Family Dinner for one

Wir, also unsere Dreier-WG, möchte allen Verwandten und Freunden einen guten Rutsch ins Neue Jahr wünschen und haben uns deshalb diesmal etwas ganz Besonderes für euch überlegt und wollen einen kurzen Ausschnitt davon mit euch teilen.

Möge Euer Silvesterabend ebenso lustig ausfallen, wie wir es gehabt haben, als wir unser „Family Dinner for one“ produzierten.

Wir senden Euch nur den letzten Teil davon. Das hat zwei Gründe einerseits wäre das gesamte Video zu lang und andererseits hatten wir technische Probleme bei der Herstellung des gesamten Videos.

Viel Spaß und ein gutes, gesundes, fröhliches und erfolgreiches 2021 wünschen wir Euch

Die Dreier WG

(PS. Mein neunzigster Geburtstag steht mir noch in einigen Jahren bevor – hoffentlich!)

Hier ist der Link zu dem Video:

Family Dinner for one

Glücksbringer zum Jahreswechsel

Sie gehen mir heuer ab

Früher kam zu Silvester immer ein Freund meines Mannes vorbei, wünschte uns ein gutes neues Jahr und brachte uns kleine Plastikschweinderln mit. Ich hob sie immer sorgfältig auf, es gab schon eine richtige Schweinefarm in einer Schüssel. Naja, beim Umräumen bzw. „Platzmachen“ für unsere WG wurde ich etwas spöttisch gefragt: brauchst Du das wirklich noch. Pflichtschuldig meinte ich nein – und die vielen Schweinderln waren dahin. Und neue bekomm ich keine mehr. Ja, und die silbernen Kleeblätter – eines davon emailliert, die sich ebenfalls in dieser Schüssel befanden, sind auch nicht mehr auffindbar.

Heute habe ich mich vergeblich umgeschaut, ob ich irgendwo Biskuit-Fische (Glücksfische) bekomme. Um Mitternacht aßen wir diese Fische, beim geöffneten Fenster um das Neue Jahr hereinzulassen und das Feuerwerk zu bewundern. Leider war es immer zu laut, um auch die Pummerin zu hören – aber vielleicht funktioniert das wenigstens dieses Jahr. Bei diesen Fischerln wusste ich nie, ob man sie von hinten nach vorne, oder von vorne nach hinten essen sollte, damit man im nächste Jahr Glück hat (vorsichtshalber habe ich immer zwei gegessen, halt in unterschiedlichen Richtungen).

Bei einem Standel, die gab’s schon immer, auch noch vor dem heuer ohnedies abgesagten Silvesterpfad, habe ich immer eine ganze Reihe von kleinen Glücksbringern gekauft – die wurden ebenfalls zu Mitternacht unter den Anwesenden verteilt. Man trug sie das ganze Jahr lang im Portemonnaie, damit darin möglichst das Geld nicht ausgeht. Unter diesen Glücksbringern waren z.B.  Marienkäfer – tunlichst mit sieben Punkten. Der Marienkäfer gilt als Himmelsbote seiner Namensvetterin Maria. Seine Wirkung bezieht sich auf die Schwachen der Gesellschaft. Kinder sollen beschützt und Kranke geheilt werden, wenn er ihnen zufliegt. Wer den glücksbringenden Marienkäfer jedoch abschüttelt oder gar umbringt, so heißt es, erzeugt den gegenteiligen Effekt und beschwört vielmehr Pech herauf. Ein Marienkäfer mit sieben schwarzen Punkten hat sogar noch eine weitere Symbolik: Er kann Hexen und Unglück bannen. Die Zahl Sieben ist nämlich eine Glückszahl. Wer dem Glückskäfer mit der Glückszahl an Punkten begegnet, ist somit doppelt gesegnet.

Oft war auch ein Fliegenpilz unter diesen Glücksbringern. In der altnordischen Sagenwelt ist der rote Fliegenpilz ein Glückspilz. Geringe Mengen des Fliegenpilzes halfen einer Sage nach Berserkern beim Kampf. Diese germanischen Krieger, gehüllt in Bärenfell, verspürten dank des Pilzes keine Schmerzen mehr und konnten unerschrocken gegen ihre Feinde antreten. Der Berserker galt als besonders stark und tapfer – scheinbar dank der Fliegenpilze. (Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich wohl keine Fliegenpilze verschenkt).

Ein Schweinderl war auch immer unter den Glücksbringern: Im frühen Mittelalter galt es als heiliges Tier, das für Reichtum stand. Wer sich zur damaligen Zeit ein Schwein leisten konnte, zählte zu den wohlhabenden Menschen. Außerdem symbolisierte die Sau Fruchtbarkeit und der Eber körperliche Stärke. Auch die Redensart „Schwein gehabt“ erklärt, dass jemand Glück im Unglück gehabt hat. Den Ursprung findet das Sprichwort zu der Zeit von kriegerisch-sportlicher Wettbewerbe. Der Verlierer erhielt abschließend ein Schwein und hatte Glück, nicht stark verletzt oder gar gestorben zu sein.

Ein Hufeisen war auch meist dabei: Das Hufeisen sollte damals die wertvollen Pferde der Griechen schützen und erhielt somit den Status eines Glücksbringers. Zusätzlich galt das Metall des Hufeisens als magisch. Wird es über der Tür aufgehängt, hält es angeblich Geister und den Teufel fern. Es scheiden sich zudem die Geister, wie genau das Hufeisen angebracht werden soll. Wenn die offene Seite nach oben zeigt, lässt sich Glück wie in einem Gefäß fangen und halten. Umgekehrt macht es aber genauso viel Sinn. Das Glück wird über einem ausgeschüttet und verteilt, sobald man die Tür mit dem Hufeisen passiert.

Ich habe immer ein Kleestöckerl zu Silvester zu Hause gehabt. Ich habe‘ die Kleestöckerl vor dem Lockdown, also vor Weihnachten in der Blumenhandlung gesehen, aber irgendwie habe ich es falsch gefunden, sie zu diesem Zeitpunkt zu kaufen. Also kein Kleestöckerl heuer. Eigentlich sollte man den vierblättrigen Klee in den Feldern suchen, das vierblättrige Kleeblatt ist recht selten in der Natur, da es sich bei diesem Glücksbringer um eine Mutation handelt – es wächst mit einem Blatt zu viel. Wenn das vierblättrige Kleeblatt auf Reisen begleitet, soll es den Besitzer vor Unglück beschützen. Es gibt Menschen, die immer vierblättrige Kleeblätter finden, und solche, die das nie tun (ich z.B.). Wenn man eines fand, trocknete man es in einem Buch – und schenkte es weiter. Laut Volksmund ist es wichtig, dass der Glücksklee natürlich entstanden, also nicht gezüchtet, ist. Immerhin kann bereits das Finden dieser raren Pflanze als glücklich bezeichnet werden. Gezielt kultivierter vierblättriger Klee gilt hingegen als Pechbringer (damit wäre das Kleestöckerl ohnedies fehl am Platz).  Der Glücksklee reicht im Aberglauben weit zurück. Es heißt, dass Eva ein vierblättriges Kleeblatt mitgenommen hat, als sie das Paradies verlassen musste. Somit hält der Finder auf Erden ein Stück Paradies in seinen Händen.

Naja, heuer werde ich ohne diese Objekte auskommen müssen, wirklich abergläubig bin ich ohnedies nicht, ich hoffe dennoch auf ein gutes Neues Jahr – und das wünsche ich Ihnen allen auch.

Glücksbringer zum Jahreswechsel

Zur Einsamkeit

Gedanken zu Silvester 2020

Heute ist Silvester – für viele ein Abend zum Feiern – mit Freunden. Heuer ist es anders – Corona-mäßig halt.

Viele meiner Freunde sind alt , wie ich auch – ich habe mit ihnen in den letzten Tagen telephoniert – sie sind zumeist „alleinstehend“, viele von ihnen haben mir gesagt, dass sie sich zu Silvester die Fledermaus im Fernsehen anschauen werden – allein. Vielleicht werden sie sich einsam fühlen.

Was ist Einsamkeit eigentlich? Sie ist eine wahrgenommene Diskrepanz zwischen den gewünschten und den tatsächlich vorhandenen sozialen Beziehungen eines Menschen. Es handelt sich dabei um das subjektive Gefühl, dass die vorhandenen sozialen Beziehungen und Kontakte nicht die gewünschte Qualität haben. Allerdings sind viele Menschen gerne alleine, ohne darunter zu leiden (dazu gehöre z.B. auch ich). Umgekehrt gibt es aber auch Menschen, die sich einsam fühlen, obwohl sie von außen betrachtet in ein großes soziales Netzwerk eingebunden sind. Von vielen wird Einsamkeit negativ gesehen, aber andere empfinden Einsamkeit als geistigen Erholungsstrategie, um die Gedanken zu ordnen oder Kreativität zu entwickeln bzw. fördern.

Man sagt, dass dieser Begriff erst im Mittelalter entstanden ist. Ursprünglich stellte er eine Übersetzung des lateinischen Begriffs unio im Sinne der unio mystica dar. Damit bezeichnete Meister Eckhardt (ca. 1260–1328) die mystische Vereinigung des Menschen mit Gott: „Ihre Einsamkeit war ihr Eins-sein als intensivste Form ihrer Kommunikation.“ Leo Tolstoi meinte dazu unter anderem: „Auf der höchsten Bewusstseinsstufe ist der Mensch allein. Eine solche Einsamkeit kann sonderbar, ungewöhnlich, ja auch schwierig erscheinen. Törichte Menschen versuchen, sie durch die verschiedensten Ablenkungen zu vermeiden, um von diesem erhabenen zu einem niedriger gelegenen Ort zu entkommen. Weise dagegen verharren mit Hilfe des Gebetes auf diesem Gipfelpunkt.“ Noch im 18. und 19. Jahrhundert galt der Begriff Einsamkeit positiver als der Begriff Alleinsein, aus dieser Zeit stammt „mutterseelenallein“.  „Mutterseelenallein“ steht für die größtmögliche Einsamkeit, d. h., dass jemand „allein in Bezug auf alle Menschen“ ist. Eigentlich ist es eine Verballhornung von „moi tout seul“. Der Begriff drückt den Zustand völliger Verlassenheit und Verzweiflung aus.

Heutzutage wird Einsamkeit ordnungsgemäß klassifiziert:

  • der emotionalen Einsamkeit (auch intime Einsamkeit genannt), die sich auf den Mangel einer sehr engen, intimen Beziehung bezieht, wie sie zum Beispiel in Paarbeziehungen zu finden ist;
  • der sozialen Einsamkeit (auch relationale Einsamkeit genannt), wie ein Mangel an Freundschaften und weiteren persönlichen Beziehungen genannt wird, und
  • der kollektiven Einsamkeit, die das Gefühl der fehlenden Zugehörigkeit zu einer größeren Gemeinschaft oder zur Gesellschaft bezeichne

oder

  • Die Einsamkeit der Isolation, der Anomie ist vom Staat aufgezwungen. An dieser Art der Einsamkeit leiden vor allem Strafgefangene, Heimbewohner in Pandemiezeiten mit monatelangen rigorosen Besuchseinschränkungen, in Quarantäne Gehaltene usw.
  • Die Einsamkeit des Träumers, der Rebellion. Vor der Aufmüpfigkeit des Non-Konformisten fürchten sich Mächtige.
  • Die dritte Einsamkeit berührt nicht die Interessenssphäre Mächtiger. Sie ist „das Gespür, unter vielen einer zu sein, ein inneres Leben zu haben, das mehr ist als eine Spiegelung der Leben der Anderen. Es ist die Einsamkeit der Differenz.“

Seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wird Einsamkeit vor allem als „depressives und neurotisches Verhalten“, als Ausdruck einer „Sinnkrise und innere[r] Leere“, einer „fortschreitende[n] Wertauflösung“ und der „Haltlosigkeit des Individuums innerhalb einer anonymen Waren- und Konsumgesellschaft“ interpretiert. Die Reduktion sozialer Kontakte eines Menschen bis hin zu seiner Vereinsamung können problematisch sein, denn als Menschen haben wir uns historisch in kleinen Verbänden entwickelt mit einigen Dutzend Individuen. Dieses Umfeld ist für uns überlebensnotwendig gewesen, evolutionär sind wir keine Einzelgänger. Wir brauchen diese Kontakte. Menschen, die isoliert sind, fühlen sich schnell abgeschnitten und einsam und damit auch ängstlich und depressiv.

In „The Lonely Crowd “ von David Riesman, 1950 erschienen, werden „Einsame“ folgendermaßen definiert: Dieser orientiert sich in seinem Handeln an Konventionen, an dem, was in seinem Umfeld „üblich“ ist, unabhängig von der Frage, ob das „Übliche“ seinen eigentlichen Bedürfnissen entspricht. Andere wiederum kommen zu folgenden Schlüssen: „Wir erleben eine Welle der Individualisierung, es gibt immer mehr Single-Haushalte. Familienplanung steht der Karriere [im Weg], der Umzug für einen Job in eine andere Stadt ist heute schon fast obligatorisch. Familie und Nachbarschaft spielen nicht mehr die große Rolle und bleiben oft auf der Strecke. Die Folgen merken viele, wenn es zu spät ist.“

Während der COVID-19-Pandemie geriet der „Kampf gegen die Einsamkeit“ in einen Zielkonflikt mit dem Streben, Ältere und Vorerkrankte davor zu schützen, schwer an COVID-19 zu erkranken, womöglich sogar zu sterben. Zu diesem Zweck kam es zu rigorosen Kontaktsperren zwischen Senioren und Menschen mit Behinderung, die in Alten- und Pflegeheimen leben, einerseits und Personen, die diese besuchen wollten, andererseits. Kontaktverbote zwischen engsten Familienangehörigen stellen aber „die mit Abstand schwersten Grundrechtseingriffe in der gesamten Corona-Zeit“ dar.

Ich hoffe, dass Sie alle, die dieses lesen, sich weder zu Silvester oder auch überhaupt einsam fühlen. Ich wünsche Ihnen somit einen „guten“ (sicheren) gesunden Rutsch in ein hoffentlich gesundes, zufriedenes, erfolgreiches 2021.

Zur Einsamkeit

Wiederholung: Silvester – einst und heute?

diesen Beitrag habe ich vor ein paar Jahren geschrieben

Ich wurde also aufgefordert, über meine Silvestererinnerungen zu schreiben. Als ich nachdachte, fiel mir gar nicht so besonders viel dazu ein. Silvester war in meiner Kindheit und Jugend eher kein so großes Fest. Woran ich mich erinnere, war das Umschreiben des Kalenders. Es gab damals weitgehend nur kleine Büchlein, die den Kalender enthielten, darin gab es „Formulare“ für „persönliche Daten“ und vor allem das Adressbuch. Das musste übertragen werden.  Etwas später gab es dann herausnehmbare Teile für das Adressbuch, damit man nicht mehr alles übertragen musste. Heute führe ich z.B. meinen Kalender am Computer (nicht immer schlau), aber jedenfalls „rollt er weiter“ und es gibt keinen Bruch am Jahresende. Die Adressdaten (meist Telephonnummern) hat man heute am Handy gespeichert und braucht kein „papierenes Adressbuch“. Auch die Adressen haben sich geändert, waren es früher Orte, Straßen und Hausnummern, speichert man heute primär Mailadressen – wer schreibt noch Briefe, Karten oder gar Korrespondenzkarten oder schickt Telegramme?

Und was Trinken anlangt: in meiner Familie wurde in meiner Kindheit und Jugend nur in Ausnahmefällen Alkohol getrunken. Ich weiß noch von einer Flasche Champagner im Keller, der anfangs für den „Endsieg“ aufgehoben wurde. Als meine Mutter ihn einmal suchte, griff sie im Dunkeln auf etwas Haariges, erschrak fürchterlich, da sie eine Ratte vermutete, zerbrach den lang gelagerten Champagner. Das haarige Ding stellte sich dann später als Bartwisch heraus, der einmal beim Kelleraufräumen dort vergessen worden war. Naja, und zum Endsieg ist es für uns ohnedies nicht gekommen.

Aufgeblieben sind wir schon, etwas Besonderes gegessen haben wir jedenfalls nicht, außer zu Mitternacht die Biskuitfischerln, wobei ich nicht mehr oder noch immer nicht weiß ob man sie von hinten oder von vorne anbeißen muss, um im folgenden Jahr Glück zu haben.

Wichtig war es jedenfalls, die Fenster zu Mitternacht aufzumachen, um „das Neue Jahr hereinzulassen“. Bei uns wurde auch darauf geachtet, dass keine Wäsche übers in der Silvesternacht an einer Leine hing, denn das bedeutete den Tod eines Familienmitglieds. (Konnte ich nicht verifizieren). Und an Feuerwerke kann ich mich in dieser Zeit überhaupt nicht erinnern.

Einmal, es muss in den frühen Fünfziger Jahren gewesen sein, war ich bei einer Schulkollegin zu Silvester eingeladen. Sie hatte einen Zwillingsbruder und somit waren auch ein paar Burschen anwesend. Die Mutter dort hatte für uns Brote hergerichtet, mit Liptauer und sonstigen Aufstrichen. Ich glaube auch, dass wir dort keinen Alkohol getrunken haben. An Bleigießen kann ich mich auch nicht erinnern. Ein paar von den Jugendlichen hatten ihre Platten mitgebracht und dazu haben wir getanzt. Um Mitternacht, als wir über unsere Wünsche für das kommende Jahr sprachen, stand an oberster Stelle bei allen von uns, der Wunsch nach Freiheit für Österreich.

In meiner Jugend war ich auch Mitglied des Alpenvereins, Sektion Austria. Die Jugendgruppe fuhr oft schon am 26. Dezember zum Schifahren auf eine Hütte. Zurück kamen wir dann am 6. Jänner. Konkret kann ich mich einmal an die Austria- Hütte am Dachstein erinnern, wir waren im Matratzenlager untergebracht. Um bis Mitternacht aufzubleiben wurde Karten gespielt. Um Mitternacht waren wir jedenfalls alle im Freien, aber nicht schifahrend. Wir wurden mit einem herrlichen Sternenhimmel belohnt, ein Feuerwerk ging uns daher gar nicht ab.   

Aber was ist eigentlich so besonders an Silvester? Als Silvester (regional auch Altjahrstag oder Altjahrestag) wird in einigen europäischen Sprachen der 31. Dezember, der letzte Tag des Jahres im westlichen Kulturraum, bezeichnet. Nach dem Heiligenkalender der römisch-katholischen Kirche ist dies der Gedenktag des heiligen Papstes Silvester I. Er starb am 31. Dezember 335. Weil er als Heiliger verehrt wird, wurde sein Todestag zugleich sein Namenstag. Herrschte zur Zeit seiner Priesterweihe noch Christenverfolgung, so wurde durch das 313 erlassene Toleranzedikt der Beginn einer Wende zur christlichen Staatsreligion vollzogen. Von historischer Bedeutung wurde die Beziehung des Papstes zum damaligen Kaiser Konstantin durch die sogenannte „Konstantinische Schenkung“. Dabei handelte es sich um eine gefälschte Urkunde, wonach Kaiser Konstantin angeblich den Vorrang Roms über alle Kirchen anerkannte, dem Papst kaiserliche Abzeichen und den Lateran-Palast in Rom verlieh, sowie die Herrschaft über die Stadt, Italien und die römischen Provinzen im östlichen Mittelmeerraum.

Das Jahresendfest hatten bereits die Römer gefeiert, erstmals im Januar zu Beginn des Jahres 153 v. Chr., als der Jahresbeginn vom 1. März auf den 1. Januar verschoben wurde. Die Feuer-Feste am Jahresende haben alte germanische Wurzeln.

Die Assoziation des Jahresendes mit dem Namen Silvester („Waldmensch“, von silva ‚Wald) geht auf das Jahr 1582 zurück. Damals verlegte die Gregorianische Kalenderreform den letzten Tag des Jahres vom 24. Dezember auf den 31. Dezember, den Todestag des Papstes Silvester I.

Das jetzt übliche Feuerwerk sollte im vorchristlich-animistischen Glauben früher „böse Geister“ vertreiben und drückt heute vielleicht bei manchen auch Vorfreude auf das neue Jahr aus. Um 12 Uhr nachts wird von vielen Kirchen das neue Jahr eingeläutet. Je nach örtlicher Tradition dauert das Geläut zwischen zehn Minuten und einer Stunde. Bei uns in Wien läutet die Pummerin – nur leider ist sie aufgrund des Getöses der Böller und Feuerwerkskörper kaum zu hören – außer im Radio.

Das österreichische Pyrotechnikgesetz von 2010 verbietet in § 38 Abs 1 „die Verwendung pyrotechnischer Gegenstände […] im Ortsgebiet“ auch zu Silvester. Um die private Verwendung von Feuerwerk – etwa zu Silvester – zu ermöglichen, kann die Gemeinde unter Vorgabe eines Zeitrahmens „bestimmte Teile des Ortsgebietes von diesem Verbot ausnehmen, sofern nach Maßgabe der örtlichen Gegebenheiten durch die Verwendung Gefährdungen von Leben, Gesundheit und Eigentum von Menschen oder der öffentlichen Sicherheit sowie unzumutbare Lärmbelästigungen nicht zu besorgen sind“. Davon ausgenommen ist der Umkreis von „Kirchen, Gotteshäusern, Krankenanstalten, Kinder-, Alters- und Erholungsheimen sowie Tierheimen und Tiergärten“ (§ 38 Abs 2). Nur wenige österreichische Gemeinden haben eine solche Verordnung erlassen, und nur ein Bruchteil der Feuerwerker hält sich an den darin vorgegebenen zeitlichen Rahmen. In der Mehrzahl der Gemeinden ist die private Verwendung von Feuerwerk auch zu Silvester generell verboten. Hilft aber nicht viel!

Seit dem Jahreswechsel 1990/91 veranstaltet die Stadt Wien mit anderen Organisationen den Wiener Silvesterpfad. Mittlerweile ist es das größte Silvesterevent Europas. Heute am Vormittag war schon ein großer Teil der „Standln“ aufgestellt (während noch jene der Christkindlmärkte weggeräumt wurden).  Mit tut es nur leid, dass nicht schönere Produkte, die vielleicht in Österreich hergestellt werden, dort verkauft werden.

Ich teile noch immer nicht die hektische Lustigkeit, die viele Menschen zu Silvester verspüren. Vielleicht bin ich auch jetzt schon zu alt dafür!

Wiederholung: Silvester – einst und heute?

Schifoan

Nur mit Aufstiegshilfen

Meine Meinung kennen Sie ja schon, aber auf mich hört ja keiner. Denn „Wann i amol was z’reden hätt‘, i schaffert olles o‘ / wos brauch ma denn dös olles, net / is eh‘ gnua do“ sagte schon Josef Weinheber lange vor der derzeitigen Pandemie.  

 Diesmal betrifft es das Schifahren in Österreich, dass uns wieder einmal negativ in die internationale Presse gebracht hat. Österreich hat den Liftbetrieb seit dem 24. Dezember erlaubt. Aufgrund der Reisebeschränkungen, die eine bis zu zehntägige Quarantäne für Einreisende vorsehen, sind fast ausschließlich einheimische Schifahrer auf den Pisten. Kapazitätsbeschränkungen bei den Seilbahnen und Liftanlagen wurden erlassen. Hotels und Schihütten bleiben geschlossen – nur Geschäftsreisende dürfen z.B. Hotels benutzen. Apres Schi ist nicht erlaubt.

Es sind die Knäuel von Menschen, also Menschenansammlungen in der Wartezone vor den Schiliften, die andere dazu veranlassen, anzunehmen, dass es in Österreich eher um die Wirtschaft als um die Gesundheit geht. Sicher, ich glaube auch, dass Schifahren gesund ist, dass es den Menschen Freude macht, dass sie die frische Luft genießen, die Bewegung … Aber benötigen sie dazu unbedingt einen Schilift oder eine Seilbahn. Die Betreiber der Seilbahnen und Lifte schlagen nun vor, diese Kapazitätsbeschränkungen aufzuheben, dann würden sich die nunmehr in Schlangen organisierten Menschenmassen schnell auflösen. Also hinein in die Gondeln, was das Zeug hält?

Als ich ein Teenager war (das sagte man damals nicht, die weibliche Variante davon nannte man damals aus mir nicht ganz verständlichen Gründen Backfisch) gab es noch kaum Schilifte, da und dort Materialseilbahnen, hin und wieder einen Schlepplift – dabei gab es Tellerlifte mit Tellerbügeln für eine Person) oder Ankerlifte in Kurz- oder Langversionen für zwei Personen (Bügelschlepplift). Und wenn wir längere Abfahrten suchten, hieß es einfach zu Fuß hinaufgehen. Entweder trug man seine Schier oder man benutzte „Seehundfelle“, die an der Unterseite der Schi befestigt wurden, damit man nicht nach hinten rutschte. So ein Aufstieg war mühsam, die Abfahrt wunderschön, präparierte Pisten gab es halt keine. Wenn man die Seilbahnen und Lifte gesperrt hätte, müssten die Menschen zu Fuß auf den Berg gehen, ich bin sicher, es wären weniger unterwegs und es käme kaum zu Drängereien. Gegen präparierte Pisten spräche ja nichts und Beschneiungen, die so viel Wasser erfordern, sind ja heuer nicht erforderlich. Dagegen spricht allerheftigst der Umweltgedanke, aber das ist eine andere Geschichte.

Ja, sicher, gegen diese Lösung/Sperre der Aufstiegshilfen, hätten die Liftbetreiber protestiert.

Nun Gedränge in Gondeln kann zu Ansteckungen führen. Angesteckt würden zumeist (junge) fitte Menschen, bei denen Corona meist harmlos verläuft. Aber sobald sie infiziert sind – ohne es wahrscheinlich zu merken – kommen sie auch in Kontakt mit Alten, Gebrechlichen, mit Risikopersonen. Diese wären es dann, die die Spitalsbetten belegen, und einen Engpass bei Intensivbetten herbeiführen könnten (Die ja auch für jene Personen benötigt würden, die Schiunfälle hätten). Und einige aus dieser Gruppe von Alten, gebrechlichen Menschen aus Risikogruppen würden auch sterben. Die Übersterblichkeit aufgrund von Corona in diesem Herbst spricht eine deutliche Sprache. Im November ist in Österreich mehr als ein Fünftel der Toten an oder mit einer labordiagnostisch bestätigten Coronavirus-Infektion gestorben. Das zeigen auf einem Online-Portal der Ärztekammer Wien einsehbare, von der APA ausgewertete Daten der Statistik Austria und der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES). Demnach sind in den vier Wochen vom 2. bis 29. November 9.131 Personen gestorben, davon 2.065 mit einer Covid-19-Infektion. Das ist ein Anteil von 22,6 Prozent. Zwischen 1. März und 30. April waren laut Statistik Austria 588 der 15.107 Toten an Covid-19 als zugrundeliegender Todesursache gestorben. Dies entspricht 3,9 Prozent. Es sterben also deutlich mehr Menschen, als in dieser Jahreszeit sonst üblich. Denn Solidarität können die ganz Alten halt nicht mehr erwarten. Die Interessen der durch das Coronavirus besonders gefährdeten Alten werden gegen die von Gastronomen oder Hoteliers aufgerechnet, denn die ganz Alten nehmen nicht mehr am Erwerbsleben teil.

Auf Grund dieses Verhaltens mancher Schilift- und Seilbahnbenutzer werden die Ziffern der Neuinfektionen in ca. 14 Tagen nicht ausreichend heruntergehen – und möglicherweise würde der Lockdown verlängert werden müssen– was der Wirtschaft in ihrer Gesamtheit schaden würde

Jetzt gilt es abzuwägen: Einerseits Gesundheit versus wirtschaftlichen Erfolg von Teilen der Tourismuswirtschaft, und andererseits Tourismuswirtschaft versus gesamtwirtschaftlichen Erfolg (der besonders durch den Imageschaden, der durch Ischgl verursacht wurde, ohnedies schon beträchtlich ist). Da sind die indirekt Getöteten und die Trauernden ohnedies nicht eingerechnet.

Werfen Sie mir jetzt bitte nicht vor, dass ich zynisch bin, oder dass ich Dinge zu einfach sehe.  Ich weiß, dass „der Staat“ die ganz Alten, die Gefährdeten zuallerst impfen will, dass bei allen Maßnahmen (mit Ausnahme dieses Schizirkus) besonders die Gefährdung der Alten bedacht wurde.

Schade, dass dieses solidarische Denken jetzt anscheinend aufgegeben wird, weil wie es im Schlager „Schifoan“ heißt: „, Weil Schifoan is des leiwaundste Wos ma si nur vurstelln kann“.

Schifoan

Ein Triumfeminat, das in jenem Reich regierte, in dem die Sonne nicht unterging

Drei Frauen, die in Abwesenheit des Kaisers regierten – Tante, Ehefrau, Tochter

Auf Universum History lief gestern ein Kurzfilm über Kaiser Karl V. Sehr hübsch dabei fand ich, dass die „Experten“ allesamt im Prunksaal unserer Nationalbibliothek saßen. Interessant fand ich auch, dass die vielen Gemälde (die meisten wohl in unserem Kunsthistorischen Museum zu finden) Karls parallel zur spielfilmartigen Handlung gezeigt wurden. Dabei allerdings wurden zumeist Kathedralen und Burgen gezeigt. Im Mittelpunkt davon stand erfreulicherweise Aachen.

Jetzt abgesehen von alledem wurde die Rolle der Frauen im Leben dieses Kaisers betont. Er hätte, dieses Riesenreich wohl kaum ohne deren Hilfe regieren können. Wesentlich in seinem Leben waren Maria von Ungarn (* 17. September 1505 in Brüssel; † 17. Oktober 1558 in Cigales). Sie war durch Geburt Prinzessin von Kastilien, Österreich sowie Burgund und wurde durch Heirat Königin von Böhmen und Ungarn. Nach dem Tod ihres Gatten wurde sie im Januar 1531 Statthalterin der Spanischen Niederlande, ihrer Heimat. Dort erzog sie den jungen Karl. Die politisch und geistig hochbegabte, aber auch kunstverständige Statthalterin Maria erzog die ihr anvertrauten Kinder liebevoll, ließ sie von niederländischen und spanischen Gelehrten unterrichten. An ihren von der flandrischen Kultur geprägten Höfen in Brüssel und Mechelen versammelte sie ausgewählte Künstler und Gelehrte, was diese zu Zentren des Renaissance-Humanismus werden ließ. Sie war es, die große Tochter Maximilians, die ihren Neffen zur Erbfolge erzog und ihn sorgfältig auf die fürstlichen Aufgaben seines künftigen Lebens vorbereitete.

Isabella von Portugal (* 24. Oktober 1503; † 1539), war Tochter des portugiesischen Königs Manuel I, Ehefrau Karls V. Sie war eine zierliche Frau von attraktivem Äußeren, hatte eine ausgezeichnete Ausbildung genossen und brachte durch den Kontakt mit den besten Wissenschaftlern Portugals und ihre Kenntnis der Berichte der portugiesischen Seefahrer über ferne Länder die besten Voraussetzungen für eine Ehe mit Karl V. mit.

Die Hochzeit fand am 10. März 1526 im prächtigen Alcázar von Sevilla statt. Das Volk umjubelte die grazile Portugiesin, die sich in reinstem Kastilisch für die unendlichen Ovationen bedankte und so sofort das Herz der Massen für sich gewann. Obwohl die Heirat des Kaiserpaars rein politisch motiviert gewesen war, verliebten sich die Eheleute rasch ineinander und führten eine äußerst glückliche Ehe, was auch für die Nachwelt in Form zahlreicher Briefe zwischen den beiden nachgewiesen ist. Karl V. brachte seiner Gattin stets eine weit über das damals übliche Maß hinausgehende höfische Verehrung entgegen. Im Sommer 1526 zog das jungvermählte Paar von Sevilla nach Granada um und logierte dort bis Jahresende in der Alhambra. Der Kaiser wurde deshalb sogar von Mitgliedern des Staatsrates gerügt, seine Flitterwochen nicht zu lange auszudehnen. Isabella war seit 1526 die einzige Ehefrau von Karl V.

In den Zeiten der monate- und jahrelangen Abwesenheit des Kaisers leitete Isabella alleine die Regierungsgeschäfte in Spanien für ihn, erstmals von 1529 bis 1533. Im Laufe der Zeit handelte sie nicht mehr nur nach dem Rat ihrer Minister, sondern traf zunehmend eigenständigere politische Entscheidungen. Als spanische Regentin diente sie ihrem Gemahl auch als wichtige Kontaktperson für vertrauliche Nachrichten. So unterhielt sie mit ihm eine intensive Korrespondenz, die sich häufig nicht um persönliche, sondern um politische Inhalte drehte. Sie führte Verhandlungen für Heiraten zwischen Mitgliedern des spanischen und französischen Königshauses und suchte dabei möglichst Eheverbindungen zwischen ihren eigenen Sprösslingen und den deutlich älteren Kindern Franz’ I. zu vermeiden. Als Befürworterin der italienischen Renaissance begünstigte sie die Ausbildung der spanischen Jugendlichen.

Es belastete Isabella schwer, oft so lange Zeiten ohne ihren Gemahl verbringen zu müssen. Für die zarte Frau waren außerdem alle ihre Geburten äußerst schwierig, sodass man jedes Mal um ihr Leben bangte. Schon nach der vierten Geburt erholte sie sich nur langsam, kümmerte sich aber nach wie vor im Auftrag ihres Gatten um die politischen Belange in Spanien.

Im Alter von 35 Jahren starb Isabella am 1. Mai 1539 zehn Tage nach der frühzeitigen Geburt des fünften Kindes, das nur wenige Stunden lebte. Karl V. war tief betrübt über das Ableben seiner Gattin. Er hegte eine so große Wertschätzung für sie, dass er nie wieder heiratete. Isabella wurde schließlich im Pantheon der Könige des Klosters El Escorial bestattet.

Maria (* 21. Juni 1528; † 26. Februar 1603)war die älteste Tochter von Kaiser Karl V. und dessen Gemahlin Isabella. Maria wuchs überwiegend in Madrid und Valladolid auf und wurde gemeinsam mit ihrem älteren Bruder Philipp erzogen. Nach dem Tod ihrer Mutter im Jahr 1539 wurde sie zur ranghöchsten Frau am Hof. Maria heiratete am 13. September 1548 in Valladolid Maximilian, ihren Cousin 1. Grades und späteren Kaiser. Von ihrem Vater berufen, übte sie zusammen mit ihrem Ehemann Maximilian II. während der Abwesenheit Kaiser Karls seit 1548 die Regentschaft in Spanien aus. Seit Oktober 1550 war Maria alleinige Statthalterin in Spanien. Ab 1552 lebte Maria ständig in Wien. Spanien hatte sie an der Seite ihres Mannes, der sie dort abholte, verlassen und die Regierungsgeschäfte ihrem Bruder Philipp übergeben. Im Jahr 1562 zur böhmischen und ein Jahr später zur ungarischen Königin gekrönt, wurde sie an der Seite ihres Mannes 1564 römisch-deutsche Kaiserin.

Ohne dieses Triumfeminat – aus Tante, Ehefrau und Tochter – wäre Kaiser Karl V. kaum in der Lage gewesen ein Reich erfolgreich zu regieren, in dem die Sonne nicht unterging.

Ein Triumfeminat, das in jenem Reich regierte, in dem die Sonne nicht unterging

Warum misstrauen wir Muslimen so sehr?

Warum sind so wenige Muslime Lehrer (und nicht nur für Religion), warum sind so wenige Muslime Polizisten. Warum arbeiten so wenige Muslime in unseren Ministerien? Ich glaube – was nun öffentliche Institutionen betrifft, sind Muslime noch meist beim Militär vertreten, vor allem bei dem Garde-Bataillon gibt es junge Muslime.

Warum ist das so? Mitgliedern anderer Religionsgemeinschaften wird mit viel weniger Vorurteilen entgegengetreten. Dabei wird ja die Religionszugehörigkeit ohnedies nicht mehr abgefragt, weder bei einer Volkszählung, noch einer Bewerbung für einen Job.

Ein wesentlicher Faktor in dem Zusammenhang ist die Tatsache, dass sich manche muslimische Frauen „kennzeichnen“, sie tragen ein Kopftuch, bzw. sie bestehen darauf ein Kopftuch zu tragen.  Und dann kommen die Forderungen mancher Parteien nach einem Kopftuchverbot im öffentlichen Dienst. Als Argument wird vorgebracht, dass Österreich ein in religionsfreundlicher, aber auch ein säkulärer Staat sei. Besonders umkämpft ist diesbezüglich der Schulbereich, weil es dort angeblich um Vorbildwirkung und Einflussnahme auf junge Menschen geht.

Ist Integration muslimischer Mitbewohner unseres Landes wirklich schwieriger als bei anderen Zugewanderten?  Ich glaube schon, besonders wenn man die Zugehörigkeit absichtlich oder unabsichtlich „kennzeichnet“. Genauso wie es ein „Nicht-Weißer“ möglicherweise schwerer hat, „akzeptiert“ zu werde.

Sicher spielt die Tatsache einer Rolle, dass fast alle Anschläge, die in Europa passiert sind, von islamistischen Personen oder Gruppen durchgeführt worden sind, oder aufgrund von Konflikten zwischen Muslimen und Nichtmuslimen erfolgt sind (ich erinnere hier nur an alle die Morde im Zusammenhang mit den Mohammed-Karikaturen von Charlie Hebdo).

Auch andere Religionen beruhen auf Büchern, in denen allerhand Gräueltaten beschrieben sind, auch er Gott der Juden bzw. der Gott der Christen, beschrieben am Alten Testament ist ein grausamer Gott, der die Feinde der Juden im Roten Meer samt und sonders ertränkt hat. Aber dem Abendland scheint es durch die Aufklärung längerfristig geglückt zu sein, Staat und Religion zu trennen und den Säkularismus zu entwickeln. Ja, es stimmt, da haben auch Muslime mitgewirkt. In Damaskus wurden die Schriften der Griechen und Römer bewahrt und übersetzt, und letztlich über das maurische Spanien nach Europa gebracht. Auf dieser Basis konnten dann die Entwicklungen vor sich gehen, die zu den modernen demokratischen Staaten geführt haben.

Diese Entwicklung konnten die Muslime noch nicht durchmachen. Der Koran ist für sie das unabänderliche Wort Gottes, die Hadithe geben ihr Handeln vor. Und der Koran enthält sowohl religiöse wie auch politische Vorgaben.  Der Koran kennt keine „Staaten“, sondern nur die Umma, die Gemeinschaft aller Muslime.

Manche Muslime, die vielleicht nicht so viel Gelegenheit zu islamischer Bildung hatten, kennen nur „herausgerissene“ Sätze aus dem Koran und halten sich an die dort angeführten Worte (so etwas kann auch mit z.B. der Bibel gemacht werden). Und wenn sie an einen kriegerischen Imam geraten, können das auch die Sätze sein, die für die Unterdrückung der Frauen sprechen wie auch für einen islamischen Expansionskrieg. Und diese irregeleiteten, falsch ausgebildeten meist jungen Männer können dann zu den gefürchteten Islamisten werden. Und diesen Islamisten misstrauen wir, ja, wir fürchten sie. Aber die Mehrheit der hier wohnenden Muslime sind aus Kriegsgebieten hierher zu uns gekommen, sie suchen nicht den Krieg, sie wollen in Frieden leben. Sie wollen die Möglichkeiten nutzen, sich hier eine Existenz aufzubauen und am Wohlstand dieses Landes teilhaben.

Es sind auch viele unbegleitete Jugendliche gekommen und nicht alle haben die Gelegenheit gehabt, in freundlichen Familien aufgenommen worden zu sein. Diese „im Stich Gelassenen“ fallen dann vielleicht den so genannten Dschihad-Predigern in die Hände. Es wird ihnen das Paradies vorgegaukelt, das sie in Syrien erwartet. Manche von ihnen sind dorthin in den Krieg gezogen und als er für sie verloren war, der IS sein gesamtes Territorium verloren hatte, sind sie, verblendet, wie sie waren, hierher zurückgekehrt mit dem Auftrag, mit Feuer und Schwert den Islam zu verbreiten. Es sind wenige, sie werden „Gefährder“ genannt und sie sind den Polizeiorganen bekannt. Aber um sie dauerhaft zu überwachen, fehlt leider das Personal. Daher können sie halt leider immer und überall zuschlagen.

Aber das sind nicht die Muslime, unsere freundlichen Mitbürger, die bereits kleine Firmen betreiben, die Dinge in unseren Haushalten reparieren, ….

In manchem unterscheiden sie sich von uns „Ureinwohnern“, aber das werden wir doch ertragen können. Seien wir lieber neugierig und erfahren mehr über ihre Lebensweise, über ihre Sprache. Heißen wir sie willkommen und misstrauen ihnen nicht!

Warum misstrauen wir Muslimen so sehr?

Derzeit aktuell: Abnehmen

Oder doch Genießen?

Leider, ja – jedes Jahr dasselbe. Man kann nach Weihnachten nicht auf die Waage steigen und das Leben noch bis zum 1. oder gar 6. Jänner genießen, oder man bekommt den großen Schreck ob des gestiegenen Gewichts und überlegt sich – fast sofort – den steinigen Weg zur Rückkehr zum vorigen Gewicht anzutreten. Früher war das erheblich einfacher, mein asketischer Weg lag in der Methode „fdH (friss die Hälfte) und war in der Vergangenheit recht erfolgreich – wenn ich es durchhielt. Ich bin mir nämlich immer zu dick vorgekommen.

Diese Situation hat begonnen, als die karge Nachkriegszeit vorüber war. Besonders ausgeprägt war es dann während meines Studienjahres in den USA.  Zu dem normalen Essen – das ohnedies nicht gerade kalorienarm war – kamen noch zwischendurch oder abends, beim Ausgehen noch solche Schlankmacher dazu wie Banana-Split etc. dazu. 10 kg schwerer war ich zu Ende des Studienjahres … Allerdings – während der Ferien, die ich dann aus dem Gesparten finanzieren musste, konnte ich das Übergewicht wieder los werden, da ich das wenige Geld dann doch lieber in Anderes, wie z.B. Kleidung investieren wollte.

Viel später, als die Ärzte meinem Mann, der wirklich gerne aß, empfohlen hatten, endlich etwas gegen sein Übergewicht zu unternehmen, begaben wir uns in ein schickes Hotel (erstmals am Wörthersee), wo man für sehr viel Geld fast nichts zu essen bekam – und das drei Wochen lang.  Aus Solidarität mit meinem Mann aß ich auch nur alte Semmeln, kaute sie endlos und trank unbeschreibliche Kräutertees etc. Es funktionierte. Mein Mann nahm 10 kg ab und ich 6. Ich gebe zu, dass ich hinterher ziemlich geschwächt war. Problematisch dabei war, dass wir unsere üblichen Essgewohnheiten bald wieder aufnahmen, und der „Jo-Jo“-Effekt kam voll zum Tragen.  Das heißt, das verlorenen Gewicht war bald wieder eingeholt – bzw. übertroffen. Diese Prozedur wiederholten wir – an verschiedenen Orten mehrmals.

Aber mit zunehmendem Altem wurde auch das Abnehmen schwieriger – und heutzutage ist es wirklich kompliziert geworden, denn das genussreiche Essen wurde uns schon ein wenig vermiest. Den so genannten „Nachschlag“ haben wir uns ohnedies abgewöhnt – leider – aber jetzt geht es nicht mehr nur um die Kalorien oder Joules, die wir zu uns nehmen, sondern um die Frage, ob die Ingredienzien aus der Region kommen, ob sie nach biologisch richtigen Prinzipien angebaut wurden etc. Da wird’s schwierig, denn z.B. Orangen, Zitronen Bananen wachsen halt bei uns nicht – außer in Glashäusern, aber die müssten wir heizen, und dafür würden wir Energie benötigen – und woher kommt die?  Ist sie erneuerbar? … Fragen über Fragen, z.B. auch werden (Ur)Wälder gerodet, um Pflanzen anzubauen, die Teil eines Produkts sind, oder auch wurde das Wasser, das für das Wachsen einer Pflanze benötig wird, anderen Pflanzen entzogen, die für die Ernährung der lokalen Bevölkerung notwendig sind. Ist die Fischart, die ich gerade esse, vom Aussterben bedroht? Mir scheint: egal, was wir heute essen, wir sollen umgehend ein schlechtes Gewissen haben. Ich mag mich aber nicht nur von Kraut und Rüben ernähren, weil die bei uns wachsen …. Was immer man isst, man wird seiner Gesundheit womöglich schaden. Oder man schadet der Umwelt. Zudem wirft man sich beim Essen mit schöner Regelmäßigkeit Unmäßigkeit vor. Man beschuldigt sich der Völlerei. Noch ein Häppchen, eine Gabel voll, ein letzter Bissen. Schwelgereien und Anverwandtes sind gewiss Phänomene einer Überflussgesellschaft, doch sie belasten unser Gewissen deswegen nicht minder. Wir essen zu viel. Und wir essen falsch. Das wird uns vorgehalten, damit wird uns, was uns legal zusteht, vermiest –unsere Nahrung: Genuss, Wollust, Sinnlichkeit, Rausch, Kitzel und Verlangen stehen auf dem modernen Index. Nur wer nicht isst, macht keine Fehler.

Aber nicht das, was wir essen, sondern die Art, wie wir es essen, ist demnach entscheidend. Ob Fast Food oder Slow Food, was wir uns täglich auf unsere Teller hieven, sei zumeist ein Vergehen gegen uns selbst, hört man allenthalben. Was wir uns einverleiben, sei zu salzig und sei zu fett, zu süß und zu schwer, und zu viel an Menge sei es ohnehin.

Seit der Erfindung der Ernährungswissenschaft glauben wir zu wissen, wie die „Todsünde“ schmeckt. Nach Zucker, nach Fett – und nach der Lust auf immer mehr (die Maraschino-Kugeln, die mein Enkel selbst gemacht und mir geschenkt hat). Spezialisten erforschen, was der Mensch zu sich nehmen muss, darf und soll, um gesund und leistungsfähig zu sein oder es zu werden. Leider ist es wahrscheinlich nicht das, was ich gerne esse! Denn während wir essen, nagt in unserem Bewusstsein beständig die Vorstellung, dass wir Sünder sind. Wir sündigen gegen unsere Gesundheit, weil wir unserem Körper womöglich ungesunde Lebensmittel zumuten oder die Umwelt schädigen. Aber es geht halt jetzt nicht mehr, dass wir nur noch verzehren, was man selber gesät, gegossen, geerntet – oder gar gejagt oder geschlachtet hat.

Aber unsere Lebenserwartung in den letzten dreihundert Jahren hat sich nicht aufgrund einer gesunden Ernährung verdoppelt, sondern weil sich die Menschen heute ausreichend ernähren können. William Shakespeare ließ seinen Cäsar noch das Loblied der feisten, mit tiefem Schlaf gesegneten Menschen singen: „Lasst wohlbeleibte Männer um mich sein, / mit glatten Köpfen und die nachts gut schlafen.“ Manchen ist mit der Kategorisierung in moralisch tadellose und moralisch verwerfliche Nahrung die Lust am Essen vergangen (mir nicht!).

Somit gehe ich mir gleich eines der noch verbliebenen Vanillekipferln holen.

Derzeit aktuell: Abnehmen

Merry Brexmas, hieß es in Großbritannien

Wer ist trägt nun die Schuld an diesem Ergebnis?

Ich finde es schade und traurig, dass Großbritannien die EU verlässt, aber wenigstens ist es kein ganz „Harter Brexit“ geworden. Boris Johnson lässt sich zu Hause als Sieger feiern. lassen. Denn trotz aller Hindernisse und Diskussionen konnte er ein Ergebnis liefern. Auch, wenn die Themen damit keinesfalls vom Tisch sind.

Der Brexit wird mit dem 1.1.2021 endgültig Realität und zwar mit einem Handelsabkommen, dessen Bestimmungen auf mehr als tausend Seiten nachzulesen sind. Der Deal muss auch noch von allen Staaten ratifiziert werden.

Fünf lange Jahre war der Brexit pausenlos auf der Agenda – einzelner Länder, Großbritanniens und der EU. Jetzt scheint es überstanden, wie bitter die Brexit-Deal-Pillen wirklich sind, die das Vereinigte Königreich wird schlucken müssen.

Großbritannien muss weitgehend weiterhin nach denselben Regeln spielen wie die Mitglieder der Europäischen Union. Und weil das Vereinigte Königreich die EU mehr braucht als umgekehrt, was schlicht an der Marktmacht liegt, die niemand ignorieren kann, bliebt Johnson auch gar nichts anderes übrig. Nur darauf zu hoffen, wie es einst auch Theresa May beschwor, dass man als „Global Britain“ weltweit Mega-Deals mit großen Handelspartnern erreichen können wird, reicht in der Realität eben nicht aus.

„The Deal ist done“. Aber die Folgen (Kosten) werden weiterhin auftauchen. Denn es gilt auch: „The Damage is done“. Zwar gibt das Handelsabkommen nun einen stabilen Rahmen vor. Aber immer wieder wird das wirtschaftliche und politische Verhältnis zwischen Großbritannien und der EU27 zum Thema werden. So ist das wichtige Thema der Dienstleistungen noch gar nicht geregelt. In fünf Jahren, wenn die vereinbarten reduzierten Fisch-Fangquoten endgültig auslaufen, wird es erneut schwere Verhandlungen geben müssen. Wenn Boris Johnson den jungen Briten auch weiterhin Auslandserfahrungen ermöglichen will und sein „besseres“ Erasmus-Programm schaffen will, braucht er auch hier Verhandlungen.

Nach dem Deal ist vor den Deals. Es ist gut möglich, dass etwaige wirtschaftliche Folgen, die erst in ein paar Monaten oder Jahren zu spüren sein werden, von der Bevölkerung gar nicht als Folge des Brexits wahrgenommen werden. Aber wer immer in Zukunft Premier sein wird, muss er sich nun alleine den harten Zahlen stellen. Und daran messen die Menschen überall auf der Welt ihre Regierungen: Wachstum, Arbeitsplätze, Wohlstand, Sozialstandard. Fortan wird aber kein UK-Premierminister mehr mit dem Finger auf die vermeintlich schädliche Mitgliedschaft in der Europäischen Union zeigen können. Der Preis für den Brexit wird hoch sein, denn wirklich durchgesetzt haben sich bei den Entwicklungen in Großbritannien die Anhänger eines harten Brexits. Denn am Ende ging es in den Verhandlungen in Brüssel nur noch darum, ob es einen harten oder einen sehr harten Bruch geben würde.

Vielleicht sollte jetzt daran erinnert werden, dass sich im Vorfeld der Brexit-Volksabstimmung im Sommer 2016 auch die Verfechter eines EU-Austritts nicht prinzipiell gegen eine Weiterführung von Zollunion und Binnenmarkt ausgesprochen hatten. Auf jeden Fall versprachen die „Lever“ den Stimmbürgern einen reibungslosen Handelsverkehr und einen in kürzester Zeit abgeschlossenen Vertrag mit der EU. Auch das Abstimmungsergebnis selber schien dann in seiner Knappheit in die Richtung eines „weichen“ Brexits und nicht etwa eines radikalen Schnitts hinzudeuten. Bekanntlich kam es anders.

Wer war dafür verantwortlich? Es waren die Anhänger einer kompromisslosen Rückgewinnung der nationalen Souveränität unter den EU-Gegnern. Während dreier Jahre waren diese Radikalen in der konservativen Unterhausfraktion in der Minderheit. Damit sie sich durchsetzen konnten, bedurfte es der zahlreichen taktischen Fehler derjenigen, die einen „weichen“ EU-Austritt anstrebten. Es gibt nicht nur einen Schuldigen, sondern eine ganze Gruppe, die dafür verantwortlich ist, dass die Dinge diesen Verlauf genommen haben.

Die Briten hatten damals unter Bedingungen von widersprüchlichen und unzureichenden Informationen eine binäre Entscheidung zu treffen, die keine Differenzierung zuließ. Die Referendumsabstimmung ergab schließlich eine hauchdünne Mehrheit für den Austritt. Aus diesem Grund wäre doch ein „weicher Brexit“ näher am Bürgerentscheid gelegen.

Nicht zu vergessen: Als einer der Hauptverantwortlichen für den Brexit überhaupt, kommt David Cameron infrage. Sein Motiv bei der Ansetzung des Brexit-Referendums war es, ein für alle Mal den Abnützungskrieg zwischen Pro- und Antieuropäern in der eigenen Partei zu beenden. Seine Fehlspekulation führte zur Niederlage beim Referendum und kostete ihn das Premierministeramt. Diesen Scherbenhaufen erbte Theresa May. Sie war ursprünglich für den Verbleib in der Union eingetreten, jetzt musste sie das Gegenteil vertreten.  Sie wurde zur Geisel der Hardliner in ihrer Partei, als offensichtlich wurde, dass für das von ihr ausgehandelte Trennungsabkommen keine Mehrheit im Unterhaus vorhanden war. Dort gab es stets eine Mehrheit gegen einen Not-Deal-Brexit, jedoch nicht genügend Stimmen für eine Variante eines „weichen“ EU-Austritts. Ergebnis des Scheiterns von May war der Aufstieg von Boris Johnson zum Regierungschef.

Destruktiv verhielten sich dabei die schottischen Nationalisten, die in ihrer Fundamentalopposition gegen den Brexit auf ihr Fernziel eines neuen Unabhängigkeitsreferendums fixiert blieben. Die nordirischen Unionisten konnten nie glaubhaft erklären, wie der Brexit – für den sie sich im Referendum ausgesprochen hatten – in Nordirland funktionieren sollte, wo die heikle Frage der inneririschen Grenze ein kaum lösbares Problem darstellt.

Zu tragen haben das Ergebnis die Bürger – in Großbritannien und in der EU, obwohl es in diesem Kreisen wohl keine Mehrheit dafür gäbe. Auf dem Spiel steht aber das Weiterbestehen des Vereinigten Königreichs in seiner heutigen Form.

Merry Brexmas, hieß es in Großbritannien

Heute ist der Tag der Unschuldigen Kinder

der Kinder in Behtlehem oder den Lagern auf Lesbos?

Am heutigen Tag, dem 28. Dezember findet das Fest der Unschuldigen Kinder statt. Diese Bezeichnung sagt Ihnen vielleicht nichts, aber wahrscheinlich sind Sie mit dem Begriff Bethlehemitischer Kindermord besser vertraut.

Die Magier aus dem Osten (diejenigen, die wir zumeist als Heilige Drei Könige bezeichnen) hatten anfänglich die Geburt eines Königs im Palast des Königs Herodes vermutet.  Der dortige König war durch ihre Aussagen ziemlich beunruhigt, hatte empfohlen, das neu geborene Königskind weiter zu suchen und ihm, also Herodes danach die Information über den Ort mitzuteilen. Als die Magier ihm – auf göttliche Weisung in Form eines Traumes hin, keine weitere Auskunft über den Aufenthalt des Königskindes brachten, ließ Herodes aus Angst um seinen Thron den Kindermord von Bethlehem anordnen, um die möglichen Konkurrenten auszuschalten. Die Kirche verehrt die unschuldigen Kinder als die ersten Märtyrer und feiert ihr Fest in unmittelbarer Nähe zu Weihnachten. 

Die Bedeutung dieses Tages hat sich in den letzten Jahren auch dahingehend geändert, dass er eine Mahnung zum Schutz des ungeborenen Lebens wurde. Dargestellt wird dies alles sehr drastisch von Pieter Bruegel dem Älteren, als winterliches flämisches Dorf, das einer spanischen Strafexpedition unterzogen wird. Wesentlich drastischer ist die Darstellung durch Nicolas Poussin. Aber auch Rubens hat das grausame Gemetzel dargestellt.

Herodes war für seine Grausamkeiten bekannt. Er, der von den Römern gestützte Vasallenherrscher, witterte hinter jeder Ecke einen Konkurrenten, Intriganten oder Königsmörder. Also griff er zum Mittel des Präventivmordes und kannte dabei keine Verwandten. Sogar seinen eigenen Söhnen trachtete er nach dem Leben. Roms Kaiser Augustus musste sich einschalten, konnte ihnen nicht nur das Leben retten, sondern sie auch mit ihrem Vater aussöhnen.

Doch den Kindermord zweifeln die Historiker inzwischen an. Der römische Historiker Flavius Josephus, der in seinen Werken „Antiquitates Judaicae“ und „De Bello Judaico“ die Zeit und das Wirken von Herodes ausführlich beschreibt, erwähnt die Tat mit keinem Wort. Sinn macht sie indes für Matthäus und seinen theologischen Ansatz. Denn durch die Flucht von Maria und Joseph gelangt Jesus nach Ägypten. Damit aber wird das Wort des Propheten Hosea erfüllt: „Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.“ Die meisten Forscher gehen heute davon aus, dass Jesus in den letzten Regierungsjahren des Herodes geboren wurde und nicht während der „Volkszählung“, von der der Evangelist Lukas berichtet und die nicht vor 6 n. Chr. stattgefunden haben kann.

Wir können jetzt an den Kindermord in Bethlehem glauben oder nicht, aber es gibt ein Heute: heute lassen wir Kinder in den Lagern auf Lesbos sterben. Das Lager besteht seit Mitte Oktober 2015. Aufgenommen werden besonders gefährdete und verletzbare Flüchtlinge, wie etwa alleinstehende Frauen, Familien sowie traumatisierte oder verletzte Menschen, die zuvor im Flüchtlingslager Moria waren. Nach dessen Brand im September 2020 diente es für einige Menschen als Ausweichlager.

In Folge der Zerstörung des Flüchtlingslagers Moria wurde für die meisten der durch den Brand obdachlos gewordenen Flüchtlinge in der Nähe des bereits bestehenden Flüchtlingslagers Kara Tepe ein zweites provisorisches Zeltlager auf einem ehemaligen Schießplatz direkt an der Küste eröffnet Der Presse sowie Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälten ist der Zugang zum Gelände untersagt. In dem provisorischen Zeltlager leben rund 7500 Menschen, darunter 2500 Kinder.

Mitte Oktober 2020 gab es nach Regenfällen Überflutungen in dem provisorischen Zeltlager, wodurch sich die humanitäre Situation verschlechterte. Im Dezember 2020 bestanden weiterhin große Gesundheitsprobleme und mangelhafter Schutz vor Kälte und Nässe. In der Regel teilten sich je zwei Familien (7–8 Personen) eines der 1.000 Sommerzelte. 1.200 unbegleitete Minderjährige seien in fünf Großzelten untergebracht, davon sind nur zwei mit Stockbetten ausgestattet, in den anderen liegen die Kinder auf dem Boden. Es gebe viel zu wenige Toiletten und nur provisorische Kübelduschen mit kaltem Wasser. Es mangele an passender Kleidung. Pro Tag werde nur eine kleine Mahlzeit ausgegeben; die sei kalt, weil die Caterer ohne Wärmeboxen liefern. Es gibt auch keine Schule für die vielen Kinder dort.

Ab 31. Dezember 2020 sollten weitere 1.200 Menschen, die bisher noch in Containern im alten Flüchtlingslager Kara Tepe einquartiert waren, in das im September 2020 errichtete provisorische Zeltlager verlegt werden.

Am 23. Dezember 2020 wandte sich ein Großteil der Flüchtlinge in einem „Weihnachtsbrief“ an die europäische Öffentlichkeit. Darin übten sie harsche Kritik an der EU und an den verheerenden Zuständen im neuen Lager. Gefordert wurden weitere Hilfe und ein Mitbestimmungsrecht, so wie es in Moria galt. Das Schreiben wurde EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen übergeben und bei der Hilfsorganisation medico international veröffentlich.

Die geflüchteten Menschen auf Lesbos – sowie die Flüchtlinge an der europäischen Außengrenze in Bosnien habe keine Perspektive – sie können weder vor – noch zurück. Begehen wir an den Kindern dort nicht auch einen historischen Mord?

Heute ist der Tag der Unschuldigen Kinder