Zum Ernst des Lebens

Jetzt beginnt der Ernst des Lebens. Ich habe gelernt, dass man das Kindern zu Schulbeginn nie sagen darf. Mir und wahrscheinlich vielen meiner Generation hat man es aber gesagt. Was hat es uns damals bedeutet? Ich habe damals überlegt, wer oder was denn „Ernst“ sei? Bedrohlich habe ich es nicht empfunden. Außerdem haben wir, also meine Generation, uns auf den (Wieder-)Beginn der Schule gefreut – auch ohne Schultüte. Diese Schultüten sind bei uns in Österreich erst zu einer Zeit aufgetaucht, als ich schon lange aus dem Schulalter herausgewachsen war. Der Brauch kommt aus Deutschland, wo er im Osten des Landes schon seit 1810 nachgewiesen ist. Einige führen die süßen Geschenke zum Schulanfang auf den Brauch der jüdischen Gemeinden zurück, Kindern zu Beginn ihres an der Tora ausgerichteten Schullebens süßes Buchstabengebäck zu schenken als Erinnerung an den Psalm-Vers „Dein Wort ist in meinem Munde süßer als Honig“ (Psalm 119). Viele Rabbiner bestreiten dies.

Zuletzt waren die Ferien schon langweilig geworden. Wir hatten ja all die heutigen Möglichkeiten nicht, mit unseren Freunden in Kontakt zu bleiben, kein Handy, kein Twitter, kein Facebook, kein Youtube, kein WhatsApp etc. In den Ferien schrieben wir einander bestenfalls „steife“ (von Eltern textlich kontrollierte) Ansichtskarten. Und die Unterhaltungsmöglichkeiten, vor allem in der Stadt waren nicht so umfangreich, wie sie heute sind. Als ich vorgestern im Netz nachgeschaut habe, was es in Wien „für Kinder“ gäbe, bin ich auf eine Reihe von Veranstaltungen gestoßen, die mir jetzt leider tägliche irgendwelche Mails zum Update des Angebots schicken! Spielzeug hatten wir auch nicht so viele unterschiedliche Stücke. Zu Hause sicher kein Fernsehen, keine Videos, das Wort Beamer habe ich erst viel, viel später gelernt. Die meisten Bücher, die uns zur Verfügung standen hatten wir nicht nur „ausgelesen“, sondern bereits wiedergelesen (kein Wunder, das diese uns dann später so geprägt haben).

Na sicher freuten wir uns auf die Schule, was immer „der Ernst des Lebens“ auch war.  Die Freunde waren alle wieder da, in der Schule hörte man Neues, Unbekanntes, bekam neue Schulbücher (wenn wir überhaupt welche hatten: keine in der Nachkriegszeit und oft übertragene, die uns die Schüler der Klasse über uns verkauft oder überlassen hatten oder sie kamen aus der Schülerlade). Wir kauften Spinnenpapier, um die Hefte und Bücher darin – zur Schonung – einzupacken. Darauf klebten wir Schilder, die den zukünftigen Inhalt andeuteten.

In der Volksschule hatte man die vertraute Lehrerin, im Gymnasium manchmal weniger geliebte aber manchmal auch interessante neue Lehrer. Noch stand nur die erste Schulperiode bevor, ohne fixen Stundenplan, mit meist nur wenigen Aufgaben und noch keinen Prüfungen und Schularbeiten. Noch lachte draußen die Sonne und im Park traf man am Nachmittag wieder die alten Freunde. Meist bekam man neues Gewand und/oder Schuhe, vieles war zu klein geworden. So schlimm war all das sicher nicht. Zum Schulanfang war vieles noch „a Hetz“. (= Spaß, kommt von der Tierhetze, die bis in die späte Barockzeit eine beliebte Unterhaltung – nicht nur für das einfache Volk – war.)

Unser Schulweg war noch nicht von zu viel Verkehr gefährdet, Roller verwendeten wir als Spielzeug und Fahrräder waren sehr, sehr lang ein Traum geblieben. Und wenn wir am Nachhausweg etwas brodelten, regten sich unsere Eltern noch nicht über unser zu spät kommen allzu sehr auf.  Das änderte sich, als es im Krieg dann auch zu Bombenalarm und ganz zuletzt auch zu Angriffen von Tieffliegern kam.

Wie ich aber höre, freuen sich die Kinder heutzutage nicht so besonders auf den Schulbeginn, es stört sie, wieder regelmäßig früh aufstehen zu müssen. Zugegebenermaßen, das hat uns auch gestört, aber die Freuden des Wiedersehens überwogen doch. Wir hatten noch relativ viele Hausaufgaben, jetzt scheint das nicht so umfangreich zu sein – und wird oft auch noch in der Schule – am Nachmittag – erledigt. Wir hatten auch keine „Arbeitshefte“, in die man nur ein Wort oder eine Ziffer einfügen musste, wir mussten noch alles ausschreiben. Ich habe ganz am Anfang noch in Kurrent geschrieben, wir mussten dann auf die lateinische Schrift (Normalschrifterlass der Nationalsozialisten) umsteigen. Mit Mühe kann ich heut noch Texte in Kurrentschrift lesen, aber langsam, denn ich muss buchstabieren.

Lernhilfen hatten wir nicht besonders viele, ich kann mich noch an den Rahmen mit den hundert bunten Kugeln erinnern. Aber Schiefertafeln, das war schon vor meiner Zeit gewesen. Aber unsere Pulte in der Schule hatten noch ein Tintenfass mit Deckel, in das man die Zopfspitze des vor einem sitzenden Mädchens tauchen konnte. War zwar lustig, aber die Konsequenzen waren unangenehm. Aber die erste Füllfeder war dann schon etwas Besonderes, ich bekam meine zu Weihnachten und behielt sie – bis sie mir im Büro viel, viel später gestohlen wurde. Sie war grün, musste gefüllt werden (damals gab‘s noch keine Tintenpatronen). Ich war und bin über ihren Verlust sehr traurig!

Demnächst werde ich mich halt wieder dem Ernst unseres jetzigen Lebens zuwenden, den Trumps und den Johnsons, den Orbans und den Erdogans. Ich glaube auch nicht, dass Salvini schon die Bühne verlassen wird.

Jedenfalls allen Schülern und Schülerinnen wünsche ich einen frohen Schulbeginn!

Zum Ernst des Lebens

Diesmal wieder als Großmutter unterwegs

Diesmal wieder als Großmutter unterwegs, wieder unter dem Motto, alles kommt anders als man denkt. Vielleicht ist noch folgendes vorauszuschicken: Der Unterschied zwischen Großmutter und Urgroßmutter beträgt fast genau ein Jahr! Und das geht so: Die jüngste Enkeltochter ist fast genau ein Jahr älter als die älteste Urenkelin.

Geplant war: um 8:30 werden die beiden jüngsten Enkelkinder bei mir zu Hause „abgeliefert“ und bleiben bis 14 Uhr, dann werden sie von einem weiteren Enkel (dem ältesten) abgeholt und weiterbetreut. Denn bei meiner Schwiegertochter herrschte in der vergangenen Woche ein gewisser Notstand: ihre liebe Mutter, normalerweise jederzeit im Einsatz für ihre Enkelkinder, war im Spital (es geht ihr zum Glück schon besser!). Der Ehemann im Ausland, die Schule hat noch nicht begonnen und ihre Anwesenheit am Arbeitsplatz unerlässlich. Ich glaube, das ist ein Dilemma, das viele Eltern in irgendeiner Form kennen. Die Kinder verbrachten ihre Zeit bei den diversen sonstigen Verwandten und am Freitag war als ich vorgesehen.

Ich war ein bissel besorgt, womit ich die beiden wohl beschäftigen könnte, bei mir gibt’s kein Spielzeug, keine Kindervideos, nur Kinderbücher, und das ist für einen Vormittag wohl nicht ausreichend. Ich hatte vor, mit den Kindern ins Rathaus zu gehen. Dort, so fand ich im Internet, gäbe es Unterhaltung für Kinder, allerdings erst ab 6 Jahren. Naja, meine kleine Enkeltochter wird erst 5 aber ich hoffte, dass sie vielleicht mit ihrem großen Bruder – knapp 8 – hineingelassen würde.

Aber es kam dann anders: Meine Schwiegertochter rief in der Früh an, die Kinder, die die ganze Woche „vagabundiert“ sind, würden lieber zu Hause bleiben, ob ich nicht zu ihnen kommen könnte. Na, selbstverständlich. Und gleichzeitig sah ich auf dem Handy, dass derjenige Enkel, der die Kinder am Nachmittag übernehmen sollte, ebenfalls schon angerufen hatte. Ich machte mich jedenfalls schon auf den Weg und kontaktierte den „großen“ Enkel, der hatte dringendste finanzielle Probleme. Diese ließen sich mithilfe eines in der fast rührenden Form bemühten Bankberaters noch während der Busfahrt zu den Enkelkindern in allseits befriedigender Form lösen.

Alle Sorgen, die ich mir gemacht hatte, wie ich die Enkelkinder „unterhalten“ könnte, erwiesen sich als unbegründet. Beide waren sehr zufrieden zu Hause zu sein, das Plaudern mit dem Enkelsohn war aufgrund seiner Fragen sehr interessant, seine Schwester spielte, ich glaube nur halb zuhörend, mit ihren Spielsachen. Die beiden Kinder gerieten nicht aneinander (ich habe‘ das schon ganz anders erlebt!). Meinem Wunsch nach einem Kaffee, ich war ohne einen solchen aus dem Haus gegangen – was keine sehr gute Idee war – wurde stattgeben. Mein Enkel fand den Kaffee, nach einigem Suchen die Kaffeemühle, er rieb mit Hingabe den Kaffee, leerte ihn kundig in eine der (altmodischen, aber noch immer besten) italienischen Kaffeemaschinen, aber irgendetwas hatten wir dann doch nicht richtig gemacht. Er bot sich an, die Prozedur zu wiederholen (ich war sehr gerührt!). Beim zweiten Anlauf funktionierte die Sache vortrefflich und er beschaffte eine Tasse, toastete Brot für sich, seine Schwester und mich und ich konnte so eines der besten Frühstücke überhaupt genießen.  Den Kakao für seine Schwester zu machen, lehnte der dann doch ab.

Nun erhob sich die Frage wohin wir essen gehen sollten (ich war nicht besonders lustig darauf, ein Mittagessen in einer fremden Küche zu kochen). Der Knabe zog ein Thai Restaurant vor, das Mädchen wollte eine Pizza essen – wie bringt man derartiges unter einen Hut. Wir arbeiteten eine Weile daran, einen Kompromiss zu finden. Das Ergebnis – nach einigen Diskussionen – war: in ein Lieblingsrestaurant meines Mannes in meiner Nähe zu gehen (wo wir viele Familiengeburtstage gemeinsam gefeiert hatten), dort, so versprach ich der „Thai-Partei“ würde es sicher Muscheln geben (eine seiner Lieblingsgerichte) und sicherlich auch eine köstliche Pizza. Auf die Warnung meines Enkels hin, dass seine Schwester sicher keine ganze Pizza werde essen können (und wir alle sind gegen „Wegwerfen“) konnte ich ihn beruhigen, denn auch mein „Großer“ würde kommen, der sicher auch bei diesem Problem werde helfen können.

Die Mama hatte fürsorglich schon eine Tasche mit Badesachen (einschließlich Spritzpistole, Taucherbrillen etc. gepackt) und wir fuhren – wie man in Wien so schön sagt, „in die Stadt“. Wir querten den Burggarten, nachdem ich mich bemüßigt fühlte, zur Bildung der Kinder etwas beizutragen (also: dass ist das Denkmal für Mozart, ein Komponist, herrliche Musik) landeten wir beim Kaiser Franz Joseph – und hier war mein Wissen leider nicht ausreichend: ich konnte nicht erklären, welches Objekt der Kaiser in der  rechten Hand hält – die Frage bleibt offen, vielleicht kann uns jemand helfen, ein Rohr). Die kleine Schwester, sichtlich von unseren Ratereien bezüglich dieses Objekts in der Hand es Kaisers etwas gelangweilt, erklärte müde zu sein (sie geht nicht gern zu Fuß). So weit war’s aber nicht mehr ins Restaurant.

Dort traf auch gleich pünktlich der große Cousin ein, es gab Muscheln, es gab eine Pizza, von der der Große einen Teil aß und es gab auch Eis – allerdings – der einzige Wermutstropfen – kein Mangoeis.

Aber die Aussicht auf das Zusammentreffen mit dem Hund und das Vorhandensein des Pools bei der anderen Großmutter des großen Cousins ließ sich das doch leicht verwinden.

Alle miteinander: wahrsinnig liebe „Kinder“!

 

 

Diesmal wieder als Großmutter unterwegs

Ein Vorteil des Alt-Seins: ich habe es nicht (mehr) eilig

Es gibt durchaus auch Vorteile des „Alt-Seins: einer davon ist, ich habe es nicht mehr eilig, nach dem Motto: „Eile mit Weile“. Ein sehr freundlicher Kellner in einem unserer italienischen Lieblingslokale in Wien, sagte immer zu meinem eher recht ungeduldigen Mann: „Chi va piano va sano e va lontano!“  was wahrscheinlich unserem „Gut Ding braucht Weile“ entspricht. Es gibt auch ein Brettspiel des namens „Eile mit Weile“. Aber ich bin kein Freund von Spielen.

Wenn Sie jetzt annehmen sollte, dass ich NICHT nach der Devise lebe: was Du heue kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen.  Weil ja nicht jeder alte Spruch auch immer zutrifft! Selbstverständlich habe ich einen Plan, was ich so alles an einem Tag erledigen will, was getan werden muss (ein bissel ein Prokrastinierer – Brodler – bin ich schon – aber auch schon immer gewesen), aber in Summe bin ich meist diszipliniert. Aber einerseits muss ich es ja nicht unbedingt schnell verrichten und andererseits versuche ich mir nie so viel vorzunehmen, dass ich mich hetzen müsste. Das bedeutet, ich versuche Stress zu vermeiden.

Wenn Sie mich vielleicht auf der Straße sehen, kann es ihnen schon vorkommen, dass ich ein bisserl zu sehr schleiche – das kommt auch daher, dass ich es nicht eilig habe und nicht einsehe, warum ich mich hetzen soll (vor allem bei den derzeitigen Temperaturen). Ich renne auch keinen Straßenbahnen mehr nach, da halte ich mich an das alte Wahrwort: Straßenbahnen und Männern soll man nicht nachlaufen. Das heißt auch jetzt nicht, dass ich unpünktlich geworden wäre (naja, Ausnahmen gibt es auch hier, weil ich langsamer geworden bin, und das manchmal halt noch nicht richtig einschätze). Aber meist halte ich meine Termine ziemlich ordentlich ein.

Ich habe auch gelernt, Prioritäten zu setzen, fast keiner meiner Termine ist so „in Stein gemeißelt“, dass ich ihn letztlich nicht verschieben könnte, ich tue es aber sehr selten. Denn ich finde es unfair, jemandem zuzusagen, und dann bei einem „besseren Angebot“ wieder abzusagen. Ohne Probleme kann ich nur selbstgewählte Termine verschieben. Und das tue ich auch.

Aber ein Leben, so ohne selbstgemachten Stress, hat schon seine Vorteile. Ich bin offen für Angebote. Wenn jemand anruft mit der Frage „hast du Zeit“, dann habe ich fast immer spontan Zeit. Das heißt, dass ich – so das erforderlich wäre – helfen oder auch etwas Lustiges unternehmen kann.   Ich habe aber auch die Freiheit nein zu sagen, wenn mich etwas nicht interessiert. Ich erwarte nicht mehr, dass dies und jenes eintrifft, ich nehme alles an, so wie es kommt.

Dass ich es nicht mehr „eilig“ habe, heißt noch lange nicht, dass ich auch gelassen bleibe. Gelassen kann ich nicht bleiben: bei der derzeitigen Situation in noch GROSSbritannien in Bezug auf den Brexit, vor allem verstehe ich die Zustimmung der Queen überhaupt nicht, nicht gelassen kann ich bei Brasilien bleiben, wenn Bolsonaro  wenig dagegen tut, wenn der Regenwald abgefackelt wird, und noch dazu behauptet, dass das eine innerbrasilianische Frage ist, gebotenes Geld zum Aufforsten zurückweist und von Macron fordert, sich dafür zu entschuldigen, dass er Geld geboten hat. Nicht gelassen bleiben kann ich bei den übrigen Feuern, die derzeit Gegenden verwüsten: im südlichen Afrika, in Sibirien und in den Nachbarländern Brasiliens.  Nicht gelassen kann ich bei der Idee bleiben, dass Trump jetzt dem Regenwald in Alaska zu Leibe rücken, Umweltgesetze lockern will, damit ein Großteil der heimischen Regenwälder für die Rodung freigegeben werden kann.  Trump hat es auf den 69 000 Quadratkilometer großen „Tongass National Forest“ abgesehen, in welchem der größte gemäßigte Regenwald der Welt unter Schutz steht – jetzt droht die Abholzung. Neben der Abholzung uralter Baumbestände könnte die Aufhebung der Schutzbestimmungen das Naturschutzgebiet ebenso für Bergbau- und Energie-Projekte öffnen.  Nicht gelassen bleiben kann ich bei der Palästina-Israel Frage, bzw. dem neuerlichen Grenzgeplänkel mit Syrien und dem Libanon. Ich könnte diese Liste beliebig fortsetzen und dabei bin ich gar nicht auf die innenpolitische Situation eingegangen, mit der ich wirklich auch nicht restlos zufrieden bin  (um es besonders freundlich zu formulieren).

Obwohl ich es nur mehr äußerst selten eilig habe, hudle ich zuweilen. Das ist keine gute Idee denn beim Hudeln schaut selten etwas Gutes heraus.

Welche „großen Termine“ habe ich noch in meinem Leben, auf die ich warte?  Einer kommt sicher, ich weiß halt nur nicht wann – aber vorbereitet sollte ich doch darauf sein: das ist der Tod.

Ein Vorteil des Alt-Seins: ich habe es nicht (mehr) eilig

Ein Kindergeburtstag und die Rolle der Urgroßmutter

Ich bin stolze dreifache Urgroßmutter. Die älteste meiner Urgroßenkelinnen hatte gerade Geburtstag. Was liegt näher: wie meine Enkel auch, habe auch ich sie eingeladen, mit mir in ein Spielzeuggeschäft zu gehen, und sich dort irgendetwas auszusuchen.

Ihre Mutter – meine Enkelin – hat sie, wie vereinbart, bereits etwas echauffiert zu mir gebracht. Es ist eben nicht ganz einfach mit zwei kleinen Kindern (mitsamt Kinderwagen) in der U4 und damit auch mit dem Schienenersatzbus zu fahren. Außerdem, wie schon ausgeführt, hält dieser ziemlich weit weg von den Stationen und entweder muss man in die Passage – dort gibt es aber kein Lift – oder über einige mit recht vielen Autos befahrenen Kreuzungen gehen.  Mit einem recht aufgeregten Geburtstagskind und einer quirligen Ein-jährigen: eine Herausforderung.

Zuerst mussten sich dann alle bei mir etwas erholen.

Danach trennten wir uns und meine Urenkelin und ich machten uns auf den Weg. Auf dem Programm standen das Spielzeuggeschäft, eine Buchhandlung, ein Geschäft, wo es dann entweder Torten oder Eis essen kann. Ein umfangreiches Programm.

Zuerst begaben wir uns in die „Spielzeugschachtel“: Das Mäderl war überwältigt und – ich glaube- von der Fülle der Dinge etwas eingeschüchtert. vielleicht sogar überfordert.  Liebevoll wurden ihr von dem „Patriarchen“ des Geschäftes in Frage kommende Objekte erklärt. Mir war das fast ein bissel peinlich, weil sie sich für fast gar nichts begeistern konnte. Letztlich einigten wir uns dann doch auf eine Papierpuppe, auf die man unterschiedliche Kleider ankleben und wieder ablösen kann und einen Stift, der glänzende Linien zieht. Ich war erstaunt, bei den vielen Stofftieren, Puppen, mitsamt Zubehör. Ich machte sie auf einen wirklich bestens ausgerüsteten Kaufmannladen aufmerksam – aber ich wurde aufgeklärt, dass das jetzt ein Ladenhüter wäre, Kinder wollten das nicht. Der Grund dafür ist, dass es keine Kaufmannsläden im „Erwachsenenleben“ gibt, sondern halt nur Supermärkte.  Auch eine Ausstattung für einen Zoo wurde abgelehnt, obwohl ich weiß, dass die junge Dame durchaus gerne nach Schönbrunn in den Zoo geht.

  1. schien aber durchaus zufrieden, und wir trabten weiter um in die Buchhandlung zu kommen. Unterwegs musste ich noch etwas Geld abheben. Wir blieben bei einem Bankomaten stehen (zugegebenermaßen einer der besonders langsamen), das Kind fragte, ob sie den grünen Knopf drücken dürfte – natürlich. Aber während dieses langsamen Prozesses machte sie mich darauf aufmerksam, dass sie jetzt aber schon sehr dringend Lulu müsste. Da war ich nun wirklich in der Zwickmühle, der Bankomat „dachte und arbeitete“ noch, ich kann doch nicht weggehen und meine Karte und das Geld einfach dort lassen. Endlich war beides wieder heraußen, ich verstaute es eilig – das Mäderl zappelte schon etwas verzweifelt – und das in der Liliengasse. Wir rasten zum Stephansplatz, dort gibt’s das Haas & Haas und damit die geeignete Ubiquität. Üblicherweise würde ich in einem derartigen Fall dort im Anschluss einen Kaffee oder eine Limonade trinken – aber wir mussten ja noch das Buch – oder besser die Bücher kaufen.

Für die Buchhandlung hatte ich einen speziellen Auftrag: ich sollte eine geeignete (???) Kinderbibel kaufen, da L. anfing, diesbezügliche Fragen zu stellen. Am Stephansplatz gibt es ja Buchhandlungen, die sowohl Kinderbücher als auch Bibeln führen. Wir verlangten das Gewünschte und wurden gleich mit 6 Büchern eingedeckt. Nun galt es das „Richtige“ auszusuchen. Wir setzten uns an einen kleinen Tisch, die Urenkelin zog ihren Sessel zu mir heran und wir begannen die Bücher anzusehen – nach einigem Verhandeln suchten wir drei davon aus, eines mit besonders vielen eindrucksvollen Bildern, das zweite mit Bildern und Text und das dritte mit hauptsächlich Text. Eigentlich wären wir beide ganz gerne in der Buchhandlung geblieben und hätten die Geschichte von Noah und der Arche, von David un Goliath oder vom Turmbau zu Babel weiter ausgeführt. Aber die Mama mit der kleinen Schwester war schon im Anrollen. Also zahlten wir – und bekamen noch ein Zuckerl. Die Mama traf ein, beim Erzählen, was sie alles erlebt hatte, fiel L. das Zuckerl aus dem Mund. Tränen! Na das geht gar nicht, beim Geburtstagsausflug. Ein neuerliches Zuckerl beruhigte die Situation, jetzt wurde aber die kleine Schwester unruhig. Der Endeffekt war, dass wir weder auf ein Eis noch auf eine Torte gingen (ich hätte dabei das Haas & Haas im Auge gehabt), sondern meine Enkelin (also die Mama) entschied, nach Hause zu fahren und unterwegs ein Eis (Erdbeere und Himbeere) mitzunehmen, das man dann zu Hause essen kann.

Vom Stephansplatz bis zur Endstelle des Ersatzbusses, war es dann doch etwas zu weit. Also die „Kompliziertvariante“: U3, U6 und dann halt erst die benötige U4 (hoffentlich wird der Umbau zeitgerecht fertig – Anfang September ist der vorgesehen). Meine Tochter wies sie mich auf die Kinderwagenschlage vor dem einzigen Lift auf dem Stephansplatz hin: aber die löste sich schnell auf, denn der Aufzug war „Außer Betrieb“. Wie kommt man mit einem Kinderwagerl in die Tiefen der U-Bahn? Kurz entschlossen band sich die Mama ihre kleinere Tochter um, nahm die größere an der Hand und meinte: entweder hilft uns wer, mit dem Kinderwagen oder wir schubsen ihn halt hinunter.

Leicht haben es die Mütter mit kleinen Kindern heutzutage nicht, aber Geburtstage müssen entsprechend gefeiert werden!

Ein Kindergeburtstag und die Rolle der Urgroßmutter

So schön und friedlich war unser Urlaub in Israel – und jetzt?

Vor gar nicht so langer Zeit haben wir Urlaub in Israel gemacht. Einige von Ihnen haben vielleicht diese Reise mitverfolgt, weil ich täglich davon berichtet habe. Dabei waren wir auch in Galiläa, im Norden des Landes, dort haben wir am See Genezareth gewohnt.

Und dort ist ein Satz gefallen, an den ich mich jetzt, als ich von den Problemen mit den abgeschossenen Drohnen gehört habe, erinnert habe. Das kam so: in der Nähe des Pilgerhauses, in dem wir gewohnt haben, war ein großer Brand ausgebrochen, der Hang des Berges der Seligpreisungen brannte, ebenso wie der gegenüberliegende Hang. Kloster und Kirche waren angeblich evakuiert worden. Dieses große Feuer erschreckte uns, wir erkundigten uns, ob das Pilgerhaus vom Feuer bedroht wäre. Das wurde verneint – ganz überzeugt waren wir nicht. Ich schimpfte etwas verbittert herum: die Israelis hätten doch ein so großes kompetentes Heer, warum käme denn kein Hubschrauber vorbei, Wasser wäre auch im See (Genezareth) genug vorhanden, der die Löscharbeiten unterstützen könnte.

Mir wurde streng erklärt: das Heer hätte die Aufgabe den Feind zu bekämpfen und die Feuerwehr hätte die Aufgabe das Feuer zu löschen. Und vor einige Jahren wäre man im Pilgerhaus im Keller gesessen, als die Raketen gekommen wären, und genau zu dieser Abwehr benötige man die IDF (Israel Defense Forces), und nicht zum Feuerlöschen.  Die Feuerwehr ist übrigens wirklich sehr effizient, dieses uns sehr erschreckende Feuer, war über Nacht eingedämmt worden, ohne Zerstörungen an Häusern, Kirchen, Kloster anzurichten, auch die Plantagen (Bananen, Mangos) blieben unbeschädigt, ebenso wie die Olivenhaine.

In der Nähe der nördlichen Grenze, auf dem Höhenrücken des Golan fanden wir nicht nur Wehrdörfer (große Kibbuzim), sondern auch Heldenfriedhöfe, der hier Gefallenen. Es ist ein umkämpftes Gebiet. Aber – so dachte ich während unserer Reise – dies gehört alles der Vergangenheit an!

Und nun lese sich, dass Israel Angriffe in Syrien geflogen hat, dass aber auch Drohnen im Libanon eingesetzt worden wären, daraufhin droht Hisbollah-Chef mit einer Reaktion!

Jetzt bin ich doch sehr froh, dass wir unsere Israel-Reise schon hinter uns haben – wenn auch jetzt angenehmere klimatische Bedingungen herrschen würden. Aber statt interessante Stätten anzusehen in einem Bunker zu sitzen, wäre nicht meine Vorstellung von einem gelungenen Urlaub.

Was ist dieser Tage eigentlich geschehen? Israels Armee hat ein Überwachungsvideo von angeblichen Quds-Mitgliedern im syrischen Dorf Arneh veröffentlicht, die angeblich am Samstag eine „Killerdrohne“ herumtrugen. Daraufhin wurde der iranische Stützpunkt in Syrien bombardiert. Erklärt wird, die iranische Miliz habe mit Drohnen, die Sprengstoff mit sich führen, einen Angriff auf Israel vorgehabt.

Wie berechtigt der israelische Angriff war, muss mangels Beweisen dahingestellt sein. Auf der Hand liegen dürfte, dass der Präventivangriff pünktlich zum G7-Gipfel kam, der sich auch mit dem Iran beschäftigte. Schon vor Wochen seien die Drohnen aus dem Iran nach Syrien mitsamt iranischen Beratern geliefert worden. Hunderttausend schiitische Milizen seien in Südsyrien, die Israel angreifen könnten.

Mysteriöser bleiben die zwei Drohnen, die am Sonntag in Beirut abstürzten oder abgeschossen wurden. Eine der Drohnen soll auf das Medienzentrum der Hisbollah gestürzt und mit Sprengstoff beladen gewesen sein. Die Hisbollah behauptete zunächst, eine der Drohnen abgeschossen zu haben, zog dies aber wieder zurück.

Nach Darstellung der Hisbollah, aber auch der libanesischen Armee handelte es sich um israelische Drohnen, nach Fotos waren es Quadrokopter. Das ist ein Luftfahrzeug, das vier in einer Ebene angeordnete, senkrecht nach unten wirkenden Rotoren oder Propeller benutzt, um Auftrieb und durch Neigung der Rotorebene auch Vortrieb zu erzeugen. Es gehört zu den Hubschraubern und kann wie diese senkrecht starten und landen. Die Quadrocopter können immer komplexere Manöver fliegen. Schwärme dieser Gerätschaften können in der Luft schweben, in Formationen fliegen und autonom selbst komplexe Flugroutinen wie Saltos, Durchfliegen von Zielen und Selbstorganisation in der Gruppe durchführen, wie bei dem abgestimmten Prozess beim Durchqueren eines Fensterrahmens in der Gruppe. Im Gegensatz zum Angriff auf Syrien wurde dies von Israel nicht bestätigt. Israelische Kampfflugzeuge haben regelmäßig den libanesischen Luftraum benutzt, um Ziele in Syrien anzugreifen. Die kleinen Drohnen hätten aber nur Ziele der Hisbollah im Libanon auskundschaften oder angreifen können.

Der libanesische Regierungschef Saad Hariri bezeichnete den Vorfall als Angriff auf die „Souveränität“ des Landes, den Libanon. Präsident Michel Aoun sprach von „israelischer Aggression“. Weiterhin unklar ist jedoch, ob es sich wirklich um israelische Drohnen handelt. Aus Israel heißt es, es könne sich um iranische Drohnen gehandelt haben, mit denen Israel angegriffen werden sollte.

Der Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah warnte, man werde alle israelischen Drohnen über dem Libanon abschießen. Man wolle „um jeden Preis“ verhindern, dass Israel dieselbe Aggression im Libanon ausüben kann, wie es dies im Irak gegen Stützpunkte schiitischer Milizen gemacht hatte. Eine der Drohnen, die zur Ausspähung dient, sei mit Steinen zum Absturz gebracht worden, die andere sei eine Suiziddrohne gewesen. Angeblich hat eine israelische Drohne gerade wieder Mitglieder von iranischen Milizen in zwei Autos an der syrisch-irakischen Grenze in al-Qaim getötet. Nasrallah sagte: „Die Zeit, in der israelische Kampfflugzeuge Ziele im Libanon angreifen, während die Besatzung in Palästina bestehen bleibt, ist am Ende. Von heute Abend sage ich der israelischen Armee an der Grenze: Wartet auf unsere Reaktion, die jeder Zeit an der Grenze oder jenseits von ihr stattfinden kann.“

Ganz klar sind die Fakten für unsereinen nicht zu durchschauen, wir alle können nur hoffen, dass es bei einem verbalen Geplänkel bleibt und keine größeren Angriffe – und damit sicher Gegenangriffe – erfolgen werden. Es brennt schon an zu vielen Orten derzeit!

So schön und friedlich war unser Urlaub in Israel – und jetzt?

Sie können’s nicht lassen: Wahlzuckerln werden verteilt

„In vielen Ländern des Westens stehen sich Fortschrittsgewinner und Menschen mit Abstiegsängsten immer feindseliger gegenüber. Rüpelhaftigkeit, Respektlosigkeit und Ressentiments greifen um sich. Dabei ist die wertschätzende Anerkennung der Mitbürger und auch der politischen Gegner die Grundlage der Demokratie.“ Lese ich heute. Und heute höre ich auch, dass es die österreichischen Parteien nicht lassen können: sie verteilen wieder Wahlzuckerln.

Was diese Dinge miteinander zu tun haben: einerseits sollen in Österreich die niedrigen Pensionen über die Inflationsrate hinaus erhöht werden. Und das nicht zu Lasten der anderen Pensionisten, sondern zulasten aller Steuerzahler. Andererseits ist die Erhöhung den Menschen mit niedrigstem Einkommen wirklich zu gönnen. Denn dabei handelt es sich zumeist um Frauen, die wahrscheinlich ihr ganzes Leben lang hart gearbeitet haben, wenn nicht in Berufen, sondern zu Hause die Wirtschaft geführt haben, die Kinder großgezogen haben und bereits in dieser Zeit auf vieles verzichtet haben.

Aber Wahlzuckerl bleibt Wahlzuckerl und ist abzulehnen.

Unser Pensionssystem beruht auf einem Generationenvertrag: die gegenwärtige arbeitende Gruppe der Bevölkerung zahlt die Pensionen der Vorhergehenden. Die Anzahl der Arbeitenden wird aufgrund des niedrigen Bevölkerungswachstums immer niedriger, die Anzahl derer, die sich bereits in Pension befinden, immer höher. Wir haben es nie geschafft, ausreichend Mittel anzusparen, dass daraus die staatlichen Pensionszahlungen finanziert werden könnten. Das lässt sich auch schwer ändern.

Dennoch sollte sich einiges an diesem Pensionssystem ändern. Ich verweise nur auf unser gleichbleibendes Pensionsalter und unsere steigende Lebenserwartung: da tat und tut sich eine Kluft auf, die ehebaldigst geschlossen werden sollte, sprich: das Pensionsalter ist dem steigenden Lebensalter anzupassen.

Als ich zu arbeiten begonnen hatte, und das ist lang her (beginnende 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts) sprachen angehende Pensionisten (die schon Anfang/Mitte 60 waren), dass ihnen jetzt bestenfalls noch 10 „gute Jahre“ blieben, das bedeutete Jahre, in denen sie halbwegs gesund sein würden und ihr Leben genießen könnten. Jetzt überlegen Sie bitte: wie viele „gute Jahre“ bleiben Ihnen nach durchschnittlicher Wahrscheinlichkeit, wenn Sie mit Anfang 60 in Pension gehen? Die „guten Jahre“ haben sich in dieser Zeitspanne verdoppelt.  Und die derzeit arbeitende Generation hat das zu finanzieren – und fürchtet, dass sie selbst, die derzeit Arbeitenden, vielleicht nicht mehr in den Genuss gut bezahlter Pensionen für ihre „guten Jahre“ kommen werde. (Ich glaube aber schon, dass die jetzt Arbeitenden dennoch auch ihre „guten Jahre“ haben werden).

Und da ist z.B. noch die zurecht beklagte Altersarmut vieler Frauen. Frauen leben länger als Männer! Und sie (müssen) früher in Pension gehen. Sagen Sie nicht, sie dürfen ohnedies länger arbeiten, so sie dies wollen – das ist eine theoretische Möglichkeit, die wenigen offen steht.  Frauen (wie auch manchmal Männer) werden geradezu gedrängt, früh in Pension zu gehen. Warum gilt denn hier nicht, die sonst allüberall beschworene Gleichberechtigung. Kurz gesagt: Frauen wird die Karriere oft deshalb verweigert, weil eine jüngere Frau möglicherweise Kinder haben wird, früher in Pension gehen wird (muss). Daher „zahlt sich“ eine teure Ausbildung für sie doch erst gar nicht ausm, daher wird sie bei Vorrückungen nicht berücksichtigt etc.  Da ist noch ein breites Feld für Verbesserungen!

Und warum ist jetzt eine doch ziemlich teure außerordentliche Pensionserhöhung nicht so besonders sinnvoll? Allenthalben wird von dem drohenden Wirtschaftsabschwung geredet, in Deutschland schrumpft die Wirtschaft, die drohenden Handelskriege, der Harte Brexit …  Auf unsere Wirtschaft kommen allerhand Probleme (zusätzlich zu Digitalisierung Globalisierung und Robotisierung) zu, ich weiß nicht, ob sich jemand den Kopf zerbricht, wie wir das alles lösen können. Ich weiß auch, dass „der Konsum“ die Wirtschaft stützt, und dass Menschen mit niedriger Pension das zusätzliche Geld eher ausgeben als horten. Aber es werden vielleicht mehr und teure Maßnahmen erforderlich sein, um eine möglicherweise schwächelnde Wirtschaft zu stützen, und Budgetüberschreitungen sind auch keine gute Lösung.

Mir ist schon bewusst, dass Pensionisten eine große Zielgruppe sind, die viele Parteien im Wahlkampf für sich zu gewinnen suchen. Und leider meinen die Parteistrategen, dass man den Oldies die Wahrheit nicht zumuten kann, dass die Menschen nämlich länger werden arbeiten müssen, damit die Pensionen erhalten bleiben können, auch für die nächste und übernächste Generation.

Ich finde es gewissenlos, Wahlzuckerln – von denen man versprochen hat, sie für diese Wahl nicht einsetzen zu wollen – nun doch verteilt. Ja, schon, diejenigen, die davon profitieren, benötigen das Geld wirklich, aber eine „Zuckerl“/Leistung des Staates ohne Gegenleistung der Bevölkerung (vielleicht doch Erhöhung des Pensionsalters – auch für Frauen, wenigstens ein bisserl beschleunigt) erscheinen mir unverantwortlich.

Aber unsere Wahlverweigerung darf dennoch keine Antwort sein!

 

Sie können’s nicht lassen: Wahlzuckerln werden verteilt

Bleibt GB auch unter BoJo noch demokratisch?

Es tut mir leid, Sie enttäuschen zu müssen, aber die Spielchen, die derzeit um den Brexit gespielt werden, durchschaue ich nicht mehr.

Boris Johnson, auch BoJo genannt, versucht – den Briten gegenüber – die Schuld am Harten Brexit der EU zuzuschieben. Naja, das ist nachvollziehbar, er behauptet, dass die EU kein für ihn passendes Angebot macht – nur was das für ihn passende Angebot wäre, das sagt er wohlweislich nicht. Dazu kommt jetzt noch, dass BoJo geäußert hat, bei einem No-Deal-Brexit die mit der EU vereinbarten 39 Milliarden Pfund Zahlungsverpflichtungen nicht auszugleichen. Vielleicht mag das auch dazu dienen, Druck auf die EU auszuüben.

Während Labour-Chef Corbyn einen neuen Vorstoß für Misstrauensantrag gegen Johnson vorbereitet, er meint, dass der Kampf gegen einen No-Deal-Brexit nicht einer, der zwischen denen, die die EU verlassen wollen, und denen, die die Mitgliedschaft fortsetzen wollen wäre, sondern ein Kampf der vielen gegen die wenigen, die das Ergebnis des Referendums (für einen Austritt) kapern, um denen, die oben sind, noch mehr Macht und Reichtum zuzuschustern. Dieser Argumentation kann ich schwer folgen, aber Corbyn verlangt nun erneut ein neues Referendum oder Neuwahlen. Zu Wahlen könnte es schon innerhalb weniger Wochen kommen, sollte ein Misstrauensantrag gegen Johnson Erfolg haben und kein anderer Politiker eine stabile Regierung auf die Beine stellen können. Das sind schon eine Menge „Wenns“. Möglich ist auch, dass Johnson selbst Blitzwahlen noch vor dem 31. Oktober vorschlägt – Labour könnte das nach der Forderung Corbyns nach Neuwahlen kaum ablehnen.

Auch der den Österreichern durch seine OOOORRR-Rufe wohlbekannte Sprecher des Unterhauses John Bercow hat schon einige Pläne, nachdem die Mitglieder des Parlaments aus der Sommerpause zurück sein werden. Aber wird es dazu überhaupt kommen?

Aber BoJo will sie alle, die ihn irgendwie in seiner Brexitstrategie behindern wollen austrixen: Boris Johnson kämpft mit harten Mitteln. Der britische Premierminister will den Brexit am 31. Oktober durchziehen, egal wie. Am Dienstag jedoch treffen sich die Oppositionsparteien mit Jeremy Corbyn, um Strategien zu besprechen, wie ein No-Deal-Brexit verhindert werden kann. Damit das Parlament seine Pläne nicht durchkreuzen kann, erwägt Johnson einen höchst undemokratischen Schritt: Er plant, möglicherweise das britische Unterhaus zu schließen – im Zweifel gar für fünf Wochen. Es wäre das erste Mal, dass ein britischer Premierminister das Instrument der sogenannten prorogation (Aufschub) ausnutzen würde, um die Kontrollfunktion des Parlaments auszuhebeln – und dies für einen längeren Zeitraum. Gedacht ist offenbar an eine Frist vom 9. September bis Mitte Oktober 2019. Die Opposition hätte dann keinerlei Möglichkeit, eine Gesetzesinitiative auf den Weg zu bringen, die den No-Deal-Brexit stoppen könnte. Der findet automatisch am 31. Oktober statt – selbst, wenn sich Johnson mit der EU nicht auf einen Vertrag einigen kann. Das erscheint mir derzeit ziemlich wahrscheinlich.

Für John Bercow, den Parlamentssprecher, sind solche Winkelzüge inakzeptabel. Für ihn wäre es ein Anathema, das Parlament zu umgehen oder sogar zu schließen. „Wir sind eine Demokratie. Das Parlament wird angehört.“ In Großbritannien ist das Parlament als Vertretung des Volkes der höchste Souverän im Land. Ihm gegenüber muss sich der Premierminister eigentlich rechtfertigen. Normalerweise wird das Parlament nur vertagt, wenn die laufende einjährige Sitzungsperiode beendet ist. Dies geschieht in der Regel im Frühjahr. Um die langwierigen Gesetzesverfahren zum Brexit abwickeln zu können, verschob die ehemalige Premierministerin Theresa May jedoch das Ende der Sitzungsperiode immer wieder. Das Parlament hat daher seit der letzten Wahl im Jahr 2017 – mit Ausnahme der Ferien – immer getagt. Ein Ende der jetzigen Sitzungsperiode ist lange überfällig.

In der weitgehend ungeschriebenen Verfassung des Vereinigten Königreiches (und das kann in diesem Fall ein großes Problem werden) kann der Premierminister das Parlament aussetzen. Dies muss aber von der Königin „genehmigt“ werden, was sie tut, wenn ihr dies vom Premierminister angeraten wird. Würde Königin Elizabeth II. dem Wunsch Johnsons nun also nachkommen? Dann hätte das Parlament kein gesetzliches Mittel mehr, einzuschreiten.

Sollte Johnson das Parlament bis Mitte Oktober „vertagen“, wäre die Zeit für die rebellierenden Abgeordneten zu knapp, um vor dem 31. Oktober noch einzuschreiten. Möglicherweise will Johnson Mitte Oktober sogar eine Neuwahl ausrufen. Ein Wahlkampf würde dem Parlament ebenfalls die Hände binden.

Fraglich ist, ob Johnson das Aushebeln des Parlaments wirklich plant. Es wäre – obwohl rechtens – auch in Großbritannien ein Skandal. Die Härte, mit der Johnson jedoch den Brexit durchsetzen will, bringt seiner konservativen Partei neue Wähler. Nach der jüngsten Meinungsumfrage ist der Anteil der konservativen Wähler seit April 2019 von 27 auf 32 Prozent gestiegen. Die Brexit-Partei ist von 14 auf 12 Prozent gerutscht, die Ukip ganz in sich zusammengefallen. Labour ist in der Gunst der Wähler gesunken, von 30 auf 22 Prozent. Dafür haben die Liberalen von 11 auf 20 Prozent zugelegt.

Unsicherer Zeiten stehen bevor!

Bleibt GB auch unter BoJo noch demokratisch?

Ich bin beunruhigt

Njonoksa- was fällt Ihnen dazu ein?  Das ist ein Dorf in einer russischen militärischen Anlage am Weißen Meer, in ca. 60 km Entfernung von Archangelsk. entfernt Bei einer Explosion eines nuklearen Raketenantriebs auf diesem russischen Militärgelände im Meer am 8. August starben fünf (oder auch mehr) Mitarbeiter. Wie immer war die Kommunikationsstrategie der russischen Regierung eher zurückhaltend, was selbstverständlich zu Gerüchten führte. Es konnte fernerhin festgestellt werden, dass in den Tagen nach der Explosion sind mehrere russische Messstationen ausgefallen. Deshalb wird vermutet, dass niemand durch die Messdaten herausfinden sollte, was genau am Weißen Meer explodiert ist.

Fest steht nun auch, dass das bei der Explosion des Raketentriebwerks Radioaktivität freigesetzt worden ist. Denn die Rakete sollte nuklear angetrieben werden, nach Informationen der Atombehörde Rosatom offenbar mit einer Art Isotopenbatterie. Das Triebwerk war demnach auf einer schwimmenden Plattform im Meer explodiert.

Nun – wie meist verzögert – wurde von den Behörden bekannt gegeben, dass eine „Handvoll“ rasch zerfallende Isotope wie Strontium-91, Barium-139, Barum-140 und Lathanum-140 freigesetzt worden wären. Das wären Isotopen deren Halbzeit von 83 Minuten bis 12,8 Tage läge. Nun haben Experten festgestellt, dass diese Isotopen Ergebnis einer Kernspaltung wären, der Uran zugrunde läge. Diese Isotopen würden wahrscheinlich freigesetzt, wenn es sich um Uran-235 handelte.

Norwegische Forscher meinten, dass das Vorhandensein von Barium und Strontium nur von einer nuklearen Kettenreaktion stammen könnten. Und das wäre ein Beweis, dass ein Nuklear-Reaktor explodiert ist.

Die russischen Behörden meinten, dass es sich um die Entwicklung neuartiger Waffen handle – weitere Details wurden nicht veröffentlicht. Denn so äußerte man, bei Waffenentwicklung könnten aus Sicherheitsgründen keine Details bekannt gegeben werden.

In den USA meint man jedenfalls, es wäre ein Test der 9M730 Burevestnik atomar angetriebenen Marschflugkörper gewesen, die von der NATO SSC-X-9 Skyfall genannt wird.

Putin behauptet jedenfalls, dass die Burevestnik unbesiegbar wäre, denn sie hat eine nicht begrenzte Reichweite, unvorhersehbare Flugbahn und kann eventuelle Abwehrmanövern ausweichen.

Verstehen Sie vielleicht, warum ich beunruhigt bin. Ich bin „ein Kind von Tschernobyl“, ich habe die Geheimniskrämerei und ihre Folgen damals erlebt, die Angst um unsere Enkelinder, die im Freien gespielt hatten … Und wir wissen noch immer nicht, was wirklich in Njonoksa passiert ist und ob es Auswirkungen auch auf uns haben könnte. Aber nicht minder fürchte ich die weitere Aufrüstung – mit „unbesiegbaren“ Waffen. Und die Abrüstungsverträge werden gekündigt oder laufen aus!

Welcher Zukunft gehen wir und unsere Kinder entgegen?

Ich bin beunruhigt

Ein Aufruf: Kühlen wir unsere Stadt – rechtzeitig!

Da Summa is umma“, sagen unsere Kärntner . Und leider haben sie recht. Nächste Woche beginnt die Schule (zumindest in Ostösterreich). Und damit ist größte Hitze auch vorbei und alle können sich jetzt wieder auf die vielen anderen anstehenden Fragen konzentrieren. Keiner wird in nächster Zeit noch davon reden, wie man die Hitze in den Städten mildern kann. Ja, natürlich vom Klima reden eh alle, es ist ja Vorwahlzeit, aber auch hier gilt: es wird meist nur geredet, wo sind die konkreten Pläne, wann sind die Umsetzungstermine. Von den Versprechungen, auf Plakaten und sonstigem Papier haben wir gar nichts, und der nächste Sommer wird wahrscheinlich wieder heiß! Wahrscheinlich wird dann an manchen Plätzen wieder „Nebel“ gesprüht – und das war’s dann auch schon.

Ich weiß schon, Papier ist geduldig und Umsetzung ist teuer. Aber es könnte ja schon damit begonnen werden, der Bevölkerung die diversen Möglichkeiten vorzustellen und die jeweiligen Vor- und Nachteile der Lösungen präsentieren. Eine gut informierte Bevölkerung kann und wird auch besser und vernünftiger entscheiden. (siehe das Gegenteil: der Brexit)

Ich habe von einer Reihe von Möglichkeiten gehört: z.B. mehr Bäume pflanzen. Sehr gut! Soll man, so glaube ich, auch am besten im Herbst tun? Das kostet eine Menge Geld – wieviel und warum?  Welche Baumsorten kann und soll man wo pflanzen (ich wünsche mir viele, viel Platanen)?  Was bedeutet das für den Denkmalschutz: es gibt in der Innenstadt eine Reihe wunderschöner – aber auch extrem heißer, von Touristen sehr bevölkerten Plätzen (z.B. Innerer Burghof, Josefsplatz, Michaelerplatz – gerade dort könnte man doch die eher unansehnliche offene Ausgrabung opfern und eine dekorativen Brunnen hinstellen?). Wer wäre in diesen Fällen entscheidungsberechtigt: das Denkmalamt, die Burghauptmannschaft? Alles das und vieles mehr könnte man doch schon im Vorfeld klären und den Interessierten oder dort Wohnenden mitteilen. Wer wäre dann für die Pflege dieser Bäume oder „Gartenanlagen“ zuständig.  Könnte man nicht – um öffentliches Geld zu sparen – „Paten“ für diese Bäume zulassen. Mann kann doch z.B. auch auf einen Rosenstock im Volksgarten ein Widmungstaferl anbringen lassen! Bäume benötigen Platz, verengt man die Fahrbahn oder pflanzt man sie auf Gehsteige? Wer mit verlorenen Parkplätzen argumentiert – dem ist wahrscheinlich jeglicher Umweltschutz eh egal.

Ich habe gehört, dass es sinnvoll wäre, die Dächer hell zu streichen, um die Hitze im Sommer zu verringern.  Ich weiß nicht, ob das stimmt – aber wäre so, könnte es doch rasch in Angriff genommen werden. Jetzt kommt wieder die Frage: wer ist zuständig, dass das durchgeführt wird, ich schätze die Hausbesitzer (die das wahrscheinlich auf die Mieten umlegen würden). Das werden wohl manche nicht wollen. Welche Art Farbe soll man für welches Dach (Ziegel, Blech etc.) verwenden, dass diese Prozedur nicht jeden Sommer wiederholt worden muss. Und wenn wir schon bei den Hausbesitzern sind: vielleicht könnten diese auch aufgefordert werden, ihre Innenhöfe zu begrünen. Es weiß schon, es geht nicht nur ums Begrünen, Blumen Sträucher etc. müssen ja auch gepflegt werden, wird das Teil der Aufgaben der Hausbetreuer sein?

Ich finde, dass begrünte Hausfassaden etwas wunderschönes sind. Wahrscheinlich geht das nicht bei so genannten bestehenden Altbauten. Vorläufig werden möglicherweise nur Neubauten in den Genuss einer grünen Fassade kommen. Aber die ach so modernen Glasbauten sind diesbezüglich auch nicht gerade „grünaffin“? Und welche Pflanzen soll man für welche Fassade verwenden, das wird doch unterschiedlich sein, ob eine solche Fassade nach z.B. nach Weste, Osten, Süden oder Norden schaut? Wird das schon irgendwo ausprobiert? Ich nehme wohl an, dass es für begrünte Fassaden eine zentrale Bewässerung geben muss?

Gestern wurde mir erzählt, dass begrünte Fassaden sehr gefährlich sein können – das war mir z.B. gar nicht bewusst. (Wir saßen nämlich in einem begrünten Balkon – eigentlich einer Laube, in der es gar nicht heiß wurde – im Gegensatz zum Rest des Balkons.) Denn diese Pflanzen, sobald sie im Herbst dürr sind, könnten durch einen weggeworfenen Zigarettenstummel (immer diese Raucher!) verhältnismäßig leicht in Brand geraten. Vielleich dürfte man sie halt nicht schon am Boden, sondern erst im Ersten Stock beginnen lassen?

Heuer im Sommer wurden viele neue Klima-Anlagen installiert. Aber was tun denn die? Sie kühlen die Räume und blasen die heiße Luft „hinaus“, damit wird’s draußen noch heißer. Ein Teufelskreis. (ich habe keine Klimaanlage, ich versuche es mit gezieltem „in der Nacht Lüften“ die Räumlichkeiten möglichst kühl zu halten). Noch ist es bei uns nicht so schlimm wie z.B. schon in manchen Gegenden in den USA (denken Sie nur an Las Vegas).

Überhaupt sind das Fragen, die breit diskutiert gehören. Wollen wir eine kühlere Stadt? Wo und wie und durch wen soll es besser gekühlt werden? Und wer soll alle die Investitionen bezahlen. Ich meine, dass wir eine zentrale Behörde für diese Fragen benötigen, damit nicht zu viele Stellen die Lösungen letztlich zerreden.

Mir ist eine „bewohnbare“ Stadt ein großes Anliegen, ich wohne gerne hier, auch im Sommer. Machen wir gemeinsam unserer Stadt im Sommer kühler, veranlassen wir die Parteien, jetzt vor der Wahl, sich zu diesen Fragen und Vorschlägen zu äußern. Noch ist es Zeit. Für unsere Stadt, für unser Land, vielleicht sogar für Europa können wir gemeinsam was tun. Über den Tropenwald in Brasilien können wir nur reden – aber kaum etwas tun (vielleicht irgendwann wieder einmal etwas zahlen: fürs Aufforsten, wenn das überhaupt möglich ist)!

Ein Aufruf: Kühlen wir unsere Stadt – rechtzeitig!

Ein paar Gedanken zum G7-Gipfel in Biarritz

Unter großem Tamtam findet nun ein G7 Gipfel in Biarritz statt. Wir haben schon vor längerer Zeit einen Sommerurlaub in der Umgebung dort verbracht: in Saint-Jean-de-Luz, „gleich neben“ Biarritz. Wir haben uns dort sehr wohl gefühlt, Biarritz war für mich für einen Meeresurlaub etwas zu urban und überfüllt.  Aber die Strände sind phantastisch.

Jetzt sind die Staatschefs dort, grad noch in der Sommer-Hoch-Saison in Biarritz, wo der Gipfel den „normalen“ Tourismus einigermaßen beschränkt hat. Die sogenannten kleinen Leute sind nicht begeistert.

G7 (Abkürzung für Gruppe der Sieben) ist ein informeller Zusammenschluss der zu ihrem Gründungszeitpunkt bedeutendsten Industrienationen der westlichen Welt in Form regelmäßiger Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs. Das Forum dient dem Zweck, Fragen der Weltwirtschaft zu erörtern. Dem Gremium gehören Deutschland, Frankreich, Italien, Japan, Kanada, das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten an. Die Europäische Kommission hat einen Beobachterstatus. Die Bevölkerung der G7-Staaten hat einen Anteil von etwa 10 Prozent an der Weltbevölkerung und erwirtschaftet etwa 45 Prozent des weltweiten Bruttonationaleinkommens. Die Gruppe wurde 1975 etabliert und 1998 durch die Aufnahme Russlands zur G8 erweitert. Am 25. März 2014 schlossen die anderen Mitglieder Russland aufgrund der Annexion der Krim aus und kehrten zum Format der G7 zurück.

1976 waren die G7 die sechs bzw. sieben größten Volkswirtschaften der Welt, gemessen am Bruttoinlandsprodukt in jeweiligen Wechselkursen und Preisen (in US-Dollar). Seit den 1980er Jahren ist dies nicht mehr der Fall. Inzwischen (Stand 2017) liegt das Bruttoinlandsprodukt von China, Indien und Brasilien, sowie in Kaufkraftparität zusätzlich von Russland, Indonesien, Mexiko, Türkei, Südkorea, Spanien und Saudi-Arabien über dem Bruttoinlandsprodukt des wirtschaftlich kleinsten G7-Mitgliedes, Kanada.

Kritisiert wurden die G7 (und auch die G8) unter anderem für ihre exklusive Zusammensetzung aus den hochentwickelten Ländern der Erde, welche die verschiedenen Regionen, Bevölkerungszahlen und Entwicklungsstadien der Staatenwelt nicht abbildet (Repräsentativitätsdefizit). Darüber hinaus wird die mangelnde Umsetzung beschlossener Programme und die Intransparenz der Entscheidungsfindung unter Ausschluss der Öffentlichkeit und Parlamente als problematisch angesehen (Legitimationsdefizit). Die G7- und G8-Gipfel werden immer wieder Ziel von Protesten der globalisierungskritischen Bewegung und anderer sozialer Bewegungen.

Ich finde, dass damit dieses Format eines Gipfels einigermaßen überholt ist, besonders auch deshalb, weil der derzeitige US Präsident ja jeglichen Multilateralismus ablehnt und gerade dabei ist, durch seine „Handelskriege“ die internationale Weltwirtschaft zu zerstören.  Außerdem sind derzeit noch vier, nach dem Brexit dann noch 3 Länder der EU vertreten. Diesmal ist zwar Donald Tusk als Vertreter der EU anwesend, aber bei der Zusammensetzung stimmt etwas gar nicht. Meines Erachtens wäre es sinnvoll, wenn es keine derartigen Formate mehr gäbe, sondern sich jene Staatschefs bzw. Chefs von Organisationen wie die EU, die gemeinsame Anliegen haben an ihren jeweiligen Amtssitzen ziemlich spontan zusammensetzen und die internationalen Treffen z.B. der UNO und ihren Unterorganisationen überlassen würden.  Wäre möglicherweise auch wesentlich „preisgünstiger“.

Der Gipfel 2019 findet unter dem französischen Vorsitz statt, der auf die Bekämpfung von Ungleichheit ausgerichtet ist. Daher hat der französische G7‑Vorsitz diesmal das Format des Treffens leicht geändert und die Führungsspitzen der Afrikanischen Union, des IWF, der OECD, der VN und der Weltbank eingeladen. Der Gipfel steht unter dem Motto „Kampf gegen die Ungleichheit“. Es geht unter anderem um den Irankonflikt sowie handels- und wirtschaftspolitische Fragen.

Begonnen hat der Gipfel mit gegenseitigen Drohgebärden die USA und der EU. Schon kurz vor seiner Abreise nach Biarritz kündigte US-Präsident Donald Trump Strafzölle auf französischen Wein oder andere Vergeltungsmaßnahmen an, falls die Regierung in Paris bei ihren Plänen für eine Digitalsteuer bleiben sollte. EU-Ratspräsident Donald Tusk drohte daraufhin mit einer Reaktion: „Wenn die Vereinigten Staaten gegen Frankreich Zölle verhängen, wird die Europäische Union antworten“, sagte er. Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron versuchte allerdings zu deeskalieren. Spannungen beim Handel seien „schlecht für alle“, sagte er. Kurz vor Beginn des Gipfels führender Wirtschaftsmächte traf sich Macron zu einer zweistündigen Unterredung mit Trump. Das Gespräch sei sehr produktiv verlaufen, auch zu den Konfliktthemen Iran, Handel und Steuern, hieß es aus dem Umfeld von Macron.

Viele Themen sind zur Sprache gekommen: z.B. der Brexit – man hörte von keinen Fortschritten, außer dass Trump dem britischen Premier Boris Johnson ein weitreichendes Handelsabkommen versprochen hat. Die Europäer erwarten weiterhin Vorschläge von Großbritannien zu Alternativen zum Backstop. Auch die Wiederaufnahme von Gesprächen mit Russland zur Ukraine Frage wurde diskutiert. Man war nicht einer Meinung.  Die G7 wollen stärker als bisher gegen islamistischen Terrorismus in Westafrika (Sahel-Zone) vorgehen. Selbstverständlich waren auch die riesigen Brände im Tropenwald in Südamerika Thema des Gipfels.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat Angaben von US-Seite widersprochen, er habe seine neue Gesprächsinitiative mit dem Iran nicht mit US-Präsident Donald Trump abgestimmt. Der iranische Außenminister Dschawad Sarif sei „in Übereinstimmung“ mit den USA zum Ort des G7-Gipfels nach Biarritz eingeladen worden und ist dort auch eingetroffen. Der Iran-Konflikt ist eines der Hauptthemen beim Gipfel der G7 in Biarritz.

Dieser Gipfel steht auch unter der Überschrift „Ungleichheiten verringern“. Dabei gehe es beispielsweise darum, die Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen zu beseitigen.

Angesichts der zahlreichen Streitigkeiten unter G7-Staaten hat EU-Ratspräsident Donald Tusk den Gipfel in Biarritz als „die vielleicht letzte Gelegenheit“ bezeichnet, um wieder so etwas wie politische Gemeinschaft herzustellen.

Meines Erachtens sind der schönen Worte genug gesagt, mir fehlen harte Beschlüsse und geplante Vorgehenswesen, und darauffolgende Taten – die sehe ich leider gar nicht!

 

Ein paar Gedanken zum G7-Gipfel in Biarritz