Der Ballonkrieg in Korea

Es klingt ja sogar nett, aber es ist gar nicht nett. Denn es ist ein „Krieg“ zwischen Süd- und Nordkorea. Man nennt ihn derzeit den Ballonkrieg.

Die beiden Koreas waren einander nicht immer spinnefeind. Z.B. im September 2018, als eine Zeit des Friedens zwischen Nord- und Südkorea scheinbar begann. Präsident Moon Jae-in war aus Seoul nach Pjöngjang gekommen. Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un umarmte ihn zur Begrüßung. Sie redeten. Sie einigten sich. Und am Gipfel des Berges Paektu ließen sie sich photographieren wie zwei Freunde. Damals unterzeichneten sie die sogenannte Umfassende Militärvereinbarung (CMA), in der beide Länder erklärten „alle feindlichen Handlungen gegeneinander vollständig einzustellen“.

Das ist jetzt also schon ein Weilchen her. Aber so wie es aussieht, ist diese Erklärung jetzt hinfällig. Es lässt sich nicht feststellen wer begonnen hat. Hat Nordkorea zuerst Flugblätter nach Südkorea regnen lassen, die zum Sturz des Regimes aufforderten, oder hat Südkorea begonnen, indem es ebenfalls Flugblätter und Geldscheine über Nordkorea abgeworfen hat. Über den Inhalt der südkoreanischen Flugblätter habe ich nicht viel in Erfahrung bringen können, angeblich haben sie zum Sturz von Kim Jong-un aufgerufen, das hat nun Kim Jong-un gar nicht gefallen. Von Südkorea aus senden private Aktivisten immer wieder Ballons mit regimekritischen Flugblättern und Produkten aus dem kapitalistischen Süden nach Nordkorea. Solche Fracht unterwandert die staatliche Propaganda, deshalb fühlt sich Kim Jong-un davon bedroht.

Das Regime von Kim Jong-un ließ knapp 1000 Ballons, an denen Säcke voller Müll (Zigarettenstummeln, Altpapier, Textilien und anderen Abfall) und Fäkalien über die Grenze nach Südkorea wehen. Die Müllsäcke haben aber keine gefährlichen Substanzen enthalten.

Daraufhin tagte Südkoreas Nationaler Sicherheitsrat und beschloss, der Regierung zu empfehlen, diese Militärvereinbarung zu beenden. Das südkoreanische Regime meint nun, dass das CMA-Ende es möglich machen werde, „sofortige Maßnahmen gegen Nordkoreas Provokationen zu ergreifen, um Leben und Sicherheit unserer Bürger zu schützen“, wurde mitgeteilt.

Die Militärvereinbarung zwischen den beiden Koreas war im Grunde schon vorher nichts mehr wert. Yoon Suk-yeol ist ein Hardliner, der von Moons Sonnenscheinpolitik nie viel gehalten hat. Die Vereinbarung setzte seine Regierung in Teilen schon aus, nachdem Nordkorea im November 2023 einen Geheimdienstsatelliten im All platziert hatte. Kurz darauf erklärte Nordkorea, man werde sich nicht mehr von der Vereinbarung einschränken lassen. Die Attacke mit den Müllballons liefert Yoons Regierung den Anlass, sie auch von südkoreanischer Seite vollständig zu annullieren.

Ein Ballonkrieg ist allemal besser als ein Raketenkrieg, dennoch werden wieder Gegenmaßnahmen geplant. Südkoreas Regierung warnte nun: „Wenn Nordkorea nicht aufhört, werden wir all die Maßnahmen ergreifen, die Nordkorea nicht ertragen kann.“ Aber Nordkorea hörte nicht auf. Also erklärte Chang Ho-jin vom Sicherheitsrat, dass Maßnahmen vorbereitet würden. Das Militärabkommen von 2018 zu beenden, war dafür der notwendige Schritt. Was genau die unerträglichen Maßnahmen sind? Das blieb zunächst unklar. Südkoreanische Medien berichteten, dass die Regierung überlege, die riesigen Lautsprecher zu reaktivieren, über die Südkorea das Grenzland bis 2018 sehr zum Verdruss der Nordkoreaner immer wieder mit K-Pop-Musik und Nachrichten beschallt hatte.

Scheint es nun doch eine Möglichkeit der Beendigung dieser „Spirale“ zu geben: Eine Aktivistengruppe erklärte, sie werde ihre Ballons nicht steigen lassen, wenn Kim Jong-un sich für seinen Müll-Angriff entschuldige. Nordkoreas staatliche Nachrichtenagentur KCNA wiederum meldete, Pjöngjang habe die vorbereitete Müllaktion mit insgesamt 15 Tonnen Abfall vorübergehend ausgesetzt.

De-Eskalation – ja, aber echte Aussöhnung und Friede: wohl eher nicht. Leider

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