Ein Bericht über ein Buch, das ich gelesen habe

Es Ihnen zu empfehlen getraue ich mich nicht ganz

Das Buch heißt „Der Afghane“ un wurde von dem Erfolgsautor Frederick Forsyth geschrieben. Über Geschichte kann man daraus wirklich vieles lernen – manchmal ein wenig zu detailliert.

Aber warum geht es überhaupt: Kriegshelden! Hier in Österreich ist uns ja in den letzten 75 Jahren ziemlich viel erspart geblieben, wir haben uns nur sehr, sehr marginal an kriegerischen Einsätzen beteiligt. Es waren weitgehend die Amerikaner, die Engländer, Franzosen und auch Russen, die auf den Schachtfeldern gestanden sind, gekämpft haben und teilweise gestorben sind.

Da war noch, knapp nach dem Zweiten Weltkrieg der Koreakrieg (1950 – 1953;), der sehr viele Leben (2.500.000–3.500.000 Tote Zivilisten und Militärs) gefordert hat. Nicht nur Amerikaner und Engländer waren an Kriegen beteiligt: z.B. da war auch der französische Indochina-Krieg 1946 – 1954, der Algerienkrieg (1954 – 1962) – vielleicht kann man diese Kriege als Kolonialkriege bezeichnen?  Und bald begann der Vietnamkrieg (1957 – 1975, 2.300.000–3.800.000 Tote), der Nordirische Bürgerkrieg (1969 – 1997), auch im Libanesischen Bürgerkrieg (1975 – 1990) haben Engländer, Franzosen und Amerikaner ihr Leben gelassen. Dann kam es zum Falklandkrieg (1982), US-Invasion in Grenada (1983). Auch die US-Invasion in Panama (1889) ist zu den Kriegen zu rechnen, im Zweiten Golfkrieg (Kuwait, 1990 /1991) wurde heftig gekämpft. Von 1991 bis 2001 tobten die Jugoslawienkriege (200.000–240.000 Tote), wobei auch die USA heftig gegen Milosevic gekämpft hatte.

Und seit 2001 wird in Afghanistan gekämpft. Der Irakkrieg dauerte von 2001 bis 2011 (393.000–942.000 Tote) und das Land ist noch immer nicht befriedet. 2011 kam es zum Bürgerkrieg in Libyen. Seit 2014 Krieg gegen den Islamischen Staat.

Diese Aufzählung umfasst beileibe nicht alle Kriege, sondern nur jene, bei denen Amerikaner, Engländer, Franzosen oder Russen teilgenommen haben. Hier werden auch nicht jene Toten der UN-Truppen angeführt etc.  

Also zurück zum Buch: Kriegshelden. Sie haben bereits in vielen dieser Kriege mitgewirkt, sind teilweise schon pensioniert aber noch immer motiviert genug, um an der Verteidigung von Frieden und Freiheit mitzuwirken. Dass das Buch aus 2006 stammt, merkt man, wenn man es heute liest, sehr stark. Damals war es Al Quaida, die die Welt in Angst und Schrecken versetzt hat.

In einem zufällig gefundenen Papier wird das Code-Word Al-Isra entdeckt, von dem man annimmt, dass es auf einen großen Coup der Al Quaida hinweist. Al-Isra, „Die nächtliche Reise“, ist die 17. Sure des Korans. Die Sure enthält 111 Verse und wurde in Mekka offenbart. In ihr wird berichtet, dass der Prophet Mohammed eine nächtliche Reise aus Mekka zu der „fernen Kultstätte“ (al-aqṣa) unternommen habe, die unter anderem in der Prophetenbiographie von Ibn Ishaq mit Jerusalem (bait al-maqdis) identifiziert wird. In Sure 17:45 (und Sure 41:5) bezeichnet Hidschab die Trennwand zwischen Mohammed und den Ungläubigen (und nicht als Kliedungsstück!). Die Verse 23 bis 39 enthalten einen Moralkodex, dessen Normen denjenigen der biblischen Zehn Gebote entsprechen.

Doch dieses Wissen hilft nicht weiter, bei der Suche nach dem geplanten Coup. Also muss ein Mann in den inneren Circle von der Terrororganisation eingeschleust werden. Ein geeigneter Mann wird gefunden (Aussehen, Sprachkenntnisse, etc.) wird trainiert und er wird zu einem Kämpfer, der derzeit in Guantanamo einsitzt, gestyled. Dieser wird von dort „formal“ entlassen, jedoch versteckt und weggesperrt.

Nun kann der tapfere Held nach Afghanistan eingeschleust werden, was mit allerhand Tricks dann auch gelingt. Unterdessen haben die Terroristen mit Schlauchbooten den Flüssiggastanker Java Star gekapert, die Mannschaft getötet und das Schiff nach Indonesien gebracht. Dort wird das Schiff so umgebaut, dass es dem Frachter Countess of Richmond zum Verwechseln ähnelt. Die richtige Countess hatten die Terroristen zuvor ebenfalls gekapert und versenkt. Ziel der Terroristen ist ein Attentat mit dem Tanker und seiner explosiven Ladung. Das eigentliche Ziel ist der Luxusdampfer Queen Mary 2, der sich mit US-Präsident Bush und anderen Staatschefs der G8-Länder auf einer Konferenzreise von New York nach London befindet.

Da Präsident Bush jetzt bekanntermaßen seine Politpension in Texas verbringt, ist der Ausgang des Buches nicht schwer zu erraten.

Spannend ist die Handlung schon, aber man „lernt – nolens-volens“ sehr viel über die Struktur und Arbeit der Geheimdienste in den USA und Großbritannien, über Waffensysteme etc., man lernt auch sehr viel über die Geographie von Afghanistan und Pakistan, wobei ich schon Probleme habe, mir alle die Abkürzungen der verschiedenen Behörden und Orte in Afghanistan zu merken.

Es ist eine sehr männliche Welt, die da geschildert wird, Frauen kommen nur ganz am Rande vor, Liebe und Beziehungen sucht man in diesem Werk vergeblich.

Ich lese es, weil mich Afghanistan schon immer interessiert hat.

Ein Bericht über ein Buch, das ich gelesen habe

Wir alle sind doch Kinder Abrahams?

Gedanken zum Opferfest der Muslime

Unsere muslimischen Mitbürger feiern derzeit ihr Opferfest. Begonnen hat es gestern am Abend, Donnerstag 30. Juli und dauert bis Montag, 3. August, ebenfalls abends. Da der islamische Kalender auf tatsächlichen Neumondsichtungen basiert, kann das Datum je nach Region um einen Tag unterschiedlich sein. Zusammen mit dem ʿĪd al-fiṭr, dem Fest des Fastenbrechens zu Beginn des Monats Schauwāl, dem Folgemonat des Fastenmonats Ramadan, gehört es zu den bedeutendsten Festlichkeiten im islamischen Jahreskreis.

Beim Opferfest wird des Propheten Ibrahim (Abraham) gedacht, der nach muslimischer Überlieferung die göttliche Probe bestanden hatte und bereit war, seinen Sohn Ismael Allah zu opfern. Als Allah seine Bereitschaft und sein Gottvertrauen sah, gebot er ihm Einhalt. Ibrahim und Ismail opferten daraufhin voller Dankbarkeit im Kreis von Freunden und Bedürftigen einen Widder. Die Geschichte wird im Koran in Sure 37,99–113 erzählt, jedoch wird nicht der Name Ismael verwendet, sondern nur der Begriff „Sohn“. Ebenso ist dort auch nicht die Rede vom „Kreis von Freunden und Bedürftigen“. Auch in der der Bibel wird von der Opferung Isaaks erzählt.

Da auch der jüdische Versöhnungstag Jom Kippur am 10. Tag eines Monats in einem Mondkalender stattfindet, kommt es alle 33 Jahre zu der Situation, dass beide Feiertage am selben Kalendertag begangen werden.

Jom Kippur (heuer 27./28. September) ist der höchste jüdische Feiertag, der Versöhnungstag. Zusammen mit dem zehn Tage davor stattfindenden zweitägigen Neujahrsfest Rosch ha-Schana bildet er die Hohen Feiertage des Judentums und den Höhepunkt und Abschluss der zehn Tage der Reue und Umkehr. Jom Kippur wird von einer Mehrheit der Juden, auch nicht religiösen, in mehr oder weniger strikter Form eingehalten.

Es ist bei gläubigen Muslimen üblich, zur Feier des Festes ein Tier zu opfern, wenn sie die (finanzielle oder auch andere) Möglichkeit dazu haben. Das Fleisch des Tieres wird im Familienkreis, zu dem meist auch Verwandte und enge Bekannte (Nachbarn) gehören, verspeist; ein Teil des Fleisches wird traditionell unter den Armen und Hungrigen verteilt. Über den Pflichtencharakter dieses Opfers besteht unter den muslimischen Gelehrten allerdings ein Dissens. Es ist üblich, allen Freunden und Verwandten zum Opferfest die besten Wünsche zu übermitteln und auch ihnen etwas von dem Fleisch zu geben. Manchmal wird auch einfach geopfert, um Gott zu danken.

Nach regionaler Verfügbarkeit werden Schafe, aber auch andere domestizierte Tiere wie Ziegen, Rinder, Kamele in Trockengebieten oder Wasserbüffel wie in Indonesien geschlachtet. Allgemein werden nur Paarhufer – außer dem als unrein geltenden Schwein – rituell geschlachtet, also geschächtet.

Sowohl am ersten Morgen des Opferfests als auch am ersten Morgen des Festes zum Fastenbrechens wird die Moschee besucht, um dort das gemeinsame und besondere Gebet dieses Festtages zu verrichten, welches aus zwei rak’at (= Rumpfbeugung nach vorausgehendem Aufrechtstehen; danach wirft sich der Betende zweimal auf den Teppich: In der Raka sprechen Muslime die Fatiha, die erste Sure des Koran, und lesen eine kurze Koransure) besteht und die Besonderheit hat, dass die Ansprache  – meist durch den Imam – nach dem Gebet erfolgt, und nicht, wie beim Freitagsgebet, vor dem Gebet. Die Teilnahme am Gebet ist für die Sunniten Pflicht; Ausnahmeregelungen gelten für Gläubige, die sich auf der Pilgerfahrt nach Mekka befinden.

Meist schließt sich an den Besuch der Moschee ein Besuch des Friedhofs an, um seiner verstorbenen Verwandten und Bekannten zu gedenken und für sie Koranverse zu lesen und Bittgebete zu sprechen, was aber nicht einer religiösen Praxis  entspricht, sondern sich als Tradition in den Ablauf der Feier in verschiedenen Ländern etabliert hat. Der restliche Tag wird genutzt, um die Verwandtschaft und Bekanntschaft zu besuchen. Dabei werden meist in großer Runde (hoffentlich heuer mit ausreichendem Abstand) diverse Gerichte und Getränke angeboten. Man macht sich gegenseitig und oftmals auch den Bedürftigen Geschenke. Sowohl die Männer als auch die Frauen ziehen sich besonders schöne oder neue Kleidung an. Auch das Haus ist festgemäß vollkommen aufgeräumt und gesäubert. Es hat sich auch eingebürgert, dass während des Opferfestes die Kinder beschenkt werden.

Weil das Opferfest und das Fest des Fastenbrechens unter allen Muslimen unumstritten und in allen islamischen Rechtsschulen verbindlich als die wichtigsten Feste des Islams gelten, wünschen sich viele bei uns lebende Muslime, dass dies als gesetzlich verankerter Feiertag anerkannt würde.

Feiertagordnungsänderung ist aber in Österreich ein recht heikles Thema, wie sich bei dem umstrittenen Karfreitag für protestantische Christen gezeigt hat.

Da aber Abraham unser aller Urvater ist, stünde einem gemeinsamen Feiern doch gar nicht so viel im Weg – oder?

Wir alle sind doch Kinder Abrahams?

Warum ich mich so wenig zur Innenpolitik melde?

Und dann sehr oft bei der Außenpolitik lande!

Was soll ich denn dazu sagen? Derzeit geht es nur um Corona und die wirtschaftlichen Folgen. Aber selbst dabei geht es um „Blame-Game“, wer hat wobei Fehler gemacht, mir scheint, dass das keine echte konstruktive Kritik ist, sondern das „Anpatzen“ der/des Anderen.

Ich glaube, dass es daneben noch eine Reihe von anderen Problemen gibt, über die man derzeit lieber nicht redet? Ich denk da z.B. an das Klima und alles was so damit zusammenhängt. Nur weil wir – bisher – wie es scheint noch keinen Hitzesommer haben, ist die Klimafrage ja noch nicht gelöst. Was sich das so tut in der Arktis und Antarktis, wo das Eis nur so schmilzt, und wie der Permafrost auftaut, und seine Gase in die Atmosphäre strömen, sollte uns doch eigentlich zu denken geben? Es ist nämlich doch unsere Schuld, ja, die jedes einzelnen von uns!

Es sollte auch meines Erachtens mehr über Bildung, Ausbildung, Lehrinhalte etc. gesprochen werden, nicht nur ob in den Schulen Mundschutz getragen werden muss.

Ich lese, dass ab der neunten Schulstufe an AHS und BMHS es ab Herbst 2021 Ethikunterricht für jene Schüler geben wird, die sich vom Religionsunterricht befreien lassen. Ausgenommen sind Berufsschulen und Polytechnische Schulen. Der Umfang des Ethikunterrichts beträgt zwei Wochenstunden. Ich hätte mir einen umfassenderen Wurf gewünscht, Ethikunterricht für alle! Religionsunterricht, für jene, die oder deren Eltern es wollen.

Gestört hat mich auch, bei der Verlängerung der Kurzarbeit (die ich in dieser Situation als sehr richtig und wichtig erachte) sofort gefragt wurde, aber das nicht zum „Schwindeln“ führe. Das werfe ich nicht den Politikern vor, sondern den Medienleuten.

Dass die City-Bikes „gerettet“ wurden ist durchaus erfreulich, aber dass dem ein Kuddelmuddel in der Wiener Koalition vorausgegangen ist, Grüne haben abgelehnt, Roter Bürgermeister hat die Situation gerettet – hat mir weniger gefallen. Naja, es ist halt Vorwahlzeit. 

Ich wünsche mir eine Innenpolitik, wo gewählte Politiker, Mandatare, etc. und eventuell Experten zu ganz bestimmten Themen an den Entscheidungen arbeiten und auch die Leistungen der „politischen“ Gegner anerkennen und einbeziehen.

Dass man erst nachdenken muss, wer Monika Rathgeber war – Schlüsselperson im Salzburger Finanzskandal, zeigt wiederum, wie langsam die Mühlen der Gerichte bei uns mahlen – 18 Monate auf Bewährung sind das Ergebnis.

Dennoch: es gefällt mir gar nicht, dass bei uns sehr „persönlich“ agiert – oder soll ich lieber sagen, angegriffen wird? Wo bleibt die Sachlichkeit.

Aber auch Positives ist zu vermelden:

Heute wollte ich eine Reservierung für heute abends in einem Restaurant in Wien – das über einen schönen Innenhof/Gastgarten verfügt, vornehmen. Das wäre erst für Donnerstag der nächsten Woche möglich! Ja, alle Wirte mussten die Tische auseinanderrücken, aber schon eine Woche im Voraus ausgebucht, wirkt auf mich nicht nach Krise in der Branche. Hoffentlich ist das kein Ausnahmsfall!

Und weil – für mich wenigstens – Europa-Politik doch fast Innenpolitik ist, freut mich die Tatsache, dass Polen kein Geld für „Gender-freie“ Orte erhält.

Wenn bei uns Wahlen geplant werden, geht es doch eher geordnet zu. Vielleicht wird ein bissel gestritten ob man als Klosterneuburger (oder doch nicht) in Wien gewählt werden darf, es wird auch hinterfragt, warum EU-Bürger nicht an Landeswahlen teilnehmen können, aber an Wahlfälschung aufgrund von Briefwahl denkt eigentlich niemand, und sie – wegen Corona – verschieben zu wollen, auch keiner. Das fällt nur unserem weisen Präsidenten jenseits des großen Teichs ein, der daran denkt die traditionell im November stattfindenden Wahl zu verschieben! Er meint sie würden aufgrund der verstärkt eingesetzten Briefwahl zu den „fehlerhaftesten und betrügerischsten“ in der US-Geschichte werden. Denkt er da vielleicht gar an sein eigenes Verhalten?

Und wenn ich schon Trump im Visier haben, dann darf Erdogan nicht fehlen (ich weiß schon, dass das nicht „Innenpolitik“ ist). Er sorgt für Unruhe, im Kaukasus, In Syrien, in Libyen, auch im Irak, und wühlt auch in Katar und der Golfregion. Am Roten Meer und im Sudan ist er ebenfalls aktiv, ebenso am Horn von Afrika und sogar in Westafrika – der guten Ordnung halber: das waren nicht alle Territorien des Osmanischen Reiches?

Wie sich zeigt, liegt mir das Kritisieren im Ausland doch besser als im Inland.

Und weil’s wahr ist auch etwas politisch nicht Korrektes: muss man (mit Ausnahmen) lange blonde Haare haben, um in Österreich ÖVP-Ministerin zu werden?

Warum ich mich so wenig zur Innenpolitik melde?

Portland: hier musste Trump einen Rückzieher machen

Wird man den Präsidenten dann mehr “lieben“, wie er sich das wünscht?

Ich war sehr überrascht, als ich von den Unruhen in Portland gelesen habe. Wir (damals mein inzwischen verstorbener Mann und ich) waren – es ist schon ein gutes Weilchen her – in Portland gewesen. Anlässlich einer unserer US-Reisen an die Pazifikküste der USA.

Portland gilt als eine der „grünsten“ Städte Amerikas, nicht nur aufgrund von Bepflanzung, das auch, aber ob der Maßnahmen im Hinblick auf verbessertes Klima. Die Stadt verfügt über eine große Anzahl an Gärten, Parks und Grünanlagen. In Portland hat der Umweltschutz einen hohen Stellenwert. Die Nutzung der Straßenbahn Portland Streetcar, der MAX Light Rail (einer Art Stadtbahn) sowie der Busse war innerhalb der Free Rail Zone, die die Innenstadt und das Lloyd Center umfasst, bis September 2012 kostenlos. Nachfolgend musste wieder auf die Erhebung von Fahrpreisen umgestellt werden, da die durch die kostenfreie Zurverfügungstellung des öffentlichen Nahverkehrs in der Innenstadt entstehende Finanzierungslücke nicht mehr gedeckt werden konnte und sich zudem die Fahrzeit der Busse durch viele Kurzstreckennutzer stark verlängert hatte. In Portland gibt es auf die Einwohnerzahl bezogen die meisten Brauereien der Vereinigten Staaten. Diese Stadt entstand als Siedlung erst zu Beginn der 1840er Jahre und wurde zunächst The Clearing (Die Lichtung) oder Stumptown (Baumstumpfstadt) genannt. Letztere Bezeichnung geht auf die zahlreichen Baumstümpfe zurück, die eine Zeit lang Teile des Ortsbilds prägten. Aufgrund des raschen Wachstums wurden zahlreiche Bäume gefällt, um Platz für den Ort und Baumaterial zu beschaffen. Dabei beließ man die Baumstümpfe zunächst für längere Zeit im Boden.

Die Entscheidung über die Namensgebung erfolgte damals angeblich durch Münzwurf, zur Auswahl standen die Namen „Boston“ und „Portland“. Viele Jahre stand Portland im Schatten der damaligen Hauptstadt Oregon City. Im Jahr 1850 hatte Portland etwa 800 Einwohner. Heute sind es ca. 640 000 (steigend) in der Stadt selbst, im Umfeld ca. 2,3 Millionen. Im Umland kommt man in eine liebliche Weingegend, wo hervorragender Wein gekeltert wird.  Wir waren auch dort, um ihn zu kosten.

Und Portland war für mich ein besonderer Anziehungsort. Dort gibt es eine Buchhandlung, die sich über einen gesamten Häuserblock dieser Stadt ausdehnt, mitsamt einem faszinierenden Antiquariat – etwas, das in den USA eher selten zu finden sind. Aber natürlich haben wir auch einige Museen dort besucht, z.B. das Portland Art Museum, 1892 eröffnet und das älteste Kunstmuseum des Pazifischen Nordwestens. Portland verfügt über eines der lebhaftesten Nachtleben der USA, wozu wir aber keine Zeit fanden.

Portland ist zwar die größte Stadt und das wirtschaftliche Zentrum des Bundesstaates. Die Hauptstadt von Oregon ist allerdings Salem. Dort haben wir selbstverständlich auch Oregon State Capitol aufgesucht. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir damals die Tatsache, dass wir ohne Kontrolle (oder Eintritt zu bezahlen) dieses Gebäude betreten konnten. Ich gebe zu, wir mussten einen Seiteneingang benutzen, da der Haupteingang für Rollstühle nicht geeignet war. Aber wir spazierten durch verschiedene Gänge, auf den Türen waren die Namen und Funktionen derer angeschrieben, die dort arbeiteten … Als Terroristen hätten wir dort ein leichtes Spiel gehabt. Erst nach einiger Zeit sind wir dann in der „Rotunda“ angekommen, wo man wahrscheinlich normalerweise hineinkommt.

Aber zurück nach Portland.

Also habe ich eigentlich nur positive Erinnerungen an Oregon und Portland. Daher meine Überraschung, als ich von den Unruhen gehört habe.  Diese Demonstrationen dauern bereits seit zwei Monaten an. Die Spannungen erhöhten sich schlagartig, als Washington Anfang Juli eine unbekannte Zahl von Bundespolizisten verschiedener Dienste entsandte. Sie wurden schnell beschuldigt, sie schürten im Auftrag Präsident Donald Trumps mit provokativem, martialischem Auftreten die Gewalt, um es diesem zu erlauben, sich im Wahlkampf als Hüter von Recht und Gesetz in Szene zu setzen. Seitens Trump und Umgebung hieß es wiederum oft, dass die linken Behörden der Stadt und des Gliedstaats Gewalt gegen die Polizisten und Bundeseinrichtungen verharmlosen oder sogar begünstigen.

Nun, im monatelangen Konflikt zwischen Demonstranten und Polizeikräften in Oregon zeichnet sich überraschend eine friedliche Lösung ab. Die Regierung in Washington und die demokratische Gouverneurin des Gliedstaats haben sich laut getrennten Presseerklärungen in Verhandlungen auf einen Plan geeinigt, um den mit Gewalt verbundenen Ausschreitungen rund um ein Gerichtsgebäude in der Stadt Portland ein Ende zu bereiten. Die beiden Seiten stellten die Einigung aber recht verschieden dar.

Aus der Umgebung der Gouverneurin hört man: die Bundesbehörden willigten in einen schrittweisen Abzug ihrer Polizeikräfte aus der Stadt ein. An ihrer Stelle werde die Polizei Oregons den Schutz des Gerichtsgebäudes übernehmen. Portland beschuldigte die Bundespolizisten in ihrer Mitteilung wie schon früher, sie hätten sich wie eine Besetzungsmacht aufgeführt und sich geweigert, Rechenschaft über ihre Aktivitäten abzulegen, wodurch sie Gewalt und Konflikt in die Stadt gebracht hätten.

Auf Bundesebene erklärte man hinwieder, dass die Kräfte der Bundesregierung erst abziehen würden, wenn die Organe des Gliedstaats bewiesen hätten, dass sie den Schutz der Bundeseinrichtungen garantieren könnten. Also ziehen sich die Bundespolizisten zunächst ins Innere des Gebäudes zurück. Damit würden sie, ganz nach dem Motto „Aus den Augen, aus dem Sinn“, eine Entspannung der Lage ermöglichen.

Immerhin – es ist wieder ruhiger geworden, in Portland.

Portland: hier musste Trump einen Rückzieher machen

Heuer gehen nur Privilegierte auf die Pilgerreise nach Mekka

Einschränkungen bei der Haddsch 2020

Derzeit sollte Muslime wieder dran denken, eine ihrer religiösen Pflichten zu verrichten. Denn mindestens einmal im Leben soll jeder Muslim die Pilgerreise nach Mekka antreten. Denn die Pilgerreise nach Mekka ist eine der fünf Säulen des Islam. Jeder fromme Muslim, der gesund ist und es sich leisten kann, ist angehalten, mindestens einmal im Leben an der Pilgerfahrt teilzunehmen. Über die „normale“ Haddsch und ihren ritualisierten Ablauf habe ich am 30.August 2017 geschrieben: https://christachorherr.wordpress.com/2017/08/30/der-haddsch/

Auch Umra oder Ohmra stehen für Ausländer heuer nicht offen. Das ist eine islamische Pilgerfahrt nach Mekka. Diese kleine Pilgerfahrt kann im Gegensatz zur großen Pilgerfahrt, dem Haddsch, der zeitlich fixiert ist, jederzeit im Jahr durchgeführt werden.

Aber heuer ist alles anders: 2019 kamen noch 2,5 Millionen Pilger aus allen Himmelsrichtungen nach Mekka. Aus Sorge vor einem Anstieg der Corona-Fälle begrenzt Saudi-Arabien die Zahl der Pilger bei der diesjährigen Hadsch-Wallfahrt drastisch. Statt einer unüberschaubaren Menschenmenge dürften sich nun womöglich nur wenige tausend Bürger Saudi-Arabiens sowie einige dauerhaft dort lebende Ausländer zusammenfinden. Bedingung: Sie müssen einen Mundschutz tragen. Internationale Pilger werden gar nicht erst ins Land gelassen. Saudi-Arabien hatte bereits Ende März 2020 die Muslime aufgerufen, ihre Pläne für eine Wallfahrt nach Mekka zurückzustellen. Im Raum stand auch eine komplette Absage. Der Hadsch beginnt in diesem Jahr Ende Juli. (Dienstag 28. Juli bis Sonntag, 2. August). Es ist das erste Mal in der modernen Geschichte des Landes, dass außerhalb des Königreichs lebende Gläubige nicht bei dem Haddsch dabei sein dürfen.

Viele gläubige Muslime sparen ein Leben lang, um die Pilgerfahrt anzutreten. Ihre Enttäuschung gehe daher deutlich über den Frust einfacher Touristen über gestrichene Sommerurlaube hinaus.

Das Geschäft mit den Pilgern zählt nach dem Öl zu den wichtigsten Einnahmequellen für Saudi-Arabien. 2019 nahmen fast 2,5 Millionen Menschen an Wallfahrten nach Mekka und Medina teil, darunter 1,8 Millionen Pilger aus dem Ausland. Es wird 2020 mit einem Ausfall von knapp 11 Milliarden Euro gerechnet. Hotels, Händler, Restaurants, Friseurläden und andere Geschäfte sind schwer betroffen, insbesondere die Reisebüros. Taxichauffeure und Fremdenführer sind arbeitslos. Der Internationale Währungsfonds prognostiziert für dieses Jahr bereits eine Schrumpfung der saudischen Wirtschaft um 6,8 Prozent.

Um diese Jahreszeit ist es sehr heiß in Mekka, bis 48° kann die Quecksilbersäule anteigen. Am Weg zum zentralen Ort der Hadsch – gut 25 Kilometer südöstlich von Mekka – sollte man mit ausreichend Wasser ausgerüstet sein. Die Pilger schlafen nachts auf dem warmen Boden, bedecken sich mit ihren dünnen, bunten Gebetsteppichen und sind auf die saudischen Essensboten angewiesen, die auf der Straße immer wieder kleine Portionen Reis mit Fleisch an die Pilger verteilen. Am „Tag von Arafa“ ist die Zahl der Gläubigen an einem Ort am höchsten. Wegen des festen Datums dieser Wallfahrtsetappe treffen tatsächlich alle Pilger zusammen.  Zu den anderen Wallfahrtsorten hingegen können die Gläubigen an verschiedenen Tagen kommen und damit zeitlich versetzt eintreffen. Z.B. die Umrundung der Kaaba. Diese ist ein quaderförmiges Gebäude im Innenhof der Heiligen Moschee in Mekka und bildet als „Haus Gottes“ das zentrale Heiligtum des Islams. Zu Kaaba habe ich auch geschrieben: https://christachorherr.wordpress.com/2018/08/26/zur-kaaba/

Der Besuch der gekennzeichneten Arafat Ebene mit dem Dschabal ar-Rahma als Zentrum ist obligatorisch, damit ein Haddsch gültig wird. Der Legende nach heißt der Platz am Fuße des Berges „Arafa“, was so viel wie „Kennenlernen“ bedeutet. Adam und Eva sollen sich hier wiedergetroffen haben, nachdem sie aus dem Paradies vertrieben wurden. An diesem Ort soll auch der Prophet Mohammed seine letzte Ansprache an die Muslime gehalten haben. In dieser Abschiedspredigt sprach er über die Gleichheit der Menschen, die Rechte der Frauen und den Haddsch. Zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang, also in einer relativ kleinen Zeitspanne und auf einer begrenzten Fläche von 78 Quadratkilometer treffen alle Pilger zusammen. Laut Überlieferung vergibt Gott an diesem Tag vielen Menschen. Muslime glauben daran, dass ein Hadsch ein Neustart im Leben ist, dass hier alle Sünden vergeben werden. Entscheidend dafür ist dieses Stehen am „Berg der Barmherzigkeit“.

Seit Ende Mai erlaubt Saudi-Arabien unter strengen Auflagen wieder den Zugang zur Großen Moschee in Mekka und zur Moschee des Propheten Mohammed in Medina zum Gebet.

Saudi-Arabien hat bisher mehr als 209.000 Infektionen mit dem Virus SARS-CoV-2 und mehr als 1300 Tote in Verbindung mit dieser gemeldet (diese Zahlen ändern sich laufend). Es ist damit das arabische Land mit den meisten Fällen. Die Zahl der täglichen Neuinfektionen war zuletzt noch einmal deutlich angestiegen und kletterte in der vergangenen Woche auf fast 5000. Trotzdem lockerte die Regierung am Sonntag die landesweiten Ausgangsbeschränkungen.

Bereits in früheren Jahren hatten Katastrophen der Hadsch zugesetzt – so etwa jene Massenpanik im Jahr 2015, bei der Nachrichtenagenturen zufolge mehr als 2000 Menschen ums Leben kamen. Nach dem Unglück wurde die Kompetenz der saudischen Organisatoren in manchen anderen islamischen Ländern offen angezweifelt.

Aber Muslime weltweit empfinden weiterhin große Sehnsucht, die heiligen Stätten zu besuchen, in Gottes Haus einzutreten und in den Fußstapfen des Propheten Mohammed zu wandeln. Für sie sei der Hadsch ein großes emotionales Erlebnis. Und das ist mit Blick auf die langfristigen Perspektiven des religiösen Tourismus sehr, sehr wichtig.

Ich wünsche allen Muslimen, dass ihr Haddsch in Zukunft wieder problemlos durchgeführt werden kann.

Heuer gehen nur Privilegierte auf die Pilgerreise nach Mekka

Eine Sommer-Lese-Empfehlung

Besonders für Liebhaber eines vergangenen Amerikas

Ich bin eher zufällig auf dieses Buch gestoßen: es ist zwar schon 2018 herausgekommen; aber was mich dazu geführt hat, dieses Buch zu lesen war sein erstgenannter Autor – Bill Clinton, und James Patterson.

Das Buch handelt von einer Bedrohung so gigantischen Ausmaßes, dass sie nicht nur das Weiße Haus und die Wall Street in Aufruhr versetzt, sondern ganz Amerika. Angst und Ungewissheit halten die Nation in ihrem Würgegriff. Gerüchte brodeln – über Cyberterror und Spionage und einen Verräter im Kabinett. Sogar der Präsident selbst gerät unter Verdacht und ist plötzlich von der Bildfläche verschwunden.

So bewirbt Amazon das Produkt: In der packenden Schilderung dreier atemberaubend dramatischer Tage wirft „The President Is Missing“ ein Schlaglicht auf die komplizierten Mechanismen, die für das reibungslose Funktionieren einer hoch entwickelten Industrienation wie Amerika sorgen, und ihre Störanfälligkeit. Gespickt mit Informationen, über die wahrscheinlich nur ein ehemaliger Oberbefehlshaber verfügt, ist dies wohl der ein authentischer Roman jüngerer Zeit, eine Geschichte – von historischer Tragweite und spannend erzählt.

Wie Sie vielleicht schon wissen, mag ich Polit-Thriller. Dieser ist ein solcher. Und einiges in dem Buch kann nur aus dem Wissen eines Insiders kommen. Wie groß der Ehrgeiz jener ist, die nicht Präsident geworden sind (jeder Senator hält sich für eine bessere Version eines Präsidenten). Und was daher von denen getan wird – das natürlich dem Land nicht gerade nutzt, um ihre eigene Sache zu fördern. Wie stark die Emotionen jener sind, die „verloren“ haben, und wie sehr sie längerfristig auf „Rache“ hoffen.  Man erfährt in diesem Buch so einiges, wie es „normalerweise“ im Weißen Haus zugeht. Es erscheint zuweilen schon ein wenig Ähnlichkeit mit einem Intrigantenstadel zu haben. Dass ein Präsident eigentlich – nach außen hin – nicht krank sein darf, kann ich mir schon vorstellen, dass er ekine Zeit zu trauern hat – auch noch.  

Sicher, in diesem Buch kommt viel heftig vorgetragener amerikanischer Patriotismus vor – (so ein bissel wie in dem Film „Independance Day“). Und dass Amerika das „größte, wunderbarste“ Land, das man sich vorstellen kann, sei, naja, das ist ja derzeit unter Trump eh schon Geschichte.  Gerade lese ich, dass US Truppen aus Deutschland abgezogen werden).

Ja, und in diesem Thriller sind Israel und Deutschland die vertrauenswürdigsten Verbündeten der USA – für Deutschland gilt das jetzt sicher nicht mehr! Der Artikel 5 der Nato Vertrages wird zitiert: Im Nordatlantikvertrag, dem Vertrag über die NATO, ist in Artikel 5 der Bündnisfall als bewaffneter Angriff mit der Reaktion der gemeinsamen Ausübung des in Artikel 51 der Satzung der UN anerkannten Rechts der Selbstverteidigung bezeichnet.

Ich selber bin ja schon so auf „Corona“ fixiert, dass ich einen Virus, der in dem Buch eine wesentliche Rolle spielt, als einen krankheitserregenden angenommen habe. Hier im Rahmen dieser Geschichte geht es um einen sehr cleveren Computervirus, der die USA ins dunkle Mittelalter zurückführen soll. Dieses Virus wäre in der Lage, alle Dateien auf allen vernetzten Computern unwiederbringlich zu löschen, und damit unfassbares Chaos auszulösen. Das würde z.B. auch Daten von Banken, Versicherungen, Servern, Telphoneinrichtungen, etc. betreffen. Es wären alle automatischen Anlagen wie Bankomaten, Tankstellen aber auch Computerkassen stillgelegt. In Amerika besonders wichtig auch Wasserreinigunganlagen, etc.

Dass dieses Zurückbomben ins Mittelalter keinen Erfolg haben wird, ist von Anfang an vorhersehbar. Dass sich ein Präsident wirklich so verhält, ist in höchstem Maße unwahrscheinlich. Dass es letztlich zwei ausländische Computergenies sind, die die USA retten, ist etwas unerwartet. Naja, dass die Russen am Ende „die Bösen“ sind, ist schon eher wahrscheinlich. Auch die Saudis werden als positive Partner der US dargestellt. Seit Clintons Zeit hat sich die Welt radikal verändert, daher wirkt manches etwas “altmodisch“. Es entspricht auch dessen Zeit (1993 – 2001), dass die Terroristin aus Bosnien kommt, wo ihre Eltern aufs grausamste umgebracht worden sind. Für ausreichend Geld bekamt man durchaus effektive Terroristen, zu allem bereit. Und von einem drohenden Impeachment kann Bill Clinton selbst berichten.

Das Ende stellt eine Rede dar, vom geretteten Präsidenten vor beiden Kammern gehalten, die wahrscheinlich die politischen Wünsche Clintons reflektiert – und eine „Auflösung“ der Intrige enthält, falls es der geneigte Leser das bis dahin nicht selbst durchschaut hat.

Interessant für mich war aber, dass „mangelndes Vertrauen“ ineinander als eines der größten Probleme der damaligen Regierung dargestellt wurde. Mit Donald  Trump hat sich das  vieles geändert.

Jedenfalls eine spannende Sommerlektüre für die Verreisten und Daheimgebliebenen.

Eine Sommer-Lese-Empfehlung

Gilt es noch, das Gleichgewicht des Schreckens?

Gedanken anlässlich der bevorstehenden Gedenktage an Hiroshima und Nagasaki

Demnächst gedenken wir wieder der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki am 6. August und 9. August 1945. 75 Jahre sind es her. Es waren die bislang (und hoffentlich für immer!) einzigen Einsätze von Atomwaffen in einem Krieg. Sechs Tage danach gab Kaiser Hirohito mit der Rede vom 15. August die Beendigung des „Großostasiatischen Krieges“ bekannt. Das Gedenken an die Opfer spielt in Japan eine große Rolle in der nationalen Kultur und im nationalen Selbstverständnis. Weltweit wurden Hiroshima und Nagasaki zu Symbolen für die Schrecken des Krieges und vor allem eines möglichen Atomkrieges zu Zeiten des Kalten Krieges.

Den Befehl zum Einsatz der neuen Waffe gab US-Präsident Harry S. Truman, Nachfolger des am 12. April 1945 verstorbenen Franklin D. Roosevelt. Dieser Präsident war erst sehr kurz im Amt, als er das befohlen hatte. Das Motiv für den Einsatz der Bomben war, Japan möglichst schnell zur Kapitulation zu bewegen und so den Krieg zu beenden, bzw. viele tote amerikanische Soldaten, die in einem derartigen Kampf fallen könnten, zu vermeiden. Es war sicher auch eine emotionale Entscheidung, eines Präsidenten, der von der Entwicklung der Bombe bis dahin nichts gewusst hatte. Die Atombombenexplosionen töteten insgesamt ca. 100.000 Menschen sofort – fast ausschließlich Zivilisten und von der japanischen Armee verschleppte Zwangsarbeiter. An Folgeschäden starben bis Ende 1945 weitere 130.000 Menschen. In den nächsten Jahren kamen noch viele hinzu, die sehr unter der Strahlungskrankheit gelitten hatten. Hiroshima z.B. hielt man in den USA für das am besten geeignete Ziel, da es als einzige der Städte, die zur Auswahl standen, keine Kriegsgefangenenlager hatte. Hiroshima bestand bis auf einige Betonbauten im Zentrum aus Holzbauten. Die US-Militärs rechneten daher mit einem Feuersturm. Industrieanlagen in den Außenbezirken der Stadt sollten dadurch ebenfalls zerstört werden. Kriegsführung ist zynisch!

Dieser Einsatz der Atombomben führte in der Zeit des Kalten Krieges – also immerhin bis 1989 – zu einem Gleichgewicht des Schreckens. Das bedeutet eine Situation, in der eine Nuklearmacht vom Ersteinsatz von Nuklearwaffen dadurch abgehalten wird, dass der Angegriffene selbst nach einem nuklearen Erstschlag noch vernichtend zurückschlagen könnte. Damit ist kein statisches Gleichgewicht gemeint, in dem das Wettrüsten zu einem Stillstand gekommen wäre. Vielmehr bezeichnet der Begriff ein dynamisches Gleichgewicht, in dem die wechselseitigen Drohungen durch atomares Wettrüsten die Eskalation zu einem „heißen“ Krieg, also zu einer direkten bewaffneten Auseinandersetzung zwischen den Supermächten verhinderte. Nach der Doktrin der „mutually assured destruction“ war es nicht ausschlaggebend, ob die USA mehr oder weniger strategische Atomwaffen besitzen als die Sowjetunion. Maßstab war nicht die Zahl, sondern die Fähigkeit, einen Erstschlag zu überstehen und danach noch genug Atomwaffen zu haben, um in einem Gegenschlag eine theoretisch kalkulierte Verwüstung in der Sowjetunion anrichten zu können, nämlich die „guaranteed destruction“. Als „guaranteed destruction“ wurde 1965 als die Kapazität an nuklearen Waffen definiert, die notwendig wäre, ein Viertel bis ein Drittel der sowjetischen Bevölkerung und zwei Drittel der sowjetischen Industrie zu vernichten.

Das Gleichgewicht des Schreckens funktionierte, in der damaligen, bipolaren Welt. Aber heute?

Jene Mächte, die noch immer über das mit erheblichem Abstand größte Arsenal an Atomsprengköpfen verfügen, sind die USA und Russland, es folgen China, Frankreich, Großbritannien, Pakistan, Indien, Israel, Nordkorea.  Der Iran arbeitet daran, zu diesem Kreis zu gehören. Zu Beginn des Jahres 2020 haben sich die knapp 13.400 weltweit vorhandenen Atomwaffen auf neun Staaten verteilt. Russland und die USA verfügen dabei über nukleare Arsenale mit jeweils rund 6.000 Atomsprengköpfen. Kann da das Gelichgewicht des Schreckens noch funktionieren, denn nicht die verfügbare Anzahl ist notwendigerweise ausschlaggebend, sondern allein die Tatsache, dass eine Bombe gezündet werden könnte.  Und das kann von unverantwortlichen Staaten, Gruppen oder Personen relativ leicht bewerkstelligt werden.  Ich denke da an eine so genannte „schmutzige Bombe“. Auch das ist eine Massenvernichtungswaffe, die aus einem konventionellen Sprengsatz besteht, der bei seiner Explosion radioaktives Material in der Umgebung verteilt.

Man hat immer wieder versucht, diesen „Schrecken“ zu begrenzen, auch heute noch.  USA und Russland wollen begonnene Abrüstungsgespräche fortsetzen. Die USA dringen derweil auf eine Teilnahme von China. Denn es wird angenommen, dass ein von drei Seiten unterstütztes Rüstungskontrollabkommen bessere Aussichten hat, ein unglaublich destabilisierendes Wettrüsten dreier Seiten zu verhindern. Pekings Programm für nukleare Aufrüstung sei „geheim, nicht transparent und werde nicht aufhören“. Russland wünscht sich multilaterale Gespräche unter Einbeziehung der europäischen Atomwaffenmächte Großbritannien und Frankreich. Der Zeitdruck ist groß, denn der New-Start-Vertrag zur Begrenzung des nuklearen Potenzials der USA und Russlands läuft im Februar 2021 aus.

Wir alle könne nur hoffen, dass sinnvolle, haltbare Verträge zustande kommen, die die Welt davor bewahren, atomar angegriffen zu werden.

Gilt es noch, das Gleichgewicht des Schreckens?

Die Brieffreundinnen – Penpals – meiner Jugend

in England und den USA

Als ich die Oberstufe besuchte, vermittelten uns unsere Lehrerinnen Brieffreundschaften in Großbritannien und in den USA. Wir bekamen also Adressen und wurden aufgefordert an diese Penpals Briefe zu schreiben, in denen wir über unser Leben berichten und unser Land beschreiben sollten. Außerdem sollte unsere Handschrift möglichst leserlich sein.

Naja, heute braucht man das alles nicht mehr, denn wir haben ja die sozialen Medien über die wir unsere „Freunde“ im Inland und im Ausland finden. Das funktioniert dann ziemlich spontan.

Uns wurde damals empfohlen, besonders über unsere Hobbys zu schreiben. Mein damaliges Hobby war Bergsteigen. Vokabeln, die dieses Hobby beschreiben, kannte ich eher nicht. Ich kann mich nicht an vieles erinnern, aber sicher, dass ich z.B. nachgeschaut habe (im Langenscheidt) was z.B. Gämse heißt, denn ich wollte berichten, dass ich welche gesehen habe.

Zuerst „setzte man so einen Brief auf“. Meist noch in deutscher Sprache, dann versuchte man, dies in die englische Sprache zu übersetzten. Wenn man mit dem Ergebnis zufrieden war, übertrug man es auf Briefpapier. Das Briefpapier hatte man sorgfältig ausgewählt, ich liebte es damals eher bunt, und die für die Füllfeder verwendete Tinte war grün. Dann übertrug man die erhaltene Adresse auf ein Kuvert – passend zum Briefpapier – und begab sich zur Post. Dort wurde der Brief frankiert, gestempelt und auf den Weg geschickt. Jetzt konnte man sich zufrieden zurücklehnen, denn es würde schon eine Zeit dauern, bis Antwort kam. Ich rechnete mit einem Minimum von 14 Tagen, aber auch nur wenn die Partnerin den Brief gleich beantwortete.

Der amerikanischen Brieffreundin schrieb man auf einem Aerogramm. Das war ein Luftpostbrief, auf den man – zusammengefaltet – die Adresse schreiben konnte. Dafür war das Porto etwas billiger, als für einen „normalen Brief“ (den man aber dennoch auf Luftpostpapier schreiben musste).

Die Korrespondenz lief wirklich fürchterlich steif und gestelzt ab, aber zufriedene Lehrerinnen stellten fest, dass wir es immerhin versucht hatten.

Mit der englischen Freundin wurde ein Austausch geplant, ich sollte auf 4 Wochen zu ihr und ihren Eltern nach England kommen, das drauffolgende Jahr kam sie dann zu uns nach Wien. Sie hieß Anne, wohnte in Ilford Essex. Den Namen Ilford kannte man damals von Filmen (nämlich Filmrollen für Photoapparate). Die Reise per Bahn und Fähre war lang und recht mühsam. Man war sehr freundlich zu mir in England (immerhin war es ja erst kurz nach dem zweiten Weltkrieg, als ich dort auftauchte), Annes Eltern betrieben ein Zuckerlgeschäft. Ich wurde anfänglich in die Schule mitgenommen (bis dann bald auch dort die Ferien begannen), wo ich einige Mädchen traf, die mir wesentlich sympathischer als die etwas fade Anne waren. Ich war nie ein plaudernder, small-talk-Typ, was etwas enttäuschend für die Familie war, ich las lieber. Wir fuhren mehrmals nach London, wo wir halt die Sehenswürdigkeiten abklapperten. Ich glaube mich zu erinnern, dass wir auch einmal in Brighton waren. Mein Eindruck war: wenig Sonne, viel Regen, alles grau  … Und überhaupt war z.B. die Nahrungsversorgung in England schlechter als die damals in Österreich war- was mich aber nicht störte sondern nur wunderte.  Der Gegenbesuch verlief ähnlich, bei schönerem Wetter.

Die amerikanische Brieffreundin lebte in San Francisco. Ihren Namen habe ich leider vergessen. Als ich dann mein Stipendium für ein Studium in den USA bekommen hatte und ich in Fresno – Kalifornien –  das Studienjahr verbrachte, erzählte ich meiner dortigen Freundin – Marilynne,  dass ich eine Brieffreundin in San Francisco hätte. Sie fand das interessant und wir vereinbarten, gemeinsam zu dieser Brieffreundin zu fahren. Marilynne hatte ihr eigenes Auto, eine Tatsache die mich maßlos faszinierte, da ja bei uns damals Autos nur von Privilegierten gefahren wurden.

Wir besuchten also meine Brieffreundin – sie lebte in einer Latino-Familie -, die gar keine große Freude über unseren Besuch hatte. Wir trollten uns dann auch sehr bald. Ich war etwas enttäuscht und Marilynne – die eigentlich kein Snob war –, dass die Familie „on the wrong side of the railroadtrack“ wohnte. Derartige Ortbezeichnungen warten mir neu.  Und es war vielleicht eines der ersten Zeichen des amerikanischen Rassismus (was mir aber damals nicht besonders auffiel). Aber die sogenannten „wetbacks“ (Leute aus Mexiko, die illegal eingewandert waren, indem sie durch den Grenzfluss schwammen) waren etwas verachtete Erntehelfer, die aber in den landwirtschaftlich geprägten  Gebieten, in denen Fresno lag, dringend gebraucht wurden. Wahrscheinlich hat Marilynne alle Latinos als ursprüngliche wetbacks gehalten und in einem „falschen“ Stadtteil Wohnen als Makel empfunden.

Anne hat irgendwann einmal viel später mit ihrem Mann Wien besucht, sie hat mir vorgeschwafelt, wie gut sie jetzt verheiratet wäre – sie hat mir ihrem Mann auch in einem teuren Hotel gewohnt. Ich glaube, sie wollte mir das nur vorführen, später habe ich nichts mehr von ihr gehört.

Bei Penpals – Briefreunden – war auch damals schon von echter Freundschaft keine Rede – außer in Ausnahmefällen.

Die Brieffreundinnen – Penpals – meiner Jugend

Cui bono? (Zu wessen Vorteil?)

Wieder einmal: eine explosive Gemengelage an der Grenze zwischen Libanon und Israel

Ich lese: Israel berichtet über schwere Gefechte mit Hisbollah: Israels Militär wirft der Hisbollah vor, bewaffnet die De-facto-Grenze nach Israel überquert zu haben, es habe heftige Schusswechsel gegeben. Die Miliz bestreitet alles.

Das Gebiet liegt an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon. Seit Monaten wird vor einem neuen Waffengang zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah gewarnt. Im Zentrum der Besorgnis steht die Aufrüstung der schiitischen Organisation. Angesichts ihrer engen Beziehungen zu Iran und Syrien drohen möglicherweise gesamtregionale Konfliktszenarien. Israel will Syrien als mutmaßliches Transitland für die Waffen der Hisbollah zur Verantwortung ziehen. Damaskus und Teheran haben sich mit der Hisbollah und der palästinensischen Hamas demonstrativ zu einer „Achse des Widerstands“ zusammengeschlossen.

Es ist eine explosive Gemengelage: Der Libanon implodiert derzeit. Hunger und Angst vor neuem Blutvergießen greifen um sich. Die Wirtschaft ist zusammengebrochen, der Wert der Landeswährung ist verfallen, die Preise sind explodiert. Die Mittelschicht verarmt, die unteren Schichten leiden Hunger. Es helfen fast nur mehr jene Libanesen, die im Ausland leben, und Geld nach Hause schicken. Das kleine Land am Mittelmeer erlebt seit Monaten die schwersten Wirtschafts- und Finanzkrisen seit Ende des Bürgerkriegs 1990. Im März konnte die Regierung erstmals Anleihen nicht bedienen. Der Libanon gehört zu den am stärksten verschuldeten Staaten auf der Welt. Wegen der schweren Wirtschafts- und Finanzkrise klagen die Libanesen über leere Supermarktregale und geschlossene Geschäfte. Die Regierung verhandelt deswegen mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) über ein Rettungsprogramm. Ein Viertel der Bevölkerung besteht aus Flüchtlingen, die meisten jene, die aus Syrien geflohen sind. Und dazu kommt Corona!  Und der dadurch unvermeidlich gewordene Lockdown. Misswirtschaft, Korruption und Klientelismus haben das Land schon vorher schwach gehalten, nun hat es den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie nichts entgegenzusetzen.

In Israel fordern Tausende Israelis den Rücktritt von Premier Netanjahu. Er ist wegen Korruption angeklagt und steht wegen seiner Corona-Politik massiv in der Kritik.

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben militärische Ziele im Süden Syriens angegriffen. Dabei handele es sich um eine Reaktion auf den Beschuss der von Israel besetzten Golanhöhen von Syrien aus, äußerte die Armee dazu. Bei den Zielen handelte es sich um Armeestellungen rund um die Ortschaft Quneitra. Dabei seien zwei Soldaten leicht verletzt worden. Auch Waldbrände seien dadurch entstanden. Man sei sicher, dass die vom Iran unterstützte Gruppe versucht habe, Israel zu infiltrieren, teilte das israelische Militär mit. Die israelische Armee hatte am Donnerstag eine Verstärkung ihrer Truppen im Norden des Landes angekündigt. Weitere Infanteristen sollen dem sogenannten Nord-Kommando zugewiesen werden. Die sogenannte Blaue Linie markiert die De-facto-Grenze zwischen den beiden Ländern Israel und Libanon. Anwohner in der Region wurden aufgefordert, zu Hause zu bleiben. Straßen wurden gesperrt. Der Vorfall sei wohl noch nicht vorüber, meint man in Israel. Die Hisbollah und der Staat Libanon tragen die volle Verantwortung für diesen Vorfall und für jeden Angriff, der von libanesischem Territorium auf den Staat Israel verübt wird, sagte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu anschließend in einer Fernsehansprache. Die Hisbollah muss wissen, dass sie mit dem Feuer spielt. Ein jeder Angriff auf uns wird mit großer Stärke beantwortet werden.

Dies Hisbollah baut(e) ein Tunnelsystem an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon. Mitarbeiter der UN-Friedensmission UNIFILL im Libanon hatten die Existenz von insgesamt drei Tunneln bestätigt, welche nach Israel führten. Laut UNIFILL verstießen diese gegen die Resolution des UN-Sicherheitsrats, mit der 2006 der Krieg zwischen dem Libanon und Israel beendet wurde. Nach israelischen Angaben handelte es sich um „Angriffstunnel“ der Hisbollah, die Attacken auf israelische Zivilisten dienten. Bereits 2018 hatte das israelische Militär Tunnelsysteme der Hisbollah im Grenzgebiet zerstört. Das neue Warnsystem sei eine reine Vorsichtsmaßnahme. Der Bau erfolge nur auf der israelischen Seite der Grenze und man habe UNIFILL vorsichtshalber über das Projekt informiert. Israel baut zudem zum Schutz vor Angriffen der Hisbollah entlang der Nordgrenze eine bis zu neun Meter hohe und rund 130 Kilometer lange Sperranlage.

Die Hisbollah (Partei Gottes) ist eine islamistisch-schiitische Partei und Miliz im Libanon. Als „Staat im Staat“ kontrolliert die Hisbollah den Libanon über ihre Miliz nicht nur militärisch, sondern über ihre Partei auch politisch. Sie entstand ab 1982 als eine aus dem Untergrund operierende paramilitärische Organisation durch den Zusammenschluss verschiedener schiitischer Gruppen beim Widerstand gegen die damalige israelische Invasion. Die Hochburgen der Organisation liegen im Süden des Libanon, in der Bekaa-Ebene sowie in Südbeirut. An ihrer Spitze stehen schiitische Gelehrte; als oberste geistliche Autorität wird der Revolutionsführer der Islamischen Republik Iran, Ajatollah Sejjed Ali Chamene’i angesehen. Generalsekretär und Oberbefehlshaber der Hisbollah-Milizen ist Hassan Nasrallah.

Seit 1992 ist die Hisbollah auch in der libanesischen Nationalversammlung vertreten. Seitdem hat sie sich zu einem militärischen, sozialen und politischen Machtfaktor entwickelt. Sie stellt nach der Parlamentswahl 2018 mit 13 Mandaten etwa 10 % der Parlamentsabgeordneten und war schon in mehreren Kabinetten der libanesischen Regierung vertreten.

Die Hisbollah ist für zahlreiche Anschläge gegen die israelische Armee verantwortlich. Bei vielen weiteren Anschlägen gegen jüdische oder westliche, vorwiegend US-amerikanische Einrichtungen weltweit wird ihre Beteiligung angenommen. Die Hisbollah arbeitet als Gemeinschaft aller gläubigen Muslime für die Verwirklichung des islamischen Staates unter der Herrschaft religiöser Rechtsgelehrter. Die Milizen der Hisbollah sehen sich selbst, vor allem angesichts der schwachen libanesischen Armee, in der Rolle des Beschützers vor Israel.

Ausgang der derzeitigen Situation: offen!

Cui bono? (Zu wessen Vorteil?)

Nicht alles, das lange dauert, ist auch gut! Oder doch?

Wenn ich mir so die Nachrichten lese, anhöre und anschaue, werde ich richtig grantig.

Karl-Heinz Grasser und der BUWOG Prozess

Am Prozesstag 148 (!!!) steht Karl-Heinz Grasser wieder vor Gericht. Am 148. Prozesstag stand dabei die Zeugenbefragung von Heinrich S., Wirtschaftstreuhänder in der Schweiz, per Videokonferenz am Programm. In dem Mega-Verfahren geht es um Korruptionsvorwürfe im Zusammenhang mit der BUWOG-Privatisierung. Die Affäre war bereits im Jahr 2009 durch Zufall aufgedeckt worden. Die BUWOG-Affäre umfasst mögliche Untreue, illegale Absprachen und Provisionszahlungen in Zusammenhang mit der Privatisierung von 60.000 Bundeswohnungen der Bauen und Wohnen GmbH (BUWOG) durch den damaligen österreichischen Finanzminister Karl-Heinz Grasser (FPÖ). Der Republik Österreich sollen dadurch bis zu einer Milliarde Euro entgangen sein.

2017 startet der Prozess um die BUWOG- und Terminal-Tower-Affären im Großen Schwurgerichtssaal des Landesgerichts Wien, der extra dafür um 500.000 Euro umgebaut und adaptiert wurde. Es geht im Kern um verdächtige Provisionszahlungen und den Verdacht der Bestechung bei Projekten des Finanzministeriums in der Amtszeit Karl-Heinz Grassers (FPÖ/ÖVP). Die über sieben Jahre dauernden Ermittlungen mündeten in der Anklage von 15 Personen. Die Anklageschrift umfasst 825 Seiten und basiert auf Hunderten Zeugeneinvernahmen, Hausdurchsuchungen, Telefon-Überwachungen und Konto-Öffnungen. 156 Terabyte Daten haben die Staatsanwälte gesichtet.

Das Gericht muss eine entscheidende Frage klären: Hat Grasser sein Insiderwissen als Minister bei der Privatisierung von Bundeswohnungen im Jahr 2004 ausgenutzt, um Informationen weiterzugeben und sich selbst zu bereichern? Der frühere FPÖ-Politiker und Vertraute des damaligen FPÖ-Chefs Jörg Haider, der von Februar 2000 bis Jänner 2007 Finanzminister in zwei ÖVP-geführten Bundesregierungen war, bestreitet dies vehement. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Heute geht es um das „Schwiegermuttergeld“. (Können Sie den Ausdruck auch schon nicht mehr hören?) Grasser hatte in den Jahren 2005 und 2006 auf das Konto der Gesellschaft Ferint AG bei der Meinl Bank 500.000 Euro nach Schalterschluss der Bank in bar eingezahlt. Das Geld hat Grasser nach eigenen Angaben von seiner Schwiegermutter aus der Swarovski-Unternehmerfamilie bekommen. Diese hatte das aber nicht bestätigt. Das Geld landete – nach Veranlagung in Meinl-Wertpapieren und einer Veranlagung in einen Genussschein der Hypo Alpe Adria-Bank – auf einem Konto der Briefkastengesellschaft Mandarin in der Schweiz.

Parallel zu den gerichtlichen Verfahren liefen Untersuchungsausschüsse. Und es gibt keine stichhaltigen Ergebnisse. Ich kann nicht nachvollziehen, warum das alles so lange dauert. Und kann das das alles nicht mehr hören. Mein Vertrauen in Politik, aber leider auch Gerichte schwindet. Ich halte auch nichts von ergebnislosen Untersuchungsausschüssen.

Berg-Karabach im Clinch mit Armenien

An der Grenze zwischen Armenien und Aserbaidschan ist es erneut zu tödlichen Schüssen gekommen. Ein armenischer Soldat sei durch Schüsse eines Scharfschützen von aserbaidschanischer Seite aus getötet worden, erklärte das armenische Verteidigungsministerium. Meine Haushaltshilfe, die aus Armenien kommt, hat schon länger über Unruhen dort geklagt. Ich war dort gewesen, in Aserbaidschan, an der Grenze zu Berg-Karabach. Ein wunderschönes Gebiet, das mich stark an das Salzkammergut erinnert hat. Und ich habe sie gesehen, die Gräber die Freiheitskämpfer, schön geschmückt, der „Helden“, die bei diesen Auseinandersetzungen gefallen sind. Lauter blutjunge Burschen! Aserbaidschan wiederum warf Armenien vor, „großkalibrige Maschinengewehre und Scharfschützen-Gewehre“ eingesetzt und eine Waffenruhe an der Grenze in den vergangenen 24 Stunden mehrfach gebrochen zu haben.

In den vergangenen Wochen hatte es wiederholt Grenzgefechte zwischen der aserbaidschanischen und der armenischen Armee gegeben. Es waren die schwersten Gefechte zwischen den beiden verfeindeten Nachbarländern seit 2016. Insgesamt wurden laut offiziellen Angaben bisher mindestens 19 Menschen auf beiden Seiten getötet.

Die beiden Kaukasus-Länder Armenien und Aserbaidschan befinden sich seit fast 30 Jahren in einem Konflikt um die Kontrolle über die Region Berg-Karabach. Das mehrheitlich von Armeniern bewohnte Berg-Karabach war zu Sowjetzeiten Aserbaidschanzugeschlagen worden. Pro-armenische Rebellen brachten das Gebiet Ende der 80er Jahre unter ihre Kontrolle. 1991 rief Berg-Karabach seine Unabhängigkeit aus, international wird das Gebiet jedoch bis heute nicht als eigenständiger Staat anerkannt.

Russland und westliche Staaten haben die beiden Länder in den vergangenen Wochen zur Deeskalation aufgerufen. Befürchtet wird auch, dass Russland und die Türkei, die Aserbaidschan unterstützt, in den Konflikt hineingezogen werden könnten.

Neueste Corona-Verordnungen

Es wurden wieder neue Corona-Verordnungen herausgegeben. Ich habe versucht, sie zu lesen um zu wissen, was nun wo ab wann gilt oder nicht. Ich gebe zu, es ist schwer, sich auszukennen, was gilt, wo es Ausnahmen gibt etc. Aber „die Tinte auf dem Papier“ auf dem diese neuen Verordnungen gedruckt waren, war noch nicht trocken, da sind schon die Kritiker angerückt – und haben lautstark die mangelnde Lesbarkeit (ja, da muss ich ihnen rechtgeben), aber auch angebliche Beistrichfehler (!), grammatikalische Fehler etc. beklagt.

Ich stelle mir das Verfassen von Verordnungen nicht ganz leicht vor, die Situation ändert sich laufend. Man weiß zwar heute schon viel mehr über das Virus, aber noch immer viel zu wenig. Und in der Situation muss man weitreichende Anordnungen treffen, die, wenn sie falsch sind, Menschenleben kosten können. Aber sicher nicht, weil Beistriche fehlen. Es muss derzeit schnell auf sich ständig ändernde Situationen auch legistisch eingegangen werden. Vielleicht ist da halt nicht immer Zeit, alle Experten einzubeziehen.

Ja, und hinterher ist halt jeder g’scheiter!

Nicht alles, das lange dauert, ist auch gut! Oder doch?