Gedanken zu zwei Jahrestagen: Weltflüchtlingskonvention und Earth Overshoot Day

Die verursachenden Ereignisse hängen zusammen

70 Jahre ist es her, dass man sich auf die Genfer Flüchtlingskonvention geeinigt hatte. Ich weiß schon, das haben sie in der Zeitung Ihrer Wahl gelesen oder auch im Rundfunkt gehört und auch im Fernsehen gesehen. Jetzt, so meinen Sie wahrscheinlich, brauchen Sie nicht auch noch meinen Krenn dazu.

Vielleicht werden Sie auch sagen, wir haben schon genug Flüchtlinge bei uns, alle können wir ohnedies nicht nehmen, integrieren wir lieber die, die schon da sind. Sie wollen es vielleicht nicht mehr hören, wie viele bei ihrer Flucht im Mittelmeer ertrinken, von Schleppern betrogen werden etc. etc.

Und doch! Wir alle müssen darüber nachdenken und unserer Politiker anhalten, endlich sinnvolle Lösungen zu finden um Menschen zu helfen, die aus den unterschiedlichsten Gründen flüchten. Und es halt schwer, zu unterscheiden, aus welchen Gründen Menschen ihre Heimat verlassen, ob diese Gründe „legitim“ sind – und wir die Flüchtlinge behalten, oder ob es nicht valide Gründe sind – und wir sollten (wenn wir das können) die Flüchtlinge zurückschicken, woher sie kamen.  

Aber so einfach ist das nicht mehr. Die Flüchtlingskonvention wurde aus dem Zweiten Weltkrieg geboren. Da flohen Europäer, weil sie um ihr nacktes Leben fürchten mussten. Jenen, denen ein Grenzübertritt oder Aufnahme in andere Länder nicht geglückt sind, kamen meist ins KZ, wo sie ein grausames Schicksal erwartete. Auch damals, als diese Flüchtlinge des Dritten Reiches geflohen sind, wusste man nicht, was sie bei ihrer Zurückweisung erwartete. Das wusste man erst nachher, als die KZs befreit worden waren.

Auch heute weiß keiner genau, wohin man Flüchtlinge zurückweist, zurückschickt. Welches Schicksal wirklich dort auf sie wartet. Ich denke da z.B. an Afghanistan.

Die Flüchtlingskonvention, so scheint mir, ist vor 70 Jahren von weißen Männern für Europäer erdacht worden. Es ist hoch an der Zeit, sie gemeinsam, weltweit den heutigen Gegebenheiten anzupassen.

Und auf noch einen „Tag“ möchte ich verweisen. Normalerweise bin ich kein Freund dieser Tage, aber dieser, morgen am 29. Juli scheint mir doch wichtig zu sein – und im ursächlichen Zusammenhang mit den unzähligen umherirrenden Flüchtlingen zu stehen. Der Earth Overshoot Day. Der Earth Overshoot Day – oder Welterschöpfungstag – fällt 2021 auf den 29. Juli: Ab diesem Tag verbrauchen „wir“ mehr natürliche Ressourcen als nachwachsen können. Dieses Jahr liegt der Tag wieder extrem früh. Am Earth Overshoot Day – auch „Erdüberlastungstag“ oder „Welterschöpfungstag“ genannt – haben wir das Ressourcenbudget der Natur für das ganze Jahr aufgebraucht, d.h. die globale Nachfrage nach natürlichen Ressourcen überschreitet die Fähigkeit der Erde, diese Ressourcen auf nachhaltige Weise (also nachwachsend) zur Verfügung zu stellen.

Der Rückgang 2020 war – vor allem im Holzverbrauch und der Verbrennung fossiler Brennstoffe – eine direkte Folge der weltweiten COVID-19-Quarantänen und -Lockdowns. Doch 2021 zeigt: Von einer Trendwende kann noch keine Rede sein – der ökologische Fußabdruck der Menschheit ist nun wieder erschreckend groß.

Vor vierzig Jahren, im Jahr 1981 fiel der Erdüberlastungstag noch auf den 11. November, zehn Jahre später, 1991, auf den 9. Oktober. 2001 war er bereits auf den 21. September vorgerückt und vor zehn Jahren auf den 3. August. 2019 fiel er erstmalig schon auf den 29. Juli und 2021 wird es wieder der 29. Juli. Die zwischenzeitliche Verschiebung des Earth Overshoot Day nach hinten auf den 22. August bleibt aktuell (pandemiebedingt) eine Ausnahme. Das bedeutet: Um den gegenwärtigen Ressourcenverbrauch der Menschheit zu decken, bräuchten wir mittlerweile 1,7 Erden. So wird der Earth Overshoot Day ermittelt: Zunächst wird die Biokapazität der Erde berechnet. Damit ist die Fähigkeit der Erde gemeint, die vom Menschen verbrauchten Ressourcen zu erneuern und Schadstoffe – wie Treibhausgase – abzubauen. Die Biokapazität stellt man dem globalen ökologischen Fußabdruck gegenüber. Dieser misst, wie viele natürliche Ressourcen der Mensch verbraucht. Ist der Verbrauch dieser Ressourcen größer als der Nachschub, spricht man vom „Overshoot“ – der ökologischen Verschuldung. Den Faktor legt man dann auf die Skala eines Jahres an. Die Formel lautet stark vereinfacht: Biokapazität der Erde / Bioverbrauch der Erde * 365 Tage. Das Resultat der Berechnung für 2021 ist eine Zunahme des Carbon-Footprints von 6,6 Prozent im Vergleich zu 2020.

CO2-Emissionen machen 60% vom Overshoot aus, denn etwas 60 Prozent des ökologischen Fußabdrucks der Menschheit beruhen auf CO2-Emissionen.

Und vielleicht sollten wir darüber nachdenken, woher die Flüchtlinge kommen und wo der große Ressourcenverbracht stattfindet. Ja, es stimmt: die Industrienationen sind größtenteils schuld am Ressourcenverbrauch. Und dorthin wollen auch die Flüchtlinge!

Gedanken zu zwei Jahrestagen: Weltflüchtlingskonvention und Earth Overshoot Day

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