Haben Sie auch Lust auf einen Kaiserschmarrn?

Man könnte fast meinen, dass in der Wiener Innenstadt eine Hungersnot ausgebrochen ist. Am Graben steht eine lange, gewundene Schlange – also nicht dichtgedrängt (wie das damals in Kriegs- und Nachkriegszeiten gewesen ist, und auch wesentlich fröhlicher und auch viel besser gekleidet – selbstverständlich mit Masken). Angestellt ist man dort bei dem neuen Burger-Geschäft (US-amerikanisches Franchise-Unternehmen), eröffnet am 25. Jänner 2021, genannt Five Guys. Rundherum stehen auch Grüppchen von Leuten genüsslich aus Pappbechern trinkend und mampfend …. Als ob wir in Wien nicht genug Burger-Ketten hätten. Außerdem werben österreichische Restaurants mit den Besten Burgern in Town …  Und eigentlich sollte man die heimische Wirtschaft stützen (naja, Franchise wird ja wahrscheinlich auch von Österreichern übernommen?)

Aber kaum kommt man um die Ecke zum Kohlmarkt sieht man schon die nächste lange Schlange, ebenfalls artig Abstand haltend und mit „den richtigen“ Masken. Hier geht’s um den Demel, k.u.k. Hofzuckerbäcker, gegründet 1786. Und hier wird warmer Kaiserschmarrn, entweder mit Zwetschgen- oder Marillenkompott, ebenfalls in Pappbechern verkauft: Auch hier sieht man in der Schlange fröhliche Menschen, oft Familien mit Kindern und rundherum stehen auch jene, die ihren Kaiserschmarrn schon erobert haben, mit Gabeln essend und zum Teil einen Kaffeebecher haltend.

Vorauszuschicken ist, dass ich Kaiserschmarrn sehr gerne esse. Ich war vor einigen Tagen – es ist Faschingszeit – beim Demel – und hab uns Jour-Krapfen gekauft (Jour- oder Puppenkrapfen sind kleine Ausgaben des großen Krapfens – der dann doch zuweilen im Magen liegenbleibt). Und dort wurde bereits drinnen Kaiserschmarrn verkauft. Ich war außerordentlich versucht, mir eine Portion zu kaufen. Aber: ich esse nicht gerne auf der Straße – stehend – und es ist zu kalt, um sich auf eine Bank zu setzen (und die vor der Michaeler Kirche ist ohnedies immer besetzt). Und bis ich zu Hause bin, wäre der Kaiserschmarrn kalt. Außerdem habe ich das Kompott gerne daneben und nicht darüber.

Aber dann zu Hause, wollte ich doch einen Kaiserschmarrn essen und habe mir einen gemacht.  Und weil’s für mich allein war, habe ich nicht ein Rezept aus den „Alt-Wiener-Kochbüchern“, sondern eines aus dem Internet – das schnell ging, verwendet. Das war ein Fehler; dieser Schmarrn war wirklich nicht besonders gut.

In der Zwischenzeit hat Demel sein Marketing-Konzept geändert, die Köche und Köchinnen betreiben Schaukochen, man kann ihnen dabei von außen zuschauen. Also bin ich wieder hingepilgert, ist ja nicht weit, und hab den Köchen zugeschaut (jetzt machen das die Kinder aus der Schlange). Leider werden die Zutaten nicht in der Auslage gemischt, sondern nur der fertige Teig wird in die Pfannen geleert. Aber es war ziemlich eindeutig: der Demel-Kaiserschmarrn wird mit Schnee gemacht. Und bei meinem nächsten eigenen Anlauf werde ich nicht nur die alten Rezepte studieren, sondern auch ein paar Zutaten verwenden wie Zitronenzesten, Vanillezucker, einen Schuss Rum vielleicht …    Außerdem konnte ich sehen, dass nicht der gesamte Teig umgedreht wird, sondern bereits beim Umdrehen auseinandergerupft wird. (Bei diesem Umdrehen des teilflüssigen Teigs habe ich mich immer geplagt.

Oder – es gibt ja noch eine Möglichkeit, ich mache mir die Topfenschmarrn Variante (die wir mit soviel Genuss immer im Restaurant Kanzleramt gegessen haben).

Aber es gibt ja noch eine Möglichkeit – aber da muss ich leider noch warten: Sobald der Demel wieder offen haben wird, setze ich mich hinein (auf die nicht ganz so bequemen Sessel) und werde mir einen Kaiserschmarrn servieren lassen. Aber noch ist Lockdown und Restaurants dürfen nur „abholen lassen“.

Haben Sie auch Lust auf einen Kaiserschmarrn?

Ein Gedanke zu “Haben Sie auch Lust auf einen Kaiserschmarrn?

  1. Elena schreibt:

    Oh ja, in einen „echten“ Kaiserschmarrn gehört Eischnee; und vor dem Wenden den Schmarrn am besten vierteln, so geht`s flott und relativ einfach; und nicht mit Vanille, Zitronenschale, Rosinen und einem Schuss Rum (guten, eh klar) sparen. Anschließend gemütlich sitzend im Warmen samt Röster verspeisen; ich esse auch gerne Marillenmarmelade dazu.

    Auf`s Ins-Kaffeehaus-Gehen freue ich mich auch schon sehr.

    LG Elena

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