Hoffentlich ist es nur ein Spuk!

Mein Mitbewohner in unserer WG war gestern früh wieder einmal testen. Er wollte am Nachmittag Freunde treffen. Am späteren Vormittag klagte er über Halsweh – ich fand „passende“ Lutschtabletten. Am späteren Nachmittag kam dann noch Kopfweh dazu.

Naja, was man früher als mögliche Verkühlung abtat, ein Aspro schluckte, erscheint jetzt bereits als ein Anzeichen für eine COVID-19 Erkrankung. Die zuständige Meldestelle wurde angerufen – ein Tester käme morgen am Vormittag vorbei.

Wir gingen einander weiträumig aus dem Weg. Wir öffneten Fenster, wenn wir auch nur kurz in demselben Raum weilten.  Wir waren beunruhigt. Ist es Corona (also Anzeichen des nicht-Riechens oder nicht-Schmeckens gab es keine). Wir überlegten Konsequenzen. Abgesehen von den gesundheitlichen Folgen einer Corona-Erkrankung stand – in meiner Vorstellung – möglicherweise auch eine Quarantäne ins Haus. Wie lange? Wir nahmen an 10 Tage, also selbstverständlich über Ostern.

Ich überlegte verschreckt, was wohl aus meinem Impftermin am Samstag würde, wenn ich Quarantäne geschickt würde. Man wird zwar ausgiebig informiert, aber am Ende, in einer konkreten Situation bleiben viele, viele Fragen offen.

Mein armer Enkel war schon halb verhungert (er musste für den Test nüchtern bleiben), als der junge Mann mit seinem Rucksack endlich knapp vor Mittag anrückte. Mein Enkel führte seinen Test durch – ich erkundigte mich inzwischen: nein, ich würde nicht getestet, nein, ich müsste nicht zu Hause bleiben, ich sollte mich rühren, sollte ich auch Symptome feststellen. Bis zum Ergebnis des Tests – in zwei Tagen, über SMS – keine Restriktionen.

Ob das eine sichere Lösung ist?

 Mein Enkel packte seine Siebensachen (hauptsächlich seinen Laptop) zusammen, holte sein Fahrrad hervor und begab sich auf den Weg in unser Haus am Land (ein bissel mehr als 60 km). Dort befindet sich gerade niemand sonst aus der Familie, und bis zum „Ostereinfall“ werden wir schon wissen, ob der Test positiv oder negativ ausgefallen ist. Ich hoffe sehr, dass er negativ sein wird.

Naja, und ich habe ja nicht vor irgendjemand zu treffen, bin allein in der Wohnung und hoffe, am Samstag fit für die Impfung zu sein.

Geschreckt habe ich mich schon sehr.

Auch bei einer meiner Urenkelinnen ist es zu einem Spuk gekommen.  Sie wurde bei einem Test als positiv diagnostiziert. Sofort wurden auch entsprechende Vorkehrungen in der Familie getroffen. Alle ließen sich umgehend testen – Ergebnisse in 15 Minuten, alle negativ. Am nächsten Tag wurde der Test bei meiner Urenkelin wiederholt – auch sie negativ. Auch da hoffen wir das Beste.

Wie sicher diese unterschiedlichen Tests wirklich sind, können wir alle nicht wirklich beurteilen.  Wir müssen uns halt auf das verlassen, was uns mitgeteilt wird.

Ein schöner Schreck ist eine Befürchtung einer Ansteckung, ein „positiver“ Test allemal.

Hoffentlich sind unsere innerfamiliären Befürchtungen allesamt unbegründet, und die gesamte Pandemie irgendwann doch einmal in naher Zukunft doch zu Ende, in allen Bundesländern, in allen Ländern Europas – und überhaupt – überall.

Morgen beginnt der Lockdown – ich bin neugierig, inwieweit sich die Menschen daranhalten werden, wenn es draußen warm ist, die Sonne scheint – und Ferien sind.

Hoffentlich ist es nur ein Spuk!

Zum Global Gender Gap Index – und zu steuerbaren Frauen

Manchmal müssen gewisse „Ereignisse“ zusammenkommen, um mich zum Nachdenken anzuregen. Einerseits lese ich, dass die Gleichstellung der Frau erst im Jahr 2156 erreicht sein wird, denn die Coronapandemie hat die Gleichstellung der Frauen weltweit deutlich verschlechtert. Dieser Gleichstellungsindex („Global Gender Gap Index“) wird vom Weltwirtschaftsforum (WEF) erhoben. Faktoren sind z.B. Frauen im Parlament, mehr Frauen in Ministerpositionen, sowie mehr weibliche Manager sind dafür ausschlaggebend.

Österreich hat sich der Studie zufolge in Sachen Gleichberechtigung der Frauen verbessert. Es stieg im Gleichstellungsindex um sechs Plätze und belegt nun Rang 21 von 156 Ländern. Beim ersten Ranking im Jahr 2006 stand Österreich noch auf Platz 27.

Inwieweit das mit der Stellung der Frau in der Gesellschaft wirklich, also im täglichen Leben, zu tun hat, kann ich nicht beurteilen, inwieweit z.B. Teilung der Hausarbeit und Kindererziehung dabei berücksichtigt wird, scheint nicht auf. Aber diese Faktoren sind halt viel schwerer messbar, als die Anzahl von vergebenen Posten.

Nun zum Zweiten: mich irritiert der Begriff „steuerbar“, verwendet in Bezug auf Frauen z.B. in der Regierung.  Also dann bitte lieber gar nicht.  Johann Dohnal (ab 1990 die erste Frauenministerin Österreichs. Österreichs bekannteste Frauenpolitikerin und als Ikone der österreichischen Frauenbewegung) war sicher nicht „steuerbar“, ebenso wenig wie Hertha Firnberg (erste sozialdemokratische Ministerin Österreichs, zweite weibliche Ministerin Österreichs, zuständig für Wissenschaft du Forschung).

Verstehe ich unter „steuerbar“ recht, dass dies am „Gängelband hängen“ meint, das heißt, dass kein eigenständiges Handeln zugelassen wird? (Ich gebe zu, bei manchen Statements unserer Ministerinnen bei Befragungen, die dann im Fernsehen gesendet werden, kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie „vorgegebene Worthülsen“ produzieren). Dann aber hätten wir weibliche Ministerinnen nur zwecks der „Quote“. Und dann wäre die Messung des Global Gender Gap Index nicht den Tatsachen entsprechend.

Ich verstehe schon, wenn man in einem Team arbeitet, muss aufeinander abgestimmt werden; keiner kann da etwas machen, das dem Tun der anderen widerspricht. Aber „steuerbar“ bedeutet doch etwas anderes – oder? Aber die eigene Haltung darf nicht aufgegeben werden, und die Leistung dieser Frauen muss ausschlaggebend sein. Negatives Beispiel: unzureichende wissenschaftliche Arbeiten …

Wir hatten anfangs eine Regierung mit einem Frauenanteil unter den Regierungsmitgliedern von 53,3 Prozent. Diente das wirklich nur der Imagepolitur? Was ist – in Bezug auf Frauen – wirklich passiert? Durch die Corona-Pandemie sind Frauen sehr viel stärker negativ betroffen, sie mussten z.B. ihre (Halbtags-)Jobs aufgeben um das Home-Schooling vorzunehmen. Denn es gibt nicht nur den Gender Gap, sondern es gibt auch den Gender Payment Gap, das heißt, dass Frauen (weltweit) nicht denselben Lohn für dieselbe Arbeit bekommen.  Es gibt die Altersarmut unter den Frauen, da sie oft auf Karriere verzichten müssen um sich um das Wohl der Kinder kümmern zu können, und notgedrungen „Teilzeit-Arbeiten“ annehmen müssen. Und das wirkt sich auch auf die Pension aus.

Dieses „Management“ von Haushalt, Kindererziehung und oft auch Altenpflege beherrschen Frauen hervorragend, aber wenn sie in öffentliche Ämter kommen, müssen sie steuerbar sein, also nicht widerspenstig – gar mit eigenen Ideen?  Damit verzichtet man auf ihre Kreativität, auf ihre Ideen, wie die Welt verbessert werden könnte. Können wir uns diesen Verzicht im 21. Jahrhundert wirklich noch leisten.

Ich wünsche mir nicht-steuerbare Frauen an der Spitze von und in Regierungen auf allen Ebenen, ich wünsche mir nicht-steuerbare Frauen als Managerinnen – denn kompetent sind sie allemal.

Nur glauben müssen wir Frauen auch daran, dass wir mindestens gleich gut, wenn nicht zum Teil besser als Männer agieren. Es wurde bewiesen.

Beweisen wir es wieder!  

Zum Global Gender Gap Index – und zu steuerbaren Frauen

Schluss, mit Eurozentrismus!

Jetzt muss ich wohl schleunigst lernen, umzudenken. Zulange habe ich in meinem Eurozentrismus verharrt. Aber dieses Umdenken fällt mir schwer, sehr schwer sogar.

Ich habe mir bisher nicht besonders viel dabei gedacht, wenn ich einen Taxifahrer gefragt habe, woher er kommt, wenn er mit starkem Akzent gesprochen hat, ja auch, wenn er eine andere Hautfarbe gehabt hat, oder überhaupt fremdländisch ausgesehen hat. Es hat mich immer interessiert, wer da in Wien da taxifährt, die angeblich schwere Taxler-Prüfung besteht und dann letztlich überall hinfindet. Ich habe Interessantes erfahren, und wenn der Taxler nichts dazu sagen wollte, war es mir auch recht. Aber ich hatte nie das Gefühl dabei, jemand zu beleidigen oder zu kränken. Ich bin einfach neugierig, ich habe auch Muslimas gefragt, warum sie bei uns ein Kopftuch tragen.  Aber diese Fragen soll ich jetzt nicht mehr stellen!

Da ist auch das Blackfacing. Ich habe mir nie etwas dabei gedacht, dass man sich für bestimmte Rollen das Gesicht schwarz färbt, um einmal als einer der drei Heiligen Könige mit dabei zu sein, oder als Othello im Burgtheater (Gert Voss war einfach großartig in dieser Rolle, ich habe noch Ewald Balser ebenfalls als Othello gesehen) aufzutreten.

Ich kann einfach nicht umhin, sofort einmal grantig zu werden, wenn von einzelnen erklärt wird, dass Übersetzungen von afroamerikanischer Poesie nur durch Afroamerikaner erfolgen sollte.  Zuerst habe ich geglaubt, mich verhört zu haben. Wie soll den das gehen. Wie viele „Afro-Europäer“  haben wir denn hier in Europa, die sich mit Übersetzungen poetischer Literatur beschäftigen. Ist das nicht „umgekehrter“ Rassismus?  Ich lese, das nennt man jetzt Identitätspolitik. Der konkrete Anlassfall ist das Gedicht „The Hill we climb“, das von Amanda Gorman bei der Inauguration von Joe Biden vorgetragen worden war. Jetzt ist darüber schon ein Büchlein erschienen – ich gebe zu, ich habe keine Lust, es mir zu kaufen.

Haben Sie gestern vielleicht von der heurigen Ausstellung auf der Schallaburg gehört? Da wurde angekündigt, dass man die Reisen der großen Forscher darstellt und versucht, die Auswirkungen dieser Reisen durch die an diesen Orten befindlichen Betroffenen zu ergründen. Das stell‘ ich mir nicht ganz einfach vor, denn diejenigen, die damals gelebt haben (und eventuell an den eingeschleppten Seuchen gestorben sind) leben ja nicht mehr – also muss man mit ihren eventuellen Nachfahren reden. Und die finden ganz andere Lebensbedingungen vor, haben eine wahrscheinlich ganz andere Einstellung Weißen gegenüber, als es die damals Lebenden hatten. Jedenfalls bin ich auf diese Ausstellung sehr neugierig, die sich wohl gegen Kolonialismus und Sklaverei richten wird. Sicher werde ich bald die Schallaburg aufsuchen.

Natürlich bin ich gegen Rassismus, Antisemitismus, Kolonialismus, Islamophobie  etc., natürlich unterstütze ich die Ideen von „Black Lives Matter“, wobei ich glaube, dass das Leben der Afroamerikaner durch die Sklaverei dort  anders geprägt ist, als das der zahlenmäßig wenigen „Schwarzen“ hier in Europa.

Aber wieso soll plötzlich die Hautfarbe entscheiden, wer qualifiziert ist, ein Gedicht zu übersetzen, eine Rolle darzustellen etc.  Wie heißt es doch gleich in der Charta der Menschenrechte: Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen. Jeder hat Anspruch auf alle in dieser Erklärung verkündeten Rechte und Freiheiten, ohne irgendeinen Unterschied, etwa nach Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer oder sonstiger Anschauung, nationaler oder sozialer Herkunft, Vermögen, Geburt oder sonstigem Stand. Das gilt doch auch für „Weiße“.

Ja, zugegeben, es waren Weiße, Spanier, Portugiesen, Engländer, Franzosen, Belgier etc. die ausgebeutet haben – in Afrika und in Südamerika. Österreicher waren da weniger dabei, Habsburger allerdings schon.  Ja, zugegeben, es waren Weiße, die in Afrika Sklaven eingefangen haben und sie unter menschenunwürdigen Bedingungen nach Westindien, in die Südstaaten gebracht haben. Auch die Araber – das Osmanische Reich – profitierte stark vom Sklavenhandel. Auch wir Österreicher haben unseren Mohren Angelo Soliman, besonders nach seinem Tod, nicht sehr freundlich behandelt, zu Lebzeiten war es nicht so schlimm: er war ein afroösterreichischer Sklave, Kammerdiener, Prinzenerzieher von Erbprinz Alois I. von Liechtenstein und Freimaurer. Er erlangte im Wien des 18. Jahrhunderts zu Lebzeiten Berühmtheit. Mit seinem Tod durch Schlaganfall am 21. November 1796 wurde Angelo Soliman auf das „Kuriose“ seines Äußeren, die schwarze Haut, reduziert: Sein Körper wurde beschlagnahmt, ein Gipsabdruck seines Kopfes abgenommen (erst 1996 wurde dieser im Rollettmuseum Baden wieder aufgefunden) und die Eingeweide bestattet; Solimans Haut aber wurde – vermutlich gegen seinen Willen und vor allem gegen mehrmaligen, scharfen Protest seiner Tochter Josephine – ausgestopft und im Kaiserlichen Naturalienkabinett als halbnackter Wilder mit Federn und Muschelkette zur Schau gestellt. 1806 aus der Schausammlung entfernt, verbrannte das Präparat letztlich im Verlauf der Niederschlagung der Revolution 1848.

Wir alle haben Probleme mit unserer Geschichte. Manche mehr, andere weniger. Aber wir bleiben lernfähig.

Schluss, mit Eurozentrismus!

Nur eine kleine Ergänzung zu „Wütend-sein allein reicht nicht“

(https://christachorherr.wordpress.com/2021/03/29/wutend-sein-allein-reicht-nicht/)

Ich hatte gerade zu arbeiten begonnen, es muss Anfang der sechziger Jahre gewesen sein. Da wurde Öich von einem Mitarbeiter des Vor-, Vor-, Vorgängers der ÖBAG angesprochen, ob ich nicht in der „Verstaatlichten-Verwaltung“ arbeiten wolle. Der Job reizte mich schon einigermaßen, da die Verstaatlichten-Verwaltung damals ein wesentlich größeres Feld abdeckte als heute. Ich bewarb mich, bekam ein – für damalige Verhältnisse – gutes Jobangebot. Alles schien einigermaßen fix, als ich zu einem Gespräch mit dem damaligen Leiter bestellt wurde. Im Rahmen des Gesprächs wurde mir nahegelegt, dass ich jedenfalls ein Parteibuch benötigen würde – egal welches, aber aus der Parteizugehörigkeit dieses damaligen Leiters war einigermaßen klar, welches wohl das „bessere“ gewesen wäre. Ja und außerdem, die Thesen, die ich in meiner Dissertation vertreten hätte, hätten hier in dieser Verwaltung keinen Platz und sollten meinerseits auf keinen Fall weiter verfolgt werden. Diese These war, dass Österreich (damals primär aus wirtschaftlichen Gründen) der EG (Vorläufer der EU) beitreten solle.

Ich habe den Job dann letztlich nicht angenommen – es waren auch noch andere Gründe maßgebend, bei der IAEA hatte ich ein steuerfreies Gehalt, steuerfreien Einkauf bestimmter Produkte und damals schon sechs Wochen Urlaub (bei der Verstaatlichen-Veraltung wären es damals zwei gewesen) und ich hatte immerhin Familie.

Ich blieb dann noch ein Weilchen bei der IAEA, wechselte zu einer Bank, aber auch dort wurde mir übelgenommen, dass ich dem ÖAAB trotz Aufforderung nicht beigetreten bin.  

Dennoch: die heutige Situation unterscheidet sich erheblich von der damaligen. Die in den SMSen erwähnte „Familienzugehörigkeit“ hat mich zu sehr an den Film „Der Pate“ und damit an Methoden der MAFIA erinnert.

Nur eine kleine Ergänzung zu „Wütend-sein allein reicht nicht“

Nostalgische Gedanken in der Karwoche 2021

Jetzt möchte ich ein wenig nostalgisch werden; übrigens angeregt durch die großartige Gruppe auf Facebook: Historisches Wien. Schauen Sie einmal hinein, es zahlt sich wirklich aus.

Es geht aber nicht um das historische Wien, sondern ich habe mir überlegt, dass ich die Karwoche sehr selten in Wien verbracht habe (z.B. voriges Jahr, da war auch ein Lockdown – da haben wir noch gehofft, dass im Herbst 2020 alles vorüber sein werde, und Lockdown ein singuläres Ereignis wäre).

Ferien der Kindheit – da sind wir immer „aufs Land“ gefahren, das war Pernitz, wo es oft noch kalt war, wo sogar manchmal Schnee lag, aber die Osterrituale ungeachtet des Wetters stattfanden. Z.B. die Ratschenbuam, die vorbeikamen, so lange die Glocken sich in Rom befanden, wohin sie geflogen waren. Die Prozession am Karsamstag am Nachmittag – mit der folgenden Auferstehungsfeier. Das Vogerlsalat-Pflücken auf den Wiesen, für den Salat, in den dann geschälte Ostereier gelegt wurden.  Das Ostereierfärben, mit den Sackerln mit den unterschiedlichen Farben, bemalt haben wir sie nie -nur gefärbt. Die Zuckerln in Ostereierform – nur viel kleiner; neulich habe ich mir ein Sackerl davon gekauft – aber sie schmecken heutzutage einfach ganz anders.  Das Ostereiersuchen, wobei mein Cousin immer mehr Eier fand als ich – das Eierpecken, das wir lange ins Erwachsenenalter hinein beibehalten haben. Ostersonntag, am Nachmittag, die Jause war immer ein „großfamiliäres“ Ereignis. Und die Schneeballen, eine Mehlspeis, die meine Großtante für dieses Ereignis gebacken hat. Viel, viel später habe ich mir einmal Schneeballen beim Demel gekauft – naja, an die meiner Großtante kamen sie nicht heran). Gewohnt haben wir damals im so genannten Bodenzimmer bei meiner Großtante, da war es zwar sehr eng und auf’s Klo musste man über den Hof gehen …  

Dann, als ich schon im Gymnasium war – und beim Alpenverein, waren die Osterfeien die letzte Gelegenheit des Jahres noch einmal Schi zu fahren. Ich erinnere mich dabei an den Obertauern (mit anfänglich nur einem Schilift) und an die kleine Kirche dort, in der wir die Osterzeremonien verfolgten. Wir sind mit den angeschnallten Seehundfellen aufgestiegen – eine Abfahrt gab‘s dann noch, für einen weiteren Aufstieg waren wir dann doch zu müde. Aber die Sonne war schon sehr stark, und gebräunt sind wir vom Osterurlaub zurückgekommen – das war damals auch ein Ziel, möglichst braun zu werden.

Das einzige Mal – während meines Studienjahres in den USA, als ich Heimweh hatte, war zu Ostern. In der Karwoche hatten wir, drei ausländische Studentinnen – eine davon eine ältere, aus England eine Rundfahrt zu den spanischen „Missions“ in Kalifornien gemacht. Wir waren über den berühmten Highway 1 von Fresno zu einigen dieser Missions gefahren.

In der Bulle Inter caetera von 1492 war im Prinzip ganz Amerika von Papst Alexander VI. Spanien zur Kolonisierung überlassen worden. Dazu gehörte auch das Gebiet von Alta California, das praktisch mit dem heutigen Bundesstaat Kalifornien deckungsgleich ist. Im nächsten Jahr wurde im Vertrag von Tordesillas die Aufteilung zwischen Spanien und Portugal fast unverändert bestätigt. Jedoch erst als 1741 bekannt wurde, dass die Russen von Westen her nach Nordamerika drängten, sah der spanische König Philipp V. eine Eroberung von Oberkalifornien als tatsächlich notwendig an. Im Geheimen hatte bereits Sir Francis Drake für Elisabeth I. Nordamerika für England beansprucht, was aber ohne Folge blieb. Während es bereits 1721 einundzwanzig von Jesuiten errichtete Missionsstationen in Baja California gab, war der Norden, das heutige Kalifornien, noch nicht betreten worden. 1767 ordnete Karl III. in der Folge des Jesuitenverbotes an, dass alle jesuitischen Missionare nach Spanien zurück zu deportieren seien, womit die Kolonisierung des Nordens den Franziskanern überlassen blieb, während dominikanische Priester die Stationen in Niederkalifornien übernahmen. Es wird vermutet, dass es zu jener Zeit etwa 300.000 Indianer gab, die in Oberkalifornien lebten, verteilt auf etwa 100 verschiedene Stämme, allerdings schwanken die Angaben zwischen verschiedenen Autoren erheblich.

Zurück aus diesem Ausflug hat mich irgendein Studienkollege am Ostersonntag zum Dinner bei seiner Familie eingeladen. Ich kann es heute kaum mehr sagen, warum ich mich nicht wohl gefühlt habe, ich bin mir so vorgekommen, wie ein Mädchen, das ein verliebter junger Mann seiner Familie vorstellen will. Naja, später bin ich dann diesem jungen Mann weit ausgewichen.

Während meines Studiums in Frankreich bin ich während der Osterferien nach Paris gefahren. Es war wunderbar, es war sonnig, es war warm, alles hat geblüht, und ich bin in kein einziges Museum gegangen, sondern nur durch die Stadt gestreift.

Zu Beginn unserer Ehe haben wir am Gemeindeberg in Ober St. Veit gewohnt, wo es damals noch recht „ländlich“ und nicht so verbaut war. Und bald haben wir begonnen, unser Häusl in Pernitz zu bauen, wo dann wieder „unsere Ostern“ mit den Kindern stattgefunden haben.

Schon traurig, dass ich jetzt die Karwoche – na nicht ganz   allein – in Wien verbringe, und dann zu Ostern nicht die Landesgrenze nach Niederösterreich überschreiten soll.

Jetzt habe ich wieder „Heimweh“ nach den früheren, freieren Ostern …

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Nostalgische Gedanken in der Karwoche 2021

Wütend-Sein allein reicht nicht

Ich las in Twitter das Statement: ich bin wütend. Und da ich mit der Dame, die das geäußert hat, in Korrespondenz – twittermäßig – stehe, habe ich „warum“ getwittert. Denn es gibt viele Gründe heutzutage wütend zu sein, auch privater Natur, die Pandemie, das Umgehend damit, die Folgen davon etc. etc. Umgehend kam folgende Antwort:  

„Einerseits treiben mich die Umstände bei der Bestellung Thomas Schmid auf die Palme, andererseits die Performance der BReg im Corona-Management insgesamt, insbesondere die Chuzpe, mit der sich die BReg gegenüber den Bürgern gerade ermächtigen lässt.“

Und dieses Statement wurde nun von erstaunlich vielen Personen „geliked“ und retweetet. Also dürfte dieses „Wütend-Sein“ einigermaßen weit verbreitet sein.

Was macht die Menschen so wütend? Die Postenbestellung! Nun ja, ich bin halt schon alt, und „Schiebereien“ bei Postenbesetzungen durch die Politik hat es schon immer gegeben. Ich erinnere mich z.B.: ein abgehalfterter Landeshauptmann hat einen wohldotierten Job bei der damals noch staatlichen Energieversorgung bekommen. Man wusste es, es wurde hingenommen. Vielleicht hat man es nicht „Korruption“ genannt, vielleicht hat man Packelei dazu gesagt. Ich gebe zu, der derzeit vorliegende Fall erscheint mir schon infam. Aber früher gab es keine SMS, die man ausgraben konnte, da wurden derartige „Angelegenheiten“ vielleicht bei einem diskreten Essen in einem feinen Restaurant ausgehandelt, oder auf einer Cocktailparty besprochen.   

Postenschacherei, ob persönlich oder elektronisch, ist verwerflich, der Bestqualifizierte sollte den Posten bekommen. Leider scheint das nicht zu funktionieren, nur die Wege der Vereinbarungen haben sich verändert.

Ich bin z.B. auch dafür, dass es z.B. für jeden Minister vor seiner Bestellung ein ausgiebiges Hearing im Parlament geben sollte, damit nicht der jeweils neu ernannte Bundeskanzler, die Minister unter seinen Getreuen aussuchen kann – ohne Kontrolle über deren Fähigkeiten. Das erschiene mir wichtiger, als ausschließlich auf das Gendergleichgewicht zu schauen.

Aber wenn wir alle nur wütend sind, wird sich das nicht ändern, wenn wir so viele sind, denen dieses Verhalten „stinkt“, dann muss Kontrolle und ein geändertes Procedere bei der Postenbesetzung (erzwungen) also politisch vereinbart und umgesetzt werden. 

Und nun zum zweiten der oben angeführten Probleme: die Performance der Bundesregierung im Corona-Management. Nun das sehe ich ein wenig anders. Ich kenne keine Regierung, die die Pandemie-Krise so viel besser gehandhabt hätte, als die unsrige. Sicher, Israel, die USA und Großbritannien haben schon einen viel höheren Prozentsatz von Personen geimpft. Aber erinnern Sie sich, wie hoch die Anzahl der Todesfälle in den USA und Großbritannien gewesen sind, um wie viel besser wir damals durch diese Krise gekommen sind. Ja Deutschland hat derzeit eine geringere Inzidenz als wir – aber hat die Bundeskanzlerin nicht einen Mordsrückzieher machen müssen? Über dieses Virus und seine Bekämpfung haben wir alle, also auch die Politiker „on the Job“ lernen müssen? Und wenn ich manchen der so genannten „Experten“ zuhöre, werde ich noch viel verwirrter. Es ist nicht leicht, durch diese Krise zu steuern. Ja, ich frage mich oft, wie sinnvoll manche Maßnahmen sind, ich frage mich auch, ob nicht manches zu langsam implementiert wird – wird’s aber „umgehend“ implementiert, toben wieder manche, ob der fehlenden Planbarkeit. Und wenn dieser Corona-Spuk hoffentlich irgendwann vorbei sein wird, werden wir alle die Regierung beschimpfen, ob ihres fehlenden Managements der Wirtschaft gegenüber, oder gar das Klima betreffend.

Es wird immer „Planbarkeit“ gefordert, ich verstehe das sehr gut, aber das Verhalten des Virus ist vom Verhalten der Bevölkerung abhängig – und schauen Sie sich um?  Sie, die Sie das lesen, werden sich wahrscheinlich an die Regeln halten, man kann sich wahrscheinlich auf Ihre Eigenverantwortung verlassen, aber wie sich viele andere verhalten, wo sie Cluster bilden, die dann zu den Problemen mit den Intensivstationen führen, kann man schwer vorhersagen – das ist sogar oft vom Wetter abhängig. Wie soll man da planen. Die Bundesregierung kann nur auf das Verhalten der Bevölkerung reagieren – und versucht halt, diese zu disziplinieren. Aber wenn Corona-Maßnahmen-Gegner mit der Polizei Räuber und Gendarm spielen wollen, kann das die Planbarkeit schon ordentlich einschränken.  

Und dann noch zum letzten: die Chuzpe, mit der sich die BReg gegenüber den Bürgern gerade ermächtigen lässt. Mir ist die „Osterruhe“, die dann wahrscheinlich hinterher dann noch verlängert werden wird, auch von Herzen zuwider. Aber sie war ein mühsam ausgehandelter Kompromiss – noch dazu von einem nicht verfassungsmäßig installierten Gremium. Wir haben in Österreich eine Verfassung – eine elegante Verfassung, sagte unser Herr Bundespräsident, und dann haben wir eine Realverfassung – wo dann die Länder, die Sozialpartner etc. einbezogen werden müssen. Und dann kommt zuweilen ein recht unlogischer Kompromiss heraus.

Sie haben lange und hart verhandelt, sie sind mit unterschiedlichen Zielsetzungen in die Verhandlung gegangen, aber vielleicht, hoffentlich kann die exponentielle Steigerung aufgehalten werden.

Ich hab’s schon einmal gesagt, ich möchte nicht Politiker sein!

Wütend-Sein allein reicht nicht

Zu einem der ältesten, weitverbreiteten, noch immer in Betrieb befindlichen Küchengerät

Dem Nudelwalker

Oder: Nudelholz,  Wellholz, Wallholz, Rollholz, Nudelrolle, Teigwalze, Backrolle, Küchenrolle oder Teigrolle. Unter Küchenrolle verstehe ich etwas anderes, aber darüber wollen wir und doch nicht streiten. In meinem sehr altmodischen Haushalt tritt der Nudelwalker noch gemeinsam mit einem Nudelbrett auf. Dieses wird aber heute weniger benötigt, da die modernen Küchen Oberflächen aufweisen, die ein Nudelbrett ersetzen können.

Mein Nudelwalker besteht aus einer Rolle aus Holz mit je einem Griff auf jeder Seite. Ich habe aber schon Nudelwalker mit einer Rolle aus Marmor (mit der ich kurz kokettiert hatte, dann aber von einem Kauf Abstand genommen hatte, wie ich das Ding wirklich kaum verwende) oder Porzellan – hübsch gemustert – gesehen. Achtung: diese können beim Hinunterfallen zerbrechen und zusätzlich dabei den Fußboden bedrohen.

Viele schwören bis heute noch auf die hölzerne Variante. Ist das Holz hochwertig und gut verarbeitet, spricht hier mit Sicherheit nichts dagegen. Zudem leitet Holz schlecht Wärme, sodass beim Ausrollen nicht noch zusätzlich die Wärme der Hände auf den Teig übertragen wird, falls kein Nudelwalker mit Griffen verwendet wird. Allerdings ist der Nudelwalker nicht für eine Reinigung in der Geschirrwaschmaschine geeignet, da das Holz aufquellen würde. Gelegentlich empfiehlt es sich auch das Holz mit etwas Öl einzureiben.

Meine Mutter hatte beide Geräte fast im Dauereinsatz, sie hat auch noch die Suppennudeln und den Strudelteig selber gemacht.  Wenn schon Nudeln, heutzutage, hat „man“ eine Nudelmaschine. Ich bekam einmal eine geschenkt, sogar eine mit Elektromotor. Man hat aber meine Kochambitionen überschätzt. Denn ich kaufe entweder italienische Nudeln (Marke Barilla – Achtung Produktwerbung) oder frische, handgemachte in der Servitengasse. Die Nudelmaschine habe ich weiterverschenkt!

Aber zurück zum Nudelwalker: er ist vermutlich eines der ältesten bekannten Küchenutensilien in der Geschichte. So zeigen bereits Grabreliefs aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. Hölzer in zylindrischen Formen, die zum Glätten von Teig verwendet wurden. Auch wenn damals noch keine Kekse oder Torten gebacken wurden, so waren es zumindest nudelähnliche Speisen, die die Etrusker kreativ werden ließen. Vielleicht wollte das antike Volk, das zwischen 800 v. Chr. und der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. im nördlichen Mittelitalien im Raum der heutigen Regionen Toskana, Umbrien und Latium lebte, mit den Grabreliefs den Verstorbenen die Herstellung der Teigwaren im nächsten Leben ermöglichen?

Trotzdem sollte es wohl noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts dauern, bis der Nudelwalker kommerziell gefertigt wurde und die ersten diesbezüglichen Erfinder entsprechende Patente einreichten. Das Aussehen hat sich im Laufe der Zeit entsprechend den Erfordernissen in der jeweiligen Region angepasst.

In unseren Breiten findet man das klassische Modell:  Es zeichnet sich neben einer 20 – 40 cm langen Walze insbesondere durch die angebrachten Griffe aus, die an einer Achse angebracht sind. Die Griffe können nun fix sein, oder sich unabhängig drehen (diese Innovation stammt aus den USA und wurde 1884 von J.W. Reed zum Patent eingereicht).

Der Nudelwalker ist international im Einsatz und weist demgemäß unterschiedliche Formen auf: Der französische Nudelwalker (rouleau à pâtisserie) kommt im Vergleich zur „unserer“ Variante ohne Achse und Griffe aus. Die perfekte Länge beträgt zwischen 45 cm und 50 cm und ist an den Enden meist spitz.

Sollte man sich auf die Zubereitung fernöstlicher Speisen einstellen, dann benötigt man einen Ausrollstab, der nicht größer als 30 cm sein und ein Durchmesser von ca. 2 cm haben müsste. Zudem empfiehlt es sich ein eher leichtes Holz zu nehmen. Der indische Nudelwalker ähnelt wiederum unseren, aber man benötigt ein eigenes Brett dazu.

Wenn Sie ehrgeizig sind und ein Muster auf ihrem Teig wünschen, dann gibt es auch dafür ein Gerät: einen Nudelwalker mit Muster auf der Rolle.

Aber zu Zeiten der Not, wenn kein Nudelwalker zur Verfügung stand, konnte auch eine Flasche die Rolle des Nudelwalkers übernehmen.

Jetzt muss noch aber noch kurz auf den Nudelwalker als Objekt in Karikaturen zurückkommen. Als ich noch jung war, – lang‘ ist’s her – wurden etwas ältere, wenig attraktive Frauen mit erhobenem Nudelwalker dargestellt, die entweder ihre zu spät (ohne Wochenlohn) heimgekehrten, oft betrunkenen Ehegesponse bedrohten oder sich mit dem Nudelwalker gegen Einbrecher, Diebe und Mörder wehrten. Dieses Bild ist – zum Glück – vollständig aus den Medien verschwunden.

Haben Sie noch so einen hölzernen Nudelwalker in Ihrer Küche?

Zu einem der ältesten, weitverbreiteten, noch immer in Betrieb befindlichen Küchengerät

Was ist mit dem Barabbas?

Im Evangelium des Palmsonntags kommt Barabbas vor; Barabbas war nach allen evangelischen Berichten des Prozesses gegen Jesus ein Mann, der sich in der Zeit der Passion in römischer Haft befand. Diesen Berichten zufolge soll Pontius Pilatus dem versammelten Volk die Alternative angeboten haben, entweder ihn oder Jesus freizulassen. Von dieser Episode wird in allen Evangelien unmittelbar vor der Kreuzigung Jesu berichtet. Der Name war wohl ein zusammengesetzter: bar abbas oder bar rabba(n), (Sohn des Vaters, Sohn des Lehrers‘ bzw. „Sohn des Abbas“ bzw. „Sohn des Herrn“ oder „Sohn unseres Herren“).

Für einige Historiker ist die Tatsache, dass Überlieferungen des Namens in der Form Jesus Barabbas existiert haben, ein Anzeichen dafür, dass Barabbas keine fiktive Person war. Barabbas sei zusammen mit einigen Aufrührern, die einen Mord begangen hätten, gefangen oder gefangen gehalten worden. Es werden auch Aufruhr und Mord als Ursache seiner Verhaftung angegeben. Andernorts wird Barabbas lediglich als „angesehener Gefangener“ bzw. auch als Bandit bezeichnet. Auch der in der christlichen Tradition als privilegium paschale bezeichnete Brauch der Römer, einen Gefangenen anlässlich des Pessachfestes zu befreien, wird nur an einer einzigen Stelle erwähnt. Dass es einen solchen Brauch bei römischen Statthaltern in Palästina je gegeben habe, gilt als unwahrscheinlich: Nichts Derartiges ist in römischen oder jüdischen Quellen überliefert, und auch die Ansicht, dass es sich dabei um einen jüdischen Brauch gehandelt habe, findet keinerlei Bestätigung.

Es gibt noch weitere Theorien: Jesus sei wegen seiner Gewohnheit, beim Beten und Predigen Gott als „Abba“ zu bezeichnen, als „bar-Abba“ bekannt gewesen. Danach könnte die jüdische Partei beim Schrei vor Pontius Pilatus, „Bar Abba“ zu befreien, Jesus gemeint haben. Weiter wird behauptet, dass antisemitische Elemente der christlichen Kirche die Erzählung so verändert haben, dass der Wunsch einem Anderen (Räuber oder Aufrührer) galt, namentlich „Barabbas“. Dies sei Teil der Absicht, die Schuld für die Kreuzigung von den Römern zu den Juden zu verschieben.

Auch ein anderer Autor behauptet, Yeshua Bar Abba oder Jesus Barabbas sei mit dem Nazarener Jesus identisch, und die Auswahl zwischen den beiden Gefangenen sei eine Erfindung. Jedoch er widerspricht der Ansicht, dass Jesus einen gewaltsamen Aufruhr geführt oder geplant habe. Seiner Ansicht nach sei Jesus ein starker Vertreter des Widerstands durch gewaltfreie, aber offene Ungehorsamkeit. Damit sei Jesus der Stifter und Führer des gewaltfreien Widerstands gegen Pilatus‘ Plan gewesen, römische Adlerstandarten beim Jerusalemer Tempel aufzurichten. Die Geschichte dieses erfolgreichen Widerstands ist in Josephus (Flavius Josephus, geboren 37/38 n. Chr. in Jerusalem; gestorben um 100 vermutlich in Rom; war ein jüdisch-hellenistischer Historiker) beschrieben, der jedoch den Führer nicht erwähnt, aber die Kreuzigung Jesu nur zwei Absätze darauf in einer umstritten glaubwürdigen Passage erzählt.

Noch ein weiterer Schriftsteller ist in seinen religionswissenschaftlichen Forschungen zu dem Ergebnis gekommen, dass Jesus und Barabbas identisch gewesen seien. Dieser Jesus Barabbas ist aber kein rein friedlicher Widerständler gewesen, denn er wurde als Anführer eines gewalttätigen Überfalls auf den Jerusalemer Tempel (im Protest gegen den Opferkult) zu Recht von den Römern verhaftet und verurteilt. Daher deuten die meisten Hinweise dann darauf hin, dass es tatsächlich eine Freilassung auf Forderung der jüdischen Menge gegeben hat. Somit wurde Jesus in Wirklichkeit gar nicht gekreuzigt.

Diese Theorien führen weit weg von den Vorkommnissen auf Golgotha. Aber gerade, weil so wenig über Barabbas in der Bibel selbst zu finden ist, führt das möglicherweise – auch auf Grund der Deutung des Namens zu diesen Spekulationen.

Bei vielen von uns ist die Freilassung des Barabbas nicht zu bezweifeln, weil wir beispielsweise zu oft Bachs Oratorien gehört haben, und uns der Ruf des Volkes nach Barabbas deshalb schon immer in den Ohren klingt.

Vielleicht sollte ich Überlegungen anstellen, wie es mit Barabbas nach seiner Freilassung weitergegangen ist, ob ihn vielleicht diese ungerechte, politisch motivierte Freilassung verändert – geläutert – hat, oder ob er weiterhin gemordet hat oder wiederum zum Aufstand aufgerufen hat. Aufstände – besonders gegen die Römer hat es nach Christi Tod weiterhin in Jerusalem gegeben. 66 nach Christus mündete ein Aufstand in Roms Unruhe-Provinz Judäa im jüdisch-römischen Krieg. Er endete im September 70 mit der vollständigen Zerstörung Jerusalems durch die Römer. Ob dafür Barabbas nicht schon zu alt gewesen wäre?

Was ist mit dem Barabbas?

Ein paar Aspekte des Pessachfestes

Wir feiern jetzt bald das Osterfest – also, abhängig davon, wer wir sind – so wird auch das Osterfest gefeiert. Für die einen ist es eine religiös-spirituelle Erfahrung, für die anderen sind es viele Gebräuche, die Ostern ausmachen, allen voran der Osterhase, die Osternester, die Ostereier und dergleichen.

Andere in unserem Land – nämlich die Juden – feiern das Pessachfest: es gehört zu den wichtigsten Festen des Judentums. Das Fest erinnert an den Auszug aus Ägypten (Exodus), also die Befreiung der Israeliten aus der Sklaverei, von der das 2. Buch Mose im Tanach erzählt. Die Nacherzählung dieses Geschehens verbindet jede neue Generation der Juden mit ihrer zentralen Befreiungserfahrung.

Pessach wird von Juden in der Woche vom 15. bis 22., in Israel bis zum 21. Nisan gefeiert. Pessach 2021 beginnt am Abend von Samstag, 27. März und endet am Abend vom Sonntag, 4. April. Es ist ein Familienfest mit verschiedenen Riten, das mit dem Sederabend am 14. Nisan eingeleitet wird und mit einem einwöchigen Verzehr von Matzen einhergeht, weswegen es auch „Fest der ungesäuerten Brote“ heißt. In der Zeit des zweiten Jerusalemer Tempels, also zwischen etwa 530 vor und 70 nach Chr., gehörte Pessach neben Schawuot (dem Wochenfest) und Sukkot (dem Laubhüttenfest) zu den drei israelitischen Wallfahrtsfesten, an denen die Gläubigen zum Tempelberg pilgerten.

Das hebräische Wort pessach bedeutet „vorübergehen“ im Sinne der Bibel: Das Blut an den Häusern, in denen ihr wohnt, soll für euch ein Zeichen sein. Wenn ich das Blut sehe, werde ich an euch vorübergehen und das vernichtende Unheil wird euch nicht treffen, wenn ich das Land Ägypten schlage. Diesen Tag sollt ihr als Gedenktag begehen. Feiert ihn als Fest für den HERRN! Im biblischen Zusammenhang beendet dieses Fest die Knechtschaft Israels: Als sich die Ägypter weigern, die Hebräer ziehen zu lassen, kündet Gott ihnen nach neun erfolglosen Plagen die Tötung der Erstgeborenen von Mensch und Tier an. Um verschont zu bleiben, solle jede israelitische Familie abends ein männliches, einjähriges fehlerloses Jungtier von Schaf oder Ziege schlachten, mit dessen Blut die Türpfosten bestreichen und es dann braten und gemeinsam vollständig verzehren. An den so markierten Häusern werde der Todesengel in derselben Nacht vorübergehen, während er Gottes Strafaktion an Ägypten vollstrecke. Danach drängt der Pharao die Israeliten zum Verlassen des Landes, worauf sie gemäß Gottes Anweisungen vorbereitet sind.

Neben Schlachtung und Verzehr der Pessachtiere begründet das Kapitel auch das Festdatum, Ysop zum Bestreichen der Türen, das Auskehren allen gesäuerten Teiges, das siebentägige Matzenessen, das gegürtete, angekleidete Durchwachen der Auszugsnacht und Versammlungen am ersten und letzten Festtag. Als Opfertiere durften auch Rinder gewählt werden; sie mussten am selben Abend gekocht und restlos verzehrt werden.

Wer aus irgendeinem Grund – etwa einer weiten Reise oder einer kultischen Unreinheit – an der Teilnahme gehindert ist, darf Pessach im folgenden Monat nachfeiern.

Nach der Zerstörung des zweiten Tempels endete mit den Opfern auch das Schlachten von Pessachtieren. Seither wird das Pessach als reines Hausfest gefeiert.

Bis zum Eintritt der Dunkelheit solle man nichts essen, dann – wie Griechen und Römer – das Mahl liegend einnehmen. Dies sei auch für die bettlägerigen Armen unerlässlich. Die Feier solle mit dem Segensspruch des Hausvaters über den ersten Becher Wein beginnen, der dann herumgeht und von allen geleert wird. Dann wird die Vorspeise aus Kräutern und Fruchtmus, dann das Hauptmahl mit dem gebratenen Lamm aufgetragen, dazu ein zweiter Weinbecher. Dazu erzählt der Hausvater die Auszugsgeschichte und deutet die Mahlbestandteile: Das Lamm zeige, „dass Gott an den Häusern unserer Väter vorüberging“, die Matzen, „weil sie erlöst wurden“, die Bitterkräuter, „weil die Ägypter verbitterten“. Jeder Festteilnehmer solle sich ansehen wie einen damaligen befreiten Israeliten und Gott deswegen mit Psalmgesang verherrlichen. Diesem ersten gemeinsamen Hallel (ein für das Judentum wichtiges Gebet bzw. Loblied, das aus den sechs Psalmen 113–118 des Tanachs besteht. Das Hallel wird an den jüdischen Wallfahrtsfesten Pessach, Schawuot und Sukkot in den Familien gesungen, beispielsweise am Sederabend) folgt ein Dankgebet, der zweite Becher wird getrunken und das Hauptmahl eingenommen. Danach folgt der dritte, nach dem zweiten Hallel der vierte Weinbecher. Dieser bis heute gültige Ablauf des Seder wurde bis zum 10. Jahrhundert immer mehr verfeinert und in seinen Details schriftlich festgelegt.

Während der Pessach-Zeit darf kein Chametz, d.h. „Gesäuertes“ verzehrt werden, noch sich im Haus befinden. Dies wurde in der rabbinischen Tradition auf alle Speisen, die in irgendeiner Weise mit Gesäuertem in Berührung kamen, ausgedehnt. Sie dürfen während der Pessach-Zeit weder zur Zubereitung oder Darreichung von Speisen, ja nicht einmal zur Viehfütterung genutzt werden. Als Säuerndes gilt jede der fünf Getreidearten Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Dinkel (Spelt), die für mindestens 18 Minuten mit Wasser in Kontakt kam, sowie jede Speise und jedes Getränk, das aus einer dieser Getreidesorten hergestellt ist oder sie enthält.

Zur Festvorbereitung werden daher in der Vorwoche sämtliche gesäuerten Nahrungsmittel verzehrt, verschenkt oder verkauft und die übrigen in einem großen Hausputz entfernt. Dies soll an die biblische Überlieferung erinnern, nach der die Israeliten so rasch aus Ägypten ausziehen mussten, dass zum Säuern und Gärenlassen der Brote als Reisenahrung keine Zeit mehr blieb. Während der acht Festtage wird darum nur ungesäuertes Brot gegessen. Die Mazzen sind dünne, nur aus Mehl und Wasser ohne Hefe hergestellte knusprige Fladenbrote. Die gesamte Herstellungszeit vom Anrühren des Teiges bis zum Backen darf 18 Minuten nicht überschreiten, damit der Teig auf keinen Fall säuert. Die Mazzen bilden den religionshistorischen Hintergrund der in der katholischen Eucharistie als Hostien verwendeten Oblaten.

Die Kreuzigung und Auferstehung Jesu Christi in Jerusalem fielen in eine Pessachwoche; Jesu Todestag war an einem Rüsttag zum Pessachfest und Jesus starb am 14. Nisan zur selben Zeit, als die Passahlämmer im Tempel geschlachtet wurden. Jesu Tod steht damit im Urchristentum im Zusammenhang der Befreiungshoffnung Israels als gegenbildliches Passahlamm. Seine Auferstehung wird als Bekräftigung dieser Hoffnung verstanden und ihre Ausweitung auf alle Völker erwartet.

Ein paar Aspekte des Pessachfestes

Vorfrühling im Wiener Wald

Ein Spaziergang

Ein Anruf am Vormittag: Hast Lust im Wald spazieren zu gehen? Natürlich hatte ich Lust, vor allem nicht allein zu gehen – aber Du bist doch früher gerne und oft alleine gegangen – Ja, da war ich froh, dem familiären Trubel kurz zu entrinnen – aber jetzt, da bin ich halt viel allein.

Also wir fahren von Hütteldorf Richtung Schottenhof, vorbei an dem Schild zur Knödelhütte (noch immer „lustig“ für mich, es steht schon seit Menschengedenken dort), wir bogen nicht in Richtung Knödelhütte, sondern etwas später ab. Wenn man die Gegend dort betrachtet, ist sie schon sehr mit Einfamilienhäusern mit kleinem Grundstück verbaut, verhüttelt halt, aber es heißt ja schließlich auch Hütteldorf. Parkplätze waren rar, aber in der Karl-Bekehrty-Straße, 14. Bezirk, Penzing, Hadersdorf fand sich dann doch einer. Und wenn Sie es wirklich wissen wollen: Karl Bekehrty (1822-1882) war ein Realitätenbesitzer und Wohltäter, der die sozialen Einrichtungen von Hadersdorf förderte, besonders die Ausbildung von Lehrlingen war ihm ein Anliegen.

Mit Ende der Straße hörte schlagartig die Verbauung auf – wir waren im Wiener Wald, entlang des Halterbaches wanderten wir in Richtung Rieglerhütte. Der Waldboden war ganz grün, nicht zu übersehen, denn da wächst der Bärlauch in reichem Maße, nicht zu „überriechen“.  Ja, wir waren nicht allein unterwegs, es waren hauptsächlich Familien die wir trafen, mit Kindern. An einer Stelle hatten Kinder eine Hängematte über den Halterbach gespannt, ich frage mich, wie lange es dauerte, bis eines der Kinder in diesem Bach landen würde.

Bald zweigten wir von diesem Bach ab – nachdem wir eine riesige Wiese hinter uns gelassen hatten, eine für Hunde zugelassene Wiese, und es ging eigentlich langsam und gemächlich bergan. Es war wunderbar, die Bäume waren noch komplett unbelaubt, hier in der Gegend, die Sonne schien durch, wir hörten unterschiedliche Vögel, und sahen – für mich die ersten – Schmetterlinge, braun-schwarz gemustert. Später kam dann auch noch ein Zitronenfalter vorbei. Und wenn ein Windstoß kam, dann rauschte der Wald, ein Geräusch, das ich schon lange nicht mehr gehört hatte.  Ganze Polster von Leberblümchen nahmen wir wahr, an manchen Stellen blühten die Veilchen – und auch andere Blumen, deren Namen ich leider nicht kenne. Hummeln brummten ….

Zuweilen kamen Mountainbiker vorbei, aber alle recht freundlich und rücksichtsvoll, man war einander nicht im Weg. Ich genoss diesen Spaziergang in Wiener Wald – hier nur ein Laubwald – wirklich sehr, mir fielen die Zeilen ein: Wer hat dich, du schöner Wald / Aufgebaut so hoch da droben? / Wohl den Meister will ich loben / So lang noch mein‘ Stimm erschallt: Meiner Tochter fiel ein, dass der Text von Eichendorff wäre. Wirt fanden es passend, den entsprechenden Chor zu hören, der uns aber dann gar nicht gefiel, doch zu martialisch.

Ich bin schon sehr froh, dass dieser Wiener Wald bewahrt wurde, denn um 1870, am Höhepunkt der Gründerzeit (1837–1914) in Wien, nicht zuletzt wegen großer Überschuldung der habsburgischen Finanzen, gab es Pläne, den Waldbestand Großteils zu roden. Entsprechende Verträge waren bereits unterschrieben. Dies führte zu Widerstand in der Öffentlichkeit. Besondere Verdienste um die Rettung des Wienerwaldes erwarb sich Josef Schöffel durch seinen publizistischen Kampf gegen die Abholzung. Josef Schöffel (* 1832 in Böhmen; † 1910 in Mödling) war ein österreichischer Journalist, Politiker, Heimat- und Naturschützer, gilt als Retter des Wiener Waldes, als er 1870–1872 durch eine journalistische Kampagne verhinderte, dass ein Viertel der Waldfläche des Wienerwalds an den Wiener Holzhändler Moritz Hirschl zur Schlägerung verkauft wurde. Für sein Vorhaben fand Schöffel zunächst kaum Mitstreiter. Im Neuen Wiener Tagblatt und später in der Deutschen Zeitung berichtete Schöffel über Amtsmissbrauch der von ihm „Staatsgüter-Verschleuderungs-Bureau“ genannten Ministerialkommission und deren Beamten. Mehrmals wurde er vor Gericht geladen. Die Presse stand offensichtlich den Privatisierungsinteressenten näher als den Naturschützern und Gegnern des unterpreisigen Verkaufs von öffentlichem Eigentum. Da Schöffels Recherchen aber hieb- und stichfest waren, wurden sämtliche Klagen zurückgezogen. Ihm wurde sogar Schweigegeld angeboten, um ihn von seinem Vorhaben abzubringen. Es gab das Gerücht, dass ein Jagdschütze, der Schöffel „irrtümlich“ bei der Jagd treffe, mit keinen Konsequenzen zu rechnen habe. Daraufhin nahm Schöffel an keiner Jagd mehr teil. Schöffels Freispruch von der Anklage wegen „Herabwürdigung von Verfügungen der Behörden“ am 20. März 1872 leitete die Wende ein. Die Regierung entzog dem Finanzministerium zugunsten des Ackerbauministeriums die Verfügung über die Staatsforste, und der Börsenkrach von 1873 beendete die fieberhafte Baukonjunktur, die den Hintergrund der Affäre gebildet hatte. Der prominent gewordene Schöffel wurde 1873 Mitglied des Reichsrates und 1873–1882 Bürgermeister von Mödling. Sein Leitsatz war: „Ich wünsche mir nur, dass, wenn der Wienerwald, was nicht unmöglich ist, wieder einmal von Spekulanten bedroht werden sollte, sich zur rechten Zeit ein Mann finde, der denselben mit Erfolg verteidigt.“

Heute habe ich wirklich allen Grund, Josef Schöffel dankbar zu sein. Ein bissel gestört hat uns, als wir an einer Wegkreuzung einen Container voll mit alten Möbeln gefunden haben. Es steht nur hoffen, dass der von dort irgendwann abgeholt werden wird.

Sonst hat unseren Spaziergang über Stock und Stein, über zuweilen gatschige Stellen wirklich nichts gestört, die dunkeln Wolken haben wir nur von der Ferne gesehen.

Is‘ schon schön, bei uns in Wien!

Vorfrühling im Wiener Wald