Was ich zu den Vulkan-Files finden konnte

Dass Russland den Cyber-Krieg plant ist grundsätzlich nichts Neues. Der Staat führt ja parallel auch einen sehr gekonnten Informationskrieg. Mir scheint, dass der Westen diesbezüglich in Russland, in den von Russland besetzten Gebieten und in mit Russland befreundeten Ländern weniger aktiv ist.

Die „Vulkan Files“ zeigen, wie sich Russlands Geheimdienste und das Militär für den digitalen Krieg wappnen. Die internen Dokumente stammen aus der Moskauer Firma „NTC-Vulkan“. Sie arbeitet als eine Art Technik-Zulieferer für den russischen Staat. „Vulkan“ entwickelt Instrumente für Cyberattacken und Desinformationskampagnen. Diese Firma sieht auf den ersten Blick aus wie ein herkömmliches IT-Unternehmen. Laut ihrer Webseite bietet sie Software an, die Unternehmen gegen Hackerangriffe absichern soll.

Diese Moskauer IT-Firma arbeitet angeblich mit russischen Geheimdiensten zusammen, um weltweite Hackerangriffe durchzuführen, die etwa auch Angriffe auf Einrichtungen der kritischen Infrastruktur ermöglichen sollen. Zu den Zielen des Programms gehört den Unterlagen zufolge, mit spezieller Software Züge entgleisen zu lassen oder Computer eines Flughafens lahmzulegen. Es sei aber nicht ersichtlich, ob das Programm derzeit etwa gegen die Ukraine eingesetzt werde, hieß es.

Angeblich verbergen sich hinter dieser Firma die Geheimdienste FSB und GRU. Inzwischen wurde herausgefunden: Auch der dritte wichtige Geheimdienst, der SWR, arbeitet mit dieser Firma zusammen und es besteht der  Eindruck, dass diese Firma eine Art Zulieferer  für die Geheimdienste ist, die mit bestimmten Wünschen an externe Firmen, an Dienstleister herantreten und Software für unterschiedlichste Zwecke bestellen. Das kann die Vorbereitung von Hacking-Operationen sein oder der Wunsch nach Überwachungstools. Die Firma „Vulkan“ sitzt offenbar in diesem System aus Geheimdiensten, aus staatlichen Forschungsinstituten und privaten Firmen an einer zentralen Stelle. „Vulkan ist eine Säule des russischen Polizeistaats. Vulkan entwickelt Software, die gegen das eigene Volk und gegen andere Länder eingesetzt werden kann“, sagte ein ehemaliger Vulkan-Mitarbeiter. Die Daten zeigen, dass die Programme beauftragt, getestet und bezahlt worden sind.

Bei dem Daten Leak handelt es sich demnach um Tausende Seiten interner Unterlagen der Moskauer IT-Firma NTC Vulkan: Projektpläne, Softwarebeschreibungen, Anleitungen, interne E-Mails sowie Überweisungsunterlagen der Firma. Die Dokumente zeigen den Berichten zufolge, wie russische Geheimdienste mithilfe privater Firmen weltweite Hacking-Operationen planen und ausführen lassen.

Es wird davon ausgegangen, dass diese Daten authentisch sind: In diesen Dokumenten werden sehr viele Namen erwähnt: Namen von Mitarbeitern des Verteidigungsministeriums, des Generalstabs, von Geheimdiensten. Es sind Namen, die man in anderen Quellen überprüfen kann. Es befinden sich  viele E-Mails aus der Firma in diesem Leak. Auch darin stehen Namen, Handynummern, Funktionen – also Job-Beschreibungen, die sich mithilfe anderen Quellen überprüfen lassen. 

Staatliche Forschungsinstitute in den Städten Rostow am Don, Kursk und Serpuchow kooperieren mit Vulkan und den Geheimdiensten bei der Entwicklung. Es besteht offenbar ein russlandweites Netzwerk für den Cyberkrieg, das der Kreml seit Jahren ausbaut. „Amesit“ scheint offenbar an der Militärakademie des russischen Generalstabs bereits in Betrieb zu sein.  Ob Vulkan-Software auch bei Operationen im Rahmen des Ukraine-Kriegs genutzt wird, ist jedoch nicht bekannt.

Die Dokumente geben einen sehr tiefen Einblick, wie die russische Führung, wie die russischen Geheimdienste, den Krieg ins Internet tragen wollen – und wie sie digitale Tools nutzen wollen, um einerseits Ziele im Ausland anzugreifen, andererseits ihre eigene Bevölkerung systematisch zu überwachen.

Vulkan liefert z.B. Unterlagen, um Ziele zu identifizieren, die man später möglicherweise mit Hacker-Gruppen angreifen kann. Dazu gehört, dass man sich damit befasst, wie man kritische Infrastruktur angreifen kann. Dazu gehört, wie man Propaganda ins Netz bringt.

Und Vulkan ist schon lange aktiv. Google bestätigte, man habe bereits 2012 eine Vulkan-Mailadresse im Zusammenhang mit Schadsoftware der russischen Hackertruppe „Cozy Bear“ identifiziert. Sie wird für zahlreiche Hackerangriffe auf Behörden und Organisationen in Europa und den USA verantwortlich gemacht und wird dem Auslandsgeheimdienst SWR zugerechnet.

Es gab in der Vergangenheit immer wieder Belege, dass russische Geheimdienste nicht davor zurückschrecken, kritische Infrastruktur anzugreifen: zum Beispiel Kraftwerke, zum Beispiel Stromnetze. Und auch das sehen wir in den Dokumenten: Dass sie sich teilweise mit kritischer Infrastruktur befassen und dass es etwa darum geht, wie man Propaganda ins Netz bringt.

Auf Journalisten-Anfragen reagierten weder die Firma Vulkan noch die russischen Behörden. Doch es konnten mehr als 90 ehemalige und aktuelle Mitarbeiter von Vulkan ausfindig machen, mehrere bestätigten Einzelheiten der Recherche.

Die Kriegsführung der Russen in der Ukraine ist hybrid. Es ist durchaus möglich, dass Teile dessen, was wir in den Dokumenten sehen, auch dort zum Einsatz gekommen ist.

Ein weiteres Ziel Russlands: Das Internet in besetzten Gebieten steuern – und zu bestimmen, was Nutzern angezeigt wird und was nicht. Auch dabei soll Vulkan-Technologie helfen, etwa mit der Software „Amesit“. Deren Aufgaben laut der geleakten Dokumente ist:

  • Der Zugriff auf unerwünschte Datenkanäle wird blockiert.
  • Anfragen von Usern werden auf erwünschte Internetressourcen in vorgesehenen Territorien umgeleitet.
  • Ihr Ziel ist die vollständige Kontrolle über die Informationen in dem Gebiet, in das sie einzudringen versuchen. Man geht also in ein Gebiet, übernimmt die Kontrolle über die Kommunikation und nutzt diese Kontrolle dann, um Desinformationen zu verbreiten, soziale Medien zu manipulieren und Informationen zu unterdrücken.

Eine anonyme Quelle hat angeblich den Großteil der Vulkan Files kurz nach Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine die Daten verschiedenen Medien zur Verfügung gestellt. Die Daten stammen demnach aus den Jahren 2016 bis 2021 und lassen daher nur Analogieschlüsse auf die heutige Situation zu. Als Motiv habe die Quelle Russlands Angriffskrieg und die engen Verbindungen von Vulkan zu Geheimdiensten genannt. Mehrere westliche Nachrichtendienste hätten bestätigt, dass die Dokumente authentisch seien.

Vieles hatte man ja schon ahnen können, jetzt liegen Beweise vor. Jetzt wissen wir, wie es möglich ist, dass in Russland, in den Besetzten Territorien sowie in befreundeten Staaten  die Menschen glauben, dass die USA diese Spezialoperation begonnen haben. Leider erreicht diese Propaganda auch „den Westen“, und damit uns, wie wir leider feststellen müssen.

Was ich zu den Vulkan-Files finden konnte

Über die manchmal schwierige Themenfindung bei meinem Blog

Heute fällt es mir schwer. Es fällt mir nichts Gescheites ein, worüber ich schreiben könnte. Naja einfallen tut mir schon einiges, aber ich weiß, dass Sie daran herzlich wenig Interesse haben, wie mir Statistiken zeigen, die ihre Zustimmung und Ablehnung oder Ihr Desinteresse bekunden.

Historisches schreibe ich gerne, aber Sie finden das zumeist etwas – fad, einiges wäre über das Alhambra-Edikt (vom 31. März 1492) zu berichten. Knapp zwei Monate nach der endgültigen Rückeroberung der Iberischen Halbinsel von den Mauren unterzeichnen die Katholischen Monarchen Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragon das Alhambra-Edikt, nach dem alle im Land befindlichen Juden zum Christentum konvertieren oder auswandern müssen. Das hatte Konsequenzen nicht nur für Spanien, sondern z.B. auch das spätere Osmanische Reich. Aber der Vergleich mit späteren ähnlichen Vereinbarungen hinkt.

1889 wird  in Paris anlässlich der Weltausstellung der von Gustave Eiffel erbaute und nach ihm benannte Eiffelturm eingeweiht. Das wäre ja nicht so besonders bedenkenswert, aber der zu diesem Zeitpunkt höchste Stahlfachwerkturm, der von der Pariser Bevölkerung als „Schandfleck“ wahrgenommen wird, sollte ursprünglich nur 20 Jahre stehen bleiben. Heute gilt er als unumgängliches Wahrzeichen von Paris, wird „politisch“ genutzt, indem er durch Beleuchtung in verschiedene Farben getaucht wird.

Oder: Nachdem sich das Deutsche Reich 1909 demonstrativ hinter Österreich-Ungarn gestellt hat, erkennt Serbien die österreichische Annexion von Bosnien und Herzegowina an. Die Bosnische Annexionskrise gilt als wichtiger Meilenstein auf dem Weg zum Ersten Weltkrieg. Im heutigen Bosnien Herzegowina war lange Zeit in Österreicher Hoher Repräsentant.  Die Macht des Amtes des Hohen Repräsentanten, sämtliche demokratischen Einrichtungen zu überstimmen, wurde auch nach allgemein als „frei und fair“ beurteilten Wahlen nicht beschränkt. Naja, mich darüber zu verbreiten wäre wohl nicht in Ihrem Sinn.

Stolz waren wir damals am 31. März 1958  als die österreichische Fluggesellschaft Austrian Airlines den Linienflugverkehr zwischen Wien und London aufnahm. Es war die erste Verbindung des nach dem Abschluss des Staatsvertrags wieder zulässigen Luftverkehrs. Jetzt sind wir schon froh, wenn das Flugpersonal der AUA zu Ostern 2023 nicht streikt.

Und das fand am 31. März 1965 statt: In Wien wird der ehemalige Widerstandskämpfer Ernst Kirchweger bei einer Demonstration gegen den umstrittenen Historiker Taras Borodajkewycz vom Studenten Günther Kümel, Mitglied des Rings Freiheitlicher Studenten tödlich verletzt. Darüber, davon gehe ich aus, haben Sie schon viel gehört und gelesen, daher – so stelle ich mir vor, würde Sie das „Wiederaufwärmen“ dieser Geschichte nicht gerade erfreuen.

Bei einer Volksabstimmung im Iran am 31. März 1979 im Zuge der Islamischen Revolution entscheidet sich eine überwältigende Mehrheit für die Einführung einer Islamischen Republik. Das betrifft alle Iraner – auch heute – aber viele lehnen das Mullah-Regime jetzt deutlich ab, wie man auch bei Demonstrationen in Wien hören kann. Aber – ich gehe davon aus, dass Sie das wirklich nur am Rande interessiert.

Am 31. März 1991: Bei einem vom Vorsitzenden des Obersten Sowjets, Swiad Gamsachurdia, organisierten Referendum stimmen offiziell fast 99 % der Stimmberechtigten für die Unabhängigkeit Georgiens von der Sowjetunion. Das lässt Sie sicher ziemlich kalt, aber für mich ist es wichtig, da ich demnächst in dieses Land zu reisen.

Soweit zu historischen Fakten. Über die österreichische Innenpolitik mag ich nicht schreiben, weil es da wenig im „historische Ereignisse“ geht, sondern um gegenseitige Vorwürfe und Streitereien. Und wenn man Stellung für die eine oder andere Causa bezieht, wird vom umgehend von einige Leuten übelst beschimpft. Und diesen Ton kann ich nicht leiden, daher setzte ich mich diesen Problemen eher nicht aus.  Aber über die gestrige schüttere Besetzung im Parlament bei der Selenskyj Rede habe ich mich schon ein wenig für unser Land geschämt. Naja, vielleicht sollte ich mich auch über die Neutralität ein wenig informieren, bevor ich Sie damit wieder einmal belästige?

Über kulturelle Ereignisse schreibe ich im „Anlassfall“, also wenn ich ins Theater oder in ein Museum gehe.

Ein Thema das mich sehr interessiert – bei Ihnen bin ich mir da nicht so sicher, sind bestimmte Aspekte des Ukraine-Krieges. Aber das meide ich letztlich doch eher, da es mich auch sehr belastet. Aber über den Cyber-Krieg bzw. Informationskrieg der von Russland geführt wird, muss ich mich selber erst schlau machen, also recherchieren über die Vulkan-Files, bevor ich Ihnen davon berichten kann. (Erfolgt aber demnächst).

Aus meiner persönlichen Geschichte habe ich Ihnen ohnedies schon viel erzählt, aber einen gewissen „Anlassfall“ benötige ich schon dazu und es fällt mir derzeit keiner ein.  

Wird schon wieder werden.

Über die manchmal schwierige Themenfindung bei meinem Blog

Ich wünsche mir einen ordentlichen Landregen

Heute tröpfelt es am Nachmittag – also Sprühregen fällt – so vor sich hin, nicht gerade das, was wir brauchen würden, einen ordentlichen Landregen nämlich. Als Dauerregen oder Landregen bezeichnet man ein lang andauerndes Niederschlagsereignis. In den gemäßigten Breiten fällt er fast ausschließlich aus Nimbostratuswolken. Dauerregen kann mehrere Stunden bis Tage dauern, selten jedoch auch mehrere Wochen. Früher fürchtete man ihn während der wenigen Urlaubstage. Bei uns tritt er meist im Zusammenhang mit einer Warmfrontpassage auf. In Mitteleuropa spricht man im Allgemeinen dann von einem Dauerregen, wenn er mit ununterbrochenen Regenfällen und einer Intensität von über 0,5 Millimeter Niederschlag pro Stunde über einen Zeitraum von mindestens sechs Stunden anhält.

Und da unser Grundwasserpegel sehr niedrig sind, Flüsse und Bäche wenig Wasser führen und Seen einen Tiefstand aufweisen, wäre so ein Landregen schon sehr wünschenswert.

Auch ein Starkregen wäre mir willkommen, diese werden in der Meteorologie als große Mengen Regen bezeichnet, die in kurzer Zeit fallen. Starkregen kommt in gemäßigten Breiten vor und kann von wenigen Minuten bis zu einigen Stunden dauern. In der Praxis gilt ein Regen dann als Starkregen, wenn mindestens 5 Liter auf den Quadratmeter in 5 Minuten oder mehr als 17 Liter pro Quadratmeter in einer Stunde gefallen sind. Ereignisse bei Gewittern, bei denen in 30 Minuten 30 Liter auf den Quadratmeter fallen, sind in Mitteleuropa relativ selten, können aber unter Umständen bereits durch Überschwemmungen zu überfluteten Kellern führen. Je stärker und länger anhaltend diese Ereignisse sind, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit ihres Auftretens. Im Zusammenhang mit der weltweiten globalen Erwärmung durch die anthropogene Zunahme von Treibhausgasen in der Atmosphäre wird auch eine mögliche Zunahme von Starkregenereignissen diskutiert.

Dann könnte uns derzeit auch ein Platzregen nützen: dieser bezeichnet einen Regen, der sich zeitlich und räumlich nur auf einem kleinen Gebiet abregnet. Er dauert meistens nur wenige Minuten und betrifft oft weniger als einen Quadratkilometer. Es ist in der Regel weder vorhersehbar noch im Nachhinein erklärbar ist, warum sich diese einzelne Wolke ausgerechnet hier und jetzt abregnet, eine benachbarte Wolke aber nicht. Typische Wetterlagen, die das Auftreten von Platzregen befördern, sind die Rückseiten von langsam durchziehenden Kaltfronten, die noch von der Warmfront übriggebliebene Wolkenreste zum Abregnen bringen.

Hauptbestandteil von Regen ist Wasser in flüssiger Form. Das Wasser kann eine Temperatur zwischen −40 °C (unterkühlt, aber nicht gefroren) und über 20 °C haben. Daneben kann der Regen je nach Entstehungsort weitere chemische Elemente und Verbindungen enthalten. Die Anreicherung des Regens mit zusätzlichen Stoffen reinigt die Luft, kann aber für das Regenwasser die Verunreinigung mit unerwünschten Substanzen mit sich bringen. Die im Regen enthaltenen Stoffe können sowohl natürlichen Ursprungs als auch anthropogen, das heißt vom Menschen verursacht, sein.

In den überwiegend von Menschen verursachten Emissionen kommen auch Stoffe vor, die mit Wasser eine neue Verbindung eingehen können und Regen zu einer leicht sauren Lösung machen. Schwefeloxide (SO2) bilden mit Wasser Schweflige Säure (H2SO3), Stickoxide (NO2) bilden Salpetersäure (HNO3). Bekannt ist dieses Phänomen als saurer Regen, es kann in der Regel zu etwa zwei Dritteln auf die Verunreinigung mit Schwefliger Säure und zu einem Drittel auf den Gehalt an Salpetersäure zurückgeführt werden. In Mitteleuropa ging die Intensität des sauren Regens seit den frühen 1980er Jahren zurück.

Regen in Mitteleuropa, der durch Saharastaub verunreinigt ist, nennt man auch Blutregen.

Regen ist die häufigste Form von Niederschlag und trägt dazu bei, den Wasserkreislauf zu schließen, der für das Leben auf der Erde ein entscheidender Faktor ist. Langfristig tragen die durch Regen gespeisten Bäche und Flüsse ganze Gebirge ab. Bei entsprechenden geologischen Verhältnissen können Schluchten und Canyons entstehen. Regen reinigt die Luft und wäscht Staub, Pollen und sonstige Partikel aus. Er löst weiterhin Sauerstoff, Stickstoff, Kohlensäure, Schwefelsäure und Salpetersäure aus der Luft. Die gelösten Stoffe führen zu einer erhöhten Erosion und der Verwitterung von Gestein und Boden, sowie zu einer erhöhten Regenerosion bei Gebäuden, Maschinen und Anlagen (zum Beispiel an Flugzeugflügeln). Regen löst außerdem Mineralien aus Gestein und Boden, die als Nährstoff für Pflanzen sowie andere Lebensformen dienen. Treffen Regentropfen auf feinkörnige Lockersedimente, bilden sich kleine geomorphologische Strukturen, die sogenannten Regentropfeneinschlagkrater, die ebenfalls zur Spritzerosion beitragen.

Übermäßiger Regen kann langfristig zu einer Veränderung des lokalen Klimas (Mikroklima und Mesoklima), und damit auch zu einer Veränderung von Fauna und Flora führen. Ebenso kann dadurch eine Abspülung, beziehungsweise flächenhafte Erosion oder Vernässung des Bodens erfolgen. Kurzfristiger übermäßiger Regen kann lokal zu Sturzbächen und Überflutungen führen. Bei Hanglagen und im Gebirge kann er Hang- oder Erdrutsche und Gerölllawinen hervorrufen.

Ausbleibender Regen führt langfristig zu Dürre und somit zu einer Veränderung des lokalen Klimas, was ebenso Veränderungen bei Fauna und Flora hervorrufen kann. Dieser Prozess fördert die Desertifikation. Durch die verringerte Regenerosion bleiben aber Bauwerke, Anlagen und Maschinen unter Umständen länger erhalten; die Pyramiden von Gizeh sind ein Beispiel für geringe Erosion über Jahrtausende. Kurzfristig ausbleibender Regen (Austrocknung) verändert das lokale Klima nicht und stellt somit keine Bedrohung für Fauna und Flora dar.

Leider bin ich kein Regenmacher, wie es sie früher gegeben hat. Bei den Olympischen Sommerspielen in Peking 2008 wurde Silberiodid mit Hilfe von Raketen in Regenwolken eingebracht, um diese an der Störung der Eröffnungsfeierlichkeiten zu hindern. In Deutschland wird die Regenerzeugung im Landkreis Rosenheim und in Österreich in der Süd-, West- und Ost-Steiermark regulär zur Hagelabwehr verwendet

Dennoch wünsche ich mir noch immer hier und jetzt einen ordentlichen Landregen!

Ich wünsche mir einen ordentlichen Landregen

Nostalgische Gedanken zu Madeira

Wenn hier so wieder einmal richtiges Aprilwetter (schon seit einiger Zeit im März) herrscht, und der kalte Wind bläst – naja,  dann denkt an gerne an (Urlaube in)  Madeira, wo es derzeit (Funchal) 25° hat und sonnig ist …

Wir, mein leider verstorbener Mann und ich zwei Mal in Madeira, einmal im Rahmen einer Schiffsreise – als diese noch etwas exklusiver waren, als heute. Damals sind wir in Funchal an Land gegangen und dort standen wunderschöne Oldtimer, Cabriolets, die man mit Chauffeur mieten konnte, um hier eine Rundfahrt zu machen – na selbstverständlich sind wir nach Monte gefahren, um dort den begrabenen letzten Kaiser zu besuchen. Wir sind auch zu einen Bananenplantage geführt worden – und haben diese süßen Früchte, die halt frisch vom Baum sind, gekostet, und haben Stickerinnen bei ihrer Arbeit zugeschaut und auch einige Deckerln gekauft.  Ich war von der Vegetation sehr angetan, und habe gehofft, noch einmal auf diese Blumeninsel zu kommen.

Ja, wir sind wieder hingeflogen. Viel später, als es nicht mehr nur ein elegantes Hotel in Funchal gab, sondern auch sonstige sehr schöne. Das war nun ein Erholungsurlaub. Wir genossen das bequeme Hotel mit seinen diversen Pools und Terrassen, den Blick aufs Meer, das gute Essen. Dennoch, einmal haben wir uns ein Tages-Taxi gemietet und sind auf der Insel herumgefahren.

Etwas, das ich auf der Insel wirklich versäumt habe, war ein Levada-Spaziergang[CC1] . Das sind künstliche Wasserläufe, die auf Madeira erbaut wurden, um Wasser aus den niederschlagsreicheren Gebieten zu den landwirtschaftlichen Anbaugebieten zu leiten. Meist haben Levadas nur ein geringes Gefälle. Das Wasser der Levadas dient auch der Stromerzeugung. Die sie begleitenden Wege werden touristisch als Wanderwege genutzt. Aber damals war mein Mann schon behindert, und daher war ein derartige Wanderung nicht denkbar.

Aber wieviel wir nicht „wahrgenommen“ haben, hat mir gestern ein Reisefilm meiner Freundin gezeigt. Sie ist zu einem Jahreswechsel nach Madeira geflogen und ihr „Hauptziel“ war das grandiose  Feuerwerk, das dort jährlich zu Silvester veranstaltet wird. Dazu drängen sich die großen Kreuzfahrtschiffe im Hafen, um ihren Gästen dieses Feuerwerk zu bieten. Meine Freundin war mit einem kleinen Boot aufs Meer hinausgefahren (es war schon sehr kalt, hat sie gemeint), um dieses Spektakel zu filmen. Und da sie schon eine Woche auf der Insel weilte, hat sie alle Sehenswürdigkeiten dort abgegrast, Berge, Kirchen  Kapellen, Museen aber besonders Landschaften und Gärten. Die Vegetation ist schon auch zu Weihnachten atemberaubend.

Und ich habe darüber nachgedacht, wer eigentlich Madeira bewohnt hat, bevor…? Obwohl schon die Phönizier Kenntnis von der, oder besser den Inseln hatten und Plinius darüber geschrieben hatte, fehlen Hinweise auf eine Besiedlung in dieser Zeit. Auch auf viel späteren Karten scheinen die Inseln auf. Das Jahr 1419 gilt als Jahr der Wiederentdeckung durch den portugiesischen Seefahrer João Gonçalves Zarco. Es ist jedoch bekannt, dass schon im 14. Jahrhundert Schiffe auf ihrer Rückfahrt von den Kanaren regelmäßig hier anlegten. Ab 1420 wurde Madeira auf Betreiben Heinrichs des Seefahrers (*1394; † 1460 war Initiator, Schirmherr und Auftraggeber der portugiesischen Entdeckungsreisen in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Die von ihm initiierten Entdeckungsfahrten entlang der westafrikanischen Küste begründeten die portugiesische See- und Kolonialmacht und stellen den Beginn der europäischen Expansion dar) von den Portugiesen besiedelt. Madeira ist daher die erste Insel außerhalb Europas, die dauerhaft von Europäern besiedelt wurde. Sklaven von der Guineaküste, von den kanarischen Inseln und später aus Nordamerika wurden auf die Insel gebracht. Das kostbare Lorbeerbaumholz wurde vor allem für den Schiffbau gebraucht. Der Anbau des aus Sizilien eingeführten Zuckerrohrs spielte eine wichtige Rolle. Bereits 1452 wurde die erste Wassermühle zur Zuckerrohrverarbeitung errichtet, nahezu zur selben Zeit wurden die ersten Bewässerungskanäle (Levadas) angelegt. Bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts war Madeira zum Zentrum des portugiesischen Zuckerrohranbaus geworden, das einen großen Teil des (noch kleinen) europäischen Zuckerbedarfs befriedigte. Im Jahre 1456 gingen die Exporte bis ins englische Bristol.

Die üppige Fruchtbarkeit und der große Wohlstand lockten vor 1480 zunehmend Europäer an. Auch  Christoph Kolumbus besuchte die Insel 1478 als Zuckerhändler. Im Jahr 1515 verzeichnete Madeira 19.000 Einwohner, darunter waren etwa 3.000 Sklaven. Der ausgelaugte Boden der Insel brachte nach 1521 immer schlechtere Erträge, und es folgte ein drastischer Niedergang der Zuckerrohrproduktion. Viele Pflanzungen wurden in Weinberge umgewandelt. Im 16. Jahrhundert wurde Madeira ein Exporteur von Weinen.

In der Folge von Mehltau- und Reblausplagen, die den Großteil der Weinpflanzungen vernichteten, verließen ab 1852 zahlreiche Menschen die Insel. Ab 1860 fand die Stickerei immer größere Verbreitung, die Handarbeiten wurden nach England exportiert.

Kaiserin Elisabeth – genannt Sisi -verbrachte ein halbes Jahr auf Madeira um ihre Lungenkrankheit zu heilen. Aber Besucher aus Großbritannien dominieren unter den Gästen vor allem in Funchal und Câmara de Lobos, wo Churchill gemalt hat. Er stieg im 1891 eröffneten Luxushotel Reid’s Palace ab, das eines der Leading Hotels of the World und weit über die Insel hinaus das bekannteste Hotel Madeiras ist

Ab dem 19. November 1921 waren der abgesetzte Kaiser von Österreich und König von Ungarn, Karl I., und seine Frau, Kaiserin Zita, im Exil auf Madeira. Karl starb hier am 1. April 1922 an einer Lungenentzündung.

Wenn ich’s so recht bedenke, würde ich gerne wieder nach Madeira fahren.


 [CC1]

Nostalgische Gedanken zu Madeira

Zu Klima-Demonstrationen – und ihre zweifelhafte Wirksamkeit

Ja, manchmal möchte sogar ich, eigentlich eine „alte Schachtel“, gerne an Klima-Demonstrationen teilnehmen.  Allerdings von der Polizei einkesseln oder mit Pfefferspray besprühen möchte ich mich nicht lassen. Aber ich bin es leid, immer über neuerliche Klima-Schäden zu hören, sie wahrzunehmen etc. und „nix gschicht“!  Allein heute, in den Zeitungen: „Trocknet jetzt die Lage Lacke aus?“, Gestern im Fernsehen: der Wienerwald ist bereits jetzt von Waldbränden bedroht – und die Buchen bekommen nicht genug Wasser, und sechzig Prozent dieses Waldes sind Buchen. Ja, nicht nur ferne Länder sind bedroht, nicht nur flache Inseln im Pazifik, auch wir sind ernsthaft gefährdet, durch Waldbrände, Hochwasser, Erdrutsche etc.

Aber nicht nur, dass zu wenig unternommen wird, um diesen Klimawandel ernsthaft zu stoppen, es reichen nicht mehr Pläne und Redereien – Taten würden aus meiner Sicht zählen.

Und es stört mich mächtig, wenn von “politischer Seite“, auch in Österreich, wo ich meine, dass das Klima-Problembewusstsein doch hoch ist, vor Darstellung „apokalyptischer Szenarien“  gewarnt wird.  Ja, diese Szenarien drohen, man soll sie doch nicht wegreden, sondern etwas dagegen TUN.

Außerdem stell ich zunehmend fest, dass Demonstrationen ohnedies nichts nützen, vielleicht essen ein paar Leute weniger Fleisch, oder nutzen ihr Auto seltener oder fahren mit der Bahn, statt zu fliegen. Aber macht das wirklich den großen Unterschied? Wenn z.B. Biden, der US-Präsident neuerliche Bohrungen nach Öl in der Arktis zulässt.

Es sitzen mächtige Lobbys in Washington und in Brüssel, die wahrscheinlich dafür sorgen, dass wir weiterhin von ihrem Gas und Öl abhängig bleiben.  So achtsam können wir einzelne gar nicht sein, um diese „Maßnahmen“ auszugleichen.

Und das Demonstrationen nichts mehr zu nützen scheinen – also bin ich mit meinen Teilnahme-Phantasien eh einigermaßen zu spät dran, greifen „Klimabewegte“ zu drastischeren Mitteln. Kann man es ihnen verdenken? Somit kleben sie sich auf den Boden dicht befahrener Straßen, und behindern Autofahrer, die natürlich diese Welt nicht verstehen oder verstehen wollen, weil sie, also die Autofahrer sind ja auch nicht zum Spaß unterwegs, sondern fahren zur Arbeit, transportieren Güter etc.

Die neueste Masche bei uns ist Grünfärben von Gewässern. Zuerst war der Donaukanal dran, angeblich ist die Farbe abbaubar und ungiftig. (hoffentlich). Dann aber waren Wiener Brunnen betroffen (das trifft mich persönlich erheblich, ich hänge sehr an diesen Wiener Brunnen), einige wurden nun grün eingefärbt (z.B. der Hochstrahlbrunnen).  Das wiederum vergrämt die Wiener Stadtverwaltung, die das grüne Wasser ablassen, die Brunnen reinigen muss (normalerweise werden Brunnen – um eben Wasser zu sparen – pro Saison nur einmal gefüllt, sonst laufen die Springbrunnen im Umlaufverfahren).  Und – was wurde außer ein bissel Aufmerksamkeit und viel Ärger erzielt. Ändert sich etwas am „Klimaverhalten“? Ich bezweifle es!

Aber das Klima hält sich bekannterweise auch nicht an Grenzen, und andernorts geschehen viel größere Klimaschäden, als dass wir sie mit unseren kleinen persönlichen Einsparungen kompensieren könnten: ich denke da z.B. an – Pakistan: Pakistan wird in einigen Jahren zu einem der schlimmsten Umweltsünder. Schuld daran ist das Umschwenken des Landes auf Braunkohle zur Stromerzeugung. Derzeit hat das Land mit CO2-Emissionen von rund einer Tonne pro Kopf und Jahr einen der geringsten Werte weltweit. Kohlestrom weist gegenwärtig einem Anteil von gerade einmal einem Prozent auf. Nun will die Regierung auf fast 25 Prozent hinauf!

Die politische Führung des islamischen Landes liebäugelt schon lange damit, die gewaltigen Vorräte an Braunkohle vor allem in der Thar-Wüste zu fördern und in neu zu bauenden Kraftwerken zu verbrennen. Jetzt ist die zunächst unüberwindlich erscheinende finanzielle Hürde genommen. China finanziert dieses und andere Energieprojekte in Pakistan mit 55 Mrd. Dollar.  Es beginnt mit einem 3,5 Mrd. Dollar schweren Joint Venture der beiden Länder zur Förderung von Braunkohle für ein 1.300-Megawatt-Werk, das pro Jahr etwa sieben Mio. Tonnen Kohle verbraucht. Die CO2-Emissionen liegen bei etwa zehn Mio. Tonnen pro Jahr. Weitere Anlagen sollen folgen. Der in der Thar-Wüste erzeugte Strom wird über neue Hochspannungsleitungen, die weitere drei Mrd. Dollar verschlingen, zu den Verbrauchsschwerpunkten geleitet.

Für die Entwicklung des Landes  wird elektrische Energie benötigt. Immer wieder bricht das Stromnetz zusammen, nicht zuletzt wegen des Alters der betriebenen Atommeiler. Die teure Abhängigkeit des Landes von Öl- und Gasimporten (aus Russland) würde drastisch gemildert. Außerdem ist das Land einer der größten Importeure von verflüssigtem Erdgas. Kann man es Pakistan verdenken?

Ich glaube es wird noch viel schlimmer werden, mit dem Klima, bevor es wieder beginnen wird, besser zu werden.  

Zu Klima-Demonstrationen – und ihre zweifelhafte Wirksamkeit

Kasimir und Karoline – im Burgtheater

Gestern war ich im Burgtheater: Kasimir und Karoline, von Ödön von Horváth. Es war dies nicht die erste Inszenierung dieses Stücks, das ich gesehen habe, aber wohl die „von Horváth am weitesten entfernte“ wie mir schien.  

Die Idee die Bühne zweizuteilen um eine „rasche Abfolge“ von Szenen zu ermöglichen, war grundsätzlich eine gute. Aber ist sie dem Inhalt entsprechend?

Im Mittelpunkt des 1932 in Leipzig uraufgeführten Volksstücks »Kasimir und Karoline« stehen der Chauffeur Kasimir, der plötzlich arbeitslos geworden ist, und seine Verlobte Karoline. Die Beziehung der beiden zerbricht und widerlegt so das Motto, das Ödön von Horváth seinem Stück vorangestellt hat: »Und die Liebe höret nimmer auf«. Ort der Handlung ist das Oktoberfest in München an einem Abend zur Zeit der Weltwirtschaftskrise, die 1929 ihren Anfang nahm.

Über die Festwiese fliegt ein Zeppelin, der die Besucher des Oktoberfests beeindruckt. Kasimir kann Karolines hoffnungsvolle Begeisterung nicht teilen, zu heftig sind Wut und Trauer über seine Entlassung am Vortag. Er fühlt sich einsam und von Karoline im Stich gelassen. Diese nennt ihn egoistisch und besteht auf ihrem Recht, sich zu vergnügen. Es kommt zum Streit zwischen dem Paar und Karoline will die Möglichkeit einer Trennung nicht ausschließen. Kasimir sieht den Grund dafür in seiner Arbeitslosigkeit.

Am Eisstand macht Karoline die Bekanntschaft des Zuschneiders Schürzinger und überredet ihn zu einer Achterbahnfahrt. Unterdessen trifft Kasimir seinen früheren Kollegen Franz Merkl, der wegen verschiedener Delikte vorbestraft ist, und dessen Frau Erna. Franz Merkl verachtet die Frauen und versucht, Kasimir gegen seine Braut aufzuhetzen. Nach einer weiteren Auseinandersetzung mit Kasimir zieht Karoline mit Schürzinger über das Oktoberfest.

Schürzingers Chef, der gut situierte Kommerzienrat Rauch, steht in Gesellschaft seines Freundes Speer, einem Landgerichtsdirektor aus Thüringen, vor einer Schnapsbude. Er findet Gefallen an Karoline und lädt sie und Schürzinger zum Trinken ein. Karoline erhofft sich von der Bekanntschaft mit Rauch einen gesellschaftlichen Aufstieg und trennt sich endgültig von Kasimir.

In Begleitung von Rauch, Speer und Schürzinger besucht Karoline eine Schau von »Abnormitäten«. Vom Alkohol enthemmt, kommen Eugen Schürzinger und Karoline sich näher und küssen sich. Rauch beobachtet sie. Beim Pferdekarussell fordert Rauch Schürzinger auf, ihm Karoline zu überlassen. Dieser zieht sich tatsächlich sofort zurück, erwartet aber als Gegenleistung von Rauch eine Beförderung.

Kasimir ist in Melancholie versunken. Er betrinkt sich und redet davon, sich am nächsten Tag umzubringen. Es gelingt Franz Merkl, ihn für seine kriminellen Geschäfte zu gewinnen: Franz Merkl bricht auf dem Parkplatz bei der Festwiese die Limousinen der Reichen auf; Erna und Kasimir halten Wache.

Unterdessen fährt Rauch mit Karoline in seinem Auto weg. Kurz darauf muss Rauch in der Sanitätsstation behandelt werden. Als er offenbar die Kontrolle über den Wagen verloren hat, hat Karoline gebremst und ihm damit wahrscheinlich das Leben gerettet. Trotzdem will er jetzt nichts mehr von ihr wissen und schickt sie fort.

Franz Merkl wird auf frischer Tat ertappt und von der Polizei abgeführt. Wegen seiner Vorstrafen erwartet ihn eine Zuchthausstrafe. Erna vermutet, dass er diese wegen seiner Tuberkuloseerkrankung nicht überleben wird. Sie fühlt sich zu dem einfühlsamen und fantasievollen Kasimir hingezogen und die beiden tun sich zusammen. Als Karoline erscheint, um Kasimir zurückzugewinnen, wird sie verspottet und fortgeschickt.

Ohne Hoffnung auf wirkliches Glück nimmt Karoline daraufhin den Antrag des inzwischen beförderten Schürzinger an. Auch das andere Paar blickt in der Schlussszene einer freudlosen Zukunft entgegen.

Die Regie siedelt die Handlung eher in den 70er-Jahren an, doch der Kern von Horváths Gesellschaftsanalyse wäre heute so gültig wie damals: Die Gefühle echter oder vermeintlicher Zurücksetzung artikulieren sich in angelesenen und übernommenen Phrasen, die, weil sie nie so recht zutreffen, Leerstellen erzeugen, in denen sich Abgründe auftun. Diese Leere wird von der Regisseurin in jeder Sekunde hektisch gefüllt. Das raubt Horváth all‘ seine poetische Sprengkraft. Ganz abgesehen davon, dass sehr viel Lautes und sogar Ordinäres in Gesten in die Handlung gebracht werden.

Einerseits strafft und kürzt die Regisseurin und lässt vieles weg, andererseits reichert sie Szenen mit Texten an, die Fremden- und Judenhass und Entmenschlichung noch stärker betonen. Auch wortlos spitzt sie zu: Der Merkl Franz greift seiner Erna nicht nur ins Bier, er vergewaltigt sie auch – am Klo, wo man zusehen kann, wie Schminke, Kleider und Contenance zusehends verloren gehen. Der Alkohol enthemmt, und gegen Ende der atemlosen Inszenierung müssen fast alle auf der Bühne ziemlich torkeln und lallen. Das Textverständnis ist in der schwierigen Akustik der Bühne da schon lange verloren gegangen.

Reste dessen, was die Missverständnissen, verletztem Stolz und Trotz zu einer tragischen Mischung macht, die „Kasimir und Karoline“ im Idealfall ohne Kitsch zu Herzen gehen lässt, finden sich in diesem überdrehten Spiel, das im lauten Chaos und  Hyperaktivität einfach nicht mehr.  Ein Blasorchester und tanzende und grölende Statisten werden aufgeboten.

Die Handlung findet auf dieser zweigeteilten Bühne statt – eine weitläufige Toilettenanlage im Untergeschoß in bleichen Grüntönen, darüber eine Tankstelle und die Einsatzzentrale von Rettung und Feuerwehr in sattem Orange. Wie passt das  zu Ödön von Horváths Volksstück „Kasimir und Karoline“.

Die wirklich großartigen Schauspieler tun mir leid, mit vollem körperlichen Einsatz müssen sie dieses Stück spielen und dazu in alle Richtungen sprechen. Aber der unentwegt herrschende Lärm übertönt sowieso alles.

Schade!

Kasimir und Karoline – im Burgtheater

Zur umstrittenen Gas-Konferenz,

die derzeit in Wien stattfindet.

Man kann derzeit nicht umhin, sich ob der  Gas-Konferenz in Wien Gedanken zu machen, sind doch die Medien voll mit Berichten über Demonstrationen dagegen. Selbst konservative Medienkonsumenten – wie z.B. ich, die Demonstrationen aus dem Weg zu gehen versuchen, waren schockiert ob des im Staatsfernsehen gezeigten anfänglichen Vorgehens  der Polizei  gegen die Demonstranten – Einkesselung und heftiger Einsatz von Pfefferspray schockieren bei uns (immer noch)! Und dennoch fragt man sich, was es ist, das derzeit diese Demonstrationen auslöst. Und findet nicht besonders viel. Und diese „Intransparenz“ empfinde auch ich „unangemessen“!  

Derzeit findet also in Wien die European Gas Conference, das jährliche Branchentreffen des „Energy Council“, eines Netzwerkes von Vertretern der europäischen Öl- und Gaswirtschaft statt.  Es ist ein drei-tätiges Treffen, das Meeting ist nicht öffentlich, und findet auf Einladung der OMV statt.

Das konnte ich bisher den Medien entnehmen:

 Die Mitgliedschaftsplattform des Energy Council hilft hochrangigen vorgelagerten Öl- und Gas-Führungskräften, die Investitionen anziehen möchten, indem sie ihnen Zugang zu qualifizierten Investoren verschafft, die sich weiterhin der Öl- und Gasindustrie widmen. Das Council legt großen Wert auf Networking und das Knüpfen hochwertiger Verbindungen durch strukturierte 1:1-Meetings und gesellschaftliche Zusammenkünfte das ganze Jahr über, um zu helfen, Netzwerke zu entwickeln und zu erweitern. Angeblich sitzen Mitglieder in der Taskforce der Energieplattform der EU, die ausschließlich der Industrie vorbehalten ist und diese in Bezug auf neue Gaslieferungen und den Infrastrukturbedarf berät. Dank ihrer engen Beziehungen zur Kommission seien viele Infrastrukturprojekte, die aufgrund der Klimakrise als gestrichen galten, wieder auf den Tisch gelegt worden.

Das Motto der heurigen Gaskonferenz in Wien lautet: „Förderung des Dialoges zwischen Europa und seinen wichtigsten Lieferanten“. Inhaltlich geht es also um zentrale Zukunftsfragen der europäische Energiewirtschaft. Auf der Agenda stehen etwa die Rolle von Gas für die künftige Versorgungssicherheit, der künftige Energiemix sowie die Diversifizierung der Lieferketten, sprich Ersatz von Gas aus Russland. Dazu zählt auch Fracking-Gas aus den USA. (Auch Fracking-Gas aus Österreich?)

Am dritten Tag findet die Europäische Wasserstoffkonferenz statt, um „die realistischen Zeitpläne und den Umfang der Wasserstoffwirtschaft“ festzulegen, wie es heißt. Es wird darauf  gewiesen,   dass 99 Prozent des Wasserstoffs aus fossilen Brennstoffen, vor allem Gas selbst, besteht. Es sei zu erwarten, dass der staatliche norwegische Öl- und Gaskonzern Equinor als Sponsor des Events eine Grundsatzrede dazu nutzen werde, fossilen Wasserstoff als „sauber“ zu bezeichnen.

Genaue Details zu den einzelnen Vorträgen sind nur für die registrierten Teilnehmenden verfügbar. Neben der offiziellen Konferenz finden laut Veranstaltungsseite auch 100 „private Treffen“, also Networking-Termine statt. Mehr als 250 Teilnehmende aus 35 Ländern sind zur Konferenz angemeldet. 85 Fachreferenten, vor allem internationale Energie Expertinnen, InvestorInnen und ÖkonomInnen, halten Vorträge zu bestimmten Energiethemen.

Unter den politischen Vertretern finden sich z.B. Matthäus Baldwin, stellvertretender Generaldirektor, GD Energie, der Europäische Kommission. Von der OMV spricht Christina Verchere, Vorstandsvorsitzende und Präsidentin der OMV Petrom. Auch Vertreter der italienische Pipelinegesellschaft Snam und der Transadriatic Pipeline (TAP) sollen sich auf der Rednerliste finden.

Der 3-Tages-„Goldpass“ für die Konferenz inklusive Concierge-Service und „3 x vorab vereinbarte Treffen“ kostet angeblich 5.099 Euro. Der Silver-Pass kostet 4.500 Euro, der Bronze-Pass 3.900 Euro. Für Normal-Sterbliche – aber dennoch Interessierte absolut unerschwinglich.

Nun als einfacher Staatsbürger finde ich, dass es bei den Themen Energieversorgung aufgrund der derzeitigen Lage – allgemeine Teuerung aufgrund der Gasknappheit durch den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine – keine Intransparenz betreffend der Gas- und Ölversorgung bzw. Wasserstoffnutzung und Entwicklung geben darf, besonders weil auch  31,5 % der OMV im Besitz der ÖBAG – Österreichische Beteiligungs-AG sind. Aber hauptsächlich, weil Öl und Gas Güter sind, die für alle Menschen in unterschiedlicher Menge lebensnotwendig sind. Ferner ist Transparenz auch erforderlich aufgrund der Konferenz-Teilnahme von EU-Kommissionsvertretern.

OMV-Chef Alfred Stern meint zu den derzeit stattfindenden Protesten,  dass Fortschritt durch Kooperation und nicht durch Eskalation erzeugt wird, und auch nicht durch Emotionen. Mag schon sein, aber gerade Intransparenz (als Geheimniskrämerei empfunden) löst Emotionen aus. Ich verstehe, dass private Firmen das Recht haben sich untereinander auszutauschen, aber sobald (halb-) staatliche und auch supranationale Institutionen vertreten sind, ist Offenheit geboten, besonders da es sich um lebenswichtige Güter handelt.

Zur umstrittenen Gas-Konferenz,

Noch ein Ereignis am 28. März –

Indirekt Österreich betreffend

1193: Nachdem sich Kaiser Heinrich VI. vertraglich verpflichtet hat, den gefangenen Richard Löwenherz nur gegen Bezahlung von Lösegeld und nach Erfüllung anderer Bedingungen freizulassen, übergibt ihn der österreichische Herzog Leopold V. in Speyer; der Kaiser überstellt ihn auf Burg Trifels.

Heinrich VI. aus dem Geschlecht der Staufer (* November 1165 in Nimwegen; † 28. September 1197 in Messina) war ab 1169 römisch-deutscher König und ab 1191 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Von 1194 bis zu seinem Tod war er de iure uxoris (aus dem Recht der Ehefrau) zugleich König von Sizilien.

Heinrich war der zweite Sohn von insgesamt elf Kindern aus der Verbindung Friedrich Barbarossas mit Beatrix von Burgund. Er heiratete 1186 Konstanze, die als Tochter des Normannenkönigs Roger II. von Sizilien Tante und Erbin des Normannenkönigs Wilhelm II. war. Nach dem Tod seines Vaters war er in Konflikte mit dem Welfen Heinrich dem Löwen verwickelt. Erst 1194 gelang ein endgültiger Ausgleich mit den Welfen. In Sizilien wurde nach dem Tod Wilhelms II. unter Missachtung von Konstanzes Thronansprüchen Tankred von Lecce zum König erhoben. Der Versuch der Eroberung Siziliens auf einem Italienzug im Jahr 1191 scheiterte vor Neapel.

Gestützt auf eine immense Lösegeldzahlung glückte Heinrich im Jahr 1194 die Eroberung Siziliens. Die endgültige Vereinigung Siziliens mit dem Reich konnte Heinrich wegen der ablehnenden Haltung der Kurie nicht durchsetzen. Heinrich starb während der Vorbereitungen zu einem Kreuzzug, dessen Ziel in Verbindung mit der Eroberung Jerusalems womöglich auch die Eroberung des Byzantinischen Reichs war.

Richard Löwenherz (* 8. September 1157 in Oxford; † 6. April 1199 in Châlus) war von 1189 bis zu seinem Tod als Richard I. König von England. Sein ererbter Herrschaftskomplex, das „angevinische Reich“, umfasste neben England die Normandie und weite Teile Westfrankreichs. Als Herrscher musste Richard ein wirtschaftlich und kulturell sehr heterogenes Konglomerat unterschiedlicher Territorien zusammenhalten. Während seiner Regierungszeit hielt er sich insgesamt nur sechs Monate in England auf.

Auf einem gemeinsam mit Philipp unternommenen Kreuzzug, der heute als Dritter Kreuzzug gezählt wird, eroberte Richard 1191 Zypern. Dann setzte er ins Heilige Land über, wo er erfolgreich die bereits zwei Jahre andauernde Belagerung Akkons beendete. Das eigentliche Ziel des Unternehmens, die Rückeroberung Jerusalems, konnte jedoch nicht erreicht werden. Noch auf dem Kreuzzug kam es zwischen Richard und dem französischen König zum Zerwürfnis. Während seiner Rückkehr auf dem Landweg wurde Richard 1192 vom österreichischen Herzog Leopold V., mit dem er sich gleichfalls überworfen hatte, festgesetzt und Kaiser Heinrich VI. übergeben. Damit rächte sich Leopold für eine Verletzung der Ehre (honor), die ihm der englische König während des Kreuzzugs zugefügt hatte. Rund 14 Monate verbrachte Richard in der Region am Oberrhein in Gefangenschaft. Der französische König nutzte dies aus und eroberte eine Reihe von Burgen und Gebieten. Für Richards Freilassung musste aus dem ganzen angevinischen Reich die enorme Summe von 100.000 Mark Silber durch Besitzverkauf und besondere Besteuerung beschafft werden. Den Ertrag verwendete Heinrich VI. vor allem zur Finanzierung der Eroberung Siziliens. Nach seiner Freilassung versuchte Richard die von Philipp II. besetzten Gebiete zurückzuerobern. Er starb kinderlos bereits am 6. April 1199 bei der Belagerung von Cabrol bei Limoges.

Leopold V., der Tugendhafte/Tugendreiche (* 1157; † 31. Dezember 1194), war Herzog von Österreich (1177–1194) und der Steiermark (1192–1194) aus der Familie, der Babenberger. Leopold war der Sohn von Heinrich II. Jasomirgott und Theodora Komnena, einer Nichte des byzantinischen Kaisers Manuel I. 1182 unternahm Leopold eine Pilgerreise nach Jerusalem und besuchte unterwegs den byzantinischen Kaiser Alexios II. Komnenos in Konstantinopel. Leopold pflegte engen Kontakt zu Kaiser Friedrich I. Barbarossa und beteiligte sich beispielsweise 1185 an dessen sechstem Italienzug.

In die Geschichte ging er ein, indem er den englischen König Richard Löwenherz auf dessen Rückweg vom Dritten Kreuzzug gefangen nehmen ließ. Der Grund: Bei der Besetzung der Stadt zerstritt Leopold sich mit dem englischen König Richard Löwenherz. Leopold und sein deutsches Kontingent hatte bei der Eroberung der Stadt nur eine geringe Rolle gespielt. Dennoch war Leopold so selbstbewusst, ebenso wie die beiden Könige seine Babenberger Fahne an einem Burgturm anzubringen – eine Geste, mit der er sich, obwohl nur im Range eines Herzogs, auf die gleiche Stufe wie die beiden Könige stellte und den gleichen Beuteanteil wie diese beanspruchte. Richard Löwenherz reagierte darauf wenig diplomatisch, wies die Ansprüche Leopolds rüde zurück und ließ die Fahne Leopolds vom Burgturm hinabwerfen.

Auf der Heimreise nach England 1192 musste Richard Löwenherz aufgrund widriger Umstände mit kleinem Gefolge, als Pilger getarnt, den Landweg über Österreich einschlagen. Am 21. Dezember 1192 traf er in Erdberg. Als er dort Station machte, wurde er erkannt und von Leopolds Schergen gefangen genommen. Leopold hielt Richard in der Burg Dürnstein gefangen, dann lieferte er ihn an Kaiser Heinrich VI. aus. Seinen Anteil am immensen Lösegeld von sechstausend Eimern Silber, das entspricht 100.000 Mark oder 23,3 Tonnen Silber, verwendete Leopold zur Gründung der Münze in Wien, für den Bau einer neuen und stark erweiterten Wiener Stadtmauer und der Gründung der Städte Wiener Neustadt und Friedberg.

Auch auf diese Art konnte man vormals reich werden!

Noch ein Ereignis am 28. März –

Zwei Ereignisse, aus der frühen europäischen Geschichte,

die sich an einem 28. März ereignet haben

Dieser 28. März hat’s in sich. Vieles ist geschehen, aber manches doch bemerkenswerter als anderes:

193: Die Prätorianergarde erschlägt den römischen Kaiser Pertinax. Nachfolger wird Didius Julianus, der das Amt meistbietend ersteigert. Nach wenigen Wochen stirbt auch er eines gewaltsamen Todes.

In der späteren Kaiserzeit, in Rom, als noch Commodus (der Sohn „unseres“ Marc Aurel)  Kaiser war, lenkten bereits die Prätorianer Präfakten die Wahlen zum Kaiser des Römischen Reiches. Die Gestaltung der Politik wurde schon Freigelassenen oder deren Söhnen überlassen. Commodus wurde ermordet, Pertinax (* 1. August 126; † 28. März 193 in Rom) wurde als Nachfolger ein- und durchgesetzt.  Er war Sohn eines Freigelassenen. Pertinax regierte nur knapp drei Monate, in denen es zu mehreren Meutereien und Verschwörungen kam. Seine Position war äußerst prekär, da er keine eigene Machtbasis hatte, sondern völlig auf das Wohlwollen der Prätorianer und hauptstädtischen Soldaten angewiesen war. Die Staatsfinanzen waren zerrüttet, auch der Respekt vor dem Amt des Kaisers und den traditionellen Autoritäten war weitgehend abhandengekommen. Pertinax wurde am 28. März 193 von meuternden Soldaten der Prätorianergarde erschlagen. Anscheinend handelte es sich nicht einmal um eine Verschwörung oder einen geplanten Aufstand, sondern nur um eine chaotische Aktion, die durch die allgemeine Disziplinlosigkeit ermöglicht wurde. Septimius Severus, der sich letztlich im anschließenden Bürgerkrieg gegen mehrere Konkurrenten durchsetzen konnte und neuer Alleinherrscher (193–211) wurde, ließ Pertinax, als dessen Rächer er auftrat, im Rahmen des Kaiserkults zum Gott (divus) erheben.

Im Jahr 845 eroberten und brandschatzen die Wikinger unter der Führung von Ragnar Lodbrok Paris.  Erst nach der Zahlung eines Lösegeldes durch den westfränkischen König Karl den Kahlen verlassen sie die Stadt wieder.

Als Wikinger werden die Angehörigen von kriegerischen, seefahrenden Personengruppen aus meist nordischen Völkern des Nord- und Ostseeraumes während der Wikingerzeit (790–1070 n. Chr.) im mitteleuropäischen Frühmittelalter bezeichnet. In der zeitgenössischen Wahrnehmung stellten die Wikinger nur einen kleinen Teil der skandinavischen Bevölkerung dar. Dabei können zwei Gruppen unterschieden werden: Die einen betrieben den ufernahen Raub zeitweise und in einem frühen Lebensabschnitt. Es waren junge Männer, die aus der heimatlichen Gebundenheit ausbrachen und Ruhm, Reichtum und Abenteuer in der Ferne suchten. Später ließen sie sich wie ihre Vorfahren nieder und betrieben die in ihrer Gegend übliche Wirtschaft. Von ihnen berichten die Sagas (Altnordische Literatur) und die Runensteine. Für die anderen wurde der ufernahe Raub zum Lebensinhalt. Ihnen begegnet man in den fränkischen, angelsächsischen und – für Wikingerstämme im Gebiet der heutigen Ukraine – ostslawischen sowie arabischen Annalen und Chroniken. Sie kehrten bald nicht mehr in ihre Heimat zurück und waren in die heimatliche Gesellschaft nicht mehr integrierbar.

Ragnar Lodbrok (latinisiert Regnerus,) war ein Wikinger und König in Dänemark, der im frühen 9. Jahrhundert gelebt haben soll. Er ist ein Held in der nordischen Vorzeitsagaliteratur.  Die historische Existenz Ragnars ist in der Forschung jedoch umstritten.

Im Frühmittelalter gewann Paris zunehmend an Bedeutung. Im Jahre 508 war Paris eine Hauptresidenz des Fränkischen Reiches geworden. Die Schutzpatronin der Stadt war  Genoveva von Paris (422–502). Der Legende nach soll sie durch die Kraft ihrer Gebete den Angriff der Armee des Hunnenkönigs Attila auf Paris abgewendet haben. Die Hunnen wurden schließlich 451 von den römischen Truppen unter dem Feldherrn Flavius Aëtius mit Hilfe des Salfranken Merowech, den Burgunden und Westgoten in der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern, zwischen Châlons-en-Champagne und Troyes, 160 Kilometer östlich von Paris geschlagen.

Von 885 bis 886 kam es zur fünften und letzten Belagerung von Paris. Graf Odo von Paris verteidigte die Stadt erfolgreich und hielt der Belagerung 13 Monate stand. Die ungeschützten Teile von Paris außerhalb der Île de la Cité wurden dabei zerstört. Nach dem Sieg über die Wikinger entthronte Odo von Paris den Karolinger Karl den Dicken 888 und regierte als König bis 898. Nach dem Tod von Ludwig V., dem letzten Karolinger, wurde Hugo Capet, der Graf von Paris und Herzog von Franzien, 987 zum König gewählt. Capet machte Paris zur Hauptstadt Frankreichs und gründete das Geschlecht der Kapetinger, dessen Herrschaft in direkter Linie bis 1328 andauerte.

Karl II. (* 13. Juni 823 in Frankfurt am Main; † 6. Oktober 877 in Avrieux bei Modane), auch: Karl der Kahle, aus dem Adelsgeschlecht der Karolinger war von 843 bis 877 westfränkischer König und von 875 bis 877 König von Italien und Römischer Kaiser. Er erließ z.B. 864 das Edictum Pistense, in dem erstmals in Europa gesetzlich festgeschrieben wurde, welche Eigenschaften Geldmünzen haben mussten, um als umlauffähiges Zahlungsmittel anerkannt zu werden.

Es waren unruhige Zeiten, damals in weiten Teilen Europas. Es wurden permanent Kriege geführt – um Territorien, um Macht. Naja, nur wir hatten geglaubt, derartiges Verhalten überwunden zu haben, und siehe da, wieder findet ein Angriffskrieg in Europa statt.

Zwei Ereignisse, aus der frühen europäischen Geschichte,

Credit Suisse und UBS 2023 im Vergleich mit Creditanstalt und Bodenkredit 1929

Uns alle macht das „Schicksal“ der er Credit Suisse sehr betroffen und irgendwie ist nun die Übernahmebank UBS schon sehr groß und mächtig geworden: too big to fail! Das beunruhigt nun doch auch!

Aber all das erinnert mich das Schicksal „meines Creditanstalt-Bankvereins“, (ab Ende 1920 – und dreißiger Jahre), in der ich ab 1972 lange gearbeitet habe.

Die Weltwirtschaftskrise zum Ende der 1920er und im Verlauf der 1930er Jahre begann mit dem New Yorker Börsencrash im Oktober 1929. Zu den wichtigsten Merkmalen der Krise zählten ein starker Rückgang der Industrieproduktion, des Welthandels, der internationalen Finanzströme, eine Deflationsspirale, Schuldendeflation, Bankenkrisen, die Zahlungsunfähigkeit vieler Unternehmen und massenhafte Arbeitslosigkeit, die soziales Elend und politische Krisen verursachte. Die Weltwirtschaftskrise führte weltweit zu einem starken Rückgang der wirtschaftlichen Gesamtleistung, der entsprechend den spezifischen volkswirtschaftlichen Voraussetzungen der Einzelstaaten nach Zeitpunkt und Intensität unterschiedlich einsetzte. Die Weltwirtschaftskrise dauerte in den einzelnen Ländern unterschiedlich lange und war zu Beginn des Zweiten Weltkriegs noch nicht in allen überwunden.

1929 verzeichnete die offizielle Statistik der Republik Österreich 656 Konkurse und 1.997 Ausgleichsverfahren, davon allein 278 Konkurse und 903 Ausgleiche in Wien.

Der größte Firmenzusammenbruch des Jahres 1929 in Österreich, der auf allen bedeutenden europäischen Finanzplätzen für Aufsehen sorgte, jener der zweitgrößten Bank Österreichs, der Allgemeinen Österreichischen Boden-Credit-Anstalt (BCA), gegründet 1864, die sich im 65. Jahr ihres Bestehens im Oktober 1929 für zahlungsunfähig erklären musste, wurde von dieser Statistik allerdings nicht erfasst und hinterließ auch im Amtsblatt der Wiener Zeitung, das die Konkurs- und Ausgleichsverfahren regelmäßig dokumentiert, keine Spuren: Denn bevor diese Tatsache öffentlich bekannt wurde, hatte die eben neu bestellte Regierung unter Bundeskanzler Johann Schober gemeinsam mit der Österreichischen Nationalbank (OeNB) eine Lösung ausgehandelt, die ein Ausgleichs- bzw. Konkursverfahren vermied. Die BCA wurde im Fusionsweg von der größten österreichischen Bank, der Creditanstalt für Handel und Gewerbe (CA), übernommen.

1931 kommt es zum Zusammenbruch der Credit-Anstalt (CA). Die Großbank wurde eineinhalb Jahre davor – kurz vor dem Schwarzen Freitag – gedrängt, die vor dem Ruin stehende Bodencreditanstalt zu übernehmen. Die CA befand sich selbst aber auch in keiner guten wirtschaftlichen Situation und im Mai 1931 ließen sich die Probleme der Bank nicht mehr verbergen. Am 8. Mai 1931 musste das ab 1929 unumstritten größte österreichische Kreditinstitut für 1930 einen Verlust von 140 Millionen Schilling ausweisen und erklärte am 11. Mai 1931 seine Zahlungsunfähigkeit. Damit begann eine Bankenkrise, die auf ganz Mitteleuropa und auch auf die Realwirtschaft übergriff. Da die Creditanstalt den Großteil aller österreichischen Industriebetriebe betreute, war ihre Sanierung für die Regierung unter Bundeskanzler Otto Ender unbedingt notwendig (siehe auch Systemrelevanz, bzw. too big to fail). Was wurde als Ursachen gesehen: fallende Kurse, faule Kredite, überbezahlte Manager, Kapitalflucht.

Das Sanierungspaket der Regierung stellte sich als nicht ausreichend heraus: „Mit der Katastrophe der größten Bank des Landes und den Unsummen, die für deren Sanierung aufgewendet werden mussten, geriet die gesamte österreichische Volkswirtschaft ins Wanken.“ (schrieb Kurt Bauer)

Bundeskanzler Dollfuß suchte wie zuvor Bundeskanzler Seipel 1922 Hilfe beim Völkerbund, die in Form der Lausanner Anleihe gewährt wurde. Zu diesem Zweck wurde das Erste Creditanstalt-Gesetz vom 14. Mai 1931 erlassen. Es enthielt eine Garantie für Auslandsgläubiger. Zudem wurden die Schulden aufgeteilt: 100 Millionen Schilling übernahm der Staat und je 30 Millionen das Bankhaus S. M. v. Rothschild als Großaktionär und die Oesterreichische Nationalbank. Die Sozialdemokraten traten für eine Verstaatlichung der Bank ein, konnten sich aber nicht durchsetzen.

Am 28. Mai 1931 erteilte der Nationalrat mit dem Zweiten Creditanstalt-Gesetz der Bundesregierung die Vollmacht zur Übernahme der Haftung für die Schulden der Creditanstalt. Der Abgang von 150 Millionen Schilling im Budget wurde durch Sparmaßnahmen bei Beamtengehältern, durch die Einführung der Besoldungssteuer und durch Erhöhungen der Kaffee- und Tabakzölle aufgebracht. Auch die Sozialdemokraten stimmten dieser Maßnahme zu. Die Rettung der Creditanstalt dürfte bis 1933 fast eine Milliarde Schilling gekostet haben.

1934 wurde die Creditanstalt von der Bundesregierung unter Engelbert Dollfuß mit dem Wiener Bankverein zur Österreichischen Creditanstalt – Wiener Bankverein fusioniert und übersiedelte in dessen Hauptgebäude am Schottentor. Auch die Niederösterreichische Escompte-Gesellschaft, d. h. ihre Mobilbank-Aktivitäten, wurde in die CA integriert. Damit war die Notverstaatlichung durch ein ansonsten keineswegs staatswirtschaftlich orientiertes Regime abgeschlossen.

Man suchte Erklärungen für die Gegebenheiten: Joseph Schumpeter sah die Weltwirtschaftskrise als historischen Unfall, in dem drei Konjunkturzyklen, im Jahr 1929 gleichzeitig ihren Tiefststand erreichten. Schumpeter war ein Vertreter der Liquidationsthese. Im Gegensatz zu den späteren keynesianischen und monetaristischen Erklärungen sahen Ökonomen der Österreichischen Schule die Expansion der Geldmenge in den 1920er Jahren als Ursache, woraus eine Fehlallokation von Kapital entstanden sei. Die Rezession müsse daher als unvermeidliche Folge der negativen Effekte der falschen Expansion in den 1920er Jahren ausgestanden werden. Staatliche Intervention jeglicher Art wurde für falsch gehalten, weil sie die Depression nur verlängern und vertiefen würde. Die monetäre Überinvestitionstheorie war die dominierende Vorstellung in der Zeit um 1929.

Ich habe nicht wirklich den Eindruck, dass man aus diesen Krisen heute etwas gelernt hätte – oder?

Credit Suisse und UBS 2023 im Vergleich mit Creditanstalt und Bodenkredit 1929