In der Zeit der Renaissance in der Toskana (und in Rom)
In der Toskana weilend, ist es angemessen über Michelangelo zu lesen. Ich habe einen Roman gewählt, von Irving Stone: The Agony and the Ecstasy, zwar schon 1961 erschienen, aber manche Bücher werden auch nicht unmodern. Der Roman wurde auch verfilmt, aber aus heutiger Sicht möchte ich mir Charlton Heston nicht als Michelangelo vorstellen.
Wir kennen Michelangelo über seine Werke, Ihnen wird wahrscheinlich Unterschiedliches dazu einfallen, die sixtinische Kapelle z.B., die Pieta in Rom, der David – in vielfacher Form überall in Florenz zu sehen, und, und, und.
Also in einfaches Leben hatte Michelangolo sicher nicht, immer abhängig von Auftraggebern, die oft in Konkurrenz zueinander standen. Ein großer Teil seines Lebens war von Geldsorgen geplagt, und sehr oft musste er Aufträge erfüllen, die ihn vor große – nicht künstlerischer – Herausforderungen stellten: z.B. eine Straße zu bauen, um Marmor in der gewünschten Qualität herbeizuschaffen.
Schon als Junge wollte Michelangelo gegen den Widerstand seines Vaters Künstler werden. Nach einem heftigen Streit siegte sein Wille über den Stolz seines Vaters, und so wurde er mit 13 Jahren bezahlter Schüler in der Werkstatt von Domenico Ghirlandaio. Noch vor Ende seiner Ausbildungszeit als Maler trat er 1489 mit Unterstützung in die Kunstschule von Lorenzo il Magnifico (Medici) ein. Lorenzo de’ Medici behandelte Michelangelo wie seinen eigenen Sohn und förderte ihn in Kunst und Philosophie. Bei einem Streit schlug ihn sein Mitschüler Torrigiano ins Gesicht und entstellte ihn, was dazu führte, dass Michelangelo sein ganzes Leben hindurch unter seiner „Hässlichkeit“ litt. Nach dem Tod Lorenzos brachen in Florenz andere Zeiten aus – und Michelangelo floh – könnte man fast sagen, nach Bologna.
Das Buch beschreibt auch viele Zeitgenossen (Künstler) Michelangelos, allerdings aus dessen Sicht. Und ein wenig kommt in dem Buch auch die damalige „Weltgeschichte“ vor. Es ist die Zeit Karl V.; jenes Habsburgers, der von sich sagen konnte, dass in seinem Reich die Sonne nicht untergeht. Gleichzeitig versuchte Franz I. mit kriegerischen Mitteln Teile Italiens für sich zu gewinnen, und kam damit den Päpsten, die den Kirchenstaat vergrößern wollten, in die Quere. Aber die Städte Italiens wollten möglichst unabhängig bleiben. In England herrschte Heinrich VIII., der sich unabhängig von Rom erklärte, weil er eine Scheidung nicht durchsetzen konnte. Und in Deutschland veröffentliche Martin Luther seine Thesen. Am Rande spielte selbstverständlich auch Soleiman der Prächtiger eine Rolle, weil er immer weiter nach Mitteleuropa vordringen wollte, aber andererseits auch verfolgten Künstlern eine Bleibe bot. Es war eine Zeit des Umbruchs, der großen starken Herrscher, der Künstler die sich emanzipieren und gänzlich Neues schaffen wollten.
Es war aber auch eine Zeit des Savonarola, der den ganzen Charakter des bürgerlichen Lebens in Florenz verändert hatte. Nachdem dort Kunstschätze und Bücher dort verbrannt worden waren, ereilte Savonarola sein Schicksal, er wurde aufgehängt und sein Leichnam verbrannt.
Michelangelo pendelte zwischen Florenz, Bologna, Rom – je nach „Auftragslage“, und unter höchst unterschiedlichen Päpsten dort. Er war immer in Geldnot, weil ihn seine Familie ausnutzte, oft auch verschuldet, weil er versprochene Werke nicht vollenden konnten, da ein Auftrag „von höherer Stelle“ dazwischengekommen war. Oft blieben versprochene Mittel der Auftraggeber auch aus, weil diese dann für andere Zwecke (oft Kriege) eingesetzt werden mussten.
Mir besonders – aus einer früheren Reise – in Erinnerung geblieben, ist die Privatkapelle Pauls III. im Vatikan. In den beiden Fresken erreichte Michelangelo nochmals einen geistigen Höhepunkt. In Symbolen stellt der Künstler das Schicksal des einzelnen Menschen dar, denn die Bekehrung des Saulus und die Kreuzigung Petri sind innere Selbstbildnisse und sollen die planlos herumirrenden Zuschauer erschrecken und zum Erkennen anregen.
1547 übernahm Michelangelo die Bauleitung am immer noch fragmentarischen neuen Petersdom. Unter Rückbezug auf die Pläne seines Vor-Vorgängers Donato Bramante entwarf er auch die Rippenkuppel inmitten eines Zentralbaues, die jedoch erst nach seinem Tod in veränderter Form von Giacomo della Porta ausgeführt wurde.
verstarb am 18. Februar 1564 in Rom. Er wurde ab er in der Kirche Santa Croce in Florenz beigesetzt.