Und wer kümmert sich derzeit darum?
Hotels sperren zu, z.B. das Triest, Gasthäuser sind gezwungen Tische wegzuräumen, nicht damit man – wie in Corona-Zeiten – weniger eng sitzt, sondern weil das Personal, sowohl in der Küche, als auch im Servierbereich fehlt. Firmen suchen andererseits um „Kurzarbeit“ an, weil die „Lieferketten gestört“ sind.
Außerdem „träumen“ viele – von einer Arbeitszeitverkürzung. Würde diese mehr Arbeitskräfte schaffen? Eigentlich gibt es da ja schon Modelle, wie man „verkürzt“, also z. B halbtags oder 30 Stunden arbeiten kann. Vielleicht nicht in allen Berufen – aber dennoch in vielen!
Da stimmt doch einiges nicht! Ich lese wenig, welche Maßnahmen geplant sind, denn bevor sie implementiert werden, müssen sie doch auch abgestimmt werden, und das ist ja in Österreich ein langwieriger Prozess, wie wir alle wissen.
Jetzt haben wir eine Atempause – hoffentlich eine längere – während derer wir einmal weniger über Corona-Maßnahmen nachdenken, in der wir nicht nur vom Krieg in der Ukraine reden, sondern auch überlegen, wie wir die zu uns gekommene Menschen – und nicht nur Ukrainer – möglichst rasch in den Arbeitsprozess effektiv einsetzen können.
Es wird sicher eine sehr kontroverse Diskussion werden, aber wir werden keine „General-Lösung“ für alle Arbeitnehmer finden können. Aber denken wir doch einmal – möglichst ohne sofort in Rage zu kommen – über mögliche Lösungen nach.
Mir fällt z.B. ein, dass man das Regel-Pensionsalter hinaufsetzen könnte. Ich weiß sehr gut, dass das nicht für alle gelten kann, ich denke derzeit weniger an den Hochofenarbeiter als z.B. an das gesundheitliche Personal. Es gibt sicher noch mehr Gruppen, denen man ein früheres Pensionsalter (ohne hohe Abschläge!) zugestehen müsste. Aber darüber müsste öffentlich geredet werden. Da hat „die Wirtschaft“ ihre Vorstellungen dazu, genauso wie die Arbeiterkammer oder der Gewerkschaftsbund. Meine Erachtens sollten auch die Medien das Thema jetzt verstärkt aufgreifen und Plattformen schaffen, wo gescheite Menschen – auch ohne Kammerbindung – dazu Stellung nehmen können. Man kann dieses Pensionsalter nicht nur erhöhen, es müssten ja auch Rahmenbedingungen dazu geschaffen werden. Ich bin sicher, dass an manchen Stellen Lösungen dazu aufliegen. Sie sollten an die Öffentlichkeit gebracht werden. Denn ich glaube noch immer, dass viele Menschen gerne arbeiten – selbstbestimmt zu arbeiten ist sicher lustiger (ich kann das selbst bestätigen), wenn sie sich wertgeschätzt fühlen.
Und ich glaube, wir müssen auch die Wertschätzung für viele Berufe neu überdenken! Denn Berufe neu zu benennen allein, ist nicht ausreichend. Z.B. fallen mir die ehemals Kindergärtnerinnen ein, jetzt heißen sie Pädagoginnen, aber ist dafür unsere Wertschätzung gestiegen?
Und gerade Erziehung, Bildung und Ausbildung sind für alle (arbeitenden) Menschen wichtig. Berufliche Fortbildung ist essentiell. Aber denken wir einmal (möglichst laut) nach! Ist unser (Aus)-Bildungssystem – ganz allgemein – noch zeitgemäß? Dafür müssten wir uns überlegen, wie unsere Zukunft in 5, 10, 20 Jahren aussehen wird. Unser politisches System verleitet leider zum Kurzfristdenken – in Legislaturperioden.
Wird es die globalisierte Welt in Zukunft noch geben? Müssten wir nicht – schon aus Sicherheitsgründen – nicht viel mehr von der ausgelagerten Produktionen zurückholen – z.B. medizinische Produkte. Es geht doch gar nicht, dass wir aufgrund „gestörter Lieferketten“ in unserem Gesundheitssystem nicht effektiv genug sind. Können wir noch alles lagern, wenn die Lieferketten gestört sind, was können wir selber produzieren. Aber auch: was können wir einsparen?
Sicher, dieser sinnlose Krieg war nicht vorhersehbar. Jetzt einmal unabhängig von der Ukraine selbst, ja, auch unabhängig von der Flüchtlingsproblematik – welche Auswirkungen erwarten wir: Permanente Ernährungskrise in Ostafrika – mit eventuellen Nahrungsmittelrevolutionen? Wieder neuerliche Flüchtlingsströme aus Afrika nach Europa? Oder auch neue Märkte für Produkte, die wir selbst erzeugen können.
Und wir sollten auch über unsere Landesverteidigung nachdenken. Zu sagen: Neutralität und basta, ist einfach nicht genug. Wir haben viele helle Köpfe in unserem Land, aber „motschgern“ ist nicht genug. (Und bitte nicht jeden Plan, wenn er von der parteipolitisch „falschen“ Seite kommt, gleich „verdammen“, vielleicht zuerst prüfen, ob diese Ideen nicht durchaus nützlich sein könnten.) Vielleicht könnten wir alle miteinander ein bissel „positiver“ werden.
Manche dieser Probleme sollte wahrscheinlich sinnvoller auf europäischer Ebene aufgegriffen werden, aber da müsste halt dann das dort bei manchen durchaus vorherrschende nationale Interesse etwas in den Hintergrund geschoben werden. Dort würde ich mir ein robustes „Mehrheitssystem“ statt des Einstimmigkeitsprinzips wünschen. Es würde uns allen guttun, wenn „Europa“ weltpolitisch relevanter würde. Auch darüber sollten wir nachdenken!
Ich hoffe, es brummt Ihnen nicht schon der Kopf, von den vielen relevanten Problemen, die eher bald gelöst werden sollten. Aber davor zurückschrecken und nichts tun, ist sicher keine Antwort!