Wenn Sie jetzt glauben, dass ich auf das derzeitige Wetter Bezug nehme, irren Sie sich (es hat draußen immerhin 10°), wenn Sie glauben, dass ich den Frühling herbeisehne, stimmt das vielleicht irgendwie schon, das hat aber mit dem „Mailüfterl“, das ich meine, nichts zu tun. Das Mailüfterl war der erste volltransistorisierte Computer auf dem europäischen Festland, konzipiert und gebaut in Österreich. Gebaut hat ihn Heinz Zemanek (* 1. Jänner 1920; † 16. Juli 2014). Am 1.1.2020 jährt sich somit sein hundertster Geburtstag.
Und warum ich jetzt darüber schreibe: weil wir, wenn das Wort Computerentwicklung fällt unseren Blick gleich ins Silicon Valley richten und die österreichischen Beiträge eher nicht wahrnehmen. Außerdem habe ich den Großteil meines Arbeitslebens mit Entwicklung von Computeranwendungen verbracht und daher interessiert mich vieles, was damit im näheren und weiteren Zusammenhang steht.
Der Name Mailüfterl (auch nur in Österreich möglich) ist ein Wortspiel und bezieht sich auf Whirlwind, einen Rechner, der in der Zeit von 1945 bis 1951 am Massachusetts Institute of Technology (MIT) entwickelt wurde. Das „Mailüfterl“ ist jetzt m Technischen Museum Wien zu sehen.
Der Computerpionier Heinz Zemanek studierte nach der Matura im Juni 1937 Nachrichtentechnik an der Technischen Hochschule in Wien (heute Technische Universität Wien). Ab 1943 arbeitete er unter der Aufsicht von einem Professor der Universität Stuttgart, an seiner Diplomarbeit zum Thema „Über die Erzeugung von kurzen Impulsen aus einer Sinusschwingung“, im Dezember 1944 graduierte er zum Diplom-Ingenieur. Im Juni 1951 wurde er mit der Arbeit Zeitteilverfahren in der Telegraphie zum Dr. techn. promoviert. 1958 habilitierte er sich, von 1947 bis 1961 war er Hochschulassistent an der TU Wien.
Seine bekannteste Leistung ist der Bau des „Mailüfterls“. Heinz Zemanek übersiedelte 1961 mit seiner Mailüfterl-Gruppe von der Technischen Hochschule zur Firma IBM, die ihm das Wiener IBM-Labor einrichtete. In dieser Zeit war IBM weltweit und somit auch in Österreich marktbeherrschend. Big Blue wurde die IBM genannt. Für die 1401 habe ich damals meine ersten Programme entwickelt. Programme entwickelt. Nach der Verlegung des Wiener IBM-Labors nach Böblingen stieg Zemanek 1976 zum „IBM Fellow“ auf, dem höchsten Rang, den ein Techniker beim damaligen Computer-Weltmarktführer erreichen kann. Diese Position hielt er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1985.
Im Bereich der Programmiersprachen war Zemanek für die formale Definition der Programmiersprache PL/I der Firma IBM mitverantwortlich, geschrieben in der sogenannten Vienna Definition Language (VDL). In PL/I habe ich selbst noch Programme geschrieben – nachdem ich mich von COBOL getrennt hatte.
Ab Oktober 1964 war Zemanek außerordentlicher Professor an der Technischen Hochschule Wien, ab September 1984 ordentlicher Universitätsprofessor. Nach seiner Emeritierung im Jahr 1985 war er bis zum Wintersemester 2006 als Vortragender am Institut für Computertechnik der Technischen Universität Wien tätig und hielt jedes Jahr im Wintersemester Vorlesungen (Abstrakte Computer-Architektur, Menschliche Aspekte des Computers, Geschichte der Informatik und Geographische Geschichte des Computers).
Er erhielt viele Preise, er war auch langjähriges Mitglied der International Federation for Information Processing (IFIP) und von 1971 bis 1974 deren Präsident. Vielleicht kennen ihn andere aus der Österreichischen Pfadfinderbewegung.
Ich glaube, dass wir auf unseren Landsmann sehr stolz sein können!