Anna M. Karlin, Einsame Weltreise – Ausstellung im Weltmuseum

Selbstverständlich habe ich mir heuer die Ausstellung auf der Schallaburg angesehen: Sehnsucht Ferne. Gut gemacht, sehr interessant. Ich habe darüber berichtet: https://christachorherr.wordpress.com/2021/08/11/empfehlung-die-ausstellung-sehnsucht-ferne/

Aber über Alma Karlin habe ich dort nichts gefunden, aber Alma war, ohne jede finanzielle Sicherheit, allein auf Weltreise, die von 1919 bis 1928 dauerte. Im Gegensatz zu den meisten Reisenden dieser Zeit verfügte sie über keine ausreichenden finanziellen Mittel und musste die acht Jahre dauernde Reise durch unterschiedliche Arbeiten unterwegs selbst finanzieren. Die von ihr während der Reise gesammelten Objekte, welche sich heute im Regionalmuseum Celje befinden, derzeit Weltmuseum, spiegeln diese wechselnden finanziellen Möglichkeiten wider. Sie hielt sich längere Zeit in Südamerika und vor allem in Asien auf. Sie besuchte unter anderem folgende Länder: USA, Panama, Neuseeland, Australien, Fidschi- und die Salomoninseln, Neuguinea, Borneo, Indonesien, Malaysia, Philippinen, Thailand, Burma, Singapur, Indien, Pakistan, China und Japan. Aber so ist es halt, das was Frauen tun, wird immer geringer geschätzt, als Taten von Männern. Und es wird weniger darüber berichtet.

Alma Karlin kam am 12. Oktober 1889 in Cilli (Celje) zur Welt. Vor dem Zerfall der Habsburgermonarchie war Cilli überwiegend deutschsprachig, wobei es einen hohen Anteil von Zweisprachigkeit (Deutsch/Slowenisch) gab. Die Stadt war durch die deutsch-slowenische Spaltung geprägt. Das Deutsche wurde immer weiter zurückgedrängt. Karlin versuchte ihr Leben lang dieser politischen Engstirnigkeit zu entfliehen.

Ihr Vater Jakob Karlin (geb. 1829) war (pensionierter) Major in der k.u.k. Armee und ihre Mutter Vilibalda Miheljak (geb. 1844), Lehrerin an einer Mädchenschule in Cilli. In der Familie sprach man deutsch. Unklar ist, ob sich ihre Familie als deutsch bzw. deutsch-österreichisch definierte oder als deutsch-slowenisch. Als Kind wurde Alma Karlin für missgebildet erklärt, da sie linksseitig leicht gelähmt und mit Wasserkopf zur Welt kam. Beide Eltern waren bei Geburt ihrer Tochter schon verhältnismäßig alt (Mutter 45, Vater 60). Die Mutter schämte sich für ihre hässliche Tochter, der Vater verstand sie besser und erzog sie eher wie einen Sohn. Er starb, als sie noch ein Kind war.

Alma studierte Sprachen in Graz, Paris und London. In London legte sie an der Chamber of Commerce (dort mit Bestnoten) und Society of Arts ihr Examen in acht Fremdsprachen ab. In dieser Zeit ist sie eine Verlobung mit einem chinesischen Offizier eingegangen. Ihm und ihrer gescheiterten Liebe widmete sie 1921 ihren ersten Roman, dem sie den Titel „Mein kleiner Chinese“ gab.

Nach ihrer Rückkehr ins Elternhaus ging sie zu Beginn des Ersten Weltkriegs wieder ins Ausland. Sie lebte einige Zeit in Norwegen und Schweden. Nach dem Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie kehrte sie 1919 nach Celje zurück. Dann unternahm sie allein ihre große Weltreise, ein langgehegter Traum, aber wie wir wohl heute sagen würden „in der Holzklasse“ verschiedener Transportmittel.

Während ihrer Reisen veröffentlichte sie zahlreiche Beiträge in Zeitschriften, vor allem in Deutschland, Japan (wo sie einige Zeit in der Deutschen Botschaft in Tokio arbeitete) und China (wo sie in Peking tätig war). An die in ihrer Geburtsstadt Celje erscheinende Zeitung Cillier Zeitung lieferte sie regelmäßig Eindrücke von ihren Erlebnissen. Nach ihrer Rückkehr nach Jugoslawien, hatte sie auf einen grandiosen Empfang gehofft – wurde aber diesbezüglich schwer enttäuscht. In Celje, ihrer Geburtsstadt ließ sie sich nieder. Dort veröffentlichte sie einige Gedichte und Romane.

Während der 1930er Jahre wurden Karlins Werke von verschiedenen Herausgebern auf den deutschsprachigen Markt gebracht. Als Autorin feierte sie große Erfolge und ihre Bücher, welche häufig auch ihre Weltreise zum Thema hatten, wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt. Ihr Buch Windlichter des Todes beeindruckte die schwedische Schriftstellerin und Nobelpreisträgerin Selma Lagerlöf so sehr, dass sie Karlin für den Nobelpreis für Literatur nominierte.

Karlin hatte sich bereits früh gegen den Nationalsozialismus ausgesprochen, war aber auch antikommunistisch eingestellt. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht 1941 wurde Alma Karlin von der Gestapo verhaftet und zunächst im Cillier Gefängnis Stari pisker, danach in Marburg an der Drau inhaftiert. Ihre Freundin Thea Gamelin erreichte durch ihre Beziehungen in Deutschland, dass Alma Karlin nicht in ein Konzentrationslager in Deutschland gebracht wurde. Sie kam wieder frei, weil der sie verhörende Offizier ihre Bücher liebte. Sie stand jedoch weiterhin unter Gestapo-Überwachung, der sie sich im Herbst 1944 entzog, indem sie sich zu Partisanen in der Weißkrain (historische Landschaft, Teil des Kronlandes Krain ein Teil der Österreichischen Monarchie) begab. Sie versuchte zu den Engländern in Italien zu gelangen, wurde jedoch von den Partisanen nur nach Dalmatien gelassen. Dort erlebte sie das Kriegsende und kehrte wieder nach Celje zurück, wo sie verarmt und vergessen 1950 infolge von Brustkrebs starb.

Unter den Nationalsozialisten wurden ihre Werke verboten und nach 1945 wurde sie als deutschsprachige Autorin von jugoslawischer Seite angefeindet und in weiterer Folge vergessen. Verantwortlich dafür, dass man von Alma Karlin nach dem Zweiten Weltkrieg fast nichts erfuhr, waren vor allem ideologische Vorurteile gegen alles, was mit deutscher bzw. deutsch-österreichischer Kultur in Slowenien zu tun hatte. Da Alma Karlin auf Deutsch schrieb und man in ihrer Familie deutsch sprach, geriet sie daher automatisch unter diesen ideologischen Bann. Erst seit wenigen Jahren wird ihr Werk in und außerhalb Sloweniens wiederentdeckt.

Anna M. Karlin, Einsame Weltreise – Ausstellung im Weltmuseum

Für mich Neuland: Blumengärten Hirschstetten.

Sehr gut kenne ich meine Stadt nun wirklich nicht. Gestern habe ich zum ersten Mal über die Blumengärten Hirschstetten gehört. Was ich davon (im Fernsehen) sehen konnte, hat mir gut gefallen, daher habe ich einfach einmal angefangen darüber Informationen zu sammeln. Es stellt sich heraus, für mich wären die Gärten mit Öffentlichen Verkehrsmitteln in knapp einer Stunde erreichbar.

Und dazu muss ich mich nach Hirschstetten begeben, einen Ortsteil von Wien, den ich auch noch nicht kenne:

Der Ort wechselte im Lauf der Zeit oftmals den Besitzer; er kam aus anfänglich landesfürstlichem und geistlichem Besitz später an adlige und bürgerliche Privatpersonen. Im 14.Jh. hat es hier einen Herrensitz gegeben, einen Vorläufer des späteren Schlosses, der mehrmals den Inhaber wechselte. Als 1693 Otto Ferdinand Graf Hohenfeld einige Zinsrechte erwarb, trennten sich Orts- und Schlossgeschichte (Hirschstettner Schloss). 1739 ließ der damalige Schlossbesitzer Johann Wilhelm Graf Wurmbrand eine Hauskapelle errichten, die er der Bevölkerung zur Verfügung stellte, weil der Weg nach Kagran infolge Überschwemmungen oftmals unpassierbar war. Erst Ende des 17.Jh. errichtete ein Graf von Hohenfeld ein „adelig Wohnhaus“, das von späteren Besitzern erweitert wurde. 1786 bestand die Ansiedlung aus 25 Gehöften, die im Krieg 1809 arg in Mitleidenschaft gezogen wurden, so auch beim Hochwasser von 1830. Hierauf wurden Schutzwälle gebaut. 1824 baute die Gemeinde einen Ziegelofen. 1848 wurden die Bauern im Zuge der Grundentlastung freie Herren ihres Landes, der Ort selbst kurzzeitig mit der Nachbargemeinde Stadlau vereint. 

1868 erwarb die Familie Pirquet das Schloss, dem bald eine Baumschule angeschlossen wurde. Der Entwicklung des Ortes förderlich waren der Anschluss an die Bahnlinie Wien-Marchegg 1870, damals die Hauptstrecke nach Budapest, und an die Dampftramway Floridsdorf- Groß-Enzersdorf. Die Bewohner des Ortes waren vorwiegend in der Landwirtschaft tätig waren. In den Zwanzigerjahren entstanden nordöstlich des Ortskerns die „Kriegerheimstätten“.

Die letzten Kriegstage 1945 setzten Hirschstetten arg zu, lagen doch in unmittelbarer Nähe große Rüstungsbetriebe, Raffinerien und Bahnanlagen. Bei einem massiven Luftangriff wurde auch das Schloss vernichtet. Bald nach Kriegsende setzte eine rege Bautätigkeit ein. Auf einem über 3 ha großen Areal fand der städtische Reservegarten nach seinem Auszug aus dem Stuwerviertel im 2. Bezirk eine neue Betriebsstätte. Das Gelände des ehemaligen Schlosses ist ab 1953 im Besitz des deutschen Ordens der Claretiner.

Seit 2002 sind die Blumengärten Hirschstetten zwischen Mitte März und Mitte Oktober geöffnet und werden als Erholungsort genutzt. In der öffentlich zugänglichen Anlage können neben dem Palmenhaus im 60.000 m2 großen Florarium thematisch angelegte Schaugärten („Donaustädter Weinhügel“, „Garten der Provence“, „Chinesischer bzw. TCM-Garten“, „Urzeitgarten“), ein nachempfundener traditioneller Bauernhof und mehrere kleine zoologische Bereiche (Wildkatzengehege, Ziegen am Bauernhof, Schildkröten-Garten, Insektarium im Palmenhaus) besichtigt werden. Das klingt ja sehr interessant!

Aber wie kam es dazu?

1860 erwarb die Stadt Wien die Gärtnerei des Bechard-Palais (heute Standort der Weißgerberkirche), um die für die städtischen Gartenanlagen benötigten Pflanzen selbst ziehen zu können. Zwischen 1867 und 1868 wurde ein neuer Standort auf dem Heumarkt im Bereich des heutigen Wiener Eislaufvereins bezogen, der allerdings 1896/1897 wegen der Wienflussregulierung zugunsten der neuen Adresse Vorgartenstraße in Wien-Leopoldstadt aufgegeben wurde.

Auf den dort zur Verfügung stehenden 46.000 m2 Grundfläche befanden sich Mistbeete, 25 Glashäuser und ein (1904 errichtetes) Palmenhaus, in dem man die für städtische Repräsentationsveranstaltungen gebrauchten Kübelpflanzen überwinterte. Im Juli 1914 wurde die Finanzierung für den Bau eines Gebäudes beschlossen, das außersaisonal das Geflügel städtischer Parkteiche aufnehmen sollte.

Eine weitere, mit 71.300 m2 bedeutende städtische Anlage war der Reservegarten Kagran (Ziegenhäufl), heute: Schulgarten Kagran mit dem seit 1977 bestehenden Österreichischen Gartenbaumuseum im Haus Siebeckstraße 14. Der in Teilen vor dem Ersten Weltkrieg von Stadtgartendirektor Wenzel Hybler (1847–1920) angelegte Reservegarten Kagran gewann vor allem in der Kriegs- wie Nachkriegszeit besondere Bedeutung, da bedingt durch die schlechte Versorgungslage der Bewohner Wiens die Schulung für Anbau und Aufzucht von Gemüse und Obstbäumen geboten war; bereits 1915 wurden, wenn auch noch in bescheidenem Umfang, Gemüsesetzlinge an die Bevölkerung unentgeltlich abgegeben, 1916 waren es bereits 1,6 Millionen. 1923 überließ die Gemeindeverwaltung den Reservegarten der Kleingartenstelle der Stadt Wien GmbH, verbunden mit dem Auftrag, eine Produktionsstätte für Obstbäume zu schaffen, da, nach einer Schätzung, allein in Wiener Gärten Platz für über 300.000 Obstbäume vorhanden war. Einige Jahre später ging die Anlage in den Besitz des Wiener Fortbildungsschulrates über, der den Betrieb in eine Gartenbauschule überführte.

In den Blumengärten Hirschstetten wurden seit den 1950er Jahren die für die öffentlichen Auspflanzungen benötigten Pflanzen gezogen. Da die Produktion der Pflanzen mehr und mehr durch Zukauf überflüssig wurde, hat man beschlossen die Flächen umzugestalten und für Besucher zu öffnen.

Mit der Übernahme des Grundstücks in der Quadenstraße begann das Wiener Stadtbauamt mit den Planungsarbeiten für die neue städtische Gärtnerei. Gründe für die zwischen ab 1957 erfolgte schrittweise Übersiedlung nach Hirschstetten waren die schweren Kriegsschäden an der Anlage in der Vorgartenstraße und auch die Abgase des nahe gelegenen Dampfkraftwerks Engerthstraße.

Um all das besichtigen zu können, werde ich mir wohl einen ganzen Tag reservieren müssen – sonnig sollte er halt sein. Vielleicht sollte ich auf das Frühjahr warten, denn im Herbst sind Gärten manchmal ein bissel traurig.

Für mich Neuland: Blumengärten Hirschstetten.

Die tiefe Spaltung der USA und der drohende Shutdown

Einerseits ist für uns der drohende US -Shutdown immer wieder unverständlich und andererseits: betrifft er uns überhaupt? Möglicherweise schon!

Am 1.Oktober beginnt das neue Haushaltsjahr in den USA und es gibt bislang kein Budget. Die oppositionellen Republikaner lehnen den Entwurf für einen Übergangsetat rigoros ab. Die Republikaner haben bei einem Votum im US-Senat eine Vorlage blockiert, mit der die Finanzierung der Regierung über das Ende des Haushaltsjahres am 1. Oktober gesichert werden sollte. Die Demokraten unter US-Präsident Joe Biden sind in der Kongresskammer auf die Unterstützung der Republikaner angewiesen, um auf die nötige Mehrheit von 60 der 100 Stimmen zu kommen.

Das in der vergangenen Woche von der anderen Kongresskammer, dem Repräsentantenhaus, verabschiedete Papier sieht vor, den laufenden Etat bis Anfang Dezember zu verlängern. Die Demokraten wollen so den von 1.10 an drohenden Shutdown verhindern. Die Republikaner blockieren die Pläne der US-Regierung, weil diese ihren Gesetzentwurf mit einer Aussetzung der Schuldenobergrenze bis Dezember 2022 verknüpft.

Falls es bis zu diesem Tag keine Budgetregelung geben sollte, müssten Staatsbedienstete zwangsbeurlaubt werden oder vorübergehend ohne Bezahlung arbeiten. 50 Millionen Rentner bekommen dann keine Rente, die Soldaten wüssten nicht, wann ihr Sold kommt. Aber eine Stilllegung von Bundesbehörden hatte es in der Vergangenheit immer wieder in den USA gegeben.

Ohne eine Erhöhung oder Aussetzung der Schuldenobergrenze durch den Kongress droht der US-Regierung im Oktober 2021 der Zahlungsausfall. Es ist nicht möglich, einen genauen Tag zu nennen, aber der Regierung werde noch „im Laufe des Monats Oktober“ das Geld ausgehen, wird gewarnt. Falls die Regierung ihre Schulden im Oktober nicht mehr bedienen könne, drohe der US-Wirtschaft und den Finanzmärkten rund um die Welt nicht wieder gut zu machender Schaden. Das Vertrauen in die Kreditwürdigkeit der USA würde leiden, und die Vereinigten Staaten stünden als Ergebnis vor einer Finanzkrise und einer Rezession. Es könnte sogar zu einem Zusammenbruch der Börsen führen. Das würde selbstverständlich dann auch die EU und uns Österreicher betreffen.

Unter Bidens Vorgänger, dem Republikaner Donald Trump, war der Schuldendeckel für eine Dauer von zwei Jahren ausgesetzt worden. Seit dem 1. August gilt aber wieder eine Schuldenobergrenze von 28,4 Billionen Dollar (rund 24 Billionen Euro). Derzeit wird so viel Geld geliehen, dass diese Grenze erreicht wird. Das ist nicht neu, sondern die Grenze wurde bereits Dutzende Male in der Geschichte angehoben, meist mit den Stimmen beider Parteien. Zuletzt hatten die Demokraten mitgemacht, als Donald Trump Geld für das Corona Konjunkturpakt brauchte.

Biden will zwei zentrale Vorhaben seiner Amtszeit im Kongress durchsetzen. Es geht um ein groß angelegtes Paket für Investitionen in die Infrastruktur des Landes und ein zweites, noch gewaltigeres Paket mit Investitionen in Sozialreformen. Beide Vorhaben sind auch innerhalb der Demokratischen Partei nicht unumstritten.

Der Senat hat bereits Anfang August für ein 1,2 Billionen Dollar teures Infrastrukturpaket gestimmt, das massive Investitionen in Straßen, Brücken, Zugstrecken, Breitbandinternet, Wasserleitungen und Klimamaßnahmen vorsieht. Neben Bidens Demokraten stimmten auch einige Republikaner für das Vorhaben, da es wirklich notwendig ist, diese Investitionen vorzunehmen. Nun muss es noch das Repräsentantenhaus passieren – doch es gibt Widerstand im progressiven Flügel von Bidens Demokraten. Linke Abgeordnete wollen nur für das Infrastrukturpaket stimmen, wenn gleichzeitig das Sozialpaket vorankommt. Sie fürchten, dass es im Senat versanden könnte, wenn das Infrastrukturpaket erst einmal beschlossen ist und sie damit kein Druckmittel mehr haben. Das Sozialpaket ist das Herz von Bidens Reformplänen und wäre der größte Ausbau des Sozialstaates in den USA seit Jahrzehnten. Es sieht über einen Zeitraum von zehn Jahren 3,5 Billionen Dollar für Bildung, Gesundheitsvorsorge, Familien und den Klimaschutz vor.

Finanziert werden sollen die Maßnahmen durch höhere Steuern für Unternehmen und Reiche. Die oppositionellen Republikaner lehnen die Pläne entschieden ab. Allerdings haben auch einige demokratische Senatoren Vorbehalte.

Weil die Demokraten im Senat nur über eine hauchdünne Mehrheit verfügen, können sie sich nicht einen einzigen Abweichler leisten – sonst scheitert das Sozialprogramm. Entscheidungen zu den beiden Paketen werden in der laufenden Woche erwartet.

Wir Europäer stehen immer wieder staunend – und verunsichert – vor den Kapriolen der US-Politik.

Die Demokraten des US-Senats und des Haushaltsausschusses haben sich auf ein 3,5 Billionen schweres Infrastrukturprogramm verständigt. Es enthält auch eine bedeutende Erweiterung des Gesundheitsprogramms für ältere Menschen – ein Hauptanliegen des Vorsitzenden des Haushaltsausschusses Bernie Sanders. Die Republikaner waren in diese Verhandlungen nicht mit einbezogen worden. Nun als Teil der Haushaltsplanung deklariert, kann das Paket mit einfacher Mehrheit durch beide Häuser des Parlaments gebracht werden. Denn mit diesem im politischen Fachjargon als „Budget Reconciliation“ bekannten Manöver können die Demokraten im Senat die Hürde umschiffen, eine Mehrheit von 60 Stimmen aufbringen zu müssen.

Die tiefe Spaltung der USA und der drohende Shutdown

China und seine Ambitionen im Chinesischen Meer

Karten und Globen dürfen nur mehr Chinas territoriale Wünsche reflektieren

China betreibt seine Agenden äußerst vielfältig. Vieles wird akribisch vorbereitet. Territoriale Erweiterung scheint immer ein Ziel zu sein. Es geht nicht nur um territoriale Erweiterung – sondern auch um maritime. China versucht auf Karten und Globen Tatsachen zu schaffen, die seinen Wünschen entsprechen.

China ist nicht das einzige Land, dass versucht, derartige Methoden anzuwenden. Arabischen Staaten drohen, bitten und umschmeicheln Kartenhersteller seit Jahrzehnten, damit sie den Persischen Golf in Arabischen Golf umtaufen. 1997 riefen Türken in Deutschland dazu auf, den Atlas des Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs ADAC zu verbrennen, weil in seiner neuen Ausgabe ein Gebiet mit Kurdistan bezeichnet war. Korean und Japan wünschen internationale Kartographen dazu zu bewegen, das Meer zwischen beiden Ländern jeweils: für Japan „Japanisches Meer“, für Korea „Ostmeer“, für Nordkorea „Koreanisches Ostmeer. Für europäische Zwecke einigte man sich auf „Japanisches Meer oder (Koreanisches) Ostmeer“.

Internationale Streitigkeiten um Territorien drehen sich oft um Grenzverläufe zwischen zwei Ländern oder um Regionen mit unklarem Status. Mit der „nine-dash line“ erhebt China jedoch eine Forderung von einer ganz anderen Größenordnung. Das Meeresgebiet, das China im Südchinesischen Meer beansprucht, ist so groß wie Mexiko. Die aus neun Strichen bestehende Grenzlinie verläuft zeitweise über 2000 Kilometer von Chinas Küste entfernt. Vor allem aber beschneidet sie die Gebietsansprüche von nicht weniger als sechs Ländern: Taiwan, den Philippinen, Malaysia, Brunei, Indonesien und Vietnam.

Nach internationalem Seerecht kann ein Land eine Zone von 12 Seemeilen an seiner Küste als seine Hoheitsgewässer beanspruchen. Ein Streifen von 200 Seemeilen Breite gilt als sogenannte ausschließliche Wirtschaftszone, in der alleine der Küstenstaat fischen und Bodenschätze abbauen darf.

2009 hatte China in einer Eingabe bezüglich der „nine-dash line“ an die UNO festgestellt, das Land genieße „souveräne Rechte und Hoheitsbefugnisse über die betreffenden Gewässer sowie den Meeresboden und dessen Untergrund“. Darauf hatten sich die Philippinen an den Ständigen Internationalen Gerichtshof in Den Haag gewandt, der 2016 entschied: Chinas Gebietsansprüche sind nicht mit internationalem Recht vereinbar.

China hatte seine Forderungen vor allem mit umstrittenen historischen Quellen und einer Karte aus dem Jahr 1947 untermauert. Darauf hatte diese Linie noch elf Striche. Zwei davon vor der Küste des damaligen Nordvietnams gab Mao Zedong 1952 in Rücksicht auf den sozialistischer Bruderstaat auf. Neun blieben übrig, deren exakte Position China allerdings nie bekanntgab. Nicht einmal im Land selbst scheint man sich nicht sicher zu sein, wo die Linien eigentlich hingehören, jedenfalls unterscheidet sich ihre Position auf den Karten von 1947 und 2009.

Außerdem ist man im Westen im Unklaren darüber, was China mit der Grenze eigentlich meint: Ist die Region Hoheitsgebiet, Wirtschaftszone oder? Das spielt allerdings alles keine Rolle, da China das Gericht für nicht zuständig erklärte und das Urteil nie anerkannte.

Stattdessen setzte China am 1. Januar 2016 Regeln in Kraft, die unter anderem vorschreiben, dass im Land hergestellte oder verwendete Karten Chinas Ansichten über die Besitzverhältnisse im Südchinesischen Meer abbilden müssen. Seither machen die Behörden Jagd auf Karten, die „Chinas territorialer Integrität auf lange Sicht schaden“. 28 908 „falsche“ Karten wurden z.B. durch die Zollbehörden in der Küstenstadt Qingdao 2019 geschreddert.

Wer diese Eingriffe nicht akzeptieren will, dem bleibt nichts anderes übrig, als eventuelle Produktion in China aufzugeben. Verschiedene internationale Modeketten kamen schon in Schwierigkeiten. Anstoß erregten T-Shirts mit angeblich falschen Chinakarten – also ohne die „nine-dash-linie“. Allerdings könne das auch ein Vorwand gewesen sein, denn die Modekette hatte angekündigt, keine Baumwolle mehr aus der Region Xinjiang zu beziehen, weil die Stoffe im Verdacht stehen, aus Arbeitslagern mit verfolgten muslimischen Uiguren zu stammen. Die Karte auf den Leiberln wurde ergänzt, das rief aber wieder Vietnamesen auf den Plan, die den Verkauf der Produkte boykottierten.

Aber es sind nicht nur Billigfirmen, die sich nach dem Diktat aus Peking richten: Bei Gucci findet sich der Link zur „richtigen“ Karte gleich neben jenem zum Ethics Code der Firma, der „Nulltoleranz gegenüber Einflussnahme“ verspricht.

Es kann aber auch Touristen treffen: 2018 etwa mussten vierzehn Touristen aus China bei der Einreise nach Vietnam ihre T-Shirts ausziehen, weil darauf die Umrisse von China mit der verbotenen „nine-dash line“ zu sehen war. Und im Oktober 2019 wollten die vietnamesischen Zollbehörden einen Volkswagen Touareg verschrotten, weil sein Navigationssystem die „nine-dash line“ programmiert hatte. Der Wagen war für die Vietnam Motor Show in Hanoi von China nach Vietnam gebracht worden. Schließlich beließen die Behörden es bei einer Busse.

Auf den Philippinen erwägt man dagegen, China mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. 2021 wurde eine Gesetzesvorlage eingereicht: Erstellung einer verbindlichen Karte der philippinischen Seegebiete. Man beharrt auf seiner eigenen maritimen Zone.

Auf Worte folgen Taten: Peking lässt im Südchinesischen Meer seine militärische Präsenz weiter ausbauen. Die Spratly-Inseln werden mit Sandaufschüttung vergrößert, um Landebahnen und Kaianlagen anzulegen. Doch auch Vietnam, Brunei und Taiwan beanspruchen Gebiete in der rohstoffreichen Meeresregion im Westen des Pazifiks. China hatte Ende vergangenen Jahres begonnen, fünf Inseln durch künstliche Landgewinnung um insgesamt etwa 200 Hektar zu vergrößern. Auf vier von ihnen werden Infrastrukturprojekte gebaut. Mehr als drei Quadratkilometer künstliche Landmasse wurden auf lebenden Korallenriffen von den Chinesen angelegt.

Es ist unruhig im Chinesischen Meer!

China und seine Ambitionen im Chinesischen Meer

Zum Thema Reiß- und Klettverschluss

An einem 29. August, im Jahre 1893 erhält der US-amerikanische Tüftler Whitcomb Judson ein Patent auf den von ihm erfundenen Reißverschluss.

Whitcomb L. Judson (* 7. März 1846; † 7. Dezember 1909) war ein US-amerikanischer Erfinder. Er hatte nach einem Ersatz für die langen Schnürsenkel an Stiefeln gesucht. Der Reißverschluss wurde zwar auf der Weltausstellung in Chicago gezeigt, wurde aber von der Öffentlichkeit ignoriert. Erst nach Judsons Tod wurde der Reißverschluss langsam ein Erfolg. Im Ersten Weltkrieg setzte die US-Armee ihn etwa ab 1917 in größerem Umfang bei der Herstellung wetterfester Kleidung für Lotsen der US Navy ein.

Bevor der Reißverschluss seinen Siegeszug antreten konnte, wurden Kleidungsstücke mit Schnüren, Bändern, Nestelbändern, Fibeln, Knebeln und Knöpfen sowie Haken und Ösen zusammengehalten.

Der Reißverschluss wurde ab 1851 von mehreren Erfindern entwickelt. Der von Elias Howe 1851 patentierte Automatische, ununterbrochene Kleiderverschluss fand noch keine praktische Verwendung. Die erste praktikable Idee dazu hatte der US-Amerikaner Whitcomb Judson aus Chicago im Jahr 1890; er meldete sie 1892 und 1893 zum Patent an („clasp locker“, „Klemmöffner für Schuhe. Er diente hier zum Öffnen und Schließen der Stiefel). Im selben Jahr wurde der Reißverschluss von seinem Erfinder auf der Weltausstellung in Chicago präsentiert. Hier konnte er aber weder das Interesse von möglichen Anwendern noch beim allgemeinen Fachpublikum wecken. Daraufhin gründete er gemeinsam mit Colonel Lewis Walker (1855–1938) eine Firma, die das Patent weiterentwickeln und mögliche Fertigungsmaschinen dafür konstruieren sollte. 1905 war zwar eine Produktionsmaschine fertig gebaut, aber das Ergebnis vom praktischen Gebrauch noch weit entfernt. Davon enttäuscht, gab Judson auf und überließ Walker die Firma Automatic Hook and Eye Company.

Ursprünglich waren Reißverschlüsse mit feinen Metallzähnen aus Messing, Neusilber oder Aluminium bestückt, die beim Schließen durch einen Schieber ineinander gehakt werden. In modernen Reißverschlüssen werden häufiger Kunststoffzähne (meist aus Polyoxymethylen) verwendet, die im Spritzgussverfahren an die Stoffstreifen angespritzt werden. Ebenso sind Reißverschlüsse mit Kunststoffspirale üblich.

Erst 1912 stellte der Schwede Gideon Sundbäck dank einiger Verbesserungen die Kunden zufrieden, nachdem er seine Ideen erstmals im Jahr 1909 in Deutschland hatte patentieren lassen. 1923 erwarb Martin Othmar Winterhalter aus St. Gallen (Schweiz) das Patent für Europa, entwickelte den ursprünglich aus Kügelchen und Klemmbacken bestehenden Verschluss weiter und ersetzte diese durch die noch heute üblichen Rippen und Rillen. Er gab dem Produkt den Namen RiRi (= Rinne-Rippe). In seinem Unternehmen Riri in Wuppertal (später und bis heute in Mendrisio) wurde dann der erste serienmäßig gefertigte Reißverschluss der Welt produziert.

Erstmals in großem Umfang wurden Reißverschlüsse 1917 in der US Navy bei wetterfesten Anzügen von Lotsen eingesetzt. Die allgemeine Umsetzung in Alltagskleidung begann um 1930. Seitdem haben Reißverschlüsse im Textilbereich an vielen Stellen die Knöpfe ersetzt.

Seit Mitte der 1950er Jahre setzten sich zunehmend Kunststoffreißverschlüsse durch.

In Deutschland allein werden jährlich um die 70 Millionen laufende Meter an Reißverschlüssen produziert. Der weltgrößte Produzent von Reißverschlüssen ist das japanische Unternehmen Yoshida Kōgyō.

Also ich mag sie ja nicht sonderlich gerne, die Reißverschlüsse, bei mir klemmen sie oft und das „Einfädeln“ dauert mir zu lange. Ich ziehe Druckknöpfe, ja sogar Knöpfe vor.  Ja, lieber sind mir sogar Klettverschlüsse, obwohl diese auch ihre Nachteile haben. Der Klettverschluss ist überwiegend ein textiles, fast beliebig oft zu lösendes Verschlussmittel, das auf dem Prinzip von Klettfrüchten beruht. Die bionische Umsetzung besteht in der typischen Form aus zwei gewebten Chemiefaserstreifen, wovon einer flexible Widerhäkchen, der andere Schlaufen hat. Zusammengepresst ergeben sie einen belastungsfähigen, aber reversiblen Schnellverschluss. Die gewebten Klettbänder bestehen aus Polyamid-, Polyester- und Polyolefinfasern. Für Sonderprodukte werden auch Fasern aus Polyaramiden eingesetzt. Bei den Hakenbändern werden die Haken während des Webens oder später eingearbeitet.

Und wie war es zum Klettverschluss gekommen: Der Schweizer Ingenieur Georges de Mestral unternahm mit seinen Hunden oft Spaziergänge in der Natur. Immer wieder kamen einige Früchte der Großen Klette mit dem Fell der Hunde in Kontakt und blieben darin hängen. Er legte die Früchte unter sein Mikroskop und entdeckte, dass sie winzige elastische Häkchen tragen, die auch bei gewaltsamem Entfernen aus Haaren oder Kleidern nicht abbrechen. Mestral untersuchte deren Beschaffenheit und sah eine Möglichkeit, zwei Materialien auf einfache Art reversibel zu verbinden. Er entwickelte den textilen Klettverschluss und meldete seine Idee 1951 zum Patent an. Vermarktet wurde das Produkt erstmals unter dem Namen „Velcro“, zusammengesetzt aus den französischen Begriffen velours (Samt) und crochet (Haken).

Ich kann mir gerade Kinderbekleidung ohne Klettverschlüsse kaum mehr vorstellen.

Zum Thema Reiß- und Klettverschluss

Die wenigen verbleibenden archäologischen Überreste Mesopotamiens

Wie ich schon mehrmals erwähnt habe, hätte ich in meiner Jugend sehr gerne Archäologie studiert. Meine Eltern fanden, dass das in ungeeignetes Studium für eine Frau wäre, die ja einmal heiraten und Kinder haben sollte. Wie könnte man dann ein halbes Jahr auf einer Grabung – irgendwo, weit entfernt von Heim und Herd herumbuddeln. Ganz unrecht hatten meine Eltern aus damaliger Sicht ja nicht und die Entwicklung der Archäologie seither war damals nicht vorhersehbar. Als dann die Zeit meiner Pension kam, überlegte ich neuerlich, ein Archäologiestudium anzufangen. Das hätte ziemlich lang gedauert, ich hätte vieles lernen (z.B. Altgriechisch) müssen, das Teil des Studienprogramms ist, aber mich dann nicht mehr primär interessierte und zeitlich wäre es auch kompliziert gewesen, da mein leider inzwischen verstorbener Mann ja behindert war – und ich die Pflege weitgehend übernommen hatte. Außerdem wäre es für „Herumbuddeln“ auf Grabungsstätten ohnedies zu spät gewesen.

Aber interessiert hat mich die Archäologie während meines ganzen Lebens. Ich habe früher Bücher drüber gelesen, jetzt schaue ich mir auch Filme – im Fernsehen – drüber an. Kürzlich wurde auf Arte ein Film namens „Mesopotamien“ gezeigt. Den musste ich doch anschauen.

Mesopotamien oder Zweistromland bezeichnet die Kulturlandschaft in Vorderasien, die durch die großen Flusssysteme des Euphrat und Tigris geprägt wird. Es gehört zu den wichtigen kulturellen Entwicklungszentren des Alten Orients. Mesopotamien bildet es einen großen Teil des sogenannten Fruchtbaren Halbmonds, in welchem sich Menschen erstmals dauerhaft niederließen. Es entwickelten sich Stadtstaaten, Königreiche – Neuerungen für die Menschheit mit den Erfindungen der Schrift, der ersten Rechtsordnung, der ersten Menschheitshymnen, des Ziegelsteins, des Streitwagens, des Biers und der Keramik: Evolutionen in der Stadtentwicklung, Kultur- und Technikgeschichte. Im Süden mit den Sumerern, entwickelte sich die erste Hochkultur der Menschheitsgeschichte. Ihnen folgten die Akkader, Babylonier, im Norden das Königreich Mittani, in Mittelmesopotamien die Assyrer, dann das medische Königreich, welches das assyrische Großreich in einer Union mit den Babyloniern eroberte. Die Meder hatten fast 200 Jahre ein Großreich inne, ehe mit den Persern erstmals eine außerhalb Mesopotamiens entstandene Kultur dauerhafte Kontrolle über die Region erlangte. Auf die Perser folgten die Makedonier, Parther, Sassaniden, Araber und schließlich die Osmanen, deren Herrschaft im 17. Jahrhundert durch die persischen Safawiden kurzzeitig unterbrochen wurde. Das vor allem in seiner Wasserverfügbarkeit höchst unterschiedliche Land bot den dort lebenden Menschen zu allen Zeiten höchst unterschiedliche Siedlungsvoraussetzungen, die massiven Einfluss auf die historische Entwicklung nahmen. Alle diese unterschiedlichen Bewohner hatten Spuren hinterlassen. (Und nicht zu vergessen: unsere Heiligen Drei Könige kamen aus dieser Region.)

Nach dem erklärten Kriegsende kam es während der Besetzung des Iraks 2003–2011 zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen, tausenden Terroranschlägen, Kriegshandlungen und Gewaltkriminalität, sowohl verschiedener irakischer Gruppen gegeneinander als auch gegen die westlichen Besatzungstruppen. Sie forderten vor allem unter den irakischen Zivilisten eine unbekannte Anzahl an Todesopfern und Verletzten. Im Juni 2014 eroberten militante Islamisten des ISIS als Teil der Irakkrise 2014 Teile des Staatsgebietes. Im Dezember 2017 verkündete die irakische Regierung, dass die irakischen Streitkräfte die vollständige Kontrolle über die syrisch-irakische Grenze übernommen hätten und der Krieg gegen den IS beendet sei. Das Land gilt auch seit dem Ende der Kämpfe als instabil, ab Oktober 2019 kam es zu landesweiten Protesten. Bis Ende des Jahres 2021 soll der Abzug der US-Truppen beendet sein.

Etwa 10 000 historische Stätten gibt es nach Schätzungen von Archäologen in der Region. Die meisten waren kaum erforscht. Bis ins fünfte Jahrtausend vor Christus reichen manche Kulturgüter zurück, etwa die Überreste von Ur. Die heute verlassene Siedlung gilt als älteste Stadt der Welt. Aber nicht nur Ur, sondern auch Babylon (wer von uns denkt nicht an die hängenden Gärten), Kisch, Larsa, Ninive und Nippur haben teilweise bis ins einundzwanzigste Jahrhundert überdauert.

Ich hatte keine Ahnung, warum es in dem gezeigten Film gehen würde. Das Thema des Films waren die Zerstörungen an antiken Stätten, die durch die Kriege entstanden sind. Es waren einerseits Kämpfe, die durch Beschuss viel zur Zerstörung beigetragen haben, es waren Bomben, die auch bei antiken Stätten viel Schaden angerichtet haben, es war Raub – nur weniges wurde restituiert und dann waren die (gefilmten) mutwilligen Zerstörungen durch die fanatisierten Truppen des so genannten islamischen Staates, wobei es auch Gerüchte gibt, dass der IS manches nicht zerstört, sondern gewinnbringend verkauft hat (Waffen sind teuer!).  

Es war für mich herzzerreißend, diese mutwilligen Zerstörungen anzusehen.  Es waren nicht nur Archäologen, die „litten“, es waren einfach all die dort wohnenden Menschen. Jahrtausende Jahre alte Zikkurats wurden einfach gesprengt, und wie ich den Worten der vielen einheimischen Archäologen entnommen habe, sind es gerade diese, die die Identität der Geschichte des Landes ausmachen.

Nun sind es nationale und internationale Archäologen, die versuchen, kleine erhaltenen Stücke in diesen Scherbenhaufen (in denen es auch noch immer Minen gibt) zu finden, und sie werden gefunden. Dennoch ist ein Wiederaufbau einfach undenkbar. Also will man das Erbe des Irak virtuell wiederaufbauen und darstellen. Unter Verwendung dieser wenigen Bruchstücke will man diese Ruinen virtuell wieder auferstehen lassen und sie der Welt zeigen. Es werden nicht die antiken Gebäude „rekonstruiert“, sondern die zerstören Überreste davon.

Ich hoffe, dass ich diese virtuellen Ruinenstätten noch zu meinen Lebzeiten sehen kann.

Die wenigen verbleibenden archäologischen Überreste Mesopotamiens

Wieso nur stockt die Lieferung von Chips?

Ein paar Fakten zu ihrer Verwendung, ihrer Herstellung, ihrer Rohmaterialien- deren Vorkommen und Bearbeitung

Wie viele andere Menschen mache ich mir Sorgen über die fehlenden Chips, die unsere (und nicht nur unseren) Wirtschaftsaufschwung bremsen.

Ein Auto, das automatisch einparkt. Ein Lkw der sowohl ein gleichmäßiges Tempo als auch den Abstand zum Vorfahrenden auf der Autobahn einhält. Ein Auto mit Fahrerassistenzsystemen hält seine Umgebung ständig im Blick, dank der Sensoren. Das, was sie erkennen, muss jedoch verarbeitet werden. Das übernehmen sogenannte Controller, beziehungsweise Microcontroller, die müssen dann die Entscheidungen fällen. In Fahrzeugen stecken Mikrochips für etwa 430 Euro, in Elektroautos ist es mit rund 410 Euro etwas mehr. Die Experten gehen davon aus, dass sich der Wert durch das automatisierte Fahren noch einmal um etwa 910 Euro erhöht. Der Anteil von Halbleitern und passiven Bauelementen ist in den letzten Jahren stark angestiegen. So sind in einem voll ausgestatteten Premiumauto bis zu 10.000 Halbleiter und ein Vielfaches davon an passiven Bauelementen verbaut.

Das ist die Rangliste der größten Produzenten – und die Länder, in denen sie produzieren.

  • US-amerikanische Firma Intel
  • Der zur südkoreanischen Samsung Group gehörige Halbleiterhersteller Samsung Electronics
  • Taiwan ansässigen Halbleiterkonzerns Taiwan Semiconductor Manufacturing Co. oder auch TSMC.
  • Micron, US-amerikanischer Halbleiterproduzent,
  • südkoreanische Unternehmen SK hynix.
  • Das US-amerikanische Unternehmen QUALCOMM
  • Der Halbleiterkonzern Broadcom Inc. aus den USA
  • Das US-amerikanische Unternehmen NVIDIA
  • Der in Dallas ansässige Halbleiterkonzern Texas Instruments (TI)
  • europäische Konzern Infineon das Schlusslicht der Rangliste.

Bis aus Siliziumdioxid ein Mikrochip entsteht, ist es ein langer Weg. Der Sand wird zunächst in chemischen, sehr aufwendigen Prozessen gereinigt, bis fast 100 Prozent reines Silizium in Form von Klumpen übrigbleibt. Diese „nuggets“ werden eingeschmolzen, aus der Schmelze werden dicke Stäbe gezogen. Die Stäbe werden mit technisch großem Aufwand in dünne Scheiben, sogenannte Wafer, geschnitten. Es folgen viele weitere Veredelungsschritte. Die Wafer werden poliert und beschichtet, um die perfekte Oberfläche zu erhalten. Die Wafer fungieren als Träger- und Ausgangsmaterial für Mikrochips.

Silizium ist nicht der einzige Rohstoff, aus dem Mikrochips hergestellt werden können. Grundsätzlich können alle Halbleitermaterialien wie Germanium oder Verbindungshalbleiter wie Galliumnitrid, Galliumarsenid, Siliziumkarbid, etc. verwendet werden.

Mikrochips sind nicht die einzige Anwendung von Halbleitern. Aus Silizium werden zum Beispiel auch Solarzellen und optische Bauelemente wie LEDs und Laser erzeugt, darüber hinaus MEMS (Mikro-elektromechanische Systeme) für Sensoren wie Mikrofone oder Drucksensoren mithilfe der Mikro- und Nanotechnologie.

Silizium heißt auf Englisch „silicon“. Daher rührt auch der Name „Silicon Valley“ für jenen berühmten Forschungs- und Industriekomplex an der US-Westküste, in dem über tausend IT-Unternehmen werken. 1956 wurde nahe Palo Alto eine Silizium-Halbleiterfabrik gegründet.

Silizium ist in der Erdhülle auf den Massenanteil bezogen, nach Sauerstoff das zweithäufigste Element. Silizium ist ein klassisches Halbmetall, weist daher sowohl Eigenschaften von Metallen als auch von Nichtmetallen auf und ist ein Elementhalbleiter.

Siliziumlieferanten sind:

  • Russland mit 747.000 Tonnen 10,4 Prozent der verfügbaren Mengen,
  • gefolgt von den USA mit 5,5 Prozent oder 396.000 Tonnen und
  • Norwegen mit 5,3 Prozent oder 380.000 Tonnen.
  • Frankreich und Brasilien belieferten mit 121.000 beziehungsweise 100.000 Tonnen 1,7 beziehungsweise 1,4 Prozent des Weltmarkts.

Hier noch die Liste der Siliziumhersteller

  • GCL-Poly Energy Holdings, Hong-Kong
  • Wacker Chemie,
    • Charleston, Tennessee, USA
    • Nünchritz, Sachsen
    • Burghausen, Bayern
  • OCI Company,
  • Xinte Energy,
  • Daqo New Energy,
  • Elkem Solar
  • LDK Solar
  • Hemlock Semiconductor
  • Joint Solar Silicon (Evonik und SolarWorld)
  • Rheinfelden, Baden-Württemberg
  • QSTec (Qatar Solar und SolarWorld)
  • Ras Laffan, Katar
  • Renewable Energy Corporation (REC)
  • Moses Lake, Washington, USA
  • Butte, Montana, USA
  • SunEdison (MEMC)
  • Pasadena, Texas, USA

Auf diesem Produktionsweg ist Europa nicht sehr stark vertreten. Mir scheint, dass es da dringend Aufholbedarf gibt, wenn wir nicht in vollständiger Abhängigkeit von den USA und den asiatischen Ländern bleiben wollen.  

(Hier wurden die Lieferkettenproblem nicht berücksichtigt. Darüber habe ich aber schon geschrieben: https://christachorherr.wordpress.com/2020/05/12/wir-lernen-nicht-nur-neue-begriffe-sondern-auch-neue-verhaltensweisen-fuer-die-zukunft/ und

https://christachorherr.wordpress.com/2021/09/13/wenn-ich-heute-so-die-nachrichten-durchsehe-fallt-mir-so-einiges-auf/comment-page-1/)

Wieso nur stockt die Lieferung von Chips?

Die Althanvorstadt – am Alsergrund.

Heute bin ich wieder einmal in den neunten Bezirk gekommen, dem Alsergrund, und konkret dort in die Althanvorstadt.

Die Althanvorstadt führte ihren Namen nach dem Grundbesitzer Christoph Johann Graf Althan, Obriststallmeister und Landjägermeister, der hier seit 1685 Besitzungen hatte. Um 1693 ließ Graf Althan einen Garten anlegen und von J. B. Fischer von Erlach ein Palais erbauen (Althanpalais – heute Franz-Josefs-Bahnhof). Um einen Mittelsaal, der im Erdgeschoß ein Tiefoval, im ersten Stockwerk ein Queroval bildete, waren vier Flügel windmühlenflügelartig angeordnet; in ihre Winkel wurde je eine weitere Baugruppe eingefügt. Die Ehrenhofseite hatte eine Freitreppenanlage. Ich habe mir vor vielen Jahren einen Stich von diesem Palais gekauft – es ist das hübscheste, das hier gebaut worden ist – alles hinterher, die Bahnhöfe, das Technische Zentrum – das jetzt wieder umgebaut wird, reichen nicht an die Schönheit und Eleganz ursprüngliche Bebauung heran.

In dem Gebäude über dem Franz Josefs-Bahnhof habe ich lange Zeit gearbeitet, daher ist mir diese Gegend besonders vertraut. Es ist auch nicht weit ins Lichtental, aber dazu vielleicht ein andermal, besonders zu der Lichtentaler Pfarrkirche (zu den hl. 14 Nothelfern), also zur Schubertkirche. Auch der wunderbare Liechtensteinpark, diese grüne Oase, ist nahe.  

Der Hubertushirsch im Wappen der Vorstadt nimmt auf die Funktion Althans Bezug. Die Vorstadt Althan führte ein Grundgerichtssiegel, das einen ovalen Schild in vierpaßartigem Ornament zeigt; im Schild ein nach rechts schreitender Hirsch (Zehnender), zwischen dem Geweih ein senkrecht schraffiertes Schildchen, in demselben ein Kreuz; über dem ornamentierten Schild eine fünfblättrige Blätterkrone.

Um 1700 wurde das Schloss erbaut (Althanpalais), 1706 starb der Graf und hinterließ den Besitz seinem Sohn Gundacker Ludwig Joseph Graf Althan. Dieser (* 1665; † 1747) war kaiserlicher Hofkriegsrat, General der Kavallerie, General-Hofbaudirektor Karls VI. Er leistete einen wesentlichen Beitrag zum Ausbau der von seinem Vater Christoph Johann Graf Althan begründeten (späteren) Althanvorstadt.

Althan war Ritter des Goldenen Vlieses und Freiherr zu der Goldburg, k. k. wirklicher Geheimer Rat und Gouverneur zu Raab. 1727 ernannte ihn Kaiser Karl VI. zum Direktor der Wiener Kunstakademie (gegründet 1692 durch Peter Strudel, † 1717); Althan überließ der Akademie 1732 Räumlichkeiten in seinem Haus Stadt 1090 (1., Seilergasse 8, Spiegelgasse 7), in denen sie bis 1742 verblieb. Raphael Donner schuf von Althan ein Porträtmedaillon.

Die Lage des Palais in einer durch Überschwemmungen gefährdeten Gegend veranlassten Althan, das Palais zu vermieten und am 1713 der Stadt Wien zu verkaufen. Nach seinem Tod kam die Liegenschaft 1754 an Johann Georg Schuller, der in den Nebengebäuden des Schlosses eine Kattunfabrik einrichtete. 1777 wurde der Großhändler Johann Baptist Pouthon Eigentümer.

Erst 1755 taucht erstmals die Bezeichnung „am Althannischen Grund“ auf (zuvor 1661 In dem Obern Wörth beziehungsweise Rossaw oberhalb der Scheiben, 1725 In dem Obern Wörth außerhalb des Alsterbachs, 1727 Oberhalb der Scheiben); 1778 lässt sich die Bezeichnung „Vorstadt Graf Althannischer Grund“, 1779 „Wiener Vorstadt Althann“ nachweisen. Die Grenzen der Vorstadt, zu der auch die Spittelau gehörte, verliefen in der Alserbachstraße, über die Häuser zur Fechtergasse von Nummer 16 bis zur Althanstraße, diese entlang bis zur Augasse und von dieser entlang der Gürtelbrücke zum Donaukanal.

Noch im 17. Jahrhundert war die Spittelau eine Insel des sogenannten „Wiener Donauarms“ oberhalb der Mündung der Als zwischen Lichtental und Brigittenau. Sie war mit der benachbarten Klosterneuburger Au durch einen Steg verbunden. Während der Pest von 1713/1714 wurde hier eine Quarantänestation eingerichtet und die Menschen in eigens aufgestellten Holzbaracken untergebracht. Es gab dort sogar eine Schule für die Kinder.

Den Charakter einer Insel verlor das Gebiet gegen 1800, als der zum „Festland“ noch bestehende Kanal zusehends zum Verlanden gebracht wurde. Die vormalige Au wurde weiterhin als landwirtschaftliche Fläche genutzt. Das Maschinenhaus der 1835 begonnenen Kaiser-Ferdinands-Wasserleitung stand in der Spittelau.

Das Areal vom Franz-Josefs-Bahnhof und dessen Überbauungen durch ein Amtsgebäude, die Universität Wien, das Objekt Nordbergstraße 15, die Post, ein Parkhaus sowie die Unicredit Bank Austria AG sind in der Stadt eher isoliert. Es gibt nur wenig Interaktion mit dem Umfeld. In den 2010er-Jahren arbeitet die Stadt Wien in Kooperation mit privaten Partnerunternehmen an der Revitalisierung des Areals. Bis Ende 2018 wird der Umbau am Objekt Nordbergstraße 15 abgeschlossen werden. In den nächsten Jahren soll das „Althan Quartier“ neugestaltet werden. Ein Siegerprojekt wurde Mitte April 2018 juriert.

Ich kann jetzt nur hoffen, dass die Neugestaltung gelingt, wobei ich fürchte, dass es wohl kaum an die Schönheit des Palais Althan und seinen Garten heran reichen wird.

Die Althanvorstadt – am Alsergrund.

Armes – reiches – Afghanistan

Afghanistan verfügt über Rohstoffe im Wert von bis zu drei Billionen Dollar

Es gibt sehr vieles, das ich überhaupt nicht verstehen kann. Manches davon betrifft Afghanistan. Jetzt herrscht große Aufregung darüber, dass viele Waffen, die die Amerikaner der afghanischen Armee geliefert haben, in die Hände der Taliban gefallen sind. Man zerbricht darüber den Kopf, wieviel sie gekostet haben, ob die Taliban in der Lage sind, sie überhaupt zu verwenden (also ich meine, die meisten doch, und außerdem werden genug Personen vorhanden sein, seien es Militärs, russische oder chinesische “Berater“, die sie darin ausbilden werden).  

Aber keiner fragt, was die „Besatzer“ so in den 20 Jahren überhaupt getan haben. Gut: anfänglich mussten sie die Taliban besiegen, etwas, das ja auch geglückt ist. Aber was ist dann geschehen, um das Land aufzubauen, die Demokratie zu stärken, und vor allem wirtschaftliche Strukturen zu schaffen. Waren es überhaupt Militärs, die dort waren, oder waren es hauptsächlich Söldner, die im Wesentlichen meist gekämpft haben.

Wie ist es möglich, dass das Land keine funktionierende Wirtschaft hat und angeblich vor einer Hungerkatastrophe steht? Vielleicht als Folge der jahrzehntelangen Kriege ist Afghanistans Wirtschaft in einem desolaten Zustand. Als eines der ärmsten Länder der Welt ist Afghanistan stark auf Hilfsgelder und Investitionen aus dem Ausland angewiesen. Laut der Asiatischen Entwicklungs-Bank (ADB) leben fast 50% der Afghanen unter der Armutsgrenze. Seit einigen Jahren gibt es Ernteausfälle durch extreme Dürreperioden, was zu akuter Nahrungsmittelunsicherheit geführt hat. Laut dem UNO-Welternährungsprogramm ist über ein Drittel der afghanischen Bevölkerung von Hunger bedroht.

Nach der Machtübernahme durch die Taliban haben die USA den Großteil von Afghanistans Währungsreserven eingefroren und auch andere westliche Staaten wollen die finanzielle Unterstützung beenden. Auch der internationale Währungsfonds hat den Zugang Kabuls zu den IWF-Ressourcen vorläufig ausgesetzt und die Weltbank hat die Auszahlungen von Hilfsgeldern gestoppt. Die Taliban brauchen deshalb dringend finanzielle Hilfe und Investitionen von anderen Ländern. China hat bereits Unterstützung angekündigt, die Taliban erhoffen sich auch durch gute Beziehungen zu Peking mehr internationale Anerkennung.

Laut Weltbank machten im Jahr 2020 Hilfsgelder über 40% des Bruttoinlandsproduktes (BIP) aus.  Fast 30% des Bruttoinlandproduktes muss die afghanische Regierung für die Finanzierung des Militär- und Polizeiapparates ausgeben, Länder mit vergleichbarer Wirtschaftsleistung geben im Durchschnitt 3% dafür aus. In dem Land mit 33 Millionen Einwohner ist die Arbeitslosigkeit hoch. Wegen der unsicheren Lage, aus Angst vor Krieg und Repressalien von Seiten der Taliban und anderer Milizen, aber auch wegen der schlechten wirtschaftlichen Situation verlassen viele Afghanen das Land, darunter auch solche mit einem hohen Bildungsniveau, was zu einem massiven Braindrain führt. Politische Instabilität, schwache Institutionen, eine unzureichende Infrastruktur und Korruption haben dazu geführt, dass es kaum einen privaten Sektor gibt. Laut Weltbank arbeiten über 40% der Menschen in der wenig produktiven Landwirtschaft.

Viele Bauern bauen Opium an, dessen Anbau lukrativer ist als der Anbau von Getreide oder von anderen Nutzpflanzen. Der illegale Handel mit Opium gilt als Haupteinnahmequelle Afghanistans. Mit den Einkünften aus dem Opiumanbau finanzieren die Taliban und andere Milizen unter anderem ihre Waffenkäufe. Laut dem UNO-Weltdrogenbericht stammen über 80 % des weltweit angebauten Opiums aus Afghanistan. Während der 20-jährigen Präsenz der Nato-Truppen hat der Opiumanbau in Afghanistan stark zugenommen.

Schon Alexander der Große und Dschingis Khan wussten von den reichen Bodenschätzen Afghanistans. Im 20. Jahrhundert haben westliche Staaten das Land nach Bodenschätzen erkundet. Zur Zeit der sowjetischen Besatzung haben russische Geologen Daten über Afghanistans Bodenschätze gesammelt und ihre Erkenntnisse später mit den Amerikanern geteilt. Geologen der US-Geologie-Behörde (USGS) schätzen, dass Afghanistan über Rohstoffe im Wert von bis zu drei Billionen Dollar verfügt. Die Vorräte an Kupfer, Eisenerz, Gold, Silber, Chrom, Zink, Blei, Uran, Edelsteinen, Kohle, Öl- und Gas würden ausreichen, um das von Kriegen gezeichnete Land zu einem wichtigen Rohstofflieferanten zu machen. Auf besonderes Interesse stoßen Seltene Erden, Lithium und Kobalt, die unter anderem zur Herstellung von Batterien und Motoren für Elektroautos benötigt werden. Afghanistan soll so große Lithium-Reserven wie Bolivien haben, das derzeit über die weltweit größten Lithium-Vorkommen verfügt, auch die Reserven an Seltenen Erden sollen sehr hoch sein.

Die jahrzehntelangen Kriege und die politisch instabile Lage haben bis jetzt eine wirtschaftlich effiziente Ausbeutung der Bodenschätze größtenteils verhindert. Zudem fehlt die nötige Infrastruktur, es gibt weder eine funktionstüchtige Bergbauindustrie, noch die für Exporte notwendigen Straßen oder Eisenbahnlinien, in vielen Gegenden gibt es kein Stromnetz. Derzeit wird nur ein geringer Teil der vorhandenen Bodenschätze ausgebeutet.

Wie es mit Afghanistans Wirtschaft weitergeht, wird in erster Linie davon abhängen, ob die Taliban die sicherheitspolitische Lage in den Griff bekommen und ob es in Zukunft einen dauerhaften Frieden geben wird. Der Abbau der Bodenschätze wäre eine große Chance, um das Wirtschaftswachstum zu fördern. Um einen umfangreichen und profitablen Abbau der reichen Bodenschätze zu ermöglichen, ist eine einigermaßen politisch stabile Situation im Land am Hindukusch Voraussetzung. Ob und wann eine ausreichend sichere Infrastruktur für den Abbau vorhanden sein wird, ist wohl eine Frage die derzeit nicht beantwortet werden kann. Aber die diesbezüglichen Versäumnisse der Besatzung durch die NATO sind evident.

Armes – reiches – Afghanistan.

Armes – reiches – Afghanistan

On-Line Veranstaltungen sollten die Notlösung bleiben – „live“ ist es so viel schöner

(Dass mich der Ausgang der Wahlen in Österreich teilweise überrascht hat, können Sie sich ja denken, aber weil das heute das mediale Thema Nummer Eins ist, halte ich mich zurück, von mir wollen Sie die Analysen wahrscheinlich nicht mehr unbedingt hören. Jedenfalls wird es interessant, wie sich das Wahlergebnis „in Regierungen“ umsetzen wird).

Ich möchte heute meiner Freude Ausdruck geben, dass vieles jetzt wieder „live“ stattfindet. Ich muss gestehen, dass ich die Zoom-Veranstaltungen einfach alle geschwänzt habe. Oja, die Themen hätten mich schon interessiert, aber ich sitze ohnedies tagaus/tagein über lange Zeiten vor meinem Computer um zu recherchieren, um einfach schreiben zu können – und Schreiben ist mir sehr wichtig. Dann möchte ich nicht noch „zur Unterhaltung“ vor dem Bildschirm sitzen müssen.

Ich war vorige Woche bei einem Vortrag. Erstens musste ich dazu das Haus verlassen, dort traf ich Bekannte, die ich schon lange nicht mehr gesehen hatte. Der Vortrag war interessant und fast noch interessanter waren die Fragen – und deren Beantwortung hinterher. Und am Weg hinaus sprach man noch in Kleinstgruppen über das Thema.

Es war gut, dass die on-line Möglichkeit während der diversen Lockdowns zur Verfügung stand. Aber ein persönliches Gespräch kann sie nicht ersetzen. Gerade bei Konferenzen kommt es darauf an, was in den Pausen, beim Essen, auf den Gängen – den berüchtigten Couloirs – getuschelt wird. All das ist auch erfolgsentscheidend. (Fast) nur so können für alle tragbare Lösungen zustande kommen.

Es tut mir nur leid, dass manche Institutionen – vielleicht aus Kostenerwägungen – die on-line Veranstaltungen aufrechterhalten. Schade – mir stehen sie halt leider nicht zur Verfügung.

Dasselbe gilt auch für Konzerte, Opern- oder sonstige Aufführungen. Es war so erhebend (jaja, ich weiß, es klingt pathetisch) z.B. wieder im Musikverein sitzen zu dürfen (schon OK, die Sessel hier sind weiterhin recht unbequem) und ein Konzert zuhören, dem Dirigenten zu zuschauen, das Orchester zu beobachten, auch die Architektur zu bewundern. Auch hier bieten die Pausen, Gelegenheit mit Gleichgesinnten über die grad gehörte Musik zu plaudern.

Museen waren ja schon etwas länger offen, aber jetzt kommen die neuen Ausstellungen dazu. Großartig, auch die lange Nacht der Museen findet wieder statt.

Ich bin schon dankbar für das Kulturprogramm in Wien. Selbstverständlich stört es mich, wenn ich die ganze Zeit mit Maske sitzen muss, aber es ist doch ein geringer Preis dafür, dass ich überhaupt dabei sein kann. (Auf den Stiegen im Musikverein zum Balkon, da hab‘ ich auch ob der Maske ordentlich „geschnauft“, aber die Lifts sind traditionell überfüllt)

Ich bin auch froh, dass ich wieder gemeinsam mit anderen ins Restaurants gehen kann.

Nun kann ich nur hoffen, dass es zu keinen weiteren generellen Lockdowns mehr kommt. Ich werde mir sicher auch die dritte Impfung holen, falls meine ersten zwei mehr als 6 Monate zurückliegen werden.Ich träume immerhin schon, wieder reisen zu können.

Na hoffentlich gibt es durch die Impfgegner kein böses Erwachen aus dieser „Erholung“. Die Neu-Erkrankungszahlen zeigen immerhin eine ganz leichtfallende Tendenz – hoffentlich hält das an.

On-Line Veranstaltungen sollten die Notlösung bleiben – „live“ ist es so viel schöner