Die Besatzungszeit: Auch ein Teil der Beziehungsgeschichte Großbritanniens und Österreichs

Österreich war nach dem Zweiten Weltkrieg von 1945 bis 1955 von Streitkräften der Alliierten besetzt, die das Land im Sinne ihrer Moskauer Deklaration von 1943 von der nationalsozialistischen Diktatur befreit hatten. Der Staat wurde in den Grenzen, wie sie bis zum „Anschluss“ an das Deutsche Reich 1938 bestanden hatten, wiederhergestellt und in vier Besatzungszonen aufgeteilt. Ab 1938 an die Gaue der „Ostmark bzw. der Alpen- und Donau-Reichsgaue“ des Großdeutschen Reiches angegliederte Gebiete kamen 1945 an die Tschechoslowakei (südböhmische und südmährische Gebiete) und Jugoslawien zurück. Im Gegenzug wurden das Vorarlberger Kleinwalsertal und die Tiroler Gemeinde Jungholz, die nach dem „Anschluss“ an den Gau Schwaben gefallen waren, wieder Teile Österreichs.

Die Begriffe Besatzung, Besatzungszonen und Besatzungssektoren wurden ab Sommer 1945 in der militärischen und politischen Praxis der Alliierten verwendet. Da sich die zehnjährige Besatzungszeit auf Grund der Länge der Besetzung und der vielen Versuche von österreichischer Seite, sie abzukürzen, stark einprägte, wird dieser Begriff in Österreich bis heute synonym für die Jahre von 1945 bis 1955 verwendet. Die in der Moskauer Deklaration genannte endgültige Regelung wurde 1955 mit dem Staatsvertrag der vier Alliierten mit Österreich getroffen.

Die Britische Zone umfasste Kärnten, Osttirol, Steiermark (bis 1. Juli 1948 ohne Steirisches Salzkammergut). Der britische Sektor in Wien lag im: 3., 5., 11. (ohne Albern), 12., 13. Bezirk. Das Hauptquartier der Briten war das Schloss Schönbrunn.

Die gesamten zehn Jahre der Besatzung stand Österreich unter der Verwaltung der Alliierten Kommission für Österreich. Diese wurde schon mit dem Ersten Kontrollabkommen vom 4. Juli 1945 eingerichtet. Am 11. September 1945 konstituierte sich der Alliierte Rat aus den vier Oberbefehlshabern der in Österreich einmarschierten Großverbände. Die ersten Mitglieder waren für die Sowjetunion Marschall Konew, für die Vereinigten Staaten General Clark, Generalleutnant Richard McCreery für Großbritannien und Korpsgeneral Béthouart für Frankreich.

Im Zweiten Kontrollabkommen vom 28. Juni 1946 wurde die Kommission umstrukturiert. Sie bestand aus dem Alliierten Rat, dem Exekutiv-Komitee und jeweils einem Stab der Besatzungsmächte. Oberstes Verwaltungsorgan der einzelnen Zonen waren die Hochkommissare, die auch den Rat stellten. Ab 1950 wurde die Militärverwaltung sukzessive in eine Zivilverwaltung überführt, sodass mit dem Staatsvertrag eine funktionierende bilaterale Infrastruktur vorhanden war. Dem Alliierten Rat waren von der Bundesregierung alle vom Parlament beschlossenen Gesetze vor ihrer Kundmachung zur Genehmigung vorzulegen. Wurde die Zustimmung nicht erteilt, konnte das Gesetz nicht in Kraft treten.

Die anfänglich im Land verbliebenen Kampfverbände wurden in eine stehende Besetzungstruppe umgewandelt, deren Hauptaufgaben kontrollierender Natur waren. Nur die britischen Truppen in Kärnten waren in den Nachkriegsmonaten noch in militärische Aktionen verwickelt, zum einen, um marodierende Kosakentruppen aus der britischen Zone zu vertreiben, zum anderen, um in Kärnten einmarschierte Verbände der kommunistischen Jugoslawischen Volksbefreiungsarmee (JVA) zurückzudrängen. Die Briten waren am Vormittag des 8. Mai in Klagenfurt eingerückt, nur wenige Stunden vor dem Eintreffen von JVA-Einheiten, die nach Kärnten vorgedrungen waren, um die jugoslawischen Gebietsansprüche durchzusetzen. Die Briten stellten sogleich klar, dass sie einen Verbleib der jugoslawischen Truppen in Kärnten nicht dulden würden, und demonstrierten dies unter anderem mit dem Aufstellen von Artilleriegeschützen auf dem Neuen Platz und vor dem Landhaus in Klagenfurt. Nachdem diplomatischer Druck und militärische Drohgebärden erfolglos blieben, wurden die jugoslawischen Truppen am 16. Mai unter sowjetischen Befehl gestellt. Die Sowjetunion war an einer Einhaltung der ausgehandelten Besatzungszonen interessiert und befahl den Rückzug aus Kärnten, der innerhalb der nächsten Tage ausgeführt wurde. Wir haben den Briten damit viel zu verdanken!

Für die Kosten der anfangs 700.000 Mann umfassenden Besatzungstruppen, die später sukzessive auf 60.000 Mann reduziert wurden, musste der Staat Österreich aufkommen. Im Jänner 1946 standen etwa 150.000 Rotarmisten, 40.000 GIs, etwa 55.000 Briten und 15.000 Franzosen im Land. Im Oktober 1954 belief sich das sowjetische Kontingent auf 36.000 Mann, das amerikanische auf 15.000, das britische auf 2800 und das französische auf 540, davon 150 Gendarmen (die französischen Militärs waren im Wiener Sektor im Einsatz). Tirol und Vorarlberg – und in geringerem Ausmaß auch Kärnten und die Steiermark – waren vor Abschluss des Staatsvertrages schon de facto besatzungsfrei, während Wien, Niederösterreich und Burgenland noch spürbar unter militärischer Kontrolle standen.

Auch auf dem Mediensektor waren die Besatzer aktiv: Die britischen Besatzer brachten im Mai 1945, als sich auch langsam österreichische Zeitungen zu entwickeln begannen (anfangs lediglich Parteizeitungen), als Heeresgruppenzeitungen die „Kärntner Nachrichten“ und die „Neue Steirische Zeitung“ heraus. Beide wurden am 31. Dezember 1945 wieder eingestellt. Die britische Wochenzeitung „Die Weltpresse“ erschien erstmals am 18. September und wurde erst im Mai 1958 eingestellt. Die britisch kontrollierte Sendergruppe Alpenland sendete ab Juli 1945 aus Graz, Klagenfurt und Wien. Die Sendestationen wurden 1954 wieder an Österreich übergeben, wobei vom Sender in Wien noch bis zum Juli 1955 einzelne britisch kontrollierte Sendungen ausgestrahlt wurden. Für ihre stationierten Truppen installierten die Briten in Klagenfurt, Graz und Wien ihren eigenen Sender British Forces Network (BFN), der bis 1955 sendete.

Mir, die ich in der amerikanischen Zone in Wien wohnte, ist aus dieser Zeit primär das British Council in Erinnerung, wo man Zeitungen und Zeitschriften lesen konnte.

Auch alles das ist Teil der britisch-österreichischen Beziehungsgeschichte – ja, und ab morgen waren wir gemeinsam mit den Briten in der EU! Traurig!

Die Besatzungszeit: Auch ein Teil der Beziehungsgeschichte Großbritanniens und Österreichs

„Eigenlob stinkt“

Das bedeutet auch „Bescheidenheit ist eine Zier“, und Sie kennen den nun folgenden Teil dieser Redensart: „doch weiter kommt man ohne ihr“ – naja – um des Reims willen wird auf grammatikalische Korrektheit verzichtet. Man kann, wie oft fälschlich angenommen wird, nicht Wilhelm Busch dafür verantwortlich machen. Wenn man schon Zitate für gewisse menschliche Eigenschaften oder vielleicht besser gesagt, sogar Schwächen verwendet, könnte man auch sagen „Eigenlob stinkt“. Das heißt nun in die heutige Diktion übersetzt: es spricht für den guten Charakter eines Menschen, wenn dieser nicht mit seinen Fähigkeiten oder Leistungen angibt oder sie öffentlich darlegt. Zurückhaltung ist ein positiver Wert, bzw. Charakterzug eines Menschen. Wer ernsthaft daran interessiert ist, ein Teil der Lösung zu sein, statt ein Teil des Problems, der kommt nicht umhin, seine Lebensweise unter dem Aspekt der Bescheidenheit zu betrachten und auf Dinge und Aktionen zu verzichten, die entbehrlich sind. Und um noch ein Sprichwort in diesem Zusammenhang zu zitieren (meine Mutter hat es gerne verwendet) „Dummheit und Stolz, wachsen auf einem Holz“. Aber wie viele andere Redensarten, differenziert es zu wenig und generalisiert zu viel.

Die Wirtschaft und die Politik stellen diese Haltung, also Bescheidenheit, vor eine große Herausforderung, denn all unsere Systeme laufen mit großem Schwung exakt in die entgegengesetzte Richtung, wie man in allen Medien wahrnehmen kann.

Bescheidenheit (von „sich bescheiden“, „sich zurücknehmen“, „sich begnügen“, „verzichten“) ist im heutigen Sprachgebrauch gleichbedeutend mit „Genügsamkeit“, „Anspruchslosigkeit“, „Einfachheit“, „Zurückhaltung“. Sie kann sich auf die Wesensart eines Menschen beziehen oder auch nur ein bestimmtes Verhalten auszeichnen. In der positiven Bewertung bildet sie den Gegensatz zu Begriffen wie „Geltungssucht“, „Überheblichkeit“, „Unbescheidenheit“, „Maßlosigkeit“ oder „Prunksucht“. In einer spöttisch abwertenden Tönung findet sie sich in Redewendungen wie „eine bescheidene Leistung“, „mit einer bescheidenen Intelligenz gesegnet“, „aus bescheidenen Lebensverhältnissen kommend“. Selbstironisch spricht man auch von „mein bescheidener Anteil“ (= geringer Anteil), „meine bescheidene Person“ (= meine Wenigkeit – das ist schon seit längerer Zeit aus der Mode gekommen), „mein bescheidener Beitrag“, „meine bescheidene Gabe“ (= Mitbringsel/Spende).

Erst seit Martin Luther wird im Deutschen „Bescheidenheit“ auch gebraucht als Entsprechung zu lateinisch moderatio, modestia, also im Sinne von „Zurückhaltung“ wie im heutigen Alltagssprachgebrauch. Aber das Wort Bescheidenheit selbst stammt ursprünglich von „Bescheid geben“. „Bescheidenheit“ wird auch unter die „Zwölf Früchte des Heiligen Geistes“ eingeordnet, wie etwa im Katechismus der Katholischen Kirche. Sollten Sie die anderen 11 nicht kennen, es sind: Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Langmut, Sanftmut, Treue, Bescheidenheit, Enthaltsamkeit, Keuschheit.

Wer also mittels Verstandes zuträgliches von schädlichem Handeln „scheiden“ kann und selbst auch so handelt, dem wird Bescheidenheit nachgesagt. Dagegen führt uns ein „Geiz ist geil“ zu einem eher unbescheidenen Konsumieren.

Sich selbst zu loben gilt je nach Situation und Kulturkreis oft als anmaßend und selbstüberschätzend. Es wird auch differenziert zwischen Eigen- und Selbstlob: Eigenlob sei „nämlich ein Selbstlob, das sich ein Mensch ausschließlich, als Vorzug vor andern beilegt.“ Selbstlob sei positiver konnotiert und als Rechtfertigung gegenüber einer ungerechten Beschuldigung legitim.

Ich habe „Bescheidenheit ist eine Zier …“ nicht so sehr mit frugaler Lebensweise assoziiert, sondern vielmehr mit öffentlichem Auftreten – und wer fällt Ihnen ein, wenn von unbescheidenem Auftreten gesprochen wird? Wessen Eigenlob „stinkt Ihnen“?  Für mich ist das jedenfalls der jetzige 45. Präsident der USA. (Mir fielen auch noch ein paar anderer ein).

Aber man muss Trump zugestehen, dass er es damit oder dennoch (und auch vielen anderen positiven und negativen Eigenschaften) geschafft hat, Präsident der USA zu werden. Er am jedenfalls „weiter ohne ihr“ (Bescheidenheit).

Dass viele von uns in Europa manche seiner Aktionen, die vielleicht gut für die USA sind (aber auch wahrscheinlich primär seiner Wiederwahl und seiner Beschreibung in zukünftigen Geschichtsbüchern) – ob sie schädlich für den Rest der Welt sind, kümmert diesen Präsidenten ja nicht, ablehnen, ist wahrscheinlich auch auf deren Präsentation zurückzuführen.  Es muss fast immer „the greatest Deal“ sein, den er abgeschlossen hat, seien die Ergebnisse noch so mager.

Viele von uns fragen sich, warum er sich so präsentiert, und warum das so vielen seiner Wähler gefällt? Warten wir den Ausgang des Impeachment Verfahrens ab, das Trump wahrscheinlich wieder als seinen größten Triumpf verkaufen wird. Wahrscheinlich hilft es ihm sogar bei seinen Wahlkämpfen, denn die „bösen Eliten“ haben – nach seiner Sicht – ja versucht, seinen Wählern ihren Präsidenten wegzunehmen.

Oje, welche Aussichten!

„Eigenlob stinkt“

Von Träumen (zizerlweise Rückkehr) und Alpträumen (harter Brexit)

Mich stimmt es schon sehr traurig, dass Großbritannien jetzt die Europäische Union verlässt. Nach 47 Jahren. Mir sind fast die Tränen gekommen, als ich heute früh die Europahymne mit Dudelsack gepfiffen gehört habe. Aber, in demselben Nachrichtenblock ist eine Meldung gekommen, dass das schottische Parlament neuerlich für eine Referendum über eine Abtrennung von Großbritannien abstimmen will. Selbstverständlich, dass Boris Johnson dagegen ist und ist auf das Referendum aus 2014 verweist das gegen eine Abtrennung von Großbritannien ausgegangen ist.

Aber jetzt ist die Situation einen andere. Schottland, so wie auch Nordirland haben gegen den Brexit gestimmt.

Jetzt stellen sich den Menschen dort auf einmal viele Fragen, sollte man sich von Großbritannien lösen – wenn das dem Wählerwillen entspricht und London auch zustimmt – das allein sind schon eine Reihe von Variablen, was täte Brüssel – kann man diese Landesteile wirklich so problemlos in die EU wieder eingliedern. Mir gefiele das (aber ich zähle da halt nicht) schon sehr, aber da gibt es auch eine Reihe von Variablen: Spanien – würde allein schon wegen Katalonien – eine derartige Lösung gar nicht gefallen. Und eine derartige Wiedereingliederung wäre sicher ein Präzedenzfall., für alle Regionen innerhalb der EU, die sich gerne abspalten würden.

Andererseits nähme man diese „Sezessionisten“ wieder auf, könnte sich die EU auch intern ändern, das Prinzip der „Regionen“ könnte stärker zum Tragen kommen, und die „National“-Staaten hätten – vielleicht – weniger Gewicht. Auch das gefiele mir, denn dieses Beharren auf dem Nationalstaat stört derzeit noch viele Projekte in der EU.

Und bei der guten Gelegenheit könnte gleich das Prinzip – ein Land, ein Kommissar – abgebaut werden, denn wenn viele kleinere Einheiten in die EU kämen, könnte das nicht länger aufrechterhalten werden. Ebenso müsste es dann dem Einstimmigkeitsprinzip ergehen, denn „einstimmig“ bei so vielen, wäre kaum noch zu erzielen.

Sehen wir die Entwicklungen positiv! Der alte Spruch, „wenn eine Tür geschlossen wird, tut sich eine andere auf“ könnte sich als richtig erweisen.  Hoffentlich!

Wenn sich Schottland von Großbritannien lösen sollte, könnten ja dann nach und nach auch Nordirland und sogar Wales folgen. Das könnte zum Vorbild für Spanien-Katalonien werden. Naja, mir fallen noch ein paar andere Provinzen ein, die lieber heute als morgen das jeweilige Land verlassen könnten („möchten täten“). Die EU könnte, reformiert, derartige Prozesse begleiten und dafür sorgen, dass sie friedlich verlaufen.

Und wer weiß, wenn dann Schottland, Nordirland und Wales innerhalb der EU prosperieren, vielleicht würde sich dann Britannien (das „Groß“ träfe ja dann kaum mehr zu) auch überlegen, wieder beizutreten. Ich bin sicher, die EU würde das Land  mit offenen Armen empfangen – trotz der vielen Extrawürste, die es innerhalb der EU gefordert hat. (Aber dennoch, einen Britenrabatt darf es dann nicht mehr geben). Ja, und dann … wäre die EU wieder eine starke Atommacht, hätte eine potente Marine …

Also ich würde mir eine Rückkehr wünschen, auch wenn sie zizerlweise erfolgen würde. Für nicht-Österreicher, zizerlweise abgesehen, dass Zizerl auch für einen Zaunkönig wegen seiner Kleinheit steht, bedeutet es „schrittweise“, in Schüben ,wie eben Milch aus einer Zitze fließt.

Aber jetzt Schluss mit Träumen, zurück in die Realität. Jetzt muss noch ein Jahr hart um ein Abkommen gerungen werden, die beiden Seiten – Großbritannien und die EU werden es einander nicht leicht machen, aber es wäre äußerst wünschenswert, wenn man zu einem guten Ergebnis kommen könnte – sonst droht noch immer – ein harter Brexit – aber das wäre dann ein Alptraum.

Von Träumen (zizerlweise Rückkehr) und Alpträumen (harter Brexit)

Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert.

Ins „Heute“ übersetzt: wer den Cent nicht ehrt, ist des EURO nicht wert. Wen es interessiert: ich bin gegen die Abschaffung der Ein- und Zwei-Cent Münzen.

Ich gebe zu, ich bin alt und wahrscheinlich in manchen Gebieten auch ziemlich altmodisch. Aber ich erinnere mich noch sehr gut, als wir uns in der Schule für 10 Groschen ein Karamellzuckerl (Stollwerck) kaufen konnten. Naja, das war von 70+ Jahren. Wenn wir anfangen, das zurückzurechnen – ein Schilling hatte 100 Groschen, einem Euro entsprechen 13.76 Schilling … dann hat dieses Karamellzuckerl einen Bruchteil eines Cent gekostet – und wir wollen die Ein- und Zwei-Cent Münzen abschaffen?

Für mich stellt diese Abschaffung nicht nur einen Schritt zur Abschaffung des Bargeldes überhaupt dar, sondern auch eine Entwertung des EURO, denn wenn wieder einmal in den Dezimalstellen herumgerundet wird, werden Dinge sicher nicht billiger, sie werden nicht einmal billiger erscheinen. Denn es wird nur sehr selten ab- sondern meist aufgerundet.

Ich weiß, dass Preise ständig steigen und wenn ich manchmal, wenn mir ein Preis besonders auffällt, noch in den Modus verfalle, ihn in Schilling zurückzurechnen, erschrecke ich! Es ist mir klar, dass Preise meist – wenn auch zeitverschoben – mit Löhnen steigen, aber warum eigentlich?

„Sparen“ hat leider sein Ansehen verloren. Wenn man kaum noch Zinsen erhält, wenn sogar schon Negativzinsen drohen, wer will da noch sparen? Es ist nicht jedermanns Sache, sein Geld anders als in einem Sparbuch anzulegen. Und ich glaube auch, dass Sparen dennoch notwendig ist („Spare in der Zeit, dann hast Du in der Not“). Ich glaube zwar, dass unser Pensionssystem auch in Zukunft noch ein Einkommen gewähren wird (wenn es endlich repariert werden wird!), aber ob der Betrag dann für die Ansprüche noch ausreichen wird, da bin ich mir nicht so sicher.

Heute muss ich schon wieder lesen, dass eine Bank abbaut, naja, das tun sie alle, oder müssen sie alle tun, aber es trifft dort nicht etwa die Leistungsschwachen, sondern die Älteren. Sie dürfen zwei Jahre früher gegen, aber bekommen nur 60% ihres Lohns für diese zwei Jahre. Na, überlegen Sie einmal, wenn Sie unerwartet 40% ihres Einkommens (wenn auch nur für 2 Jahre, denn dann setzt die Pension ein) verlieren – können Sie dann problemlos noch alle Ihre Fixkosten bezahlen?

Ich kann manche der Argumente für die Abschaffung schon nachvollziehen: teure Produktion, teure Logistik, vielleicht noch sogar Verschwendung eines teuren Rohstoffes. Daher „umweltschädlich“, das Killerargument, das scheint ja heute schon zu reichen, um etwas sofort zu tun. Aber dass es „schwer im Börsel“ ist, dem kann ja abgeholfen werden, man gibt es wieder aus, die Post, z.B., wenn man noch Briefmarken kauft, oder der Bäcker nehmen kleine Münzen gerne.

Wehret den Anfängen, ich möchte auch in Zukunft noch mit Bargeld bezahlen können, und dabei auch Ein- und Zwei-Cent Münzen verwenden.

Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert.

Wenn es um Stauseen geht, wird gestritten – auch bei jenen am Nil

Wir sind sehr stolz auf unsere blaue Donau, aber sie ist nicht nur „unsere Donau“, wir teilen sie mit einer Reihe von anderen Staaten und noch viel mehr Staaten haben Anteile an ihrem Einzugsgebiet.  Aber was nun ihre Nutzung betrifft, gab es und gibt es verschiedene Übereinkommen: schon seit 1856 gibt die die Donaukommission, seit 1921 die Internationale Donaukommission,  in den 1920/30er Jahren intensive Bemühungen großer deutscher Kapitalgruppen um den Raum zur Gewinnung von Bodenschätzen und als Export-Zielland, unter dem Etikett „Mitteleuropäischer Wirtschaftstag“ (MWT), 1948 mit dem Übereinkommen über die Regelung der Schifffahrt auf der Donau als Donaukommission (DK), ab etwa 1990 die Pentagonale (Österreich, Ungarn, ČSFR, Jugoslawien und Italien) für wissenschaftlich-technische Projekte, später zur Hexagonale erweitert, aus der nach den Balkankriegen die Zentraleuropäische Initiative (CEI) hervorging, die Visegrád-Gruppe (Ungarn, Tschechien, Slowakei, Polen), 1990 die Arbeitsgemeinschaft Donauländer (ARGE Donauländer) für die kulturelle und wirtschaftliche Kooperation,  ihr Oktober 1998 in Kraft getretenes Leitbild für den Donauraum unter bayerischer Federführung, vor allem zur Entwicklung von Schutzgebieten, 2011 die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum (EUSDR). Das sind eine Reihe von Einrichtungen, die es ermöglichen, die Donau gemeinsam, möglichst ohne Schaden für andere betroffenen Länder zu nutzen.

Aber dass das nicht überall so sorgsam geregelt ist, zeigt derzeit ein Beispiel in Afrika. Hier geht es um den Nil. Er entspringt in den Bergen von Ruanda und Burundi, durchfließt dann Tansania, Uganda, den Südsudan und den Sudan, bevor er in Ägypten in das Mittelmeer mündet. Wir assoziieren den Nil meist mit Ägypten, wo an seinen Ufern eine der frühesten Hochkulturen entstehen konnte, das altägyptische Pharaonenreich. Auch heute noch ist der Nil für Ägypten von entscheidender wirtschaftlicher Bedeutung.

Aber nicht nur für Ägypten. Derzeit erregt ein Staudammprojekt im Äthiopien die anderen Anrainerstaaten, besonders aber Ägypten.

Das kam so: der große äthiopische Staudamm – 1870 Meter lang, 145 Meter hoch, mit 16 Turbinen – genannt Grand Ethiopian Renaissance Dam soll demnächst fertig werde.   Und in der Phase des Füllens des Dammes werden die anderen Anrainerstaaten, die unterhalb liegen betroffen sein.

Der Bau des Staudamms war ohne Befragung der anderen Nil-Staaten begonnen worden. Nur Ägypten und der Sudan hatten 1959 eine Vereinbarung getroffen, wonach der Sudan jährlich 18,5 Milliarden Kubikmeter Wasser aus dem Fluss entnehmen darf, Ägypten 55, 5, Milliarden.  Nach langen Verhandlungen unterzeichneten die Staatschefs von Äthiopien, dem Sudan und Ägypten am 23. März 2015 in Khartum eine Grundsatzerklärung. Darin wurden unter anderem vereinbart:

die Durchführung von Studien zu den Folgewirkungen des Dammes; die gemeinsame Erarbeitung von Regeln zur Füllung des Stauraums (es wäre möglich, den Stausee binnen dreier Jahre zu füllen; Ägypten und der Sudan drängen hingegen auf die Einleitung geringerer Wassermengen, also ein langsameres Füllen und eine entsprechend längere Fülldauer) und zu den jährlichen Abflussmengen (Äthiopien will dabei durchschnittliche Niederschlagsmengen zugrunde legen; Ägypten und der Sudan drängen hingegen auf Vorkehrungen für Trockenjahre); Verfahrensweisen zur Behebung von Streitfragen.

Der Hauptnutzen der Talsperre wird (für Äthiopien) die Produktion elektrischer Energie aus Wasserkraft und die Stabilisierung der Verfügbarkeit von Elektrizität im Stromnetz sein. Die im Wasserkraftwerk erzeugte Elektrizität soll in Äthiopien und den Nachbarstaaten einschließlich Sudan und möglicherweise Ägypten verkauft werden. Der Verkauf des Stroms würde aber den Bau von starken Übertragungsleitungen zu den Verbrauchszentren wie der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba und der sudanesischen Hauptstadt Khartum erfordern, die beide mehr als 400 km entfernt liegen. Dies käme zu der Elektrizität hinzu, die in anderen großen Wasserkraftwerken erzeugt werden wird, die zurzeit in Äthiopien in Bau sind oder jüngst fertiggestellt wurden.

Welche Rolle ein Staudamm für die Identitätsfindung eines Landes tun kann, können ältere Österreicher bestätigen: wir waren damals stolz als „Kaprun“ fertiggestellt war, der Stausee entstand durch den Bau der beiden Talsperren Moosersperre (im Westen) und Drossensperre (im Osten) von 1947 bis 1955.

Es gibt schon eine Reihe von Talsperren am Nil, sowohl in Äthiopien, in Sudan, aber auch in Uganda. Der berühmteste davon steht wohl in Ägypten – der Assuan-Staudamm. Schon um 1900 hatten die Briten Überlegungen angestellt, wie geringe Wasserstände ausgeglichen werden und den Feldern in Ägypten zusätzliches Wasser zugeführt werden könnte. Erst nach dem Sturz Faruqs im Jahre 1952 fanden die Vorschläge Beachtung. Muhammad Nagib und Gamal Abdel Nasser entschieden sich schnell für die Idee eines großen Dammes, der allein durch Ägypten kontrolliert werden konnte, anstelle mehrerer Stauseen auf den Gebieten anderer Staaten. Es war dann letztlich ein politisches Projekt. Die Unterstützung durch die Sowjetunion umfasste außer der Finanzierung auch die Planung des Dammes durch das russische Institut Hydroprojekt, die Entsendung von rund 2.000 sowjetischen Ingenieuren und die Lieferung eines großen Teils der benötigten Baugeräte. Da das aufgestaute Wasser des Nils bedeutende Kulturdenkmäler des alten Ägypten bedrohte, wurden einige mit Hilfe der UNESCO in höhere Lagen umgesetzt. Berühmt wurden die Umsetzung des Tempels von Abu Simbel, des schon von der alten Staumauer überschwemmten Tempels von Philae sowie der Anlagen von Kalabscha und Amada.

Möge die Wasserführung des Nils ausreichend bleiben, dass alle Anwohner in den verschiedenen Staaten ein friedliches Leben führen können.

Wenn es um Stauseen geht, wird gestritten – auch bei jenen am Nil

Der Landraub

Dass ich das noch erleben darf: „alte weiße Männer“, ist eine Beschimpfung! Das wäre in meiner Jugend einfach undenkbar gewesen. Vielleicht war diese Beschimpfung nicht gerade für die Beiden, die ich jetzt meine, gedacht gewesen, sondern ist eher aus der „me too“ Bewegung hervorgegangen, aber es passt wirklich trefflich.

Mit den „Beiden“ meine ich heute Donald Trump und Benjamin Netanyahu. Beide stehen im Wahlkampf (Netanyahu zum dritten Mal innerhalb eines Jahres), und versuchen jeden noch so schmutzigen Trick, um die Gegner auszubremsen, Trump befindet sich grundsätzlich im Wahlkampfmodus, beide stehen unter Anklage.

Sie (mithilfe des Trumpschen Schwiegersohns Jared Kushner) haben einen der berühmt-berüchtigten Trumpschen Deals gemacht – zu Lasten Dritter – der Palästinenser und Nachbarn, wie z.B. Jordanien, die nicht einmal eingeladen waren, bei diesem „großartigsten“ Deal mitzuarbeiten, oder bei seiner Verlautbarung dabei zu sein. Für Kushner sind die Palästinenser keine „Partner“, sondern einfach nur ein Ärgernis. Dass damit die ohnedies schon lange nicht mehr mögliche Zweistaatenlösung endgültig zu Grabe getragen wurde, wird nicht ausgesprochen aber praktiziert. Trump will jedenfalls damit einen Friedensnobelpreis einheimsen, so wie ihn sein verhasster Vorgänger bekommen hat.

Der Plan ist ziemlich detailliert, mit 50 Seiten voll von Vorschlägen und Plänen. Aber er ist auch extrem einseitig, er gibt den Israelis, alles was sie sich in diesem Zusammenhang je gewünscht haben und lässt die Palästinenser dafür zahlen. Denn sie bekommen jetzt (noch) keinen Staat, vielleicht später, sobald sie eine Regierung zusammengebracht haben, die sowohl den Israelis als auch den USA genehm sein wird. Dieser “Staat“ würde nur 75% des Territoriums der „Westbank“ umfassen, dazu einen Tunnel – zur Verbindung mit Gaza, und Stücke Land in der Negev Wüste, als Austausch für das Land, auf dem die jüdischen Siedlungen stehen. Israel würde weiterhin das Jordantal kontrollieren – den „Brotkorb“ der Westbank – und fast ganz Jerusalem. Die palästinensische Hauptstadt befände sich dann in einigen recht schäbigen Vororten am östlichen Rand „Groß-Jerusalems“.  Die ehemaligen Flüchtlinge (und deren Nachkommen) haben – laut diesem Plan – kein Rückkehrrecht nach Israel, höchstens nach Palästina oder in ungenannte andere arabische Länder (aber nur 50 000 je Land). Israel würde sich in diesem Plan in den nächsten 4 Jahren keine neuen Siedlungen zu bauen (und dann????). Das Recht, sich selbst zu verteidigen hätte diese „Palästinensische Staat“ aber selbstverständlich nicht. Jedenfalls räumte der weise US-Präsident mit der „Lüge“ auf, dass die Siedlungen im Palästinenserland völkerrechtlich illegal wären!

Netanyahu lobte den US-Präsidenten, dass er der erste wäre, der die Souveränität Israels über das biblische Gebiet von Judäa und Samaria, das heißt 30% des Westjordanlandes anerkenne.  Kushner schlägt vor, den Verlust der Territorien mit Geld – Investitionen – auszugleichen, ein Vorschlag, den die Palästinenser strikt ablehnen. Die Lösung erinnert stark an die „Bantustans“ im früher segregierten Südafrika. Jedenfalls reflektiert der Plan die Machtverhältnisse, die derzeit in der Region herrschen.

Die Palästinenser lehnen diesen Plan ab, die Türkei und der Iran unterstützen sie in dieser Ablehnung, andere Arabische Staaten – besonders die mit den USA verbündeten – tun dies eher nicht.  Also – wie immer – die Arabische Welt ist nicht geeint. Die bereits sehr machtlos gewordene Vereinten Nationen lehnen den ebenfalls Plan ab. Und die Europäer? Diese werden wahrscheinlich auch in Zukunft Gelder für die Palästinenser aufbringen.

Dieser Plan scheint – aus meiner Sicht – nur dazu zu dienen, Netanyahu im Wahlkampf zu unterstützen um ihn wieder an die Macht zu bringen. Es war ein trickreiches Vorgehen, um den Konkurrenten von Netanyahu – Benjamin Gantz – von der Vorstellungszeremonie dieses Plans fernzuhalten.

Zu diesem Plan hat es ja schon erhebliche Vorleistungen gegeben, z.B. die Übersiedlung der US-Botschaft nach Jerusalem, das Recht Israels auf die Golan Höhen.  Wenn dieser „Deal“ schon keinen Frieden bringt, wird er aber dennoch einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen: denn die Zweitstaatenlösung, die lange als Fiktion aufrechterhalten worden war, wird damit zu Grabe getragen. Trump wird mit diesem Deal in die Geschichte eingehen, aber als Totengräber eines möglichen Deals mit den Palästinensern.

Aber wir Europäer können schäumen so viel wir wollen, die Fakten werden dennoch entsprechend der Machtverhältnisse geschaffen.

Der Landraub

Ich benötige Fensterpolster

Wahrscheinlich sind Sie, lieber Leser, noch viel zu jung, um zu wissen, was Fensterpolster sind. Das sind jene matratzenartigen Gebilde, die man zwischen das äußere und das innere Fenster legt – als es noch keine Verbundscheiben gab.

Einerseits dienen diese  Dinger dazu, den „Zug“, also die kalte Luft von draußen, im Winter abzuhalten.  Andererseits – ganz früher – als es noch kein Fernsehen gab, lehnten sich manche Leute auch im Sommer drauf, um beim offenen Fenster hinauszuschauen, denn es gab kein Fernsehen, auf der Straße waren noch viele Fußgänger, allmöglichen Wanderhändler, die ihre Waren feilboten und ausriefen, andere boten ihre Dienstleistungen an , wie z.B. Scherenschleifen oder Kesselflicken, damals war auf der Straße allerhand los, es gab wenig Autos, aber noch Pferdefuhrwerke – so wurde die Milch ausgeliefert, aber auch das Bier, es war kurzweilig, auf den Fensterpolster gelehnt gemütlich beim Fenster hinauszusehen, das schlug wahrscheinlich das heutige Fernsehen. In manchen Straßen fuhren noch quietschende Straßenbahnen, von denen Leute auf- und absprangen, damit sie nicht bis zu einer Haltestelle warten mussten. Das war schon verboten. Solche oder ähnliche Szenen sieht man heute wahrscheinlich nur mehr als Wimmelbilder in Kinderbüchern.

Innen sahen die Fensterpolster wie Matratzen aus, außen hatten sie einen Überzug, wie ein Bettpolster.

Solche Fensterpolster wünschte ich mir! Eine Freundin meinte, dass sie derartiges schon in einem Möbelhaus gesehen hätte. Ich scheute mich allerdings sehr dorthin zu gehen, denn es gibt unendlich viele Artikel und das Gewünschte zu finden, ist eine Herausforderung, da meistens wenig und oft auch wenig geschultes Personal vorhanden ist.

Heute war ich noch nicht „draußen“ gewesen, das Wetter war nicht einladend, Nieselregen, allerdings nicht kalt und kein Wind. Eigentlich wollte ich ins Kunstforum, um mir die Pierre Bonnard Ausstellung anzuschauen. Aber erstens musste ich feststellen, dass das Kunstforum heute geschlossen hat und zweitens, dass die Bonnard Ausstellung schon abgelaufen war.

Daher: keine Ausrede mehr, ab ins Möbelhaus.  Um von mir zu Hause in dieses Möbelhaus zu kommen, gibt es keine g‘scheite öffentliche Verbindung, man kann nur zu Fuß gehen und es ist nicht weit. Das Nieseln wurde zu Regen, als ich das Möbelhaus erreichte. Mir schwante nichts Gutes. Eigentlich wollte ich beim Haupteingang hineingehen, aber der Hintereingang war näher. Ich schlenderte einmal so durch, bis ich einen Verkäufer sah, der mich sogar freundlich grüßte. Naja, so versuchte ich mein Glück und fragte ihn nach Fensterpolstern. Erstaunlicherweise wusste er sofort warum es ging und schickte mich: da grad hinten, bei den Vorhängen, da steht eine Schachtel mit Fensterpolstern. Dort befanden sich nun wirklich kleinere und größere Objekte dieser Art. Ich schnappte mir die letzten 5 Stück jener Sorte, deren Größe mir passend erschien. Da sie heutzutage nicht mit einem Überzug aus Stoff ausgestattet sind (leider), sondern aus Plastik rutschte dieses Zeug beim Tragen ziemlich durcheinander, ich hatte auch Probleme beim Lift, aber endlich kam ich zur Kasse. Dort wurden mir Säcke zum Transport nach Hause angeboten, die Fensterpolster passten nicht hinein. Also wurden sie  – zwei Stück und drei Stück – zusammengebunden (eigentlich gepickt) und dann noch ein einigermaßen brauchbarer „Haltegriff“ verfertigt (früher gabs so Dinger, die man in Schnüre einhängen konnten und die oben eine Rolle hatten – also Haltegriffe für Pakete, aber auch für Derartiges ist die Zeit vorüber – ebenfalls schade!).

So machte ich mich auf den Heimweg. Inzwischen schüttete es. Selbst wenn ich einen Schirm gehabt hätte, hätte ich ihn nicht aufspannen können, weil ich ja die zwei recht sperrigen Pakte zu befördern hatte. Ich wurde immer nässer, auf der Straße hatten sich große Lacken gebildet, über die ich mit meinen Paketen drüber balancierte. Fast war ich schon zu Hause, da rempelte mich ein Mann (ein Herr war’s sicher nicht, sonst hätte er mich nicht gerempelt) an, und der Tragegriff eines der beiden Pakete riss ab. Das Paket fiel hinunter, er hob es mir nicht einmal auf, sondern bemerkte nur, dass es schmutzig wäre – no na – und eilte davon. Da war ich halt jetzt, mit einem Paket in der Hand, dem anderen – schmutzigen –  unter dem Arm, und konnte die sehr schwere Haustür nicht aufmachen. Ein freundlicher Nachbar, der gerade seine Zigarette vor diesem Haustor geraucht hatte, half mir dann.

Jetzt müssen sie noch trocknen und gesäubert werden, diese Fensterpolster, und dann kommen sie zum Einsatz. Hoffentlich wird’s dann etwas wärmer hier bei mir in der Wohnung. (Sonst muss ich halt weitere Fensterpolster kaufen).

Ich benötige Fensterpolster

Zur Angst vor dem Coronavirus

Jede Zeitung, jede Radio- und Fernsehstation, jeder, der in den Sozialen Medien postet, scheint etwas zum Corona Virus zu sagen haben.

Ich frage mich allerdings woher kommt das? So lange die Fakten nicht klar sind, haben viele Menschen Angst – vor dem Unbekannten. Vor allem, wie vermeide ich Ansteckung, das ist jetzt das große Problem, das nicht nur den Einzelnen, die Gesundheitsbehörden ja sogar ganze Nationen beschäftigt. China scheint derzeit am härtesten betroffen, und dort herrschen autoritäre Zustände, die es vielleicht leichter machen, unpopuläre Maßnahmen rasch durchzuführen, wie das Abriegeln ganzer Städte, aber auch den Bau eines Spitals sofort, das in spätestens drei Monaten fertig sein soll. (Ich denke an die lange Geschichte des Baues des Krankenhauses Nord, jetzt Klinik Floridsdorf).

Wir sind alle sehr verwöhnt, gegen jedes Leiden scheint es heutzutage ein „Kräutl“ zu geben, und dann „wird alles wieder gut“. Wir haben alles in der Hand, wir haben alles unter Kontrolle. Es ist das Unbekannte, gegen das es eben noch kein Kräutl gibt, das uns alle so erschreckt. Es geht uns damit vielleicht jetzt so, wie es in früheren Zeiten den damals Lebenden mit der Pest gegangen ist. Aber gemach, wir sind doch alle ziemlich wohl, die meisten sogar gesund ernährt, treiben Sport, machen Bewegung, unsere Luft ist gar nicht so schlecht, unser Wasser hervorragend, da sollten wir doch alle genügend Abwehrkräfte gegen aggressive Viren haben?  Jedenfalls ist unsere Ausgangssituation eine andere als z.B. die im Mittelalter oder in anderen Weltgegenden.

Wir haben doch eine fähige Pharmaindustrie, die laufend forscht um passende „Kräutln“ auch gegen neu auftretende Krankheiten zu liefern. Wir werden uns sicher öfter die Hände waschen, auf der Straße und in öffentlichen Verkehrsmitteln halt Handschuhe tragen und manche werden zu Masken greifen – obwohl man nicht weiß, ob diese wirklich schützen oder nicht gar die Situation verbösern.

Aber manche der Ratschläge, um sich zu schützen, sind doch etwas jenseitig. Da wird empfohlen 3 Meter Abstand von einem Hustenden zu halten – ja fahren denn diese „Ratgeber“ je in den sonst so empfohlenen öffentlichen Verkehrsmitteln? Aber es gibt erste Hinweise, dass selbst Menschen ohne Symptome das neue Coronavirus verbreiten können. Offenbar erkranken vor allem gesunde Menschen mittleren Alters, Männer etwas öfter als Frauen. Wahrscheinlich weil Schulen und Kindergärten recht rasch geschlossen werden, wenn irgendeine ansteckende Krankheit auftritt und Oldies – so wie ich etwa – können halt Menschansammlungen vermeiden.

Also zurück zu der derzeit allüberall herrschenden „Panik“, vielleicht nicht grad Panik, eher Verunsicherung, ja, wahrscheinlich Angst. Wir, die wir manchmal glauben, auf alles eine Antwort zu haben, werden gerade etwas Besseren belehrt. Nicht nur auf die Coronaviren gibt’s noch (!) keine Antwort, auch auf größere Fragen fehlen uns noch die richtigen Antworten: was tun wir gegen extreme Wetterkapriolen, gegen das Insektensterben und damit in der Folge das Aussterben der Singvögel.  Also gegen den Klimawandel und seine Folgen.

Versuchen wir doch unsere Angst zu überwinden, wir waren doch schon öfter mit „Unbekanntem“ konfrontiert und sind damit fertig geworden. Angst blockiert möglicherweise unsere Phantasie und Kreativität. Denn: Angst essen Seele auf!

 

Zur Angst vor dem Coronavirus

War es falsch, wie ich gehandelt habe?

Es tut mir irgendwie leid. Das war so, gestern mitten am Nachmittag – es läutet am Haustor – dieses ist untertags eigentlich offen. Ich erwarte niemand. Ich frage nach dem Namen. Die Antwort ist „Fabio“.  Ich erkundige mich weiter: „was wünschen Sie?“ Der Unbekannte drauf: ich möchte zu Ihrem Mann. Ich teilte ihm daraufhin mit, dass dieser vor 1 ½ Jahren gestorben ist. Kurzes Schweigen: „dann bringe ich ihnen die Flasche Raki für ihn und sie schütten den Inhalt über sein Grab“. Ich zögere kurz: wissen Sie was, trinken Sie die Flasche dann lieber selber aus. War dann meine Antwort. Ende!

Ich überlege noch immer, ob ich falsch gehandelt habe. Gefolgert habe ich, dass dieser Fabio einer der Pfleger meines Mannes gewesen ist – dann sollte ich ihn eigentlich kennen. Mein Mann hat gerne ein Gläschen Schnaps getrunken, zuweilen auch mit seinen Pflegern. Und eigentlich ist es doch sehr nett von Fabio, sich daran zu erinnern und eine Flasche aus seiner Heimat mitzubringen. Vielleicht hätte ich ein Schwätzchen mit ihm abhalten sollen. Um den Raki geht’s nicht, ich trinke keine „harten Getränke“, auch sonst kaum mehr etwas, seit ich allein bin.

Jetzt tut’s mir leid, dass ich ihn vor der Türe stehen hab lassen. Jemand in die Wohnung lassen, den ich nicht kenne- wäre das richtig? Im Zweifelsfall würde ich kaum Hilfe bekommen. Alte Mauern schirmen – normalerweise zum Glück – Geräusche gut ab. Und rundherum sind meist Büros.

Bin ich so misstrauische geworden, so auf meine Sicherheit bedacht? Misstrauen ist der Gegensatz von Vertrauen. Hatte ich Zweifel an der Glaubwürdigkeit von Fabio?  Jaja, ich kenn das schon: viele würden sagen, Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Wie hätte ich was kontrollieren können?

Eigentlich versuche ich ein positiver denkender und handelnder Mensch zu sein. Es wäre es doch notwendig, jedem gegenüber offen zu sein. Aber andererseits – die Wohnung ist ein sehr intimer Rückzugsort, man kann doch nicht „jeden“ da hineinlassen Die Pfleger und Pflegerinnen meines Mannes kamen zwar alle aus dem Ausland waren aber von einer Firma vermittelt, die doch hoffentlich den „Background“ ihrer Angestellten überprüft haben.  Aber wer garantiert mir in diesem Fall, dass er wirklich ein Pfleger meines Manne s gewesen ist, und nicht an irgendeinem Lagerfeuer oder sonst wo von unserer Situation gehört hat, sich nach der Adresse erkundigt hat. Aber er kannte die Vorliebe meines Mannes für „lokale Schnapssorten“.

Aber was geschieht mit uns, wenn wir misstrauisch, ja argwöhnisch sind?  Jedenfalls habe ich ein Kennenlernen, ein Gespräch weitere Kommunikation vermieden. Das ist wiederum schade. Vielleicht wäre es sinnvoll, mir eine Strategie für ähnliche Fälle für die Zukunft zu überlegen? Naja, Situationen sind letztendlich nie wirklich ähnlich.

Was hätten Sie an meiner Stelle getan?

Jedenfalls von meiner Seite: bitte verzeihen Sie mir mein Misstrauen, Fabio – und Prost!

 

War es falsch, wie ich gehandelt habe?

Weitere G’schicht‘ln aus dem alten und nicht ganz so alten Wien

Durch die Jesuitengasse auf den Dr. Ignaz-Seipel-Platz

Wenn ich in meinem Bezirk unterwegs bin, gehe ich nicht immer den direktesten Weg, sondern gehe durch kleine Gassen um auf andere Plätze zu gelangen um mich an der Schönheit meiner Stadt zu erfreuen. So eben, neulich am Abend, ich kam gerade vom Laurenzerberg herauf und erspähte die Schönlaterngasse (darüber habe ich schon am 21.06.2017 unter „Basilisken“ geschrieben) von dort bin ich in sehr enge Jesuitengasse abgebogen. Sie wurde 1862 so nach dem Jesuitenorden benannt. Vorher hieß sie (spätestens 1827) Kirchengasse (bis 1821 war die Passage für die Allgemeinheit gesperrt). Auf dem Areal der Jesuitengasse stand seinerzeit zwischen Schönlaterngasse und Sonnenfelsgasse ein längerer und bis zur heute verschwundenen Gasse „Gegenüber der Hohen Schul“ reichender Häuserblock, den die Jesuiten 1623-1631 erwarben und daraufhin das Viertel umgestalteten (z.B.  Bau von Trakten der Alten Universität und Errichtung der Jesuitenkirche  von 1627 bis 1631). Aus dem Dunkel dieser Gasse kam ich auf den hübschen Dr.-Ignaz-Seipel-Platz, benannt nach Dr. Ignaz Seipel (1876 – 1932); vorher Jesuiten- beziehungsweise Universitätsplatz.

Ignaz Seipel war Priester, Lehrer, Universitätsprofessor, 1918 wurde er Geheimer Rat und trat als k. k. Minister für öffentliche Arbeiten und soziale Fürsorge in das „Liquidierungskabinett“ Lammasch ein. Anschließend war Seipel 1919/1920 Mitglied der Konstituierenden Nationalversammlung und 1921-1930 Obmann der Christlichsozialen Partei. 1920-1932 war er Mitglied des Nationalrats und 1922-1924 Bundeskanzler; sein Regierungsstil war geprägt durch seinen persönlichen Glauben an die Lebensfähigkeit Österreichs, aber auch durch diplomatische Kontakte mit Prag (Beitritt zur Kleinen Entente) beziehungsweise Rom (Zoll- oder sogar Staatsunion), die die europäischen Staaten alarmierten. Bereits 1922 erwirkte er eine Völkerbundanleihe in Genf („Genfer Protokolle“), mit deren Hilfe er die Sanierung der österreichischen Staatsfinanzen zustande brachte (Ende der Inflation durch Einführung der Schilling-Währung 1924). Es war Seipels Verdienst, den jungen Staat aus der Existenzkrise von 1922 herauszuwinden, eine Wende einzuleiten und Österreich eine neue (neutrale) Rolle in Europa zu sichern. Am 1. Juni 1924 erlitt Seipel bei einem Attentat im Südbahnhof schwere Verletzungen, im November musste er demissionieren, blieb jedoch Obmann des christlichsozialen Abgeordnetenklubs. 1926-1929 war er nochmals Bundeskanzler. Durch Stärkung der Heimwehr suchte er (namentlich nach dem Juli 1927) die Sozialdemokraten zu bekämpfen, die ihn ihrerseits zum Feindbild stempelten; im „Bürgerblock“ schloss er zwar Christlichsoziale, Großdeutsche und Landbund zu einer antimarxistischen Einheitsfront zusammen, geriet damit aber immer stärker ins Kreuzfeuer der Innenpolitik. 1930 übernahm Seipel für kurze Zeit das Ministerium für Äußeres, dann ging seine Rolle im politischen Leben langsam zu Ende. Nach der Krise der Creditanstalt im Mai 1931 wurde Seipel zwar nochmals mit der Regierungsbildung beauftragt, doch blieben seine Versuche, dem Staatsnotstand durch die Zusammenfassung aller politischen Kräfte entgegenwirken, im Juni erfolglos.

Im Frühjahr 1932 kehrte er krank aus Palästina nach Österreich zurück und starb wenige Monate später in Pernitz. Anfangs großösterreichisch eingestellt, vertrat er später außenpolitisch die Devise „Keine Politik ohne Deutschland“; innenpolitisch wandte er sich im Lauf der Zeit einer berufsständischen Ordnung zu. Mit dem politischen Gegner (insbesondere Otto Bauer) vermochte er eine Gesprächsebene aufrechtzuerhalten.  Meine Mutter jedenfalls, eine aufrechte Sozialistin, sprach nicht gut über Seipel,  unter ihm war es schließlich zu dem fürchterlichen Brand des Justizpalastes mit seinen Toten gekommen.

Im Mittelalter bestand, ausgehend von der Ausmündung der Schönlaterngasse in die Postgasse, eine Verbindung, die quer durch das Areal der (alten) Universität zur Wollzeile führte (Ausmündung zwischen 27 und 29); sie wurde 1418 beziehungsweise 1515 „Gegenüber der Hohen Schul“ genannt. Die Jesuiten, denen 1623 die Universität übergeben wurde, erwarben 1624-1631 Häuser in dieser Gasse sowie in der Bäckerstraße und Sonnenfelsgasse, ließen sie abreißen und auf dem gewonnenen Areal die Jesuiten(Universitäts-)kirche erbauen, vor der ein neuer Platz entstand (1701 Jesuiterplatz, 1766 Unteres Jesuiterplätzl). Nach der Ordensaufhebung (1773) Universitätsplatz (belegt ab 1786, amtlich seit 1862).

Heute jedenfalls dominieren den Platz die Universitätskirche (in der wir geheiratet hatten, da mein Mann dort in seiner Jugend ministriert hatte) einerseits und andererseits die Akademie der Wissenschaften, die ihren Sitz in der Aula der Alten Universität hat. Die 1237 durch Herzog Friedrich II. geschaffene Bürgerschule wurde durch Herzog Rudolf IV. zur Hohen Schule erhoben. Die Universität wurde unter Albrecht III. teils in neu erbauten, teils in restaurierten Häusern untergebracht (Kollegium, Aula, Bibliothek und Spital). In der Umgebung entstanden Bursen. 1389 schenkte Albrecht der Universität zur Unterbringung der juridischen Fakultät ein Gebäude in der kleinen Schulerstraße, das daraufhin Juristenschule genannt wurde. 1417 erwarb die Universität zwei daneben gegen die Wollzeile zu gelegene Brandstätten als Bauplätze; nachdem sie 1421 zu diesen auch noch ein Haus geschenkt und das gesamte Baumaterial der bei der Judenverfolgung zerstörten Synagoge erhalten hatte, ging sie daran, sich ein neues Gebäude zu errichten, das 1425 der Benützung übergeben wurde. Nachdem die Jesuiten in die Gegend der Alten Universität übersiedelt waren, übergab ihnen Ferdinand II. 1623 die theologische und philosophische Fakultät, verpflichtete sie aber (bei gleichzeitiger Bewilligung zum Bau eines Kollegiums, eines Seminars und einer neuen Kirche – Universitätskirche), bauliche Veränderungen vorzunehmen. Die Örtlichkeit, die dazu ausersehen war, nämlich das Ende der Oberen und Unteren Bäckerstraße, erfuhr daraufhin um 1625 eine große Umgestaltung. Unter Maria Theresia errichtete man die Aula, in der aber nur ein Teil der Vorlesungen abgehalten werden konnte.

Im Festsaal der Universität fand 1808 zur Ehrung Josef Haydens eine feierliche Aufführung des Oratoriums ‚die Schöpfung‘ statt, welcher der greise Meister selbst beiwohnte. Der Dichter Heinrich Josef Collin, der diese Feier besingt, hebt besonders hervor, wie Beethoven dabei in Verehrung dem greisen Haydn die Hand küsste.

Sie sehen, wenn man in Wien nur ein wenig vom Weg abweicht, stößt man unweigerlich auf viele „G’schicht‘ln“.

Weitere G’schicht‘ln aus dem alten und nicht ganz so alten Wien