Zu Klöstern und ihren Funktionen in Vergangenheit und Gegenwart

 Innerhalb der uns bekannten mittelalterlichen Welt spannt sich ein Netzwerk, das sich über den ganzen Kontinent erstreckte und den Austausch von Wissen über alle politischen Grenzen hinweg möglich machte. Nationalstaatliches Denken war diesem  ganzen Zeitalter völlig fremd.

Die für das mittelalterliche Österreich entscheidenden Impulse gehen von den Bistümern im Westen bzw. Nordwesten aus, wie z.B. von Passau für Niederösterreich, Salzburg für den Alpenraum. 

Klöster sind Stätten der Glaubenserziehung und Wissenschaftspflege, aber auch der Unterstützung der einheimischen Bevölkerung in Kulturtechniken. Mit ihren Ländereien (Gutshöfe, Mühlen) und Niederlassungen in den Städten sind sie im ganzen Land vertreten. Für dessen weitere Entwicklung nahmen und nehmen sie eine kaum zu überschätzende Pionierrolle ein: Ihr unmittelbares räumliches Umfeld verändern sie nachhaltig durch Rodungen und landwirtschaftliche Erschließungen.

Die Mehrheit der sich für das Klosterleben begeisternden Menschen sah im Mittelalter  die Chance, ein Gott gewidmetes Leben im Einklang mit Gleichgesinnten zu leben, zu arbeiten, sich zu bilden und/oder sich um die Benachteiligten der Gesellschaft zu kümmern sowie – last but not least – zu beten („Ora et labora“ = „bete und arbeite“). Ein Spruch, der zurückzuführen ist auf die Ordensregeln der Benediktiner. Für den Adel hingegen wurden die klösterlichen Einrichtungen damals manchmal zur vorteilhaften „Entsorgungsmöglichkeit“ ungeliebter Familienangehöriger oder anderer unliebsamer Widersacher.

Mönche und Nonnen waren sowohl landwirtschaftlich als auch handwerklich tätig, kümmerten sich um Bedürftige und Kranke, boten Unterkunft für Reisende und – noch wichtiger – Sicherheit im Alter. Sie machten die kulturelle Vergangenheit lebendig und richteten in vielen Fällen Klosterschulen ein. Klöster bildeten für viele einen Zufluchtsort, beispielsweise wenn Frauen von ihren Familien verstoßen wurden. Klöster konnten auch eine Möglichkeit sein Kindern, welche nicht mehr versorgt werden konnten, eine bessere Zukunft zu bieten. Da sie viele Kranke pflegten, entwickelten sie Heilkunst und zogen in Klostergärten Heilpflanzen heran. Vor allem kopierten sie viele Bücher, wir kennen die alten handschriftlich so wunderschön verzierten Kopien aus Museen. Aber sie kopierten nicht nur „Heilige Schriften“, sondern auch Werke z.B. der Griechischen Philosophie, die auf diesem Weg zu uns kamen.

Klöster waren nicht nur religiöse Zentren, sondern auch bedeutende Handels- und Wirtschaftsbetriebe. Nicht selten lagen Klöster an wichtigen Handelsrouten, als Arbeitgeber zogen sie Handwerk und Handel an und waren mit der städtischen Wirtschaft eng verflochten. Viele Klöster hatten in nahegelegenen Städten eigene Handelsniederlassungen.

Maria Theresia hat beispielsweise hat die vom Kloster Göttweig gegründeten öffentlichen Schulen  gesehen. Hat dies zu ihrer Schulreform 1774 (öffentliche Staatsschule, sechsjährige Schulpflicht) geführt?

Die „große Zeit“ der österreichischen Klöster ging mit den Reformen Josephs II. zu Ende. Im Jahre 1770 wurden auf dem Gebiet der habsburgischen Monarchie insgesamt 2.163 Klöster mit etwa 45.000 Mönchen und Nonnen gezählt. Darunter waren mittelalterliche Gründungen genauso wie Klöster der Gegenreformation. Neben den großen reichen Stiften mit ihren imposanten Klosteranlagen standen kleine bescheidene Ordenshäuser von nur lokaler Bedeutung. Unter Joseph II. wurden neue Maßstäbe angelegt: Im Sinne der Aufklärung wurde nun die Frage des Nutzens für die Allgemeinheit gestellt. Nur Klöster, die in der Krankenpflege, im Unterricht oder in der Pfarrseelsorge tätig waren, sollten bestehen bleiben. Ordensgeistliche sollten sich in „nützlichere und Gott wohlgefälligere Bürger des Staates“ verwandeln.

Klöster haben auch durch Kriege immer wieder gelitten. Sie haben sehr oft (auch im Zweiten Weltkrieg)  große Verluste und Zerstörungen hinnehmen müssen. Nicht immer war es leicht aus fast-Ruinen und verstreuten Brüdern weder blühende Klöster aufzubauen. Vielen ist dies gelungen.

Heute sind Klöster oft Orte der Spiritualität, Bildungsarbeit, Beherbergung und Seelsorge. Viele bieten Seminare, Kulturveranstaltungen (als reale und spirituelle AndersOrte für das gesellschaftliche Zusammenleben) oder Erholungsaufenthalte für Gäste an. Viele der großen Ausstellungen betreffend die Vergangenheit unseres Landes wären ohne Klöster nie möglich gewesen. Wie viele Opern- Konzertaufführungen hätten wir nicht besuchen können. Wieviel Anregungen haben wir alle in Seminaren und Gesprächskreisen haben wir in diesen Klöstern erhalten.

Ich, für meinen Teil, kann nur DANKE sagen!

Zu Klöstern und ihren Funktionen in Vergangenheit und Gegenwart

Papst Benedikt XXIII. ist heimgegangen

Das kann kein Nachruf sein, denn den müssen Berufenere schreiben. Als knapp vor Mittag die Glocken erklangen, dachten wir kurz, das Mittagsgebet würde früher beginnen.

Aber dann erfuhren wir die traurige Nachricht. Es macht mich betroffener als ich gedacht habe.  Joseph Ratzinger hat meinem verstorbenen Mann sehr viel bedeutet.

Wir, mein Mann und eine meiner Enkeltöchter haben im Winter Rom besucht. Uns war die Teilnahme an einer Papstmesse (Johannes Paul II., damals schon sehr krank) versprochen  worden.  Es kam auch dazu und war sehr bewegend.

Aber schon vorher war der Besuch meines Mannes bei Kardinal Ratzinger vereinbart worden. Meine Enkeltochter und ich begleiteten meinen Mann dorthin – und verabschiedeten uns sogleich. Dass mein Mann unser gesamtes Geld bis sich hatte, beachteten wir nicht.

Wir wollten aber in die Katakomben des Vatikan besichtigen, dafür zahlt man Eintrittsgebühr. Was sollten wir nun tun. Meine Enkeltochter meinte, wir sollten uns das Geld ausborgen. Aber von wem? Naja, den Bewachern der Eingänge, den Schweizer Garden, könnten wir es ja hinterher zurückgeben. Gesagt, getan. Ich gebe zu, ich habe meine sehr herzige (damals Teenager) Enkeltochter vorgeschickt. Wir bekamen das gewünschte Geld.

Dann sahen wir die lange Schlange vor den Katakomben. Das geht sich nie aus, wir mussten ja rechtzeitig zurückkommen, um meinen Mann abzuholen. Da meine Enkeltochter hungrig war, gingen wir ins nächstbeste Espresso, sie bekam etwas zu essen, ich meinen Ristretto. Wir kamen gerade noch zurecht, um meinen Mann wieder abzuholen.

Nun konnten wir das Geld den etwas erstaunten Schweizer Garden zurückgeben, es hatte eine Wachablöse stattgefunden, aber sie waren informiert.  

Über das Gespräch meines Mannes mit Kardinal Ratzinger habe ich nie etwas gehört. Ich konnte Papst Benedikt nur über seine Bücher kennenlernen – und diese bleiben, wenn er auch  von uns gegangen ist.

R.I.P.

Papst Benedikt XXIII. ist heimgegangen

John Wycliff

Ein Ketzer

Heute ist ökumenischer Gedenktag für John Wycliff  (* spätestens 1330 in Hipswell, Yorkshire; † 31. Dezember 1384 in Lutterworth, Leicestershire), war ein englischer Philosoph, Theologe und Kirchenreformer. Heute hat sich eine nichtkommerzielle evangelikale Organisation, die sich für die weltweite Verbreitung der Bibel durch Erarbeitung von Bibelübersetzungen vor allem für Sprachgruppen einsetzt, die bisher noch nicht schriftlich fixiert sind, 1942 den Namen Wycliff gegeben.

Im Jahr 1412, am Ende der Verfolgung durch den englischen König, wurden 267 Sentenzen von Wyclif in London als häretisch verurteilt. Drei Jahre später bestimmte das Konzil von Konstanz, alle Schriften Wyclifs zu verbrennen, und erklärte ihn 30 Jahre nach seinem Tod am 4. Mai 1415 zum Ketzer, verdammte weitere 45 Sentenzen von ihm und befahl, seine Gebeine auszugraben und zu verbrennen, was dreizehn Jahre später, 1428, tatsächlich geschah.

Wer war dieser John Wyclif, dass er bis über seinen Tod hinaus, verfolgt wurde? Wyclif proklamierte die Lehre von der „Macht allein durch Gnade“, der zufolge Gott selbst jede Autorität direkt verleiht, bestritt den politischen Machtanspruch des Papstes und propagierte ein frühes „König-Gottes-Gnadentum“. In seinen Werken von 1372 bis 1380 (Von der Kirche, Von der bürgerlichen Herrschaft und Vom Amt des Königs) vertrat er die völlige Unterordnung der Kirche unter den Staat. Er unterstützte den Machtwillen der weltlichen Herrscher (Investiturstreit) in mehreren Prozessen gegen den Papst und forderte für Kirchenmitarbeiter ein Leben in urchristlicher Bescheidenheit, obwohl er selbst bis zu seinem Tod von seiner reichen Pfründe gut lebte.

Im Jahr 1373 sandte ihn König Eduard III. mit anderen Geistlichen nach Brügge, um dem päpstlichen Nuntius Beschwerden gegen den päpstlichen Stuhl vorzutragen, insbesondere wurde der Kurie der Verkauf von Kirchenämtern vorgeworfen. Die „Beschwerden“ dienten dazu, die seit 33 Jahren ausstehenden vertraglich vereinbarten jährlichen Zahlungen nach Rom weiter aussetzen zu können. Wyclifs Anliegen drang 1375 durch. Als offizieller Ankläger im Namen des Königs gab sich Wyclif selbst nun den Titel „Pecularius regis clericus“ (Königlicher Kaplan).

Ein Prozess gegen den Papst, den Wyclif 1370 allein noch verloren hatte, wurde 1373–1375 von jenem über die ausstehenden Zahlungen gekrönt, in dem er sich durchsetzte. Dies mündete 1377 in einen Prozess, den der Papst gegen Sentenzen aus Wyclifs Werken führte, der dank des großen Ansehens von Wyclif an der Universität und im Volk 1378 im Sande verlief. Dadurch ermutigt, wandte sich Wyclif nun offen gegen den politischen Einfluss des Klerus überhaupt und bekämpfte das päpstliche „Antichristentum“.

In seinem Hauptwerk, dem Trialogus, lehrte Wyclif pantheistischen Realismus, Determinismus und die doppelte Prädestination (determinatio gemina). Er lehrte: „Alles ist Gott; jedes Wesen ist überall, da jedes Wesen Gott ist.“ und „Alles, was geschieht, geschieht mit absoluter Notwendigkeit, auch das Böse geschieht mit Notwendigkeit, und Gottes Freiheit besteht darin, dass er das Notwendige will.“ Er missbilligte folglich Bilder-, Heiligen-, Reliquienverehrung und den Priesterzölibat, verwarf aufgrund seines Realismus die Transsubstantiationslehre und die Ohrenbeichte. Grundsätze, die an protestantische Lehren 150 Jahre später erinnern. Seine Lehren fanden in großen Teilen der Bevölkerung Zustimmung und beeinflussten maßgeblich den Aufstand der englischen Bauern von 1381.

Seine Schriften wurden von der Synode in Oxford als ketzerisch verurteilt, er verlor seine Ämter am Hof in Bezug auf die Kirchenangelegenheiten. Aus Furcht vor einem Volksaufstand wurde Wyclif aber nicht offiziell angeklagt. Er vollendete 1383 eine früher begonnene Sammlung früher englischer Bibelübersetzungen aus der Vulgata in die Landessprache. Diese Bibelübersetzung ist nicht die erste Übersetzung ins Englische, sondern stellt eine Zusammenstellung und Überarbeitung früherer Übersetzungen dar.

Die späteren Anhänger Wyclif’schen Gedankengutes, die Lollarden (widersetzten sich der katholischen Kirchenhierarchie, traten für die Rechtfertigung durch den Glauben und Predigten und Bibellesungen in der Landessprache ein und lehnten weitere kirchliche Lehrsätze ab). Sie wurden erst nach einer missglückten Revolte ab 1400 vom englischen Staat verfolgt.

Wyclif starb 1384 an den Folgen eines Schlaganfalls während der Messe.

Ich finde, dass man aller Denker, die zur Entwicklung unseres Glaubens beigetragen haben, zuweilen gedenken  sollte. Viele davon wollten „die Kirche reformieren“, die allerdings jetzt schon 2000 Jahre Bestand hat, und sich selbst sehr oft selbst reformiert hat, und auch beständig weiterentwickelt. Teile Wyclifs Ideen wurden später aufgegriffen oder neu gedacht, bzw. bewegten auch andere Denker und Politiker (damals Kaiser und ihr Hofstaat), wir kennen sehr wohl den Investiturstreit.

Uns heute bekümmert der Vorrang der Kirche/Päpste über die weltliche Macht nicht mehr so besonders. Übersetzung der Bibel und anderer Texte wohl schon, besonders weil diese Texte aus dem Kontext ihrer jeweiligen Zeit heraus geschrieben wurden. Und jede Zeit hat ihren Kontext – und ich wünsche mir halt, dass Bibeltexte, die ja sehr oft – aus dem Zusammenhang gerissen – wiedergegeben werden, leider viel gesellschaftlichen Schaden anrichten können.

John Wycliff

Silvester – einst und heute?

Eine Wiederveröffentlichung

Ich wurde also aufgefordert, über meine Silvestererinnerungen zu schreiben. Als ich nachdachte, fiel mir gar nicht so besonders viel dazu ein. Silvester war in meiner Kindheit und Jugend eher kein so großes Fest. Woran ich mich erinnere, war das Umschreiben des Kalenders. Es gab damals weitgehend nur kleine Büchlein, die den Kalender enthielten, darin gab es „Formulare“ für „persönliche Daten“ und vor allem das Adressbuch. Das musste übertragen werden.  Etwas später gab es dann herausnehmbare Teile für das Adressbuch, damit man nicht mehr alles übertragen musste. Heute führe ich z.B. meinen Kalender am Computer (nicht immer schlau), aber jedenfalls „rollt er weiter“ und es gibt keinen Bruch am Jahresende. Die Adressdaten (meist Telephonnummern) hat man heute am Handy gespeichert und braucht kein „papierenes Adressbuch“. Auch die Adressen haben sich geändert, waren es früher Orte, Straßen und Hausnummern, speichert man heute primär Mailadressen – wer schreibt noch Briefe, Karten oder gar Korrespondenzkarten oder schickt Telegramme?

Und was Trinken anlangt: in meiner Familie wurde in meiner Kindheit und Jugend nur in Ausnahmefällen Alkohol getrunken. Ich weiß noch von einer Flasche Champagner im Keller, der anfangs für den „Endsieg“ aufgehoben wurde. Als meine Mutter ihn einmal suchte, griff sie im Dunkeln auf etwas Haariges, erschrak fürchterlich, da sie eine Ratte vermutete, zerbrach den lang gelagerten Champagner. Das haarige Ding stellte sich dann später als Bartwisch heraus, der einmal beim Kelleraufräumen dort vergessen worden war. Naja, und zum Endsieg ist es für uns ohnedies nicht gekommen.

Aufgeblieben sind wir schon, etwas Besonderes gegessen haben wir jedenfalls nicht, außer zu Mitternacht die Biskuitfischerln, wobei ich nicht mehr oder noch immer nicht weiß ob man sie von hinten oder von vorne anbeißen muss, um im folgenden Jahr Glück zu haben.

Wichtig war es jedenfalls, die Fenster zu Mitternacht aufzumachen, um „das Neue Jahr hereinzulassen“. Bei uns wurde auch darauf geachtet, dass keine Wäsche übers in der Silvesternacht an einer Leine hing, denn das bedeutete den Tod eines Familienmitglieds. (Konnte ich nicht verifizieren). Und an Feuerwerke kann ich mich in dieser Zeit überhaupt nicht erinnern.

Einmal, es muss in den frühen Fünfziger Jahren gewesen sein, war ich bei einer Schulkollegin zu Silvester eingeladen. Sie hatte einen Zwillingsbruder und somit waren auch ein paar Burschen anwesend. Die Mutter dort hatte für uns Brote hergerichtet, mit Liptauer und sonstigen Aufstrichen. Ich glaube auch, dass wir dort keinen Alkohol getrunken haben. An Bleigießen kann ich mich auch nicht erinnern. Ein paar von den Jugendlichen hatten ihre Platten mitgebracht und dazu haben wir getanzt. Um Mitternacht, als wir über unsere Wünsche für das kommende Jahr sprachen, stand an oberster Stelle bei allen von uns, der Wunsch nach Freiheit für Österreich.

In meiner Jugend war ich auch Mitglied des Alpenvereins, Sektion Austria. Die Jugendgruppe fuhr oft schon am 26. Dezember zum Schifahren auf eine Hütte. Zurück kamen wir dann am 6. Jänner. Konkret kann ich mich einmal an die Austria- Hütte am Dachstein erinnern, wir waren im Matratzenlager untergebracht. Um bis Mitternacht aufzubleiben wurde Karten gespielt. Um Mitternacht waren wir jedenfalls alle im Freien, aber nicht schifahrend. Wir wurden mit einem herrlichen Sternenhimmel belohnt, ein Feuerwerk ging uns daher gar nicht ab.   

Aber was ist eigentlich so besonders an Silvester? Als Silvester (regional auch Altjahrstag oder Altjahrestag) wird in einigen europäischen Sprachen der 31. Dezember, der letzte Tag des Jahres im westlichen Kulturraum, bezeichnet. Nach dem Heiligenkalender der römisch-katholischen Kirche ist dies der Gedenktag des heiligen Papstes Silvester I. Er starb am 31. Dezember 335. Weil er als Heiliger verehrt wird, wurde sein Todestag zugleich sein Namenstag. Herrschte zur Zeit seiner Priesterweihe noch Christenverfolgung, so wurde durch das 313 erlassene Toleranzedikt der Beginn einer Wende zur christlichen Staatsreligion vollzogen. Von historischer Bedeutung wurde die Beziehung des Papstes zum damaligen Kaiser Konstantin durch die sogenannte „Konstantinische Schenkung“. Dabei handelte es sich um eine gefälschte Urkunde, wonach Kaiser Konstantin angeblich den Vorrang Roms über alle Kirchen anerkannte, dem Papst kaiserliche Abzeichen und den Lateran-Palast in Rom verlieh, sowie die Herrschaft über die Stadt, Italien und die römischen Provinzen im östlichen Mittelmeerraum.

Das Jahresendfest hatten bereits die Römer gefeiert, erstmals im Januar zu Beginn des Jahres 153 v. Chr., als der Jahresbeginn vom 1. März auf den 1. Januar verschoben wurde. Die Feuer-Feste am Jahresende haben alte germanische Wurzeln.

Die Assoziation des Jahresendes mit dem Namen Silvester („Waldmensch“, von silva ‚Wald) geht auf das Jahr 1582 zurück. Damals verlegte die Gregorianische Kalenderreform den letzten Tag des Jahres vom 24. Dezember auf den 31. Dezember, den Todestag des Papstes Silvester I.

Das jetzt übliche Feuerwerk sollte im vorchristlich-animistischen Glauben früher „böse Geister“ vertreiben und drückt heute vielleicht bei manchen auch Vorfreude auf das neue Jahr aus. Um 12 Uhr nachts wird von vielen Kirchen das neue Jahr eingeläutet. Je nach örtlicher Tradition dauert das Geläut zwischen zehn Minuten und einer Stunde. Bei uns in Wien läutet die Pummerin – nur leider ist sie aufgrund des Getöses der Böller und Feuerwerkskörper kaum zu hören – außer im Radio.

Das österreichische Pyrotechnikgesetz von 2010 verbietet in § 38 Abs 1 „die Verwendung pyrotechnischer Gegenstände […] im Ortsgebiet“ auch zu Silvester. Um die private Verwendung von Feuerwerk – etwa zu Silvester – zu ermöglichen, kann die Gemeinde unter Vorgabe eines Zeitrahmens „bestimmte Teile des Ortsgebietes von diesem Verbot ausnehmen, sofern nach Maßgabe der örtlichen Gegebenheiten durch die Verwendung Gefährdungen von Leben, Gesundheit und Eigentum von Menschen oder der öffentlichen Sicherheit sowie unzumutbare Lärmbelästigungen nicht zu besorgen sind“. Davon ausgenommen ist der Umkreis von „Kirchen, Gotteshäusern, Krankenanstalten, Kinder-, Alters- und Erholungsheimen sowie Tierheimen und Tiergärten“ (§ 38 Abs 2). Nur wenige österreichische Gemeinden haben eine solche Verordnung erlassen, und nur ein Bruchteil der Feuerwerker hält sich an den darin vorgegebenen zeitlichen Rahmen. In der Mehrzahl der Gemeinden ist die private Verwendung von Feuerwerk auch zu Silvester generell verboten. Hilft aber nicht viel!

Seit dem Jahreswechsel 1990/91 veranstaltet die Stadt Wien mit anderen Organisationen den Wiener Silvesterpfad. Mittlerweile ist es das größte Silvesterevent Europas. Heute am Vormittag war schon ein großer Teil der „Standln“ aufgestellt (während noch jene der Christkindlmärkte weggeräumt wurden).  Mit tut es nur leid, dass nicht schönere Produkte, die vielleicht in Österreich hergestellt werden, dort verkauft werden.

Ich teile noch immer nicht die hektische Lustigkeit, die viele Menschen zu Silvester verspüren. Vielleicht bin ich auch jetzt schon zu alt dafür!

Silvester – einst und heute?

Was so alles zu sehen und zu lernen gibt, am Göttweiger Berg

Heute wurden wir zu einer Führung durch die Gebäude am Göttweiger Berg eingeladen. Vorweg ein wenig zur Geschichte: Der Göttweiger Berg war ab etwa 2000 v. Chr. besiedelt, was sich durch Kleinfunde im Bereich des heutigen Stiftes – von der Jungsteinzeit bis zur römischen Epoche – rekonstruieren lässt. Vom 3. bis zum 9. Jahrhundert dürfte die Siedlungskontinuität unterbrochen gewesen sein. Für das Jahr 1072 ist die Weihe einer ersten Kirche (zu Ehren der hl. Erentrudis) belegt. Die Gründungsurkunde, mit der der hl. Bischof Altmann von Passau das Chorherrenstift errichtete, ist vom 9. September 1083 datiert. Diese ersten Mönche kamen mit Abt Hartmann I. aus dem Kloster St. Blasien im Schwarzwald; ihre Reformimpulse wurden zu Beginn des 12. Jahrhunderts von Göttweig zum Stift Seitenstetten und zum Stift Garsten (1107–1783) und in der Folge zum Kloster Vornbach (vor 1108–1803) weitergetragen.

Aus der ersten Bauepoche im 12. Jahrhundert sind heute nur noch das Langhaus der Kirche, die Erentrudiskapelle und die „Burg“ erhalten, aus der spätgotischen Bauepoche des 15. Jahrhunderts der Chor der Stiftskirche samt Krypta und Sakristeien und Flügel des Kreuzganges (heute Lapidarium). Bis zur Ersten Türkenbelagerung bestand auch die Georgskirche am Göttweigberg, deren Grundmauern im Jahr 2009 gemeinsam mit einigen Traufbestattungen bei Grabungen freigelegt wurde. Dorthin gibt es einen wunderschönen Spaziergang!

Das ausgehende 15. und beginnende 16. Jahrhundert waren von wirtschaftlichem und personellem Niedergang geprägt, verschärft durch Türkengefahr und Reformation, sodass von 1556 bis 1564 das Kloster nur mehr durch einen Administrator geleitet wurde. Trotz Großbrand 1580 und Pestepidemie 1596 konnten dann doch wieder ab 1604 geordnete Verhältnisse hinterlassen werden.

Nach dem Brand von 1718 ging der Neubau des Stiftes nach Plänen von Johann Lucas von Hildebrandt in den ersten Jahren zügig, dann immer schleppender voran, bis er nach 1750 (Errichtung der Kirchenfassade) ganz eingestellt wurde, sodass nur etwa zwei Drittel des Bauplanes umgesetzt wurden. Für den Materialtransport wurde ein Schrägaufzug mit Pferdebetrieb eingerichtet, über den von 1718 bis 1741 mehrere Millionen Mauer- und Dachziegel, davon allein 1720/21 968.600 Stück, zur Baustelle des Klosters geliefert wurden. Die Trasse und einige Mauerreste sind auf dem östlichen Hang des Klosterberges bei Panholz (dort lag der Ziegeleibetrieb) erkennbar.

Die Josephinischen Reformen brachten 1783 ein Anwachsen der Seelsorgestellen von 20 auf 31, vor allem durch Teilung, mit sich. 1939 wurde das Stift enteignet und der Konvent nach kurzer Inhaftierung in Unternalb konfiniert. Das Stiftsgebäude diente nun als Umsiedlungslager, Kriegsgefangenenlager und von 1943 bis 1945 als Nationalpolitische Erziehungsanstalt, bevor es zu Kriegsende verwüstet und Kaserne der sowjetischen Besatzungstruppen wurde. Nach der Rückkehr des Konvents im August 1945 drohte dem Kloster die Aufhebung, weil es mangels Eintritten und nach den zahlreichen Todesfällen in und nach den Kriegsjahren als nicht mehr lebensfähig angesehen wurde. Der  Komplex wurde restituiert,  und wieder aufgebaut und laufend renoviert.   

Aufgrund seiner Lage auf einem Hügel wird das Stift Göttweig als österreichisches Montecassino bezeichnet. Der größte Teil der Gebäude wurde nach dem Brand von 1718 errichtet und hat im Grundriss nach dem Vorbild des Escorial die Form eines Gitterrostes. Von den vier geplanten Ecktürmen des Idealplans wurden nur drei ausgeführt. In der Hauptachse (Ost-West-Achse) liegen die Stiftskirche, der Kapitelsaal (heute Chorkapelle) und die Bibliothek; der westlich vorgelagerte Festsaal wurde zwar geplant, aber nicht ausgeführt. Im Osttrakt befinden sich die meisten Mönchszellen. Einen großen Teil des Nordtraktes bis hin zur Kaiserstiege nehmen das Museum im Kaisertrakt sowie das Archiv und die beiden Refektorien ein. Im Südtrakt sind die Verwaltung und das Jugendhaus untergebracht. Das Vorgebäude im Westen dient als Exerzitienhaus.

Die Stiftskirche ist im Langhaus in ihrem Kern romanisch (aus der Bauzeit des Klosters, ein Vorbau aus dem 11. Jahrhundert ist nachgewiesen). Das über der Krypta erhöht liegende frühgotische Presbyterium wurde 1401 bis 1430 errichtet. Im 17. Jahrhundert und – nach einem Plan Johann Lukas von Hildebrandts zur Umgestaltung der Fassade aus dem ersten Drittel des 18. Jahrhunderts – wurde die Kirche weitgehend barockisiert. Das intarsierte Chorgestühl fertigte Franz Staudinger – ein lokaler Handwerker – 1766 an; die beiden Kaiserstühle (heute als Ambo verwendet) dürften schon etwas früher in derselben Werkstatt entstanden sein.

In der Hauptkrypta unter dem Presbyterium der Stiftskirche befindet sich auf dem Gnadenaltar (Empirezeit 1804) die Göttweiger Pietà, eine Holzskulptur aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, 1880 überarbeitet. Im südlichen Kryptenraum („Altmanni-Krypta“) steht der Altmanni-Schrein, ein 1668 angefertigter Reliquienschrein mit Silberfiligrandekor und den Reliquien des Heiligen, ein 1540 geschaffener Epitaph mit einer Liegefigur des hl. Altmann. Das Deckengemälde des Kremser Schmidt, die Vision Ezechiels, passt thematisch zur darunter liegenden Konventgruft von 1638.

Die Kaiserstiege ist schon eine recht ein eindrucksvolle Angelegenheit. Sie  erhebt sich über drei Geschosse und wurde 1739 von Paul Troger mit einem Deckenfresko versehen, das in seinem Zentrum Kaiser Karl VI. als Helios-Apoll mit Musengefolge zeigt. Die daran anschließenden Fürsten- und Kaiserzimmer  dienen als Museumsräume, ebenso der Altmanni-Saal mit dem Deckenfresko Hochzeit zu Kana.

Es ist schon beachtlich, was es hier alles zu sehen gibt.

Was so alles zu sehen und zu lernen gibt, am Göttweiger Berg

Heute, 30 Jänner: Heilige Familie

Wie stellt sich die Heilige Familie heute vor: eine Kleinfamilie, bestehend aus einem Elternpaar und einem kleinen Kind. Nicht besonders wohlhabend.

Familie (von lateinisch familia „Gesinde“, „Gesamtheit der Dienerschaft“, einer Kollektivbildung von famulus „Diener“) bezeichnet eine durch Partnerschaft, Heirat, Lebenspartnerschaft, Adoption oder Abstammung begründete Lebensgemeinschaft, meist aus Eltern oder Erziehungsberechtigten sowie Kindern bestehend, gelegentlich durch weitere, mitunter auch im selben Haushalt lebende Verwandte oder Lebensgefährten erweitert. Die Familie beruht im Wesentlichen auf Verwandtschaftsbeziehungen.

In der Antike, konkret im Römischen Reich, waren die Begriffe familia und die zugehörige soziale Zentralposition des pater familias Herrschaftsbezeichnungen, die Machtverhältnisse bzw. unterschiedliche Aspekte von Machtverhältnissen anzeigten. Der biologische Erzeuger (Vater) hieß genitor, nicht Pater. In der römischen Antike wurde erstmals die Verwandtschaft als zentrale beziehungsstiftende Institution relativiert, indem die familia sich um die Zentralposition des pater familias konstituierte und durch diesen quasi als soziale Einheit ins Leben gerufen wurde. Nicht die Vereinigung von männlichem Samen mit weiblicher Fruchtbarkeit, sondern die charismatisch überhöhte Stellung des Hausherrn, die Patria Potestas, verschaffte ihm das unbeschränkte Verfügungsrecht über die gesamte Hausgemeinschaft, d. h. Sachen und Personen wie Ehefrau, Kinder, Sklaven, Freigelassene und Vieh.

Im Mittelalter war familia kein Begriff der Alltagssprache, sondern bezeichnete den Rahmenhaushalt des Herrschers, der oftmals viele hunderte oder tausende von Personen umfasste. Dieser Rahmenhaushalt bestand aus einem vielfach verschachtelten System einander über- und untergeordneter Hausgemeinschaften. Schlüsselbegriff der sozialen Ordnung war nicht der Begriff familia, sondern der des Hauses.

Erst ab Ende des 17. Jahrhunderts wurde der Begriff Familie aus dem Französischen kommend allmählich in die deutsche Alltagssprache übernommen. Anfangs war er noch gleichbedeutend mit dem älteren Begriff Haus. Erst später bezeichnete er die engere Einheit der sogenannten Kernfamilie oder die weitere Einheit im Sinne der Verwandtschaft. Der neue Begriff bezeichnet das mit dem Aufstieg des Bürgertums sich durchsetzende Ideal der Bürgerlichen Familie, d. h. der Kernfamilie und ihrer Einbettung in Abstammungsbeziehungen.

Im Bürgerlichen Gesetzbuch legte fest, dass der Mann Oberhaupt der Familie war. Ihm stand „die Entscheidung in allen das gemeinschaftliche eheliche Leben betreffenden Angelegenheiten zu; er bestimmt insbesondere Wohnort und Wohnung“. Dieser so genannte Gehorsamsparagraph verstieß gegen die Gleichberechtigung der Geschlechter. Daher wurde er  in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts ersatzlos gestrichen.

Zur biologischen Basis einer Familie gehören die Zeugungsfähigkeit und Gebärfähigkeit sowie die Fähigkeit zu einem menschengemäßen „Brutpflege“-Verhalten. Zeugungs- und Gebärfähigkeit entfallen als Bedingung, wenn ein Ehepaar ein Kind adoptiert, dennoch kann von einer „Familie“ gesprochen werden. Kennzeichnend ist das Zusammenleben von mindestens zwei Generationen. Die Reproduktionsfunktion dient der Sicherung der Generationsfolge durch Weitergabe des Lebens.

Die Familie bildet ein erstes dichtes soziales Netzwerk bereits für den Säugling und bildet Kinder und Jugendliche auch primär aus. Die Familie ist sozialer Raum für Geborgenheit, Wachstum, Entwicklung und als solcher mit entscheidend für die Entwicklung von Kompetenzen und Handlungspotential der nachfolgenden Generation. Die wirtschaftliche Funktion ist für viele Familien eine wichtige Funktion. Sie erbringt Schutz und Fürsorge (auch materielle) für Säuglinge, aber auch für kranke und alte Familienangehörige, ernährt, kleidet und behaust sie. Die religiöse Funktion (auch: Wertevermittlung) lässt sich aus der Sozialisationsfunktion ableiten. Die rechtliche Funktion ist verfassungs- und privatrechtlich (im Familienrecht) auch heute noch lebendig. Die Familie steht unter besonderem staatlichen Schutz. Im privatrechtlichen Bereich hat sie zahlreiche Gestaltungsrechte (so im Unterhalts-, Vormundschafts-, Adoptions- und Erbrecht).

Die Familie erfüllt eine psychisch-emotionale Funktion, indem sie Identität stiftet, auch im Erwachsenenalter zu sozialer Identität und Selbstbild beiträgt und eine Basis für dauerhaft angelegte soziale Beziehungen innerhalb der erweiterten Familie bildet. Durch Verwandtschaftsbeziehungen entstehen bereits in der Kindheit persönliche Bindungen von hoher emotionaler Bedeutung. Die engen Beziehungen werden später meist auf Lebens- und Ehepartner der Verwandten erweitert und bis ins hohe Alter aufrechterhalten.

In modernen Gesellschaften werden politische, religiöse, wirtschaftliche und erzieherische Funktionen der Familie zum Teil auf andere gesellschaftliche Institutionen übertragen (etwa Staaten, politische Gemeinden, Versicherungsanstalten, Schulwesen, Sport) und treten im Familienalltag dann zurück, was sich in Notzeiten durchaus rasch ändern kann.

Heute kennt man mehrere charakteristische Formen. Die traditionelle Familie hat nach wie vor eine hohe Wertigkeit und entspricht dem Lebensplan der meisten jungen Menschen. Der Wandel der Familienstrukturen ist an einer Schrumpfung der Haushaltsgröße (zahlreiche kinderlose oder Ein-Kind-Familien) zu erkennen, einem Rückgang der Eheschließungen (nicht notwendig aber der Paarbindungen), der Zunahme der Scheidungen, einer Zunahme des Singledaseins, einem Rückgang der durchschnittlichen Geburten pro Frau, einer Zunahme der Frauenerwerbsarbeit, verkürzter Dauer partnerschaftlicher und familiärer Bindung, und oft in entsprechend mehreren Intervallen (serielle Monogamie) feststellbar.

Durch die demographische Entwicklung und den Wandel der Lebensformen seit den 1960er Jahren hat die moderne Kleinfamilie ihre Stellung eingebüßt. Vor allem aber zeigt sich der Wandel in der Anzahl der Alleinerziehenden sowie der nicht-ehelichen Lebensgemeinschaften. Durch die hohe Scheidungsrate entstehen auch immer mehr „Patchwork-Familien“, in denen Kinder unterschiedlicher Herkunft leben. Als Ursache für diese Entwicklung wird der seit den 1970er Jahren beschleunigte Wertewandel gesehen.

Und welche Rolle spielt da die Heilige Familie? Sie soll ein Vorbild sein, für einen guten Umgang miteinander. Jeder Mensch braucht die Liebe jener, mit denen er zusammenlebt.

In der Bibel können wir – je nach Lesejahr – zur Flucht (nach Ägypten), zur Darstellung Jesu im Tempel, oder des zwölfjährige Jesus im Tempel lesen (Sie erinnern sich vielleicht: wie verzweifelt die Eltern das Kind  bei der Heimreise gesucht haben).

Und wie steht es mit Ihrer Familie so?

Heute, 30 Jänner: Heilige Familie

Zum Schweigen

Also, eigentlich bin ich zum Schweigen hier, Schreiben darf ich. Darum erzähle ich Ihnen schnell von dem herrlichen Tag heute. Am Vormittag lag die  ganze Umgebung – Donautal – unter einer dicken Nebeldecke, nur die Spitzen der Hügel ragten hervor. Dann stieg (besser gesagt: er wallte) aber der Nebel herauf,  und nur manchmal konnte man die Sonne als matte Scheibe wahrnehmen. Am Nachmittag verzog sich der Nebel fast ganz und es war sonnig – und warm. Derzeit geht die Sonne unter, und rundherum ist der Himmel golden.

Hier geht es beim Schweigen wohl um das so genannte religiöse Schweigen, das ist Teil der Hochachtung vor der Gottheit, eine Methode, das innere Ohr zu öffnen, und das Wissen um die Begrenztheit von Worten bei der Beschreibung spiritueller Realitäten. Anders gesagt – ich zitiere: es wahrnehmen können, sollte einmal der Heilige Geist anklopfen.

(Heiliges) Schweigen (so genannt z.B. von Horaz), ist schon lange dokumentiert. Schon der griechischen Philosoph, Mathematiker, Naturwissenschaftler und Verkünder religiöser Lehren Pythagoras (570 – 510 v. Chr.) und seine Schüler hatten ihre Meinung zum Thema: „Man soll schweigen oder Dinge sagen, die noch besser sind als das Schweigen“. Der griechische Schriftsteller und Philosoph Plutarch (45 – 125 n. Chr.) sah im Schweigen etwas „Tiefes und Ehrfürchtiges“, welches der Mensch, im Gegensatz zum Reden, von den Göttern lernen kann. Cicero (106 – 43 v. Chr.) meinte, „Was anders, als zu schweigen, sollten wir vor allen Dingen lernen, auf dass wir fähig werden zu sprechen?“ Die Kirchenväter übernahmen dieses Denken.

Ganz besonders aber war in einigen Klöstern des mittelalterlichen Westens Schweigen die Regel, so dass man sich mit Zeichensprache zu verständigen wusste. Die Benediktiner, Zisterzienser und vor allem die Kartäuser legten Wert auf absolute Schweigsamkeit und wiesen auf die „spirituellen Gefahren von Schwatzhaftigkeit, Redseligkeit und Weitschweifigkeit“ hin. Schweigsamkeit wurde also von den Mönchen im Mittelalter erwartet.

Meister Eckehart (1260 – 1328), ein christlicher Mystiker, stellt in seiner Predigt mit dem Titel „Von der Abgeschiedenheit“ ganz besonders einen Grund, der für die Abgeschiedenheit spricht, in den Vordergrund: die Liebe zu Gott. Meister Eckehart bediente sich der Worte des polnischen Geschichtsschreibers und Bischof von Krakau, Meister Vincentius (ca. 1150 – 1223), der behauptete: „Ja wahrlich, der freigewordene Geist in seiner Abgeschiedenheit, der zwingt Gott zu sich; und wäre er imstande, ungestaltet und ohne wesensfremde Zutat dazustehen, er risse Gottes eigenstes Wesen an sich.“

Es gibt zwei Prinzipien, welche dem System des Schweigens in Europa der frühen Neuzeit zugrunde lagen: Das erste Prinzip war das des Respekts innerhalb einer Sprachgemeinschaft, die hierarchisch strukturiert war. Das zweite Prinzip war das Prinzip der Vorsicht vor allem aus Angst vor Verrat oder aus Furcht, meist Personen gegenüber, die nicht zur eigenen Gemeinschaft gehörten. Im Zeitraum zwischen 1500 – 1800 erkennt  man  drei Domänen des Schweigens: die religiöse, die politische und die häusliche. Auswirkungen auf die religiöse Domäne des Schweigens hatten sowohl protestantische als auch katholische Reformationen. Das klösterliche Schweigeideal hielt weitgehend stand, bzw. die Bemühungen, das klösterliche Schweigen zu lockern oder gar aufzuheben, waren schleppend. Selbst Martin Luther (1483 – 1546) verpflichtete sich der Tischruhe, obgleich er kein schweigsamer Mann gewesen sein soll. Die bedeutungsvollste Veränderung war jedenfalls das Bemühen, das rigorose Schweigen vom Kloster auf die Kirche auszudehnen. Das nachfolgende Zitat und das von Papst Pius V (1504 – 1572) verfasste Dekret, welches sich speziell gegen das Umhergehen, Reden und Lachen richtet, lassen Rückschlüsse auf die Atmosphäre während der Messen schließen!

Der Erzbischof von Mailand, San Carlo Borromeo (1538 – 1584), ahndete das Sprechen in der Kirche mit bis zu zehn Tagen Arrest bei Wasser und Brot und der Bischof von Tortona, Cesare Gambara, erließ im Jahre 1576 ein Edikt gegen das Sprechen in der Kirche, besonders allerdings über profane Angelegenheiten und Geschäfte. In protestantische Kirchen lassen sich ähnliche Überlegungen und Überzeugungen zum Schweigen in der Kirche finden.

Mir fällt das Schweigen hier schwer, besonders bei Tisch, wenn alle so dasitzen und aneinander vorbeistarren. Aber ich gebe zu, dass gesellschaftliche Gespräche sehr oft inhaltlich belanglos sind. Ich halte Kommunikation für sehr wesentlich, aber „Geplapper“ sollte wirklich vermieden werden. Oft ist die Unterscheidung nicht ganz leicht, aber einen Versuch ist es doch wert?

PS: Es ist nicht relevant, aber ich heische um Mitleid; ich habe Schnupfen, also rinnende Nase, Husten und Halsweh.

Zum Schweigen

Thomas Becket – ermordet am 29. Dezember 1170

Was daran interessiert uns auch heute noch?

Wahrscheinlich ist Ihnen Thomas Becket ein Begriff – vielleicht haben Sie die Theaterstück von T.S. Elliot (Mord im Dom), oder von Jean Anouilh (Becket oder die Ehre Gottes) gesehen. Oder es Ihnen noch der Film  in Erinnerung, mit Richard Burton und Peter O’Toole, sowie John Gielgud.

Thomas Becket (* 21. Dezember 1118 in Cheapside, London; † 29. Dezember 1170 in Canterbury), auch bekannt als Thomas von Canterbury, war Lordkanzler Englands, Benediktineroblate und von 1162 bis 1170 Erzbischof von Canterbury. Becket war als Lordkanzler mit König Heinrich II. sehr gut befreundet und auch für die Erziehung von dessen Kindern verantwortlich, darunter der spätere Richard Löwenherz. Als Erzbischof legte er später seine weltlichen Ämter nieder und geriet in einen langdauernden Streit mit dem Königshaus, in dem es um die Machtverteilung zwischen Kirche und Monarchie ging.

Nach einem selbstgewählten Exil und der Rückkehr nach England eskalierte dieser Streit erneut, und Becket wurde schließlich von Rittern des Königs Heinrich II. in der Kathedrale von Canterbury am Altar ermordet. Dabei ist ungeklärt, ob die Tat eine Affekthandlung war oder die Männer eine Aussage ihres Königs überinterpretiert hatten. Die Ermordung führte zu öffentlicher Empörung und einer erheblichen Schwächung von König Heinrich II. Er musste sogar einen Bußgang nach Canterbury unternehmen und wurde dabei symbolisch bestraft. Nur drei Jahre nach der Tat wurde Becket von Papst Alexander III. heiliggesprochen.

Beckets Leben und seine Ermordung aus politischen Motiven hatten vielfältige Folgen, sie beeinflussten Politik und Kultur. Schon einige Jahre nach seinem Tod wurde Thomas Becket im bedeutenden Evangeliar Heinrichs des Löwen als wichtiger Heiliger dargestellt.  

Thomas Becket war normannischer Abstammung, sein Vater war Kaufmann in London. Mönche brachten ihm Lesen und Schreiben bei, er studierte in Paris. Nach der Rückkehr von seiner Studienreise trat er 1141 in die Dienste des Erzbischofs Theobald von Canterbury. Dieser ermutigte ihn zu weiteren Studien in Frankreich und Italien. Thomas Becket studierte dort Zivilrecht und Kirchenrecht.

Becket wurde Berater und Lordkanzler von König Heinrich II. von England. Die Beziehung zwischen dem Monarchen und dem Lordkanzler wurde von sehr vielen Zeitgenossen als außergewöhnlich und freundschaftlich angesehen.  1162 empfing Thomas Becket die Priesterweihe und einen Tag später die Bischofsweihe. Als neuer Erzbischof von Canterbury war Thomas Becket nun Primas von England.

Er legte daraufhin gegen den Willen des Königs das Amt des Lordkanzlers nieder und kümmerte sich nur noch um seine neue Aufgabe als Erzbischof. Eine sehr große Meinungsverschiedenheit zwischen dem König und dem Erzbischof entfachte sich an dem Thema der gerichtlichen Zuständigkeit für weltliche Gerichtsbarkeit auch im geistlichen Bereich kriminelle Kleriker. So kam es bereits 1163 auf dem Hoftag in Westminster zu offenen Streitigkeiten zwischen ihm und dem König. Die Unterzeichnung der Constitutions of Clarendon (weltliche Gerichtsbarkeit auch im geistlichen Bereich) wollte Becket zunächst unbedingt verhindern und versicherte sich der Unterstützung der englischen Bischöfe. Als es zur Konfrontation mit Heinrich II. kam, war es aber Becket selber, der nachgab und zustimmte. Kurz darauf widerrief Becket seine Zustimmung ohne Rücksprache mit den anderen englischen Bischöfen.

Vom königlichen Hofgericht wurde Becket als Verräter und Meineidiger verurteilt.  In der Nacht des 13. Oktober 1164 floh Thomas Becket nach Frankreich. Die Verhandlungen zwischen dem König auf der einen und dem Papst sowie dem Erzbischof Thomas auf der anderen Seite zogen sich über viele Jahre hin, ohne dass irgendwelche Fortschritte im Streit um die Gerichtsbarkeit über den Klerus erreicht wurden. Im Dezember 1170 kehrte Thomas nach Canterbury zurück, wo er von der Bevölkerung begeistert empfangen wurde. Doch bald wurde offenkundig, dass er politisch nicht mehr erwünscht war. Am 29. Dezember 1170, einem Dienstag, trafen Ritter des Königs in Canterbury ein und teilten Becket mit, er solle sich nach Winchester begeben, um Rechenschaft über seine Taten abzulegen, was Becket ablehnte. Die vier Diener/Ritter des Königs holten daraufhin ihre Schwerter, drangen in die Kathedrale von Canterbury ein und töteten Becket am Altar, indem sie ihm die Schädeldecke abschlugen. Symbolisches Ziel des Angriffs waren damit auch die Privilegien wie die rechtliche Immunität des Klerus, die einst den jahrelangen Streit ausgelöst hatten. Nur wenige Jahre nach seinem gewaltsamen Tod wurde Thomas Becket am 21. Februar 1173 durch Alexander III. heiliggesprochen.

Es ist nicht der einzige Streit zwischen Kirche (Papst) und weltlicher Macht im Mittelalter. Ich denke da an den Investiturstreit: Auseinandersetzung zwischen König und Papst bzw. zwischen Kaisertum und Papsttum von 1073 bis 1122 um das alleinige Recht der Amtseinsetzung  von Bischöfen und Äbten, die auch weltliche Aufgaben hatten. Vorangegangen war das Papstwahldekret von 1059, nach dem Kardinäle den Papst wählen und Geistliche ihre Ämter nicht aus der Hand von Laien empfangen sollten.

Auch heute noch versucht z.B. eine weltliche Macht (Putin) die russisch-orthodoxe Kirche für ihre Ziele einzusetzen (oder ist es umgekehrt?) …

Thomas Becket – ermordet am 29. Dezember 1170

Vielleicht haben Sie schon von den Salesianern Don Boscos gehört:

Und noch einmal  zum 28. Dezember: ist Franz von Sales 1622 in Lyon verstorben. Er war Fürstbischof von Genf mit Sitz in Annecy, Ordensgründer, Mystiker und Kirchenlehrer. Er wird in der römisch-katholischen Kirche als Heiliger verehrt und ist der Patron der Schriftsteller, Journalisten, der Gehörlosen (vielleicht nimmt er sich auch der Blogger an?).

Und warum ist er für uns heute bedeutend: Salesianisch leben bedeutet, Leben in der Gegenwart des liebenden Gottes bei allem, was ich tue, und das auf eine liebenswürdige, gewinnende, positive, herzliche Weise, so dass die Menschen, denen ich begegne, nicht den Eindruck bekommen, dieses Leben in der Gegenwart Gottes wäre mir eine Last oder mache mich krank und depressiv, sondern dieses Leben in der Gegenwart Gottes schenkt mir das Leben in Fülle, und zwar heute genauso wie nach meinem Tod.

Salesianisch leben heißt auch: Christsein im Alltag … Kleine Tugenden: Demut, Sanftmut, Geduld, Herzlichkeit, Optimismus. Sales orientiert sich an dem Wort des biblischen Schöpfers an die lebendigen Dinge der Welt, sie sollen Frucht tragen, ein jedes nach seiner Art (Gen 1,11). Jeder ist dazu berufen, seine Frucht zu bringen. Ein Bischof kann und soll nicht leben wie ein Mönch. Eheleute nicht wie Kapuziner und auch Handwerker nicht wie beschauliche Ordensleute, den halben Tag betend. Aber alle Früchte will Gott, jedes nach seiner Art. Franz von Sales schuf eine neue Einheit zwischen Beruf und Religion.

Mir besonders vertraut sind die Salesianer Don Boscos („Gesellschaft des Heiligen Franz von Sales“). Zwei meiner Enkel haben ihren Auslandszivildienst im Rahmen der Salesianer Don Boscos , beide in Lateinamerika absolviert. Die Salesianer Don Boscos sind eine 1859 gegründete Ordensgemeinschaft der römisch-katholischen Kirche und gehen zurück auf den italienischen Priester Giovanni Bosco (1815–1888), kurz „Don Bosco“ genannt. Die Salesianer Don Boscos zählen mit ihrem von Don Bosco begründeten pädagogischen Präventivsystem zu den Pionieren der Jugendarbeit im 19. Jahrhundert in Italien. Neben den Jesuiten, den Benediktinern und den Franziskanern bilden sie eine der größten Männerordensgemeinschaften der römisch-katholischen Kirche und sind weltweit aktiv.

 In 132 Ländern der Welt unterstützt die Ordensgemeinschaft arme und sozial benachteiligte Jugendliche sowie Straßenkinder und Kindersoldaten durch Schulunterricht, Berufsbildung und Jugendarbeit – egal, welchem Glauben oder welcher Nationalität sie angehören. Weltweit fördert die Don Bosco Mission Projekte für junge Menschen unabhängig von Hautfarbe, Geschlecht, Herkunft, Glauben und sozialem Status. In Bildungsprogrammen, Ausbildungsplätzen und Straßenkinderzentren arbeitet die Don Bosco Mission vor Ort mit den betroffenen Jugendlichen zusammen. Bekannt geworden sind die Einrichtungen der Salesianer vor allem durch ihre Konzentration auf berufliche Bildung und ihre Arbeit mit Straßenkindern. Engagement und Fürsorge für junge Menschen, besonders für arme, gefährdete und benachteiligte, stehen dabei im Vordergrund. Grundlage der Arbeit ist das pädagogische Konzept von Don Bosco, die Pädagogik der Vorsorge. Finanziert werden die geförderten Hilfsprojekte durch Spenden, Fundraising und Beiträge verschiedener christlicher Hilfswerke und Diözesen.

Ursprüngliches Ziel der salesianischen Missionstätigkeit (in Argentinien) war es erklärtermaßen auch, neben der Glaubensverkündigung die Bevölkerung vor Großgrundbesitzern zu schützen und die letzten Reste ihrer Kultur zu wahren. Dem steht der Umstand entgegen, dass auch die Salesianermissionen bei verschiedenen Patagonier-Stämmen, insbesondere bei den Yámana, aufgrund eingeschleppter Krankheiten zu deren Aussterben beigetragen haben. Dass die Annäherung an sesshafte und europäische Lebensweisen, unter anderem durch die Einführung von westlicher, abgetragener Kleidung dies aufgrund der fehlenden Immunität gegen darin enthaltene Krankheitserreger verstärkte, wird von den Salesaniern Don Boscos anerkannt. Prekär ist hingegen die Beteiligung an militärischen Expeditionen der Regierungen  als Militärkapläne, während sie in den Missionen andere Ziele als die Regierung verfolgten.

In einigen früheren Missionsgebieten entfalteten die Salesianer Don Boscos eine langjährige Arbeit. Insbesondere dort, wo sie zugleich den Apostolischen Prälaten bzw. Vikar oder den Bischof stellten, konnten sie dauerhaft und vertieft wirken. Das betrifft das Gebiet des heutigen Bistums Punta Arenas, aber auch  in Rio Negro und in Mato Grosso. Später folgten Gebiete in China, Indien, Venezuela, Kongo, Thailand, Honduras, Paraguay, Aserbaidschan.

Derzeit, in der österreichischen Provinz gibt es 7 Niederlassungen der Salesianer Don Boscos, nämlich in Amstetten (Stadtpfarrei), Fulpmes (Schülerheim), Klagenfurt (Pfarreien und Schülerheim), das Don-Bosco-Gymnasium Unterwaltersdorf in Ebreichsdorf, die Pfarrkirche Don Bosco mit Hochschülerheim in Wien 3, Wien 13 (Provinzialat und Don-Bosco-Haus) und Wien 22 (Pfarrei). Die Salesianer Don Boscos sind in der österreichischen Provinz eine der Trägerorganisationen des sozialpädagogisch österreichweit tätigen Don Bosco Sozialwerkes, das sich auch um unbegleitete minderjährige Flüchtlinge – kurz „umF“ – kümmert. Als Verein „Don Bosco Mission Austria“ sammelt die Missionsprokur der Salesianer Don Boscos in Österreich Spenden für Projekte als Nothilfe in aller Welt.

Vielleicht haben Sie schon von den Salesianern Don Boscos gehört:

Tag der Unschuldigen Kinder

Heute, 28. Dezember ist der Tag der „Unschuldigen Kinder“. Was es damit auf sich hat, kann man im Matthäus Evangelium lesen: Magier (also vulgo die „Heiligen Drei Könige“) hatten König Herodes von der Geburt eines Königs berichtet. Als die Magier ihm – auf göttliche Weisung hin – keine weitere Auskunft über den Aufenthalt des Königskindes brachten, ließ Herodes aus Angst um seinen Thron den Kindermord von Bethlehem – alle Kinder bis zum Alter von zwei Jahren – anordnen, um den möglichen Konkurrenten auszuschalten. Die Heilige Familie freilich wurde im Vorfeld durch einen Traum des Josef gewarnt und konnte die Flucht ins sichere Ägypten antreten. Erst als Herodes gestorben war, ziehen Maria, Josef und das Kind wieder zurück in die Heimat; wiederum ist es ein Engel, der Josef im Traum erscheint und ihm die Rückkehr in das inzwischen sichere Heimatland nahelegt.

Es handelt sich um die Grausamkeit des Königs Herodes des Großen. Er wird folgendermaßen charakterisiert: „Er war ein Mann, der gegen alle ohne Unterschied mit gleicher Grausamkeit wütete, im Zorn kein Maß kannte und sich über Recht und Gerechtigkeit erhaben dünkte, dabei aber die Gunst des Glückes wie kein anderer erfuhr.“ Diese Grausamkeit des Herodes ist bereits zu seinen Lebzeiten bekannt: Selbst innerhalb seiner eigenen Familie schreckte der König nicht vor Mord zurück. Das Bild, das von ihm gezeichnet wird, ist geprägt von einer tiefen Brutalität, von Jähzorn und Hass. Vermutlich hat gerade diese Charakterisierung auch als Vorlage für den Bericht über den Kindermord gedient. Immerhin würde man eine solche Tat dem König Herodes durchaus zutrauen. Einer, der selbst seine engsten Verwandten umbringen lässt, schreckt sicher auch vor dem Mord an unzähligen Jungen nicht zurück. Wer denkt da heute nicht auch an Putin?

Es ist ein grausames Geschehen, das oft auch in der Kunst brutal dargestellt wird. Lucas Cranach d.Ä. und Peter Paul Rubens, auch Giotto z.B. haben sich mit diesem Thema auseinandergesetzt.

Doch es gibt auch einen theologischen Grund, der in der Erzählung vom Kindermord zutage tritt. So greift der Evangelist Matthäus gerade in der Kindheitsgeschichte immer wieder auf das Alte Testament zurück und sieht die dort getroffenen Aussagen in Jesus von Nazareth erfüllt. Zwei Zitate beziehen sich dabei unmittelbar auf den Kindermord und die Flucht nach Ägypten. So heißt es in 2,15: „Denn es sollte sich erfüllen, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.“ Damit setzt Matthäus Jesus und Mose gleich: So, wie Mose einst nur knapp den Mordplänen des Pharao entgangen ist, so entkommt Jesus den Mordplänen des Herodes. So, wie Mose und die Israeliten mit göttlichem Beistand aus Ägypten ins Gelobte Land ziehen, so kehrt die Heilige Familie auf göttliches Geheiß in ihr Heimatland zurück. Und ein zweites alttestamentliches Zitat aus dem Propheten Jeremia sieht Matthäus im Kindermord ebenfalls erfüllt: „Ein Geschrei war in Rama zu hören, lautes Weinen und Klagen: Rahel weinte um ihre Kinder und wollte sich nicht trösten lassen, denn sie waren nicht mehr.“ (2,18) In Jesus erfüllt sich, was im Alten Testament vorhergesagt ist.

Der Tag der Unschuldigen Kinder lädt ein, an die Kinder in diesen Tagen zu denken, die Opfer von Gewalt, Krieg und Missbrauch geworden sind. Derzeit denken wir besonders der Kinder in der Ukraine. Fast 1.000 Jungen und Mädchen seien im Krieg in der Ukraine getötet oder verletzt worden, berichtet das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen. So grausam es klingt: man geht von einem Durchschnitt von mehr als fünf Kindern pro Tag aus! Die meisten Opfer sind wohl auf den Einsatz von Sprengwaffen zurückzuführen, die „nicht zwischen Zivilisten und Kombattanten unterscheiden“, insbesondere in dicht besiedelten Gebieten. Diejenigen, die vor Gewalt fliehen, sind einem erheblichen Risiko von Familientrennung, Missbrauch, sexueller Ausbeutung, weiteren Angriffen und Menschenhandel ausgesetzt.

Tausende Kinder sind nach Angaben aus Kiew aus der Ukraine nach Russland verschleppt worden. Russland spricht von Erholungsaufenthalten oder medizinischen Behandlungen. Sie würden aus den Kampfzonen in Sicherheit gebracht! Es gibt auch Berichte, dass ukrainische Kinder in Russland zur Adoption freigegeben worden sind!

Zusätzlich haben die Auswirkungen des russischen Angriffskrieges (von Putin militärische Spezialoperation genannt) gegen die Ukraine nach UN-Angaben vier Millionen Kinder in Osteuropa und Zentralasien in die Armut getrieben. „Kinder tragen die größte Last der wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Krieges“, erklärte die UN-Kinderhilfsorganisation UNICEF. Durch den Konflikt und die dadurch angeheizte Inflation sei die Zahl armer Kinder in Osteuropa und Zentralasien innerhalb eines Jahres um 19 Prozent gestiegen.

Und nicht nur dort gibt es „Unschuldige Kinder“!

Tag der Unschuldigen Kinder