Katzlmacher
Es hat mich schon erschreckt, als ich von einer penible (politisch) korrekten Person den doch pejorativ gemeinten Ausdruck „Katzlmacher“ gehört habe.
Und da habe ich versucht, den Ursprung des Begriffes (mahnend!) zu erklären: mir ist dabei z.B. der Bau der Semmeringbahn eingefallen, bei dem viele Italiener beteiligt waren. Dann aber war mein Interesse geweckt und ich habe nachgesehen – und viele Erklärungen gefunden.
Das Wort Katzelmacher leitet sich wohl aus dem lateinischen catinus, Althochdeutsch chez(z)il ab (heute: Kessel) und bedeutet ursprünglich „Kesselmacher“. Daneben steht auch spätlateinisch cattia, aus dem sich das Wort Gatzel entwickelte, ein hölzerner Schöpflöffel. So wurde der Ausdruck ciaz, ciaza wohl auf jene fahrenden ladinischen Holzschnitzer aus Gröden (heute berühmte Madonnenschnitzer) übertragen, die derlei hölzerne Küchengeräte zum Kauf anboten.
Das Wort ist schon seit 1741 in Wien verbreitet, seine negative Konnotation als Ethnophaulismus (abwertende Bezeichnung für eine ethnische Gruppe) für Italiener gewann es wohl erst im Ersten Weltkrieg. Später ging es allgemein auf „Südländer“ über. Insbesondere Gastarbeiter des europäischen Mediterraneums (Italiener, Griechen, Spanier) wurden in Österreich und Deutschland mit diesem Wort belegt.
Aber dazu gibt es noch eine Reihe von anderen, nicht ganz so nachvollziehbaren Zusammenhängen:
- Ein Zusammenhang mit dem Katzenkopfpflaster wird vermutet, das vor allem von italienischen Pflasterern verlegt wurde.
- Da darüber hinaus mit Katzel auch kleine Kätzchen gemeint sind (in diesem Sinne ist dann der Kater der Katzelmacher) und Cazzo im Vulgär-Italienisch für Penis steht, wurde das Wort alsbald auch zum abschätzigen Gemeinplatz für Fremde, die „wie ein streunender Straßenkater“ umherziehen, heimische Frauen verführen, ihnen Kinder zeugen und dann verschwinden.
- Daneben steht Lautähnlichkeit mit cascia „Maisbrei“ und cacio „Käse“, in Bezug auf allfällig typische Speisen.
- Im Rotwelschen bedeutet katzeln „lügen, lügnerisch schmeicheln“. In diesem Sinne wäre es von der Katze abgeleitet, wenn man deren Schmeicheln als falsch ansieht. Der Katzelmacher wäre als Lügenmacher also ein unehrlicher Mensch (Schwindler, Schuft).
- Aus ital. gazzara „Lärm“ käme eine Bedeutung „lautes Volk“.
- Auch Ketzer wurde mit dem Wort in Verbindung gebracht.
- Es wird italienischen Soldaten nachgesagt, während des Ersten Weltkrieges Katzen geschlachtet und verzehrt zu haben, daher das schimpfwörtlich gebrauchte Wort „Katzelmacher“ für Italiener.
- In Kriegs- bzw. Notzeiten noch verständlich, wurde später aus Gewinnsucht in Wirtshäusern und Restaurants Gästen, die einen Hasenbraten bestellten, Katzen vorgesetzt. Die Gäste merkten meist nichts, weil nach Entfernen von Kopf und Pfoten der Körper eines Hasen nur noch für Kenner von dem einer Katze zu unterscheiden ist. „Katzelmacher“ sind somit auch jene, die in betrügerischer Absicht anstatt eines Hasenbratens einem Gast eine geschmorte Katze andrehen.
Ich gebe zu, dass mir all diese Erläuterungen nicht bekannt waren.
Aber grundsätzlich bin ich der Ansicht, dass derartige abwertende Bezeichnungen heutzutage, da wir doch alle Europäer sind, vermieden werden sollten. Ich mag auch nicht als „Gletscherlutscher“ oder „Schluchtenscheißer“ tituliert werden (Begründung: da Österreich nur Menschen vom Schlage Josef Fritzls – verurteilter österreichischer Straftäter – und Hitlers hervorbringe), wobei ich diese Begriffe erstaunt den sozialen Netzwerken entnehme, aber noch nicht erlebt habe.