Pfingsten 2020, was feiern wir?

„Pfingsten, das liebliche Fest, war gekommen; es grünten und blühten Feld und Wald. Auf Hügeln und Höhn, in Büschen und Hecken übten ein fröhliches Lied die neuermunterten Vögel. Jede Wiese sproßte von Blumen in duftenden Gründen, festlich heiter glänzte der Himmel und farbig die Erde.“ Meinte schon Goethe.

Naja, heuer fällt es anders aus für uns, es gießt. Einerseits ist es nicht das erste Mal in meinem Leben, dass es zu Pfingsten gießt, andererseits ist es in unserer Gegend lange Zeit viel zu trocken gewesen, und ein ordentlicher Landregen schadet diesbezüglich kaum.  Aber ich gebe zu, in der Post-Corona (hoffentlich – halten wir die Daumen) hätten wir (und die Touristikwirtschaft) ein besseres Wetter verdient.

So können wir aber gemütlich, zu Hause, darüber nachdenken, wofür Pfingsten in unserem Leben steht – oder auch nicht. Ich will’s für mich jedenfalls einmal versuchen. Ich tue das auch, weil wir – also diesmal alle Christen – zu Pfingsten aufgefordert sind, über unseren Glauben zu reden.

Das erste, was mir dazu einfällt, ist, dass Pfingsten die Aufhebung des Turmbaus von Babel darstellt. Wir alle waren doch bei dieser gedrängten Breughel-Schau im Kunsthistorischen Museum (hinterher  konnte man dieses Bild ganz ohne Gedränge anschauen – bis zur Corona-Schließung). Sie kennen es jedenfalls. Die Bibel erzählt von einem Volk aus dem Osten, das die eine (heilige) Sprache spricht und sich in der Ebene in einem Land namens Schinar ansiedelt. Dort will es eine Stadt und einen Turm mit einer Spitze bis zum Himmel bauen. Da stieg der Herr herab, um sich Stadt und Turm anzusehen, die die Menschenkinder bauten. Nun befürchtet er, dass ihnen nichts mehr unerreichbar sein [wird], was sie sich auch vornehmen, das heißt, dass das Volk übermütig werden könnte und vor nichts zurückschreckt, was ihm in den Sinn kommt. Gott verwirrt ihre Sprache und vertreibt sie über die ganze Erde. Die Weiterarbeit am Turm endet gezwungenermaßen, weil die durch ein Wunder Gottes aufgetretene Sprachverwirrung die notwendige Verständigung der am Turm bauenden Menschen untereinander so gut wie unmöglich macht.

Und zu Pfingsten heißt es:

„Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie (die Apostel) waren. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder.

Der Geist befähigte die Jünger, wie es in der Apostelgeschichte heißt, „in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.“

Man kann auch einen weiteren Vergleich ziehen, zu der Verkündigung der Zehn Gebote am Sinai, wobei „zu Pfingsten“ kein in Stein garviertes Gesetz herabgekommen ist, sondern die Möglichkeit, ja die Begabung aller damals Anwesenden zum Reden „in fremden Sprachen“.

Aber dieses Vorgehen war schon im Alten Testament (Joe 3, 1-2) angekündigt worden: “Es wird geschehen, dass ich meinen Geist ausgieße über alles Fleisch. Eure Söhne und Töchter werden Propheten sein, eure Alten werden Träume haben, und eure jungen Männer haben Visionen.  Auch über Knechte und Mägde werde ich meinen Geist ausgießen in jenen Tagen“.

Das erste Pfingstfest, also das oben beschriebene, fand an einem der großen jüdischen Wallfahrtsfeste, dem „Wochenfest“ (Schavuot), statt. Als Erntedank für die Weizenernte wurde dieser Tag später auch zur dankbaren Erinnerung an die Übergabe der Zehn Gebote am Sinai.

Während sich der Turmbau zu Babel wunderbar in Bildern darstellen lässt, wird es bei der Darstellung des Heiligen Geistes schon viel schwerer. Zu Pfingsten also feiert die Kirche das Kommen und Wirken des Heiligen Geistes. Dieser Heilige Geist wird oft als Taube, Feuer oder Wind dargestellt.

Bei der Taufe im Jordan kam der Geist Gottes in Form einer Taube auf Jesus herab. Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: „Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe“. Bereits in der alttestamentlichen Geschichte der Sintflut spielt die Taube eine Rolle. Eine, die Noah von der Arche zu einem Erkundungsflug aussendet, kehrt mit einem frischen Olivenzweig im Schnabel zurück. Ein Zeichen für Noah, dass sich das Wasser allmählich zurückzieht. Die Taube – Sinnbild der Versöhnung mit Gott und ab dem 6. Jahrhundert nach Christus ein Zeichen für den Heiligen Geist – gilt bis heute als Symbol für Frieden.

Auf vielen Bildern der Pfingstgeschichte sind über den Köpfen der Jünger Feuerzungen zu sehen: ein Zeichen für die Erleuchtung durch den Heiligen Geist und für das innere Feuer, das damals in ihnen brannte und sie begeistert die Frohe Botschaft verkünden ließ. Das Feuer spielt auch in anderen Bibelgeschichten eine Rolle: Mose erkennt Gott im brennenden Dornbusch. Und Johannes der Täufer verkündet am Jordan: „Er (Jesus) wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen“. Jesus selbst sagte: „Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!“

Bevor Gott Himmel und Erde schuf, schwebte sein Windhauch über dem Chaos. „Ruach“ nennt die hebräische Bibel den Atem Gottes, der oft als Geist Gottes beschrieben wird. Auch für Jesus galt der Wind als Symbol für den Heiligen Geist. „Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie (die Jünger) an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist!“

Aus dem Windhauch wird am ersten Pfingstfest ein gewaltiges Brausen, das vom Himmel kommt und das Haus erfüllt, in dem die Jünger sich aufhalten.

Trotz schlechtem Wetter wünsche ich Ihnen ein besinnliches, dennoch  fröhliches Pfingstfest.

Pfingsten 2020, was feiern wir?

Ein paar Gedanken zu einem Buch, das ich gerade lese

Geschrieben hat es Francesca Melandri, und es heißt „alle, außer mir“

Der Anlass, warum ich mir dieses Buch gekauft habe ist die Ankündigung, dass es die Kolonialgeschichte Italiens im 20 Jahrhundert darstellt, in die ja auch mein Vater „involviert“ war. Mein Vater, geboren 1902, (oder seine gerade in Scheidung begriffenen Eltern) hatten nach dem Ersten Weltkrieg nicht rechtzeitige für die österreichische Staatsbürgerschaft optiert. Damit fand mein Vater sich als Italiener wieder, er, der doch in Wien geboren war. Er wollte aber Österreicher sein ,und damit musste er aber in Italien einen vierjährigen Militärdienst ableisten. Er wurde einem „Südtiroler Regiment“ zugeteilt, der verstand die Sprache der Mit-Rekruten nicht, war dann mit ihnen im Einsatz in Libyen. Er hat es abgelehnt, später nach Italien zu fahren. Gesprochen, über diese Zeit hat er mir uns -meiner Mutter und mir – nie. Darin gleicht er jenem Mann, der einer der „Helden“ des Buches ist.

So genau kenne ich die Geschichte unseres Nachbarlandes eigentlich auch nicht, wir sehen sie meist nur im Hinblick auf unsere eigene Geschichte. Immer bewusst war mir, dass Italien in beiden Weltkriegen Seiten gewechselt hat, und am Schluss immer auf Seiten der Sieger gestanden ist.  Bekannt war mir, dass Mussolini zuerst Schutzmacht Österreichs war, und dann Hitler beim Anschluss gewähren ließ. Gelesen habe ich auch über Mussolinis und des Faschismus Ende. Ganz gut kenne ich die Geschichte Südtirols. Und dann zu meinen bewussten Lebzeiten: die Aktionen der Roten Brigaden, und die breit berichteten Vorgehensweisen von Silvio Berlusconi (Bunga, Bunga).  

Und jetzt dieses Buch: Ein großer Roman, eine Familiengeschichte, aber auch ein Porträt Italiens im 20. Jahrhundert, eine Geschichte des Kolonialismus und seiner langen Schatten, Eine Geschichte des Faschismus und seiner zugrundeliegenden Ideologie, die bis in die Gegenwart reichen.

Kennen Sie Ihren Vater? Wissen Sie, wer er wirklich ist? Kennen Sie seine Vergangenheit? Diesbezüglich kann ich mich mit der vierzigjährigen Lehrerin Ilaria identifizieren. Sie hätte diese Fragen wohl mit „ja“ beantwortet, und auch ihre Angehörigen glaubte sie zu kennen bis eines Tages ein junger Afrikaner auf dem Treppenabsatz vor ihrer Wohnung in Rom sitzt und behauptet, mit ihr verwandt zu sein. In seinem Ausweis steht: Attilio Profeti, das ist der Name ihres Vaters … Der aber ist zu alt, um noch Auskunft zu geben.

Hier beginnt Ilarias Entdeckungsreise, von hier aus entfaltet Francesca Melandri eine schier unglaubliche Familiengeschichte über drei Generationen und ein schonungsloses Porträt der italienischen Gesellschaft. Und sie holt die bisher verdrängte italienische Kolonialgeschichte des 20. Jahrhunderts aus der Verdrängung: die Verbindungen Italiens nach Äthiopien und Eritrea (sowie Libyen) bis hin zu den gegenwärtigen politischen Konflikten verknüpft Melandri mit dem Schicksal der heutigen Geflüchteten und stellt die Schlüsselfragen unserer Zeit: Was bedeutet es, zufällig im „richtigen“ Land geboren zu sein, und wie entstehen Nähe und das Gefühl von Zugehörigkeit?

Mich hat wenig erstaunt, dass es nach dem Kreig in Italien keine Faschisten gegeben hat, ja, das haben wir bei uns auch erlebt, alle waren, wenn sich’s irgendwie drehen ließ, Partisanen oder Widerstandskämpfer gewesen.

Aber diese Ideologie des Faschismus, der ja ein klarer Rassismus war, die himmelhohe Überlegenheit der „weißen Rasse“ über die dummen, unfähigen Afrikaner, nicht besser als Tiere, postulierte, steuerte damals die Kolonialpolitik aber überlebte bis in unsere Zeit hinein (z.B. im Hinblick auf Einschätzung der afrikanischen Flüchtlinge heute). Und wenn wir heute über die Unruhen in den USA lesen, die aufgrund eines Mordes an einem Schwarzen durch einen weißen Polizisten wieder einmal entstanden sind, dann erkennen wir, dass dieser Rassismus, dieses Gefühl der Überlegenheit der Weißen über die Schwarzen heute noch – fast allerorten – besteht. 

Eine Tatsache, die mir völlig unbekannt war (Schande über mich) sind die späteren Schritte zur sogenannten Wiedergutmachung der kolonialen Schäden. Denn, was wirklich – laut diesem Buch – passierte, war, dass ein großes „Getöse“ (auch Publicityrummel) um diese Wiedergutmachung  an  Diktatoren (wie Gaddafi)  gemacht wurde. Was dahinter geschah, war die Vergabe von öffentlichen Aufträgen an italienische Firmen, die in diesen Ländern – im vorliegenden Fall in Äthiopien – völlig sinnlose Bauten, Infrastrukturanlagen durchführten, die hinterher weder genutzt noch gewartet wurden und komplett verfielen, da sie in der erstellten Form der einheimischen Bevölkerung nicht nutzten.

Beschrieben wird auch das Schicksal der vielen Kinder, deren Väter Italiener waren, die sich halt der Fürsorge für diese Kinder entledigt hatten. Krass ist für mich an die Darstellung der „Durchführung“ von selbstverständlichen korrupten Handlungen, die aus der Gesellschaft scheinbar nicht wegzudenken sind.

Ein trauriges Buch, das aber auch viel Kritik an der Gegenwart enthält, was uns wieder in der (hoffentlich) Nach-Corona-Zeit mehr Verständnis für unseren Nachbarn bieten sollte.

Ein paar Gedanken zu einem Buch, das ich gerade lese

Bademützen, Badekappen, Badehauben

Jetzt, wo der Sommer kommt und die Bäder aufgesperrt haben

Neulich bei einem meiner Spaziergänge durch „die Stadt“, sah ich – sehr zu meinem Erstaunen im schnellen Vorübergehen – Bademützen. Ich war wirklich überrascht, und dachte bei mir: doch nicht schon wieder ein unnützes Objekt aufleben lassen.  Am Rückweg, habe ich mir diese Auslage denn genauer angeschaut und es handelte sich um Kosmetiktaschen aus Material, in Form und mit Dekoration von Bademützen. Also gut, wenn jemand so etwas haben will, mir soll’s recht sein. Angeboten wurden Modelle in rosa- geraffelt oder schwarz-weiß mit aufgesetzten Blumen. Für mich ist es Hauptsache, Badmützen, die grässlichen Dinger, kommen nie wieder in Mode.

Früher – da besaß man als Dame eine modische Bademütze. Einerseits war es geboten, und war aus hygienischen Gründen wohl durchaus sinnvoll, denn herumschwimmende Haare in Becken sind unangenehm. Außerdem hatte man damals noch einen „Friseur“ – sehr oft mit Dauerwelle, die ein komplettes Nasswerden nicht unbeschadete überstanden hätte. Heutzutage haben nur wenige Frauen eine derart komplizierte Frisur, meistens nur glatte lange Haare unterschiedlicher Qualität, mit denen sie im Wasser oft heftig herumwerfen – was mich aber ziemlich stört (das Herumwerfen nämlich). Am Rande: selbst die meisten unserer derzeitigen Ministerinnen habe lange glatte Haare, die zuweilen gar nicht so gepflegt ausschauen – meiner bescheidenen Meinung nach.

Badekappen werden aus Textilien (z. B. Lycra oder Polyester), aus Silikon, Latex oder Gummi hergestellt und sind in verschiedenen Formen (z. B. Long-Hair-Cap), Materialstärken, Farben und Mustern, mit oder ohne Dekor erhältlich. Im professionellen Schwimmsport erfüllen Badehauben eine weitere Funktion: die glatte, faltenfreie Oberfläche verbessert das Gleiten im Wasser. Wettkampfhauben sind meist aus dickerem Material und sitzen sehr eng.

Bis Ende der 1980er Jahre war es in vielen öffentlichen Badeanstalten Pflicht, eine Badehaube zu tragen, da die beim Schwimmen ausfallenden Haare in den technischen Installationen der Schwimmbäder leicht zu Verstopfungen führen konnten. Heute bedient man sich bei der Badewasseraufbereitung verbreitet einer verbesserten Filtertechnik, so dass es nur mehr selten eine Verpflichtung ist, beim Schwimmen eine Badehaube zu tragen. Also bei manchen war es sportliches Attribut, bei anderen ein modisches Accessoire.

Badekopfbedeckungen haben Geschichte: Im Mittelalter, als die Badehäuser aufkamen, gibt es die ersten Belege für eine Kopfbedeckung im Wasser. Um die Haare zu schützen benutzte man damals eine Art Turban. Im 18. Jahrhundert wurde die Baigneuse gebräuchlich. Die Baigneuse (französisch: Badende) wurden hauptsächlich zur Morgentoilette aufgesetzt. Später waren sie sogar Gesellschaftsfähig und die Frauen benutzten sie als modische Kopfbedeckung (Dormeuse). Mitte des 19 Jahrhunderts, als das öffentliche Baden für Frauen möglich war, trugen sie Netzhäubchen aus feinem Wachstaft. Später, ab 1863 wurden sie auch aus Wachskattun gefertigt. Auch trug man zu dieser Zeit, als Alternative, Badehüte (bei heftiger Sonneneinstrahlung durchaus angenehm zu tragen) aus Strohgeflecht.

Charles Goodyear (*1800; † 1860; Chemiker, Erfinder und Amateurforscher. Goodyear führte die Vulkanisation des Kautschuks in die Fertigung ein und schuf damit die Grundlagen für die heutige Kautschukindustrie. Er ist der Erfinder des Hartgummis) hat im Jahre 1839 durch Zufall entdeckt, dass sich der weiche und klebrige Naturkautschuk durch das Erhitzen und die Zugabe von Schwefel in ein elastisches Material Gummi verwandelt. Aber erst 1883 setzten sich Badekappen aus Gummistoff durch. In den 1890er Jahren wurde dann die Badekappen aus Kautschuk gefertigt. Die Form war bauschig gezogen, mit enganliegenden Rand und zuweilen war ein Nackenschutz angearbeitet. Um 1900 erschienen dann die mehr oder weniger anliegenden Kappen aus Gummi. Sie waren mit einer Stoffhaube überzogen oder mit einem Satin- oder Seidentuch drapiert. Daneben gab es noch Badekappen aus geöltem Wachstuch.

Die den Kopf fest umschließende Kappe mit Kinnband erschien etwa um 1920. Manche modischen, teuren Badekappen versuchten die Nachbildung der damaligen Frisuren aus Gummi. Ab den 30er Jahren wurde sie mit plastischer Musterung versehen.

Die Phoenix AG ist eine der ältesten Unternehmen der Gummiindustrie in Deutschland. 1950 schloss sich Phoenix mit dem Reifenproduzenten Firestone zusammen. Die Produktion von Badekappen wurde aufgenommen.

Anfang der 60’iger Jahre war die Badekappe noch in Mode. Man(n), beziehungsweise Frau, setzte sie noch freiwillig und ohne Zwang auf. Es gehörte einfach zum “Guten Ton” den Kopf im Wasser zu bedecken. Der allgemeine Zeitgeschmack war, dass Frauen mit Badekappe modisch und schick aussehen. Die glatten Kinnbandbadekappen verschwanden allmählich aus der Badekappen-Modewelt. Die Modelle wurden aufwendiger und bauschiger. Erste Modelle der später typischen Blümchen-Badekappen kamen auf. So wollte man nun unbedingt aussehen bzw. gesehen werden: Ein schlanker eleganter Frauenkörper in einem engen Badeanzug (noch nicht Bikini) mit Sonnenbrille am Pool liegend und der Kopf mit einem Blumenstrauß aus Gummi bedeckt. Daneben ein Drink mit Schirmchen. Naja!

Ab den 80er Jahren wurde die Badekappenpflicht weitgehend abgeschafft. In Italien und Russland gibt es heute noch an vielen Orten die Badekappenpflicht. Sie wird aber kaum noch eingehalten und vielleicht in nächster Zeit auch verschwunden sein.

Heute wird die Badekappe wird fast ausschließlich von Wettkampfschwimmern und sonstigen Wassersportlern getragen. Aber die Badekappe ist auch zu einem Sammlerobjekt geworden.

Ich bin nur sehr froh, dass ich nie wieder eine aufsetzen muss.

Bademützen, Badekappen, Badehauben

Wenn man so vor sich hin sinniert …

Und so von einem zum anderen kommt: Gedanken zu Übersachung Kontrolle, Selbstkontroller …

Derzeit wird all-überall „überwacht“, nicht nur in Corona Zeiten, einen großen Aufruhr hat es z.B.  gegen das Tracking-App gegeben. Da es aber zu wenig Menschen verwendet haben, ist die Diskussion  bei uns darüber versandet. Aber doch nicht ganz, in Frankreich, so höre ich, setzt man besonders auf sie, wenn es sonst überall „Lockerungen“ gibt, irgendwie muss man doch die jeweiligen „Verursacher“ finden können, und damit die Pandemie einbremsen.  Weil, das sollen wir bei all den verlockenden Lockerungen nicht vergessen: die Pandemie ist noch nicht besiegt, es gibt noch kein Heilmittel (selbst wenn Trump das dafür verwendete Malariamittel abgesetzt hat und es sich jetzt als nicht wirksam herausgestellt hat) und es gibt noch keinen Impfstoff – wir sind noch  auf alle gebotenen Mittel angewiesen, um Verursacher(-ketten)  zu lokalisieren.

Überwachung: das ist Kontrolle, und wenn die Kontrolle an „übermächtige“ Institutionen übergeben wird kommt es zum Aufruhr. Das sehen wir jetzt in den USA, wo es wirklich geschehen ist, dass ein Polizist einen Mann bei seiner Verhaftung getötet hat. Er war ja nur ein Schwarzer – so die Denkart dieses Polizisten.

Es gibt noch immer Menschen, die das angebliche Lenin-Wort gerne zitieren: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!“ (Der Ausspruch ist in Lenins Werken nicht vorhanden und kann deshalb auch nicht belegt werden.) Aber Vertrauen ist die unverzichtbare Voraussetzung zwischenmenschlicher Beziehungen, es ersetzt formale Gesetze. Je größer das Vertrauen ist, desto größer kann der rechtsfreie Raum sein, und umso größer ist die Handlungsfreiheit der einzelnen Menschen. Diese Freiheit ist unverzichtbar. Eine Gesellschaft ohne Vertrauen muss jedes Detail regeln und kontrollieren, deswegen geht sie irgendwann an den Kontrollkosten bzw. an dem angerichteten Chaos zugrunde. Und darum sind wir alle so unsicher, wenn von „Message Control“ wieder einmal die Rede ist.

Wer auf Vertrauen statt Kontrolle setzt, setzt auf private Vereinbarungen statt auf staatliche Vorschriften. Nicht die im Voraus gesetzte Norm bestimmt das Ergebnis, sondern der Praxis-Test entscheidet darüber. Das Mehr an Freiheit bedeutet natürlich auch eine größere Versuchung, die Freiheit zu missbrauchen. Daher ist die unumstößliche Voraussetzung für Vertrauen: Verantwortung.

Das Vertrauen in die Handlungsfreiheit der einzelnen erfordert zwingend eine Haftung für die Folgen nach dem Verursacherprinzip. Da wird es aber, wenn man an Ischgl denkt – und das kann man derzeit kaum vermeiden – sehr schwierig. Ist ein Corona-Kranker verantwortlich für jene, die er angesteckt hat, oder sind es die „Behörden“, welcher Ebene auch immer, ihn/sie nicht rechtzeitig identifiziert und in Quarantäne gesteckt zu haben? Ich beneide jene Richter nicht, die sich in naher Zukunft mit derartigen Fällen auseinandersetzen werden müssen.   

Und wenn man (staatlicherseits) auf Kontrolle setzt, komm die Stunde der „-warte“. Was ich damit meine, und was ich auch erlebt habe: Den Luftschutzwart, den Blockwart, (den Hauswart), den Schulwart etc. So worden sie genannt, in der Nazi-Zeit und uns allen vor die Nase gesetzt. Sie alle waren „mit Kontrolle betraut“. Und das unterstützt gar mächtig die „Vernaderei“ (denunzieren, verraten).  Und wenn wir schon bei der Sprache sind: der Wortstamm ähnelt dem des „Wärter“, aber dieser Begriff wird eher für Leute verwendet, die auf etwas oder jemanden aufpassen, betreuen. Mir fällt dann gleich der Bahnwärter ein, den es heutzutage mitsamt seinen Bahnwärterhäuschen kaum mehr gibt, und jetzt ist es gar nicht mehr weit zu „Kaiser Joseph und die Bahnwärterstochter“ (ein parodistisches Spiel mit Musik in drei Akten von Fritz von Herzmanovsky-Orlando).

Aber jetzt zurück zum Thema (welchem?): Jetzt passend – die neue Eigenverantwortung. Aber da liegt auch schon ein kleiner Haken – hat man uns bis jetzt eingebläut, dass man z.B. durch Masken nicht nur sich selbst, sondern vielmehr die anderen schützt, und dass man damit Verantwortung auch für die Gesundheit des „Anderen“ übernimmt – sind wir nun primär mit „Eigen“-Verantwortung beauftragt. Ich versteh schon, die Eigenverantwortung soll auch jene für die anderen umfassen. Und Kontrollen fallen jetzt weg? Die Polizei darf nicht mehr bei kleinen „Übertretungen“, der Zahl der Personen, der Sperrstunde, der Nähe untereinander einschreiten? Gut so, denn alle diese Gebote purzeln ja nur so dahin.

Aber wenn das Vertrauen zerrüttet ist und formales Recht die Automatismen des Alltags ersetzt, beginnt ein juristischer Kleinkrieg. Das kann für die Familie gelten, aber auch für das Geschäftsleben. Vertrauen zwischen Unternehmensleitung und Belegschaft ist auch das Kennzeichen erfolgreicher Betriebe. Die Arbeitnehmer vertrauen darauf, dass die Chefs (oder die Gewerkschaft) nicht nur an sich selber denken, sondern auch die Interessen der Firma und damit das Wohl der Angestellten verfolgen. Ein Arbeitgeber braucht das Vertrauen, dass die Mitarbeiter auch ohne Kontrolle zum Wohle des Betriebes handeln. Es bedarf aber sehr kompetenter Chefs, die Vertrauen in ihre Mitarbeiter haben können, ohne sie permanent zu kontrollieren. Schon zu meiner „Arbeitszeit“ – die ein gutes Weilchen zurückliegt – haben manche gemurrt, dass sie nicht ihren Hintern, sondern ihr Hirn bei der Arbeit verkauften, wenn wieder einmal über eine kurze Verspätung bei Arbeitsbeginn gerügt worden war.

Hoffen wir, dass uns eine Zukunft bevorsteht mit Kontrollen, und damit weniger Hierarchien (die zur Kontrolle benötigt würden), dafür aber mit viel mehr (gerechtfertigtem) Vertrauen auf vielen Gebieten und Ebenen.  

Wenn man so vor sich hin sinniert …

„Nichts ist schwerer zu ertragen, wie eine Reihe von guten Tagen.“

Jetzt regnet es, zumindest zeitweilig, ich bin es zufrieden, denn die Trockenheit schien wirklich schon sehr bedrohlich.

Ich denke an meine Jugend zurück (sorry, eine Schwäche des Alters). Ich habe nicht nur sonnige Tage in Erinnerung. Aber wenn ich so „die verschiedenen Sommer“ so Revue passieren lasse, kommen schon auch Regen, Wind, kühle Luft vor.

Zuerst einmal Pfingsten: Pfingsten habe ich wirklich selten in Wien verbracht; in meiner Jugend habe ich wunderbare Wanderungen mit dem Alpenverein gemacht, wir waren z.B. auf der Hohen Veitsch, dem höchsten Bergmassiv der Mürzsteger Alpen in der Steiermark.  Das schöne Wetter hatte nicht angehalten, Gewitter zogen auf, wir versuchten so rasch als möglich ins Tal zu kommen – womit wir uns verirrten. Es goss in Strömen und der Druck auf der Wanderkarte löste sich langsam auf. Wir waren froh, irgendwo ins Tal gekommen zu sein.  Und wenn es doch „Pfingsten in Wien“ sein musste: ja dann war das Ziel das Krapfenwaldlbad. Das Ergebnis (auf das man damals noch mächtig stolz war) der erste Sonnenbrand der Saison. Ein bissel später dann waren es Autoausflüge zu zweit ins Maria- Zellerland. Damals blühten die Narzissen.

Und dann sehr lange: Pfingsten in Pernitz. Da war dann auch Gartenarbeit fällig, nicht immer gerne durchgeführt. Aber auch wunderbare Wanderungen in der Umgebung – auf den Kitzberg, aufs Waxenegg, auf die (der, das?) Mandling. Es war schon oft heiß, beim Aufstieg. Oder es kamen Freunde, man saß fröhlich im Garten (am Abend mussten wir damals noch immer in Haus umziehen, weil es bald kalt und feucht wurde. Das hat sich jetzt geändert.)

Heuer bin ich – weil auch Auto-los – in Wien, naja, die Wettervorschau ist ohnedies nicht so berühmt. Fad wird mir sicher nicht, es haben ja jetzt schon Museen offen und dafür scheint das Wetter sehr passend. Aber blühende Wiesen mit Narzissen kann auch ein Museumbesuch nicht ersetzen.

In meiner Teenagerzeit (allerdings sagte man das so nicht, damals) verbrachte ich oft Teile der Ferien in Wien. Ja, zwischenzeitlich ging ich mit der Jugendgruppe des Alpenvereins wandern und bergsteigen. Ich empfand es aber schon als mühsam, nach Bahn- und Busfahrt den Rucksack bis zur Hütte hinauf zu schleppen, da hatte ich nicht immer nur die „schöne Natur“ im Auge. Das Matratzenlager war auch nicht immer besonders bequem. Geld haben wir wenig ausgegeben, weil mir eben viel mitgeschleppt hatten, aber wir bezalten brav das Teewasser – so schien es in den Abrechnungen für meine Eltern auf. Jedenfalls habe ich in Erinnerung, dass wir in der Ankogelgruppe der Hohen Tauern unterwegs waren. Auch Aufstiege aus dem Lieser- und Mölltal sind mir in Erinnerung – steinig! Manchmal, wenn wir spät ins Tal hinuntergekommen waren, übernachteten wir dann in irgendeinem etwas abseits des Weges liegenden Heuschober – meist ohne die Bauern zu fragen, in deren Besitz sich der Heuschober befand.

Besonders freuten mich „Sommerlager“ mit Gleichaltrigen, sowohl in Österreich als auch im Ausland. Dunkel kann ich mich an ein Lager am Millstättersee erinnern, bei dem aber nicht nur Baden sondern auch Wandern angesagt war, was mich aber gar nicht freute, da ich doch zum Baden hergekommen war. Besonders positiv in Erinnerung ist mir ein Sommerlager in der Nähe von Nizza, wir schliefen in einer Schule, in der Feldbetten aufgestellt waren, wir wanderten täglich durch die Macchie zum Strand und badeten im azurblauen Wasser an Porphyr-roten Felsen. Davon habe ich nur positive Erinnerungen. Ein anderes Sommerlager fand in Südfrankreich statt, in der Baskengegend, wo ich zum ersten Mal vom baskischen Problem hörte, sonst ist mir wenig in Erinnerung geblieben, außer den Schuhen – aus Leinen, mit einer geflochtenen Sohle und Bändern, die man weit über die Wade hinauf band, und dass sich das Zelt-Lager in einem Koniferen Wald befand. Seltsam, woran man sich (nicht) erinnert.

Und dann bleib immer noch die Rest-Zeit der Ferien in Wien. Wenn man Glück hatte, waren noch andere Freunde in Wien, ansonsten fuhr ich halt allein ins Bad, mit einem Buch bewaffnet, als Proviant Brot, Eckerlkäs (Marke „Alma) und etwas Obst – je nach Jahreszeit. Um zu sparen, die Schülerkarte galt ja nicht in den Ferien und sicher nicht auf die Strecke zu den Bädern, hatte meine Mutter für mich eine Wochenkarte gekauft. Und um diese auszunützen, fuhr ich halt auch an „trüben, regnerischen“ Tagen ins Bad (meist Gänsehäufel oder Arbeiterstrandbad an der Alten Donau). Das war aber dann schon ein bissel trostlos, und wenn’s dann doch zu regnen anfing, fuhr ich gerne wieder nach Hause.

Es gab nicht nur sonnige, warme fröhliche Tage in den Sommern meiner Kindheit und Jugend.

„Nichts ist schwerer zu ertragen, wie eine Reihe von guten Tagen.“

Oh Schreck – rote Personen nächtens in meiner Wohnung

Es ist mir aber dann wirklich peinlich.

Vorauszuschicken ist, dass ich eine Vereinbarung mit dem Roten Kreuz habe. Ich trage ein Armband, wenn man den berühmten roten Knopf drückt – geht nichts in die Luft – sondern wird die Notrufzentrale des Roten Kreuzes alarmiert, die dann rückfragt, was los wäre, bzw. welche Hilfe man benötigt.

Ich habe diese Einrichtung im wahrsten Sinne von meinem leider verstorbenen Mann „geerbt“. Einmal habe ich sie bereits wirklich benötigt und war sehr dankbar, dass sie funktionierte. Das „Arrangement“ besteht darin, dass man dem Roten Kreuz Wohnungs- und Haustorschlüssel überlässt und eine moderate monatliche Gebühr bezahlt. Und dann kann man bei Bedarf den „roten Knopf“ drücken.

Mein Problem besteht darin, dass ich „viel herumfuchtle“ und daher den Knopf unabsichtlich drücke. Normalerweise höre ich dann den Rückruf und kann den „Alarm abblasen“. Wenn ich nicht abblase, ruft das Rote Kreuz dann auf dem Handy an, um sicherzustellen, dass es kein Fehlalarm ist.

Gestern in der Nacht habe ich wieder einmal unabsichtlich den Alarm ausgelöst, habe dabei gut und tief geschlafen und den Rückruf nicht gehört. Mein Handy liegt zum Aufladen auch nicht im Schlafzimmer und somit habe ich auch das Handy auch nicht gehört. Daher wurde ein Rettungswagen mit drei Helfern , ausgerüstet mit den Schlüsseln zu Haustor und Wohnung, zu mir geschickt.

Irgendwann bin ich dann doch wach geworden, als im Vorzimmer Licht brannte, anfänglich habe ich mir nichts dabei gedacht, weil ja seit Kurzem zwei Enkel – vorläufig noch alternierend – bei mir wohnen. Als ich dann mehrere Stimmen hörte, überlegt ich, ob einer der Enkel vielleicht Freunde mitgebracht hat, außerdem waren die Stimmen ziemlich laut, was mich wunderte, denn die Enkel sind rücksichtsvoll und versuchen, mich nicht zu stören. Kurz dachte ich an Alkoholgenuss – obwohl ich das ebenfalls für sehr ungewöhnlich hielt. Als ich dann noch eine Frauenstimme hörte, war ich dann endgültig wach, überlegte, dass die Enkel, die immer sagen, wann sie kommen, eigentlich nicht „angesagt“ waren und etwas gar nicht stimmte.

Also fing ich zu rufen an – die Namen der Enkel – dann klopfte es und herein kamen 2 junge Männer und eine junge Frau – in Rot – Rotkreuzhelfer. Ich war wirklich betreten. Die drei waren zufrieden, dass es kein Notfall war, mussten „nur“ den Vorfall dokumentieren, ich musste das Ganze unterschreiben …

Natürlich entschuldigte ich mich, sie meinten lakonisch „Fehlalarm“ wäre ungleich besser als ein Unfall, Sturz oder eine sonstige Beeinträchtigung.

Wir plauderten ein wenig, da ich jetzt endgültig ganz wach war, einer der drei ist Zivildiener und die beiden anderen „Freiwillige“. Natürlich waren sie maskiert, trugen Handschuhe, die beim Eintippen in das „Dokumentationsgerät“ einigermaßen hinderlich waren.

Falls es Sie interessiert, man bezahlt nicht bei einem Fehlalarm, den man noch rechtzeitig „abbläst“, aber man bezahlt auch nicht extra bei einem unnötigen Besuch.

Sollten Sie nicht mehr ganz jung sein, sollten Sie allein leben, ich verspreche Ihnen, dass Sie sich sicherer fühlen werden, wenn Sie ein derartiges Band tragen. (Bei mir ist die Organisation das Rote Kreuz, ich weiß aber, dass auch die anderen Hilfsorganisationen derartige Services anbieten.)

Es tut mir leid, dass ich einen Fahlalarm ausgelöst habe, aber ich bin froh, dass das System so gut und prompt funktioniert!

Danke allen die rund um die Uhr 365 Tage im Jahr hilfsbereit und freundlich dahinter stehen.

Oh Schreck – rote Personen nächtens in meiner Wohnung

Sind nun Nationalsozialisten als links oder rechts einzuordnen?

Aufgrund meiner Bloggeschichte „wo stehe ich“ (https://christachorherr.wordpress.com/2020/05/27/wo-stehe-ich-mit-meinen-politischen-ansichten/) wurde ich nun gefragt, ob ich den Nationalsozialismus als „rechts oder links“ einordnen würde. Erwähnt wurden in dem Zusammenhang Vorteile für Arbeiter, das kleine Volk waren zahlreich, von Urlaubsgeld, Mieten-Deckelung, Urlaubskreuzfahrten, erhöhte Zuschüsse für Mütter, Autobahn, etc. Ich finde vorweg, dass es stimmt, es gab eine Reihe von Benefizien für „den kleinen Mann, die kleine Frau“, aber die waren durchwegs ausschließlich populistisch – in meinen Augen – angelegt.

Letztlich beinhaltet schon das Wort den „Sozialismus“ und würde somit auf links deuten.  Waren also die Nationalsozialisten nationale Sozialisten?  Aber Nomen ist nicht zwingend Omen. Die Begriffe prägen den verbreiteten Inhalt nicht zwingend.

Ich zitiere in diesem Zusammenhang den bekannten, wenn nicht unumstrittenen, Historiker Joachim Fest: „Im Italien der Zwanziger- und Dreißigerjahre gab es immer noch die herkömmlichen Klassenunterschiede, während Hitler, nicht anders als die Sozialisten aller Schattierungen, die soziale Gleichschaltung vorantrieb.“ Des Weiteren führte Fest Gemeinsamkeiten an, die Trotzkisten, Kommunisten, Sozialisten und Nationalsozialisten der 20er und 30er Jahre des letzten Jahrhunderts teilen: Sie wollten das bestehende System grundlegend verändern. Und er formuliert auch den größten Unterschied der Nationalsozialisten zu den linken Gruppierungen: „…nur dass man von nun an auch noch national sein durfte, kein „Vaterlandsverräter“ der Komintern.“

Joachim Clemens Fest (* 8. Dezember 1926 in Berlin-Karlshorst; † 11. September 2006 in Kronberg im Taunus) war ein deutscher Zeithistoriker, Herausgeber (Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung) und Autor. Seine Bücher (Hitler- und Speerbiographie) – gelesen – stehen in unserer Bibliothek.

Allerdings ist zu Fests Ausführungen zu bemerken, wie es schon Augstein getan hat, dass die Sozialisten zu den ersten gehörten, die in Hitlers Konzentrationslager wanderten. Die Nazis wollten die Weimarer Republik ebenso abschaffen wie die Trotzkisten und Kommunisten. Bei den Sozialdemokraten war das dann doch anders. Sie hatten sich mit der Demokratie der Weimarer Republik arrangiert. Und alle Linken der dreißiger Jahre – hier sind die Sozialdemokraten miteingeschlossen – waren mit die ersten, die von den Nazis in Konzentrationslager gesteckt und umgebracht wurden.

Aber wie war das so in der Zeit der 20er und 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Die Monarchie war gerade erst abgeschafft worden, der Adel verarmt aber noch einflussreich. Das Großbürgertum, das durch die industrielle Revolution zu Reichtum und Macht gekommen war, behielt seine Position. Großbürgerliche und Adelige (Militärs) hatten das Sagen. Sie bestimmten. Die Einfachen hatten ihre Macht noch nicht erkannt. Die Gewerkschaftsbewegung war in ihren Anfängen. Die Sozialversicherung, die eigentlich gegen den aufkommenden Sozialismus und Kommunismus in den 80er Jahren des 19ten Jahrhunderts eingeführt worden war, hatte bei weitem nicht die Macht und den Leistungsumfang, wie wir ihn heute kennen.

Die soziale Ungleichheit war noch immer groß, der verlorenen Krieg hatte harsche Friedensbedingungen gebracht und Österreich auf „den Rest“ dezimiert. Der allseits erstrebte Anschluss an Deutschland war verboten worden, und viele konnten sich nicht dazu bringen, an dieses „neue Österreich“ zu glauben. Die Demokratie war weit davon entfernt, gefestigt zu sein. Arbeitslosigkeit und Not waren besonders zu Ende der zwanziger und Anfang der dreißiger Jahre überall präsent waren. Der Kommunismus (mit unterschiedlichen Ausprägungen als Sozialismus, Trotzkismus, etc.) war ein Gesellschafts- und Regierungsmodell, der Nationalsozialismus ein weiteres, die Monarchie, also das alte, gerade abgeschaffte Regime, war damals noch eine denkbare Variante.  Österreich hatte dann den Ständestaat „gewählt“. Gemeinsam war den Demokraten, den sozialistischen und kommunistischen Strömungen und den Nationalsozialisten, dass sie gegen die Monarchie waren. Darüber hinaus gab es große Unterschiede in der Vorstellung, wie das jeweilige Regime aussehen soll.

Wirtschaftspolitisch kann man den Nationalsozialismus schwer einordnen, es wurde zwar nicht enteignet (außer die jüdische Bevölkerung), dennoch war sehr vieles staatlich gelenkt und vor allem penibel kontrolliert. Das nationalsozialistische Regime befahl massive staatliche Investitionen und trieb eine Gleichschaltung der Gesellschaft voran.  Könnte man dies als „links“ einordnen? Allerdings stand die Aufrüstung von Anfang an im Mittelpunkt der NS-Politik. Die Beseitigung der Arbeitslosigkeit war ein Nebenprodukt der Kriegsvorbereitung.

Im Mittelpunkt des nationalsozialistischen Denkens stand die Nation. Dabei definierten sie alle, die nicht nationalistisch waren, als Vaterlandsverräter, die den Tod verdient hätten (also alle, die links waren). Sie definierten als deutsch und wertvoll nur die Personen, die ausschließlich von „deutschem Blut“ abstammen und führten Arierpässe ein (die von meinen Elternliegen noch in meiner Dokumentenlade).

Die Nazis und die Linken waren damals scharfe Konkurrenten. Sie warben für das gleiche Ziel: Mehr Arbeit und Geld für die einfachen Leute, aber mit gänzlich unterschiedlichen Modellen. Deswegen waren die Kommunisten, Sozialisten und Sozialdemokraten auch mit die ersten, die von den Nazis umgebracht wurden. Man wollte die Konkurrenz ausschalten.

Heute leben wir in einer anderen Welt als vor 100 Jahren. Die Demokratie ist als Staatsform weithin akzeptiert. Nur wenige Menschen lehnen sie ab und wollen ein anderes Regime etablieren. Regimegegner finden wir bei allen extremistischen Bewegungen, aber auch dort wollen nicht alle die Demokratie abschaffen, manche wollen nur größere Veränderungen innerhalb demokratischer Strukturen.

Für mich sind Nationalsozialisten damals und in ihren heutigen Ausprägungen primär Rassisten und sicher auch Populisten. Ihr Label National-„Sozialisten“ hat mit der eigentlichen Ideologie von Sozialismus herzlich wenig zu tun.

Sind nun Nationalsozialisten als links oder rechts einzuordnen?

Als meine Eltern heirateten

Ende Mai war der Hochzeitstag meiner Eltern. Meine Mutter schimpfte zwar, wenn ich ihr Blumen brachte – als sie schon lang Witwe war, aber – so glaube ich zumindest – gefreut hat sie sich doch.

Meine Eltern haben zu Beginn der dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts geheiratet. Sie haben es, für damalige Verhältnisse, spät getan. Denn es waren schwierige, unsichere Zeiten – für eine Familiengründung.

Besonders meine Mutter hatte klare Vorstellungen, unter welchen Umständen der Hochzeitstermin stattfinden sollte. Der Bräutigam musste eine feste Anstellung haben und ein Einkommen, mit dem er eine Familie erhalten kann und es musste eine Wohnung vorhanden sein, in der man zu zweit – und eventuell mit Kindern – leben konnte.

Aber das zu erreichen, war schwierig und die beiden hatten jahrelang eisern gespart, dass sie sich eine Wohnung leisten konnten. Und die wirtschaftlichen Umstände waren gegen sie: z.B. Im Februar 1933 erreichte die Arbeitslosigkeit in Österreich den Höchststand: Rund 600.000 Arbeitslose weist die Chronik aus, bei einer Bevölkerung von rund 6,6 Millionen. Nach einem ersten Höhepunkt der Arbeitslosigkeit 1929 (Beginn der Weltwirtschaftskrise) stieg sie laufend an. Damals stieg auch die Zahl der sogenannten Ausgesteuerten an, das waren Arbeitslose, die keine Arbeitslosenunterstützung mehr erhielten. Meine Mutter hat diesen Zustand als besonders erschrecklich beschrieben. 1933/1934 verschärfte sich die Krise, die seitens des Bundes durch Notstandsmaßnahmen (Kurzarbeit, Verbot der Doppelarbeit bei Ehepaaren (!) und anderes) ein wenig gelindert wurde. Auch in Wien kam es zu weiteren Notstandsprogrammen. Die Arbeitslosigkeit gilt auch als einer der Gründe für die politische Radikalisierung weiter Bevölkerungsteile.

Auch politisch war es für meine Eltern damals nicht leicht. Sie waren beide nicht-organisierte Sozialisten – sowie auch ihre Familien. Meine Mutter war zudem noch antiklerikal. Die beiden exponierten sich aber nicht politisch, auch später nicht.  Damals standen sie noch unter dem Schock des Justizpalastbrandes (1927), meine Mutter hat viel davon erzählt. Auch Ignaz Seipel, Bundeskanzler, sah meine Mutter sehr negativ (mein Vater hat sich zu diesen Themen nie geäußert).  Durch Stärkung der Heimwehr suchte Seipel die Sozialdemokraten zu bekämpfen, die ihn ihrerseits zum Feindbild stempelten. Besonders störten meine Mutter die von ihr so genannten Hahnenschwanzler (aufgrund ihrer Kopfbedeckung, einem Hut oder einer Kappe mit einem „Spielhahnstoß“  – waidmännischer Ausdruck für die Schwanzfedern des Birkhahns), also die Angehörigen der Heimwehr, 1930 hatten sie ein demokratie-feindliches und antimarxistisches Programm beschlossen und Schwüre auf ein ständisch gegliedertes Österreich („Korneuburger Eid“) geleistet. 1931 brach die Creditanstalt zusammen; am 4. März 1933 nutzte Bundeskanzler Dollfuß als Vorsitzender einer Regierung des „Bürgerblocks“ aus Christlichsozialen, Großdeutschen, Landbund und Heimwehr eine Geschäftsordnungskrise und den Rücktritt der drei Parlamentspräsidenten dazu, das Parlament auszuschalten. 1933 wurde auch der Republikanischen Schutzbund aufgelöst. Es kam zum Februar 1934 und zum Bürgerkrieg in Österreich. Mir wurde diesmal auch von meinem Vater von Straßensperren erzählt, von Stacheldraht und schießenden Soldaten. Von der Ermordung des Bundeskanzlers Dollfuss war in den Erzählungen meiner Eltern nicht die Rede. Wohl aber viel vom Phönix-Skandal, 1936, der nicht nur Österreich erschütterte, sondern auch die Ersparnisse meiner Eltern vernichtete.

Mein Vater war aber von der großen Arbeitslosigkeit nicht betroffen, entsprechend seiner Ausbildung arbeitete er im Hotel Metropol, einem eleganten Ringstraßenhotel am Kai, bevor es später Gestapo-Hauptquartier wurde. Meine Mutter hatte bis zu ihrer Verehelichung als Haushälterin in einem großbürgerlichen Haushalt gearbeitet.

Im damaligen Ständestaat fanden Hochzeiten nur kirchlich statt. Meine Eltern heirateten – wahrscheinlich in sehr kleinem Kreis – in der Loretokapelle der Wiener Augustinerkirche. Warum das gerade dort stattfand habe ich leider nie hinterfragt. Ich habe auch keine Photos der Hochzeit gefunden, ich weiß nicht, wer damals anwesend war, denn Braut und Bräutigam hatten große Familien. Aber ich nehme an, dass alles eher sparsam abgelaufen ist, obwohl möglicherweise das Hotel ein wenig unterstützend eingegriffen hat. Aber erzählt wurde mir dazu nichts – soweit ich mich erinnern kann.

Und die Voraussetzung für das eheliche Leben war auch vorhanden, eine Mietwohnung in der Harmoniegasse im Alsergrund. (In dieser Gasse wohnten auch die Eltern meines Mannes, zwei Häuser weiter). Die Wohnung war bescheiden und klein, Wasser und Clo waren am Gang. Aber dennoch: es war eine eigene Wohnung. Meine Mutter achtete darauf, dass sie „solide“ eingerichtet war. Die Möbel wurden in der Breitegasse gekauft, das war die Gasse mit (soliden) Einrichtungshäusern, so wurde mir erklärt. Die Kasten waren Vollholz – kaukasisch-nuss.  

Bald war ich dann geboren. Aber das traute, friedliche Eheglück sollte nicht lange andauern, es kam zum Einmarsch der Deutschen unter Hitler, zum Anschluss, und zum Krieg. Mein Vater wurde eingezogen. Trotz meines oft vehement geäußerten Wunsches kam es zu keinen Geschwistern von mir. „Man setzt unter solchen Umständen – Krieg – kein Kind in die Welt“, wurde mir beschieden.  

Mein Vater wurde durch ein schweres Lungeneiden zum Kriegsinvaliden (90% arbeitsunfähig) und das Leben meiner Eltern war ab dann nie mehr „rosig“.

Als meine Eltern heirateten

Wo stehe ich, mit meinen (politischen) Ansichten

Versuch einer persönlichen Einordnung

Neulich sagte eine sehr gescheite Freundin zu mir: „eigentlich bist Du eine Linke“. Und damit habe ich angefangen, nach zu denken.

Ich gehe davon aus, die viele Menschen, die mich schon länger kennen (in meiner Altersgruppe auch eher meinen Blog nicht lesen) annehmen, dass ich eher „rechts“ stehe, in meinen Ansichten eher konservativ bin, da viele von ihnen, von der Haltung meines Mannes auf mich schließen. Das war ja früher eher üblich, dass Frauen – von ihren „bedeutenden“ Männern“ gelenkt – wohl weitgehend deren Meinung vertraten.  Ich glaube – und hoffe – dass sich das geändert hat, und Frauen sich ihre eigene Meinung bilden und diese auch zumindest in der der Wahlzelle aber auch im Gespräch zum Ausdruck bringen.

Was bedeutet links, was bedeutet rechts denn heute?  Also schön, die so betitelten Parteien sitzen rechts und links im Parlament. Links saßen in Frankreich der nach-revolutions-Zeit die progressiven und revolutionären Bürger, rechts die konservativen. Später trat eine ausgleichende, gemäßigte Mitte hinzu. Und sonst?

Aber mit rechts und links kommen wir ja nicht mehr aus, Begriffe wie links, linksliberal, neoliberal, wertkonservativ, alternativ, mitte-rechts, rechtsextrem, rechtspopulistisch, alternativ und noch vieles mehr schwirren durch die Medien.

Wo steh ich also, nicht notwendigerweise, was wähl‘ ich. Denn ich kenne keine politische Partei die 100 prozentig meine Einstellung reflektiert, ich muss jene nehme, die meinen Vorstellungen am ehesten entspricht. (Es sei denn, ich wähle gegen etwas, was ich aber eher nicht tue.)  Von diesen hier aufgezählten (und es ließen sich sicher noch mehr finden) kann ich einige grundsätzlich ausschließen, sie passen gar nicht zu mir (da wären dann die üblichen Verdächtigen). Ich sehe mich eher als wertkonservativ, mit sozialer Ausrichtung auf christlicher Basis. Aber ich vertrete Gleichheit aller und wünsche mir demokratisches Verhalten der Regierenden. Ich stehe für verstärktes ökologisches Verhalten und bin wie schon oft gesagt, Anhänger der EU, wünsche mir aber auch eine stärkere reformierte UN.

Also als was soll ich mich jetzt bezeichnen?

  • Unter alternativ lassen sich allgemein Strömungen zusammenfassen, die sich gegen althergebrachte gesellschaftliche Normen stellen und unabhängig der etablierten Politik Veränderungsprozesse in Gang setzen.
  • Die Christlichsoziale Partei wurde 1893 von Karl Lueger, dem späteren antisemitischen aber sonst sehr erfolgreichen Wiener Bürgermeister, gegründet. Die traditionell-klerikale Partei sprach die konservative Agrarbevölkerung genauso an wie das städtische Kleinbürgertum.
  • Innerhalb des politischen Spektrums ist „demokratisch“ in der Mitte anzusiedeln und unterliegt dem Grundgedanken der Demokratie, einer Regierungsform, bei der die Macht vom Volk ausgeht. Demokratische Länder treten für Grund- und Menschrechte sowie für Chancengleichheit ein.
  • Extremismus befindet an den äußersten Rändern, links- ebenso wie rechts. Beide richten sich gegen den demokratischen Verfassungsstaat. „Extrem“ sind sie wohl deshalb, weil zur Durchsetzung der eigenen Positionen auch Gewalt eingesetzt wird.
  • Faschistische Systeme sind Diktaturen, also eine Regierungsform bei der es lediglich eine politische Partei gibt an deren Spitze ein Diktator steht. Demokratische Grundwerte wie freie Wahlen oder freie Presse sind in diesen Systemen nicht enthalten, politische Gegner werden verfolgt und unterdrückt. Der Faschismus lebt von der Idee, dass die Starken sich durchsetzen.
  • Fundamentalismus wiederum meint eine Strömung innerhalb einer (Religions-) Gemeinschaft, die an ihrer eigenen Glaubensüberzeugung festhält und keine anderen Wahrheiten zulässt.
  • Nachhaltigkeit in der Wirtschaft, in der Natur und im Klimaschutz, eine faire Verteilung von Arbeit sowie eine solidarische und demokratische Gesellschaft – das sind die Eckpfeiler Parteiprogramms der Grünen.
  • Mit dem Begriff islamistisch wird eine politische Bewegung bezeichnet, deren Anhänger eine eigene „islamische Ordnung“ auf Basis des (für sie Heiligen) Koran und der Sunna herstellen und somit alle anderen Gesellschaftsordnungen ersetzen wollen. Der islamistische Extremismus wird von einer Minderheit der Muslime getragen, die aufgrund ihres totalitären Religionsverständnisses den Islam missbrauchen und westlich-demokratische Staatsformen ablehnen.
  • Konservativ an sich ist ein relativer Begriff, denn er will Bestehendes bewahren. Das kann etwas schlechtes Bestehendes, wie veraltete Machtverhältnisse und Strukturen, z.B. in einer Diktatur oder etwas gutes Bestehendes, wie etwa die Freiheit in einer Demokratie schützen wollen.
  • liberal kann zu vielen der genannten Begriffe hinzugefügt werden, spricht allen Menschen neben Gleichheit auch größtmögliche persönliche Freiheit mit kleinstmöglichem Einfluss von Staat zu.
  • Linke treten für eine progressive, also fortschrittliche, Politik ein, die eine Gleichberechtigung aller Menschen und so eine Verbesserung gesellschaftlicher Verhältnisse anstrebt.
  • Die politische Mitte ist zwischen links und rechts anzusiedeln und eröffnet somit das politische Spektrum demokratischer Volksparteien. Die Mitte kann sich allerdings durch eine führende Partei verschieben, eher nach rechts, oder nach links.
  • rechte Parteien vertreten meist einen nationalistischen Zugang und sind der Globalisierung, bzw. dem Multilateralismus gegenüber kritisch eingestellt.
  • Neo kann so wie liberal zu vielen der hier genannten Begriffe hinzugefügt werden. Es deutet auf einen Vorgänger hin, den man aber erneuern und modernisieren will.  
  • Sich volksnah zu geben, ein scheinbar unpolitisches Auftreten an den Tag zu legen, Eliten abzulehnen, simplifizierende Lösungen für komplexe Probleme anzubieten, Lügen und Halbwahrheiten rhetorisch einwandfrei zu vermitteln und unrealistische Versprechungen abzugeben – all das gehört zur politischen Strategie der Populisten.
  • Rechte sehen in Gleichheit einen Eingriff in individuelle Freiheitsrechte. Eine gesellschaftliche Hierarchie scheint demzufolge sinnvoll, Ungleichheit wird als normal gesehen.
  • traditionalistisch bezeichnet eine politische Geisteshaltung, die an althergebrachten Gewohnheiten und Traditionen festhält und Neuerungen kritisch gegenübersteht.
  • Bei völkisch schwingt immer eine rassistische und antisemitische Nebenbedeutung mit.

Ihnen, so wie mir, fallen noch viele Begriffe ein, die in diesem Zusammenhang genannt werden, und noch viel mehr Attribute, die allen diesen zugeordnet werden können. „Rechts und Links“ allein verfälscht!

Wo stehe ich, mit meinen (politischen) Ansichten

Urlaub an den Stränden der nördlichen Adria?

Viele Österreicher haben Erinnerungen an Jesolo. Nun, hoffentlich nach der Corona-Krise, wirbt Jesolo neuerlich um Touristen aus Österreich.  Jesolo hat am 23. Mai 2020 einen Brief an Bundespräsident Alexander Van der Bellen gerichtet, wo sie für die Sicherheit der österreichischen Gäste garantieren.  Jetzt folgen die Appelle von weiteren Badeorten, die hoffen, dass Österreich die Grenzen bald öffnet. Die norditalienischen Adria-Badeortschaften bangen um die Sommersaison 2020 und werben um österreichische Touristen. Man weist drauf hin, dass die Zahl der der Infektionen in Friaul-Julisch Venetien gering ist. Durch sehr hohe Testraten konnte auch Venetien Infektionen eindämmen. Man weist drauf hin, dass Schutzmaßnahmen an den Stränden ergriffen worden sind, die Badeanstalten garantieren ein Beibehalten der Preise gegenüber dem vergangenen Jahr. Die Italiener erhoffen sich ab 3. Juni 2020 mehr Reisefreiheit innerhalb der italienischen Grenzen. Ab diesem Datum können auch Ausländer wieder nach Italien reisen, ohne sich einer zweiwöchigen Quarantäne zu unterziehen.

Ich habe viel Erinnerungen an die Badeorte an der nördlichen Adria. Beschrieben habe ich jene von Jesolo in den sechziger Jahren: https://christachorherr.wordpress.com/2017/08/14/jesolo-in-den-1960er-jahren/

In Grado waren wir auch mehrmals – schon viel später, als wir nicht mehr von kleinen Kindern begleitet waren, sondern mein Mann schon im Rollstuhl saß. https://christachorherr.wordpress.com/2016/09/19/grado/

Aber eine Geschichte über Grado, bei der ich selbst nicht dabei war, habe ich bisher nicht erwähnt. Wir waren damals in Kärnten/Hermagor auf Urlaub, meine Tochter war gerade 6 Wochen alt, als wir dort eine Sommerfrische bezogen haben. Es hat viel geregnet in diesem Sommer. Kein Badewetter für den Pressegger See. Und weil mein Mann schon etwas rastlos geworden war, wurde ein Ausflug nach Grado geplant. Ich konnte und wollte nicht mitfahren, das Baby war besser in Hermagor aufgehoben, Stillen in der „Öffentlichkeit“ war damals noch tabu. Meine Mutter begleite meinen Mann und meinen damals vierjährigen Sohn.  Die Erzählung nach der Rückkehr war dramatisch: irgendwie hatte es der Bub geschafft, „abzupaschen“. Er war einfach weg. Die Aufregung bei Großmutter und Vater war sehr groß – wie sollte man das Kind in Grado im Ferientrubel denn finden? Der Knabe war aber dennoch schlau, er stellte sich neben das geparkte Auto, in der Annahme, dass seine Familienmitglieder dorthin ohnedies wieder zurückkommen würden.  Ende gut, alles gut.

Über Bibione, wo wir auch einen Sommer – in reiferem Alter (also mit Rollstuhl) verbracht haben, habe ich wohlweislich nicht geschrieben, denn dort hat es uns dann doch nicht so gut gefallen. Es war in der Nachsaison, das Hotel war ziemlich voll, mit vielen Familien mit sehr kleinen Kindern, oft noch begleitet von den Großeltern. Ich habe es voller Wut als germanische geriatrische Anstalt mit Kleinkindern bezeichnet. Die Kombination aus vier Erwachsenen und einem Kind war nicht gerade selten. Und gerade diese Kinder waren dann die besonders lauten (oft brüllenden).  Selber schuld – wir hatten dieses Hotel ausgewählt. Und eigentlich bin ich kein Fan von breiten Sandstränden, in denen in Reih und Glied in mehreren Reihen Sonnenschirme aufgestellt sind und Legestühle dicht an dicht stehen.   Ich konnte zwar den Rollstuhl auf den schmalen Holzstegen schieben, aber die waren halt oft sehr schmal, die Räder sind seitlich abgerutscht, und schon stand ich mit dem Rollstuhl im Sand. Der erhöhte Spazierweg in der Gegend des Strandes war sehr angenehm, aber auf die Dauer doch ein wenig zu eintönig.

Was mir in dieser Gegend wirklich gefällt, sind nicht notwendigerweise die Strände, sondern z.B. Aquileia. Wenn wir in der Gegend waren (also Grado) sind wir immer hingefahren, immer ist Neues ausgegraben worden, immer war vorher Unbekanntes zu besichtigen. Ich mag diese frühchristliche – spätrömische Kultur sehr, daher war auch Ravenna öfter unser Ziel, zuletzt war es allerdings schon ziemlich überlaufen.  Der Einfluss des byzantinischen Reichs, so kurzfristig er war, ist hier doch noch deutlich spürbar.

Torcello – also bei einem Venedig Besuch gehört zu den „unbedingt-Destinationen“ und wenn’s leicht geht – auch Pomposa, schon in einer anderen Provinz: die ehemalige Abtei des Benediktiner-Ordens an der Mündung des Po.  Sie ist ein Meisterwerk der romanischen Baukunst, Vorgängerbauten schon seit dem 6. Jahrhundert bestehend.

Wenn Sie mich nun direkt fragen, ob ich heuer nach Italien auf Urlaub fahren werde, sage ich nein (wir hatten bereits in den Cinque Terre für Juli gebucht – und schweren Herzens wieder abgesagt). Ich kann Ihnen auch die Gründe sagen: ich gehöre der Hochrisikogruppe – altersmäßig – an, und wenn ich mir eines nicht wünsche, dann ist es, in Italien in ein Spital kommen zu müssen. Sosehr ich mir auch wünsche, wieder – ans Meer – zu fahren, geht das für mich heuer noch nicht. Aber ich gebe auch zu, dass „Meer“ für mich eher der Atlantik als das Mittelmeer wäre.

Heuer im Sommer bleiben wir in Österreich.

Urlaub an den Stränden der nördlichen Adria?