwerben. Es dauerte also ein Weilchen, bis wir zu besagten Häusern auf der Rothschild Avenue kamen.

Gut: Jetzt war der Weg nach Jaffa doch etwas weit, wir teilten uns wie üblich, die Unternehmungslustigeren unter uns – marschierten los – Treffpunkt: der Uhrturm in Jaffa. Wir restlichen drei planten mit dem Bus dorthin zu kommen. Wir fanden eine Haltestelle, wir machten einen Bus ausfindig, der uns direkt dorthin führen sollte – und warteten, warteten, warteten. Der siebente Bus, der endlich kam, war dann der gewünschte. Das mit dem Erwerben der Tickets klappte nicht, wir stiegen dennoch ein.  Nur gefahren sind wir kaum. So etwas von einem Stau hatte ich wirklich noch nie erlebt. Busse haben hier keine eigenen Spuren, Autos schieben sich von allen Seiten dazwischen.  In den Kreuzungen stehen Autos, der der Verkehr ist von allen Seiten blockiert.  Es wird zwar ausgiebig gehupt, aber es nützt halt leider nichts. Eigentlich war ich bereit auszusteigen, um den Fußweg anzutreten, aber mein Bundesheer-gewöhnter Enkel mahnte Geduld ein. Wir schoben uns langsam an einigen sperrigen Baustellen (neue Gebäude, U-Bahnbau) vorbei, dann wurde der Bus doch etwas schneller. Was mich an diesem Bus noch störte, war, dass die Anzeigetafel für Haltestellen nur in Hebräisch aufscheint, im Gegensatz zu Jerusalem. Plötzlich stellte mein Enkel fest, dass der Bus die in Google Maps angezeigte Route verließ und nicht zum Uhrturm in Jaffa fuhr.

Wir fragten den Fahrer, der das bestätigte, uns riet noch ein paar Haltestellen mitzufahren und dann in einen anderen Bus umzusteigen. Dann stieg der Fahrer noch aus, um sich mit frischem Wasser zu versorgen. Der andere Bus kam dann relativ zügig und brachte uns wirklich zum Ziel, nach gefühlten 2 Stunden (der Fußweg hätte schlimmstenfalls 45 Minuten gedauert).

Aber auch eine Busfahrt kann retrospektiv ein Erlebnis sein!

Die beiden anderen holten wir vom Strand ab, wohin sie sich zurückgezogen hatten. Nach einem kleinen Imbiss begaben wir uns ins „alte Jaffa“, noch durch eine Flohmarkt in einem Teil der noch nicht „herausgeputzt“ war, dann in den wirklich alten Teil, mit engen Gässchen, einem Park, einer Kirche, einem Hafen, sehr attraktiven Geschäften mit wunderschönem Schmuck ….

Und dann noch ein Spaziergang am Ufer des Mittelmeers entlang. Zu Hause haben wir halt diese rauschenden Wellen des Meeres nicht – Wien wäre perfekt, wenn es am Meer läge!

 

Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt – Bauhaus und Jaffa

30.07.19, Dienstag, Jaffa: Spiegelbild der Geschichte der Region

Heute steht bei uns Jaffa auf dem Programm: es ist jetzt ein Teil von Tel-Aviv, das ja Tel-Aviv-Jaffa heißt, aber Jaffa hat eine lange eigenen Geschichte, das Gebiet war schon 3500 v. Chr. besiedelt. Es war von den aus der Bibel bekannten Kanaanitern bewohnt. Dort taucht es auch als „Joppe“ auf. Im Altertum befand sich der Hafenort meist in den Händen der Phönizier, deren Holzlieferungen zum Bau des ersten und zweiten Jerusalemer Tempels über Jaffa nach Jerusalem transportiert wurden.

Die Makkabäer eroberten die Stadt. Nur zur Erinnerung: Die Makkabäer waren die Anführer eines jüdischen Aufstandes gegen das Seleukidenreich und die von diesen unterstützten einheimischen Gruppierungen. Sie begründeten nach ihrem Sieg das königliche und hohepriesterliche Geschlecht der Hasmonäer und erkämpften sich für einhundert Jahre (165 v. Chr. bis 63 v. Chr.) eine Erbherrschaft über die Juden.

Danach nahmen die Römer den Ort ein. Schon unter Konstantin dem Großen wurde die Stadt ein Bischofssitz. Im Jahr 636 eroberten Krieger des Kalifen Omar den Ort, und im Jahr 1099 nahm Gottfried von Bouillon ihn im Rahmen des Ersten Kreuzzugs ein. Dieser wurde nach der Eroberung Jerusalems der erste Regent des neu gegründeten Königreichs Jerusalem, lehnte allerdings die Königswürde ab.

Für die Kreuzfahrer hatte Jaffa als der Jerusalem am nächsten gelegene Mittelmeerhafen besonderen strategischen Wert. Aber auch der Handel blühte im Mittelalter, und das befestigte Jaffa war ein wichtiger Umschlagplatz.  Nach heftigen Besitzstreitigkeiten zwischen weltlichen und geistlichen Herrn wurde Jaffa Krongut. 1187, nach der Niederlage der Kreuzfahrer in der Schlacht bei Hattin, eroberte der Ayyubiden-Sultan Saladin Jaffa. Die Schlacht bei Hattin war die größte militärische Niederlage der Kreuzfahrer und führte zum Verlust großer Teile der Kreuzfahrerstaaten einschließlich des Königreichs Jerusalem an die Muslime. Wir sind dort bei unserer Fahrt vom See Genezareth nach Akko vorbeigekommen:  es handelt sich um eine Doppelhügelspitze, genannt die Hörner von Hattin. Der Ort ist nicht gekennzeichnet.

Aber kurz darauf, 1191, besetzte das Heer des Dritten Kreuzzugs unter Richard Löwenherz (das war jener, der uns Österreichern vertraut ist: war er doch auf der Burg Dürnstein von dem Babenberger Herzog Leopold gefangen gehalten worden – aus Grün

den der Ehre) kampflos die Stadt, nachdem es Saladin geschlagen hatte. Im September 1192 sicherte Saladin den Kreuzfahrern den Besitz Jaffas in einem Waffenstillstandsabkommen zu. Im Rahmen des Fünften Kreuzzugs wurde hier 1229 der Friede von Jaffa zwischen Kaiser Friedrich II. und Sultan al-Kamil geschlossen, nachdem die Christen unter anderem Jerusalem kampflos zurückerhielten. 1268 eroberten die Mameluken Jaffa. Sie ließen die Stadt weitgehend zerstören und entvölkern.1516 fiel die Stadt an das Osmanische Reich und konnte ihre alte wirtschaftliche Bedeutung zurückerlangen, insbesondere als Pilgerhafen auf dem Weg nach Jerusalem.

Napoleon Bonaparte belagerte Jaffa während seiner Ägyptischen Expedition vom 4. bis zum 7. März 1799. Dem französischen Parlamentär, der die Verhandlungen über eine kampflose Übergabe der Stadt führen sollte, wurde der Kopf abgeschnitten und von der Stadtmauer herab den Franzosen, auf einen Pfahl gespießt, gezeigt. Es folgte ein sechsstündiger Artilleriebeschuss der Stadt und, nach der Eroberung, die Plünderung und Exekution des Kommandanten Abu-Saab und rund 2000 Gefangener. 1832 rückten Ägyptische Truppen von Muhammad Ali Pascha in die Stadt ein, die aber bereits ab 1841 wieder vom Osmanischen Reich regiert wurde.

Am 31. März 1890 begann eine französische Gesellschaft mit dem Bau der Bahnstrecke Jaffa–Jerusalem, die am 26. September 1892 in Betrieb ging.

Und nun kam der Erste Weltkrieg, Großbritannien, am Höhepunkt seiner imperialen Macht, wollte den Weg nach Indien weiter sichern. Die Geschichte ist bekannt – Zusicherungen gab es während des Krieges zuhauf, man teilte und verteilte ein Land, das noch zum Territorium des bis dahin nicht gänzlich besiegten Feind zählte. Am 2. November 1917 wurde auch den Zionisten das bereits vorher auch den Arabern angebotene und eigentlich stets sich selbst zugedachte Heilige Land zugesagt. Dieses Versprechen ging als Balfour-Erklärung – „Die Errichtung einer nationalen Heimstätte in Palästina für das jüdische Volk“ in die Weltgeschichte ein.

Nun aber regierten die Briten als Mandatsmacht – sie waren verhasst bei Arabern wie Juden. (das wird aber eine eigene Geschichte)

Nun aber zurück zu Jaffa: Im Rahmen der von der britischen Mandatsregierung zur Bekämpfung des Arabischen Aufstands durchgeführten „Operation Anker“ wurden 1936 große Teile der Altstadt von Jaffa zerstört. 1945 hatte Jaffa 101.580 Einwohner, von denen 53.930 muslimisch, 30.820 jüdisch und 16.800 christlich waren. Während das benachbarte Tel Aviv mit jüdischer Bevölkerungsmehrheit im UN-Teilungsplan dem jüdischen Staat zugeschlagen wurde, war Jaffa ursprünglich als Enklave des arabischen Staates vorgesehen. Am 14. Mai 1948 wurde Jaffa von israelischen Milizen der Hagana und des Irgun eingenommen. In der Folge von Flucht bzw. Vertreibung eines Großteils der arabischen Bevölkerung reduzierte sich diese um rund 65.000 auf knapp 5.000 Einwohner.

Ich wünsche jedenfalls allen hier Lebenden eine friedliche Zukunft!

30.07.19, Dienstag, Jaffa: Spiegelbild der Geschichte der Region

29.07.2019. Montag – Tel Aviv

Nun haben wir das christliche Heilige Land verlassen und sind in Tel Aviv angekommen.

Das 1909 gegründete Tel Aviv war ursprünglich ein Vorort der bereits seit der Antike bestehenden Hafenstadt Jaffa. Hier wohnt ca. ein Drittel der israelischen Gesamtbevölkerung. Noch immer residieren viele Botschaften hier, aber nachdem die USA die ihre nach Jerusalem, die deklarierte Hauptstadt verlegt haben, folgen einige nach.

Tel Aviv hat für mich einen Ruf zu verteidigen. Schon der Name: Der Name ist einer poetischen Übersetzung des Titels des utopischen Romans Altneuland von Theodor Herzl entliehen. Darin steht „Tel“ (vielschichtiger Siedlungshügel) für „alt“ und „Aviv“ (Frühling) für „neu“. Der Name kommt bereits beim biblischen Propheten Ezechiel vor, wobei er allerdings einen anderen Ort bezeichnet. Nämlich jenen in Babylon, an dem der Prophet seine Offenbarungen empfängt: „So kam ich zu den Verschleppten, die in Tel-Aviv wohnten“. In diesen Offenbarungen heißt es „unter anderem, dass einmal das ganze zerstreute Volk Israel nach Eretz Israel zurückgeführt werden wird“.

Die Gründungszeremonie am 11. April war die folgende: es gab vorab parzellierte Grundstücke, auf 60 am selben Morgen am Strand gesammelte Muscheln wurden mit schwarzer Tinte die Namen der Mitglieder der Grundstückswerber und auf weitere 60 Muscheln die Parzellennummern geschrieben. Während der Verlosungszeremonie zogen ein Junge und ein Mädchen gleichzeitig je eine Muschel mit Nummer bzw. Namen, so entschied sich, wer welches Grundstück erhielt. Das Wappen und die Flagge der Stadt enthalten unter dem roten Davidstern zwei Worte aus dem biblischen Jeremiabuch: „Ich (Gott) werde dich aufbauen, und du sollst gebaut werden.“

Aber schon kam es zu Unruhen: zwischen Juden und Arabern. 1921 fand das Pogrom von Jaffa statt: arabischer Zivilisten gegen jüdische Wohnungen, Passanten und Einrichtungen. Männer, Frauen und Kinder wurden mit Knüppeln, Messern, Schwertern und seltener Schusswaffen ermordet. Es kam auch zu zahlreichen Vergewaltigungen, insbesondere von Minderjährigen. Am Folgetag setzten sich die Ausschreitungen fort und jüdische Einwohner gingen selbst zu Terror und Tötung von arabischen Zivilisten über.

Mit der am 14. Mai 1948 in der Independence Hall auf dem Rothschild-Boulevard verabschiedeten israelischen Unabhängigkeitserklärung wurde der Staat Israel gegründet. Am 24. April 1950 wurde Jaffa mit der ehemaligen Vorstadt Tel Aviv auch administrativ verbunden. Aber damit war der Terror nicht beendet. Bis 2015 erfolgten immer wieder Bombenanschläge.

Aber diese Stadt ist unendlich lebendig. Wir wohnen im älteren Teil, nahe am Meer. Wir begeben uns zu dem nahe gelegenen Carmel Market, es scheint, dass man hier wirklich alles bekommen kann, was man so täglich brauchen könnte. Einheimische und Touristen drängen sich in den engen Gängen, Planen schützen vor Sonneneinstrahlung. Das Wasser läuft im Mund zusammen, man das ausgestellte Obst und Gemüse, die Trockenfrüchte, die Gewürze, das duftende Brot betrachtet.

Aber eigentlich wollen wir in das Tel Aviv Museum of Art. Wir gehen zu Fuß dorthin und erleben verschiedene Stadtviertel, von stillen Straßen mit eleganten Häusern mit Vorgärten mit wunderbarem Blumenschmuck über kommerzielle Gebiete um endlich ins „Kunstviertel“ zu kommen.

Dass Museum ist in modernen Gebäuden untergebracht, das erinnert ein wenig an das Guggenheim-Museum oder das Zara Hadid Gebäude in Baku. Es gibt interessante Durch- und Einblicke, aber wirklich übersichtlich ist es nicht. Ich bin ja nicht gerade der ganz große Fan sogenannter moderner Kunst, Post-Moderne etc. Wir trennen uns und ich fürchte, dass ich mich in den vorgesehenen ein- ein halb Stunden etwas langweilen werde. Weit gefehlt, nicht, dass mir alles gefallen hätte, aber das meiste, das ich gesehen habe, hat mich fasziniert. Ich habe es bei weitem nicht geschafft „alles zu sehen“, über manches wurde mir erst nachher berichtet. Was mich fasziniert hat, war die „Heimatverbundenheit“ vieler israelischer Künstler. Manches hat mich verstört, aber das war wohl Absicht – eine echte Auseinandersetzung mit „unserer Zeit“. Hierher würde ich gerne wiederkommen.

Über einen anderen Weg sind wir wieder zurück gegangen. Am späten Nachmittag haben wir  den Strand von Tel Aviv aufgesucht – auch um den Sonnenuntergang zu sehen, aber um dieses gelassene Treiben der Leute hier an ihrem Strand zu beobachten.  Die Wellen sind hoch, das Wasser ist warm – Sommer ist!

29.07.2019. Montag – Tel Aviv

Sonntag, 28. Juli 2019 Überlegungen zur Feuerbekämpfung und die Kreuzritter in Akko

Unsere Sonntagsmesse fand im Freien statt, am Ufer des Sees Genezareth, ganz in der Nähe vom Wohnort von Petrus. Authentischer geht’s wohl nicht. Die Stätte könnte fast auch als Steinsetzung bezeichnet werden, wenn nicht ein Dach drüber wäre, der Altar geschmückt wäre. Während der Messe zwitschern Vögel, ein Reiher fliegt vorbei, die Blätter an den Bäumen rascheln im Wind. Am Weg hin kommen wir an einer Mango Plantage vorbei, aber ebenso wie die Feigen sind sie leider noch nicht reif.

Schade eigentlich, die Gegend hier zu verlassen – wenn es auch recht heiß und schwül ist. Heute planen wir ans Meer zu kommen, Akko, Haifa und Caesarea anzusehen und Tel Aviv zu erreichen. Aber zuerst möchten wir noch die Schäden ansehen, die das Feuer angerichtet hat. Die Feuerwehr steht noch da, und es schwelt auch noch an verschiedenen Stellen. Die abgebrannte Fläche ist groß, aber das Feuer wurde eingedämmt, die große Bananenplantage wurde verschont, selbstverständlich die Gebäude am Berg der Seligpreisungen, kein Olivenhain ist abgebrannt. Man hatte uns erklärt, dass Feuer hier sehr häufig wären, aufgrund der zersplitterten Flaschen. Die Feuerwehr könnte damit umgehen, wovor man wirklich Angst habe, wäre ein Krieg, deren mehrere ja schon stattgefunden hätten.

Bald kommen wir nach Akko – und hier bleiben wir länger hängen. Eine so reiche Geschichte. Die Altstadt liegt auf einer Landzunge am Nordrand der Bucht von Haifa und ist von einer bis zu 150 m starken Festungsanlage umgeben. Auf der Landseite ist die Altstadt von der Neustadt umschlossen. Während die Neustadt eine mehrheitlich jüdische Bevölkerung aufweist, wird die Altstadt fast ausschließlich von israelischen Arabern bewohnt und ist eine der orientalischsten Städte Israels.

Der Hafen der Stadt, die mehrere Jahrhunderte lang eine wichtige Hafenstadt des östlichen Mittelmeers war, hat inzwischen stark an Bedeutung verloren. Die früheste Besiedlung auf dem Tell Akko, arab. Tell el-Fukhar, begann bereits in der Bronzezeit (3. Jahrtausend v. Chr.). Akkon war zeitweilig ein Stadtstaat und diente als Vasall Ägyptens, vermutlich zwischen 1276 und 1270 v. Chr wurde Akkon zerstört. Der phönizische Einfluss ist archäologisch sowohl durch zahlreiche Keramikfunde als auch andere Objekte gut nachweisbar. Nach neuerlichen großflächigen Zerstörungen und zahlreichen Wiederaufbauten erreichte Akko unter persischer Herrschaft erneut eine wirtschaftliche Blütezeit. Seit 281 v. Chr. war die Stadt fest in ptolemäischer Hand und erhielt mit ihrer Erhebung zur Polis auch ihren neuen Namen: Ptolemais (Ptolomäis); zu Ehren des Begründers der ptolemäischen Dynastie, Ptolemaios I. Soter. Dann kamen die Seleukiden, die hellenistische Zeit brachte eine erneute wirtschaftliche Blütezeit durch den massiven Seehandel mit den griechischen Gebieten und bis nach Italien. Um das Jahr 64 v. Chr. wurde die Stadt von den Römern eingenommen. Anfang des Jahres 67 wurde die Hafenstadt Ptolemais zum Sammelplatz der römischen Truppen im ersten Jüdischen Krieg: 30.000 Legionäre der Legio V Macedonica und der Legio X Fretensis (beide unter Vespasian aus Norden kommend) sowie der Legio XV Apollinaris (unter Vespasians Sohn Titus aus Alexandria) und etwa ebenso viele Auxiliartruppen. Von dort marschierten sie unter dem Oberbefehlshaber Vespasian in Judäa ein. All das haben wir ja schon in Jerusalem und Massada gelernt.

Die nächsten, die hier eimarschierten, waren die Muslime. Ab 638 stand das Land bis 1104 unter arabischer Herrschaft. Dann kommt jene Periode, von der ich bis eigentlich das meiste wusste: Im Mittelalter war Akkon der einzige Hafen an der Levanteküste, in dem bei jedem Wetter Waren gelöscht werden konnten, weshalb er für die Kreuzfahrer von besonderer strategischer Bedeutung war. Nachdem das Heer des Ersten Kreuzzugs vor der Belagerung von Jerusalem 1099 die gut befestigte Stadt noch umgangen hatte, unternahmen die Könige des durch sie gegründeten Königreichs Jerusalem alsbald Anstrengungen zu deren Eroberung. Nachdem ein erster Versuch König Balduins I. 1103 noch erfolglos geblieben war, gelang ihm nur ein Jahr später nach einer zwanzigtägigen Belagerung die Einnahme der Hafenstadt. Während der Kreuzzüge bestand hier der Sitz des lateinischen Bistums Akkon, das 1135 gegründet wurde. Neben Pilgerinnen und Pilgern auf dem Weg nach Jerusalem nutzten auch christliche Kaufleute den Hafen, um mit Waren aus dem rund 180 km entfernten Damaskus zu handeln. Die Stadt blühte auf. Aber schon 1187 wurde neben Jerusalem auch Akkon durch Sultan Saladin zurückerobert. Nach erbitterter und langer Belagerung (1189–1191) fiel die Stadt schließlich wieder an die Kreuzritter, die Verstärkung durch den Dritten Kreuzzug unter Richard Löwenherz erhalten hatten. Da Jerusalem in den Händen Saladins blieb, wurde Akkon nun Hauptstadt des Königreichs Jerusalem. Während der Belagerung Akkons gründeten im Jahr 1190 Kaufleute aus Lübeck und Bremen den Deutschen Orden (Deutschritterorden) als Hospitalgemeinschaft. 1198 erfolgte die Umwandlung in einen Ritterorden, wobei Akkon bis zum Verlust der Stadt 1291 Amtssitz des Hochmeisters blieb, der dann nach Venedig verlegt wurde. 1219 stiftete Franz von Assisi das noch heute existierende Franziskaner-Kloster. 1229 wurde Akkon nach dem Frieden von Jaffa zwischen Friedrich II. und dem Ayyubiden-Sultan al-Kamil unter die Verwaltung des Johanniterordens gestellt. Akkon wurde eine wichtige Schnittstelle für die Vermittlung arabischer Kultur und Wissenschaft nach Europa. Nach der endgültigen Eroberung Jerusalems durch die Muslime 1244 war Akkon einer der letzten Stützpunkte der Kreuzfahrer. Mit der Eroberung der Festung am 18. Mai 1291 durch die Truppen des ägyptischen Mamluken-Sultans al-Malik al-Asraf Chalil waren die Kreuzzüge endgültig gescheitert. 1517 wurde Akkon unter Sultan Selim I. Teil des Osmanischen Reiches.

All das kann man bei einem Spaziergang durch Akko erleben. In der Altstadt gibt es enge, verwinkelte Gassen, man verirrt sich leicht, obwohl alles hervorragend ausgeschildert ist. Man kann eine kurzweilige historische Präsentation über die Funktionen eines türkischen Bades erleben, man kann durch einen niedrigen Tunnel kriechen, und man kann eine architektonisch atemberaubende Besichtigung der Burg machen, mit historischen Angaben.

Es ist sehr kurzweilig hier. Wir gehen auch zum Leuchtturm, von wo man eine prächtige Sicht auf das Meer hat.

Das bedeutet aber, dass uns keine Zeit für Haifa und Caesarea blieb. Etwas müde erreichen wir abends unsere Destination: Tel Aviv

 

Sonntag, 28. Juli 2019 Überlegungen zur Feuerbekämpfung und die Kreuzritter in Akko

Es brennt!

So schön hatte der Tag begonnen, wir fahren ins nahe gelegene Kafarnaum, einst ein Fischerdorf in Galiläa im Norden Israels, am Nordufer des Sees Genezareth. Um die Zeitwende herrschte ein reger Handelsverkehr. Nach dem Tode des Königs Herodes im Jahre 4. v. Chr. wächst die Bedeutung der Stadt als Grenzort zwischen dem durch Herodes Antipas regiertem Galiläa und dem von Herodes Philippos verwalteten Gebieten im östlichen Jordantal.

Kafarnaum spielt in den Evangelien als Wohn- und Wirkungsort Jesu eine wichtige Rolle. Er wohnte, wirkte, lehrte und heilte in Kafarnaum, von dort stammen eine Reihe seiner Jünger – Fischer, allesamt. Kafarnaum wurde 746 durch ein Erdbeben zerstört und nahe beim ursprünglichen Standort wiederaufgebaut. Etwa im 11. Jahrhundert muss das Dorf aufgegeben worden sein; der Grund dafür ist unbekannt.

Während seiner ersten Palästinareise im Jahr 1838 entdeckte der amerikanische Forscher Edward Robinson die Überreste der antiken Synagoge Kafarnaums, brachte diesen Fund aber nicht mit Kafarnaum in Zusammenhang. Erst im Jahre 1866 identifizierte der britische Ingenieur Charles Wilson Tal-Hum mit dem antiken Kafarnaum. 1894 erwarb die Kustodie des Heiligen Landes der Franziskaner einen Teil des Geländes; hier wurden im 20. Jahrhundert mehrmals Ausgrabungen vorgenommen. Ein anderer Teil gehört der griechisch-orthodoxen Apostelkirche, auch hier wurden Ausgrabungen durchgeführt.

Es wurde ein byzantinischer Kirchenbau aus dem 5. Jahrhundert ausgegraben. Der zentrale achteckige Raum, der von einem ebenfalls achteckigen Wandelgang umgeben war, war über den Resten einfacher Wohngebäude aus dem 1. Jahrhundert erbaut worden. Eines der Wohnhäuser gilt als Haus des Simon Petrus, das dann als Hauskirche benutzt wurde. Nahe diesem Gebäude wurde die Synagoge von Kafarnaum ausgegraben; es kann sich allerdings nicht um die in den Evangelien erwähnte Synagoge handeln, da der Bau ins 3. oder 4. Jahrhundert zu datieren ist. Die Synagoge steht aber vermutlich an der Stelle eines älteren Vorgängerbaus. Auch die Synagoge wird von Egeria in ihrem Reisebericht beschrieben. Wie die Kirche wurde auch die Synagoge Anfang des 7. Jahrhunderts zerstört.

Über dem Haus des Petrus wurde ab 1980 die auf Stelzen stehende moderne Petruskirche errichtet, die die Funde schützen soll.

Nachdem wir diese Ausgrabungsstätten ausgiebig besichtigt hatten, begaben wir uns kurz an das Ufer des Jordan. Das war gar nicht so einfach, über das Gerüst einer aufgegebenen Brücke zu klettern, dann hinunter zum Ufer. Dann saßen wir gelassen auf Steinen am Ufer und ließen den Bach, welcher der Jordan da noch ist, an uns gemächlich vorüberfließen.

Dann machten wir uns auf den Weg nach Nazareth, Nazareth ist eine sehr alte Stadt und wird heute in erster Linie von Muslimen und Christen bewohnt. Die Schwesterstadt Nof HaGalil ist deutlich jünger und wird hauptsächlich von Juden bewohnt. Man sagt, dass hier das Zusammenleben der drei Religionen am besten funktioniert.

Für Christen gilt Nazareth als Heimatort und Vaterstadt Jesu. Heute gehört Nazareth zu den wichtigsten Pilgerstätten des Heiligen Landes. An der Stelle, wo nach der Überlieferung das Haus Marias stand und der Verkündigungsengel zu ihr kam, erhebt sich die 1969 geweihte römisch-katholische Verkündigungsbasilika. Sie trägt die Aufschrift Hic verbum caro factum est – „Hier ist das Wort Fleisch geworden“. Eine eindrucksvolle römisch-katholische moderne Kirche. Die Basilika steht über jener Höhle der Stadt Nazareth, in der der römisch-katholischen Überlieferung zufolge der Erzengel Gabriel der Jungfrau Maria erschien (Verkündigung des Herrn).

Die heutige Verkündigungsbasilika ist bereits das fünfte Gotteshaus über der Verkündigungsgrotte; Die dreischiffige Basilika ist 67,5 Meter hoch und 35 Meter lang; sie ist die größte Kirche im Nahen Osten und eine seiner größten heiligen Stätten. Über den Ruinen der früheren wurden zwei miteinander verbundene Kirchen aus Stein errichtet, die Ober- und die Unterkirche. Die Besonderheit des Gebäudes liegt in dem zentralen Kuppelbau, der die drei Ebenen des Gebäudes miteinander verbindet. In der Unterkirche befindet sich der Ort, den die Tradition als Ort der Verkündigung ansieht. Die Oberkirche enthält viele Mosaiken, Fresken und Skulpturen. Der Kuppelbau darüber ist schlicht ausgeführt. Es finden sich viele Mariendarstellungen aus unterschiedlichen Ländern.

Bis zum 7. Jahrhundert n. Chr. lebten hier Juden. Die Kreuzfahrer errichteten an Stelle der von Konstantin erbauten byzantinischen Kirche eine große franziskanische Basilika. Seit dem Mittelalter war die Stadt vorwiegend von arabischen Christen bewohnt. In unmittelbarer Nähe der Verkündigungsbasilika war seit 1998 der Bau einer großen Moschee geplant. Wegen dieser Pläne kam es mehrfach zu teilweise gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Christen und Muslimen. Am 9. Januar 2002 verhängte das israelische Sicherheitskabinett einen Baustopp. 2003 hat das Magistratsgericht in Nazareth den Bau der Moschee abgelehnt und die Beseitigung der illegal gelegten Fundamente angeordnet.

Noch kurz besuchen wir die Kirche de Heiligen Josef. Auch hier liegen zwei bis drei Kirchen übereinander.

Jetzt wollen wir noch auf den Berg Tabor – und weil die Verklärungsbasilika um 5 Uhr schließt, fahren wir mit hoher Geschwindigkeit über Straßen mit Verlangsamungsbuckeln – das nimmt mir mein Kreuz äußerst übel. Es brennt auf einem Hang, sowohl Feuer, aber auch Rauch sind auf große Distanzen zu sehen.

Wir fahren auf den Berg Tabor, eine wunderschöne fast alpine Straße. Wir erreichen das Kloster zwar rechtzeitig, aber nach der wunderschönen Zypressenallee müssen wir umkehren – auch hier brennt es.  Wir sehen Rauch und kleine Flammen. Ein Feuerwehrauto kommt herauf.

Jetzt ist es Zeit nach Hause zu fahren, aber auch hier sehen wir schon von ferne Rauch aufsteigen, erschreckt stellen wir fest, dass der Berg der Seligsprechungen brennt, die Kirche und das Kloster (schon evakuiert, so versichert man uns) sind dicht vom Rauch verhüllt.  Wir gehen etwas unruhig in unser Pilgerhaus. Hier ist man gar nicht beunruhigt, was uns wieder gar nicht gefällt.

Wir wollen auswärts essen gehen und packen vorerst alle Wertsachen ein. Als wir dann endgültig zum Auto gehen, stellen wir fest, dass sich eine Flammenwand bedrohlich nähert – und stürmisch ist es auch noch immer. Sicher ist sicher, wir packen alles ein und evakuieren unsere Unterkunft.

Allerdings – nach dem Essen kehren wir zurück – die Gefahr ist beseitigt, wir beziehen wieder unser Quartier. Die Feuerwehr allerdings fährt noch immer.   Morgen werden wir die Schäden begutachten.

 

Es brennt!

Freitag, 26.07.2019, am Nachmittag – eine Bootsfahrt am See Genezareth und Magdala

Es tut gut, über Mittag „drinnen“ zu bleiben.

Wir wollten uns ein aus dem See Genezareth geborgenes Boot, ca. 2.000 Jahre alt, aufwendig restauriert im Museum des Nof Ginosar in einem Museum ansehen. Auch wenn es wahrscheinlich nicht das „Jesus Boot“ ist, es stammt aber aus jener Zeit und der Besucher kann sich ein Bild der damaligen Gegebenheit machen.  Es ist ein Boot aus dem 1. Jahrhundert, das gerudert und gesegelt werden konnte. Mit einer Größe von 8,2 × 2,3 Metern hat es fünf bis zehn Personen Platz geboten. Aber: heute ist Freitag, der Abend vor dem Sabbath beginnt bald und so hat man uns beschieden, dass wir (um 16 Uhr) nicht mehr eintreten könnten. Traurig aber wahr. Wir lesen nach: Die Beplankung war größtenteils aus dem Holz der Libanon-Zeder, die Spanten zumeist aus Eichenholz; darüber hinaus sind aber auch Hölzer von Aleppo-Kiefer, Johannisbrotbaum, Christusdorn, Weißdorn, Judasbaum, Lorbeer, Platane, Feigenbaum, Weide und und Pistazie verbaut. Viele der Materialien sind Recyclingmaterial. Kurz nach dem Untergang bedeckte Schlick aus einem einmündenden Fluss das Wrack. Die Hölzer, die aus dem Schlick herausragten, wurden nicht konserviert; von diesem Teil des Bootes blieben nur die Nägel erhalten. In dem Boot lagen ein frührömischer keramischer Kochtopf und eine Öllampe. Die Bergung erwies sich als schwierig aber alles das können wir nur nachlesen.

Beim Bau eines Komplexes bestehend aus einem Hotel und einem Shopping-Center (der halbfertig – samt gelagerten Baumaterialen zu sehen ist) stieß man auf eine Synagoge aus Jesu Zeit. Zu Tage kam auch der “Magdala Stein”, den einige Wissenschaftler als Bimah, einem Podest zur Lesung der Torah, ansehen. Er könne aber auch Teil eines Altars oder Tischs sein. Dieser antike “Magdala Stein” ist nach Meinung von Fachleuten die wichtigste archäologische Entdeckung Israels in den letzten 50 Jahren, denn auf dem Stein ist eine Menorah eingraviert, was niemals zuvor in dieser Art an einem Ort der Anbetung gefunden wurde. Auf dem Areal sind Ritualbäder, Wohn- und Marktbereiche, Fisch verarbeitende Orte und Hafenbereiche entdeckt worden und heute gut zu erkennen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass dort einer der Hauptentladestellen für Fisch gewesen ist, denn es wurden mehrere Becken entdeckt, die nach Ansicht der Wissenschaftler zur Reinigung und Lagerung der Fänge verwendet und anschließend auf dem Markt verkauft worden sind. Es wird angenommen, dass der Fischfang und -handel seinerzeit zu den Haupteinnahmequellen der Bewohner galt und durch die unmittelbare Nähe zur Via Maris, der Haupthandelsroute im Mittleren Osten, zu einem der wichtigsten Orte der Region zählte.

Das historische Magdala am Westufer des See Genezareth in Galiläa findet im Neuen Testament der Bibel Erwähnung. Dort lebte der Überlieferung nach Maria, auch Magdalena genannt, die eine Anhängerin Jesu gewesen ist. Ihre Person ist im Neuen Testament mehrfach genannt, insbesondere in Bezug auf die Osterereignisse. Diese reichen von der Kreuzigung Jesu in den Evangelien von Markus und Matthäus bis hin zur Begegnung mit dem auferstandenen Jesus.

Spirituelles Zentrum des Magdala Centers ist der Raum “Duc In Altum”. Es ist in drei Sektionen unterteilt: das Auditorium, die Kapellen und eine ökumenische Krypta. Seine achteckige Form erinnert an einen byzantinischen Kirchenbau und bietet im Hauptraum bis zu 360 Menschen Platz. Die Erbauer wollen damit ein einmaliges Pilgererlebnis am See Genezareth bieten. Jede der vier Kapellen, die jeweils mit wunderschönen Mosaiken verziert sind, hat eine Kapazität zwischen 40 und 50 Personen und ist ausreichend für die meisten Reisegruppen. Die Mosaike zeigen biblische Szenen aus Jesu Zeit wie die Auferweckung der Tochter des Jairus, die Ernennung seiner Jünger oder das Wandeln auf dem Wasser. Noch eine Besonderheit der Krypta sollte erwähnt werden: Der Boden ist mit Original Steinen aus dem historischen Hafenmarkt gepflastert. Zwei Dinge, die mich besonders beeindruckt haben: Es ist die Vorhalle der Frauen – die Säulen tragen die Namen jener Frauen, die im Neuen Testament erwähnt sind. Der Kirchenraum selbst ist durch eine Glaswand vom Außen abgetrennt, durch die man den See Genezareth und das gegenüberliegende Ufer sieht. Der Altar ist in der Form eines Bootes gestaltet, wobei ein Kreuz die Segel ersetzt. Von diesem flattert ein Tuch (das  Grabtuch?). Ein sehr eindrückliches Bild.

Es sind viele verschiedenen Eindrücke, die es erst langsam zu verarbeiten gilt.

 

Freitag, 26.07.2019, am Nachmittag – eine Bootsfahrt am See Genezareth und Magdala

Freitag, 26.7. 2019: Stätten der Seligpreisungen und der Brotvermehrung

Morgendliches Baden im See Genezareth. Es hängst noch eine leichte Dunstglocke darüber. Das Wasser ist angenehm warm – es wirkt weich auf der Haut. Wir wohnen zwar direkt am See, aber der Zugang zum Wasser ist dieses doch luxuriösen Pilgerhauses nicht recht würdig. Es ist verwachsen hier – Bambus und Tamarisken, nur ein kleiner Pfad führt zum Wasser. Nichts zum Sitzen, nichts für die Ablage der Handtücher … Ins Wasser geht es über Steine, die etwas schlammig sind. Wasserläufer begleiten uns, bis es endlich tief genug ist, zu schwimmen. Dann aber ist es herrlich. Und jetzt kann man drüber nachdenken, was sich so alles im und um den See herum abgespielt hat. Sehr erfrischt kann man den Tag beginnen. Man sinniert kurz darüber nach, warum dieser Pfad zum und ins Wasser so unbequem ist – aber eine Erklärung finde ich nicht.

Aber nach dem Frühstück geht’s auf den Berg der Seligpreisungen. Eine zu Fuß, die anderen mit dem Auto. Der Berg der Seligpreisungen ist eine Erhebung am Nordrand des Sees Genezareth. Hier hat Jesus von Nazareth die Bergpredigt gehalten. Hier soll er die Apostel unter seinen Jüngern ausgewählt haben. Auf der Erhebung befinden sich ein Kloster und eine Kirche. Letztere besitzt einen achteckigen Grundriss. Der übliche Souvenirladen, ein Gasthaus und ein großer Parkplatz, dürfen nicht fehlen  Die Kirche ist wohl deshalb achteckig, weil es acht Seligpreisungen gibt.

Die Pilger und Touristen kommen zuhauf, meist in Bussen. Aber sie verteilen sich auf dem weitläufigen Gelände. Wir nutzen einen Art Balkon, der um die Kirche geht, um relativ ungestört einerseits die Aussicht zu genießen und über die Seligpreisungen zu denken und zu reden.

Aber bald machen wir uns wieder auf den Weg um jene Grotte – auf dem Weg zu dem Kloster und die Kirche hinauf – aufzusuchen. Von der Straße geht’s sehr steil und steinig hinauf und heute ist es auch hier wieder ziemlich heiß (38°). Aber in der Grotte ist es kühl, es gibt eine Sitzgelegenheit dort und hier soll nun Jesus wirklich gesessen sein und das Volk belehrt haben. Dies ist für mich viel authentischer als es in der Kirche war. Hier kann man sich sehr wohl vorstellen, wie sich das Volk zu seinen Füßen gelagert hatte und ihn die Apostel in der Grotte umstanden.

Heute tobt unten eine lustige Gesellschaft um und am See mit allerhand Motorvergnügungsobjekten (z.B. Skijet), uneingedenk der Wort Jesus. Das muss wohl auch früher so gewesen sein, bevor Jesus die Worte gesprochen hat.

Wir steigen kurz ins 21. Jahrhundert zurück, ins Auto und fahren zur Brotvermehrungskirche, die mich außerordentlich beeindruckt hat. Zwar ist die Kirche selbst nicht aus Jesu Zeiten, doch der Stein unter dem Altar hat eine besondere, historische Bedeutung: Darauf soll Jesus die Fische und Brote gelegt haben, die nach Seinem Dankgebet auf so wunderbare Weise vermehrt wurden, sodass 5.000 Männer und dazu Frauen und Kinder satt wurden. Diese Kirche und das Mosaik der Brotvermehrung erinnern an das biblische Ereignis im Neuen Testament. Die Vorgänger der heutigen Brotvermehrungskirche Tabgha aus dem 4. und 5. Jahrhundert waren reichlich mit Mosaiken ausgelegt. Das Farbspektrum reichte von weiß bis blauschwarz, nur blau und grün fehlten. Das Hauptmosaik vor dem Altar zeigt einen Korb mit vier Broten und jeweils daneben einen Fisch; das fünfte, biblisch überlieferte Brot, liegt bei der Eucharistiefeier auf dem Altar. Nach Forscherangaben ist dieses das letzte aller Mosaike und wird auf Anfang des 5. Jhdt. datiert. Die Bodenmosaike stammen aus unterschiedlichen Zeitperioden, überwiegend aus dem 4. Jahrhundert. Besonders lebendig sind die Darstellungen von Wasservögeln und Sumpfpflanzen in den Seitenschiffen und im Querschiff. Die ursprünglichen Bauten gründeten auf schwarzen Basaltmauern, vergleichsweise den Bauten im nahe gelegenen Kapernaum. Diese Mauern sind durch transparente Abdeckungen im Boden noch sichtbar Wenn man hinkommen kann). Das heutige Kirchengebäude der Brotvermehrungskirche Tabgha mit vorgelagertem Atrium und Narthex ist in den Jahren 1980 bis 82 dem oströmischen Stil nachempfunden errichtet worden. Uns haben besonders die Fenster  beeindruckt: aus durchscheinendem Alabaster.

Tabgha, wo diese Kirche aber auch „unser Pilgerhaus“ stehen, war der einsame Ort (Eremos) am See an den sich Jesu oft zurückzog. Die Erinnerungen an Jesus wurden bis Ende des vierten Jahrhunderts der dort lebenden Judenchristen von Generation zu Generation weitergegeben. Darüber hinaus wurden die Geschehnisse an drei Felsen festgehalten, zu dem die Pilgerin Egeria 383 n. Chr. einen Bericht verfasste. Dort schrieb sie, dass der Stein, auf dem der Herr die Brote gelegt hatte nun als Altar benutzt werde und um den eine Kirche errichtet wurde.

Es gibt hier soviel zu sehen, aber es ist so heiß, dass wir uns in der größten Hitze einfach zurückziehen, um entweder zu essen, zu baden oder zu schlafen. (Mir setzt die Hitze doch ziemlich zu).

Nachmittag geht’s dann wieder weiter!

 

Freitag, 26.7. 2019: Stätten der Seligpreisungen und der Brotvermehrung

Freitag, 26.7. 2019: Stätten der Seligpreisungen und der Brotvermehrung

Morgendliches Baden im See Genezareth. Es hängst noch eine leichte Dunstglocke darüber. Das Wasser ist angenehm warm – es wirkt weich auf der Haut. Wir wohnen zwar direkt am See, aber der Zugang zum Wasser ist dieses doch luxuriösen Pilgerhauses nicht recht würdig. Es ist verwachsen hier – Bambus und Tamarisken, nur ein kleiner Pfad führt zum Wasser. Nichts zum Sitzen, nichts für die Ablage der Handtücher … Ins Wasser geht es über Steine, die etwas schlammig sind. Wasserläufer begleiten uns, bis es endlich tief genug ist, zu schwimmen. Dann aber ist es herrlich. Und jetzt kann man drüber nachdenken, was sich so alles im und um den See herum abgespielt hat. Sehr erfrischt kann man den Tag beginnen. Man sinniert kurz darüber nach, warum dieser Pfad zum und ins Wasser so unbequem ist – aber eine Erklärung finde ich nicht.

Aber nach dem Frühstück geht’s auf den Berg der Seligpreisungen. Eine zu Fuß, die anderen mit dem Auto. Der Berg der Seligpreisungen ist eine Erhebung am Nordrand des Sees Genezareth. Hier hat Jesus von Nazareth die Bergpredigt gehalten. Hier soll er die Apostel unter seinen Jüngern ausgewählt haben. Auf der Erhebung befinden sich ein Kloster und eine Kirche. Letztere besitzt einen achteckigen Grundriss. Der übliche Souvenirladen, ein Gasthaus und ein großer Parkplatz, dürfen nicht fehlen  Die Kirche ist wohl deshalb achteckig, weil es acht Seligpreisungen gibt.

Die Pilger und Touristen kommen zuhauf, meist in Bussen. Aber sie verteilen sich auf dem weitläufigen Gelände. Wir nutzen einen Art Balkon, der um die Kirche geht, um relativ ungestört einerseits die Aussicht zu genießen und über die Seligpreisungen zu denken und zu reden.

Aber bald machen wir uns wieder auf den Weg um jene Grotte – auf dem Weg zu dem Kloster und die Kirche hinauf – aufzusuchen. Von der Straße geht’s sehr steil und steinig hinauf und heute ist es auch hier wieder ziemlich heiß (38°). Aber in der Grotte ist es kühl, es gibt eine Sitzgelegenheit dort und hier soll nun Jesus wirklich gesessen sein und das Volk belehrt haben. Dies ist für mich viel authentischer als es in der Kirche war. Hier kann man sich sehr wohl vorstellen, wie sich das Volk zu seinen Füßen gelagert hatte und ihn die Apostel in der Grotte umstanden.

Heute tobt unten eine lustige Gesellschaft um und am See mit allerhand Motorvergnügungsobjekten (z.B. Skijet), uneingedenk der Wort Jesus. Das muss wohl auch früher so gewesen sein, bevor Jesus die Worte gesprochen hat.

Wir steigen kurz ins 21. Jahrhundert zurück, ins Auto und fahren zur Brotvermehrungskirche, die mich außerordentlich beeindruckt hat. Zwar ist die Kirche selbst nicht aus Jesu Zeiten, doch der Stein unter dem Altar hat eine besondere, historische Bedeutung: Darauf soll Jesus die Fische und Brote gelegt haben, die nach Seinem Dankgebet auf so wunderbare Weise vermehrt wurden, sodass 5.000 Männer und dazu Frauen und Kinder satt wurden. Diese Kirche und das Mosaik der Brotvermehrung erinnern an das biblische Ereignis im Neuen Testament. Die Vorgänger der heutigen Brotvermehrungskirche Tabgha aus dem 4. und 5. Jahrhundert waren reichlich mit Mosaiken ausgelegt. Das Farbspektrum reichte von weiß bis blauschwarz, nur blau und grün fehlten. Das Hauptmosaik vor dem Altar zeigt einen Korb mit vier Broten und jeweils daneben einen Fisch; das fünfte, biblisch überlieferte Brot, liegt bei der Eucharistiefeier auf dem Altar. Nach Forscherangaben ist dieses das letzte aller Mosaike und wird auf Anfang des 5. Jhdt. datiert. Die Bodenmosaike stammen aus unterschiedlichen Zeitperioden, überwiegend aus dem 4. Jahrhundert. Besonders lebendig sind die Darstellungen von Wasservögeln und Sumpfpflanzen in den Seitenschiffen und im Querschiff. Die ursprünglichen Bauten gründeten auf schwarzen Basaltmauern, vergleichsweise den Bauten im nahe gelegenen Kapernaum. Diese Mauern sind durch transparente Abdeckungen im Boden noch sichtbar Wenn man hinkommen kann). Das heutige Kirchengebäude der Brotvermehrungskirche Tabgha mit vorgelagertem Atrium und Narthex ist in den Jahren 1980 bis 82 dem oströmischen Stil nachempfunden errichtet worden. Uns haben besonders die Fenster  beeindruckt: aus durchscheinendem Alabaster.

Tabgha, wo diese Kirche aber auch „unser Pilgerhaus“ stehen, war der einsame Ort (Eremos) am See an den sich Jesu oft zurückzog. Die Erinnerungen an Jesus wurden bis Ende des vierten Jahrhunderts der dort lebenden Judenchristen von Generation zu Generation weitergegeben. Darüber hinaus wurden die Geschehnisse an drei Felsen festgehalten, zu dem die Pilgerin Egeria 383 n. Chr. einen Bericht verfasste. Dort schrieb sie, dass der Stein, auf dem der Herr die Brote gelegt hatte nun als Altar benutzt werde und um den eine Kirche errichtet wurde.

Es gibt hier soviel zu sehen, aber es ist so heiß, dass wir uns in der größten Hitze einfach zurückziehen, um entweder zu essen, zu baden oder zu schlafen. (Mir setzt die Hitze doch ziemlich zu).

Nachmittag geht’s dann wieder weiter!

 

Freitag, 26.7. 2019: Stätten der Seligpreisungen und der Brotvermehrung

Donnerstag, 25. Juli 2019, Safed, Jordanquellen, Golanhöhen und viele Überlegungen

Da sitzen wir am See Genezareth – blau, etwas diesig in der Früh, keine Schifferln, keine Segelboote, keine Fischer …

Aber es gibt so vieles hier zu sehen und zu lernen in der Umgebung, dass wir uns dennoch wieder ins Auto setzen, um erst einmal nach Safed zu fahren. Für mich ist Safed eng verbunden mit der Kabbala, von der ich immer weniger verstehe.  Safed liegt hoch auf einem Berg, die Hochhäuser an seinem Rand schauen wie eine Festung aus. Wir schlängeln uns den Berg hinauf, in der Hoffnung einen Parkplatz zu finden, um in die Altstadt zu kommen, die Synagogen zu sehen durch die engen Gassen zu gehen. Ganz so leicht gelingt das  nicht, wir lassen dann das Auto auf dem nächsten freien Parkplatz stehen (die Parkuhr übersehen wir aus lauter Freude, einen Parkplatz gefunden zu haben – kostet 100 Schekel), und begeben uns über wunderschön geführte Treppenanlagen (die Strudelhofstiege von Safed) in die Altstadt. Es ist eine sehr jüdische Stadt, aber ganz anders als das jüdische Viertel in Jerusalem: fröhlicher, bunter, freundlicher. Hier lacht man viel mehr. In den engen Gassen drängen sich traditionell gekleidete Einheimische mit vielen (meist sehr jungen) internationalen Touristen. Die Synagogen wirken für mich ansprechender. In den engen Gassen gibt es viele kleine Geschäfte, die Kunst und sehr hochwertiges Kunsthandwerk anbieten. Mich faszinieren Bilder auf denen die Gestalten aus Mikrotexten bestehen. Und die Gestalten musizieren, tanzen und schauen durchaus komisch aus. Sie erinnern mich einerseits an das Musical „Fiddler on the Roof“ aber auch an Bilder von Arik Brauer. Ich denke hier auch viel an meinen verstorbenen Großvater, der sich hier sicher sehr wohl gefühlt hätte.

Leider können wir hier nicht länger verweilen. Wir fahren zu den Quellen des Jordan. Wir beginnen unseren Rundgang bei der Banias Höhle, fünf in den Felsen gehauene Nischen sind Überbleibsel des einstigen Pan-Tempels. Der Name dieses Ortes geht auf Paneas oder Pameas zurück, die auf Arabisch Banias ausgesprochen werden. Die Ruinen des von Herodes dem Großen erbauten Tempels befinden sich unmittelbar vor dieser Höhle. Nach dem Tod Herodes’ trat sein Sohn Philip das Erbe dieses Gebietes an, der im 2. Jahrhundert n. Chr. seine Hauptstadt in der Nähe der Banias Quelle gründete und sie Caesarea Philippi nannte. Caesarea Philippi wurde zu einem wichtigen Pilgerort für Christen, da es sich um den Platz handelt, wo Jesus seine Jünger fragte, was die Menschen wohl sagten, wer ER sei. Gemäß des Neuen Testaments antwortete Petrus: “Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn!” Daraufhin segnete Jesus Simon Petrus, indem er antwortete: “Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen“. Man kann sich all dies sehr gut in dieser Landschaft vorstellen, das sprudelnde Wasser, mit den Becken dazwischen, der Wald …

Hier finden sich Zeugnisse aus vielen Epochen, die von den jeweiligen Nachfolgern fast immer zerstört worden sind. Also sieht man Ruinen aus römischer aber auch aus Kreuzritterzeit, eine alte Mühle kann man besichtigen, ebenso wie ein osmanisches Grabmal, es geht über Stufen auf und ab, teilweise in der Sonne teilweise im Schatten, in der Nähe des Flusses ist es immer kühler. Wie immer trennen sich die Wege der ambitionierten Gruppe von jener – die es gemächlicher will (wozu ich gehöre). Wir fahren dann doch noch zum Banias Wasserfall, aber wir begnügen uns mit den Erzählungen der anderen, schließlich haben wir ihn ja rauschen gehört.  Denn der Banias Wasserfall liegt in 7 km Entfernung von der Quelle.

Wenn ich die Quellen hier sehe, ist mir klar, dass Israel dieses Territorium für sich beanspruchen muss. Der Jordan und sein Wasser sind Lebensquellen für die gesamte Region. Ohne Wasser: keine Landwirtschaft. Bekannt ist die Jordan-Wasserfrage, ein Konflikt zwischen Israel und den arabischen Anrainerstaaten über das Wasser des Flusses Jordan. Um Gebiete in der Negev-Wüste fruchtbar zu machen, leitete Israel schon vor 70 Jahren das Wasser des Jordans über Pipelines hierzu ab, das zu 77 Prozent aus arabischen Quellen und zu 23 Prozent aus israelischen Quellen stammte. 1952 und 1953 legte das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) einen Plan vor, wie die Anrainerstaaten die Wasserentnahmen regeln sollten. Demnach war vorgesehen, dass Jordanien 45 Prozent, Israel 40 Prozent und Syrien und Libanon zusammen 15 Prozent erhalten sollten. Der Plan des Jordanwassersystems wurde von der israelischen Regierung akzeptiert und auch von Syrien, dem Libanon und Jordanien zunächst gebilligt, aber von der Arabischen Liga abgelehnt, da es aus arabischer Sicht die indirekte Anerkennung des Staates Israel bedeutet hätte. 1959 begann Israel mit der Verstaatlichung der Wasserversorgung mit dem Ziel einer besseren Nutzung. Im Herbst 1963 war das Wasserverteilungssystem so weit vorangetrieben worden, dass für Frühjahr 1964 eine erste Versuchsableitung vom See Genezareth bis in die Negev-Wüste angekündigt wurde. All diese Auseinandersetzungen betrafen noch nicht die Verteilung des Wassers zwischen Israel und den Besetzten Gebieten.

Nicht umsonst heißt es in der Bibel: „Wasser des Lebens“.

Und da wir schon so nahe sind, fahren wir noch auf den Golan, international anerkannt als Teil Syriens, wurden die Golanhöhen im Sechstagekrieg durch Israel besetzt und 1981 annektiert. Israel verwaltete die Gebiete als Teil seines Nordbezirks; die Annexion wurde aber von den meisten Staaten nicht anerkannt. Syrien beansprucht das Gebiet nach wie vor komplett. Eine schmale Pufferzone wird seit 1974 von UNO-Friedenstruppen überwacht. Lange waren Österreicher hier stationiert.  Der Status der Golanhöhen war ein Hindernis für die Friedensverhandlungen zwischen den beiden Staaten. Während des Syrischen Bürgerkriegs wurde die Region wieder zum Brennpunkt mit Raketenangriffen aus Syrien und Israel. Am 25. März 2019 wurden die Golanhöhen von den USA als Teil Israels formell anerkannt.

Selbst ich, die ich sehr kritisch bin, verstehe, dass Israel diese Golanhöhen benötigt. Wir fahren später durch das Gebiet das „drunter“ liegt, ein landwirtschaftlich intensiv genutztes Gebiet mit einer Reihe von großen Kibbuzim – mit vielen Friedhöfen und Gedenkstätten. Hier wurden die Menschen vor dem Sechstagekrieg von oben beschossen!

Viele Überlegungen begleiten meinen Weg zurück nach Tabgha. Auf dem Weg, auf dem es nichts zu essen gibt!

 

 

Donnerstag, 25. Juli 2019, Safed, Jordanquellen, Golanhöhen und viele Überlegungen

MITTWOCH; 24.7.2019, von Jerusalem an den See Genezareth

 

Jetzt haben wir unser Mietauto. Die Ausfahrt aus Jerusalem ist gar nicht so schwierig. Schon sind wir am Weg hinunter, weit hinunter. Wir fahren zuerst zum Toten Meer – nach Qumran. Hier lebten und arbeiteten die Essener. Das war eine religiöse Gruppe im antiken Judentum vor der Zerstörung des zweiten Jerusalemer Tempels (70 n. Chr.). Die Essener lebten – angeblich – nach strengen Lebensregeln. Sie bildeten eine religiöse Gruppe im antiken Judentum vor der Zerstörung des zweiten Jerusalemer Tempels (70 n. Chr.). Sie lebten in Dörfern und mieden Städte, hätten weder Geld noch Großgrundbesitz, weder Schiffe noch Sklaven, stellten keine Waffen her, betrieben keinen Großhandel. Sie lebten zölibatär, arbeiteten, dachten, diskutierten, lasen und schrieben. Sie achteten sehr auf Reinheit, davon zeugen ihre Bäder. Heute sind nur noch antike Ruinen erhalten. Die Siedlung lag auf einer flachen Mergelterrasse im Westjordanland nahe dem Nordwestufer des Toten Meeres. Der Ort war seit etwa 800 v. Chr. zeitweise besiedelt. Die jüngste Siedlung wurde 68 n. Chr. im Zuge des jüdischen Aufstands gegen die Römer (66–70) von deren Legio X Fretensis zerstört. Zuerst sieht man einen gut gemachten Film über das Leben der Essener, dann macht man einen Rundgang in 7 Stationen, geführt von einem Audioguide. Es sind nicht sehr viele Besucher dort, es ist auch ziemlich heiß und die Sonne brennt strahlend vom Himmel.  Wir haben Küche und Speisekammer, die Bäder, Vorrats- und Gemeinschaftsräume hinter uns gebracht.

Der abenteuerlustige Teil der Familie geht noch bis zu einer Höhle in der Felswand (ich gehöre nicht dazu). Es geht da bei um das Gedenken an die Schriftrollen vom Toten Meer, die zwischen 1947 und 1956 in elf Felshöhlen nahe der Ruinenstätte Khirbet Qumran im Westjordanland entdeckt worden sind.  Sie umfassen rund Fragmente von etwa 850 Rollen aus dem antiken Judentum, die von mindestens 500 verschiedenen Schreibern zwischen 250 v. Chr. und 40 n. Chr. beschriftet wurden. Darunter sind etwa 200 Texte des späteren Tanach, die bislang ältesten bekannten Bibelhandschriften. Später wurden noch weitere antike Schriftrollen in Höhlen nahe dem Westufer des Toten Meeres gefunden.

Nun schlendern wir durch ein gekühltes Geschäft – mit diversen Produkten vom Toten Meer und sonstigen Souvenirs – und erholen uns von der Hitze. Wir fahren ein Stück weiter, denn jetzt steht Baden im Toten Meer auf dem Programm.

Das Tote Meer ist ein abflussloser See, der 428 m unter dem Meeresspiegel liegt, vom Jordan gespeist wird und für seinen hohen Salzgehalt bekannt ist. Er grenzt an Jordanien, Israel und das von Israel besetzte Westjordanland. Bedeutend für die Region ist auch der Badetourismus. Aufgrund des hohen Salzgehaltes, der fast das Zehnfache der Ozeane beträgt, und der damit verbundenen hohen Dichte trägt das Wasser den menschlichen Körper außergewöhnlich gut, man kann allerdings dennoch ertrinken. Wir suchen einen Badeplatz – sehr glücklich war unser Griff nicht gerade. Es gibt einen Parkplatz, es gibt einen Swimming Pool, es gibt Duschen und WCs, ein Restaurant. Aber das haben wir ja nicht gerade gesucht und dafür Eintritt bezahlt – hoch! Aber das Tote Meer zu erreichen ist eine Herausforderung, dort fährt ständig ein Lastwagen auf und ab und schüttet Sand auf – er fährt über etwas, das man bestenfalls als G’stätten bezeichnen kann, mit Rinnsalen unbekannter Provenienz. Über Stock und Stein stolpernd erreicht man endlich das Wasser, es stinkt fürchterlich hier – wovon, eigentlich will ich es nicht genau wissen. Im Wasser ist es dann wirklich lustig, man schwebt, ohne sich zu bewegen. Schwierig ist es nur aus der Bauchlage in die Rückenlage zu kommen. Das Wasser ist sehr warm. Naja bei 39° Außentemperatur. Es gibt genügend sprudelnde Duschen, um das Salz von der Haut zu schwemmen. Ich verzichte mich mit schwarzem Schlamm einzureiben, wie das meine Familie macht. Es ist sicher ein einmaliges Erlebnis, das ich aber nicht vorhabe zu wiederholen.

Wir entscheiden gemeinsam gegen Masada: ich war schon einmal dort und den anderen ist die zusätzliche Autofahrerei lästig, bei den herrschenden Temperaturen. Die Festung wurde im Auftrag von König Herodes I. (dem Großen) (73–4 v. Chr.) etwa zwischen 40 v. Chr. und 30 v. Chr. auf einem Tafelberg erbaut. Zu ihrer Zeit galt sie als uneinnehmbar. Nach dem Tode von Herodes war hier eine römische Garnison stationiert. Einige Jahrzehnte nach Herodes‘ Tod kam es 66 n. Chr. zum Jüdischen Krieg gegen die römische Besatzung. Eine Gruppe von Sikariern überraschte die römische Garnison und nahm Masada ein. Rebellen aus verschiedenen politischen Gruppierungen siedelten sich auf dem Gelände der Festung an, besonders nach der Zerstörung des Zweiten Tempels in Jerusalem durch Titus 70 n. Chr. Sie errichteten eine Reihe von Gebäuden, darunter Wohnhäuser, eine Synagoge, eine Bäckerei, eine Mikwe, Taubenhäuser und Wohnhöhlen. Im Jahr 73/74 n. Chr. wurde Masada von der 10. Legion sowie knapp 4000 Auxiliarsoldaten unter dem Befehlshaber Flavius Silva belagert. Der Feldherr ließ den Berg mit einer über vier Kilometer langen Mauer umgeben, die durch acht Kastelle unterschiedlicher Größe gesichert wurde. Anschließend schütteten die Römer an der niedrigeren Westseite der Festung eine noch immer gut erhaltene Belagerungsrampe auf, die schließlich bis an die Mauern der Festung reichte. Über diese Rampe führten sie Rammböcke und andere Belagerungsmaschinen an die Festung heran, um die Mauer zum Einsturz zu bringen. Die Belagerung dauerte nur einige Monate. Die Belagerten; als die Lage aussichtslos wurde, beschlossen, lieber als freie Menschen zu sterben, als den Römern in die Hände zu fallen: Als die römischen Soldaten die Festung stürmten, erwartete sie nur Totenstille: 960 Männer und Frauen hatten sich samt ihren Kindern getötet. Nur zwei Frauen und fünf Kinder hatten sich verborgen gehalten und konnten berichten, was geschehen war. Heute fährt man in einer Seilbahn hinauf.

Wir kommen dann noch an einem sehr hübschen orthodoxen Kloster- geweiht dem Heiligen Hieronymus vorbei, ebenso wie der Taufstelle Jesu im Jordan.

Wir fahren durch das abwechslungsreiche Jordantal hinauf – wieder einmal über eine Grenze zwischen Israel und dem Westjordanland, vorbei an riesigen Dattelplantagen, vielen Bananenstauden und sonstigen Obstbäumen.

Wir erreichen Taghba und erfreuen uns an der Stille und Ruhe am See Genezareth.

 

 

MITTWOCH; 24.7.2019, von Jerusalem an den See Genezareth