Trends aus den USA

Die von den Europäern übernommen werden, trotz unterschiedlicher Ausgangsituation.

Wir hier in Europa, übernehmen oft gesellschaftliche Trends, die in den USA entstanden sind. Vieles passt auch für uns, anderes – da wir andere kulturelle und historische Gegebenheiten haben, verkommt zum „Nachäffen“, und manchmal sogar zur Komik.

Also z.B. die „Me too” Bewegung. Es ist richtig, dass Fehlverhalten von Männern aufgezeigt und geahndet werden soll. Aber wir hier haben ein ganz anderes, m.E. viel gravierenderes Problem: die sich häufenden Femizide. Diese Morde erwecken kurz nach der Tötung großes Medienecho, aber keine „Bewegung“ entsteht, die das Thema nicht verloren gehen lassen will.

Die nächste Bewegung, die auch derzeit in den USA bestimmend ist: Black lives matter. No eh‘. Aber bei uns ist das nicht das Problem, bei uns gibt es andere Randgruppen, die marginalisiert werden. In den USA werden noch immer Afro-Americans in starkem Maße „behindert“. Das betrifft z.B. die Wahlen, in manchen Staaten kommt es zu einer Gesetzgebung, die viele Schwarze von den Wahlen ausschließt. Wir haben erlebt, dass die Pandemie die verschiedenen ethnischen Gruppen in unterschiedlichem Umfang getroffen hat. Besonders betroffen waren die armen Afro-Amerikaner. Black lives matter ist aber aufgrund von Morden entstanden, die Polizisten an Afro-Amerikanern verübt haben. Bei uns gibt es derartige Situationen nicht oder (höchstens) in Ausnahmefällen. Ich meine, each life matters, auch das von umgebrachten Frauen.

Europa ist anders und sollte auch andere Bewegungen haben, ja wir haben Fridays for future, aber sonst keine länderübergreifende EU-Bewegung.

Bei uns im Land leben wenige Afro-Europäer, ich weiß nicht einmal ob das die richtige Bezeichnung ist. Aber das N-Wort (steh hier für Ne..r und nicht für Nazi, wie ich beim Lesen eines Zeitungsartikels zuerst angenommen hatte) darf also nicht ausgesprochen oder geschrieben werden. Bei uns werden sie bestenfalls als Asylwerber besonders beobachtet, weil manche von ihnen vielleicht oder auch nicht mit Narkotika dealen. Und Schwupps, ist auch gleich das M..r -Wort „bös“ geworden. Dass – und verzeihen Sie, dass ich das jetzt ausschreibe, das Wort Mohr kommt von Mauren, aber bereits im Mittelalter wurde es verallgemeinert für Menschen mit dunkler Hautfarbe verwendet, ab dem 16. Jahrhundert zunehmend in dieser erweiterten Bedeutung. Mohr ist eine veraltete deutschsprachige Bezeichnung für Menschen mit dunkler Hautfarbe. Heutzutage wird darüber gestritten, ob Mohr als rassistische, diskriminierende Bezeichnung gedeutet werden muss. Der Begriff wird vielerorts aus Firmennamen, Produktbezeichnungen, Straßennamen etc. entfernt, z.B. wird der M..r-im-Hemd einfach nicht mehr angeboten. Schade!

 Als Kind wurde mir noch der nicht purgierte Struwwelpeter vorgelesen: „Es ging spazieren vor dem Tor/Ein kohlpechrabenschwarzer M o h r./Die Sonne schien ihm auf Gehirn, /Da nahm er seinen Sonnenschirm“. Der große Niklas sprach sich gegen die Hänseleien der anderen Buben aus: „Und laßt den Mohren hübsch in Ruh! /Was kann denn dieser Mensch dafür, /Daß er so weiß nicht ist wie ihr?“ Bestraft wurden in dieser Erzählung die hänselnden weißen Kinder, indem sie in ein Tintenfass gesteckt wurden und nun ebenso schwarz waren, wie der Mohr.

Und der von uns allen so geliebte Hatschi Bratschi wurde auch mehrmals umgeschrieben, wegen seiner rassistischen Darstellungen. Denn der böse Zauberer Hatschi Bratschi (er entführt Kinder) wird je nach Ausgabe auch als „Türke“ beschrieben.

Das Wort M..r wird seit dem Ende des 20. Jahrhunderts nur noch selten gebraucht, und wenn, dann im historischen oder literarischen Zusammenhang oder als Teil von Bezeichnungen, zum Beispiel als Wappenfigur in der Heraldik. Die Bezeichnung und das Bild des „Mohren“ fanden außerdem Eingang in zahlreiche Folgebezeichnungen, zum Beispiel im Bereich der Fauna und Flora. Bildliche Darstellungen des Mohren dienten als Unternehmenslogo und in der Werbung für bestimmte Produkte, aber auch im Rahmen unterschiedlicher Bräuche.

Seit etwa 1960 wird auf die Zwiespältigkeit des Wortes zwischen historischer Entwicklung und Verwendung als stereotype Bezeichnung hingewiesen, die eine bestimmte Vorstellung von einem Schwarzen wecke, was zu Diskussionen um dessen diskriminierenden Charakter führte. Im nördlichen Afrika lebende Menschen waren zumeist Mauren, zu einer Zeit, als das Mittelmeer noch das Mare nostrum war, und beide Seiten, der Norden und der Süden zum römischen Reich gehörten. Und es waren die höher qualifizierten Mauren, die in Spanien die andalusische Kultur schufen.

Ich hoffe nur, dass der amerikanische Wahn, den Rassismus betreffend, nicht zu uns überschwappt.  
ich denke nicht, dass man bei uns altphilologische Institute schließt, weil Perser und Römer Sklavenhalter waren, und damit Vorbild für andere Nationen wurden. Ich hoffe auch, dass in allen Opernhäusern der Welt weiterhin „die Entführung aus dem Serail“, aufgeführt wird, obwohl Seeräuber Menschen auf einem Sklavenmarkt verkaufen.

Es gibt noch eine Reihe anderer „gebotenen“ Verhaltensweisen, die nicht notwendigerweise aus den USA kommen, das Gendern, denn die englische Sprache kennt keine Geschlechter. Daher gehe ich in diesem Zusammenhang nicht darauf ein – obwohl’s mich juckt! –

Trends aus den USA

Afghanistan – ein armes, aber an Bodenschätzen reiches Land

Ich hoffe, es geht Ihnen nicht schon auf die Nerven – noch einmal Afghanistan. Aber diesmal geht es um seine Zukunft.

Die letzten US-Truppen haben das Land verlassen. Die Taliban haben dies mit Freudenschüssen gefeiert. Viele US-Bürger und Personen mit einer Green-card mussten zurückgelassen werden, wie auch viele Europäer, und solche Afghanen, die für die USA gearbeitet hatten. Dass es für Letztere nicht gefährlich werden wird, können wir nur hoffen. Manche meinen, dass es nicht richtig war, den Besitzer eines Tierheims samt seinen Viecherln zu retten, aber Menschen zurückzulassen. Darüber könnte man streiten!  Aber dieses Kapitel ist endgültig abgeschlossen. Wie es die Taliban sehen: „Ihr habt die Uhren, wir haben die Zeit“.

Im Moment herrscht große Not, die Banken sind geschlossen, und die Läden haben keine Ware. Aber Afghanistan hat Bodenschätze. Neben Eisenerz, Kupfer, Bauxit könnten Lithium, seltene Erden und Kobalt bei manchen Nachbarn Begehrlichkeiten wecken, bzw. haben sie schon geweckt. China hat bereits einen Fuß in der Tür. Noch ist Afghanistan eines der ärmsten Länder der Welt. Nachdem die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten im Jahr 2001 das Taliban-Regime abgesetzt hatten, entwickelte sich keine prosperierende Wirtschaft! Das Land blieb von internationalen Hilfszahlungen abhängig. Es schaut jedenfalls so aus, dass in absehbarer Zukunft einzig die Rohstoffbranche das Potenzial habe, namhafte Exporteinnahmen zu erzielen. Denn der Westen benötigt Lithium, seltene Erden um seine Industrie „grüner“ zu gestalten.  Batterien, Solaranlagen oder Windräder basieren auf diesen Rohstoffen. Auch die westliche Digitalisierung wäre gebremst, ohne diese Materialen.

Warum haben die Amerikaner den Abbau dieser Bodenschätze nicht gefördert? Bisher haben die bewaffneten Konflikte, die instabile Politik, die mangelnde Infrastruktur, die Binnenlage des Landes, die weitverbreitete Korruption und die schwachen staatlichen Institutionen den Aufbau einer erfolgreichen Rohstoffwirtschaft verhindert. An dieser Misere tragen auch die Taliban Schuld. Die Bodenschätze haben bereits ihr Potenzial gezeigt, den Konflikt anzuheizen: So finanzierten sich die Taliban bisher teilweise über den Bergbau, etwa mit dem Verkauf illegal abgebauten Marmors oder des Halbedelsteins Lapislazuli.

2017 soll der damalige Präsident Donald Trump von Beratern und der afghanischen Regierung mit der Aussicht auf Rohstoffe geködert worden sein, die Präsenz amerikanischer Truppen im Land aufrechtzuerhalten. Trump habe den Bergbau als Win-win-Situation gesehen, bei der die afghanische Wirtschaft profitiere, Jobs für Amerikaner entstünden und die USA vor allem bei den seltenen Erden gegenüber China, das in diesem Bereich dominant ist, punkten könnten. Ein Trump’scher Deal!

Um diesen Abbau voranzutreiben werden Investoren benötigt. China ist schon aktiv:  Unter der Federführung des staatlich kontrollierten Unternehmens Metallurgical Corp. of China erwarb ein Konsortium die Abbaurechte für ein Kupfervorkommen, das als das zweitgrößte der Welt bezeichnet wird. Das Drei-Milliarden-Dollar-Projekt gilt als die bis anhin größte ausländische Direktinvestition in Afghanistan. Nur, Kupfer wurde bis heute noch nicht abgebaut. Das Projekt wurde geplagt von Sorgen um die Sicherheit, mangelnder Stromversorgung und fehlenden Transportwegen.  

Somit sind die Grundlagen für den Abbau die Verhinderung eines Bürgerkrieges im Land (ich denke da an den sogenannten Islamischen Staat, Reste der al-Qaida – und US-amerikanische Drohnenangriffe) und ein Beweis der Taliban, dass sie eine andere Politik betreiben, als das Schreckensregime zwischen 1996 und 2001 gezeigt hat. Mit einem Wort: die Taliban müssen salonfähiger werden, damit es auch westlichen Staaten möglich ist, mit ihnen zu verhandeln. Jedenfalls sind jetzt Russland und China Gesprächspartner der Taliban, sie haben ihre Botschaften in Kabul offengehalten und dort belassen. Und auch Katar will wieder an Friedensverhandlungen teilnehmen.

Dass die Bodenschätze noch nicht vermehrt ausgebeutet wurden, liegt neben den praktischen Überlegungen auch daran, dass der geflohene Präsident Ashraf Ghani, der von 2014 bis zum August dieses Jahres im Amt war, die Gefahr eines „Ressourcenfluchs“ sah. Das sind die negativen Folgen, die der Reichtum an natürlichen Ressourcen für ein Land und seine Bevölkerung haben kann. Es scheint ein Paradoxon, zu sein, dass das Wirtschaftswachstum in Ländern, die viele mineralische und fossile Rohstoffe exportieren, in der Regel geringer ist als in rohstoffarmen Ländern ausfällt. Der „Fluch“ sei dabei durch das Fehlverhalten der betreffenden Marktteilnehmer begründet. Daneben wird die Wirtschaft in Ländern mit politischer Instabilität, hoher Korruption und bewaffneten Konflikten auf die lokalen Rohstoffe reduziert, was deren Rolle besonders hervorhebt. In diesem Zusammenhang spricht man von der Fortsetzung des kolonialen Extraktivismus durch einen post-kolonialen Neo-Extraktivismus. (Wieder etwas gelernt!)

Die Voraussetzung, dass dieser Fluch nicht zutreffen wird, sind jedoch politische und gesellschaftliche Institutionen, die eine vernünftige Verwendung der Rohstoffeinnahmen zulassen. Ghani wollte zunächst die richtigen Institutionen für einen wachstumsförderlichen Rohstoffabbau schaffen. Er ist jedoch gescheitert. Die Taliban wären schon interessiert, sind vielmehr durch den vermutlichen Mangel an ausländischen Investoren und das Fehlen an Know-how NOCH eingeschränkt.

Für Österreich aber scheint es am wichtigsten zu sein, dass die Rücknahme nicht asylberechtigter und möglicherweise straffälliger Afghanen aus Österreich und Deutschland zugesichert wurde.

Afghanistan – ein armes, aber an Bodenschätzen reiches Land

Zur Abschaffung der Sklaverei

Und das Wiederauferstehen in anderer Form

Bereits die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte macht in Artikel 4 deutlich: „Niemand darf in Sklaverei oder Leibeigenschaft gehalten werden; Sklaverei und Sklavenhandel sind in allen ihren Formen verboten.“

Ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden der Sklavenhandel und die rechtlich legitimierte Sklavenhaltung in den westeuropäischen Staaten und ihren Kolonialgebieten zunehmend infrage gestellt, bekämpft und schrittweise verboten. In den USA musste die Abschaffung der Sklaverei im Jahre 1865 mit einem mehrjährigen Bürgerkrieg erkämpft werden.

Im „Übereinkommen betreffend die Sklaverei vom 25. Sept. 1926“ des Völkerbunds verpflichteten sich die Vertragsstaaten schließlich, „Sklavenhandel zu verhindern und zu unterdrücken“ und auf die Abschaffung der Sklaverei in all ihren Formen hinzuwirken.

Seit 1930 gilt zudem ein Übereinkommen über Zwangs- und Pflichtarbeit der Internationalen Arbeitsorganisation ILO. Als Zwangsarbeit gilt „jede Art von Arbeit oder Dienstleistung, die von einer Person unter Androhung irgendeiner Strafe verlangt wird und für die sie sich nicht freiwillig zur Verfügung gestellt hat.“  Ausgenommen sind Arbeiten im Militärdienst, übliche Bürgerpflichten, Arbeit im Strafvollzug, notwendige Arbeit in Fällen höherer Gewalt und Arbeiten, die dem unmittelbaren Wohl der Gemeinschaft dienen.

Das internationale Verbot und die Ächtung der Sklaverei wurde von den Vereinten Nationen zuerst 1948 als Grundsatz in die Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte übernommen und 1953 als internationales Abkommen, welches 1956 um das Zusatzübereinkommen über die Abschaffung der Sklaverei, des Sklavenhandels und Sklaverei ähnlicher Einrichtungen und Praktiken ergänzt wurde. Der Begriff der Sklaverei wurde in diesem Abkommen um Praktiken wie die Schuldknechtschaft, die Leibeigenschaft und den Verkauf von Frauen oder Kindern inhaltlich erweitert.

Ein weiteres ILO-Übereinkommen umfasst inhaltliche Erweiterungen:  Zwangsarbeit als Mittel politischen Zwanges oder politischer Erziehung oder als Strafe gegenüber politischen oder ideologischen Gegnern; als Methode der Rekrutierung und Verwendung von Arbeitskräften zur wirtschaftlichen Entwicklung; als Maßnahme der Arbeitsdisziplin; als Strafe für die Teilnahme an Streiks; als Maßnahme rassischer, sozialer, nationaler oder religiöser Diskriminierung.

Somit ist Vieles verboten, das dennoch in anderer Form auch heute noch praktiziert wird. Zur modernen Sklaverei gehören: Zwangsarbeit, Schuldknechtschaft, Zwangsprostitution, Zwangsheirat, Menschenhandel. Damit sind vielfältige Situationen der Ausbeutungen beschrieben, die eine Person aufgrund von Drohungen, Gewalt, Zwang, Irreführung und/oder Machtmissbrauch aus eigener Kraft nicht verlassen kann.

Es wird geschätzt, dass sich aktuell etwa 45.8 Millionen Menschen in klassischer Sklaverei, Zwangsarbeit, Schuldknechtschaft, Leibeigenschaft, Zwangsprostitution und Menschenhandel befinden. Laut einem ILO waren 2016 40.3 Millionen Menschen Opfer moderner Sklaverei. Davon waren 24.9 Millionen von Zwangsarbeit betroffen, und 15.4 Millionen waren Opfer einer Zwangsheirat. Weiter waren rund 10 Millionen der Betroffenen minderjährig, also Kinder und Jugendliche. Diese sind insbesondere Opfer von Zwangsheiraten und von sexueller Ausbeutung.

UNICEF hinwieder schätzt, dass weltweit etwa 168 Millionen Kinder zwischen 5 und 14 Jahren (mit-)arbeiten müssen. Selbst wenn nur ein kleinerer Teil davon als Kindersklaven gelten dürfte, zeigt es die Problematik der Schätzungen. Am meisten verbreitet ist die Zwangsarbeit im privaten Sektor, wovon die Schuldknechtschaft etwa die Hälfte ausmacht. Deutlich weniger Menschen sind von staatlicher Zwangsarbeit betroffen – vergleichbar der Anzahl von Frauen, die zur sexuellen Ausbeutung gezwungen werden. Eine deutlich größere Anzahl von Frauen hat eine Zwangsheirat erfahren.

Und welche Gründe bestehen für die heutige Sklaverei? Früher gerieten Kriegsgefangene, entführte Personen oder Schuldner in eine gesellschaftlich legitimierte Sklaverei, worauf ihre in Gefangenschaft gezeugten Nachkommen ebenfalls das Stigma der Sklaverei trugen. Diese erbliche Form der Sklaverei gibt es noch immer, wenn auch wegen der weltweiten Sklaverei Verbote zunehmend weniger.

Weiter verbreitet ist heute die Schuldknechtschaft. In diversen Ländern vergeben Privatpersonen oder private Unternehmen bedürftigen und oftmals perspektivlosen Privatpersonen Kredite zu überhöhten Zinsen. Häufig wachsen die Schulden durch die Zinsen schneller als sie zurückbezahlt werden können. Dadurch kann ein Verhältnis der Zwangsarbeit entstehen. Die Arbeit findet häufig unter schlechten Arbeitsbedingungen, Gewalt oder Gewaltandrohung, Missbrauch und sexueller Ausbeutung statt. Schulden werden dabei auch über Generationen weitergegeben und bewirken dabei eine Form erblicher Sklaverei.

Es werden weltweit rund 4,8 Millionen Menschen sexuell ausgebeutet, 99 Prozent davon Frauen. 21 Prozent der Opfer sind minderjährig. Menschenhandel zwecks sexueller Ausbeutung entsteht im Kontext von weltweit vorherrschenden Ungleichheits- und Machtverhältnissen und ist eng mit geschlechtsspezifischer Diskriminierung verknüpft. Frauen sind verletzlich. Menschenhändler nutzen diese Verletzlichkeit aus.

Weltweit werden rund 4,8 Millionen Menschen sexuell ausgebeutet, 99 Prozent davon Frauen. 21 Prozent der Opfer sind minderjährig. Obwohl in vielen Ländern kulturelle Praktiken die Grundlage für Zwangsheiraten oder für den Brautkauf sind, ist die Zwangsheirat auch Teil der modernen Sklaverei.

Rund ein Viertel der modernen Sklaven sind Kinder. Viele von ihnen schuften in Haushalten oder auf landwirtschaftlichen Betrieben und Plantagen. Viele Minderjährige fallen auch der Zwangsprostitution zum Opfer.

Die ILO hat den Einsatz von Kindern als Soldaten als extreme Form von ausbeuterischer Kinderarbeit definiert. In Krisengebieten werden Kinder verschleppt und als Soldaten zwangsrekrutiert. Unter massiver Gewalt und Misshandlung werden die Minderjährigen dazu gezwungen, Kriegsgräuel zu vollbringen – Taten, die ein lebenslanges Trauma auslösen.

Ich stehe ziemlich fassungslos vor der Tatsache dieser modernen Sklaverei. Man kann als Einzelner kaum dazu betragen – und das ist frustrierend. 1998 erklärte die UNESCO den 23. August zum Internationalen Tag der Erinnerung an den Sklavenhandel und seine Abschaffung! Der Internationale Tag gegen Kinderarbeit, der von der ILO 2002 ins Leben gerufen wurde und jedes Jahr am 12. Juni stattfindet, soll ein kritisches Bewusstsein für diese Ausbeutung von Kindern schaffen.

Ob das hilft?

Zur Abschaffung der Sklaverei

Österreichische Pensionsverhältnisse und ihre Konsequenzen

Der Staat handelt bestenfalls „zwiespältig“. Die Anhebung des Pensionsfrauenalters von 60 auf 65 – ganz langsam und graduell – hat gerade erst begonnen. Konsequenz:  Frauen können – bei Bedarf – früher aus dem Arbeitsprozess „eliminiert“ werden, als Männer.

Zeitgleich wird eine Frau an die Spitze der ÖBAG (Österreichische Beteiligungs AG, verwaltet die Beteiligungen der Republik Österreich an einigen börsennotierten Unternehmen) berufen. Sie wurde 1957 geboren, ist also 64 Jahre alt – nach den derzeitigen Pensionsregelungen gehörte sie schon in Pension.  Absurd, werden Sie sagen, zu Recht.

Ich halte auch z.B. die Frühpensionierungen, die noch immer allenthalben einerseits von den Betroffenen selbst, andererseits von Unternehmungen angeboten bzw. angestrebt werden, die gerne ihre alten teuren Mitarbeiter loswerden wollen. Es wird argumentiert, dass es für „Ältere“ keine Arbeitsplätze gäbe. Vielleicht liege ich falsch, aber derzeit werden doch fast händeringend kompetente erfahrene (Fach-)Kräfte gesucht. Ältere Menschen sind nicht so unflexibel, wie sie manchmal hingestellt werden – es wäre doch einen Versuch wert sie diese Lücke, die derzeit besteht, wenn schon nicht zu schließen, doch kleiner zu machen.

Mir ist schon klar, dass es Berufe gibt, die die Menschen auspowern, die schon aus gesundheitlichen Gründen dringend von der Arbeit – in diesen Jobs – entlastet werden müssen. Aber eine zu frühe Pensionierung kann unter Umständen negative Konsequenzen haben. Der abrupte Wechsel von „auf Hochtouren laufen“ zu eigentlich keine Aufgabe zu haben, ist für manche sehr schwierig. Mit dem Verlassen des Arbeitsplatzes gehen auch viele „Freunde“ verloren. Den früheren Arbeitsplatz zu besuchen, ist auch problematisch, denn die dauernd stattfindenden Umstrukturieren mach es schwer, die „alten“ Kollegen zu finden. Außerdem stellen die Besuche eine Unterbrechung der Arbeit dar und sind von den Chefs „bei aller Liebe“ gar nicht gerne gesehen. Der besuchende Pensionist wird als lästig empfunden. Das „after-work-beer“ z.B. gibt es für den Pensionisten auch nicht mehr. Die Gefahr zu vereinsamen ist groß. Das so beliebte Reisen ist erstens teuer und zweitens in der Corona-Zeit auch nicht immer möglich gewesen. Was folgt, kann katastrophal sein: Geringere Bewegung, oftmals Mehr-essen, gelegentlich auch mehr Trinken und vielleicht sogar Rauchen. Genau diese Faktoren sind es, die dann eine Frühpension frühzeitig – durch Tod – beenden. Die auf vielen Sektoren zur Verfügung stehende ehrenamtliche Arbeit wird leider noch selten in Anspruch genommen.

Diese eben beschriebenen Vorgänge betreffen meist Männer. Frauen sind durch Haushaltsführung bzw. oft auch durch Übernahme von Enkelkindern sehr bald, auch in der Pension überbeschäftigt. Auch die Betreuung von Gebrechlichen, Kranken und Behinderten (in der Familie) fällt Frauen in Pension zu.

Aber diese Frauen haben noch ein zusätzliches Problem, ihre Pension ist in den meisten Fällen klein! Anfangs, als sie jung waren, war es sehr schwer “hinaufzukommen“. Die Chefs betonten oft, dass Frauen Kinder kriegen (no na), und dann eh zu Hause blieben. Die Frauen kriegten Kinder, blieben aber nicht zu Hause, sondern begannen Teilzeit zu arbeiten. Damit wuchs das Pensionskonto nicht mehr besonders stark an; und zweitens war es unüblich, Teilzeitarbeitskräfte zu befördern bzw. gar zu Chefs zu machen. Ihnen wurde meist nur viel und ungeliebte Arbeit zugeschanzt. Wenn sie letztlich in die „volle Arbeitszeit“ zurückkehrten mussten sie oft „von ganz vorne“ anfangen, schon deshalb, weil sich laufend technologische Änderungen ergeben hatten. Fortbildungskurse wurden Teilzeitarbeitenden oftmals verweigert, und bald galten Frauen dann als „alt“ (d.h. 40 Jahre alt!) nach dem Motto: die geht eh bald in Frühpension. Manche Frauen wurden so regelrecht hinausgemobbt. Unter all diesen Umständen fällt die staatliche Alterspension ziemlich mager aus.

Früher war man durch eine Ehe „versorgt“, das heißt für Frauen sorgte z.B. der Ehemann im Alter. Aber wir wissen auch, dass jede zweite Ehe in Österreich geschieden wird. Also fällt dieser Schutzschirm – die Witwenpension – in vielen Fällen weg.

Frauen und Männer leiden unter der derzeitigen Pensionssituation. Wie schon erwähnt, es werden Arbeitskräfte dringend gesucht, Warum nicht auf diesen Pool von (früh-)pensionierten Menschen zuzugreifen? Manche würden sich über eine Arbeit – vielleicht auf Zeit – vielleicht zur Einschulung der Jungen, die gerade jetzt eintreten – durchaus freuen. Es muss ja nicht die volle Arbeitszeit sein.

Ich glaube es ist Zeit für die Regierendern die Pensionssituation endlich neu zu denken. Als ich zu arbeiten begonnen habe, hieß es, dass man in der Pension (mit Glück) noch zehn gute Jahre hätte. Heute sind aus diesen zehn Jahren zwanzig, sogar dreißig geworden.

Diese Last muss finanziert werden! Da könnte z.B. das sofortige vollständige Angleichen des Pensionsalters für Frauen an jenes der Männer eine gewisse Erleichterung bringen.

Aber da blockiert die alte österreichische Haltung: die lebenslange Freude auf die Pension!

Österreichische Pensionsverhältnisse und ihre Konsequenzen

Wer oder was ist wann rein oder unrein

Heutzutage spielt – m. E. diese Frage keine so große Rolle mehr, aber in den großen Religionen bestehen immer noch Reinheitsgebote.  

Bei den Juden ist Reinheit eine Eigenschaft von Gegenständen oder Menschen, die in Gottes Nähe kommen durften. Unrein sein bedeutete, dass dies nicht möglich war. Weil Gott heilig ist, muss der Mensch, der zu ihm kommt, rein sein. Rein war man, wenn man eine Anzahl von so genannten Reinheitsvorschriften beachtete, wozu besonders Vorschriften zur Nahrung gehörten. Priester und Diener am Tempel mussten sich an diese Anweisungen halten, denn in ihrem Beruf hatte man ständig mit dem Bereich des Heiligen zu tun. Alles, was unrein war, hatte im Tempel und im Gottesdienst nichts zu suchen.

Es gab auch Bereiche, die von Anfang an aus dem Gottesdienst ausgeschlossen waren. Das betraf alles, was mit Tod oder Sexualität zu tun hatte. Auch Hautkrankheiten (Aussatz) gehörten dazu. Man dachte, diese Bereiche seien anfällig für dämonische Mächte. Die Israeliten glaubten, die Berührung von Menschen mit Hautkrankheiten mache sie unrein, genauso der Kontakt mit Heiden, die die Reinheitsgebote nicht achteten.

Unreinen Tiere und Dinge können ihre Unreinheit durch Verzehr, Berührung oder „Bezeltung“ (d.h. durch Anwesenheit in ein und demselben Raum) – auf andere Menschen und Gegenstände übertragen. Als Konsequenz ergibt sich daraus, dass diese dadurch für den Kontakt mit dem Kult untauglich werden bzw. in Einzelfällen generell aus dem Bereich der Gemeinschaft zu entfernen sind. Reinigungsriten wie Waschungen, Blutriten u.ä. stellen – häufig in Verbindung mit dem Zeitfaktor – den Zustand der Reinheit wieder her.

Verschiedene Tiere wie z.B. das Kamel, der Klippdachs, der Hase, alle schuppen- und flossenlosen Wassertiere, Geier, verschiedene Rabenarten sowie viele kleine geflügelte Insekten als gelten a priori als unrein und dürfen nicht verspeist werden. Die Verunreinigung durch all diese Tiere erfolgt durch den Verzehr.

Verschiedene Geschlechtsorgane sowie die mit Zeugung und Geburt zusammenhängenden Erscheinungen sind besonders von dem rein-unrein Konzept betroffen.  Eine Wöchnerin ist nach der Geburt eines Jungen sieben und nach der Geburt eines Mädchens vierzehn Tage unrein; nach einer weiteren Frist von 33 (bei einem männlichen Kind) bzw. 66 (bei einem weiblichen Kind) Tagen, in der sie sich zu Hause aufzuhalten hat, muss sie vom Priester ein Brand- und ein Sühneopfer darbringen lassen, um ihre Reinheit definitiv wieder herzustellen. Im Status der Unreinheit befindet sich eine Frau auch, wenn sie ihre Regel hat. Ein direkter Kontakt mit Objekten, die diese Frau berührt hat, wie ihr Sitzplatz oder ihr Lager, werden unrein und können diese Unreinheit dann an einen Menschen, der diese Gegenstände berührt, weitergeben. Eine weitere Quelle der Unreinheit stellt eine Leiche bzw. tierisches Aas dar: In diesem Zusammenhang ist es entweder die Berührung oder die Bezeltung, durch die diese Unreinheit auf Menschen und offene Gefäße übertragen wird.

Zur Zeit von Jesus dehnten besonders gesetzestreue Juden die Bestimmungen, die früher nur für die Priester und Tempeldiener gegolten hatten, auf alle aus. Jesus setzte sich darüber hinweg. Für ihn macht nicht das, was von außen an den Menschen herankommt, unrein, sondern das, was aus seinem Inneren – seinem Herzen – hervorgeht.

In den ersten christlichen Gemeinden gab es ernsthafte Auseinandersetzungen über die Frage, ob Christen von jüdischer und Christen von heidnischer Herkunft miteinander essen durften. Die Christen jüdischer Herkunft hielten sich noch an die Reinheitsgebote. Sie befürchteten, durch den Kontakt mit den Heidenchristen unrein zu werden. Beim „Apostelkonzil“ in Jerusalem wurde die Frage, ob Christen das jüdische Gesetz einhalten müssen, grundsätzlich geklärt. Man einigte sich auf wenige Bestimmungen, die von allen Christen, gleich welcher Herkunft, eingehalten werden müssen. 

(Allerdings wurden in der katholischen Kirche noch vor wenigen Jahrzehnten nur solche Männer ordiniert, die keine auffälligen körperlichen Behinderungen hatten.)

Auch im Islam gelten strenge Reinheitsgesetze: Muslime beziehungsweise Musliminnen reinigen sich nach dem Geschlechtsverkehr, nach Ende der Regelblutungen und nach der Geburt eines Kindes, wenn sie sich auf das Gebet vorbereiten. Untersagt ist ihnen grundsätzlich der Genuss von Schweinefleisch und von Produkten aus Blut sowie aller Wassertiere mit Ausnahme von Fischen.

„Reinigung“ ist in fast allen Religionen vorgeschrieben. Wir alle kennen die Bilder vom Ganges, der vom hygienischen Standpunkt alle andere als sauber ist, in dem die Menschen sich spirituell reinigen. In jüdischen Häusern gab es die Mikwe, die nur mit lebendigem Wasser, also mit Regen- oder Quellwasser gefüllt sein darf.

Rituelle Reinigung ist das von einer Religion vorgeschriebene Ritual, bei dem eine Person als frei von Unreinheit angesehen wird, insbesondere vor der Anbetung einer Gottheit. Die rituelle Reinigung kann auch für Gegenstände und Orte gelten.

Fallen heute die Worte rein und unrein, denken viele Menschen zuerst an Sexualität und eventuell an Ernährung. Es sollte aber zwischen ethischer und kultischer Reinheit unterschieden werden. Nur im Zustand kultischer Reinheit können Juden und Muslime mit Gott in Beziehung treten. Weiß ist das Zeichen von Unschuld – und Reinheit.

Ich wünsche mir, dass viel Menschen ein REINES Herz haben, und ethische Reinheit wahren. Sonst habe ich REIN gar nichts mehr hinzuzufügen.

Wer oder was ist wann rein oder unrein

Das Essen im Plachutta – und der Weg dorthin

Reminiszenzen

Gestern haben mich liebe Freunde „zum Plachutta“ in der Wollzeile eingeladen. Ich esse gerne dort, es ist eine verlässliche gute Wiener bürgerliche Küche -mit dem Rindfleisch im Mittelpunkt. Ich war mit meinem leider verstorbenen Mann dort, mit Teilen der Familie, mit Freunden aus dem Büro, mit Kollegen englischen und irischen Kollegen anlässlich einer Tagung.

Das Lokal ist noch immer sehr populär, es war rammelvoll. Es hat mich auch gefreut, dass ich beim Eingang erkannt und gegrüßt worden bin. Ich habe eine geröstete Leber gegessen, die Suppe betreffend, haben mich die Freunde an ihrer Portion teilnehmen lassen. Ein bissel traurig war ich schon, denn es gab keine Grießnockerln für meine ansonsten köstliche Rindsuppe – ich musste mit aber sehr guten Frittaten Vorlieb nehmen.

Den angebotenen Markknochen hinwieder habe ich verschmäht und mich daran erinnert, wie gerne ihn mein Mann gegessen hätte. Dafür durfte ich den Erdäpfel-Schmarrn kosten (eine Beilage zum Rindfleisch), der hier immer ganz exzellent ist.  

Beim Dessert war ich aber dann doch etwas enttäuscht, denn die von mir so geschätzten Schneenockerl standen nicht auf der Karte, es fehlte auch die Creme Brûlée, die eine Alternative gewesen wäre. Beides wäre ziemlich aufwendig, wenn man es zu Hause verfertigen müsste. Im Grunde war es vernünftig, dass kein Dessert passte, denn wir waren ohnedies schon so voll.

Und genau aus diesem Grunde machte ich mich auch zu Fuß auf den Weg nach Hause. Hier stand ich also, beim alten Stubentor. Früher hat hier eine mächtige Mauer die Stadt geschützt, und das Stubentor gewährte Einlass – gegen eine Maut. Die spärlichen Reste kann man in der U-Bahnstation Stubentor besichtigen. Teile von Tor und Kurtinenmauer wurden über Straßenniveau beim Abgang zur U-Bahn-Station wieder aufgemauert. Durch das Stubentor floss einst der Verkehr in den Osten, genauer gesagt von und nach Ungarn – dem wichtigsten Lieferanten von Rindern. Das Stubentor war der verbindende Durchlass zwischen dem anfänglich am Ochsengries gelegenen Viehmarkt (heute Am Heumarkt) und den Fleischbänken am Lichtensteg, die 1564 in den Tiefen Graben verlegt wurden. Hier schließt sich der Kreis zum „Rindfleischtempel Plachutta.

Das Aussehen des Stubentores wurde mehrfach verändert und an den jeweiligen Zeitgeschmack angepasst. Zu Beginn der 30er-Jahre des 19. Jahrhunderts erfuhr das Stubentor eine grundlegende Umgestaltung. Es erhielt rechts und links der Einfahrt je einen Durchgang für Fußgänger, die Fassaden wurden in klassizistischem Stil gestaltet. Der Grundriss der Torhalle wurde nach Abschluss der Bauarbeiten für die U3-Station im Straßenpflaster verewigt. Nicht nur Bauteile des Stubentores, sondern auch der Kurtine, also des gerade verlaufenden Walls zwischen Dominikaner- und Braunbastion, sowie zwei Brückenpfeiler kamen bei den Bauarbeiten für die U3-Station zutage. Dokumentiert werden konnte ein Abschnitt der Eskarpe, also der Mauer mit der die Grabenböschung verkleidet war. Ihre Stärke betrug an der Basis beachtliche 4,80 Meter. Die Konstruktion erwies sich als äußerst komplex.

Ich kam beim Lueger Denkmal vorbei, man kann zu diesem Bürgermeister stehen wie man will (man kann ohnedies einen langen Text zu ihm lesen) aber die Anschmiererei finde ich grässlich – und unnotwendig.

Ich gehe nicht in den, auf der gegenüberliegenden Seite liegenden Stadtpark, sondern den Parkring hinauf. Parkring, benannt (1861 bzw. 6. November 1919 Stadtrat) nach dem Stadtpark; ab 1910 Kaiser-Wilhelm-Ring.  Im Mittelalter hatte das Gebiet zur Vorstadt vor dem Stubentor gehört, ab dem 16. Jahrhundert teils zum Glacis, teils zur Befestigung.

Noch eine interessante Eigenheit: Der Parkring weist nur gerade Hausnummern auf, da die zentrumsfernere Straßenseite zur Gänze vom Stadtpark gesäumt wird. Und diese Hausnummern stehen auf einer Reihe von Palästen: Dumba-Palais, Erzherzog-Wilhelm-Palais („Deutschmeisterpalais“), Henckel-Donnersmarck-Palais, Leitenbergerpalais, ehemaliges Helfertpalais. Aber für mich birgt das Gartenbaukino viele schöne Erinnerungen, wie auch natürlich die ehemalige Himmelsstube, mit der prächtigen Aussicht auf den Stadtpark, heute „das Schick“.

Gleich daneben befindet sich das Hotel Marriott. In diesem Haus befand sich jahrelang die Redaktion der Zeitung „die Presse“. Viele Male gab es Presse-Veranstaltungen in diesem Haus, denen auch ich beiwohnen durfte. Oftmals habe ich meinen Mann dort abgeholt, oder manchmal die Schellinggasse hinuntergeschaut, ob er schon endlich nach Hause käme. Denn durch seine Behinderung wurde die Zeit für diesen Weg nach Hause immer länger. Am Ende des Herzl-Platzes ragt das prächtige Palais Coburg in die Höhe. Vielleicht erinnern Sie sich an die Verhandlungen über den inzwischen etwas lädierten Atomdeal, der hier verhandelt wurde …

Über den anschließenden Kärntnerring habe ich schon einmal geschrieben, sollte Sie es interessieren, finden Sie es unter https://christachorherr.wordpress.com/2021/03/26/ein-korso-ware-das-nicht-hubsch/

Das Essen im Plachutta – und der Weg dorthin

Der Afghane im Vorzimmer

Gedanken zu – Teppichen

In unserem Vorzimmer liegt ein Afghane, nein, wir haben keine Flüchtlinge aufgenommen, es handelt sich um einen Teppich. Er ist schon sehr alt und der Flor ist an manchen Stellen nicht mehr vorhanden, aber als er dann ein Loch bekommen hat, habe ich ihn reparieren lassen. Jetzt ist er wieder sauber, schön, widerstandsfähig – und erfreut mich.

Sie kennen diese Art Teppich sicher, in dunklem, aber leuchtenden Rot, mit blauer – in verschiedenen Farbstufen – Musterung.

Ich weiß schon; Teppiche sind nicht mehr „in“ (wenn Nachkommen sie verkaufen, bekommen sie nicht sehr viel Geld dafür).  Früher gehörten Teppiche in die „elegante (oder auch weniger elegante) Wohnung. Dann aber kamen die „wall-to-wall“ Teppichböden in Mode. Mit hohem Flor und meist in hellen Farben. Da stellte sich dann heraus, dass darauf des Öfteren Flecken blieben, sie in unterschiedlicher Intensität „abgetreten“ wurde. Sie blieben nicht hell, Teile wurden von dem einfallenden Sonnenlicht ausgebleicht.

Also ging’s zurück zu den Holzböden, auch da gibt es viele Varianten, wobei nicht alles Holz ist, das wie Holz aussieht. Ein Problembesteht darin, dass Teppiche auf Holzböden rutschen. Es gibt Möglichkeiten das weitgehend (aber nicht vollständig) zu unterbinden: es gibt eigene Netze bzw. Filze, die man unterlegen kann.  Man rät ärztlicherseits Teppiche möglichst zu meiden, da sie für ältere und/oder behinderte Menschen eine „Falle“ (Ausrutschen – Hinfallen) darstellen. Ich habe unsere Teppiche immer verteidigt. Auf Wunsch meines behinderten Ehemannes – leider schon 3 Jahre verstorben – habe ich für ihn „Pfade“ gelegt, wo er seine Wege ohne Behinderung durch Teppiche zurücklegen konnte. Als dann der Rollstuhl in die Wohnung kam, mussten die Teppiche neuerlich um-arrangiert werden.

Manche Teppiche erinnern mich an die Zeit und den Ort, wo wir sie erstanden haben. Es war in Beirut – als es noch das Paris des Ostens genannt worden war. Ein Taxichauffeur zeigte uns die Sehenswürdigkeiten der Stadt – und führte uns am Ende in ein Teppichhaus. Ich verfiel dort zwei Teppichen, einen größeren und einen kleineren. Mein Mann handelte ein wenig – aber natürlich waren wir unbedarfte Touristen – wir zahlten in Schillingen, und es wurde vereinbart, dass die Teppiche nach Wien gesendet würden. Wir hatten schon fast die Hoffnung aufgegeben als wir vom Zoll angerufen wurden, dass wir ein Paket auslösen müssten. Naja, jetzt kam noch der Zoll zum Preis des Teppichs hinzu, aber dann prangen sie in unserer -damals – Gemeindewohnung.

Einen anderen Teppich hatten wir von einer Reise ins damalige Jugoslawien mitgebracht, einen Kelim (einen gewebten, nicht geknüpften Teppich), den wir, mit dem Auto unterwegs selbst mitnahmen – und nicht verzollten.

Szenenwechsel: Baku, das Teppichmuseum. Schon allein die Architektur ist faszinierend, das Gebäude hat die Form eines eingerollten Teppichs. Und drinnen gibt es Teppiche in vielen Farben und zahllosen Mustern zu bestaunen. Hier konnte man auch sehr hübschen jungen Damen dabei zusehen, wie sie Teppiche anfertigten. Erstaunt hat mich dort (und nicht nur im Museum) sondern auch bei den Händlern, dass es viele „moderne“ Teppiche gab, die nicht traditionell gemustert waren, sondern Szenen aus dem heutigen Alltag bzw. Porträts von Personen zeigten.  

Und dazu fallen mir gleich die afghanischen (und pakistanischen) Kriegsteppiche ein. Es sind handgeknüpfte, zumeist schafwollene Teppiche, die militärische Objekte und Motive des Kriegs abbilden. Die Motive sind ein Ergebnis der afghanischen Kriegskonflikte der jüngeren Geschichte. Sie zeigen aber auch die Terroranschläge auf das World Trade Center vom 11. September 2001 und Motive aus dem Krieg gegen den Terror.

Die genauen Umstände der Entstehung von Kriegsteppichen sind noch nicht eindeutig geklärt. Afghanistan kann, ebenso wie seine Nachbarstaaten, auf eine lange Geschichte der Teppichherstellung zurückblicken. Beim Einmarsch der Sowjetunion im Jahr 1979 flüchteten viele Afghanen in das Nachbarland Pakistan. Die Kriegserfahrungen der Flüchtlinge flossen unmittelbar in die Teppichgestaltung ein. Teppichspiegel und Bordüre zeigten plötzlich einen Mix aus traditionellen Ornamenten und aufgereihten Handgranaten, Panzern, Helikoptern, Panzerfäusten und Sturmgewehren der russischen Marke Kalaschnikow (AK 47).

Eine neue Variante entstand nach dem Abzug der Roten Armee 1989, die sogenannten „Siegesteppiche“. Diese Teppiche zeigten zumeist Land- oder Regionalkarten von Afghanistan. Eine weitere Neuheit war die Abbildung einer Figur mit Hammer und Sichel auf der Stirn, der „Sowjetische Hampelmann“. Damit war der verbliebene kommunistische Präsident Nadschibullah gemeint, der als Moskaus Marionette wahrgenommen und 1992 gestürzt wurde

Mit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 und dem anschließenden NATO-Einsatz unter Federführung der USA kam es zu weiteren Bildvarianten. Nun tauchte statt der sowjetischen die westliche Waffentechnik als Teppichornament auf. So wurde beispielsweise die sowjetische MiG-21 durch US-amerikanische F-16-Bomber ersetzt. Eine Neuerung seit dem Jahr 2014 ist die Abbildung von Kampfdrohnen.

Inwieweit es sich um wirkliche Volkskunst oder vielmehr um professionell gefertigte Auftragsarbeiten handelt, ist nicht klar.

Ich werde mir aber kaum einen Propaganda-, Sieges-, Stadt-, Gedenk- und Souvenirteppich kaufen.

Der Afghane im Vorzimmer

Rasse, Klasse, Kaste

Eine Buchempfehlung

Ich habe kürzlich ein Buch gelesen: „Cast, the origin of our discontent – the lies, that divide us “, (die Verlustangst der oberen Kaste) von Isabel Wilkerson.
Ich habe über die „Rassensituation“ in den USA nachgedacht. Wie habe ich „Rasse“ in den USA der frühen fünfziger Jahre wahrgenommen? In den 9 Monaten, die ich in Kalifornien gelebt habe, fast gar nicht; mir ist nur aufgefallen, dass die mexikanischen Wanderbarbeiter, die damals die großen Obstplantagen betreuten, wetbacks genannt wurden (eine abwertende Bezeichnung für illegal in die USA eingewanderte Mexikaner, insbesondere die gerade angekommenen. … Der Begriff rührt von dem Umstand, dass eine große Zahl der illegalen Immigranten aus Mexiko den Rio Grande schwimmend oder watend durchqueren, um nach Texas zu gelangen).

In den zwei Monaten, die ich dann in New York verbrachte, war ich durch den damals herrschenden Rassismus Nicht-Weißen Personen gegenüber selbst betroffen. Das kam so: ich wohnte im International House.  Eine private, unabhängige, gemeinnützige Unterbringung Studenten und Wissenschaftler.  Dort leben üblicherweise ca. Personen aus über 100 Staaten, wobei ein Drittel US-amerikanische Bewohner sind. Ich habe dort eine Freundin gefunden, sie stammte aus Südafrika, ihr Vater war dort ein Großgrundbesitzer – die Familie und auch ihre Schwester galten als „White“, meine Freundin selbst schaute wie eine Afro-Amerikanerin (wie man heute sagt) aus. Ihr amerikanischer Freundeskreis bestand aus Afroamerikanern, sehr gebildeten und zum Teil auch wohlhabenden Personen. Ich lernte z.B. das abendliche Harlem, mit all den Bands und der Fröhlichkeit dort mit ihnen zusammen kennen.

Aber amerikanischer (white) Freunde, die ich ebenso gefunden hatten, schnitten mich komplett, als sie merkten, dass ich auch im Black-Umfeld unterwegs war. Sie sahen über mich hinweg. Anfänglich verstand ich es nicht, aber in ihren Augen war ich „tainted“ (befleckt) und sie wollten keinen Umgang mehr mit mir haben.

Nun, Isabel Wilkerson, Pulitzer-Preisträgerin und „New York Times“-Journalistin erlebt Diskriminierung noch heute. Schwarze werden bei Stichproben-Kontrollen jeglicher Art noch immer wie selbstverständlich herausgefischt und „gefilzt“ (das passierte der Autorin). Sie werden bei hochrangigen Partys noch immer als „Diener“ angesehen und um einen Drink gesendet (so geschehen Obama, als er schon Senator war).

In dem oben erwähnten Buch geht Wilkerson den Ursachen dieser Situation auf den Grund. Sie erklärt und vergleicht drei Kastensyteme: das indische, das in Nazi-Deutschland praktizierte und das in den USA bis in die 60 Jahre herrschende miteinander. (Ich hätte noch das stalinistische System dazu verglichen).

Kaste (von lateinisch castus „rein“) bezeichnet in der Ethnologie und Soziologie ein vorrangig aus Indien bekanntes und religiös begründetes und legitimiertes soziales Phänomen der hierarchischen Einordnung und Abgrenzung gesellschaftlicher Gruppen. Die Autorin definiert generell 7 Säulen, auf denen die Unterdrückung aufgebaut ist. Eine große Rolle spielt es, dass sich der Einzelne nicht aus seiner Kaste befreien kann, die Kaste kann nur insgesamt befreit werden, wie das in den USA in den 1960iger Jahren begonnen wurde.

(Soziale) Klasse oder Gesellschaftsklasse bezeichnet eine Klasse von Menschen mit gemeinsamen sozialen Interessen, vor allem wirtschaftlicher Art. Die Verwendung der Bezeichnung bezieht sich meistens auf die Begriffsdefinition des deutschen Philosophen, Ökonomen und Gesellschaftstheoretikers Karl Marx im Sinne einer Differenzierung der Gesellschaft nach unterschiedlichen „Klassen“. Marx weist auf den elementaren Umstand hin, dass die Klassengesellschaft im Wesentlichen dichotom ist, das heißt aus sozialen Klassen von Herrschenden und Beherrschten (Ausgebeuteten) besteht. Der Begriff dient Marx, um den Klassenkampf zwischen den antagonistischen Klassen zu erklären. Die Klassenzugehörigkeit kann aber durch Erziehung oder Arbeit des Einzelnen verändert werden.

Rasse ist eine (umstrittene) Bezeichnung für eine Gruppe von Individuen der gleichen Art, die anhand willkürlich gewählter Ähnlichkeiten des Phänotyps (Aussehen, physiologische Merkmale, Verhalten,) klassifiziert werden. Mit der Abgrenzung zu einer bestimmten Rasse wird eine direkte genetische Abstammungslinie aller Gruppenmitglieder unterstellt. Auch hier kann der Einzelne keine Änderung der Rasse bewirken.

Die Hierarchie der Kasten beruht auf Macht, die einen haben sie und üben sie aus, die anderen haben sie zu erdulden. Wilkerson bringt viele, äußerst drastische Beispiele der unterdrückten Sklaven im ländlichen südlichen Amerika. Es ist in dem Buch viel von den „Jim Crow Gesetzen“ die Rede (ein Begriff der mir völlig neu war).   Als Jim-Crow-Gesetze wird eine Reihe von Gesetzen bezeichnet, die in der Zeit zwischen der Abschaffung der Sklaverei in den Vereinigten Staaten 1865 und dem Ende der Rassentrennung nach Inkrafttreten des Civil Rights Acts und des Voting Rights Acts Mitte der 1960er Jahre in den Südstaaten in Kraft waren. Ziel der von weißen Südstaaten-Demokraten initiierten Gesetze im Solid South war es, der schwarzen Bevölkerung ihre in der Reconstruction (die vom Sezessionskrieg (1861–1865) bis 1877 währende Phase, in der die 1860/61 aus den USA ausgetretenen Südstaaten wieder in die Union eingegliedert wurden) erlangten Rechte, sowie die ökonomischen und politischen Errungenschaften zu nehmen. Benannt sind die Gesetze nach der von Thomas D. Rice erfundenen Figur des Jim Crow, eines stereotypen tanzenden, singenden Schwarzen.

Das Buch erklärt auch das Phänomen „Trump“, der Mann, der die Anliegen der weißen Arbeiterschicht, die dem „gesellschaftlichen Absinken“ ausgesetzt sind, aufgreift und in populistischer Form vertritt.

Leider liegt das Buch noch nicht in deutscher Sprache vor.

Rasse, Klasse, Kaste

Mobilität: die Pferdetramway in Wien

Eine Pferdeeisenbahn, bzw. Pferdetramway, ist ein auf Schienen laufendes Verkehrsmittel, bei dem Pferde beziehungsweise seltener Maultiere oder Ochsen als Zugtiere dienen. Pferdebahnen gelten als technische Vorläufer der heutigen Eisenbahnen und Straßenbahnen, die heute in aller Regel mittels Lokomotiven oder Triebwagen bewegt werden.

Es gab sie auf allen Kontenten, den meisten Ländern Europas, und selbstverständlich auch in Wien: Die Pferdestraßenbahn entwickelte sich aus verschiedenen Stellwagen- und Omnibuslinien, die die Stadt durchquerten; die erste Pferdestraßenbahn verkehrte ab dem 4. Oktober 1865 vom Schottentor nach Hernals, das zu jener Zeit ein bedeutender Vorort der Hauptstadt war. Bereits 1840 bis 1842 war für kurze Zeit eine Straßenbahn (auf hölzernen Schienen) im Bereich des Augartens in Betrieb gewesen (diese Bahn wurde im Juli 1842 versteigert).

Die meisten zunächst mit Pferden betriebenen Straßenbahnen wurden noch vor dem Ersten Weltkrieg auf elektrischen Betrieb umgestellt. Viele ehemalige Pferdestraßenbahnwagen wurden als Beiwagen für die elektrische Straßenbahn weiterverwendet.

Für den Betrieb einer Pferdebahn sind stets deutlich mehr Pferde als Wagen notwendig, da sich die Tiere nach jedem Einsatz erholen müssen und daher ständig durchgewechselt wurden. Diese Ruhepausen fanden meist an den Endstationen statt, wo sogenannte Reiterbuben – auch Trambahnreiter oder Vorspanner genannt – die Pferde abschirrten, fütterten und tränkten. Der Kutscher spannte anschließend für die Rückfahrt ein ausgeruhtes Tier ein.

Viele Pferdestraßenbahnen besaßen – außer den Endstationen – keine festen Haltestellen. Die Fahrgäste konnten jederzeit auf Zuruf vom Wageninneren bzw. mittels Zuwinkens vom Straßenrand aus das Anhalten verlangen. Selbst das Auf- und Abspringen während der Fahrt war oft erlaubt.

Die heutige Wiener Straßenbahn hat ihren Ursprung in einer von 1865 an betriebenen Pferdetramwaylinie. Wenig später wurde die Wiener Tramwaygesellschaft gegründet. Ab 1872 existierte die Neue Wiener Tramwaygesellschaft als Konkurrent. (Aber schon 1883 fuhr die erste Dampftramway). Die Kapazität der Pferedetramway war nicht sehr groß, da ein Pferd nur einen Wagen/Waggon ziehen konnte.

Der erste Vorläufer der Straßenbahn in Wien war die Brigittenauer Eisenbahn, eine Pferdebahn, die vom 2. Juli 1840 bis zum 29. Juni 1842 vom Donaukanal (beim Rotenturmtor) über Obere Donaustraße, Gaußplatz und Jägerstraße zum Vergnügungsetablissement Kolosseum und zum Brigittakirtag (die Bahn wurde im Juli 1842 versteigert) in der Zrinyigasse 15 in der Brigittenau führte und jeweils ab 14 Uhr alle Viertelstunden verkehrte.

Um den Bau einer „Pferdetramway“ in Wien bewarben sich mehrere Firmen, von denen sich Schaeck-Jaquet & Comp. durchsetzen konnte und eine Konzession erhielt. Nach der Eröffnungsfahrt am 4. Oktober 1865 wurde am 5. Oktober 1865 der Regelbetrieb vom Schottentor an der neuen Wiener Ringstraße durch Alser Straße und Hernalser Hauptstraße nach Dornbach (das erst von 1892 an zu Wien gehörte; heute Linie 43) aufgenommen. Wien besaß damit die erste Straßenbahn des Kaisertums Österreich (ab 1867 österreichisch-ungarische Monarchie), gefolgt von Pest (1866), Buda (1868), Brünn und Temesvár (1869).

In der Folge versuchte die Stadtverwaltung, auch andere Unternehmen zum Bau von Straßenbahnstrecken zu bewegen. Wegen der harten Bedingungen schlossen sich jedoch alle Bewerber zusammen, so dass die nun gebildete Wiener Tramwaygesellschaft (WT) als alleinige Unternehmung übrigblieb und am 7. März 1868 die Konzession erhielt. Sie baute in der Folge den größten Teil des Wiener Straßenbahnnetzes.

Wegen der sozialen Verhältnisse und der schlechten Arbeitsbedingungen kam es in dieser Zeit immer wieder zu Arbeitskämpfen der Straßenbahnangestellten. Die Tramwaykutscher hatten tägliche Dienstzeiten von bis zu 19 Stunden, unterbrochen nur von einer 30-minütigen Mittagspause. Sie wurden für alle Schäden an den teilweise altersschwachen Fahrzeugen haftbar gemacht. Bei Verspätungen von mehr als einer Minute mussten sie an freien Tagen Strafdienste durchführen. Im April 1889 traten die Bediensteten in einen Streik, bei dem sie vom sozialdemokratischen Journalisten und späteren Spitzenpolitiker Victor Adler publizistisch unterstützt wurden. Obwohl Adler wegen seiner Kritik zu Arrest verurteilt wurde, siegten die Tramwaykutscher. Die ärgsten Schikanen wurden abgestellt und der Arbeitstag auf zwölf Stunden begrenzt.

Die Pferdetramway wurde durch dampfbetriebene Züge abgelöst, die Elektrifizierung erfolge erst später.

Ein Konsortium unter der Leitung des Ingenieurs Gustav von Dreyhausen, Schwiegersohn des bekannten Bankiers Moritz von Todesco, suchte um die Konzession für eine weitere Straßenbahngesellschaft an und erhielt sie am 21. Mai 1872. Diese Neue Wiener Tramwaygesellschaft (NWT) führte den Verkehr am Gürtel (damals außerhalb der Stadtgrenze und bis 1898 noch ohne die Wiener Dampfstadtbahn) und in den noch nicht eingemeindeten Vororten der Stadt durch, ergänzte dabei das Netz der WT, trat aber auch als Konkurrent auf. Die NWT nahm am 25. Juni 1873 den Betrieb auf; 1877 betrug die Länge ihres Netzes bereits 42,4 Kilometer. An dieser Streckenführung waren allerdings keine Pferde mehr beteiligt.

Heute wird Verkehrsmittel (elektrische) Straßenbahn in Wien nicht mehr in Frage gestellt, es sind sogar einige Neueröffnungen geplant. Heute wäre schon aus Tierschutzgründen eine Pferdetramway unmöglich.

Mobilität: die Pferdetramway in Wien

Mobilität: Pferdeeisenbahn in Oberösterreich

Weil ich in Wien auf eine Pferdetramway (dazu später) gestoßen bin, habe ich mich an die Pferdeeisenbahn in Oberösterreich erinnert:

Während des Zweiten Weltkriegs, schon gegen sein Ende hin, bin ich – evakuiert aus Wien – im Mühlviertel ein Weilchen in die Schule gegangen – solange man halt den Schulbetrieb kriegsbedingt aufrechterhalten konnte. Dennoch nicht nur oberösterreichische Volkslieder wurden mir beigebracht, auch lokale Heimatkunde galt es zu lernen. Ein großes Thema war die Kefermarkter Flügelaltar, aber viel mehr fasziniert hat mich die Pferdeeisenbahn.  Im Jahr 1832 wurde die zweite öffentliche Eisenbahn am Europäischen Kontinent zwischen dem tschechischen Budweis und Linz-Urfahr eröffnet, und 1836 noch bis Gmunden verlängert. Sie diente hauptsächlich dem Transport von Salz aus dem oberösterreichischen Salzkammergut nach Böhmen.

Da der Fuhrwerkstransport das Salz ungemein verteuerte, gab es bereits im Mittelalter Pläne, Donau und Moldau mit einem schiffbaren Kanal zu verbinden. Es wurde immer wieder in Angriff genommen, aber nie realisiert. Realisiert wurde schließlich ein rein privates Kanalprojekt, das aber nicht Salz sondern Holz transportierte. Fürst Schwarzenberg ließ den Schwarzenbergscher Schwemmkanal für Scheitholz errichten, der im Dreiländereck zwischen Deutschland, Böhmen und Österreich seinen Beginn hat.

Viele Ideen scheiterten an den Kosten. Die Kanalprojekte für das Salz wurden schließlich verworfen, aber 1824 wurde um die Konzession für das Errichten und Betreiben einer Holz- und Eisenbahn von Budweis nach Mauthausen angesucht. 1825 kam es zur Gründung der k.k. privilegierten Ersten Eisenbahn-Gesellschaft. Der erste Spatenstich bei Netrowitz (südlich von Budweis) erfolgte am 25. Juli 1825, also im selben Monat wie für die erste Pferdeeisenbahn Frankreichs. Neben der Bewältigung technischer Schwierigkeiten und der Überwindung eines Höhenunterschiedes von 540 Metern galt es mit dem Widerstand der örtlichen Bevölkerung zu leben, die zumeist bis dahin direkt oder indirekt am Salztransport mittels Pferdefuhrwerks beteiligt war und um ihre Erwerbsquelle bangte.

Als man nach 16 Wochen die ersten 11,5 km in einer – für Pferdebahnen – sehr aufwändigen Bauweise fertiggestellt hatte, lief der Probebetrieb zwar einwandfrei, die staatliche Kontrollkommission stellte jedoch fest, dass im Sinne „einer wahrhaft ewigen Dauer“ des Verkehrsbauwerkes bei Aufdämmungen nicht nur die Gleisstränge, sondern das komplette Gleisbett zu untermauern wäre. Das verteuerte das Projekt erheblich. Die Streckenführung wurde ebenfalls aus kommerziellen Gründen geändert, der Zielbahnhof sollte nicht Mauthausen, sondern Linz sein. Ende November 1827 kam der Weiterbau wegen Geldmangels zum Stillstand. 50 km Strecke waren gebaut worden.

Die Erste Eisenbahn-Gesellschaft bewarb sich nun um das Salztransportmonopol zwischen Gmunden und Böhmen. Am 10. Oktober 1828 wurde der Verkehr wieder aufgenommen und im Dezember den Betrieb auch ausgedehnt. Mit Wirksamkeit des Salzfrachtmonopols am 2. April 1829 war die Bahn auch erstmals voll ausgelastet. Diese Auslastung ging jedoch rasch wieder zurück, als der Kaiser am 1. November 1829 den Salzhandel in Böhmen freigeben musste und damit auch das Transportmonopol fiel. Der Staat glich den Schaden für die Bahngesellschaft zum Teil damit aus, dass er seine Salzvorräte in Linz, Mauthausen und Budweis an die Gesellschaft verkaufte, die nun mit Salz zu handeln begann. Die Tatsache, dass dieses Handelsprivileg auch auf den Rechtsnachfolger des Unternehmens, die Kaiserin Elisabeth-Bahn (Westbahn), überging, führte zum Kuriosum, dass in Eisenbahnstationen des späteren cisleithanischen Staatsnetzes noch im 20. Jahrhundert neben Fahrscheinen auch Salz verkauft wurde.

Um die Kosten zu minimieren, war eine weitgehende Neutrassierung erforderlich. Wo ursprünglich Krümmungsradien von 180 m geplant waren, ging man generell auf 38 m, stellenweise sogar auf 20 Meter herunter. Wo es möglich war, wurden Einschnitte und das Aufschütten von Dämmen mit ihrem teuren Mauerkern vermieden. Brücken wurden meist in Holzbauweise erstellt. Was die Steigungen betraf, so wies die Nordrampe 8 ‰ (einmal 10 ‰) auf, während man im Süden bis 21,8 ‰ in Kauf nahm. Die Strecke bis Urfahr wurde im Frühsommer 1832 fertiggestellt. Nach der feierlichen Eröffnungsfahrt von Kaiser Franz I. und Kaiserin Karolina Augusta am 21. Juli wurde die Gesamtstrecke am 1. August 1832 für den Güterverkehr freigegeben.

Nun musste der Anschluss gefunden werden, es ging um die Strecke Linz-Gmunden. Auch die Geschichte dieses Verkehrsweges begann mit einem Kanalprojekt. Im Frühjahr 1834 wurde vermessen, im Sommer 1834 war Baubeginn für die Trasse der Bahn. Da das Gelände kaum Schwierigkeiten bot, kam man rasch voran. Lediglich von Traundorf nach Gmunden gab es eine Steigung von 39 ‰. Um die neue Linie mit der Strecke nach Budweis zu verbinden, wurden 1835 Gleise über die hölzerne Donaubrücke bis zum Hauptmauthaus in Linz gelegt, womit die Strecke nach Budweis ihre endgültige Länge von 128,85 km erhielt. Bis 1836 war die Strecke nach Gmunden inklusive einer 2,5 km langen Nebenstrecke zum Hafen Zizlau fertiggestellt. Nur in Gmunden konnte der Rathausplatz der Stadt erst 1842 als definitiver Endpunkt fixiert werden.

Die Pferdeeisenbahn wurde dann aber in den Jahren 1855 und 1856 zwischen Linz und Gmunden auf Dampfbetrieb umgestellt. Auf der gebirgigen Strecke zwischen Linz und Budweis war diese Umstellung aufgrund zu enger Krümmungsradien und zu großer Steigungen nicht möglich. Bis 1873 wurde daher eine Ersatzstrecke mit zumeist anderer Trassenführung zwischen Linz und Budweis errichtet, die den Dampfbetrieb zuließ.

Der Pferdebahnbetrieb wurde im Dezember 1872 eingestellt.

Mobilität: Pferdeeisenbahn in Oberösterreich