Im mystischen Waldviertel unter einem blue moon
Heute ist Halloween – nicht gerade ein Fest, das mir ab ginge, wäre es non-existent. Aber viele Kinder freut’s und Kinder lieben es, sich zu verkleiden. Auch meine Enkel sind mit Halloween aufgewachsen, -Trick and Treat war unabdingbar, also musste heute zu mindestens an das Fest erinnert werden.
Halloween, von All Hallows’ Eve, der Abend vor Allerheiligen, benennt die Volksbräuche am Abend und in der Nacht vor dem Hochfest Allerheiligen, vom 31. Oktober auf den 1. November. Dieses Brauchtum war ursprünglich vor allem im katholischen Irland verbreitet. Die irischen Einwanderer in den USA pflegten ihre Bräuche in Erinnerung an die Heimat und bauten sie aus.
Im Zuge der irischen Renaissance nach 1830 wurden in der frühen volkskundlichen Literatur eine Kontinuität der Halloweenbräuche seit der Keltenzeit und Bezüge zu heidnischen und keltischen Traditionen wie dem Samhainfest angenommen.
Der Brauch, Kürbisse zum Halloweenfest aufzustellen, stammt aus Irland. Dort lebte einer Sage nach der Bösewicht Jack Oldfield. Dieser fing durch eine List den Teufel ein und wollte ihn nur freilassen, wenn er Jack O fortan nicht mehr in die Quere kommen würde. Nach Jacks Tod kam er aufgrund seiner Taten nicht in den Himmel, aber auch in die Hölle durfte Jack natürlich nicht, da er den Teufel betrogen hatte. Doch der Teufel erbarmte sich und schenkte ihm eine Rübe und eine glühende Kohle, damit Jack durch das Dunkel wandern könne. Der Ursprung des beleuchteten Kürbisses war demnach eine beleuchtete Rübe, doch da in den Vereinigten Staaten Kürbisse in großen Mengen zur Verfügung standen, höhlte man stattdessen einen Kürbis aus. Dieser Kürbis war seither als Jack O’Lantern bekannt. Um böse Geister abzuschrecken, schnitt man Fratzen in Kürbisse, die vor dem Haus den Hof beleuchteten.
Mit steigender Beliebtheit Halloweens wurde Kritik von verschiedenen Seiten laut. Bei uns wird kritisiert, dass die alten Bräuche zunehmend verdrängt werden, beispielsweise das Martinisingen am 10. bzw. 11. November, bei dem an den Haustüren Lieder gesungen und als Belohnung Gebäck, Früchte oder Süßigkeiten erwartet werden. Ebenso beklagt wird Vandalismus durch Häuserschmierereien oder Eierwürfe, die zu vermehrten Einsätzen der Polizei zu Halloween führen. Außerdem gehört das Hochfest Allerheiligen, von dem Halloween seine Bezeichnung ableitet in unseren Breiten zu den sogenannten stillen Tagen.
Insbesondere evangelikale Christen in den Vereinigten Staaten distanzieren sich sehr scharf von Halloween; sie vertreten die Meinung, dass mit dem Fest Missbrauch durch satanistische Vereinigungen getrieben werden könne, und lehnen Halloween als okkult ab. Andere verteidigen einen ungezwungenen Umgang mit Spuk und dem Unheimlichen zu Halloween durch Christen.
Da Halloween ursprünglich ja ein Fest der Toten gewesen, haben auch wir unserer Verstorbenen gedacht. Wir haben ein großes Feuer in einer Schale vor dem Haus entzündet. Und wirklich ist auch der zeitgerecht der Mond aufgegangen. Heute ist ein „blue moon“: das steht für einen zweiten Vollmond innerhalb eines Monats im gregorianischen Kalender. Es ist aufgrund der Erdferne der kleinste Vollmond in diesem Jahr. Bei Vollmond befindet sich Sonne, Erde und Mond auf einer Linie. Dieses Mal befinden sich Sonne und Mond allerdings auf gegenüberliegenden Seiten. Das bedeutet, dass die von Erde aus sichtbare Mondseite voll bestrahlt wird. Daher ist der komplette Mond zu sehen.
Wir haben unserer Verstorbenen nicht nur gedacht, sondern auch Wünsche geäußert, auf einen Zettel geschrieben, den wir in diesem Feuer dann verbrannt haben. Bei einem Umtrunk haben wir der Toten einzeln gedacht und einen Schluck – nach dem Anstoßen, ins Feuer gegossen.
Im Waldviertel gibt es viele mystische Orte, unter anderem eine Steinpyramide in Oberneustift. (Wir wohnen nah dran: in Niederneustift). Dieses rätselhafte Gebilde weist einen runden Durchmesser auf und besteht aus vier Ebenen, die nicht spiralförmig verbunden sind. Sie misst ca. 6 m in der Höhe und 14 m im Durchmesser, Mauerreste in der Umgebung lassen auf eine einstmals ausgedehnte Anlage schließen. In ihrer Bauart ist sie einzigartig in Mitteleuropa, weshalb auch eine zeitliche, ethnische und verwendungs-technische Zuordnung schwierig ist.
Hinterher ist es prosaischer geworden, wir haben die nachmittags gefundenen Parasole über der Glut dieses Feuers gegrillt. Sie waren wirklich köstlich.
Nach einiger Zeit ist es uns doch zu kalt geworden und wir sind ins Haus zurückgekehrt.