Man wird schon leicht nervös, manchmal, wenn man Nachrichten hört und sieht.
Viele der rund zwei Millionen EinwohnerInnen des Kosovo feierten den Jahreswechsel im Dunkeln. Seit Ende Dezember hat sich die Energiekrise in dem Land dermaßen zugespitzt, dass die Regierung den Privathaushalten den Strom abdrehte.
Dabei setzte die Regierung zunächst auf Appelle und freiwilligen Stromverzicht durch die BürgerInnen. Doch als diese Versuche fehlschlugen, verkündete sie, dass nun Stromausfälle folgen werden. Allen Privathaushalten sollte für jeweils zwei Stunden der Strom abgestellt werden, danach werde die Stromversorgung für acht Stunden wieder aufgenommen, bis dann der nächste Stromausfall folge.
Besonders in der kältesten Zeit des Jahres trafen die Stromausfälle die Bevölkerung schwer: nicht nur war die Wohnungen kalt, auch die Aufzüge funktionierten nicht.
Das kleine Land auf dem Balkan betreibt zwei Braunkohlekraftwerke. Zusammen genommen liefern die Kraftwerke nicht annähernd genügend Strom, um den Verbrauch des Landes zu decken. Hinzu kommt, dass durch eine Störung in dem Kraftwerk „Kosova B“ die eigene Stromversorgung weiter gesenkt wurde.
Das hat zur Folge, dass das arme Land Strom zu den extrem hohen Kursen an der Strombörse kaufen und importieren muss. Und dort steigen die Preise gigantisch an. Dies führt zu einer zusätzlichen massiven Belastung der ArbeiterInnen und armen Bevölkerung im Kosovo.
Aber die Nachbarn lassen Kosovo nicht im Stich: Das Kosovo kündigt an, die Stromausfälle zu beenden. Das Land traf ein Abkommen mit Albanien, das es ihm ermöglicht, seine Versorgung zu sichern. Tatsächlich erklärt das kosovarische Energieministerium, dass die Stromsperren vorerst aufgehoben wird. Das Kosovo und Albanien werden aufgrund der erzielten Einigung den Strom gemeinsam nutzen. Dies ist eine Folge der sich ergänzenden Situationen in den beiden Ländern. Auf der einen Seite haben die Kosovaren im Winter einen höheren Strombedarf, um zu heizen. Auf der anderen Seite benötigen die Albaner es vor allem im Sommer für die Klimaanlage.
Es ist jedoch anzumerken, dass Albanien derzeit eine Dürre erlebt. Da das Land auf Wasserkraft angewiesen ist, muss es daher auch einen Teil seiner Energie importieren. Dennoch wird durch diese Ankündigung eines Abkommens mit Albanien wird die Situation entlastet und ein Anfang gemacht.
Die Energiesicherheit des Kosovo bleibt aber prekär. Für das Kosovo erwies sich die Situation als kritisch, da die Nachfrage fast doppelt so hoch war wie die inländische Produktion. Tatsächlich erklärte der Sprecher von KEDS kürzlich, dass das Unternehmen nur 500 MWh/h aus Braunkohlekraftwerken und erneuerbaren Energien beziehe, während der Verbrauch 800 MWh/h betrage.
Dennoch veranlasste die geopolitische Situation des Landes den Betreiber des Übertragungsnetzes des Landes, KOSTT, zu der Aussage, dass das Kosovo sich vor allem auf seine eigene Produktion verlassen müsse. Das Land stützt sich bei der Stromerzeugung zu 90 % auf Kohle. Die Elektrizitätsgesellschaft KEK hatte jedoch fast die Hälfte ihrer Generatoren für Wartungsarbeiten vor dem Winter abgeschaltet.
Kosovo ist eines der Länder mit den größten Braunkohle Reserven Europas. Bisher werden 97 Prozent des Stroms durch zwei veraltete Braunkohlekraftwerke nahe der Hauptstadt Pristina erzeugt, was zu hohen Treibhausgasemissionen und entsprechender Luftverschmutzung führt.
Die Situation scheint also besorgniserregend zu sein, da sich der Stromverbrauch im Kosovo im Winter tendenziell verdoppelt. Zur Erinnerung: Ähnliche Stromabschaltungen waren bereits im Dezember 2021 eingeführt worden. Daraufhin hatte das Land im Januar 2022 einige energieintensive Aktivitäten gestoppt.
Letztendlich könnten Stromausfälle bereits im Sommer vor allem dazu beitragen, Sorgen in der Bevölkerung zu schüren. Die Regierung versucht daher, angesichts der Energiekrise, die sich in den kommenden Monaten zu verschärfen droht, ein Klima der Sicherheit aufrechtzuerhalten.
Aber schon am 22.August 2022 wird die Stromversorgung mehrmals pro Tag unterbrochen. Alle sechs Stunden wird der Strom abgedreht. Das hat die zuständige Energiefirma erklärt. Der Grund: Mehrere heimische Kohlekraftwerke seien in Revision und ausländischen Strom könne man aus Kostengründen nicht importieren. Kosovo hat z.B. das Schürfen von Kryptowährung – um Strom zu sparen, verboten. Wegen der bis dato günstigen Strompreise im Kosovo hatten sich viele junge Menschen am Krypto-Mining beteiligt. Unablässiges Knacken und Rauschen in der Leitung erschwert während der Strompausen auch die mobile Kommunikation.
Auch in anderen West-Balkanstaaten könnte die Situation angesichts der Strom- und Energiepreise sehr schwierig werden!
Na gut, denkt man sich. Kosovo kann man nicht mit Österreich vergleichen. Aber wenn ich die Lage der Wien-Energie so bedenke, (von der ich selbstverständlich auch abhängig bin), bin ich gar nicht so sicher, ob wir zu Silvester vielleicht auch im Dunkeln und in der Kälte sitzen werden.
Und welches Land wird uns dann helfen?