Es ist gut so: manchmal freuen mich Nachrichten (2)

Einigung im Brexit-Streit um Nordirland – das Windsor Abkommen

Aber es freut mich schon, dass es auch in Europa Lösungsfindungen gibt (Kosovo-Serbien, Finnland-Nato-Beitritt, und eben jetzt auch das so genannte Windsor Abkommen)

Der jahrelange Streit hat ein Ende: Großbritannien und die EU haben beim Nordirland-Protokoll eine Einigung erzielt. Premierminister Sunak und EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen stellten die Grundpfeiler des neuen Windsor-Abkommens vor.

Als ich die Beiden gestern im Fernsehen sah, freut mich das natürlich, aber irgendwie schien es mir fast komisch, dass durch die Einführung einer Spur auf der Transitroute dieser langwierige Streit beigelegt werden konnte. Nur eine zusätzlich Spur – so lange Dauer und so großer Aufwand?

Seit der Brexit-Abstimmung im Juni 2016 gehört das Handelsregime für Nordirland zu den größten Streitpunkten. Am 27.2.2023  nun haben Premierminister Rishi Sunak und EU-Kommissions-Präsidentin Ursula von der Leyen bei einem Treffen in Windsor versucht, einen endgültigen Schlussstrich unter die Streitigkeiten zu ziehen. Sie vereinbarten das „Windsor Framework“, welches das von Boris Johnson 2019 ausgehandelte Nordirland-Protokoll inhaltlich korrigiert. Vor den Medien verkauften beide Seiten die Vereinbarung als Neuanfang – und erklärten, der russische Angriff auf die Ukraine habe London und Brüssel wieder enger zusammengeführt.

„Mit diesem Rahmenwerk können wir ein neues Kapitel beginnen“, sagte von der Leyen bei der gemeinsamen Pressekonferenz. Die Unsicherheit der Menschen in Nordirland sei mit diesem „entschiedenen Durchbruch“ beendet, versprach Sunak. Die Verhandlungen seien nicht immer einfach gewesen, doch seien Großbritannien und die EU-Verbündete, Handelspartner und Freunde.

 Konkret geht es bei dem Windsor-Abkommen um entscheidende Veränderungen des bisherigen Nordirland-Protokolls. Das regelt bislang den Status der britischen Provinz seit dem Brexit vor gut drei Jahren. Es ist Teil des Brexit-Vertrags über den britischen EU-Austritt und sieht vor, dass die Zollgrenze zwischen Großbritannien und der EU in der Irischen See verläuft. Damit sollte verhindert werden, dass Grenzkontrollen zwischen dem britischen Nordirland und dem EU-Mitglied der Republik Irland eingeführt werden müssen. Andernfalls wurde mit einem Wiederaufflammen des Konflikts um eine Vereinigung der beiden Teile Irlands gerechnet. Doch die Kontrollen sorgen auch für Schwierigkeiten im innerbritischen Handel. Insgesamt stärkt das Protokoll die Handelsbeziehungen zwischen Irland und Nordirland, schwächt aber den Handel zwischen Großbritannien und Nordirland. Die protestantischen Anhänger der Union in Nordirland fühlten sich zunehmend von Großbritannien abgeschnitten. London wollte den Vertrag deshalb nachverhandeln. Großbritannien ist infolge einer Volksabstimmung seit drei Jahren nicht mehr Mitglied der Europäischen Union. Die EU besteht nun noch aus 27 Mitgliedern.

 Die erzielte Einigung sieht vor, dass der Warenverkehr von und nach Nordirland über zwei Spuren erfolgen soll – einer roten für Waren, die aus oder in den EU-Binnenmarkt transportiert werden und einer grünen für Produkte aus Großbritannien. Für die grüne sollen keine Zollpapiere mehr ausgefüllt werden. Nur wenn vorgesehen ist, dass die Güter in die Republik Irland und damit in die EU weiter transportiert werden, sollen demnach die vollen Formalitäten anfallen. Zudem kündigte Sunak an, Auflagen für Haustiere aufheben zu wollen. Von der Leyen betonte, dass das Abkommen vor allem die Probleme des täglichen Lebens in den Blick nehme. Künftig könnten die Menschen in Nordirland die gleichen Lebensmittel wie im Vereinten Königreich kaufen. Auch beim Thema Arzneimittel gibt es neue Absprachen. Neue Medikamente sollen zeitgleich im Vereinigten Königreich und in Nordirland auf den Markt kommen und in den Apotheken verfügbar sein.

Das Abkommen solle auch der Souveränität der Nordiren Rechnung tragen. Die EU-Gesetze, die in Nordirland gelten, sollen verhindern, dass es zu einer harten Grenze zwischen dem Land und der EU kommt. Die Nordirland-Versammlung Stormont könne allerdings bestimmte EU-Regeln verhindern, „wenn sich diese auf das tägliche Leben auswirken“, erklärte Sunak. Damit wolle er denjenigen Nordiren Rechnung tragen, die sich mehr Mitbestimmung gewünscht hätten. Auch die britische Regierung habe ein Vetorecht.

Der Streit über das Nordirland-Protokoll hatte die Beziehungen zwischen London und Brüssel erheblich belastet. Abgeordnete im Europaparlament begrüßten die Vereinbarung.

Mit Spannung wird nun erwartet, ob Sunak für die Vereinbarung auch Unterstützung von Brexit-Hardlinern seiner Konservativen Partei und der nordirischen Protestantenpartei DUP findet. DUP-Chef Jeffrey Donaldson sprach von erheblichen Fortschritten, es gebe aber auch noch „Schlüsselfragen, die Anlass zur Sorge geben“. Die DUP blockiert aus Protest gegen die Regelungen seit Monaten die Bildung einer Regionalregierung in Nordirland.

Der EU-Austritt Großbritanniens hat die engen Handelsbeziehungen in den letzten Jahren deutlich erschwert – und weiterhin herrscht erhebliche Planungs- und Rechtsunsicherheit für Unternehmen in der EU. Auch Wirtschaftsvertreter aus Nordirland begrüßten das Abkommen. Es sorge für Stabilität und Wachstum.

Na hoffentlich, wird die Vereinbarung nicht zu lange blockiert.

Es ist gut so: manchmal freuen mich Nachrichten (2)

Es ist gut so: manchmal freuen mich Nachrichten. (1)

Serbien und Kosovo nahmen Plan zur Normalisierung an.

Im Konflikt zwischen Serbien und dem Kosovo haben beide Seiten Bereitschaft gezeigt, aufeinander zuzugehen.

Der Kosovo, der heute fast ausschließlich von Albanern bewohnt wird, gehörte früher zu Serbien.

 Damals hatten mein Mann und ich eine Reise durch Jugoslawien unternommen und Gegenden besichtigt, die wir während unserer früheren Badeurlaube nie gesehen hatten. Wir waren am Ohrid See gewesen und waren auch nach  Pristina gekommen. In Pristina ist mir z.B. der abendliche Korso aufgefallen, an dem die jungen Leute teilnahmen. Wir wohnten im damals modernsten Hotel – aber die Heizung funktionierte nicht.  

Der Kosovo war eine ziemlich vernachlässigte Provinz, in dem sich viel umweltverschmutzende Industrie befand.  Aber auch die berühmten „Serbischen Klöster“ befinden sich dort.  Wir konnten sie besichtigen. Wir waren damals – es war Osterzeit – die einzigen. Es herrschte noch der Kommunismus. In einem der Klöster wurden wir zum Frühstück eingeladen. Es bestand aus sehr starkem schwarzen Kaffee und harten Eiern. In einem anderen Kloster – wir hatten gerade die Kirche besichtigt,  kam eine Klosterfrau auf uns zu – und drückte mir „heimlich“ ein Osterei in die Hand. Sie hatte wohl gesehen, wie wir  – in christlichem Geiste – die Kirche besichtigt hatten.

Damals war uns  schon aufgefallen, wie unterschiedlich die Provinzen und die darin wohnenden Menschen in diesem Vielvölkerstaat Jugoslawien waren. Ein Autobus voll tourende Slowenen stand etwas verwirrt vor einer orthodoxen Kirche in Ohrid. Sie fragten uns – Österreicher, die halt einen Führer in der Hand hielten, nach den Namen dieser Kirche, sie kamen mit dem Führer aus Ohrid (auch sprachlich) nicht wirklich zurecht.

Im Rahmen der jugoslawische Zerfallskriege hatte nach einem bewaffneten Aufstand der Kosovo-Albaner und massiven Menschenrechtsverletzungen durch die serbischen Sicherheitskräfte die NATO im Frühjahr 1999 mit Bombardierungen im damaligen Rest-Jugoslawien (Serbien und Montenegro) reagiert. All dies hat tiefe Narben hinterlassen.  

Und bei all dem darf man nicht vergessen, dass im Kosovo, also dem  Amselfeld, die für Serben identitätsstiftende Schlacht auf dem Amselfeld  am 15. Juni 1389 unweit Pristina am Flusslauf des Lab im heutigen Kosovo stattfand. Das serbische Koalitionsheer unter der Führung des Fürsten Lazar Hrebeljanović sowie Vuk Brankovićs wurde durch eine Armee des mit Lazar verbündeten bosnischen Königs Tvrtko I. unter dem Woiwoden Vlatko Vuković verstärkt. Ihnen gegenüber stand das osmanische Heer unter dem Sultan Murad I. und dessen Söhnen Bayezid I. und Yakub. Der am 15. Juni-jul. / 28. Juni-greg. in Serbien gefeierte Vidovdan ist der Gedenktag der Schlacht. Der in der Schlacht gefallene Fürst Lazar wurde schon 1390 oder 1391 heiliggesprochen und ist einer der wichtigsten Heiligen der serbisch-orthodoxen Kirche. Seine Gebeine befinden sich heute in seinem Mausoleum, dem Kloster Ravanica.

Aber zurück in die jüngere Vergangenheit:  Von 1999 bis 2008 verwaltete die UNO-Administration UNMIK das Gebiet. 2008 erklärte sich das Land für unabhängig. Serbien erkennt diesen Schritt bis heute nicht an und reklamiert das Territorium für sich. Diplomatische Bemühungen des Westens führten in den vergangenen Jahren zu keiner wesentlichen Normalisierung der Lage. Zuletzt waren die Spannungen erneut eskaliert: Es gab Straßenblockaden und Zwischenfälle, bei denen geschossen wurde. Deutschland und Frankreich hatten im Herbst einen neuen Plan zur Vermittlung vorgelegt, den die EU später übernahm. Der westliche Vorschlag soll dazu führen, dass sich die beiden Staaten de facto anerkennen.

Nun hätten Serbiens Präsident Aleksandar Vucic und Kosovos Ministerpräsident Albin Kurti einen EU-Vorschlag für die Normalisierung des seit langem angespannten Verhältnisses angenommen, sagte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell am 27. Februar 2023 nach Vermittlungsgesprächen in Brüssel. Nun seien weitere Verhandlungen nötig, die bis Ende März abgeschlossen werden könnten.

Beide Seiten gelobten Borrell zufolge, keine einseitigen Maßnahmen zu ergreifen, die zu Spannungen führen und das Abkommen gefährden könnten. Vucic und Kurti hätten verantwortungsbewusstes Verhalten gezeigt.

„Dieses Abkommen ist vor allem für die Bürger des Kosovo und Serbiens bestimmt“, sagte Borrell. Es sehe unter anderem vor, dass sich die Menschen mit ihren Pässen, Ausweisen und Nummernschildern frei zwischen dem Kosovo und Serbien bewegen könnten. Es könne neue wirtschaftliche Möglichkeiten eröffnen und weitere Investitionen im Kosovo und in Serbien nach sich ziehen. Zudem werde es den Handel fördern, da bisher benötige Zertifikate für Importe und Exporte nicht mehr notwendig seien. Die Rechte von Serben im Kosovo sollten besser geschützt werden.

Nach Angaben des serbischen Präsidenten Vucic drehten sich die Gespräche allerdings nicht um die westliche Initiative zur Normalisierung der Beziehungen, sondern erneut um die vor knapp zehn Jahren vereinbarte Bildung der Gemeinschaft der serbischen Gemeinden im Kosovo. Er habe darauf beharrt, ebenso die EU-Vermittler, so Vucic. Kosovos Premier Kurti sei nicht bereit gewesen, die Bildung der Gemeinschaft derzeit auch zu akzeptieren. Man werde sehen, ob er dazu künftig bereit sein werde, meinte Vucic, der die heutigen Gespräche als „schwierig“ bezeichnete.

Eine nächste Runde der Normalisierungsgespräche mit Kurti und den EU-Vermittlern – dem EU-Außenpolitikbeauftragten Borrell und dem EU-Sonderbeauftragte für den Dialog zwischen Belgrad und Pristina, Miroslav Lajcak – soll demnach am 18. März 2023 in Nordmazedonien stattfinden.

Darf man vielleicht sogar ein wenig optimistisch sein, und hoffen, dass dieser Konflikt langsam beseitig wird?

Es ist gut so: manchmal freuen mich Nachrichten. (1)

Zur Osterpinze

Kaum ist der Fasching vorbei, der Valentinstag vorüber  beginnt in den Geschäften mitnichten die Fastenzeit – sondern vielmehr Ostern. Überall sitzen bereits Schokohasen herum. Ich habe auch schon Kinder gesehen, die sie in Händen gehalten hatten – naja, was soll eine so arme Mutter machen, wenn das Kind im Supermarkt die Hasen sieht – und darum „penzt“ (entspricht betteln).

Aber ich selbst bin auch eher „anfällig“, nicht gerade für Schokoladhasen, aber in meiner Bäckerei wurden nun die Krapfen ersetzt durch Pinzen.

Die Osterpinze (regional auch Pinze, Pinza) ist eine traditionelle südösterreichische, slowenische und kroatische Ostermehlspeise  aus glasiertem Germteig mit dreifachem Einschnitt, wodurch die charakteristische Form entsteht. (Dorthin wird zu Ostern dann ein Osterei gelegt).

In meiner Kindheit gab es in meiner Umgebung noch keine Pinzen. Die kamen mit der „Wohlstandsgesellschaft“.

Ihren Ursprung hat die Osterpinze im Veneto und im Friaul. Die pinza (dortorts pinsa genannt) ist dort ein traditionelles Milchgebäck der Weihnachts- und Neujahrszeit. Der Name hat wohl dieselbe Wurzel wie das Fladenbrot Pita und die Speise Pizza (sowie deutsch Bissen), wurde aber der Wortfamilie von lateinisch pinsere ‚stampfen, kneten, quetschen‘ und italienisch pinza ‚Zange, Schere‘ (vergl. Pinzette) – der Teigballen wird mit der Schere eingeschnitten, und so erhält sie ihre typische Form – angeglichen. Aus dem Friaul wurde ihr Rezept Mitte des 19. Jahrhunderts über die angrenzende, damals österreichische, Grafschaft Görz nach Graz gebracht. Daher wird sie auch Görzer Pinze genannt, und daher stellt die Steiermark ihr österreichisches Zentrum dar. (Mein Bäcker hat seinen Hauptsitz in Graz).

Die Pinze wird nur in der Vorosterzeit produziert. Zur traditionellen Fleischweihe am Karsamstag wird ein Korb mit frisch geselchten Würsten, Eiern, Kren, Osterbrot und Pinzen mit einem Ostertuch abgedeckt geweiht. Die Pinze wird zu den Osterfeiertagen zum Osterfleisch als Brot verzehrt. Außerdem macht man aus alten Pinzen Pofesen, Scheiterhaufen und ähnliche Semmelspeisen.

Soweit ist es aber doch noch nicht.

Ich habe mir nur die kleinste Variante einer Pinze gekauft – sie hat selbstverständlich großartig geschmeckt, jetzt werde ich halt versuchen, mich wirklich bis Ostern zurückzuhalten, und mehr ans Fasten als an Essen zu denken.

Zur Osterpinze

Wenn alte Freudinnen einander treffen

Heute zum Mittagessen habe ich eine alte Freundin getroffen. Alt bezieht sich auf die Dauer unserer Freundschaft, allerdings alt sind wir beide auch (wir sind in demselben Jahr geboren). Aber besonders stört uns das nicht, wir beide können noch zu einem Treffen gehen und unser Denkvermögen hat sich auch nicht außerordentlich eingeschränkt. Das Gedächtnis ist nicht mehr das Beste, Namen fallen uns halt oft nicht ein. Langsamer sind wir auch geworden und schneller müde werden wir.

Wir haben uns beim Heiner in der Kärnterstraße getroffen, oben, im ersten Stock sitzt man bequem, es ist nicht laut, man muss nicht reservieren. Und ein Mittagessen kriegt man auch. Wir haben nicht das angebotenen Menü genommen, sondern je eine Quiche Lorraine – mit Salat. Hat uns gut geschmeckt. Ich habe mir vorher noch eine Frittatensuppe gegönnt, weil’s so kalt und windig draußen ist. Zum Kaffee musste es dann noch unbedingt ein kleines (!) Punschkrapferl sein. Die Bedienung war sehr zuvorkommend. Wir waren zufrieden und hatten Gelegenheit lange zu tratschen.

Wir hatten einander beim Studium kennengelernt. Wir sind gemeinsam in manche Pauker-Kurse gegangen (Kostenrechnung und Buchhaltung). Angeboten wurden sie vom „Marterbauer“, (Nomen est omen), manche dieser Kurse fanden am Samstag am Abend statt.  Und weil unsere Studentenfahrkarten an Wochenende nicht galten, gingen wir zu Fuß nach Döbling und wieder zurück. Meine Freundin L. wohnte im Ersten Bezirk, in der Brandstätte und ich im Alsergrund, in der Währinger Straße. Sie hatte den weiteren Weg.

An einem dieser Samstag-Abende im Mai spazierten wir entlang des Palais Clam Gallas, damals Casino für amerikanische Besatzungsoffiziere. In dem Park davor blühte der Flieder – und wir hatten noch keine Blumen für unsere Mütter am drauffolgenden Muttertag. Am Park Tor stand ein GI Wache, wir erklärten ihm, wozu wir den Flieder benötigen würden: Er half uns, ihn naja abzureißen.

Aber L. und ich standen auch gemeinsam im Belvedere-Park, als der Staatsvertrag verkündet wurde. Wir jubelten mit all den vielen, die dort anwesend waren. Über die Neutralität haben wir uns heute nicht unterhalten.

Wir haben dann auch gleichzeitig promoviert.

Ja, und dann trafen wir einander bald wieder: beide hatten wir bei der Atombehörde (IAEA) angeheuert, ich verließ sie nach sieben Jahre, L. machte dort Karriere.

Wir sprachen heute über unsere Kollegen dort, über unsere Chefs – teilweise schon verstorben. Wir waren uns einig, wir haben immer gerne gearbeitet, ja, es waren noch 40 Stunden – wenn Überstunden notwendig waren, machten wir sie halt. Ich weiß, dass mein Chef bei Einführung unserer ersten Computeranwendung einmal zu mir in der Sommerfrische fuhr, um mir zu ermöglichen, einen Fehler in den Programmen zu suchen und die Ausbesserung zu veranlassen. Freude hab ich keine gehabt, meine Kinder waren damals noch klein. Aber der Fehler wurde gefunden. (Die Programme waren auf Endlosformularen ausgedruckt, PCs gab’s noch keine).

Und da meine Freundin  gerne singt, ist sie auch heute noch Mitglied in einem Chor.

Meine Freundin L. war während ihrer gesamten Karriere auch interessiert Sprachen zu lernen. Das wurde von der IAEA auch unterstützt, sie lernte Russisch, legt die erforderlichen Prüfungen ab, und perfektionierte sich in dieser Sprache. Heute haben wir darüber gesprochen, dass sie sogar jetzt noch einmal wöchentlich ins russische Kulturinstitut geht. Aber dort wird nun auch die übliche russische Propaganda verbreitet, meint sie. Schon traurig.

Wir sprachen dann über diesen unsinnigsten aller Kriege, waren uns einig, dass Putin eigentlich nicht siegen darf, denn sonst wären wir alle bedroht – alle die in Gebieten wohnen, die von der Sowjetarmee im Zweiten Weltkrieg erobert wurden oder zum Zarenreich gehörten. Ich glaube es war Kadyrow, der Tschetschenen-Chef, der gemeint hat, auch das Gebiet der ehemaligen DDR würde wieder erobert werden (für uns hieß das – Österreich bis zur Enns). Wir entschieden: „not in our lifetime“, aber das müsse dennoch für unsere Nachkommen verhindert werden.   

Wir haben beschlossen einander bald wiederzusehen, allzu lange darf man in unserem Alter ja nicht mehr warten!

Wenn alte Freudinnen einander treffen

Die Republik Moldau – samt Transnistrien  – sollte uns Europäer interessieren

Die Republik Moldau ist Beitrittskandidat zur EU, aber kein NATO-Mitglied. Ein Teil dieser Republik,  Transnistrien, wird bereits von Moskau kontrolliert. Diese Situation ähnelt jener, zu Beginn der militärischen Spezialoperation (vulgo Angriffskrieg Russlands) in der Ukraine.  

Die Republik Moldau wirft Russland vor, einen Umsturz in dieser ehemaligen Sowjetrepublik zu planen. Der Plan sehe vor, dass Bürger aus angrenzenden Ländern nach Moldau einreisen und versuchen Proteste zu entfachen, um die Regierung zu ersetzen.

Der Kreml hat sich auch heute „besorgt“ über die Lage in der von Moldawien abtrünnigen Region Transnistrien gezeigt. Dort würden externe Kräfte die Situation aufwühlen, heißt es laut staatlicher Nachrichtenagentur TASS. Letzte Woche hatte Moskau dem Westen mitgeteilt, dass es alle Aktionen, die „russische Friedenstruppen in Transnistrien bedrohen“, als Angriff auf Russland selbst ansehen würde.

Russlands Warnung lässt in Moldawien, einer kleinen ehemaligen Sowjetrepublik zwischen Rumänien und der Ukraine, die Angst vor einem möglichen russischen Angriff wachsen. Die proeuropäische Präsidentin Moldawiens, Maia Sandu, beschuldigte diesen Monat Moskau, einen Putsch geplant zu haben – was Russland bestritt.

Ob Russland wirklich geplant hat, durch einen Putsch die Republik Moldau von ihrem proeuropäischen Kurs abzubringen, lässt sich kaum sagen – doch die Antwort in Chișinău ist eindeutig. Das Parlament in der moldauischen Hauptstadt soll mit Dorin Recean einen neuen Regierungschef und ein neues Kabinett bestätigen. Da die Partei von Staatspräsidentin Maia Sandu eine überwältigende Mehrheit der Mandate in der Volksvertretung innehat, gilt die Bestätigung als Formsache. Der Führungswechsel in dem Kleinstaat zwischen der Ukraine und Rumänien, dem im vergangenen Jahr der Status eines Beitrittskandidaten zur Europäischen Union zugesprochen wurde, sollte damit ohne Zwischenfälle verlaufen.

Anders als seine abgelöste Vorgängerin Natalia Gavrilița, eine Ökonomin und Finanzfachfrau, ist der frühere Innenminister Recean ein Mann des Apparats. Er war zuvor Sicherheitsberater von Staatspräsidentin Maia Sandu, der eigentlichen Strippenzieherin in Chișinău. Ein Landeskenner beschreibt Recean als „Feuerwehrmann in der Präsidialkanzlei“, der wichtige Verhandlungen im Hintergrund führte, unter anderem mit dem abtrünnigen Landesteil Transnistrien über die Stromversorgung Moldaus. „Wären diese Verhandlungen gescheitert, wären in Moldau schon lange die Lichter ausgegangen“, wird gemunkelt.

Von anderer informierter Seite wird Recean ähnlich beschrieben: Der ehemalige Unternehmer sei operativ und pragmatisch, könne gekonnt Fäden im Hintergrund spinnen. Recean erscheint demnach als Strippenzieher der Strippenzieherin in Chișinău. Dass er nun Gavrilița ablöst, kann als Hinweis darauf gelesen werden, dass Sandu andere Schwerpunkte setzen will. So wird vermutet, dass die Präsidentin in Zeiten wachsenden russischen Drucks einen Sicherheitspolitiker im Amt haben möchte.

Der Führungswechsel erfolgt vor dem Hintergrund angeblicher russischer Pläne, Sandu und die proeuropäische Regierung zu stürzen. Davon hatte zunächst der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gesprochen und als Quelle Erkenntnisse seiner Dienste genannt. Sandu griff diese Darstellung am Montag auf. Demnach habe der Kreml als Zivilisten „maskierte“ Aktivisten und Söldner einsetzen wollen, um Regierungsgebäude zu stürmen und Geiseln zu nehmen.

Dabei habe man sich auf die prorussische Opposition in Moldau stützen wollen. Darauf deuteten Dokumente hin, die man von den ukrainischen Partnern erhalten habe, so die Präsidentin. Sie deutete an, dass auch Beteiligte aus Belarus, Serbien und Montenegro an dem geplanten Staatsstreich hätten beteiligt sein sollen.

Ob es solche russischen Pläne tatsächlich gab und wie weit sie gegebenenfalls gediehen waren, lässt sich von außen nicht beurteilen. Dass der Kreml ein Interesse an einer Destabilisierung der ersten nicht nur rhetorisch proeuropäischen die Regierung der Republik Moldau hat, ist jedoch plausibel. Putins Außenminister Sergej Lawrow hatte unlängst vieldeutig gewarnt, die Republik Moldau könne „zur nächsten Ukraine“ werden.

Durch den abtrünnigen Landstreifen Transnistrien, der von Moskau partiell kontrolliert wird, hat Moskau auch bereits einen Brückenkopf für Sabotageaktionen, auch wenn dort bisher alles ruhig blieb. Dementis der Putschvorwürfe aus dem russischen Außenministerium mit den Worten „vollkommen unbegründet und gegenstandslos“ müssen bekanntlich nichts bedeuten. Sandu hat nun einen Gesetzentwurf angekündigt, der Staatsanwälten und Geheimdiensten „die notwendigen Instrumente“ geben solle, um „Gefahren für die nationale Sicherheit wirksam zu bekämpfen zu können.

Die Ablösung von Gavrilița hatte sich allerdings schon seit einiger Zeit angekündigt. Die Putschgerüchte könnten für Sandu also auch ein Vorwand gewesen sein, um die Amtsinhaberin loszuwerden. Über Unstimmigkeiten zwischen den beiden Politikerinnen war in der Hauptstadt schon seit Längerem geredet worden. Gavrilița gilt als äußerst penibel, war aber wegen ihres Unwillens, Arbeit auch zu delegieren, oft stark überlastet. Sie war vor allem mit einem Programm zur Korruptionsbekämpfung angetreten, musste durch den Krieg in der Ukraine in den 18 Monaten ihrer Amtszeit aber oft nach Notfallplänen regieren. Hohe Flüchtlingszahlen, Stromausfälle und die starke Inflation in dem ärmsten Staat Europas forderten und überforderten zeitweise wohl die abgelöste Regierungschefin.

Ergänzend sei noch erwähnt: In Relation zu seinen Einwohnern hat Moldau mehr Geflüchtete (besonders Kinder) aus der Ukraine aufgenommen als jedes andere Land – und das als oft genanntes Armenhaus Europas.

Die Republik Moldau – samt Transnistrien  – sollte uns Europäer interessieren

Eine gute Nachricht – oder dann doch nicht?

Israelis und Palästinenser

Es freut mich, auch manchmal (hoffentlich) gute Nachrichten berichten zu können: Israelis und Palästinenser stehen wieder im Dialog, aber nicht alle! Bei einem Treffen in Jordanien verständigten sich beide Seiten darauf, eine weitere Eskalation des Konflikts zu vermeiden.

Nach der jüngsten Gewalteskalation in den Palästinensergebieten kommen Vertreter Israels und der Palästinenser in Jordanien zu Gesprächen zusammen. Ziel des „sicherheitspolitischen“ Treffens sei es, „Vertrauen“ zwischen beiden Seiten aufzubauen, sagte ein Vertreter der jordanischen Regierung. Das Treffen solle dazu beitragen, die Lage zu beruhigen.

Nach der Gewalt der vergangenen Wochen haben zum ersten Mal seit langem ranghohe Vertreter Israels und der Palästinenser beraten. Beide Seiten verpflichteten sich bei dem Treffen in der jordanischen Stadt Akaba am Roten Meer dazu, die Lage zu beruhigen und neue Gewalt zu unterbinden. Das geht aus einer gemeinsamen Abschlusserklärung hervor, die nach einem Treffen veröffentlicht wurde.

Israelis und Palästinenser wollen „einseitige Maßnahmen“ für drei bis sechs Monate aussetzen. Israel verpflichtet sich demnach, vier Monate lang keine Diskussionen über den Bau neuer Siedlungen im Westjordanland zu führen und sechs Monate lang keine neuen Siedlungs-Außenposten in dem von Israel besetzten palästinensischen Gebiet zu genehmigen. Außerdem versprachen die Teilnehmer der Konferenz, auf einen „gerechten und langfristigen Frieden“ hinarbeiten zu wollen. Beide Seiten hätten zudem darin übereingestimmt, den Status quo am Tempelberg in Jerusalem beizubehalten, der es Juden nicht erlaubt, dort zu beten.

An den Gesprächen unter jordanischer Vermittlung nahmen auch Regierungsvertreter der USA und Ägyptens teil. Die USA wurden durch den Nahost-Berater von Präsident Joe Biden, Brett McGurk, vertreten. Ein weiteres Treffen wurde für den kommenden Monat in der ägyptischen Stadt Scharm el-Scheich angesetzt.

Nicht beteiligt an den Gesprächen waren allerdings die militante Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad, die radikal-islamische Hamas und weitere militante Gruppen. Sie hatten die Gespräche in Jordanien abgelehnt. Die im Gazastreifen herrschende Hamas und die Organisation Islamischer Dschihad werden von Israel, der Europäischen Union, den USA und mehreren anderen Ländern als terroristische Organisationen eingestuft.

Und  ein neuerlicher Anschlag überschattete die Gespräche: Die Sicherheitslage in Israel und den Palästinensergebieten bleibt daher  extrem angespannt. Bei einem mutmaßlich palästinensischen Anschlag im von Israel besetzten Westjordanland wurden am 26. Februar wieder zwei israelische Siedler getötet. Nach israelischen Angaben hatte ein Palästinenser im Ort Huwara südlich von Nablus auf das Auto der beiden Israelis gefeuert. Nach dem Täter werde gesucht.

Nach der Attacke kam es am Abend in dem Ort und der Umgebung zu schweren Ausschreitungen. Das israelische Fernsehen berichtete, israelische Siedler hätten Häuser von Palästinensern sowie Läden und Autos in Brand gesetzt. Ein Palästinenser sei durch Schüsse tödlich verletzt worden. Ob diese von israelischen Siedlern oder Soldaten abgegeben wurden, ist unklar.

Bei einer Razzia des israelischen Militärs, das auf der Suche nach drei terrorverdächtigen Palästinensern in Nablus im Westjordanland war, starben laut palästinensischen Angaben elf Palästinenser, mehr als 100 Menschen wurden verletzt. Die Städte Nablus und Dschenin in dem von Israel besetzten palästinensischen Gebiet sind von diesen Razzien besonders betroffen. Die beiden Städte gelten als Hochburgen militanter palästinensischer Gruppen. Immer wieder fahndet die israelische Armee dort nach militanten Palästinensern, die „terroristischer Aktivitäten“ verdächtigt werden.

Bei palästinensischen Anschlägen in Israel wurden seit Jahresbeginn 13 Menschen getötet. Auf palästinensischer Seite kamen im selben Zeitraum mehr als 60 Menschen ums Leben, bei Razzien israelischer Sicherheitskräfte oder weil sie nach Anschlägen erschossen wurden. Am 23. Februar 2023 wurden aus dem Gazastreifen mehrere Raketen auf Israel abgefeuert. Die israelische Armee flog daraufhin Luftangriffe auf Ziele in dem Palästinensergebiet.

Also dreht sich die Gewaltspirale trotz Gesprächen weiter?

Israel hatte 1967 das Westjordanland und Ost-Jerusalem erobert. Dort leben heute mehr als 600.000 israelische Siedler. Die Palästinenser beanspruchen die Gebiete für einen künftigen unabhängigen Staat Palästina mit dem arabisch geprägten Ostteil Jerusalems als Hauptstadt.

Irgendwann wird man in Zukunft auch die extremen Gruppierungen wie z.B. die Hamas an den Verhandlungstisch bringen müssen, selbst wenn man sie als Terroristen einstuft (man redet z.B. auch mit den afghanischen Taliban – und die sich sicher nicht weniger „terroristisch“). Denn wenn nur die „Friedfertigen“ miteinander reden und die Terroristen weiter schießen und bomben, kann es zu keiner friedlichen Lösung kommen.  Selbstgerechtigkeit – wir sind die Guten – muss halt für den guten Zweck endlich zur Seite geschoben werden, um des Friedens willen!

Es bedarf endlich einer für alle tragbaren halbwegs gerechten Lösung für Israel-Palästina.

Eine gute Nachricht – oder dann doch nicht?

Scheinheiligkeit angesichts von ca. 60 toten Männern, Frauen und Kindern

Man hat sie schon öfter gehört, diese Art von Meldungen: so und so viele sind bei einem Fluchtversuch im Mittelmeer ertrunken. Diesmal wieder: Mindestens 59 Migranten ertrinken in Sichtweite der italienischen Küste! In den Nachrichten gestern sah man die angeschwemmten Reste des zerschellten Bootes.

An der süditalienischen Küste ist ein Boot mit Migranten kurz vor Erreichen des rettenden Ufers verunglückt. Laut italienischer Küstenwache war das Boot der Flüchtlinge in Steccato di Cutro in der Provinz Crotone in Kalabrien nur wenige Meter von der Küste entfernt bei stürmischer See an den Klippen zerschellt. Mehr als die Hälfte der bisher geborgenen Toten sind Frauen und Kinder. (Unter den Toten waren auch 12 Kinder, unter ihnen auch ein neugeborenes Baby). Laut Küstenwache wurden 80 Menschen lebend geborgen. 20 von ihnen befinden sich den Angaben zufolge im Krankenhaus.  Die Opferzahl könnte Medienberichten nach noch steigen. Bis zu 250 Personen sollen an Bord gewesen sein. Viele der Migranten kamen aus Afghanistan und dem Iran.

Die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni zeigte sich am Sonntag entsetzt über das Unglück. „Es ist kriminell, ein kaum 20 Meter langes Boot mit gut und gern 200 Personen an Bord bei schlechten Wettervorhersagen aufs Meer zu schicken“, meint sie. Ihre Regierung bemühe sich zu verhindern, dass solche Boote überhaupt ablegten. Sie fordere dabei ein Maximum an Kooperationsbereitschaft der Ausgangs- und Herkunftsländer. Italiens Innenminister Matteo Piantedosi forderte ein schärferes Vorgehen gegen Schlepper. Es müsse verhindert werden, dass solche Boote überhaupt in See stächen. Nach Angaben des italienischen Innenministeriums sind in diesem Jahr bis einschließlich 23. Februar schon 13.067 Migranten auf dem Seeweg ins Land gekommen, weit mehr als doppelt so viele wie Vorjahreszeitraum (5.273).

Ich frage mich, was diese emotionalen Aussagen eigentlich sollen? Wenn es also stimmt, dass diese Flüchtlinge hauptsächlich aus dem Iran und Afghanistan kommen, und viele Frauen  – mit Kindern – an Bord waren, es ist unschwer zu erraten, warum sie ihre Heimat verlassen haben. Keine Frau bei uns möchte erdulden, was diese Frauen im Afghanistan erleiden müssen, und wie unfrei sie auch im Iran sind. Ich kann auch nachvollziehen, dass sie ihre Kinder davor bewahren wollen, unter den dort herrschenden Umständen aufwachsen zu müssen. Also wenn jemand ernsthaft den „Flüchtlingsstrom eindämmen will“, muss er eher politisch wirksam werden, um die Zustände in diesen Ländern zu ändern – aber davon  habe noch nichts gehört.

Nun begeben sich diese armen Menschen auf die Flucht, mit Sack und Pack und Kindern. Und wenn Sie nur einen Blick auf die Landkarte werfen, ist der Weg in die Türkei weit, es gibt Grenzen zu überwinden – entweder legal – wahrscheinlich eher nicht – und weite Strecken zurückzulegen. Dann ist man endlich – in einem Flüchtlingslager in der Türkei, eher unerwünscht unter ungünstigsten Bedingungen.  Also sucht man Schlepper, die einen über das Meer in das ersehnte Land in der EU bringen. Man wählt nicht den näheren Weg aus der Türkei – auf die griechischen Inseln, denn von den Lagern dort, aus denen man nicht mehr entkommen kann, hat man schon gehört, also lieber den weiteren Weg nach Italien.

Wer hat dieses Boot aufs Meer geschickt? Ich gehe davon aus, dass diese Flüchtlinge viel Geld dafür bezahlt haben, dass sie dieses wahrscheinlich schadhafte Bott überhaupt betreten durften – sie wollten wahrscheinlich rasch aus der Türkei in die EU kommen. Also zahlt man den Schleppern mit dem letzten Geld und ist froh, auf das wahrscheinlich schon recht schadhafte Boot zu kommen. Da wartet man nicht, bis wettermäßig die günstigsten Bedingungen herrschen – nur fort, nur weg – endlich geht es Richtung Strände Europas.

Und dann der Sturm, die Felsen, man sieht sie schon die ersehnte Küste, aber das Boot zerschellt –  man versucht mit den Kindern an Land zu kommen – Schwimmen konnte man in der alten Heimat nicht mehr lernen!

Unter diesen wahrscheinlichen Umständen finde ich die Rederei von den Regierungsspitzen eher „scheinheilig“!  „Es ist kriminell bei einem solchen Wetter ein Boot aufs Meer zu schicken“! Wer darf nicht schicken? Oder man fordert schärferes Vorgehen gegen die Schlepper – wer sollte schärfer vorgehen – natürlich nicht man selbst.

Und zusätzlich besteht  ein Dekret der Regierung Meloni, das mit der Verabschiedung durch den Senat vergangene Woche Gesetz wurde, die Arbeit ziviler Seenotretter erheblich erschwert. So müssen sie nun schon nach der ersten Rettungsaktion einen italienischen Hafen ansteuern, anstatt womöglich mehrere Rettungen durchzuführen. Zudem werden ihnen oft Häfen zugewiesen, die weit vom Einsatzgebiet im zentralen Mittelmeer entfernt liegen, womit sie tagelang unterwegs sind.

Wenn man ernsthaft solche Situationen – wie das Ertrinken von wahrscheinlich 60 Männern Frauen und Kindern verhindern will, müssen wir alle (Europäer) an den Wurzeln des Übels ansetzen und daran arbeiten, dass sich die Bedingungen in den Ursprungsländern sich ändern, dass die Menschen gar nicht mehr daran denken müssen, zu fliehen, sondern – wenn sie wirklich nach Europa kommen wollen, Bedingungen vorfinden, wo sie legal ihre Anträge stellen können, die dann auch zügig bearbeitet werden.

Wir alle sind schuld, an diesen Toten, wir sollten uns alle schämen.

Scheinheiligkeit angesichts von ca. 60 toten Männern, Frauen und Kindern

G’schicht’ln aus meinem Arbeitsleben

in der WAVE

Im Facebook gibt es eine Gruppe, die nennt sich – „wir waren die WAVE“. Ich habe die Mitglieder der Gruppe durchgesehen, aber einige – vor allem die Chefs – fehlen mir doch. Manche kenne ich nicht (mehr). Ich bin doch schon lange aus dem Arbeitsleben ausgeschieden und die Strukturen und Schwergewichte haben sich dort sehr verändert.

Aber ich war auch WAVE, damals eine Tochtergesellschaft der Bank Austria, um die Tochterbanken im Ausland Informations-technisch zu betreuen.

Anfänglich waren wir sehr „London-lastig“. Dort saß unser Chef mit einer sehr kompetenten Riege englischer Kollegen. Dieser Chef war eher „anders“, als Chefs im Wiener Headquarter. Ich habe ihn für einen guten Chef gehalten, aber es blieb es nicht lange, denn er war  den Wienern wohl etwas zu „bunt“, also verhaltensauffällig, und er verrechnete zu hohe Spesen.  

Das Gewicht verschob sich aus London nach Wien. Nicht immer zur Freude der Londoner Kollegen. Wir waren beauftragt, unsere Auslandstöchter zu unterstützen. Es war der Anfang dieser Töchter. Warum weiß ich zwar nicht, aber ich „betreute“ eine unserer Töchter in München. Das war jedenfalls ungleich leichter, als die Betreuung z.B. in Budapest, oder Prag oder sogar Zagreb.

Die Hauptlast dieser Betreuung lag dort bei den Londoner Kollegen, die über längere Zeit in München blieben – und sich dort wirklich gut eingelebt hatten. Ich fuhr nur ca. einmal im Monat nach München, meist zusammen mit einer Mitarbeiterin der Bank. Wir flogen mit dem frühesten Flieger und fuhren dann mit der Bahn in die Stadt, die Arbeit konnten wir so ca. um 10 Uhr dort beginnen.

Zuerst konferierten wir mit unseren Kollegen aus London, der lokalen IT-Crew. Und am Nachmittag kam dann die Berichterstattung an die Chefs der dortigen Bank. Wir verstanden einander alle sehr gut. Daher liefen unser Sitzungen meist ziemlich problemlos ab. Auf unserer Seite versuchten wir die Zeit- und Kostenrahmen unserer Projekte nicht zu überschreiten, was uns meist ganz gut gelang. Zu auftretenden Fehlern mussten wir zwar stehen, wurden gerügt – und besserten sie dann so rasch es uns möglich war wieder aus. Die WAVE-Chefs wurden meist nicht involviert.  

Ansonsten hatten wir es als Team eigentlich recht lustig, mittags an diesen Besuchstagen gingen wir – im Sommer – meist in einen Biergarten essen. Ich kaufte – am Weg – noch Weißwürste, die ich meinem Mann am Abend in Wien servierte.

Abends gab es mehrere Verbindungen von München nach Wien, wenn viel zu tun war, erwischten wir öfters den nur mehr letzten, den so genannten Lumpensammler. Manchmal brachten uns Münchner Kollegen noch gerade rechtzeitig auf den Flugplatz.

Leider wurde diese Münchner Tochterbank nach einiger Zeit vom Standpunkt der Bank Austria geschlossen.

Ich wurde aber nicht arbeitslos, denn vom Management wurde entschieden, ein gemeinsames „On-Line-Banking“ Projekt zu starten.  Allerdings war ich nicht „erste Wahl“ für den Projektleiter. Aber nachdem zwei junge, sehr dynamische Herren die Projektleitung zurückgelegt hatten (die Arbeit entsprach nicht ihren Vorstellungen) wurde ich gebeten, sie „temporär“ zu übernehmen. Ich blieb dann Projektleiter bis Ende des Projektes.

Die Schwierigkeiten waren nicht technischer Natur. Sondern zwei der Töchter kämpften (verbissen) ihre eigene technische Version für alle Töchter durchzusetzen. Es waren beide keine schlechten Lösungen, die tschechische war vielleicht etwas besser als die ungarische, aber es wäre undenkbar für Ungarn gewesen, die tschechische Lösung übernehmen zu müssen.

Daher blieb mir nicht anderes übrig, als eine „österreichische  Lösung“, die von einer Wiener Firma angeboten wurde,  zu implementieren. Zwar waren damit alle dagegen, aber wir konnten uns mit großer Mühe (und viel Arbeit) durchsetzen – und letztlich hat es funktioniert. Aber ich habe in der Zeit ein gewisses Verständnis für unseren alten Kaiser Franz Josef I. entwickelt, der ja auch immer wieder zwischen Tschechen und Ungarn lavieren musste, und die Bankchefs in Ungarn und Tschechien waren harte Verhandlungspartner. Die gemeinsamen Sitzungen verliefen nicht immer friktionsfrei. Bei meinen Besuchen in den Hauptstädten unserer Töchterbanken wurde ich nicht immer freundlich und zuvorkommend behandelt, wie ich aus München eigentlich gewohnt war. Man ließ mich oft warten, der Ton war rau. Man warf mir Zuspätkommen vor, nur weil der Zug nach Budapest z.B. Verspätung hatte. Manche der Unfreundlichkeiten hatten vielleicht auch damit zu tun, dass ich eine Frau war. Diese Bankenchefs agierten z.T. schon wie Machos.

Aber die Arbeit hat damals viel Freude gemacht, mit manchen dieser Kollegen habe ich noch bis heute Kontakt. Es war eine schöne Zeit!

G’schicht’ln aus meinem Arbeitsleben

Wieder ein Buch, das dramatisiert wurde

Serge, von Yasmin Reza, im Burgtheater

Ich war gewarnt. Die Kritiken waren nicht so besonders, eine Freundin hat es gesehen, und war nicht begeistert. Sie hat gemeint, es wäre gescheiter, das Buch vorher zu lesen, man würde sich besser auskennen.  Ist sich leider nicht mehr ausgegangen, Aber ich denk‘ mir dann immer, ich will mir meine eigene Meinung bilden. (Naja, und auch, „wenn mi‘ das Abonnement net vermittelt hätt …).

Kurz zum Inhalt

Die Geschwister Serge, Jean und Nana Popper leben in Paris. Sie sind Nachkommen jüdischer Überlebender der Shoah, deren Geschichten nach Ungarn und Wien zurückreichen. Großvater, Großtante und Urgroßmutter sind in Auschwitz ermordet worden; als Mitglieder der späten zweiten Generation nach dem Krieg gehen die drei langsam auf ihr Rentenalter zu.

Das heißt jedoch nicht, dass ihre Leben in ruhigen Bahnen verlaufen würden. Serge wurde von seiner Freundin Valentina verlassen und wechselt noch immer von Job zu Job; das Verhältnis zu seiner Tochter Josephine ist kompliziert. Auch Jean lebt in Trennung. Und Nana strampelt in ihrer Ehe und mit ihren zwei Kindern, um irgendwie den Kopf über Wasser zu halten. Zur Auseinandersetzung mit der traumatischen Familiengeschichte bleibt da keine Zeit, keine Muße, keine … Motivation?

Als ihre Mutter stirbt, beschließen die drei jedoch sich der Vergangenheit zu stellen. Es beginnt ein aberwitziger Roadtrip nach Auschwitz und eine Belastungsprobe ihrer Beziehung, wenn sie schließlich durch das ehemalige Vernichtungslager wandeln und mehr oder weniger erfolglos versuchen, mit ihrer Betroffenheit in Kontakt zu kommen – während sie vordergründig in den komischen Blüten, die ihre dauernden Streitereien treiben, gefangen bleiben.

Nach DREI MAL LEBEN, KUNST, DER GOTT DES GEMETZELS und BELLA FIGURA ist SERGE bereits der fünfte Text Rezas, geboren 1959, der am Burgtheater zur Aufführung kommt. Sie hat Serge allerdings als Buch geschrieben, und mir ist eigentlich nicht klar, warum es unbedingt für die Bühne adaptiert wurden musste.

Was mich an dem Stückwirklich interessiert hätte, eine Darstellung der Erinnerungskultur der Shoah aus jüdischer Perspektive – heute. Die kommt allerdings nur sehr nebenbei und beiläufig daher, und geht unter all den familiären Problemen die in den Familien auftreten fast unter. Vielleicht ist das die Aussage?

Die Schauspieler sind allesamt großartig, gut verständlich, auch wenn sie auch manchmal – besonders die Damen, extrem schnell „plappern“.

Es ist wieder eine Aufführung „ohne Pause“. Das wird ermöglicht durch das Bühnenbild, das das ganz Stück über gleich (hässlich) bleibt, egal wo sich die handelnden Personen befinden. Und das trägt nicht wirklich zum Verständnis der Handlung bei.

Viele finden die fehlenden Pausen einen Nachteil, man hat keine Gelgenehit mehr, sich zwischendurch mit seinen Bekannten und Freunden, die sich ja immer im Theater finden, auszutauschen. Nachher bedarf eines  „Willensaktes“, sich noch einmal zusammenzusetzen. Und man muss gemeinsam irgendwo hin gehen. Wir haben uns gestern noch ein wenig zusammengesetzt, in der Kantine – und ein Glas Wein getrunken.

Was mich an der Aufführung gestört hat: man konnte sich kaum mit irgendeiner Person identifizieren, auch nicht wirklich mit ihnen Empathie empfinden. Die ganz Geschichte – inclusive Auschwitz und Birkenau ließ mich kalt. Alles blieb – beiläufig.

Schade eigentlich. Ich hätte mir lieber das Buch kaufen sollen, um es zu lesen.

Wieder ein Buch, das dramatisiert wurde

Ein nostalgischer Vorfrühlingsspaziergang

Heute scheint die Sonne, der Himmel ist azurblau, nur manchmal driften luftige kleine weiße Wölkchen vorbei. So hat sich die Welt vom Fenster aus dargestellt. Da muss man doch einen Spaziergang machen – im Vorfrühling. Naja, draußen hat sich das doch gleich ganz anders angefühlt. Es weht ein ziemlich starker kalter Wind, und so warm wie gestern ist es auch nimmer. Aber wenn an schon draußen ist … Also habe ich meine Besorgungen abgearbeitet.

Bei uns in der Gasse gibt es Hindernisse für Fußgeher. An der Ecke befindet sich eine Mjam-Filiale. Dorthin kommen laufend Fahrradboten mit großen, sehr großen Rucksäcken. Es gibt keine Fahrradständer, sondern halt die üblichen Parkplätze, daher stehen die Fahrräder auf dem Gehsteig, wild verteilt und die Männer – ich habe noch keine Frau dabei wahrgenommen – mit ihren Rucksäcken sperren den Gehweg ab. Auf Aufforderung machen sie dann schon Platz, aber auffordern muss man sie halt, und das haben sie nicht so gerne, denn sie arbeiten ja. Es ist an der Firma, für ausreichend Fahrradplätze zu sorgen – oder?

Durch den von mir so geliebten Burggarten (der Weg direkt vor der Hofburg wird noch immer „gepflastert“ und ist daher gesperrt – warum dauert alles bei uns so lange?) sah ich eine Dame, die etwas versteckt Tauben fütterte. Ich war versucht, sie zu fragen, warum sie Ratten füttert, wollt‘ ihr aber dann doch den Tag nicht verderben.

Sodann ha e ich mich bei der Kasse des Kunsthistorischen Museums angestellt. Früher habe ich meine Jahreskarte über die Freunde des Kunsthistorischen Museums bezogen (sie wurde mir mit der Post zugeschickt). Jetzt – nachdem diese Gruppierung durch das Museum abgehalftert wurde – kann ich meine Jahreskarte zwar noch dort bestellen, muss sie aber im Kunsthistorischen Museum selbst abholen.  Und dort, bei der Kassa war leider eine lange Schlange. Die Kassa ist im Freien und der Wind pfiff dort ganz ordentlich. Aber dann war die Kassiererin doch sehr freundlich.

Weiter ging’s dann durch das Burgtor und ich dachte an die armen in der Stadt arbeitenden Menschen, die gestern abends  nur über Umwege nach Hause kommen konnten, um ihren Feierabend und das Wochenende zu beginnen, denn die Gegend hier war weitgehend abgesperrt und die Ringwagen der Straßenbahn fuhren nicht.  Und das alles aufgrund des „Akademiker“-Balles und den Demonstrationen dagegen. Könnte der Akademikerball nicht vielleicht in Zukunft in so etwas wie in der  Arena-Wien stattfinden?

Am Heldenplatz – eigentlich ein unglücklicher Name, aber ein besserer, unverfänglicher, fällt mir auch nicht ein, stehen die Provisorien für den Parlamentsumbau auch noch immer. Wann werden wieder die grünen Rasenflächen sichtbar sein – schön wär’s zu Fliederblüte, aber das wäre wohl zu ambitioniert?

Im Volksgarten – die Rosen sind noch immer in die Kaffeesäcke eingepackt – es wird ja auch noch kälter – sammelte sich ein lautes Grüppchen, um gegen irgendetwas zu protestieren.  Gelangweilte Polizisten standen herum und begleiteten sie dann weiter in den Burghof, wo sie weiterhin  ihre Proteste verkündeten und trommelten. Viele Leute saßen im Park schon auf den Bänken und ließen sich von der Sonne anscheinen. Alle warten wir schon dringend auf den Frühling. Entlang des Leopoldinischen Traktes und durch den Schweizerhof kam ich dann auf den Josefsplatz. Werden die Blumenkistln dort bleiben, nachdem dein Teil des Platzes davon umsäumt gewesen ist, als das Parlament dort tagte?

Dann bin ich durch die Dorotheergasse Richtung Graben spaziert. Bei der Überquerung bei der Plankengasse hätte ich fast einen Fiaker übersehen. Und weil es eh schon späte Mittagzeit war, bin ich beim Trzesniewski eingekehrt. Naja, so gerne mag ich die Brötchen gar nicht, aber oft habe ich welche für meinen Mann gekauft. Außerdem scheint dieses Etablissement auch in den Fremdenführern zu stehen, ich musste mich ein Weilchen anstellen. Ich glaube nicht, dass es die drei Brötchen das wert waren.

Na dann war das Bankfoyer dran. Und um noch die Nostalgie zu vervollständigen, wollte ich mir bei der Aida einen Stehkaffee kaufen. Aber das wurde dann doch nichts, weil den hätte ich bei irgendeinem Kellner, einer Kellnerin bestellen müssen – und die waren beschäftigt (sie wurden gerade von Touristen photographiert). Also halt kein nostalgischer Stehkaffe mit einer Zimtschnecke.  

Noch schnell ein paar Dinge, die zu Hause wieder fehlten, eingekauft – und es wird dann doch immer mehr,  der Rucksack war schwer, und eigentlich wollte ich schnell nach Hause. Aber dann schaute ich noch beim Heiner hinein, ich konnte das Lokal kaum betreten, so viele Leute kamen heraus und kaufte mir – auch außerordentlich nostalgisch-  eine Cremeschnitte, die ich aber dann zu Hause, mit einem Kaffee beim Lesen der heutigen Zeitungen verspeiste.

Na sehr gesund habe ich mich heute zu Mittag nicht ernährt, aber ab morgen gibt’s dann wieder Gemüse ….

Ein nostalgischer Vorfrühlingsspaziergang