Am Bisamberg
Familienfeste finden bei uns in unterschiedlicher Zusammensetzung statt. Alle miteinander wären wir schon eine zu große Anzahl. Gestern – wie bereits erwähnt – ging es um die Geburtstage zweier Enkeltöchter von mir. Und – wie erwähnt – wurden sie im Berggasthof Magdalenenhof am Bisamberg gefeiert.
Die große Wiese mit alten Bäumen bot den Kindern viel Platz, da auch Spielgeräte aufgestellt sind, die Ziegen und Hühner bilden einen „Streichelzoo“. Die Erwachsenen konnten auf der sehr großen Terrasse weilen, die ca. zur Hälfte gedeckt ist. Im offenen Teil stehen große Schirme, die aber dann bei einsetzendem Regen nicht aufgespannt wurden. Es wurde uns erklärt, dass eine Sturmwarnung bestünde, und eventuelle Schäden dieser Schirme unter diesen Umständen von der Versicherung nicht ersetzt würden. Daher mussten wir „hinein“, hatten aber ein eigenes „Stüberl“ für uns. Darin konnten die Kinder allerhand ausgestopfte Tiere betrachten (andere meinten, wir säßen in einem Tierfriedhof). Der Hase mit zwei Hörnern erregt auch die Aufmerksamkeit der Erwachsenen. Er wurde photographiert, einem Zoologen zwecks Aufklärung übersandt. Dieser meinte, es handle sich um einen Wolpertinger. Wir mögen uns diesbezüglich im Internet schlaumachen. Nur dort reichte das Netz nicht für derartige Anfragen. Heute kann ich Ihnen berichten, warum es sich handelt: Der Wolpertinger ist ein bayerisches Fabelwesen, dessen genauer Ursprung unklar ist. Es wird als ein Mischwesen in unterschiedlichen Formen beschrieben und abgebildet, zum Beispiel als Eichhörnchen mit Entenschnabel oder als Hase mit Entenflügeln. Bekannt ist nur, dass Tierpräparatoren im 19. Jahrhundert begannen, Präparate aus Körperteilen von unterschiedlichen Tierarten zusammenzusetzen, um diese an leichtgläubige Touristen zu verkaufen. Als Raubtier soll der Wolpertinger kleinere Tiere fressen, aber auch Kräuter und Wurzeln. Laut Angaben im Münchner Jagd- und Fischereimuseum ernährt er sich ausschließlich von preußischen Weichschädeln. Der Legende nach gilt der Wolpertinger als sehr scheu. Eine bekannte Jagdregel lautet: Wolpertinger können ausschließlich von jungen, gutaussehenden Frauen gesichtet werden, wenn diese sich in der Abenddämmerung bei Vollmond der Begleitung eines rechten, zünftigen Mannsbildes anvertrauen, das die richtigen Stellen an abgelegenen Waldrändern kennt.
Eine andere Regel besagt, dass man ihn nur fangen kann, wenn man ihm Salz auf den Schwanz streut. Ebenfalls geläufig sei die Methode, bei Vollmond mit einer Kerze, einem Sack, einem Stock und einem Spaten loszuziehen. Der Sack wird durch den Stock offengehalten und die Kerze wird vor die Öffnung des Sackes gestellt. Wird der Wolpertinger durch das Kerzenlicht angelockt, kann man ihn mit Hilfe des Spatens in den Sack treiben. Es ist auch eine andere Methode überliefert: Eine Darstellung beschreibt den Wolpertinger mit verschieden langen Beinen rechts und links, so dass er nur auf freistehenden Hügeln in einer festgelegten Richtung laufen kann. Wenn es gelingt, ihn so zu erschrecken, dass er umkehrt und zurücklaufen will, fällt er zwangsläufig um und kann rasch eingefangen werden.
Nachdem wir die Terrasse aufgrund des einsetzenden Regens hatten verlassen müssen, versuchte man uns damit zu trösten, dass wir uns jetzt in jenem Teil des Hauses befänden, das früher der Kuhstall gewesen wäre. Auch der ehemalige Schweinestall stünde jetzt Gästen des Magdalenenhofes zur Verfügung. Dieses Lokal eignet sich trefflich für Familienfeiern, es war auch eine weitere Gruppe anwesend, deren Happy Birthday zu uns herüberklang. Aufgrund der vorhandenen Spielwiese etc. kommen auf viele Familien mit Kindern dorthin. Einen sehr herzigen kleinen Buben konnte seine Mutter nur schwer klarmachen, dass die Packerln, die bei uns noch vor der Verteilung herumstanden, nicht für ihn bestimmt waren.
Einer der Höhepunkte des Geburtstagsfestes war die Torte. Sie wurde von einer Freundin einer Freundin der Großmutter angefertigt. Es war eine sehr große Torte, die aus verschiedenfarbigen Schichten bestand, die nicht nur unterschiedlich aussahen sondern auch schmeckten. Die ganze Torte war als „Meerestorte“ „verkleidet“, außen wies sie unfassbare Verzierungen auf: Meerjungfrauen, Fische, Muscheln, Perlen etc. etc. Alles essbar (allerdings sehr süß). Es gab viele Geschenke, jeder hatte etwas mitgebracht, viele wunderhübsche Bücher waren darunter, aber auch glitzernde Einhörner (ich weiß nicht, warum gerade die bei kleinen Mädchen so beliebt sind), Bausätze (die gleich von den ebenfalls anwesenden Buben aufgegriffen wurden).
Schräg gegenüber diesem Etablissement steht eine fast verwunschen aussehende Villa in einem Garten mit wunderschönen alten Bäumen (auch eine Platane ist darunter) hinter einem Zaun und einem, mit einer Kette mit Schloss verriegelten Tor – zum Verkauf. Die Villa steht unter Denkmalschutz und ich glaube, man hofft, dass sie bei Gelegenheit zusammenfällt und man dann das Grundstück anderwärtig verwenden kann. Schade!
Also wenn Sie ein Familienfest mit Kindern planen: der Magdalenenhof sei dazu empfohlen (allerdings nur mit Auto, zu Fuß oder einer Art Liliputbahn aus Stammersdorf zu erreichen).