Von Durchhäusern, dem Dorotheum und zwei evangelischen Kirchen

Während meiner Stadtspaziergängen nütze ich sehr gerne Durchhäuser. Und es gibt deren eine Menge in der Stadt.

Heute war‘s wie so oft, jene des Dorotheums, eigentlich kein Durchhaus, sondern ein Haus das Eingänge in zwei parallelen Gassen hat. Drinnen ist es nicht nur kurzweilig, sondern auch warm – und windgeschützt.

Da das Dorotheum dennoch den Anforderungen des modernen Geschäftsverkehrs bald nicht mehr entsprach, wurde es vom niederösterreichen Statthalter Erich Graf Kielmansegg grundlegend reformiert. Das neugeschaffene „Versatz-, Verwahrungs- und Versteigerungsamt“ (kurzweg „Dorotheum“ genannt) erhielt 1898-1901 nach Plänen von Emil Ritter von Förster unter der Leitung von Oberbaurat Sylvester Tomba einen monumentalen Neubau (im Stil des Neobarock), der auf den beiden Mittelrisaliten in Kupfer getriebene Reichsadler trägt. Das Durchfahrtsvestibül, die prächtige Haupttreppe (die als zweiarmige Doppeltreppe gestaltet ist), der über zwei Stockwerke reichende repräsentative Franz-Joseph-Saal (mit seinen Galerien) und der ebenerdig im Zuge einer Generalsanierung des Gebäudes entstandene Uhlir-Saal (ehemaliger Glas-Hof), benannt nach dem Präsidenten des Dorotheums (1971-1981) Robert Uhlir, sind besonders bemerkenswert. Die bei der Demolierung der Klosterkirche vorgefundenen Baureste und Grabplatten (meist aus dem 16. Jahrhundert) wurden in die das neue Gebäude vom benachbarten Klosterneuburger Hof (Nummer 15) trennende Mauer („Kielmansegg-Mauer“) versetzt (Gedenktafel).

Mit den Reformen Kielmanseggs ging auch eine neue Zweigstellenpolitik Hand in Hand. Die Dezentralisierung (das Dorotheum war in zwölf Wiener Bezirken präsent) wirkte sich auf die Geschäftsentwicklung sehr günstig aus. 1923 erhielt das Dorotheum ein neues Statut, gleichzeitig erfolgte die Eintragung ins Handelsregister; an die Stelle der staatlichen Verwaltung trat nun die behördliche Aufsicht. Mit spektakulären Auktionen lenkte das Dorotheum in den 1920er und 1930er Jahren die Blicke der europäischen Kunstwelt auf sich, erfüllte aber in den Jahren der Wirtschaftskrise auch eine humanitäre Aufgabe. 1930 wurde die Hauptanstalt um ein Stockwerk erhöht. 1966 hatte das Dorotheum in Wien 17 Zweiganstalten. Die Neuorganisation durch das „Dorotheum-Gesetz“ vom 1. Jänner 1979, welches die Rechtsstellung des Instituts neu regelte („Dorotheum Auktion-, Versatz- und Bank-GmbH.“), wurden die Weichen für die weitere Entwicklung gestellt. Die Änderungen im Geschäftsbetrieb betrafen auch die Verlegung der großen Kunstauktionen in das angekaufte und adaptierte Kunstpalais (Nummer 11; Eskelespalais [1993 Umwandlung in das städtische „Jüdische Museum“]) sowie die (anfangs umstrittene, sich jedoch erfolgreich entwickelnde) Einrichtung des Freiverkaufs.

Und diese Auslagen des Freiverkaufs , die schaue ich mir gerne an, so beim Durchgehen.  So manches habe ich dort erstanden, ungeplant, eher spontan,  das mir aber hinterher große Freude macht. Es sind ja eher jene Dinge, die man sich aus welchen Gründen auch immer, nicht gekauft hat die für Ärger sorgen, nicht jene, die man spontan gekauft hat.

Und in Erinnerung bleibt mir auch der Hochzeitsempfang der Tochter einer lieben Freundin im Foyer des Dorotheums.  Die Hochzeit fand  in der Dorotheer-Kirche statt, und der Empfang hinterher im Vestibül.

Man muss gut aufpassen, in welche der beiden (evangelischen Kirchen) in der Dorotheergasse man geht. Die Lutherische Stadtkirche befindet sich in der Dorotheergasse 18 neben der Reformierten Stadtkirche und gegenüber dem Auktionshaus Dorotheum. Sie wurde in der Renaissancezeit erbaut und besitzt eine neoklassizistische Straßenfront. Die Lutherische Stadtkirche besitzt keinen Kirchturm, sondern wird an der Frontfassade oben von einem Glockengeschoß abgeschlossen.

Die Lutherische Stadtkirche wurde als katholische Klosterkirche des Königinklosters in den Jahren 1582 bis 1583 erbaut. Dieses Maria, als Königin der Engel, gewidmete Klarissen-Kloster war eine Stiftung von Elisabeth von Österreich, einer Tochter Kaiser Maximilians II. und Witwe des Königs Karl IX. von Frankreich. Die Königinwitwe stiftete das Kloster vermutlich als Sühne für die Bartholomäusnacht, das Massaker an den Hugenotten in Frankreich, und verbrachte ihre letzten Lebensjahre dort. Die Klosterkirche wurde am 2. August 1583 geweiht. Im Zuge der josephinischen Reformen wurde das Kloster 1782 aufgelassen. Im selben Jahr hatten sich durch das Toleranzpatent von 1781 sowohl eine lutherische als auch eine reformierte Gemeinde in Wien konstituieren können. Die in der Lutherischen Stadtkirche beheimatete heutige Pfarrgemeinde Wien Innere Stadt ist die älteste innerhalb der Evangelischen Superintendentur A. B. Wien. Die lutherische und die reformierte Gemeinde kauften 1783 jeweils einen Teil des ehemaligen Königinklosters. Die reformierte Gemeinde ließ auf ihrem Grundstück die Reformierte Stadtkirche als erste als solche erbaute evangelische Kirche Wiens errichten. Da den Bestimmungen des Toleranzpatents zufolge die Kirche von außen nicht als solche erkennbar sein durfte, mussten unter anderem die drei Kirchtürme abgetragen werden. Am 30. November 1783 wurde die Lutherische Stadtkirche eingeweiht.

Die „Reformierte Stadtkirche“ (1., Dorotheergasse 16; Kirche der evangelisch-reformierten Gemeinde Helvetisches Bekenntnis) wurde auch diese 1783/1784 auf einem Teil des ehemaligen Königinklosters erbaut (Weihe 1785). Der älteste Beleg für einen Bau stammt vom 23. Februar 1397, der damals eine Bäckerei war.

Von den beiden Kirchen kenne ich nur die Stadtkirche von Innen – eben von jener oben erwähnten Hochzeit aber auch von Seelenmessen von lieben Freunden. So geht’s, wenn man alt wird.

Von Durchhäusern, dem Dorotheum und zwei evangelischen Kirchen

Was Sie schon immer über die Kuruzen wissen wollten

Oder auch nicht! Eine Wiederveröffentlichung.

Heute sind mir Kuruzen mehrmals über den Weg gelaufen – naja, gelaufen: Also eigentlich habe ich darüber gehört und gelesen. Aber mein Wissen über sie ist äußerst beschränkt, außer dass viele Menschen früher (auch ich) des Öfteren „Kruzitürken!“  (=Kuruzen und Türken) geäußert haben.

Wer waren diese Kuruzen? Sie waren überwiegend diverse geflohene Untertanen sowie Soldaten, die von den habsburgischen antitürkischen Grenzfestungen entlassen worden waren, aber auch einige Adlige, vor allem diejenigen, die 1671 nach der Magnatenverschwörung (Verschwörung bedeutender Adelsfamilien im Königlichen Ungarn und Kroatien gegen ihren Herrscher Kaiser Leopold I. von Habsburg; Der Aufstand wurde aufgedeckt und die Revolte rasch niedergeschlagen. Viele Beteiligte wurden hingerichtet, andere flüchteten und lösten die folgenden Kuruzenaufstände aus) geflüchtet waren. Von der ethnischen Zusammensetzung her handelte es sich größtenteils um Slowaken, Kroaten und Ruthenen/Ukrainer, aber auch sehr viele Magyaren. Obwohl überwiegend protestantische Adelige zu den Kuruzen kamen, gab es auch viele Katholiken bei den Aufständischen.

Die Herkunft des Namens ist zum Teil umstritten:

  • das Wort ist wie viele andere militärische Fachausdrücke im Ungarischen türkischen Ursprungs. Khurudzs bedeute demnach „Aufständischer“ und „Insurgent“. Dies entspricht der gängigen ungarischen Meinung. Möglich wäre auch die Verwandtschaft des Wortes mit dem türkischen koruyucu, welches „Beschützer“ bedeutet.
  • Nach einigen Historikern ist die Bezeichnung vom lateinischen crux, cruciatus („Kreuz“, „Kreuzigung“) abgeleitet und bezeichnete entsprechend ursprünglich im 15. Jahrhundert allgemein die Kreuzzugteilnehmer (Kreuzträger) des György Dózsa im Königreich Ungarn.
  • Der Name „Kuruzen“ leitet sich von dem ungarischen Eigenschaftswort „kuruc“ her, welches „schneidig, widerborstig, aufrührerisch“ bedeutet.

Wie sich zeigt, gibt es unterschiedliche Bedeutungen – je nach Standpunkt des Betrachters.

Und es gab nicht nur einen Kuruzenaufstand sondern gleich mehrere:

  • Erster Kuruzenfeldzug (1672)
  • Kuruzen-Partisanenkrieg (1672–1678)
  • Aufstand von Emmerich Thököly, auch Kuruzenaufstand oder Zweiter Kuruzenfeldzug (1678–1687/88)
  • Kleinere Aufstände in Prešov/Eperies und Tokaj (1697)
  • Aufstand von Franz II. Rákóczi, auch Kuruzenkrieg, Freiheitskampf des Franz II. Rákóczi (1703–1711)

Es waren die habsburgischen Truppen, die die Aufstände jeweils blutig niedergeschlagen haben. Teilweise wurden die Aufständischen auch aus dem Ausland unterstützt, z.B. von den Franzosen – als diese im Kriegszustand mit Habsburg standen. Andererseits wurden diese Aufständischen auch von den Türken, also dem Osmanischen Reich unterstützt, als die Türken wieder einmal gegen Westen stürmten. Manchmal war der Kampf gegen die Kuruzen auch ein Kampf gegen Andersgläubige – z. B. gegen die Protestanten.

Wohlbekannt aus der Geschichte ist uns der Name Rákóczi. Dabei ging es um Streitigkeiten um Eigentumsfragen, Steuern, Willkürakte, Plünderungen und Verbrechen der kaiserlichen Armee, die Rekatholisierung und letztlich, dass ungarische Bauern gewaltsam in die habsburgische Armee einberufen wurden, um im Spanischen Erbfolgekrieg (1701–1714) zu kämpfen. Nachdem Rákóczi nach Polen geflohen war, schloss 1711 sein Stellvertreter Graf Alexander Károlyi dank des diplomatischen Geschicks des Grafen Johann Pálffy einen Frieden mit den Habsburgern – den Frieden von Sathmar/Szatmár. Die Habsburger gewährten den Aufständischen Amnestie gegen einen Treueid, das Recht auf ständische Selbstverwaltung und speziell dem ungarischen Adel das Verfügungsrecht über seine Güter, Leibeigenen und die Steuerfreiheit. Im Gegenzug wurde das Erbfolgerecht der Habsburger in Ungarn anerkannt.

Damit endeten die Kuruzenaufstände 1711.

In der Landschaft erinnert daran noch die Kuruzenschanze: eine ehemalige militärische Befestigungslinie, die von Göding in Mähren bis Radkersburg in der Südoststeiermark und weiter über Tschakathurn in das Gebiet zwischen Mur und Drau (Murinsel) reichen sollte, aber nie vollständig ausgebaut wurde. Ursprünglich war geplant, die Kuruzenschanze bis nach Wiener Neustadt zu errichten. Ihr Verlauf ist in Landkarten aus Bezeichnungen wie Türkenschanze, Schanzbreiten, Alte Schanze usw. erkennbar, er bildet auch die östliche Begrenzung des Designer-Outlet Centers in Parndorf. Der am besten erhaltene Abschnitt von der Donau bei Petronell über Parndorf bis Neusiedl am See ist ungefähr 18 km lang. Zur gleichen Zeit entstand in Wien der Linienwall, der ebenso Angriffe der Türken und Kuruzen abwehren sollte. An ihm konnte am 11. Juni 1704 ein Angriff der Kuruzen abgewehrt werden.

Aber der Linienwall – das eine andere Geschichte.

Was Sie schon immer über die Kuruzen wissen wollten

Die Schlacht um Stalingrad und der Angriffskrieg in der Ukraine

Am 31. Jänner 1943: Generalfeldmarschall Friedrich Paulus kapituliert mit den im Südkessel eingeschlossenen deutschen Einheiten in der Schlacht von Stalingrad im Deutsch-Sowjetischen Krieg des Zweiten Weltkriegs. Die Schlacht von Stalingrad ist eine der bekanntesten Schlachten des Zweiten Weltkriegs. Die Vernichtung der deutschen 6. Armee und verbündeter Truppen im Winter 1942/1943 gilt als psychologischer Wendepunkt des im Juni 1941 vom Deutschen Reich begonnenen Deutsch-Sowjetischen Krieges.

Der Industriestandort Stalingrad war ursprünglich ein operatives Ziel der deutschen Kriegführung und sollte als Ausgangspunkt für den eigentlichen Vorstoß in den Kaukasus dienen. Nach dem deutschen Angriff auf die Stadt im Spätsommer 1942 wurden in Folge einer sowjetischen Gegenoffensive im November bis zu 300.000 Soldaten der Wehrmacht und ihrer Verbündeten von der Roten Armee eingekesselt. Hitler entschied, dass die deutschen Truppen ausharren und auf eine Entsatz-Offensive warten sollten, die aber im Rahmen der Operation Wintergewitter im Dezember 1942 scheiterte. Obwohl die Lage der nur unzureichend versorgten Soldaten im Kessel aussichtslos war, bestanden Hitler und die militärische Führung auf einer Fortführung der verlustreichen Kämpfe. Die meisten Soldaten stellten Ende Januar/Anfang Februar 1943 zum Teil auf Befehl, zum Teil aus Material- und Nahrungsmangel die Kampfhandlungen ein und gingen in Kriegsgefangenschaft, ohne dass es zu einer offiziellen Kapitulation kam. Rund 10.000 versprengte Soldaten, die sich in Kellern und der Kanalisation versteckt hielten, setzten ihren Widerstand noch bis Anfang März 1943 fort. Von den rund 110.000 Soldaten der Wehrmacht und verbündeter Truppen, die in Gefangenschaft gerieten, kehrten nur wenige tausend in ihre Heimat zurück. Im Verlauf der Kämpfe um die Stadt kamen über 700.000 Menschen ums Leben, die meisten davon Soldaten der Roten Armee.

Obwohl es während des Zweiten Weltkriegs größere operative Niederlagen der deutschen Wehrmacht gab, gewann Stalingrad besondere Bedeutung als deutscher und sowjetischer Erinnerungsort. Die Schlacht wurde in der Folge von der NS-Propaganda instrumentalisiert und ist mehr als jede andere Schlacht des Zweiten Weltkriegs noch heute im kollektiven Gedächtnis verankert. Lange Zeit wurde die Schlacht von Stalingrad als Wende des Zweiten Weltkriegs angesehen. Dies ist nicht zuletzt auf ihre symbolische Qualität zurückzuführen, die in der nationalsozialistischen Propaganda mit der Wagnerschen Götterdämmerung assoziiert und auch von Stalin als welthistorischer Moment inszeniert wurde.

Neutrale und mit Deutschland verbündete Staaten begannen dann sich auf eine deutsche Niederlage einzustellen. Großbritannien und die USA rechneten seither damit, dass auch die Sowjetunion zu den Siegermächten des Zweiten Weltkrieges gehören werde. Der Sieg der Roten Armee, bei der bis dahin die Hauptlast des Widerstands gegen das nationalsozialistische Deutschland gelegen hatte, führte zu intensiveren militärischen Anstrengungen der Westalliierten und förderte den Aufbau einer zweiten Front im Westen. Die Sowjetunion „wurde nun in Washington und London als gleichrangiger Partner im Krieg gegen Hitler-Deutschland anerkannt“.

Aus der Sicht des Kreml ist der derzeitige Krieg in der Ukraine die Fortsetzung des Großen Vaterländischen Kriegs – oder doch nicht? Denn es geht Putin doch eher um Wiederherstellung des sowjetischen Großreichs – und dessen Einflusssphäre in Mittel- und Osteuropa.

Es zeigt sich deutlich im Ukrainekrieg, wo jede Partei andere Analogien zum Zweiten Weltkrieg zieht.

In seinen Reden kurz nach dem Kriegsbeginn hat sich Staatschef Wolodymyr Selenskyj sehr deutlich auf das Jahr 1941 bezogen. Seine Aussage war: Kiew wird bombardiert, ein Aggressor versucht unser Land zu erobern, wir sind in Lebensgefahr. Es ging um die Erfahrung, aus heiterem Himmel überfallen zu werden, die zur Analogie mit dem Überfall von Nazi-Deutschland auf die Sowjetunion führte.

Selenskyjs Ansprachen sind zuvorderst an die eigene Bevölkerung gerichtet. Insofern ging es in diesem konkreten Vergleich auch darum, das Entsetzen überhaupt in Worte zu fassen und verständlich zu machen. Man wollte sich in der Position des Opfers klar artikulieren. Und damit eine Gemeinschaft schaffen. Aber natürlich war es auch ein Appell an den Westen zu handeln und zu helfen.

Im deutschsprachigen Raum dominierte der Vergleich mit 1939, dem deutschen Überfall auf Polen. Schnell wurde der russische Staatschef Putin mit Hitler verglichen. Es wurde beschworen, dass man mit dem Erbe der Friedensbewegung, also mit Pazifismus, jetzt nicht mehr weiterkommt. Viele politischen Entscheidungsträger haben in der Friedensbewegung ihre biografische Sozialisation erlebt. Man hat allerdings gesehen, dass Demonstrieren auf der Straße gegen den Ukrainekrieg nichts an der Situation ändert. Die Bundesregierung in Deutschland hat sich auf Waffenlieferungen verständigt. Der völker- und menschenrechtliche Impetus, der Ukraine mit allen Mitteln helfen zu wollen, hat sich durchgesetzt.

Gerade die Gleichsetzung Putins mit Hitler dämonisiert. Man kann dadurch zwar die Genozide, die seine Armee in der Ukraine zweifelsohne begeht, benennen, aber sie haben doch einen deutlich anderen Hintergrund als das NS-Vernichtungsprogramm gegenüber den Juden – und auch andere Mittel. Und natürlich kann man Russland militärisch nicht so niederringen wie seinerzeit NS-Deutschland. Es ist auch fraglich, ob man das wollen soll.

Die russische Propaganda stellte früh den Donbass-Konflikt ins Zentrum. Auch sie beruft sich auf den Zweiten Weltkrieg, der aus russischer Sicht unter schweren Verlusten gewonnen wurde. Das Narrativ heute ist: Wir wollen uns diesen Sieg nicht nehmen lassen. In der Bezeichnung der ukrainischen Seite als faschistisch oder neonazistisch schwingt ja auch mit, dass der sowjetische Sieg gefährdet sei und jetzt noch einmal vollendet werden müsse.

Ich hoffe halt nur, dass dieses Morden und Zerstören bald ein zufriedenstellendes Ende für alle Parteien findet.

Die Schlacht um Stalingrad und der Angriffskrieg in der Ukraine

Die Fellfäustlinge und die Cliquen

Vielleicht würde man es heute Mobbing nennen. Damals, in der Unterstufe, also irgendwann in der zweiten Hälfte der 1940er Jahre, naja, da war es halt einfach so.

In meiner Klasse – also innerhalb einer Mädchenschule, gab es so etwas wie eine Clique, die den „Ton angab“. Es gab eine Anführerin, ein sehr selbstbewusstes Mädchen, M., deren Vater in einem Ministerium in sehr gehobener Stellung tätig war, der für die Zuteilung von z.B. Material für Schulen (z.B. auch Heizmaterial) zuständig war. Seine Tochter M. wusste um diese Tatsache sehr gut Bescheid.

Dieses Mädchen M. scharte „Bewunderinnen“ um sich. Die anderen, also die nicht-einflussreichen, bzw. jene, die nicht zu den „Bewunderinnen“ zählten, wurden im Klassenverband von der Clique als „minderwertig“ behandelt. Ich war nicht Mitglied der Clique, obwohl ich in anderen Gruppierungen in der Schule durchaus erfolgreich war.  

Ich hatte – ich glaube zu Weihnachten, ein Paar Fäustlinge bekommen. Diese Fäustlinge waren „besonders“, denn sie hatten ein Pelzfutter, waren dennoch nicht sehr schön (weil halt nicht von Profis gemacht). Das Pelzfutter stammte von einem Kaninchen.  Dieses Kaninchen hatte ich zu meinem 10. Geburtstag im Jahr 1945 im Frühjahr bekommen. Wir lebten damals weitgehend im Mühlviertel, daher war das Aufstellen eines Stalles und die Futterbeschaffung nicht schwierig. Ich musste halt Klee „besorgen“, aber frisches Gras tat es auch, das ich überall am Wegrand abreißen konnte.

Das Kaninchen wurde den Sommer über durchgefüttert – und im Herbst –  geschlachtet und verspeist. Ich konnte nichts davon essen. Ja, und zu dieser Zeit wurde alles verwendet, also wurde auch das Fell des Hasen „aufbereitet“ (ich weiß nicht, wie meine Mutter das Gerben schaffte). Und aus diesem Fell wurden die oben genannten Fäustlinge – außen schwarz, also Stoff, innen Fell verfertigt und zu meinem Weihnachtsgeschenk.

Die Winter waren damals ziemlich kalt und ich war sehr froh über meine Fäustlinge, weil man damit auch Schneeballen machen konnte, ohne dass die Fäustlinge ganz nass wurden. Und natürlich merkte man in der Clique, dass ich auf diese Fäustlinge sehr stolz war.

Somit wurde umgehend zur Tat geschritten, einige Mädchen der Clique wurden einer der Fäustlinge habhaft, und nun schupften sie untereinander diesen Fäustling herum, und ich wollte ihn fangen – was sie zu verhindern wussten. Ich gebe zu, ich war verzweifelt, denn der Verlust oder auch nur Beschädigung  dieser Fäustlinge würde auch von meiner Mutter hart bestraft werden. Die Clique amüsierte sich köstlich über meine vergeblichen Versuche, wieder in den Besitz der Fäustlinge zu kommen.

An den Ausgang kann ich mich nicht erinnern. Wahrscheinlich hat das Läuten die Pausenaktivitäten im Freien (unsere Schule bestand damals aus mehreren Gebäuden in einem großen Park, also Pausen dienten auch zum Erreichen der jeweils anderen Gebäude) beendet und wir kehrten alle ins ziemlich kühle Klassenzimmer zurück.

Aber eine andere Clique, spielte in meinem späteren Leben noch einmal eine Rolle: es war die Clique, der damals mein späterer Mann angehörte. Cliquen werden als informelle soziale  Gruppen bezeichnet, die sich mehr oder weniger spontan gebildet haben und weniger über formale Strukturen oder festgelegte Ziele verfügen. Die Strukturen können durch Rollenverteilung oder äußere Umstände geprägt sein. In eine informelle Gruppe bzw. Clique kann man nicht einfach eintreten, sondern wird aufgrund bestimmter Merkmale oder aufgrund bereits bestehender Beziehungen zu Mitgliedern der Gruppe aufgenommen. Personen, die keine Mitglieder der informellen Gruppe sind oder sich nicht anpassen, bekommen die Grenzen schnell aufgezeigt.

So ging es mir, denn einige Mitglieder dieser Clique, der mein späterer Mann damals angehörte befand sich als sehr elitär und daher wurde meinem Mann, als wir begannen, einander zu treffen, mitgeteilt, wie er denn mit diesem „Blaustrumpf“, also mir,  überhaupt ausgehen könne.  Blaustrumpf  bezeichnete im 18. und 19. Jahrhundert eine gebildete, intellektuelle Frau, die zugunsten der geistigen Betätigung die vermeintlich typisch weiblichen Eigenschaften vernachlässigte. Die pejorative, spöttische Bedeutung für Frauen, die nach Emanzipation strebten, kam erst im späten 19. Jahrhundert auf. Der Begriff geht auf die britische Blaustrumpfgesellschaft zurück, galt zunächst für beide Geschlechter und hatte keine abwertende Bedeutung.

Gar so falsch lagen sie mit dieser Einschätzung wiederum nicht, aber mein Mann ließ sich dennoch nicht abschrecken, zum Entsetzen der Clique heirateten wir, einige Mitglieder versuchten auch dann noch, mich zu „schneiden“ (= auszugrenzen).

Ich besitze jetzt ein paar kommerziell hergestellte Fellfäustlinge (die ich aber sehr selten trage, einfach weil’s nicht so kalt ist) und einer Clique habe ich mein Leben lang nicht angehört.

Die Fellfäustlinge und die Cliquen

Auch das sollten wir nicht vergessen!

Und vor allem in Zukunft verhüten!

Vor 90 Jahren, am 30. Januar 1933, ernannte Reichspräsident Hindenburg Adolf Hitler zum Reichskanzler. Bald darauf ergriffen die Nationalsozialisten in Deutschland die totale Macht.

An diesem Tag übernahm Hitler die Führung einer Koalitionsregierung von NSDAP und nationalkonservativen Verbündeten (DNVP, Stahlhelm), in welcher neben ihm vorerst nur zwei Nationalsozialisten Regierungsämter bekleideten, dies waren Wilhelm Frick als Reichsinnenminister und Hermann Göring als Reichsminister ohne Geschäftsbereich. Zusätzlich zur eigentlichen Ernennung umfasst der Begriff die anschließende Umwandlung der bis dahin bestehenden parlamentarischen Demokratie der Weimarer Republik und deren Verfassung in eine nach dem nationalsozialistischen Führerprinzip agierende zentralistische Diktatur.

Nachdem am 1. Februar der Reichstag aufgelöst worden war, schränkten die Machthaber in den folgenden, von nationalsozialistischem Terror gekennzeichneten Wochen die politischen und demokratischen Rechte durch Notverordnungen des Präsidenten ein. Als entscheidende Schritte auf dem Weg zur Diktatur gelten die Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat (Reichstagsbrandverordnung) vom 28. Februar 1933 und das Ermächtigungsgesetz vom 24. März 1933. Der Reichstag verlor damit praktisch jegliche Entscheidungskompetenz. Neben vielen anderen wurden auch Parlamentarier ohne Gerichtsverfahren in Konzentrationslagern eingesperrt und gefoltert.

Zur Vorgeschichte: Aus dem gescheiterten Hitlerputsch vom 9. November 1923 hatten die Nationalsozialisten gelernt und für ihre „nationale Revolution“ eine „Legalitätsstrategie“ entwickelt, sich formal an Recht und Gesetz zu halten. Entsprechend bekräftigte Hitler im September 1930 ausdrücklich, dass seine Partei „auf dem Boden der Legalität“ stehe und nur verfassungsgemäß an die Macht gelangen wolle.

Seit dem Wahlerfolg von 1930 bemühte sich der Reichskanzler Heinrich Brüning (Deutsche Zentrumspartei), mit einer durch die Sozialdemokraten gestützten Minderheitsregierung die Verfassung und den Staat am Leben zu erhalten. So setzte Brüning ein Verbot der SS und SA durch, das auf Druck Hindenburgs und der rechtsnationalen Kräfte um Kurt von Schleicher jedoch 1932 wieder aufgehoben werden musste. Wirtschaftspolitisch gesehen verschärfte Brüning mit einem rigiden Programm des Haushaltsausgleichs die hohe Arbeitslosigkeit zusätzlich, indem er beschäftigungswirksame Staatsausgaben zurückfuhr, statt sie zu erhöhen. Seit 1932 versuchte der parteilose Reichskanzler Franz von Papen eine Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten, um deren Massenanhang für sich selbst zu benutzen. Eine von Papen angestrebte Regierungskoalition von Zentrum, DNVP und NSDAP scheiterte allerdings an Hitlers Forderung nach der Reichskanzlerschaft für die eigene Person. Da Papen sich um die Nationalsozialisten bemühte, unterließ er es, die NSDAP zu verbieten und als staatsgefährdende Partei darzustellen. Stattdessen griff er selbst zu diktatorischen Maßnahmen, indem er als Reichskanzler die SPD-geführte Minderheitsregierung des Landes Preußen absetzte.

Das System der parlamentarischen Demokratie war schon in den Jahren seit 1930 ausgehöhlt worden, als Brüning mangels parlamentarischer Mehrheit auch mit Notverordnungen regierte. Einen weiteren Schritt weg von der (Parteien-)Demokratie bedeutete es, als Papen 1932 ein Kabinett von meist parteilosen Fachministern einrichtete („Kabinett der Barone“).

Das Zustandekommen der Mehrheiten für das Ermächtigungsgesetz am 23. März 1933 wurde allerdings unter Anwendung brutaler Gewaltmethoden erreicht. Trotz massiven Straßenterrors zur Einschüchterung politisch Andersdenkender war es der NSDAP zuvor in der Wahl zum achten Deutschen Reichstag nicht gelungen, die absolute Mehrheit der Stimmen zu erhalten (sie erhielt 37,3 %).

Bei der Reichstagswahl im November 1932 hatte die NSDAP 33,1 % der Stimmen erhalten (und damit weniger als in der Wahl zuvor). Papen trat zurück, und der neue Reichskanzler Schleicher versuchte, eine „Querfront“ unter Einbeziehung linksorientierter Nationalsozialisten zustande zu bringen. Papen begann daraufhin, hinter dem Rücken des amtierenden Reichskanzlers Schleicher, eine Koalition mit den Nationalsozialisten zu organisieren, um diesen abzusetzen und so möglichst selbst wieder Kanzler zu werden. Hitler bestand jedoch darauf, selbst zum Kanzler ernannt zu werden. An einem späteren Treffen am 22. Januar nahmen auch Staatssekretär Otto Meissner und Oskar von Hindenburg teil. Sie überzeugten den Reichspräsidenten letztlich von der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler. Man vereinbarte dafür eine Koalitionsregierung aus Deutschnationalen und NSDAP, der außer Hitler nur zwei weitere Nationalsozialisten, nämlich Wilhelm Frick als Innenminister und Hermann Göring als Minister ohne Geschäftsbereich (und kommissarischer preußischer Innenminister), angehören sollten. Papen selbst war als Vizekanzler und Reichskommissar für Preußen vorgesehen. Der 86-jährige Reichspräsident, der sich lange gegen eine Kanzlerschaft des „böhmischen Gefreiten“ Hitler gesträubt hatte, wurde zuletzt mit dem Hinweis beruhigt, dass ein von einer konservativen Kabinettsmehrheit „eingerahmter“ NSDAP-Führer nur eine geringe Gefahr bedeute. Für diesen Versuch sprach aber aus Sicht Hindenburgs nach allem auch die formale Verfassungskonformität der nunmehrigen Berufung Hitlers zum Reichskanzler.

Die Annahme allerdings, Hitler und die Nationalsozialisten in dieser Regierungskonstellation in Schach halten zu können, sollte sich als folgenschwere Fehleinschätzung erweisen. Denn die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 bewirkte in Verbindung mit den weiteren Maßnahmen der Machtergreifung faktisch das Ende der Weimarer Republik. Zwar wurde während der gesamten NS-Zeit die Weimarer Verfassung formal nicht außer Kraft gesetzt. Mit der Errichtung der NS-Diktatur endeten aber ihre demokratische Funktion und ihre die Politik bindende Wirkung.

So schnell ist gegangen von der Demokratie in die Diktatur!

Auch das sollten wir nicht vergessen!

Derzeit Lawinenstufe 4! Eine Wiederveröffentlichung

Derzeit herrscht Stfue 2 dennoch sindf binnen einer Woche sind in Kärnten drei Lawinen abgegangen: auf Turrach, Goldeck und Katschberg. 

Am kommenden Wochenende beginnen die Semesterferien. Derzeit schneit es in vielen von Österreichs Schigebieten. Und vor Lawinenabgängen wird dringend gewarnt. Leider werden derartige Warnungen nicht immer und nicht von allen wahrgenommen.

Auch ich bin als Jugendliche nach Weinachten, in den Semesterferien oft auch noch zu Ostern schigefahren. Und damals (etwa beginnend 1948) gab’s noch nicht so viele präparierte Pisten oder gar Schilifte. Wir mussten selbst „aufsteigen“ mit „Fellen“, die an den Schiern befestigt waren. Das war anstrengend, und daher fuhren wir halt dann auch nur einmal ab.

Aber weil wir stets (oder meistens) im Neuschnee unterwegs waren, hatten wir vorher „Lawinenkunde“ erlernen müssen. Für mich erfolgte diese Ausbildung in der Jugendgruppe des Alpenvereins. Zuallererst lernten wir, welche Lawinenarten es überhaupt gib, weil nämlich dann das Verhalten auch unterschiedlich sein muss. Man unterscheidet zwei grundsätzliche Arten von Schneelawinen, und zwar nach der Art ihres Anrisses Schneebretter und Lockerschneelawinen, daneben teilt man sie auch nach ihrem Umfang und Ausmaß ein.

Bei Schneebrettern rutschen ausgedehnte Schichten der Schneedecke – oft aus Triebschnee –auf einer Gleitschicht zunächst zusammenhängend ab. Im Verlauf des Abgangs kann sich eine Schneebrettlawine zu einer Staublawine entwickeln. Ein sogenanntes Schneebrett kann sich spontan lösen oder durch die zusätzliche Belastung im Gelände ausgelöst werden. Gefahren für Opfer einer Schneebrettlawine sind Ersticken, Verletzungen durch Aufprall an Felsen, Absturz oder der Druck der oft tonnenschweren Schneemassen. Schneebrettlawinen treten in der Regel bei Hangneigungen zwischen 30° und 50° auf. Sie sind aber auch schon bei geringeren Hangneigungen möglich.

Eine Lockerschneelawine wächst durch eine Kettenreaktion die Lawine. Solche Lawinen kommen vor allem in unverfestigtem Schnee vor. Es wird weiter in trockene Lockerschneelawinen und in nasse Lockerschneelawinen  unterteilt. Lockerschneelawinen verlangen eine etwas höhere Hangneigung als Schneebrettlawinen (etwa 40–60° Hangneigung).

Staublawinen entstehen, wenn eine große Schneemasse einen steilen Hang hinabstürzt und dabei weiteren Schnee aufnimmt. Der Schnee wird aufgewirbelt, sodass ein Schnee-Luft-Gemisch (Aerosol) entsteht. Eine Staublawine kann eine Geschwindigkeit von über 300 km/h erreichen. Einher mit der Staublawine gehen gewaltige Luftdruckschwankungen (Druck vor der Front, dahinter Sog), die sehr gefährlich sind. Gelangt das Schnee-Luft-Gemisch in die Lunge von Menschen oder Tieren, so kann dies nach kurzer Zeit zum Tode durch Ersticken führen.

An der Entstehung einer Lawine sind viele Faktoren beteiligt, die sich gegenseitig verstärken oder abschwächen können. Man kann die Entstehung einer Lawine nicht unabhängig von der Art der Lawine betrachten. Auch die Gefahrenbeurteilung erfolgt darum je nach Lawinenart unterschiedlich. Eine große Menge Neuschnee innerhalb kurzer Zeit erhöht die Lawinengefahr. Während bei sehr günstigen Verhältnissen bis zu 50 cm Neuschnee fallen können, bevor die Lawinengefahr ansteigt, können bei ungünstigen Verhältnissen schon 10 cm Neuschnee gefährlich werden. Unter ungünstigen Verhältnissen versteht man sehr tiefe Temperaturen, starken Wind und eine bestehende instabile Schneedecke.

Eine große Rolle spielt auch die Neigung des Geländes. Die Neigung des Geländes ist auch bezüglich der Sonneneinstrahlung relevant: Fällt das Licht mehr oder weniger rechtwinklig auf den Boden, dann nimmt der Schnee mehr Wärme auf, als wenn die Sonne in flachem Winkel auf den Schnee scheint. Dies spielt zum Beispiel bei Nassschneelawinen eine Rolle. Eine wesentliche Rolle spielt die Hanglage. Nord-Hänge sind (in nördlichen Breiten) der Sonneneinstrahlung am wenigsten ausgesetzt, wodurch sich die Stabilisierung der Schneedecke verlangsamt und Gefahrenstellen länger konserviert werden. Umgekehrt sind Südhänge im späten Winter heikler, da größere Wärme Nassschneelawinen begünstigt. Je nach Windsituation sammelt sich Triebschnee auch an spezifischen Hanglagen. Die Bodenbedeckung ist ein weiterer Faktor, der die Entstehung von Lawinen beeinflusst. Dichter Wald kann den Abgang von Schneebrettern erschweren, umgekehrt begünstigt Altgras u. ä. den Abgang von Grundlawinen, eingeschneiter Reif oder Eisschichten begünstigen Oberlawinen. Der Wald kann das Anreißen von Lawinen verhindern, aber große Staublawinen nicht stoppen.

Wenn viel Schnee in kurzer Zeit auf einem Hang zu liegen kommt, wächst die Belastung der Schneedecke durch das zusätzliche Gewicht schneller, als die Setzung und Verfestigung voranschreiten kann. Der Druck auf die unteren Schichten wird so groß, dass diese der Belastung nicht mehr standhalten.

Je tiefer die Temperatur, desto länger dauert es, bis sich der Neuschnee verfestigt. Lawinengefährdete Hänge behalten so ihr Gefahrenpotenzial lange bei. Bei einem raschen Temperaturanstieg kann die Lawinengefahr zunehmen – wegen der Durchfeuchtung bis auf den Boden, beziehungsweise durch die Umwandlung von Schneekristallen. Letztlich gilt auch wegen der Mittagswärme die bergsteigerische Faustregel, dass man den Gipfel am Mittag oder vorher erreicht haben sollte, um rechtzeitig mit dem Abstieg zu beginnen.

Und halten Sie sich an die Anweisungen der Hüttenwirte, der (lokalen) Schilehrer, der Einheimischen im Allgemeinen. Wir hatten damals nur Lawinenschnüre bei uns (rote Schnüre, die man auswerfen sollte, wenn man in eine Lawine geriet – die würde dann nach oben gewirbelt und man konnte eventuell schneller gefunden werden). Heute steht Besseres Zur Verfügung: LVS-Gerät, und wie früher auch: Lawinenschaufel, Lawinensonde, Erste-Hilfe-Ausrüstung, Kommunikationsmittel zur Verständigung der Bergrettungsdienste (Funkgerät, Handy, Trillerpfeife, Leuchtmittel). Ergänzend dazu existieren der Avalanche-Ball, Lawinenairbag. Durch Einhalten von Sicherheitsabständen, gute Spuranlage und vorsichtige Fahrweise bei der Abfahrt in einem Hang kann das Risiko weiter minimiert werden. Halteriemen von Stöcken und Ski sollten vor einer Abfahrt gelöst werden, da sie im Verschüttungsfall den Sportler nach unten ziehen können.

Also passen Sie auf und kommen Sie dann heil und gut erholt wieder von ihrem Schiurlaub zurück.

Derzeit Lawinenstufe 4! Eine Wiederveröffentlichung

Vienna – windy City

Wieso in Wien immer Wind bläst

Wind ist eine Bewegung der Luft, eine Verlagerung von Luftteilchen. Diese Verlagerung wird in der Meteorologie mit zwei Größen beschrieben: Richtung und Geschwindigkeit. Und warum ist es in Wien fast immer windig?

Bei der Windgeschwindigkeit wird die horizontale Bewegung der Luft gemessen und in Kilometern pro Stunde (km/h) angegeben. Ab 75 km/h spricht man von einem Sturm, ab 117 km/h von einem Orkan. Die Messung erfolgt meist mit einem Anemometer (Windmesser, so werden verschiedene Messinstrumente zur lokalen Messung der Geschwindigkeit eines Strömungsfeldes bezeichnet, insbesondere der Windgeschwindigkeit). Na, heute, bei so eine Böe hätt’s mich fast „verwaht“. Zum Glück war mein Rucksack nach dem Einkauf ziemlich schwer.

Natürlich kann man den Wind nicht immer und überall exakt messen. Dann wird die Windstärke nach der Beaufort-Skala geschätzt. Die Beaufort-Skala beschreibt Windstärken. Sie reicht von Windstärke 0 (Windstille) bis zu Windstärke 12 (Orkan). Die Skala arbeitet dabei nicht mit exakten Messungen, sondern mit Beobachtungen. Benannt ist die Beaufort-Skala oder BFT-Skala nach dem britischen Seefahrer Sir Francis Beaufort (1774–1857), der die Skala zur Beschreibung des Windes in seinen Tagebüchern verwendete. Manche von Ihnen kennen diese Skala von der Seefahrt – etwas als Segler oder als Benützer von Kreuzfahrtschiffen.

Neben der Geschwindigkeit spielt beim Wind auch die Richtung eine Rolle. Weht der Wind von Norden nach Süden, spricht man von einem Nordwind – man nennt also immer die Herkunft der Luftteilchen. Im Lauf der Zeit hat sich eine Einteilung in 8 verschiedene Windrichtungen eingebürgert (Nord, Nordost, Ost, Südost, Süd, Südwest, West, Nordwest).

Hauptursache für die Entstehung von Wind ist der Luftdruck. In einem Tiefdruckgebiet steigt die Luft großräumig nach oben. In einem Hochdruckgebiet sinkt die Luft dagegen ab. Ganz einfach gesagt: Aus einem Tiefdruckgebiet wandert die Luft nach oben ab, in einem Hochdruckgebiet kommt sie von dort oben wieder in Richtung Boden zurück. In Bodennähe fließt nun diese Luft wieder vom Hoch ins Tief zurück – praktisch, um es wieder „aufzufüllen“. Dies geschieht so lange, bis der Luftdruck ausgeglichen ist.

Kurzum: Wind entsteht durch die Bewegung der Luft vom Hoch ins Tief. Der kürzeste Weg zwischen diesen beiden Punkten ist die Gerade. Weil die Luft aber von der Corioliskraft abgelenkt wird (bei uns, auf der Nordhalbkugel, in Bewegungsrichtung nach rechts), bewegt sie sich um ein Tiefdruckgebiet gegen den Uhrzeigersinn und um ein Hochdruckgebiet im Uhrzeigersinn.

Was ist jetzt wieder die Corioliskraft (vielleicht müsste ich das wissen, vielleicht habe ich in der Schule nicht ordentlich aufgepasst – oder es einfach wieder vergessen. Also jetzt für jene, denen es auch so geht:) die Corioliskraft ist dafür verantwortlich, dass sich Luftmassen um Hoch- bzw. Tiefdrucksysteme im bzw. gegen den Uhrzeigersinn bewegen. Benannt ist die Kraft nach dem französischen Mathematiker Gaspard-Gustave de Coriolis (1792-1843), der sie im Jahr 1835 beschrieb. Die Corioliskraft entsteht praktisch durch die Erdrotation. Die Corioliskraft ist von großer Bedeutung für die Wettersysteme. Sie bewirkt, dass auf der Nordhalbkugel die Luft um ein Hochdruckgebiet im Uhrzeigersinn fließt und um ein Tiefdruckgebiet gegen den Uhrzeigersinn – auf der Südhalbkugel ist das genau umgekehrt. Auch die Westwinddrift (die Westwindzone, Westwindlage oder Westwinddrift ist eine atmosphärische Luftzirkulation in der Rotationsrichtung der Erde von West nach Ost in den mittleren Breiten der Erde, also etwa zwischen 40° und 60°, teilweise bis 70° geographischer Breite, sowohl auf der Nord- als auch auf der Südhalbkugel), die in mittleren Breiten (und damit im Großteil Europas) die Abfolge der Großwetterlagen steuert, ist der Corioliskraft zu verdanken.

Ein Blick in die Wind-Statistik in Wien zeigt, dass im Süden und Osten des Stadtgebiets nur jeder 10. Tag windstill ist. Im Norden und Westen der Stadt finden sich gar nur 3 bis 4 windstille Tage im Jahr. Die Hauptwindrichtungen in Wien sind West bzw. Nordwest (über 160 Tage im Jahr) und Südost (knapp über 40 Tage im Jahr).

Generell herrschen in Mitteleuropa, bedingt durch die typischen Großwetterlagen, Westwinde vor. Weil die Hügel des Wienerwaldes die Stadt nach Westen zu umgeben, wird der dort ankommende West- bzw. Nordwestwind entlang der Donau oder im Wiental kanalisiert und strömt somit verstärkt in die Stadt. Bei den selteneren Südost-Lagen hat der aus dem flachen Wiener Umland kommende Wind keine Hindernisse zu überwinden. Im Sommer bringt dieser Wind heiße Luft aus der Ungarischen Tiefebene, im Winter dagegen transportiert er kontinentale Kaltluft in die Stadt. Ich kann diesen Wind mit meiner Nase diagnostizieren. Denn er riecht nach der Erdölraffinerie Schwechat.

Jedenfalls heute war die Windgeschwindigkeit in der Inneren Stadt (wo ich unterwegs war) 76 km/h. Als knapp – ein Sturm. Und das bei den tropfenden Dächern – der Schnee dort schmilzt gerade ab, eine ungemütliche Kombination!

Vienna – windy City

Ghandi und sein Mörder

Über den Scherbenhaufen in Niederösterreich können Sie derzeit ohnedies überall lesen –  ich möchte heute eher auf den Tod Mahatma Ghandis aufmerksam machen, er wurde an einem 30. Jänner 1948 ermordet. Sein Mörder war Nathuram Godse. Obwohl, die Parallel zu Niederösterreich ist nicht ganz parallel, aber hie wir dort spielt der Nationalismus eine große Rolle.

Gandhis gewaltlosen Kampf für die Freiheit seit 1915 empfand der Attentäter als „gesammelte Provokation aus 32 Jahren“. Zwar räumte Godse ein, dass Gandhi auch sehr viel Gutes zugunsten der Inder in Südasien bewirkt habe, aber insgesamt sei Mahatma Gandhi schlecht für Indien gewesen. Godse und seine Komplizen waren davon überzeugt, dass Gandhis Politik zur Teilung Indiens und den dabei geschehenen Gräueltaten geführt habe. Unmittelbarer Anlass für das Attentat könnte eine Aktion Gandhis vom 15. Januar 1948 gewesen sein: An diesem Tag begann er einen Hungerstreik, um gegen eine Entscheidung der indischen Regierung zu protestieren, 550 Mio. Rupien, die sie der pakistanischen Regierung zugesagt hatte, zurückzubehalten. Aus Respekt vor der Persönlichkeit Gandhis wurde das Geld dann doch überwiesen, worin Hindu-Nationalisten einen Affront sahen.

Godse tötete Gandhi am 30. Januar 1948 in Delhi durch drei Pistolenschüsse in die Brust. Dafür wurde er zum Tode verurteilt und am 15. November 1949 im Gefängnis von Ambala durch Hängen hingerichtet.

Nehru (Jawaharlal Nehru, * 1889; † 1964; indischer Politiker, Widerstandskämpfer und von 1947 bis zu seinem Tod erster Ministerpräsident Indiens) und zwei von Gandhis Söhnen hatten gegen die Hinrichtung protestiert, da sie darin einen Widerspruch zur Philosophie Gandhis sahen, der ein Gegner der Todesstrafe war. Von vielen indischen Gruppierungen wird er für seine Tat als Nationalheld verehrt. Die im 21. Jahrhundert immer breitere Akzeptanz hindu-nationalistischer Anschauungen in der indischen Bevölkerung führte zu Bestrebungen, ihn posthum zu rehabilitieren.

Für uns – damals Jugendliche in einem Nachkriegsösterreich – war Ghandi ein Held. Es war seine Meinung, dass Krieg unweigerlich zur Diktatur führten, nur Gewaltfreiheit in Demokratie mündete, die uns beeindruckte. Sein Spinnrad erschien uns damals doch ein wenig suspekt: „Das Spinnrad ist das Symbol der nationalen Prosperität und darum auch der Freiheit. Es ist ein Symbol nicht des Handelskriegs, sondern des Handelsfriedens. Wenn die Menschen durchs Spinnen selbstständig geworden sind, dann sind sie auch in der Lage, dass wir mit ihnen über Freiheit und Unabhängigkeit reden können. Die, die ihnen Arbeit bringen und die Möglichkeit, ein Stück Brot zu verdienen, werden auch die sein, die sie den Hunger nach Freiheit verspüren lassen werden. Das ist der politische Wert des Spinnrads…“

Mohandas Karamchand Gandhi (genannt Mahatma Gandhi; * 2. Oktober 1869; † 30. Januar 1948) war ein indischer Rechtsanwalt, Publizist, Morallehrer, Asket und Pazifist, der zum geistigen und politischen Anführer der indischen Unabhängigkeitsbewegung wurde.

Bereits an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert setzte sich Gandhi in Südafrika für die Gleichberechtigung der Inder (mit den britischen Besatzern!) ein und entwickelte dabei Methoden des gewaltlosen, politischen Kampfes. Nach seiner Rückkehr nach Indien 1915 unterstützte er den Widerstand der Kongresspartei gegen den britischen Raj (Britisch-Indien) und stieg in den 1920er Jahren zum entscheidenden Vorkämpfer für ein freies Indien auf. Als einer der ersten setzte er den Hungerstreik als politische Waffe ein. Gandhi wandte sich gegen koloniale Ausbeutung und forderte die Einhaltung der Menschenrechte auch für Dalit, die so genannten Unberührbaren, ohne jedoch das indische Kastensystem insgesamt in Frage zu stellen. Er wünschte sich Indien als säkularen Staat, in dem Hindus und Moslems friedlich zusammenleben sollten. Er favorisierte eine auf Arbeit beruhende Autarkie und ein Wirtschaftssystem auf landwirtschaftlich-kleinbäuerlicher Grundlage. Die Unabhängigkeitsbewegung, die Gandhis Ideen von gewaltfreien Aktionen und zivilem Ungehorsam aufgriff, erreichte im August 1947 das Ende der britischen Kolonialherrschaft über Indien. Ein halbes Jahr danach fiel Gandhi, der die mit der Unabhängigkeit verbundene Teilung Indiens stets abgelehnt hatte, dem Attentat eines Hindu-Nationalisten zum Opfer.

Gandhi verbrachte in Südafrika und Indien insgesamt acht Jahre in Gefängnissen. Seine Grundhaltung Satyagraha, das beharrliche Festhalten an der Wahrheit, hat er in zahlreichen Schriften dargelegt und immer weiterentwickelt. Es umfasst neben Ahimsa, der Gewaltlosigkeit, noch weitere ethische Forderungen wie etwa Swaraj, was sowohl individuelle als auch politische Selbstkontrolle und Selbstbestimmung bedeutet.

Schon zu Lebzeiten weltweit bekannt, ist Gandhi bis heute für viele ein Vorbild. Er wurde mehrmals für den Friedensnobelpreis nominiert, der in seinem Todesjahr aus symbolischen Gründen nicht vergeben wurde. Ebenso wie Nelson Mandela oder Martin Luther King gilt er als herausragender Vertreter im Freiheitskampf gegen Kolonialismus, Unterdrückung und soziale Ungerechtigkeit.

Ghandi und sein Mörder

Zu den Faschingskrapfen

Heute an einem Sonntag, mitten im Fasching, gehe ich in eine sehr renommierte Konditorei, um Faschingskrapfen zu kaufen – ich kaufe Krapfen eben nur im Fasching. Die sehr freundliche Verkäuferin teilt mir mit – wir haben heute keine Krapfen. Eigentlich war ich empört – führe das aber wohl auch auf den Personalmangel in der Branche zurück.

Aber nicht weit davon entfernt, gibt es eine weitere renommierte Konditorei und dort gab es Krapfen, sogar auch die sogernannten Puppen- oder Jourkrapfen, also eine kleine Ausgabe, die ich ohnedies vorziehe.

Krapfen sind typischerweise süße Gebäckstücke aus Hefeteig (Germteig), die dem Siedegebäck zugerechnet werden. Typisch ist die Zubereitung durch das Ausbacken in heißem Fett. Früher, als meine Tante P. selbst Krapfen zu Haus gebacken hat, durfte man während des Backprozesses die Küchentüre nicht aufmachen, alle Fenster waren geschlossen, denn sonst fielen die Krapfen in sich zusammen, d.h. sie würden speckig. Das geht gar nicht!

„Krapfen“ geht auf althochdeutsch krapho, mittelhochdeutsch krapfe ‚Kralle‘ oder ‚Haken‘ zurück. Zugrunde liegt eine Erweiterung *greb- der indogermanischen Wurzel *ger- ‚drehen‘, ‚winden‘. Die Übertragung auf das ursprünglich hakenförmige Gebäck ist seit dem 9. Jahrhundert nachgewiesen.

Aber eigentlich reicht die Geschichte des Gebäcks bis in die Antike zurück. Bereits die Römer buken rundes Gebäck (Globuli) in Fett und verfeinerten es mit Honig und Mohn.

Ursprünglich galten Krapfen hauptsächlich als Festtags- und Fastengebäck und wurden in den katholisch geprägten Gebieten zunehmend in der Faschingszeit populär. Bei der Rückführung des Wortes auf die Hofratsköchin Cäcilie Krapf aus dem Jahr 1690 handelt es sich jedoch um eine Legende. Mittelalterliche Kochbücher kannten sowohl süße als auch pikante Krapfen, doch wurden sie damals nicht aus Germteig zubereitet. Auch gab es Schmalzkochereien, in denen Krapfen hergestellt wurden. In Österreich werden Krapfen bereits in Schriften aus dem 13. Jahrhundert erwähnt. Aus dem Jahr 1486 stammen erste Rezepte in der Köchordnung der Stadt Wien. Die Köchinnen wurden als Krappffenpacherinnen bezeichnet. Am Hof von Kaiser Karl VI. (1685 bis 1740) gab es wiederholt ein Faschings- oder Krapfenschießen. Während des Wiener Kongresses im Jahr 1815 sollen etwa 10 Millionen Krapfen gegessen worden sein. (Vielleicht hat man damals nicht so sehr auf eine schlanke Figur geachtet?) Im 19. Jahrhundert war es in Wien unter jungen Leuten Brauch, einen Krapfen auseinander zu brechen und zu teilen, was als Zeichen der Verlobung angesehen wurde.

Gefüllte Krapfen werden in Österreich als Faschingskrapfen bezeichnet. Krapfen ohne Zusatzbezeichnung sind immer mit Marillenmarmelade gefüllt, andernfalls muss dies angegeben werden (z.B. Vanille-Krapfen).

Franz Anton Maulbertsch, hat sogar ein Bild über eine Krapfenverkäuferin gemalt, (La venditrice di krapfen) , so ca. 1785–90 herum. Sie dürfte diese im Freien auf einem Herd backen, und hat gleich Kind und Hund dabei. Reich dürfte sie mit diesem Gewerbe nicht geworden sein.

Manchmal werden auch Bauernkrapfen angeboten, sie bestehen auch aus Germteig, werden ebenfalls in heißem Fett (oft noch immer Schmalz) herausgebacken aber sie haben eine Einbuchtung in der Mitte, in die nach dem Backen Marmelade gefüllt wird.

Es gibt natürlich auch noch Punschkrapferln oder Husarenkrapferln, sowie Kaffeekrapfen oder Indianerkrapfen (möglicherweise sind diese aber schon umbenannt worden, im Rahmen der „political correctness“ Bestrebungen) , die haben aber mit den Faschingskrapfen nichts gemein.

Wenn jemand über  Schlutzkrapfen redet, dann meint er eine regionale Nudelspezialität aus Tirol. Sie ähneln den italienischen Ravioli.

In Wien wurde heuer ein Krapfen-Ranking veröffentlicht, also wo man die besten Krapfen kaufen kann. Ich verlasse mich diesbezüglich lieber auf meinen eigenen Geschmack. Dazu muss ich natürlich die Krapfen überall kosten.

Zu den Faschingskrapfen

Gedanken zu relativer Armut

In Zeiten wie diesen, mit stetig steigenden Preisen und daher hoher Inflation kommt es häufig zu Armut.

Armut bezeichnet im materiellen Sinn (als Gegenbegriff zu Reichtum) primär die mangelnde Befriedigung der Grundbedürfnisse (vor allem nach Nahrung, Wasser, Kleidung, Wohnraum, Gesundheit). Der Mangel an Geld ist hingegen nicht zwangsläufig mit Armut gleichzusetzen, sofern Möglichkeiten vorhanden sind, mit denen die Bedürfnisse anderweitig gedeckt werden können (z.B. Eigenproduktion – in der Landwirtschaft). Prinzipiell ist Armut ein soziales Phänomen, das als Zustand gravierender sozialer Benachteiligung verstanden wird.

Arm habe ich mich immer nur im Vergleich mit anderen gefühlt, z.B. während meiner Gymnasialzeit – manche meine Mitschülerinnen kamen aus sehr wohlhabenden Verhältnissen, bei uns zu Hause herrschte nie Hunger, aber meine Mutter empfand es als Schande z.B. um ein Stipendium für mich anzusuchen. Denn es gibt die absolute Armut, bei der einer Person weniger als 1,90 PPP-US-Dollar pro Tag zur Verfügung stehen, zum anderen die relative Armut, bei der ein Einkommen deutlich unter dem mittleren Einkommen eines Landes oder Staates liegt. Wir waren nicht „arm“, damals, wir hatten eine ordentliche Wohnung,  wir hatten genug zu essen, aber ohne zusätzliche Arbeit meiner Mutter wäre vieles nicht aufrecht zu erhalten gewesen. Und die Arbeit meiner Mutter war schlecht bezahlte Heimarbeit.

Wir verfügten über kein Auto, und erst sehr spät wurde ein Viertel-Telephon eingeleitet. Wir gingen oft zu Fuß, sogar weite Strecken, um uns das Geld für den Fahrschein zu sparen (für die Fahrt in die Schule hatte ich eine Schülerkarte, die galt aber nur für die Strecke zur Schule). Man nahm weite Wege in Kauf, um Dinge billiger zu erwerben. Bei uns wurde vieles sehr lange repariert (geflickt , gestopft, repassiert), bevor man sich zu einer Neuanschaffung entschloss. Meine Eltern waren nicht „auf Urlaub“ gefahren, sondern man fuhr zu den Verwandten am Land, wo man in einem kleinen Zimmer wohnte und den Verwandten in der Landwirtschaft half. Ich kann mich nicht erinnern, dass meine Eltern je in ein Restaurant essen gegangen waren.

Mein Schikurs war eine finanzielle Herausforderung und zum Glück gab es das Theater der Jugend, mit billigen Karten für Schüler. Meine Mutter sparte an sich selbst, um mir eine „ordentliche“ Kleidung zu ermöglichen.

Schulbücher bezog ich aus der „Schülerlade“, oder aus dem Antiquariat, bis dann die Gratisschulbücheraktion kam. Lesestoff bezog ich aus einer Leihbücherei und später, als mein Englisch schon besser war aus den Büchereien z.B. des British Council. (Damals begann man erst, Taschenbücher herzustellen).

Ein Kostenfaktor, den eine Eltern in Kauf nahmen, waren die Kosten für meine Klavierlehrerin. Aus jetziger Sicht wäre es klüger gewesen, sie hätten sich das gespart. Sogar ein Klavier hatten sie mir angeschafft – einen Konzertflügel – und ich habe das Klavierspielen gehasst! Ich habe das Üben vermieden, wo ich nur konnte.

Auch eine andere Ausbildung, die mir meine Eltern ermöglichten, habe ich nicht wollen: einen Maschinschreibkurs (in den Ferien!) – Stenographie hatte ich in einem Freifach in der Schule gelernt – in der Handelsschule Weiß (so hieß sie, glaube ich). Meine Eltern meinten, dass das Grundvoraussetzungen für einen späteren Beruf wären. Ich musste es zum Glück nie praktisch einsetzen.

Die Eltern mancher meiner Freundinnen waren damals ziemlich wohlhabend, einige ließen es mich „spüren“, dass meine Eltern nicht so wohlhabend waren, sie protzten, andere im Gegensatz dazu versuchten diskret zu helfen. Und damals waren die Einkommensunterschiede noch nicht so groß, wie sie heute sind.

Und leider schämte ich mich dieser relativen Armut, anstatt stolz gewesen zu sein, auf das Bemühen meiner Eltern mir  eine Ausbildung zu ermöglichen. Und nicht nur die Ausbildung: So ein Schikurs konnte schon eine Herausforderung sein, wenn auch die Ausrüstung damals eine ungleich einfachere als heute war.  

Politische Gleichheit ist eine der Voraussetzungen für Demokratie: Jeder Bürger sollte im Idealfall die gleiche Stimme haben. Ein der Praxis gibt es kaum eine Gleichheit der Stimmen, speziell bei der Frage der gesellschaftlichen Umverteilung bzw. des Wohlfahrtstaates. Die Einstellung von Gruppen mit niedrigerem Einkommen ist in der Regel unterrepräsentiert, während Gruppen mit höherem Einkommen überrepräsentiert sind. Und Armut prägt auch die psychische Gesundheit der Menschen.

Kinder kosten auch heute viel Geld, selbst wenn sie nicht in Privatkindergärten oder -schulen gehen. Ich kenne die Aufwendungen für Schultaschen, diverse Arten von Stiften etc. jetzt schon bei meinen Urenkelinnen. Ich bin meinen Eltern noch heute unendlich dankbar, dass sie mir – unter großen Opfern ihrerseits – eine Ausbildung ermöglicht haben, die mir erlaubt hat, der Armutsfalle zu entgehen.

Gedanken zu relativer Armut