Die Kubakrise – im Vergleich zu jetzigen Situation

Lagerung taktischer Atomwaffen in Belarus

Im Zusammenhang mit der russischen Stationierung von „taktischen Atomwaffen“ in Belarus wird auch die Kuba-Krise zitiert, die letztlich dann doch noch gut ausgegangen ist, wohl aufgrund von Handlungen einiger einzelner verantwortungsbewusster Personen.

Die Kubakrise im Oktober 1962 war eine Konfrontation zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion, die sich aus der Stationierung sowjetischer Mittelstreckenraketen auf Kuba im Rahmen des nuklearen Wettrüstens entwickelte.

Wir haben sie zitternd und verschreckt im Fernsehen verfolgt. Ein „Atom-Welt-Krieg“ schien damals bevorstehend. Wir – in Europa – wären wohl Betroffene gewesen, aber beeinflussen konnten wir hier gar nichts.

Die eigentliche Krise dauerte dreizehn Tage. Ihr folgte eine Neuordnung der internationalen Beziehungen. Mit der Kubakrise erreichte der Kalte Krieg eine neue Dimension. Beide Supermächte kamen während dieser Krise einer direkten militärischen Konfrontation und somit einem möglichen Atomkrieg am nächsten. Erstmals wurden daraufhin dessen ungeheure Gefahren einer breiten Öffentlichkeit bewusst. Das war alles Teil des Kalten Krieges.

Wie wurde dieser Zwischenfall gelöst:

Die beiden Staaten vereinbarten folgende Bedingungen: Die Sowjetunion zieht ihre Raketen aus Kuba ab. Dagegen erklären die USA, keine weitere militärische Invasion Kubas zu unternehmen und in geheimer Absprache ihrerseits die amerikanischen Jupiter-Raketen aus der Türkei abzuziehen. Der Abzug aus der Türkei findet etwas später und unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, um die NATO-Partner der USA nicht zu brüskieren und die Vereinigten Staaten als Sieger der Krise darstellen zu können.

Am 5. November begann der Abzug der Mittelstreckenraketen von Kuba, der offiziell innerhalb von fünf Tagen vollzogen war. Der ursprüngliche Plan der Sowjetunion war, die Raketen den Kubanern zu übertragen. Doch als Chruschtschow am 15. November 1962 erfuhr, dass Castro vor ihrem Einsatz auch zu Angriffszwecken gegen die USA nicht zurückschreckte, entschied er sich dafür, alle Atomsprengköpfe in die Sowjetunion zurück zu holen.  Hierauf lösten die USA schließlich die Seeblockade um Kuba auf.

Enttäuscht über den glimpflichen Ausgang der Krise war Fidel Castro. Er war verärgert darüber, dass der nukleare Krieg ausblieb. Dass sein Land dabei zerstört worden wäre, wollte er in Kauf nehmen, da das kubanische Volk bereit gewesen sei, seine revolutionären „Pflichten gegenüber dem Vaterland und der Menschheit zu erfüllen“. In seiner Wut auf Chruschtschows Einlenken ließ Castro im ganzen Land antisowjetische Demonstrationen durchführen.

Nach der Krise verblieben sowjetische Kurzstreckenraketen der Kategorie FROG auf Kuba. Sie konnten zwar aufgrund der geringen Reichweite keine US-amerikanischen Städte treffen, aber den US-Stützpunkt in der Bucht von Guantanamo und heranfahrende Schiffe bedrohen.

Die unmittelbaren Ergebnisse der Kubakrise waren ein taktischer Erfolg der Sowjetunion, da durch den Abzug der US-Atomraketen aus der Türkei und Italien eine für die Sowjetunion günstigere Lage erreicht wurde als beim vorhergehenden Status quo. Zudem erreichte die Sowjetunion Sicherheitsgarantien für Kuba.

Die Krise führte zu ersten Verhandlungen über eine Rüstungskontrolle. Es gab fortan eine Entspannungspolitik zwischen den beiden Supermächten. So bemühten sie sich einer direkten Konfrontation aus dem Weg zu gehen und trugen ihre Auseinandersetzungen stattdessen in Stellvertreterkriegen in Vietnam und Afghanistan aus. Ihre Interessen konzentrierten sich nach der Krise auch auf die Bereiche des Globus, die noch nicht klar zwischen Ost und West verteilt waren.

Kennedy entzog den Militärs die eigenständige Verfügung über die Atomwaffen. Die Präsidenten tragen den Code seitdem ständig bei sich. Auch die UdSSR führte 1968 ein solches System ein. Da der Abzug der Jupiter-Raketen aus der Türkei nicht öffentlich bekannt wurde, entstand keine politische Beschädigung Kennedys.

Um friedensgefährdenden Missverständnissen und direkten Konfrontationen aus dem Weg zu gehen, wurde der Informationsaustausch zwischen den Großmächten verbessert. So wurde beispielsweise 1963 als weitere Reaktion auf die Krise der Heiße Draht eingerichtet, eine direkte Fernschreibverbindung zwischen dem Weißen Haus und dem Kreml, die den direkten Kontakt zwischen den Staatsmännern ermöglichen sollte. Auf diese Weise sollten in einer Krisensituation sofortige Verhandlungen möglich sein, so dass eine Eskalation abgewendet werden könne.

Die Kubakrise führte letztendlich zu einer neuen Beziehung zwischen den Supermächten, die sich in einer beiderseitigen Entspannungspolitik ausdrückte. Auch erneuerten sich die außenpolitischen Doktrinen. Die USA gingen (teilweise schon vor der Krise) zu einer militärischen Strategie der Flexible Response über und in der Sowjetunion proklamierte Chruschtschow nun die Friedliche Koexistenz.

Nun heute sind Raketen nicht gegen die USA gerichtet, sondern primär auf die Ukraine und sekundär auf einige europäische Staaten, die früher Teil der Sowjetunion bzw. des Warschauer Pakts waren aber heute sowohl der EU als auch der NATO angehören. Es ist nicht ein „opferbereites“ Kuba, mit Fidel Castro an der Spitze „am Drücker“, sondern Putin selbst, und nicht Lukaschenko, von dem angenommen wird, dass er sich der Konsequenzen eines Einsatzes (Einschreiten der USA) hoffentlich wohl bewusst ist.  

Wir Europäer können in diesem Zwist wohl nur auf das Beste hoffen.

Die Kubakrise – im Vergleich zu jetzigen Situation

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