Nur Gerüchte, Desinformation, Spekulationen  oder Fakten?

Und die Suwalki Lücke

Ich kann es nur hoffen – wie viele, viele andere auch: ein direkter Schlagabtausch zwischen Russland und der Nato bleibt weiterhin unwahrscheinlich!

Was mich aber trotzdem verstört, ist, dass so viele Menschen, auf deren Urteil ich vertraue, selbst zugeben, Putin diese derzeitigen Aktionen nie zugetraut hätten. Warum soll er dann nicht auf den berühmten „Roten Knopf“ drücken? Aber schon im Kalten Krieg (1, denn was sich jetzt abspielt kann nur Kalter Kreig 2 sein) funktionierte das nukleare Gleichgewicht des Schreckens, welches die Machtblöcke in Schach halten konnte. Doch die Nato-Allianz muss dennoch auf alle Szenarien vorbereitet sein.

Ich war immer dafür, obwohl es natürlich irrelevant ist, dass man harte Sanktionen einsetzt, dass man Putin Grenzen setzt, um zu verhindern, dass er weiterhin friedliche Nachbarn angreift. Aber ich habe Freunde, die behaupten, der Westen wäre zu weit gegangen, man hätte „es geruhsamer angehen müssen“, man hätte mit diesen harten Reaktionen den „Russischen Bären“ nur gereizt, und zu weiterem harten Vorgehen „gezwungen“. Wohlgemerkt, ich teile diese Ansicht nicht, aber überlege dennoch, ob ein Mensch, der sich eingekreist fühlt, in die Ecke getrieben meint, nicht erst recht beginnt, wild um sich zu schlagen. Ich weiß ja nicht, ob die Gerüchte stimmen, dass Putin Moskau verlassen und sich in einen Bunker im Ural zurückgezogen hätte, so wie weiland Stalin. Man muss schon höllisch aufpassen, nicht den Desinformationen von allen Seiten zu erliegen.

Und weiters lese sich, „dass Litauen sich fürchtet“. Ich denke mir – Litauen ist doch NATO-Mitglied. Aber auch Litauen fühlt sich umklammert. Denn im Rahmen des Aufmarsches hat der Kreml rund 30 000 Soldaten nach Weißrussland und damit in unmittelbare Nähe Litauens gebracht. Auch aus der benachbarten Ostsee-Exklave Kaliningrad droht Russland. Plötzlich sieht sich das Land auf zwei Seiten einer russischen Bedrohung gegenüber: sowohl aus Weißrussland als auch aus der hochgerüsteten russischen Ostsee-Exklave Kaliningrad. Verletzlich wird dadurch besonders die sogenannte Suwalki-Lücke, der rund 90 Kilometer lange gemeinsame Grenzabschnitt mit Polen, der Weißrussland vom russischen Kaliningrad trennt. Würde hier ein russischer Keil hineingetrieben, würde das die drei baltischen Nato-Staaten Litauen, Lettland und Estland vom übrigen Gebiet des Nordatlantikpakts abschneiden und ihre Verteidigung noch schwieriger machen.

Der Grenzabschnitt verläuft zwischen zwei Dreiländerecken über 65,4 km Luftlinie bzw. 100 km am Boden, vom Dreiländereck Litauen-Polen-Belarus im Südosten zum Dreiländereck Litauen-Polen-Russland (Kaliningrad – ehemals Königsberg) im Nordwesten. Die letzten 12 Kilometer im Südosten folgen dem stark mäandrierenden Flusslauf der Marycha, eines linken Nebenflusses der Czarna Hańcza.

Diese Region gilt – insbesondere nach der Krimkrise – als eine der militärisch potentiell entzündlichsten in Europa. Es gäbe Mängel in der Infrastruktur und Organisation, die die NATO-Staaten an einer schnellen Reaktion im Falle der Bedrohung des Gebiets hindern. Russland und Belarus könnten im Falle eines möglichen militärischen Konflikts mit NATO-Staaten Interesse an einer Besetzung des Gebietes haben, um die baltischen Staaten vom NATO-Partner Polen zu isolieren. Von Experten wird befürchtet, dass die transatlantische Allianz im Fall eines russischen Angriffs nur 36 bis 60 Stunden lang den Nachschub über den Korridor sicherstellen können, bis die baltischen Hauptstädte besetzt und das Baltikum isoliert seien. Allerdings stationierte die NATO  2016 vier Bataillone in dem Gebiet und bezog es in ihre Großübung Anakonda 16 ein.

Bei der Übung „Winter 20“ der polnischen Streitkräfte im Winter 2020/21 wurde ein All-Out-Szenario angesetzt. Hier gelang es der russischen Armee zur Überraschung der Planer, Polen innerhalb von fünf Tagen zu überrollen, bei größten Verlusten innerhalb der polnischen Streitkräfte. Na hoffentlich hat man daraus gelernt und die richtigen Schlüsse gezogen – und auch Vorkehrungen umgesetzt.

Jetzt haben wir COVID-19 kaum hinter uns – wobei wir sehr viel lernen mussten, jetzt kommen weitere Aspekte dazu, von denen wir bisher nichts gewusst haben. Hoffentlich bleibt es nur dabei!

Nur Gerüchte, Desinformation, Spekulationen  oder Fakten?

Heute ist Rosenmontag. Heuer am 28. Februar 2022

Und wir alle tragen Maske!

Woher soll eigentlich dieses Wort „Maske“ kommen?  Wie vieles bei uns aus dem Arabischen: masḫara ‚Narr, Posse, Hänselei, Scherz. Es handelt sich um eine Gesichtsbedeckung, die meist in Theater und Kunst sowie zu rituellen und religiösen Zwecken, häufig durch eine Verkleidung oder Kostümierung ergänzt, verwendet wird. Als Schutzmaske kann sie dem Schutz des Gesichts oder Teilen davon dienen. Die Bezeichnung Maske wird allgemein auch für eine Verhüllung des Körpers verwendet, von der Halbmaske bis zur Ganzkörpermaske. Bei Theater und Film wird der Arbeitsbereich von Maskenbildnern als „die Maske“ bezeichnet, ihre Tätigkeit als „Maske machen“, dazu gehört vor allem das Schminken.

Ihrem Ursprung nach waren Masken vor dem Gesicht getragene plastische Gebilde aus natürlichen Materialien wie Pflanzenteilen, Leder, Holz, Ton oder Tuch. In neuerer Zeit werden Masken vorwiegend aus Kunststoffen hergestellt. Eine Maske kann sehr unterschiedliche Aufgaben in verschiedenen Zusammenhängen erfüllen, so kann sich ihr Träger mit ihrer Hilfe in eine dargestellte Figur verwandeln (siehe beispielsweise Tierrollenspiel), oder die Maskierung ermöglicht die Einübung neuer oder übernommener sozialer Rollen.

Seit der Antike werden auch Totenmasken angefertigt. Im Gegensatz zur heutigen Verwendung als Erinnerung an den Gestorbenen sollten sie ursprünglich Unheil abwehren oder hatten eine spirituelle Funktion. Das berühmteste Beispiel hierfür ist wohl die Totenmaske des Tutanchamun. Manche Maskierungen sollen dem rituellen Schutz des Trägers dienen. Maskenhafte dämonische Fratzengesichter und Schreckbilder finden sich auch in der Architektur mittelalterlicher Kirchen, z. B. in Form von Blattmasken (Gorgonenhaupt); sie sollen apotropäische – abwehrende – Wirkung haben und daher Unheil abwenden.

Und nun zum Rosenmontag: Nachdem Napoleon karnevalistisches Treiben besonders im Rheinland rigoros unterbunden hatte, sollte der Karneval nach dem Wiener Kongress 1815 reformiert werden. Dazu gründete sich 1823 in Köln das sogenannte Festordnende Komitee, dessen jährliche Hauptversammlung in der Fastenzeit, am Tag nach dem Sonntag Laetare (darüber habe 2017 geschrieben: https://christachorherr.wordpress.com/2017/03/26/laetare-freue-dich/), stattfand. Der Sonntag Laetare wurde seit dem 11. Jahrhundert regional auch „Rosensonntag“ genannt, da der Papst an diesem Tag eine Goldene Rose segnete und einer verdienten Persönlichkeit überreichte. Nach seinem jährlichen Sitzungstermin nannte man das „Festordnende Komitee“ auch „Rosenmontagsgesellschaft“.

Eine andere Erklärung verfolgt das Deutsche Wörterbuch von Jakob und Wilhelm Grimm. Hiernach sei die Bezeichnung Rosenmontag aus dem Mittelhochdeutschen von „Rasenmontag“, dem „rasenden Montag“ abgeleitet. Das Deutsche Wörterbuch führt die Bezeichnung auf „rasen“, in der kölschenen Sprache als „rose“ für „tollen“, zurück.

Früher, als ich noch im Bereich Bank arbeitete und es noch eine Filiale in München gab, war man gut beraten, nicht am Rosenmontag oder Faschingsdienstag Termine auszumachen oder anzurufen. Dabei ist aber München nicht die Hochburg des Faschings in Deutschland. Den würde man wohl eher in Köln verorten.

Und selbst bei uns in Wien war es üblich in einem Faschingskostüm an diesen Tagen zu arbeiten. Man verkleidete sich genussvoll. Masken wurden dabei eher nicht getragen.

Die werden aber in Venedig im Fasching getragen – ansonsten kann man sie als Souvenirs dort in Geschäften kaufen. Der historische Karneval in Venedig ist mit seinen Masken, Tierkämpfen, Herkulesspielen und Feuerwerken der bekannteste neben denen von Florenz und Rom. Ausgehend von den italienischen Fürstenhöfen entwickelten sich seit dem Spätmittelalter immer prunkvollere und aufwändigere Formen des Karnevals. Im Allgemeinen dauerte das Fest von Epiphania (6. Januar) bis zum Beginn der Fastenzeit am Aschermittwoch. Der Ursprung des venezianischen Karnevals geht auf die Saturnalien der Antike und damit Gebräuche und Festlichkeiten von vor der Fastenzeit, bis in das 12. Jahrhundert zurück. Man feierte bis 1797 alljährlich den Sieg Venedigs über Aquileia im Jahr 1162. In Venedig feierte man den Karneval vom Stefanitag (26. Dezember) an. Bis 1796 folgte ihm während der Himmelfahrtsmesse stets ein frohes Fest. (Über den Karneval habe ich schon 2017 recht ausführlich geschrieben: https://christachorherr.wordpress.com/2017/02/26/carne-vale/)

Aber jetzt zu unseren heutigen Masken. Ja, jetzt tragen wir alle Masken, aber keine Faschingsmasken, sondern den so genannten Mund- Nasen-Schutz, wir tragen ihn schon fast 2 Jahre, und werden ihn wahrscheinlich auch weiterhin noch ein Weilchen tragen müssen. Selbstverständlich trage ich sie, sicher dort überall, wo es geboten ist, aber auch dort, wo ich es für sinnvoll halte. Ich glaube, dass die Masken wirklich vor Corona schützen. Aber bei aller Nützlichkeit: man erkennt Menschen viel schwerer. Man merkt leider nicht, wenn jemand lächelt – und ein wenig Freundlichkeit täte uns doch so gut.

Ja, es gibt neben den faden weißen Masken auch bunte, gemusterte, mit Logos versehene, aber es bleiben immer noch Masken. Nicht alle tragen sie ordnungsgemäß, oft hängen sie herunter und sind daher eigentlich sinnlos. Wenn sie gerade nicht benötigt werden, werden sie um das Handgelenk geschlungen, heruntergeschoben, manche tragen sie dann an Bändern und Kettchen, oder am Kopf. Zierde, so finde ich, sie sie nun wirklich nicht.

Heute tragen wir sicher Maske, aber kein Faschingskostüm – es ist uns auch nicht zum Feiern, in diesen Tagen.

Heute ist Rosenmontag. Heuer am 28. Februar 2022

Przemyśl, die Stadt, die jetzt vielen Ukrainern Zuflucht bietet

 Wir sehen es im Fernsehen: viele ukrainische Familien – meist ohne Väter – kommen total erschöpft endlich nach langer Flucht in Przemyśl an. Hier fühlen sie sich wohl erstmals sicher – und dann wird eine Weiterverteilung vorgenommen. Ich wünsche ihnen allen, dass diese Flucht nicht allzu lange dauern wird, und sie dann in ihre ebenfalls hoffentlich im Wesentlichen unzerstörte Heimat zurückkehren können.

Zu Przemyśl ist mir aber einiges eingefallen (schließlich habe ich irgendwann – aber vor langer Zeit – das Buch von Barbara Tuchman, August 1914 gelesen): Przemyśl kam 1772 nach der ersten Teilung Polens zum Kronland Galizien der Habsburgermonarchie. 1854 wurde es Sitz der Bezirkshauptmannschaft des Bezirks Przemyśl, 1867 wurde noch ein Bezirksgericht errichtet.

Kurz vor dem Ersten Weltkrieg war die Bevölkerung in Przemyśl auf 54.000 Menschen angewachsen, von denen 30 % Juden waren.

In den letzten Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg wurde die ganze Stadt zu einer Festung gegen die sich entwickelnde Bedrohung durch das Russische Reich ausgebaut (äußerer Festungsring: 45 km). 1914 waren über 140.000 Soldaten dort stationiert. Ab etwa Mitte September 1914 geriet die Festung unter wachsenden Druck durch die russische Armee. Andauernd bis zur Einnahme durch russische Truppen im März 1915, gilt die Belagerung von Przemyśl als größte Belagerung des Ersten Weltkriegs. Die Bedeutung der Festung war so hoch, dass sie damals sogar durch den russischen Zaren besucht wurde. Im Juni 1915 folgte die Rückeroberung durch österreich-ungarische und deutsche Truppen im Zuge der Schlacht von Gorlice-Tarnów. Die meisten Verteidiger der Festung waren damals Ungarn.

Przemyśl wurde erstmals im Jahre 981 erwähnt, als Großfürst Wladimir I. die ljachische Burg Peremyschl eroberte. In den Jahren von 1085 bis 1141 war es das Zentrum eines eigenständigen ruthenischen bzw. russischen Teilfürstentums. 1240 wurde es von Mongolen zerstört.

Erste Zeichen jüdischer Ansiedlung stammen aus dem 11. Jahrhundert. Nachdem die Juden 1367 unter Kazimir dem Großen und später 1559 von Sigismund II. August bestätigt, in Przemyśl Wohnrecht erhielten – wenn auch außerhalb der Stadtmauern – wurde aus der anfänglich kleinen Gemeinde eine bedeutende jüdische Gemeinschaft mit Schulen, Krankenhäusern, Synagogen. 1869 machten sie mit 5962 Mitgliedern 41 % der Stadtbevölkerung aus; zu diesem Zeitpunkt waren sie bereits voll berechtigte Stadtbürger.

1340 wurde Przemyśl wie das gesamte Rotruthenien schrittweise von König Kasimir I. für das Königreich Polen in Besitz genommen (Kasimir I. erwarb Erbrechte an Rotruthenien von Fürst Bolesław Georg II.). Im Jahr 1375 gab es in Przemyśl eine der ca. 20 römisch-katholischen Kirchen im Bistum Przemyśl, sowie zwei aus drei römisch-katholischen Klöstern (Franziskaner und Dominikaner). 1389 bekam Przemyśl Stadtrecht nach Magdeburger Recht. Seit 1434 war es Sitz des Przemyśler Landes (Verwaltungseinheit der Polnisch-litauischen Adelsrepublik in der Woiwodschaft Ruthenien von 1434 bis 1772.)

Aber auch im Zweiten Weltkrieg war Przemyśl hart betroffen: Die Stadt wurde bereits am 15. September 1939 zunächst komplett von deutschen Truppen besetzt. Nach dem sowjetischen Einmarschs am 17. September 1939 und der damit begonnenen Besetzung Ostpolens zogen sich am 28. September 1939 gemäß dem Grenz- und Freundschaftsvertrag die deutschen Truppen hinter den San zurück, welcher fortan die Grenzlinie der deutsch-sowjetischen Interessensphäre bildete. Dabei wurde die Stadt geteilt: alle Gebiete nördlich des San kamen faktisch unter Verwaltung des Deutschen Reichs innerhalb des neugegründeten Generalgouvernements, der Rest der Stadt wurde der Roten Armee übergeben. Vor der Übergabe verübte eine Einsatzgruppe eine Massenerschießung an Juden. Daran nahmen auch Soldaten der Wehrmacht teil, obwohl der Oberbefehlshaber des Heeres von Brauchitsch dies in einem Befehl vom 24. September 1939 verboten hatte. Innerhalb der Sowjetunion wurde der nun Peremyschl genannte Ort südlich des San zur Hauptstadt eines gleichnamigen Ujesd Peremyschl.

Der dem Generalgouvernement zugeordnete nördliche Teil der Stadt wurde spätestens ab dem 13. Juli 1940 offiziell als Deutsch Przemysl bezeichnet und bildete innerhalb des neu geschaffenen Generalgouvernements im Distrikt Krakau eine kreisfreie Stadt, welche bis dahin der Kreishauptmannschaft Jaroslau zugeordnet war.

Kurz nach dem Beginn des Unternehmen Barbarossa am 22. Juni 1941 wurde auch der sowjetische Teil der Stadt durch die Wehrmacht erobert und am 15. November 1941 eine erneute Gemeindereform vorgenommen. An diesem Tag wurde die Kreishauptmannschaft und der Gemeindeverband Przemysl im Generalgouvernement, Distrikt Krakau, gegründet. Die Stadt wurde ein Teil des Generalgouvernements (bzw. des Distrikts Galizien).

Und nun bietet die Stadt den geflohene Ukrainern Zuflucht und Schutz!

Danke

Przemyśl, die Stadt, die jetzt vielen Ukrainern Zuflucht bietet

Gedanken zur Zeit der russischen Besatzung von Teilen von Österreich

Immer habe ich in der Zeit bei der Querung der Enns (Zonengrenze) gezittert

Heute, 27. Februar 2022 ist Faschingssonntag. Man merkt es nur nicht! Ich habe mir zur Feier des Tages einen Jour-Krapfen gekauft (das ist ein kleiner Krapfen). Und ansonsten wartet man auf Nachrichten aus der Ukraine – und Russland.  Man soll ja wirklich nicht alles glauben, was so über die Medien flutscht, aber dass „Vladimir Putin puts Russian Army nuclear forces on high alert“ gesetzt hätte, erschreckt schon einigermaßen. Wenn es wirklich der Wahrheit entspricht, kann das bedeuten, dass er mit dem Vormarsch in der Ukraine in Bedrängnis geraten ist, oder dass er sich für die Sanktionen rächen will. Aber ich lasse die Spekulationen, denn dagegen kann ich eh nichts tun.

Ich denke an die Zivilbevölkerung jenes Teiles der Ukraine, die bereits jetzt oder auch später unter russischer Besatzung lebt oder leben wird. Denn ich habe sie erlebt, die sowjetische Besatzung von 1945 bis 1955.

Es war Frühling 1945, die amerikanische Armee hatte Pregarten im Mühlviertel befreit. Da sich der Ort ergeben hatte, kam es zu keinen Problemen. Dann aber mussten sich die Amerikaner zurückziehen und die Russen übernahmen den Ort. Ich hatte selbst so eine Übergabe erlebt. Wir wohnten in einer Hammerschmiede an dem Fluss Aist. Über eine Brücke dort zogen sich die Amerikaner zurück und die Russen übernahmen.

Für Frauen begann eine schwierige Zeit. Da unsere Hammerschmiede eher einsam lag, verließen meine Mutter und ich (damals 10 Jahre alt) am Nachmittag unsere Unterkunft und schliefen – zusammen mit anderen Frauen und Kindern in einem großen Haus im Ort selbst, das von Veteranen bewacht wurde. Später blieben wir dann doch wieder „zu Hause“. Ich erinnere mich an eine Nacht, als (wahrscheinlich betrunkene) russische Soldaten mit der „Puschka“ (Gewehr) an unsere Tür pumperten, und „Frau, Frau“ riefen. Die Tür hielt Stand. (Damals, als 10-jähriges Mädchen habe ich, meine Mutter in große Verlegenheit gebracht, als ich sie gefragt habe, was eigentlich Vergewaltigen hieße.)

Ein andermal kamen die Russen zu dritt in der Nacht mit einem Durchsuchungsbefehl. Meine Mutter und ich bewohnten nur ein Zimmer des Obergeschosses, sie durchwühlten den gesamten Oberstock. In einer Truhe (außerhalb unseres Zimmers) hatte eine Linzer Familie Gewand „ausgelagert“. Darunter war auch eine SS-Uniform eines Offiziers. Wir fürchteten gleich erschossen zu werden. Wie es meiner Mutter gelang, zu erklären, dass das nicht uns gehört, weiß ich nicht mehr. Aber wir sind davongekommen.

Wir mussten unser Wasser aus einer Quelle holen, die ca. 50 m (in meiner Erinnerung) vom Haus entfernt lag. Eines Tages – während dieser russischen Zeit – lag ein erschossenes Pferd neben dieser Quelle, und seine Verwesungssäfte rannen hinein. Ob das Absicht oder Zufall war, weiß ich nicht. Aber wir mussten nun das Wasser aus der Quelle eines benachbarten Bauernhofes holen, der sich mehr als 300 m entfernt lag. Die Frauen der Hammerschmiede holten von dort Wasser nur im Konvoi!

Wir hatten ein paar Lebensmittel in einer Hütte im Boden vergraben. Russen brachen die Hütte auf, stocherten mit ihren Bajonetten im Boden und fanden das Glas mit den in Kalk eingelegten Eiern. Triumphierend schleppten sie das Glas in die Küche, und meine Mutter mussten aus allen noch nicht zerbrochenen Eiern eine Eierspeis für sie machen.

Mir hatte ein fliehender deutscher Soldat während der Auflösung der deutschen Verbände in Fahrrad geschenkt. Wir hatten es vor Ankunft der Russen im Heu versteckt. Selbstverständlich haben sie es gefunden und weggeschleppt. Ich bin später nie wieder zu einem eigenen Rad gekommen.

In einem Zimmer in unserem Obergeschoss wurde ein russischer Offizier einquartiert. Das hat uns dann eigentlich beschützt. Beim Aufräumen hat meine Mutter dort ein langes Messer auf dem Kasten gefunden. Hat er sich vor uns genauso gefürchtet, wie wir vor ihm?

Meine Mutter wurde zum Arbeiten für die Russen „eingezogen“, sie musste, wie die anderen Frauen im Ort, für die Russen kochen oder Wäsche waschen. Es wurde nicht differenziert, alle wurden als „Nazis“ bezeichnet.

Diese meine Erinnerungen stammen aus der unmittelbaren Nachkriegszeit. In Wien habe ich nie in der Russenzone gewohnt, noch bin ich dort in die Schule gegangen. Aber Angst habe ich immer gehabt, wenn ich an Gebäuden vorbei gegangen bin, in denen „die Russen“ wohnten (z.B. Hotel Imperial, Grand Hotel), wobei ich sagen muss, dass es dort keinerlei Grund zum Fürchten für mich gegeben hat.

Russische Soldaten haben mir sehr lange Angst eingejagt, bei der ersten Moskaureise meines Mannes und mir, habe ich vor den Soldaten, die Im Flughafengebäude Dienst taten, so gefürchtet, dass ich am liebsten sofort wieder zurückgeflogen wäre.

Der Iwan, der Russische Bär sind so viele Jahre danach (und jetzt schon wieder) Schreckgespenster.

Gedanken zur Zeit der russischen Besatzung von Teilen von Österreich

Fürchtet Euch nicht!

Als Kinder haben wir ein Spiel gespielt, das hieß: wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann. Das wird wohl heute nicht mehr gespielt, denn der „schwarze Mann“ würde sicher als Afrikaner gedeutet, was er/sie für uns nie und nimmer war. Jedenfalls dabei steht der „schwarze Mann“ zum Beispiel am anderen Ende eines Spielfelds. Er ruft „Wer hat Angst vorm schwarzen Mann? “, während seine Gegner rufen „Niemand“. Auch heute sollte auf unserem Spielfeld Europa gerufen werden: wer fürchtet sich vor Wladimir Putin, und wir alle sollten antworten: NIEMAND!

„Fürchtet Euch nicht!“ Es steht oft genug in der Bibel, aber selbst wenn Sie daran nicht glauben, stimmt es für unsere derzeitige Situation. Denn Ihre Furcht gibt dem Gegner – Angreifer Macht über Sie. Und das können wir nicht zulassen. Also beißen wir die Zähne zusammen, akzeptieren wir, dass Öl und Gas, und somit alles was daran hängt – und das ist die gesamte Wirtschaft, teurer werden wird, fürchten wir nicht, dass wir zu wenig Getreide haben werden, es wird weniger Brot gebacken werden, und wir werden weniger wegwerfen. Fürchten wir nicht, dass die Schweinderln zu wenig Futter haben werden, dann wir es halt weniger Schweinderln geben – es ist weder gut für uns noch für die Umwelt viel Fleisch zu essen.

Fürchten wir uns nicht, dass die 427 km, die uns von der Ukraine trennen, für Panzer und Granaten schnell überwunden sein könnten – sondern denken wir drüber nach, wie wir uns besser schützen/wehren können. Lange haben die Amerikaner den Europäern gepredigt, dass sie endlich mehr ihres Bruttonationalproduktes für Abwehr ausgeben müssten, naja jetzt sehen wir es selbst ein.

Aber tun wir das in Europa nicht jeder für sich selbst, sondern koordinieren wir unsere diesbezüglichen Anstrengungen. In der Verteidigung unserer Heimat (und ich sehe die EU als Heimat in diesem Falle an) muss es eine gemeinsame Sprache geben, und jeder muss sich darauf konzentrieren können, was er am besten kann. Also verzetteln wir uns nicht. Und bitte in dieser Situation sollte jetzt keiner versuchen, sich darum herumzudrücken und sich auf die Neutralität zu beziehen.

Und wir sollten uns besinnen, dass Kriege nicht nur mit Panzern und Raketen (oder Flugzeugen und Bomben) geführt werden, sondern dass es auch Informationskriege gibt, in die wir endlich aktiv investieren sollten und dass wir gar nicht besonders gut im Cyberkrieg-Führen sind (wir sind nicht einmal gut in Cyberkrieg-Abwehren – oder irre ich da?)

Ja, wie ich heute im Radio gehört habe, die „Goldenen dreißig Jahre“ nach dem Fall der Mauer (und darauffolgende Ereignisse) sind vorbei.   Es ist eine neue Zeit angebrochen und je schneller wir uns daran gewöhnen, desto besser wird es uns in dieser kommenden Zeit gehen.

Wladimir Putin will nicht einmal die Sowjetunion wiederherstellen, nein, sein Traum ist die Herstellung des alten (zaristischen) Russlands – in seiner gesamten Ausdehnung, mit ihm als Zaren, den er wohl schon ist. Seinen Hof bilden die Oligarchen und (in Personalunion) seine alten KGB Kumpel. (Ein wenig erinnert er darin einem anderen Autokraten: Recep Tayyip Erdogan, dessen Traum es auch ist, das Osmanische Reich wieder zu errichten.)

Sie werden, sie müssen scheitern, denn niemand will „alte Reiche wiederherstellen“, sicher nicht die Menschen die heute dort wohnen. Sie wollen Frieden, sie wollen Wohlstand, sie wollen Demokratie und Freiheit, ihr Leben so zu gestalten, dass es ihnen, sowie ihren Familien und Freunden, aber ihren Nachbarn gut geht. Das trifft für Russland, die Türkei, für Tschetschenien, für Georgien, aber auch für die Ukraine und übrigens uns alle zu.

Man kann vom unterdrückten, geknebelten Gegner nicht Unterwerfung fordern, sondern muss Kompromisse eingehen, man muss „den Andern“ Luft zum Atmen geben.  

Ja, es stimmt, all das hätten wir uns schon viel früher überlegen müssen, wir hätten nicht zulassen dürfen, dass Putin mit dem „Krim-Schmäh“ davonkommt, solange er auf keinen Widerstand stößt, wird „Big Bad Vlad Putin“ (wie er in den USA genannt wird) weiter seinen Traum verfolgen. Fox News meint bereits, dass er sein Kriegsziel nicht erreicht hat, dass es bereits gravierende Nachschubprobleme gibt – aber diese „Informationen“ könnte man vielleicht unter „psychologische Kriegsführung“ einordnen.  

Also fürchten wir uns nicht, aber bereiten wir uns vor und stecken wir bitte nicht den Kopf in den Sand.

Fürchtet Euch nicht!

Gedanken bei einem Besuch der Kaiserlichen Schatzkammer

Und weil es wirklich nicht geht, dass ich nur vor dem Fernseher sitze, und schau‘ was in der Ukraine passiert, und dann erbost darüberschreibe, habe ich mich auf den Weg in die Kaiserliche Schatzkammer gemacht – einfach um mich zu erfreuen.

Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal hier war. Sicher habe ich als Schulkind die Schatzkammer besucht. Aber wahrscheinlich auch später, meist mit Besuchern – aus den USA. Es vieles und sehr, sehr schönes, besonders Wertvolles dort zu sehen. Mir war’s diesmal für einen Besuch fast zu viel. Ich hätte eine Pause gebracht, und wahrscheinlich einen Kaffee mit einem Kipferl, dazwischen. Also werde ich wiederkommen, denn das Burgundische Erbe und die Geistliche Schatzkammer waren für diesmal zu viel für mich.

Da habe ich nur das Einhorn wieder erkannt, und wahrscheinlich auch nur deshalb hingeschaut, weil meine jüngste Enkeltochter Einhörner so mag. Es wird sie enttäuschen, wenn sie lernen wird, dass das „nur“ ein Narwal Stoßzahn ist. Aber sie ist nicht die Einzige, die an das Einhorn glaubte und glaubt.

Erinnert habe ich mich auch an das Thron-Wiegenbett des Königs von Rom. Das kommt wahrscheinlich daher, dass ich mich in meiner Jugend sehr für den Herzog von Reichstatt interessiert habe. Napoleon Franz Joseph Karl Bonaparte (* 20. März 1811 im Tuilerien-Palast in Paris; † 22. Juli 1832 in Schloss Schönbrunn bei Wien) war der einzige legitime männliche Nachkomme Napoleon Bonapartes; er stammte aus dessen zweiter Ehe mit Marie-Louise von Österreich. Als kaiserlicher Kronprinz von Frankreich trug er seit 1811 den Titel König von Rom. Nach Napoleons Sturz führte er 1814 bis 1817 den von seiner Mutter abgeleiteten Titel Prinz von Parma. Während der Herrschaft der Hundert Tage wurde er für kurze Zeit wieder französischer Prince impérial und war nach der endgültigen Abdankung seines Vaters als Napoleon II. vom 22. Juni bis zum 7. Juli 1815 titularischer Kaiser der Franzosen; dieser Anspruch erlosch jedoch schon am 8. Juli mit der Restauration des Königreichs durch Ludwig XVIII. 1818 wurde er von seinem Großvater mütterlicherseits, Kaiser Franz I. von Österreich, zum Herzog von Reichstadt ernannt. Er wurde nur 21 Jahre alt.

Gesucht (und gefunden) habe ich den Krönungsmantel, der zu den Reichskleinodien des Heiligen Römischen Reiches gehört. Er ist das Hauptstück des Krönungsornates der römisch-deutschen Kaiser. Die arabisch-normannische Arbeit aus einer sizilianischen Werkstatt des 12. Jahrhunderts wurde vom 13. Jahrhundert bis zum Ende des alten Reiches für die meisten Krönungen der römisch-deutschen Kaiser verwendet. Zusammen ist er mit den anderen Krönungsinsignien wie Reichskrone, Reichsschwert und Reichsapfel ausgestellt.

Die äußere Gestalt des Krönungsmantels spiegelt die verschiedenen kulturellen Einflüsse wider, die das Sizilien des 12. Jahrhunderts prägten: die der lateinischen und der griechisch-byzantinischen Christenheit und des Islam. Die ornamentalen Stickereien sind Manifestationen königlicher Macht: zwei spiegelbildlich dargestellte Löwen, jeder ein Kamel schlagend. Zwischen den beiden Löwen erhebt sich eine stilisierte Palme in der Art eines Lebensbaumes. Die ursprünglich altorientalischen Motive wurden der islamischen Kunst entlehnt. Dem Mantelsaum folgend, ist eine kufische Inschrift mit guten Wünschen für den Träger des Mantels aufgestickt. „(Dieser Mantel) gehört zu dem, was in der königlichen Werkstatt (ḫizāna) gearbeitet wurde, in der das Glück und die Ehre, der Wohlstand und die Vollendung, das Verdienst und die Auszeichnung ihren Sitz haben, hier in der königlichen Werkstatt, die sich guter Aufnahme, herrlichen Gedeihens, großer Freigebigkeit und hohen Glanzes, Ruhmes und prächtiger Ausstattung und der Erfüllung der Wünsche und Hoffnungen erfreuen möge; hier, wo die Tage und Nächte im Vergnügen dahingehen mögen, ohne Ende und Veränderung; im Gefühle der Ehre, der Anhänglichkeit und fördernden Teilnahme im Glück und in der Erhaltung der Wohlfahrt, der Unterstützung und gehörigen Betriebsamkeit; in der Hauptstadt Siziliens im Jahre 528 der Hedschra.“

Roger II. von Sizilien, aus der normannischen Dynastie Hauteville, war ein Mäzen der Künste und der Literatur. Er versammelte an seinem Hof in Palermo arabische und byzantinische Gelehrte, Dichter und Kunsthandwerker. Der Mantel wurde wahrscheinlich in der berühmten königlichen Werkstatt für Roger gefertigt, in der die normannischen Könige von Sizilien traditionell ihren Repräsentativschmuck fertigen ließen.

Diese Vielfalt ergab sich aus der damaligen ethnischen Zusammensetzung der Bevölkerung Siziliens aus Lateinern, Griechen und Arabern, ebenso wie aus dem Nebeneinander von römisch-katholischen, griechisch-orthodoxen, muslimischen und jüdischen Gläubigen. Alle diese Volks- und Religionsgruppen waren in den königlichen Werkstätten vertreten. So schufen die griechisch-byzantinischen Handwerker Goldschmiedearbeiten und Textilien. Die Arbeiten mit Elfenbein, der Bronzeguss und eben die Stickerei waren die Domäne der sarazenischen Künstler. In der Architektur dieser Zeit wird die Zusammenarbeit dieser Bevölkerungsgruppen in dem Arabisch-byzantinisch-normannischen Baustil sichtbar.

Genau dieses gleichwertige Zusammenarbeiten von römisch-katholischen, griechisch-orthodoxen, muslimischen und jüdischen Gläubigen hat mich immer schon interessiert, egal wo es aufgetreten ist, sei es in Toledo, sei es in Bagdad. Es hat zu Hochkulturen geführt, und ist ein Ideal, das meiner Meinung nach auch heue angestrebt werden sollte.  Schön, dass das in einem Krönungsmantel des Heiligen Römischen Reiches sichtbar wird.

Gedanken bei einem Besuch der Kaiserlichen Schatzkammer

Das Leben in der EU nach dem Einmarsch der Russen in die Ukraine

Hören Sie auch die Glocken des großen Turms von Kiew (Bilder einer Ausstellung von Modest Mussorgski aus dem Jahre 1874), wenn Sie jetzt Nachrichten über Kiew hören oder lesen? Ja, wir sind alle empört, und auf der Seite der Ukraine, ja und sonst?

Bei uns geht ja das Leben so weiter wie bisher. Oder? Na, schau ‘n Sie sich um!

Aber vielleicht doch nicht, weil wenn wir diesen Angriff auf Freiheit und Demokratie tolerieren, dann wird Putin nicht aufhören. Wo sind seine Grenzen, wenn wir sie nicht setzen. Sanktionen haben noch nie geholfen, es geht halt dann den Leuten in dem betroffenen Land schlechter! Und wenn wir zu aufmüpfig werden, dann wird uns Putin bestrafen – und das fürchten wir ja. Natürlich ist mir klar, dass Russland eine Atommacht ist und in der EU verfügt nur mehr Frankreich (nach dem Brexit) über Atomwaffen, in der NATO allerdings schaut das wieder anders aus. Aber ich hoffe, dass auch Putin nicht auf die absurde Idee kommt, Atomwaffen in diesem Krieg gegen die Ukraine gegen die EU einzusetzen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wirft den europäischen Staaten unterdessen vor, zu langsam und unzureichend auf den russischen Angriff auf sein Land zu reagieren. „Europa ist stark genug, um diese Aggression aufzuhalten“, erklärte er. Wir sollten ihm zumindest eine Perspektive geben: Beitritt der Ukraine in 10 Jahren (ich weiß auch, dass das Putin provozieren würde).  

Die russische Regierung räumt ein, dass die Sanktionen Probleme bereiten werden. Diese Probleme würden aber gelöst, wird erklärt. Russland habe seine Abhängigkeit von ausländischen Importen bewusst reduziert, um sich gegen Sanktionsdrohungen zu wappnen.

Wie schauen diese Sanktionen nun aus: die USA werden Strafmaßnahmen gegen mehrere russische Banken sowie Exportkontrollen setzen, die angeblich „mehr als die Hälfte der High-Tech-Importe Russlands abschneiden“ werden. Die EU-Sanktionen betreffen den russischen Finanz-, Energie- und Transportsektor, den Export von Dual-Use-Gütern, die für zivile und militärische Zwecke genutzt werden können, die Visa-Vergabe für russische Staatsbürger sowie eine Reihe „russischer Einzelpersonen“. Das Einfrieren der Vermögenswerte von Putin und dessen Außenminister Lawrow im Ausland ist ebenfalls erfolgt (ich kann mir nicht vorstellen, dass das so einfach ist).

Putin wird die Gas-Keule schwingen.  Er wird kein oder weniger Gas liefern. Ich bin sicher, auf dem Markt wird Gas vorhanden sein, teurer wird es halt sein, viel teurer.  Vielleicht werden wir nicht angenehme 23° Grad in der Wohnung haben können (wie es mir zugegebenermaßen passt), sondern vielleicht nur 21° oder gar weniger? Ich habe es erlebt, auch, dass nicht die ganze Wohnung geheizt ist, sondern nur die Räume in denen man sich grad aufhält, nächtens halt gar nicht. Daran kann man sich gewöhnen.

Wir beziehen nicht nur Gas aus Russland, sondern aus der Ukraine auch Weizen. Allerdings spielte die Ukraine als direkter Weizenlieferant für Österreich zuletzt also keine besonders große Rolle. Gehandelt wird dieser wichtige Rohstoff hauptsächlich an Börsen. Die Ukraine wollte ihren Angaben zufolge, voriges Jahr an die 74 Millionen Getreide ernten. Das hätte einen Export von fast 55 Millionen Tonnen ermöglicht. Ukrainischer Weizen könnte aufgrund der neuen Lage womöglich nicht mehr nach Europa geliefert werden – würde aber nicht am Weltmarkt fehlen. Weizen wird nicht nur für Brot gebraucht, Futterweizen ist ein wichtiger Nahrungsbestandteil in der Tierzucht. Aber wenn auch das teurer wird, wovon dann auszugehen ist, wird das Getreide für die menschliche Ernährung dienen, für unser tägliches Brot. Und die Konsequenz, dass Fleisch teurer werden wird, werden wir halt weniger Fleisch und hoffentlich mehr Gemüse essen, das täte unserer Gesundheit und auch der Umwelt recht gut. Und wenn weniger Getreide für unsere Bäckereien zur Verfügung steht: na dann sollte bitte vielmals zuallererst weniger Brot weggeworfen werden! Vielleicht kommen wir dann mit weniger Sorten aus und kaufen Brot auch wenn es vielleicht einen Tag alt ist. Ich könnte mir vorstellen, dass wir das ohne große Einschränkungen hinkriegen könnten.  

Die selektive Blockade seitens Russlands von europäischen Agrargütern seit 2014 hat für Änderungen am europäischen Markt gesorgt. So überschwemmten polnische Äpfel, die nicht mehr nach Osten exportiert werden konnten, den europäischen Markt – zu Preisen, mit denen heimische Apfelbauern nicht mithalten können. Die Russen wollten mit Absicht die Bauern aufbringen, ein politisches Gegengewicht in Europa gegen die Russland-Sanktionen aufzubauen – das ist aber nicht gelungen. Die Marktstruktur hat sich verändert und angepasst.

2020 wurden Agrarwaren um 73,3 Mio. Euro aus der Ukraine nach Österreich importiert und um 72,5 Mio. Euro aus Österreich in die Ukraine exportiert. Über die Jahre davor gab es ein stetiges Wachstum. Hauptsächlich geht es um den Import von Früchten, Zubereitungen von Gemüse, Früchten und dergleichen, Ölsaaten und ölhaltige Früchte sowie tierische und pflanzliche Öle und Fette. Ausgeführt wurden 2020 vor allem Ölsaaten und ölhaltige Früchte, Getreide, Kakao und -Zubereitungen (11,2 Mio. Euro) sowie verschiedene Lebensmittelzubereitungen.

Wie es so ausschaut: an Sanktionen kann man sich auf beiden Seiten gewöhnen, Ausfälle von Produkten führen zu deren Ersatz. In Europa wird vieles teurer werden, aber die Ukrainer werden leiden, unter Zerstörungen und dann unter russischer Besatzung, ohne Demokratie und ohne Freiheit.  

Das Leben in der EU nach dem Einmarsch der Russen in die Ukraine

Kriege, die ich in meiner langen Lebenszeit wahrgenommen habe

(Teil 2, gestartet von der Sowjetunion bzw. Russland)

Erlebt habe ich auch den Ungarischen Volksauftand: Im Herbst 1956 verjagen die Ungarn ihre verhasste stalinistische Regierung. Sie erklären sich für neutral und fordern die sowjetischen Besatzer auf, das Land zu verlassen. Doch diese schicken noch mehr Truppen und schlagen die Revolte blutig nieder.

In der Nacht zum 13. August 1961 begann die DDR-Führung mit der Abriegelung der Sektorengrenze und errichtete die Berliner Mauer.

Auch erlebt habe ich den Prager Frühling 1968, das Streben der tschechoslowakischen Kommunistischen Partei (KSČ) unter Alexander Dubček im Frühjahr 1968, ein Liberalisierungs- und Demokratisierungsprogramm durchzusetzen, und den Einmarsch der Truppen des Warschauer Pakts.

Die sowjetische Intervention in Afghanistan fand zwischen 1979 und 1989 statt. Sie begann mit der militärischen Unterstützung der durch einen Putsch an die Regierung gekommenen afghanischen Machthaber durch die Sowjetunion gegen die zahlreichen Gruppierungen der Mudschahidin, die sich vor allem als Reaktion auf die Säkularisierung Afghanistans bildeten. Nach der Logik des Kalten Krieges (um die Sowjetunion zu schwächen) wurden diese islamistischen Rebellengruppen politisch und materiell von den USA sowie einigen NATO-Staaten und Teilen der islamischen Welt unterstützt.

Der Erste Tschetschenienkrieg war ein militärischer Konflikt zwischen der Kaukasusrepublik Tschetschenien und Russland von 1994 bis 1996.

Ich möchte mich nun auf die Ära Putin beziehen. Er ist seit dem 7. Mai 2000 (mit Unterbrechung von 2008 bis 2012) Präsident der Russischen Föderation. Von August 1999 bis Mai 2000 sowie von Mai 2008 bis zu seiner Wiederwahl als Staatspräsident 2012 war Putin Ministerpräsident Russlands. Vom 31. Dezember 1999 bis zu seiner Wahl am 7. Mai 2000 war er als kommissarischer Staatspräsident im Amt. Vorher war er Agent des KGB (später FSB).

Der Zweite Tschetschenienkrieg war ein militärischer Konflikt in der russischen Kaukasusrepublik Tschetschenien begann 1999 und endete im April 2009. Beiden Seiten wurden später schwere Menschenrechtsverletzungen nachgewiesen. Am 16. April 2009 wurde auf Anweisung des russischen Präsidenten Dmitri Medwedew Tschetscheniens Status einer „Zone der Ausführung antiterroristischer Operationen“ aufgehoben. Mit dem Abzug etwa 20.000 russischer Militärangehöriger liegt die Regierungsgewalt verstärkt beim 2007 vereidigten Präsidenten Tschetscheniens, Ramsan Kadyrow.

Der Kaukasuskrieg 2008 war ein militärischer Konflikt im Südkaukasus zwischen Georgien auf der einen und Russland sowie den von Russland unterstützten, international nicht anerkannten Republiken Südossetien und Abchasien auf der anderen Seite. Der Konflikt wurde auf georgischem Staatsgebiet ausgetragen. Zuvor hatte Russland bereits Truppen in das Gebiet verlegt und Schritte zur Annexion vorbereitet. Die offenen Kampfhandlungen zwischen Soldaten der georgischen Armee und südossetischen Milizverbänden begannen bereits im Juli 2008 und eskalierten in der Nacht zum 8. August, in der georgische Einheiten eine Offensive zur Rückgewinnung der Kontrolle über die ganze Region begannen. Daraufhin griffen aus dem Nordkaukasus russische Truppen ein, drängten die georgische Armee zurück und rückten bis ins georgische Kernland vor.

Die Annexion der Krim 2014 erfolgte nach einem politischen und zeitweise bewaffneten Konflikt um die ukrainische Halbinsel Krim. Die Annexion folgte einer verdeckten Intervention der Streitkräfte der Russischen Föderation und erfolgte am 18. März 2014 als erzwungene endgültige Eingliederung der Halbinsel in die geopolitische Einheit Russlands. Die Gelegenheit für die Russische Föderation ergab sich aus den Euromaidan-Ereignissen, welche sich später zu einem offenen Krieg mit russischer Intervention in Teilen des ukrainischen Ostens entwickelten. Mit dem Bruch völkerrechtlicher Verträge wie dem Budapester Memorandum von 1994 über die Achtung der bestehenden Grenzen der Ukraine sowie weiterer Grundsätze der KSZE-Schlussakte von 1975, der Charta von Paris 1990 und der NATO-Russland-Grundakte 1997 durch Russland besteht eine internationale Krise. Auch der 2008 verlängerte Freundschaftsvertrag der Ukraine mit Russland hatte die territoriale Integrität garantiert.

Der russisch-ukrainischer Krieg ist ein seit Februar 2014 andauernder bewaffneter Konflikt, der durch stetige Schritte der Eskalation in den ostukrainischen, von prorussischen Separatisten kontrollierten Gebieten Donezk und Luhansk entstand. Die dortigen Kampfhandlungen finden zwischen von Russland unterstützten Milizen, regulären russischen und ukrainischen Truppen sowie Freiwilligenmilizen statt.

Seit September 2015 unterstützt die russische Luftwaffe im Militäreinsatz in Syrien den syrischen Präsidenten Assad im syrischen Bürgerkrieg.

Die Beziehungen zwischen Russland und Libyen reichen bis spätestens an das Ende des Zweiten Weltkriegs zurück. Damals versuchte Josef Stalin auf der Konferenz von Potsdam vergeblich, ein russisches Mandat über die libysche Provinz Tripolitanien auszuhandeln. Nach dem Putsch von Muammar Gaddafi 1969 unterstützte Moskau den Machthaber mit massiven Militärhilfen. Ohnmächtig musste Putin jedoch zusehen, wie die Nato den russischen Einfluss 2011 mit ihrem Einsatz beim Aufstand gegen den Alleinherrscher Gaddafi wieder begrenzte. Als der libysche Offizier Chalifa Haftar 2014 dann das militärische Kommando über die Truppen der libyschen Exilregierung in Tobruk übernahm, sah Moskau in ihm einen geeigneten Partner, seine Interessen in Libyen wahrzunehmen. Im Gegenzug für militärische Unterstützung bot er den Russen Zugang zum libyschen Energiemarkt und die Nutzung der Mittelmeerhäfen in Tobruk und Darnah an.

Nun, und jetzt im Februar 2022 marschierten russische Truppen in der Ukraine ein.

Und wer wird Putin bei weiteren Schritten nun aufhalten?

Kriege, die ich in meiner langen Lebenszeit wahrgenommen habe

Mich erinnert das Vorgehen Putins derzeit an das Vorgehen Hitlers vor und beim Blitzkrieg (Polen)

Und ich bin in dieser Annahme nicht allein.

Warum?

Nach der Niederlage des Deutschen Reiches im Ersten Weltkrieg wurde das Saarland mit seinen rund 800.000 Einwohnern durch die Bestimmungen des Versailler Vertrags von 1919 Mandatsgebiet des Völkerbundes. Frankreich erhielt im Rahmen der deutschen Reparationen auch die Rechte an den Saar-Zechen. Am 13. Januar 1935 fand unter Aufsicht des Völkerbunds eine Volksabstimmung statt. Zu entscheiden hatte die Bevölkerung über die Zugehörigkeit des Gebietes zum Deutschen Reich, zu Frankreich oder die Beibehaltung des Status quo. Von den rund 540.000 Stimmberechtigten votierten 90,5 Prozent für Deutschland. Am 1. März 1935 erfolgte der Anschluss des neu geschaffenen Gau Saarland unter Gauleiter Josef Bürckel (1895-1944) – die nationalsozialistische Gleichschaltungspolitik setzte unmittelbar ein. Nach der Abstimmung flüchteten rund 8.000 von Verfolgung Bedrohte aus dem Saargebiet. Kein Einwand erfolgte.

Der Einmarsch ins entmilitarisierte Rheinland am 7. März 1936 markierte den Beginn der expansiven NS-Außenpolitik. Durch den Versailler Vertrag hatte sich das Deutsche Reich bis dahin verpflichtet, sich aus diesem Gebiet militärisch zurückzuziehen. Da das Ruhrgebiet für die Rüstungspolitik eine immens hohe Bedeutung hatte, brach Hitler die Bestimmungen des Versailler Vertrags und stellte das Rheinland wieder unter deutscher Kontrolle. Insgesamt hatten 30.000 Soldaten der Wehrmacht die Rheinbrücken überquert und damit den deutschen Einmarsch in das entmilitarisierte Rheinland begonnen. Sie errichteten Garnisonen in Aachen, Trier und Saarbrücken. Mit der Besetzung der 50 Kilometer breiten Zone brach das Deutsche Reich sowohl den Versailler Vertrag von 1919 als auch den Locarno-Pakt aus dem Jahr 1925. Adolf Hitler rechtfertigte den Vertragsbruch mit dem Verweis auf das deutsche Selbstbestimmungsrecht und auf einen im Mai 1935 zwischen Frankreich und der Sowjetunion geschlossenen Beistandspakt, den er als Bruch des Locarno-Pakts bezeichnete. Kein Einwand erfolgte.

In der Nacht vom 11. auf den 12. März 1938 lösten nach telefonischen Drohungen von Hermann Göring noch vor dem Einmarsch deutscher Truppen österreichische Nationalsozialisten das austrofaschistische Ständestaatsregime ab. Vom 12. März an übernahmen Wehrmacht-, SS- und Polizeieinheiten das Kommando. Die vom Bundespräsidenten Wilhelm Miklas in dieser Nacht bestellte nationalsozialistische Bundesregierung unter Arthur Seyß-Inquart führte am 13. März 1938 im Auftrag von Adolf Hitler, der tags zuvor in Österreich eingetroffen war, den „Anschluss“ administrativ durch. Er bewirkte sukzessive das völlige Aufgehen Österreichs im Deutschen Reich und die Beteiligung vieler Österreicher an den nationalsozialistischen Verbrechen. Kein Einwand erfolgte

Die Sudetenkrise im Jahr 1938 war ein vom nationalsozialistischen Deutschland provozierter und eskalierter internationaler Konflikt mit dem Ziel, die staatliche Existenz der Tschechoslowakei zu zerstören und ihre böhmischen und mährischen Landesteile dem deutschen Reichsgebiet einzuverleiben. Konrad Henlein und die von ihm geführte Sudetendeutsche Partei als Vertreter der deutschen Minderheit arbeiteten dabei mit Adolf Hitler und der NS-Führung zusammen. Durch das Münchener Abkommen vom Oktober 1938 wurde die Regierung der ČSR gezwungen, das Sudetenland an Deutschland abzutreten. Das Abkommen wurde als „Peace in our Time“ (Neville Chamberlain) gefeiert. Frankreich und Großbritannien konnten mit ihrer Appeasement-Politik eine drohende militärische Konfrontation zwar noch einmal vermeiden, verloren wegen der Preisgabe der verbündeten Tschechoslowakei jedoch enorm an Ansehen und Vertrauen bei den Staaten Osteuropas.

Trotz seiner in München gemachten Zusage, das Sudetenland sei seine „letzte territoriale Forderung“ gewesen, forcierte Hitler schon wenige Monate später die Abspaltung der Slowakei von der Tschecho-Slowakischen Republik (Č-SR). Am 15. März 1939 ließ er deren verbliebenes Staatsgebiet von der Wehrmacht besetzen und am Tag darauf als Protektorat Böhmen und Mähren annektieren. Eine Woche später zwang er Litauen unter Kriegsdrohung dazu, das Memelland abzutreten, und weniger als ein Jahr nach der Beilegung der Sudetenkrise befahl er den Überfall auf Polen, mit dem in Europa der Zweite Weltkrieg begann.

Der Überfall auf Polen am 1. September 1939 war der Angriff des nationalsozialistischen Deutschlands auf die Zweite Polnische Republik, mit dem der Zweite Weltkrieg in Europa begann. Nach mehrmonatigen diplomatischen Spannungen und dem zur Rechtfertigung des Angriffs vorgetäuschten Überfall auf den Sender Gleiwitz befahl Adolf Hitler der Wehrmacht den lange geplanten Polenfeldzug, der von Truppen des Slowakischen Staats unterstützt wurde. Gemäß dem geheimen Zusatzprotokoll (damals nannte man es noch nicht Side-Letter!) zum deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt vom August 1939 erfolgte am 17. September die Sowjetische Besetzung Ostpolens durch die Rote Armee. Im Deutsch-Sowjetischen Grenz- und Freundschaftsvertrag, dem so genannten Hitler-Stalin-Pakt vom 28. September 1939, teilten Deutschland und die Sowjetunion Polen unter sich auf (Vierte Teilung Polens).

Mit dem Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 brach das Deutsche Reich auch diesen Vertrag.

Zioehen Sie selbst Ihre Schlüsse!

Mich erinnert das Vorgehen Putins derzeit an das Vorgehen Hitlers vor und beim Blitzkrieg (Polen)

Kriege, die ich in meiner langen Lebenszeit wahrgenommen habe

(Teil 1)

Ich habe schon einige Kriege (bewusst) erlebt. Da war der Zweite Weltkrieg, als ich noch ein Kind war. Dann war da noch der Koreakrieg, der mir währen meines Studienaufenthaltes in den USA bewusst wurde (das Sweetheart meiner Zimmergenossin war damals in Korea).  Korea ist noch immer geteilt, und Nordkorea macht uns laufend Sorgen.  Wir haben alle (meine Altersgenossen – aber auch schon Jüngere) den Vietnamkrieg „wahrgenommen“. Manche der Bilder von dort haben uns schon sehr betroffen gemacht. Heute (na, vielleicht nicht derzeit – aufgrund von Corona) verbringen viele Reisende ihren Urlaub in Vietnam und berichten von der Schönheit des Landes.

Dann erschreckten uns die diversen Golfkriege. Ich erinnere mich noch, als wir (mein Mann und ich) von einer Reise in die Karibik zurückkamen, und Saddam Husein in Kuwait einmarschiert war, man nannte ihn dann den Zweiten Golfkrieg. Viele unserer Mitreisenden waren sehr beunruhigt, dass sich dieser Krieg zu einem Flächenbrand ausweiten könne. Am 12. April 1991 trat der Waffenstillstand zwischen dem Irak und den Koalitionsstreitkräften in Kraft, was das offizielle Ende des Krieges bedeutet.

Und dann kam die Zeit der Jugoslawischen Zerfallskriege. Da war dann schon das Österreichische Bundesheer an der Grenze und wir waren alle sehr dankbar dafür. Das war eine Serie von Kriegen auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens, die von 1991 bis 2001 geführt wurden und mit dem Zerfall des Staates verbunden waren. Nach Volksabstimmungen erklärten im Juni 1991 die jugoslawischen Teilstaaten Slowenien und Kroatien ihre Unabhängigkeit. Im Laufe der Konflikte versuchte die Jugoslawische Volksarmee (JNA) diese Unabhängigkeitsbestrebungen militärisch zu vereiteln. Dadurch kam es 1991 zum 10-Tage-Krieg in Slowenien sowie zum bis 1995 dauernden Kroatienkrieg. Im November 1991 erklärte sich Mazedonien unabhängig. Nach der Unabhängigkeitserklärung von Bosnien und Herzegowina im März 1992 begann der bis 1995 dauernde Bosnienkrieg, in dessen Rahmen von 1992 bis 1994 der kroatisch-bosniakische Krieg geführt wurde. Darüber hinaus wurde von 1998 bis 1999 der Kosovokrieg geführt und 2001 erfolgte der albanische Aufstand in Mazedonien. Schon damals wollte sich die USA aus diesen Kriegen heraushalten, griff aber dann doch ein, sehr zum Schaden von Serbien.

Der Zerfall der Sowjetunion war ein mehrjähriger Prozess der Desintegration der föderalen politischen Strukturen sowie der Zentralregierung der Sowjetunion (UdSSR), der mit der Unabhängigkeit der 15 sowjetischen Unionsrepubliken zwischen dem 11. März 1990 und dem 25. Dezember 1991 seinen Abschluss fand. Nach dem gescheiterten Augustputsch in Moskau 1991 wurde die Tätigkeit der bis dahin allein regierenden KPdSU auf dem Gebiet der RSFSR verboten. Am 8. Dezember 1991 unterzeichneten die Präsidenten Russlands, der Ukraine und von Belarus – Boris Jelzin, Leonid Krawtschuk und Stanislau Schuschkewitsch – den Vertrag (auch Vertrag von Minsk genannt) , worauf Schuschkewitsch dem sowjetischen Präsidenten Gorbatschow die Vertragsunterzeichnung telefonisch mitteilte. Darin wurde festgestellt, dass „die UdSSR als völkerrechtliches Subjekt sowie als geopolitische Realität … ihre Existenz beendet“ habe. Zugleich wurde der Vertrag zur Schaffung der UdSSR von 1922 außer Kraft gesetzt und die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten gegründet. Der Minsker Vertrag wurden am 21. Dezember 1991 mit der Erklärung von Alma-Ata (1991) bestätigt. Die Auflösung des weltgrößten sozialistischen Staates markierte zugleich das Ende des Kalten Krieges. Und das wurde zum großen Trauma Putins.

Mit Beginn des neuen Jahrtausends kam es umgehend zum „War on Terror“, darunter werden politische, militärische und juristische Schritte gegen den internationalen Terrorismus nach den Anschlägen vom 11. September 2001 zusammengefasst. Dieser „Krieg“ dauert bis heute an, wenn er ab 2009 auch nicht mehr so genannt wird. Die Hauptbetroffenen Länder waren und sind der Irak und Afghanistan.

Ab 2010 entwickelte sich der Arabischer Frühling – auch dabei handelte sich um eine Serie von Protesten, Aufständen und Revolutionen in der arabischen Welt bezeichnet. Diese richteten sich, beginnend mit der Revolution in Tunesien, in etlichen Staaten im Nahen Osten (Maschrek/Arabische Halbinsel) und in Nordafrika (Maghreb und Ägypten) gegen die dort autoritär herrschenden Regime und die politischen und sozialen Strukturen dieser Länder. Ursprünglich war der Begriff positiv besetzt und man erhoffte sich Verbesserung in Hinblick auf die Menschenrechtslage in den betroffenen Ländern; mittlerweile hat sich dieses Bild ins Gegenteil verkehrt.

Mehr als 10 Jahre dauert der Krieg in Syrien schon. Was im Jahr 2011 mit friedlichen Protesten begann, eskalierte in einen Bürgerkrieg, in dessen Verlauf etwa eine halbe Millionen Menschen ums Leben kamen und 13 Millionen Syrer ihre Heimat verloren. Da Wladimir Putin auch in diesem Krieg eingegriffen hat, möchte ich diesen im zweiten Teil „meiner Kriege“ behandeln, nämlich jener Kriege, die Putin angezettelt hat, um sein Imperium zu erweitern.

Kriege, die ich in meiner langen Lebenszeit wahrgenommen habe