Während meiner Stadtspaziergängen nütze ich sehr gerne Durchhäuser. Und es gibt deren eine Menge in der Stadt.
Heute war‘s wie so oft, jene des Dorotheums, eigentlich kein Durchhaus, sondern ein Haus das Eingänge in zwei parallelen Gassen hat. Drinnen ist es nicht nur kurzweilig, sondern auch warm – und windgeschützt.
Da das Dorotheum dennoch den Anforderungen des modernen Geschäftsverkehrs bald nicht mehr entsprach, wurde es vom niederösterreichen Statthalter Erich Graf Kielmansegg grundlegend reformiert. Das neugeschaffene „Versatz-, Verwahrungs- und Versteigerungsamt“ (kurzweg „Dorotheum“ genannt) erhielt 1898-1901 nach Plänen von Emil Ritter von Förster unter der Leitung von Oberbaurat Sylvester Tomba einen monumentalen Neubau (im Stil des Neobarock), der auf den beiden Mittelrisaliten in Kupfer getriebene Reichsadler trägt. Das Durchfahrtsvestibül, die prächtige Haupttreppe (die als zweiarmige Doppeltreppe gestaltet ist), der über zwei Stockwerke reichende repräsentative Franz-Joseph-Saal (mit seinen Galerien) und der ebenerdig im Zuge einer Generalsanierung des Gebäudes entstandene Uhlir-Saal (ehemaliger Glas-Hof), benannt nach dem Präsidenten des Dorotheums (1971-1981) Robert Uhlir, sind besonders bemerkenswert. Die bei der Demolierung der Klosterkirche vorgefundenen Baureste und Grabplatten (meist aus dem 16. Jahrhundert) wurden in die das neue Gebäude vom benachbarten Klosterneuburger Hof (Nummer 15) trennende Mauer („Kielmansegg-Mauer“) versetzt (Gedenktafel).
Mit den Reformen Kielmanseggs ging auch eine neue Zweigstellenpolitik Hand in Hand. Die Dezentralisierung (das Dorotheum war in zwölf Wiener Bezirken präsent) wirkte sich auf die Geschäftsentwicklung sehr günstig aus. 1923 erhielt das Dorotheum ein neues Statut, gleichzeitig erfolgte die Eintragung ins Handelsregister; an die Stelle der staatlichen Verwaltung trat nun die behördliche Aufsicht. Mit spektakulären Auktionen lenkte das Dorotheum in den 1920er und 1930er Jahren die Blicke der europäischen Kunstwelt auf sich, erfüllte aber in den Jahren der Wirtschaftskrise auch eine humanitäre Aufgabe. 1930 wurde die Hauptanstalt um ein Stockwerk erhöht. 1966 hatte das Dorotheum in Wien 17 Zweiganstalten. Die Neuorganisation durch das „Dorotheum-Gesetz“ vom 1. Jänner 1979, welches die Rechtsstellung des Instituts neu regelte („Dorotheum Auktion-, Versatz- und Bank-GmbH.“), wurden die Weichen für die weitere Entwicklung gestellt. Die Änderungen im Geschäftsbetrieb betrafen auch die Verlegung der großen Kunstauktionen in das angekaufte und adaptierte Kunstpalais (Nummer 11; Eskelespalais [1993 Umwandlung in das städtische „Jüdische Museum“]) sowie die (anfangs umstrittene, sich jedoch erfolgreich entwickelnde) Einrichtung des Freiverkaufs.
Und diese Auslagen des Freiverkaufs , die schaue ich mir gerne an, so beim Durchgehen. So manches habe ich dort erstanden, ungeplant, eher spontan, das mir aber hinterher große Freude macht. Es sind ja eher jene Dinge, die man sich aus welchen Gründen auch immer, nicht gekauft hat die für Ärger sorgen, nicht jene, die man spontan gekauft hat.
Und in Erinnerung bleibt mir auch der Hochzeitsempfang der Tochter einer lieben Freundin im Foyer des Dorotheums. Die Hochzeit fand in der Dorotheer-Kirche statt, und der Empfang hinterher im Vestibül.
Man muss gut aufpassen, in welche der beiden (evangelischen Kirchen) in der Dorotheergasse man geht. Die Lutherische Stadtkirche befindet sich in der Dorotheergasse 18 neben der Reformierten Stadtkirche und gegenüber dem Auktionshaus Dorotheum. Sie wurde in der Renaissancezeit erbaut und besitzt eine neoklassizistische Straßenfront. Die Lutherische Stadtkirche besitzt keinen Kirchturm, sondern wird an der Frontfassade oben von einem Glockengeschoß abgeschlossen.
Die Lutherische Stadtkirche wurde als katholische Klosterkirche des Königinklosters in den Jahren 1582 bis 1583 erbaut. Dieses Maria, als Königin der Engel, gewidmete Klarissen-Kloster war eine Stiftung von Elisabeth von Österreich, einer Tochter Kaiser Maximilians II. und Witwe des Königs Karl IX. von Frankreich. Die Königinwitwe stiftete das Kloster vermutlich als Sühne für die Bartholomäusnacht, das Massaker an den Hugenotten in Frankreich, und verbrachte ihre letzten Lebensjahre dort. Die Klosterkirche wurde am 2. August 1583 geweiht. Im Zuge der josephinischen Reformen wurde das Kloster 1782 aufgelassen. Im selben Jahr hatten sich durch das Toleranzpatent von 1781 sowohl eine lutherische als auch eine reformierte Gemeinde in Wien konstituieren können. Die in der Lutherischen Stadtkirche beheimatete heutige Pfarrgemeinde Wien Innere Stadt ist die älteste innerhalb der Evangelischen Superintendentur A. B. Wien. Die lutherische und die reformierte Gemeinde kauften 1783 jeweils einen Teil des ehemaligen Königinklosters. Die reformierte Gemeinde ließ auf ihrem Grundstück die Reformierte Stadtkirche als erste als solche erbaute evangelische Kirche Wiens errichten. Da den Bestimmungen des Toleranzpatents zufolge die Kirche von außen nicht als solche erkennbar sein durfte, mussten unter anderem die drei Kirchtürme abgetragen werden. Am 30. November 1783 wurde die Lutherische Stadtkirche eingeweiht.
Die „Reformierte Stadtkirche“ (1., Dorotheergasse 16; Kirche der evangelisch-reformierten Gemeinde Helvetisches Bekenntnis) wurde auch diese 1783/1784 auf einem Teil des ehemaligen Königinklosters erbaut (Weihe 1785). Der älteste Beleg für einen Bau stammt vom 23. Februar 1397, der damals eine Bäckerei war.
Von den beiden Kirchen kenne ich nur die Stadtkirche von Innen – eben von jener oben erwähnten Hochzeit aber auch von Seelenmessen von lieben Freunden. So geht’s, wenn man alt wird.