Schon immer bin ich gerne nach Carnuntum gefahren. Und immer wieder! Und jetzt wird der Limes in Deutschland, Österreich und Slowakei (leider nicht in Ungarn!) zum UNESO-Weltkulturerbe. (Na hoffentlich mit weniger „Bedrohungsszenarien“ als der diesbezügliche Wiener Status.)
Als Schülerin sind wir mit der Bahn nach Carnuntum gefahren, ich kann mich noch gut erinnern, vorbei an der Wallfahrtskirche Maria Ellend, die Kirche sah man von der Bahn aus. Später war es ein Sonntagsausflug. Früher war noch nicht so viel ausgegraben, wie heute. Dennoch pilgerten wir von einem Amphitheater in das andere, betrachteten die Reste der Häuser, und zuletzt schauten wir noch beim Heidentor vorbei. Nicht ausgelassen haben wir Petronell, wo wir den romanischen Karner bestaunten. Und dann gab’s noch das Römer-Museum in Hainburg. Nebst vielen Fundstücken erinnere ich mich besonders an eine Mithras-Gruppe.
Das letzte Mal war ich mit meinem Mann in Carnuntum, Gerhard Tötschinger, ein langjähriger aus Schulzeiten Bekannter meines Mannes, hat dort ein Treffen vorgeschlagen. Carnuntum war schon sehr verändert, man konnte das wieder errichtete Bad besuchen, es gab Standln mit römischen (?) Essen, einen Wandelgang. Tötschinger hatte bei seiner Donauserie auch einen Filmausschnitt bezüglich Carnuntum geplant, mehrere Herren saßen beieinander, tranken Wein – mit römischer Toga – und parlierten lateinisch (einer davon war mein Mann). Was aus diesen Aufnahmen wurde, weiß ich nicht – ich jedenfalls habe sie lebhaft in Erinnerung.
Dass Carnuntum bedeutender war als Vindobona bekümmert mich nicht sonderlich damals, dass Kaiser Trajan, unter dem das Römische Reich seine größte Ausdehnung erreichte, 98 n. Chr. Pannonien und vermutlich auch Vindobona besuchte, hat mich nicht besonders beeindruckt, viel mehr hat Kaiser Mark Aurel meine Phantasie angeregt, der 180 möglicherweise in Vindobona (oder Sirmium- also bitte, das geht gar nicht!) starb. Ich habe lange fälschlicherweise geglaubt, dass die Marc-Anton Gruppe neben der Sezession Mark Aurel darstellt.
193 wurde der Provinzstatthalter Septimius Severus auf heute österreichischem Boden von den pannonischen Truppen in Carnuntum zum Kaiser des römischen Reiches ausgerufen. Na, immerhin!
Natürlich waren wir auch bei der großen Römer-Ausstellung in Enns, Lauriacum. Und die römische Geschichte von Traismauer und Tulln ist mir auch noch vertraut – schließlich haben wir ja „Austria Romana“ in der Schule gelesen. Und den Limes, den hat es nicht nur an der Donau gegeben, auch am Rhein, aber auch im fernen England haben wir einer Reise Hadrians Wall gesucht.
Limes bezeichnet die vom Römischen Reich vom 1. bis 6. Jahrhundert n. Chr. angelegten Grenzwälle oder militärischen Grenzsicherungssysteme in Europa, Vorderasien und Nordafrika. Ab der Zeit Gaius Iulius Caesars wurden Heerwege mit befestigten Wachtposten und Marschlagern auf einer Waldschneise oder rasch angelegten Straßen im Feindesland als Limes bezeichnet. Er entwickelte sich im Laufe der Zeit von einer Marsch- und Patrouillenlinie zu einem Annäherungshindernis mit Kontrollfunktionen. Bei der Anlage ihrer Grenzen verfolgten die Römer keine reichsweite Gesamtstrategie, die über Jahrhunderte hin nachvollziehbar wäre; damit entstand im Lauf der Jahrhunderte ein vielgestaltiges Konglomerat aus festen, zum Teil aber auch sehr offenen Grenzen. Die römischen Grenzanlagen waren nicht zur Abwehr von größeren Angriffen gedacht und dazu auch meist nicht geeignet. Viele der heute bekannte römischen Grenzabschnitte waren gegen groß angelegte Angriffe nicht zu verteidigen, da ihre Garnisonen entlang einer Linie aufgereiht waren, die selbst eine kleine, entschlossene Kampftruppe mühelos durchbrechen hätte können. Die ersten Kastelle mit Gräben, Erdwällen, Holzbefestigungen und Holzinnenbauten wurden ab 100 n. Chr. durch Anlagen mit Steinmauern ersetzt.
Der jeweilige Limes sollte primär die Kontrolle bzw. Kanalisierung des täglichen Waren- und Personenverkehrs und eine schnelle Nachrichtenübermittlung zwischen den Wachposten gewährleisten. Der Limes war nicht nur eine militärische Markierung, sondern vor allem die Grenze des römischen Wirtschaftsgebietes. Neben der Funktion als militärisches „Frühwarnsystem“ dienten die limites als Zollgrenzen und ihre Grenzübergänge als „Marktplätze“ für den Außenhandel mit dem Barbaricum. Die Grenzanlagen prägten in ihrer fast fünfhundertjährigen Geschichte zahlreiche Kulturlandschaften und bildeten die Keimzellen vieler bedeutender Städte. Über den Limes hinweg erfolgte reger kultureller Austausch.
Der Ausbau der römischen Grenzverteidigung (Limes) an der Donau erfolgte erst ab der Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. In Carnuntum und Vindobona war je eine Legion mit 6000 Mann Fußtruppen stationiert, kleinere Kastelle für 500 oder 1000 Mann Fußtruppen oder Reiterei gab es in Linz, Wallsee, Mauer, Pöchlarn, Mautern, Traismauer, Zwentendorf, Tulln, Zeiselmauer, Klosterneuburg, Wien, Schwechat und Carnuntum. Dazu kamen noch Kleinkastelle und Wachttürme.
Rund 500 Jahre war das heutige Österreich ein Teil des Römischen Reichs. Im Jahre 15 v. Chr. unterwarfen die römischen Feldherren Drusus und Tiberius von Gallien und Italien aus die Räter der Ostschweiz, Tirols und des vorarlbergischen Rheintals. Zur gleichen Zeit wurde das keltische Königreich Noricum von den Römern besetzt. Im Jahr 15 v. Chr. wurde die Region schließlich unter Kaiser Augustus Teil des römischen Reichs. Der Einmarsch der Römer erfolgte hier allerdings friedlich und im Einverständnis mit den Norikern, denn schon lange pflegten sie enge wirtschaftliche und politische Beziehungen zu Rom. Zunächst behielt Noricum eine eingeschränkte Autonomie als tributpflichtiges Fürstentum, doch unter Kaiser Claudius (41–54 n. Chr.) wurde es endgültig eine römische Provinz. Die Hauptstadt war Virunum, nördlich des heutigen Klagenfurts. Nach und nach eroberten die Römer auch die weiteren Gebiete des heutigen Österreich. Letztendlich war das Gebiet des heutigen Österreich auf drei römische Provinzen verteilt. Vorarlberg und Nordtirol gehörten zur Provinz Raetien, dessen Hauptstadt war Augusta Vindelicorum (Augsburg). Osttirol, Kärnten, Salzburg, Steiermark, Oberösterreich und das westliche Niederösterreich bildeten die Provinz Noricum mit der Hauptstadt Virunum. Das Wiener Becken und das Burgenland gehörten zur Provinz Pannonien mit Savaria und später Carnuntum als Verwaltungssitz. Nördlich der Donau, das Wein-, Wald- und Mühlviertel hinwieder blieben „Barbaricum“.
Die einheimische Bevölkerung übernahm bereitwillig die römische Kultur. Die lange Friedensperiode als Zeit der wirtschaftlichen und kulturellen Blüte endete 167 n. Chr.: Markomannen und mit ihnen verbündete Germanen durchbrachen die römische Grenzverteidigung an der Donau und stießen bis Oberitalien vor.