Stundenweise wird es finster – vorläufig nur im Kosovo

Man wird schon leicht nervös, manchmal, wenn man Nachrichten hört und sieht.

Viele der rund zwei Millionen EinwohnerInnen des Kosovo feierten den Jahreswechsel im Dunkeln. Seit Ende Dezember hat sich die Energiekrise in dem Land dermaßen zugespitzt, dass die Regierung den Privathaushalten den Strom abdrehte.

Dabei setzte die Regierung zunächst auf Appelle und freiwilligen Stromverzicht durch die BürgerInnen. Doch als diese Versuche fehlschlugen, verkündete sie, dass nun Stromausfälle folgen werden. Allen Privathaushalten sollte für jeweils zwei Stunden der Strom abgestellt werden, danach werde die Stromversorgung für acht Stunden wieder aufgenommen, bis dann der nächste Stromausfall folge.

Besonders in der kältesten Zeit des Jahres trafen die Stromausfälle die Bevölkerung schwer: nicht nur war die Wohnungen kalt, auch die Aufzüge funktionierten nicht.

Das kleine Land auf dem Balkan betreibt zwei Braunkohlekraftwerke. Zusammen genommen liefern die Kraftwerke nicht annähernd genügend Strom, um den Verbrauch des Landes zu decken. Hinzu kommt, dass durch eine Störung in dem Kraftwerk „Kosova B“ die eigene Stromversorgung weiter gesenkt wurde.

Das hat zur Folge, dass das arme Land Strom zu den extrem hohen Kursen an der Strombörse kaufen und importieren muss. Und dort steigen die Preise gigantisch an. Dies führt zu einer zusätzlichen massiven Belastung der ArbeiterInnen und armen Bevölkerung im Kosovo.

Aber die Nachbarn lassen Kosovo nicht im Stich: Das Kosovo kündigt an, die Stromausfälle zu beenden. Das Land traf ein Abkommen mit Albanien, das es ihm ermöglicht, seine Versorgung zu sichern. Tatsächlich erklärt das kosovarische Energieministerium, dass die Stromsperren vorerst aufgehoben wird. Das Kosovo und Albanien werden aufgrund der erzielten Einigung den Strom gemeinsam nutzen. Dies ist eine Folge der sich ergänzenden Situationen in den beiden Ländern. Auf der einen Seite haben die Kosovaren im Winter einen höheren Strombedarf, um zu heizen. Auf der anderen Seite benötigen die Albaner es vor allem im Sommer für die Klimaanlage.

Es ist jedoch anzumerken, dass Albanien derzeit eine Dürre erlebt. Da das Land auf Wasserkraft angewiesen ist, muss es daher auch einen Teil seiner Energie importieren. Dennoch wird durch diese Ankündigung eines Abkommens mit Albanien wird die Situation entlastet und ein Anfang gemacht.

Die Energiesicherheit des Kosovo bleibt aber prekär. Für das Kosovo erwies sich die Situation als kritisch, da die Nachfrage fast doppelt so hoch war wie die inländische Produktion. Tatsächlich erklärte der Sprecher von KEDS kürzlich, dass das Unternehmen nur 500 MWh/h aus Braunkohlekraftwerken und erneuerbaren Energien beziehe, während der Verbrauch 800 MWh/h betrage.

Dennoch veranlasste die geopolitische Situation des Landes den Betreiber des Übertragungsnetzes des Landes, KOSTT, zu der Aussage, dass das Kosovo sich vor allem auf seine eigene Produktion verlassen müsse.  Das Land stützt sich bei der Stromerzeugung zu 90 % auf Kohle. Die Elektrizitätsgesellschaft KEK hatte jedoch fast die Hälfte ihrer Generatoren für Wartungsarbeiten vor dem Winter abgeschaltet.

Kosovo ist eines der Länder mit den größten Braunkohle Reserven Europas. Bisher werden 97 Prozent des Stroms durch zwei veraltete Braunkohlekraftwerke nahe der Hauptstadt Pristina erzeugt, was zu hohen Treibhausgasemissionen und entsprechender Luftverschmutzung führt.

Die Situation scheint also besorgniserregend zu sein, da sich der Stromverbrauch im Kosovo im Winter tendenziell verdoppelt. Zur Erinnerung: Ähnliche Stromabschaltungen waren bereits im Dezember 2021 eingeführt worden. Daraufhin hatte das Land im Januar 2022 einige energieintensive Aktivitäten gestoppt.

Letztendlich könnten Stromausfälle bereits im Sommer vor allem dazu beitragen, Sorgen in der Bevölkerung zu schüren. Die Regierung versucht daher, angesichts der Energiekrise, die sich in den kommenden Monaten zu verschärfen droht, ein Klima der Sicherheit aufrechtzuerhalten.

Aber schon am 22.August 2022 wird die Stromversorgung mehrmals pro Tag unterbrochen. Alle sechs Stunden wird der Strom abgedreht. Das hat die zuständige Energiefirma erklärt. Der Grund: Mehrere heimische Kohlekraftwerke seien in Revision und ausländischen Strom könne man aus Kostengründen nicht importieren. Kosovo hat z.B. das Schürfen von Kryptowährung – um Strom zu sparen, verboten. Wegen der bis dato günstigen Strompreise im Kosovo hatten sich viele junge Menschen am Krypto-Mining beteiligt. Unablässiges Knacken und Rauschen in der Leitung erschwert während der Strompausen auch die mobile Kommunikation.

Auch in anderen West-Balkanstaaten könnte die Situation angesichts der Strom- und Energiepreise sehr schwierig werden!

Na gut, denkt man sich. Kosovo kann man nicht mit Österreich vergleichen. Aber wenn ich die Lage der Wien-Energie so bedenke, (von der ich selbstverständlich auch abhängig bin), bin ich gar nicht so sicher, ob wir zu Silvester vielleicht auch im Dunkeln und in der Kälte sitzen werden.

Und welches Land wird uns dann helfen?  

Stundenweise wird es finster – vorläufig nur im Kosovo

Fernweh nach Georgien

Es gibt Orte, von denen es mir leidtut, dass ich sie nicht gesehen habe. Dazu zählt z.B. Odessa – das geht halt jetzt gar nicht, aber auch z.B. Tiflis.

Jetzt einmal abgesehen von kriegsbedingter Unmöglichkeit, sind Fernreisen insgesamt etwas „verpönt“ sind, besetzt z.B. mit Flugscham. Viele Ziele sind höchst unsicher geworden. Ich hätte auch gerne Bagdad gesehen – aber das hätte ich mir früher überlegen müssen, und noch im vorigen Jahrhundert hinreisen müssen – bevor die Bomben drauf gefallen sind, bevor die Museen ausgeraubt wurde, bevor Kulturdenkmäler mutwillig zerstört worden sind oder z.B. Timbuktu.  

Also Tiflis?

Georgien sieht sich als europäischer Staat, aber Russlands Armee ist im Südkaukasus allgegenwärtig. Die EU-Kommission hatte Tiflis ein schlechtes Zeugnis ausgestellt und keinen Kandidatenstatus empfohlen. Kurz vor dem Europäischen Rat in Brüssel gingen aber Zehntausende Georgier für eine EU-Perspektive auf die Straße. In Georgien halten sich derzeit viele Russen auf, die Befürchtungen im Zusammenhang mit dem Krieg gegen die Ukraine haben.

Georgien, als frühere Georgische Sozialistische Sowjetrepublik, steht ebenso wie die Ukraine als Kriegsziel Russlands im Visier Putins. Zwei Provinzen wurden bisher bereits militärisch abgetrennt: Südossetien und Abchasien. Am 26. August 2008 erkannte Russland Südossetien als unabhängigen Staat an. Abchasien betrachtet sich seit 1994 als unabhängige „Republik Abchasien“. Seit 2008 haben Russland, Nicaragua, Venezuela, Nauru und Syrien die Unabhängigkeit Abchasiens anerkannt, nahezu alle anderen Staaten der Welt betrachten Abchasien als georgisches Gebiet. Abchasien bildet zusammen mit den anderen von Russland durch so genannte eingefrorene Konflikte geschaffenen De-facto-Regimen Arzach (Bergkarabach), Transnistrien und Südossetien die Gemeinschaft nicht-anerkannter Staaten die sich wechselseitig in ihren Souveränitätsbestrebungen unterstützen.

Schauen wir also in die Geschichte (besonders im Hinblick auf Georgiens Beziehung zu Europa): Im 6. Jahrhundert v. Chr. bildete sich im Westen des heutigen Georgiens der Staat Kolchis. Man pflegten enge wirtschaftliche Verbindungen u. A. zu Griechenland. Nach der Argonautensage raubten Jason und die Argonauten das Goldene Vlies aus Kolchis. Als Alexander der Große nach 333 v. Chr. Persien eroberte, wurden Kolchis und Iberien unabhängig. 66 v. Chr. eroberte der römische Feldherr Pompeius nach dem Sieg über Pontos auch Iberien und Kolchis. Sie wurden zu römischen Vasallen. Im 1. Jahrhundert zerfiel Kolchis.

337 konvertierte Georgien als einer der ersten Staaten der Welt zum Christentum. König Mirian III. von Iberien führte das Christentum als offizielle Staatsreligion ein. Am 17. Januar 395 wurde die südwestliche Kolchis Teil des Oströmischen Reiches. Ab 591 galt das oströmische Glaubensbekenntnis.

642 kamen die Araber erstmals nach Georgien, konnten das Land aber vorerst nicht erobern. Die territoriale Einigung des Landes kann als eine unbeabsichtigte Folge der arabischen Verwaltungsstruktur bezeichnet werden. Am Anfang des 11. Jahrhunderts kam es zu einem georgischen Königreich. Bis zum 13. Jahrhundert schloss sich trotz verschiedener Überfälle und fremder Herrschaft eine Blütephase Georgiens an. Ab 1065 griffen türkische Seldschuken das Land an. Nach der Schlacht von Manzikert (1071) geriet Kleinasien endgültig unter ihre Oberhoheit. Auch Georgien wurde ab etwa 1080 tributpflichtig. Bis 1122 wurden die Seldschuken aus dem Land vertrieben. Immer wieder herrschten auch Königinnen in dem Land.

1220 fielen erstmals die Mongolen an der Südgrenze ein. Als das mongolische Reich zerfiel, konnte Giorgi V. (1314–1346) ein zusammenhängendes Territorium unter seine Herrschaft bringen, für das er die Nachfolge Georgiens in Anspruch nehmen konnte. Doch wurde das Land durch die Pest (1348/49, 1366) und die Eroberungszüge Timur Lengs (1385–1403) endgültig zerstört.

Als 1453 Konstantinopel fiel, brach der Kontakt zu den christlichen Staaten Europas ab. Teile ihres Reiches und zwangen die Fürsten des Landes, ihnen Truppen für ihre Feldzüge zur Verfügung zu stellen. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts setzten mit dem Zerfall des persischen Reiches und dem Aufstieg Russlands umfassende Veränderungen in Transkaukasien ein. Zar Paul I. verfügte am 18. Januar 1801 in einem einseitigen Dekret die Annexion Georgiens.

Georgien wurde einer intensiven Russifizierung unterworfen, um das soziale und das kulturelle System russischen Verhältnissen anzupassen. Zugleich öffnete die russische Herrschaft Georgien für Europa. Tiflis wurde zum Paris des Ostens. In Georgien blühten Aufklärung, Liberalismus und modernes Nationalbewusstsein.

Am 26. Mai 1918 erklärte sich Georgien als Demokratische Republik Georgien für unabhängig. Sowjetrussland erkannte Georgien am 7. Mai 1920 völkerrechtlich an. Aber schon am 11. Februar 1921 marschierte die 11. Armee der Roten Arbeiter- und Bauernarmee in Georgien ein. Die „Sowjetisierung“ setzte ein. 1924 kam es zum August-Aufstand gegen die sowjetische Besatzung, die blutigst niedergeschlagen wurde. Georgier kämpften auf beiden Seiten der Front im Zweiten Weltkrieg: mindestens 30.000 in den Reihen der Ostlegionen der Wehrmacht, in der Georgischen Legion, der Nordkaukasischen Legion und anderen Legionen ethnischer Kaukasier. Sie wurden jedoch nicht an der Ostfront eingesetzt.

Die 1970er Jahre brachten eine Wiederbelebung des georgischen Nationalismus. 1992 wurde Eduard Schewardnadse eingeladen, Vorsitzender eines neugebildeten Staatsrates zu werden. 2003 kam es zur Rosenrevolution. Viele von uns erinnern sich vielleicht an die Ära Saakaschwili…

Kann man derzeit überhaupt planen, im nächsten Frühling in dieses Land auf Urlaub zu fahren?

Fernweh nach Georgien

Ich meine, dass heute ein Altweibersommertag ist! (eine Wiederveröffentlichung)

Das darf ich sagen, Indian Summer in den USA zu sagen, ist politisch nicht korrekt

Der Altweibersommer beginnt zwar erst am 1. November, nach anderen Definitionen zwischen Mitte September und Anfang Oktober – also, vielleicht ist heute kein Altweibersommertag, sondern ein schöner Herbsttag. Auch gut!

Aber auch dieser Begriff ist umstritten.  1989 hatte eine 77-jährige Darmstädterin gegen die Bezeichnung “Altweibersommer“ geklagt. Der Name diskriminiere sie nicht nur als Frau, sondern auch wegen ihres Alters. Das zuständige Landgericht war jedoch anderer Meinung: Der “Altweibersommer“ durfte seinen Namen behalten – immerhin stammt der schon aus einer Zeit, in der die beleidigte Klägerin noch gar nicht geboren war. Also eines muss ich schon sagen, ich gehöre zwar auch als alte Frau in die Kategorie dieser Dame, aber darüber zu klagen, wäre mir noch nie eingefallen. Es sind doch wunderschöne Tage.

Die Klage wäre auch deshalb nicht sinnvoll, weil der Altweibersommer nur ein verballhornter Begriff ist. Denn nach einer Erklärung leitet sich der Name von Spinnfäden her, mit denen junge Baldachinspinnen im Herbst durch die Luft segeln. Der Flugfaden, den die Spinnen produzieren und auf dem sie durch die Luft schweben, erinnert die Menschen an das graue Haar alter Frauen. In klaren September-Nächten kühlt es schon stark ab, so dass die vom Tau benetzten Spinnweben in der Morgensonne deutlich zu erkennen sind. Die glitzernden Fäden erinnern an die langen, silbergrauen Haare älterer Frauen. Mit „weiben“ wurde im Althochdeutschen das Knüpfen der Spinnweben bezeichnet. Im Volksglauben wurden die Spinnweben der Baldachinspinnen auch für Gespinste von Elfen, Zwergen oder der Nornen gehalten. Als Verursacherin galt aber auch die Jungfrau Maria, die zusammen mit 11.000 Jungfrauen das Land alljährlich um diese Zeit mit Seide überspinnen würden. Man nahm auch an, dass es Glück bringe, wenn sich die Fäden an der Kleidung des Menschen heften würde und wer sie mit sich herumträgt, würde berühmt werden. Ebenso würden sie eine baldige Hochzeit verheißen, wenn sich fliegende Spinnfäden im Haar eines jungen Mädchens verfangen. Ich weiß nur nicht, ob es aufgrund des Klimawandels, der ja auch Insekten sehr zusetzt, noch genug Baldachinspinnen gibt.

Nach der anderen Erklärung, in der eine sekundäre Bedeutung gesehen wird, liegt dem Wort das Motiv der zweiten Jugend bei Frauen, die als unzeitig und nur kurze Zeit dauernd angesehen wird, zugrunde. Diese Erklärung gefällt mir weitaus weniger gut

Im Schriftsprachlichen wird der “Altweibersommer“ seit Anfang des 19. Jahrhunderts erwähnt, als man das Jahr noch in die Winter- und die Sommerhälfte einteilte. Damals wurde der Frühling “Junger Weibersommer“ genannt, der Herbst hieß “Alter Weibersommer“.

Meteorologisch ist der Altweibersommer eine Phase gleichmäßiger Witterung im Herbst, oft Ende September und Oktober, die durch ein stabiles Hochdruckgebiet und ein warmes Ausklingen des Sommers gekennzeichnet ist. Das kurzzeitig trockenere Wetter erlaubt eine gute Fernsicht, intensiviert den Laubfall und die Laubverfärbung.

In den USA nennt man diese Periode „Indian Summer“. Die Wortschöpfung könnte zum Beispiel von der Haupt-Jagdsaison der nordamerikanischen Ureinwohner im Herbst abgeleitet sein, aber auch von der günstigen Witterung, die Überfälle auf koloniale Siedler noch vor dem Einsetzen des Winters begünstigte.

Die Irokesen erzählen sich die Legende von der Jagd auf den großen Bären. Jeden Herbst verfolgen zwei Jäger den großen Bären, dessen magische Kraft ihn hoch in den Himmel trägt. Doch die unermüdlichen Jäger und ihr Hund folgen ihm auch dorthin und erlegen ihn nach langer Hatz. Das Blut des Bären tropft auf die Erde und färbt die Blätter des Ahornbaumes rot. Wenn man zum Himmel sieht, kann man den Großen Bären (das aus vier Sternen gebildete Trapez im Sternbild des großen Wagens) und dicht dahinter die beiden Jäger und ihren Hund (die drei Deichselsterne) erkennen.

Die Art der Verfärbung ist von der Zusammensetzung der Vegetation in den Laubwäldern abhängig. Der Zucker-Ahorn, dessen Blätter sich von grün nach gelb, orange, rot und braun verfärben, ist einer der häufigsten Bäume Neuenglands. Dessen Verbreitung sorgt für das einzigartige, leuchtende Scharlachrot in den Wäldern, ein Farbspektrum, das in dieser Vielfalt und Leuchtkraft in Europa nicht zu finden ist.

Aber in der in den Vereinigten Staaten augenblicklich sehr aktuellen Debatte um Political Correctness wird das Wort „Indian Summer“ als vorwiegend negativ besetzt angesehen und steht in der Diskussion. Ich hab’s bisher nicht gewusst – jetzt wissen wir’s. Schade!

Als Indian Summer bezeichnete man – als man das Wort noch verwenden durfte – eine ungewöhnlich trockene und warme Wetterperiode im späten Herbst auf dem nordamerikanischen Kontinent. Das Phänomen wird begleitet von einem strahlend blauen Himmel, warmer Witterung und einer besonders intensiven Blattverfärbung in den Laub- und Mischwäldern. Es beschränkt sich auf ein Gebiet, das von den Mittelatlantikstaaten nördlich nach Neuengland reicht, sodann westlich über das Ohio-Tal und die Region der Großen Seen, den Mittleren Westen der USA, den nördlichen Teil der Great Plains und Kanada, also Gegenden, in denen es eine ausgeprägte Kälteperiode im Winter gibt. In der öffentlichen Wahrnehmung, in der Werbung und im Tourismus wird der Indian Summer jedoch überwiegend mit den Neuenglandstaaten und Kanada assoziiert. Wir – mein leider verstorbener Mann und ich – waren dort, zu dieser Jahreszeit, es war atemberaubend. Die Nächte waren aber schon ziemlich kühl.

Genießen Sie das schöne Wetter egal, wie man diese Periode wo auch immer nennen mag.

Ich meine, dass heute ein Altweibersommertag ist! (eine Wiederveröffentlichung)

Vor einem Jahr in Afghanistan ….

Wie von Präsident Biden angekündigt, verließen am 30. August die letzten amerikanischen Soldaten das Land über den Flughafen Kabul. Genau vor einem Jahr hat das letzte US-amerikanische Flugzeug den Flughafen Kabul verlassen; damit endete die fast 20-jährige Beteiligung der USA am Krieg in Afghanistan.

Mitte August 2021 standen die Taliban nur noch wenige Kilometer vor der Hauptstadt Kabul. Aus der Umgebung der Stadt wurden schwere Kämpfe gemeldet. Am 14. August verhandelte US-Außenminister Antony Blinken über einen Plan, die Macht in Afghanistan geordnet an die Taliban zu übergeben. Das sollte auf einer Tagung der Loja Dschirga am 30. August geschehen. Am 15. August sollen die Taliban zugestimmt haben, Kabul nicht zu erobern. Am frühen Nachmittag des 15. August entschloss sich Präsident Aschraf Ghani mit seinen engsten Mitarbeitern zur Flucht nach Usbekistan. Dabei verwendete er Hubschrauber, die beim Präsidentenpalast geparkt waren. Ghani hält sich seit dem 16. August in den Vereinigten Arabischen Emiraten auf. Ghani soll mit einem Hubschrauber voller Geld geflohen sein. Ghani dementierte den Diebstahl mehrfach.

Am Nachmittag des 15. August eroberten die Taliban Kabul innerhalb weniger Stunden, drangen in den Präsidentenpalast ein und verkündeten ihren Sieg.

Entgegen der Ankündigung der Taliban, zukünftig gemäßigt aufzutreten, gab es jedoch bereits Berichte von Lynchmorden gegen ehemalige Unterstützer der demokratischen Regierung sowie Verbrechen gegen Frauen und Mädchen in eroberten Gebieten. In Herat etwa sollen die Taliban die Herausgabe aller unverheirateten Frauen ab 15 Jahren an sie verlangt haben. Von dort und aus anderen bereits eroberten Provinzhauptstädten wurden Gräueltaten besonders an Frauen und Mädchen berichtet. In Kabul wurden Taliban-Kämpfer aus Gefängnissen befreit.

Nicht geklärt ist, warum die afghanischen Streitkräfte sich, trotz numerischer Überlegenheit und moderner Ausrüstung, nicht militärisch behauptet haben. Zudem handelt es sich nicht nur bei den Taliban ganz überwiegend um Paschtunen, sondern auch bei vielen bisherigen Amtsträgern auf unterschiedlichen Ebenen. Es ist noch nicht erforscht, wie sich auf gemeinsame Stammeszugehörigkeit gründende inoffizielle Verbindungen ausgewirkt haben könnten. Von den anderen Volksgruppen konnte auf Grund von Entwaffnungen während der Besatzung zu Gunsten der offiziellen Streitkräfte nur reduzierter Widerstand ausgehen.

Am Morgen des 30. August wurden laut US-Regierung fünf Raketen in Richtung des Flughafens abgefeuert. Drei der Raketen landeten außerhalb des Flughafens. Eine anfliegende Rakete wurde durch ein Raketenabwehrsystem zerstört und eine traf das Flughafengelände ohne Gefahr für Personal. ISIS-K reklamiert den Angriff mit sechs Raketen des Typs Katjuscha für sich. In der Nacht auf den 31. August 2021 beendeten die US-amerikanischen Streitkräfte ihre Luftbrücke. Mit den letzten Flügen zogen die letzten US-amerikanischen Soldaten vollständig aus Afghanistan ab.

Am 17. August hatten die Taliban ihre erste Pressekonferenz aus Kabul gegeben. Ihr Sprecher verkündete eine allgemeine Amnestie. Trotzdem haben Ortskräfte weiterhin Angst vor einer Rache durch die Taliban, auch weil lokale Taliban-Führer selbst über ihr Vorgehen entscheiden könnten. Bereits in der Vergangenheit suchten die Taliban nach Ortskräften und anderen missliebigen Personen und exekutierten sie. In Kabul versuchten die Taliban den Eindruck von Normalität und Sicherheit zu vermitteln. Demgegenüber stehen Berichte, nach denen Regierungsbeamte von Angehörigen vermisst werden. Außerdem tauchten hunderte Journalisten und Richterinnen unter oder versuchten, aus dem Land zu fliehen.

Auch errichteten die Taliban Kontrollposten in Kabul, sammelten Waffen von der Bevölkerung ein und besetzten Behördengebäude. Safe-Houses mussten geräumt werden, da die Taliban begannen, Häuser zu durchsuchen, um Ortskräfte und andere missliebige Personen, darunter Journalisten, zu finden. Dabei töteten sie auch Angehörige gesuchter Personen. Laut Einschätzung der Vereinten Nationen haben die Taliban nach ihrer Machtübernahme in Afghanistan mehr als 100 Ortskräfte und Mitarbeiter der Ex-Regierung außergerichtlich hingerichtet.

Nach der Einnahme Kabuls durch die Taliban war das Pandschir-Tal die letzte Region in Afghanistan, die von der entmachteten Regierung durch Regierungstruppen noch kontrolliert wurde. Reste der afghanischen Armee und Polizei hatten sich dorthin zurückgezogen und als Pandschschir-Widerstand neuformiert. Ahmad Massoud kommandierte im Pandschir-Tal eine Miliz. Die meisten der bis zu 150.000 Einwohner des Tals gehören der Ethnie der Tadschiken an, während der Großteil der Taliban den Paschtunen zugerechnet wird. Unterhändler der Taliban traten in Verhandlungen mit der Führung des Pandschschir-Widerstands. Am 6. September 2021 nahmen die Taliban das Pandschirtal laut eigenen Angaben ein. Es wurde aber weitergekämpft.

Und der Westen sah sich mit dem Problem konfrontiert, mit den Taliban, die er jahrelang bekämpft und als Terroristen bezeichnet hatte, in diplomatische Verhandlungen treten zu müssen. Die Taliban planen, die Rechtsstellung von Frau und Familie nach ihrer Auslegung der Scharia zu gestalten, was eine starke Beschneidung der Rechte von Frauen bedeutet. In Afghanistan selbst sind Hinrichtungen von Regierungssoldaten und Zivilisten belegt.

Am m 30. August 2021 beschlossen die Vereinten Nationen auf Initiative von Großbritannien, Frankreich, den USA und Irland unter Enthaltung von Russland und China eine Resolution. Die Regierung wird angemahnt, Afghanen das Verlassen des Landes jederzeit und auf jedem Wege zu gestatten. Afghanistan dürfe zudem nicht zu einem Hafen für Terroristen und ihre Anschlagspläne werden. Unterstrichen wird die Notwendigkeit eines ungehinderten humanitären Zugangs sowie die Wahrung der Menschenrechte, insbesondere „der Rechte von Frauen, Kindern und Minderheiten“. Konkrete Sanktionen bei Nichteinhaltung der Vorgaben gaben die Vereinten Nationen nicht an!

Seit einem Jahr haben die Taliban einen Gottesstaat in Afghanistan errichtet. Alle Versprechungen auf eine bessere Zukunft, alle Hoffnungen darauf, dass sich die neuen Taliban von den alten unterscheiden würden, die von 1996 bis 2001 das Land regierten, haben sich bisher als Wunschdenken erwiesen. Hunger und Angst nehmen zu, Menschen fliehen. Die Sicherheitslage hat sich dagegen etwas verbessert. Friedhofsruhe?

Vor einem Jahr in Afghanistan ….

Man freut sich doch so, über eine möglicherweise gute Nachricht

Aus der Ukraine

Vor nicht allzu langer Zeit habe ich über Cherson geschrieben: https://christachorherr.wordpress.com/2022/07/29/cherson-gegrundet-von-katharina-der-grosen/

Heute lese sich, dass Ukrainische Truppen im Gebiet Cherson die russischen Frontlinien durchbrochen haben. Nun in diesem Krieg – der einerseits ein sehr blutiger ist – aber andererseits auch ein Informationskrieg ist, kann man von hier aus kaum beurteilen, was jetzt in der Südukraine wirklich passiert.

„Die Streitkräfte der Ukraine haben Offensivhandlungen in vielen Abschnitten im Süden der Ukraine begonnen“, so lesen wir. Demnach sollen Einheiten der Donezker Separatisten und unterstützender russischer Marineinfanterie zum Rückzug gezwungen worden sein. Der Vormarsch der Ukrainer scheint nur langsam (wenn überhaupt) zu gelingen. Neue Waffen ermöglichen angeblich der ukrainischen Armee Erfolge gegen die bisherige Übermacht russischer Artillerie.

Der Kampf um Cherson könnte die russische Armee in die Defensive zwingen. Die ukrainische Artillerie unterstützt die Gegenoffensiven der Infanterie bei Cherson. Die Brücken über den Dnjepr sind schwer beschädigt und sie wären für einen eventuellen Rückzug der russischen Truppen und ihrer Verbündeten (aus den beiden Volksrepubliken im ehemals ukrainischen Gebiet) dringend nötig. Nun sind die Nachschubrouten der russischen Armee aus der besetzten Halbinsel Krim unpassierbar geworden. Mehrere Hundert russische Soldaten sollen umzingelt worden sein. Ihnen wurden nun die Fluchtwege abgeschnitten, auch können sie keine Verstärkung auf dem Landweg mehr erhalten.

Denn nach einem gezielten Raketenschlag der ukrainischen Armee gegen die strategisch wichtige Antoniwka-Brücke im Westen von Cherson wurde diese am frühen Mittwochmorgen so stark beschädigt, dass sie unpassierbar ist. Damit bleibt den russischen Besatzern der Oblast Cherson, die sich auf beide Seiten des Dnipro erstreckt, nur noch die schwierige Überfahrt über die rund 40 Kilometer nördlich gelegene Staumauer des Flusskraftwerks von Nowa Kachowka.

Dies ist der bisher größte Erfolg der ukrainischen Armee bei den Anfang Juli von Staatspräsident Wolodymyr Selenskyj befohlenen Vorbereitungen für die Rückeroberung der Oblast Cherson. Die Brücke sicherte den aus der 2014 annektierten Halbinsel Krim anrückenden russischen Truppen Anfang März die rasche Eroberung der gleichnamigen Viertel-Millionenstadt und den Weitermarsch im Westen der Oblast bis auf fünf Kilometer an die Hafenstadt.

Neben der Antoniwka-Straßenbrücke wurde auch die parallel verlaufende Eisenbahnbrücke von den Ukrainern beschädigt. Die Brücke steht zwar noch, doch im Asphalt klaffen große Löcher, durch die die Autos in den Dutzende Meter tiefer liegenden Fluss Dnipro fallen könnten. Die Zerstörung der wichtigen Brücke wurde am Mittwoch selbst vom Russischen Vize-Stadthalter in Cherson, Kyrill Stremoussow, bestätigt. „Die Brücke ist ab sofort für den Verkehr geschlossen“, warnte er die Einwohner in einer Videobotschaft.

Der Erfolg der ukrainischen Armee ist auf den Einsatz der erst vor kurzem von den USA gelieferten HIMARS-Mehrfachraketenwerfer zurückzuführen. Solche hochmodernen Präzisionswaffen fehlten den Ukrainern bisher. Zum ersten knappen Dutzend der sehr teuren US-Raketensysteme sollen sich laut Willen des US-Kongresses bald 30 weitere HIMARS gesellen. Die eigentliche Rückeroberung der Oblast Cherson, die im Süden direkt an die schon seit acht Jahren besetzte Halbinsel Krim grenzt, hat damit laut Kiew noch nicht begonnen. Selenskyj sagte erst kürzlich, die Gegenoffensive werde erst in drei bis sechs Wochen starten. „Der Krieg tritt bald in die entscheidende Phase“, meinte er.

Bisher ist es den Ukrainern erst gelungen, ein paar Dörfer ganz im Westen der Oblast zurückzuerobern. In einem wochenlangen Kleinkrieg drängten sie die russische Front bis zu 20 Kilometer nach Südosten zurück. Dabei nutzen die Ukrainer die Konzentration der russischen Armee auf die „Schlacht um Donbass“, das rund 500 Kilometer östlich gelegene Kohlegebiet.

Auch am Donnerstag wurde an beiden Fronten heftig gekämpft. Im Süden der Ukraine versuchten die Russen ihre Anfang März besetzten Dörfer westlich von Cherson zu verteidigen. Im Donbass rückten sie auf mehreren Achsen auf das noch von Kiew kontrollierte Verwaltungszentrum Kramatorsk im Nord-Donbass vor. An der Grenze zur fast vollständig von den Russen eroberten Oblast Luhansk wurde das große Kohlekraftwerk von Wulehirsk von russischen Truppen bis zum Donnerstag erobert. Dies ist für Kiew ein schmerzlicher Gebiets- und Rohstoffverlust.

Weiterhin schwierig sind auch die von Kiew angekündigten Vorbereitungen für einen Export von Getreide über das Schwarze Meer. Zwar soll dieser „so schnell wie möglich“ erfolgen und wird laut der Istanbuler Vereinbarung vom 22. Juli von Russland nicht behindert. Doch gilt es für den Export aus den drei erlaubten ukrainischen Häfen Odessa, Juschne und Tschornomorsk noch einige Hindernisse aus dem Weg zu räumen.

So hat die Ukraine in der Tat genügend Hochseeschiffe für den Transport der angestrebten 20 Millionen Tonnen Getreide. Doch sind in dem Vertrag keine Sicherheitsgarantien festgelegt. Dazu sind die Transportkorridore immer noch größtenteils vermint. 80 Schiffe stecken seit Kriegsbeginn in ukrainischen Häfen fest, viele davon unter ukrainischer Flagge, doch fehlen offenbar vor allem die Matrosen. Von den anfänglich 2000 gestrandeten Seeleuten aller Herren Länder von Ende Februar sind drei Viertel inzwischen evakuiert worden. Gerade nach den russischen Raketen auf den Hafen Odessa Ende vergangener Woche ist das Vertrauen in Moskau, dass auch keine Frachtschiffe mehr angegriffen werden, wieder gesunken.

Die Ukraine hat auf den Weltmeeren laut Schätzungen bis zu 8000 Matrosen, die zu erhöhten Löhnen nun vielleicht in der Ukraine arbeiten würden, doch da für sie die Wehrplicht gilt, werden viele die Heimkehr vermeiden. Entsprechende Bestimmung sollen nun in Kiew gelockert werden. Doch das alles braucht Zeit; so wie eben auch die Minenräumung der Seewege Zeit braucht.

Also ganz wenige Lichtblicke in einem Meer weniger guter Nachrichten!

Man freut sich doch so, über eine möglicherweise gute Nachricht

Die Klimakrise und die Lebensmittelpreise

Am Beispiel Italien (ein Exportland)

Wir sind nicht die einzigen, die derzeit Probleme haben. Unserem südlichen Nachbarn, für viele von uns das Lieblingsurlaubsland, geht es derzeit gar nicht besonders gut. Hitzerekorde und Dürre treffen ganz Italien – von den Alpen bis nach Sizilien. 2022 ist bis jetzt das trockenste Jahr aller Zeiten. Der Klimawandel ist keine ferne Gefahr. Ausgetrocknete Flüsse, bedrohte Ernten und Wasserrationierungen sind nicht nur im Norden des Landes derzeit an der Tagesordnung.

Es gibt eine Vorgeschichte: Bereits im vergangenen Winter gab es zu wenig Regen und Schnee vor allem auf der Alpensüdseite. Schnee wirkt isolierend auf Gletscher, normalerweise liegen meterhohe Schneemassen. Dieser Schnee schmilzt üblicherweise und füllt die Flüsse, was aber ausgeblieben ist. Gelegentliche Gewitter mit Starkregen können dieses Defizit nicht ausgleichen. Oberitalien trocknet damit aus.

Stattdessen findet eine zweite, ungewollte Schmelze statt: die der Gletscher. Bereits im Mai wurde sehr warme Luft aus Nordafrika nach Norden geführt; an die Alpen, nach Spanien, später auch nach Österreich. Das wurde noch weiter verschärft durch Saharastaub, denn der dunkle Staub legt sich auf das Eis und erwärmt es weiter. Im Juni waren Plusgrade bis in große Höhen zu verzeichnen. So bilden sich in den Bergen Schmelzwassertümpel. Rauschen diese Wassermassen gemischt mit Geröll und Eis talabwärts, sind sie sehr zerstörerisch.

Verschlimmert wird die Krise auch durch veraltete teilweise kaputte Infrastruktur. Angeblich verliert Italien jährlich 36 Prozent seiner Wasserreserven wegen seiner veralteten Kanalisation und Speicherbecken. Mancherorts wird dieser Anteil deutlich höher geschätzt.

Die Hitzewelle plagt die Natur und vergällt den Landwirten die Existenz. Die Produktion von Weizen, Tomaten, Wein, Olivenöl, Parmesan und sogar Meeresfrüchten leidet schwer unter dem diesjährigen Hitzerekord und der Dürre. Jedes dieser Produkte ist auch uns lieb und teuer. In den ersten sieben Monaten des Jahres verzeichnete der Nationale Forschungsrat (CNR) 46 Prozent weniger Regenfälle. Auch wurden in dem Mittelmeerland noch nie so hohe Temperaturen gemessen. Sie lagen zwischen Januar und Juli ein Grad Celsius über der Durchschnittstemperatur der vergangenen dreißig Jahre. Das Schlimme ist: Keiner rechnet mehr damit, dass die Schwierigkeiten ein vorübergehendes Problem sind!

Vielerorts muss Wasser rationiert werden, in der Toskana sind bereits 30 Prozent der Ernte verloren. Die Wasserknappheit zwingt Landwirte zum Umplanen. Reis-Anbauflächen werden reduziert, stattdessen werden Sonnenblumen gepflanzt, die weniger Wasser brauchen.

Er gehört z.B. zu den italienischen Exportschlagern, in diesem Jahr ist er aber auch eines der großen Sorgenkinder Italiens: der Chianti. Die Trauben sind kleiner und es wird davon ausgegangen, dass es insgesamt weniger sein werden als im Durchschnitt der vergangenen Jahre. Jetzt muss auf Regen gewartet werden, denn ohne Regen werden die Trauben nicht erntereif. Der ist aber weiterhin nicht in Sicht!

Es hat – früher – in den Hügeln der Toskana immer genug Wasser gegeben. In den vergangenen Jahren sind die Trockenperioden aber immer länger geworden. Diesen Sommer hat es hier seit Monaten nicht richtig geregnet, dazu kommen dauerhaft hohe Temperaturen von teilweise über 40 Grad. Dass die Trauben deswegen in diesem Jahr kleiner sind, ist nicht das einzige Problem: es wird davon ausgegangen, dass zehn Tage früher geerntet als in den vergangenen Jahren geerntet werden muss, weil die Trauben früher reif sind. Dazu kommt: Mit jedem Tag, den die Winzer länger mit der Ernte warten, steigt das Risiko, dass Unwetter Teile der Trauben zerstören.

Nach Angaben des Landwirtschaftsverbandes könnte die Weinproduktion insgesamt in Italien um etwa zehn Prozent zurückgehen. Doch nicht nur den Winzern macht das Extremwetter zu schaffen, auch die Olivenbauern klagen. Leider hatte auch  hier das Klima einen entscheidenden Einfluss. Ein sehr trockner Frühling mit praktisch keinen Niederschlägen von März bis heute, bewirkte, dass während der entscheidenden Phase beim Übergang von der Blüte zur Frucht die Feuchtigkeit fehlte. Die Blüte war ausgezeichnet, aber leider hat der Wassermangel die Entwicklung der Oliven gehemmt. Hält die Dürre an oder kommt es zu größeren Unwettern vor der Ernte, könnte auch die Olivenölproduktion in diesem Jahr (2022) um 30 Prozent zurückgehen.

 Das Extremwetter beeinträchtigt nahezu jeden Bereich in der Landwirtschaft: Die Produktion von Mais und Futtermittel ist sogar um 45 Prozent eingebrochen, die von Hartweizen für Nudeln (!) um 30, die Milchproduktion um 20 Prozent.

Auch die Reisbauern um Norden Italiens sind von dem Wetter betroffen. Entspannung ist nicht in Sicht. Auch in den nächsten drei Monaten könnte in großen Teilen Europas Trockenheit auftreten.

Die politische Situation in Italien in Italien ist derzeit auch nicht besonders stabil  und was die Probleme der Landwirtschaft auf die ohnedies aufgrund der Energiekrise in die Höhe schießenden Preise bewirken werden, ist schwer absehbar. Jedenfalls – so scheint es – auch Lebensmittelpreise werden in näherer Zukunft nicht sinken!

Die Klimakrise und die Lebensmittelpreise

Treue Freundschaft, die ich erfahren darf

Ja, „treu“ ist leider schon ein altmodisch gewordenes Wort

Heute möchte ich aus gegebenem Anlass etwas zur Freundschaft sagen. Freundschaft ist ein rares Gut, und ich bin besonders dankbar für mir gegenüber erwiesene Freundschaft. Vor allem ist es oft so, dass sich Freunde eines Ehepaares nach dem Tod eines der beiden Partner, dann zurückziehen.

Also, ich bin sehr dankbar. Der beste Freund meines Mannes – die beiden gingen schon gemeinsam in die Volksschule, später ins Gymnasium und studierten dann beide Jus an der Universität Wien. Die Berufswege waren dann sehr unterschiedlich, aber die Freundschaft blieb bestehen.  Und diese Freundschaft wurde auch nicht durch die Eheschließungen der Beiden getrennt. Ja, dieser Freund meines Mannes war dann mein Trauzeuge. Und mein Mann war Trauzeuge dieses Freundes.

Wir vertrugen uns alle miteinander recht gut. Wir fuhren gemeinsam auf Urlaub, ja sogar unsere Kinder wurden in diese Freundschaft hineingeboren. Der Mutter dieses Freundes waren wir sehr verbunden, wir waren gemeinsam mit ihr in Tirol auf Urlaub, meine Kinder haben wunderschöne Erinnerungen an sie. Bei gemeinsamen Schi-Ferien wandten meine Kinder sich oft lieber an Onkel F. als an den Vater. Onkel F. wurde Firmpate unseres Sohnes. Jahrzehntelang hat unser Sohn „die Zeit“ wöchentlich bezogen – sein Geschenk zur Firmung. Selbst unsere Enkelkinder wissen heute genau wer Onkel F. ist.

Es gibt viele schöne gemeinsame Erinnerungen. Vor allem hatten wir beide, die eng verbundenen Ehepaare auch viele gemeinsame weitere Freunde. Der Kreis war letztlich dann schon ziemlich groß, vieles wurde gemeinsam unternommen. Selbst als dann manche von uns ihre Wochenendhäuser bezogen, traf man sich halt dann an diesen Orten für gemeinsame Unternehmungen.

Als dann die Ehefrau von dem gemeinsamen Freund sehr krank wurde, war das eine sehr schwierige Zeit für ihn. Als sie dann letztlich starb trauerten wir alle gemeinsam. F. gab die große Wohnung auf und zog in eine wesentlich kleinere, ich erinnere mich noch daran, als er (schweren Herzens) seine Bibliothek auflöste, viele, auch andere Freunde, trugen Bücher von dort fort.

Als dann unser Freund wieder heiratete, fürchteten wir, dass manches anders werden würde, aber erstaunlicherweise blieb eigentlich alles “beim Alten“. Bei der feierlichen kirchlichen Hochzeit in Innsbruck waren wir, mein Mann und ich, dann wieder dabei. Die Freundschaft bestand weiterhin. Wir gingen gemeinsam, wie bisher zum Heurigen, beredeten die politische Situation und lachten viel gemeinsam.

Wenn mein Mann im Spital lag, kam sein Freund F. täglich vorbei. Und das war zu manchen Zeiten über eine längere Periode. Und als mein Mann dann zu behindert war, für gemeinsame Unternehmungen, kamen F. und seine Frau einfach zu uns, wir saßen um meinen Mann herum und ließen uns eigentlich kaum beirren. Ich kochte halt für uns – obwohl ich wusste, dass F. und seine Frau lieber in ein Restaurant gegangen wären.

Mir wurde sogar ihre Sommerwohnung in Baden als Quartier bei großer Hitze angeboten!

Als mein lieber Mann dann vor etwas mehr als vier Jahren von uns gegangen war (wir waren fast 60 Jahre verheiratet gewesen) war es meine Familie und F., die mich unterstützten und mich betreuen.  Ich gehöre weiterhin zu F.s Freundeskreis, wir treffen einander regelmäßig und sind eigentlich dauernd in telephonischem Kontakt.

Ich bin für diese so verlässliche, treue Freundschaft sehr, sehr dankbar. Es gibt nicht mehr viele Menschen in meinem Umkreis, mit denen ich so viele gemeinsame Erinnerungen habe, die man dann bei Gelegenheit gemeinsam hervorholen kann – um sich daran zu erfreuen.

Danke auch unseren gemeinsamen Freunden, die uns immer wieder zu gutem Essen, gutem Wein und guten Gesprächen gemeinsam einladen.

Danke lieber F. ich wünsche dir und uns noch ein paar fröhliche halbwegs gesunde Jahre

PS: und Danke auch, dass ich weiterhin deinen frühkindlichen Spitznamen weiterhin benutzen darf

Treue Freundschaft, die ich erfahren darf

Schwimmschulen und ihre Geschichte in Wien

Eine liebe Wiener Freundin, die im Ausland lebt, wollte gerne etwas über die Geschichte der Schwimmschulen in Wien wissen.

In der Frühen Neuzeit war die Fähigkeit zu schwimmen noch sehr wenig verbreitet. Vom 17. Jahrhundert bis zum Ersten Weltkrieg reißen Donaubadeverbote, die teilweise mit Inhaftierung, Zucht- und Arbeitshaus geahndet wurden, nicht ab. Trotz der Verbote badeten und schwammen die Menschen in Donau, Donaukanal und Wienfluss. Erst im Zuge der Aufklärung änderte sich der Blick auf die Bedeutung des Schwimmens. Der Beginn der methodischen Schwimmausbildung für breitere Schichten der Bevölkerung setzte im ausgehenden 18. Jahrhundert ein. In Österreich wurde die bürgerlich-aufgeklärte Leibeserziehung durch die pädagogische Bewegung der Philanthropie verbreitet.

Begonnen hat alles beim Militär: In Österreich, das 1797 das Erbe der Mittelmeergroßmacht Venedig angetreten hatte, fällt der Initialfunken für einen systematischen Schwimmunterricht in die Zeit der Napoleonischen Kriege. Damals stellte man mit Verblüffen fest, dass französische Soldaten bei der Belagerung Wiens 1809 mehrfach die Donau durchschwommen hatten. Anlass zur Einrichtung der Militärschwimmschulen, für die sich Oberst, dann General Graf Wilhelm von Bentheim-Steinfurt (1782–1839) besonders einsetzte, war der Umstand, dass während der Schlacht bei Aspern, 1809, an der er teilnahm, bei den Kämpfen in der Lobau, einer weit verzweigten Donauau, ein hoher Anteil der österreichischen Toten nicht durch die Kampfhandlungen selbst zu beklagen war, sondern durch das Ertrinken von Nichtschwimmern in den damals unregulierten Armen der Donau. Die erste Militärschwimmschule des Kaisertums Österreich wurde im Jahr 1810 in Prag eröffnet, wo Bentheim stationiert war.

Am 6. Juni 1813 wurde die erste k.k. Militär- und Zivil-Schwimmschule in Wien in Betrieb genommen. Ebenfalls auf Initiative von Oberst von Bentheim wurde sie außerhalb des damaligen Stadtgebiets im Prater, einer stadtnahen Donauau, errichtet, und zwar an dem auch von der Schifffahrt genutzten Donauarm namens Fahnenstangenwasser, nordöstlich des heutigen Pratersterns. Ausgehend vom Verkehrsknotenpunkt Praterstern am damaligen Rand der Vorstadt Leopoldstadt verläuft die bis 1876 als „Schwimmschulallee“ bezeichnete Straße, heute: Lassallestraße, von der die Wegstrecke zum Bad ca. 50 m betrug. Die Schwimmschule befand sich zwischen zwei Dammspornen an der Innenseite eines schwimmenden Holzpontons, gebildet aus 16 großen, ungleich langen Schiffen, die mit Balken verbunden den Boden für das ganze Gebäude bildeten. Die hölzernen Teile des Etablissements wurden vor dem Winter abgebaut und im Frühjahrwieder zusammengefügt. Wurde die Anlage nicht vom Militär benutzt, so stand die Schwimmschule auch männlichen Zivilisten zur Verfügung. Sonntags durften Frauen nach Entrichtung einer Eintrittsgebühr den schwimmenden Männern zusehen. Als „Abschlussprüfung“ mussten die Schwimmschüler den Donauarm durchqueren. Bei der Stadterweiterung von 1850 wurde das Areal nach Wien eingemeindet und wurde Teil des 2. Gemeindebezirks. Die Anlage fiel 1874 der Donauregulierung zum Opfer.

Die „Neue Militärschwimmanstalt“ befand sich am 1875 gefluteten neuen Hauptarm des Flusses, dem Donaustrom, auf dem Südteil der heutigen Marina Wien in Wien-Leopoldstadt am Handelskai.  Sie wurde vom Heer in Eigenregie als Ersatz für die alte k.k. Militär- und Zivilschwimmschule errichtet. Im Unterschied zur alten Schwimmschule gab es hier auch ein Schwimmbecken (68 × 19 m) mit stehendem Wasser neben dem Strombad. Eröffnet wurde diese Schwimmschule am 18. August 1875, dem 45. Geburtstag von Kaiser Franz Joseph I.

Vergleichsweise langsamer kam das Schwimmen als Freizeitvergnügung in Mode. Zentrum des frühen Schwimmsports war Großbritannien. Die Entwicklung des Schwimmens zum Breiten-, Massen-, Leistungs- und Spitzensport war von verschiedenen Faktoren abhängig (Schwimmbäder, öffentliches Interesse an Körperertüchtigung, Vereinsgründungen, Wettkämpfe, Einführung des Schwimmunterrichts an Schulen ab der Wende zum 20. Jahrhundert). Der 1861 gegründete „Erste Wiener Turnverein“ besaß ab 1862 eine Schwimmschule am Kaiserwasser, die zum Vorbild für andere Vereine wurde.

Nach der Donauregulierung eröffnete die Gemeinde Wien hart am neuen Donaubett oberhalb der damaligen Kronprinz-Rudolf-Brücke (Reichsbrücke) das „Erste Wiener Kommunalbad“. Ab 1880/1881 fanden in Wien regelmäßig Wettschwimmen und -springen statt, die sich auf das Kommunalbad in Nußdorf, die Militärschwimmanstalt in der Krieau sowie die Donau und den Donaukanal konzentrierten. Am 5. Juli 1881 wurde erstmals eine allgemeine Meisterschaft für Männer ausgetragen und 1887 der „Erste Wiener Amateur Schwimmclub“ gegründet, in dem 1894 erstmals eine Damensektion entstand; regelmäßig wurden Meisterschaften und Schwimmfeste veranstaltet.

Der 1909 gegründete Arbeiterschwimmclub errichtete Bäder, erteilte Unterricht, veranstaltete Wettkämpfe und gründete 1930 einen Wasserrettungsdienst. Eine besondere Rolle spielte das Gänsehäufel (ursprünglich die Domäne einiger Sport- und Sonnenbegeisterter, nach dem Ersten Weltkrieg ein von der sozialdemokratischen Gemeindeverwaltung ausgebautes Donaustrandbad). Seit 1926 ist der Schwimmunterricht für Pflichtschüler(innen) in Wien obligatorisch vorgeschrieben.

In der Zwischenkriegszeit wurde diese Schwimmschule vom Bundesheer der Ersten Republik offiziell nicht benutzt. Die deutsche Wehrmacht nutzte dann ab 1938 das Schwimmbad wieder. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde dieses Bad stillgelegt, der Platz als Lager verwendet.

Die Militärschwimmschule Alte Donau am einstigen Hauptstrom, seit 1875 kein Fließgewässer, sondern ein Altarm der Donau, befand sich im in der Arbeiterstrandbadstraße 93. Das Areal, heute: Bundesbad Alte Donau, wurde am 20. Juni 1919 eröffnet und vom Bundesheer der Ersten Republik frequentiert. Zuvor handelte es sich hier um einen einfachen Badeplatz an der Alten Donau, der von Soldaten benutzt wurde und dann zu einem Familienbad ausgebaut wurde. 1938 bis 1945 nutzte die deutsche Wehrmacht das Bad, aus dem nach dem Zweiten Weltkrieg das Bundesbad Alte Donau wurde.

Das 1838 in einem Brief des damals achtjährigen Erzherzogs Franz Joseph an seinen Bruder Maximilian erwähnte Wasserreservoir im Schönbrunner Schlosspark, in dem man schon damals auch baden konnte, wurde in der Ersten Republik als Militärschwimmschule verwendet. In der NS-Ära nutzte es die Wehrmacht, dann bis 1955 die britische Besatzungsmacht. Heute handelt es sich um ein beliebtes, privat geführtes Sommerbad. Es liegt auf dem bewaldeten Abhang von der Geländestufe der Gloriette zum Blumenparterre nahe dem Parkeingang Maria-Theresia-Tor.

Das 1955 gegründete Bundesheer der Zweiten Republik nahm keine Militärschwimmbäder in Anspruch. Es nutzt für die Schwimmausbildung der Soldaten zivile Schwimmbäder.

Geschwommen wird in den vielen Bädern Wiens heute noch immer sehr gerne!

Schwimmschulen und ihre Geschichte in Wien

China: zum Jahrhundert der Demütigungen

Großbritannien und das „ewige Besitzrecht“ an Hongkong

1842, am 29. August – also vor heute vor 180 Jahren – wird mit der Unterzeichnung des Vertrags von Nanking zwischen China und England der Erste Opiumkrieg beendet.

Das ist eine schwierige Periode der Geschichte für mich, die mich aber interessiert, weil diese Opiumkriege noch heute von China für seine Feindschaft zum Westen herangezogen werden.  In der Schule haben wir darüber nichts gehört und auch während der Studienzeit war nie die Rede davon. Aus damaliger Sicht war halt „China weit weg und sehr fremd“.

 Also, hab‘ ich versucht über die historische Periode zu lesen. Zuerst ein Sachbuch, na weit bin ich nicht gekommen, es war leider unfassbar kompliziert, dann habe ich es mit einem Roman versucht, das hat dann etwas mehr Klarheit für mich gebracht.

Der Erste Opiumkrieg war ein bewaffneter Konflikt zwischen Großbritannien und dem Kaiserreich China der Qing-Dynastie, der vom 4. September 1839 bis zum 29. August 1842 ausgetragen wurde.

Die Qing-Dynastie (oder Mandschu-Dynastie) wurde 1616 von den Mandschu unter Nurhaci (* 1559; † 30. September 1626) begründet und herrschte ab 1644 im Kaiserreich China. Sie löste die Ming-Dynastie ab und endete nach der Xinhai-Revolution von 1911 mit der Ausrufung der Republik China am 1. Januar 1912. Die Qing-Dynastie war nach der mongolischen Yuan-Dynastie die zweite Dynastie, die über ganz China herrschte und nicht von Han-Chinesen begründet wurde (sie war daher bei Han-Chinesen auch unbeliebt). Sie basierte auf dem Aufstieg des Volks der Jurchen, die als Jin-Dynastie (1125–1234) und als Spätere Jin-Dynastie (1616–1636) in Nordchina herrschten. 1635 änderten die durch Nurhaci vereinten Jurchen-Stämme ihren Namen in Mandschu. Ab 1636 wurde die Dynastie selbst Qing genannt. Die chinesische Seite war daher auch nicht geeint in ihrem Kampf gegen die Ausländer.

Während der Qing-Dynastie erreichte China die größte territoriale Ausdehnung seiner Geschichte. Zudem wuchs die Bevölkerung stark an, von geschätzt etwa 56 Millionen im Jahr 1644 auf etwa 400 Millionen im Jahr 1911. Mit geschätzten 381 Millionen Einwohnern im Jahr 1820 lebten etwa 36 Prozent der gesamten Weltbevölkerung von damals (1,04 Milliarden) in seinen Grenzen und das Land erwirtschaftete etwa 33 Prozent der Weltwirtschaftsleistung – ungefähr so viel wie ganz Europa mit damals nur etwa 200 Millionen Einwohnern.

Die britische Seite nahm die Beschlagnahmung des Opiums britischer Händler zum Anlass, den Krieg zu beginnen. Die Briten konnten das chinesische Kaiserreich in einer mehrjährigen Militärexpedition durch die Eroberung und Blockade strategisch gelegener Küstenstädte schließlich zu den Verträgen von Nanjing und Humen zwingen. Die Konzessionen dieser Verträge entzogen China die Souveränität über den eigenen Außenhandel und öffneten die chinesischen Märkte für die Briten und andere Europäer. Ebenso musste der chinesische Staat Reparationen für die britischen Kriegskosten und das vernichtete Opium leisten.

Das britische Expeditionskorps, bestehend aus einer Flotte moderner Kriegsschiffe sowie einer kleinen Landstreitmacht, besetzte dabei mehrere Städte entlang der chinesischen Küstenlinie (Kanonenbootpolitik). Die Kampfhandlungen begannen im südchinesischen Kanton und wurden durch logistische Probleme und Verhandlungen unterbrochen. Sie endeten nach der Besetzung Nanjings durch die Briten drei Jahre nach Kriegsbeginn. Während des Krieges konnte die chinesische Seite sowohl bei der Verteidigung als auch im Angriff keine militärischen Erfolge erzielen.

Die wirkungslose militärische Antwort des Qing-Staates machte die militärische Unterlegenheit Chinas für ausländische und einheimische Beobachter unübersehbar. Aufgrund des Opiumkriegs erhielten auch andere westliche Nationen ähnliche Verträge wie Großbritannien. Der verlorene Krieg gilt in China als Beginn eines Jahrhunderts kolonialer Fremdbestimmung (Jahrhundert der Demütigung) und leitete eine Legitimitätskrise des tradierten Staats- und Gesellschaftssystems ein. Er verschärfte die innenpolitischen Probleme des Landes. Im Zweiten Opiumkrieg ab 1856 gelang es Großbritannien und Frankreich erneut, durch eine militärische Machtdemonstration das durch die Taiping-Rebellion geschwächte Kaiserreich zu außen- und handelspolitischen Zugeständnissen zu zwingen.

Der Vertrag von Nanking beendete im August 1842 den Ersten Opiumkrieg zwischen dem Vereinigten Königreich und dem Chinesischen Kaiserreich.

Mit dem Abschluss des Vertrages konnte das Vereinigte Königreich seine vor Beginn des Krieges formulierten Kriegsziele nahezu vollständig erreichen. Der Vertrag regelte die Annexion von Hongkong, die Zahlung einer großen Summe als Kompensation, die Abschaffung der bisherigen Rechtspraxis in Handel und Diplomatie sowie die Freilassung aller britischen Staatsbürger in China sowie eine Amnestie für chinesische Kollaborateure. Der Vertrag stellte den ersten der Ungleichen Verträge dar und markiert den Beginn eines krisenhaften Jahrhunderts des chinesischen Staates.

In Artikel 3 des Nanking-Vertrags wurde dem Vereinigten Königreich das „ewige Besitzrecht“ an der Insel Hongkong übertragen. De jure hätte die Volksrepublik China deshalb 1997 lediglich die Rückübertragung der erst 1898 gepachteten New Territories verlangen können. Wenn gleichwohl auch Hong Kong Island und das 1860 durch die Pekinger Konvention abgetretene Kowloon zurückgegeben wurde, so geschah dies aus diplomatischen Gründen.

China: zum Jahrhundert der Demütigungen

Ein partieller Taxinotstand

Ärgerlich!

Was macht man, wenn um 22.45 Uhr einfach kein Taxi mehr nach Mauer kommt um in die Stadt zu fahren?

Um von der Stadt hinaus zu kommen, war für mich nicht besonders problematisch gewesen, denn ich fahre immer gerne öffentlich; ich gebe aber zu, ich habe für die Fahrt eine Stunde gebraucht, nun, um 22.45 wären die Frequenzen wahrscheinlich noch viel länger gewesen und ich wäre also sich erst nach Mitternacht nach Hause gekommen.

Die Zahl der Taxis in Wien hat laut Wirtschaftskammer wieder den Stand vor der Corona-Pandemie erreicht. Jetzt klagen einzelne Firmen darüber, dass sie zu wenige Fahrerinnen und Fahrer bekommen. Die nächste Generation ist erst im Anrollen.

Man kann ein Drittel der Anfragen für Taxifahrten, am Wochenende sogar bis zur Hälfte, nicht bedienen!  Kunden haben sich an längere Wartezeiten gewöhnen müssen. Die Zahl der Fahrer habe sich von der Anzahl vor der Pandemie auf ca. die Hälfte reduziert. In der Corona-Zeit, als die Nachfrage völlig einbrach, haben sich viele Fahrer zurückgezogen, sind teils in Kurzarbeit gegangen oder zu Paket- und Lieferdiensten gewechselt.“

Nun ist die Nachfrage zwar wieder angesprungen, bei weitem aber nicht auf Vorkrisenniveau. Klar ist, dass die in Wien sehr wichtige Nachfrage von Geschäftsreisenden nicht im gleichen Ausmaß zurückgekommen ist. Das Problem eines Fahrermangels gibt es jedenfalls.

Waren es ursprünglich also eher die Taxis selbst, die gefehlt haben, sind es nun die Fahrerinnen und Fahrer. Dabei könnten sie aktuell bei halbwegs geschickter Einteilung der Fahrzeiten sehr gut verdienen. Die Wiener Wirtschaftskammer beruhigte. Insgesamt seien in Wien mittlerweile wieder um die 6.000 Taxis unterwegs, gleich viele wie vor der Pandemie. Und es würden sehr wohl Lenkerinnen und Lenker nachkommen. Denn derzeit werden laut Wirtschaftskammer so viele künftige Taxilenker zu Prüfungen antreten wie noch nie (aber dabei auch häufig durchfallen!).

Der Bund hat 2019 die Gewerbe „Mietwagen“ und „Taxi“ vereint. Für beide sollten unter der neuen Konzessionsart „Personenbeförderungsgewerbe mit Pkw – Taxi“ die gleichen Regeln gelten. Mit ein Grund für den Taxischwund könnte daher sein, dass nun alle Fahrer einen Taxischein benötigen, nachdem Taxi- und Mietwagengewerbe zusammengelegt wurden und tausende Mietwagenfahrer damit ihren Job verloren haben.

Bei der Zusammenlegung des Taxi- und Mietwagengewerbes wurden Großteils die Regelungen des Taxigewerbes übernommen, aber etwas mehr preisliche Flexibilität geschaffen. Online-Dienste wie Uber, Bolt, Free Now und Holmi vermitteln nun Taxis und keine Mietwagenfahrten mehr. Für den Taxischein muss man eine Prüfung ablegen und der Fahrer oder die Fahrerin muss Deutschkenntnisse nachweisen. Der Großteil der vormaligen Mietwagenfahrer hat keinen Taxischein und die Durchfallquote bei der Taxiprüfung ist laut Branchenvertretern sehr hoch.

Nun, unserer „Rettung“ bestand darin, dass Freunde, die eigentlich nach Graz fahren wollten freundlicherweise den Umweg in die Stadt gemacht haben und uns nach Hause gebracht haben.

Was uns aber dann besonders geärgert hat: am Taxistandplatz bei der Oper standen an die zwanzig Taxis, die auf Kundschaft warteten!

Irgendetwas ist da ziemlich faul an dieser Situation – in einer Großstadt um 22:45 kein Taxi – bitte, das geht gar nicht!

Ein partieller Taxinotstand