Was es so auf sich hat, mit den Barbarazweigerln

Meine Barbarazweigerln stehen schon in der Vase – mit lauwarmem Wasser gefüllt, in der Nähe der Heizung mit viel Licht. Ich kann nur hoffen, dass sie blühen werden und nicht vertrocknen. Werden Sie auch schon welche aufstellen? Warum tun wir das eigentlich?

Vielleicht sagen Sie, weil wir das schon immer getan haben, oder weil Sie vielleicht etwas „Blühendes“ in der grauen Zeit zu Hause haben wollen. Alles zulässig, aber es hat dennoch andere Gründe. Diese Zweige werden, nach einem alten Brauch am 4. Dezember, dem liturgischen Gedenktag der hl. Barbara in der römisch-katholischen und der griechisch-orthodoxen Kirche (Barbaratag), geschnitten und in einer Vase in der Wohnung aufgestellt. Je nach Gegend und Brauchtum werden Kirsch-, Apfel-, Birken-, Haselnuss-, Rosskastanien-, Pflaumen-, Holunder-, Rotdorn- oder sogar Forsythienzweige verwendet. Sie sollen bis zum Heiligen Abend blühen und zum Weihnachtsfest die Wohnung schmücken. Der Brauch geht auf eine Überlieferung von der Heiligen zurück, nach der sie auf dem Weg in das Gefängnis mit ihrem Gewand an einem Zweig hängenblieb. Sie stellte den abgebrochenen Zweig in ein Gefäß mit Wasser, und er blühte genau an dem Tag, an dem sie das Martyrium erlitt (4. Dezember).

Das mit dem genauen Tag, das ist für Stadtbewohner schwierig, wir kaufen die Zweige auf einem Markt oder in der Blumenhandlung, wenn wir sie am 4. Dezember aufstellen, wurden sie dann doch schon einige Tage vorher geschnitten. Das ist nur dann ein Problem, wenn man ein wenig abergläubig ist und annimmt, dass das Blühen der Zweige auf Glück im kommenden Jahr hindeutet.  Teilweise war es Brauch, dass die jungen Mädchen jedem einzelnen Zweig den Namen eines Verehrers zuwiesen. Der Zweig, der zuerst blühte, sollte auf den zukünftigen Bräutigam hinweisen. Aber in unserem gesellschaftlichen System, indem man Partner über online Ehevermittlungen sucht, passt das nicht mehr so recht.

Barbarazweige waren früher auch Grundlage anderer Orakel, wie Ernteorakel, wo die Blütenanzahl die Erntegröße zeigte, oder auch zur Vorhersage von Lottozahlen fanden sie Anwendung. Dieser Brauch hat seine Analogien in vielen Kulturen („Lebensrute“) und zählt somit zu den vielen Orakel­bräuchen. Schriftlich nachgewiesen ist der Barbarabaum seit dem 13. Jahrhundert. Eine Bauernregel besagt: „Knospen an St. Barbara, sind zum Christfest Blüten da.“

Daneben gibt es den Barbaraweizen, der am Barbaratag auf einem Teller ausgesät wird und bis Weihnachten aufsprießen soll. Dieses „winterliche Grün“ ist als Teller-Saat oder Adonisgärtlein bekannt. Diese Idee gefällt mir sehr gut – vielleicht wird‘ ich’s versuchen (aber das mit meinem grünen Daumen funktioniert nicht so gut)

Aber wer war nun diese Heilige Barbara? Barbara von Nikomedien (Barbara = „die Fremde“) war eine christliche Jungfrau, Märtyrin des 3. Jahrhunderts. Der Überlieferung zufolge wurde sie von ihrem Vater enthauptet, weil sie sich weigerte, ihren christlichen Glauben und ihre jungfräuliche Hingabe an Gott aufzugeben. Barbara war der Überlieferung nach die Tochter des Dioscuros und lebte am Ende des 3. Jahrhunderts im kleinasiatischen Nikomedia (heute İzmit im Nordwesten der Türkei.). Einer anderen Tradition zufolge lebte sie in der Colonia Heliopolis (heute Baalbek im Libanon). Ihr Vater wird von den verschiedenen Versionen als König oder zumindest reicher Kaufmann oder als Angehöriger der kaiserlichen Leibgarde betrachtet.

Nach der Legende war Barbara eine sehr schöne und kluge junge Frau, so dass viele Männer aus Nikomedia um ihre Hand anhielten. Barbara jedoch wies die Verehrer zurück. Die junge Frau besuchte eine Gruppe junger Christen, die sich trotz der Christenverfolgung durch den Kaiser heimlich trafen. Barbaras Vater Dioscuros versuchte, sie von der Außenwelt abzuschirmen und sperrte sie in einen eigens dafür gebauten Turm. (Bei den Heiligendarstellungen ist Barbara immer diejenige mit dem Turm, daran kann sie erkannt werden, und es gibt einen Merkspruch: Für die „drei heiligen Madl“ mit Bezug auf ihre ikonographischen Attribute: Margareta mit dem Wurm, Barbara mit dem Turm, Katharina mit dem Radl, das sind die drei heiligen Madl).

Hauptgrund für das Einsperren des Mädchens war der verzweifelte Versuch des Vaters, Barbaras Hinwendung zum Christentum zu verhindern. In der Abgeschiedenheit ihres Gefängnisses bekannte Barbara sich gegen den Willen des Vaters zum Christentum. Der Vater versuchte, sie mit Marterungen und Peinigungen umzustimmen, doch dies bestärkte sie noch in ihrem Glauben. Barbara konnte in einen Felsspalt fliehen, der sich wie durch ein Wunder vor ihr öffnete. Sie wurde dennoch von einem Hirten verraten. Dieser wurde von Gott in einen Stein (nach einer anderen Legende in einen Mistkäfer) verwandelt, seine Schafe in Heuschrecken oder Käfer. Dioscuros fand seine Tochter, schlug sie und brachte sie zum römischen Statthalter Marcianus, der sie zum Tode verurteilte. In der Stadt wurde sie schließlich so grausam misshandelt, dass ihre Haut am Ende in Fetzen vom Körper hing. In der Gefängniszelle erschien ihr Christus und heilte ihre Wunden. Der erbitterte Statthalter ließ sie in der Öffentlichkeit mit Keulen schlagen, die Brüste abschneiden und mit Fackeln foltern. Vor ihrem Tod betete Barbara, daraufhin erschien ein Engel und hüllte sie in ein schneeweiß leuchtendes Gewand. Letztendlich enthauptete der grausame Vater seine Tochter selbst. Er wurde kurz darauf vom Blitz getroffen und verbrannte, was sich der Legende nach im Jahr 306 unter Kaiser Maximinus Daia zutrug.

Im Zuge der Liturgiereformen des zweiten vatikanischen Konzils wurde die hl. Barbara aus dem römischen Generalkalender gestrichen, da ihre Existenz historisch nicht gesichert sei. Wegen der großen Verehrung, die sie im Volk genoss, blieb ihr Gedenktag jedoch in einigen Regionalkalendern erhalten. Die heilige Barbara zählt zu den vierzehn Nothelfern, und ihr Verhalten im Angesicht von Verfolgung und Tod gilt als Symbol der Wehr- und Standhaftigkeit im Glauben.

Den Märtyrerinnen ist es schon sehr schlecht gegangen, aber ich glaube, dass sie nichts dagegen haben, wenn wir Barbarazweigerln (zu ihren Ehren – oder auch nicht) aufstellen.

Was es so auf sich hat, mit den Barbarazweigerln

Herr Präsident, was ist aus den Kriegszielen in Afghanistan geworden?

Es ist mir schon bewusst, dass Sie lieber „G’schichtln“ aus meinem Leben lesen, als etwa über den weisen US Präsidenten Donald Trump und gar über das kriegsgebeutelte Afghanistan, aber ich fürchte, auch diese Kombination hat letztlich Einfluss auf unser aller Wohlbefinden.

Der US-Präsident hat zu Thanksgiving überraschend die US-Truppen in Afghanistan besucht. Das ist nicht weiter bemerkenswert, das tun US-Präsidenten öfter. Und vielleicht ist es auch einmal eine Abwechslung für den Donald, nicht das Wochenende in Mar-a-Lago zu verbringen. Dieses ist ein herrschaftliches Anwesen in Palm Beach im US-Bundesstaat Florida, 1927 fertiggestellt. Heute gehört es dem US-Präsidenten Donald Trump als Privatmann. Die Nutzfläche des Gebäudes beträgt 10.000 m², es steht auf einem ca. 35.000 m² großen Grundstück direkt am Meer. Seit seinem Amtsantritt als Präsident im Januar 2017 dient das Anwesen Trump als eine seiner drei Residenzen.

Zurzeit sind in Afghanistan zwischen 12.000 und 13.000 amerikanische Soldaten stationiert. Trump nahm bei seinem allerersten Besuch vor Ort an einem Feiertagsessen – Thanksgiving Dinner – mit den Truppen in Bagram teil und servierte den Soldaten eigenhändig Truthahn und Kuchen.

Es ist ein langdauernder Krieg in Afghanistan – mit amerikanischer Beteiligung. Das ganze Dilemma begann einen Tag nach den Terroranschlägen am 11. September 2001, denn da verabschiedete der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen die Resolution 1368. Diese Resolution verurteilte die Ereignisse vom 11. September 2001 als grauenhafte Terroranschläge und als Bedrohung für den internationalen Frieden und die internationale Sicherheit. Die Resolution bekräftigt das Recht zur individuellen und kollektiven Selbstverteidigung und bestätigt die Notwendigkeit, alle erforderlichen Schritte gegen zukünftige Bedrohungen zu unternehmen. Am 14. September 2001 verabschiedeten dann beide Kammern des Kongresses der Vereinigten Staaten das Gesetz „Authorization for Use of Military Force Against Terrorists“. US-Präsident George W. Bush und der Kongress unterzeichneten es am 18. September 2001. Neun Tage nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001, am 20. September 2001, hielt Bush eine Rede – die 9/11 Address to the Nation – vor beiden Kammern des Kongresses, in der er al-Qaida für die Anschläge verantwortlich machte und die Auslieferung Osama bin Ladens, als dessen Anführer, verlangte. Dies geschah nicht und so begann am 7. Oktober 2001 die Operation Enduring Freedom, wobei Afghanistan nur eines von mehreren Operationsgebieten war. Dass vorher die Sowjetunion in Afghanistan einen erfolglosen Krieg geführt hatte, während dessen die afghanischen Kämpfer mit Waffen beliefert worden waren, die sich nun gegen diesen Waffenlieferanten selbst richteten, sei nur am Rand erwähnt. Jetzt am Ende des Jahres 2019 möchte man gesichtswahrend diesen Krieg beenden und die Truppen eigentlich nach Hause holen, aber jetzt muss man mit den Taliban verhandeln, die man ja ursprünglich blutig bekämpft hatte. Ein Dilemma.

Aber der Präsident traf nicht nur seine Soldaten, sondern auch den – eher machtlosen – Präsidenten von Afghanistan. Er verkündete auch, wieder mit den Taliban verhandeln zu wollen. aber es wäre nicht der sprunghafte Präsident Trump, hätte er nicht abrupt, vor mehr als einem Jahr, im September, die ohnedies so heiklen Friedensgespräche mit den Taliban abgebrochen.  Jetzt – eher scheinbar aus heiterem Himmel – will er wieder verhandeln. Wie ernst können ihn die Taliban, die ohnedies fast überall im Vormarsch sind, denn noch nehmen? Kriege enden entweder, weil sich eine Partei ergibt oder weil beide Konfliktparteien glauben, keine Vorteile mehr erzielen zu können. Man einigt sich dann auf einen Kompromiss, mühevoll ausgehandelt von diplomatischen Emissären. Die Taliban wollen zwar auch wieder unbehelligt in ihren Dörfern leben und ihre Chefs wichtige Posten in Kabul bekleiden. Die Taliban haben ohnedies schon die afghanische Regierung zu Zuschauern bei den Friedensgesprächen degradiert und die Gespräche mit noch mehr militärischer Gewalt flankiert. Ein großes Stück vom Macht-Kuchen wird an die Taliban gehen müssen, damit sie die Waffen niederlegen. Oder sie dürfen über die Einhaltung des Islam wachen (eine grauenvolle Vorstellung). Das wäre für die afghanische Demokratie sowie für Frauen und Liberale verheerend.

Und erinnern wir uns: als die US-Amerikaner die Taliban noch bekämpften, welche Bilder sahen wir damals recht häufig: Das erklärte Ziel der Taliban war es, ein „sicheres Umfeld für die Frau zu schaffen, in der ihre Keuschheit und Würde wieder unantastbar ist“. Frauen wurden gezwungen, in der Öffentlichkeit die Burka zu tragen, weil, wie ein Sprecher der Taliban es ausdrückte, „das Gesicht der Frau eine Quelle der Korruption für die mit ihr nicht verwandten Männer ist“. Es wurde Frauen verboten zu arbeiten (ein existentielles Problem für die vielen Krieger-Witwen), und sie durften ab einem Alter von acht Jahren nicht mehr unterrichtet werden. Sie versagten Frauen medizinische Versorgung. Kinderehen wurde wieder üblich.

Die Taliban haben gezielt kulturelle Zeugnisse zerstört, die sie als unislamisch werteten. Dazu gehörten die von der UNESCO als Weltkulturerbe aufgeführten Buddha-Statuen von Bamiyan sowie buddhistische Ausstellungsstücke des Museums in Kabul. Die Taliban verübten systematische Massaker gegen die Zivilbevölkerung, insbesondere gegen Angehörige der mehrheitlich schiitischen Hazara-Volksgruppe. Sie schnitten in deren Hauptsiedlungsgebieten die Menschen systematisch von UN Hilfslieferungen ab. Diese Hungerblockade von etwa einer Million Menschen war das erste Mal, dass eine Partei Nahrungsmittel als Waffe einsetzte. Sie verfolgten zudem eine Politik der Verbrannten Erde. Sie verbrannten ganze Landstriche und rissen ganze Städte nieder. Taliban- und al-Qaida-Kommandeure unterhielten ein Netzwerk zu Menschenhandel. Der Drogenhandel ist die Geldquelle der Taliban.

Und jetzt ist der weise Präsident Trump gezwungen, mit ihnen – die sich eindeutig in einer Position der Stärke befinden – zu verhandeln. Wo bleiben die demokratischen Werte, wo bleiben die Menschenrechte?

 

Herr Präsident, was ist aus den Kriegszielen in Afghanistan geworden?

Zur Gragger-Chorherr-Holzofenbäckerei im Nordbahnviertel

Gestern fand das Pre-Opening der Holzofenbäckerei statt, die, unter anderen, mein Sohn als Sozialprojekt betreibt.

Sie steht im Nordbahnviertel. Dort war ich vor ca. einem dreiviertel Jahr und war damals schon fasziniert. Bei der Gelgenehit habe ich nur das Büroviertel kennengelernt. Und diese Gegend verändert sich eigentlich rasend schnell, jetzt schießen die Wohnhäuser nur so aus dem Boden und ebenerdig machen allerlei Geschäfte auf. Es wird betriebsamer.

Neben der Holzofenbäckerei hat noch ein weiteres Lokal in der Straße – die Bruno-Marek-Allee – ein Opening gefeiert, es geht Schlag auf Schlag. Und so ausgestorben das Büroviertel am Abend wirken kann, so belebt geht es rundherum besonders in diversen Lokalen zu.

Und es geht sich immer knapp aus, vor der Eröffnung – aber die Tische waren aufgestellt, die Brotkörberln wohlgefüllt, köstliche Aufstriche vorhanden und das Brot kam direkt aus dem Backofen. Säfte, Wein und Wasser standen bereit – und die Stimmung war hervorragend. Man konnte auch die „Werkstatt dahinter“ besichtigen. Außer der Teigmischmaschine wird alles von Hand zubereitet: Selbstverständlich das Brot in großen Laiben, die Semmerln, die Mohnstriezerln, die Salzstangerln,  vor allem die hinreißenden Käsestangerln. Die Bäcker hatten viel zu tun. Imposant die große Kaffeemaschine die köstlichen Kaffee jeder Art zubereiten kann, der dann in verschieden großen attraktiven Gefäßen ganz schnell genossen werden kann, stehend oder gemütlich sitzend. Ein kleiner Teil der Bücher ist aus unserer Wohnung auch schon dorthin transportiert worden, aber die Regale bieten noch viel Platz.

Das Pre-Opening war sozusagen die Generalprobe, um zu schauen, ob wirklich alles klappt, jeder seine/ihre Rolle kennt, und das Brot und Gebäck rechtzeitig bereitgestellt werden können. Es klappte – großartig.

Eingeladen waren Familienmitglieder, „Brotschafter“ d.h. „Crowd-Investoren“, enge Freunde und die Bewohner des Hauses, in dem sich die Bäckerei befindet. Und mit den meist jungen Hausbewohnern kamen viele vergnügte kleine Kinder. Ein buntes Wohnviertel entsteht da. Für den draußen vorgesehenen Schani war es leider zu kalt.  Auch ein netter „Herr Inspektor“ von der Polizei schaute auch vorbei, ob wohl alles seine Ordnung habe.

Eine der Hausbewohnerinnen begrüßte mich persönlich, was mich eigentlich ziemlich erstaunte, sie meinte, sie kenne mich „von der Bank“, aber ich bin jetzt doch schon ca. 15 Jahre in Pension. Aber, sie hat „damals“ in der Kantine gearbeitet, wo doch jeder von uns tagtäglich hingekommen ist. Sie wohnt jetzt im Haus, in dem sich die Bäckerei befindet.

An der Straßenbahnlinie, die vorbeiführen wird, wird auch noch gearbeitet, aber die Bäckerei ist nur einen kurzen Fußweg vom Praterstern entfernt, den man sehr bequem zu Fuß zurücklegen kann.

Gedacht wurden auch der Kinder, die in die südafrikanischen Schulen gehen, an deren Gründung und Betrieb mit Sohn beteiligt ist. Sie werden zwar kaum das gute Brot und Gebäck essen können (es sei denn, sie lernen es dort, es zu backen) , aber der Betrieb dieser beiden Schule (eine in Johannisburg und die andere an der Wild Coast) wird teilweise durch diese Bäckerei gesichert werden (hoffentlich!)

Vielleicht hatten Sie schon Gelegenheit, die Produkte dieser Bäckerei zu kosten: das Brot-Rad fährt ja werktags durch die Gegend, und besonders in der Früh kann man schon das frische Gebäck gleich vom Brot-Rad (ein Lastenrad mit Verkaufspudel) kaufen.

Wenn Sie gerne gutes Brot essen, wenn sie in der Umgebung leben oder arbeiten: Schau ‘n Sie doch einmal vorbei, Sie werden sicher nicht enttäuscht sein.

Zur Gragger-Chorherr-Holzofenbäckerei im Nordbahnviertel

Schlaglicht auf die Geschichte und Auswirkungen für das Heute

Noch zum gestrigen Tag: Am 28. November 1943 begann die Konferenz von Teheran. Diese Konferenz der „Großen Drei“, vom 28. November bis zum 1. Dezember 1943, war die erste Konferenz der Regierungschefs der drei Hauptalliierten der Anti-Hitler-Koalition im Zweiten Weltkrieg, Großbritannien, den USA und der Sowjetunion. Teilnehmer waren der US-Präsident Franklin D. Roosevelt (1882 – 1945), der britische Premierminister Winston Churchill (1874 – 1965), der sowjetische Staatschef Josef Stalin (1878 – 1953) sowie ihre militärischen Berater.

Es war eine Zeit, als sich der Krieg schon stark zugunsten der Alliierten entwickelt hatte. Die Schlacht von Stalingrad hatte den Wendepunkt im Russlandfeldzug Hitlers gebracht, die deutschen Truppen waren dort auf dem Rückzug. Auch in Nordafrika waren die Deutschen bereits geschlagen. Dennoch, die Landung in der Normandie stand noch bevor. Daher war der geplante Gegenstand der Konferenz in erster Linie die Absprache über die militärische Vorgehensweise auf dem europäischen Kriegsschauplatz im Jahr 1944. Russland hatte bisher einen großen Teil der „Kriegslast“ getragen.

Knapp vor der Teheraner Konferenz (Oktober 1943) war es zur die Moskauer Deklaration gekommen. Dabei war es um die Klärung gegangen, zu welchen Bedingungen das Bündnis von USA, Großbritannien und der Sowjetunion in der Endphase des Krieges und in der unmittelbaren Nachkriegszeit trotz der vorhandenen politischen Gegensätze aufrechterhalten werden könnte. Die Moskauer Deklaration betraf auch Österreich:  die Außenminister der alliierten Staaten Großbritannien, USA und Sowjetunion erklärten darin den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 für ungültig und nach Kriegsende den Staat Österreich wiederherstellen zu wollen.

Im Rahmen der Konferenz in Teheran führte Stalin gleich zu Anfang aus, dass nach einem Sieg über Deutschland sowjetische Truppen sofort für den Einsatz im Pazifikkrieg bereitstünden, um dort die Offensive gegen die Japaner zu übernehmen. Er betonte besonders, dass dies das erste Engagement der Sowjets im Pazifik wäre und eine nicht unbedeutende Auswirkung auf die dortige anglo-amerikanische Strategie haben würde.

Anschließend wandte er sich der italienischen Front zu. Die alliierten Siege dort, so meinte er, wären sehr wichtig, hätten aber augenblicklich keinen so großen Effekt auf einen möglichen Sieg über Deutschland. Der sowjetische Standpunkt sei eine Operation auf nordwestfranzösischem Gebiet, womit er natürlich Roosevelt und Churchill direkt in die Hände spielte, da die Planung für eine entsprechende Operation, nicht zuletzt auf früheres Drängen Stalins, auf Hochtouren lief.

Stalins großes Interesse besonders an der südfranzösischen Landung traf die Westalliierten aber auf dem falschen Fuß. Roosevelt und Churchill erklärten ihm, dass noch keinerlei detaillierte Pläne dazu vorlägen, aber die Generalstäbe sich damit befassen würden. Die Landung war nur als reiner Vorschlag gedacht, obwohl sich die beiden Staatsmänner schon auf früheren Treffen mit dieser Problematik beschäftigt hatten. Auf Grund britischer Bedenken, die auf eine reine Nordfrankreichinvasion hinausliefen, war es bisher nie zu weiteren Ausarbeitungen gekommen. Churchill und Roosevelt versprachen Stalin die Operation Overlord (spätere Landung in der Normandie) während des Mai 1944 auszuführen.

Es ging bei dieser Konferenz auch um die „Aufteilung“ (der Kriegsbeute), also die Basis für den künftigen Frieden. Churchill schlug eine Zweiteilung Deutschlands in eine nördliche und eine südliche Hälfte bei Abtrennung der Provinz Ostpreußen vor, bei der Teile Süddeutschlands (Bayern, Pfalz, Baden und Württemberg) mit Österreich und Ungarn zu einer „Donauföderation“ zusammengeschlossen werden sollten. Stalin widersetzte sich einer Donauföderation, woraus abgeleitet wurde, dass die Sowjetunion, unabhängig von der deutschen Frage und von ihrem Interesse an Sicherheit für Deutschland, in Ost-, Mittel- und Südosteuropa keine stärkeren Staaten oder Föderationen schwacher Staaten dulden werde. Über Österreich hatten die Außenminister der Alliierten zuvor schon entschieden, als sie in der Moskauer Deklaration konstatiert hatten, dass der Anschluss Österreichs von 1938 „null und nichtig“, Österreich wieder frei und unabhängig werden solle. Roosevelt favorisierte die Bildung von fünf autonomen deutschen Einzelstaaten.

Die USA hatten die sowjetische Annexion von Estland, Lettland und Litauen 1940 nicht anerkannt. In der Diskussion um den künftigen Status der baltischen Staaten forderte Stalin die nachträgliche Sanktionierung der Annexionen. Roosevelt regte daraufhin an, die Scheinwahlen, mit denen den territorialen Eingliederungen der baltischen Staaten 1940 in die Sowjetunion ein pseudo-legaler Anstrich gegeben worden war, mit korrekten Wahlen zu wiederholen. Stalin lehnte die Wiederholung der Wahlen ab.

Churchill und Stalin gerieten in Streit. Stalin hatte vorgeschlagen, dass man nach Kriegsende 50.000 (oder 100.000) deutsche Offiziere umgehend standrechtlich erschießen müsse. Roosevelt hielt den Vorschlag Stalins für einen Scherz und meinte leichthin, dass man der Gerechtigkeit auch mit 49.000 Hinrichtungen dienen könne. Einzig Churchill war strikt dagegen, dass man deutsche Offiziere, die für ihr Land gekämpft hätten, einfach kaltblütig erschießen könne. Er sei dafür, dass all diejenigen, die Verbrechen begangen hätten, zur Rechenschaft gezogen würden, so wie er es auch in der Moskauer Deklaration zugesagt habe. Er widersprach aber heftig, dass man allein aus politischen Gründen deutsche Offiziere hinrichten solle. Churchill erklärte, dass man ihn besser nach draußen bringen und ebenfalls erschießen solle, als dass er der Hinrichtung deutscher Offiziere zustimmen würde. Er verließ wutentbrannt den Raum und konnte erst durch Stalins Erklärung, den Vorschlag nicht ernstgemeint zu haben, wieder beruhigt werden.

Im Grundsatz akzeptierten die Westmächte die sowjetischen Forderungen nach den Westgrenzen von 1941. Das betraf Ostpolen, die baltischen Staaten, Bessarabien und die Nordbukowina. Diese entsprachen den im Hitler-Stalin-Pakt vom Deutschen Reich zugestandenen und später vollzogenen Gebietsweiterungen der Sowjetunion: Dadurch wurde die sowjetisch-polnische Ostgrenze auf die Curzon-Linie festgelegt; das Gebiet Białystok sollte an Polen zurückfallen, die Sowjetunion hierfür das nördliche Ostpreußen mit Königsberg erhalten. Die Oder soll – vorbehaltlich endgültiger Regelungen bei künftigen Verhandlungen – neue Grenze zwischen Polen und Deutschland werden. Die Westalliierten bestanden auf der Unabhängigkeit Finnlands. Josip Broz Tito sollte als selbständiger alliierter Befehlshaber in Jugoslawien betrachtet werden.

Der Iran sollte nach Kriegsende seine durch die Britisch-Sowjetische Invasion 1941 verlorene Unabhängigkeit zurückerhalten. Die staatliche Unabhängigkeit und territoriale Integrität Irans wurde garantiert und wirtschaftliche Aufbauhilfe zugesichert. Ferner wurde das Abkommen der drei Mächte vom 29. Januar 1942 bestätigt, in dem Iran den Alliierten jedwede nichtmilitärische Unterstützung zusicherte und im Gegenzug alle alliierten Truppen spätestens sechs Monate nach Ende der Kampfhandlungen Iran wieder zu verlassen zusagten.

Wie das so ist, mit den Plänen, es kam vieles ganz anders, aber dennoch hatten diese Beschlüsse großen Einfluss auf einerseits das Schicksal vieler Menschen und die Entwicklungen Europas nach dem Krieg. Aber das Verhalten der Konferenzteilnehmer (und ich gehe davon aus, dass es bei den heutigen Konferenzen ähnlich zugeht) wirft schon ein Schlaglicht, wie sehr die Geschicke der Menschen von einigen wenigen in kurzer Zeit entscheidend geprägt werden. Viele Auswirkungen dieser Beschlüsse wurden erst 1989 korrigiert.

Schlaglicht auf die Geschichte und Auswirkungen für das Heute

Gedanken zum Adventkranz

Heute habe ich mir „meinen“ Adventkranz gekauft. Der muss sein, im Advent, ebenso wie die Barbarazweige und eigentlich auch ein Weihnachtsstern-Stöckerl, ein blühender Weihnachtskaktus und eine Amaryllis, die erst später aufgehen wird.

Mein Adventkranz darf nicht allzu klein sein und darf nicht nur es fest gebundenen Fichtenzweigen bestehen, sondern aus Zweigen verschiedener Nadelbäume locker gebunden sein. Eventuell können dabei noch Stechpalmen- und Mistelzweige sein. Sehr lang habe ich unter für mich „falschen“ Adventkränzen gelitten, die meine damalige Haushälterin selbst gebunden und geschmückt hatte und stolz darauf war. Sie waren mit bunten Kugeln, Bändern, Maschen, Nüssen, Zimtstangen etc. etc. geschmückt, ich mag das gar nicht. Auf meinem Adventkranz dürfen nur 4 Kerzen stehen: in den liturgischen Farben, drei lila und eine rosa Kerze.

Entstanden ist der Adventkranz erst im Jahr 1839 und sein Original sah völlig anders aus, als wir ihn heute kennen. Der Adventskranz wurde 1839 von dem evangelisch-lutherischen Theologen, Erzieher, Mitbegründer der Inneren Mission und Begründer der Evangelischen Diakonie Johann Hinrich Wichern (1808–1881) im evangelischen Norddeutschland eingeführt, womit er Straßenkindern des beginnenden Industriezeitalters die Zeit bis Weihnachten verkürzen wollte. Knapp hundert Jahre später war er auch in katholischen Gegenden zu finden. Es gab viel Not bei den Arbeiterfamilien in den Vorstädten Hamburgs. Viele Kinder waren dort verwahrlost. Es wurden Spenden bei wohlhabenden Bürgerfamilien für jene Kinder, die, zerlumpt und hungrig, mit den „denkbar schlechtesten Betragensnoten“, auf dem besten Weg waren, eine kriminelle Laufbahn einzuschlagen gesammelt. So war der Adventkranz zum Symbol und Hoffnungsträger für Kinder und Jugendliche in Not geworden.

Da die Kinder im Advent ständig fragten und heute noch fragen, wie lange es denn noch bis Weihnachten sei, wurde anfänglich ein großes Wagenrad aufgestellt und mit Kerzen bestückt – mit anfangs 20 kleinen roten und vier großen weißen Kerzen.  Jeden Abend vom 1.Advent bis zum Heiligen Abend wurde beim Geschichtenerzählen eine weitere Kerze entzündet. Die großen Kerzen sind für die Adventssonntage, die kleinen für die Werktage bestimmt. Die Zahl der kleinen Kerzen bis zum Heiligen Abend ist jedes Jahr unterschiedlich. Sie variieren zwischen 18 und 24, weil der 1. Advent jedes Jahr an einem unterschiedlichen Datum beginnt. Das Zählen der Tage „bis das Christkind kommt“ hat bei uns zwischenzeitlich der Adventkalender übernommen.

Im Laufe der Zeit gab es für Adventsonntage vier dickere Kerzen und ein Wagenrad wurde mit Tannenreisig geschmückt. Im Laufe der Zeit übernahmen Pfarrgemeinden und Familien diesen Brauch, und so hat sich der Adventkranz zu der uns heute bekannten Form entwickelt.

Aus diesem traditionellen Adventskranz ist dann der Adventskranz mit vier Kerzen geworden. Seit etwa 1860 wird der Adventskranz aus Tannengrün gefertigt. 1925 wurde erstmals ein Adventskranz in einer katholischen Kirche aufgehängt. Dies geschah in Köln, 1930 folgte der erste Adventskranz in München.

Die gelegentlich geäußerte Vermutung, der Adventskranz habe schon lange vorher existiert, beruht auf einem Gedicht, in dem der Adventskranz beschrieben und das häufig fälschlich Matthias Claudius (1740–1815) zugeschrieben wird. Tatsächlich stammt das Gedicht von seinem Urenkel Hermann Claudius (1878–1980).

In der Nazizeit wurde auch der Adventkranz instrumentalisiert: Er wurde durch den „Sonnwendkranz“ oder „Lichterkranz“ ersetzt werden, der meist mit Sonnenrad- oder Wikinger-Motiven bestückt wurde. Die Kerzen auf dem Kranz sollten als „Wünschelichter“ nun die vier Jahreszeiten symbolisieren. Zum Anzünden der „Wünschelichter“ wurden so genannte „Lichtersprüche“ vorgetragen, die in entsprechenden Weihnachtsbüchern oder dem Kalender Vorweihnachten „vorgeschlagen“ wurden. Das können wir somit vergessen.

Ein besonders großer Adventkranz hängt im Freien, über dem Brunnen des Mariazeller Hauptplatzes, er hat einen Durchmesser von 12 Metern und wiegt 6 Tonnen. Er ist mit 24 Lichtern bestückt, 4 für die Sonntage und 20 für die Werktage.

Die ursprüngliche Symbolik des Adventkranzes ist die Zunahme des Lichtes als Ausdruck der steigenden Erwartung der Geburt Jesu Christi, der im christlichen Glauben als „Licht der Welt“ bezeichnet wird. Der Kreis symbolisiert auch die mit der Auferstehung gegebene Ewigkeit des Lebens, das Grün die Farbe der Hoffnung und des Lebens, und die Kerzen das kommende Licht, das in der Weihnachtsnacht die Welt erleuchtet.

Die Adventkränze können auch gesegnet werden. Es gibt die Tradition, dass am Adventskranz nebeneinanderliegende Kerzen oder die Kerzen immer gegen den Uhrzeigersinn entzündet werden. Das Anzünden der gegenüberliegenden Kerze am zweiten Advent wird in dieser Tradition als falsch betrachtet. (Haben wir aber bisher immer gemacht)

Es gibt auch das jüdische Chanukkafest- aber dazu ein andermal.

In unseren Breiten gibt es noch einen Vorläufer des Adventkranzes:  Das Paradeisl erfüllt die gleiche Aufgabe wie ein Adventskranz. Traditionell besteht es aus vier roten Äpfeln, die mit meist bemalten oder als Schnitzarbeit verzierten Stöcken zu einer Dreieckspyramide verbunden werden. Auf jedem Apfel ist eine Kerze angebracht. Meist werden drei rote Kerzen sowie eine rosafarbene Kerze (in der Unteretage) verwendet, landschaftlich sind auch drei violette und eine rosafarbene Kerze im Gebrauch. Jeden Sonntag wird eine der Kerzen angezündet, am dritten Adventssonntag die rosa Kerze, passend zur liturgischen Farbe des Sonntags Gaudete (latein: „Freuet Euch“). Am vierten Adventssonntag leuchtet die Kerze auf der Spitze der Pyramide. Das Paradeisl steht oft auf einem mit Weihnachtsgebäck, Nüssen oder Äpfeln geschmückten Teller.

Das wäre doch einmal etwas – so zur Abwechslung.

Gedanken zum Adventkranz

High Heels und heutiges Frauenbild

Ja, ich bin (besser gesagt) war ein „Shoemaniac“, nicht ganz so, wie andere Mitglieder meiner Familie. Früher, als ich noch (viel) jünger war, habe ich gerne „high heels“ getragen, auch rote Schuhe musste ich immer haben, ich habe Sling-Pumps getragen, ich habe „peep-toes“ geschätzt, ich war sicher zu Fuß auch in „Riemerlsandalen“.

Ich konnte in all diesen Schuhmodellen auch gut gehen – eine Fähigkeit, die vielen jungen Frauen heutzutage wirklich abgeht, wie sie da daher stöckeln, ist grauenvoll anzusehen. Vor allem auf Bällen kann man feststellen, dass manche Damen zwar High Heels tragen, wirklich elegant angezogen sind, aber dann nicht schreiten, wie es sich gehören würde, sondern „latschen“, damit ist das schönste Kleid entwertet.

Jetzt sind bei mir leider diese Zeiten vorbei, manche Modelle lagern – wohl aus Nostalgie – noch im Kasten, leider haben nicht alle weiblichen Mitglieder der Familie meine Schuhgröße.

Wir sind sogar auf einer Reise einmal in ein Schuhmuseum gegangen. Das war das Bata-Schuhmuseum in Toronto. Das Museumsgebäude im Schuhkarton-Design wurde im Stil des Dekonstruktivismus vom japanisch-kanadischen Architekten Raymond Moriyama entworfen. 1979 stiftete Sonja Bata, Ehefrau des Konzernchefs Thomas J. Bata, angesichts ihrer ausufernden Schuhsammlung die Bata Shoe Foundation als internationales kulturwissenschaftliches Zentrum für Schuhkunde. Die Sammlung wurde weiter ergänzt und ist seit 1995 im eigenen Museumsgebäude zu sehen, umfasst über 12.500 Artefakte (Schuhe und zugehörige Objekte) aus über 4500 Jahren Menschheitsgeschichte und aus unterschiedlichen Kulturen und Regionen. Der Fundus enthält unter anderem Spezialschuhe zum Gras mähen, Bäume schneiden, Kastanien zerkleinern, für Reisbauern, Schnee und Eis, Flößer, Fischer, Ritter, Priester, Schmuggler, Tänzer, Sportler, Gefangene und den Mondspaziergang. In der Schuhsammlung finden sich auch nordamerikanische Mokassins, Primaballerinaschuhe, Ferragamo-Kreationen, druckgeregelte Gummistiefel, Überschuhe, Zauberschuhe, Cowboystiefel, Accessoires und Schuhkunst, Satinschuhe von Queen Victoria, Elizabeth Taylors Abendsandalen aus Glacéleder, Elton Johns Strassplateauschuhe, der Beatles-Stiefel, Nurejews Tanzschuhe und die Lackslipper von Elvis Presley.

Ich habe auch interessiert festgestellt, dass „Schuhe nachwerfen“ im arabischen Raum eine Beleidigung ist.

Aber zurück zu meinem eigenen Schuhproblem. Schweren Herzens habe ich mich entschlossen, jetzt breite Schuhe mit dicken Gummisohlen zu kaufen und zu tragen. In denen kann ich sicher und bequem gehen. Ich finde sie aber noch immer hässlich.

Aber: ich stelle fest, dass ich nicht die Einzige bin und dass auch viele andere und auch junge Mädchen und Frauen diese Bequemvariante tragen. Das könnte etwas mit Mode zu tun haben. In meinem langen Leben gab’s schon einmal z.B. Plateausohlen, das verschwand dann aber wieder. Wenn ich jetzt in die Auslagen auch der eleganten Modegeschäfte schaue, sehe ich hauptsächlich flache, bequeme Schuhe, oft aus extravaganten Materialien, in seltsamen Farben, gemustert, mit bunten Schuhbandeln geschnürt …

Hat das vielleicht mit einem neuen Frauenbild etwas zu tun? Sind wir selbstbewusster geworden? Ich weiß, dass Männer High Heels zwar sexy, aber auch blöd finden. Meinen wir Frauen – und das betrifft mehr die Jüngeren – dass wir es nicht mehr notwendig haben, auf Männer „sexy“ zu wirken (d.h. mit dem Popo zu wackeln, während wir gehen). Also, wir stehen jetzt fester auf unseren Beinen, wir stellen „unseren Mann“, selbstbewusst und gleichberechtigt?  Jetzt können wir schon manchen unfairen Konkurrenten ordentlich auf die Zehen treten. Auch den Chinesinnen werden die Füße nicht mehr verkrüppelt!

Und dennoch: manchmal, zum eleganten Kleid, finde ich, dürfen wir uns noch immer erlauben, mit high heels daherzukommen, so meine ich halt.

High Heels und heutiges Frauenbild

Diskussion zum Thema Frieden und eine Zwei-Staaten-Lösung für Israel und Palästina

Ich war gestern bei einem Vortrag – über Israel/Palästina, das Thema „Partners for Peace: Sharing Palestinian and Israeli Visions for Peace and a Two-State Solution“. Mich interessiert ja Israel/Palästina schon lange, vorigen Sommer hatte ich Gelgenehit dort herumzureisen, ich habe auch ein Buch zu dem Thema geschrieben („Wessen Heiliges Land? Christen im Israel-Palästina-Konflikt“). Ich habe das Schicksal dieser Gegend seit der Gründung Israels – allerdings nur von ferne – aber immer verfolgen können.  Dazu kommt, dass nun alle Diskutanten aus der Region kommen und verschiedenen „Nationen“ angehören. Das waren:

Zeidan Atashi, Druse mit israelischer Staatsbürgerschaft, Diplomat und Politiker, Abgeordneter in der Knesset (Demokratische Bewegung) für Veränderung zwischen 1977 und 1981 und wieder von 1884 – 1988.Er ist einer der Gründer und Vorsitzender des „Follow-Up Committee.“ Angehöriger eine Minorität, aber Israeli – inclu. Militärdienst

Shaddad Attili, Berater im Ministerrang in der Abteilung für Verhandlungen der Palästinensischen Befreiungsfron sowie Minister zuständig für Wasser sowie Chef der Palästinensischen Wasserbehörde von 2008 – 2014.

Mossi Raz, Israelischer Politiker und Knesset Abgeordneter zwischen 2000 und 2003, und neuerlich von 20117 – 2019.  Er war Generalssekretär von „Peace Now“ und Direktor der gemeinnützigen Organisation „Ir Shalem“.

Eti Livni, frühere israelische Politikerin, Abgeordnete der Knesseth für “Shinui“ von 2003 und 2006. Während ihrer ersten Amtszeit war sie Vorsitzende des Komitees verantwortlich für den Status von Frauen und Vize- „Speaker“ der Knesset. Nun „zivilgesellschaftlich“ tätig.

Nun keiner dieser Diskutanten gehört der extremen Rechten in Israel an. Demgemäß treten sie alle für Frieden und die Einhaltung der Menschenrechte ein. Eine „Nicht-Lösung“ des Konflikts ist für sie alle nicht der richtige Weg, denn dieser instabile Zustand hätte schon mehrere Dekaden gedauert.

Die einzig denkbare Lösung für diesen Konflikt ist für alle diese Diskutanten die Zwei-Staaten-Lösung, denn 2 Nationen mit unterschiedlichen Religionen, unterschiedlichen Nationalitäten, unterschiedlichen Sprachen, unterschiedlichen Kulturen und unterschiedlicher Geschichte, wenn dabei eine Gruppierung dominiert,  könnten nicht in einem Staat zusammen leben – als Beispiel wurden der Libanon, Zypern, Irland angegeben. Ich gebe zu, ich bin da nicht der Meinung dieser Diskutanten, dann ich halte die Zwei-Staaten-Lösung schon seit einiger Zeit  für tot, neuerlich bestärkt, durch die Aktionen von Donald Trump (Anerkennung von Jerusalem als Hauptstadt von Israel, Übersiedlung der US Botschaft dorthin, Anerkennen des Golan als Teil des Staates Israel, und nicht-illegal Erklärung der Siedlungen im Westjordanland).

Nun die Diskutanten weisen darauf hin, dass Netanyahu diese Zwei-Staaten-Lösung erst einmal erwähnt hat und seither nicht mehr. Aber diese 2-Staaten-Lösung existiert und wäre sofort verfügbar, die Diskutanten gehen davon aus, dass sie für 70% der Bevölkerung akzeptabel wäre.  Die Einstaat- (jüdischer Staat) Lösung würde nur zu permanenten Konflikten führen. Denn seit 72 Jahren (Schaffung des Staates Israel) wird bereits von einer 2 Staaten Lösung gesprochen, die erste wurde von den Palästinensern abgewiesen und seither werden alle diesbezüglichen Lösungen von den Israelis abgewiesen.

Es wird darauf hingewiesen, dass Netanjahu seit 11 Jahren in Israel herrscht, und er hetzt gegen die Palästinenser. In den Medien wird nur das „israelische Narrativ“ berichtet, Palästina oder die Palästinenser kommen gar nicht vor. Auch die Erziehung und Ausbildung wird von diesem Gedankengut beherrscht, dabei sind die Israelis immer nur die „Opfer“, die „Anderen“ sind die Aggressoren. Das ist nicht gut für die Zukunft.

Und eine wesentliche Voraussetzung für das Zusammenleben: Beendigung der Besatzung des Westjordanlandes!

Und sollte die 2 Staaten Lösung gar nicht funktionieren gäbe es noch eine dritte Lösung (die allerdings das Ende eines freien Palästinenserstaates wäre): Die Westbank geht an Jordanien und Gaza an Ägypten.

Aber es darf und kann keine Lösung ohne Einbeziehung aller Parteien geben. Selbst wenn es einen „Kushner-Plan gäbe – er ist jedenfalls sichtlich nur sehr wenigen bekannt, müsste er mit allen Beteiligten abgesprochen werden und nicht von außen (oben) durchgesetzt werden.

Wenn der Status-quo fortgesetzt wird, wenn die Besetzung weiterhin besteht, wenn weiterhin Siedlungen gebaut werden, ruiniert das die Demokratie. Es besteht eine asymmetrische Situation – Israel hat die Macht, Palästina ist machtlos.

Bisher wurden folgende Optionen ausprobiert: Krieg – der hat jedenfalls keine Lösung gebracht. Verhandlungen mit Dritten: die Lösungen wurden nicht akzeptiert.  Der Status-quo ist JETZT für die Israelis gut, aber wird er es auch in Zukunft sein?

Vorschlag: man sollte sich an Sadat ein Beispiel nehmen: er ist einfach in die Knesset gekommen und hat dort mit den Abgeordneten gesprochen und eine friedliche Lösung konnte gefunden werden.

Eine Voraussetzung für eine Lösung ist jedenfalls, dass in Palästina ordnungsgemäße Wahlen stattfinden, die letzte hat dort 2006 stattgefunden – sie war zwar demokratisch durchgeführt worden, aber ihr Ergebnis international nicht anerkannt worden (Hamas-Problem). Allerdings besteht auch Uneinigkeit innerhalb der Palästinenser. Anerkennung der Palästinenser durch Drittsaaten bewirkt kaum etwas.

Man wünscht sich zwar die Unterstützung der Europäer, aber der Konflikt muss zwischen den Betroffenen gelöst werden, die Trump-USA kann kein Vermittler mehr sein, sie haben sich ausschließlich auf eine Seite geschlagen. Eigentlich besteht ja schon eine Lösung das so genannte Geneva-Accord, darin sind die Hauptprobleme gelöst: Wasser, Grenzen, Jerusalem, Siedler, Sicherheit, Flüchtlinge. Natürlich gibt es noch offenen Fragen wie z.B. einen Korridor zwischen Gaza und der Westbank.

Es leben derzeit ca. 650 000 israelische Siedler in Palästina. Aber diese Siedler sind „anders“, sie sind nicht aggressiv. Die meisten von ihnen würden sich im Falle einer 2-Staaten-Lösung in Siedlungen entlang der Grünen Linien zurückziehen, man geht davon aus, dass nur 20% wirklich in Palästina bleiben würden. Nur eine ganz geringe Minorität von ihnen ist wirklich aggressiv. Allerdings sind viele dort Lebende ultra-orthodox.

Mich haben die 4 Redner, mit allem ihrem Enthusiasmus nicht überzeugen können. Sie erwarten nun eine Dritte Wahl (innerhalb eines Jahres) und dann wird man sehen, welche Regierung mit welchen Zielen und Ausrichtungen ans Ruder kommen wird. Aus meiner Sicht wird der Status-quo noch lange erhalten bleiben.

Diskussion zum Thema Frieden und eine Zwei-Staaten-Lösung für Israel und Palästina

Und weil jetzt alle von den Uiguren reden…

 

Schon lange werden die Uiguren in ihrer Heimat diskriminiert und an den Rand der Gesellschaft gedrängt, doch bei uns war man sich dessen lange nicht bewusst. Erst als Chen Quanguo Parteisekretär von Xinjiang wurde, um die „Unruheprovinz“ zur Ruhe zu bringen, und Hunderttausende von Uiguren in „Umerziehungslager“ sperrte (deren Existenz lange Zeit geleugnet wurde), begann die Welt aufmerksam zu werden. Seitdem berichten die Medien immer wieder über die kaum vorstellbaren Zustände und Menschenrechtsverletzungen an diesem Volk.

Die Türkei galt bis vor kurzem als einer der vehementesten Fürsprecher der Uiguren. Bereits in den frühen fünfziger Jahren, nachdem die Volksrepublik auch in Ost-Turkestan (Xinjiang) ihre Macht etabliert hatte, kamen mehrere tausend uigurische Flüchtlinge in die Türkei. Erdogan sieht sich ja als Fürsprecher aller Turkstämme in Asien. Zentralasien, wozu kulturell auch Xinjiang zu zählen ist, kommt als Herkunftsregion der alten Turkstämme insbesondere unter national gesinnten Türken eine mythische Bedeutung zu. Wie alle Turksprachen sind Uigurisch und Türkisch eng verwandt. Dazu kommt die religiös motivierte Solidarität mit einer verfolgten muslimischen Minderheit. Während der ethnischen Unruhen in Xinjiang 2009 sprach Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan, unter dem der politische Islam in der Türkei stark an Bedeutung gewonnen hat, von einem „Genozid“. Allerdings hat sich diese Einstellung geändert und die Türkei steht jetzt mehr auf der Seite Chinas.

Aufgrund der von der chinesischen Zentral-Regierung forcierten Zuwanderung von Han-Chinesen seit den 1950er Jahren machen die Uiguren in ihrer Heimat nur noch knapp die Hälfte der Bevölkerung aus. Und obwohl Xinjiang seit 1955 den Status eines Autonomen Gebiets besitzt, werden die Uiguren in vieler Hinsicht benachteiligt, ihre Kultur und Sprache werden in den Hintergrund gedrängt. Laut Verfassung steht den Uiguren als größte Minderheit des Uigurischen Autonomen Gebiets Xinjiang ein Recht auf Mitbestimmung in politischer, kultureller und wirtschaftlicher Hinsicht zu. In der Realität sieht dies jedoch anders aus. Die chinesische Regierung hat im Laufe der vergangenen Jahrzehnte viel für den Aufbau Xinjiangs getan, doch vom wirtschaftlichen Aufschwung profitierten von Anfang an fast ausschließlich die zugewanderten Han-Chinesen. Denn obwohl in einem autonomen Gebiet die höchsten Stellen in Verwaltung, Wirtschaft und kulturellen Einrichtungen von einem Mitglied der jeweiligen Minderheit besetzt sein sollten, werden Entscheidungen praktisch allein von den Han-chinesischen Parteifunktionären getroffen. Die uigurischen Beamten haben kaum eine Möglichkeit, Einfluss zu nehmen.

Xinjiang ist reich an Bodenschätzen. Dort ruhen riesige Erdöl- und Gasvorkommen, außerdem gibt es Kohle, Gold, Uran und seltene Erden. Doch weder bei der Förderung der Bodenschätze noch in den großen Industrieanlagen und Wirtschaftsunternehmen finden Uiguren einen Arbeitsplatz. Die Mehrheit der Uiguren führt daher ein bescheidenes Leben auf dem Lande und in kleineren Städten, arbeitet als Händler, Handwerker und Bauern. Ausgebildete Fachkräfte und Akademiker haben nur wenig Aussicht auf eine angemessene Stellung.

In den fruchtbaren Oasen wurden schon in den 1950er Jahren staatliche Landwirtschaftsbetriebe gegründet, die im Laufe der Zeit zu riesigen Staatsfarmen ausgebaut wurden und enorme Erträge abwerfen. Die künstlich zu bewässernden Anbauflächen werden laufend weiter vergrößert, so dass immer weniger Wasser für die kleinen uigurischen Bauern übrigbleibt. Gärten vertrocknen, Flüsse versiegen, der Grundwasserspiegel sinkt bedenklich und die Bodenversalzung nimmt zu.

Das Land der Uiguren leidet neben der Zerstörung ganzer Landstriche durch den Abbau von Bodenschätzen auch unter der Verschmutzung durch Industrie und intensive Landwirtschaft sowie unter die Atomtests, die über Jahrzehnte im Kernwaffentestgebiet von Lop Nor vorgenommen wurden. Große Teile der Landschaft sind seitdem nuklear verseucht und immer häufiger tragen Sandstürme den verseuchten Sand in Oasen und Städte. Die Zahl der Krebserkrankungen und anderer Krankheiten hat deutlich zugenommen.

Obwohl die Verfassung den Uiguren Schutz ihrer Kultur, Sprache und Religion garantiert, werden ihnen immer mehr religiöse Einschränkungen auferlegt. Die Regierung begründet dies mit der Befürchtung, dass sich in Moscheen Zentren des separatistischen oder islamistischen Widerstandes bilden könnten, und rechtfertigt ihre strenge Politik als „Kampf gegen den Terror“. Die Mehrheit der Uiguren fühlt sich dadurch diskriminiert und in ihrem Glauben und ihrer persönlichen Freiheit eingeengt.

Wenn es daher gelegentlich zu Unruhen kommt, hat das weniger mit staatsgefährdendem Terrorismus oder Separatismus zu tun, sondern mit persönlicher Wut und Hilflosigkeit. Wenn die Uiguren in vielen Dingen des Alltags erleben müssen, wie Han-Chinesen bevorzugt, sie selbst aber in ihrer eigenen Heimat als Menschen zweiter Klasse behandelt werden, bleibt es nicht aus, dass es gelegentlich zu Gewaltausbrüchen kommt. Doch sind dies keine politisch motivierten Terrorakte, sondern Verzweiflungstaten Einzelner. Anfang April 2017 wurde ein neues Anti-Terror-Gesetz erlassen, das das religiöse Leben noch weiter drastisch einschränkt. Außerdem führt die „Neue Seidenstraße“ über fast 2000 Kilometer durch Xinjiang, daher „muss hier Ruhe herrschen“.  China würde vor der Welt sein Gesicht verlieren, wenn es hier zu Unruhen käme.

Nicht nur dass etwa alle 500 Meter ein Polizeiposten alles Geschehen auf der Straße kontrolliert und jederzeit Ausweis und Smartphone überprüfen kann, Wohnungen nach Hinweisen auf politische oder religiöse Aktivitäten durchsucht und alle Uiguren grundsätzlich als potentielle Terroristen, Separatisten oder Islamisten verdächtigt werden, sucht man nun ganz besonders nach Anzeichen für „religiösen Extremismus“. Es wurde eine Liste mit 75 Anzeichen für „religiösen Extremismus“ erstellt, die den Sicherheitskräften das Aufspüren von Risikopersonen erleichtern soll. Beispiel: die Haltung beim Gebet, das Tragen eines Kopftuches, das nicht hinten, sondern unter dem Kinn gebunden ist; Personen, die keinen Alkohol trinken, Parteifunktionäre auf der Straße nicht grüßen oder Kontakte zum Ausland pflegen. Reisepässe werden eingezogen oder verweigert, so dass selbst Wissenschaftler ihre Teilnahme an internationalen Kongressen absagen müssen. Laufend stellt die Polizei neue Hilfskräfte ein und laufend werden neue Gefängnisse und Umerziehungslager gebaut. Alle Bürger werden zur Überwachung ihrer Nachbarn, Freunde und Familien aufgefordert. Über neu eingerichtete Hotlines nehmen spezielle Dienststellen jeden Verdacht entgegen. Auch Polizisten und andere Staatsbedienstete sind angehalten, sich untereinander zu bespitzeln. Kinder und Jugendliche bis 21 Jahre, die einen religiösen Namen wie Ali oder Muhammed tragen, müssen ihren Namen ändern und sich neu registrieren lassen.

Ob Hass und Unterdrückung der richtige Weg sind, diese Provinz zu befrieden, bleibt jedoch anzuzweifeln. Und wir hier, wir dürfen nicht den Mund halten, sondern müssen uns mit diesen Menschen solidarisch zeigen.

 

Und weil jetzt alle von den Uiguren reden…

Was ich so gar nicht verstehe (oder „was brauch’n ma des); zum Black Friday

Neuerdings merke ich rundherum: es wird der „Black Friday“ beworben. Black Friday wird in den Vereinigten Staaten der Freitag nach Thanksgiving genannt. Da Thanksgiving immer auf den vierten Donnerstag im November fällt, gilt der darauffolgende Black Friday als Start in ein traditionelles Familienwochenende und als Beginn der Weihnachtseinkaufsaison. Dabei werden in den USA große Umsätze in den Geschäften gemacht. Viele Läden und Handelsketten öffnen schon in den frühen Morgenstunden – üblicherweise um fünf Uhr – und bieten Sonderangebote, Rabatte und Werbegeschenke. Deshalb warten viele Menschen nachts in langen Schlangen vor den Geschäften, um Schnäppchen (englisch doorbusters) zu ergattern. Seit der Verbreitung des Internethandels werben am auf den Black Friday folgenden Cyber Monday viele Online-Händler mit entsprechenden Spar- und Gratis-Aktionen. Nicht zu verwechseln ist der Tag mit dem Tag des Börsencrashs in New York im Oktober 1929 (Schwarzer Freitag).

Zu der Herkunft des Namens gibt es unterschiedliche, nicht ganz überzeugende Theorien.

Während der Black Friday in den USA hauptsächlich vor Ort in den Geschäften und Filialen der Einzelhändler stattfindet, werden im deutschsprachigen Raum die meisten Rabatte online angeboten. Verbraucherschützer kritisierten, dass die Rabatte bei Verkaufsaktionen wie dem Black Friday, Cyber Monday oft „künstlich“ aufgeblasen seien. Oft würde der Rabatt nicht ausgehend vom tatsächlichen Marktpreis, sondern von der weit über den handelsüblichen Preisen angesetzten unverbindlichen Preisempfehlung oder Mondpreisen (vorsätzlich deutlich überhöht) berechnet. Nun wird dem Aktionstag die Konsumverweigerung durch Ausrufung eines Kauf-nix-Tags (englisch Buy Nothing Day) entgegengesetzt (dem kann ich mich anschließen).

Wozu brauchen wir diese Tage? Auch bei uns beginnt mit dem Advent die große Einkaufszeit für Weihnachten. Das ist für viele Händler die umsatzstärkste Zeit des Jahres. Warum muss man zu Beginn mit einer „Rabattschlacht“ Einkäufer anziehen, die später – besser verteilt – ohnedies gekommen wären und ihnen noch einen (gewinnmindernden) Preisnachlass anbieten. Ist das nur dem Konkurrenzverhalten geschuldet.

Ich verstehe den Sinn all dessen nicht?

Was ich so gar nicht verstehe (oder „was brauch’n ma des); zum Black Friday

Eine neue Begegnungszone und viele alte Geschichten: die Rotenturmstraße

Jetzt ist die Rotenturmstraße umgebaut und zur Begegnungszone geworden.  Gut so! Wir Wiener haben uns sehr zögerlich mit den Konzepten der Fußgängerzonen und neuerdings Begegnungszonen angefreundet. Am Anfang waren viele von uns vehement dagegen. Naja, es ist ja ein Charakteristikum von uns, „gegen Neues zu sein“. Hinterher haben wir unserer Gegnerschaft schnell vergessen und nehmen die Neuerungen begeistert an. Es bedarf nur eines zähen Ringens dieses „Neue“ durchzusetzen. Ich hab‘ sie noch erlebt, die Kärntnerstraße mit Autos in beide Richtungen. Das ist heute kaum mehr vorstellbar. Naja, jetzt hat der Massentourismus die Kärntnerstraße übernommen. (Wie schon einmal gesagt: manchmal wünsche mir Ampeln, um sie problemlos überqueren zu können). In meiner Lebenszeit habe ich eine „Autoorientierung“ dieser Stadt (z.B. unterirdische Fußgängerpassagen – damit oberirdisch die Autos ungehindert fahren können) und jetzt eigentlich „Autoverbannung“ (keine Laterndl-Garagenplätze mehr) erlebt.

Die Rotenturmstraße ist die Fortsetzung der Kärntnerstraße – nach dem Queren des Stock-im-Eisenplatzes und des Stephansplatzes, sie führt bis zum Donaukanal – Franz-Josefs-Kai. Dass sie nun Begegnungszone wurde bedeutet, dass die Straße von allen Verkehrsteilnehmern gleichberechtigt benutzt werden. Tempo 20 sorgt für maximale Verkehrssicherheit. Entlang der Fassaden gibt es einen 70 Zentimeter breiten „Schani“-Streifen für Tische, Sessel, Pflanztröge und das Aufstellen von Waren vor Geschäftslokalen. Für Fußgänger stehen durchgängig zumindest 4 Meter Breite zum Flanieren zur Verfügung. 16 neue Bäume, Kühlung durch Brunnen und eine helle Ausgestaltung sorgen dafür, dass die neue Rotenturmstraße auch bei hohen Temperaturen im Sommer ein angenehmer Ort bleiben wird. Wichtigstes Gestaltungselement ist die versetzte Baumallee.

Ihren Namen trägt die Rotenturmstraße seit 1862. Davor war nur das Teilstück zwischen Fleischmarkt und Franz-Josefs-Kai unter Rotenturmstraße bekannt. Das Teilstück von Lugeck bis zum Fleischmarkt hieß von 1288 bis 1848 Haarmarkt (= Flachsmarkt). Eine andere platzartige Erweiterung hieß Rabensteig (Rabenplatz); dort stand 1404 und noch 1438 ein Fächtbrunnen (fechen [auch fachen, vechen] = eichen von Hohlmaßen). In der Rotenturmstraße standen verschiedene große Gasthöfe (beispielsweise Zum goldenen Hirsch, Zur goldenen Sonne, Zum goldenen Wolf).  1685 erhielt der Grieche Johannes Theodat das kaiserlicher Privileg, Kaffee und Tee zu verkaufen und errichtete in seinem Wohnhaus, in der Rotenturmstraße das erste Wiener Kaffeehaus. Der Abschnitt zwischen Stephansplatz und Lugeck hieß von 1367 bis 1547 „Am Lichtensteg“. Von 1796 bis 1862 hieß dieser Teil Bischofsgasse. Die Wandlung des Namens ergab sich durch den Einzug von Bischöfen in den Pfarrhof von St.Stephan, den die Bischöfe als Wohnsitz nutzten.

Der „Rote Turm“ gab der Straße dem Namen: Die 1511 gebaute Version mit eingebautem Tor bestand als Wahrzeichen bis zu seiner Abtragung aus verkehrstechnischen Gründen im Jahr 1776. Schon 1662 wurde davor eine neue Befestigungsanlage mit zwei Haupttoren gebaut, wobei sich der Name Rotenturmtor auf das flussabwärts liegende übertrug. Es bestand bis 1858, als begonnen wurde, die Stadtmauer für die Stadterweiterung komplett abzureißen. Sowohl das alte als auch das neue zählten zu den wichtigsten Stadttoren Wiens, da sie zum Wiener Arm der Donau führten, dem heutigen Donaukanal, auf dem Passagiere und Fracht nach Wien verschifft wurden.

Der Rote Turm ist erstmals 1288 belegt. Bis in das 15. Jahrhundert wurde er als schlankes, viereckiges Gebäude mit spitzem, rotem Ziegeldach dargestellt, dessen Fassade in Gevierten rot-weiß gefärbt war. Das Rotenturmtor befand sich damals neben dem Turm. 1368 wurde erstmals die etwas stromabwärts liegende Schlagbrücke erwähnt, die bis 1782 die einzige feste Verbindung zwischen der Stadt und der Unterer Werd genannten Donauinsel mit der auf ihr entstandenen Leopoldstadt und damit Ausgangspunkt eines wichtigen Fernwegs von Wien nach Norden und Osten war. Heute überspannt an dieser Stelle die Schwedenbrücke zur Taborstraße den Donaukanal, nicht zu verwechseln mit der erst 1906 erstmals eröffneten Marienbrücke, die eine direkte Verlängerung der Rotenturmstraße in den 2. Bezirk darstellt.

Und es wäre doch kein echter Wiener Ort, gäbe es nicht eine (skurrile) Sage dazu: im Gewölbe des Tores war eine zwar aus Holz geschnitzte, doch einer echten aufs Haar gleichende Speckschwarte angebracht, sowie eine Tafel, auf der geschrieben stand: „Befind’t sich irgend hier ein Mann, der mit der Wahrheit sprechen kann, daß ihm sein‘ Heirat nicht tät grauen, und fürcht sich nicht vor seiner Frauen, der mag den Backen runterhauen.“

Es schien, als fürchteten wirklich alle Wiener und sämtliche Besucher dieser Stadt ihre Frauen, denn die Speckschwarte hing jahrzehntelang dort, ohne dass sie auch nur einer beanspruchte. Deshalb erregte es auch einiges Aufsehen, als sich eines Tages tatsächlich ein Mann bei den Stadtvätern einfand. „Bei mir daheim bin ich der Herr im Haus“, behauptete er. „Und alles geschieht so, wie ich es will. Meine Frau und mein Gesinde haben gar nichts mitzureden und haben ausschließlich meine Anweisungen zu befolgen. Außerdem“, meinte er noch, „macht diese Tafel doch alle Männer zum Gespött.“

Die Stadträte stimmten ihm zu, hatten nichts dagegen, dass sich der wackere Mann die Schwarte holte und veranlassten – natürlich mit großer Ankündigung – das Spektakel. Als es soweit war, wurde die lange Leiter aufgestellt. Stolz und selbstsicher kletterte unter dem Jubel der Menge der Hausherr hinauf, besah sich das gute Stück – und kletterte wieder runter, ohne es entfernt zu haben. „Warum habt Ihr die Schwarte denn nicht mitgebracht?“ fragte ihn einer der Stadtväter. „Die is jo ganz dreckig“, rief er. „Die muss zuerst wer putzen! Ich hab heut mein‘ besten Rock an, und wenn ich den dreckig mach, dann schimpft mein Weibi wieder mit mir.“ Einen Augenblick lang hätte man die berühmte Stecknadel fallen hören können, dann brach die Menge in schallendes Gelächter aus. Der „Held“ des Tages verschwand wortlos und mit hochrotem Kopf vom Platz. Die hölzerne Speckschwarte blieb noch lange hängen. Keiner beanspruchte sie mehr. Erst als der Rote Turm abgerissen wurde, verschwand sie auch – zur Freude aller Ehemänner – aus dem Wiener Stadtbild.

Einen wirklich guten Ruf hatten die damaligen Wiener Frauen vielleicht nicht, aber durchsetzungsfähig scheinen sie auch schon damals gewesen zu sein – wie auch heute, denn die Begegnungszonen gehen auf die Durchsetzungskraft von (Grünen) Frauen zurück, die sich gegen viele Einwände dafür stark gemacht haben.

 

 

 

Eine neue Begegnungszone und viele alte Geschichten: die Rotenturmstraße