Alex Katz – in der Albertina

Mich hat das Plakat für die Ausstellung in die Albertina gelockt. Ich kann es nicht erklären warum. Und ich war sehr berührt von dieser Ausstellung. Eigentlich bin ich nur wenig jünger als der Maler. Daher ist mir vieles „vertraut“, das er gezeichnet oder gemalt hat. Besonders beeindruckt haben mich z.B. seine Zeichnungen in der U-Bahn, er konnte mit wenigen Strichen eine Person „definieren“. Von den vielen Frauenportraits hat mich eine Bleistiftzeichnung von Connie besonders berührt. In seinen großflächigen Portraits kann man z.B. das Alter der Personen problemlos erkennen. Oft war seine Frau Ada sein Model – in der Ausstellung kann man sie durch ihr Leben begleiten. Faszinierend sind die „coolen“ Personengruppen, oft im Freien sitzend oder stehend. Interessant sind jene „Packpapierbogen“, auf denen man noch die Skizzen sehen kann.  

Für mich portraitiert Katz „mein Amerika“, ich habe ein sehr prägendes Jahr in diesem Land als Studentin gelebt, darunter zwei Monate in New York. Mein Mann und ich haben sehr viele Urlaube in den USA verbracht, sind aber immer wieder in den Osten des Landes zurückgekehrt, anfänglich nach New York später nur mehr nach Washington.  Einen Urlaub haben wir auch nur an der Ostküste, daher auch in Maine verbracht. Und Katz stellt auch eine Lebensart dar, die ich erleben durfte.

Es war ein ganz anderes Amerika, als jenes, das Basquiat teilweise fast zeitgleich gesehen hat.

1927 in New York geboren, zählt Alex Katz zu den bedeutendsten Vertretern der zeitgenössischen US-amerikanischen Kunst. Großformat, breiter Pinselstrich, starke Farben: So kennt man Katz. Ihm geht es um Farbe und Komposition. Doch was macht Alex Katz bis heute so einzigartig? Formalästhetisch haben wir Katz zweifelsohne die Rettung der Strenge des Hard-Edge-Paintings in die figurative Malerei zu verdanken. Die scharfkantigen Umrisse des Hard-Edge, der Radical Flatness galten als Endpunkt der Malerei: Es war Kunst, die reine Abstraktion und künstliche Motive abbilden wollte. Mit anderen Worten: Kunst für eine puristische Darstellung von künstlichen Motiven und Formen – keineswegs dazu geeignet, Motive aus der banalen Realität darzustellen. Damit bricht Alex Katz und kombiniert schnöde Wirklichkeitsdarstellungen aus dem Alltag mit dieser vermeintlich dafür nicht geeigneten Malweise des Hard-Edge.

Katz gilt  als Erfinder des ‚Cool Painting‘. Die Motive für das ‚unterkühlte Malen‘ findet Katz in der gut situierten Freizeitgesellschaft seiner Künstlerumgebung und den Landschaften von Maine. Es handelt sich fast ausschließlich um Freunde, um LiteratInnen, viele seiner Sujets stammen auch aus der New Yorker Tanzszene.

Katz stellt damit fest, welche Realität ihn umgibt – wenn auch auf abstrakte und radikale Weise. Es gelingt ihm dadurch seine emotionalen, kraftvollen Sujets in eine kühle Distanz zu bringen. Noch vor der Pop-Art beschreitet er seinen eigenen Weg der gegenständlichen Malerei, für die Rationalität, Sinnlichkeit und Abstraktion gleichermaßen kennzeichnend sind. Scheinbar ist seine Kunst rein gegenständlich. Bei genauerer Betrachtung eröffnet sich jedoch ein hoher Abstraktionsgrad.

Bekanntheit von Weltrang erlangte Katz erst in seinen 70ern. Heute ist Katz einer der ganz wenigen KünstlerInnen, die etwa im Whitney Museum of American Art im New Yorker Meatpacking Dirstrict permanent in der Schausammlung zu sehen sind: Man kann Katz daher durchaus als einen der ‚zeitgenössischsten‘ Künstler, als einen der wichtigsten Pfeiler betrachten, um zeitgenössische Kunst zu verstehen.

Alex Katz (* 24. Juli 1927 in Brooklyn, New York) wurde als Sohn russisch-jüdischer Einwanderer (sein Vater hatte durch die sowjetische Revolution eine Fabrik verloren, die er in Russland besaß) geboren und wuchs im New Yorker Stadtteil Queens auf. Sein Vater war ein Kaufmann, seine Mutter Theaterschauspielerin. Von 1946 bis 1949 studierte Alex Katz an der Cooper Union Art School in New York, einer Kunstakademie, die der französischen Avantgarde nacheiferte. Anschließend ging er bis 1950 an die Skowhegan School of Painting and Sculpture in Skowhegan, Maine.

Von Anfang Juni bis Mitte September zieht Katz jedes Jahr von seinem SoHo-Loft in ein Bauernhaus aus Schindeln aus dem 19. Jahrhundert in Lincolnville, Maine. Er ist seit 1954 in Lincolnville im Sommer ansässig.

Seine erste Einzelausstellung 1954 in der Roko Gallery in New York war ein Misserfolg. 1960 und 1964 entwarf er Bühnenbilder und Kostüme für die Auftritte der Paul Taylor Dance Company beim Spoleto Festival. 1972 erhielt er ein Guggenheim-Stipendium für Malerei. 1994 wurde Alex Katz zum Mitglied (NA) der National Academy of Design gewählt. Im selben Jahr richtete die Cooper Union Art School eine Gastprofessur ein, finanziert mit dem Verkaufserlös aus zehn von Katz gespendeten Bildern. Im April 2001 war Alex Katz Gaststipendiat der American Academy in Berlin. Seit 1988 ist er Mitglied der American Academy of Arts and Letters. Er lebt in New York und Maine.

Charakteristisch für die Porträts von Katz sind überlebensgroße Brustbilder und Köpfe und ihre vereinfachte, flächenhafte, fast schablonenartige Gestaltung, wobei der Gesichtsausdruck, ähnlich wie auf Werbeplakaten, auf das Wesentliche reduziert ist.

Eigentlich hatte ich noch vorgehabt, mir noch eine andere Ausstellung in der Albertina anzusehen. Aber nach der beeindruckenden Katz-Ausstellung wollte ich das nicht mehr.

Alex Katz – in der Albertina

2 Gedanken zu “Alex Katz – in der Albertina

  1. Christiane Sandpeck schreibt:

    Ich kann deine Begeisterung für Alex Katz verstehen, denn auch ich liebe diesen Künstler!
    Die Galerie Ropac vertritt den Künstler und wir haben in Salzburg in der Villa Fast seine Arbeiten bewundern können. Meine Begegnung der besonderen Art mit Katz war eine tolle Sonderausstellung mit seinem Freund, den Reporter (geschriebene Texte) im Museum der Moderne ebenfalls in Salzburg. Da sind mir einige Zyklen im Gedächtnis geblieben, wie Monet.
    Ich bin zur Zeit in New York, ganz in der Nähe vom Whitney Museum of American. Vielleicht schaffe ich es noch, bevor es für mich weiter geht!
    Das relativ neue MoMA, habe ich bereits besucht und gestaunt über die vielfältigen Kunstarten …

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