Unser mystisches Halloween Fest

Im mystischen Waldviertel unter einem blue moon

Heute ist Halloween – nicht gerade ein Fest, das mir ab ginge, wäre es non-existent. Aber viele Kinder freut’s und Kinder lieben es, sich zu verkleiden. Auch meine Enkel sind mit Halloween aufgewachsen, -Trick and Treat war unabdingbar, also musste heute zu mindestens an das Fest erinnert werden.

Halloween, von All Hallows’ Eve, der Abend vor Allerheiligen, benennt die Volksbräuche am Abend und in der Nacht vor dem Hochfest Allerheiligen, vom 31. Oktober auf den 1. November. Dieses Brauchtum war ursprünglich vor allem im katholischen Irland verbreitet. Die irischen Einwanderer in den USA pflegten ihre Bräuche in Erinnerung an die Heimat und bauten sie aus.

Im Zuge der irischen Renaissance nach 1830 wurden in der frühen volkskundlichen Literatur eine Kontinuität der Halloweenbräuche seit der Keltenzeit und Bezüge zu heidnischen und keltischen Traditionen wie dem Samhainfest angenommen.

Der Brauch, Kürbisse zum Halloweenfest aufzustellen, stammt aus Irland. Dort lebte einer Sage nach der Bösewicht Jack Oldfield. Dieser fing durch eine List den Teufel ein und wollte ihn nur freilassen, wenn er Jack O fortan nicht mehr in die Quere kommen würde. Nach Jacks Tod kam er aufgrund seiner Taten nicht in den Himmel, aber auch in die Hölle durfte Jack natürlich nicht, da er den Teufel betrogen hatte. Doch der Teufel erbarmte sich und schenkte ihm eine Rübe und eine glühende Kohle, damit Jack durch das Dunkel wandern könne. Der Ursprung des beleuchteten Kürbisses war demnach eine beleuchtete Rübe, doch da in den Vereinigten Staaten Kürbisse in großen Mengen zur Verfügung standen, höhlte man stattdessen einen Kürbis aus. Dieser Kürbis war seither als Jack O’Lantern bekannt. Um böse Geister abzuschrecken, schnitt man Fratzen in Kürbisse, die vor dem Haus den Hof beleuchteten.

Mit steigender Beliebtheit Halloweens wurde Kritik von verschiedenen Seiten laut. Bei uns wird kritisiert, dass die alten Bräuche zunehmend verdrängt werden, beispielsweise das Martinisingen am 10. bzw. 11. November, bei dem an den Haustüren Lieder gesungen und als Belohnung Gebäck, Früchte oder Süßigkeiten erwartet werden. Ebenso beklagt wird Vandalismus durch Häuserschmierereien oder Eierwürfe, die zu vermehrten Einsätzen der Polizei zu Halloween führen. Außerdem gehört das Hochfest Allerheiligen, von dem Halloween seine Bezeichnung ableitet in unseren Breiten zu den sogenannten stillen Tagen.

Insbesondere evangelikale Christen in den Vereinigten Staaten distanzieren sich sehr scharf von Halloween; sie vertreten die Meinung, dass mit dem Fest Missbrauch durch satanistische Vereinigungen getrieben werden könne, und lehnen Halloween als okkult ab. Andere verteidigen einen ungezwungenen Umgang mit Spuk und dem Unheimlichen zu Halloween durch Christen.

Da Halloween ursprünglich ja ein Fest der Toten gewesen, haben auch wir unserer Verstorbenen gedacht. Wir haben ein großes Feuer in einer Schale vor dem Haus entzündet.  Und wirklich ist auch der zeitgerecht der Mond aufgegangen. Heute ist ein „blue moon“: das steht für einen zweiten Vollmond innerhalb eines Monats im gregorianischen Kalender. Es ist aufgrund der Erdferne der kleinste Vollmond in diesem Jahr. Bei Vollmond befindet sich Sonne, Erde und Mond auf einer Linie. Dieses Mal befinden sich Sonne und Mond allerdings auf gegenüberliegenden Seiten. Das bedeutet, dass die von Erde aus sichtbare Mondseite voll bestrahlt wird. Daher ist der komplette Mond zu sehen.

Wir haben unserer Verstorbenen nicht nur gedacht, sondern auch Wünsche geäußert, auf einen Zettel geschrieben, den wir in diesem Feuer dann verbrannt haben. Bei einem Umtrunk haben wir der Toten einzeln gedacht und einen Schluck – nach dem Anstoßen, ins Feuer gegossen.

Im Waldviertel gibt es viele mystische Orte, unter anderem eine Steinpyramide in Oberneustift. (Wir wohnen nah dran: in Niederneustift). Dieses rätselhafte Gebilde weist einen runden Durchmesser auf und besteht aus vier Ebenen, die nicht spiralförmig verbunden sind. Sie misst ca. 6 m in der Höhe und 14 m im Durchmesser, Mauerreste in der Umgebung lassen auf eine einstmals ausgedehnte Anlage schließen. In ihrer Bauart ist sie einzigartig in Mitteleuropa, weshalb auch eine zeitliche, ethnische und verwendungs-technische Zuordnung schwierig ist.

Hinterher ist es prosaischer geworden, wir haben die nachmittags gefundenen Parasole über der Glut dieses Feuers gegrillt. Sie waren wirklich köstlich.

Nach einiger Zeit ist es uns doch zu kalt geworden und wir sind ins Haus zurückgekehrt.

Unser mystisches Halloween Fest

Im Waldviertel

Und höchst unterschiedliche Erinnerungen, die da hochkommen

Wenn man sich oberflächlich hier umschaut, meint man in einer Gegend gelandet zu sein, wo Fuchs und Hase einander gute Nacht sagen. Das Haus, das wir gemietet haben, liegt in einer Senke, weist noch die alten Strukturen auf, ist aber sehr modern – mit viel Glas – umgebaut. Und es ist hervorragend ausgestattet, eine geräumige Küche, mit ausreichend Arbeitsflächen, einen großen Raum mit einem Esstisch und vielen gemütlichen Sesseln, eine Glasveranda, die viel Sonne hereinlässt, ausreichend Schlafraum, ja und auch eine Sauna z.B., oder einen großen wohlbestückten Weinkeller. Eigentlich lässt es keine Wünsche offen – naja, manche aber dann doch. Ich hab‘ ein großes bequemes Zimmer, mit einem großen bequemen Bett – aber keinem Nachtkastl und vor allem kein Nachtkastllicht. Und da ich vor dem Einschlafen gerne lese, muss ich leider aufstehen, um das Licht abzudrehen. Ja, natürlich hab‘ ich mir einen Sessel zum Bett gestellt, den Wecker draufstellen wollen, aber der Sessel ist gepolstert und hat keine ebenen Flächen. Damit ist in der Nacht auch die Taschenlampe hinuntergefallen … Ja, und noch ein kleiner Nachteil des Hauses, es gibt nur ein Badezimmer für alle Bewohner (mit der Toilette drin) und nur eine zusätzliche Toilette im Obergeschoss. Dass ich im Zimmer nichts aufhängen kann ist aber kein Problem, da ich kaum etwas zum Aufhängen mithabe. Die Taschenlampe hab‘ ich dann doch noch in der Nacht gefunden.

Außerdem habe ich eine neue Freundin gefunden – die Katze. Sie gehört zwar den Nachbarn, aber gebärdet sich hier so, als ob sie zu Haus wäre. Nachdem sie laut miaut hatte, und das beständig, habe ich ihr ein Schälchen mit Milch hingestellt. Als sie sich dann auf meinem Köfferchen breit machen wollte, habe ich sie verjagt. Denn das erinnert mich an eine lang zurückliegende Katzengeschichte, an meinem Sommer in Madrid (1995), als die Katze meiner Hausfrau – einer Bürgerkriegswitwe mit geringem Einkommen, von der ich das Zimmer gemietet hatte, indem ich wohnte, mein Gepäck als Katzenklo benützte.

Aber zurück ins Waldviertel: Wenn man sich hier in der Gegend genauer umschaut, und heute ist die Sicht gut, außerdem scheint die Sonne zeitweilig, sieht man verstreute Bauernhöfe, rollende Hügel, noch immer grüne Wiesen, frisch gepflügte Felder, Büsche am Rain und kleinere und größere Mischwälder. Am Waldrand stehen Parasole. Sie werden natürlich mitgenommen, und werden heute abends unser Nachtmahl sein. (Hoffentlich gilt hier im Waldviertel nicht die Regel, von der mir meine Kärntner Freundin berichtet hat: ab Oktober schmecken die Schwammerln nicht mehr gut – wir werden sehen, und ich werde berichten).

Jedenfalls ein friedliches Land hier, wenn man spazieren geht, sieht man nur selten ein Auto. Die Bauernhöfe sind sehr gepflegt, man meint Wohlstand zu erblicken.  Es gibt Bauerngärten bei den Häusern, schon für den Winter hergerichtet und eine alte – aber recht fröhliche Bäuerin hackt den Rand eines gerade gepflügten Feldes sauber. So schöne Furchen habe ich schon lange nicht gesehen

Ein wenig erinnert mich die Gegend an meine Zeit im Mühlviertel – in den beiden letzten Kriegsjahren. Auch damals wanderten wir manchmal von Bauernhof zu Bauernhof – um zu hamstern. Wenn meine Mutter und ich unterwegs waren, boten wir an, was uns noch so geblieben ist und wir entbehren konnten, um Eier, Butter oder Speck etc. einzutauschen. Meine Mutter bot auch ihre Arbeitskraft an, die war aber nur im Sommer gefragt. Außerdem gab es für die schwere Arbeit am Hof Kriegsgefangene. Die Männer des Hofes waren alle „im Krieg“, wie man damals sagt. Wenn meine Mutter irgendwo arbeitete, wurde ich auch beschäftigt. Ich trug die Krüge mit Most, das Brot und den Speck zu den Arbeitenden auf den entfernter liegenden Feldern. Manchmal hütete ich auch ein paar Kühe und trieb sie dann abends zurück in den Stall. Manchmal durfte ich bei der Erfassung des Kleinviehs helfen, es war schon gegen Ende des Krieges und der Hunger wurde immer größer, daher sollten die Bauern auch nicht benötigtes Kleinvieh nicht nur melden, sondern auch bereitstellen. Ich glaube, ich half damals eher beim „Verschleiern“ der Fakten, wurde aber dann doch mit Eiern, Butter Rahm und Ähnlichem belohnt. Bei einem „Sautanz“ durfte ich auch dabei sein, im Mühlviertel. Da war dann meine „Ausbeute“ eher groß gewesen.

Heute haben wir halt andere Sorgen; die Nahrungsbeschaffung ist einfacher geworden (hier wird uns sogar Brot und Gebäck ins Haus geliefert), aber ganz andere Befürchtungen plagen uns dennoch. Wir sind zwar weit weg von Corona Aufregung und Hektik, allerdings die Nachrichten über den bevorstehenden Lockdown (?) erreichen uns dennoch. Noch aber sind wir gemeinsam hier und sind ganz fest entschlossen unser Familien Gathering zu genießen.

Im Waldviertel

Der stark reduzierte Familienausflug zu Allerheiligen

In Corona-Zeiten, ins nördliche Waldviertel

Es gibt eine Familientradition. Sie besteht noch nicht sehr lange. Erst seit dem Tod meines Mannes.

Nun verbringt die „Großfamilie“ Allerheiligen gemeinsam. Bis dahin hatten mein Sohn und meine Tochter um diese Jahreszeit herum einen Wochenendausflug gemeinsam mit meinem Mann und mir gemacht. Damals waren wir gemeinsam z.B. in Triest, ein andermal in Brünn.

Seither wird ein Haus gesucht, das groß genug für uns alle ist. Aber heuer ist wieder einmal alles anders. Denn in Corona-Zeiten gibt es halt Beschränkungen. Das Haus war schon länger ausgesucht, als von einer Zweiten Welle noch keine Rede war. Wir überlegten lang hin und her. Sollen oder sollen wir nicht, und vor allem wer? Vertreten sind letztlich doch vier Generationen. Da ich ja mit zwei meiner Enkel zusammenwohne, bilden wir einen Haushalt – und da dürfen wir gemeinsam auch Allerheiligen verbringen. Ein von unserer Partie wurde noch am Donnerstag auf negativ getestet, zwei sind nach einer Corona-Infektion gesundet… Und außerdem sind wir alle „eine Familie“.

Neuerliche Restriktionen werden erst verkündet und ja nicht rückwirkend angewendet werden. Und da wir Allerheiligen im nördlichen Waldviertel verbringen, wird es hoffentlich auch keine Probleme geben, nach Wien zurückkehren zu könne – eine Rückholung wird daher kaum erforderlich sein.

Wir sind also heute, Freitag, dem 30.10 – Weltspartag – am späteren Vormittag mit zwei Autos weggefahren. Zwei von unserer „Partie“ haben beschlossen, einen Teil des Weges mit dem Zug, und den Rest mit dem Fahrrad zurückzulegen. Das optimale Wetter dafür haben sie sich nicht ausgesucht. In der Früh in Wien hat es ziemlich heftig geregnet, allerdings wurde das Wetter langsam besser, es nieselte nur noch, aber es blies ein recht kühler Wind. Es wird schon recht dunkel draußen und sie sind noch nicht eingetroffen. Das Haus ist bei Tageslicht schon recht schwer zu finden.  Was täten wir alle ohne Navigationsgeräte?

Trotz Regen hat mir die Fahrt hierher gut gefallen. Die Blätter der Bäume rieseln zwar langsam herunter, es sind aber noch genug Blätter oben, um die Bäume golden erscheinen zu lassen und das hebt sich besonders gut gegen die dunkeln Nadelbäume ab. Ich genieße das halt besonders, weil ich in der Stadt als Gegenüber meist nur Mauern sehe. Mit gefallen auch diese Auwälder entlang der Kremser Schnellstraße, und ich freu mich auch immer über den Anblick des Wagram.

Dann geht‘ stetig bergauf … In Zwettl machten wir halt, den Wochenmarkt hatten wir leider versäumt, also blieb es uns nur in einem der vielen Supermärkte bei der Ortseinfahrt einzukaufen – und das war nicht wenig, für unsere Familie für drei und einen halben Tag. Das Personal dort war besonders nett und hilfsbereit. Wir waren noch nicht an unserem Ziel angekommen, aber waren schon hungrig. Also suchten und fanden wir ein Wirtshaus.  Die angebotenen Speisen entsprachen der Region und waren demgemäß köstlich.

Der Name Zwettl ist slawischen Ursprungs und bedeutet so viel wie Lichtung oder Rodung. Die von den Kuenringern gegründete Stadt wird erstmals im Oktober 1139 in der Gründungsurkunde des nahegelegenen Stiftes Zwettl (Zisterzienserabtei) erwähnt. In der Sage leben die „Hunde von Kuenring“, wie die Brüder Hadmar III. und Heinrich III. genannt wurden, fort als unerbittliche Raubritter, doch ist das eine verzerrende spätere aber weit verbreitete Darstellung. Seit dem 28. Dezember 1200 gilt Zwettl als Stadt. 1427 wurde die Stadt in der Schlacht bei Zwettl drei Mal erfolglos von den Hussiten belagert. Sie zerstörten und plünderten dabei das drei Kilometer entfernte Stift Zwettl und die meisten umliegenden Dörfer. Auch im Dreißigjährigen Krieg hatte die Stadt schwer zu leiden, 1618 drangen böhmische Truppen in die Stadt ein, 1645 wurde sie von schwedischen Truppen besetzt. Im Jahr 1850 konstituierte sich die Ortsgemeinde Zwettl, und durch den Zusammenschluss von 13 Gemeinden im Jahr 1971 entstand die Stadtgemeinde Zwettl-Niederösterreich in ihrer heutigen Form. Und nicht zu vergessen: Im August 2002 führten heftige Regenfälle zu einem verheerenden Hochwasser, das große Schäden anrichtete. Große Teile des mittelalterlichen Stadtkerns sind bis heute erhalten geblieben. Dazu zählen unter anderem die Großteils noch vorhandene Stadtmauer, sechs Stadttürme, das alte Rathaus (erbaut 1307) sowie einige historische Bürgerhäuser.

Sehr viel von der Altstadt haben wir noch nicht gesehen, denn vieles ist hier aufgebuddelt und demgemäß war es auch schwierig einen Parkplatz zu finden.  Aber vielleicht lässt sich das nachholen. Jedenfalls fuhren wir weiter Richtung Rosenau, und darüber hinaus, bis wir unser gemütliches Haus fanden, das bereits von einer Katze bewacht worden war. Ein altes Haus, das innen ganz modern ausgestattet worden ist, sehr luftig wirkt, mit großen Öfen beheizt wird und sehr gemütlich für uns alle sein wird (hoffentlich).

Der stark reduzierte Familienausflug zu Allerheiligen

Noch zu den US-Wahlen am 3. November 2020

White Supremacy und Black Lives Matter

Kommenden Dienstag wird in den USA gewählt. Wir können nur hoffen, aber nicht wählen, sonst wäre das Ergebnis sich ein so erwünschter „landslide“.

Wo laufen hier Fronten? Schon sprachlich allein ist es interessant, dass einerseits über „white supremacy“ und andererseits über „black lives matter“ gesprochen wird.  

Als White Supremacy „weiße Vorherrschaft“, „Überlegenheit der Weißen“, auch Suprematismus, werden im englischsprachigen Raum rassistische Ideologien bezeichnet, welche auf der Annahme beruhen, dass „Europide“ anderen menschlichen „Rassen“ prinzipiell überlegen seien und ihre privilegierte Stellung daher gewährleistet werden müsse. Der Ausdruck dient als Sammelbezeichnung für eine Vielzahl rassistischer ideologischer Systeme, darunter auch die Nationalsozialistische Rassenlehre und die Rassenideologie im südafrikanischen Apartheid-Regime.

Darüber hinaus schließt der Begriff White Supremacy auch solche Ideologien ein, die in englischsprachigen Ländern wie den Vereinigten Staaten noch heute verbreitet sind, z. B. die Alt-Right. Viele amerikanische Historiker und Politologen bevorzugen den Ausdruck „White Supremacy“ gegenüber dem weniger präzisen Ausdruck „Rassismus“, weil er erstens explizit benennt, von welcher Personengruppe diese Ideologien ausgehen, und weil er zweitens klar herausstellt, dass es dabei um Macht und Herrschaft geht und nicht nur um etwas so Vages wie etwa Einstellungen oder Vorurteile.

Es geht auch darum, dass manche Autoren annehmen, dass dieser Begriff auch das Faktum abdeckt, dass die USA auf Sklaventum aufgebaut wurden. Und white supremacy beschreibt die gegenwärtige Situation besser, als die etwas altmodischen, zahmen Begriffe wie Bigotterie oder Vorurteil.  White supremacy beschreibt auch, dass Phänome, die in von Weißen dominierten Gesellschaften gebildete Normen nicht nur als überlegen angesehen werden, sondern auch als „neutral“ und „normal“ verallgemeinert und objektiviert werden. White Supremacy maskiere demnach auch die „eigenen“ weißen Privilegien. Während die Machtverhältnisse verschleiert würden, bleiben die Auswirkungen der Normierung Weißsein in den Erfahrungen und Vorstellungen derjenigen, die nicht in der Kategorie weiß wahrgenommen werden, eine „Gewaltstruktur“, die bis hin zum „Terror“ reiche. So zeige sich die White Supremacy auch an den Universitäten, an denen die weiße Norm bestimmt, wer etwas zu sagen hat, also „Wissen“ definiert und im Zentrum des Diskurses steht, und wessen „Wissen“ nicht als „objektiv“ wahrgenommen wird, sondern als „Erfahrung“.

Die Ursprünge der White-Supremacy-Ideologie in den Vereinigten Staaten liegen in der Sklaverei der Kolonialzeit. Noch im selben Jahr, in dem die Sklaverei endgültig abgeschafft wurde (1865), entstand auch der Ku-Klux-Klan, der eine Gleichstellung der nunmehr freien Afroamerikaner mit den Mitteln des Terrors zu verhindern suchte und sich für eine Rassentrennung einsetzte. Enge Beziehungen zur White-Supremacy-Ideologie bestehen auch in manchen kleinen amerikanischen Glaubensgemeinschaften, besonders in der Christian-Identity-Bewegung, die die angelsächsische bzw. nordische „Rasse“ als „Gottes auserwähltes Volk“ betrachtet und deren Mitglieder seit 1984 mehrfach durch rassistische und antisemitische Gewaltakte in Erscheinung getreten sind. Eine der ältesten White-Supremacy-Organisationen in den Vereinigten Staaten ist der Pioneer Fund, der am 11. März 1937 von Wickcliffe Preston Draper gegründet wurde. Draper war der Auffassung, dass Schwarze anderen „Rassen“ genetisch unterlegen seien, und forderte, dass Afro-Amerikaner nach Afrika ausgesiedelt werden. Der Gründer der American Nazi Party, George Lincoln Rockwell, schuf in den 1960er Jahren in Anlehnung an den schwarzen Kampfbegriff Black Power das Schlagwort „White Power“, das in der amerikanischen Neonazi- und Skinhead-Szene bis heute verbreitet ist.

Black Lives Matter ist eine internationale Bewegung, die innerhalb der afroamerikanischen Gemeinschaft in den Vereinigten Staaten entstanden ist und sich gegen Gewalt gegen Schwarze bzw. People of Color einsetzt. Im Sommer 2013 begann die Bewegung mit dem Hashtag #BlackLivesMatter. Die Bewegung wurde durch drei Aktivisten der schwarzen Gemeinschaft mitbegründet: Alicia Garza, Patrisse Cullors und Opal Tometi. BLM ließ sich von der US-amerikanische Bürgerrechtsbewegung der Afroamerikaner inspirieren sowie von der Black-Power-Bewegung, der Black-Feminism-Bewegung der 1980er, Panafrikanismus, der Anti-Apartheid-Bewegung, Hip-Hop, der Lesben- und Schwulenbewegung und Occupy Wall Street. Im August 2014 organisierten BLM-Mitglieder ihren ersten nationalen Protest in der Form einer „Black Lives Matter Freedom Ride“ nach Ferguson, Missouri, nach dem Todesfall von Michael Brown. Denn Black Lives Matter organisiert regelmäßig Proteste gegen die Tötung Schwarzer durch Polizeibeamte und zu breiteren Problemen wie Racial Profiling, Polizeigewalt und Rassismus. 2015 entwickelten schwarze Aktivisten rund um die Welt Reformversuche nach dem Modell von Black Lives Matter und dem Arabischen Frühling. Diese internationale Bewegung wurde auch schon „Black Spring“ genannt. Das Black-Lives-Matter-Netzwerk ist Mitglied des Movement for Black Lives, eines Bündnisses verschiedener sozialer und politischer Organisationen der schwarzen amerikanischen Bevölkerung. Die finanziellen und buchhalterischen Angelegenheiten von BLM werden von der Non-Profit-Organisation International Development Exchange in San Francisco gemanagt. Black Lives Matter nutzten ursprünglich Social Media um tausende Menschen gleichzeitig zu erreichen. Seither haben Black Lives Matter eine Vielzahl an Taktiken in ihre Aktivitäten mit einbezogen. BLM nehmen im Allgemeinen die Taktik der Direkten Aktion an, die darauf beruhen, unbequem zu sein, so dass die Menschen sich mit dem vorliegenden Problem beschäftigen müssen.

Die „Proud Boys“, eine Gruppe gewaltbereiter, neofaschistischer Männer, die durch das erste Fernsehduell zwischen Trump und Biden, das im Rahmen der Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten 2020 stattfand, stärker bekannt wurden, hatten unter anderem mehrere „Black Lives Matter“-Demos gestört.

Hoffen wir, dass die US-Wahlen 2020 ruhig ablaufen und die Ergebnisse eindeutig sein werden!

Noch zu den US-Wahlen am 3. November 2020

Was ist Nostalgie

(während der Corona-Zeit) an frühere Ganslrunden denken

Corona hat uns zwar hart im Griff, aber dennoch naht das Fest des Heiligen Martin und die Wirts- und Gasthäuser bieten bereits „Gansln mit Rotkraut und Erdäpfelknödeln“ an. Werden wir diese Delikatesse genießen können, oder kommt ein Lockdown – mehr oder minder „light“ – und die Wirte müssen wieder für ein Weilchen schließen?

Noch muss man zittern. Hoffentlich müssen wir nicht die bereits von den Wirten bestellten Gansln im „Home-Office“ braten.

Aber der früheren üppigen Gansl-Events gedenken, das können wir auf alle Fälle. Als ich noch im Arbeitsprozess stand (wie das schon wieder klingt) arbeitet ein sehr netter Kollege in der näheren organisatorischen Umgebung. Und dieser nette Kollege hatte einen Vater, der ein Wirtshaus in der Näher unserer Arbeitsstätte (im Lichtental) betrieb.

Zu Ihrer Information:

Lichtental, bis 1850 eine selbständige Vorstadt, ist seither Teil des neunten Wiener Bezirks Alsergrund. An der Stelle der Vorstadt befand sich einst eine Insel (Werd) im Augelände der Donau (von einem kleinen Donauarm und der Als umschlossen), auf der sich die große Wiese „unter dem dürren Sporkenbühel“ erstreckte, die 1280 „Alt-Liehtenwörd“ hieß. Die Besitzer dieser Gegend wechselten oft: anfänglich die Landesfürsten, dann das Stift Klosterneuburg, Dann kam es an die  Auerspergs , hierauf 1678 an die von und zu Liechtensteins. Es kam zum Bau des Lichtentaler Brauhauses aber auch des Liechtensteinschen Sommerpalais‘ mit der Orangerie, hinter dem sich der Park erstreckte. Das nach dem Bau von Brauhaus und Amtshaus übrigbleibende Gebiet wurde zu einem Militärschießplatz). Später parzellierte der Fürst 1699. Der Grundherr setzte einen Verwalter und einen Ortsrichter ein und widmete auch einen Baugrund zur Errichtung einer Kirche. Da den Bauwilligen eine zehnjährige Steuerfreiheit zugesichert wurde, wuchs die Vorstadt im ersten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts rasch heran. 1712 wurde der Grundstein zur Kirche „Zu den 14 Nothelfern“ (Lichtentaler Kirche) gelegt. Sie wird auch Schubertkirche genannt.   Am 31. Jänner wird im Schul- und wohnhaus „Zum roten Krebsen“, Himmelpfortgrund 72 (=Nussdorferstraße 54) als 4. und jüngster überlebender Sohn Franz Peter SCHUBERT geboren und am nächsten Tag in der Lichtentaler Pfarrkirche getauft.

Zusätzlich wurde der väterliche Wirt noch von der Presse als „guter Ganslwirt“ gelobt. Was lag also näher, dass ein betrieblicher Ausflug uns in sein Wirtshaus führte. Zu diesen guten Zeiten waren wir ein Dutzend – es wurden auch umgehend ein Dutzend Gansportionen bestellt, die in großen Schüsseln am Tisch erschienen. Es gab natürlich auch eine Ganslsuppe, aber die vorher zu essen wäre wirklich mörderisch gewesen. Letztlich standen große Tabletts mitverschiedenen Ganslstücken am Tisch, Schüsseln mit Semmelknödeln und Erdäpfelknödeln, Rotkraut und warmer Krautsalat mit Speck.  Der gute Wirt stellte sicher, dass jeder von uns alles bekam, wonach sein Herz begehrte und wir hatten es auch mit ihm immer sehr lustig. Jeder konnte sich sein Lieblingsstück fischen – Brust oder Keule – und entweder alle oder die Lieblingsbeilagen wählen. Nie wieder habe ich einen so guten Krautsalat gegessen, wie bei diesen Anlässen. An ein Dessert war unter diesen Umständen nicht mehr zu denken, aber es gab einen guten Schnaps, „on the house“.

Was lag näher, als dieses Fest die kommenden Jahre hindurch zu wiederholen. Es war nur schwieriger geworden, die ursprüngliche Runde immer wieder zusammenzufinden, denn grad in dieser Zeit (CA wurde zu BA, BA wurde Teil der HVB, HVB wurde wiederum Unicredit) gingen zahlreiche Reorganisationen über uns hinweg. E-Mail-Adressen wurden geändert und aufgrund dieses Wirbels hatten uns auch einige Kollegen verlassen und arbeiteten z.T. sogar im Ausland.  Aber recht unverdrossen kamen wir immer wieder zusammen, auch, als ich schon in Pension war. Man tauschte die persönlichen und beruflichen Neuigkeiten aus. Irgendwann kamen dann auch die Ehefrauen (in meinem Fall der Ehemann) zu dieser lustigen Runde.

Aber dann ereilte dem Ganslwirt ein böses Geschick: er erlitt einen schweren Schlaganfall und konnte sein Gasthaus nicht mehr weiterführen. Aus Tradition fand das nächste Ganslessen wiederum in diesem Gasthaus im Lichtental statt, aber es war nicht mehr so wie früher.

Dann wurde es in einem anderen Wirtshaus versucht, das sich nicht mehr im Lichtental befand, die Teilnehmer „bröselten“ ab, zuletzt wurden zwei unterschiedliche Runden zusammengelegt, das funktionierte dann gar nicht mehr.

Die nächsten Jahre sind bei uns zwar nicht Gansl-los vergangen. Aber es ist halt etwas anderes, wenn man zu zweit eine „Portion Gans“ mit ihren Beilagen isst.

Was uns diesbezüglich heuer erwartet, das ist noch ungeklärt.

Was ist Nostalgie

Eine kleine Geschichte am Rande

(als Ergänzumg zu meinen „Warnungen“)

Immer wieder kann man lesen oder hören, dass diese „Räuberei“, wie sie mir passiert ist (siehe: Warnung 1 & 2) neuerlich versucht wird und zum Teil auch verhindert werden kann. Erst neulich ist wieder eine Geschichte in der Wiener Zeitung gestanden: „Echter Polizist schnappte falsche Polizistin“, potenzielles Betrugsopfer meldete sich bei Ermittlern – Beamte legten sich auf die Lauer du konnten die Betrügerin schnappen.

Mich aber rufen Menschen an, die in der Vergangenheit, ähnlich meinem Fall, fast oder doch Opfer geworden sind. Eine dieser Geschichten möchte ich Ihnen jetzt erzählen, so wie es mir in mehreren Telephonaten berichtet wurde.

Die Dame, also das Opfer, ist 92 Jahre alt, lebt allein und ist in der Lage sich selbst zu versorgen. Ihr Leben lang hat sie gespart und wollte ihren Kindern etwas hinterlassen. Es gab ein Haus und Goldmünzen. Das Haus war schon einer Tochter übergeben und die Goldmünzen sollte die andere Tochter bekommen, damit ihr Erbe gerecht aufgeteilt würde. Nun, dieses Gold ist ihr bei dem Raub abhandengekommen. Nicht die Tochter, aber der Schwiegersohn machte ihr heftige Vorwürfe. Sie wäre alt und dumm und so etwas können doch nicht passieren.

Nachdem ihr das ausreichend versichert worden war, begann sie sich wirklich über diese Aussage nachzudenken. Und das Ergebnis war, dass sie „akzeptierte“ alt und dumm zu sein. Und deshalb habe sie mich auch angerufen. Wir sprachen lang miteinander und ich versuchte ihr klarzumachen, dass sie nicht „dumm“ wäre. Naja, ich glaube, sehr erfolgreich war ich dabei nicht.

Nach ca. zwei Wochen rief sie mich neuerlich an. Sie teilte mir mit, dass sie eine Vorladung erhalten hätte, bei einem Prozess gegen einen der mutmaßlichen „Räuber“ auszusagen, der bei ihr gewesen sein könnte. Und dass ihr ihre Familie geraten hätte, sich dieses Aussagerechts zu entschlagen (da sie doch alt und dumm wäre). Das ginge ganz leicht, sie müsste sich nur ein ärztliches Zeugnis besorgen, dass sie aus Altergründen nicht als Zeugin auftreten wolle.

Von mir wollte sie nun wissen, was sie tun solle. Ich habe ihr wieder erklärt, dass sie zwar alt aber nicht dumm wäre. Und dass sie – wenn sie körperlich in der Lage wäre, doch hingehen solle. Ich riet ihr dann noch, sich schön anzuziehen, sich ein Taxi zu leisten (in unserer Generation eine Seltenheit) und unbedingt als Zeugin dort aufzutreten.

Nach dem Prozess – es wurde darüber auch kurz in den Medien berichtet, rief sie mich wieder an. Ja, sie wäre hingegangen. Ja, sie habe als Zeugin fungiert, der Richter wäre sehr freundlich, verständnisvoll und wertschätzend gewesen, aber der Angeklagte wäre dann doch nicht jener gewesen, der bei ihrem Überfall dabei gewesen wäre.

Aber, ihr ginge es nun viel besser, sie könne die ganz Sache hinter sich lassen, und sie hätte eine Bestätigung erhalten, dass sie nicht dumm wäre. Außerdem hätte sie eine kleine Entschädigung von der Versicherung erhalten, aber einen Teil davon hätte sie, wie immer, einer karitativen Organisation gespendet.

Ich war gerührt! Und sie hat mich eingeladen, sie doch einmal besuchen zu kommen.

Eine kleine Geschichte am Rande

Kann man für den Figlmüller überhaupt eine Restaurantempfehlung abgeben?

Ich meine den in der Bäckerstraße

Für alle, die den Figlmüller als das kleine Lokal mit den großen Schnitzeln in der Passage (von der Wollzeile) in Erinnerung haben, eine Information: es gibt einen neuen Figlmüller in der Bäckerstraße. Ja, und der Figlmüller Lugeck gehört auch zur Familie.

Meine Freunde hatten gemeint, dass wir uns beim Figlmüller in der Bäckerstraße treffen sollten. (Sie werden langsam glauben, dass ich nur außerhaus esse, aber heutzutage wird nicht mehr so viel zu Hause gekocht und es gibt eine Unzahl hervorragender Lokale in durchaus moderaten Preislagen.)

Meine Freunde hatten dieses Lokal gewählt, weil es einerseits neu restauriert worden war und zweitens auch ausreichend Platz – auch für den Babyelephanten – bietet. D.h. man sitzt am selben Tisch ausreichend weit auseinander und die anderen Tische sind weit genug entfernt. Das sind halt heutzutage wahrscheinlich die derzeitigen Gründe für eine Auswahl eines Restaurants.

Johann Figlmüller eröffnete 1905 ein kleines Weinhaus in der Wollzeile, gleich hinter dem Stephansdom. Von Anfang an repräsentiert es die unvergleichliche Wiener Lebensart: eine Gaststube, in der es sich gut plaudern und feiern lässt, eine feine Speisekarte und ausgesuchte Hauerweine. Und natürlich die originelle Interpretation des Schnitzels.  Spätestens Hans Figlmüller sen. erreichte dann mit dem Figlmüller Schnitzel auch internationale Bekanntheit und verhalf dem Innenstadtlokal zu seinem Ruf als kulinarischer Botschafter Wiens. Diese Werte und Traditionen werden bis heute sorgsam gepflegt – von den Brüdern Hans jun. und Thomas, den Figlmüllers der vierten Generation.

Eines der Erfolgsrezepte dieses Schnitzels ist, dass die Figlmüller-Köche ausschließlich bestes Fleisch von der Karreerose verarbeiten. Und das hat auch einen Grund. Die Karreerose ist besonders zart und wellt sich beim Backen nicht auf. Zum Backen des Schnitzels wird übrigens ausschließlich ausgewähltes Pflanzenöl verwendet. Damit jedes Schnitzel schön zart und knusprig wird, wird auch bei der Temperatur des Pflanzenöls nichts dem Zufall überlassen: Drei verschiedene Pfannen braucht der Backvorgang für ein perfektes Schnitzel. Zunächst kommt das Schnitzel in die Pfanne mit etwas heißerem Fett, um anschließend in zwei weiteren Pfannen schonend ausgebacken zu werden. Erst dann hat das Schnitzel die wellige Panier, die wir alle so schätzen.

Wir saßen also recht gemütlich in einer der Stuben, es gibt viele Örtlichkeiten verschiedener Größe, es wurde viel Wert auf die Ausstattung gelegt. Die Räume wirken harmonisch, erinnern an Gasthäuser durch die Verwendung von Holz für die Lamperien, Spiegel, die hoch angebracht sind, Lampen mit hübschem „Wiener Geflecht“, dunklem Parkettboden. Die Möbel bestehen aus Vollholz – leicht zu reinigen, bemerkte meine Freundin (was wir auch gleich feststellen konnten, als der Nachbartisch gereinigt worden war). Auch die Akustik der Räume war gut – im Gegensatz zu anderen Etablissements. Man verstand prächtig, was am eigenen Tisch gesprochen wurde, und hörte nur wenig vom Gespräch an den Nachbartischen. Ja, und es ist erwähnenswert (und ich weiß das zu schätzen, seit mein Mann im Rollstuhl saß): die Toiletten sind ebenerdig (es wäre also hiermit auch ein Lokal gewesen, dass er hätte besuchen können) und nicht nur bequem, sondern auch hübsch.

Was wir gegessen haben?  Das „Menü“, also ein kleines Schnitzel (vom Schwein), das in Normalgröße ist einfach nicht bewältigbar ist, mit Erdäpfelsalat, keine Suppe oder Vorspeise, dafür ein Dessert: Sachwürfel mit Schlagobers (den ich aber nicht so mag, ich bekam dafür einen Vanillepudding mit Himbeeren!)   Vorher ein Glaserl Sekt und zum Essen Bier und/oder Rosewein und viel Leitungswasser. Ich finde das Wiener Wasser so gut, dass ich nie ein Mineralwasser bestelle.

Wir haben munter geplaudert und entschieden einander bald wieder zu treffen.

Die Bäckerstraße und ihre Geschichte und ehre alten Häuser habe ich schon in verschiedenen meiner Blogs beschrieben, und das Lugeck kommt in meiner  Beschreibung der Rotenturmstraße vor.

Kann man für den Figlmüller überhaupt eine Restaurantempfehlung abgeben?

Über erfolgreiche Behördenwege

Und freundliche kompetente Beamtinnen

Heute war „Behördentag“, ich nahm mir vor, endlich den neuen Führerschein zu beantragen und mich um meine Karte bei den Wiener Linien zu kümmern. Also besteig ich eine nicht zu volle U-Bahn -U3 – bis zur Station Kardinal-Nagl Platz und begab mich zu Landespolizeidirektion. Es war ein wunderschöner Herbsttag, sonnig, es wurde auch langsam wärmer, die Blätter rieselten von den Bäumen, und vor der Landespolizeidirektion stand schon im Freien eine Schlange, geordnet und Abstand haltend, jung und alt, mehr junge, Männer und Frauen – mehr Männer, solche mit und ohne Migrationshintergrund , mehr „mit“, erkennbar z.B. am Kopftuch, oder Begleitung eines Kindes als Übersetzer. Es dauerte ein Weilchen, die Schlange rückte nur langsam vorwärts und meine Hoffnung sank, noch meinen Antrag erledigen zu können, denn nicht wenige aus der Schlange wurden nach Hause geschickt, weil sie keinen Termin vereinbart hatten. (Ich hatte selbstverständlich vorher im Internet nachgeschaut, was mitzubringen wäre, was die Öffnungszeiten wären etc. – da stand nichts von „Anmelden müssen“).

Als ich endlich drankam, war auch die erste Frage, ob ich einen Termin hätte, ich verneinte, brachte aber gleich den fehlenden Eintrag in der Homepage der Landespolizeidirektion vor. Also – ich bekam ein Formular und eine Nummer und durfte mich in einen Wartesaal begeben. Nur jeder zweite Sessel stand für Wartende bereit und es waren nur wenige Personen anwesend. Auf einer großen Tafel standen die aufgerufenen Nummern, vor mir waren für diese bestimmte Tür und diesen bestimmten Schalter nur 4 Personen.

Ich ließ mich geduldig nieder, packte mein Buch aus und warf in regelmäßigen Abständen einen Blick auf die Tafel bzw. auch die Tür. Wenn jemand herauskam, wurde der nächste aufgerufen. Immerhin, ich hatte ja keinen Termin vereinbart. Aber nach ca. 25 Minuten schien meine Nummer auf der Tafel auf, ich packte meine Sachen zusammen und begab mich zum angegebenen Schalter. Ein bissel unsicher war ich (hatte ich wirklich alles mit – ausgefüllten Antrag, Photo, Ausweis, Geld?) aber es klappte.  Die nette Dame – geschützt durch eine Plexiglasscheibe, bot an, dass ich jetzt meine Maske abnehmen könne, fragte mich aus welchen Grund ich sie trüge(naja, ich gab die hoffentlich richtige Antwort: sie schützt mich und ich schütze andere), überprüfte meine Eintragungen und meinem Pass sowie die Anzeigebestätigung der Polizei über den „Schweren Betrug“, anlässlich dessen auch mein Führerschein verloren gegangen ist. Ich zahlte brav EUR 40,–, bekam eine Zahlungsbestätigung und einen temporären Führerschein; der neu auszustellende würde mir per Post zugestellt werden, in ca. 10 Tagen. Zufrieden und vergnügt zog ich ab, und als „Draufgabe“ spazierte ich im Sonnenschein durch den Kardinal Nagl Park.

Kardinal-Nagl-Platz, benannt 1914 nach Kardinal Franz Nagl; vorher hieß er Thomasplatz, so benannt   1898 (mit ihm verschwanden auch die Schul- und die Thomasgasse, um 1797 Rittergasse, um 1840 Wällischgasse).

Franz Xaver (Maria) Kardinal Nagl, getauft als Franz Leopold, (*1855 in Wien-Landstraße; † 1913 in Wien) war Erzbischof der Erzdiözese Wien. Er war unter vielem anderen auch Hofkaplan an der k.u.k. Hof- und Burgpfarre in Wien. Er veranlasste den Umbau und die Erweiterung eines ehemaligen Waisenhauses in der Boltzmanngasse im 9. Wiener Gemeindebezirk Alsergrund, in dem ab 1914 (nach Nagls Tod) das Wiener Priesterseminar untergebracht wurde.

Der kleine Park auf diesem Platz war herbstlich schön, der Park und ein hübscher Pavillon dient auch einigen Unterstandlosen als Wohnsitz.

Und jetzt noch zu den Wiener Linien und der Station Wien Mitte. Ich hatte einen Antrag auf  Neuausstellung meiner ebenfalls verloren gegangene Jahres-Pensionistenkarte mit allen Unterlagen versehen per Mail an die Wiener Linien geschickt. Ich hatte eine Bestätigung („noreply“) erhalten und wartete, auf die Neu-Ausstellung dieser Berechtigungskarte. Da ich sie nach fast dreieinhalb Wochen nicht erhalten hatte, beschloss ich heute nachzufragen. Also, das per E-Mail zu beantragen, wäre der falsche Weg, wie mich wiederum eine sehr freundliche Beamtin aufklärte (ich hatte nicht warten müssen). Also neuerlich – alles vorweisen, aber es gab ein kleines Problem- ich war dort mit meinem zweiten Vornamen registriert und im Pass steh nur einer (mit dem hatte ich schon genug Probleme gehabt, denn seit meiner Geburt werde ich Christa gerufen und genannt, aber in der Taufurkunde steht Christine – nach meiner Urgroßmutter). Auch das konnte aufgeklärt werden. Ich zahlte EUR 10. Man überreichte mir wieder einen temporären Ausweis und kopierte freundlicherweise auch meinen Pass, damit ich das Original nicht immer mit mir herumschleppen müsse – denn ein Personalausweis wäre zur Ergänzung des temporären Ausweises bei Kontrollen erforderlich.

Höchst zufrieden mit mir und den Ergebnissen der „Behördenwege“, gönnte ich mir den Heimweg durch den herbstlich wunderschönen sonnigen Stadtpark, in dem Kindergruppen unterwegs waren, die bei der Blumenuhr von 1 bis 60 zählten, um den Zeiger der Uhr zu kontrollieren – begeistert taten sie das. Schon erstaunlich, womit man Kinder doch noch begeistern kann.

Über erfolgreiche Behördenwege

Neuerliche Turbulenzen zu Mohammed Karikaturen

Derzeit zwischen Frankreich und der Türkei

Wieder führen „die Mohammed-Karikaturen“ zu internationalen Turbulenzen. Vielleicht ist es sinnvoll, zum Ursprung zurückzukehren. Wie hat das begonnen?

Die Karikaturen wurden von Flemming Rose, dem Kulturchef der Jyllands-Posten, bei den Zeichnern in Auftrag gegeben. Nach Angaben der Redaktion wollte man prüfen, wie viel Selbstzensur sich dänische Künstler mit Blick auf den Islam auferlegen würden. 40 dänische Karikaturisten wurden angesprochen, wovon sich zwölf bereit erklärten, etwas beizutragen; drei davon waren Zeichner der Jyllands-Posten.

Als Mohammed-Karikaturen wurde eine am 30. September 2005 in der dänischen Tageszeitung Jyllands-Posten unter dem Namen Das Gesicht Mohammeds erschienene Serie von zwölf Karikaturen bekannt, die den islamischen Propheten und Religionsstifter Mohammed zum Thema haben. Am 17. Oktober wurden sie in der ägyptischen Zeitung Al Fager nachgedruckt. In weiten Teilen der islamischen Welt sind derzeit Abbildungen von Allah, Mohammed und anderen islamischen Propheten in menschlicher Gestalt verboten. Der Koran verbietet jedoch strenggenommen, wie Tanach und Bibel, nicht die Abbildung an sich, sondern nur deren Anbetung im Sinne eines Götzendienstes. So wurde auch ein Bilderverbot des Islams nicht immer strikt angewandt, wie es zahlreiche bildliche Darstellungen des Propheten Mohammed in der islamischen Kunst belegen. Allah selbst wird im Islam niemals in menschlicher Gestalt abgebildet.

Auf einer der zwölf Karikaturen wurde Mohammed mit Turban in Form einer Bombe mit brennender Lunte dargestellt, auf welcher sich das islamische Glaubensbekenntnis (Schahāda) befindet. Unter den zwölf Karikaturen gibt es auch einige, die den Propheten nicht explizit bildlich darstellen. Ein Karikaturist zeichnete einen Schüler namens Mohammed vor einer Tafel, auf der auf Persisch geschrieben steht: „Die Redaktion von Jyllands-Posten ist eine Bande reaktionärer Provokateure“.

In der Folge weiterer Veröffentlichungen dieser und weiterer Mohammed-Karikaturen kam es in vielen Ländern der Welt – vor allem in islamisch geprägten – zu Demonstrationen und gewalttätigen Ausschreitungen, zu diplomatischen Konflikten zwischen der dänischen Regierung und Regierungen islamischer Staaten sowie weltweit zu einer Diskussion über die Religions-, Presse-, Kunst- und Meinungsfreiheit.

Am 27. Oktober 2005 erstatteten elf Vertreter dänischer islamischer Organisationen aufgrund des Blasphemie-Paragraphen § 140 im dänischen Strafgesetzbuch Strafanzeige gegen Jyllands-Posten. „Wir meinen, dass es die Absicht der Zeitung war, zu verhöhnen und zu spotten.“ Es ging demnach weniger um die Zeichnungen selbst, sondern um den redaktionellen Zusammenhang. Zusätzlich zu den Karikaturen wurde ein Text Flemming Roses abgedruckt, in dem dieser die Hintergründe für den Abdruck erläuterte. Er nannte mehrere Beispiele für eine vermeintliche Selbstzensur von Künstlern in Bezug auf den Islam.

Der dänische Blasphemie-Paragraph lautet: „Derjenige, der öffentlich die Glaubenslehre oder Gottesverehrung irgendeiner legal in diesem Land bestehenden Religionsgemeinschaft verspottet oder verhöhnt, wird zu einer Geldstrafe oder Haftstrafe bis zu vier Monaten verurteilt.“ Am 6. Januar 2006 stellte die Staatsanwaltschaft das Verfahren ein mit der Begründung, dass keine Hinweise auf eine Straftat nach dänischem Recht vorlägen. Die letzte Verurteilung aufgrund des § 140 wurde in Dänemark 1938 gegen eine Gruppe dänischer Nationalsozialisten wegen Antisemitismus ausgesprochen! Das dänische Parlament schaffte den seit 1866 bestehenden Paragraphen des Strafgesetzbuchs und damit die Strafverfolgung wegen Blasphemie am 2. Juni 2017 ab.

In einem von dänischen Imamen im November und Dezember 2005 für eine Reise nach Ägypten und dem Libanon angefertigten 42-seitigen Dossier, welches Vertretern der Arabischen Liga sowie muslimischen Klerikern und Akademikern überreicht wurde, wurden neben den Zeitungsartikeln auch drei zusätzliche Abbildungen aufgeführt. Unter anderem wurde im Dossier ein verfremdetes Agenturfoto eines Komikers, der ein Schwein imitiert, als angebliche Mohammed-Karikatur ausgegeben. Diese zusätzlichen Abbildungen wurden als besonders beleidigend empfunden, waren von der Zeitung aber weder in Auftrag gegeben noch veröffentlicht worden.

Erst nach dieser Reise und auf Anfragen von Journalisten und nachdem die christliche norwegische Zeitung Magazinet die Karikaturen am 10. Januar 2006 nachdruckte, kam es zu weltweiten Protesten empörter Muslime, die diese Karikaturen als Blasphemie empfanden. Nachdem die ägyptische Tageszeitung Al Fager bereits am 17. Oktober 2005 einige der Karikaturen, darunter die des Propheten mit der Bombe im Turban, abgedruckt hatte, war es noch zu keinen besonderen Reaktionen gekommen.

Die Veröffentlichungen führten seit dem 26. Januar 2006 zum Boykott dänischer und norwegischer Waren in einigen arabischen Staaten. Am 31. Januar entschuldigte sich der Chefredakteur dafür, dass die Zeitung die Gefühle vieler Muslime verletzt habe. Er wollte sich aber nicht für die Veröffentlichung der Bilder entschuldigen.

All das zog weitere Kreise, auch wirtschaftlicher Natur. Es kam zu geplanten Anschlägen auf die Zeichner der Karikaturen – und dann kam es zu Charlie Hebdo – aber das in einem anderen Blog.

Und mich hat das alles persönlich betroffen, da ich zur Zeit der ersten Probleme der Mohammed Karikaturen von einem Verlag aufgefordert wurde, „eine kleine Geschichte des Propheten Mohammed“ zu schreiben. Es war das zweite Buch das ich geschrieben habe. Ich gebe zu, vorsichtig gewesen zu sein. Ich habe etwas älter, unkritische Biographien als Unterlage verwendet.  Die neunzig Seiten waren dann schnell geschrieben – es bestand Zeitdruck, das Buch herauszubringen. Aber um meine Familie, den Verlag und auch mich nicht durch irgendeine Unachtsamkeit zu gefährden übergab ich das fertige Manuskript Vertretern der islamischen Glaubensgemeinschaft. Sie wollten viele, viele Änderungen. Ich hab‘ sie, eigentlich gegen besseres Wissen übernommen (ich habe seither bei keinem meiner Bücher, bei keinem Blog irgendjemand um Korrekturen gebeten (mit Ausnahme von meinem inzwischen verstorbenen Mann). Vielleicht halten Sie mich für feig, aber wie sich zwischenzeitlich zeigt, riskiert man sein Leben ….

Neuerliche Turbulenzen zu Mohammed Karikaturen

Eine Buchempfehlung einer Neuerscheinung

Robert Harris: V2 (Vergeltung)

Ich bin bekennender Robert Harris Fan. Ich habe viele seiner Bücher gelesen, beginnend vom „Vaterland“, über die besonders empfehlenswerte Cicero-Reihe, Konklave etc. und zuletzt habe ich V2 „verschlungen“. Vielleicht auch deshalb, weil ich diese Zeit aktiv erlebt hatte. Ich war neun Jahre alt, als die „Wunderwaffen“, wie sie genannt wurden, eingesetzt wurden.  Glaubten wir der Propaganda, dass damit der das Kriegsglück wieder gedreht werden konnten – oder waren die Hiobsbotschaften von der Ostfront doch überzeugender?

Robert Dennis Harris (* 7. März 1957 in England) ist ein britischer Journalist, Sachbuchautor und Schriftsteller. Robert Harris ist verheiratet und hat vier Kinder. Er hatte Literatur studiert, er arbeitete als BBC-Reporter, politischer Redakteur und als Kolumnist. Vaterland war der erste Bestseller von Robert Harris, übersetzt in 30 Sprachen und mit einer Auflage von mehr als sechs Millionen Stück. Auch in seinen anderen Romanen nahm Harris historische Ereignisse als Grundlage für die Handlung und vermischte Fiktion und Wirklichkeit. Nach dem Brexit-Referendum trat Harris der Labour Party bei. Während des Corona-Lockdown im heurigen Frühjahr hat es V2 geschrieben. 4 Monate hat er laut eigenen Aussagen dazu gebraucht. Beneidenswert!

Die Frage nach der moralischen Verantwortung des Wissenschaftlers steht im Kern von „V2“, dem jüngsten Thriller von Robert Harris. In dem soeben in England  erschienenen Buch, das im November mit dem Titel „Vergeltung“ auf den deutschen Markt kommt, spinnt der britische Bestsellerautor aus einer wenig bekannten Episode der Endphase des Zweiten Weltkrieges parallel zueinander verlaufende Erzählfäden, die nach seiner bewährten Methode Tatsachen und Fiktion spannungsreich miteinander verweben. Hier macht Harris diese Fäden an zwei erfundenen Figuren fest, dem deutschen Ingenieur Rudi Graf, einem Weggefährten Wernher von Brauns aus Jugendtagen, der dessen Jules-Verneschen Traum von der Weltraumfahrt teilt, und an Kay Caton-Walsh, einer britischen Luftwaffenhelferin im Offiziersrang.

Von Braun, der früh erkannte, dass die Phantasie der jungen Raketenenthusiasten sich nur mit militärischer Unterstützung realisieren lasse, hat seinen Freund bereits Anfang der dreißiger Jahre rekrutiert für die Entwicklung einer Flüssigkeitsrakete an der später nach Peenemünde verlegten Heeresversuchsstelle Kummersdorf. Graf erinnert sich, wie von Braun ihn damals umstimmte mit der Versicherung, der Weg zum Mond führe durch Kummersdorf. Hitlers Kriegspläne leiten die Forscher jedoch auf einen anderen Weg. Statt Weltraumraketen bauen sie ballistische Flugkörper, von denen sich das Militär eine entscheidende Wende des Krieges erhofft. Von der holländischen Küste aus erreichen diese Geschosse mit vierfacher Schallgeschwindigkeit London in bloß fünf Minuten.

Mit seiner Fähigkeit, die Vergangenheit durch atmosphärische, stoffliche und historische Details greifbar zu machen, schildert Harris die Angst und Verwüstung der vor der Detonation lautlos über den Kanal huschenden Raketen. An einem Tag, an dem Hausfrauen mit ihren Kindern wegen einer selten gewordenen Lieferung von Kochtöpfen in eine Woolworth-Filiale im Südosten Londons drängen, werden 160 Menschen getötet, darunter Passagiere eines vorbeifahrenden Busses.

Während Graf im November 1944 im niederländischen Scheveningen als technischer Verbindungsmann am Einsatz der sogenannten „Vergeltungswaffe Zwei“ mitwirkt, die London in die Knie bringen soll, sitzt Kay Caton-Walsh hundertfünfzig Kilometer davon entfernt in einem Banktresor der gerade erst von den deutschen Truppen geräumten belgischen Kleinstadt Mechelen mit Stift, Rechenschieber und Logarithmentafeln bereit.

Die Briten wollen den Standort der mobilen Abschussrampen der im Schutz der Dunkelheit von den Produktionsstätten transportierten und im Wald versteckten V2-Raketen ermitteln, um sie vor dem Einsatz des nächsten Projektils aus der Luft zerstören zu können. Kay Caton-Walsh gehört einer kleinen Guppe von acht Luftwaffenhelferinnen an, deren Aufgabe es ist, innerhalb von sechs Minuten nach dem Einschlag die parabelförmige Flugbahn zu berechnen und sie bis zur Feuerstellung zurückzuverfolgen. Sobald diese geortet ist, starten die Spitfires aus England. Fünfundzwanzig Minuten später werfen sie ihre Bomben auf ihr Ziel ab.

Eine solche Gruppe von Luftwaffenhelferinnen gab es tatsächlich, wie Harris vor vier Jahren durch einen Zeitungsnachruf auf eine der jungen Frauen erfuhr, die damals nach Mechelen entsandt wurden. In dem Moment keimte die Idee für „V2“.

Auf fünf Tage komprimiert und kapitelweise abwechselnd aus der Sicht von Rudi Graf und Kay Caton-Walsh erzählt, gewinnt die Rahmenhandlung durch den Wettlauf der jeweiligen Seite gegen die Zeit an zusätzlicher Spannung. Wernher von Braun tritt immer wieder in Erscheinung als charismatischer Macher, der „jeden durch seinen Charme bezaubert, selbst Hitler“. Der zunehmend desillusionierte Graf, der an seinem Zivilstand festhält, beobachtet Brauns zweckmäßigen Aufstieg im Regimeapparat, von der Mitgliedschaft einer studentischen Reiterstaffel der SS kurz nach der Machtergreifung über die Aufnahme in die Partei bis hin zur Beförderung zum SS-Sturmbannführer. Dem Freund gegenüber spielt Braun diese Karriereschritte stets als belanglose Äußerlichkeiten herunter.

Bei einer gemeinsamen Besichtigung der Stollenanlagen bei Nordhausen, die für die Produktion der Vergeltungswaffen genutzt werden, ist Graf vom Anblick der ausgemergelten Zwangsarbeiter erschüttert, er weiß, dass der Weg zum Mond nicht durch Kummersdorf führt, und dass die „Wunderwaffe“ Deutschland nicht retten wird und der Krieg verloren ist.

Als Graf im September 1945 nach London reist, ist er dennoch erstaunt zu erfahren, dass die deutsche Propaganda die Wirkung der V2-Angriffe maßlos übertrieben hat. Das Gleiche gilt für die offiziellen Verlautbarungen des britischen Militärs, die Kay Caton-Walsh und ihre Kameradinnen in dem Glauben wogen, sie hätten etwas Nützliches für ihr Land geleistet. Die britischen Flieger haben keine einzige Abschussrampe getroffen.

Es gibt noch viel mehr über den Inhalt des Buches zu erzählen, aber ich empfehle: lesen Sie es selbst! (Vielleicht noch eine Anmerkung: ich habe nicht alle technischen Details verstanden, die in diesem Buch beschrieben worden sind, aber das war nicht sinnstörend für mich.)

Eine Buchempfehlung einer Neuerscheinung