Über den Scherbenhaufen in Niederösterreich können Sie derzeit ohnedies überall lesen – ich möchte heute eher auf den Tod Mahatma Ghandis aufmerksam machen, er wurde an einem 30. Jänner 1948 ermordet. Sein Mörder war Nathuram Godse. Obwohl, die Parallel zu Niederösterreich ist nicht ganz parallel, aber hie wir dort spielt der Nationalismus eine große Rolle.
Gandhis gewaltlosen Kampf für die Freiheit seit 1915 empfand der Attentäter als „gesammelte Provokation aus 32 Jahren“. Zwar räumte Godse ein, dass Gandhi auch sehr viel Gutes zugunsten der Inder in Südasien bewirkt habe, aber insgesamt sei Mahatma Gandhi schlecht für Indien gewesen. Godse und seine Komplizen waren davon überzeugt, dass Gandhis Politik zur Teilung Indiens und den dabei geschehenen Gräueltaten geführt habe. Unmittelbarer Anlass für das Attentat könnte eine Aktion Gandhis vom 15. Januar 1948 gewesen sein: An diesem Tag begann er einen Hungerstreik, um gegen eine Entscheidung der indischen Regierung zu protestieren, 550 Mio. Rupien, die sie der pakistanischen Regierung zugesagt hatte, zurückzubehalten. Aus Respekt vor der Persönlichkeit Gandhis wurde das Geld dann doch überwiesen, worin Hindu-Nationalisten einen Affront sahen.
Godse tötete Gandhi am 30. Januar 1948 in Delhi durch drei Pistolenschüsse in die Brust. Dafür wurde er zum Tode verurteilt und am 15. November 1949 im Gefängnis von Ambala durch Hängen hingerichtet.
Nehru (Jawaharlal Nehru, * 1889; † 1964; indischer Politiker, Widerstandskämpfer und von 1947 bis zu seinem Tod erster Ministerpräsident Indiens) und zwei von Gandhis Söhnen hatten gegen die Hinrichtung protestiert, da sie darin einen Widerspruch zur Philosophie Gandhis sahen, der ein Gegner der Todesstrafe war. Von vielen indischen Gruppierungen wird er für seine Tat als Nationalheld verehrt. Die im 21. Jahrhundert immer breitere Akzeptanz hindu-nationalistischer Anschauungen in der indischen Bevölkerung führte zu Bestrebungen, ihn posthum zu rehabilitieren.
Für uns – damals Jugendliche in einem Nachkriegsösterreich – war Ghandi ein Held. Es war seine Meinung, dass Krieg unweigerlich zur Diktatur führten, nur Gewaltfreiheit in Demokratie mündete, die uns beeindruckte. Sein Spinnrad erschien uns damals doch ein wenig suspekt: „Das Spinnrad ist das Symbol der nationalen Prosperität und darum auch der Freiheit. Es ist ein Symbol nicht des Handelskriegs, sondern des Handelsfriedens. Wenn die Menschen durchs Spinnen selbstständig geworden sind, dann sind sie auch in der Lage, dass wir mit ihnen über Freiheit und Unabhängigkeit reden können. Die, die ihnen Arbeit bringen und die Möglichkeit, ein Stück Brot zu verdienen, werden auch die sein, die sie den Hunger nach Freiheit verspüren lassen werden. Das ist der politische Wert des Spinnrads…“
Mohandas Karamchand Gandhi (genannt Mahatma Gandhi; * 2. Oktober 1869; † 30. Januar 1948) war ein indischer Rechtsanwalt, Publizist, Morallehrer, Asket und Pazifist, der zum geistigen und politischen Anführer der indischen Unabhängigkeitsbewegung wurde.
Bereits an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert setzte sich Gandhi in Südafrika für die Gleichberechtigung der Inder (mit den britischen Besatzern!) ein und entwickelte dabei Methoden des gewaltlosen, politischen Kampfes. Nach seiner Rückkehr nach Indien 1915 unterstützte er den Widerstand der Kongresspartei gegen den britischen Raj (Britisch-Indien) und stieg in den 1920er Jahren zum entscheidenden Vorkämpfer für ein freies Indien auf. Als einer der ersten setzte er den Hungerstreik als politische Waffe ein. Gandhi wandte sich gegen koloniale Ausbeutung und forderte die Einhaltung der Menschenrechte auch für Dalit, die so genannten Unberührbaren, ohne jedoch das indische Kastensystem insgesamt in Frage zu stellen. Er wünschte sich Indien als säkularen Staat, in dem Hindus und Moslems friedlich zusammenleben sollten. Er favorisierte eine auf Arbeit beruhende Autarkie und ein Wirtschaftssystem auf landwirtschaftlich-kleinbäuerlicher Grundlage. Die Unabhängigkeitsbewegung, die Gandhis Ideen von gewaltfreien Aktionen und zivilem Ungehorsam aufgriff, erreichte im August 1947 das Ende der britischen Kolonialherrschaft über Indien. Ein halbes Jahr danach fiel Gandhi, der die mit der Unabhängigkeit verbundene Teilung Indiens stets abgelehnt hatte, dem Attentat eines Hindu-Nationalisten zum Opfer.
Gandhi verbrachte in Südafrika und Indien insgesamt acht Jahre in Gefängnissen. Seine Grundhaltung Satyagraha, das beharrliche Festhalten an der Wahrheit, hat er in zahlreichen Schriften dargelegt und immer weiterentwickelt. Es umfasst neben Ahimsa, der Gewaltlosigkeit, noch weitere ethische Forderungen wie etwa Swaraj, was sowohl individuelle als auch politische Selbstkontrolle und Selbstbestimmung bedeutet.
Schon zu Lebzeiten weltweit bekannt, ist Gandhi bis heute für viele ein Vorbild. Er wurde mehrmals für den Friedensnobelpreis nominiert, der in seinem Todesjahr aus symbolischen Gründen nicht vergeben wurde. Ebenso wie Nelson Mandela oder Martin Luther King gilt er als herausragender Vertreter im Freiheitskampf gegen Kolonialismus, Unterdrückung und soziale Ungerechtigkeit.