Die Troerinnen, im Burgtheater – trotz allem eine Empfehlung

Gestern Burgtheater; gespielt wurde: Die Troerinnen „nach“ Euripides.  Das „nach“ stört mich; mir wäre lieber von Euripides oder dann etwas ganz anderes. Aber vollständig heißt es: „mit Texten von Euripides, Ovid, Seneca und Jane M. Griffiths; Fassung von Adena Jacobs und Aaron Orzech (Deutsch von Gerhild Steinbuch).

Na gut, ich mag ja diese antiken Themen schon seit meiner frühen Jugend. Nachdem man in der Volksschule versucht hatte, mit die deutschen Sagen beizubringen, wurde dann im Gymnasium großer Wert auf die die griechischen Mythen gelegt. Und auch die modernen Interpretationen, wie sie in französischen Filmen der 50er Jahre zu sehen gewesen sind, haben mich damals fasziniert.

Dem Inhalt des Stückes stand ich von Anfang an positiv gegenüber. Es geht primär um Frauen im Krieg – in diesem Stück. Um Frauen, schwer vom Krieg betroffen, Opfer, allesamt. Es beginnt nach dem Fall von Troja, noch vor dem Absegeln der Griechen, die diese Frauen als Beute – zu Sklavinnen degradiert, mitnehmen werden.

Die Frauen:

Hekabe, hier Priamos Frau und letzte Königin von Troja, Mutter von 20 Kindern, darunter Hektor, Paris, Kassandra und Polyxena, ansonsten Göttin der Magie und Totenbeschwörung, Wächterin der Tore zwischen den Welten;

Kassandra – Tochter von Hekabe und Priamos, Prophetin, aber mit Fluch belegt, dass ihr niemand glaubt.

Andromache, Schwiegertochter der Hekabe, Frau von Hektor und Mutter von Astynax, ihr Vater, sieben Brüder und ihr Ehemann wurden von Achilles getötet; ihr Sohn wurde von den Zinnen Trojas gestürzt, und dann wurde sie von Achilles Sohn Neoptolemos versklavt. Von diesen hat sie dann einen weiteren Sohn, Molossos.

Helena: die aus dem Ei geschlüpfte Tochter von Zeus (diesbezüglich Schwan) und der Leda; sie galt als die schönste Frau ihrer Zeit.  Helena wählte Menelaos, den Prinzen von Mykene und damit späteren König von Sparta zu ihrem Ehemann, dem sie ihre Tochter Hermione gebar. Helena wählte Menelaos, den Prinzen von Mykene und damit späteren König von Sparta, dem sie ihre Tochter Hermione gebar. Sie ließ sich dem trojanischen Prinzen Paris einverständlich nach Troja entführen. Nach der Niederlage Trojas verzieh Menelaos Helena trotz der Vorgeschichte. Beide kehrten heil nach Sparta zurück, lebten und herrschten noch lange dort. Laut Euripides aber war lediglich ein Trugbild Helenas in Troja, in Wirklichkeit verbrachte sie diese Kriegszeit in Ägypten. Sie musste dennoch immer wieder für den Kriegsausbrauch beschuldigt.

Gespielt wurde großartig, jedes Wort war verständlich. Die Inszenierung war interessant, vom „Chor“ wurde sehr viel Beweglichkeit abverlangt. Dass alle fast nackt gespielt haben, kann man auch so interpretieren, dass sie alles verloren haben, es sind auch durchwegs Frauen mit tollen Figuren. Die Texte werden teils griechisch gesprochen und dann deutsch wiederholt (und umgekehrt). Wenn sie nicht wiederholt werden, wird der deutsche Text eingeblendet. Die Bewegungen sind meist sehr langsam, auch gesprochen wird langsam. Es werden viele der verfügbaren technischen Mittel – besonders interessant: Licht! eingesetzt. Auch die „Musik“ ist diesmal nicht störend, sondern untermalt das gesprochene Wort hervorragend. So kann man antike Dramen inszenieren!

Aber: der Krieg ist grausam, und Teile des Stücks sind (besonders im Hinblick auf den derzeit in der Ukraine stattfindenden Krieg) fast unerträglich. Eine Dame neben mir hat weggeschaut und sich teilweise die Ohren zugehalten. Was da alles eingeblendet wird, besonders bei der verbalen Beschreibung der Vergewaltigungsszenen.

Ich war eher sehr beeindruckt und erschüttert. Ich meine, man sollte sich diese Aufführung anschauen, auch wenn sie streckenweise wirklich verstörend wirkt

Die Troerinnen, im Burgtheater – trotz allem eine Empfehlung

Vieles, was Sie schon immer über Maibäume wissen wollten – oder doch nicht!

Jetzt werden allenthalben Maibäume aufgestellt. Sind es noch so viele – wie früher, oder ist es in der heutigen Zeit zu mühsam geworden, sie aufzustellen?

Aber warum werden sie überhaupt aufgestellt? Dass wir uns auf altgermanische Riten beziehen? Ich weiß nicht, da waren die Nazis dazwischen, die uns alt-germanische Sitten ziemlich endgültig ausgetrieben haben, so wie auch die frühen Christen diese heidnische Sitte lange verdrängt haben.  Die Symbolik heute ist vieldeutig: Vertreibung der bösen Geister, Lob und Rüge für die Mädchen im Dorfe und Ehrenbezeigung für die Honoratioren.

In Österreich wurde der Maibaum 1230 erstmals für Wien am Babenberger-Hof erwähnt. Der Maibaum war einst ein Hexenbaum. Bei den Hexenverfolgern des 17. Jahrhunderts, die überall und jederzeit, und besonders in der Walpurgisnacht vom 30. April zum 1. Mai, die Umtriebe der bösen Geister vermuteten, fand der Maibaum besondere Förderung. Der Stamm des Baumes musste dabei sorgfältig abgeschält sein, damit die „Hexen sich nicht unter der Rinde festsetzen“ können. Solcher Aberglauben war auch der Hauptgrund, dass das Maibaumsetzen von den Aufklärern des 18. Jahrhunderts häufig verboten wurde. Offiziell zugelassen wurde der Maibaumerst wieder 1827 in einer sittenpolizeilichen Verordnung, da es sich um „an sich unschädliche und wohl zu gönnende Vergnügungen“ des Landvolkes handele.

In seiner heutigen hohen Form mit belassener grüner Spitze und Kranz geschmückt ist der Maibaum seit dem 16. Jahrhundert bekannt, hatte allerdings auch in anderen Funktionen: als Kirchweihbaum, als Ehrenmaibaum für Individuen oder als mit Preisen behängte Kletterstange. Rund um den Maibaum hat sich im Laufe der Zeit allerdings sehr viel lokales Brauchtum entwickelt, das sich vielfach sogar von Ort zu Ort erheblich unterscheidet

Ursprünglich wurde die Birke zum traditionellen Baum Anfang Mai erkoren, weil diese als erster Baum aus ihrer Winterstarre erwacht. Die Birke gilt außerdem als Symbol für Kraft und Anmut, Lebenswillen und Trost, Licht sowie Heiterkeit. Heutzutage wird auch gerne die Fichte verwendet. Sie treibt im Wonnemonat Mai aus und gilt als festliches Symbol für die Ankunft des Lichtes wie der Wärme. Bei Maibäumen handelt es sich um meist große, hochstämmige, bis nahe zur Spitze entastete, verzierte Bäume, die an zentralem Platz im Ort bei einer festlichen Veranstaltung aufgerichtet werden. Je nach Region – und sogar je nach Ort – kann die Gestaltung der Maibäume sehr unterschiedlich aussehen. In ländlichen Gebieten geschieht das Aufrichten noch per Muskelkraft und mit Seilen und Stützbalken. Innerhalb der meisten Städte ist das mittlerweile untersagt; dort kommen im Hinblick auf die erhöhte Unfallgefahr Maschinen zum Einsatz.

Entweder wird der Maibaum jedes Jahr neu gefällt, oder es wird über mehrere Jahre derselbe Stamm verwendet, dem eine neue Krone aufgesetzt wird.

Das Aufstellen der Bäume umgibt ein Fest. Direkt vor dem Aufstellen wird der Baum je nach Region in einer Art Prozession durchs Dorf getragen, die meistens von Zuschauern und einer Blaskapelle begleitet wird. Dort findet dann das eigentliche Aufstellen des Baums statt. Wenn der Baum am Vorabend des 1. Mai aufgestellt wird, geht die Veranstaltung meistens in einen Maitanz über. Früher erfolgte das Aufstellen mit Hilfe langer Stangen, heute wurde das Aufstellen „technisiert“, wobei eher ein Trend zur Rückkehr alter Traditionen besteht., z.B. werden in einigen Orten in Niederösterreich Seile und Leitern verwendet. Der Maibaum bleibt je nach lokalem Brauch bis zum Monatsende – manchmal auch bis zum Herbst – stehen und wird dann wieder umgelegt. Er wird entweder abgeschmückt und der Stamm für das nächste Jahr eingelagert oder im Rahmen eines Festes umgeschnitten. Dabei wird der Baum oft als Brennholz versteigert oder verlost.

In einigen Teilen Niederösterreichs und Oberösterreichs darf der Baum die ersten beiden Tage und Nächte nach dem Aufstellen durchgehend gestohlen werden. In der 3. Nacht ist das Stehlen nur noch bis Mitternacht erlaubt. Der Baum gilt dann als gestohlen, wenn die Diebe den Baum um ca. 45° umgelegt haben. Wenn vorher einer der Bewacher oder Dorfbewohner die Diebe erwischt, müssen die Diebe den Baum wieder aufstellen. Wenn der Baum vor dem 1. Mai bereits fertig geschmückt auf seinen großen Tag wartet, darf er ebenfalls gestohlen werden. In Teilen Österreichs ist es auch üblich, dass sich die Diebe des Maibaums in einem öffentlichen Schauprozess verantworten müssen, und in diesem durch geschicktes Verhandeln die Strafe für ihren Diebstahl niedrig halten können.

In Oberösterreich und im Mostviertel wird der Maibaum bis zu drei Tage vor dem 1. Mai aufgestellt und dann durchgehend bewacht. In diesem Gebiet ist es nur erlaubt, bereits stehende Maibäume zu stehlen. Die Bäume müssen dabei auf die gleiche Art und Weise umgelegt werden, wie sie aufgestellt wurden. Ein Einsatz z.B. eines Traktors ist daher nur erlaubt, wenn der Baum auch mittels gleicher Hilfsmittel aufgestellt wurde. Teilweise wird versucht, die Bewachung durch Alarmanlagen oder durch Verstellen der Zufahrtswege mit Kraftfahrzeugen zu ersetzen. In vielen Gemeinden werden dazu die Feuerwehrfahrzeuge verwendet. Trotzdem gelingt es einigen Gemeinden immer wieder, gleich mehrere Maibäume zu stehlen. Diese müssen dann ausgelöst werden. Meist werden als Auslöse einige Fässer Bier verlangt, die dann aber zumeist gemeinsam geleert werden.

Mir gefällt es, wenn Brauchtum aufrechterhalten wird und auch noch das Maibaumkraxeln gepflegt wird.

Vieles, was Sie schon immer über Maibäume wissen wollten – oder doch nicht!

Ein wenig übers Älterwerden

Erlauben Sie mir ein wenig – wie man so schön sagt, aus meinem Nähkästchen zu plaudern. Das Nähkästchen ist es nicht gerade, am ehesten kommt stattdessen wohl Laptop hin. Ja, er ist schon in die Jahre gekommen, er ist bei Reisen etwas unhandlich, schwer. Und er „redet gerne mit mir“: z.B.  ich solle ihn mehr beschützen, ich sollte diverse „spaces“ vergrößern etc. Ich ignoriere diese Redereien weitgehend, nur wenn etwas gar nicht mehr klappt, dann rufe ich meinen Computer-Guru zu Hilfe, der Zugriff auf meinen PC hat, und ihn wieder aufräumt und auf Vordermann bringt.  

Meine Kinder reden mir zu, endlich ein neues, leichteres Gerät zu kaufen, dazu einen größeren Bildschirm, aber ich stelle mich nicht gar so gerne um, und ein neues Gerät bedeutet auf alle Fälle Umstellung – die mich wieder behindert und aufhält. Und steuerlich Abschreiben kann ich die Kosten auch nicht mehr, da ich „nicht mehr beruflich tätig“ bin. Denn Bücher-Schreiben gälte als Tätigkeit, weil ich daraus Einnahmen hätte, kostenlosen Blog-Schreiben eben nicht. Die Arbeitszeit ist in etwas gleich.

Aber das nur nebenbei. Ich möchte auch aufs Recherchieren kommen. Das tue ich oft und gerne. Früher habe ich mir einschlägige Bücher – bei der Nationalbibliothek – ausgeborgt, habe sie gelesen und einzelne Passagen herauskopiert. Heute finde ich fast alles in Wikipedia. Eben nur fast alles. Seit es das Internet gibt, seit Wikipedia aufgebaut wurde, findet man vieles unsere Zeit und die nähere Vergangenheit betreffend. Für die weiter zurückliegende Vergangenheit wird es haarig. Ich habe z.B. ziemlich viel Zeit zugebracht, um die Zeiten der Verfügbarkeit von Gas in der Nachkriegszeit zu finden. Wieder habe ich viel gelesen, aber nichts dazu gefunden. Das ist dann frustrierend. Heute habe ich eine gleichaltrige Freundin gefragt, genau kann sie sich auch nicht erinnern, aber sie hat gemeint, die „Anlieferung“ erfolgte am frühen Abend, da wäre ihre Mutter von der Arbeit zurückgekommen und hätte gekocht. Und man hätte sich um den Herd versammelt und noch das Backrohr – zur Heizung – aufgedreht.

Denn die Erinnerung ist bestenfalls bruchstückweise, zentriert auf einzelne Ereignisse, oft auch nur in Bildern vorhanden. Wahrscheinlich nimmt man als Kind die Welt anders wahr, als das Erwachsene tun, da gibt es wohl auch andere Prioritäten. Ich weiß noch genau, dass ein Manner-Karamellzuckerl – eingewickelt – zehn Groschen gekostet hat, die konnte man damals einzeln kaufen und ich erinnere mich auch genau an das Zuckerlgeschäft in der Billrothstraße, neben der Schule, wo ich mir selten aber doch eines gekauft habe. (Während des Krieges hat meine Mutter Karamellzuckerln selbst gemacht- im Backrohr).  Aber ich weiß z.B. nicht mehr, was ein Kilo Brot gekostet hat, oder ein Liter Milch – ich weiß aber noch, dass diese Produkte „preisgeregelt“ waren – wie lange? Ich weiß sehr gut, dass man manche Dinge nur gegen “Marken“ bekam – aber wie lange das für welche Produkte galt, das weiß ich nicht mehr. Allerdings erinnere ich mich, dass mir beim Schüleraustausch in England (1951?) aufgefallen ist, dass dort noch Marken galten, als dies bei uns schon längst abgeschafft war.

Nach dem Krieg galt der Kalorienbedarf unterschiedlicher Menschen – Normalverbraucher, Schwerarbeiter – für die Zuteilung von Nahrungsmitteln. 1945 sahen die vorgesehenen Rationen für die Wiener*innen beispielsweise folgendermaßen aus: Normalverbraucher*innen 833 Kalorien, Angestellte 970 Kalorien, Arbeiter*innen 1315 Kalorien, Schwerarbeiter*innen 1.620.  Das habe ich jetzt z.B. im Internet gefunden (schon allein erkennbar am Gendering), wie auch das: Die durchschnittliche Kalorienversorgung betrug Mitte 1946 – Wien galt zu diesem Zeitpunkt als die „hungrigste Großstadt Europas“ – 980 Kilokalorien. Heute noch denke ich in Kalorien und nicht in Joule. Das hilft mir zwar auch nicht, weil ich dennoch zunehme. 

Und eine weitere Schwierigkeit besteht darin, Gleichaltrige und eventuell sogar ältere Menschen zu treffen, mit denen man über „die alten Zeiten“ konkret reden könnte. Sie werden immer weniger, und gar so gut erinnern wir Alte uns auch nicht an lange zurückliegende Fakten. Und dann passiert noch Folgendes: „Ah, der oder diejenige könnte ich in dem Zusammenhang doch noch anrufen“, und dann fällt einem ein, dass der- oder diejenige schon ein Weilchen verstorben ist. Ich hatte das Glück in meinem Bekanntenkreis kenntnisreiche Menschen zu haben, die sich auf gewisse Themen, die auch mich interessiert haben, spezialisiert haben. Gespräche mit denen gehen mir schon sehr ab. Der Computer bringt mir zwar viele Fakten aber nicht notwendigerweise Erkenntnisse, Zusammenhänge, es sind hoffentlich nur meine eigenen Assoziationen, die mir bleiben. Aber im persönlichen Austausch war es dann halt doch reichhaltiger.

Ich will aber nicht klagen, ich bin froh nach „da“ zu sein, noch denken zu können, mich bewegen zu können, eine Familie und doch noch Freunde zu haben, sowie in einem Land zu leben, in dem es keine kriegerischen Handlungen gibt.

Ein wenig übers Älterwerden

Wird das neuerliche Leih- und Pachtgesetz der USA kriegsentscheidend für die Ukraine sein?

Nicht nur Russland scheint zu versuchen, den zweiten Weltkrieg derzeit in der Ukraine zu wiederholen, auch ein „Gegenspieler“ – die USA – möchte nun eine Taktik wiederholen, die im Zweiten Weltkrieg – noch ohne Kriegseintritt – prächtig funktioniert hat.

Die USA planen eine Art Leih- und Pachtgesetz (englisch Lend-Lease Act) für die derzeit hart bedrängte Ukraine einzuführen.  Offiziell war es ein „Act to Promote the Defense of the United States“ (ein Gesetz, um die Verteidigung der Vereinigten Staaten zu fördern), und wurde vom US-Kongress am 18. Februar 1941 verabschiedet. Es ermöglichte den Vereinigten Staaten, kriegswichtiges Material wie Waffen, Munition, Fahrzeuge, Treibstoffe, Nahrungsmittel, Flugzeuge etc. an die gegen die Achsenmächte (Deutschland, Italien, Japan) kämpfenden Staaten zu liefern.

Großbritannien, die UdSSR, China und viele andere Staaten erhielten aufgrund dieses Leih- und Pachtgesetzes Güter in einem Gesamtwert von knapp 50 Milliarden US-Dollar (ohne Transportkosten). Das Programm lief im August 1945 aus.

Präsident Roosevelt war immer darauf bedacht, seine Politik vor dem Volk und der Presse zu rechtfertigen. Für das Leih- und Pachtgesetz warb er mit folgender Erklärung:

„Wenn es bei meinem Nachbarn brennt, dann werde ich ihm selbstverständlich meinen Gartenschlauch leihen und nicht zu ihm sagen: ‚Herr Nachbar, der Schlauch hat $15 gekostet, Sie müssen mir jetzt die $15 zahlen. […] Ich will nicht die $15 – ich will meinen Gartenschlauch zurück, wenn Sie das Feuer gelöscht haben.“

Wie wird Biden das neuerliche Gesetz heute seinem Volk verkaufen?

Die Lieferungen im Rahmen des Leih- und Pachtgesetzes waren ein sehr wichtiger Faktor beim Durchhalten des Britischen Empire und beim späteren Erfolg der Alliierten Streitkräfte.

Es ist schon eine Ironie der Geschichte, dass nun Russland, das damals reichlich Unterstützung erhielt jetzt mithilfe der USA durch die Ukraine „besiegt“ werden soll.

Bereits unmittelbar nach dem Überfall Deutschlands auf die Sowjetunion im Juni 1941 sicherte Roosevelt Stalin die Rüstungsunterstützung der USA zu. Stalin sandte eine Anforderungsliste zurück, was dazu führte, dass die USA und Großbritannien angesichts des Waffenbedarfs einen schnellen Zusammenbruch der sowjetischen Verteidigung befürchteten. Roosevelt trieb die Waffenhilfe massiv voran, und bereits im September trafen die ersten amerikanischen Militärflugzeuge in der Sowjetunion ein. Auf der Atlantik-Konferenz vom 14. August 1941 beschlossen Roosevelt und Churchill neben der Atlantik-Charta eine Ausweitung der Waffenlieferungen an Großbritannien und die Sowjetunion. Die USA weiteten das Gebiet, in dem sie mit ihrem bewaffneten Geleitschutz eigene Waffen-Transportkonvois vor deutschen Angriffen schützten, bis nach Island aus.

Ende 1941 stand die Sowjetunion kurz vor dem ökonomischen Kollaps. Die wichtigsten Industrie- und Landwirtschaftszentren des Landes, u. a. der „Brotkorb“ Ukraine und große Teile des Zentrums der Schwerindustrie, des Donezbeckens, das in der Bedeutung dem Ruhrgebiet für Deutschland gleichkam, waren besetzt. Und genau dieses Gebiet versucht sich Russland jetzt von der Ukraine zurückzuholen.

Der größte Teil der Lieferung aus den USA kam aber nicht in Form von Waffen, sondern in Form von Nahrungsmitteln, Rohstoffen, Maschinen und Industrieausrüstungen. 1942 machten die Lend-Lease-Lieferungen 5 % des sowjetischen Bruttonationaleinkommens aus, und 1943/44 10 %. Eine Besonderheit war, dass die Amerikaner 90 Prozent des gesamten hochoktanigen Flugbenzins der Alliierten lieferten und 58 Prozent des gesamten hochoktanigen Treibstoffs der Sowjetunion. Ohne diese Treibstoffe waren leistungsfähige Flugzeuge nicht zu betreiben. Die amerikanischen Lieferungen waren auch eine Quelle für westliche Technologie, wobei die Amerikaner allerdings ihre modernsten Technologien zurückhielten.

Wie auch heute wiederum bestimmten auch logistische Probleme die Lieferungen: Während die Nordmeergeleitzüge den kürzesten Weg für alle Lend-Lease-Lieferungen darstellten, war die meistbefahrene Transportstrecke für das Leih- und Pachtmaterial für die Sowjetunion die pazifische Route, die von der amerikanischen Westküste zum russischen Hafen Wladiwostok führte. Auch die dritte und wichtigste Route, die von amerikanischen Atlantikhäfen in der Regel um das Kap der Guten Hoffnung, seltener durch den Panamakanal und den Pazifik zum Persischen Golf führte, war nicht minder lang. Ende August 1941 hatten die Sowjetunion und Großbritannien den Iran u. a. mit der Absicht besetzt, eine Versorgungslinie für die Sowjetunion vom Persischen Golf über den Iran zum Kaspischen Meer zu errichten. Unmittelbar nach der Besetzung Basras wurde Stalin von Churchill bestätigt, dass britische Streitkräfte den Hafen ausbauen würden, um den Umschlag US-amerikanischer Lieferungen zu optimieren.

Die Sowjetunion erhielt aus den USA Waren im Wert von 9,8 Milliarden Dollar oder 17,8 Mio. Tonnen transportiert von 2803 Schiffen. Umgekehrt lieferte die Sowjetunion insbesondere Rohstoffe wie Mangan- und Chromerze im Wert von 7,3 Milliarden Dollar an die USA. Der Rest der Schuld wurde auch in Gold bezahlt.

Am 28. April 2022 hat der US-Kongress mit einer Mehrheit von 417 gegen 10 Stimmen den Land-Lease-Act von 1941 reaktiviert, um nach dem russischen Überfall der Ukraine Hilfslieferungen im Wert von bis zu 33 Milliarden Dollar zukommen zu lassen. Dies hatte US-Präsident Biden beim Kongress beantragt, um der Ukraine geeignete Waffen schenken zu können.

Im Zweiten Weltkrieg war diese Maßnahme kriegsentscheidend!

Wird das neuerliche Leih- und Pachtgesetz der USA kriegsentscheidend für die Ukraine sein?

Am Heldenplatz blüht wieder der Flieder

Es fand gab keine der sonst zahlreich stattfindenden Demonstrationen, Aufmärsche, „Ereignisse“ dort statt, sondern es waren ein paar Fußgänger da, und fröhliche junge Menschen saßen oder spielten im Gras. Bei den Parlamentsausweichbüros standen ein paar Sperren – also nichts Besonderes am Heldenplatz. Und dennoch ist es für mich ein ganz großes MUSS hinzugehen, davon hält mich auch die Geschichte des Heldenplatzes nicht ab, denn jetzt blüht der Flieder am Heldenplatz. Besonders schön blüht der bereits hinter dem Zaun (darf man zu diesem edlen Gestänge eigentlich Zaun sagen?) zum Volksgarten, wenn man dort geht, duftet es besonders fein. Sie sollten diese doch kurze Zeit dort nicht vermissen!

 Anfänglich hieß dieser Platz gar nicht Heldenplatz – sondern nach seiner Fertigstellung findet sich 1821 von offizieller Seite der Name „Neuer Paradeplatz“. Gebräuchlich wurde aber zunächst die Bezeichnung Äußerer Burgplatz. 1860 wurden die beiden Reiterstatuen aufgestellt – Erzherzog Karl und Prinz Eugen – und da wäre es doch nahe gelegen, diesen Platz Heldenplatz zu nennen.  Aber die beiden waren doch nicht die einzigen Helden der österreichischen Geschichte – und kränken wollte man doch auch niemanden! Im Sprachgebrauch der Wiener blieb es bei „Äußerem Burgplatz“, erst 1919 setzte sich Heldenplatz durch, handelte es doch um keine „amtlich benannte Verkehrsfläche“.

Aber wie ist dieser Platz überhaupt entstanden: Als die französischen Besatzungstruppen 1809 Wien verließen, sprengten sie Teile der Befestigungswerke vor der Hofburg, also einen Teil der Burgbastei samt des Burg- und der Augustinerravelins (Ravelin: Wallschild, hat die Aufgabe, die Kurtine, also den Wall zwischen zwei Bastionen, zu schützen). Da man einen Wiederaufbau zu diesem Zeitpunkt nach militärischen Gesichtspunkten bereits als sinnlos erachtete, beschloss man, das Terrain vor der Hofburg zu planieren und als repräsentativen Vorplatz und Erholungsraum zu gestalten. Doch wurde weiter stadtauswärts, entlang der nachmaligen Ringstraße, 1817-1821 eine neue Kurtine errichtet, nämlich die Hornwerkskurtine mit dem Äußeren Burgtor. Die Kurtinen umfassten auch die beiden Gartenanlagen, die den neuen Platz flankierten: den 1818 angelegten Burggarten im Osten an Stelle des Augustinerravelins für die kaiserliche Familie und den 1819-1823 an Stelle des Burgravelins gestalteten Volksgarten im Westen für die Bevölkerung.

Nach längeren Planungen wurde der Platz auch durch zwei Reiterdenkmäler für die politische Repräsentation der Monarchie umgestaltet. Der Entschluss zur Schleifung der Befestigungen 1857 und die Anlage der Ringstraße brachte für das Areal vor der Burg erhebliche Änderungen, da hier Platz für eine Erweiterung der Hofburg war. Kaiser Franz Joseph I. beauftragte Gottfried Semper, seine Ideen eines Kaiserforums auszuarbeiten, was er 1869-1871 gemeinsam mit Carl von Hasenauer machte. Es waren gigantische Visionen, die da entstanden. Der 1881 in Angriff genommene Bau der Neuen Burg blieb ein Torso (letzte Arbeiten 1923). Jedenfalls wurde 1863 wurde die Hornwerkskurtine wieder abgebrochen, ebenso wie die Trennmauer und Auffahrtsrampe gegen den Volksgarten und die Kurtine entlang der Löwelstraße, und auch die Trennmauer und Rampe gegen den Burggarten. Damit erhielt der Heldenplatz seine heutige Gestalt. Er bildete den Zugang vom Michaelerplatz durch die Hofburg zum Ring.

Das Äußere Burgtor wurde 1933/1934 zu einem “Österreichischen Heldendenkmal“ umgestaltet. In den 30er Jahren begann es sich einzubürgern, den Heldenplatz für Massenveranstaltungen zu benutzen, wobei die Redner meist vom Balkon der Neuen Burg zur Menge sprachen. In der Ersten Republik diente er vor deren Verbot den Nationalsozialisten als symbolischer Aufmarschplatz. Dem setzte das Dollfuss-Schuschnigg-Regime die Abhaltung des gesamtdeutschen Katholikentages 1933 und andere Feiern dagegen.

Die sogenannten „Befreiungskundgebungen“ (März 1938) auf dem Heldenplatz fanden laut NS-Propaganda vor etwa 200.000 Menschen statt. Die Menschen hatten arbeitsfrei bei vollen Bezügen, die Kinder seit 12. März schulfrei. So wurde sichergestellt, dass genügend Menschen Adolf Hitler bei seiner Ankunft in Wien begrüßen konnten. Als „der Führer“ dort eintraf, war der Platz gefüllt mit Militär-, Jugend- und sonstigen Formationen der NSDAP. Hitler hielt die bekannte Rede, sprach vom Bollwerk gegen die vergangenen und kommenden Stürme des Ostens um „vor der Geschichte nunmehr den Eintritt meiner Heimat in das Deutsche Reich“ zu verkünden. Stürmische Sieg-Heil-Rufe und minutenlanger Beifall folgten. Dadurch wurde der Heldenplatz international, allerdings erst später, zu einem Synonym für den „Anschluss“.

1945 bis 1953 wurde der Heldenplatz vom sowjetrussischen Element des Alliierten Rats, das in der Hofburg sein „Offiziershaus“ und andere Einrichtungen untergebracht hatte, für Veranstaltungen genutzt, denen man einen militärischen Rahmen geben wollte. Dort erfolgte die monatlich stattfindende Zeremonie der Kommandoübergabe der Wiener Interalliierten Kommandantur.

 Weiterhin wurde und wird der Platz für große Versammlungen und Veranstaltungen genutzt, beispielsweise 1983 für die Kundgebung anlässlich des Besuchs Papst Johannes Pauls II., 1984 für die Kundgebung gegen den Bau des Donaukraftwerks Hainburg, 1993 für die Abschlusskundgebung der Aktion „SOS Mitmensch“ („Lichtermeer“, geschätzte 300.000 Teilnehmer – die bislang größte Demonstration in Österreich). 1989 ging der Kondukt der Kaiserin Zita über den Platz wie schon 1916 jener von Kaiser Franz Joseph I. Auch für militärische Feiern des Bundesheeres wurde der Platz immer wieder genutzt.

Seit 2013 findet alljährlich am 8. Mai in Gedenken an die Befreiung von der NS-Herrschaft (bedingungslose Kapitulation der Deutschen Wehrmacht) das „Fest der Freude“ statt. Das Fest wird vom Mauthausen Komitee Österreich gemeinsam mit den Wiener Symphonikern gefeiert.

Ich freue mich derzeit sehr an der Pracht des Flieders auf dem Heldenplatz, den man aus meiner Sicht durchaus noch rückbenennen könnte!

Am Heldenplatz blüht wieder der Flieder

Über die Notwendigkeit der Verfügbarkeit von Kernwaffen

Mit der Drohung, Atomwaffen einzusetzen, hat uns Russland alle sehr erschreckt, denn der Kremlchef hatte auch die Atomwaffen des Landes als Warnung an die NATO in erhöhte Alarmbereitschaft versetzen lassen. (In Europa verfügt nur Frankreich über Atomwaffen, England hat die EU ja im Brexit verlassen). Und diese Drohung wird nun auch den Ukrainern ins Gedächtnis rufen, dass sie es waren, die über Atomwaffen verfügt hatten, diese aber aufgegeben hatten. Es gab damals Sicherheitsgarantien als Gegenleistung für die Aufgabe von Atomwaffen. Das war der Deal zwischen der Ukraine, dem Westen und Russland.

Es stand so „schwarz auf weiß“ im Budapester Memorandum. Das Dokument wurde am 5. Dezember 1994 auf dem Gipfel der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) unterzeichnet. Darin begrüßten die USA, Großbritannien und Russland die Entscheidung der Regierung in Kiew, dem Atomwaffensperrvertrag beizutreten. Sie sicherten unter anderem zu, die Unabhängigkeit und „die existierenden Grenzen“ der Ukraine zu respektieren. Ähnliche Memoranda unterzeichneten am gleichen Tag die ehemaligen Sowjetrepubliken Weißrussland und Kasachstan.

Nach dem Zerfall der UdSSR 1991 hatte das osteuropäische Land 176 strategische und mehr als 2500 taktische Atomraketen „geerbt“.  Damit hatte die Ukraine das drittgrößte Atomwaffenarsenal der Welt, direkt hinter den USA und Russland. Die Ukraine hätte die Atomwaffen behalten können, doch der Preis dafür wäre enorm gewesen. Zwar wurden die Trägerraketen im südukrainischen Dnipropetrowsk produziert, nicht jedoch die nuklearen Sprengköpfe. Eine Eigenproduktion und Wartung wären zu teuer gewesen. 

Die ukrainischen Raketen wurden nach Russland abtransportiert oder zerstört (hoffentlich). Als Kompensation erhielt die Regierung in Kiew finanzielle Hilfe aus den USA, günstige Energielieferungen aus Russland und Sicherheitsgarantien, die im Budapester Memorandum festgeschrieben wurden. Allerding seien diese Garantien nur eine Formalie gewesen, da kein Sanktionsmechanismus festgeschrieben worden sei, sagte man dann später.

Das Budapester Memorandum ist im Fall der Krim von der russischen, aber auch von der westlichen Seite nicht eingehalten worden. Russland argumentierte: Der „Austritt der Krim aus der Ukraine“ sei das Ergebnis „komplexer interner Prozesse“. Diese beträfen nicht Russlands Verpflichtungen im Rahmen des Budapester Memorandums. Die Ukraine jedenfalls hält bis heute am Budapester Memorandum fest.

Welches Beispiel gibt jetzt die Ukraine anderen Nationen, die ebenfalls den Besitz von Atomwaffen anstreben – und derzeit noch mit großer Mühe daran ge- und behindert werden.  Ich denke da z. B. an Nord-Korea und an den Iran!

Das nordkoreanische Kernwaffenprogramm wird von der Regierung Nordkoreas energisch vorangetrieben. Abdul Kadir Khan, der „Vater der Kernwaffe“ und Chefentwickler des pakistanischen Kernwaffenprogramms, gestand 2004 den Verkauf geheimer Kernwaffenpläne an Nordkorea ein. Nach eigenen Angaben erzeugte Nordkorea am 9. Oktober 2006 erstmals eine Kernwaffenexplosion, wofür es international von den meisten Staaten scharf kritisiert wurde. Das Land behauptet von sich, es verfüge über mehrere einsatzbereiten Kernwaffen und entsprechende Trägersysteme. Nordkoreanische Wissenschaftler arbeiten derzeit an der Entwicklung einer Interkontinentalrakete des Typs Taepodong-2, die mit einem Atomsprengkopf bestückt die Westküste der Vereinigten Staaten erreichen können soll. Nordkorea steht aufgrund des Programms seit einigen Jahren im Blickpunkt der Weltöffentlichkeit. Man geht von einem Bestand von 40–50 Sprengköpfen aus.

Und welche Gedanken werden Iranische Führer hegen, wenn sie die Situation in der Ukraine beobachten. Das iranische Atomprogramm umfasst nach offizieller Verlautbarung die Bemühungen, die Energieversorgung des Landes um die Nutzung der Kernenergie zu ergänzen. Diese Bemühungen wurden bereits im Jahre 1959 aufgenommen. Durch die Islamische Revolution und den Ersten Golfkrieg wurden die Arbeiten unterbrochen. Am 21. August 2010 wurde das Kernkraftwerk Buschehr offiziell von der iranischen Führung eröffnet; die Internationale Atomenergieorganisation nennt den 20. Juli 2011 als Beginn der kommerziellen Stromerzeugung.

Der Iran stand jedoch im Verdacht, auch die Entwicklung von Atomwaffen zu betreiben. Nach US-Angaben betrieb der Iran bis in die späten 1970er Jahre – bis zum Ende der Regierung unter Schah Mohammad Reza Pahlavi – ein entsprechendes Atomprogramm. Abdul Kadir Khan (derselbe, des bei Nordkorea aktiv war) , ein Entwickler des pakistanischen Atomwaffenprogramms, gab 2004 zu, noch in den späten 1980er Jahren Pläne für Gaszentrifugen an den Iran verkauft zu haben. Von Seiten der Regierung wurde die Entwicklung von Atomwaffen bestritten, das Atomprogramm werde lediglich friedlich genutzt. Für eine Atombombe ist ein Anreicherungsgrad von mindestens 85 Prozent notwendig, ein Anreicherungsgrad von 20 Prozent wird für die Produktion medizinischer Isotope zur Krebsbehandlung benötigt. Der erste Aufruf zur Atomwaffenentwicklung kam 1988 von Rafsandschani.

Ich erinnere mich besonders an die Verhandlungen zu einem so genannten Atomabkommen in Wien ab 2014. In der Nacht zum 14. Juli 2015 wurde nach 13 Jahren Atomstreit eine Einigung verkündet. Am 8. Mai 2018 kündigte Trump an, dass sich die USA aus dem Atomabkommen mit dem Iran zurückziehen werden. Am 5. Januar 2020 gab der Iran bekannt, sich vollständig aus dem Atomabkommen zurückzuziehen. Im März 2022 hoffte man, dass man sich neuerlich wieder fast auf ein Abkommen geeinigt hätte. Aber der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine sei eine weitere Erinnerung, warum dies so wichtig sei. „Mit nuklearen Waffen würde der Iran noch aggressiver werden und denken, er könne mit einem falschen Gefühl der Straffreiheit agieren.“ Meint man jedenfalls im Westen.

Naja, wenn ich in einem Land, das Atombewaffnung anstrebt, etwas zu sagen hätte, würde ich darauf drängen, über diese Waffen zu verfügen, denn nur – so wurde nachhaltig gezeigt – so wäre man vor Angriffen aus anderen Atommächten geschützt.

Eine wahrhaft traurige Bilanz!

Über die Notwendigkeit der Verfügbarkeit von Kernwaffen

Wie das so war, als Gas nur zu bestimmten Zeiten in die Haushalte kam

Die Menschen – hauptsächlich Frauen – mussten innovativ sein

Dass im Oktober 1918 das Heizen der Räume mit Gas und Strom zur Gänze verboten worden war, habe ich nicht erlebt, kannte es aber aus den Erzählungen der Eltern. Aber die Gas-Rationierungen nach dem Zweiten Weltkrieg habe ich noch lebhaft in Erinnerung.

Die 1944 und 1945 angerichteten Bombenschäden in Wien waren enorm, das Gaswerk Simmering z.B. wurde schwer getroffen, wenn auch nicht komplett zerstört. Doch eine Gaserzeugung war dennoch nicht möglich, da zu wenig Kohle vorhanden war und auch mit Nachschub nicht zu rechnen war. Das Wiener Gasverteilungsnetz war ebenfalls teils schwer beschädigt bzw. zerstört. Aber schon seit 1943 wurde dem Stadtgas Erdgas beigemischt, das mit Leitungen aus Niederösterreich (Neusiedl an der Zaya, Zistersdorf, Matzen, Zwerndorf und Baumgarten) geliefert wurde. Erst ab Ende 1945 konnte 80% des Stadtgebietes wieder – wenn auch nur stundenweise – mit Gas versorgt werden. Durch Beschädigungen an den Leitungen betrug dadurch der Gasverlust bis zu 30%. Ungefähr ein Jahr nach Kriegsende galt das Leitungsnetz als komplett repariert. 1947 wurde wieder so viel Gas abgegeben, wie 1938, die Sperrzeiten wurden dann erst 1948 aufgehoben und Anfang der 1950er Jahre die letzten Instandsetzungsarbeiten an den Gasbehältern in Simmering und Leopoldau abgeschlossen.

Die Bevölkerung musste mit einer stark eingeschränkten Nutzung von Strom und Gas das Auskommen finden. Die Gasabgabe war auf bestimmte Tageszeiten beschränkt. Sparsamkeit auf allen Ebenen lautete die Devise zu jener Zeit.

Wo die Zeiten der Gasanlieferung bekannt gegeben wurden, daran kann ich mich nicht erinnern. Aber es standen ja nur wenige Medien, also Zeitungen (Neues Österreich) und das Radio zur Verfügung.  Man musste sich daher auf diese Zeiten gut vorbereiten, dass jede Minute für das eigentliche Kochen genutzt werden konnte. Und natürlich musste man zu dieser Zeit zu Hause sein. Aber man musste sich auch für die Lebensmittel vor den Geschäften oft lange anstellen; Mit einem Beruf (für Hausfrauen) war das nicht kompatibel. Man weichte bestimmte Speisen (z.B. Hülsenfrüchte) vor dem Kochen auch lange ein, um die Kochzeit eventuell zu verkürzen. Bei uns gab es getrocknete Pilze und getrocknete Beeren, die wir im Sommer im Land gesammelt hatten, die dann den Speisen zugefügt wurden. Im Backrohr schmorte selten ein Schweinsbraten, aber dafür trocknete man seine Haare nach dem Waschen im Winter dort.

Wir konnten schon heizen, allerdings nur einen Ofen in einem Zimmer und das nur stundenweise – Briketts, Koks waren erforderlich und nicht in ausreichendem Maße vorhanden, aber auf diesen Ofen, um den wir uns scharten, wurden Speisen halt dann auch noch länger warmgehalten.

Ich kann mich noch an das „Turmkochen“ erinnern, man stellte Töpfe übereinander, damit von der Wärme des unteren Topfes noch einiges davon an den Inhalt des darüberstehenden Topfes kam. Man konnte auch die verfügbaren Lebensmittel nicht wirklich aussuchen, man froh, dass man überhaupt etwas ergattert  hatte und konnte daher auf die Kochzeit nicht besonders Rücksicht nehmen. Ich weiß noch, dass der Maisgries – wohl ziemlich das Einzige, das täglich zur Verfügung stand – mit Wasser kochte. Erdäpfel (teilweise leider gefroren) hatten wir am Land gehamstert, Fett war sehr beschränkt vorhanden, ebenso Butter, Milch oder gar Käse. Fleisch oder Speck waren Raritäten. Maisbrot – heute gilt es als Delikatesse – bröselte.

Es gab noch ein weiteres Problem: in der Nachkriegszeit war weitgehend Stadtgas in Verwendung.  Stadtgas in den öffentlichen Gasnetzen wurde in Europa erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts vollständig durch Erdgas ersetzt. Stadtgas oder Leuchtgas bezeichnet ein ab der Mitte des 19. Jahrhunderts weithin übliches Brenngas, das zumeist in städtischer Regie durch Kohlevergasung hergestellt wurde. Es diente zur Beleuchtung von Straßen und Wohnungen und dort auch zum Betreiben von Gasherden und Gasdurchlauferhitzern.

Aber das Einatmen von Stadtgas führt zu einer Kohlenstoffmonoxid-Vergiftung und daher zu zahlreichen Todesfällen, unter anderem durch Selbstmord-(Versuchen:  „Aufdrehen des Gashahns“ war eine oft geäußerte Drohung in diesen harten Zeiten). Wegen der als „sanft“ empfundenen Giftwirkung des Kohlenmonoxids wurde die Methode bei ca. 20 % der Selbsttötungen angewandt. Bei vielen waren es Unfälle. Man vergaß das Gas abzudrehen, nachdem es abgeschaltet worden war. Zu Beginn der nächsten Verfügbarkeitsphase strömte dann möglicherweise das giftige Stadtgas ungehindert aus ….

Hoffen wir gemeinsam, dass es jetzt nicht mehr zu einer nur stundenweise verfügbaren Gasanlieferung kommen wird!

Wie das so war, als Gas nur zu bestimmten Zeiten in die Haushalte kam

Wird Gas weiterhin aus Russland fließen?

Russland hatte gedroht, europäischen Ländern den Gashahn zuzudrehen, wenn sie ihre Einfuhren nicht wie seit März gefordert in Rubel bezahlen. Polen erklärte daraufhin mehrfach, der Forderung nicht nachkommen zu wollen. Die Europäische Kommission hat ihrerseits Gasimport-Unternehmen in der EU aufgefordert, weiterhin in der vertraglich vereinbarten Währung zu zahlen. In 97 Prozent der Fälle sind das Euro oder Dollar.

Gazprom steht auf einer jüngst veröffentlichten Liste russischer Unternehmen und Oligarchen, deren Vermögenswerte nach einem neuen Sanktionsgesetz eingefroren werden können. Weil Polen sich weigert, russische Gaslieferungen in Rubel zu bezahlen, liefert Russland kein Gas mehr in das Nachbarland der Ukraine. Zuvor stellte Russland ein Ultimatum an Polen, welches aber abgelaufen ist. Polen leitete diese Strafmaßnahmen unabhängig von Sanktionen ein, die die EU-Länder gemeinsam gegen Russland verhängt hatten. Weitere mögliche Energiesanktionen gegen Russland sind geplant. Anfang August tritt in der EU ein Kohle-Embargo gegen Russland in Kraft. Einige EU-Mitgliedstaaten fordern eine Ausweitung des Embargos auch auf russisches Öl und Gas.

55 Prozent der polnischen Gasimporte kommen aus Russland, der polnische Gasnetzbetreiber sagt aber, dass er auf mögliche Kürzungen vorbereitet sei.

Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki hatte zuvor gesagt: „Wir haben Drohungen von Gazprom erhalten, die Gaslieferungen einzustellen.“ Vielleicht versuche Russland, Polen auf diese Weise zu erpressen. Polen habe sich aber im Vorfeld auf die Diversifizierung der Gasversorgung vorbereitet. Die Wirtschaft sei nicht gefährdet. Die Gasspeicher seien zu 76 Prozent voll. Polen versucht bereits seit Jahren, seine traditionell hohe Abhängigkeit von Öl- und Gaslieferungen aus Russland zu verringern. Noch im Oktober und damit zu Beginn der nächsten Heizperiode soll die Baltic Pipe in Betrieb gehen – ein Konkurrenzprodukt zur umstrittenen deutsch-russischen Gasleitung Nord Stream – und norwegisches Gas via Dänemark nach Polen leiten.

Die russischen Drohungen scheinen mir etwas unverständlich, wurde doch ein „Ausweg“ gefunden: Moskau hatte Europa gewarnt, dass die Gaslieferungen unterbrochen werden könnten, wenn künftig nicht in der russischen Währung gezahlt wird. Dazu wurde im März ein entsprechendes Dekret erlassen. Darin wird vorgeschlagen, dass Energiekäufer Konten bei der russischen Gazprombank eröffnen, um Zahlungen in Euro oder Dollar zu leisten, die dann in Rubel umgerechnet werden. Die EU-Sanktionsregelung verbiete es Unternehmen nicht, Konten bei der Gazprombank zu eröffnen oder mit ihr in Kontakt zu treten, um eine Lösung zu finden.

Oder liegt der Grund für diesen Lieferstopp auch in der Tatsache, dass Polen Panzer sowjetischer Bauart an die Ukraine geliefert hatte?

Der russische Staatskonzern Gazprom stoppt ab Mittwoch außerdem alle Gaslieferungen nach Bulgarien. Das bulgarische Gasunternehmen Bulgargas sei am Dienstag darüber informiert worden, dass Gazprom die Erdgaslieferungen ab dem 27. April aussetzen werde, teilte das Wirtschaftsministerium in Sofia mit. Bulgarien mit seinen rund 6,5 Millionen Einwohnern deckt mehr als 90 Prozent seines Gasbedarfs aus russischen Importen. Die Regierung versicherte, fürs Erste werde es keine Beschränkungen bei der Gasversorgung von Privathaushalten geben.

Bulgarien wird wohl keine russischen MiG-29-Kampfflugzeuge und S-300-Raketen in die Ukraine schicken, da dies seine eigenen Verteidigungskapazitäten erheblich einschränken würde. Stattdessen werde Sofia wohl hauptsächlich Munition und kleinere Waffen exportieren. Sollte das Parlament beschließen, Militärhilfe zu leisten, kommt das Geld aus dem Haushalt, der EU und der NATO-Förderung.

Nun droht die Gefahr, dass immer mehr (eventuell Waffenliefernde) EU-Staaten einen Gas-Stopp aufgezwungen bekommen.

Mit seinen weltgrößten Reserven dominiert Gazprom Europas Gasmarkt. Gazprom betreibt Gasspeicher aber auch Fernleitungsnetze. Weltweit wurden 2021 fast 515 Milliarden Kubikmeter Gas gefördert. Das waren fast 14 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Gazprom-Chef Alexej Miller spricht vom besten Jahr seit 2013. Er rechnet mit dem besten Finanzergebnis der Geschichte. Laut Gazprom sind 60 Prozent der Exportmengen an die Gaspreise an den Spotmärkten gekoppelt.

Der Gazprom-Aufsichtsrat setzt die Entscheidungen des Kremls um. Er wird von Mitgliedern der russischen Regierung und Gazprom-Managern dominiert. Die eigentlichen strategischen Entscheidungen werden in Moskau gefällt – von Präsident Putin. Schließlich besitzt der russische Staat die Mehrheit an Gazprom mit 50 Prozent Anteilen plus einer Aktie. Putin bestimmt mit, wie viel Gas der Konzern ins Ausland liefert. Seine ausführende Hand ist Gazprom-Chef Alexej Miller. Der 60-Jährige, der als enger Vertrauter Putins gilt, führt seit gut 20 Jahren den Gazprom-Konzern. Er hat ihn von einem reinen Gasförderer zu einem Konglomerat umgebaut.

Längst verdient Gazprom nicht mehr sein gesamtes Geld mit Erdgas. Um weniger abhängig zu sein von den schwankenden Rohstoffpreisen, mischt der Konzern inzwischen auch im Medien- und Finanzgeschäft mit. Gazprom Media besitzt neun landesweite Fernsehkanäle, 29 Spartenkanäle, zehn Radiosender und zwei Verlage. Das Mediengeschäft von Gazprom erwirtschaftet gut 1,2 Milliarden Euro. Seit 1990 hat Gazprom auch seine eigene Bank: die Gazprombank. Sie verfügt über ein Privatkunden- und Firmenkundengeschäft, eine Investmentbanking -Sparte sowie Abteilungen für Devisen- und Rohstoffhandel. Im heimischen russischen Erdgasmarkt sind Gazprom bei der Preisgestaltung enge Grenzen gesetzt. Dass der Kreml die Konzernpolitik maßgeblich bestimmt, hat auch historische Gründe. Gazprom war einst ein reiner Staatskonzern. Er ging 1989 aus der Abteilung des Ministeriums für Gasförder- und Gastransportindustrie der Sowjetunion hervor.

Gazprom sei auch heute kein rein wirtschaftlich getriebenes Unternehmen, das nach Gewinnmaximierung strebt. Es gibt auch ein zweites politisches Gazprom, das sich mitunter zu Lasten von kommerziellen Interessen verhalte. So hätte der Konzern Schätzungen zufolge 2021 mindestens ein Drittel mehr Erdgas nach Europa liefern können, tat dies aber nicht aus politischen Gründen. Zwar ist Gazprom seit einigen Jahren an der Börse. Doch das Interesse der Großinvestoren für die Aktie ist inzwischen deutlich abgekühlt. Seit 2008 hat sich der Kurs mehr als halbiert. Zuletzt machte die Aktie aber wieder Boden gut. 2021 gewann der Titel fast 70 Prozent.

Wann werden wir in Österreich betroffen sein?

Wird Gas weiterhin aus Russland fließen?

Die Waffen nieder – rief Bertha von Suttner schon 1889

Ich werde immer unsicherer. Einerseits finde das Verhalten Russlands im Verhältnis zur Ukraine bzw. vielleicht neuerlich auch zu Moldawien absolut unerträglich, andererseits erschreckt mich die Waffenbesessenheit der meisten Staaten des Freien Westens.

Was da herauskommen kann, weiß wohl derzeit niemand zu sagen. Dem russischen Außenminister Sergej Lawrow zufolge besteht aktuell eine reale Gefahr eines dritten Weltkriegs. Nach den Worten Lawrows führt die NATO durch westliche Waffenlieferungen an die Ukraine einen Stellvertreterkrieg gegen Russland. Heute gäbe es wenige Regeln, sagte Lawrow weiter und verwies auf den atomaren Abrüstungsvertrag New Start. Aber „gleichzeitig sind alle anderen Instrumente der Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung praktisch zerstört“. Noch zu Zeiten der Kuba-Krise habe es einen Kommunikationskanal gegeben, dem die Führer der Sowjetunion und der USA vertrauten. Heute gebe es keinen derartigen Kanal und niemand versuche, ihn zu schaffen. Wobei ich aber das Gefühl habe, dass die Gesprächskanäle doch alle offen wären, Besucher aus dem Westen bzw. aus internationalen Organisationen sitzen am langen weißen Tisch mit Putin in Moskau, aber da sowohl bei Putin als auch bei Selenskyj noch kein Wunsch besteht, den Krieg zu beenden, kann er nur mit Waffen beendet werden. Denn beide meinen wohl, dass der Krieg für sie noch „den Sieg“ birgt. Was immer dieser Sieg auch sein mag – ein zerstörtes Land und viele, viele Tote, sowohl Soldaten als auch Zivilisten.

Dennoch fahren die USA ihre Militär-Unterstützung für die Ukraine dramatisch hoch. 700 Millionen kommen zu den bisher geleisteten 3,4 Milliarden Dollar hinzu, und darin enthalten sind nicht nur Defensivwaffen, sondern wohl auch schweres militärisches Gerät. Hier vollzieht sich ein Paradigmenwechsel, der vor Wochen noch undenkbar gewesen wäre.

Der Grund liegt freilich darin, dass die Ukraine entgegen der Erwartungen vieler Experten die Attacken der Russen besser standhalten konnte, dass sogar die Aussicht auf Rückeroberungen besetzter Gebiete besteht. Nicht umsonst sagte Verteidigungsminister Lloyd Austin nach seinem Kiew-Besuch, dass man Russland so weit schwächen wolle, „dass es zu so etwas wie dem Einmarsch in die Ukraine nicht mehr in der Lage ist.“

In Europa ist man da verhaltener. Während manche Osteuropäer bereits vorgeprescht sind – Tschechien etwa hat bereits Panzer geliefert –, ist die deutsche Koalition über die Frage nach schwerem Gerät nur zögerlich nachgekommen.  Dort ist die Angst groß, dass Putin dies als Kriegseintritt sehen könnte – und seine Attacken auch noch auszuweiten könnte. Stimmt das? Oder haben diejenigen recht, die sagen: Putin muss besiegt werden, sonst hört er nie auf?

Das gewichtigste Argument der Befürworter: Die Ukraine kämpfe nicht nur um ihr Überleben, sondern für uns alle – Putin werde an der Grenze nicht stoppen. Vor allem im Baltikum und in Moldau geht diese Angst um. Mittlerweile geht es nicht mehr nur um Verteidigung, sondern um die Rückeroberung besetzter Gebiete. Selbst ein Sieg der Ukraine scheint nicht ganz unmöglich.

Mit der Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine will man Putin zu nachhaltigem Frieden zwingen. Denn je schwächer die Ukraine am Verhandlungstisch ist, desto eher wird er es wagen, wieder die Panzer rollen zu lassen, so das Argument. Schließt man einen labilen Frieden, wäre die gesamte Region auf Dauer instabil.

Das Argument, die Lieferung von Panzern, Artillerie oder Flugzeugen könnte als Kriegseintritt gesehen werden, ist juristisch nicht haltbar. Völkerrechtlich sei das gedeckt – ist ein eindeutiger Aggressor auszumachen, ist Militärhilfe für den Attackierten zulässig, meint man im Westen.

Freilich könnte man sagen, dass sich Putin auch bisher nicht ums Völkerrecht geschert hat. Wenn er einen Kriegsgrund sucht, wird er ihn finden. Nur: Im bisherigen Kriegsverlauf hat er seine Ziele mehr und mehr zurückgesteckt – weil die Ukraine mit Hilfe des Westens seine Armee zurückschlagen konnte. Und Putin hat dem Westen von der ersten Minute an auch unverhohlen mit Nuklearwaffen gedroht, unter diesen Umständen hätte der Westen demnach von Anfang gar nichts tun dürfen. 

Die große Angst der Gegner schwerer Waffen ist, dass sie Putin nicht Einhalt gebieten, sondern ihn lediglich noch mehr anstacheln würden – bis hin zu einem Nuklearschlag.

Ein Argument dagegen ist auch, dass die schweren Geschütze gar nicht so effektiv seien, ihr Einsatz nur in einer massiven Materialschlacht enden würde. Leichte und mobile Waffen – etwa die   jetzt gelieferten Kamikaze-Drohnen der USA, die autonom agieren können – brächten der ukrainischen Armee deutlich mehr Vorteile.  Dazu kommt, dass etwa die deutschen Marder- oder Leopard-Panzer, die Kiew sich von Berlin wünscht, nicht so leicht bedient werden können – Fahrer brauchen Training, und das ist in Kriegszeiten schwer machbar.

Eine weitere Befürchtung ist, dass eine dauerhafte Militarisierung eines instabilen Landes wie der Ukraine nur zu Problemen führt – wird etwa die aktuelle Regierung gestürzt, hätte dies unabsehbare Folgen für die Region und ganz Europa. Kiew könnte die westlichen Waffen auch für einen Angriff auf russisches Territorium verwenden, so die Angst: Damit wäre der Westen völkerrechtlich nicht mehr ganz so unbeteiligt an dem Konflikt – und Putin könnte das als Einladung zu einem Gegenangriff auf die waffenliefernden Länder sehen. Für diesen Fall, brauche man das schwere Gerät ja dann selbst.

Und Putin hat auch noch die Gas-Liefer-Stopp Waffe, aber dazu demnächst.

Die Waffen nieder – rief Bertha von Suttner schon 1889

Was Sie schon immer über Transnistrien wissen wollten

Sollte es demnächst ein Kriegsziel der Russen werden

Russland hat seine Kriegsziele bekannt gegeben. Diese umfassen den Osten der Ukraine und die gesamte Südküste – also nicht nur die Küste des Asowschen Meeres, sondern auch jene des Schwarzen Meeres – westlich von der Krim – also einschließlich Odessa.

Ich habe diese Gefahr schon am 3. März beschrieben: https://christachorherr.wordpress.com/2022/03/03/zur-ukrainischen-sudfront-und-eventuellen-russischen-intentionen/

Und gehe davon aus, dass es auch um die Anbindung von Transnistrien geht. Und von Transnistrien aus könnte kurz entschlossen auch Moldawien erobert werden – auch ein europäischer Staat der nicht der NATO angehört. Wäre immerhin ein „herzeigenswerter Sieg“ Russlands?

Transnistrien ist ein international nicht anerkanntes, ausschließlich von Russland gestütztes De-facto-Regime in Südosteuropa. Das hauptsächlich östlich des Flusses Dnister gelegene Gebiet ist integraler Bestandteil der Republik Moldau und wird von rund einer halben Million Menschen bewohnt. Die Republik entstand zwischen 1990 und 1992 beim Zerfall der Sowjetunion im mittlerweile „eingefrorenen“ Transnistrien-Konflikt durch Sezession von der Republik Moldau. Sie ist seit 1990 faktisch von der Zentralregierung in Chișinău unabhängig und verfügt unter anderem über eine eigene Regierung, Währung, Verwaltung und eigenes Militär. Bislang erkennen allerdings kein anerkannter Staat und keine internationale Organisation das Gebiet als souveränen Staat an. Völkerrechtlich wird die Region daher bis heute als Teil der Republik Moldau betrachtet. Transnistrien ist deshalb Gründungsmitglied der Gemeinschaft nicht-anerkannter Staaten, zu denen die ebenfalls umstrittenen Regionen Arzach (De-facto-Staat in Bergkarabach, umstritten zwischen Armenien und Aserbaidschan), Abchasien und Südossetien (beide ehemals Georgien) gehören, welche sich wechselseitig in ihren jeweiligen Souveränitätsbestrebungen unterstützen.

Transnistrien steht unter entscheidendem russischen Einfluss, die russische Armee verfügt in der Region über einen Militärstützpunkt und ein großes Munitionslager. So sind beispielsweise 1.200 bis 1.500 Soldaten der russischen Streitkräfte seit 2014 dort stationiert, neben 10.000 bis 15.000 moskautreuen Paramilitärs.

Neuerdings wurde in dieser von pro-russischen Separatisten kontrollierten Region in Moldau nach offiziellen Angaben ein Angriff auf Räumlichkeiten des Ministeriums für Staatssicherheit verübt. Angeblich wurde bei dem Anschlag am 25. April 2022 am Abend niemand verletzt oder getötet. Für den Anschlag wurde nach ersten Angaben ein tragbarer Granatwerfer verwendet. Das russische Außenministerium erklärte am 25.4., dass es die Risiken einer Eskalation in Transnistrien nicht sehe.

Bei der Volkszählung im November 2004 wurden rund 555.000 Einwohner in Transnistrien gezählt, die sich aus etwa 31,9 % Moldauern, 30,3 % Russen und 28,9 % Ukrainern zusammensetzen. Seit der De-facto-Unabhängigkeit des Landes bildet sich immer mehr eine eigene „transnistrische Identität“ heraus, die unabhängig von der ethnischen Herkunft definiert ist. Gemäß der transnistrischen Verfassung gibt es drei Amtssprachen, die zumindest de jure gleichberechtigt sind: Russisch, Ukrainisch und Moldauisch. Die Mehrheit der Bevölkerung bekennt sich zum orthodoxen Christentum, etwa 90 % der Bevölkerung bezeichnen sich als christlich-orthodox.

Das Gebiet des heutigen Transnistriens wechselte in seiner Geschichte häufig den Besitzer, auch die Bevölkerungsstruktur veränderte sich immer wieder auf Grund der politischen Gegebenheiten. Im Altertum lag Transnistrien im Einflussbereich der Skythen und Daker. Im frühen Mittelalter ließen sich in der Region slawische Stämme nieder. Die Region gehörte vermutlich eine Zeit lang zur Kiewer Rus und wurde im 13. Jahrhundert kurzzeitig von den Mongolen beherrscht. Teile des heutigen Transnistriens gehörten ab dem 15. Jahrhundert zu Polen-Litauen, dem Khanat der Krim und dem Kosaken-Hetmanat. Später wurde die Region westlich des Dnister Teil des rumänisch geprägten Fürstentums Moldau, das mit dem Osmanischen Reich verbündet war.

1792/93 konnte das Russische Reich seinen Machtbereich bis zum Ostufer des Flusses Dnister ausdehnen und der Großteil des heutigen Transnistriens wurde daraufhin Teil des sogenannten Neurusslands. Die heutige Hauptstadt des Landes, Tiraspol, wurde 1792 als Grenzposten des Russischen Reiches gegründet. Bis 1812 konnte Russland auch die Kontrolle über Bessarabien übernehmen und besaß nun das gesamte Gebiet des heutigen Moldaus.

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wurde das ehemalige Bessarabien an Rumänien angeschlossen. Das Gebiet östlich des Flusses Dnister, also auch fast das gesamte Gebiet des heutigen Transnistriens, wurde hingegen Bestandteil der Ukrainischen Teilrepublik innerhalb der neugegründeten Sowjetunion. 1924 wurde in der Sowjetunion die Moldauische Autonome Sozialistische Sowjetrepublik (MASSR) als Teilrepublik der Ukraine (einschließlich Transnistrien) gegründet.

Anfang August 1941 wurde Transnistrien von deutschen und verbündeten rumänischen Truppen erobert. Von 1941 bis 1944 stand das Gebiet unter rumänischer Herrschaft. Während der rumänischen Besatzung wurde ein Großteil der jüdischen Bevölkerung in der Region deportiert und ermordet. Im März und April 1944 gelang es der Roten Armee, die gesamte Dnister-Region einschließlich des heutigen Transnistriens zurückzuerobern.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die Grenzen von 1940 wiederhergestellt. Transnistrien gehörte als Teil der Moldauischen Sowjetrepublik nun wieder zur Sowjetunion.

Seit Mitte der 1980er Jahre kam es zu einem Anstieg nationalistischer Tendenzen in der gesamten Sowjetunion, die immer stärkere Zerfallserscheinungen zeigte. In Moldau entstand eine sich an Rumänien orientierende Nationalbewegung, die sich insbesondere gegen die Zugehörigkeit zur Sowjetunion richtete.

Am 2. September 1990 erklärte Transnistrien als Transnistrische Moldauische Sozialistische Sowjetrepublik die Unabhängigkeit von Moldau und verfolgte zunächst das Ziel, als eigenständige Sowjetrepublik innerhalb der Sowjetunion anerkannt zu werden. Moldau erklärte noch im August 1991 seine endgültige Unabhängigkeit. Am 1. März 1992 begann die moldauische Offensive gegen Transnistrien. Die kriegerischen Auseinandersetzungen endeten offiziell erst am 25. Juli 1992. Unter Vermittlung Russlands und dessen in Transnistrien stationierter 14. Armee wurden die Konfliktparteien schließlich getrennt und schlossen einen dauerhaften Waffenstillstand ab, dessen Einhaltung durch eine Friedenstruppe überwacht wird. Seit der Beilegung des Konflikts ist Transnistrien eine autonom agierende sezessionistische Region. 2014, hat die Regierung Transnistriens einen Beitrittsantrag zur Russischen Föderation gestellt. Am 21. März 2014 starteten russische Truppen ein Manöver in Transnistrien. Diese Entwicklungen folgten denen auf der Halbinsel Krim.

Alle größeren politischen Parteien in Transnistrien, auch aus der Opposition, unterstützen die Unabhängigkeit Transnistriens oder einen Beitritt zu Russland; es gibt keine nennenswerte politische Bewegung, die eine Wiedervereinigung mit Moldau fordert. Fast die gesamte politische Landschaft Transnistriens ist durch eine russlandfreundliche Haltung geprägt.

Was Sie schon immer über Transnistrien wissen wollten