Massenpanik während des Freudenfestes La baOmer in Israel

Etwas Hintergrund zu diesem Fest

Bei unserer Israel-Reise haben wir auch Safed besucht, dort hat es uns besonders gut gefallen. Die dort lebenden Leute waren fröhlich, sehr freundlich und zuvorkommend gewesen, die auf einem Berg angelegt Stadt hatte eine hübsche Altstadt aufzuweisen, wir konnten eine Reihe von Tempeln besichtigen, auf der Hauptstraße gab es nette Geschäfte und lauschige Lokale. Viele junge Leute waren dort unterwegs – man hatte einen herrlichen Blick in das Land. Man merkte auf Schritt und Tritt, dass diese Stadt ein Ort der Gelehrsamkeit war.

Aber nach Meron (Ort des derzeitigen Unglücks), das ganz in der Nähe liegt, sind wir nicht gekommen.  Die heutige Siedlung wurde 1949 nach dem Ende des Palästinakrieges von aus Ungarn und der Tschechoslowakei stammenden israelischen Soldaten an der Stelle des durch den Krieg entvölkerten historischen Meron gegründet. Meron ist auch für seine Weinberge in über 600 m Höhe bekannt. Dieser Ort ist tief in der Geschichte Israels verankert. Es geht unter anderen um den Rabbi Schimon ben Jochai. Er lebte im zweiten Jahrhundert n. u. Z. und war Schüler des Rabbi Akiba in Bne Brak. Der Legende nach trat Rabbi Simon später gegen die Römer auf und hielt sich, von diesen zum Tode verurteilt, mit seinem Sohn Rabbi Eleasar 13 Jahre in einer Höhle versteckt, wo sie unablässig die Tora studierten. Nach Kaiser Hadrians Tod ging er nach Rom und heilte dort die kaiserliche Prinzessin von einer schweren Krankheit. Dadurch erwirkte er bei Kaiser Antoninus die Aufhebung der hadrianischen Judengesetze.

Und in Meron ist Ende April 2021, ein tragisches Unglück geschehen – mit vielen Toten.Einige zehntausend Menschen hatten das jüdische Freudenfest Lag Baomer gefeiert. Dann kam es zu Panik und Gedränge: 44 Menschen kamen ums Leben, wahrscheinlich 150 wurden teils schwer verletzt. Wir alle, egal wo, trauern mit Israel.

Aber bei allem Interesse am Judentum, dass es das Fest Lag baOmer gibt, hatte ich bisher noch nicht gehört. Es ist ein Halbfeiertag, der am 33. Tag des Omer-Zählens zwischen Pessach und Schawuot begangen wird und jeweils auf den 18. Ijjar fällt. Lag steht hier für 33, zusammengesetzt aus Lamed (30) und Gimel (3).

Der Ursprung des Festes geht auf den Bar-Kochba-Aufstand gegen die Römer 132–135 n. Chr. zurück. Zusätzlich dient das Fest zur Erinnerung an Rabbi Schimon bar Jochai, der nach der Überlieferung an diesem Tag verstorben ist. In Meron in Galiläa, unweit von Safat, werden seine Grabstätte und diejenige seines Sohnes Elasar ben Schimon jeweils von Zehntausenden an Lag baOmer besucht.

Lag baOmer ist ein fröhliches Fest. Die verschiedenen einschränkenden Gebote der Trauerzeit, die für die 49 Omer-Tage zwischen Pessach und Schawuot gelten, sind an diesem Tage aufgehoben. Kinder und Erwachsene veranstalten Picknicks und versammeln sich um Lagerfeuer. Vor allem aber können an diesem Tag Hochzeiten gefeiert werden – ein Angebot, von dem reichlicher Gebrauch gemacht wird. Man darf sich wieder rasieren und sich auch die Haare schneiden lassen. An Lag baOmer wird deshalb auch die Zeremonie der Chalaka durchgeführt. An diesem Tag werden die Söhne, die schon drei Jahre alt sind, nach Meron gebracht, und ihnen werden hier zum ersten Mal die Haare geschnitten. An diesem Tag wird der Kopf des Kindes das erste Mal mit einer Kippa bedeckt, und man zieht ihm das erste Mal einen kleinen Gebetsschal an.

Der berühmte Rabbi Akiba hatte den Bar-Kochba-Aufstand unterstützt. Akiba ben Josef (geboren um 50/55; gestorben 135 n. Chr.,), gewöhnlich Rabbi Akiba genannt, gehört zu den bedeutendsten Vätern des rabbinischen Judentums. Er gehört zu den Zehn Märtyrern, die unter Kaiser Hadrian getötet wurden. Nach Aussagen des Talmud war Akiba ben Josef von einfacher Herkunft und von Beruf Schafhirte. Bis zu seinem vierzigsten Lebensjahr soll er völlig ungebildet gewesen sein. Erst seine Frau Rachel habe von ihm verlangt, lesen und schreiben zu lernen. Er begann erst mit 40 Jahren das Studium der Tora und wurde nach 13 Jahren selbst ein Tora-Gelehrter. Das Ende Rabbi Akibas wird als Märtyrertod mit vorheriger Folter geschildert, bei der Rabbi Akiba unbeirrt in seinem Glauben das Schma Jisrael gebetet habe, bevor er starb. Daraufhin sei eine Himmelstimme mit den Worten „Heil dir, Rabbi Akiba, denn du bist für das Leben der zukünftigen Welt bestimmt“ erklungen. Er gilt als erster Sammler und Gestalter des vorher teilweise auch nur mündlich tradierten Bestands an Gesetzen, Diskussionen und Texten für die Mischna, die jüdische Auslegung der mündlichen Tora. Er systematisierte die Schriftauslegung beispielsweise nach Sachgebieten wie Sabbat-Gesetzen, Gesetzen zur Ehe, Gesetzen zum Eigentum. Er war maßgeblich beteiligt an der Kanonisierung der hebräischen Bibel und der Entstehung der griechischen Übersetzung des Aquila. In den 50 Omer-Tagen sollen  24.000 Schüler Akibas im Aufstand gegen die Römer gefallen sein.

Der Überlieferung nach endete an dem Tag von Lag Baomer eine Epidemie, an der damals zahlreiche jüdische Religionsschüler gestorben waren. Sind wir nicht daran erinnert, dass auch heute in Israel gerade eine Pandemie zu Ende geht?

Massenpanik während des Freudenfestes La baOmer in Israel

Ist schon traurig, so ein “1. Mai“ im Lockdown.

Aber es ist, die Pandemieentwicklung bedenkend, richtig so!

Was war das doch für ein Fest – in meiner Kindheit und Jugend. Wir (meine Eltern und ich) wohnten damals in der Währinger Straße und da zogen schon in der Früh die Gruppen aus Währing, Döbling herein, mit Musik, mit Bannern, Fahnen mit den berühmten Drei Pfeilen (gegen Faschismus, Klerikalismus, Kapitalismus), mit geschmückten Rädern. Es war eine Feststimmung, es fuhren keine Straßenbahnen, denn die Straßenbahner – in ihren Uniformen – zogen mit, in dem riesigen Festzug, am Ring, am Rathausplatz … Auch Krankenschwestern kamen in ihrer Arbeitskleidung, wie so viele andere auch. Überall gab es rote Nelken, „Freundschaft“ wurde gerufen. Am Nachmittag, als die Straßenbahnen wieder fuhren, waren auch diese mit Reisig und Fähnchen geschmückt. Auch 1986 – also einige Tage nach der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl fand „der 1. Mai“ in Wien statt – es hat leicht geregnet! Parallel zum großen Umzug der Sozialdemokraten fand auch der Aufmarsch der Kommunisten statt, der vor dem Parlament endete.

Am Abend vor dem 1. Mai fand der Fackelzug der sozialistischen Jugend statt. Der Fackelzug der Arbeiterjugend wurde erstmals am Vorabend des 1. Mai 1926 abgehalten. Die Bezirkszüge trafen einander am Rathausplatz; von dort ging es über die Ringstraße zur Abschlusskundgebung am Karlsplatz. wo Ansprachen gehalten wurden. Später haben dann die Grünen diesen Termin „okkupiert“, er wurde den Arbeitslosen gewidmet.

Auch später ging ich mit meinem Mann „1. Mai-Schauen“, wir standen in der Nähe des Burgtheaters, hatten die Politiker vor dem Rathaus im Blickfeld und sahen die verschiedenen Gruppierungen vorüberziehen. Der Enthusiasmus der Teilnehmer nahm über diese lange Zeit aber ab, die Straßenbahnen fuhren den ganzen Tag.  

Der Erste Mai war schon immer ein besonderer Tag: ein gesetzlicher Feiertag ist er aber erst seit 25. April 1919. Dieser Tag bildete jahrhundertelang den Auftakt der Saison, den Hof, Adel und Großbürgertum entsprechend feierten (z.B. „Praterfahrt“ der Equipagen in die Hauptallee). Im Augarten fanden 1820-1847 am 1. Mai die vielbesuchten 1.-Mai-Konzerte statt, in der Hauptallee des Praters bis 1847 die Wettrennen der herrschaftlichen Laufer, später der Blumenkorso.

Die Tradition des Blumenkorsos beginnt 1886 (im Rahmen des von Pauline Fürstin Metternich arrangierten Frühlingsfests 29./30. Mai); der nächste Blumenkorso fand am 4. Juni 1887 statt. Der Blumenkorso blieb daraufhin fester Bestandteil des Frühlingsfests; 1895 sah man Gruppenwagen des Jockeyklubs, des Raimund-, Jantsch- und Deutschen Volkstheaters sowie eine Luftschiffer- und Athletengruppe Victor Silberers. Ab 1897 (26. Mai) gab es auch einen Radfahrerblumenkorso und seit 1925 den Automobilblumenkorso. Der erste Blumenkorso nach dem Zweiten Weltkrieg wurde am 12. Juni 1948 in der Hauptallee abgehalten, der zehnte am 24. Juni 1989.

Anlässlich des Gründungskongresses der ersten internationalen Arbeiterassoziation wurde von Frankreich beantragt, den 1. Mai – im Gedenken an einen Generalstreik in den USA am 1. Mai 1886 – zum internationalen Kampftag für den Achtstundentag zu erklären. Der Antrag wurde mit großer Mehrheit gebilligt. Der Festtag des Proletariats war geboren. Ab 1890 wurde der 1. Mai von den Sozialdemokraten in Wien und anderen Städten festlich begangen. Von staatlicher Seite wurde betont – u.a. durch einen Erlass des Statthalters im Erzherzogtum Österreich unter der Enns, dem auch Wien unterstand –, dass eine Arbeitsniederlegung am 1. Mai gesetzwidrig sei. Überall in Wien und in den meisten Industriestädten Österreichs wurde die Streikparole befolgt. Nachmittags zogen mehr als 100.000 Arbeiter in den Prater. Es war die größte Kundgebung, die Wien bis dahin erlebt hatte.

Der US-amerikanische Gewerkschaftskongress 1884 hatte beschlossen, am 1. Mai die Einführung des Achtstundentags mittels Generalstreiks zu erzwingen; da der Erfolg ausblieb, wurde für den 1. Mai 1890 ein neuerlicher Versuch beschlossen. Auf dem europäischen Festland wurde der Wiener Maiaufmarsch als beispielgebend bezeichnet. Bis zum Ersten Weltkrieg wurden die Maiaufmärsche dafür benutzt, die zentralen Forderungen der Sozialdemokratie durch Massenkundgebungen zu unterstreichen (ab 1891 allgemeines, direktes und geheimes Wahlrecht, 36-stündige Sonntagsruhe, Einführung einer Alters- und Invaliditätsversicherung, einer Witwen- und Waisenversorgung, ab 1893 auch gegen den Krieg). 1918-1932 zogen die Sozialdemokraten über die Ringstraße zum Rathaus, dem Symbol der neuen (sozialdemokratischen) Stadtverwaltung; auf dem Rathausplatz fand die Abschlusskundgebung statt. 1933 wurde mit Hilfe des Bundesheers die Maifeier in der herkömmlichen Art unterbunden; neben „Spaziergängen“ wurde eine Massenkundgebung im Stadion durchgeführt. Im Ständestaat wurde der 1. Mai zum „Tag der Verfassung“ mit regierungstreuen Aufmärschen und Feiern umfunktioniert. Die demokratische Tradition der Maifeiern wurde ab 1946 von der neugegründeten Sozialistischen Partei Österreichs wieder aufgenommen und haben bis heute Tradition. Den 1. Mai 1946 feierte die Wiener SPÖ wieder auf traditionelle Weise. 200.000 Menschen marschierten am Rathaus vorbei.

Der Maiaufmarsch in seiner heutigen Form geht auf das Jahr 1929 zurück; in zwei Zügen marschierten die Demonstranten am Rathaus vorbei. Sportereignisse trugen zum festlichen Charakter bei: Arbeiterfußballturniere und ein Schwimmmeeting im neuen Amalienbad wurden zur Tradition. Nach seiner Eröffnung wurde das Praterstadion 1932 Heimstatt des großen Sportfestes.

Ob der 1. Mai 2022 wieder ein großer Festtag werden kann?

Ist schon traurig, so ein “1. Mai“ im Lockdown.

Muslime im Lockdown und im Ramadan

In Österreich und in der Türkei

Muslime verhalten sich genauso unterschiedlich wie Menschen, die anderen Religionsgemeinschaften angehören. Jetzt ist Ramadan, vom  12. April bis 11. Mai.  Fasten ist wesentlich im Ramadan – das ist eine der fünf Säulen des Islam und gilt für alle Muslime.

Der Konsum von Alkohol gilt sowohl im sunnitischen als auch im schiitischen Islam und in allen Rechtsschulen als haram (verboten). Allerdings erfolgte das Alkoholverbot im Koran stufenweise. Die Koranverse bestätigen, dass zur Zeit Mohammeds Handel mit Wein getrieben wurde und ihn seine muslimischen Zeitgenossen als berauschendes Getränk genossen haben. Absolutes Alkoholverbot im Islam im Koran kann nicht von Anfang an bestanden haben, denn Wein wird ebenso wie der Honig als eine der guten Gaben Gottes genannt. Das Verbot, in der Trunkenheit zu beten, ist wahrscheinlich erst im vierten Jahr nach der Auswanderung in Medina entstanden. Im Paradies hinwieder werden den Gläubigen u. a. auch „Bäche mit Wein“ versprochen, der allerdings keine berauschende Wirkung haben soll. Erst die jüngste Sure zu diesem Thema führt zum Verbot des Alkoholkonsums. In der traditionellen islamischen Rechtswissenschaft hat sich die Abrogation eingebürgert, wonach im Falle sich widersprechender Suren die später aufkommenden Suren frühere „aufheben“.

In Österreich hegen manche Muslime die Befürchtung, dass eine Impfung gegen Corona in der Ramadan-Zeit unzulässig ist. Dem widerspricht allerdings die Islamische Glaubensgemeinschaft in ihrem Leitfaden. In dem festgehalten wird, dass Impfen das muslimische Fasten nicht bricht.

Andere Sorgen haben wiederum Muslime in der Türkei. Auch und gerade dort wir gefastet, da die Regierung doch eine „islamische Agenda“ verfolgt. Aber auch die Türkei hat Sorgen, mit der Ausbreitung von Corona, die Inzidenzzahlen sind hoch. Daher gilt ab Donnerstag, dem 29. April ein harter Lockdown – also mitten im Fastenmonat beginnend, er soll bis 17. Mai dauern. Ein Alkoholverbot wurde zwar im Erlass für den Lockdown nicht erwähnt, aber die Gouverneursämter erteilten Anweisung, dass Spirituosenhandlungen während dieser Periode geschossen bleiben müssten. Das Argument ist, dass Spirituosengeschäfte wie Schuhgeschäfte oder Boutiquen nicht systemrelevant seien. Es ist aber zu bedenken, dass mitten in diesem Lockdown das Ende des Ramadans fällt; das Ende des Ramadans ist für gläubige aber auch nicht ganz so gläubige Muslime ein sehr wichtiger Festtag. Das sogenannte „Zuckerfest“ dauert je nach Land und Region normalerweise bis zu drei Tagen. Dabei wird reichhaltig gegessen (möglicherweise auch getrunken) und Gläubige leisten Spenden an die Armen. Mit dem Almosen können sich Muslime auch von Sünden freikaufen, die sie möglicherweise während des Ramadans begangen haben.

Und dann geschah, was geschehen musste. Mitten im Ramadan, aber vor dem Lockdown wurden in manchen Gegenden der Türkei die Spirituosenläden gestürmt. Es gab einen Ansturm auf Bier, Wein und Schnaps, die Muslime legten ihren Vorrat für das Zuckerfest an. Denn auch Supermärkte und Lebensmittelläden, die während des Lockdowns geöffnet bleiben, dürfen keinen Alkohol verkaufen – um den gesperrten Schnapsläden keine unlautere Konkurrenz zu machen.  

Die Entrüstung über das Alkoholverbot durch die Hintertür ist groß. Liberale Regierungskritiker sehen dieses Verbot al Teil einer Langzeitstrategie der islamisch-konservativen Regierung von Recep Tayyip Erdogan. Schon als Bürgermeister von Istanbul hat er versucht, Alkoholverbote einzuführen, und als Präsident hat er die Alkoholsteuer angehoben und dann den Verkauf von Alkohol nach 22 Uhr verboten. Letztendlich wurde dann ein Verkaufsverbot von Alkohol an Wochenenden eingeführt.

Die Spirituosenhändler toben und beklagen einen drohenden Bankrott durch diese Maßnahme, wobei zugegeben wird, dass derzeit (im Ramadan!) vor dem Lockdown so viele Alkoholika wie vor Silvester verkauft wurden.

Sicher ist die Stimmung in den verschiedenen Regionen der Türkei unterschiedlich. In den Städten und den Küstenregionen (die auch Urlauberzentren sind) ist der Unmut über diese Alkoholregelung groß. In Anatolien (von wo Erdogan stammt), und in sonstigen ländlich geprägten Gegenden ist man eher mit Alkoholverboten einverstanden.

Und die Türken, die bei uns eigewandert sind, kommen zum Großteil aus Anatolien und sind, wie die türkischen Wahlen (an denen noch viele von ihnen teilgenommen haben) gezeigt haben, zum Großteil auch Anhänger Erdogans.

Bei uns konnte man auch während des Lockdowns Alkohol kaufen. Ich finde da auch gut so, denn zuweilen trinke ich auch recht gerne ein Gläschen Wein oder auch etwas „Perlendes“.

Muslime im Lockdown und im Ramadan

Mausi

Eine Freundschaft zwischen Wien und Pernitz

Gehen wir miteinander Schneerosen pflücken? Das war manchmal ein Anlass einander zu treffen. Dazu muss man wissen, dass Pernitzer Wälder so ihre Tücken haben, in manchen Gegenden gibt’s viele Schneerosen – in anderen gar keine. Nur an wenigen Plätzen findet man Maiglöckchen, und der kurzstielige Enzian wächst nur auf der einen Seite der Wälder im Frühling, der langstielige dafür auf den Wiesen der anderen Seite im Sommer.

Gekannt haben wir einander – wie man so schön sagt – ewig. Im Pernitz, wohl schon als Kinder, vom Sehen, wir waren ziemlich gleichaltrig. Später waren wir Kolleginnen in der Atombehörde. Mausi hat zusammen mit Bessy (die Beiden waren wirklich enge Freudinnen) am Aufbau der wissenschaftlichen Bibliothek gearbeitet, ich war in der Verwaltung – Gehaltsabrechnung – tätig. So groß war die Behörde anfangs nicht, daher lief man einander immer wieder über den Weg. Außerdem gab es das Commissary, wo man sich beim Einkaufen traf. Wir österreichische Angestellte dort unterlagen ja durchaus Beschränkungen, aber dennoch konnte man vieles „unbesteuert“ einkaufen, das man sich sonst als „Luxus“ damals kaum je geleistet hätte. Und außerdem traf man sich mittags im hauseigenen Restaurant (die Atombehörde war damals im innen umgebauten Grand Hotel an der Ringstraße untergebracht).

Noch mehr Anknüpfungspunkte gab es dann, als die Automatisierung begann. Mausi und Bessy waren davon betroffen, da „ihre“ Bibliothek on-line ging, und ich stieg mit der Automatisierung der Gehaltszahlungen direkt in die damals so genannte EDV ein. Und alle Projekte konkurrierten einander auf demselben, damals nicht besonders leistungsstarken Computer.

Aber anders wurde es dann, als meine Familie „wochenendlich“ in Pernitz lebte. Wir trafen einander ziemlich regelmäßig sonntags in der Kirche, und sehr oft hinterher beim „Aperitif“.  Wie derartige Treffen abliefen habe ich schon beschrieben: https://christachorherr.wordpress.com/2021/04/14/einladung-zum-schwarzen-kaffee/

Aber die Verbindung zu Mausi (sie hieß nicht so, wurde aber ihr Leben lang so genannt) und ihrer Familie wurde dann noch enger. Zu dieser Familie ist einiges zu sagen, vorerst, dass es sich eher um einen Clan als eine Familie handelte. Mausis Vater war ein wahrer Patriarch, der für seine Familie in den dreißiger Jahren einen „Landsitz“ zwischen Pernitz und Gutenstein erworben hatte. Mausi hatte zwei Schwestern (die in ihrer Jugend sehr umworben gewesen waren) und einen Bruder. Dem Vater war es ein Anliegen gewesen, dass alle seiner „Kinder“ in seinem Haus oder in der allernächsten Umgebung eine angemessene Unterkunft besaßen. Das bedeutete, dass er an den Wochenenden nicht nur seine Kinder und Schwiegerkinder weitgehend um sich versammeln konnte, sondern auch alle seine Enkel, und später auch noch Urenkel, die alle in diesem Umfeld wie Geschwister aufwuchsen. Das bedeutete, dass man dort beieinander aus und ein ging und vieles gemeinsam unternahm.

Mausi selbst war verheiratet und hatte wiederum zwei Söhne – etwa im Alter meiner Kinder. Mit ihrer Familie wohnte sie in einem stattlichen, sehr hübsch umgebauten Haus – und als ihre Söhne heirateten, baute sie einfach ein zweites Haus dazu, um Platz für die Familien zu schaffen. Dennoch fanden familiäre Zusammenkünfte meist im „Haupthaus“ und dem angrenzenden Hof/Garten statt.

In diesem „Hof“ stand eine wunderbare alte Linde, um die herum eine Bank gebaut war, in deren Schatten viele Zusammenkünfte stattgefunden haben. Leider vertrug die alte Linde den Einbau der gemeinsamen Heizung in dem „Häuserkomplex“ nicht gut. Sie wurde krank (auch von einem Blitz getroffen) und musste gefällt werden – das war ein trauriges Ereignis.  Am Rand dieses „Hofes“ gab es auch ein Schwimmbad.

Von dort wurden auch die gemeinsamen Spaziergänge gestartet, die dann mit einem Aperitif oder einer Jause endeten. Allerdings auch die Jagden, an denen aber wir, mein Mann und ich nicht teilnahmen, nicht, weil wir nicht eingeladen gewesen wären, aber weil wir keinen Jagdschein hatten und uns die Jägerei auch nicht so sonderlich interessierte.

Der Patriarch fischte auch noch sehr gerne, im nahegelegenen Fluss, in dem recht sichtbar die Forellen standen.

Als Mausis Mann starb, wurde sie „von der Familie aufgefangen“. Das heißt, sie wurde „einfach“ in die Aktivitäten der Familie ihrer Schwester integriert., bzw. von einem ihrer Söhne betreut.

Mich hat dieses „Clanverhalten“ immer sehr positiv beeindruckt, dieser Familienzusammenhalt der über die Kleinfamilie hinausging, der aber auch (alleinstehende) entferntere Cousins und Cousinen umfasste, die zu den Feiertagen bei der Familie oder in nahegelegenen Gasthäusern einquartiert wurden und an den gemeinsamen Feierlichkeiten teilnahmen. (Über unsere gemeinsamen Osterfeste werde ich noch einmal gesondert berichten).

Mausi ist auch schon länger – hochbetagt – von uns gegangen, aber im Gedächtnis ist sie noch sehr lebendig.

Mausi

Der Hinauswurf kam unerwartet

Es war während meiner Studententage, ich war auf drei Monate nach Spanien gekommen, der Sprache wegen. In Wien hatte ich meinen Aufenthalt organisiert, und zwar mittels der Wirtschaftskammer – wo manche Mitarbeiter gute Kontakte nach Spanien hatten. Ich sollte diese drei Monate in einem Restaurant arbeiten.   Das heißt, sich sollte mir die Kosten des Aufenthaltes verdienen, das Geld für die Rückreise hatte ich als „eiserne Reserve“ sicher verstaut.

Ich fuhr mit der Bahn von Wien nach Madrid, das war eine lange Reise, und in der dritten Klasse nicht immer sehr angenehm. Damals waren die Züge nicht gekühlt und als wir bei Biarritz am Meer vorbeifuhren, wurde ich schon recht schwermütig, denn Ferien am Meer erschienen mir schon viel erstrebenswerter als „Arbeiten“ in Madrid. Ich kam in der Früh dort an und suchte das Restaurant, das zu dem Zeitpunkt noch nicht offen war. Es lag an dem Paseo del Prado und hatte an dieser Prachtstraße einen großen Garten. Es war sichtlich ein nobles Restaurant.

Nach einiger Zeit kam jemand, der aufsperrte un danach, ein Weilchen später kam der Besitzer mit seiner Frau. Wirklich erwartet hatten sie mich nicht. Erstens wurde einmal eine Arbeit für mich gesucht – ich sollte französische Kochbücher ins Spanische übersetzen. Naja, das stellte ich mir nicht allzu schwierig vor, obwohl über ein entsprechendes Wörterbuch verfügte ich nicht. Und damals war man von Google oder „dict.leo“ (mein derzeitiges Lieblingsübersetzungstool von-in mehrere Sprachen) noch sehr sehr weit entfernt.

Man nannte mir auch eine Witwe (das wurde betont, denn sie war eine Witwe aus dem Spanischen Bürgerkrieg), wo ich ein Untermietzimmer bekommen würde. Ich begab mich also dorthin, die Dame war ganz in Schwarz gekleidet, sie wohnte in einem Zinshaus, in einer Nebengasse, nicht weit von der Puerta del Sol bzw. der Calle Mayor entfernt. Duschen, was ich mir nach der langen Bahnfahrt sehr gewünscht hätte, konnte ich leider nicht, denn in der Badewanne, wo auch die Dusche befestigt war, war Wäsche eingeweicht. Das war, wie sich herausstellte ein Dauerzustand, dass ich später wagemutig in die eingeweichte Wäsche sieg, um mich doch duschen zu können. In der Wohnung gab es neben der verwitweten Bewohnerin eine Reihe von Katzen.

Meine Betätigung im Restaurant war neben dem Übersetzen auch, abends in der Kassa zu sitzen, und das Geld, das die Kellner brachten, darin zu verstauen. Da erlebte ich die nächst Überraschung – ich trug ein Sommerkleid, das zwar hoch-geschlossen aber ärmellos war. Ich wurde gebeten, den nächsten Tag eine Bluse mit Ärmel darunter zu ziehen.

Manchmal besuchte die bewunderte Tochter des Wirtsehepaares das Restaurant, sie war eine sehr attraktive junge Frau und wurde allseits sehr bewundert – neben ihr kam ich mir wie eine arme Kirchenmaus vor. Die Dame des Hauses wollte mir eine Freude machen und fragte mich, was ich denn so am Samstag am Nachmittag vorhätte und ob sie mir nicht irgendetwas zeigen könne: ich wollte in ein Tanzcafe gehen. Sie wirkte etwas verstört, wir gingen dennoch dorthin, und saßen 2 Stunden an einem Tisch. Mich holte keiner zum Tanzen, denn ich war nicht in die Gesellschaft eingeführt – eine fade G’schicht.

Daher dachte ich mir auch nichts dabei, als mich der Herr des Hauses fragte, ob ich am Wochenende nicht nach Toledo fahren wollte. Natürlich wollte ich, denn schon damals wusste ich schon einiges über Toledo und wollte die Stadt unbedingt sehen. Ich freute mich sehr auf diesen Ausflug, und weil ich mein Herz auch immer auf meiner Zunge habe, habe enthusiastisch von diesem Angebot der Frau des Hauses erzählt.

Na, mehr brauchte ich nicht. Ich wurde sofort „entlassen“, eher könnte man sagen, davongejagt. Die Frau des Hauses schien die Absichten ihres Gemahls besser zu kennen, als ich.

Nun war aber guter Rat teuer – ich wollte nicht „unverrichteter Dinge“ nach Hause fahren und musste mir somit in Madrid rasch einen Job suchen, um meinen Aufenthalt dort zu finanzieren. Wien war weit und die Kommunikation – brieflich – hätte zu lang gedauert. Es gab aber eine Niederlassung der Wirtschaftskammer in Madrid, also begab ich mich mit meinem Problem dorthin. Man zeigt viel Verständnis für meine Situation und empfahl mich in ein Import-Export Büro, das von einem Österreicher gemeinsam mit einem Amerikaner und einem Armenier geführt wurde. Dort brauchte man eine deutsch-sprachige Sekretärin. Nun, nicht gerade ein Traumjob aus meiner Sicht, denn das Schreiben auf der Schreibmaschine eines Briefes mit mehreren Kopien – und Blaupapier dazwischen – war nicht etwas, das mich begeisterte; auch das Ausfüllen von Import-Export Formularen war nicht viel lustiger. Die „spanische“ Sekretärin aber war sehr nett und der Job war ausreichend bezahlt.

Und nach Toledo fuhr ich während eines Wochenendes allein mit dem Zug.

Der Hinauswurf kam unerwartet

Tadschikistan – eine Spurensuche im Kopf

Es hat mich schon erstaunt, als ich nachgesehen habe, woher die Aufrufe meiner G’schicht’ln stammen: einer kam gestern aus Tadschikistan. Soweit ich das feststellen konnte, gibt es nicht einmal eine österreichische Botschaft dort.

Tadschikistan war für lange Zeit einmal Sowjetrepublik – ich, die ich mit der Gegend nicht so vertraut war, nannte diese nach der Wende neu entstandenen Staaten lange noch der Einfachheit halber „Koranistans“. Aber an etwas erinnerte ich mich genau: aus der Zeit, in der ich mich intensiv mit Alexander dem Großen auseinandergesetzt hatte (auch schon ein Weilchen her), ist mir das Ferghanatal in Erinnerung. Historisch wird das Ferghanatal zu Transoxanien gerechnet, das hat mit heutigen Grenzen nichts mehr zu tun. Das Tal verteilt sich auf die Staatsgebiete von Usbekistan, Tadschikistan und Kirgisistan. Mehr als zehn Millionen Menschen und damit 20 % der Bevölkerung Zentralasiens leben in dem lediglich 300 km langen und bis zu 110 km breiten Tal auf einer Gesamtfläche von rund 22.000 Quadratkilometern. Dieses wird allgemein als das kulturelle Zentrum Zentralasiens betrachtet.

Schon vor Eroberung durch Alexander war das Land für seine hoch entwickelte Landwirtschaft und seine Pferdezucht bekannt. Um 329 v. Chr. eroberte Alexander der Große das Ferghanatal, im 3. Jahrhundert v. Chr. wurde es dann Teil des Gräko-Baktrischen Reiches. In der Folgezeit wurde das Ferghanatal wechselnd von verschiedenen Völkern beherrscht, bis es im 6. Jahrhundert vom Reich der Göktürken erobert wurde. Von hier aus brach Babur, ein Nachkomme Timurs, zur Eroberung Indiens und der Begründung der Moguldynastie auf. Das in den Jahren 1710 bis 1720 gegründete Chanat von Kokand, das sein Zentrum im Ferghanatal hatte, umfasste auch die Oasen von Taschkent und Chimkent sowie das Siebenstromland. Dieses Chanat entwickelte sich im 19. Jahrhundert zu einem bedeutenden Flächenstaat, der in direkter Nachbarschaft zum Emirat von Buchara lag und dessen schärfster Konkurrent wurde. In der Zeit zwischen 1810 und 1822, als ʿUmar Chān über das Chanat herrschte, erlebte die Literatur im Ferghanatal ihre Blütezeit.

Während der sowjetischen Zeit war das Ferghanatal ein Zentrum der Uranerz Förderung. Die erste Abbaustätte Taboschar ging 1945 in Betrieb.

In den frühen 1990er Jahren, nach der Auflösung der Sowjetunion, wurde das Ferghanatal zum Operationsgebiet verschiedener islamistischer Gruppierungen wie der Hizb ut-Tahrir und in geringerem Umfang besonders in Usbekistan der Akramiyya. Im tadschikischen Teil des Ferghanatals ist der Distrikt Isfara seit der sowjetischen Zeit das Rückzugsgebiet eines konservativen Islam. Das dortige Dorf Tschorkuh ist eine Hochburg islamistischer Gruppen.

Darüber hinaus tragen die ethnische Vielfalt, Drogenhandel, die hohe Bevölkerungsdichte und daraus folgende hohe Arbeitslosigkeit zu zahlreichen gewaltsam ausgetragenen Konflikten bei. Zudem ist der Grenzverlauf zwischen Kirgistan und Tadschikistan in weiten Teilen umstritten.

Tadschikistan (9,1 Millionen Einwohner) ist ein islamisch geprägtes und autoritär regiertes Land. Das Klima ist extrem kontinental mit kalten Wintern und heißen Sommern. Außer in den Tal- und Beckenländern, wo ein subtropisches feuchtes Klima herrscht, werden in den Sommermonaten Temperaturen von bis zu 45 °C erreicht. Mit 84,3 % Bevölkerungsanteil (2010) bilden die Tadschiken, ein iranisches Volk, die Mehrheit. Die Einwohner Tadschikistans sind zu über 90 % Anhänger des Islam, vorwiegend sunnitisch. Dass oppositionelle Islamisten die Errichtung eines islamischen Gottesstaates anstreben, dient der Regierung als Vorwand, um seit 2007 Moscheen zu schließen.    Gemäß dem „Gesetz über die Gewissensfreiheit und religiöse Vereinigungen“ ist jede religiöse Betätigung ohne staatliche Registrierung verboten. Minderjährigen ist jegliche Teilnahme an Gottesdiensten, religiösen Veranstaltungen und Religionsunterricht nicht-registrierter Glaubensgemeinschaften verboten. Etwa ein Viertel der Mädchen in Tadschikistan vollendet die Grundschule trotz formaler Pflicht aufgrund von Armut und geschlechtsspezifischer Diskriminierung nicht.

Präsident Tadschikistans ist der zuletzt 2013 wiedergewählte Emomalij Rahmon, der bei der Wahl am 6. November 2013 83,92 % aller Stimmen erhielt. Das demokratische Zustandekommen des Ergebnisses wird angezweifelt, da drei ernsthafte Gegenkandidaten ihre Kandidatur zurückzogen, was nicht zuletzt daran liegt, dass Rahmon rigoros gegen die Opposition vorgeht. Das Land zählt zu den korruptesten Staaten der Welt. Die Hauptindustrien in dem Land sind der Bergbau, die Metallverarbeitung und die Landwirtschaft. Tadschikistans Wirtschaft ist stark abhängig von den Rücküberweisungen der in Russland lebenden und arbeitenden knapp 1 Million zählenden Auslandstadschiken. Nach wie vor ist die Bedeutung der Landwirtschaft sehr groß. Aber nur etwa 7 % des Landes sind landwirtschaftlich intensiv nutzbar. Die Hinterlassenschaften des Uranbergbaus, der im Norden des Landes bis Anfang der 1990er Jahre stattfand, führen mit Abraumhalden, Absetzseen und technischen Einrichtungen zu einer möglichen Gefährdung der Bevölkerung, des Trinkwassers und der Umwelt in diesen Regionen durch radioaktive Stoffe.

Die COVID-19-Pandemie tritt in Tadschikistan seit Anfang Mai 2020 in Erscheinung, als das Land die ersten Fälle an die Weltgesundheitsorganisation (WHO) meldete. Die autoritäre Regierung von Tadschikistan behauptet bislang, schon frühzeitig große Versammlungen verboten und die Verwendung von Masken verordnet zu haben.

Und jetzt überlege ich hin und her, wer wohl dieser anonyme „Leser“ meines Blogs in Tadschikistan wohl sein könnte? Oder hat er nur „danebengegriffen“, als er etwas anderes suchte?

Tadschikistan – eine Spurensuche im Kopf

Die gute (oder doch schlechte) Nachricht

Biber legen Internet lahm

Es ist schon erfreulich, wenn man in den Medien (egal ob Print, Fernsehen oder Radio bzw. natürlich Internet etc.) eine kleine Notiz findet, die sich um ein Thema dreht, das nichts, aber auch gar nichts mit Corona zu tun hat. Das ist Licht am Ende des Tunnels, wenn auch noch fern.

Die „Schlagzeile“ (besser vielleicht Zeilchen): „Biber knabbern Städtchen das Internet weg“. In Österreich würde man umgehend fragen: „derfn’s denn des?“ Aber es geht um Kanada, dort gibt es noch viele Biber – aber man ist halt nicht immer glücklich mit ihnen. Einerseits ziert der Biber die Fünf-Cent-Münze, und die Tiere sind wirklich kompetent (Dammbau) aber auch possierlich (ich konnte Biber noch in der Kindheit meiner Kinder – auch schon ein Welchen her – im Biberteich im Schwarzenbergpark in Wien/Hernals/Dornbach bewundern; jetzt gibt’s nur mehr den Teich – zu ihrer Erinnerung) aber Kanadas Bauern klagen heftig über die Biber: man beschuldigt sie, Bäume und Landwirtschaft zu schädigen, und Schuld an Hochwasserschäden zu tragen.  

Aber besonders grantig auf die Biber dürften jetzt die Bürger von dem Städtchen Tumbler Ridge (British Columbia) sein: die Biber hatten es auf das Glasfaserkabel abgesehen, das für das Funktionieren des Internets des Örtchens unerlässlich ist. Ein rund 12 Zentimeter dickes Leerrohr  – in einer Tiefe von rund einem Meter verlegt – sollte das Kabel vor äußeren Einflüssen schützen – für die Nagezähne der Biber war dieser Schutz offensichtlich kein Problem. An mehreren Stellen war das Kabel angenagt, die Schäden waren erheblich, wurde verlautbart.  Erst nach 36 öden Stunden war dann die Internetversorgung für die rund 2000 Einwohner – von denen nicht alle betroffen gewesen waren – wiederhergestellt.

Viele von uns hier – in unseren Breiten – können zwar nicht von Biberschäden berichten, aber – „das Auto ist durch nächtlichen Mader-Besuch in der Früh zuweilen nicht mehr gestartet“. Auch hier wurden Kabel angeknabbert. Auch ich war diesbezüglich einmal fuchsteufelswild in der Früh – in Pernitz.

Naja, selbst in unserer hochtechnisierten Welt machen uns manche Tiere einen Strich durch unsere (Planungs-)Rechnungen.

Die gute (oder doch schlechte) Nachricht

Früher war vieles anders

War es besser?

Grad jetzt denke ich gerne an frühere Reisen – warum wohl?

Es gab damals Services, von denen wir heute kaum noch zu träumen wagen.

Also im Bereich des ehemaligen britischen Empires gab es selbstverständlich den Early Morning Tea. Es wurde – für mein Dafürhalten zu „nachtschlafender“ Zeit serviert – dezent wurde an der Zimmertür geklopft, und ein Tablett mit einer Kanne ziemlich schwarzen Tees und eine Tasse dazu (wohl auch „cream and sugar“) wurde auf das Nachtkastl gestellt. Das konnte man nun zu sich nehmen, um für das Aufstehen und Anziehen gerüstet zu sein. Erst dann – also ziemlich viel später, begab man sich zum Frühstück, wo sowohl ein Porridge aber auch ein kippered herring z.B. auf den Gast warteten. Allerdings war es aber auch möglich, dass man ein Zimmer ohne eigenes Badezimmer bewohnte, und sich mit einem Lavoir und einem Krug Wasser (bei Bedarf warm gemacht) begnügen musste. Wenn man in manchen Gegenden nur ein Bed and Breakfast zur Verfügung stand, war das sogar wahrscheinlich, und man musste halt mit den eventuell anderen Gästen die Toilette und das Badezimmer teilen. Wenn sie mich fragen, verzichte ich gerne auf den Early Morning Tea zugunsten eines eigenen Badzimmers.

Später, als dann das Personal knapp wurde, gab es im Zimmer einen Wasserkocher, Teebeutel (viel später sogar Nescafe-Sackerln), Milchpulver und Zucker. Und man konnte sich seinen eigenen Early Morning Tea machen. Bei einer gemeinsamen Reise mit Freunden hat unsere Freundin in der Früh den Wasserkocher angeworfen (aber übersehen, Wasser hineinzugeben) und dabei fast einen Zimmerbrand verursacht. Das war, und ich kann mich ganz genau erinnern, in Kings Lynn.

Da wir zwar keinen Early Morning Tea schätzen, sondern eine Tasse Espresso – gleich nach dem Aufstehen, habe ich auf unseren Reisen (allerdings nur wenn wir mit dem Auto unterwegs waren) einen Wasserkocher und Nescafe mitgeschleppt. Dann hatte ich eine Reise-Nespresso Maschine im Gepäck, die hatte sogar ein eigenes Köfferchen und Tassen etc.

Heutzutage stellen viele Hotels (ich nehme an, nur auf dem „Kontinent, wie die Engländer sagen würden) eine Nespresso-Maschine mit ausgewählten Kapseln ins Zimmer.

Früher konnte man auch seine Schuhe abends vor die Tür stellen – und, wenn man aufgestanden war, holte man sie herein – sie waren blankgeputzt. Da kann aber auch einiges schiefgehen. Wir hatten, nachdem wir das Schifahren aufgegeben hatten, den Winterurlaub dazu genutzt, Reisen in warme Länder zu buchen.  Das muss so zu Beginn der achtziger Jahre gewesen sein. Wir hatten eine Ägyptenreise gebucht – früher machten wir das alles mit Reisebüros, später organsierte ich die Reisen selber, wohl auch weil wir keine Gruppenreisen mehr machen konnten, da mein Mann später behindert war. Wir freuten uns schon sehr, als ich mir im hiesigen Winter wieder einmal den Knöchel gebrochen hatte (ausgerutscht – beim Hudeln). Ich hatte nie vor, diese Reise deshalb nicht zu machen, und daher bat ich noch auf der Unfallstation um einen „Leichtgips“, der nass werden konnte und der durch einen „riesigen Schuh“ (damals nannte man sie Hush Puppies) geschützt war. Ich fühlte mich voll-fit für die Reise. (Mit dem „Nass-werden“ war das so eine Sache, ich ließ den Fuß samt Gips in die Badewanne plumpsen – keine gute Idee, er brauchte 3 Tage um zu trocknen, und dabei juckte es fürchterlich unter dem Gips – gekratzt habe ich mich mit einer langen Stricknadel). Aber als die Mitreisenden meinen Gips sahen, waren sie skeptisch, und fürchteten, dass ich die Reise behindern könnte.  Na, sicher nicht, ich war überall dabei – und nicht langsamer als die anderen.

Aber – und jetzt komm ich zu dem Schuhputzservice. Ich stellte abends halt nur einen Schuh vor die Tür (den Hush Puppy benötigte ich auch in der Nacht, um gehen zu können). Und eines morgens war der Schuh in der Früh nicht mehr vor der Tür.  Natürlich begab ich mich auf die Suche, was sich als gar nicht so leicht herausstellte. Der „verantwortlicher Boy“ hatte gedacht, weil’s nur einer war, ich wollte ihn wegwerfen. Nach dem Frühstück fand sich auch mein Schuh wieder – wo er wohl gewesen sein mag?

Und mein Gipsfuß diente zu großen Belustigung von Kindern in Oberägypten, sie schlugen mit einem Staberl daran, um zu sehen, ob ich reagieren würde, denn sie hielten ihn für einen Holzfuß – als ich ihnen dann zeigte, dass ich mit den Zehen wackeln konnte, war ihre Verwunderung groß.

Heutzutage nehme ich auf Reisen ein kleines Schuhputzzeug mit -oder auch gar nichts, denn die Sneaker kann oder muss man ja nicht putzen, sondern kann sie waschen, aber das würde ich auf Reisen eher nicht ausprobieren.

Früher war vieles anders

Beispiele zu Gesetzestreue und Zivilcourage

In Wien

In Wien gibt es der Verordnungen viele, auch viele Verbote – nur – es halten sich halt doch einige überhaupt nicht daran – und von Ermahnung oder Bestrafung durch die „Obrigkeit“ ist weit und breit nichts auszumachen.

Beispiel gefällig? Im Burggarten besteht ein Radfahrverbot, man darf sein/ihr Rad nur durchschieben. Schiebend, sehe ich sehr wenige. Die meisten fahren eher langsam und rücksichtsvoll durch. OK,  zwar nicht in Ordnung, aber nicht gefährlich. Aber es gibt auch die Flitzer, die sich nur so zwischen den Fußgängern durchschlängeln/drängen, da muss man als Fußgänger schon mächtig  aufpassen, um ihnen nicht in die Quere zu kommen.

Im Burggarten besteht ein Hundeverbot, bei jedem der Eingangstore ist eine großmächtige diesbezügliche Tafel angebracht. Aber für manche Besitzer des doch so lieben Hunderls scheint das nicht zu gelten.  Weil mich das ärgert und weil auch viele Leute im Gras sitzen und auch herumkrabbelnde Kinder dabei sind, finde ich, dass die lieben Viecherln im Gras aber überhaupt nichts zu suchen – oder gar zu hinterlassen haben. Als ich neulich wie sehr, sehr oft wieder durch diesen sehr gut besuchten Park gegangen bin, kommen mir zwei Burschen entgegen, mit einem Hund, der halt bei einem Baum „etwas“ abgelegt hat. Die jungen Herrn machten sich nicht die Mühe das „Gackerl ins Sackerl“ zu befördern“. Naja, ich sagte dann doch eher freundlich, „Sie wissen schon, dass hier im Park ein Hundeverbot gilt“. Und die Antwort: „Alte Leut‘ wie Sie sollt‘ ma hier verbieten“. Ich fühle mich frustriert, machtlos und alleine gelassen!

Ich werde mich hüten, in Zukunft noch einmal auf einen derartigen Umstand hinzuweisen. Die Polizei fährt ja regelmäßig mit dem Auto durch den Burggarten, aber das werden eher Gruppen von Leuten auseinandergetrieben, als auf Hunderln geachtet.

Gestern in den Nachrichten hat Oskar Deutsch (israelitische Kultusgemeinde) darüber geklagt, dass bei antisemitischen Angriffen auf jüdische Mitbürger Umstehende nicht Stellung beziehen. Er hat als Beispiel einen Messerangriff genannt. Ich gebe hiermit zu, bei einem Messerangriff hätte ich mich auch herausgehalten. Ich hätte wahrscheinlich die Polizei verständigt. Das habe ich einmal in der U-Bahn (in der berüchtigten Linie U6, am Weg zu meinem damals todkranken Mann ins Spital) bei einer Rauferei im Waggon getan. Die Nebensitzenden haben gemeint: „Sie traun eaner was!“ Auf meine erstaunte Frage – wieso denn. Kam die Antwort: „wenn die sehen, dass Sie telephonieren, kriegen Sie die nächste Watsch’n“. Man hat mich nicht gesehen, es telephonieren viele in der U-Bahn, und bei der nächsten Station wurde der Zug angehalten und die Rauferei von Ordnungskräften beendet. Ich bin wirklich nicht dafür, dass irgendjemand geschmäht wird, aber Einmischung – also das Zeigen von Zivilcourage – kann äußerst gefährlich sein, soviel muss den Umstehenden/Vorbeigehenden auch zugestanden werden.

„War net Wien, wenn net durt, wo ka Gfrett is, ans wurdt“, meinte schon der ansonsten verpönte Lyriker Josef Weinheber – womit er aber recht.

Beispiele zu Gesetzestreue und Zivilcourage

Diesmal: Kurpark Oberlaa

Es ist zwar noch nicht wirklich warm, und ein kalter Wind weht auch noch immer, aber die Sonne scheint, und die Blüten lassen nicht dran hindern voll aufzugehen.

Daher: kein langes Mittagsschlaferl sondern auf, um Neues zu erkunden. Ziel ist heute der Kurpark Oberlaa. Ganz kann ich Bruno Kreisky nicht zustimmen, als er meinte als er die Anlage ein „Schönbrunn des 20. Jahrhunderts“ nannte. Aber die Erweiterung des Wald- und Wiesengürtels  in Richtung Südosten finde ich eine sehr gute Idee.

Bei mir hapert’s halt an der Erreichbarkeit – zuerst die U1, na das geht problemlos, aber dann! Der Reimannplatz ist für nicht Eingeweihte, die in irgendwelche Autobuslinien umsteigen wollen ein Buch mit sieben Siegeln. Ich musste ihn rundherum abgehen, bis ich mithilfe einer sehr netten Dame (Euroafrikanerin? Sagt man das so richtig) nachdem ich 65A, dann den 66A und den 7A angetroffen hatte, den Weg zum 68A gefunden hatte, er befindet sich „ums Eck“, und ist vom Platz aus nicht einsichtig. Pfeile wären dort wirklich eine Hilfe, bei den Ausgängen der UBahn. Ich war bei dieser langen Suche recht frustriert und wollte mir schon beim Tichy dort ein Eis kaufen, wieder nach Hause fahren und auf den Kurpark Oberlaa verzichten.

Die Fahrt mit dem 68a war wirklich interessant für mich, wenn man mich dort irgend wo aussetzen würde, würde ich sicher nicht annehmen, mich in Wien zu befinden, soviel neue Wohnanlagen und Neubauten. Ich hatte vor, bei der Filmteichstraße auszusteigen, fuhr aber dann doch bis zum Haupteingang. Der Name der Straße kommt daher, dass das Areal um den Filmteich als Drehort von Monumentalfilmen der Stummfilmzeit gedient hatte. Tausende Statisten wurden aus den dicht besiedelten Wohngebieten Favoritens und Simmerings angeworben. Der 1920/21 gedrehte dreistündige Film „Sodom und Gomorrha“ und der 1924 hier entstandene Film „Die Sklavenkönigin“ waren die opulentesten Produktionen.

Vor der Ausrichtung der zweiten Gartenschau 1974 hatte das vernachlässigte ehemalige Ziegeleigelände am Südosthang des Laaer Bergs teilweise als Mistabladeplatz gedient, zum Teil war es Naturschutzgebiet gewesen. Die „Wiener Internationale Gartenschau 1974“ (WIG 74) wurde am 18. April 1974 eröffnet und schloss am 14. Oktober 1974 ihre Tore. Sie war mit 2,6 Millionen Besuchern ebenso wie ihre Vorgängerin im Donaupark ein beachtlicher Publikumserfolg. Das Presseecho war zum Teil allerdings äußerst kritisch. Der bekannte Bildhauer Fritz Wotruba stellte die aufwändige Gestaltung eines Grünraums in städtischer Randlage grundsätzlich in Frage. Die Gartenschau konnte nur durch großzügige Verbilligungsaktionen ihre Besucherzahl von 2,6 Millionen erreichen (anvisiert waren 3 Millionen). Bekannte Architekten wie Gustav Peichl und Roland Rainer hätten eine Durchgrünung der Innenstadt vorgezogen und kritisierten die 600 Million Schilling an Steuergeldern, die die Schau gekostet hatte, Rainer vermisste eine simple Fußballwiese. Führende Politiker widersprachen dieser Kritik: Bürgermeister Leopold Gratz vermerkte in seiner Eröffnungsrede, man werde nicht zulassen, dass im Stadtzentrum die Gärten wären und an der Peripherie nur die Mülldeponien.

Eine im Park verkehrende Einschienenbahn erwies sich als Fehlinvestition und musste nach einigen Jahren abgebaut werden, ein daran anschließender Vergnügungspark zeigte sich von Anfang an defizitär. Ende 1974 wurde das Areal der Gartenschau schließlich in eine öffentliche Parkanlage umgewandelt, die breiten Zuspruch erhält. Weitere internationale Gartenschauen wurden allerdings von Wien nicht ausgerichtet, und der Trend der Folgejahre ging eher weg vom pflege- (und kosten-) intensiven Schaugrün zur naturnahen Gestaltung, wie im Bereich Erholungsgebiet Wienerberg.

Und genau das macht diesen Park für mich so reizvoll, die naturnahe Gestaltung. Vor allem gibt es viel „Wasser“, diverse recht natürlich erhaltene Teiche, die man umrunden kann, aber auch einen so genannten barocken Brunnengarten, wo man zwischen plätscherndem Wasser verweilen kann. Der japanische Garten enthält sogar einen kleinen Wasserfall, und ist mit seiner unterschiedlichen Bepflasterung etwas mühsam zu begehen – aber er ist klein und blüht derzeit reichlich. Der Kurgarten ist eher barock ausgerichtet und hat zwei Teiche mit Springbrunnen.

Es gibt einige interessante große Plastiken, aber ein paar badende Nymphen sind meines Erachtens besonders hässlich geraten. Den Liebesgarten finde ich besonders kitschig, aber ich bin eher hineingestolpert. Sehr erfreulich finde ich die vielen Liegewiesen, die z.T. sogar mit einer Art Liegestühlen ausgestattet sind. Auch durch den Allergiegarten bin „gewandelt“. Vieles habe ich nicht wahrgenommen. 

Es waren verhältnismäßig wenig Leute dort, für die Größe des Areals (wenn ich das mit meinem Burggarten vergleiche). Besonders ist mir aufgefallen, dass wenig Kinder dort waren, obwohl es einen Kinderspielplatz und einen Streichelzoo gibt, eigentlich schade. Bevölkert ist der Park meist von Oldies und für diese stehen aus ausreichend Bänke zur Verfügung.

Der Park hat mir gefallen, aber aufgrund der Anreise werde ich mich nicht besonders oft dort einfinden.

Und es gibt dazwischen eine ganze Reihe von Themenparks,

Diesmal: Kurpark Oberlaa