So schön hatte der Tag begonnen, wir fahren ins nahe gelegene Kafarnaum, einst ein Fischerdorf in Galiläa im Norden Israels, am Nordufer des Sees Genezareth. Um die Zeitwende herrschte ein reger Handelsverkehr. Nach dem Tode des Königs Herodes im Jahre 4. v. Chr. wächst die Bedeutung der Stadt als Grenzort zwischen dem durch Herodes Antipas regiertem Galiläa und dem von Herodes Philippos verwalteten Gebieten im östlichen Jordantal.
Kafarnaum spielt in den Evangelien als Wohn- und Wirkungsort Jesu eine wichtige Rolle. Er wohnte, wirkte, lehrte und heilte in Kafarnaum, von dort stammen eine Reihe seiner Jünger – Fischer, allesamt. Kafarnaum wurde 746 durch ein Erdbeben zerstört und nahe beim ursprünglichen Standort wiederaufgebaut. Etwa im 11. Jahrhundert muss das Dorf aufgegeben worden sein; der Grund dafür ist unbekannt.
Während seiner ersten Palästinareise im Jahr 1838 entdeckte der amerikanische Forscher Edward Robinson die Überreste der antiken Synagoge Kafarnaums, brachte diesen Fund aber nicht mit Kafarnaum in Zusammenhang. Erst im Jahre 1866 identifizierte der britische Ingenieur Charles Wilson Tal-Hum mit dem antiken Kafarnaum. 1894 erwarb die Kustodie des Heiligen Landes der Franziskaner einen Teil des Geländes; hier wurden im 20. Jahrhundert mehrmals Ausgrabungen vorgenommen. Ein anderer Teil gehört der griechisch-orthodoxen Apostelkirche, auch hier wurden Ausgrabungen durchgeführt.
Es wurde ein byzantinischer Kirchenbau aus dem 5. Jahrhundert ausgegraben. Der zentrale achteckige Raum, der von einem ebenfalls achteckigen Wandelgang umgeben war, war über den Resten einfacher Wohngebäude aus dem 1. Jahrhundert erbaut worden. Eines der Wohnhäuser gilt als Haus des Simon Petrus, das dann als Hauskirche benutzt wurde. Nahe diesem Gebäude wurde die Synagoge von Kafarnaum ausgegraben; es kann sich allerdings nicht um die in den Evangelien erwähnte Synagoge handeln, da der Bau ins 3. oder 4. Jahrhundert zu datieren ist. Die Synagoge steht aber vermutlich an der Stelle eines älteren Vorgängerbaus. Auch die Synagoge wird von Egeria in ihrem Reisebericht beschrieben. Wie die Kirche wurde auch die Synagoge Anfang des 7. Jahrhunderts zerstört.
Über dem Haus des Petrus wurde ab 1980 die auf Stelzen stehende moderne Petruskirche errichtet, die die Funde schützen soll.
Nachdem wir diese Ausgrabungsstätten ausgiebig besichtigt hatten, begaben wir uns kurz an das Ufer des Jordan. Das war gar nicht so einfach, über das Gerüst einer aufgegebenen Brücke zu klettern, dann hinunter zum Ufer. Dann saßen wir gelassen auf Steinen am Ufer und ließen den Bach, welcher der Jordan da noch ist, an uns gemächlich vorüberfließen.
Dann machten wir uns auf den Weg nach Nazareth, Nazareth ist eine sehr alte Stadt und wird heute in erster Linie von Muslimen und Christen bewohnt. Die Schwesterstadt Nof HaGalil ist deutlich jünger und wird hauptsächlich von Juden bewohnt. Man sagt, dass hier das Zusammenleben der drei Religionen am besten funktioniert.
Für Christen gilt Nazareth als Heimatort und Vaterstadt Jesu. Heute gehört Nazareth zu den wichtigsten Pilgerstätten des Heiligen Landes. An der Stelle, wo nach der Überlieferung das Haus Marias stand und der Verkündigungsengel zu ihr kam, erhebt sich die 1969 geweihte römisch-katholische Verkündigungsbasilika. Sie trägt die Aufschrift Hic verbum caro factum est – „Hier ist das Wort Fleisch geworden“. Eine eindrucksvolle römisch-katholische moderne Kirche. Die Basilika steht über jener Höhle der Stadt Nazareth, in der der römisch-katholischen Überlieferung zufolge der Erzengel Gabriel der Jungfrau Maria erschien (Verkündigung des Herrn).
Die heutige Verkündigungsbasilika ist bereits das fünfte Gotteshaus über der Verkündigungsgrotte; Die dreischiffige Basilika ist 67,5 Meter hoch und 35 Meter lang; sie ist die größte Kirche im Nahen Osten und eine seiner größten heiligen Stätten. Über den Ruinen der früheren wurden zwei miteinander verbundene Kirchen aus Stein errichtet, die Ober- und die Unterkirche. Die Besonderheit des Gebäudes liegt in dem zentralen Kuppelbau, der die drei Ebenen des Gebäudes miteinander verbindet. In der Unterkirche befindet sich der Ort, den die Tradition als Ort der Verkündigung ansieht. Die Oberkirche enthält viele Mosaiken, Fresken und Skulpturen. Der Kuppelbau darüber ist schlicht ausgeführt. Es finden sich viele Mariendarstellungen aus unterschiedlichen Ländern.
Bis zum 7. Jahrhundert n. Chr. lebten hier Juden. Die Kreuzfahrer errichteten an Stelle der von Konstantin erbauten byzantinischen Kirche eine große franziskanische Basilika. Seit dem Mittelalter war die Stadt vorwiegend von arabischen Christen bewohnt. In unmittelbarer Nähe der Verkündigungsbasilika war seit 1998 der Bau einer großen Moschee geplant. Wegen dieser Pläne kam es mehrfach zu teilweise gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Christen und Muslimen. Am 9. Januar 2002 verhängte das israelische Sicherheitskabinett einen Baustopp. 2003 hat das Magistratsgericht in Nazareth den Bau der Moschee abgelehnt und die Beseitigung der illegal gelegten Fundamente angeordnet.
Noch kurz besuchen wir die Kirche de Heiligen Josef. Auch hier liegen zwei bis drei Kirchen übereinander.
Jetzt wollen wir noch auf den Berg Tabor – und weil die Verklärungsbasilika um 5 Uhr schließt, fahren wir mit hoher Geschwindigkeit über Straßen mit Verlangsamungsbuckeln – das nimmt mir mein Kreuz äußerst übel. Es brennt auf einem Hang, sowohl Feuer, aber auch Rauch sind auf große Distanzen zu sehen.
Wir fahren auf den Berg Tabor, eine wunderschöne fast alpine Straße. Wir erreichen das Kloster zwar rechtzeitig, aber nach der wunderschönen Zypressenallee müssen wir umkehren – auch hier brennt es. Wir sehen Rauch und kleine Flammen. Ein Feuerwehrauto kommt herauf.
Jetzt ist es Zeit nach Hause zu fahren, aber auch hier sehen wir schon von ferne Rauch aufsteigen, erschreckt stellen wir fest, dass der Berg der Seligsprechungen brennt, die Kirche und das Kloster (schon evakuiert, so versichert man uns) sind dicht vom Rauch verhüllt. Wir gehen etwas unruhig in unser Pilgerhaus. Hier ist man gar nicht beunruhigt, was uns wieder gar nicht gefällt.
Wir wollen auswärts essen gehen und packen vorerst alle Wertsachen ein. Als wir dann endgültig zum Auto gehen, stellen wir fest, dass sich eine Flammenwand bedrohlich nähert – und stürmisch ist es auch noch immer. Sicher ist sicher, wir packen alles ein und evakuieren unsere Unterkunft.
Allerdings – nach dem Essen kehren wir zurück – die Gefahr ist beseitigt, wir beziehen wieder unser Quartier. Die Feuerwehr allerdings fährt noch immer. Morgen werden wir die Schäden begutachten.