Zu Michelangelo Buonarroti

In der Zeit der Renaissance in der Toskana (und in Rom)

In der Toskana weilend, ist es angemessen über Michelangelo zu lesen. Ich habe einen Roman gewählt, von Irving Stone: The Agony and the Ecstasy, zwar schon 1961 erschienen, aber manche Bücher werden auch nicht unmodern. Der Roman wurde auch verfilmt, aber aus heutiger Sicht möchte ich mir Charlton Heston nicht als Michelangelo vorstellen.  

Wir kennen Michelangelo über seine Werke, Ihnen wird wahrscheinlich Unterschiedliches dazu einfallen, die sixtinische Kapelle z.B., die Pieta in Rom, der David – in vielfacher Form überall in Florenz zu sehen, und, und, und.

Also in einfaches Leben hatte Michelangolo sicher nicht, immer abhängig von Auftraggebern, die oft in Konkurrenz zueinander standen. Ein großer Teil seines Lebens war von Geldsorgen geplagt, und sehr oft musste er Aufträge erfüllen, die ihn vor große – nicht künstlerischer – Herausforderungen stellten: z.B. eine Straße zu bauen, um Marmor in der gewünschten Qualität herbeizuschaffen.

Schon als Junge wollte Michelangelo gegen den Widerstand seines Vaters Künstler werden. Nach einem heftigen Streit siegte sein Wille über den Stolz seines Vaters, und so wurde er mit 13 Jahren bezahlter Schüler in der Werkstatt von Domenico Ghirlandaio. Noch vor Ende seiner Ausbildungszeit als Maler trat er 1489 mit Unterstützung in die Kunstschule von Lorenzo il Magnifico (Medici) ein. Lorenzo de’ Medici behandelte Michelangelo wie seinen eigenen Sohn und förderte ihn in Kunst und Philosophie. Bei einem Streit schlug ihn sein Mitschüler Torrigiano ins Gesicht und entstellte ihn, was dazu führte, dass Michelangelo sein ganzes Leben hindurch unter seiner „Hässlichkeit“ litt. Nach dem Tod Lorenzos brachen in Florenz andere Zeiten aus – und Michelangelo floh – könnte man fast sagen, nach Bologna.

Das Buch beschreibt auch viele Zeitgenossen (Künstler) Michelangelos, allerdings aus dessen Sicht.  Und ein wenig kommt in dem Buch auch die damalige „Weltgeschichte“ vor. Es ist die Zeit Karl V.; jenes Habsburgers, der von sich sagen konnte, dass in seinem Reich die Sonne nicht untergeht. Gleichzeitig versuchte Franz I. mit kriegerischen Mitteln Teile Italiens für sich zu gewinnen, und kam damit den Päpsten, die den Kirchenstaat vergrößern wollten, in die Quere. Aber die Städte Italiens wollten möglichst unabhängig bleiben. In England herrschte Heinrich VIII., der sich unabhängig von Rom erklärte, weil er eine Scheidung nicht durchsetzen konnte. Und in Deutschland veröffentliche   Martin Luther seine Thesen. Am Rande spielte selbstverständlich auch Soleiman der Prächtiger eine Rolle, weil er immer weiter nach Mitteleuropa vordringen wollte, aber andererseits auch verfolgten Künstlern eine Bleibe bot. Es war eine Zeit des Umbruchs, der großen starken Herrscher, der Künstler die sich emanzipieren und gänzlich Neues schaffen wollten.

Es war aber auch eine Zeit des Savonarola, der den ganzen Charakter des bürgerlichen Lebens in Florenz verändert hatte. Nachdem dort Kunstschätze und Bücher dort verbrannt worden waren, ereilte Savonarola sein Schicksal, er wurde aufgehängt und sein Leichnam verbrannt.

Michelangelo pendelte zwischen Florenz, Bologna, Rom – je nach „Auftragslage“, und unter höchst unterschiedlichen Päpsten dort. Er war immer in Geldnot, weil ihn seine Familie ausnutzte, oft auch verschuldet, weil er versprochene Werke nicht vollenden konnten, da ein Auftrag „von höherer Stelle“ dazwischengekommen war. Oft blieben versprochene Mittel der Auftraggeber auch aus, weil diese dann für andere Zwecke (oft Kriege) eingesetzt werden mussten.

Mir besonders – aus einer früheren Reise – in Erinnerung geblieben, ist die Privatkapelle Pauls III. im Vatikan. In den beiden Fresken erreichte Michelangelo nochmals einen geistigen Höhepunkt. In Symbolen stellt der Künstler das Schicksal des einzelnen Menschen dar, denn die Bekehrung des Saulus und die Kreuzigung Petri sind innere Selbstbildnisse und sollen die planlos herumirrenden Zuschauer erschrecken und zum Erkennen anregen.

1547 übernahm Michelangelo die Bauleitung am immer noch fragmentarischen neuen Petersdom. Unter Rückbezug auf die Pläne seines Vor-Vorgängers Donato Bramante entwarf er auch die Rippenkuppel inmitten eines Zentralbaues, die jedoch erst nach seinem Tod in veränderter Form von Giacomo della Porta ausgeführt wurde.

verstarb am 18. Februar 1564 in Rom. Er wurde ab er in der Kirche Santa Croce in Florenz beigesetzt.

Zu Michelangelo Buonarroti

Florenz vor Allerheiligen

Heute war noch ein großer Familienausflug nach Florenz vorgesehen, eigentlich unter dem Titel „Kirchenbesichtigungen“, einige wollten aber den Shopping-Ausflug nachholen, wieder andere in die Uffizien.  Fast alle in einem Auto ging sich nicht aus – daher fuhren einige mit dem Bus.  Zur Station mussten sie allerdings auch gebracht und abends von dort wieder abgeholt werden. So viel zur Logistik. Ich war bei der Autopartie und hatte vor, endlich in den Dom zu kommen, der mich von außen so fasziniert hatte. Das Navi führte uns einen sehr hübschen Weg in die Stadt – wohl nicht den direktesten, wo uns dann ein kleiner Unfall – ausgetragen mit viel Emotion – etwas aufgehalten hat. Bald fand sich ein etwas „verwegener“ Parkplatz. Ich wollte eilends zum Dom kommen, aber vorher war noch ein „get-together“ aller Ausflügler (also eh am Weg zum Dom) vorgesehen. Die sehr ökologisch orientierte Familie war fasziniert von einem Flohmarkt, mit „übertragenem“ Gewand. Sinnvoll, für den Zweitbesitzer ist es ja dann doch „neu“. Früher waren „Tandelmärkte“ (der Markthandel mit gebrauchten Kleidungsstücken und diversen Gebrauchsgegenständen gab es  z.B. in Wien schon früh) etwas für arme Leute, heute hat sich das etwas geändert. Es geht nicht ums Sparen, sondern um umweltbewusst zu leben.

Es ist zu bemerken, dass heute Samstag – Teil eines langen Wochenendes war. Es waren wahrhaft Unmengen von Menschen in der Altstadt unterwegs. Dazu Pferdewagen, Rikschas, und die „Rettung“ hat auch ihren Stadtplatz am Domplatz. Wir stellten uns zu zweit an, die Schlange reichte 20% Länge des Umfanges des Domes. Die anderen kamen abwechselnd vorbei, um sich dann letztlich zu uns zu gesellen, eigentlich regt sich keiner drüber auf. Ich glaube wir standen knappe zwei Stunden. Im Grund ließe sich das durchaus beschleunigen, wenn nur ein Zweiter bei der 3-G Kontrolle stünde. Allerdings war der Dom dann innen nicht überfüllt, sondern fast angenehm leer.

Nur: so wunderschön ich den Dom von außen fand, so enttäuschend war er – für mich – innen:  kahl und kalt. Der Florentiner Dom ist, bezogen auf die Länge des Längsschiffs, die viertgrößte Kirche in Europa. Bis ins 13. Jahrhundert hatten den Bewohnern der Stadt das Baptisterium San Giovanni sowie einige kleine Kirchen zur Repräsentation genügt. Erst 1296 entschloss man sich zum Bau eines Doms. Der Bau sollte Ausmaße haben, wie sie die Toskana nie zuvor gesehen hatte. Der Entschluss kam nicht aus einem religiösen Impuls, sondern aus dem Wunsch nach einem weithin sichtbaren Monument, nicht zuletzt in Konkurrenz zu Venedig, Pisa und zum 1229 begonnenen Dombau in Siena. Noch im gleichen Jahre wurde mit der Errichtung der Westfassade begonnen. Die ursprüngliche Bischofskirche wurde dabei zunächst von dem Neubau umgeben und weiter liturgisch genutzt. Dann kamen die Arbeiten zum Erliegen, da die Ressourcen zum Bau der dritten Stadtmauer und zur Errichtung des Palazzo Vecchio genutzt wurden. Von der Fassade war bis dahin nur der untere Teil vollendet. Erst die spätere Berufung Giottos brachte neue Impulse. Doch Giotto, schon 68 Jahre alt, richtete seine ganze Energie auf den Campanile, der in kürzerer Zeit zu vollenden war. So wollte er Florenz wenigstens mit dem Campanile ein alles überragendes Wahrzeichen schenken.

Nun zum Inneren des Domes: An der linken, nördlichen Kirchenwand befinden sich zwei sehr ähnlich aussehende Gemälde von Reitern. Wesentlich aber ist die Kuppel: 1417 legte Brunelleschi sein erstes Kuppelmodell vor, nachdem vorher beschlossen worden war, eine noch prächtigere und größere Kuppel zu erstellen, als das erste Modell vorgesehen hatte. Der Bau der Kuppel dauerte 16 Jahre (1418 bis 1434). Von Anfang an trug die aus zwei Schalen bestehende Konstruktion sich selbst. Aufgrund ihrer Einzigartigkeit wird sie noch heute als Höhepunkt der Renaissance gesehen.

Zur Innenbemalung der Kuppel: Giorgio Vasari hatte 1572 dieses Fresko begonnen, das 1579 von Federico Zuccari vollendet wurde. Es ist in seinen Ausmaßen riesig und gilt nach der Fläche als der größte Fresken-Zyklus zu einem christlichen Thema. Hunderte von Kolossalfiguren gruppieren sich auf insgesamt 4000 m² um den Weltenrichter.  

Etwas enttäuscht verließen wir den Dom, aber dann: das wunderbare Baptisterium.  Die Frage nach den Ursprüngen des Baus ist weitgehend ungeklärt. Der heutige Bau entstammt frühestens dem 11. Jahrhundert. Die Kuppel wurde ab 1225 mit 26 m Durchmessern in acht Ringen von so berühmten Künstlern wie Giotto oder Cimabue mit einem der weltweit größten Mosaikzyklen ausgestaltet; nach fast 100 Jahren erst wurde dieses von einer gewaltigen Christusfigur beherrschte Mosaik fertig gestellt. Das Rundbild wurde zwischen 1260 und 1275 erarbeitet und hat einen Durchmesser von acht Metern. Christus wird als Richter dargestellt, der zu seiner Rechten die Erwählten hat, und mit seiner linken Hand die Verdammten unter den Toten, die unter ihm aus ihren Särgen steigen, ins Höllenreich weist. In der Hölle ist ein furchterregender Teufel zu sehen, dem Schlangen aus den Ohren kriechen und der Menschen frisst. Rechts unten in der Hölle hängt Judas noch an seinem Galgen. Im inneren Bereich der Kuppel sind die himmlischen Heerscharen zu sehen, darum werden in vier Streifen gegen den Uhrzeigersinn biblische Geschichten erzählt: Innen, Szenen aus der Genesis. Dann Szenen aus dem Leben Josephs, des Hebräers. Szenen aus dem Leben Jesu werden in der zweitäußersten Reihe erzählt, ganz außen, die Geschichte Johannes des Täufers. Kunsthistoriker vermuten, dass viele Mosaikmeister aus Venedig, Pisa und Lucca kamen und die Gestaltung mit ihrem regionalen Stil beeinflussten, der auch byzantinische Elemente enthielt.

Uns hat es jedenfalls fasziniert.

Beglückt durch dieses Erlebnis kehrten wir dann durch das Touristengewurl (hoffentlich waren alle geimpft) zum Auto zurück.

Florenz vor Allerheiligen

Ein wenig ausgegrabenes Schulwissen, das hier sehr nützlich wäre

Es ist schon interessant, wie man plötzlich vergessenes Schulwissen gerne wieder „präsent“ hätte. Mich hat zwar Geschichte immer mehr interessiert, als „Naturwissenschaftliches“, aber die deutschen Kaiser im Mittelalter – naja, die fand ich damals, in der Schule, schon sehr „fad“. Die Aufzählung ihrer Namen, die Daten ihrer Kriege, etc. das konnte man sich damals nur schwer merken. Ich hoffe, dass heute dieses faszinierende Material besser dargebracht wird, vor allem in einem europäischen Kontext.  

Wenn man jetzt hier in der Toskana über die Geschichte der verschiedenen Stadtstaaten liest, trifft man immer wieder auf die Ghibellinen und Guelfen. So haben wir’s nicht gelernt, wir kannten sie unter eher unter Staufer und Welfen.

Die Welfen sind seit dem 8. Jahrhundert urkundlich nachgewiesen und das älteste noch existierende Hochadelsgeschlecht Europas. Die Dynastie erreichte einen ersten Machthöhepunkt im Hochmittelalter im Heiligen Römischen Reich, als sie Herzöge von Bayern und Sachsen sowie als Konkurrenten der Staufer einen Kaiser stellte. In der Neuzeit standen die Welfen erneut im Zenit, als sie zu Kurfürsten und Königen von Hannover sowie zu Königen von Großbritannien und Irland aufstiegen.

Die Staufer (früher auch Hohenstaufen genannt) waren ein Adelsgeschlecht, das vom 11. bis zum 13. Jahrhundert mehrere schwäbische Herzöge und römisch-deutsche Könige und Kaiser hervorbrachte. Wir alle erinnern uns z.B. an Friedlich Barbarossa, und Friedrich II., „stupor Mundi „genannt, aus diesem Geschlecht.

Die Ghibellinen und Guelfen – wie sie heute genannt werden, waren zwei verfeindete politische Gruppierungen im mittelalterlichen Reichsitalien. Während die Ghibellinen (Waiblinger) die Parteigänger des Kaisers waren, unterstützten die Guelfen (Welfen) die Politik des Papsttums.

Allerdings unterstützten die italienischen Guelfen gegebenenfalls auch die Sache des Kaisers, wenn es in ihrem Interesse war. Daher war die Trennung in Ghibellinen und Guelfen keineswegs immer so ausgeprägt, wie es für uns klarer wäre. So spalteten sich um 1300 in Florenz die Guelfen in die weißen Guelfen (kaiserfreundliche Guelfen), die für einen Kompromiss mit dem Kaiser eintraten, und die schwarzen Guelfen, die eine harte Politik gegenüber dem Kaiser verfolgten. Je nach aktueller Regierung in den Kommunen wurden Anhänger der einen oder der anderen Partei aus der Stadt verwiesen und ins Exil geschickt. Opfer dieser Machtpolitik wurde in Florenz beispielsweise auch der berühmte Dichter Dante. Der Kampf zwischen beiden Parteien überdauerte den Untergang der Staufer und stand im Spätmittelalter oft nur für verschiedene Gruppen innerhalb einer italienischen Kommune, die sich feindlich gegenüberstanden.

Innerstädtische Kämpfe spielten in der Geschichte vieler italienischer Städte eine große Rolle. Solche Fehden gab es in fast allen italienischen Städten – mit Ausnahme Venedigs. Mit Beginn des Mittelalters bestand im 6. Jahrhundert und später zunehmend im 10. und 11. Jahrhundert ein umfassender Konkurrenzkampf um die Macht im christlichen Abendland. Neben dem Machtanspruch des Kaisers gab es den des Papstes in Rom. Aus einem Streit um die Aufteilung des menschlichen Lebens zwischen religiösen und weltlichen Prinzipien war ein rein politischer Machtkampf geworden. Eine der zentralen Fragen war, wie die Rangordnung zwischen Papst und Kaiser zu definieren sei, woraus sich die Folgefrage ableitete, wer wen einsetzen – und damit auch absetzen – dürfe; dämmert es Ihnen auch: das wird als Investiturstreit bezeichnet.

Unter den toskanischen Städten führten Florenz, Lucca und San Gimignano meist eine papstfreundliche Politik gegen den Kaiser, zumal die Kirche durch ihre internationalen Verbindungen den Fernhandel begünstigte. Arezzo, Pisa, Pistoia und Siena dagegen erhofften vom Kaiser Unterstützung gegen den Expansionsdrang der Republik Florenz.

Seit etwa 1240 nannte man die Parteigänger des Reiches Ghibellinen, die des Heiligen Stuhles Guelfen. Zu den Parteigängern der Ghibellinen zählte vor allem der Adel, während die Großkaufleute auf der Seite der Guelfen standen. In allen Städten waren beide Parteien vertreten.

Die Auseinandersetzungen zwischen den beiden Gruppen wurden teilweise mit großer Zerstörungswut ausgetragen. In Florenz wurden beispielsweise vor dem Auszug der Guelfen zur Schlacht von Montaperti am 4. September 1260 gegen die sienesischen Ghibellinen deren Florentiner Türme abgebrochen. Doch die Ghibellinen gewannen die Schlacht und rissen nun ihrerseits 47 Paläste, 198 Häuser und 59 Türme der Guelfen in Florenz und weitere 464 Gebäude auf dem Land nieder. Andere wichtige Schlachten zwischen Ghibellinen und Guelfen waren die Schlacht von Cortenuova am 27. November 1237, die Schlacht bei Tagliacozzo am 23. August 1268, die Schlacht von Campaldino am 11. Juni 1289 und die Schlacht von Altopascio im Jahr 1325, sollten Ihnen diese Namen irgendwo unterkommen.

Als heraldisches Symbol wählte sich die Guelfenpartei die Lilie, die sich vom Lilienwappen des Kapetingers Karl von Anjou ableitete, der mit päpstlicher Unterstützung die Kaiserpartei der Staufer bekämpfte. Die Ghibellinen hingegen verwendeten den kaiserlichen Reichsadler. Die Lilie ist daher in zahlreichen Wappen einst guelfisch gesinnter italienischer Adelsgeschlechter oder auch Kommunen (etwa von Florenz und Bologna), zu finden, während der doppelköpfige Adler auf ghibellinische Anhängerschaft hindeutete.

Es ist schwierig für uns, die jetzt diese wunderbaren Städte besichtigen, sich vorzustellen, mit welcher Zerstörungswut sie aufeinander losgingen.

Ein wenig ausgegrabenes Schulwissen, das hier sehr nützlich wäre

Unvergleichliches Siena.

Es war auch nicht das erste Mal, dass ich nach Siena kam. Ich kann mich erinnern, einmal hier sogar übernachtet zu haben. Aber dennoch ist die Piazza del Campo immer wieder überwältigend. Gestern am Nachmittag, das warme Abendlicht, der halbe Platz in der Sonne, der halbe Platz im Schatten. der Platz wurde im 14. Jahrhundert am Ort eines antiken Theaters angelegt; 1347 erhielt er seine charakteristische rote Backstein-Pflasterung, die von hellen Streifen aus Travertin segmentiert wird. Hier findet auch der Palio di Siena statt, ein alljährliches lokales Pferderennen.

Siena geht vermutlich auf eine etruskische Siedlung mit Namen Saena zurück und wurde unter römischer Herrschaft eine Kolonie mit dem Namen Saena Iulia. Ihre eigentliche Bedeutung erlangte die Stadt aber erst im Mittelalter. Wie andere italienische Städte wurde sie allmählich unabhängig und hatte im 12. Jahrhundert eine Konsularregierung.

Im Streit zwischen Kaiser und Papsttum stand Siena – im Gegensatz zu Florenz – auf ghibellinischer Seite und erhielt dadurch verschiedene Privilegien. Im Wesentlichen verbarg sich aber hinter diesem Konflikt eine wirtschaftliche Rivalität zwischen den beiden Handelsstädten. In der Schlacht von Montaperti 1260 wurden die Florentiner geschlagen. Die folgenden Jahre brachten aber einen Niedergang der Ghibellinen mit sich. Im Inneren kam es immer wieder zu politischen Machtkämpfen, die aber eine wirtschaftliche Blüte der Stadt nicht verhinderten.

1389 schlossen die Senesen ein Bündnis mit Gian Galeazzo Visconti, das sie für einige Jahre in Abhängigkeit von Mailand brachte. 1487 ergriff Pandolfo Petrucci die Macht und regierte despotisch, wenn er auch formell die Regierungsformen nicht antastete. Anders als den auf ähnliche Weise in Florenz herrschenden Medici gelang es ihm aber nicht, eine Dynastie zu gründen, und nach seinem Tod 1512 stellte sich die Stadt bald unter den Schutz Karls V. Die Bürger lehnten sich gegen die zunehmende Tyrannei der Spanier auf, aber 1555 wurde Siena nach langer Belagerung eingenommen und zwei Jahre später als Lehen an Cosimo I. de’ Medici gegeben, unter dem es Teil des Großherzogtums Toskana wurde.

Die historische Altstadt ist gegliedert in drei Terzi (Drittel), in denen mehrere Contrade (Stadtteile) zusammengefasst sind (insgesamt 17) und die alle innerhalb der Stadtmauern von Siena liegen. Die Contraden sind nach ihren Wappen (meist Tieren) benannt und sind Gegner beim berühmten Pferderennen Palio, das jährlich einmal im Juli und einmal im August stattfindet. Die Organisationsform der Contraden als demokratisch und sozial verfasste überschaubare Wohnviertel wurde als Grund für die sehr niedrige Kriminalitätsrate in Siena angeführt. Finanziert wurde das System vor allem von der ortsansässigen Banca Monte dei Paschi di Siena und ihrer Stiftung, die allerdings im Zuge der Eurokrise ab 2011 die jährlichen Zahlungen in dreistelliger Millionenhöhe einstellte.

  • Zum Terzo di Città zählen die Contrade Aquila (Adler), Chiocciola (Schnecke), Onda (Welle), Pantera (Panther), Selva (Wald) und Tartuca (Schildkröte).
  • Zum Terzo di San Martino gehören die Contrade Civetta (Eule), Leocorno (Einhorn), Nicchio (Muschel), Valdimontone (Widder) und Torre (Turm).
  • Zum Terzo di Camollia gehören die Contrade Bruco (Raupe), Drago (Drache), Giraffa (Giraffe), Istrice (Stachelschwein), Lupa (Wölfin) und Oca (Gans).

Noch ein Wort zur Bank: Die Banca Monte dei Paschi di Siena (MPS) ist ein italienisches Kreditinstitut mit Sitz in Siena. Sie gilt als die älteste noch existierende Bank der Welt. Die Zentrale befindet sich im Palazzo Salimbeni im Zentrum von Siena, wir konnten auch diesen Platz im Vorübergehen bewundern. Der italienische Staat hielt im Dezember 2016 vier Prozent der Aktien, im Februar 2018 waren es rund 68 %. Im Sommer 2016 wurde ein Rettungs- oder Sanierungsplan für MPS vereinbart; MPS versuchte eine Kapitalerhöhung, um Verluste bei der Auslagerung fauler Kredite ausgleichen zu können. Das italienische Unterhaus (Camera dei deputati) hat am 23. Dezember 2016 einen Fonds in Höhe von 20 Milliarden Euro beschlossen, um den Banken- und Finanzsektor stützen zu können. Die Führungsspitze hat offiziell einen Antrag auf staatliche Hilfe gestellt. Am 26. Dezember 2016 teilte das Haus mit, die Europäische Zentralbank habe einen Kapitalbedarf von 8,8 Milliarden Euro ermittelt. Bis dato war von etwa 5 Milliarden ausgegangen worden. Der italienische Staat rettete das Kreditinstitut, das mittlerweile wieder als solvent gilt. Monte dei Paschi gilt als der größte Sanierungsfall des italienischen Bankensektor. Die Bank besitzt bedeutende Kunstsammlungen des 14. bis 19. Jahrhunderts.

Mir gefällt Siena schon sehr gut. Die Stadt ist nicht nur ein Museum, sondern ist auch bewohnt und belebt. Was mir besonders positiv aufgefallen ist, sind die fehlenden Graffitte. Den Dom hatten wir schon von der Ferne erblickt. Er besteht aus schwarzem und weißem Marmor, heute eines der bedeutendsten Beispiele der gotischen Architektur in Italien. Romanisch blieb die unregelmäßig sechseckige Kuppel, der Bau wurde Anfang des 13. Jahrhunderts begonnen und zog sich bis in das 14. Jahrhundert hinein. Aus Zeitgründen haben wir den Dom innen nicht besichtigt. Wobei mir die Fassade – in restauro – nicht so besonders gut gefallen hat.

Es ist einfach großartig, die Juwele von Städten in dieser wunderbaren Landschaft besuchen zu können.

Unvergleichliches Siena.

Was ich immer schon über Oliven wissen wollte….

Wenn man hier in der Toskana spazieren geht, ist man meist von Olivenhainen umgeben. Und dicht auf den Zweigen befinden sich jetzt die bereits schwarzen Oliven. Neugierig, wie ich schon bin, habe ich gleich eine gekostet, naja, man sagte mir, das hätte ich wissen müssen – frisch und roh sind Oliven ziemlich bitter.

Ich überlegte mir, ob diese Früchte hier überhaupt  geerntet werden, oder ob die erforderliche „Manpower“ dazu zu teuer ist? Denn die reifen Früchte müssen vom Baum geschlagen werden. Unter den Bäumen ausgelegte Netze ermöglichen, dass die Ernte einfach zusammengeklaubt werden kann.

Bei der klassischen Zubereitung zum Oliven-Einlegen werden zunächst die angeschlagenen Früchte aussortiert, die guten Oliven werden mit einem scharfen Messer an den schmalen Enden eingeritzt und vollständig mit Wasser bedeckt. Das Wasser wird alle 2-3 Tage gewechselt. Nach wenigen Wochen verlieren die gewässerten Früchte ihre Bitterstoffe. Nach ca. 1 Monat werden die Oliven nicht mehr bitter schmecken, dann wird eine starke Salzlösung (ca. 7 EL Salz auf 1 l Wasser) zubereitet. Darin sollten die Oliven noch einmal ca. 1 Woche baden und können anschließend je nach Geschmack eingelegt werden. Z.B. ist dafür eine Marinade aus Olivenöl mit frischem Knoblauch, Thymian und Rosmarin zu verwenden, darin eingelegt ist die eigene Ernte viele Monate lang haltbar. Alternativ können die Oliven auch in der Salzlake mit geviertelten Zitronen oder Orangen, Knoblauchzehen, Thymian und/oder Rosmarin verbleiben. Die Salzlösung muss immer wieder aufgefüllt werden, damit die Oliven komplett bedeckt bleiben, ansonsten kann sich Schimmel bilden. Eine sich eventuell bildende weiße Schicht kann einfach abgehoben werden. Sie schadet den Oliven nicht.

Die industrielle Verarbeitung benutzt zum Einlegen Natronlauge – das ist schnell und effizient.

Wenn ich es mir so überlege: bei uns wird es auch immer wärmer. Als Kübelpflanze – auf meinem Balkon ließe sich so ein Olivenbaum mehr oder minder leicht kultivieren? Wichtig wäre für meinen Olivenbaum ein voll sonniger Standort (kein Problem) und die richtige Überwinterung. Aber was ist die richtige Überwinterung? Die Baumscheibe wird mit einer dicken Schicht Laub und Tannenreisig abgedeckt. Einen Olivenbaum im Kübel sollte man ebenfalls gut einpacken und an einen windgeschützten und überdachten Ort stellen. Im Haus lässt sich die Pflanze hell und bei kühlen Temperaturen zwischen fünf und zehn Grad Celsius überwintern. Das geht leider nicht!

Wenn ich das so recht bedenke, werde ich mir doch lieber weiterhin die „fertigen“ Oliven im Glas kaufen.

Was ich immer schon über Oliven wissen wollte….

Wiedersehen: San Gimignano, wo die Zeit seit 1563 stehen geblieben ist

Es ist schon lange her, dass ich in dieser Gegend gewesen bin, aber ich erinnere mich an einige Ortsnamen, Poggibonsi z.B.  aufgrund des für uns lustig klingenden Namens, oder Colle di Val d’Elsa.  Damals aber hatten wir andere Ziele, wir haben die Spuren der Etrusker gesucht. San Gimignano hatten wir, so meine ich, nur „von der Ferne“ gesehen, und diese Sicht ist ja allein schon bemerkenswert.

Gestern aber war eine Besichtigung der Stadt angesagt, bei herrlichem sonnigem Wetter. Die einzigen waren wir nicht, die dieses Weltkulturerbe der UNESCO aufsuchten. Aber auf den „Touristenpfaden“ herrschte noch keine Drängerei, und wenn man sich etwas abseits dieser bewegte, war es recht beschaulich. Dennoch hatte ich das Gefühl, mich in einem „Museum“ zu bewegen, es gab fast nur „touristische“ Geschäfte. Die angebotenen Objekte waren durchaus geschmackvoll, aber ich nahm kaum Geschäfte wahr, in denen Einheimische einkaufen könnten.  Es gab schon auch Lebensmittelgeschäfte, z.B. mit Käse, mit Wildschweinschinken, mit Trüffeln, aber kaum Speisen des täglichen Bedarfs. Natürlich gab es jede Menge Restaurants, Bars, Pizzerien etc.

In der Sonne war es recht warm und angenehm, im Schatten recht kühlt und in mittelalterlichen Städten ist sehr viel Schatten durch die enge Verbauung. Uns beeindruckten die Brunnen in der Stadt. Den Duomo bewunderten wir nur von außen – es wäre wieder Eintritt zu bezahlen gewesen.

Was nun San Gimignano von anderen mittelalterlichen Städten unterscheidet, sind die so genannten Geschlechtertürme. Der Geschlechterturm ist eine im späten Mittelalter in Italien, in der Toskana, entstandene Bauweise, die einflussreichen städtischen Familien für Wohn- und Verteidigungszwecke diente. Die Türme dienten hier aber nicht nur Wohn- und Verteidigungszwecken, sondern hatten repräsentativen Charakter und dienten der Darstellung von Reichtum und Einfluss. Die Geschlechtertürme entstanden in der von Fehden geprägten Epoche des 12. und 13. Jahrhunderts, zeitgleich mit den Bergfrieden ländlicher Burgen, denen sie ihre Form entlehnt hatten, allerdings aufgrund der fehlenden Höhenlage sowie der Enge in den Städten oft schlanker und höher.

San Gimignano soll bereits um 300 bis 200 v. Chr. von den Etruskern besiedelt worden sein. Erstmals dokumentiert wurde der Ort 929. Den Namen erhielt die Stadt von dem heiligen Bischof von Modena, San Gimignano. Es heißt, er habe das Dorf vor den barbarischen Horden des Totila (von 542 bis zu seinem Tod Rex bzw. König der Ostgoten. Er fiel im Sommer 552 in der Schlacht von Busta Gallorum – mir seit meiner Jugend bekannt aus „ein Kampf um Rom“ von Felix Dahn).

Diese Stadt verdankt ihre Existenz der Via Francigena (Frankenstraße). Auf diesem Hauptverkehrsweg des mittelalterlichen Italiens zogen Händler und Pilger vom Norden nach Rom. Ein erster Stadtmauerring wurde im 10. Jahrhundert angelegt. Dessen Verlauf markieren zwei noch erhaltene Stadttore, im Norden und im Süden. San Gimignano war nie Bischofssitz, sondern gehörte zum kirchlichen Verwaltungsbezirk (Diözese) Volterra und erlangte somit auch keine Stadtrechte. Trotzdem verlief die politische Entwicklung der Landkommune in ähnlichen Schritten wie die der großen Städte. Die Regierung der Konsuln wurde durch den Podestà (einem gewählten Administrator) abgelöst. Diesem standen ein kleiner und ein großer Rat zur Seite. Dem großen Rat gehörte eine bemerkenswert hohe Zahl von 1200 Mitgliedern an, obwohl San Gimignano nur 6000 Einwohner hatte.

Die freie Kommune stritt bis ins 14. Jahrhundert mit den Bischöfen von Volterra in langjährigen Kriegen um Besitzrechte. Sie musste gegen die Nachbarorte zu Felde ziehen und nahm auf der Seite des guelfischen Florenz an den großen Machtkämpfen des 13. Jahrhunderts teil. Auch innerhalb der Stadtmauern setzten sich die Kämpfe zwischen Guelfen (Welfen) und Ghibellinen (Waiblinger) fort. Es kam zu blutigen Familienfehden.

Ab Mai 1300 hielt sich Dante Alighieri in diplomatischer Mission in San Gimignano auf. Vom 15. Juni bis 15. August 1300 amtierte er als eines von sechs Mitgliedern des Priorats, des höchsten Gremiums der Stadt. Im Jahre 1319 versuchte er in seiner Funktion als führender Florentiner Politiker vergeblich, die verfeindeten Parteien zu versöhnen.

Im Jahre 1348 wurde die Stadt neben Kriegsverlusten und Familienfehden durch die Pest stark geschwächt. Vier Jahre später, im Jahre 1352, begab sich die Stadt unter den Schutz von Florenz.

Die Blütezeit der Stadt dauerte 160 Jahre, ihr Wohlstand beruhte auf Handel und dem Anbau von Safran, mit dem man Seidenstoffe färbte. (Heute serviert man dort Safranrisotto.) Die Frankenstraße verlor im Spätmittelalter allmählich an Bedeutung, weil der Handel die bequemeren Wege durch die weitgehend trockengelegten Sümpfe der Ebenen vorzog. Die Stadt, die einst Gesetze gegen übertriebenen Luxus erlassen hatte, verarmte. Hochrenaissance (ca. 1500 bis 1530) und Barock (1575 bis 1770) hinterließen in San Gimignano so gut wie keine Spuren. Die Stadt war niemals ein eigenständiges Kunstzentrum.

In San Gimignano ist die Zeit scheinbar im Jahr 1563 stehengeblieben. Der erste der toskanischen Großherzöge, Cosimo I. de’ Medici, entschied, es dürfen „auch keine geringen Summen“ mehr in diese Stadt investiert werden.

Wiedersehen: San Gimignano, wo die Zeit seit 1563 stehen geblieben ist

Spazieren in Florenz

Ein Teil unserer Truppe hat sich heute aufgemacht und ist nach Florenz gefahren. Wir waren zu fünft, mit einer 2-Jährigen. Also einen Parkplatz in Florenz zu ergattern, ist die erste große Hürde. Sogar ein so gekennzeichneter war voll, und wir mussten aufgeben. Erst am Arno, erhaschten wir einen Blick auf ein wegfahrendes Auto und konnten dort stehen bleiben. Billig war es dennoch nicht.

Zuerst spazierten wir auf die Piazzale Michelangelo, um uns einen guten Überblick über die Stadt zu gönnen. Dieser Platz wurde 1865 geschaffen. Florenz war damals kurzfristig die Hauptstadt Italiens und in diesem Zusammenhang kam es zu ehrgeizigen Bau- und „Sanierungs“-Projekten, die bis an die an die Jahrhundertwende von 1900 weiterwirkten. Als eine der ersten Maßnahmen, eine acht Kilometer lange Aussichtsstraße auf den Hügel von San Miniato, genannt Viale dei Colli, als deren Zentrum und Höhepunkt der Piazzale Michelangelo gilt. Bronzekopien einiger Werke Michelangelos, etwa des David (derzeit eingerüstet) und der vier Allegorien der Mediceerkapellen von San Lorenzo schmücken den Platz. Vom Piazzale aus blickt man aufs Zentrum von Florenz, vom Forte Belvedere und der Kirche Santa Croce über den Ponte Vecchio, den Dom, den Palazzo Vecchio, den Bargello bis hin zu den Hügeln am Nordrand der Stadt, etwa jenen von Fiesole. Der Café hier oben schmeckt besonders gut.

Wir spazierten über hübsche baumbestandene Wege und Stiegen wieder hinunter, durch die Porta San Niccolo direkt in die Altstadt. Dieses Stadttor wurde im Jahre 1324 gebaut und war im Rahmen des sechsten Mauerringes für die Verteidigung des Arnos zuständig. Dieses Tor ist das einzige, das in späterer Zeit nicht gekappt wurde und zeigt noch heute den ursprünglichen Zustand aller Stadttoren von Florenz.

Entlang des Arno kamen wir zur Ponte Vecchio: Schon zu etruskischer Zeit existierte hier ein Übergang über den Arno. Nachdem 1333 ein Hochwasser weite Teile der Stadt überflutet und eine an derselben Stelle stehende Holzbrücke zerstört hatte, sicherte man zunächst die Ufer des Arno durch hohe Mauern und errichtete anschließend in zehnjähriger Bauzeit zwischen 1335 und 1345 die heutige Brücke aus Stein. Seitlich entlang der Brücke befinden sich seit 1345 lückenlos aneinandergereiht kleine Läden mit zur Brücke hin gerichtetem Eingang, deren rückwärtiger Teil jeweils einem Balkon ähnlich die eigentliche Brücke überragt. Nur in der Mitte der Brückenlänge hat der Passant Ausblick auf den Arno: Hier findet man auch eine Portraitstatue Benvenuto Cellinis.

Im Auftrage Cosimos I. de’ Medici wurde von Giorgio Vasari 1565 über der Ladenzeile ein Übergang gebaut, ein Teil des sogenannten Vasarikorridors, der den Palazzo Vecchio mit dem Palazzo Pitti verbindet.

Ursprünglich waren auf der Brücke hauptsächlich Schlachter und Gerber ansässig. Die Schlachter warfen ihre stinkenden Abfälle in den Arno, die Gerber wuschen ihre Stoffe, die zuvor mit Pferdeurin gegerbt wurden. 1565 wurden diese jedoch per Dekret von Cosimos I. de’ Medici durch Goldschmiede ersetzt, da diese keinen Abfall produzieren. Noch heute befinden sich zahlreiche Juweliere in den kleinen Läden auf der Brücke. Beim Rückzug der deutschen Truppen aus Florenz im Zweiten Weltkrieg wurde die Ponte Vecchio als einzige Brücke der Stadt nicht zerstört, sondern lediglich mit den Überresten der umliegenden zerstörten Gebäude versperrt.

Bei einem Hochwasser im November 1966 wurden große Teile der Altstadt überschwemmt, selbst die Fahrbahn der Brücke wurde überflutet und die Ladenzeile schwer geschädigt. Die Brücke selbst, ihre Widerlager, Pfeiler und Bögen widerstanden aber den Wassermassen.

Nun spazierten wir Richtung Piazza Signoria – unterwegs stärkten wir uns mit je einem Stück Pizza. Die Piazza della Signoria ist seit dem 14. Jahrhundert das weltliche Zentrum und das politische Herz der Stadt. Vor dem Rathaus, dem Palazzo Vecchio fanden die Volksversammlungen statt. Im Primo Cortile, dem ersten Innenhof, steht ein Brunnen von Verrocchio. Die 18 großen Stadtbilder an den Wänden wurden anlässlich der Hochzeit von Francesco I. mit Johanna von Österreich 1565 gemalt.

Die zahlreichen Statuen am Platz erinnern an Begebenheiten in der Geschichte der Stadt, den Aufstieg und Niedergang der Republik Florenz. Unter dem Pflaster befinden sich Kulturschätze aus etruskischer und römischer Zeit, aus dem Mittelalter und aus der Bronzezeit. Die Probegrabungen wurden aber unter dem Druck der Öffentlichkeit 1989 beendet, die Schätze verblieben im Untergrund.

Auf dem Platz erblickten wir das Reiterstandbild Cosimos I. de‘ Medici, 1587-1595 geschaffen, es erinnert an die Erhebung Cosimos zum Großherzog der Toskana durch Papst Pius V. Besonders beeindruckt hat uns der Neptunbrunnen (geschaffen 1563-1575). Anlass war die Hochzeit von Francesco de‘ Medici mit Johanna von Österreich (1547-1578). Vor dem Haupteingang zum Palazzo Vecchio stehen der überlebensgroße David (Kopie von 1910, Original in der Galleria dell‘ Accademia) von Michelangelo und die Marmorgruppe Herkules tötet Cacus (1533) von Baccio Bandinelli. Nun war es nicht mehr weit zum Duomo. Die Schlange, um in diesem hineinzukommen war lange, es wären mindestens 35 – 45 Minuten Anstellzeit erforderlich gewesen. Wir begnügten uns vorläufig mit einem Rundgang um diesen herrlichen Dom. Auch ins Baptisterium lugten wir nur hinein, dafür wären Tickets erforderlich gewesen. Außerdem stellten wir fest, dass sich drinnen einiges „in restauro“ befand. Das Baptisterium San Giovanni ist die Taufkirche des Doms von Florenz. Die Kirche wurde jedoch im 11. Jahrhundert geweiht. Das oktogonale Bauwerk wurde lange für einen alten Marstempel gehalten.

Jetzt wurde es zeitlich langsam eng. Wir mussten zum Parkplatz zurück, unsere Zeit in Florenz war diesmal abgelaufen.  

Spazieren in Florenz

Sind wir so?

Nein so sind wir nicht (alle)!

Also, ich weiß nicht? Die Mehrzahl der Menschen, die ich kenne, ist vernünftig, einsichtig, gesprächsbereit. Wir sind nicht immer einer Meinung, aber entweder wir diskutieren, und lassen die unterschiedlichen Meinungen stehen – und kommen in Zukunft nicht darauf zurück, oder wir können einander überzeugen. Letzteres ist eher selten. Aber unsere Beziehungen leiden nicht darunter.

Worüber sind wir nicht einig?  Da ist einmal die Causa prima: COVID. Die offene Frage ist, ob es etwas anderes als eine „normale“ Grippe ist. Die nächst folgende Frage ist, ob man sich impfen lassen soll oder nicht. Da kann man manchmal schon in Rage geraten, wenn darüber argumentiert wird, ob man Geimpfte bevorzugt, bzw. Ungeimpfte benachteiligt werden sollen. Aber wenn wir die Zahlen betrachten, sind immerhin mehr als 60% der Bevölkerung geimpft, und es kommen – tröpferlweise mehr dazu. Es bedarf halt eines originellen Ansporns – wie Impfung in der Hofburg – am Nationalfeiertag: wieder 300 Personen mehr, oder Impfung im Stephansdom.

Wenn jemand „radikal“ dagegen ist, werden Ansporne nicht helfen. Wenn jemand primär aus „politischen“ Gründen dagegen ist, und andere dazu aufruft, „dagegen“ zu sein, finde ich das verwerflich. So sind aber manche, und sie haben ihre Gefolgschaft. Es wird schwierig sein, sie zu überzeugen, da wird es mehr „der Peitsche, als des Zuckerbrots“ bedürfen. Schon allein um die anderen zu schützen.

Ein weiteres  Problem scheint mir die Spaltung der Menschen zu sein. Unser Herr Bundespräsident hat es als Riss bezeichnet. Vordergründig scheint es um das Verhalten einiger Politiker zu gehen. Ich hüte mich in dieser Causa eine klare Bezeichnung für das Missverhalten abzugeben, das ist Sache der Gerichte. Aber ich glaube, man kann ohne weiteres sagen, dass es sich jetzt einmal umgangssprachlich um Korruption handeln könnte.  Sicher ist das kein neues Phänomen, sicher ist das nicht nur ein österreichisches Phänomen, aber – Korruption etc. hat in der Politik nichts verloren.  

Meine erste Erinnerung an Politskandale war der so genannte Krauland Skandal (1950/51 aufgedeckt). Der Minister für Vermögenssicherung und Wirtschaftsplanung Peter Krauland von der ÖVP hatte jahrelang sukzessive Gelder und Vermögenswerte veruntreut, zum Teil in die eigene Tasche, zum Teil auch an Parteien und Interessensverbände. Der nächste ganz große Schock kam z.B. 1977. Dabei versenkten der Sozialdemokratischen Partei (SPÖ) nahestehende Kreise das Schiff „Lucona“, um Versicherungsbetrug zu begehen. Dabei kamen sechs Besatzungsmitglieder ums Leben, die Folge waren 16 Rücktritte und Verurteilungen (auch aktiver Politiker).

Naheliegenderweise versuchen dabei die Parteien, die in Opposition stehen, diese Skandale dazu zu nutzen, selbst wieder an die Macht zu kommen. Aber mit Demonstrationen mit „… muss weg“, ist noch kein Problem gelöst worden. Es sollten auch nicht Umfragen (möglichst dennoch nicht manipulierte) sein, die zu Neuwahlen führen.

Wir haben derzeit eine funktionierende Regierung, wir haben Gerichte, die vielleicht überlastet sind, die werden halt priorisieren müssen, um die gegenwärtige Krise möglichst prompt aufzuarbeiten.  Inzwischen sollten Konflikte nicht auf der Straße, sondern in Gesprächen gelöst werden. Man sollte – und das ist schon oft gesagt werden, mit den anderen direkt, und nicht über die Medien verhandeln.

Das wünsche ich mir jedenfalls. Es gibt genug Probleme, um die sich alle, nicht nur die Regierenden, kümmern  müssen. Mir fiele dazu einiges ein.

Sind wir so?

Savonarola

Eine Wiederveröffentlichung – aus gegebenem Anlass: Wenn man „Florenz“ denkt, kann man an Savonarola nicht vorbeigehen. Und jetzt bin ich halt in der Toskana

Gestern, später am Abend wurde ein Film über Savonarola gezeigt. (Ihn früher sehen zu können, wäre von Vorteil gewesen, vielleicht statt einiger „Lokal“ Krimis oder den bayrischen Endlosserien, z.B. „der Bulle von Tölz“).

Ich maße mir an, mir ein Urteil über diesen Mönch bilden zu können. Das, was ich gesehen habe, war Fanatismus, Frauenhass und Verbrennung von Kulturgütern. Ich finde, dass dieser Mann – Girolamo (Hieronymus) Savonarola, (*1452; † 1498) ein selbsternannter Bußprediger, extrem ehrgeizig war, auch politische Ziele verfolgte und seine Rolle dem Status der katholischen Kirche verdankte, die damals eine unangreifbare (moralische?) Macht darstellte, die alles beherrschte.  

Zu den Fakten: Seine flammenden Reden gegen die Verkommenheit der herrschenden Schichten wurden von großen Teilen des Volks bejubelt. Er entwickelte sich zu einem gesuchten Prediger, der eine grundlegende Kirchenreform forderte. 1487 wurde er aus Florenz abberufen und setzte sein Predigtwerk in verschiedenen oberitalienischen Städten fort. In ganz Norditalien erzielte er eine erhebliche Massenwirkung.

Nicht nur kirchliche Missstände, sondern auch Reichtum, ungerechte Herrschaft und die Ausrichtung des zeitgenössischen Humanismus an Idealen der Antike prangerte er an. Besonders hatte er es auf (schöne, junge) Frauen abgesehen, denen er Schmuck und Putz abnahm, und ihnen empfahl sich zu verschleiern!

Obwohl von den Medicis (Lorenzo dem Prächtigen und auch von dessen Sohn Piero) stark gefördert, war er schließlich zu einem guten Teil für die Vertreibung eben dieser Medici 1494 aus Florenz verantwortlich.

Letztlich zum Verhängnis wurden Savonarola allerdings die offene Unterstützung König Karls VIII. (* 1470; † 1498 von 1483 bis 1498 König) von Frankreich und sein Kampf gegen Papst Alexander VI. (Rodrigo Borgia; * 1431 ; † 1503, Papst von 1492 bis 1503), der wesentlich machtbewusster handelte als sein Vorgänger Innozenz VIII. Savonarola predigte mit den zu ihm haltenden Dominikanern in Florenz für Frankreich und auf das Drängen der entsprechenden Partei für die Volksregierung.

Im Jahre 1495 untersagte Papst Alexander VI. Savonarola, weiterhin zu predigen. Für kurze Zeit hielt dieser sich auch daran, prangerte aber schon bald wieder die Missstände in der Kirche an.

Savonarola plante den kompletten Umsturz der politischen Machtverhältnisse – und setzt dabei auf Kinder. Savonarolas Kinderpolizei patrouilliert durch die Straßen aber fast unmerklich nahm eine neue Herrschaftsform Gestalt an: der Gottesstaat. 1497 ließ Savonarola große Scharen von Jugendlichen und Kindern durch Florenz ziehen, die im Namen Christi alles beschlagnahmten, was für sie als Symbol für die Verkommenheit der Menschen gedeutet werden konnte. Dazu zählten nicht nur heidnische Schriften (oder solche, die von Savonarola dazu gezählt wurden) oder pornographische Bilder, sondern auch „Luxusgegenstände“ wie Gemälde, Schmuck, Kosmetika, Spiegel, weltliche Musikinstrumente und -noten, Spielkarten, aufwändige Möbel oder teure Kleidungsstücke. Teilweise lieferten die Besitzer diese Dinge auch selbst ab, aus echter „Reue“ oder aus Angst vor Repressalien? 1497 und 1498 wurden all diese Gegenstände auf einem riesigen Scheiterhaufen auf der Piazza della Signoria verbrannt. Der Maler Sandro Botticelli warf einige seiner Bilder selbst in die Flammen. Nicht alle Bürger, auch nicht alle Mönche und Kleriker, unterstützten diese Verbrennungsaktionen.

Ohne den Rückhalt König Karls, aber auch aufgrund der Opposition der alten Eliten sowie der Franziskaner und einiger Dominikaner kam es in Florenz zu einem Stimmungswandel, so dass Savonarolas Anhänger bei den städtischen Wahlen zur Signoria im Frühjahr 1498 die Mehrheit verfehlten. Aber schon 1497 war Savonarola von Papst Alexander VI. als „Häretiker, Schismatiker und Verächter des Hl. Stuhles“ exkommuniziert worden.

Als der Papst vom Magistrat der Stadt unter Androhung des Interdikts für die ganze florentinische Republik forderte, den Bußprediger gefangen zu nehmen, schleppte die aufgebrachte Menge Savonarola aus dem Kloster. Er wurde eingekerkert, gefoltert und zum Tode verurteilt, nachdem er die ihm zur Last gelegten Verfehlungen gestanden hatte. Vor seiner Hinrichtung widerrief er seine Geständnisse, doch man fälschte seine Prozessakte diesbezüglich. Savonarola wurde schließlich vor einer riesigen Menschenmenge gehängt und dann verbrannt. Dies geschah auf der Piazza della Signoria – demselben Platz, auf dem er zuvor die „Verbrennungen der Eitelkeiten“ hatte veranstalten lassen. Am nächsten Tag wurde Savonarolas Asche in den Fluss Arno geworfen.

Die in den Grundzügen von Savonarola geschaffene Volksregierung behauptete sich bis 1512 durch französische Protektion.

Die Evangelische Kirche in Deutschland gedenkt seiner als Märtyrer der Kirche. In der römisch-katholischen Kirche wurde durch Papst Johannes Paul II. 1998 ein Seligsprechungsprozess in Gang gesetzt. Leider kann ich das nicht nachvollziehen.

Niccolò Machiavelli zufolge predigte Savonarola einen Bildersturm und betrieb die Verhetzung von Kindern, die ihre Eltern denunzieren sollten, wobei er demagogisch eiferte, dass der als tolerant geltende Machiavelli ihm religiösidealistische Verblendung attestierte. Zudem sah Machiavelli keinen Sinn in der Zerstörung schöner und wertvoller Sachen, sondern erkannte im späten Wirken von Savonarola nur Destruktives. Die Entscheidung, ein gottgefälliges Leben in Armut zuzubringen, sei nur für jeden Gläubigen selbst zu verantworten, und rechtfertige keinerlei Übergriffe auf Mitbürger und deren Eigentum. Zudem sei Savonarola keiner mäßigenden „Stimme der Vernunft“ zugänglich – sei sie weltlicher oder kirchlicher Herkunft. Eigenmächtigkeiten seiner Lehre (etwa die Erklärung, der Besitz schöner Dinge sei automatisch „verkommen“) und die daraus motivierten Übergriffe führten ja auch zu Savonarolas Untergang.

Diesem Urteil kann ich mich nur anschließen. Obwohl ich gegen Hängen und Verbrennen von Menschen bin, finde ich, dass Savonarolas Schuld in meinen Augen im Verbrennen von Büchern liegt, in seiner extremen Frauenfeindlichkeit, und in seiner Nutzung der mächtigen Stellung der Kirche in dieser Zeit. Aber das entspricht der heutigen Sicht der Dinge.

Savonarola

Gedanken bei einem Spaziergang – durch Olivenhaine

Und ein bisserl florentinische Geschichte

26. Oktober – Nationalfeiertag, diesmal „aus der Ferne“, wir befinden uns nach wie vor in der Umgebung von Florenz. Und wir haben einen Spaziergang gemacht, von unserer Bleibe ausgehend – ein wenig bergauf. Vereinzelte Gebäude, meist aus Stein, ein wenig Ziegeln, wohl ehemalige Bauernhöfe, jetzt Landsitze, zum Teil „vermietbar“. Rundherum nichts al Olivenhaine, in einzelnen davon wird gearbeitet, d.h. die Bäume werden geschnitten und die reifen Oliven heruntergestreift. Ab einer gewissen Höhe erblicken wir die Kuppel des Domes von Florenz und noch ein wenig höher – den ganzen Dom, ja es ist ein wenig diesig, aber die herbstliche Sonne kämpft sich durch. Nur hin und wieder kommt uns ein Auto entgegen, man könnte sie an den Fingern einer Hand abzählen. Und sie sind keine großen SUVs, denn Treibstoff ist und war hier immer schon teuer.

Mich erfreut, dass es noch immer jede Menge Vögel gibt, dafür nehme ich sogar in Kauf, dass einer von ihnen meinen Pullover mit seinen Ausscheidungen trifft.

Wenn ich so die umgebende Landschaft betrachte, hat sich im Laufe der Geschichte eigentlich nicht viel verändert. Naja, früher hat es halt Sklaven und Leibeigene gegeben, heute muss man Traktoren vorliebnehmen. Früher musste man gehen, reiten oder im Ochsen- oder Pferdewagen fahren, um irgendwo hinzukommen; man konnte mit Boten bestenfalls Nachrichten schicken, und es war ungewisse, ob sie ankommen würden.  Heute nehmen wir sogar Handymasten (neben den Zypressen) in Kauf, um von überall telephonieren zu können.

Nach dem Zusammenbruch des Weströmischen Reiches geriet Tuscia in den Sog der Völkerwanderung. Zeitweilig wurde es dann Teil des Byzantinischen Reiches und des Langobardischen Königreiches. Mit der „Pippinischen Schenkung“ (Pippin III., 751 zum König der Franken gewählt, versprach als katholischer König, die von den Langobarden zurückeroberten Gebiete dem Nachfolger Petri zu übereignen. In der Urkunde von Quierzy 754 garantierte er dem Papst das Dukat Rom, das Exarchat Ravenna, die Pentapolis, Tuszien, Venetien, Istrien und die Herzogtümer Spoleto und Benevent als kirchliche Territorien) kam der südliche Teil (in etwa die heutige Provinz Viterbo) 754 zum Patrimonium Petri (Kirchenstaat); der nördliche Teil wurde zur Markgrafschaft Tuszien, die unter den Staufern zusammen mit der Lombardei und der Markgrafschaft Verona das Königreich Italien im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation bildete.

Unter Karl dem Großen wurde der Name „Tuscia“ bzw. „Toscana“ auf die „Tuscia Regni“ eingeengt.

Noch bemerkenswert in dieser Zeit war Matilda, ohne Nachkommen 1115 gestorben, die alle ihre umfangreichen Besitztümer zuerst der Kirche hinterließ, dann aber 1111 den Kaiser zu ihrem Erben einsetzte. Daraus folgte ein langer Streit zwischen den Päpsten, die das Erbe beanspruchten, und den Kaisern, die sich einerseits auf das Erbe von 1111 beriefen, andererseits der Gräfin das Recht absprachen, über kaiserliche Lehen zu verfügen. Der Konflikt um die Mathildischen Güter ermöglichte es den größeren Städten der Toskana, allmählich ihre Unabhängigkeit zu gewinnen. Die wichtigsten dieser toskanischen Republiken waren Florenz, Pisa, Siena, Arezzo, Pistoia und Lucca.

Die florentinische Republik entstand 1115, als das florentinische Volk nach dem Tod von Mathilde von Canossa gegen die Markgrafschaft Toskana rebellierte, die riesige Gebiete kontrollierte, zu denen auch Florenz gehörte. Die Florentiner bildeten an der Stelle ihrer Nachfolger eine Kommune. Die Republik wurde von einem Rat regiert, der als Signoria von Florenz bekannt war. Die Signoria wurde vom Gonfaloniere (Titularherr der Stadt) alle zwei Monate von den Gilden und Zünften in Florenz gewählt.

Die Republik hatte eine wechselvolle Geschichte von Putschen und Gegenputschen gegen verschiedene Fraktionen. Die Familie Medici erhielt 1434 unter Cosimo de’ Medici die Herrschaft über die Stadt. Die Medici verloren die Kontrolle über Florenz 1494. Giovanni de’ Medici (später Papst Leo X.) eroberte 1512 die Republik zurück. Florenz wies 1527 während der Italienischen Kriege zum zweiten Mal die Autorität der Medici zurück. Die Medici nahmen ihre Herrschaft 1531 nach einer 11-monatigen Belagerung der Stadt wieder auf, unterstützt von Kaiser Karl V. Papst Clemens VII., selbst Medici, ernannte seinen Verwandten Alessandro de’ Medici zum ersten Herzog der florentinischen Republik und verwandelte damit die Republik Florenz in eine Erbmonarchie.

Der zweite Herzog, Cosimo I. de’ Medici, errichtete eine starke florentinische Flotte und erweiterte das Territorium, indem er im Bündnis mit Spanien 1559 die Republik Siena eroberte. Im Jahr 1569 erklärte der Papst Cosimo zum ersten Großherzog der Toskana, wodurch die Republik Florenz in das Großherzogtum Toskana überging. Die Medici regierten das Großherzogtum Toskana bis 1737.

Auf ihrem Höhepunkt war die Republik Florenz eine der wirtschaftlichen und kulturellen Zentren Europas und eine Hochburg der Renaissance. Das Mäzenatentum der Medici und weiterer aristokratischer Familien sorgte dafür, dass große architektonische und künstlerische Werke verwirklicht werden konnten. Zu den bekannten Künstlern, Schriftstellern und Gelehrten, die in Florenz wirkten, zählen Leonardo da Vinci, Sandro Botticelli, Michelangelo, Donatello, Giovanni Boccaccio, Filippo Brunelleschi, Filippo Lippi, Fra Angelico, Francesco Petrarca und Dante Alighieri.

Diesbezügliche Detaillierungen folgen!

Gedanken bei einem Spaziergang – durch Olivenhaine