Ich bin stolze dreifache Urgroßmutter. Die älteste meiner Urgroßenkelinnen hatte gerade Geburtstag. Was liegt näher: wie meine Enkel auch, habe auch ich sie eingeladen, mit mir in ein Spielzeuggeschäft zu gehen, und sich dort irgendetwas auszusuchen.
Ihre Mutter – meine Enkelin – hat sie, wie vereinbart, bereits etwas echauffiert zu mir gebracht. Es ist eben nicht ganz einfach mit zwei kleinen Kindern (mitsamt Kinderwagen) in der U4 und damit auch mit dem Schienenersatzbus zu fahren. Außerdem, wie schon ausgeführt, hält dieser ziemlich weit weg von den Stationen und entweder muss man in die Passage – dort gibt es aber kein Lift – oder über einige mit recht vielen Autos befahrenen Kreuzungen gehen. Mit einem recht aufgeregten Geburtstagskind und einer quirligen Ein-jährigen: eine Herausforderung.
Zuerst mussten sich dann alle bei mir etwas erholen.
Danach trennten wir uns und meine Urenkelin und ich machten uns auf den Weg. Auf dem Programm standen das Spielzeuggeschäft, eine Buchhandlung, ein Geschäft, wo es dann entweder Torten oder Eis essen kann. Ein umfangreiches Programm.
Zuerst begaben wir uns in die „Spielzeugschachtel“: Das Mäderl war überwältigt und – ich glaube- von der Fülle der Dinge etwas eingeschüchtert. vielleicht sogar überfordert. Liebevoll wurden ihr von dem „Patriarchen“ des Geschäftes in Frage kommende Objekte erklärt. Mir war das fast ein bissel peinlich, weil sie sich für fast gar nichts begeistern konnte. Letztlich einigten wir uns dann doch auf eine Papierpuppe, auf die man unterschiedliche Kleider ankleben und wieder ablösen kann und einen Stift, der glänzende Linien zieht. Ich war erstaunt, bei den vielen Stofftieren, Puppen, mitsamt Zubehör. Ich machte sie auf einen wirklich bestens ausgerüsteten Kaufmannladen aufmerksam – aber ich wurde aufgeklärt, dass das jetzt ein Ladenhüter wäre, Kinder wollten das nicht. Der Grund dafür ist, dass es keine Kaufmannsläden im „Erwachsenenleben“ gibt, sondern halt nur Supermärkte. Auch eine Ausstattung für einen Zoo wurde abgelehnt, obwohl ich weiß, dass die junge Dame durchaus gerne nach Schönbrunn in den Zoo geht.
- schien aber durchaus zufrieden, und wir trabten weiter um in die Buchhandlung zu kommen. Unterwegs musste ich noch etwas Geld abheben. Wir blieben bei einem Bankomaten stehen (zugegebenermaßen einer der besonders langsamen), das Kind fragte, ob sie den grünen Knopf drücken dürfte – natürlich. Aber während dieses langsamen Prozesses machte sie mich darauf aufmerksam, dass sie jetzt aber schon sehr dringend Lulu müsste. Da war ich nun wirklich in der Zwickmühle, der Bankomat „dachte und arbeitete“ noch, ich kann doch nicht weggehen und meine Karte und das Geld einfach dort lassen. Endlich war beides wieder heraußen, ich verstaute es eilig – das Mäderl zappelte schon etwas verzweifelt – und das in der Liliengasse. Wir rasten zum Stephansplatz, dort gibt’s das Haas & Haas und damit die geeignete Ubiquität. Üblicherweise würde ich in einem derartigen Fall dort im Anschluss einen Kaffee oder eine Limonade trinken – aber wir mussten ja noch das Buch – oder besser die Bücher kaufen.
Für die Buchhandlung hatte ich einen speziellen Auftrag: ich sollte eine geeignete (???) Kinderbibel kaufen, da L. anfing, diesbezügliche Fragen zu stellen. Am Stephansplatz gibt es ja Buchhandlungen, die sowohl Kinderbücher als auch Bibeln führen. Wir verlangten das Gewünschte und wurden gleich mit 6 Büchern eingedeckt. Nun galt es das „Richtige“ auszusuchen. Wir setzten uns an einen kleinen Tisch, die Urenkelin zog ihren Sessel zu mir heran und wir begannen die Bücher anzusehen – nach einigem Verhandeln suchten wir drei davon aus, eines mit besonders vielen eindrucksvollen Bildern, das zweite mit Bildern und Text und das dritte mit hauptsächlich Text. Eigentlich wären wir beide ganz gerne in der Buchhandlung geblieben und hätten die Geschichte von Noah und der Arche, von David un Goliath oder vom Turmbau zu Babel weiter ausgeführt. Aber die Mama mit der kleinen Schwester war schon im Anrollen. Also zahlten wir – und bekamen noch ein Zuckerl. Die Mama traf ein, beim Erzählen, was sie alles erlebt hatte, fiel L. das Zuckerl aus dem Mund. Tränen! Na das geht gar nicht, beim Geburtstagsausflug. Ein neuerliches Zuckerl beruhigte die Situation, jetzt wurde aber die kleine Schwester unruhig. Der Endeffekt war, dass wir weder auf ein Eis noch auf eine Torte gingen (ich hätte dabei das Haas & Haas im Auge gehabt), sondern meine Enkelin (also die Mama) entschied, nach Hause zu fahren und unterwegs ein Eis (Erdbeere und Himbeere) mitzunehmen, das man dann zu Hause essen kann.
Vom Stephansplatz bis zur Endstelle des Ersatzbusses, war es dann doch etwas zu weit. Also die „Kompliziertvariante“: U3, U6 und dann halt erst die benötige U4 (hoffentlich wird der Umbau zeitgerecht fertig – Anfang September ist der vorgesehen). Meine Tochter wies sie mich auf die Kinderwagenschlage vor dem einzigen Lift auf dem Stephansplatz hin: aber die löste sich schnell auf, denn der Aufzug war „Außer Betrieb“. Wie kommt man mit einem Kinderwagerl in die Tiefen der U-Bahn? Kurz entschlossen band sich die Mama ihre kleinere Tochter um, nahm die größere an der Hand und meinte: entweder hilft uns wer, mit dem Kinderwagen oder wir schubsen ihn halt hinunter.
Leicht haben es die Mütter mit kleinen Kindern heutzutage nicht, aber Geburtstage müssen entsprechend gefeiert werden!