Noch ein kleiner Nachtrag zu „Bosheit ist kein Lebenszweck“

Eine liebe Freundin korrigiert mich: Schadenfreude ist sicher eine brillante Erfindung der Griechen – „seit Aristoteles oder auch frühere“. Also meine Recherchen haben ergeben, dass es Demokrit von Abdera; * 460 oder 459 v. Chr. in Abdera in Thrakien; † um 370 v. gewesen sein muss. Sie hat mir ein SMS mit dem griechischen Wort geschickt – das zuerst die Freude und dann erst die Bosheit bezeichnet.

Noch ein kleiner Nachtrag zu „Bosheit ist kein Lebenszweck“

Es passt alles net z’samm

Aber: ich bin ein Kind der Stadt (Anton Wildgans)

Heute ist der Letzte Tag im Oktober (obendrein Halloween), wir haben schon Normalzeit, (ich bin noch immer nicht mit der Normalzeit synchronisiert), es ist nebelig, aber es ist nicht kalt. Es wird erschrecklich früh finster! Aber die Bundesgärten bleiben noch bis 22 Uhr offen – vorläufig. Die Schanis sind fast alle noch in Betrieb und teilweise sogar ziemlich voll, auch ohne Heizschwammerlbetrieb. Die Weihnachtsbeleuchtung hängt schon, ist aber noch nicht „aufgedreht“, in den Supermärkten gibt es schon längerem Weihnachtsbäckerei, mein Bäcker hat den (zwar wunderschönen alten) Christbaumschmuck in der Auslage hängen.  Abert vorweihnachtlich fühlt sich das alles nicht an.

Die Stadt ist voll mit Touristen. Das kann ja nicht nur aufgrund von Halloween sein. Na hoffentlich ist das nicht der einzige Grund, denn was passieren kann, hat ja gestern Seoul gezeigt. Vielleicht sind es die Herbstferien. Es ist sehr viel Polizei im Einsatz – die Mannschaftwägen stehen bei der Oper, und weiße Mäuse habe ich auch gesichtet. Wer weiß, wer sich wieder so an welche Straße pickt um den Verkehr zu behindern und auf die Klimakatastrophe aufmerksam zu machen.  Pünktlich an ein Ziel zu kommen, wird immer schwieriger. Aber noch besser, dass sie sich auf der Straße anpicken als unschätzbare Kunstwerke mit irgendwelchen Lebensmitteln zu beschmieren (wobei man den Tätern zugutehalten muss, dass sie bisher nur solche „hinter Glas“ benützt haben. Aber werden die Nachahmungstäter auch so sorgsam ihre Auswahl treffen?)

Aber dennoch: ich bin ein Kind der Stadt

Ich bin ein Kind der Stadt – Die Leute meinen

und spotten leichthin über unsereinen,

Daß solch ein Stadtkind keine Heimat hat.

In meine Spiele rauschten freilich keine

Wälder. Da schütterten die Pflastersteine, …

(Das tun sie noch immer heftig, wenn man über den Michaelerplatz fährt)

Nein, ich habe die Herbstferien „zu Hause“ genutzt, im nebeligen Wien, bei relativ kühlen Temperaturen, ohne Sonne. Hier hat es nicht 25 Grad gehabt, ich bin nicht in der Sonne gesessen, nicht auf bunte Wälder geblickt oder vielleicht sogar ferne Schneefelder.

…Und bin der flutend-namenlosen Menge,

Die deine Straßen anfüllt mit Gedränge,

Ein Pünktchen nur, um welches du nicht weißt.

Und hab’ in deinem heimatlichen Kreise

Gleich einem fremden Gaste auf der Reise

Kein Stückchen Erde, das mein eigen heißt.

Ich habe früherer „Herbsturlaube“ gedacht – noch mit meinem Mann, z.B. in Triest, in Abbazia (gestatten Sie mir, es noch immer so zu nennen), in Brünn in Alba, später dann mit Kindern und Enkeln, ja sogar Urenkeln z.B. in Florenz … Also auch oft in Städten …

… Und immer noch, so oft ich dich für lange

Verlassen habe, ward mir seltsam bange,

Als könnte es ein besondrer Abschied sein.

Und jedesmal, heimkehrend von der Reise,

Im Zug mich nähernd, überläuft’s mich leise,

Seh’ ich im Dämmer deine Lichterreihn. …

Ich bin ein Kind der Stadt, in meiner Heimatstadt Wien

Es passt alles net z’samm

Bosheit ist kein Lebenszweck!

Erinnern Sie sich noch an „Max und Moritz“ von Wilhelm Busch, oder gehören Sie einer Generation an, der dieses aufgrund von „political correctness“ oder Ähnlichem vorenthalten wurde? Das Buch, das die sieben Streiche der beiden Buben erzählt, wurde Ende Oktober 1865 erstveröffentlicht. Die Geschichte ist eines der meistverkauften Kinderbücher und wurde in 300 Sprachen und Dialekte übertragen.

Warum ich das gerade jetzt „wiederlese“, weil mich die offen zur Schau getragene Schadenfreude bei der Berichterstattung (Zeitungen, Radio, Fernsehen und besonders soziale Medien) über die österreichischer Innenpolitik sehr stört. „Ach, was muss man oft von bösen Kindern hören oder lesen!“ Vielleicht sollten manche der derzeit so „Geifernden“ (tut mir leid, sie so zu bezeichnen) manchmal die Haltung der Opfer der Bösen Buben bedenken: „Witwe Bolte, mild und weich, sprach: „Sieh da, ich dacht es gleich!“ „Ja, ja, ja!“ rief Meister Böck, „Bosheit ist kein Lebenszweck!“

Als Schadenfreude wird die Freude über das Missgeschick oder Unglück anderer bezeichnet. Sie kann versteckt als heimliche Schadenfreude empfunden werden oder sich als offene Schadenfreude (Hohn, Spott, Ironie, Häme, Sarkasmus) zeigen. Schadenfreude spielt eine dominante Rolle beim Erhalt von Gerechtigkeit und der Bestrafung von Normverstößen in menschlichen Gesellschaften. In vielen Religionen und Wertesystemen wird sie jedoch geächtet und ist daher oftmals von Schuldgefühlen begleitet. Dabei ist Schadenfreude – ebenso wie Mitleid – ein passives, indirekt ausgelebtes Gefühl, weil die Person, die sie empfindet nichts mit dem Zustandekommen der Situation, durch die die Schadenfreude ausgelöst wird, zu tun hat. Übrigens: Das Wort „Schadenfreude“ existiert als deutsches Lehnwort im Englischen, Französischen, Italienischen, Spanischen, Portugiesischen und Polnischen! (Sind wir Deutschsprechenden anfälliger für Schadenfreude als andere?)

Wenn eine andere Person zu Schaden kommt, reagieren auch Kinder bereits mit Schadenfreude. Dabei ist ein einfaches Unglück, wie das Ausrutschen und Hinfallen bei einer typischen Slapstick-Einlage (wie bei Laurel und Hardy), jedoch nicht ausreichend. Schadenfreude entsteht dann, wenn man eine unerfreuliche Situationen rein subjektiv als verdient betrachtet und sich dadurch gut fühlt (Ich bin nicht vor den Untersuchungsausschuss geladen!). Denn Menschen neigen dazu, sich zu vergleichen und es schmeichelt ihrem Ego, wenn sie besser dastehen als andere. Schadenfreude ist zwar sehr menschlich, löst aber dennoch oftmals Schuldgefühle aus, da die Emotion negativ besetzt ist. Aber Schadenfreude hängt nicht nur mit Neid, sondern auch mit unserem Sinn für Gerechtigkeit, unserer sozialen Identität und unserer Selbsteinschätzung zusammen. Für Schadenfreude bestehen drei unterschiedliche Ausgangsemotionen: Aggression, Rivalität oder Gerechtigkeitssinn.

Dabei enthalten jedoch alle drei Formen der Schadenfreude Elemente der Entmenschlichung sowie den temporären Verlust von Empathie. Unterschiedliche Unterformen der Schadenfreunde jeweils stärker mit einer den Eigenschaften, Narzissmus, Sadismus und Psychopathie zusammenhängen, sowie mit Persönlichkeitsstörungen, die mit einer herabgesetzten Fähigkeit sich in andere Menschen hineinzuversetzen einher gehen. Neuronal betrachtet aktiviert Schadenfreude das sogenannte Belohnungszentrum, wo das „Glückshormon“ Dopamin ausgeschüttet wird. (das erscheint mir nicht so erfreulich – oder?)

Bei Kindern konnte festgestellt werden, dass diese bereits im Alter von nur 24 Monaten Schadenfreude zeigten. Dabei trat die Schadenfreude insbesondere dann auf, wenn zuvor eine Ungleichbehandlung vorhanden war. Die Fähigkeit Schadenfreude zu empfinden ist daher erst möglich, wenn ein Kind sich in andere hineinversetzen kann.

Frühe Rivalitäten sind typisch für fünf bis sechsjährige Kinder, die in Versuchen persönliche Dinge opfern, um im Vergleich zu einem anderen Kind Überlegenheit demonstrieren zu können. Bis zum Erreichen des Erwachsenenalters verbergen die meisten Menschen es, wenn ihre Einsätze dem Erreichen eines eigenen Vorteils dienen, während sie dagegen ihr soziales, gesellschaftlich anerkanntes Engagement sehr gern betonen. Naja, ich glaube da kann sich jeder von uns erkennen – oder?

Faktoren, die darüber entscheiden, ob wir Mitleid oder Schadenfreude empfinden sind persönliches Verhältnis, Sympathie oder Antipathie, sowie die subjektive Wahrnehmung, ob jemand es „verdient“ hat, aus eigener Dummheit oder sonstigen Gründen ein Missgeschick zu erleiden.

Auch Schimpansen sind zur Schadenfreude fähig! Bei Tierversuchen konnte festgestellt werden, dass das Gefühl, jemand würde eine verdiente Strafe für vorheriges Fehlverhalten erhalten, auch bei Schimpansen den Wunsch auslöst, bei der Bestrafung zuzusehen und Schadenfreude gilt als eine plausible Motivation für ein derartiges Verhalten.

Geben Sie zu, auch zuweilen Schadenfreude zu empfinden, wie wir alle. Aber im Moment wird’s mir ein wenig zu viel!

Bosheit ist kein Lebenszweck!

Akademietheater: Mehr als alles auf der Welt

Heute muss ich Ihnen über einen sehr spannenden Theaterabend berichten. Vorauszuschicken ist, dass ich den Abo-Abend abgesagt habe und den nächstbesten Termin genommen habe. Das war gestern am späten Nachmittag und ich bin in eine „Kindervorstellung“ geraten. Denn das Stück „Mehr als alles andere auf der Welt“ eignet sich laut Ankündigung für Personen von 8 bis 108.

Das verlautbart das Theater selbst dazu.

„Die 13-jährige Kim steckt nicht nur im Trubel des Erwachsenwerdens, sie hat auch eine sehr außergewöhnliche Familie. In ungeduldig erwarteten Briefen berichtet Vater Eddie Kim und ihrem kleinen Bruder Davey von seinen fantastischen Abenteuern und einem rätselhaften Auftrag, den er unter dem Decknamen Mr. E. zu erfüllen hat. Eddie ist seit Wochen nicht mehr bei seiner Familie gewesen, die in einer trostlosen Gegend Englands gerade so über die Runden kommt. Und sein Versprechen, bald zur Teatime bei seiner Familie zu sein, überdeckt ein Geheimnis, von dem Kim und Davey nichts ahnen: Eddies Briefe stammen aus dem Gefängnis.

Humorvoll und persönlich erzählt die britische Theatergruppe 1927 eine Coming-of-Age-Geschichte, die von dem Sog der Fantasie und der Macht der Vorstellungskraft handelt. Ihr junges und erwachsenes Publikum katapultiert 1927 in ihren Arbeiten in fliegende, tanzende und rasende Bildwelten. Auf einzigartige Weise mischen sich Trickfilm, Schauspiel, Tanz und Musik miteinander. Seit ihrem Durchbruch mit der ZAUBERFLÖTE an der Komischen Oper Berlin hat 1927 mehr als eine Million Menschen auf sechs Kontinenten begeistert.“

Ich fand die Aufführung faszinierend und die „Aussage“ auch richtig: Trotz aller Probleme und Schwierigkeiten, eine Familie, die zusammenhält ist die wichtigste Basis des Lebens. Gut, dass das jemand auch heute Kindern sagt und so anschaulich zeigt. Denn es ist ein Riesenspass, rasch reihen sich Szenen aneinander, alles bewegt sich, das Bühnenbild, die Personen scheinen sich zu bewegen, man versteht sie gut, man ist oft vom Text abgelenkt, durch faszinierende ständig wechselnde Kulissen und „Charaktere“, wie den Zirkuslöwen, oder auch dem Walfisch, von dem man allerdings nur den Bauch sieht. Die Schauspieler müssen „alles können“, nicht nur Sprechen und Singen, sondern es wird ihnen auch körperlich ziemlich viel abverlangt. Sie scheinen es mühelos zu schaffen. Alles läuft rasant ab, es wird nie langweilig. Heutige Themen werden aufgegriffen – wie das Radfahren und seine Auswirkungen auf Fußgänger, z.B.  

Die Gruppe 1927 wird man sich merken müssen!

Ist das die Zukunft des Theaters, ist das gut oder verstörend – das wir wohl die Zukunft zeigen?

Wenn Sie Kinder in Ihrer Familie oder ihrem Umkreis haben, schenken sie denen und sich selbst einen Theaterabend im Akademietheater.

Akademietheater: Mehr als alles auf der Welt

Haben Sie schon das laute Muhen der Kühe aufgrund der Zeitumstellung vernommen?

Pro und kontra „Sommerzeit“

Jetzt haben wir sie wieder hinter uns – die Zeitumstellung. Der Vorteil ist, dass man im Herbst man eine Stunde „gewinnt“, die uns im Frühjahr „gestohlen“ wurde. Aber sonst? Gestern habe ich wieder einmal versucht, Uhren zurückzustellen, alte Ohren mögen das gar nicht, ich habe jedes Mal Angst, sie damit zu ruinieren. Also musste ich sie abdrehen – das mögen sie auch nicht sehr, und eine Stunde warten. Und Zeitumstellungen führen zu einem Jetlag. Naja, eine Stunde ist nicht so viel, aber „Anpassen“ dauert dann doch ein wenig.

Als Zeitsystem für den alltäglichen Gebrauch diente von alters her die örtliche Sonnenzeit, die durch den Stundenwinkel der Sonne definiert ist. Damit ist es am Mittag (Zeitpunkt des höchsten Sonnenstandes) 12:00 Uhr und um Mitternacht 0:00 Uhr. Um die Ortsabhängigkeit der Zeit – einem geographischen Längenunterschied von einem Grad entspricht ein Zeitunterschied von 4 Minuten – innerhalb eines Landes zu beseitigen, wurde auf der internationalen Meridiankonferenz von 1884, ausgehend vom Greenwicher Nullmeridian, ein globales System von 24 Zeitzonen mit einer Ost-West-Ausdehnung von jeweils etwa 15° geographischer Längendifferenz geschaffen. Jeder Zeitzone wurde eine Zonenzeit zugeordnet.

Ursprünglich hat die Notwendigkeit Energie zu sparen zu diese Maßnahme geführt: Benjamin Franklin erklärte 1784 im Journal de Paris, dass das ausgedehnte Nachtleben Energie durch künstliches Licht vergeude. Dagegen helfe früheres Aufstehen und Zubettgehen. Die Idee einer staatlich verordneten Sommerzeit kam dann Ende des 19. Jahrhunderts auf. Aufgrund der praktischen Schwierigkeiten z. B. beim länderübergreifenden Eisenbahnverkehr ist es kein Zufall, dass die erstmalige Einführung der Sommerzeit in den Ersten Weltkrieg fällt: Der Eisenbahnverkehr nach den feindlichen Staaten wurde durch den Krieg gänzlich unterbrochen.

Die Zeitumstellung wurde erstmals am 30. April 1916 im Deutschen Reich sowie in Österreich-Ungarn eingeführt. Die Sommerzeit sollte die energieintensiven „Materialschlachten“ des Ersten Weltkriegs unterstützen. Als Reaktion darauf führten zahlreiche andere europäische Länder einschließlich der Kriegsgegner Großbritannien und Frankreich noch im selben Jahr die Sommerzeit ein.

Großbritannien war das einzige Land, das zwischen den Weltkriegen kontinuierlich an der Verschiebung der Stunden im Sommer festhielt. In Kanada und den Vereinigten Staaten war die Sommerzeit nicht national, sondern regional oder lokal geregelt, was dazu führte, dass innerhalb einer Stadt unterschiedliche Zeiten verwendet wurden. Die Sowjetunion stellte die Uhren 1930 um eine Stunde vor, aber nicht wieder zurück.

Im Zweiten Weltkrieg führte Deutschland 1940 die Sommerzeit erneut in Erwartung einer Energieeinsparung ein. Auch die Uhren in den besetzten und annektierten Gebieten wurden mit Berlin synchronisiert. Bereits im Gründungsjahr beider deutscher Staaten 1949 einigte man sich zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR darauf, die alljährliche Uhrumstellung zu beenden. In den anderen Ländern war die Sommerzeit nach dem Zweiten Weltkrieg ebenfalls auf dem Rückzug.

Die Ölpreiskrise 1973 traf Europa hart. Durch hohe Energiepreise fiel Europa in eine Rezession und musste sparen. Bis 1996 wurden die unterschiedlichen Sommerzeitregelungen in der Europäischen Union vereinheitlicht.

In Österreich-Ungarn wurde 1916 die Sommerzeit eingeführt. 1920 begann die Sommerzeit wie geplant. Am 28. April beschloss dann der Salzburger Landtag, ab dem 1. Mai von der Sommerzeit wieder Abstand zu nehmen; die Ausgabe erfolgte zwei Tage vor dem Termin. Die Staatsbahnen verkehrten in Salzburg aber weiterhin nach Sommerzeit. (Bei uns geht nichts über den Föderalismus!)

Nach dem Anschluss galten in Österreich ab 1940 dieselben Regelungen wie im übrigen Deutschen Reich. Mit der Ankunft der Alliierten 1945 wurden viele nationalsozialistische Regelungen rückgängig gemacht. Nach dem Krieg gab es in Österreich noch bis einschließlich 1948 eine Sommerzeit. 1976 wurde mit dem Zeitzählungsgesetz die Grundlage geschaffen, dass die Regierung per Verordnung wieder eine Sommerzeit einführen kann. Als Gründe für die Einführung können die Einsparung von Energie und die Abstimmung mit anderen Staaten gelten. 1980 wurde die Sommerzeit für die Zeit von März bis September wieder eingeführt. Seit 1995 wird die jeweilige EU-Richtlinie umgesetzt, und 1996 wurde die Sommerzeit wie in der gesamten EU bis Ende Oktober ausgedehnt.

Die Zeitumstellung intendiert in den Sommermonaten eine Anpassung des Lebensrhythmus an die Tageslichtzeit, so dass der Mensch einen größeren Teil seines Wachzustands bei Sonnenlicht verbringen und nutzen kann. Eine der offiziellen Begründungen für die Einführung der Sommerzeit war bereits zu Anfang des 20. Jahrhunderts die Einsparung von Energie (vor allem Beleuchtung). Dieses Argument war allerdings immer schon umstritten.

Negative Auswirkungen der Zeitumstellung wurden festgestellt, da die Anpassung des chronobiologischen Rhythmus des Organismus problematisch verlaufen kann. Besonders Menschen mit Schlafstörungen oder organischen Erkrankungen haben hier offenbar größere Schwierigkeiten. Aus der Landwirtschaft ist bekannt, dass Milchkühe etwa eine Woche benötigen, um sich auf die neuen Melkzeiten umzustellen. Besonders bei der Zeitumstellung im Herbst ist der veränderte Tagesablauf auf den Höfen am lauten Muhen einiger Kühe morgens deutlich zu verfolgen.

Am 8. Februar 2018 beauftragte das EU-Parlament die EU-Kommission mit 384:153 Stimmen damit, eine „gründliche Bewertung der Richtlinie über die Regelung der Sommerzeit vorzunehmen und gegebenenfalls einen Vorschlag zu ihrer Überarbeitung vorzulegen. Vom 5. Juli bis 16. August 2018 konnten sich mehr als 500 Millionen EU-Bürger online zu ihren Erfahrungen mit der Sommerzeit und zur Frage der Beibehaltung oder Abschaffung der Zeitumstellung äußern. Nach Kommissionsangaben gingen mehr als 4,6 Mio. Antworten ein. In der Umfrage sprachen sich 84 % der Teilnehmer für eine Abschaffung der Zeitumstellung aus. Die Umfrage gilt nicht als repräsentativ.

Es wurde versprochen: EU-Kommission werde, entsprechend dem ermittelten Bürgerwillen, eine Abschaffung der Zeitumstellung anstreben. Dies erforderte die Zustimmung des EU-Parlaments (die als sicher galt und später auch erteilt wurde,) und erfordert noch die Zustimmung der EU-Mitgliedsstaaten.

Na, und auf die warten wir noch immer!

Haben Sie schon das laute Muhen der Kühe aufgrund der Zeitumstellung vernommen?

Ein etwas anderer Friedhofsbesuch zu Allerheiligen

Allerheiligen naht und ich habe mich auf einen Friedhofsbesuch aufgemacht. Ich sollte ja mehrere Friedhöfe besuchen, aber für jene am Land fehlt mir ein Auto. Verwandte von mir erledigen das als Friedhofs-Rallye, noch so lange man in die Friedhöfe mit dem Auto hineinfahren darf. 

Auf meinem diesbezüglichen „Programm“ stand heute der Zentralfriedhof. Früher fuhren um den Allerheiligentag herum fast alle Linien zum Zentralfriedhof, dort standen sie oft hintereinander, und Menschenmassen drängten in den Friedhof. Ein Onkel meines Mannes, damals Generaldirektor der Wiener Linien, stand auf einer erhöhten Plattform, von wo das alles überwacht wurde.  Es klappte reibungslos. Damals war es auch noch üblich, Friedhofsbesuche gemeinsam – im Familienverband, zu absolvieren. Auch das ist, vor allem bei den Jüngeren nicht mehr üblich. Ein bissel schade find ich es schon.

Ich machte mich auf den Weg, das Wetter war auch nach Allerheiligen, trüb und nebelig. Es hat schon damit begonnen, dass mir ein 71er vor der Nase weggefahren ist – und der nächste in 15 Minuten(!) angekündigt wurde. Auf der Gegenseite fuhren 3 derartige Straßenbahnen während dieser Zeit. Eine davon allerdings drehte verfrüht (am Schwarzenbergplatz) um und ich konnte einsteigen. Für längeres Straßenbahnfahren habe ich immer ein Buch dabei.  Soweit nur eine kurze Verzögerung.

Die Blumen- und Kerzenstände vor den Friedhofstoren waren üppig ausgestattet, aber besonders viele Leute waren nicht unterwegs. Ich habe kurz überlegt, einen von diesen „runden“ blühenden Asternstöcken zu erwerben, aber wir haben dafür eigentlich keinen Platz auf dem Grab, EUR 13. hätte er gekostet, aber schleppen hätte ich ihn müssen. Weder waren viele Autos am Friedhof, noch sah ich viele Besucher oder Lichter an den Gräbern. Das ist am Land dann doch anders, dort brennen an fast allen Gräbern die Lichterln. Einen Fiaker habe ich gesichtet. Und dann, als ich gerade zu unserem Grab abzweigte, sah ich etwas Besonderes: auf einem Grab lag, einigermaßen im Bodendecker versteckt, eine Flasche guten italienischen Weins (keine Blumen). Ich habe nachgedacht, warum das wohl so wäre.

Dann habe ich halt ein Lichterl angezündet, bin vor dem Grab verweilt. Es ist immer ein ambivalentes Gefühl, zu wissen, dass ich dereinst – wohl in absehbarer Zeit – dort meine „ewige Ruhe“ finden werde. Jetzt hätte ich eigentlich noch zu dem Grab meiner Großeltern gehen sollen, aber es wurde langsam dunkel und dieses Grab ist weit hinten, beim Tor 9, also blieb nur mehr Zeit für den Großvater meines Mannes, der auch Thomas Chorherr hieß, zu dem sonst ohnedies niemand der Familie geht.  

Dort gegenüber befindet sich ein neu angelegtes Grab, man kann nicht daran vorüber gehen, ohne es anzuschauen, es schaut wie ein kleiner Tempel aus, ist ziemlich groß, mit langen Texten über den Verstorbenen, samt eingraviertem Bild (er hat ein Glaserl in der Hand). Alles aus Marmor, wirklich viele Lichterln und Kübel voller Rosen. Und der „Tempel“ hat innen noch ein Fresko mit Jesus und Maria. Früher hat es auch bemerkenswerte „Denkmäler“ gegeben. Noch etwas ist mir diesmal aufgefallen, dass in manchen Teilen des Friedhofs die Gräbergruppen nicht – wie alle anderen – ausgerichtet waren, sondern – wenn ich mich nicht irre – alle nach Osten.

Dann bin ich noch bei der Friedhofskirche zum heiligen Karl Borromäus vorbeigegangen und habe der Messe gedacht, die wir damals nach dem Tod meines Mannes drinnen gefeiert haben.

Es dunkelte schon und es war Zeit, den Friedhof zu verlassen. Der Würstelstand vor dem Tor war ziemlich belagert Leider hatte ich keinen Hunger. Bei der Haltestelle standen schon wieder eine ganze Menge Leute, es dauerte wieder, bis die Straßenbahn, der 71er endlich eintraf, aber ich fand noch einen Platz und zog friedlich mein Buch wieder aus dem Rucksack.

Aber es dauert nicht lange, bis eine Durchsage kam, die ich leider nur sehr teilweise verstand, denn in der Straßenbahn fuhr eine Gruppe von Touristen, die sich um die Durchsage nicht kümmerten und munter laut weiterschwatzten. Letztendlich wurde die Straßenbahn – aufgrund einer Demonstration (SCH-Demonstranten – bitte entschuldigen Sie mich) umgeleitet. Eigentlich hätte ich bei der Ungargasse ich aussteigen und zu Fuß nach Haus gehen können. Aber dann war ich zu neugierig, wie diese Umleitung geführt würde. Also – quer durch den Dritten Bezirk – die Ungargasse bis zum bitteren Ende, die Invalidenstraße, dann einige Gassen deren Namen mir bis dato völlig unbekannt waren, zuletzt durch die Vordere Zollamtsstraße (entlang der Linie O) und dann bei der Urania sind wir in den Ring eingebogen – das war dann wieder heimatliches Territorium.

Ich habe daran gedacht, dass in Notzeiten Särge mit der Straßenbahn zum Friedhof gebracht worden waren. Hoffentlich steht uns derartiges nicht bevor.

Ein etwas anderer Friedhofsbesuch zu Allerheiligen

Grätzltour: Gedanken bei einem Spaziergang durch die Tegetthoffstraße (2)

Siehe auch: https://christachorherr.wordpress.com/2022/10/29/gratzltour-der-verschwundene-philipp-hof/

Um meine Einkaufsziele zu erreichen, gibt es einen Weg durch die Tegetthoffstraße (hier befindet sich jetzt die Ausfahrt aus der Neue-Markt -Tiefgarage).  Früher – also vor meiner Zeit – ist hier noch eine Straßenbahn – es waren der58er und 59er (sowie zeitweilig die Linien Z und 61) gefahren. Ihre Kuppelstelle befand sich am Neuen Markt. Soweit in die Stadt hingefahren sind sie.

Der Umbau hat Verbesserungen gebracht: die Gehsteige wurden verbreitert, und schon ist auch ein Schanigarten eingerichtet.  

Ich möchte hier kurz auf den Namensgeber der Straße eingehen: benannt (30. Jänner 1877, durch den Stadtrat) nach Wilhelm von Tegetthoff. (Vielleicht kennen Sie auch sein Denkmal am Praterstern?) Für mich ist er auch persönlich ein bedeutender Mann, weil mein Schwiegervater für die k. und k.  Kriegsmarine (auf ihrem Höhepunkt zu Beginn des Ersten Weltkriegs galt sie als die sechstgrößte Marine der Welt) ausgebildet wurde, auf einem Torpedoboot eingesetzt war – damit den Ersten Weltkrieg überstand. Und dann als das kleine Österreich ein Binnenland wurde, seinen Lebenstraum aufgeben musste.

Zurück zu Wilhelm von Tegetthoff, * 23. Dezember 1827 Marburg, Südsteiermark (Maribor, Slowenien), † 7. April 1871 Wien, er war der bedeutendste Admiral der österreichisch-ungarischen Kriegsmarine. Er absolvierte 1846 die Seekadettenschule in Venedig, war (als Fähnrich) 1848 an der Seeblockade gegen Venedig beteiligt (das sich gegen die Habsburger erhoben hatte) und war 1854 Kommandant des während des Krimkriegs vor den Donaumündungen postierten Stationsschiffs. 1857 entsandte Erzherzog Ferdinand Max den damaligen Korvettenkapitän zur Erkundung nautischer Möglichkeiten ins Rote Meer, 1859 begleitete Tegetthoff den Erzherzog nach Südamerika. 1860 wurde er als Linienschiffskapitän Flottenkommandant in der Levante, 1864 in der Nordsee im Krieg gegen Dänemark (Sieger im Seegefecht bei Helgoland am 9. Mai 1864, wodurch die Elbblockade gesprengt wurde). Am 20. Juli 1866 ging er als Kommandant der österreichischen Mittelmeerflotte aus der Seeschlacht bei Lissa als Sieger über die italienische Flotte hervor.

Im Dritten Italienischen Unabhängigkeitskrieg gewann die kaiserlich-österreichische Marine am 20. Juli 1866 durch Anwendung der Rammtaktik die Seeschlacht von Lissa bei der heute zu Kroatien gehörigen Insel Vis gegen die zahlenmäßig und technisch überlegene italienische Flotte. Vermutlich handelte es sich um die letzte durch Anwendung dieser Taktik gewonnene Seeschlacht. Dies war auch das erste Seegefecht, in dem in größerem Umfang neu entwickelte Panzerschiffe eingesetzt wurden.

Die österreichische Flotte konnte diesen Kampf für sich entscheiden, da die entscheidenden Befehle ohne Verzögerung gegeben wurden, der Schlachtplan gut vorbereitet und durchdacht und vor allem ihre Mannschaften hervorragend ausgebildet waren. Ein wesentlicher Teil des Erfolgs wurde auch durch die entschlossene und unkonventionelle Vorgehensweise Tegetthoffs ermöglicht.

Die Niederlage war für Italien eine nationale Tragödie. Admiral Persano wurde seines Amtes enthoben und unehrenhaft aus dem Marinedienst entlassen. Tegetthoff hingegen wurde für seinen Einsatz – quasi noch auf dem Schlachtfeld – von Kaiser Franz Joseph zum Vizeadmiral befördert. Nur kurze Zeit später wurde ihm auch der Maria-Theresien-Orden mit Kommandospange verliehen. In Wien und zahlreichen weiteren Städten der Monarchie wurde er zum Ehrenbürger erklärt. Weiters langte ein überschwängliches Gratulationsschreiben seines ehemaligen Vorgesetzten und nun als Kaiser von Mexiko amtierenden Ferdinand Maximilian bei ihm ein.

Trotz einiger Siege über Italien verlor Österreich aber den Krieg an der Nordfront gegen das mit den Italienern verbündete Preußen (Schlacht von Königgrätz) und musste im Frieden von Wien die Provinz Venetien an Italien abtreten.

Eine Studienreise nach Nordamerika (1867) musste er unterbrechen, um den Leichnam Kaiser Maximilians von Mexiko (Erzherzog Ferdinand Max) in die Heimat zu bringen.

Nur kurz zum unglücklichen Maximilian I., von Mexiko. Der jüngere Bruder von Kaiser Franz Joseph I. war vielfältig interessiert und auch künstlerisch begabt. Er war der Marine sehr verbunden. Bereits 1854 wurde er zu deren Kommandant (im Range eines Konteradmirals, später eines Vizeadmirals) ernannt. Er behielt diese Funktion bis zu seiner Abreise nach Mexiko[CC1] . 1857 wurde der Erzherzog zum Generalgouverneur von Lombardo-Venetien ernannt. Nach dem Verlust der Lombardei im Jahr 1859 zog er sich auf Schloss Miramare bei Triest zurück. 1864 nahm das Angebot einer konservativ-klerikalen Minderheit in Mexiko an, sich (mit Unterstützung französischer Truppen, da Mexiko hohe Staatsschulden nicht bediente) zum Kaiser von Mexiko ausrufen zu lassen. Es wird vermutet, dass Maximilian darin einen Ausweg aus seiner Lebenskrise sah. Als die Franzosen nach dem Ende des amerikanischen Sezessionskriegs 1866 zum Abzug gezwungen wurden, verlor er seinen Schutz. Im Mai 1867 wurde er in Querétaro von republikanischen Truppen gefangengenommen, vor ein Kriegsgericht gestellt und zum Tod durch Erschießen verurteilt. Sein Leichnam wurde nach Europa überführt und im Jänner 1868 beigesetzt.

Zum Zeitpunkt seines Todes war Tegetthoff oberster Chef der Kriegsmarine.

Zu den Gebäuden hier, komme ich dann ein andermal!


 [CC1]

Grätzltour: Gedanken bei einem Spaziergang durch die Tegetthoffstraße (2)

Grätzltour: der (verschwundene) Philipp-Hof

Heute möchte ich Sie auf einen ganz kurzen Spaziergang (Grätzltour) mitnehmen, den ich sehr oft gehe, weil ich dann am Ziel mein Brot einkaufe und sich dort auch mein bevorzugter Supermarkt befindet, mit dem größte Fischangebot. Am Weg dorthin gibt es ein wunderbar altmodisches kleines Zuckerlgeschäft, manchmal schaffe ich es, nur daran vorbeizugehen. Lange habe ich bis jetzt größere Umwege machen müssen, weil sich dort auch die neue Ausfahrt der Garage unter dem Neuen Markt befindet, und der Platz ebenfalls umgebaut wurde – zu seinem Vorteil, ein paar Grüninseln mit Bäumen und „konsumfreie“ Bankerln. Das stört die bei in der nächsten Nähe befindlichen Caféhäuser sicher nicht, weil bei ihnen ohnedies zumeist die Menschen Schlange stehen, um hineinzukommen: Café Sacher, und Café Mozart. Und wie das Café Mozart zu seinem Namen gekommen ist: hier stand Mozarts Statue, die Sie jetzt im Burggarten finden, ein bei Touristen sehr beliebtes Photo-Motiv, nur Achtung: derzeit eingerüstet!

Aber zuallererst möchte ich Sie auf ein Gebäude hinweisen – das es nicht mehr gibt: den Philipphof, er hatte viele Adressen:  Albertinaplatz 1, Tegetthoffstraße 10, Augustinerstraße 8, Führichgasse 5. Der heutige Albertinaplatz hieß ursprünglich ab 1877 Albrechtsplatz. 1920 wurde der Platz in Revolutionsplatz und 1934 schließlich in Albertinaplatz umbenannt. Im Jahr 2009 wurde ein Teil des Albertinaplatzes in Helmut-Zilk-Platz umbenannt (nach dem 2008 verstorbenen Wiener Bürgermeister Helmut Zilk). Der Bereich des Helmut-Zilk-Platzes entspricht der Lage des damaligen Philipp-Hofes.

Das Areal, auf welchem der Philipp-Hof entstand, war Teil des Bürgerspitals am Schweinemarkt (vorher Clarakloster) bzw. des unter Joseph II. aus Mitteln des Bürgerspitalfonds errichteten Bürgerspitalzinshauses. Das Bürgerspitalzinshaus erstreckte sich von der Kärntnerstraße bis zum Lobkowitzplatz und vom Neuen Markt bis zum Albrechtsplatz. Um die Innere Stadt an die neu aufkommenden Transportmittel anzupassen und mehr Licht und Luft in die Straßen zu bekommen, wurde das Bürgerspitalzinshaus zwischen 1873-1883 abgerissen. Der neu entstandene Baugrund wurde in fünf Abschnitte parzelliert. Im Laufe der Zeit entstanden die Maysedergasse, die Führichgasse, sowie die Tegetthoffstraße.

Nach dem vollständigen Abbruch des Bürgerspitalzinshauses wurde eine Parzelle durch den Wiener Bankier Wilhelm Zierer erworben. Im Jahre 1882 veranstaltete Zierer einen Wettbewerb für sein zukünftiges Zins- und Geschäftshaus. Es traten die Größen der Wiener Ringstraßenarchitektur an. Der Gewinner war Carl König. Das Zinshaus wurde in den Jahren 1883/1884 erbaut und nach Fertigstellung „Zierer-Hof“ genannt. Oft wird vom „Zierer-Palais“ oder „Zinspalais“ gesprochen, was jedoch auf die äußere Erscheinung und nicht auf die Funktion des Gebäudes verweist. Das Herzstück des Gebäudes waren die Räumlichkeiten des Jockeyclubs. Diese wurden, um den Ansprüchen des 1867 gegründeten Clubs und dessen Präsidenten Graf Kálmán Hunyady gerecht zu werden, besonders sorgfältig geplant.

Ab 1886 wurde Philipp Ritter von Haas zum neuen Besitzer des Zinshauses und so wurde das Gebäude schließlich in „Philipp-Hof“ umbenannt. Das Gebäude kam 1911 durch Kauf in Besitz des kaiserlichen Familienfonds. Nach dem Ersten Weltkrieg bzw. dem Ende der Monarchie wurde „auf Grund des Gesetzes vom 18. Dezember 1919 das Eigentumsrecht an dem Hause dem Kriegsgeschädigtenfonds einverleibt“.  1936 wurde es dem Familienversorgungsfonds des Hauses Habsburg-Lothringen zurückgegeben, doch schon 1938 wurde die Beschlagnahme durch die geheime Staatspolizei (Gestapo) vorgemerkt. 1941 wurde das Eigentumsrecht der Reichsfinanzverwaltung des Deutschen Reiches übertragen. Seit 1955 ist die Republik Österreich Besitzerin des Grundstücks.

Der an allen Seiten freistehende Hof war eines der architektonisch wertvollsten Mietshäuser Wiens. Im Jahre 1927 waren 17 Ladenlokale im Philipp-Hof gemeldet. Die Reihe an Lokalen wurde nur durch zwei Zugänge zum Innenhof durchbrochen. Der Haupteingang an der Augustinerstraße führte zu einem kleinen, halbkreisförmigen Innenhof, der „in der Höhe des Mezzanins mit einem Glasdach versehen“ war. Platz für die Unterbringung, oder zum Wenden von Kutschen war keiner, aus diesem Grund wurde das Nebenportal an der Führichgasse als Ausfahrt genutzt. Von der Einfahrt aus waren eine Wohnungstreppe, sowie eine Treppe mit Vestibül, die eigens für die Mitglieder des Jockeyclubs gedacht war, zu erreichen. Vom Innenhof aus gingen eine weitere Treppe zu den Wohnungen, sowie eine Diensttreppe zu den Neben- und Wirtschaftsräumen des Clubs und ein hydraulischer Personenaufzug ab. Die Wohnungen des Portiers und des Hausbesorgers befanden sich in den Ecken des Innenhofes. Wegen des kleinen Hofes gab es mehrere schmale Lichtschächte, die die Wirtschafts- und Nassräume der übrigen Stockwerke beleuchteten. Ein, in der Ecke Richtung Albrechtsplatz gelegener, Lichthof begann erst im zweiten Obergeschoss und hatte die Aufgabe mittels eines Oberlichts das Foyer des Jockeyclubs zu beleuchten. Dieser hatte seine Räumlichkeiten in der Beletage und war teilweise auch in anderen Geschossen angesiedelt. In den restlichen Stockwerken befanden sich Mietwohnungen.

Im Zweiten Weltkrieg wurden die Keller des Philipp-Hofes als Luftschutzkeller genutzt. Am 12. März 1945 wurde der Philipp-Hof von mindestens fünf Bomben getroffen, der darauffolgende Brand zerstörte das Gebäude vollkommen. Hier gab es die bis dato höchste Zahl von zivilen Todesopfern in einem einzigen Objekt in Wien. Allein im Luftschutzkeller, in dem schätzungsweise 280 Personen Zuflucht gesucht hatten, kamen die meisten von ihnen ums Leben. Das Haus wurde so stark zerstört, dass nur circa 180 Tote geborgen werden konnten. Die Baureste wurden am 24. Oktober 1947 gesprengt, der Platz planiert. Wenn ich hier vorbeigehe, denke ich immer der Toten, die hier noch unter diesem Platz liegen, und auf die kein Hinweis auf dem Platz zu finden ist.

1983 wurde im Wiener Stadtsenat beschlossen das „Mahnmal gegen Krieg und Faschismus“ des Bildhauers Alfred Hrdlicka (1928-2009) auf dem ehemaligen Bauplatz des Philipp-Hofes zu platzieren, um den Opfern des Zweiten Weltkrieges und allen anderen Opfern von Krieg und Faschismus zu gedenken. Seit 2009 heißt der Platz, nach dem 2008 verstorbenen Wiener Bürgermeister, Helmut-Zilk-Platz.

Grätzltour: der (verschwundene) Philipp-Hof

Kreislaufwirtschaft und Recycling sind angesagt

Ich finde diesen Aggressionskrieg in der Ukraine wirklich furchtbar, mit allen seinen Auswirkungen – auch für uns (neuerdings will Russland sogar Satelliten angreifen!) aber Putin hat damit auch bewirkt, dass wir wesentlich mehr (Energie) sparen. Das bedeutet immerhin „Gutes“ für das Klima.

Und da wir um Lieferanten von bestimmten Produkten (auch Rohstoffen) und Funktionieren der Lieferketten fürchten müssen, geschieht schon sehr viel auf dem Sektor der Wiederverwertung. Das ist gut so.

Allein heute lese ich:

Die Forscher der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien nutzen säureresistente Bakterien, die in biologischer Laugung Metalle lösen, um sie so aus dem Rückstand abzutrennen und wieder in den Stoffkreislauf zurückzuführen. Laut BOKU ist das eine kostengünstige, umweltfreundliche und effektive Alternative zu konventionellen Verfahren. Pro Tonne verbranntem Restmüll fallen rund 25 Prozent Reststoffe wie Asche und Schlacke an, die aufgrund der hohen Schwermetallkonzentrationen gesondert entsorgt werden müssen. Damit gehen auch wertvolle Metalle wie Kupfer, Zink und Nickel verloren. In den Reststoffen der Müllverbrennung sind hohe Konzentrationen an Metallen wie Eisen, Kupfer, Zink, Nickel, Chrom und Mangan enthalten – zum Teil sogar höher als in natürlich vorkommenden Mineralien und erschlossenen Minen, etwa bei Kupfer und Zink.

Um die Metalle aus den Abfallstoffen abzutrennen, wurde eine Methode entwickelt, bei der verschiedene extrem säureresistente Bakterien in biologischer Laugung effektiv Metalle lösen, die anschließend rückgewonnen werden. Damit werden die Schwermetallkonzentrationen in den Rückständen der Müllverbrennung so weit reduziert, dass sie nicht mehr deponiert, sondern zum Beispiel im Straßenbau verwendet werden könnten.

Ein anderer Aspekt: Die Batterieerzeuger stellen auf Kreiswirtschaft um.

Normalerweise läuft „Produktion“ folgendermaßen ab: Rohmaterialwerden an eine Fabrik geliefert und das fertige Produkt wird versandt/verkauft. Sobald diese Produkte verkauft sind – manchmal auch nach einer gewissen Garantiezeit – hat der Produzent nichts mehr mit ihnen zu tun. Und meist – außer er ist gesetzlich dazu verpflichtet, geht ihm die Entsorgung auch gar nicht mehr an. Viele derartige Produkte werden verbrannt und zersetzen sich in Miststätten. Damit verschmutzen sie wahrscheinlich den Planeten. In nur 50 Jahren hat sich der Weltverbrauch von Rohmaterialien fast vervierfacht. Nur 9% davon werden wiederverwendet – der Rest ist Müll!

Die Industrie spricht viel von Nachhaltigkeit und Wiederverwertung, aber vieles davon ist Grünfärberei, also eher ein Etikettenschwindel um das Ansehen der eigenen Marke zu erhöhen. Aber die Kreislaufwirtschaft kann sehr wohl von der Grünfärberei gewinnen. Es geht z.B. um die „Gigafabriken“, die Batterien produzieren, deren Output (beim Einsatz in Autos) in Gigawattstunden gemessen werden, daher der Name.

Batterien enthalten Materialien, die schwer zu beschaffen sind, wie Lithium, Kobalt, Mangan und Nickel. Auf diesem Gebiet sind die Lieferketten lang und anfällig. Käufer davon laufen Gefahr, durch schlechte Umwelt- und Arbeitsbedingungen, in den Ländern in denen Rohstoffe gelagert und abgebaut werden, belastet zu werden. Die Wiederverwendung der Materialien macht daher Sinn.

Viele der neuen Gigafabriken sind daher schon für Wiederverwendung von Anfang an ausgelegt. Das Ergebnis wäre dann eine Kreislaufwirtschaft: wenn die Batterien das Ende ihres Lebenszyklus erreichten, werden sie in die Fabrik zurückgebracht, wo sie zerlegt werden und die Ergebnisse dieses Prozesses in neue Batterien verarbeitet werden.

Gigafabriken sind jetzt noch nicht Beispiel für Kreislaufwirtschaft, aber die Grundlagen dafür werden damit schon gelegt. Es gibt bereits derartige Fabriken in Schweden und auch in China (die größte Gigafabrik der Welt). Bereits die Hälfte des Rohmaterials kommt aus der Kreislaufwirtschaft, aber man hofft den Kohlenstoff-Fußabdruck von Autobatterien auf null zu senken.

Aber nicht nur Batteriefabrikanten denken in diese Richtung, auch die großen Autohersteller setzen auf Kreislaufwirtschaft – nicht nur von Batterien, es geht um Reparaturen und Wieder-Instandsetzung von Autoteilen und ganzen Vehikeln.  Alle diese Maßnahmen – so hofft man – werden über die nächsten zehn Jahre hin wirtschaftlich bis ertragreich sein. Es wird davon ausgegangen, dass 85% eines Autos (aber auch anderer Güter) wiederverwendbar sein können.

Man denkt bereits an wenig verwendete Kleidung, die jetzt verbrannt wird oder in den Mist kommt. Man geht davon aus, dass 13 % von Kleidung und Schuhen recycelbar sind. Das ist auf den Mix von Rohmaterialien in Kleidung zurückzuführen. Das müsste auf die einzelnen Fasern zurückgegriffen werden. Recycling wäre besonders für Elektronikgeräte angebracht. Elektroschrott geht noch immer auf die Müllplätze dieser Welt, obwohl auch da sehr wertvolle Rohstoffe für die Produktion erforderlich sind, wie z.B. Gold und Silber. Elektrische Motoren enthalten große Mengen von Seltenen Erden (Neodymium und Dysprosium). Sehr reich könnte man werden, wenn man die Bestandteile der nur jeweils vorjährigen technischen Spielereien und gestrigen Klumperts recyceln würde.

Wir sind nicht abhängig, wir haben uns bisher nur abhängig gemacht.!

Kreislaufwirtschaft und Recycling sind angesagt

Lamento auf eine (besondere) Bankfiliale

Anfang November 2022 sperrt sie zu, meine Bankfiliale, und mit ihr auch das Foyer, das ich mehr nütze als die Filiale selbst. Ja, es ist nicht die erste Filiale, die ich genutzt habe, die dann gesperrt wurde. Jetzt ist ein Möbelhaus in dem Lokal am Schubertring.  Ja, ich verstehe schon, man will uns Kunden umerziehen, wir sollen nicht nur alles selber machen, was früher Bankmitarbeiter für uns gemacht haben, nein wir sollen es auch so machen, wie es für die Bank am kostengünstigsten ist, nämlich on-line. Naja, die Schließung der Schließfächer im wunderschönen alten Safe Raum am Schottenring ist mir teuer zu stehen bekommen: ich musste das Schließfach räumen (ich gebe zu, mir wurde eine Alternative angeboten, aber ich habe sie abgelehnt) und hatte die Bestände zu Hause. Bei dem „Raub“, über den ich ja mehrfach berichtet habe, habe ich sie dann verloren. (Selber schuld)

Mein Kundenbetreuer ist kürzlich „in die enteren Gründ‘“ übersiedelt, nachdem das mir nahe gelegene Lokal von der Bank aufgegeben worden war. Aber dass jetzt diese Filiale auch schließt, trifft mich doch – auch emotional.

Als ich in die Bank eingetreten bin, war es üblich, dass man – egal wo man auch weiterhin arbeiten würde, einen Lehrgang durchlaufen musste, um das Bankgeschäft in allen seinen Facetten kennenzulernen. Ich war als IT-Fachfrau eingetreten und habe auch auf diesem Sektor weiterhin gearbeitet, aber diese generelle Bankausbildung wurde mir auch in verkürzter Form geboten. Ein Teil dieses Kennenlernens des Bankgeschäftes fand in einer Filiale statt. Die konnte man nicht aussuchen, man wurde zugeteilt.

Ich wurde dem „Kärntnerring“ zugeteilt (genau jener Filiale, die nun zugesperrt wird). Es war eine große Filiale, mit einem „Back-Office“ (so sagte man dann auch erst später dazu) wo noch alles „händisch“ ablief. Die Arbeit am Schalter machte mir ja großen Spaß, nachdem man mich dann dort nach langem Zögern zugelassen hatte, aber die „Arbeit dahinter“ war, was ich lernen musste: die Buchführung und die Zinsenberechnung etc., „Staffeln“ nannte man die Zinseszinsen Berechnung. Das war mir ziemlich mühsam (und fad) nachdem ich das Prinzip begriffen hatte. Man lernte dies nicht nur in der Filiale, sondern es gab auch „hausinterne“ Kurse.

Die Bank verfügte über mehrere Ausbildungszentren. Eines war z.B. am Semmering, ein anderes in Purbach – im Burgenland. Dort hielten Mitarbeiter – mit hoher Seniorität – Kurse über diverse Gebiete ab, die ein Bankmitarbeiter beherrschen musste. Auch EDV -Kurse wurden dort abgehalten, aber auch „Management“-Ausbildung wurde geboten. Später gab’s dann für besonders Privilegierte, Kurse im Ausland.

Aber zurück in die Filiale:

Abends mussten alle Ziffern stimmen, vor allem war das die Kassa betroffen und wenn irgendetwas nicht stimmte, mussten alle betroffenen Mitarbeiter solange bleiben, bis der Fehler gefunden war. Die Großkundenbetreuung wurde von dem jeweils Zuständigen sorgsam abgeschirmt, ich durfte z.B. nur „Gehaltskunden“ am Schalter bedienen. Großkreditvergabe wurde ebenfalls meist von den Chefs der Filiale verhandelt, oder gar an die Zentrale weitergegeben.

Große Aufregung herrschte, wenn die Revisoren kamen. Sie erschienen in Kleingruppen und alle Aufzeichnungen mussten ihnen vorgelegt werden.  Sehr viel zu tun war auch immer rund um den Weltspartag, die Geschenke waren schon lang vorher bestellt worden, wenn von den Geschenken etwas überblieb, durften die Angestellten etwas für ihre Kinder mitnehmen. Aufregung herrschte auch, wenn Vorstandsdirektoren vorbeischauten, etwas, das regelmäßig geschah, es war angekündigt und alle Mitarbeiter waren „gschneuzt und kampelt“.

Man musste sehr pünktlich sein, klar, alles musste bereit sein, wenn die Filiale aufgesperrt wurde, man musste „ordentlich“ angezogen sein, auch wenn man nicht mit den Kunden direkt zu tun hatte. Also manche Kollegen hatten die bereits vorgebundene (schon etwas speckige) Krawatte im Spind, die sie sich tagtäglich dann überzogen. Auch das Sakko wurde von manchen von dort geholt.  Das Mittagessen, das für alle Bankmitarbeiter zur Verfügung stand, wurde in der „Zentrale“ gekocht, und dort sowie an die Wiener Filialen verteilt. In „meiner“ Filiale war ein Raum vorgesehen, wo man dann zu bestimmten Zeiten an bestimmten Plätzen sein Essen serviert bekam – immer: Suppe, Hauptspeise mit Beilagen und eine Mehlspeis. Dafür hatte man eine halbe Stunde Zeit. Kafee gab’s damals nicht (auch noch keinen Coffee-to-go von nebenan) – wie ich das ausgehalten habe?

Ich habe diese vier Monate, die ich in der Filiale gearbeitet und gelernt hatte, als sehr sinnvoll empfunden. Ich lernte die Mitarbeiter dort sehr schätzen. Auch später, wenn wir schon bei der Automatisierung – wie man damals sagte – auf ein Problem aufliefen, rief man dann meist die Kollegen in der eigenen Ausbildungsfiliale an, um sie genau über ein Geschäft – und seine Ausnahmen zu befragen.

Es tut mir leid, dass diese Filiale geschlossen wird, jetzt werde ich mich halt auf den Stephansplatz begeben müssen, wenn ich etwas brauche. Aber die meisten Mitarbeiter der Filiale wandern ja mit!

Lamento auf eine (besondere) Bankfiliale