Österreich war nach dem Zweiten Weltkrieg von 1945 bis 1955 von Streitkräften der Alliierten besetzt, die das Land im Sinne ihrer Moskauer Deklaration von 1943 von der nationalsozialistischen Diktatur befreit hatten. Der Staat wurde in den Grenzen, wie sie bis zum „Anschluss“ an das Deutsche Reich 1938 bestanden hatten, wiederhergestellt und in vier Besatzungszonen aufgeteilt. Ab 1938 an die Gaue der „Ostmark bzw. der Alpen- und Donau-Reichsgaue“ des Großdeutschen Reiches angegliederte Gebiete kamen 1945 an die Tschechoslowakei (südböhmische und südmährische Gebiete) und Jugoslawien zurück. Im Gegenzug wurden das Vorarlberger Kleinwalsertal und die Tiroler Gemeinde Jungholz, die nach dem „Anschluss“ an den Gau Schwaben gefallen waren, wieder Teile Österreichs.
Die Begriffe Besatzung, Besatzungszonen und Besatzungssektoren wurden ab Sommer 1945 in der militärischen und politischen Praxis der Alliierten verwendet. Da sich die zehnjährige Besatzungszeit auf Grund der Länge der Besetzung und der vielen Versuche von österreichischer Seite, sie abzukürzen, stark einprägte, wird dieser Begriff in Österreich bis heute synonym für die Jahre von 1945 bis 1955 verwendet. Die in der Moskauer Deklaration genannte endgültige Regelung wurde 1955 mit dem Staatsvertrag der vier Alliierten mit Österreich getroffen.
Die Britische Zone umfasste Kärnten, Osttirol, Steiermark (bis 1. Juli 1948 ohne Steirisches Salzkammergut). Der britische Sektor in Wien lag im: 3., 5., 11. (ohne Albern), 12., 13. Bezirk. Das Hauptquartier der Briten war das Schloss Schönbrunn.
Die gesamten zehn Jahre der Besatzung stand Österreich unter der Verwaltung der Alliierten Kommission für Österreich. Diese wurde schon mit dem Ersten Kontrollabkommen vom 4. Juli 1945 eingerichtet. Am 11. September 1945 konstituierte sich der Alliierte Rat aus den vier Oberbefehlshabern der in Österreich einmarschierten Großverbände. Die ersten Mitglieder waren für die Sowjetunion Marschall Konew, für die Vereinigten Staaten General Clark, Generalleutnant Richard McCreery für Großbritannien und Korpsgeneral Béthouart für Frankreich.
Im Zweiten Kontrollabkommen vom 28. Juni 1946 wurde die Kommission umstrukturiert. Sie bestand aus dem Alliierten Rat, dem Exekutiv-Komitee und jeweils einem Stab der Besatzungsmächte. Oberstes Verwaltungsorgan der einzelnen Zonen waren die Hochkommissare, die auch den Rat stellten. Ab 1950 wurde die Militärverwaltung sukzessive in eine Zivilverwaltung überführt, sodass mit dem Staatsvertrag eine funktionierende bilaterale Infrastruktur vorhanden war. Dem Alliierten Rat waren von der Bundesregierung alle vom Parlament beschlossenen Gesetze vor ihrer Kundmachung zur Genehmigung vorzulegen. Wurde die Zustimmung nicht erteilt, konnte das Gesetz nicht in Kraft treten.
Die anfänglich im Land verbliebenen Kampfverbände wurden in eine stehende Besetzungstruppe umgewandelt, deren Hauptaufgaben kontrollierender Natur waren. Nur die britischen Truppen in Kärnten waren in den Nachkriegsmonaten noch in militärische Aktionen verwickelt, zum einen, um marodierende Kosakentruppen aus der britischen Zone zu vertreiben, zum anderen, um in Kärnten einmarschierte Verbände der kommunistischen Jugoslawischen Volksbefreiungsarmee (JVA) zurückzudrängen. Die Briten waren am Vormittag des 8. Mai in Klagenfurt eingerückt, nur wenige Stunden vor dem Eintreffen von JVA-Einheiten, die nach Kärnten vorgedrungen waren, um die jugoslawischen Gebietsansprüche durchzusetzen. Die Briten stellten sogleich klar, dass sie einen Verbleib der jugoslawischen Truppen in Kärnten nicht dulden würden, und demonstrierten dies unter anderem mit dem Aufstellen von Artilleriegeschützen auf dem Neuen Platz und vor dem Landhaus in Klagenfurt. Nachdem diplomatischer Druck und militärische Drohgebärden erfolglos blieben, wurden die jugoslawischen Truppen am 16. Mai unter sowjetischen Befehl gestellt. Die Sowjetunion war an einer Einhaltung der ausgehandelten Besatzungszonen interessiert und befahl den Rückzug aus Kärnten, der innerhalb der nächsten Tage ausgeführt wurde. Wir haben den Briten damit viel zu verdanken!
Für die Kosten der anfangs 700.000 Mann umfassenden Besatzungstruppen, die später sukzessive auf 60.000 Mann reduziert wurden, musste der Staat Österreich aufkommen. Im Jänner 1946 standen etwa 150.000 Rotarmisten, 40.000 GIs, etwa 55.000 Briten und 15.000 Franzosen im Land. Im Oktober 1954 belief sich das sowjetische Kontingent auf 36.000 Mann, das amerikanische auf 15.000, das britische auf 2800 und das französische auf 540, davon 150 Gendarmen (die französischen Militärs waren im Wiener Sektor im Einsatz). Tirol und Vorarlberg – und in geringerem Ausmaß auch Kärnten und die Steiermark – waren vor Abschluss des Staatsvertrages schon de facto besatzungsfrei, während Wien, Niederösterreich und Burgenland noch spürbar unter militärischer Kontrolle standen.
Auch auf dem Mediensektor waren die Besatzer aktiv: Die britischen Besatzer brachten im Mai 1945, als sich auch langsam österreichische Zeitungen zu entwickeln begannen (anfangs lediglich Parteizeitungen), als Heeresgruppenzeitungen die „Kärntner Nachrichten“ und die „Neue Steirische Zeitung“ heraus. Beide wurden am 31. Dezember 1945 wieder eingestellt. Die britische Wochenzeitung „Die Weltpresse“ erschien erstmals am 18. September und wurde erst im Mai 1958 eingestellt. Die britisch kontrollierte Sendergruppe Alpenland sendete ab Juli 1945 aus Graz, Klagenfurt und Wien. Die Sendestationen wurden 1954 wieder an Österreich übergeben, wobei vom Sender in Wien noch bis zum Juli 1955 einzelne britisch kontrollierte Sendungen ausgestrahlt wurden. Für ihre stationierten Truppen installierten die Briten in Klagenfurt, Graz und Wien ihren eigenen Sender British Forces Network (BFN), der bis 1955 sendete.
Mir, die ich in der amerikanischen Zone in Wien wohnte, ist aus dieser Zeit primär das British Council in Erinnerung, wo man Zeitungen und Zeitschriften lesen konnte.
Auch alles das ist Teil der britisch-österreichischen Beziehungsgeschichte – ja, und ab morgen waren wir gemeinsam mit den Briten in der EU! Traurig!